Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...

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Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...
Gesteuertes und
bidirektionales Laden als
Chance für die Energiewende
Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen
für die breite Nutzung des gesteuerten
und bidirektionalen Ladens

2022
Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...
Inhalte

          1. Gesteuertes und bidirektionales Laden als Chance für die Energiewende    3

          2. Sieben Handlungsempfehlungen für den breiten Einsatz von
                                                                                      5
             gesteuertem und bidirektionalem Laden in Unternehmensflotten

             2.1. Kurzfristige Handlungsempfehlungen                                  6

             2.2. Mittelfristige Handlungsempfehlungen                               10

             2.3. Langfristige Handlungsempfehlungen                                 13

          3. Die idealen Rahmenbedingungen, um gesteuertes und bidirektionales
                                                                                     16
             Laden in österreichischen Flotten flächendeckend einzusetzen

             3.1. Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen legen den Grundstein     17

             3.2. Forschung und Entwicklung ermöglichen Weiterentwicklung            18

             3.3. Eine einfache Nutzung ermöglicht die hohe Wirtschaftlichkeit       19

             3.4. Bildung und Kommunikation ermöglichen die Nutzung und
                                                                                     20
                  steigern die Nachfrage

          Impressum                                                                  21

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1. Gesteuertes und bidirektionales Laden als
Chance für die Energiewende

             Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis                                          Vorteil: Nicht nur ist der Betrieb von E-Au-
             2030 bilanziell 100% der Stromversorgung                                           tos nachhaltiger als bei fossil betriebenen
             aus nachhaltigen Energiequellen zu bezie-                                          Autos mit Verbrennungsmotor, auch kann
             hen. Konkret soll die jährliche Stromerzeu-                                        künftig durch gesteuertes und bidirektiona-
             gung aus erneuerbaren Energien um 27                                               les Laden der E-Autos die Netzinfrastruktur
             Terawattstunden (TWh) bis 2030 gesteigert                                          entlastet und so langfristig die Energiewen-
             werden, wovon 11 TWh auf Photovoltaik,                                             de vorangetrieben werden: Die Batterie der
             10 TWh auf Windkraft, 5 TWh auf Wasser-                                            Autos wird entweder dann geladen, wenn
             kraft und 1 TWh auf Biomasse entfallen.1                                           es für das Netz vorteilhaft ist (gesteuertes
             Ein Großteil dieser erneuerbaren Energien                                          Laden) oder sie wird sogar als Zwischen-
             ist von äußeren Einflüssen abhängig und                                            speicher genutzt, um während der Bela-
             Schwankungen unterworfen, weshalb für                                              dung Strom aus dem Netz aufzunehmen
             die Energiewende eine höhere Netzstabili-                                          und während der Entladung Strom in das
             tät immer zentraler wird. Zeitgleich wird                                          Netz einzuspeisen (bidirektionales Laden).
             sich die Anzahl der Neuzulassungen von                                             Durch diese sogenannte Fahrzeug-Netz-In-
             E-Autos in Österreich nach aktuellen Pro-                                          tegration oder auch vehicle-to-grid (V2G)-
             gnosen von 2021 mit 23.000 elektrisch be-                                          Technologie ist es möglich, das Stromnetz
             triebenen Autos auf 68.500 im Jahr 2030                                            zu stabilisieren – mithilfe einer großen Zahl
             steigern.2 Bereits jetzt hat Österreich den                                        an bereits vorhandenen Autobatterien als
             dritthöchsten Anteil an E-Autos bei Neuzu-                                         Speicher. Für den breiten Einsatz dieser
             lassungen in der EU.3 Diese große Anzahl                                           Technologie ist eine Anpassung der Rah-
             an E-Autos bietet dabei einen massiven                                             menbedingungen in Österreich notwendig.

             Gesteuertes und bidirektionales Laden in Unternehmensflotten als
             großer Hebel für die Energiewende

             In einem breiten Rechercheprozess unter                                            können auch persönliche Bedenken adres-
             Einbezug      internationaler   Expert:innen                                       siert werden, die in der gesamten Bevöl-
             wurde das Thema des bidirektionalen und                                            kerung vorkommen und somit kritisch für
             gesteuerten Ladens als Zukunftsfeld mit                                            den breiten Einsatz der Technologie sind.
             einem hohen Beitrag zur Klimaneutralität                                           Im Jahr 2021 hat der Klima- und Energie-
             identifiziert. Gleichzeitig wurde der Fokus                                        fonds das Green Energy Lab und winnova-
             auf den Einsatz bei Unternehmensflotten                                            tion consulting beauftragt, exakt in diesem
             gelegt, weil über sie einerseits eine große                                        Themenkomplex eine Innovation Sandbox
             Marktdurchdringung ermöglicht wird und                                             umzusetzen, über welche die Nutzer:innen-
             andererseits Mitarbeiter:innen und damit                                           Bedürfnisse erhoben und daraus Hand-
             Bürger:innen erreicht werden. Dadurch                                              lungsempfehlungen abgeleitet werden.

             1
                 BMK, Pressemitteilung vom 17.3.2021 zum Erneuerbaren Ausbaugesetz
             2
                 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/963319/umfrage/prognose-zu-pkw-neuzulassungen-in-oesterreich-nach-antriebsart/
             3
                 VCÖ: Pressemitteilung vom 20.12.21. VCÖ: Österreich hat bei neuen E-Pkw den dritthöchsten Anteil in der EU

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Aufbauend auf den Ergebnissen eines On-          wortlichen, die am Crowdsourcing teil-
line Crowdsourcings mit 1.665 Mitarbei-          genommen haben, sowie bei allen Ex-
ter:innen und Flottenverantwortlichen wur-       pert:innen und Stakeholdern, die mit
den im Rahmen einer Innovation Sandbox           ihrem wertvollen Input und ihren Sichtwei-
Rahmenbedingungen mit Expert:innen und           sen in Interviews, Feedbackschleifen und im
weiteren Stakeholdern erarbeitet. Diese ad-      Workshop dazu beigetragen haben, die fol-
ressieren die Bedürfnisse und Bedenken der       genden Ergebnisse zu erarbeiten.
Nutzer:innen und bilden dadurch die Start-
rampe, um gesteuertes und bidirektionales        Unser besonderer Dank geht an:
Laden in Österreich breit einzusetzen. Die
Potenziale des gesteuerten und bidirektio-       Johannes Hasibar, AustriaTech
nalen Ladens, die Ergebnisse des Crowds-
ourcings, wie auch die genaue methodische        Gerhard Hofer, e7 energy innovation &
Vorgehensweise sind in den Dokumenten            engineering
„Das Auto als intelligenter Energiespeicher im
integrierten erneuerbaren Energiesystem“, „An-   Christopher Kahler, Wiener Netze GmbH
forderungen der Nutzer:innen an gesteuertes
und bidirektionales Laden - Ergebnisse eines     Marcus Keding, Forschung Burgenland
Crowdsourcings bei Bürger:innen und Flotten-
verantwortlichen“ und „Methodenhandbuch          Patrick Landerl, Energie Steiermark AG
zur Umsetzung einer Innovation Sandbox“ de-
tailliert nachzulesen. Alle Dokumente finden     Gerhard Lederer, EMC ElektroMobilitäts-
Sie unter https://energieforschung.at/pro-       Club Österreich
jekt/mit-beteiligung-von-nutzerinnen-buer-
gerinnen-unternehmen/.                           Lina Mosshammer, VCÖ – Mobilität mit
                                                 Zukunft
Im Folgenden werden die gemeinsam er-
arbeiteten sieben Handlungsempfehlun-            Thomas Nacht, 4ward Energy Research
gen aufgezeigt, die über die nächsten Jahre      GmbH
hinweg dazu beitragen können, gesteuertes
und bidirektionales Laden breit in Unter-        Christian Orthofer, Energie Steiermark AG
nehmensflotten in Österreich einzusetzen.
Anschließend werden die idealen Rahmen-          Peter Ott, Weinviertler Energiepionier
bedingungen für einen breiten Einsatz von
gesteuertem und bidirektionalem Laden            Christian Peter, ElektroMobilitätsClub
dargestellt. Die Handlungsempfehlungen           Österreich
richten sich vor allem an Entscheidungsträ-
ger:innen aus Politik (Bund, Land, Gemein-       Michael Schubert, Fronius International
de), Vertreter:innen der Netzbetreiber und       GmbH
Energieversorgungsunternehmen, sowie an
Vordenker:innen. Die entwickelten Hand-          Maximilian Urban, Netz Niederösterreich
lungsempfehlungen bilden die Startram-           GmbH
pe für weitere Diskussionen, Entschei-
dungsprozesse und Umsetzungsprojekte;            Anna Walter, Institut für Höhere Studien
sie sind auf keinen Fall vollumfänglich.
                                                 Uwe Warm, U:W:E - Uwe Warm Emobilitäts-
Wir bedanken uns herzlich bei allen 1.665        beratung e.U.
Mitarbeiter:innen und Flottenverant-

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Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...
2. Sieben Handlungsempfehlungen für den
breiten Einsatz von gesteuertem und bidirektio-
nalem Laden in Unternehmensflotten

  Ausgehend von den als ideal anzusehenden Rahmen-                  jedoch wirken sich die beschriebenen Handlungsemp-
  bedingungen (siehe Kapitel 3), welche auf den Ergeb-              fehlungen langfristig auch positiv auf die Bürger:innen
  nissen eines Crowdsourcings zu den Bedürfnissen der               und damit eine breitere Nutzung der Technologie des
  Nutzer:innen basieren (siehe das Dokument „Anforde-               gesteuerten und bidirektionalen Ladens aus. Die Hand-
  rungen der Nutzer:innen an gesteuertes und bidirektiona-          lungsempfehlungen ordnen sich nach ihrem idealen
  les Laden“), wurden sieben Handlungsempfehlungen                  Umsetzungshorizont in kurz- (1-2 Jahre), mittel- (3 Jah-
  identifiziert. Der Fokus liegt auf Unternehmensflotten,           re) und langfristig (über 3 Jahre).

    Kurzfristige Handlungsempfehlungen         Mittelfristige Handlungsempfehlungen       Langfristige Handlungsempfehlungen
   Umsetzung in 1-2 Jahren sowie laufend               Umsetzung in 3 Jahren                Umsetzung in mehr als 3 Jahren

  1. Handlungsempfehlung: Ausschreibung
  von nationalen Demonstrationsprojekten,

  bidirektionalem Laden zu ermitteln und
  darzustellen

  2. Handlungsempfehlung: Verstärktes Engagement Österreichs in der Europäischen Union für gesteuertes und bidirektionales Laden

  3. Handlungsempfehlung: Anpassung von Regulatorik und Standards in Österreich, um gesteuertes und bidirektionales Laden zu
  ermöglichen

                                                                                      6. Handlungsempfehlung: Entwicklung
                                             4. Handlungsempfehlung: Entwicklung
                                                                                      und Durchführung von zielgruppengerech-
                                             und Etablierung von Unterstützungsmecha-
                                                                                      ten Kommunikationsaktivitäten zu gesteu-
                                             nismen für den Umstieg auf gesteuertes
                                                                                      ertem und bidirektionalem Laden für
                                             und bidirektionales Laden
                                                                                      Unternehmen

                                            5. Handlungsempfehlung: Unterstützung
                                            bei der Neugestaltung von Geschäftsmo-      7. Handlungsempfehlung: Entwicklung
                                            dellen, Services und Tarifmodellen mit      und Umsetzung eines (Weiter-)Bildungs-
                                            Bezug auf gesteuertes und bidirektionales   programms für Fachkräfte
                                            Laden

  Legende: Die Farben geben Auskunft darüber, welchem Handlungsfeld die Empfehlung zuzuordnen ist

           Forschung und                    Rechtliche Grundlagen            Nutzung und                      Bildung und
           Entwicklung                      und Voraussetzungen              Wirtschaftlichkeit               Kommunikation

                                                                5
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2.1. Kurzfristige
Handlungsempfehlungen
(Umsetzung in 1-2 Jahren
beziehungsweise laufend)

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1. Handlungsempfehlung: Ausschreibung von nationalen Demonstra-
tionsprojekten, um Systemeffekte von gesteuertem und bidirektio-
nalem Laden zu ermitteln und darzustellen

   Aktuelle Herausforderung:                                    •   Evaluierung der Auswirkungen von gesteuertem
   Eine Vielzahl an Fragen in Bezug auf die Anwendungs-             und bidirektionalem Laden auf die Batterie-
   fälle des gesteuerten und bidirektionalen Ladens,                qualität und –lebensdauer durch Feldversuche
   Systemeffekte und den tatsächlichen Mehrwert sind
   aktuell für den Großteil der Akteure (zum Beispiel           •   Analyse und Testung der Einschränkungen und
   Netzbetreiber, EVU, Flottenverantwortliche, Mitarbei-            Anforderungen an die Nutzer:innen von gesteuer-
   ter:innen) noch ungeklärt. Doch ohne fundierte Daten,            tem und bidirektionalem Laden (Stichwort: Verhal-
   Informationen und eine klare Einordnung, welche Sys-             tensänderung)
   temeffekte die neue Technologie des gesteuerten und
   bidirektionalen Ladens in der praktischen Umsetzung          Diese nationalen Demonstrationsprojekte werden unter
   bringen kann, werden sich weder neue Akteure am              anderem Aussagen zur erreichbaren Flexibilität für
   Markt bilden, noch werden sich etablierte Akteure auf        das integrierte Energiesystem, zum Wert dieser Fle-
   die neue Technologie einlassen. Darüber hinaus fehlt         xibilität sowie zur Netzstabilität ermöglichen und
   den Nutzer:innen (zum Beispiel Flottenverantwortli-          das CO2-Einsparungspotenzial erheben. Zudem wird
   chen) eine fundierte Entscheidungsgrundlage, um den          das Kosten-Nutzen-Verhältnis für anwendende Unter-
   Umstieg auf die neuen Technologien und damit ver-            nehmen ermittelt. Erkenntnisse zur nötigen Datennut-
   bundene Investitionen argumentieren zu können.               zung und –zugriffen sowie den Auswirkungen auf den
                                                                Batteriezustand werden erarbeitet. Diese Aussagen sind
   Beschreibung der Handlungsempfehlung:                        Grundlage für fundierte Entscheidungen, die die unter-
   Nationale Demonstrationsprojekte werden aus-                 schiedlichen Akteure künftig treffen müssen.
   geschrieben und gefördert, in welchen – mithil-
   fe fundierter Methoden und unter Begleitung der              Gezielt werden im Zusammenhang mit den Demons-
   Wissenschaft – aufbauend auf den Erkenntnissen               trationsprojekten auch Ergebnisse aus nationalen
   bisheriger Forschungsaktivitäten in verschiedenen            und internationalen Forschungs- und Umsetzungs-
   Use Cases unterschiedliche Aspekte und Szena-                aktivitäten (beispielsweise Green Energy Lab Projekt
   rien von Before (Netzeinspeisung) bis Behind the Meter       Car2Flex) mit eingebunden und darauf aufgebaut.
   (Eigenverbrauch) evaluiert, analysiert und demons-
   triert werden. Dies betrifft unter anderem folgende          Die Use Cases werden verständlich aufbereitet und
   Themenbereiche:                                              zielgruppenspezifisch kommuniziert (siehe dazu
                                                                auch Handlungsempfehlung 6).
   •   Evaluierung des wirtschaftlichen Nutzens für
       unterschiedliche Beteiligte, mögliche Business           Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
       Modelle und Rollen (zum Beispiel V2x-Anbieter,           lungsempfehlung:
       Aggregatoren)                                            Zuständige Bundesministerien, Förderstellen und
                                                                Agenturen des Bundes.
   •   Evaluierung des Nutzens für Netzstabilität und
       Integration erneuerbarer Energieträger ins Netz

   •   Analyse und Evaluierung vorhandener und benö-
       tigter Daten und Datenaustäusche für gesteuer-
       tes und bidirektionales Laden

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Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...
2. Handlungsempfehlung: Verstärktes Engagement Österreichs in der
Europäischen Union für gesteuertes und bidirektionales Laden

   Aktuelle Herausforderung:                                          Batterien für V2x für den Energiemarkt geschaffen
   Eine Vielzahl der relevanten Gesetze, Verordnungen,                wird, die Auswirkungen auf die Netzstabilität de-
   Richtlinien, Normen und Standards im Bereich der Ener-             finiert sowie aggregierte Datenzugänge etabliert
   gie und Mobilität werden nicht auf nationaler, sondern             werden. In dieser arbeiten OEMs, Akkulieferanten,
   auf europäischer Ebene gesetzt. Diese sind aktuell noch            Netz- und Energieunternehmen sowie E-Auto-Flot-
   nicht ausreichend auf die neuen Möglichkeiten des ge-              tenbetreiber zusammen und bringen (gegen ent-
   steuerten und bidirektionalen Ladens ausgerichtet und              sprechende Incentivierung) ihre Datengrundlagen
   behindern damit den flächendeckenden Einsatz.                      dazu ein. Denkbar ist hier eine Verbindung zum
                                                                      EU-Vorhaben der sektoralen europäischen Daten-
   Fachexpertise im Bezug auf die Technologie des ge-                 räume (lt. Datenstrategie).
   steuerten und bidirektionalen Ladens auf europäischer
   Ebene ist bereits teilweise vorhanden, jedoch oftmals          •   Forcierung der entsprechenden Software-Frei-
   geographisch verstreut und nur bei einzelnen Stake-                gabe durch OEMs
   holdern – häufig aus unterschiedlichen Organisatio-
   nen und Institutionen – zu finden. Derzeit besteht bei-        •   Schaffung von Standards und Normen für IKT-
   spielsweise kein Zugang zu Daten von Fahrzeug- und                 Schnittstellen von Autos und Infrastrukturkom-
   Batterieherstellern (OEM) hinsichtlich der Eignung von             ponenten auf europäischer Ebene und zeitnahe
   E-Auto-Batterien für den Einsatz von gesteuertem und               Implementierung der Standards und Normen
   bidirektionalem Laden und dessen Auswirkungen auf
   die Batteriegesundheit. Zentrale Fragen zum Einsatz            •   Definition eines einheitlichen und verbindlichen
   von gesteuertem und bidirektionalem Laden können                   Ladestandards für E-Fahrzeuge auf EU-Ebene
   daher nicht klar und vor allem evidenzbasiert beant-               unter Einbindung der handelnden Akteure (zum
   wortet werden.                                                     Beispiel OEMs, Ladeinfrastrukturhersteller, Nor-
                                                                      mierungsgremien und andere)
   Beschreibung der Handlungsempfehlung:
   Österreich wird in der Europäischen Union (EU) ein akti-       •   Gewährleistung eines freien Wettbewerbs unter
   ver und sichtbarer Treiber und Enabler von gesteuertem             V2x-Anbietern, sowie Sicherstellung von Mög-
   und bidirektionalem Laden. Aus diesem Grund werden                 lichkeiten des herstellerübergreifenden Einsat-
   sich österreichische Vertreter:innen in den Arbeits-               zes und von offenen Standards für V2x (unter
   gruppen und Entscheidungsgremien der EU künftig                    anderem Unbundling von Fahrzeugher-stellern und
   für flächendeckende E-Mobilität, gesteuertes und bi-               Mobility-as-a-Service Providern beziehungsweise
   direktionales Laden einsetzen und Erkenntnisse zu                  Aggregatoren für V2x; Gruppen-Verordnung), um
   internationalen Entwicklungen gezielt auch zurück                  Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern und ein
   in nationale Prozesse spielen. Erste inhaltliche Dimen-            Recht auf V2x für Nutzer:innen zu etablieren
   sionen hierfür sind unter anderem:
                                                                  •   Sicherstellung von anbieterunabhängiger Inter-
   •   Etablierung     von     Vehicle-to-x-Application–              operabilität der Ladeinfrastruktur und Roaming
       freundlichen Garantie-Standards für die Fahr-                  für Nutzer:innen bei unterschiedlichen Anbietern
       zeugbatterien, welche seitens der Fahrzeugher-
       steller eingehalten werden, damit Nutzer:innen             Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
       keine Nachteile (Garantieeinschränkung) durch ge-          lungsempfehlung:
       steuertes und bidirektionales Laden erfahren.              Zuständige Bundesministerien, Arbeitsgruppen und
                                                                  Entscheidungsgremien auf europäischer Ebene, unter
   •   Initiierung einer Task Force „Battery Life Time -          anderem IEC-Normengremium, ISO Gremien, Arbeits-
       Vehicle-to-x-Application“ auf EU-Ebene, damit              gruppen zu Standards und Cybersecurity.
       Transparenz hinsichtlich der Eignung von E-Auto-

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Gesteuertes und bidirektionales Laden als - Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des ...
3. Handlungsempfehlung: Anpassung von Regulatorik und
Standards in Österreich, um gesteuertes und bidirektionales
Laden zu ermöglichen

   Aktuelle Herausforderung:                                        •   Umgang mit mobilen Speichern
   Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Normen und Stan-
   dards sind grundlegende Ermöglicher von neuen Ener-              •   Rückspeisung von Energie aus mobilen Spei-
   gie- und / oder Mobilitätskonzepten. Oftmals bilden sie              chern ins Stromnetz
   jedoch die Erkenntnisse aus der Vergangenheit bzw. Ge-
   genwart ab und schränken dadurch Fortschritt und In-             •   Flächendeckendes Smartmeter-Rollout
   novation ein. In Bezug auf gesteuertes und bidirektiona-
   les Laden ist festzustellen, dass diese aktuell noch nicht       •   Ermöglichung von flexiblen, mobilen Zähl-
   an die entsprechenden Anforderungen angepasst sind.                  punkten

   Hinzu kommt, dass das komplexe Thema des gesteu-                 •   Nötige Datenflüsse und Informationsweiterlei-
   erten und bidirektionalen Ladens für den Großteil der                tung an die verschiedenen Beteiligten und IKT-
   Akteure (zum Beispiel Netzbetreiber, EVU, Flottenver-                Schnittstellen, zum Beispiel Gewährleistung von
   antwortliche, Endnutzer:innen) noch relatives Neuland                Information über bidirektionale Ladeaktivitäten
   ist. Sie benötigen die Sicherheit von klaren und praxis-             für Netzbetreiber, Datenaustausch zwischen Fahr-
   orientierten Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien, Nor-               zeugen und Netzbetreibern (Bedarfssteuerung
   men und Standards, um über Möglichkeiten, Pflichten                  und ähnliche)
   und Gefahren informiert zu sein und entsprechend zu-
   kunftsfähige Entscheidungen treffen zu können.                   •   Interoperabilität und Roaming-Möglichkeiten
                                                                        für Nutzer:innen der Ladeinfrastruktur, damit
   Beschreibung der Handlungsempfehlung:                                diese Zugang zu Lademöglichkeiten unterschied-
   Es ist zentral, dass in Gesetzen, Verordnungen, Richt-               licher Anbieter haben. Dies betrifft unter anderem
   linien, Normen und Standards die grundsätzliche                      Schnittstellen, Abrechnungssysteme und anbieter-
   Möglichkeit des gesteuerten und bidirektionalen                      übergreifende Lademöglichkeiten
   Ladens verankert wird. Dabei werden auch Szenarien
   von Before the Meter (Netzeinspeisung) bis Behind the            •   Dynamische Energietarife
   Meter (Eigenverbrauch) entwickelt und darauf aufbau-
   end Mechanismen auf nationaler Ebene etabliert, wel-             Hierfür werden systematisch und laufend Gesetze,
   che den involvierten Akteuren Sicherheit sowie neue              Verordnungen, Richtlinien, Normen und Standards
   Möglichkeiten geben. Im Eigenverbrauch ist eine größt-           gesichtet, Lücken und Änderungsbedarfe aufge-
   mögliche Freiheit der Nutzer:innen anzustreben.                  zeigt, sodass flächendeckend der Einsatz von E-Autos
                                                                    mit gesteuertem und bidirektionalem Laden ermög-
   Konkret wird auf nationaler Ebene sichergestellt, dass           licht und unterstützt wird. Falls nötig, wird in neuen
   bestehende Gesetzgebungen, wie das Elektrizitätswirt-            Themen der Handlungsbedarf in regulatorischen Sand-
   schaft- und –organisationsgesetz, umgesetzt (ElWOG)              boxes bzw. Innovationslaboren erörtert.
   werden. Darüber hinaus wird auf nationaler Ebene
   sichergestellt, dass im Energierecht und in den TOR              Dieser Screening- und Adaptionsprozess wird iterativ
   (Technische und organisatorische Regeln für Betreiber            und in enger Zusammenarbeit mit Forschung, Wirt-
   und Benutzer von Netzen) sowie in der Ausgestaltung              schaft und Nutzer:innen durchgeführt, um so auch
   und vor allem Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau-                 neue Entwicklungen und Bedürfnisse flexibel anti-
   Gesetzes und Elektrizitätswirtschaft- und -organisati-           zipieren und frühzeitig darauf reagieren zu können.
   onsgesetzes (EAG und EIWOG) unter anderem folgende
   Themenbereiche entsprechend berücksichtigt werden:               Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
                                                                    lungsempfehlung:
                                                                    Zuständige Bundesministerien, E-Control.

                                                                9
2.2. Mittelfristige
Handlungsempfehlungen
(Umsetzung in 3 Jahren)

                     10
4. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Etablierung von Unter-
stützungsmechanismen für den Umstieg auf gesteuertes und
bidirektionales Laden

   Aktuelle Herausforderung:                                      daher soll klimafreundliche Mobilität in Unternehmen
   Investitionen von Unternehmen und Privatpersonen               ganzheitlich unterstützt werden. Das inkludiert unter
   sind unumgänglich, um Infrastruktur auf Firmenge-              anderem eine Unterstützung, wenn Unternehmen ihre
   länden und Privateigentum zu schaffen, die für das             Flotten auf gesteuertes und bidirektionales Laden um-
   gesteuerte und bidirektionale Laden benötigt wird. Es          stellen oder wenn sie Ladeinfrastruktur, die den nach-
   ist jedoch zu erwarten, dass es Unternehmen als auch           haltigen Betrieb dieser Flotten ermöglicht, schaffen.
   Privatpersonen, insbesondere in der Anfangsphase des           Darauf aufbauend wird diese Unterstützung auch für
   gesteuerten und bidirektionalen Ladens, schwerfallen           Privatpersonen angeboten, um langfristig auch jene zu
   wird, Erstinvestitionen zu tätigen und die Umstellungs-        erreichen, die kein Dienstauto fahren.
   phase und den Betrieb zu finanzieren.
                                                                  Unterstützt wird sowohl die Anschaffung als auch die
   Aktuell hat klimafreundliches Mobilitätsverhalten so-          Inbetriebnahme und laufende Wartung von E-Lade-
   wie gesteuertes und bidirektionales Laden keinen sig-          stellen (Ladesäulen beziehungsweise Wallboxen) an
   nifikanten Mehrwert für Unternehmen und Privatper-             den Firmenstandorten beziehungsweise auch bei
   sonen. Obwohl es schon Unterstützungsmechanismen               den Mitarbeiter:innen zuhause, sowie das Nach-
   zur Umstellung auf klimafreundliche Mobilität gibt,            rüsten beziehungsweise Umbauen von bereits be-
   sind diese noch nicht ausreichend auf Anforderungen            stehender Ladeinfrastruktur.
   von Unternehmen beim Einsatz von gesteuertem und
   bidirektionalem Laden ausgerichtet und benötigen               Unterstützt werden nur Unternehmen und später Pri-
   einer entsprechenden Adaption. Ohne diesen Mehr-               vatpersonen, die nachweislich ausschließlich Strom
   wert wird sich eine flächendeckende Umsetzung von              aus erneuerbaren Energieträgern verwenden.
   klimafreundlicher Mobilität nur schleppend realisieren.
   Den Unternehmen und Privatpersonen fehlen aktuell              Unterschiedliche Interventionsmechanismen bezie-
   unter anderem wirtschaftliche Anreize, ihre Unterneh-          hungsweise eine Einbettung von gesteuertem und
   mensflotten und Privatautos auf gesteuertes und bi-            bidirektionalem Laden sowie von klimafreundli-
   direktionales Laden umzustellen und in Unternehmen             cher Mobilität in vorhandene Förderinstrumente,
   Incentivierungssysteme für ihre Mitarbeiter:innen zu           wie beispielsweise der E-Mobilitätsoffensive, sind zu
   implementieren.                                                prüfen und internationale Erfahrungen einzubinden.

   Beschreibung der Handlungsempfehlung:                          Eine koordinierte Vorgehensweise durch Bund, Län-
   In einer ersten Phase werden Unternehmen dabei un-             der und deren Gebietskörperschaften stellt hier eine
   terstützt nachhaltige Mobilitätskonzepte auszuar-              reibungslose Abwicklung der Unterstützung sicher.
   beiten und zu implementieren sowie entsprechen-
   de Anreize für die Mitarbeiter:innen, beispielsweise           Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
   monetäre Vergütungen oder spezifische Zusatzaus-               lungsempfehlung:
   stattungen in den Dienstautos, zu schaffen. Wichtig            Zuständige Bundesministerien, Förderstellen und
   ist, dass keine einseitige Incentivierung stattfindet –        Agenturen des Bundes und der Länder.

                                                             11
5. Handlungsempfehlung: Unterstützung bei der Neugestaltung
von Geschäftsmodellen, Services und Tarifmodellen mit Bezug auf
gesteuertes und bidirektionales Laden

   Aktuelle Herausforderung:                                      Dies kann sich auf neue Netzgebühren ebenso bezie-
   Der Mobilitäts- und Energiemarkt wird durch den Ein-           hen, wie auf die Schaffung eines Flexibilitätsmarktes
   satz von gesteuertem und bidirektionalem Laden ver-            und die Entwicklung von neuen oder die Integration
   mehrt unter Druck stehen sich zu transformieren.               von bestehenden Aggregatoren-Rollen ins Energie-
   Heute ist noch nicht klar, welche Rolle etablierte (zum        system, die den Unternehmen das gesteuerte und bi-
   Beispiel Netzbetreiber) und vor allem neue Akteure im          direktionale Laden durch Services erleichtern. Dabei ist
   Zusammenhang mit gesteuertem und bidirektionalem               auch die mögliche Befreiung von Abgaben und Steuern
   Laden übernehmen werden. Es ist jedoch zu erwarten,            auf zwischengespeicherte Energie in der Fahrzeugbat-
   dass neue Geschäftsmodelle, Services und Tarifmodel-           terie (Gleichstellung mit stationären Stromzwischen-
   le benötigt werden, um gesteuertes und bidirektionales         speichern), der einfache Zugang zum Sekundär- und
   Laden flächendeckend umzusetzen und für Unterneh-              Tertiärregelenergiemarkt für Aggregatoren von E-Fahr-
   men wie auch Mitarbeiter:innen attraktiv zu gestalten.         zeugbatteriekapazitäten sowie Vergütungsmodelle für
   Für exakt diese neuartigen Geschäftsmodelle, Services          aktives netzdienliches Verhalten von E-Fahrzeugen auf
   und Tarifmodelle muss auch der rechtliche Rahmen ge-           Verteilnetzebene für Aggregatoren / End-User und für
   schaffen werden.                                               aktives Blindleistungsmanagement und Re-Dispatch für
                                                                  Aggregatoren / End-User zu berücksichtigen.
   Beschreibung der Handlungsempfehlung:
   Aufbauend auf vorherigen Forschungs- und Entwick-              Unterstützungsformate könnten unter anderem sein:
   lungsergebnissen der nationalen Demonstrationspro-             Hackathons, Co-Creation Workshops, Inkubatoren,
   jekte (siehe Handlungsempfehlung 1) werden gezielt             Innovationslabore, Regulatory Sandboxes, und Ähn-
   Open Innovation-Prozesse unterstützt, die sich mit             liches. Welche Formate konkret umgesetzt werden,
   der Entwicklung und Etablierung von neuen skalier-             wird gezielt und maßgeschneidert auf den Ergebnis-
   baren Geschäftsmodellen, Services und Tarifmodel-              sen der nationalen Demonstrationsprojekte (siehe
   len auseinandersetzen.                                         Handlungsempfehlung 1) aufgebaut.

   Bewusst werden in diesen Unterstützungsformaten                Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
   auch ungewöhnliche nationale und internationale                lungsempfehlung:
   Akteure aus unterschiedlichen, fortgeschrittenen               Zuständige Bundesministerien, E-Control, Flottenma-
   Branchen und Sektoren wie auch etablierte Unter-               nager:innen, Demonstrationsprojekte, Netzbetreiber,
   nehmen und Vertreter:innen der Start-up-Szene                  Energieanbieter, Mobilitätsanbieter, Start-ups.
   miteinbezogen, um eine gegenseitige Cross-Fertilisa-
   tion der unterschiedlichen Branchen zu ermöglichen.

                                                             12
2.3. Langfristige
Handlungsempfehlungen
(Umsetzung in mehr als 3 Jahren)

                     13
6. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Durchführung von
zielgruppengerechten Kommunikationsaktivitäten zu gesteu-
ertem und bidirektionalem Laden für Unternehmen

   Aktuelle Herausforderung:                                         aus den Demonstrationsprojekten werden be-
   Aktuell sind Unternehmer:innen, Flottenverantwortli-              gleitend für unterschiedliche Zielgruppen aktiv
   che und Privatpersonen noch nicht ausreichend über                erlebbar gemacht und demonstrieren die mögli-
   die Möglichkeiten und Potenziale von gesteuertem und              che Innovation (in Zusammenhang mit Handlungs-
   bidirektionalem Laden informiert. Wird das Bewusst-               empfehlung 1).
   sein für gesteuertes und bidirektionales Laden nicht
   gesteigert, dann ist anzunehmen, dass sich der Einsatz        •   Möglichkeiten zur Unterstützung - Förderun-
   nicht flächendeckend durchsetzt.                                  gen und Entwicklungsformate für ganzheitliche
                                                                     Energiekonzepte in Unternehmen in Einklang
   Beschreibung der Handlungsempfehlung:                             mit EU-Energieeffizienzrichtlinien, die zukünftig
   Ein strategisches Kommunikationskonzept inklusi-                  im Bundes-Energieeffizienzgesetz-Neu veran-
   ve Umsetzungsplan wird entwickelt und umgesetzt,                  kert werden sollen (in Zusammenhang mit Hand-
   um zielgruppengerecht Möglichkeiten und Potenziale                lungsempfehlung 4).
   zu vermitteln. Wichtig ist dabei auch Zielgruppen zu
   adressieren, die sich aktuell noch nicht von E-Mobili-        Gesteuertes und bidirektionales Laden wird so als
   tät, und gesteuertem und bidirektionalem Laden an-            Chance und als wesentliches Element zur Erreichung
   gesprochen fühlen. Voraussetzung ist eine bundeslän-          der Klimaziele positioniert und gewinnt an Relevanz in
   der-, organisations- und institutionsübergreifende            der Bevölkerung. Es wird Awareness für das Thema ge-
   einheitliche und abgestimmte Kommunikation. Be-               schaffen.
   stehende Informationsprogramme werden erweitert
   und neue Komunikationsaktivitäten werden entwickelt,          Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
   um gezielt folgende Themen zu vermitteln:                     lungsempfehlung:
                                                                 Zuständige Bundesministerien, etablierte Klimaschutz-
   •   Realer Nutzen und Möglichkeiten des gesteu-               initiativen, wie zum Beispiel klima:aktiv.
       erten und bidirektionalen Ladens – Ergebnisse

                                                            14
7. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Umsetzung eines
(Weiter-)Bildungsprogramms für Fachkräfte

   Aktuelle Herausforderung:                                       Darüber hinaus wird ein Weiterbildungsprogramm
   Die Herausforderungen des Fachkräftemangels belas-              entwickelt und umgesetzt, das praxisrelevante Fragen
   ten bereits heute die Wirtschaft. Durch neue Technolo-          adressiert und für bereits Berufstätige oder Quereins-
   gien werden sich die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche            teiger:innen verständlich vermittelt. Auch dabei werden
   der Fachkräfte verändern. Eine flächendeckende Um-              bestehende Bildungseinrichtungen eingebunden.
   setzung von gesteuertem und bidirektionalem Laden
   ist nur dann möglich, wenn Nutzer:innen auch im rea-            Das bedeutet, dass Berufsbilder weiterentwickelt
   len Leben fachliche Unterstützung bekommen, sollte              werden und die berufliche Aus- und Weiterbildung
   es Schwierigkeiten bei der Handhabung geben.                    laufend entsprechend den Anforderungen in der
                                                                   Praxis angepasst und regelmäßig aktualisiert wer-
   Aus heutiger Sicht sind Elektriker:innen, Mechaniker:in-        den. Die kontinuierliche Inanspruchnahme der ent-
   nen und Facility Manager:innen noch nicht ausreichend           sprechenden Weiterbildungen wird aktiv eingefordert
   informiert und geschult, um Unternehmen und End-                und incentiviert.
   nutzer:innen fachlich zu unterstützen, wenn zum Bei-
   spiel Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit der              Betriebe mit entsprechenden Kompetenzen (etwa
   Installation einer geeigneten Wallbox beziehungsweise           zu Photovoltaik, Wallboxen, Smart Charging, gesteuer-
   bei Wartungen der Wallbox und Fehlermeldungen bei               tem, bidirektionalem Laden) werden leichter auffind-
   der Batterie im Auto auftauchen.                                bar gemacht, zum Beispiel über ein Register.

   Beschreibung der Handlungsempfehlung:                           Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand-
   Aus diesem Grund werden die relevanten Inhalte zu               lungsempfehlung:
   gesteuertem und bidirektionalem Laden in einer                  Zuständige Bundesministerien, Aus- und Weiterbil-
   Höherqualifizierung bereits in der Berufsausbildung             dungseinrichtungen.
   von Elektriker:innen und Mechaniker:innen veran-
   kert. Dieser Prozess wird in Abstimmung mit den Bil-
   dungseinrichtungen umgesetzt.

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3. Die idealen Rahmenbedingungen, um gesteu-
ertes und bidirektionales Laden in österreichischen
Flotten flächendeckend einzusetzen

                                                  Forschung und
                                                   Entwicklung

                                 Bildung und                    Rechtliche Grundlagen und
                               Kommunikation                        Voraussetzungen

                                                  Nutzung und
                                                Wirtschaftlichkeit

   Nachdem nun die konkreten Handlungsempfehlungen          Die Rahmenbedingungen gliedern sich dabei in vier
   beschrieben worden sind, werden im Folgenden die         Dimensionen:
   Rahmenbedingungen in Form von künftigen Idealzu-
   ständen skizziert, die im Bestfall aus der Umsetzung     •    Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen
   der Handlungsempfehlungen Wirklichkeit werden sol-
   len. Diese Idealzustände beschreiben das bestmögliche    •    Forschung und Entwicklung
   Umfeld, um gesteuertes und bidirektionales Laden bei
   Unternehmensflotten flächendeckend zu etablieren.        •    Nutzung und Wirtschaftlichkeit

                                                            •    Bildung und Kommunikation

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3.1. Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen
legen den Grundstein

             Idealzustand in der Zukunft: Um gesteu-        nen im System. Haftungsfragen sind ge-
             ertes und bidirektionales Laden breit in       klärt, Pflichten und Möglichkeiten sind klar
             Österreich einzusetzen, etabliert sich auf     definiert.
             europäischer und nationaler Ebene ein
             klarer regulatorischer Rahmen in Bezug         Alle technischen Grundvoraussetzungen
             auf die Rolle der Autobatterie als mobiler     wurden standardisiert, um gesteuertes und
             Speicher, die Möglichkeiten des Einspeisens    bidirektionales Laden möglich zu machen:
             von Energie in das Netz, die E-Mobilität im    Es existieren beispielsweise standardisierte
             Gesamten und Haftungsfragen im Speziel-        Vorgehensweisen, Prozesse und Protokol-
             len (zum Beispiel in Bezug auf Gewährleis-     le, die eine Anwendung von gesteuertem
             tungen, Garantien, Produkthaftung). Dies       und bidirektionalem Laden erleichtern und
             betrifft neben gesetzlichen Regelungen         ermöglichen. Notwendige Informationen
             auch Standards, Regeln für den Datenaus-       werden an die entsprechenden Stakehol-
             tausch und Informationspflichten.              der kommuniziert, sowohl die Ladeinfra-
                                                            struktur wie auch die Autohersteller nutzen
             Autohersteller ermöglichen bidirektionales     standardisierte Schnittstellen.
             Laden und haben ihre Garantieleistung und
             -angaben dementsprechend für gesteuer-         Die dafür notwendige technisch aus-
             tes und bidirektionales Laden angepasst.       gereifte Hardware ist breit verfügbar:
             Unternehmen und ihre Mitarbeiter:in-           So laden Wallboxen in beide Richtungen,
             nen haben keine rechtlichen Bedenken,          Zweirichtungszähler werden eingesetzt, die
             gesteuert und bidirektional zu laden, die      entsprechende technische Kommunikation
             äußeren Rahmenbedingungen schaffen Si-         und Steuerung ermöglicht optimierte Lade-
             cherheit für alle Stakeholder und Akteur:in-   strategien.

                                             17
3.2. Forschung und Entwicklung ermöglichen Weiter-
entwicklung

                                Idealzustand in der Zukunft: Zukünftig sind die Aus-
                                wirkungen auf die Batteriegesundheit und das
                                ideale Batteriemanagement für gesteuertes und bi-
                                direktionales Laden ausreichend erforscht. Hierfür
                                teilen alle Stakeholder (Autohersteller, Mobilitätsanbie-
                                ter, Netz- und Energieanbieter) die dafür nötigen Daten
                                und sorgen so für eine eingehende und langfristige Ana-
                                lyse der Auswirkungen.

                                Auswirkungen, Möglichkeiten und realer Nutzen
                                des gesteuerten und bidirektionalen Ladens sind da-
                                durch ausreichend erforscht und klar definiert. Durch
                                Forschungs- und Demonstrationsprojekte wurden so-
                                wohl der wirtschaftliche wie auch der ökologische
                                Nutzen nachgewiesen und quantifiziert. Diese bilden
                                die Grundlage für neue Geschäftsmodelle etablierter
                                und neuer Stakeholder. Verschiedene Einsatzmöglich-
                                keiten von gesteuertem und bidirektionalem Laden
                                wurden getestet, fundierte Daten stellen nachvollzieh-
                                bar den Nutzen und die Auswirkungen dar. Die Ergeb-
                                nisse wurden an unterschiedliche Stakeholder, wie zum
                                Beispiel Netzbetreiber, Flottenverantwortliche und Mit-
                                arbeiter:innen zielgruppengerecht kommuniziert.

                           18
3.3. Eine einfache Nutzung ermöglicht die hohe
Wirtschaftlichkeit

             Idealzustand in der Zukunft: Durch solche     Gutscheine an die Mitarbeiter:innen
             neuen und etablierten Player werden in-       weiter, um die Nutzung der Technologie
             novative, attraktive Services angeboten       zu incentivieren.
             und ein Flexibilitätsmarkt entsteht, der
             die Anwendung für Flottenverantwort-          Nicht zuletzt durch diese einfache Nut-
             liche vereinfacht. Durch die hohe Con-        zung und wirtschaftlichen Vorteile wurde
             venience haben insbesondere kleinere          die Ladeinfrastruktur ausgebaut und ist
             Unternehmen die Möglichkeit, von gesteu-      flächendeckend vorhanden, es stehen
             ertem und bidirektionalem Laden zu pro-       ausreichend Ladesäulen zur Verfügung.
             fitieren, ohne selbst in den Energiemarkt     Die meisten Parkplätze, egal ob auf den
             einsteigen zu müssen. Aggregatoren und        Firmengeländen, öffentlichen Parkplätzen
             Mobilitätsanbieter fungieren als „Univer-     oder zuhause bei den Mitarbeiter:innen
             salanbieter“, die unter anderem Verwal-       bieten die Möglichkeit, das E-Auto durch-
             tungs-Services, Services zum Steuern und      gehend anzuschließen und somit eine
             Online-Angebotsplattformen      offerieren    möglichst lange Bereitstellung zu ermögli-
             und so den Unternehmen eine einfache          chen. Die Ladesäulen und die Infrastruktur
             Handhabung ermöglichen. Gesteuertes           werden entsprechend der Vorgaben regel-
             und bidirektionales Laden lohnt sich          mäßig von geschulten Kräften gewartet
             dadurch für Unternehmen, sie unter-           und können dadurch zur Versorgungssi-
             stützen die effiziente Nutzung erneuer-       cherheit durch erneuerbare Energieträger
             barer Energie, tragen zur Netzstabilität      beitragen. Die Nutzung und Handha-
             bei und werden entsprechend entlohnt.         bung ist einfach und nutzerfreundlich
             Durch gesteuertes und bidirektionales         gestaltet, nicht nur kann jede Ladesäule
             Laden entstehen wirtschaftliche Vorteile      problemlos genutzt werden, zudem haben
             für deren Nutzer:innen. Dies betrifft nicht   Nutzer:innen ausreichend Autonomie, um
             nur die Unternehmen selbst: sie geben die     beispielsweise Mindestladestände festle-
             Vorteile, die sie durch gesteuertes und       gen zu können. Auch die Abrechnung ist
             bidirektionales Laden erzielen – bei-         transparent gestaltet und sowohl für die
             spielsweise durch – Zusatzausstattung der     Mitarbeiter:innen wie auch die Unterneh-
             Dienstwägen, monetäre Vergütungen oder        men einfach umsetzbar.

                                            19
3.4. Bildung und Kommunikation ermöglichen die
Nutzung und steigern die Nachfrage

                                Idealzustand in der Zukunft: Unternehmen und Flotten-
                                verantwortliche wissen, wie gesteuertes und bidirek-
                                tionales Laden funktioniert und welchen Nutzen,
                                aber auch welche Auswirkungen die Technologie
                                hat. Durch eine klare Kommunikation sind ihnen die Ef-
                                fekte auf Reichweite und Batteriegesundheit bekannt.
                                Sie wissen über mögliche Mehraufwände und die nöti-
                                gen Prozesse Bescheid.

                                Zeitgleich sind sich alle relevanten Akteure darüber
                                einig, dass gesteuertes und bidirektionales Laden
                                klare Vorteile bringt und hierdurch umweltfreund-
                                lich gehandelt wird. Die Nutzer:innen und vor allem
                                Unternehmer und Flottenverantwortliche wurden zum
                                Thema gesteuertes und bidirektionales Laden aufge-
                                klärt und das Mindset der Fahrzeugnutzer:innen hat
                                sich verändert. Es wird nicht mehr nur möglichst kurz
                                geladen, sondern möglichst lange Flexibilität zur Verfü-
                                gung gestellt.

                                Neben monetären Vorteilen profitieren Unternehmen
                                von einem positiven Image durch die Nutzung von
                                gesteuertem und bidirektionalem Laden. Nicht nur
                                die Kund:innen schätzen Unternehmen, die klima-
                                freundlich agieren, auch stark nachgefragte Fachkräfte
                                bevorzugen Arbeitgeber, die sich um die Umwelt sorg-
                                ten und entsprechend handeln.

                           20
Impressum

            Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber:

            Klima- und Energiefonds
            Leopold-Unger-Platz 2/1/Top 142, 1190 Wien

            Verfasser:innen:

            winnovation consulting gmbh:
            Bettina Gerbl
            Gertraud Leimüller
            Lena Müller-Kress
            Johanna Rohrhofer

            Forschungsinitiative Green Energy Lab:
            Francois Laurent
            Lisa Wolf
            Susanne Supper

            Die Entwicklung und Aufarbeitung der Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen
            wurde im Auftrag des Klima- und Energiefonds durchgeführt und erstellt.

            Grafische Gestaltung:

            winnovation consulting gmbh

            Fotos: alle unsplash.com
            Titelseite: Chuttersnap (oben), Varshil Changani (unten)
            Seite 6: Kento Hirasue
            Seite 10: Thomas Reaubourg
            Seite 13: Varshil Changani
            Seite 17: Andrew Roberts
            Seite 18: UX Indonesia
            Seite 19: Kento Hirasue
            Seite 20: Scott Graham

            Wien, April 2022

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