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Gesteuertes und bidirektionales Laden als Chance für die Energiewende Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für die breite Nutzung des gesteuerten und bidirektionalen Ladens 2022
Inhalte 1. Gesteuertes und bidirektionales Laden als Chance für die Energiewende 3 2. Sieben Handlungsempfehlungen für den breiten Einsatz von 5 gesteuertem und bidirektionalem Laden in Unternehmensflotten 2.1. Kurzfristige Handlungsempfehlungen 6 2.2. Mittelfristige Handlungsempfehlungen 10 2.3. Langfristige Handlungsempfehlungen 13 3. Die idealen Rahmenbedingungen, um gesteuertes und bidirektionales 16 Laden in österreichischen Flotten flächendeckend einzusetzen 3.1. Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen legen den Grundstein 17 3.2. Forschung und Entwicklung ermöglichen Weiterentwicklung 18 3.3. Eine einfache Nutzung ermöglicht die hohe Wirtschaftlichkeit 19 3.4. Bildung und Kommunikation ermöglichen die Nutzung und 20 steigern die Nachfrage Impressum 21 2
1. Gesteuertes und bidirektionales Laden als Chance für die Energiewende Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis Vorteil: Nicht nur ist der Betrieb von E-Au- 2030 bilanziell 100% der Stromversorgung tos nachhaltiger als bei fossil betriebenen aus nachhaltigen Energiequellen zu bezie- Autos mit Verbrennungsmotor, auch kann hen. Konkret soll die jährliche Stromerzeu- künftig durch gesteuertes und bidirektiona- gung aus erneuerbaren Energien um 27 les Laden der E-Autos die Netzinfrastruktur Terawattstunden (TWh) bis 2030 gesteigert entlastet und so langfristig die Energiewen- werden, wovon 11 TWh auf Photovoltaik, de vorangetrieben werden: Die Batterie der 10 TWh auf Windkraft, 5 TWh auf Wasser- Autos wird entweder dann geladen, wenn kraft und 1 TWh auf Biomasse entfallen.1 es für das Netz vorteilhaft ist (gesteuertes Ein Großteil dieser erneuerbaren Energien Laden) oder sie wird sogar als Zwischen- ist von äußeren Einflüssen abhängig und speicher genutzt, um während der Bela- Schwankungen unterworfen, weshalb für dung Strom aus dem Netz aufzunehmen die Energiewende eine höhere Netzstabili- und während der Entladung Strom in das tät immer zentraler wird. Zeitgleich wird Netz einzuspeisen (bidirektionales Laden). sich die Anzahl der Neuzulassungen von Durch diese sogenannte Fahrzeug-Netz-In- E-Autos in Österreich nach aktuellen Pro- tegration oder auch vehicle-to-grid (V2G)- gnosen von 2021 mit 23.000 elektrisch be- Technologie ist es möglich, das Stromnetz triebenen Autos auf 68.500 im Jahr 2030 zu stabilisieren – mithilfe einer großen Zahl steigern.2 Bereits jetzt hat Österreich den an bereits vorhandenen Autobatterien als dritthöchsten Anteil an E-Autos bei Neuzu- Speicher. Für den breiten Einsatz dieser lassungen in der EU.3 Diese große Anzahl Technologie ist eine Anpassung der Rah- an E-Autos bietet dabei einen massiven menbedingungen in Österreich notwendig. Gesteuertes und bidirektionales Laden in Unternehmensflotten als großer Hebel für die Energiewende In einem breiten Rechercheprozess unter können auch persönliche Bedenken adres- Einbezug internationaler Expert:innen siert werden, die in der gesamten Bevöl- wurde das Thema des bidirektionalen und kerung vorkommen und somit kritisch für gesteuerten Ladens als Zukunftsfeld mit den breiten Einsatz der Technologie sind. einem hohen Beitrag zur Klimaneutralität Im Jahr 2021 hat der Klima- und Energie- identifiziert. Gleichzeitig wurde der Fokus fonds das Green Energy Lab und winnova- auf den Einsatz bei Unternehmensflotten tion consulting beauftragt, exakt in diesem gelegt, weil über sie einerseits eine große Themenkomplex eine Innovation Sandbox Marktdurchdringung ermöglicht wird und umzusetzen, über welche die Nutzer:innen- andererseits Mitarbeiter:innen und damit Bedürfnisse erhoben und daraus Hand- Bürger:innen erreicht werden. Dadurch lungsempfehlungen abgeleitet werden. 1 BMK, Pressemitteilung vom 17.3.2021 zum Erneuerbaren Ausbaugesetz 2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/963319/umfrage/prognose-zu-pkw-neuzulassungen-in-oesterreich-nach-antriebsart/ 3 VCÖ: Pressemitteilung vom 20.12.21. VCÖ: Österreich hat bei neuen E-Pkw den dritthöchsten Anteil in der EU 3
Aufbauend auf den Ergebnissen eines On- wortlichen, die am Crowdsourcing teil- line Crowdsourcings mit 1.665 Mitarbei- genommen haben, sowie bei allen Ex- ter:innen und Flottenverantwortlichen wur- pert:innen und Stakeholdern, die mit den im Rahmen einer Innovation Sandbox ihrem wertvollen Input und ihren Sichtwei- Rahmenbedingungen mit Expert:innen und sen in Interviews, Feedbackschleifen und im weiteren Stakeholdern erarbeitet. Diese ad- Workshop dazu beigetragen haben, die fol- ressieren die Bedürfnisse und Bedenken der genden Ergebnisse zu erarbeiten. Nutzer:innen und bilden dadurch die Start- rampe, um gesteuertes und bidirektionales Unser besonderer Dank geht an: Laden in Österreich breit einzusetzen. Die Potenziale des gesteuerten und bidirektio- Johannes Hasibar, AustriaTech nalen Ladens, die Ergebnisse des Crowds- ourcings, wie auch die genaue methodische Gerhard Hofer, e7 energy innovation & Vorgehensweise sind in den Dokumenten engineering „Das Auto als intelligenter Energiespeicher im integrierten erneuerbaren Energiesystem“, „An- Christopher Kahler, Wiener Netze GmbH forderungen der Nutzer:innen an gesteuertes und bidirektionales Laden - Ergebnisse eines Marcus Keding, Forschung Burgenland Crowdsourcings bei Bürger:innen und Flotten- verantwortlichen“ und „Methodenhandbuch Patrick Landerl, Energie Steiermark AG zur Umsetzung einer Innovation Sandbox“ de- tailliert nachzulesen. Alle Dokumente finden Gerhard Lederer, EMC ElektroMobilitäts- Sie unter https://energieforschung.at/pro- Club Österreich jekt/mit-beteiligung-von-nutzerinnen-buer- gerinnen-unternehmen/. Lina Mosshammer, VCÖ – Mobilität mit Zukunft Im Folgenden werden die gemeinsam er- arbeiteten sieben Handlungsempfehlun- Thomas Nacht, 4ward Energy Research gen aufgezeigt, die über die nächsten Jahre GmbH hinweg dazu beitragen können, gesteuertes und bidirektionales Laden breit in Unter- Christian Orthofer, Energie Steiermark AG nehmensflotten in Österreich einzusetzen. Anschließend werden die idealen Rahmen- Peter Ott, Weinviertler Energiepionier bedingungen für einen breiten Einsatz von gesteuertem und bidirektionalem Laden Christian Peter, ElektroMobilitätsClub dargestellt. Die Handlungsempfehlungen Österreich richten sich vor allem an Entscheidungsträ- ger:innen aus Politik (Bund, Land, Gemein- Michael Schubert, Fronius International de), Vertreter:innen der Netzbetreiber und GmbH Energieversorgungsunternehmen, sowie an Vordenker:innen. Die entwickelten Hand- Maximilian Urban, Netz Niederösterreich lungsempfehlungen bilden die Startram- GmbH pe für weitere Diskussionen, Entschei- dungsprozesse und Umsetzungsprojekte; Anna Walter, Institut für Höhere Studien sie sind auf keinen Fall vollumfänglich. Uwe Warm, U:W:E - Uwe Warm Emobilitäts- Wir bedanken uns herzlich bei allen 1.665 beratung e.U. Mitarbeiter:innen und Flottenverant- 4
2. Sieben Handlungsempfehlungen für den breiten Einsatz von gesteuertem und bidirektio- nalem Laden in Unternehmensflotten Ausgehend von den als ideal anzusehenden Rahmen- jedoch wirken sich die beschriebenen Handlungsemp- bedingungen (siehe Kapitel 3), welche auf den Ergeb- fehlungen langfristig auch positiv auf die Bürger:innen nissen eines Crowdsourcings zu den Bedürfnissen der und damit eine breitere Nutzung der Technologie des Nutzer:innen basieren (siehe das Dokument „Anforde- gesteuerten und bidirektionalen Ladens aus. Die Hand- rungen der Nutzer:innen an gesteuertes und bidirektiona- lungsempfehlungen ordnen sich nach ihrem idealen les Laden“), wurden sieben Handlungsempfehlungen Umsetzungshorizont in kurz- (1-2 Jahre), mittel- (3 Jah- identifiziert. Der Fokus liegt auf Unternehmensflotten, re) und langfristig (über 3 Jahre). Kurzfristige Handlungsempfehlungen Mittelfristige Handlungsempfehlungen Langfristige Handlungsempfehlungen Umsetzung in 1-2 Jahren sowie laufend Umsetzung in 3 Jahren Umsetzung in mehr als 3 Jahren 1. Handlungsempfehlung: Ausschreibung von nationalen Demonstrationsprojekten, bidirektionalem Laden zu ermitteln und darzustellen 2. Handlungsempfehlung: Verstärktes Engagement Österreichs in der Europäischen Union für gesteuertes und bidirektionales Laden 3. Handlungsempfehlung: Anpassung von Regulatorik und Standards in Österreich, um gesteuertes und bidirektionales Laden zu ermöglichen 6. Handlungsempfehlung: Entwicklung 4. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Durchführung von zielgruppengerech- und Etablierung von Unterstützungsmecha- ten Kommunikationsaktivitäten zu gesteu- nismen für den Umstieg auf gesteuertes ertem und bidirektionalem Laden für und bidirektionales Laden Unternehmen 5. Handlungsempfehlung: Unterstützung bei der Neugestaltung von Geschäftsmo- 7. Handlungsempfehlung: Entwicklung dellen, Services und Tarifmodellen mit und Umsetzung eines (Weiter-)Bildungs- Bezug auf gesteuertes und bidirektionales programms für Fachkräfte Laden Legende: Die Farben geben Auskunft darüber, welchem Handlungsfeld die Empfehlung zuzuordnen ist Forschung und Rechtliche Grundlagen Nutzung und Bildung und Entwicklung und Voraussetzungen Wirtschaftlichkeit Kommunikation 5
1. Handlungsempfehlung: Ausschreibung von nationalen Demonstra- tionsprojekten, um Systemeffekte von gesteuertem und bidirektio- nalem Laden zu ermitteln und darzustellen Aktuelle Herausforderung: • Evaluierung der Auswirkungen von gesteuertem Eine Vielzahl an Fragen in Bezug auf die Anwendungs- und bidirektionalem Laden auf die Batterie- fälle des gesteuerten und bidirektionalen Ladens, qualität und –lebensdauer durch Feldversuche Systemeffekte und den tatsächlichen Mehrwert sind aktuell für den Großteil der Akteure (zum Beispiel • Analyse und Testung der Einschränkungen und Netzbetreiber, EVU, Flottenverantwortliche, Mitarbei- Anforderungen an die Nutzer:innen von gesteuer- ter:innen) noch ungeklärt. Doch ohne fundierte Daten, tem und bidirektionalem Laden (Stichwort: Verhal- Informationen und eine klare Einordnung, welche Sys- tensänderung) temeffekte die neue Technologie des gesteuerten und bidirektionalen Ladens in der praktischen Umsetzung Diese nationalen Demonstrationsprojekte werden unter bringen kann, werden sich weder neue Akteure am anderem Aussagen zur erreichbaren Flexibilität für Markt bilden, noch werden sich etablierte Akteure auf das integrierte Energiesystem, zum Wert dieser Fle- die neue Technologie einlassen. Darüber hinaus fehlt xibilität sowie zur Netzstabilität ermöglichen und den Nutzer:innen (zum Beispiel Flottenverantwortli- das CO2-Einsparungspotenzial erheben. Zudem wird chen) eine fundierte Entscheidungsgrundlage, um den das Kosten-Nutzen-Verhältnis für anwendende Unter- Umstieg auf die neuen Technologien und damit ver- nehmen ermittelt. Erkenntnisse zur nötigen Datennut- bundene Investitionen argumentieren zu können. zung und –zugriffen sowie den Auswirkungen auf den Batteriezustand werden erarbeitet. Diese Aussagen sind Beschreibung der Handlungsempfehlung: Grundlage für fundierte Entscheidungen, die die unter- Nationale Demonstrationsprojekte werden aus- schiedlichen Akteure künftig treffen müssen. geschrieben und gefördert, in welchen – mithil- fe fundierter Methoden und unter Begleitung der Gezielt werden im Zusammenhang mit den Demons- Wissenschaft – aufbauend auf den Erkenntnissen trationsprojekten auch Ergebnisse aus nationalen bisheriger Forschungsaktivitäten in verschiedenen und internationalen Forschungs- und Umsetzungs- Use Cases unterschiedliche Aspekte und Szena- aktivitäten (beispielsweise Green Energy Lab Projekt rien von Before (Netzeinspeisung) bis Behind the Meter Car2Flex) mit eingebunden und darauf aufgebaut. (Eigenverbrauch) evaluiert, analysiert und demons- triert werden. Dies betrifft unter anderem folgende Die Use Cases werden verständlich aufbereitet und Themenbereiche: zielgruppenspezifisch kommuniziert (siehe dazu auch Handlungsempfehlung 6). • Evaluierung des wirtschaftlichen Nutzens für unterschiedliche Beteiligte, mögliche Business Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- Modelle und Rollen (zum Beispiel V2x-Anbieter, lungsempfehlung: Aggregatoren) Zuständige Bundesministerien, Förderstellen und Agenturen des Bundes. • Evaluierung des Nutzens für Netzstabilität und Integration erneuerbarer Energieträger ins Netz • Analyse und Evaluierung vorhandener und benö- tigter Daten und Datenaustäusche für gesteuer- tes und bidirektionales Laden 7
2. Handlungsempfehlung: Verstärktes Engagement Österreichs in der Europäischen Union für gesteuertes und bidirektionales Laden Aktuelle Herausforderung: Batterien für V2x für den Energiemarkt geschaffen Eine Vielzahl der relevanten Gesetze, Verordnungen, wird, die Auswirkungen auf die Netzstabilität de- Richtlinien, Normen und Standards im Bereich der Ener- finiert sowie aggregierte Datenzugänge etabliert gie und Mobilität werden nicht auf nationaler, sondern werden. In dieser arbeiten OEMs, Akkulieferanten, auf europäischer Ebene gesetzt. Diese sind aktuell noch Netz- und Energieunternehmen sowie E-Auto-Flot- nicht ausreichend auf die neuen Möglichkeiten des ge- tenbetreiber zusammen und bringen (gegen ent- steuerten und bidirektionalen Ladens ausgerichtet und sprechende Incentivierung) ihre Datengrundlagen behindern damit den flächendeckenden Einsatz. dazu ein. Denkbar ist hier eine Verbindung zum EU-Vorhaben der sektoralen europäischen Daten- Fachexpertise im Bezug auf die Technologie des ge- räume (lt. Datenstrategie). steuerten und bidirektionalen Ladens auf europäischer Ebene ist bereits teilweise vorhanden, jedoch oftmals • Forcierung der entsprechenden Software-Frei- geographisch verstreut und nur bei einzelnen Stake- gabe durch OEMs holdern – häufig aus unterschiedlichen Organisatio- nen und Institutionen – zu finden. Derzeit besteht bei- • Schaffung von Standards und Normen für IKT- spielsweise kein Zugang zu Daten von Fahrzeug- und Schnittstellen von Autos und Infrastrukturkom- Batterieherstellern (OEM) hinsichtlich der Eignung von ponenten auf europäischer Ebene und zeitnahe E-Auto-Batterien für den Einsatz von gesteuertem und Implementierung der Standards und Normen bidirektionalem Laden und dessen Auswirkungen auf die Batteriegesundheit. Zentrale Fragen zum Einsatz • Definition eines einheitlichen und verbindlichen von gesteuertem und bidirektionalem Laden können Ladestandards für E-Fahrzeuge auf EU-Ebene daher nicht klar und vor allem evidenzbasiert beant- unter Einbindung der handelnden Akteure (zum wortet werden. Beispiel OEMs, Ladeinfrastrukturhersteller, Nor- mierungsgremien und andere) Beschreibung der Handlungsempfehlung: Österreich wird in der Europäischen Union (EU) ein akti- • Gewährleistung eines freien Wettbewerbs unter ver und sichtbarer Treiber und Enabler von gesteuertem V2x-Anbietern, sowie Sicherstellung von Mög- und bidirektionalem Laden. Aus diesem Grund werden lichkeiten des herstellerübergreifenden Einsat- sich österreichische Vertreter:innen in den Arbeits- zes und von offenen Standards für V2x (unter gruppen und Entscheidungsgremien der EU künftig anderem Unbundling von Fahrzeugher-stellern und für flächendeckende E-Mobilität, gesteuertes und bi- Mobility-as-a-Service Providern beziehungsweise direktionales Laden einsetzen und Erkenntnisse zu Aggregatoren für V2x; Gruppen-Verordnung), um internationalen Entwicklungen gezielt auch zurück Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern und ein in nationale Prozesse spielen. Erste inhaltliche Dimen- Recht auf V2x für Nutzer:innen zu etablieren sionen hierfür sind unter anderem: • Sicherstellung von anbieterunabhängiger Inter- • Etablierung von Vehicle-to-x-Application– operabilität der Ladeinfrastruktur und Roaming freundlichen Garantie-Standards für die Fahr- für Nutzer:innen bei unterschiedlichen Anbietern zeugbatterien, welche seitens der Fahrzeugher- steller eingehalten werden, damit Nutzer:innen Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- keine Nachteile (Garantieeinschränkung) durch ge- lungsempfehlung: steuertes und bidirektionales Laden erfahren. Zuständige Bundesministerien, Arbeitsgruppen und Entscheidungsgremien auf europäischer Ebene, unter • Initiierung einer Task Force „Battery Life Time - anderem IEC-Normengremium, ISO Gremien, Arbeits- Vehicle-to-x-Application“ auf EU-Ebene, damit gruppen zu Standards und Cybersecurity. Transparenz hinsichtlich der Eignung von E-Auto- 8
3. Handlungsempfehlung: Anpassung von Regulatorik und Standards in Österreich, um gesteuertes und bidirektionales Laden zu ermöglichen Aktuelle Herausforderung: • Umgang mit mobilen Speichern Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Normen und Stan- dards sind grundlegende Ermöglicher von neuen Ener- • Rückspeisung von Energie aus mobilen Spei- gie- und / oder Mobilitätskonzepten. Oftmals bilden sie chern ins Stromnetz jedoch die Erkenntnisse aus der Vergangenheit bzw. Ge- genwart ab und schränken dadurch Fortschritt und In- • Flächendeckendes Smartmeter-Rollout novation ein. In Bezug auf gesteuertes und bidirektiona- les Laden ist festzustellen, dass diese aktuell noch nicht • Ermöglichung von flexiblen, mobilen Zähl- an die entsprechenden Anforderungen angepasst sind. punkten Hinzu kommt, dass das komplexe Thema des gesteu- • Nötige Datenflüsse und Informationsweiterlei- erten und bidirektionalen Ladens für den Großteil der tung an die verschiedenen Beteiligten und IKT- Akteure (zum Beispiel Netzbetreiber, EVU, Flottenver- Schnittstellen, zum Beispiel Gewährleistung von antwortliche, Endnutzer:innen) noch relatives Neuland Information über bidirektionale Ladeaktivitäten ist. Sie benötigen die Sicherheit von klaren und praxis- für Netzbetreiber, Datenaustausch zwischen Fahr- orientierten Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien, Nor- zeugen und Netzbetreibern (Bedarfssteuerung men und Standards, um über Möglichkeiten, Pflichten und ähnliche) und Gefahren informiert zu sein und entsprechend zu- kunftsfähige Entscheidungen treffen zu können. • Interoperabilität und Roaming-Möglichkeiten für Nutzer:innen der Ladeinfrastruktur, damit Beschreibung der Handlungsempfehlung: diese Zugang zu Lademöglichkeiten unterschied- Es ist zentral, dass in Gesetzen, Verordnungen, Richt- licher Anbieter haben. Dies betrifft unter anderem linien, Normen und Standards die grundsätzliche Schnittstellen, Abrechnungssysteme und anbieter- Möglichkeit des gesteuerten und bidirektionalen übergreifende Lademöglichkeiten Ladens verankert wird. Dabei werden auch Szenarien von Before the Meter (Netzeinspeisung) bis Behind the • Dynamische Energietarife Meter (Eigenverbrauch) entwickelt und darauf aufbau- end Mechanismen auf nationaler Ebene etabliert, wel- Hierfür werden systematisch und laufend Gesetze, che den involvierten Akteuren Sicherheit sowie neue Verordnungen, Richtlinien, Normen und Standards Möglichkeiten geben. Im Eigenverbrauch ist eine größt- gesichtet, Lücken und Änderungsbedarfe aufge- mögliche Freiheit der Nutzer:innen anzustreben. zeigt, sodass flächendeckend der Einsatz von E-Autos mit gesteuertem und bidirektionalem Laden ermög- Konkret wird auf nationaler Ebene sichergestellt, dass licht und unterstützt wird. Falls nötig, wird in neuen bestehende Gesetzgebungen, wie das Elektrizitätswirt- Themen der Handlungsbedarf in regulatorischen Sand- schaft- und –organisationsgesetz, umgesetzt (ElWOG) boxes bzw. Innovationslaboren erörtert. werden. Darüber hinaus wird auf nationaler Ebene sichergestellt, dass im Energierecht und in den TOR Dieser Screening- und Adaptionsprozess wird iterativ (Technische und organisatorische Regeln für Betreiber und in enger Zusammenarbeit mit Forschung, Wirt- und Benutzer von Netzen) sowie in der Ausgestaltung schaft und Nutzer:innen durchgeführt, um so auch und vor allem Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau- neue Entwicklungen und Bedürfnisse flexibel anti- Gesetzes und Elektrizitätswirtschaft- und -organisati- zipieren und frühzeitig darauf reagieren zu können. onsgesetzes (EAG und EIWOG) unter anderem folgende Themenbereiche entsprechend berücksichtigt werden: Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- lungsempfehlung: Zuständige Bundesministerien, E-Control. 9
2.2. Mittelfristige Handlungsempfehlungen (Umsetzung in 3 Jahren) 10
4. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Etablierung von Unter- stützungsmechanismen für den Umstieg auf gesteuertes und bidirektionales Laden Aktuelle Herausforderung: daher soll klimafreundliche Mobilität in Unternehmen Investitionen von Unternehmen und Privatpersonen ganzheitlich unterstützt werden. Das inkludiert unter sind unumgänglich, um Infrastruktur auf Firmenge- anderem eine Unterstützung, wenn Unternehmen ihre länden und Privateigentum zu schaffen, die für das Flotten auf gesteuertes und bidirektionales Laden um- gesteuerte und bidirektionale Laden benötigt wird. Es stellen oder wenn sie Ladeinfrastruktur, die den nach- ist jedoch zu erwarten, dass es Unternehmen als auch haltigen Betrieb dieser Flotten ermöglicht, schaffen. Privatpersonen, insbesondere in der Anfangsphase des Darauf aufbauend wird diese Unterstützung auch für gesteuerten und bidirektionalen Ladens, schwerfallen Privatpersonen angeboten, um langfristig auch jene zu wird, Erstinvestitionen zu tätigen und die Umstellungs- erreichen, die kein Dienstauto fahren. phase und den Betrieb zu finanzieren. Unterstützt wird sowohl die Anschaffung als auch die Aktuell hat klimafreundliches Mobilitätsverhalten so- Inbetriebnahme und laufende Wartung von E-Lade- wie gesteuertes und bidirektionales Laden keinen sig- stellen (Ladesäulen beziehungsweise Wallboxen) an nifikanten Mehrwert für Unternehmen und Privatper- den Firmenstandorten beziehungsweise auch bei sonen. Obwohl es schon Unterstützungsmechanismen den Mitarbeiter:innen zuhause, sowie das Nach- zur Umstellung auf klimafreundliche Mobilität gibt, rüsten beziehungsweise Umbauen von bereits be- sind diese noch nicht ausreichend auf Anforderungen stehender Ladeinfrastruktur. von Unternehmen beim Einsatz von gesteuertem und bidirektionalem Laden ausgerichtet und benötigen Unterstützt werden nur Unternehmen und später Pri- einer entsprechenden Adaption. Ohne diesen Mehr- vatpersonen, die nachweislich ausschließlich Strom wert wird sich eine flächendeckende Umsetzung von aus erneuerbaren Energieträgern verwenden. klimafreundlicher Mobilität nur schleppend realisieren. Den Unternehmen und Privatpersonen fehlen aktuell Unterschiedliche Interventionsmechanismen bezie- unter anderem wirtschaftliche Anreize, ihre Unterneh- hungsweise eine Einbettung von gesteuertem und mensflotten und Privatautos auf gesteuertes und bi- bidirektionalem Laden sowie von klimafreundli- direktionales Laden umzustellen und in Unternehmen cher Mobilität in vorhandene Förderinstrumente, Incentivierungssysteme für ihre Mitarbeiter:innen zu wie beispielsweise der E-Mobilitätsoffensive, sind zu implementieren. prüfen und internationale Erfahrungen einzubinden. Beschreibung der Handlungsempfehlung: Eine koordinierte Vorgehensweise durch Bund, Län- In einer ersten Phase werden Unternehmen dabei un- der und deren Gebietskörperschaften stellt hier eine terstützt nachhaltige Mobilitätskonzepte auszuar- reibungslose Abwicklung der Unterstützung sicher. beiten und zu implementieren sowie entsprechen- de Anreize für die Mitarbeiter:innen, beispielsweise Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- monetäre Vergütungen oder spezifische Zusatzaus- lungsempfehlung: stattungen in den Dienstautos, zu schaffen. Wichtig Zuständige Bundesministerien, Förderstellen und ist, dass keine einseitige Incentivierung stattfindet – Agenturen des Bundes und der Länder. 11
5. Handlungsempfehlung: Unterstützung bei der Neugestaltung von Geschäftsmodellen, Services und Tarifmodellen mit Bezug auf gesteuertes und bidirektionales Laden Aktuelle Herausforderung: Dies kann sich auf neue Netzgebühren ebenso bezie- Der Mobilitäts- und Energiemarkt wird durch den Ein- hen, wie auf die Schaffung eines Flexibilitätsmarktes satz von gesteuertem und bidirektionalem Laden ver- und die Entwicklung von neuen oder die Integration mehrt unter Druck stehen sich zu transformieren. von bestehenden Aggregatoren-Rollen ins Energie- Heute ist noch nicht klar, welche Rolle etablierte (zum system, die den Unternehmen das gesteuerte und bi- Beispiel Netzbetreiber) und vor allem neue Akteure im direktionale Laden durch Services erleichtern. Dabei ist Zusammenhang mit gesteuertem und bidirektionalem auch die mögliche Befreiung von Abgaben und Steuern Laden übernehmen werden. Es ist jedoch zu erwarten, auf zwischengespeicherte Energie in der Fahrzeugbat- dass neue Geschäftsmodelle, Services und Tarifmodel- terie (Gleichstellung mit stationären Stromzwischen- le benötigt werden, um gesteuertes und bidirektionales speichern), der einfache Zugang zum Sekundär- und Laden flächendeckend umzusetzen und für Unterneh- Tertiärregelenergiemarkt für Aggregatoren von E-Fahr- men wie auch Mitarbeiter:innen attraktiv zu gestalten. zeugbatteriekapazitäten sowie Vergütungsmodelle für Für exakt diese neuartigen Geschäftsmodelle, Services aktives netzdienliches Verhalten von E-Fahrzeugen auf und Tarifmodelle muss auch der rechtliche Rahmen ge- Verteilnetzebene für Aggregatoren / End-User und für schaffen werden. aktives Blindleistungsmanagement und Re-Dispatch für Aggregatoren / End-User zu berücksichtigen. Beschreibung der Handlungsempfehlung: Aufbauend auf vorherigen Forschungs- und Entwick- Unterstützungsformate könnten unter anderem sein: lungsergebnissen der nationalen Demonstrationspro- Hackathons, Co-Creation Workshops, Inkubatoren, jekte (siehe Handlungsempfehlung 1) werden gezielt Innovationslabore, Regulatory Sandboxes, und Ähn- Open Innovation-Prozesse unterstützt, die sich mit liches. Welche Formate konkret umgesetzt werden, der Entwicklung und Etablierung von neuen skalier- wird gezielt und maßgeschneidert auf den Ergebnis- baren Geschäftsmodellen, Services und Tarifmodel- sen der nationalen Demonstrationsprojekte (siehe len auseinandersetzen. Handlungsempfehlung 1) aufgebaut. Bewusst werden in diesen Unterstützungsformaten Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- auch ungewöhnliche nationale und internationale lungsempfehlung: Akteure aus unterschiedlichen, fortgeschrittenen Zuständige Bundesministerien, E-Control, Flottenma- Branchen und Sektoren wie auch etablierte Unter- nager:innen, Demonstrationsprojekte, Netzbetreiber, nehmen und Vertreter:innen der Start-up-Szene Energieanbieter, Mobilitätsanbieter, Start-ups. miteinbezogen, um eine gegenseitige Cross-Fertilisa- tion der unterschiedlichen Branchen zu ermöglichen. 12
2.3. Langfristige Handlungsempfehlungen (Umsetzung in mehr als 3 Jahren) 13
6. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Durchführung von zielgruppengerechten Kommunikationsaktivitäten zu gesteu- ertem und bidirektionalem Laden für Unternehmen Aktuelle Herausforderung: aus den Demonstrationsprojekten werden be- Aktuell sind Unternehmer:innen, Flottenverantwortli- gleitend für unterschiedliche Zielgruppen aktiv che und Privatpersonen noch nicht ausreichend über erlebbar gemacht und demonstrieren die mögli- die Möglichkeiten und Potenziale von gesteuertem und che Innovation (in Zusammenhang mit Handlungs- bidirektionalem Laden informiert. Wird das Bewusst- empfehlung 1). sein für gesteuertes und bidirektionales Laden nicht gesteigert, dann ist anzunehmen, dass sich der Einsatz • Möglichkeiten zur Unterstützung - Förderun- nicht flächendeckend durchsetzt. gen und Entwicklungsformate für ganzheitliche Energiekonzepte in Unternehmen in Einklang Beschreibung der Handlungsempfehlung: mit EU-Energieeffizienzrichtlinien, die zukünftig Ein strategisches Kommunikationskonzept inklusi- im Bundes-Energieeffizienzgesetz-Neu veran- ve Umsetzungsplan wird entwickelt und umgesetzt, kert werden sollen (in Zusammenhang mit Hand- um zielgruppengerecht Möglichkeiten und Potenziale lungsempfehlung 4). zu vermitteln. Wichtig ist dabei auch Zielgruppen zu adressieren, die sich aktuell noch nicht von E-Mobili- Gesteuertes und bidirektionales Laden wird so als tät, und gesteuertem und bidirektionalem Laden an- Chance und als wesentliches Element zur Erreichung gesprochen fühlen. Voraussetzung ist eine bundeslän- der Klimaziele positioniert und gewinnt an Relevanz in der-, organisations- und institutionsübergreifende der Bevölkerung. Es wird Awareness für das Thema ge- einheitliche und abgestimmte Kommunikation. Be- schaffen. stehende Informationsprogramme werden erweitert und neue Komunikationsaktivitäten werden entwickelt, Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- um gezielt folgende Themen zu vermitteln: lungsempfehlung: Zuständige Bundesministerien, etablierte Klimaschutz- • Realer Nutzen und Möglichkeiten des gesteu- initiativen, wie zum Beispiel klima:aktiv. erten und bidirektionalen Ladens – Ergebnisse 14
7. Handlungsempfehlung: Entwicklung und Umsetzung eines (Weiter-)Bildungsprogramms für Fachkräfte Aktuelle Herausforderung: Darüber hinaus wird ein Weiterbildungsprogramm Die Herausforderungen des Fachkräftemangels belas- entwickelt und umgesetzt, das praxisrelevante Fragen ten bereits heute die Wirtschaft. Durch neue Technolo- adressiert und für bereits Berufstätige oder Quereins- gien werden sich die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche teiger:innen verständlich vermittelt. Auch dabei werden der Fachkräfte verändern. Eine flächendeckende Um- bestehende Bildungseinrichtungen eingebunden. setzung von gesteuertem und bidirektionalem Laden ist nur dann möglich, wenn Nutzer:innen auch im rea- Das bedeutet, dass Berufsbilder weiterentwickelt len Leben fachliche Unterstützung bekommen, sollte werden und die berufliche Aus- und Weiterbildung es Schwierigkeiten bei der Handhabung geben. laufend entsprechend den Anforderungen in der Praxis angepasst und regelmäßig aktualisiert wer- Aus heutiger Sicht sind Elektriker:innen, Mechaniker:in- den. Die kontinuierliche Inanspruchnahme der ent- nen und Facility Manager:innen noch nicht ausreichend sprechenden Weiterbildungen wird aktiv eingefordert informiert und geschult, um Unternehmen und End- und incentiviert. nutzer:innen fachlich zu unterstützen, wenn zum Bei- spiel Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit der Betriebe mit entsprechenden Kompetenzen (etwa Installation einer geeigneten Wallbox beziehungsweise zu Photovoltaik, Wallboxen, Smart Charging, gesteuer- bei Wartungen der Wallbox und Fehlermeldungen bei tem, bidirektionalem Laden) werden leichter auffind- der Batterie im Auto auftauchen. bar gemacht, zum Beispiel über ein Register. Beschreibung der Handlungsempfehlung: Relevante Akteure für die Umsetzung der Hand- Aus diesem Grund werden die relevanten Inhalte zu lungsempfehlung: gesteuertem und bidirektionalem Laden in einer Zuständige Bundesministerien, Aus- und Weiterbil- Höherqualifizierung bereits in der Berufsausbildung dungseinrichtungen. von Elektriker:innen und Mechaniker:innen veran- kert. Dieser Prozess wird in Abstimmung mit den Bil- dungseinrichtungen umgesetzt. 15
3. Die idealen Rahmenbedingungen, um gesteu- ertes und bidirektionales Laden in österreichischen Flotten flächendeckend einzusetzen Forschung und Entwicklung Bildung und Rechtliche Grundlagen und Kommunikation Voraussetzungen Nutzung und Wirtschaftlichkeit Nachdem nun die konkreten Handlungsempfehlungen Die Rahmenbedingungen gliedern sich dabei in vier beschrieben worden sind, werden im Folgenden die Dimensionen: Rahmenbedingungen in Form von künftigen Idealzu- ständen skizziert, die im Bestfall aus der Umsetzung • Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen der Handlungsempfehlungen Wirklichkeit werden sol- len. Diese Idealzustände beschreiben das bestmögliche • Forschung und Entwicklung Umfeld, um gesteuertes und bidirektionales Laden bei Unternehmensflotten flächendeckend zu etablieren. • Nutzung und Wirtschaftlichkeit • Bildung und Kommunikation 16
3.1. Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen legen den Grundstein Idealzustand in der Zukunft: Um gesteu- nen im System. Haftungsfragen sind ge- ertes und bidirektionales Laden breit in klärt, Pflichten und Möglichkeiten sind klar Österreich einzusetzen, etabliert sich auf definiert. europäischer und nationaler Ebene ein klarer regulatorischer Rahmen in Bezug Alle technischen Grundvoraussetzungen auf die Rolle der Autobatterie als mobiler wurden standardisiert, um gesteuertes und Speicher, die Möglichkeiten des Einspeisens bidirektionales Laden möglich zu machen: von Energie in das Netz, die E-Mobilität im Es existieren beispielsweise standardisierte Gesamten und Haftungsfragen im Speziel- Vorgehensweisen, Prozesse und Protokol- len (zum Beispiel in Bezug auf Gewährleis- le, die eine Anwendung von gesteuertem tungen, Garantien, Produkthaftung). Dies und bidirektionalem Laden erleichtern und betrifft neben gesetzlichen Regelungen ermöglichen. Notwendige Informationen auch Standards, Regeln für den Datenaus- werden an die entsprechenden Stakehol- tausch und Informationspflichten. der kommuniziert, sowohl die Ladeinfra- struktur wie auch die Autohersteller nutzen Autohersteller ermöglichen bidirektionales standardisierte Schnittstellen. Laden und haben ihre Garantieleistung und -angaben dementsprechend für gesteuer- Die dafür notwendige technisch aus- tes und bidirektionales Laden angepasst. gereifte Hardware ist breit verfügbar: Unternehmen und ihre Mitarbeiter:in- So laden Wallboxen in beide Richtungen, nen haben keine rechtlichen Bedenken, Zweirichtungszähler werden eingesetzt, die gesteuert und bidirektional zu laden, die entsprechende technische Kommunikation äußeren Rahmenbedingungen schaffen Si- und Steuerung ermöglicht optimierte Lade- cherheit für alle Stakeholder und Akteur:in- strategien. 17
3.2. Forschung und Entwicklung ermöglichen Weiter- entwicklung Idealzustand in der Zukunft: Zukünftig sind die Aus- wirkungen auf die Batteriegesundheit und das ideale Batteriemanagement für gesteuertes und bi- direktionales Laden ausreichend erforscht. Hierfür teilen alle Stakeholder (Autohersteller, Mobilitätsanbie- ter, Netz- und Energieanbieter) die dafür nötigen Daten und sorgen so für eine eingehende und langfristige Ana- lyse der Auswirkungen. Auswirkungen, Möglichkeiten und realer Nutzen des gesteuerten und bidirektionalen Ladens sind da- durch ausreichend erforscht und klar definiert. Durch Forschungs- und Demonstrationsprojekte wurden so- wohl der wirtschaftliche wie auch der ökologische Nutzen nachgewiesen und quantifiziert. Diese bilden die Grundlage für neue Geschäftsmodelle etablierter und neuer Stakeholder. Verschiedene Einsatzmöglich- keiten von gesteuertem und bidirektionalem Laden wurden getestet, fundierte Daten stellen nachvollzieh- bar den Nutzen und die Auswirkungen dar. Die Ergeb- nisse wurden an unterschiedliche Stakeholder, wie zum Beispiel Netzbetreiber, Flottenverantwortliche und Mit- arbeiter:innen zielgruppengerecht kommuniziert. 18
3.3. Eine einfache Nutzung ermöglicht die hohe Wirtschaftlichkeit Idealzustand in der Zukunft: Durch solche Gutscheine an die Mitarbeiter:innen neuen und etablierten Player werden in- weiter, um die Nutzung der Technologie novative, attraktive Services angeboten zu incentivieren. und ein Flexibilitätsmarkt entsteht, der die Anwendung für Flottenverantwort- Nicht zuletzt durch diese einfache Nut- liche vereinfacht. Durch die hohe Con- zung und wirtschaftlichen Vorteile wurde venience haben insbesondere kleinere die Ladeinfrastruktur ausgebaut und ist Unternehmen die Möglichkeit, von gesteu- flächendeckend vorhanden, es stehen ertem und bidirektionalem Laden zu pro- ausreichend Ladesäulen zur Verfügung. fitieren, ohne selbst in den Energiemarkt Die meisten Parkplätze, egal ob auf den einsteigen zu müssen. Aggregatoren und Firmengeländen, öffentlichen Parkplätzen Mobilitätsanbieter fungieren als „Univer- oder zuhause bei den Mitarbeiter:innen salanbieter“, die unter anderem Verwal- bieten die Möglichkeit, das E-Auto durch- tungs-Services, Services zum Steuern und gehend anzuschließen und somit eine Online-Angebotsplattformen offerieren möglichst lange Bereitstellung zu ermögli- und so den Unternehmen eine einfache chen. Die Ladesäulen und die Infrastruktur Handhabung ermöglichen. Gesteuertes werden entsprechend der Vorgaben regel- und bidirektionales Laden lohnt sich mäßig von geschulten Kräften gewartet dadurch für Unternehmen, sie unter- und können dadurch zur Versorgungssi- stützen die effiziente Nutzung erneuer- cherheit durch erneuerbare Energieträger barer Energie, tragen zur Netzstabilität beitragen. Die Nutzung und Handha- bei und werden entsprechend entlohnt. bung ist einfach und nutzerfreundlich Durch gesteuertes und bidirektionales gestaltet, nicht nur kann jede Ladesäule Laden entstehen wirtschaftliche Vorteile problemlos genutzt werden, zudem haben für deren Nutzer:innen. Dies betrifft nicht Nutzer:innen ausreichend Autonomie, um nur die Unternehmen selbst: sie geben die beispielsweise Mindestladestände festle- Vorteile, die sie durch gesteuertes und gen zu können. Auch die Abrechnung ist bidirektionales Laden erzielen – bei- transparent gestaltet und sowohl für die spielsweise durch – Zusatzausstattung der Mitarbeiter:innen wie auch die Unterneh- Dienstwägen, monetäre Vergütungen oder men einfach umsetzbar. 19
3.4. Bildung und Kommunikation ermöglichen die Nutzung und steigern die Nachfrage Idealzustand in der Zukunft: Unternehmen und Flotten- verantwortliche wissen, wie gesteuertes und bidirek- tionales Laden funktioniert und welchen Nutzen, aber auch welche Auswirkungen die Technologie hat. Durch eine klare Kommunikation sind ihnen die Ef- fekte auf Reichweite und Batteriegesundheit bekannt. Sie wissen über mögliche Mehraufwände und die nöti- gen Prozesse Bescheid. Zeitgleich sind sich alle relevanten Akteure darüber einig, dass gesteuertes und bidirektionales Laden klare Vorteile bringt und hierdurch umweltfreund- lich gehandelt wird. Die Nutzer:innen und vor allem Unternehmer und Flottenverantwortliche wurden zum Thema gesteuertes und bidirektionales Laden aufge- klärt und das Mindset der Fahrzeugnutzer:innen hat sich verändert. Es wird nicht mehr nur möglichst kurz geladen, sondern möglichst lange Flexibilität zur Verfü- gung gestellt. Neben monetären Vorteilen profitieren Unternehmen von einem positiven Image durch die Nutzung von gesteuertem und bidirektionalem Laden. Nicht nur die Kund:innen schätzen Unternehmen, die klima- freundlich agieren, auch stark nachgefragte Fachkräfte bevorzugen Arbeitgeber, die sich um die Umwelt sorg- ten und entsprechend handeln. 20
Impressum Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber: Klima- und Energiefonds Leopold-Unger-Platz 2/1/Top 142, 1190 Wien Verfasser:innen: winnovation consulting gmbh: Bettina Gerbl Gertraud Leimüller Lena Müller-Kress Johanna Rohrhofer Forschungsinitiative Green Energy Lab: Francois Laurent Lisa Wolf Susanne Supper Die Entwicklung und Aufarbeitung der Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen wurde im Auftrag des Klima- und Energiefonds durchgeführt und erstellt. Grafische Gestaltung: winnovation consulting gmbh Fotos: alle unsplash.com Titelseite: Chuttersnap (oben), Varshil Changani (unten) Seite 6: Kento Hirasue Seite 10: Thomas Reaubourg Seite 13: Varshil Changani Seite 17: Andrew Roberts Seite 18: UX Indonesia Seite 19: Kento Hirasue Seite 20: Scott Graham Wien, April 2022 21
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