"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
»GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II

                                                                                                          MARIE KAKINUMA

                                     SUMMARY

                                  In the present article, the second part of       tampered with Klee's works when they
                                  my     research   on   a   further    twenty     consisted of overlaid works or contained
                                  "separated" works outside the Klee family        works on both sides. For Klee research,
                                  estate will be discussed in detail,              the result of such interventions made by
                                  particularly with regard to provenance,          foreign hands is ironically very revealing
                                  and the process of separation will be            and provides clues for the reconstruction
                                  made precisely comprehensible. Like the          of the artist's working process not only in
                                  artist's son, Felix Klee, art dealers,           the individual cases, but in a broader
                                  private collectors or museums also               perspective.

                                   E
                                           inleitung                               Arbeiten auf der Vorderseite, und sie
                                           In der letzten Nummer der Zwit-         können nicht ohne Weiteres als verwor-
                                           scher-Maschine konnte erstmals          fen und/oder versteckt eingestuft wer-
                                   der Versuch unternommen werden, ei-             den.«2 Im ersten Teil meiner Recherchen
                                   nen Überblick über das Phänomen der             wurden zwanzig »getrennte« Werke, die
                                   vierzig »gespaltenen« Werke im Œuvre            sich im Familienbesitz Klee befanden/
                                                             1
                                   von Paul Klee zu geben. Es ging darum,          befinden, näher analysiert. Mit dieser
                                   die zugehörigen technischen Angaben             Untersuchung lässt sich festhalten, dass
                                   im Catalogue raisonné Paul Klee zu revi-        der Sohn des Künstlers, Felix Klee
                                   dieren und die leicht verwirrende Termi-        (1907–1990), zwischen 1961 und 1967
                                   nologie »gespalten« durch die neutrale          den Restaurator Max Ludwig in Basel
                                   Formulierung »getrennt« in der Daten-           damit beauftragte, die oben genannten
                                   bank des Zentrum Paul Klee zu erset-            übereinanderliegenden Bilder (Typ 1)
                                   zen. Dabei lassen sich die »getrennten«         und beidseitig bearbeiteten Bilder (Typ 2)
                                   Werke in zwei Typen unterscheiden: Bei          voneinander trennen zu lassen. Zwei
                                   Typ 1 handelt es sich um direkt überein-        Beispiele gehören zu den Ersteren, d. h.
                                   anderliegende Bilder, d. h. unter den in        nach der Trennung entstandenen vier
                                   Klees eigenem handschriftlichen Œu-             Werken, acht Beispiele zu den Letzteren,
                                   vrekatalog registrierten Werken ver-            d. h. nach der Trennung entstandenen
                                   steckt sich bisweilen ein zweites Bild.         sechzehn Werken. Es gibt also insge-
                                   Diese Bilder wurden erst im Rahmen von          samt zwanzig »getrennte« Werke im Fa-
                                   Restaurierungen gefunden und durch              milienbesitz Klee. Für diese konnte auf-
                                   eine Trennung frei gelegt. Bei Typ 2 han-       gezeigt werden, wie engagiert Felix Klee
                                   delt es sich um beidseitig bearbeitete          Werke seines Vaters in der Nachkriegs-
                                   Bilder bzw. Recto/Verso-Bilder. Verso-          zeit einem breiten, internationalen Pu-
                                   Bilder waren mehrheitlich von Anfang an         blikum im Sinne einer Wiedergutma-
                                   sichtbar und »dienten keineswegs nur            chung bekannt gemacht hat, und dazu
                                   als Rückwand oder Verstärkung für die           wollte er möglichst viele Werke in der

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Öffentlichkeit zeigen. Darin bestand ver-           Mädchen, von vorne gesehen), um 1909
                                  mutlich der Beweggrund, für den an sich             (ABB. 5, ABB. 6); um sieben über Dächern,
                                  zerstörerischen Akt der Trennung der                1930, 211 und Ohne Titel (ABB. 7, ABB. 8);
                                  doppelten        Bildträger.     Festzuhalten       Stilleben mit der Taube, 1931, 151 und
                                  bleibt auch, dass »von den zwanzig ge-              Ohne Titel (ABB. 9, ABB. 10); Frauenmas-
                                  trennten Werken, die nach Felix Klees               ke, 1933, 482 und Ohne Titel (ABB. 11,
                                  Tod bis vor kurzem in der Familie geblie-           ABB. 12); Sumpflegende, 1919, 163 und
                                  ben sind, mit wenigen Ausnahmen keine               Ohne Titel (ABB. 13, ABB. 14); Reconstruc-
                                                                                  3
                                  unterschiedlichen Standorte gefunden«               tion, 1926, 190 und Ohne Titel (ABB. 15,
                                  wurden.                                             ABB. 16); Tänzer (auf gelb), 1930, 204 und
                                                                                      Ohne Titel (ABB. 17, ABB. 18); sowie vier-
                                  AUSSERHALB DES FAMILIENBESITZES                     teiliger Palast, 1933, 355 und Ohne Titel
                                  KLEE                                                (ABB. 19, ABB. 20). Die 18 zusätzlichen
                                  Im vorliegenden Beitrag wird der zweite             Einzelwerke von Klee stammen aus dem
                                  Teil meiner Recherchen zu weiteren                  Zeitraum der Weimarer Republik, in dem
                                  zwanzig »getrennten« Werken ausser-                 Klee als Professor am Bauhaus in Wei-
                                  halb des Familienbesitzes Klee insbe-               mar und Dessau und an der Düsseldorfer
                                  sondere im Hinblick auf die Provenien-              Akademie lehrte, und sie werden allge-
                                  zen im Einzelnen erörtert und der Vor-              mein als Meisterwerke des Künstlers ge-
                                  gang der Trennung soll präzis nachvoll-             schätzt und dementsprechend hoch ta-
                                  ziehbar gemacht werden. Daraus wer-                 xiert. Kunsthändler oder Privatsammler
                                  den sich wiederum entsprechende Revi-               konnten folglich gleich zwei Werke an-
                                  sionen der Provenienzangaben im Cata-               statt nur einem verkaufen (Typ 2b, wie
                                  logue raisonné Paul Klee ergeben. Wie im            weiter unten genauer beschrieben).
                                  letzten Beitrag sind auch hier separate
                                  Provenienzen zu den getrennten Werken
                                  aufgelistet, d. h. die Provenienzen zu den
                                  versteckten (Typ 1) bzw. rückseitigen Bil-
                                  dern (Typ 2) werden erst für den Zeit-
                                  raum nach der Trennung angegeben.
                                  Wie Felix Klee unternahmen auch
                                  Kunsthändler, Privatsammler oder Mu-
                                  seen Eingriffe in Klees Werke, wenn es
                                  sich um übereinanderliegende oder
                                  beidseitig bearbeitete handelte. Zu-
                                  nächst wird ein komplexes Beispiel mit
                                  dem Werk Urnenstätte der Familie Och-
                                  senfrosch, 1922, 182 und Ohne Titel (ABB.
                                  1, ABB. 2) gezeigt. Die beiden Bilder sind
                                  im Catalogue raisonné Paul Klee mit der
                                  Angabe »ursprünglich zusammen mit«
                                  bezeichnet. Es ist anzunehmen, dass sie
                                  getrennt worden sind.4
                                         Zu Typ 1 gehören folgende zwei Werke:
                                  Eingezäuntes, 1928, 74 und Ohne Titel
                                  (ABB. 3, ABB. 4); zu Typ 2 zählen folgende
                                  sechzehn Werke: Ohne Titel (Blumenstö-
                                  cke), um 1904 und Ohne Titel (Sitzendes

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Abb. 1                                                             Abb. 2
         Paul Klee                                                          Um 90 Grad gedreht:
         Urnenstätte der Familie Ochsenfrosch, 1922, 182                    Paul Klee
         Ölfarbe auf Gewebe auf Karton, 39,1 x 48,6 cm, Museum of Art,      Ohne Titel, 1919/1920
         Rhode Island School of Design, Providence, Anonymous gift in       Ölfarbe auf Karton, 39,1 x 48,6 cm, Museum of Art,
         memory of William Warren Orswell                                   Rhode Island School of Design, Providence,
         © Museum of Art, Rhode Island School of Design, Providence         Anonymous gift in memory of William Warren
                                                                            Orswell
                                                                            © Museum of Art, Rhode Island School of Design,
                                                                            Providence

Abb. 3                                                                     Abb. 4
Paul Klee                                                                  Paul Klee
Eingezäuntes, 1928, 74                                                     Ohne Titel, 1926
Ölfarbe auf Papier auf Gips auf Karton; originale Rahmenleisten,           Ölfarbe auf Karton, 21,6 x 28,3 cm, Museum Sammlung Rosengart, Luzern
22,4 x 28,4 cm, Museum Sammlung Rosengart, Luzern                          © Sammlung Rosengart, Luzern
© Sammlung Rosengart, Luzern

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Abb. 5                                                    Abb. 6
                 Paul Klee                                                 Paul Klee
                 Ohne Titel (Blumenstöcke), um 1904                        Ohne Titel (Sitzendes Mädchen, von vorne gesehen), um
                 Ölfarbe auf Grundierung auf Leinwand auf Karton,          1909
                 44,2 x 32,6/33,4 cm, Zentrum Paul Klee, Bern              Ölfarbe auf Leinwand auf Karton, 44 x 34 cm, Zentrum
                 © Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv                     Paul Klee, Bern
                                                                           © Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

   Abb. 7                                                                 Abb. 8
   Paul Klee                                                              Um 90 Grad gedreht:
   um sieben über Dächern, 1930, 211                                      Paul Klee
   Aquarell auf Baumwolle auf Holz; originale Rahmenleisten,              Ohne Titel
   53 x 51 cm, The Henie-Onstad Art Centre, Høvikodden                    Ölfarbe auf Holz, 51 x 53 cm, The Henie-Onstad Art Centre, Høvikodden
   © Henie Onstad collection, Henie Onstad Kunstsenter. Foto: Øystein     © Henie Onstad collection, Henie Onstad Kunstsenter. Foto: Øystein
   Thorvaldsen                                                            Thorvaldsen

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Abb. 9                                                                       Abb. 10
Paul Klee                                                                    Paul Klee
Stilleben mit der Taube, 1931, 151                                           Ohne Titel
Öl- und Wachsfarbe auf Karton; originale Rahmenleisten, 54,5 x 69,5 cm,      Wachsfarbe auf Karton, 54,6 x 69,5 cm, Columbus Museum of Art, Ohio,
Columbus Museum of Art, Ohio, Gift of Howard D. and Babette L. Sirak, the    Gift of Howard D. and Babette L. Sirak, the Donors to the Campaign for
Donors to the Campaign for Enduring Excellence, and the Derby Fund           Enduring Excellence, and the Derby Fund
© Columbus Museum of Art                                                     © Columbus Museum of Art

        Abb. 11                                                      Abb. 12
        Paul Klee                                                    Um 90 Grad gedreht:
        Frauenmaske, 1933, 482                                       Paul Klee
        Ölfarbe auf Grundierung auf Leinwand, 56 x 46 cm,            Ohne Titel
        Privatbesitz, USA                                            Ölfarbe auf Leinwand, 46 x 56 cm, Privatbesitz, USA
        Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv                Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Abb. 13                                                               Abb. 14
      Paul Klee                                                             Paul Klee
      Sumpflegende, 1919, 163                                               Ohne Titel
      Ölfarbe und Feder auf Karton, 47 x 40,8 cm, Städtische Galerie im     Ölfarbe auf Leinwand, 47 x 40,5 cm, Standort unbekannt
      Lenbachhaus und Kunstbau München und Gabriele Münter- und             Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv
      Johannes Eichner-Stiftung, München, Vergleich 2017 mit den
      Erb*innen der früheren Eigentümerin Sophie Lissitzky-Küppers,
      mit grosszügiger finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der
      Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung
      © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

 Abb. 15                                                                   Abb. 16
 Paul Klee                                                                 Paul Klee
 Reconstruction, 1926, 190                                                 Ohne Titel
 Ölfarbe auf Grundierung auf Nesseltuch auf Karton, 36,3 x 39,3 cm,        Aquarell und Gouache auf Holz, 35 x 38 cm, Kode-Art Museums of Bergen,
 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf                             Stenersen Collection
 © Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf                           © Kode-Art Museums of Bergen,

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Abb. 17                                                            Abb. 18
       Paul Klee                                                          Paul Klee
       Tänzer (auf gelb), 1930, 204                                       Ohne Titel
       Aquarell auf Baumwolle auf Holz, 44 x 38 cm, Standort unbekannt    Ölfarbe und Feder auf Holz, 43,8 x 38,1 cm, Los Angeles County
       Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv                      Museum of Art, gift of the Robert Gore Rifkind Collection and
                                                                          purchased with funds provided by the William Preston Harrison
                                                                          Collection
                                                                          © Museum Associates / LACMA

                  Abb. 19                                                 Abb. 20
                  Paul Klee                                               Um 90 Grad gedreht:
                  vierteiliger Palast, 1933, 355                          Paul Klee
                  Aquarell und Feder auf Grundierung auf Leinwand,        Ohne Titel
                  90,5 x 68 cm, Staatsgalerie Stuttgart, erworben mit     Ölfarbe auf Leinwand, 67,5 x 90,5 cm, Kunstmuseum Basel, Schenkung
                  Lotto-Mitteln 1970                                      der Christoph Merian Stiftung aus dem Legat Frank und Alma Probst
                  © Staatsgalerie Stuttgart                               2019
                                                                          © Christoph Merian Stiftung, Basel

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Abb. 1
Paul Klee
Urnenstätte der Familie Ochsenfrosch, 1922,
182
Ölfarbe auf Gewebe auf Karton, 39,1 x 48,6
cm, Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Providence, Anonymous gift in
memory of William Warren Orswell
© Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Providence

Abb. 2
Um 90 Grad gedreht:
Paul Klee
Ohne Titel, 1919/1920
Ölfarbe auf Karton, 39,1 x 48,6 cm, Museum
of Art, Rhode Island School of Design,
Providence, Anonymous gift in memory of
                                                1. Beispiel (ABB. 1, ABB. 2)                    November 1966 ist zu entnehmen, dass
William Warren Orswell                          Provenienz zu Urnenstätte der Familie           Urnenstätte der Familie Ochsenfrosch,
© Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Providence
                                                Ochsenfrosch, 1922, 182                         1922, 182, an John Washeba, der als Pa-
                                                1922–1940 Paul Klee, Weimar/Dessau/             pierrestaurator bis 1961 im Fogg Art Mu-
                                                Düsseldorf/Bern                                 seum in Cambridge arbeitete und in der
                                                1927–1927 Galerie Alfred Flechtheim,            Umgebung von Boston lebte, bereits ein
                                                                          5
                                                Berlin; in Kommission                           Jahr zuvor (1965) geschickt worden war,
                                                1927–1933 Galerie Neue Kunst Fides              da das Pigment auf Karton begonnen
                                                (Rudolf Probst), Dresden; in Kommissi-          hatte, Blasen zu bilden. Im Rahmen die-
                                                       6
                                                on                                              ser Restaurierungsmassnahmen ent-
                                                1933–1938 Galerie Simon (Daniel-Henry           deckte Washeba, dass vor Urnenstätte
                                                Kahnweiler), Paris; in Kommission7              der Familie Ochsenfrosch ein anderes Ge-
                                                1938–o. D. Nierendorf Gallery, New              mälde auf den Karton gemalt worden
                                                                      8
                                                York; in Kommission                             war. Die Pigmente der beiden Gemälde
                                                o. D.–1946 Lois Dailey Orswell, Narran-         waren durch ein Gewebe getrennt, das
                                                gansett, Rhode Island                           Klee vor Beginn des zweiten Gemäldes
                                                Standort Museum of Art, Rhode Island            auf die Oberfläche aufgezogen hatte.9
                                                School of Design, Providence, Anony-            Laut der Pressemitteilung war das Ablö-
                                                mous gift in memory of William Warren           sen vom Karton so diffizil, dass nur noch
                                                Orswell (seit 1946)                             zwei Schichten Farbpigmente und das
                                                                                                Gewebe übrig blieben. So ergaben sich
                                                Provenienz zu Ohne Titel                        zwei Bilder Urnenstätte der Familie Och-
                                                1919/20–1966 Das Werk war als solches           senfrosch auf der einen Seite und auf der
                                                vorhanden, aber noch nicht entdeckt.            anderen »Selbstporträt als Kanarie-Ma-
                                                1966 vom Unterlagekarton abgelöst               gier«.10 In der Pressemitteilung wurde
                                                durch John Washeba, in der Umgebung             anhand eines motivischen Vergleichs
                                                von Boston                                      auch gemutmasst, die stehende Figur
                                                Standort Museum of Art, Rhode Island            sei derjenigen auf dem Bild Der Kanari-
                                                School of Design, Providence, Anony-            magier, 1920, 24 (ABB. 21) und dem be-
                                                mous gift in memory of William Warren           kannten Selbstporträt, Versunkenheit,
                                                Orswell                                         1919, 75 ähnlich; in der Folge hat das
                                                                                                Museum das Werk eigenmächtig mit
                                                Einer Pressemitteilung über die Entde-          dem provisorischen Titel »Selbstporträt
                                                ckung des versteckten Bildes vom 13.            als Kanari-Magier« versehen und es in

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"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Abb. 21                                                                                            gehend zerstörten Eindruck.12
Paul Klee
Der Kanari-magier, 1920, 24                                                                           Angesichts des aktuellen Zustandes
Ölfarbe auf Karton, 50 x 40 cm, Standort                                                           (ABB. 22, ABB. 23) lässt sich jedoch fest-
unbekannt
Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern,                                                             stellen, dass sich die beiden Bilder auf
Archiv                                                                                             demselben Bildträger befinden. Deshalb
                                                                                                   stellt sich die Frage, wie der Restaurati-
                                                                                                   onsprozess von John Washeba verlaufen
                                                                                                   ist. Der Prozess wurde nicht präzise in
                                                                                                   der Pressemitteilung beschrieben, so-
                                                                                                   dass er zur Verwirrung führte, auf der
                                                                                                   sich die bisherigen Werkkommentare
                                                                                                   durch das Museum stützten. Es dürfte
                                                                                                   sich hierbei um eine Recto/Verso-Gestal-
                                                                                                   tung handeln und die Werke wurden nicht
                                                                                                   voneinander getrennt sondern Urnenstät-
                                                                                                   te der Familie Ochsenfrosch wurde vom
                                               die Zeit um 1919/20 datiert. Anknüpfend             Unterlagekarton abgelöst. Conor Moy-
                                               an die erwähnte Pressemitteilung er-                nihan, Assistenzkurator im Museum of
                                               folgten weitere offizielle Werkkommen-              Art, Rhode Island School of Design teilt
                                                                             11
                                               tare durch das Museum.                              meine Meinung, »Ich glaube, das Werk
                                                      1999 hat Lora Urbanelli, Kuratorin am        war ursprünglich auf etwas montiert, das
                                               Museum of Art, Rhode Island School of               das Gemälde auf der Rückseite verbarg.
                                               Design, die vom Restaurator vorgenom-               Bei der Restaurierung muss diese Mon-
                                               menen Eingriffe an Urnenstätte der Fami-            tierung entfernt worden sein.«13
                                               lie Ochsenfrosch und Ohne Titel ausdrück-
                                               lich bedauert: Die beiden Bilder befänden           TYP 1
                                               sich in einem äusserst fragilen Zustand,            In einem Fall lässt sich mit Sicherheit
                                               sie seien zwischen zwei Glasscheiben                feststellen, dass im Rahmen von Restau-
                                               eingeklemmt, seien praktisch durchsich-             rierungsmassnahmen ein verstecktes
                                               tig, wenn man sie gegen das Licht hält,             Bild unter einem von Klee registrierten
                                               und Ohne Titel hinterlasse einen völlig ge-         Werk entdeckt wurde.
                                               flickten, überarbeiteten (inpainting), weit-

Abb. 22
Aufnahme des aktuellen Zustandes von
Paul Klee, Urnenstätte der Familie
Ochsenfrosch, 1922, 182
© Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Providence

Abb. 23
Aufnahme des aktuellen Zustandes von
Paul Klee, Ohne Titel, 1919/20
© Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Providence

ZWITSCHER-MASCHINE.ORG                NO. 11 / 2022             KAKINUMA / »GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II                          37
"GESPALTENE" WERKE BEI PAUL KLEE II - Zenodo
Abb. 3
Paul Klee
Eingezäuntes, 1928, 74
Ölfarbe auf Papier auf Gips auf Karton;
originale Rahmenleisten, 22,4 x 28,4 cm,
Museum Sammlung Rosengart, Luzern
© Sammlung Rosengart, Luzern

Abb. 4
Paul Klee
Ohne Titel, 1926
Ölfarbe auf Karton, 21,6 x 28,3 cm, Museum
Sammlung Rosengart, Luzern
© Sammlung Rosengart, Luzern

                                               2. Beispiel (ABB. 3, ABB. 4)                      den 1950er oder frühen 60er Jahren be-
                                                                                         14
                                               Provenienz zu Eingezäuntes, 1928, 74              gann sich das mit Oelfarben [sic] bemal-
                                               1928–1940 Paul Klee, Weimar/Dessau/               te Papier etwas zu wellen und die rosa
                                               Düsseldorf/Bern                                   bemalte Gipsschicht, in die es eingebet-
                                               1928–1928 Galerie Alfred Flechtheim,              tet war, kleine Risse zu bekommen. Wir
                                                                        15
                                               Berlin; in Kommission                             brachten es daher dem Restaurator des
                                               1928–1933 Galerie Alex Vömel, Düssel-             Basler Kunstmuseums. […] ›Ihr Klee hat
                                               dorf; in Kommission16                             Junge bekommen.‹!! Als der Restaurator
                                               1934–1935 The Mayor Gallery, London;              die Schichten vorsichtig abtrug, um sie
                                                                17
                                               in Kommission                                     neu zu fixieren, kam auf einmal ein Kar-
                                               1940–1946 Lily Klee, Bern                         ton mit praktisch intakter Malerei, den
                                               1946–1948 Klee-Gesellschaft, Bern                 Klee als Unterlage benutzt hatte, zum
                                               1948–1985 Sammlung Siegfried Rosen-               Vorschein, sowie auf der Rückseite des
                                               gart, Luzern                                      bemalten Papiers eine kleine Feder-
                                               1985–1992 Sammlung Angela Rosen-                  Skizze. Der Restaurator ersetzte den be-
                                               gart, Luzern                                      malten Karton durch einen neuen – und
                                               1992–2002 Stiftung Rosengart, Luzern              wir bekamen also zwei Klees statt einem
                                               Standort Museum Sammlung Rosen-                   zurück!«19 Wie Max Ludwig beim Gemäl-
                                               gart, Luzern (seit 2002)                          de Springer, 1930, 183, ein zusätzliches
                                                                                                 gewann,20 so hatte der Chef-Restaurator
                                               Provenienz zu Ohne Titel                          im Kunstmuseum Basel »wie eine Heb-
                                                      18
                                               1926 –o. D. Das Werk war als solches              amme ein neues Leben in die Welt ge-
                                               vorhanden, aber noch nicht abgetrennt.            bracht«. In diesem organologischen Sinn
                                               In den frühen 1960er Jahren getrennt              jedenfalls berichtete er Angela Rosen-
                                               durch einen Chef-Restaurator im Kunst-            gart voll Freude und Überraschung, »Ihr
                                               museum Basel                                      Klee hat Junge bekommen.« Es ist auch
                                               o. D.–1985 Sammlung Siegfried Rosen-              bemerkenswert, dass Klee auf der Rück-
                                               gart, Luzern                                      seite von Eingezäuntes, 1928, 74, eine
                                               1985–1992 Sammlung Angela Rosen-                  Skizze mit Feder ausgeführt hatte, d. h.
                                               gart, Luzern                                      dass in diesem Fall gleich drei Werke in
                                               1992–2002 Stiftung Rosengart, Luzern              ein Bildobjekt mehrschichtig eingebettet
                                               Standort Museum Sammlung Rosen-                   waren. Damit wird beispielhaft deutlich,
                                               gart, Luzern (seit 2002)                          dass Klees Schaffen von einer experi-
                                                                                                 mentellen Verwendung verschiedenar-
                                               Angela Rosengart hat den Vorgang der              tigster Materialien geprägt ist, die vor
                                               Restaurierungsarbeit und die Entde-               ihm in der bildnerischen Gestaltung
                                               ckung des zweiten Werkes folgender-               kaum verwendet worden sind. Die dar-
                                               massen beschrieben: »Irgendwann in                aus gewonnenen Kenntnisse befähigten

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ihn, seine Gemälde und farbigen Blätter           handschriftlichen Œuvrekatalog nicht
                                                durch eine Kombination verschiedener              registriert sind, werden hier ausnahms-
                                                Bildgründe und/oder Bildträger (Gaze,             weise die Provenienzen zu beiden voll-
                                                Gips, Papier, Leinwand, Jute und ande-            ständig angegeben.
                                                res mehr) und durch das Übereinander-             1904–1921 Hans und Ida Klee-Frick,
                                                legen mehrerer Malschichten (Bleistift,           Bern
                                                Tinte, Tusche, Kreide, Gouache, Aqua-             1921–1940 Hans Klee, Bern
                                                rell, Ölfarbe, Kleisterfarbe, Wachsfar-           1940–o. D. Mathilde Klee, Bern
                                                ben) komplex aufzubauen. Dabei bezog              Frühestens 1947–spätestens 1950 Klee-
                                                er die Haltbarkeit des Materials sowie            Gesellschaft, Bern
                                                den Zerfallsprozess in den künstleri-             Frühestens 1947/spätestens 1950–2004
                                                schen Schaffensprozess mit ein. Es ist            Paul-Klee-Stiftung im Kunstmuseum
                                                wohl möglich, dass Klee im Werk Einge-            Bern
                                                zäuntes damit gerechnet hat, dass das             1972 getrennt durch Herold Julius Ho-
                                                unter dem Karton liegende zweite Werk             wald, Bern
                                                und die Feder-Skizze auf dessen Rück-             Seit 2005 Zentrum Paul Klee, Bern
                                                seite irgendwann zum Vorschein kom-
                                                men würden.                                       Provenienz zu Ohne Titel (Sitzendes Mäd-
                                                                                                  chen, von vorne gesehen), um 1909
                                                TYP 2 A                                           1909–1921 Hans und Ida Klee-Frick,
                                                Unter den beidseitig bearbeiteten Wer-            Bern
                                                ken befinden sich die folgenden getrenn-          1921–1940 Hans Klee, Bern
                                                ten Bilder am gleichen Standort, d. h. die        1940–o. D. Mathilde Klee, Bern
                                                Trennung fand erst statt, nachdem die             Frühestens 1947–spätestens1950 Klee-
                                                Werke in die Sammlung der Museen, der             Gesellschaft, Bern
                                                Galerien oder der Privatsammler ge-               Frühestens 1947/spätestens 1950–2004
                                                langt waren.                                      Paul-Klee-Stiftung im Kunstmuseum,
                                                                                                  Bern
                                                3. Beispiel (ABB. 5, ABB. 6)                      1972 getrennt durch Herold Julius Ho-
                                                Provenienz zu Ohne Titel (Blumenstöcke),          wald, Bern
                                                          21
                                                um 1904                                           Seit 2005 Zentrum Paul Klee, Bern
                                                Da die beiden Werke in Klees eigenem
Abb. 5
Paul Klee
Ohne Titel (Blumenstöcke), um 1904
Ölfarbe auf Grundierung auf Leinwand auf
Karton, 44,2 x 32,6/33,4 cm, Zentrum Paul
Klee, Bern
© Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

Abb. 6
Paul Klee
Ohne Titel (Sitzendes Mädchen, von vorne
gesehen), um 1909
Ölfarbe auf Leinwand auf Karton,
44 x 34 cm, Zentrum Paul Klee, Bern
© Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

ZWITSCHER-MASCHINE.ORG                 NO. 11 / 2022           KAKINUMA / »GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II                          39
Klee malte um 1904 ein Gartenstillleben         el-Henry Kahnweiler), Paris26
                                               mit Ölfarbe auf Leinwand und zog das            1957–1963 Sonja Henie and Niels On-
                                               Gemälde auf einen Karton auf. Rund fünf         stad, New York/Oslo
                                               Jahre später malte er eine Mädchendar-          1963–1968 Collection of Sonja Henie
                                               stellung ebenfalls mit Ölfarbe auf Lein-        and Niels Onstad Foundation, Oslo27
                                               wand, zog aber nun auf der Rückseite            Standort Henie Onstad Kunstsenter,
                                               des Kartons das zweite Gemälde auf.             Høvikodden (seit 1968)
                                               Diese Wiederverwendung eines Kartons
                                               als Bildträger für zwei Werke wurde             Provenienz zu Ohne Titel
                                               1972 im Rahmen einer Restaurierung im           1930–spätestens November 1960 Das
                                               Kunstmuseum Bern rückgängig ge-                 Werk war als solches vorhanden, aber
                                               macht: Das Gemälde Ohne Titel (Sitzen-          noch nicht abgetrennt.
                                               des Mädchen, von vorne gesehen) wurde           Vermutlich spätestens November 1960
                                               vom Karton abgelöst und neu auf einen           getrennt durch einen Restaurator
                                               eigenen Karton aufgezogen. Solche Ein-          Spätestens November 1960–1963 Sonja
                                               griffe waren seinerzeit bei beidseitig ge-      Henie und Niels Onstad, New York/Oslo
                                               stalteten Bildern bzw. bei einer beidsei-       1963–1968 Collection of Sonja Henie and
                                               tigen Verwendung eines Kartons gera-            Niels Onstad Foundation, Oslo
                                               dezu in Mode, um die rückseitigen Be-           Standort Henie Onstad Kunstsenter,
                                                                                22
                                               malungen sichtbar zu machen.                    Høvikodden (seit 1968)
Abb. 7
Paul Klee
um sieben über Dächern, 1930, 211
Aquarell auf Baumwolle auf Holz; originale
Rahmenleisten, 53 x 51 cm, The Henie-
Onstad Art Centre, Høvikodden
© Henie Onstad collection, Henie Onstad
Kunstsenter. Foto: Øystein Thorvaldsen

Abb. 8
Um 90 Grad gedreht:
Paul Klee
Ohne Titel
Ölfarbe auf Holz, 51 x 53 cm, The Henie-
Onstad Art Centre, Høvikodden
© Henie Onstad collection, Henie Onstad
Kunstsenter. Foto: Øystein Thorvaldsen

                                               4. Beispiel (ABB. 7, ABB. 8)                    Im Werkverzeichnis des Buches Klee. La
                                               Provenienz zu um sieben über Dächern,           vie et l’œuvre von Gualtieri di San Lazzaro
                                               1930, 211                                       1957 ist die Louise Leiris Galerie, Paris,
                                               1930–1940 Paul Klee, Dessau/Düssel-             als Besitzer des Werks um sieben über
                                               dorf/Bern                                       Dächern angegeben.28 In der Ausstellung
                                               1930–o. D. Alfred Flechtheim, Berlin; in        European Masters of Our Time, die im Ok-
                                                           23
                                               Kommission                                      tober/November 1957 im Museum of
                                               o. D.–1934 Galerie Simon (Daniel-Henry          Fine Arts, Boston, stattfand, war das
                                               Kahnweiler), Paris; in Kommission24             Werk zu sehen, und im Katalog wie folgt
                                               o. D.–1934 Contempora Art Circle (P. L.         angegeben: »Lent by Mr. and Mrs. Niels
                                               Wiener / J. B. Neumann), New York; in           Onstad, New York«.29 Niels Onstad
                                               Kommission25                                    (1909–1978)    war    ein   norwegischer
                                               1940–1946 Lily Klee, Bern                       Schiffseigner und Kunstsammler. Im
                                               1946–1947 Klee-Gesellschaft, Bern               Jahr 1956 heiratete Niels Onstad Sonja
                                               1947–1957 Galerie Louise Leiris (Dani-          Henie     (1912–1969),   Eiskunstläuferin

ZWITSCHER-MASCHINE.ORG                NO. 11 / 2022         KAKINUMA / »GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II                           40
Abb. 9
Paul Klee
Stilleben mit der Taube, 1931, 151
Öl- und Wachsfarbe auf Karton; originale
Rahmenleisten, 54,5 x 69,5 cm, Columbus
Museum of Art, Ohio, Gift of Howard D. and
Babette L. Sirak, the Donors to the
Campaign for Enduring Excellence, and the
Derby Fund
© Columbus Museum of Art

Abb. 10
Paul Klee
Ohne Titel
Wachsfarbe auf Karton, 54,6 x 69,5 cm,
Columbus Museum of Art, Ohio, Gift of          (Olympiasiegerin) und Filmstar. Onstad,         zur Zeit von Sonja Henie und Niels On-
Howard D. and Babette L. Sirak, the Donors
to the Campaign for Enduring Excellence,
                                               dessen Mutter Malerin gewesen war,              stad belegen,32 aber im Hinblick auf die
and the Derby Fund                             hatte viele Kontakte in der norwegischen        oben genannten Ausstellungsgeschich-
© Columbus Museum of Art
                                               Kunstwelt, unter anderem zu Edvard              ten zum Verso-Bild liegt es nahe, dass
                                               Munch. Gemeinsam gründeten Onstad               das Ehepaar spätestens bis Anfang No-
                                               und Henie das Henie-Onstad-Kunstzen-            vember 1960 bei einem Restaurator den
                                               trum (Henie Onstad Kunstsenter) in              Auftrag gegeben haben dürfte, das beid-
                                               Høvikodden in Bærum südwestlich von             seitig gearbeitete Werk in zwei Hälften
                                               Oslo. Aus der Angabe im Katalog 1957            trennen zu lassen.
                                               lässt sich schliessen, dass das Ehepaar
                                               das Werk im Jahr 1957 von Kahnweiler            5. Beispiel (ABB. 9, ABB. 10)
                                               erworben hatte.                                 Provenienz zu Stilleben mit der Taube,
                                                                                               1931, 151
                                               Das Verso-Bild Ohne Titel war erstmals          1931–1940 Paul Klee, Dessau/Düssel-
                                               zusammen mit dem Recto-Bild um sie-             dorf/Bern
                                               ben über Dächern in der Wanderausstel-          1940–1946 Lily Klee, Bern
                                               lung Sonja Henies Niels Onstads samlin-         1946–1964 Rolf Bürgi, Belp33
                                               gen zu sehen, die vom November 1960             1964–1965 Galerie Beyeler, Basel34
                                               bis April 1961 in Oslo, Göteborg und            1965–1991 Howard D. und Babette L. Si-
                                               Stockholm stattfand.30 Das Verso-Bild ist       rak, Columbus35
                                               im Katalog sogar mit dem Titel »Im An-          Standort Columbus Museum of Art (seit
                                               fang war das Wort« versehen, der nicht          1991)36
                                               von Klee selbst stammt, sondern eigen-
                                               mächtig von einer dritten Person hinzu-         Provenienz zu Ohne Titel
                                               gefügt wurde. Das archaisch wirkende            1931–spätestens November 1966 Das
                                               Schriftbild auf der Verso-Seite dürfte an       Werk war als solches vorhanden, aber
                                               Uranfänge des Wortes erinnern, und in           noch nicht abgetrennt.
                                               diesem Zusammenhang wurde es in der             Spätestens November 1966 getrennt
                                               Einleitung   des   Ausstellungskatalogs         1966–1991 Howard D. und Babette L. Si-
                                               Schrift und Bild (die Ausstellung fand          rak, Columbus
                                               1963 im Amsterdam und Baden-Baden               Standort Columbus Museum of Art (seit
                                               statt) bedeutungsträchtig der bekann-           1991)
                                               testen    Kalligrafie ○     □ (die Sym-
                                               bole des Universums) von Sengai gegen-          Der Karteikarte zu Stilleben mit der Tau-
                                               übergestellt, und zwar wiederum unter           be, 1931, 151, in der Galerie Beyeler ist
                                               dem Titel »Im Anfang war das Wort«.31           eine Notiz beigelegt, auf der Folgendes
                                               Es liegen keine Quellen dafür vor, die die      vermerkt ist: »Auf der Rückseite: Kom-
                                               Trennung der Vorder- von der Rückseite          position, Skizze, Tempera«. Zum Verso-

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Abb. 11
Paul Klee
Frauenmaske, 1933, 482
Ölfarbe auf Grundierung auf Leinwand,
56 x 46 cm, Privatbesitz, USA
Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern,
Archiv

Abb. 12
Um 90 Grad gedreht:
Paul Klee
Ohne Titel
Ölfarbe auf Leinwand, 46 x 56 cm,
Privatbesitz, USA
Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern,
Archiv

                                              Bild liegt keine Karteikarte vor, nur ein            position« abgebildet, mit dem Hinweis
                                              Schwarzweiss-Foto, auf dessen Rück-                  »Formerly on back of ›Stillleben mit der
                                              seite vermerkt ist: »Rückseite von Klee              Taube‹, board now split.« Alles spricht
                                              ›Stilleben mit Taube‹«.37                            hier dafür, dass das Gemälde getrennt
                                                     Von Juni bis August 1965 wurde in der         wurde, als es sich im Eigentum von Ho-
                                              Ausstellung Klee. Spätwerke in der Gale-             ward D. und Babette L. Sirak befand und
                                              rie Beyeler, Basel, das Recto-Bild Stille-           das Ehepaar das Verhältnis von Recto-
                                              ben mit der Taube, 1931, 151 gezeigt und             und Verso-Bild bzw. die Zusammengehö-
                                              im Katalog auf die Beschriftung »Auf der             rigkeit der beiden erst in der repräsenta-
                                              Rückseite: Komposition, Skizze, Tempe-               tiven Ausstellung, in der ihre Sammlung
                                                                   38
                                              ra« hingewiesen , genau wie auf der Kar-             einem breiten Publikum bekannt ge-
                                              teikarte vermerkt. Relativ rasch nach                macht werden sollte, klarstellen wollte.
                                              dem Schluss der Ausstellung fand die Ga-
                                              lerie Beyeler einen Käufer für das Gemäl-            6. Beispiel (ABB. 11, ABB. 12)
                                              de Stilleben mit der Taube. Es wurde am              Provenienz zu Frauenmaske
                                              15. November 1965 von Howard D. (1922–               1933–1940 Paul Klee, Düsseldorf/Bern
                                              2015)       und    Babette     Lazarus      Sirak    1940–1946 Lily Klee, Bern
                                              (1922–2004) in Columbus gekauft.                     1933–1934 Alex Vömel, Dresden; in
                                                     Das Verso-Bild war erstmals im No-            Kommisssion41
                                              vember 1966 in der Ausstellung Klee,                 1934–1935 The Mayor Gallery, London;
                                              Kandinsky, Jawlensky. Works From the                 in Kommission42
                                              Bauhaus Period der School of Art Gallery,            1935–o. D. Galerie Simon (Daniel-Henry
                                              The Ohio State University, Columbus, zu              Kahnweiler), Paris; in Kommission43
                                              sehen und im Katalog »Composition« be-               1940–o. D. New Art Circle (J. B. Neu-
                                              titelt und bezüglich der Herkunft hiess es:          mann), New York; in Kommission44
                                              »Lent by anonymously«,39 d. h. Howard D.             1940–o. D. Nierendorf Gallery, New
                                              und Babette L. Sirak wollten zu diesem               York; in Kommission45
                                              Zeitpunkt als Besitzer des abgetrennten              Spätestens 1951–1968 Frederick C.
                                              Werks nicht namentlich erwähnt werden.               Schang, South Norwalk/New York46
                                              Das Verso-Bild mit dem Recto-Bild zu-                1968–1970 Saidenberg Gallery Inc., New
                                              sammen wurde 1968 in der Ausstellung                 York
                                              The Sirak Collection im J. B. Speed Art              Standort Privatbesitz, USA (seit 1970)
                                                                                 40
                                              Museum, Louisville, gezeigt. Im Katalog
                                              war das Verso-Bild mit dem Titel »Com-

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Abb. 13
Paul Klee
Sumpflegende, 1919, 163
Ölfarbe und Feder auf Karton, 47 x 40,8 cm,
Städtische Galerie im Lenbachhaus und
Kunstbau München und Gabriele Münter-
und Johannes Eichner-Stiftung, München,
Vergleich 2017 mit den Erb*innen der
früheren Eigentümerin Sophie Lissitzky-
Küppers, mit grosszügiger finanzieller
Unterstützung der Kulturstiftung der
Länder und der Ernst von Siemens
Kunststiftung
© Städtische Galerie im Lenbachhaus und
Kunstbau München

Abb. 14
Paul Klee
Ohne Titel
Ölfarbe auf Leinwand, 47 x 40,5 cm,
Standort unbekannt
Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern,         Provenienz zu Ohne Titel                        TYP 2 B
Archiv
                                               1933–1968/1970 Das Werk war als sol-            Im Gegensatz zu den getrennten Wer-
                                               ches vorhanden, aber noch nicht abge-           ken, die im Familienbesitz Klee geblie-
                                               trennt.                                         ben sind47 oder sich heute am gleichen
                                               1968–1970 getrennt bei der Saidenberg           Standort befinden (Beispiel 1–6), befin-
                                               Gallery Inc., New York                          den sich die folgenden Werke (Beispiel
                                               Standort Privatbesitz, USA (seit 1970)          7–10) an unterschiedlichen Standorten.

                                               Klee hat in seinem handschriftlichen            7. Beispiel (ABB. 13, ABB. 14)
                                               Œuvrekatalog die technische Angabe zu           Provenienz zu Sumpflegende, 1919, 163
                                               Frauenmaske wie folgt vermerkt: »Ölfar-         1919–1920 Paul Klee, München
                                               ben (Messerarbeit) / Leinwand auf Keil-         1920–1922 Paul Erich Küppers, Hanno-
                                               rahmen«. Daraus ergibt sich kein Hin-           ver48
                                               weis darauf, dass es eine rückseitige Be-       1922–1937 Sophie Lissitzky-Küppers,
                                               malung gab. Diese wurde erst nachträg-          Hannover49
                                               lich entdeckt und von der Leinwand ab-          1926–1937 Landesmuseum Hannover;
                                               gelöst. Dieses Verso-Bild wurde, soweit         Leihgabe von Sophie Lissitzky-Küppers,
                                               bekannt, nie in Ausstellungen gezeigt.          Hannover
                                               Im Bildarchiv des Zentrum Paul Klee fin-        1937–1941 Deutsches Reich/Reichsmi-
                                               det sich ein altes, farbiges Ektachrom          nisterium für Volksaufklärung und Pro-
                                               vom Verso-Bild, das in New York herge-          paganda, Berlin50
                                               stellt wurde, und das die Saidenberg            1941–o. D. Hildebrand Gurlitt, Düssel-
                                               Gallery später für die Bearbeitung des          dorf/Hamburg51
                                               Catalogue raisonné Paul Klee an die Paul-       o. D.–1962 Hans Peters52
                                               Klee-Stiftung lieferte. Es liegt daher          7.12.1962 Kunsthaus Lempertz, Köln,
                                               nahe, dass die Trennung von Vorder- und         Lot 382a
                                               Rückseite durch die Saidenberg Gallery          1962–1963 Galerie Beyeler, Basel53
                                               zwischen 1968 und 1970 vorgenommen              1963–1973 Josef Steegmann, Köln/Va-
                                               wurde. Es lässt sich jedoch nicht mehr          duz54
                                               feststellen, ob die Galerie beim Privatbe-      1973–1982 Galerie Rosengart, Luzern
                                               sitzer den doppelten Bildpreis verlangt         Standort Städtische Galerie im Len-
                                               hat.                                            bachhaus und Kunstbau München (seit
                                                                                               1982), Vergleich 2017 mit den Erb*innen
                                                                                               der früheren Eigentümerin Sophie

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Lissitzky- Küppers, mit grosszügiger fi-        so genannten »Quadratbilder« gehört,
                                  nanzieller Unterstützung der Kulturstif-        die Klee in einer entschieden geometri-
                                  tung der Länder und der Ernst von Sie-          schen Formensprache ausführte.
                                  mens Kunststiftung
                                                                                  Im Archiv der Galerie Beyeler wurde für
                                  Provenienz zu Ohne Titel                        die abgetrennte Rückseite eine eigene
                                  1919–1963 Das Werk war als solches              Karteikarte angelegt, wobei das Verso-
                                  vorhanden, aber noch nicht abgetrennt.          Bild mit Inv.-Nr. 3538 verzeichnet und
                                  Januar 1963 getrennt durch Max Ludwig           mit dem Titel Ohne Titel (Architektur in
                                  für die Galerie Beyeler                         Dämmerung) versehen wurde. Auf der
                                  1963–1963 Galerie Beyeler                       Karteikarte wird Folgendes vermerkt:
                                  1963–o. D. Galerie Tarica, Genf/Paris           »mit Nachlassbestg. von Felix Klee« und
                                  Standort unbekannt                              »Bestätigung v. Grohmann«. Auf der
                                                                                  Karteikarte wird als Ankaufsdatum der
                                  Das Ölgemälde Sumpflegende, 1919, 163           »23. Jan. 1963«, allerdings ohne Angabe
                                  befand sich von 1926 bis 1937 als Leih-         eines Vorbesitzers und als Verkaufsda-
                                  gabe   von   Sophie    Lissitzky-Küppers        tum der »17. Dez. 1963« an die Galerie
                                  (1891–1978), Hannover, im Landesmuse-           Tarica angegeben.56 Aus allen diesen In-
                                  um Hannover. Es wurde bekanntlich von           dizien lässt sich schliessen, dass das
                                  den Nationalsozialisten 1937 beschlag-          Gemälde in Auftrag von Ernst Beyeler
                                  nahmt und in der Wanderausstellung              durch einen Restaurator am 23. Januar
                                  Entartete Kunst mit weiteren sechzehn           1963 getrennt wurde, d. h. weniger als
                                  Werken des Künstlers an den Pranger             zwei Monate nachdem das Ölgemälde
                                  gestellt, begleitet von diffamierenden          am 7. Dezember 1962 in der Auktion im
                                  Kommentaren, welche die Bilder unter            Kunsthaus Lempertz in Köln erworben
                                  anderem als »Psychopathenkunst« ver-            worden war. Dabei hat Max Ludwig die
                                  unglimpften. Aufgrund dieses histori-           Trennung durchgeführt,57 der seit De-
                                  schen Hintergrunds und dem in der Öf-           zember 1961 im Auftrag von Felix Klee
                                  fentlichkeit erregten Aufsehen stellt das       solche Trennungen von Vorder- und
                                  Ölgemälde ein exemplarisches Beispiel           Rückseiten vornahm.58 Die Galerie Beye-
                                  dafür dar, wie hochkomplex die Proveni-         ler hat sicherlich von den Erfahrungen,
                                  enzklärung und der Restitutionsprozess          die Max Ludwig sich durch die Aufträge
                                  verlaufen sind. 2017 konnte dieser im           von Felix Klee aneignen konnte, profitie-
                                  gegenseitigen    Einvernehmen         abge-     ren können.
                                  schlossen werden. Dazu liegt eine sehr
                                  aufschlussreiche und detaillierte Publi-        Ernst Beyeler hat für März/April 1963
                                  kation vor, die Sarah Bock vorbildlich er-      erstmals eine umfangreiche Klee-Retro-
                                  arbeitet hat.55 Allerdings sind die Prove-      spektive mit 75 Werken konzipiert.59 In
                                  nienz der abgetrennten Rückseite des            diesem Kontext versuchte er möglichst
                                  Ölgemäldes und der Vorgang der Tren-            viele Klee-Werke zu präsentieren bzw.
                                  nung bis heute unberücksichtigt geblie-         zu verkaufen. Im Rahmen dieser Vorbe-
                                  ben. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte        reitungsarbeiten dürfte die Trennung
                                  sein, dass der Standort des Verso-Bildes        durchgeführt worden sein. Beyeler hat
                                  heute immer noch unbekannt ist. Nach            aus diesem Grund nicht nur Sumpflegen-
                                  der Trennung fand das Bild nur dreimal          de sondern auch vierteiliger Palast, 1933,
                                  den Weg in die Öffentlichkeit. Inzwischen       355 (vgl. 10. Beispiel) kurz vor dem Be-
                                  ist es in Vergessenheit geraten, obwohl         ginn der Ausstellung trennen lassen, so-
                                  es zu einem der frühesten Beispiele der         dass die Recto- und auch die Verso-Bil-

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der beider Werke in der Ausstellung zu             schauenden (also auch geistigen) Kon-
                                  sehen waren. Dazu hatte Ernst Beyeler              zentration. In einer Zeit, welche den soge-
                                  Felix Klee und Will Grohmann in den Vor-           nannten Verlust der Mitte wohl nicht zu-
                                  gang einbezogen. Felix Klee hat der Ga-            fällig hinnehmen mußte, wird es wichtig
                                  lerie Beyeler tatsächlich eine Expertise           sein, das, was ›Mitte‹ bilden kann, aus
                                  zu dem Verso-Bild ausgestellt, die auf             wirklicher Gespanntheit zu erfahren.«62
                                  den 2. März 1963 datiert ist. In »Erklä-              Die Bildbeschreibung u. a. zur Farbge-
                                  rung« ordnete Felix Klee das Verso-Bild            bung ist rückblickend umso aufschluss-
                                  in das Œuvre des Vaters ein, datierte das          reicher, da im Archiv des Zentrum Paul
                                  Entstehungsjahr des Werks auf 1919 und             Klee, nur eine schlechte farbige Kopie
                                  machte einen Titelvorschlag wie folgt:             des Verso-Bildes63 erhalten ist. Klee mal-
                                  »Das Bild ist aus der Reihe der Architek-          te die Farbenfelder auf die schwarze
                                  turbilder entstanden. Ich könnte mir also          Grundierung (im Werkkommentar als
                                  folgenden Titel denken: Architektur in             »Schiefertafel« bezeichnet) und liess
                                                   60
                                  Dämmerung.«           Wie aus seiner »Erklä-       durch die Kontrastierung die Farben
                                  rung« hervorgeht, hat Felix keinen Zwei-           leuchtender klingen. Soweit heute be-
                                  fel an der Bildqualität und dem Vollen-            kannt, gibt es nur vier beidseitig bearbei-
                                  dungsgrad geäussert. Mit diesem Titel-             tete Bilder, bei denen sich auf der Rücksei-
                                  vorschlag und der Nachlassbestätigung              te Quadratbilder oder Raumarchitekturen
                                  von Felix Klee wurde das Verso-Bild als            und auf der Vorderseite kosmische und
                                  echtes Klee-Werk im Ausstellungskata-              ruinenhafte Landschaften oder Motive
                                  log unter Kat.-Nr. 12 verzeichnet und wie          mit organischem Wachstum befinden.64
                                  unten kommentiert. In den technischen              Zu dieser kleinen, aber bedeutsamen
                                  Angaben findet sich aber kein Hinweis              Gruppe gehören das Ölgemälde Sumpfle-
                                  darauf, dass es sich eigentlich um die             gende und dessen Verso-Bild Ohne Titel.
                                  abgetrennte Rückseite des Gemäldes                 Dieses Vorgehen der Recto/Verso-Gestal-
                                                             61
                                  Sumpflegende handelt.                              tung dürfte die künstlerische Entwick-
                                  Der Werkkommentar stützt sich offen-               lung von Klee und seine Überlegungen in
                                  sichtlich auf den von Felix Klee eigen-            den Jahren 1919–1922 exemplarisch auf-
                                  mächtig bestimmten Titel »Architektur              zeigen, als Klee nach dem Ersten Welt-
                                  in Dämmerung«.                                     krieg wieder vermehrt Ölgemälde anfer-
                                         »Es wird nicht verwundern, wenn der         tigte. In diesem Zeitraum hat er den
                                  Maler der Übergänge auch Bilder in Däm-            Übergang vom Expressionismus zum
                                  merfarben malte, deren grüne, blaue und            Konstruktivismus vollgezogen,65 d. h. er
                                  rote [sic] Farbenklänge vielleicht im De-          setzte sich zeitgleich mit gegensätzlichen
                                  ckenlicht am schönsten ›läuten‹. Doch ist          Formsprachen und Themen auseinander,
                                  diese ›Architektur‹ je nur ›so-genannt‹.           zum einen in kosmischen und ruinenhaf-
                                  Sie will gar nicht erbaut sein. Gleich den         ten Darstellungen wie im Recto-Bild, zum
                                  Karrees unserer einstigen Schiefertafeln           anderen in geometrischen und konstruk-
                                  sind ihre Quader den rechten Positionen            tiven Darstellungen wie im Verso-Bild.
                                  auf der Spur. Das winzig verlockende rote          Diese bemerkenswerte Recto/Verso-Ge-
                                  Quadrätchen funkelt auf der Diagonalen             staltung beinhaltet die Gestaltung von Fi-
                                  von links oben nach rechts unten. Alle             guration und Abstraktion in einem Objekt.
                                  Schichten beziehen sich darauf. Manche                Umso bedauerlicher ist es, dass dieses
                                  waagrecht, andre senkrecht fallend. Obe-           besondere Verso-Bild »verschwunden«
                                  re Steine geraten ›in Neigung‹, untere             ist!
                                  zielen darauf. Viele bauen Stufen. Eine               Nachdem das Verso-Bild an die Gale-
                                  neu gewählt [sic] Stelle sammelt sich zur          rie Tarica verkauft worden ist, war es nur

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Abb. 15
Paul Klee
Reconstruction, 1926, 190
Ölfarbe auf Grundierung auf Nesseltuch auf
Karton, 36,3 x 39,3 cm, Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
© Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
Düsseldorf

Abb. 16
Paul Klee
Ohne Titel
Aquarell und Gouache auf Holz, 35 x 38 cm,
Kode-Art Museums of Bergen, Stenersen
Collection
© Kode-Art Museums of Bergen,

                                               zweimal in der Öffentlichkeit zu sehen,             vorhanden, aber noch nicht abgetrennt.
                                               1963 in der Galerie Tarica, Paris,66 und            1958–1958 G. David Thompson, Pitts-
                                               1973/74 in der Gissi Galleria dʼArte, Tu-           burgh
                                                      67
                                               rin , wie bereits oben erwähnt, ist der an-         1958 getrennt
                                               schliessende Standort bis heute unbe-               1958–1958 Galerie Berggruen & Cie, Pa-
                                               kannt.                                              ris76
                                                                                                   1958–1973 Rolf E. Stenersen, Oslo/Ber-
                                               8. Beispiel (ABB. 15, ABB. 16)                      gen77
                                               Provenienz zu Reconstruction, 1926, 190             Standort Kode-Art Museums of Bergen,
                                               1926–1940 Paul Klee, Dessau/Düssel-                 Stenersen Collection (seit 1973)
                                               dorf/Bern
                                               1928–1928 Galerie Neue Kunst Fides                  Wenn man die Provenienzen der beiden
                                               (Rudolf Probst), Dresden; in Kommissi-              Bilder vergleicht, lässt sich vermuten,
                                               on68                                                dass der Kunstsammler George David
                                               Februar 1928–Juni 1929 Galerie Alfred               Thompson (1899–1965) spätestens vor
                                                                                         69
                                               Flechtheim, Berlin; in Kommission                   dem Verkauf über die Galerie Berggruen
                                               Juni 1929–mindestens 1948 Alfred und                & Cie an Rolf E. Stenersen, Oslo/Bergen
                                               Margarete Tietz, Köln/Tel Aviv/New                  (1899–1978) – Stenersen war multitalen-
                                                           70
                                               York                                                tierter   Norweger:   Leichtathlet,   Ge-
                                               Frühstens 1946–mindestens 1948                      schäftsmann, Kunstsammler, Autor, Es-
                                               Thannhauser Gallery, Justin K. Thann-               sayist, Romancier, Dramatiker und Bio-
                                               hauser, München/Luzern/Paris/New                    graf – einen Restaurator beauftragt hat,
                                                                                              71
                                               York/Bern; vermutlich in Kommission                 das beidseitig vollkommen fertig ausge-
                                               Frühstens 1948–o. D. Elsa von Mendels-              führte Gemälde trennen zu lassen. Das
                                                                           72
                                               sohn Bartholdy, Berlin                              vorderseitige Bild wurde von der Sperr-
                                               Vermutlich 1950–o. D. Buchholz Gallery              holzplatte und dem Keilrahmen abgelöst
                                               (Curt Valentin), New York; Eigentum                 und neu auf eine Hartfaserplatte mon-
                                                                      73
                                               oder in Kommision                                   tiert. Die originalen Rahmenleisten sind
                                               1958–1960 G. David Thompson, Pitts-                 nicht mehr erhalten, aber das Verso-Bild
                                               burgh74                                             ist seit der Trennung auf dem originalen
                                                                                       75
                                               1960–1960 Galerie Beyeler, Basel                    Keilrahmen verblieben, auf dem es oben
                                               1960–1961 Land Nordrhein-Westfalen                  in der Mitte »1926 T null Reconstruction
                                               Standort Kunstsammlung Nordrhein-                   Klee« von Klee eigenhändig bezeichnet
                                               Westfalen, Düsseldorf (seit 1961)                   wurde. Diese Bezeichnung gehört zum
                                               Provenienz zu Ohne Titel                            Recto-, nicht zum Verso-Bild. Der Besit-
                                               1926–1958 Das Werk war als solches                  zer des Verso-Bildes, Rolf E. Stenersen

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und der heutige Standort Standort Kode-                   che des Gemäldes. Auf der Vorderseite
                                  Art Museums of Bergen haben diese ir-                     sind anorganische Prozesse der Zerstö-
                                  reführende Bezeichnung übernommen,                        rung und der Gestaltung der Struktur bei
                                  was bis vor kurzem zu einem grossen                       Tageslicht zu sehen, während auf der
                                  Missverständnis sowohl bezüglich der                      Rückseite organische Wachstumsprozes-
                                  Provenienz als auch der Ausstellungsge-                   se bei Dunkelheit dargestellt sind. Das
                                                              78
                                  schichte geführt hat.                                     Gemälde auf der Vorderseite ist somit das
                                         Das Recto-Bild Reconstruction ist 1960             inhaltliche Gegenstück zum Gemälde auf
                                  über die Galerie Beyeler in die Kunst-                    der Rückseite, und in diesem Sinne treten
                                  sammlung Nordrhein-Westfalen, Düssel-                     sie auf einer erweiterten Ebene in einen
                                  dorf, und das Verso-Bild Ohne Titel ist                   Dialog.85
                                  1958 über die Galerie Berggruen & Cie,
                                  Paris, in die Sammlung Rolf E. Stenersen,                 9. Beispiel (ABB. 17, ABB. 18)
                                  Oslo/Bergen,          gelangt.      Folglich        hat   Provenienz zu Tänzer (auf gelb), 1930,
                                  Thompson mit den Verkäufen einen dop-                     20486
                                  pelten Verdienst erzielen können. Das                     1930–o.D. Paul Klee, Dessau/Düssel-
                                  Verso-Bild wurde im Herbst 1958 erst-                     dorf/Bern
                                  mals in einer Ausstellung Paul Klee. I Rolf               1930–1934 Galerie Alfred Flechtheim,
                                  Stenersens samling im Konstsalongen                       Berlin; in Kommission87
                                  Samlaren, Stockholm, als »Reconstructi-                   1934 Galerie Simon (Daniel-Henry
                                  on« gezeigt und seitdem wurde es immer                    Kahnweiler), Paris; in Kommission88
                                  wieder unter diesem falschen Titel aus-                   1934–193589 Contempora Art Circle (P.
                                  gestellt: Im Herbst 1958 in Stockholm so-                 L. Wiener / J. B. Neumann), New York;
                                                        79                             80
                                  wie in Göteborg,           1962 in Amsterdam              in Kommission
                                                   81                            82
                                  sowie in Oslo , 1964 in Stockholm und                     193590–mindestens 193691 New Art
                                                             83
                                  1971 in Høvikodden . Sogar im Samm-                       Circle (J. B. Neumann), New York; in
                                  lungskatalog des Bergen Art Museum                        Kommission
                                           84
                                  2008, in dem Osamu Okuda die Recto/                       frühestens 1936–mindestens 193892 Ga-
                                  Verso-Gestaltung und die Missverständ-                    lerie Simon (Daniel-Henry Kahnweiler),
                                  nisse um den Titel darlegt hat, wurde der                 Paris; in Kommission
                                  Titel »Untitled (Reconstruction)« im Kata-                eventuell: frühestens 1938–höchstens
                                  log beibehalten.                                          1939 Nierendorf Gallery, New York
                                         In der Recto/Verso-Gestaltung findet               frühestens 1938/mindestens
                                  sich erneut das antithetisch konzipierte                  193993–194294 New Art Circle (J. B. Neu-
                                  Bildprogramm          wie        beim   Ölgemälde         mann), New York; möglicherweise in
                                  Sumpflegende und dessen Verso-Bild                        Kommission
                                  Ohne Titel wieder.                                        o. D.–o. D. Victor Collection, Pleasant-
                                         Das Ölgemälde Rekonstruktion stellt                ville, New York95
                                  ruinenartige, archaische Tempelanlagen                    o. D.–o. D. Abraham und Margit W. Cha-
                                  dar, wobei die Rückseite des Gemäldes                     nin, New York96
                                  die Darstellung eines Gartens zeigt. Hier                 o. D.–o. D. Staempfli Gallery, New York97
                                  stehen die Vorder- und Rückseite in ei-                   1960–1970 Morton D. May, Saint Louis
                                  nem inhaltlichen Verhältnis zueinander:                   1974–1974 Marlborough Gallery, New
                                  Der Garten ist von üppigem Gestrüpp                       York
                                  überwuchert, dessen Wuchs die künstlich                   1974 Privatbesitz
                                  auferlegte Ordnung des Menschen kon-
                                  terkariert. Der Pflanzenwuchs ist leben-                  Provenienz zu Ohne Titel
                                  dig und beherrscht fast die gesamte Flä-                  192998–1960 Das Werk war als solches

ZWITSCHER-MASCHINE.ORG   NO. 11 / 2022             KAKINUMA / »GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II                                  47
Abb. 17
Paul Klee
Tänzer (auf gelb), 1930, 204
Aquarell auf Baumwolle auf Holz,
44 x 38 cm, Standort unbekannt
Bildnachweis: Zentrum Paul Klee, Bern,
Archiv

Abb. 18
Paul Klee
Ohne Titel
Ölfarbe und Feder auf Holz, 43,8 x 38,1 cm,
Los Angeles County Museum of Art, gift of
the Robert Gore Rifkind Collection and
purchased with funds provided by the
William Preston Harrison Collection
© Museum Associates / LACMA

                                                vorhanden, aber noch nicht abgetrennt.              und dann das Recto-Bild aufgelistet. Dies
                                                                              99
                                                Spätestens 1960 getrennt                            könnte darauf zurückzuführen sein, dass
                                                1960–1970 Morton D. May, Saint Louis                erstens das Verso-Bild ein Jahr früher
                                                1974–1974 Marlborough Gallery, New                  als das Recto-Bild datiert worden ist,
                                                York                                                und zweitens das biomorphe und bunt-
                                                Mitte der 1970er Jahre bis 1978 Robert              farbige Verso-Bild , welches stilistisch
                                                Gore Rifkind Collection, Beverly Hills              dem Werk Im Lande Edelstein, 1929, 318
                                                Standort Los Angeles County Museum of               verwandt ist (vgl. ABB. 24), »expressio-
                                                Art, Gift of Robert Gore Rifkind Collection         nistisch« wirkt, während das »exakt geo-
                                                and purchased with funds provided by                metrische« Recto-Bild der Formenspra-
                                                the William Preston Harrison Collection             che Klees in der Dessauer Bauhauszeit
                                                (seit 1978)                                         entspricht. Insofern ist das Verso-Bild im
                                                                                                    Kontext der zunehmenden Wertschät-
                                                Das Recto-Bild Tänzer (auf gelb) und das            zung des deutschen Expressionismus in
                                                Verso-Bild Ohne Titel waren immer zu-               den USA gewürdigt worden.
                                                sammen in mehreren Ausstellungen                      Die Trennung der Vorder- und der
                                                                                     100
                                                zwischen 1960–1970 zu sehen,               solan-   Rückseite dürfte in Anbetracht der skiz-
                                                ge sich die beiden im Besitz von Morton             zierten Ausstellungsgeschichte spätes-
                                                D. May (1914–1983), Saint Louis, befan-             tens 1960 erfolgt sein. Morton D. May wird
                                                den. Er war der Direktor der May Depart-            wohl einen Restaurator damit beauftragt
                                                ment Stores Company, ein berühmter                  haben, das beidseitig bearbeitete Werk in
                                                Kunstsammler u. a. mit Werken von Max               zwei Stücke zu trennen. 1974 ist das Rec-
Abb. 24
Paul Klee                                       Beckmann sowie ein Philanthrop, und er              to-Bild in den Besitz der Marlborough
im Lande Edelstein, 1929, 318
                                                hatte eine grosse Vorliebe für Werke                Fine Art Ltd, London, übergegangen. Im
Aquarell und Feder auf Grundierung auf
Papier auf Karton, 27,4 x 22,5 cm,              deutscher      Expressionisten.       In     den    Herbst des gleichen Jahres war es in der
Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett,
                                                1950er Jahren, als die Preise für Gemäl-            Ausstellung der Marlborough Fine Art
Legat Richard Doetsch-Benziger
© Kunstmuseum Basel                             de des deutschen Expressionismus zu                 Ltd, London, zu sehen.101 Danach verliert
                                                steigen begannen, hat er durch den Er-              sich die Spur der Besitzer und heute ist
                                                werb von Bildern und mit seiner Unter-              der Standort unbekannt. In Gegensatz
                                                stützung von Künstlern zur Aufwertung               zum »Verluststück« ist das Verso-Bild
                                                der Werke des deutschen Expressionis-               von Morton D. May, Saint Louis, über Ro-
                                                mus beigetragen.                                    bert Gore Rifkind, Beverly Hills, und
                                                       Im Werkverzeichnis aller Kataloge            schlussendlich in die öffentliche Samm-
                                                wurden konsequent zuerst das Verso-Bild             lung des Los Angeles County Museum of

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Art gelangt. Mitte der 1970er Jahre wird        Komposition.104 Ich halte dieses unvoll-
                                  es der Kunstsammler und Philanthrop             endet gebliebene Bild für eine originale
                                                                           102
                                  Robert Gore Rifkind angekauft haben ,           Arbeit meines Vaters Paul Klee«.105
                                  dessen Stiftung heute die Forschungsein-        Das Museum war offensichtlich recht
                                  richtung »The Robert Gore Rifkind Center        stolz auf den Neuerwerb und berichtete
                                  for German Expressionist Studies«103            1979 im Bulletin des Los Angeles County
                                  massgeblich unterstützt.                        Museum of Art: »As the first Klee pain-
                                  Im Archiv des Zentrum Paul Klee liegt           ting in the collection [Robert Gore Rif-
                                  eine Kopie des Dokuments von Felix Klee         kind collection], this untitled oil comple-
                                  vor, in dem Folgendes steht: »Das Bild          ments the Museumʼs strong holdings in
                                  wurde am 27.9.77 durch Reed mir in              the area of German Expressionism and
                                  Bern vorgeführt.« Im Fotoalbum 67 von           European abstraction.«106
                                  Felix Klee, finden sich auf den Seiten 16
                                  und 17 Fotografien, die das Verso-Bild an       10. Beispiel (ABB. 19, ABB. 20)
                                  einer Wand, vermutlich im Kunstmuse-            Provenienz zu vierteiliger Palast, 1933,
                                  um Bern, zeigen. Eine ähnliche Notiz von        355
                                  Felix Klee, »vorgeführt von Reed im             1933–1940 Paul Klee, Düsseldorf/Bern
                                  KUMU Bern am 27.9.77« steht auf der             1933–1938 Galerie Simon (Daniel-Henry
                                  Seite 17 im Fotoalbum. Es dürfte sich bei       Kahnweiler), Paris; in Kommission107
                                  der Person »Reed« um Orrel P. Reed              1938–frühestens 1945 Nierendorf Galle-
                                  (1921–?) handeln. Er war Künstler, Wis-         ry, New York; in Kommission108
                                  senschaftler und auch Kunsthändler und          o. D.–1960 G. David Thompson, Pitts-
                                  spezialisierte sich auf Drucke und Zeich-       burgh
                                  nungen alter Meister. Seit 1960 ist er als      1960–1964 Galerie Beyeler, Basel
                                  Gutachter tätig und bewertete den ge-           1964–vermutlich 1967 Lady Nika Hulton,
                                  samten Nachlass von Frank Lloyd Wright          London
                                  sowie die Kunstsammlungen von Ed-               vermutlich 1967–1970 Galerie Beyeler,
                                  ward G. Robinson, Vincent Price und Ar-         Basel
                                  mand Hammer. Reed hat auch für zahl-            Standort Staatsgalerie Stuttgart (seit
                                  reiche bedeutende öffentliche Samm-             1970)
                                  lungen Schätzungen vorgenommen. Als
                                  anerkannter Wissenschaftler und Bera-           Provenienz zu Ohne Titel
                                  ter ist er Autor von German Expressionist       1933–1963 Das Werk war als solches
                                  Art: The Robert Gore Rifkind Collection         vorhanden, aber noch nicht abgetrennt.
                                  (1977) und Rifkind bezeichnete Reed als         Januar 1963 getrennt durch Max Lud-
                                  den »Architekten« seiner Sammlung.              wig, Basel, für die Galerie Beyeler, Ba-
                                  Deshalb lässt sich vermuten, dass das           sel
                                  Verso-Bild kurz vor der Schenkung an            1968–2011 Frank Probst, Arlesheim
                                  das Los Angeles County Museum of Art            2011–2017 Alma Probst-Lauber, Arles-
                                  einmal von Kalifornien nach Bern ins            heim
                                  Kunstmuseum Bern gebracht wurde und             2017–2019 Christoph Merian Stiftung,
                                  von Orrel P. Reed Felix Klee vor Augen          Basel
                                  geführt worden ist, um eine Echtheitsbe-        Standort Kunstmuseum Basel (seit
                                  stätigung einzuholen. »Als Entstehungs-         2019)
                                  datum taxierte ich das Werk auf das Jahr
                                  1929. Auf der Rückseite des Tafelbildes         Eva Reifert hat 2020 einen Beitrag »Paul
                                  ›Der Springer‹ 1930 / 183 (C 3) findet sich     Klee, ohne Titel, 1933« im Sammlungs-
                                  ein ähnliches Beispiel einer verworfenen        katalog Sieben Bilder für Basel – Dubuf-

ZWITSCHER-MASCHINE.ORG   NO. 11 / 2022         KAKINUMA / »GESPALTENE« WERKE BEI PAUL KLEE II                           49
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