Gesundheits-versorgungs bericht 2020 - "Im Dialog" Abteilung Gesundheit - Kanton Aargau
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DEPARTEMENT GESUNDHEIT UND SOZIALES Gesundheits- versorgungsbericht 2020 «Im Dialog» Abteilung Gesundheit
Liebe Leserin Lieber Leser Vor Ihnen liegt der Gesundheitsversorgungsbericht 2020 des Kantons Aargau. Der Gesundheitsversorgungsbericht enthält die wichtigs- ten Daten über die Aargauer Gesundheitsversorgung des Jahres 2019 (inkl. Daten des Bundes 2019) und folgt auf den Strukturbericht 2016. Der Bericht bietet einen Überblick für ein breites Publikum; von Bürgerinnen und Bürgern, Politikerinnen und Politiker bis hin zu erfahrenen Fachleuten. Die Daten im Bericht zeigen: Der Kanton Aargau verfügt über eine hervorragende Gesundheitsversorgung. Gleichwohl geben die Daten auch Aufschluss darüber, in welchen Bereichen noch Optimierungs- bedarf besteht und welche Themen im Rahmen der neuen Gesund- heitspolitischen Gesamtplanung angegangen werden sollen. Der Gesundheitsversorgungsbericht 2020 enthält jedoch nicht nur Daten. Er steht auch im Zeichen des Dialogs: Dem Dialog zwischen der Abteilung Gesundheit und den Aargauer Leistungserbringern, die gemeinsam tagtäglich die Gesundheitsversorgung im Kanton Aargau sicherstellen. In jedem Kapitel stellt sich ein Vertreter der Leistungserbringer gemeinsam mit seinem kantonalen «Pendant» aus der Abteilung Gesundheit vor. Ganz im Sinne eines Dialogs berichten beide Vertreter über ihren spannenden Alltag und darüber, wie ihre Zusammenarbeit funktioniert. Erfreulicherweise fast immer reibungslos. Dies nicht zuletzt darum, weil das Verhältnis zwischen der Abteilung Gesundheit und den Leistungserbringern von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist. Ich verspreche Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, dass wir auch in Zukunft alles daransetzen werden, mit unseren Partnern im Dialog zu bleiben und das Gesundheitswesen gemeinsam weiterzuentwickeln. Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine spannende Lektüre. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse und freue mich auf den Dialog mit Ihnen. Barbara Hürlimann Leiterin Abteilung Gesundheit
Ambulante Versorgung 0,63 Hausärzte pro 1000 Einwohner rangieren im interkantonalen Vergleich im unteren Drittel. 1,72 Ärzte pro 1000 Einwohner decken die ambulante Versorgung im Kanton Aargau ab. Spitalversorgung Ambulantisierung: – 66% verlagerbare stationäre Fälle seit 2018 Psychiatrie 1093 Akutsomatik ausserkantonale und ausländische 11555 Patienten werden in psychiatrischen Ein- –92 Patientensaldo Fälle verzeichnen Aargauer Spitäler mit richtungen des Kantons ausserkantonalem Aargau stationär behandelt. –9770 Patientensaldo oder ausländischem Wohnsitz. 1185 21 325 Fälle wandern in Aargauer Patienten ein ausserkantonales Spital ab. +6888 Patientensaldo werden in einem ausser- kantonalen Spital behandelt. Rehabilitation 891 Aargauer Patienten werden in einem ausser- 7779 kantonalen Spital Fälle mit ausserkantonalem behandelt. oder ausländischem Wohnsitz verzeichnen Aargauer Rehabilitationskliniken.
Langzeitversorgung 6440 Patienten wohnen in 97 Pflegeheimen im Kanton Aargau, die auf 108 Standorte verteilt sind. 95,3% der Aargauer Heimbewohner leben in einem Pflegeheim im Kanton Aargau. 29238 werden von 90 Spitex-Organisationen und Patienten 72 selbstständigen Pflegefachpersonen betreut. 12,2 Vollzeitäquivalente pro 1000 Einwohner über 65 Jahre sprechen für eine im interkantonalen Vergleich niedrige Spitex-Dichte. Ausbildungspotenzial Spitäler Pflegeheime Spitex-Organisationen 102,1% 1 01,6% 9 9,0% Ausschöpfung des betrieblichen Ausbildungspotenzials.
Inhaltsverzeichnis 1 Ambulante Versorgung 1.1 Niedergelassene Leistungserbringer ...................................................................................................................... 7 1.2 Rettungswesen ........................................................................................................................................................ 14 2 Spitalversorgung 2.1 Akutsomatik ............................................................................................................................................................. 18 2.2 Psychiatrie .............................................................................................................................................................. 38 2.3 Rehabilitation .......................................................................................................................................................... 46 2.4 Leistungskosten der öffentlichen Hand ................................................................................................................. 54 2.5 Volkswirtschaftlicher Nutzen .................................................................................................................................. 56 3 Langzeitversorgung 3.1 Pflegeheime ............................................................................................................................................................. 61 3.2 Spitex ....................................................................................................................................................................... 68 4 Querschnittsthemen 4.1 Sucht ........................................................................................................................................................................ 75 4.2 Ausbildungsverpflichtung ....................................................................................................................................... 83 4.3 Palliative Care ........................................................................................................................................................ 90
1. Ambulante Versorgung Die ambulante Akutversorgung umfasst alle akuten Hier ist jedoch zu beachten, dass die Dichte sich stets Dienstleistungen, die nicht im Rahmen eines stationä- auf Personen und nicht auf Pensen bezieht. Vor dem ren Aufenthalts der Patientinnen und Patienten erbracht Hintergrund der Zunahme von weiblichen Ärzten und werden. Sie wird sichergestellt durch frei praktizierende einer generellen Tendenz zu mehr Teilzeitarbeit ist da- Medizinalpersonen , Spitalambulatorien sowie selbst- 1 mit zu rechnen, dass die Versorgungsleistung trotz leicht ständige Fachpersonen, Organisationen und Betriebe, steigender Dichte eher zurückgeht.4 die für die Ausübung ihrer Tätigkeiten einer kantonalen Bewilligungspflicht unterliegen.2 Die Zahnärzte- und Apothekendichte ist im Verlauf der letzten Jahre in etwa auf demselben Niveau geblieben. 1.1 Niedergelassene Leistungs- Die Zahl der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahn- erbringer ärzte sowie Apotheken entwickelt sich – im Gegensatz Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zum Ärztebestand – somit proportional zur Bevölkerung. hat zwischen 2016 und 2019 im Kanton Aargau um 6 % zugenommen (Abbildung 1). Die Zunahme bezieht sich hauptsächlich auf Ärztinnen und Ärzte aus der speziali- sierten Versorgung. Entscheidend für die Beurteilung des ambulanten Angebots ist jedoch neben der absoluten Anzahl insbesondere die Dichte der Leistungserbringer des jeweiligen Einzugsgebiets.3 Diese stieg für die Ärz- teschaft zwischen 2016 und 2019 von 1,67 auf 1,72 pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern an, was auf eine überproportionale Zunahme niedergelassener Ärztinnen und Ärzte zum Bevölkerungswachstum schliessen lässt. Die deutlichste Zunahme wurde zwischen 2017 und 2018 verzeichnet. 1 Gemäss Medizinalberufegesetz (Stand: 1. Januar 2015): Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Apothekerinnen und Apotheker und Chiropraktikerinnen und Chiropraktiker. 2 Das KVG legt fest, welche Berufe unter welchen Voraussetzungen berechtigt sind, zulasten der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung tätig zu sein. Diese Berufe unterliegen zudem einer gesundheitspolizeilich motivierten Bewilligungspflicht, für welche die kantonale Gesetzgebung die jeweiligen Bewilligungsvoraussetzungen festlegt. Vereinzelte Berufe im Gesundheitswesen unterliegen einer Bewilligungspflicht, sind aber nicht als Leistungserbringer des KVG anerkannt. 3 Dichte = Anzahl Leistungserbringer pro 1 000 Einwohner; bezieht sich stets auf Personen und nicht auf Vollzeitäquivalente. Die Datengrundlage bezieht sich nur auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Zahnärzte und Apotheken und nicht auf Spitalärztinnen und -ärzte sowie Spitalapotheken. 4 Gemäss einer Versorgungsumfrage des Aargauischen Ärzteverbands unter seinen Mitgliedern im Jahr 2018 beträgt das durchschnittliche Ar- beitspensum 77,6 % mit sinkender Tendenz (Erhebung 2016: 81 %). Das heisst, obwohl die Anzahl Ärztinnen und Ärzte pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner zunimmt (2000: 0,53, 2018: 0,68), verschlechtert sich die Versorgung aufgrund zunehmender Teilzeitpensen. Um ein bisheriges 100 %-Pensum zu ersetzen, sind daher heute in der Regel oft zwei bis drei Ärztinnen oder Ärzte notwendig. 7
Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl und Dichte von Ärzte/-innen, Zahnärzte/-innen und Apotheken im Kanton Aargau 2016–2019 5 Jahr Ärztinnen und Ärzte Zahnärztinnen und Zahnärzte 6 Apotheken Anzahl Dichte Anzahl Dichte Anzahl Dichte 2019 1 178 1,72 130 0,19 2018 1 158 1,71 292 0,43 130 0,19 2017 1 121 1,67 292 0,44 129 0,19 2016 1 111 1,67 284 0,43 122 0,18 Quelle: Bundesamt für Statistik (2020) Trotz der steigenden Ärztedichte im ambulanten Bereich Die Zunahme der Ärztedichte im Kanton Aargau ist aus- lag der Kanton Aargau mit 1,72 Ärztinnen und Ärzten schliesslich im spezialisierten Bereich zu verzeichnen (Ab- pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2019 bildung 3). Zwischen 2016 und 2019 wurde die markanteste unter dem Schweizer Durchschnitt von 2,29 Ärztinnen und Zunahme niedergelassener Ärztinnen und Ärzte auf den Ärzten und unter dem Durchschnitt der meisten Nachbar- Fachgebieten «Rheumatologie» (+ 29 %), «Anästhesiologie» kantone (Abbildung 2). Lediglich im Kanton Solothurn (+ 19 %) und «Chirurgie» (+ 18 %) verzeichnet. ist der Ärztebestand im Verhältnis zur Bevölkerung noch geringer als im Kanton Aargau. Grundsätzlich stieg in allen Kantonen die Ärztedichte in den letzten Jahren an. Abbildung 2: Entwicklung der Ärztedichte im interkantonalen Vergleich 2016–2019 Jahr AG BE BL BS LU SO ZG ZH CH 2019 1,72 2,26 2,46 4,42 1,80 1,59 2,11 2,61 2,29 2018 1,71 2,25 2,45 4,40 1,77 1,61 2,09 2,61 2,26 2017 1,67 2,22 2,38 4,26 1,71 1,64 2,09 2,58 2,22 2016 1,67 2,20 2,34 4,25 1,66 1,64 2,06 2,57 2,19 Quelle: Bundesamt für Statistik (2020) 5 Bei der Ärztedichte handelt es sich um die Anzahl Ärztinnen und Ärzte mit einer Berufsausübungsbewilligung für den Facharzttitel «Praktische Ärztin/Praktischer Arzt» und «Allgemeine Innere Medizin» pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner (ohne Spitalärzte /-innen mit Berufsausübungsbewilligung). Nicht berücksichtigt ist das Stellenpensum der mit Berufsausübungsbewilligung tätigen Ärztinnen und Ärzte. 6 Aufgrund von Änderungen in der Erhebung der Anzahl Praxisinhaberzahnärzte der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) wird die Zeitreihe zur Anzahl Zahnärzte derzeit revidiert. 8
Abbildung 3: Berufstätige Ärzte/-innen der grössten Hauptfachgebiete im Kanton Aargau 2019 2019 Veränderung gegenüber 2016 Allgemeine Innere Medizin 358 1% Psychiatrie und Psychotherapie 153 8% Gynäkologie und Geburtshilfe 84 8% Kinder- und Jugendmedizin 77 – 1% Praktische Ärztin / Praktischer Arzt 76 1% Ophthalmologie 45 – 2% Dermatologie und Venerologie 29 0% Chirurgie 28 18 % Kardiologie 26 0% Anästhesiologie 26 19 % Rheumatologie 24 29 % Radiologie 21 –5% Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde 20 – 10 % Kinder- und Jugendpsychiatrie 20 0% Quelle: FMH-Ärztestatistik (2020) Für die Sicherstellung der Grundversorgung ist die Dichte der Hausärztinnen und Hausärzte von entscheidender Rele- vanz. Diese fiel im Jahr 2019 im Kanton Aargau im Gegen- satz zu den anderen Kantonen mit 0,63 Hausärzten pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sehr niedrig aus, blieb aber über die Jahre 2016 bis 2019 relativ konstant. Diesen Trend verzeichneten auch die anderen Kantone (Ab- bildung 4). 9
Abbildung 4: Entwicklung der Hausärztedichte im interkantonalen Vergleich 2016–2019 7 Jahr AG BE BL BS LU SO ZG ZH CH 2019 0,63 0,89 0,89 1,28 0,76 0,72 0,82 0,82 0,83 2018 0,63 0,88 0,90 1,28 0,76 0,80 0,81 0,83 0,82 2017 0,62 0,89 0,89 1,29 0,78 0,79 0,84 0,85 0,82 2016 0,65 0,88 0,89 1,26 0,75 0,83 0,83 0,86 0,83 Quelle: FMH Ärztestatistik (2020) / Abteilung Gesundheit (2020) Die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung in den elf Abbildung 5: Regionale Hausärztedichte Bezirken des Kantons Aargau lag im Jahr 2019 zwischen im Kanton Aargau 2019 8 0,42 Hausärztinnen und Hausärzten mit Berufsausübungs- Bezirk Dichte bewilligung pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern für den Bezirk Muri bis zu 0,99 Hausärztinnen und Haus- Aarau 0,82 ärzten mit Berufsausübungsbewilligung pro 1 000 Ein- Baden 0,72 wohnerinnen und Einwohnern für den Bezirk Rheinfelden Bremgarten 0,66 (Abbildung 5). Brugg 0,85 Kulm 0,46 Laufenburg 0,59 Lenzburg 0,53 Muri 0,42 Rheinfelden 0,99 Zofingen 0,48 Zurzach 0,47 Kanton Aargau 0,66 Quelle: Statistik Aargau (2020) 7 Ärztinnen und Ärzte mit Berufsausübungsbewilligung mit dem Facharzttitel «Praktische Ärztin/Praktischer Arzt» und «Allgemeine Innere Medizin» ohne Spitalärztinnen und -ärzte. 8 Die Hausärztedichte in dieser Darstellung weicht geringfügig von den Daten der FMH-Statistik ab, da bei den Daten von Statistik Aargau auch Spitalärztinnen und Spitalärzte mit Berufsausübungsbewilligung mit dem Facharzttitel «Praktische Ärztin/Praktischer Arzt» und «Allgemeine Innere Medizin» berücksichtigt wurden. 10
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Zulassungen von niedergelassenen Leistungserbringern im Kanton Aargau – darauf kommt es an: Für niedergelassene Leistungserbringer wie Ärztinnen und Ärzte oder Apothekerinnen und Apotheker gibt es ein klar vorgeschriebenes Bewilligungsverfahren. Dafür wenden sich die Gesuchsteller an die Abteilung Gesundheit. Unter anderem zuständig für Bewilligungen ist Silvia Zumstein. Auf Seite der Leistungserbringer berichtet der Präsident des Aargauischen Apothekerverbands, Lukas Korner, von seinem Alltag in der Apotheke. «Heute sind Fachpersonen im Gesundheitswesen mobiler und haben mehr Auswahlmöglichkei- ten. Das bedeutet mehr Wechsel Silvia Zumstein Sachbearbeiterin Bewilli- und für uns mehr Mutationen.» gungen in der Abteilung Gesundheit «Die Apotheken sind dankbar, dass es bezüglich der obligato- rischen Weiterbildung für Apo- theker im Kanton Aargau eine Lukas Korner pragmatische Lösung gibt.» Apotheke Gränichen, Präsident des Aargauischen Apothekerverbands
Was gehört zu Ihrem täg- die Gesundheitsberufe, welche von uns Adresswechsel oder Personalwechsel, sind bewirtschaftet werden und bei Mutationen wir der Ansprechpartner. Somit begleiten lichen Aufgabengebiet? angepasst und ergänzt werden müssen.» wir die Niedergelassenen häufig ihr ganzes Berufsleben. Das ist sehr anspruchsvoll, Lukas Korner: «Primär kümmern Wie würden Sie Ihre Zusam- aber auch spannend.» sich meine Frau und ich mit viel Herzblut menarbeit beschreiben? um unsere Apotheke, um unsere Mitarbei- Welche Entwicklungen der terinnen und Mitarbeiter und um unsere K: «Am meisten haben wir mit der Ab- letzten Jahre im Bereich Kundschaft. Während meine Frau haupt- teilung Gesundheit Kontakt, wenn es sächlich für die Herstellung im eigenen um Bewilligungen für Apothekerinnen Bewilligungen und niederge- Labor und für Angelegenheiten unserer Mit- und Apotheker geht. Die Apotheken sind lassene Leistungserbringer arbeiter zuständig ist, übernehme ich die übrigen Tätigkeiten wie Organisation und dankbar, dass es bezüglich der obligato- sind für Sie erwähnenswert? rischen Weiterbildung für fvp*-Apotheker Optimierung von Arbeitsabläufen, Einkauf, Preisberechnungen, Soft- und Hardware, im Aargau eine pragmatische Lösung gibt. Z: «Vor dem Ärztestopp hat es einen gros- Dann gibt es noch Zusammenarbeiten mit sen Ansturm auf Berufsausübungsbewilli- Aussendienstbesuche und natürlich Kontakt dem Kantonsapotheker, häufig wegen ge- gungen gegeben. Besonders komplex sind mit Kundinnen und Kunden.» fälschten Rezepten, aber auch wegen den zum Teil ausländische Diplome, bei welchen Inspektionen und diversen Anfragen. Ich Silvia Zumstein: «Mein Tagesge- persönlich bzw. unsere Apotheke hatte bis zusätzliche Unterlagen geprüft werden müssen. Zudem hat sich alles flexibilisiert. schäft besteht darin, Berufsausübungsbe- jetzt stets eine gute Zusammenarbeit mit Ärzte haben oft mehrere Anstellungen. Die willigungen für niedergelassene Leistungs- dem Kantonsapotheker, welche ich sehr zu Fluktuation ist höher geworden – früher war erbringer im Kanton Aargau auszustellen. schätzen weiss.» es so, dass Praxen beispielsweise innerhalb Ich prüfe die Gesuche und leite sie intern der Familie weitergeführt wurden. Heute an die entsprechenden Fachspezialisten Z: «Grundsätzlich funktioniert die Zusam- sind Fachpersonen im Gesundheitswesen weiter. Häufig gelangen die Gesuchsteller menarbeit mit den Leistungserbringern gut. mobiler und haben mehr Auswahlmöglich- mit verschiedenen Fragen und Anliegen per Was mir persönlich auffällt: Dass immer keiten. Dadurch gibt es mehr Wechsel und E-Mail oder Telefon an uns. Ich bin damit mehr Gesuchsformulare und Gesuchsunter- für uns mehr Mutationen. Bei allen Fachper- sozusagen die Schnittstelle zwischen der lagen unvollständig und kurzfristig ein- sonen gibt es natürlich auch mehr Frauen, Abteilung Gesundheit und den Ärztinnen gereicht werden. Es ist so, dass eine Berufs- die häufiger Teilzeit arbeiten, was ebenfalls und Ärzten, Apothekerinnen und Apothekern ausübungsbewilligung unbefristet gültig mehr Flexibilität erfordert.» sowie den weiteren Leistungserbringern. ist. Bei jeglichen Änderungen, sei es ein Weiter gibt es die öffentlichen Register über 13 * fvp = fachtechnisch verantwortliche Person
1.2 Rettungswesen Die drei unterschiedlichen und bislang geographisch Acht Akutspitäler an neun Standorten sowie zwei private getrennten Notrufzentralen wurden somit an einem Rettungsdienstorganisationen betreiben im Kanton Aar- Standort zusammengeführt. Die Einsatzleitstelle 144 gau einen bodengebundenen Rettungsdienst. Ergänzt beim Kantonsspital Aarau sowie die Verkehrsleitzentrale werden die bodengebundenen Rettungsdienste durch in Schafisheim wurden aufgehoben. Sie befinden sich den Luftrettungsdienst Alpine Air Ambulance (AAA) mit neu ebenfalls in der KNZ. Mit diesem Schritt erfolgte die Standort auf dem Flugplatz Birrfeld. Optimierung der Arbeitsabläufe zwischen Polizei, Sanität und Feuerwehr. 2017 hat die Kantonale Notrufzentrale (KNZ) ihren Betrieb im Erweiterungsbau des Polizeikommandos in Aarau auf- Rettungseinsätze können in Primäreinsätze (P) und Se- genommen. Diese umfasst insgesamt 14 Arbeitsplätze für kundäreinsätze (S) eingeteilt werden, welche wiederum die Betreuung der Notrufnummern 112/117/118 und 144. nach den Dringlichkeitsstufen 1 – 3 unterschieden werden können. Die dritte Dringlichkeitsstufe beinhaltet Ver- legungen und Einsätze auf Vorbestellungen. Die nachfol- gende Abbildung 6 zeigt die Entwicklung der Primär- und Sekundäreinsätze über die Jahre 2016 bis 2019. Abbildung 6: Primäreinsätze P1/2; S1/2 der bodengebundenen Rettungsdienste im Kanton Aargau zwischen 2016–2019 9 35¨000 30¨000 25¨000 20¨000 15¨000 10¨000 2016 2017 2018 2019 Primäreinsatz P1 + S1 Primäreinsatz P2 + S2 Total P1/2; S1/2 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 9 Primäreinsätze (P): Erstversorgung eines Patienten am Einsatzort und gegebenenfalls Transport zu einer Behandlungsinstitution. P1: Sofortiger Einsatz mit Sondersignal für einen Notfall mit bestehender oder vermuteter Beeinträchtigung der Vitalfunktionen; P2: Sofortiger Einsatz für einen Notfall ohne Beeinträchtigung der Vitalfunktionen. Sekundäreinsätze (S): Verlegungstransport eines Patienten von einem stationären Leistungserbringer zum anderen. S1: Verlegung eines Patienten mit Beeinträchtigung der Vitalfunktionen (mit oder ohne Verwendung Sondersignal); S2: Verlegung eines Patienten ohne Beeinträchtigung der Vitalfunktionen und möglichst ohne Zeitverzug. 14
Der Kanton Aargau verzeichnete zwischen 2016 und 2019 Die Luftrettungseinsätze stiegen zwischen 2016 und einen leichten Anstieg der Primär- und Sekundäreinsätze 2019 leicht an (Abbildung 8). Im Jahr 2019 waren es 87 durch die bodengebundenen Rettungsdienste (Abbildung Primäreinsätze durch die REGA und 192 durch die AAA. 6). Die Mehrheit der Rettungsdienste hielt die kantonale Im Vergleich zum Vorjahr fand 2019 eine Verschiebung Vorgabe ein, in mindestens 80 % der Einsätze in weniger von der AAA zur Rega statt. als 15 Minuten nach Alarmeingang am Einsatzort zu sein (Abbildung 7). Der kantonale Durchschnittswert hat sich im Jahr 2019 mit 89 % noch einmal verbessert. Abbildung 7: Kantonale Interventionszeit
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2. Spitalversorgung Im folgenden Kapitel wird die Aargauer Spitalversorgung in Zahlreiche öffentliche und private Spitäler prägen die den Bereichen Akutsomatik, Psychiatrie und Rehabilitation Spitallandschaft des Kantons Aargau. Im Jahr 2019 beschrieben. Dabei werden nur Spitäler berücksichtigt, verfügten zehn Spitäler (Gesundheitszentrum Fricktal die über einen Spitalleistungsauftrag verfügen. Für jeden mit zwei Standorten) im Bereich der Aktusomatik über Versorgungsbereich werden die Versorgungsstruktur und einen Spitalleistungsauftrag. Sechs Spitäler (Klinik für -leistungen, die Personalsituation sowie die finanziellen Suchttherapie mit drei Standorten) stellten die psychi- Kennzahlen erläutert. Im Vordergrund stehen innerkan- atrische Versorgung sicher. Hinzukamen sieben Spitäler tonale Aargauer Listenspitäler. Zum Schluss werden für (die RehaClinic und die aarReha Schinznach mit je zwei die gesamte Spitalversorgung die Leistungskosten der Standorten), die den Bereich Rehabilitation abdeckten öffentlichen Hand sowie der volkswirtschaftliche Nutzen (Abbildung 9). dargestellt. Abbildung 9: Spitallandschaft im Kanton Aargau ¡28 Akutsomatik 8 ¡14 ¡23 1 Kantonsspital Aarau ¡15 ¡6 ¡20 5 2 Kantonsspital Baden 3 Hirslanden Klinik Aarau ¡16 4 Spital Muri ¡12 ¡21 2 ¡18 ¡5 Gesundheitszentrum ¡26 Fricktal – Rheinfelden ¡22 ¡10 ¡13 ¡24 ¡19 6 Gesundheitszentrum 3 1 Fricktal – Laufenburg ¡25 7 Spital Zofingen ¡17 8 Asana Spital Leuggern ¡11 ¡7 ¡9 Asana Spital Menziken ¡4 ¡10 Klinik Barmelweid (Erlinsbach)10 ¡27 9 ¡11 Klinik Villa im Park (Rothrist) Rehabilitation Psychiatrie ¡12 aarReha Schinznach ¡21 Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG) ¡13 Klinik Barmelweid (Erlinsbach) (Windisch) ¡14 RehaClinic Bad Zurzach ¡22 Klinik Barmelweid (Erlinsbach) 15 Reha Rheinfelden ¡23 Klinik Schützen (Rheinfelden) ¡16 RehaClinic Baden ¡24 Klinik für Suchttherapie – Niederlenz ¡17 aarReha Schinznach – Zofingen ¡25 Klinik für Suchtthearpie – Egliswil 18 Privatklinik im Park (Schinznach) ¡26 Klinik für Suchttherapie – Neuenhof ¡19 Rehaklinik Bellikon ¡27 Klinik im Hasel (Gontenschwil) ¡20 Salina Rheinfelden ¡28 Klinik für Schlafmedizin (Bad Zurzach) 10 Bei der Klinik Barmelweid (Erlinsbach) handelt es sich um eine Spezialklinik, die sowohl in der Akutsomatik als auch in der Psychiatrie und Rehabilitation über Leistungsaufträge des Kantons Aargau verfügt. 17
2.1 Akutsomatik Abbildung 10: Standorte Aargauer Listenspitäler Akutsomatik 2019¡11 Innerkantonal 8 ¡1 Kantonsspital Aarau ¡5 6 ¡2 Kantonsspital Baden ¡3 Hirslanden Klinik Aarau 4 Spital Muri ¡14 ¡2 ¡13 ¡5 Gesundheitszentrum Fricktal – Rheinfelden ¡18 6 Gesundheitszentrum Fricktal – Laufenburg ¡15 ¡10 ¡7 Spital Zofingen 12 ¡16 ¡3 ¡1 8 Asana Spital Leuggern ¡19 ¡9 Asana Spital Menziken ¡10 Klinik Barmelweid (Erlinsbach) ¡11 ¡7 ¡11 Klinik Villa im Park (Rothrist) 4 ¡12 Geburtshaus Storchenäscht (Othmarsingen) ¡9 (Seit 31.12.2019 geschlossen) ¡17 Ausserkantonal ¡13 Universitätsspital Zürich ¡14 Universitätsspital Basel ¡15 Universitätsklinik Balgrist (Zürich) ¡16 Klinik Lengg (Zürich) ¡17 Schweizer Paraplegikerzentrum (Nottwil) ¡18 Universitäts-Kinderspital beider Basel ¡19 Kinderspital Zürich Versorgungslandschaft Im Jahr 2019 stellten 18 Akutspitäler und ein Geburtshaus ort im Kanton Basel-Stadt, welches Leistungsaufträge die akutsomatische Versorgung der Aargauer Bevölke- für ausgewählte medizinische Spezialgebiete erfüllt. rung sicher (Abbildung 10). Während zehn Akutspitäler an elf Standorten im Kanton Aargau die wohnortsnahe Die Notfallversorgung der Aargauer Bevölkerung wird Spitalversorgung gewährleisteten, befanden sich weitere mittels allgemein zugänglichen Notfallstationen an neun sieben ausserkantonale Akutspitäler in den Kantonen Ba- Spitalstandorten im Kanton abgedeckt. sel-Stadt, Zürich und Luzern auf der Aargauer Spitalliste 2015. Diese ergänzen das kantonale Angebot in der spezia- lisierten und hochspezialisierten Versorgung. Seit Januar 2020 steht auf der Spitalliste das St. Claraspital mit Stand- 11 Gemäss Spitalliste 2015. 18
Versorgungsleistungen Aargauer Akutspitäler Gesamthaft fanden über 50 % der Geburten im Jahr 2019 Im Jahr 2019 wurden gesamthaft 90 973 Patientinnen und in den Kantonsspitälern Aarau (30,3 %) und Baden (24,7 %) Patienten in Akutspitälern im Kanton Aargau behandelt, statt (Abbildung 13). Im Asana Spital Leuggern und der wovon 87,3 % (79 418) einen Wohnsitz im Kanton Aargau Hirslanden Klinik Aarau waren weitere 11,4 % respektive hatten und 12,7 % (11 555) aus anderen Kantonen oder 10,4 % der Geburten zu verzeichnen. Bei Geburten lag dem Ausland stammten (Abbildung 11). Seit 2017 ist das die mittlere Aufenthaltsdauer (MAD) bei rund vier Verhältnis in etwa konstant geblieben. Tagen. Das Kantonsspital Aarau wies hier eine über- durchschnittliche MAD auf. Dies liegt daran, dass dort ein Im Jahr 2019 wurden 6 913 Kinder in Aargauer Akutspitä- Grossteil der komplexeren Geburten, wie beispielsweise lern geboren (Abbildung 12). Frühgeburten, stattfindet. Abbildung 11: Anzahl Fälle in Aargauer Akutspitälern 2017–2019 12 87,3¨% 2017 87,1¨% 2018 87,3¨% 2019 0 20¨% 40¨% 60¨% 80¨% 100¨% Anteil Aargauer Patientinnen und Patienten Anteil ausserkantonaler/ausländischer Patientinnen und Patienten Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) Abbildung 12: Anzahl Geburten und Neugeborene in Aargauer Akutspitälern 2017–2019 2017 Neugeborene 2018 2019 Geburten 0 1¨000 2¨000 3¨000 4¨000 5¨000 6¨000 7¨000 8¨000 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 12 Die Fallzahl bezieht sich auf die Gesamtzahl der akutsomatischen Hospitalisationen mit Austrittsdatum im betreffenden Auswertungsjahr. 19
Im Jahr 2019 versorgten die Aargauer Akutspitäler 90 973 Abbildung 13: Anzahl Geburten und mittlere stationäre Patientinnen und Patienten, wovon jede dritte Aufenthaltsdauer (MAD) 2019 Person im Kantonsspital Aarau behandelt wurde (Ab- Spital Geburten % MAD in Tagen bildung 14). Das Kantonsspital Baden versorgte rund Kantonsspital Aarau 2 039 30,3 5,1 22,8 %, die Hirslanden Klinik Aarau 11,4 % sowie das Gesundheitszentrum Fricktal 9,4 % aller akutsomatischen Kantonsspital Baden 1 659 24,7 4,1 Patientinnen und Patienten im Kanton Aargau. Mit einem Hirslanden Klinik Aarau 702 10,4 3,3 Patientenanteil von knapp 8,3 % zählt das Spital Muri Spital Muri 574 8,5 3,4 noch zu den grösseren Akutspitälern im Kanton Aargau. Gesundheitszentrum 460 6,8 3,7 Fricktal – Rheinfelden Die in Aargauer Akutspitälern behandelten Patientinnen Asana Spital Leuggern 768 11,4 3,5 und Patienten waren im Durchschnitt 52 Jahre alt (mit Klinik Villa im Park Neugeborenen). Mit 63,3 Jahren waren die Patientinnen 397 5,9 3,6 (Rothrist) und Patienten des Asana Spitals Menziken im Durch- Geburtshaus Storche- 128 1,9 3,6 schnitt am ältesten. Neben dem Geburtshaus Storchen- näscht (Othmarsingen) äscht (Othmarsingen) wies die Klinik Villa im Park (Roth- Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) rist) das geringste Durchschnittsalter der behandelten Patientinnen und Patienten auf. Dies liegt daran, dass es sich bei mehr als der Hälfte der in der Villa behandelten Fälle um Geburten handelte. Abbildung 14: Merkmale der Fälle in Aargauer Akutspitälern 2019 13 Ø-Alter Fallschwere MAD Anteil Spital Fälle (Jahre) (CMI) (in Tagen) Notfälle (%) Kantonsspital Aarau 29 323 48,4 1,15 5,4 56,7 Kantonsspital Baden 20 735 51,1 1,01 5,6 55,6 Hirslanden Klinik Aarau 10 389 57,0 1,26 4,7 23,9 Spital Muri 7 578 53,4 0,85 4,3 56,3 Gesundheitszentrum Fricktal 8 598 53,6 0,80 4,4 51,4 Spital Zofingen 4 508 62,4 0,95 5,8 63,2 Asana Spital Leuggern 4 392 43,2 0,68 3,5 29,6 Asana Spital Menziken 3 149 63,3 0,72 3,8 71,7 Klinik Barmelweid (Erlinsbach) 549 57,7 0,64 3,7 0,2 Klinik Villa im Park (Rothrist) 1 407 32,3 0,65 3,4 16,3 Geburtshaus Storchenäscht 345 16,8 0,39 3,7 0,3 (Othmarsingen) Gesamt 90 973 51,5 1,01 5,0 50,5 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 13 Inklusive Neugeborene; CMI (Case-Mix-Index): Ø-Fallschwere; MAD: Mittlere Aufenthaltsdauer 20
Der Case-Mix-Index (CMI) stellt den durchschnittlichen Rund ein Drittel aller Patientinnen und Patienten, die 2019 Schweregrad aller stationären Behandlungsfälle eines notfallmässig in ein Spital eingetreten sind, benötigten Akutspitals dar. Die Akutspitäler im Kanton Aargau wie- keine nachfolgende Operation (Abbildung 15). Nach durch- sen im Jahr 2019 im gerundeten Durchschnitt eine Fall- schnittlich 3,1 Tagen, welche die Erstversorgung auf der schwere von 1,01 auf, was unter dem schweizweiten Notfallstation und die fachspezifische Weiterbetreuung Durchschnitt von 1,06 lag. Die Hirslanden Klinik Aarau und (z.B. Verordnung medikamentöser Therapiemassnahmen, das Kantonsspital Aarau hatten mit 1,26 respektive 1,15 klinische Überwachung) beinhalten, wurden sie entlassen. den höchsten CMI. Das heisst, dass sie im Durchschnitt Patientinnen und Patienten, die nach der Notfallaufnahme komplexere Behandlungen als die übrigen Aargauer eine Operation benötigen, weisen erwartungsgemäss eine Akutspitäler durchführten. höhere Fallschwere auf. Nach rund 1,7 Tagen fand im Jahr 2019 die entsprechende Operation statt. Die Spannbreite Im Jahr 2019 lag die MAD in den Akutspitälern des Kantons der durchschnittlichen präoperativen Wartezeit erstreckte Aargau bei 5,0 Tagen. Die Spannbreite der MAD reichte sich, je nach Akutspital, von 0,2 bis 1,9 Tagen. Gesamthaft von 3,4 Tagen bei der Klinik Villa im Park (Rothrist) bis lag die MAD dieser Patientinnen und Patienten bei 6,9 5,8 Tagen im Spital Zofingen. Grund dafür ist, dass in der Tagen, wobei die MAD stark mit der Fallschwere der im Klinik Villa im Park (Rothrist) elektive Eingriffe und Ge- jeweiligen Spital operierten Patientinnen und Patienten burten mit einer kurzen Aufenthaltsdauer vorgenommen zusammenhängt. werden. Das Spital Zofingen weist mit einem überdurch- schnittlich hohen Anteil an geriatrischen Patienten eine Nach dem Basispaket (Grundversorgungsleistungen in höhere durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf. sämtlichen Leistungsbereichen) stellte in den meisten Akutspitälern des Kantons Aargau «Bewegungsapparat Als Notfalleintritte werden Patientinnen und Patienten chirurgisch» den grössten Leistungsbereich dar (Abbil- gezählt, die unangemeldet oder ungeplant in ein Spital dung 16). Die Ausrichtungen einzelner Akutspitäler sind eintreten und bei denen eine Behandlung innerhalb von klar zu erkennen: So werden beispielsweise in der Klinik zwölf Stunden zwingend notwendig ist. Im Kanton Aargau Hirslanden Aarau 11,4 % der Patientinnen und Patienten machten sie gesamthaft 50,5 % aller stationären Fälle aus. im Bereich «Herz» behandelt. Abbildung 15: Merkmale der Notfalleintritte nach weiterem Behandlungsverlauf 2019 Fälle % CMI MAD (in Tagen) Ø Tage prä OP Operation nach Eintritt 31 578 68,7 1,20 6,9 1,7 Keine Operation nach Eintritt 14 392 31,3 0,51 3,1 Gesamt 45 970 100 0,98 5,7 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) Jeder stationäre Fall in einem Akutspital kann anhand den Behandlung bzw. mit Patientinnen und Patienten seiner Diagnose- und Behandlungscodes eindeutig des betreffenden Krankheitsbildes gewertet werden. einer Spitalplanungs-Leistungsgruppe (SPLG) zuge- Für eine übersichtlichere Veranschaulichung der Spi- wiesen werden. Die Fallzahlen der Spitäler gruppiert talprofile – das heisst der medizinischen Ausrichtung nach SPLG stellen die unterschiedlichen Leistungs- der jeweiligen Spitäler – können die einzelnen SPLG spektren der Spitäler transparent dar und können als zu Spitalplanungs-Leistungsbereichen zusammen- Zeichen der Expertise eines Spitals mit der betreffen- gefasst werden. 21
Abbildung 16: Verteilung der Fälle nach Spitalplanungs-Leistungsbereichen pro Aargauer Akutspital 201914 Kantonsspital Kantonsspital Hirslanden Gesundheits- Spital Muri Aarau Baden Klinik Aarau zentrum Fricktal Basispaket 34,7 42,0 24,4 49,1 49,4 Dermatologie 0,4 0,2 0,1 0,1 0,3 Hals-Nasen-Ohren 6,2 1,7 3,6 0,4 4,0 Neurochirurgie 1,9 0,1 0,9 Neurologie 5,1 3,3 0,8 1,3 1,3 Ophthalmologie 0,8 0,1 Endokrinologie 0,9 0,7 0,3 0,6 0,8 Gastroenterologie 2,1 4,5 2,2 3,3 3,5 Viszeralchirurgie 1,9 2,1 3,1 3,6 1,1 Hämatologie 1,6 1,0 0,5 0,4 0,5 Gefässe 2,0 1,6 6,9 Herz 5,0 3,8 11,4 0,1 0,3 Nephrologie 0,5 0,7 0,3 Urologie 5,5 4,6 5,6 6,1 2,3 Pneumologie 1,4 2,1 0,7 1,0 1,5 Thoraxchirurgie 0,7 0,1 0,2 Bewegungsapparat 7,8 8,2 17,6 14,0 17,8 chirurgisch Rheumatologie 0,3 0,4 0,3 0,4 0,4 Gynäkologie 3,6 4,1 5,4 3,1 5,2 Geburtshilfe 8,6 9,7 7,4 8,3 6,0 Neugeborene 7,4 8,2 6,7 7,6 5,3 (Radio-) Onkologie 1,0 0,8 1,6 0,2 0,1 Schwere 0,5 0,2 0,1 0,1 0,2 Verletzungen Leistungsbereiche, die mehr als 10 % aller Fälle eines Spitals darstellen Leistungsbereiche, die mehr als 50 % aller Fälle eines Spitals darstellen Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 14 Das Basispaket beinhaltet Grundversorgungsleistungen in sämtlichen Leistungsbereichen und bildet die Grundlage für Leistungsaufträge in spezialisierten Leistungsbereichen und -gruppen. 15 Elektives Basispaket (keine Notfallstation). 22
Geburtshaus Asana Spital Asana Spital Klinik Barmelweid Klinik Villa im Park Spital Zofingen Storchenäscht Leuggern Menziken (Erlinsbach)15 (Rothrist)15 (Othmarsingen) 63,1 34,0 75,3 19,7 10,7 10,1 0,2 0,2 0,2 0,2 3,3 3,7 0,2 2,2 0,6 1,7 4,4 0,8 0,2 0,4 4,3 0,2 1,0 1,5 0,2 0,3 0,2 1,0 0,2 0,7 0,2 0,1 0,3 0,1 0,2 1,9 3,5 4,0 10,0 1,5 0,2 2,3 75,0 17,6 18,8 12,8 17,9 0,4 0,2 0,4 0,2 0,1 1,0 2,0 0,8 4,1 0,1 18,3 28,8 52,2 17,8 28,2 37,7 0,2 23
Der Anteil ausserkantonaler und ausländischer Patientin- nen, genutzt wird. Die grösste Gruppe zugewanderter nen und Patienten, die sich in einem Aargauer Akutspital Patientinnen und Patienten stammte mit 4,4 % aus dem behandeln lassen, hat über die Jahre leicht zugenommen, Kanton Solothurn (in welchem das KSA auf der Spital- während der Anteil der Aargauer Patientinnen und Patien- liste fungiert), gefolgt von Patientinnen und Patienten ten geringfügig abgenommen hat (Abbildung 17). Dies aus dem Ausland (2,3 %), dem Kanton Luzern (1,7 %) ist einerseits ein Beleg für die Attraktivität der Aargauer und dem Kanton Zürich (1,6 %). Die Verteilung zwischen Spitäler für ausserkantonale Patientinnen und Patienten. den Herkunftskantonen blieb von 2016 bis 2019 relativ Andererseits zeigt es, dass die seit dem 1. Januar 2012 stabil; die grösste Zunahme fand bei Patientinnen und geltende freie Spitalwahl Realität geworden ist und die Patienten aus dem Ausland (+ 582 Fälle; + 0,7 %) statt. Möglichkeit, unter den auf einer kantonalen Spitalliste aufgeführten Spitälern schweizweit frei wählen zu kön- Abbildung 17: Anzahl Fälle im Kanton Aargau nach Wohnkanton der Patientinnen und Patienten 2016–2019 16 Wohnkanton der Patientinnen 2016 2017 2018 2019 ∆ 2016/2019 und Patienten Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % AG 79 562 88,0 78 961 87,3 78 450 87,1 79 418 87,3 – 144 – 0,7 Zuwanderung 10 804 12,0 11 460 12,7 11 596 12,9 11 555 12,7 751 0,7 BE 727 0,8 711 0,8 597 0,7 555 0,6 – 172 – 0,2 BL 654 0,7 774 0,9 841 0,9 807 0,9 153 0,2 BS 241 0,3 249 0,3 254 0,3 304 0,3 63 0,0 LU 1 816 2,0 1 811 2,0 1 696 1,9 1 582 1,7 – 234 – 0,3 SO 3 883 4,3 3 995 4,4 4 010 4,5 3 990 4,4 107 0,1 ZG 202 0,2 193 0,2 215 0,2 197 0,2 –5 0,0 ZH 1 212 1,3 1 351 1,5 1 365 1,5 1 455 1,6 243 0,3 Übrige Kantone / unbekannt 587 0,6 590 0,7 616 0,7 601 0,7 14 0,1 Ausland 1 482 1,6 1 786 2,0 2 002 2,2 2 064 2,3 582 0,7 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 16 Abgebildet sind alle Hospitalisationen in Spitälern mit Standort im Kanton Aargau, nach Wohnkanton der behandelten Patientinnen und Patienten. Ausgewiesen wird jeweils die Anzahl Fälle nach Wohnkanton der Patientin und des Patienten und Jahr. Die Veränderung von 2016 bis 2019 wird anhand der absoluten Fallzahl sowie der Veränderung in Prozentpunkten dargestellt. 24
Aargauer Patienten in der Akutsomatik Im Jahr 2019 liess sich mit 78,9 % die überwiegende Mehrheit der Aargauer Patientinnen und Patienten in innerkantonalen Aargauer Listenspitälern behandeln (Abbildung 18). Abbildung 18: Anzahl Fälle von Aargauer Patientinnen und Patienten nach Spitalstandort 2016–2019 2016 80,1¨% 2017 79,4¨% 2018 79,1¨% 2019 78,9¨% 0 20¨000 40¨000 60¨000 80¨000 100¨000 Innerkantonale Aargauer Listenspitäler Ausserkantonale Aargauer Listenspitäler Übrige ausserkantonale Listenspitäler Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) Zwischen 2016 und 2017 hat die Anzahl der Fälle von Der Case-Mix-Index (CMI) nahm von 2016 bis 2019 nur 99 329 auf 99 787 zugenommen (Abbildung 19). Nach leicht zu (Abbildung 19). Aargauer Patientinnen und einem Fallrückgang im Jahr 2018 haben die Anzahl Fälle Patienten, die in ausserkantonalen Aargauer Listenspi- im Jahr 2019 wieder zugenommen (100 716). Im schweiz- tälern behandelt wurden, hatten im Durchschnitt einen weiten Vergleich lag die Hospitalisierungsrate der Aar- 17 höheren CMI als Fälle in innerkantonalen Aargauer Lis- gauer Bevölkerung im Jahr 2019 mit 149,7 leicht über tenspitälern. Grund ist, dass es sich bei den Aargauer dem Durchschnitt von 144,9 (Obsan 2020). Patientinnen und Patienten, die ausserkantonal behandelt werden, eher um schwerere beziehungsweise komplexere Fälle handelt. Die Mittlere Aufenthaltsdauer (MAD) der Aargauer Patientinnen und Patienten hat sich zwischen den Jahren 2016 und 2019 kaum verändert. Analog des CMI war auch die MAD von Aargauer Patientinnen und Patien- ten in ausserkantonalen Aargauer Listenspitälern deutlich höher. 17 Die Hospitalisierungsrate gibt die Anzahl Hospitalisierungen von Akutspitälern pro 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern eines Kantons an. 25
Abbildung 19: Anzahl Fälle, Fallschwere (CMI) und mittlere Aufenthaltsdauer (MAD) der Aargauer Patientinnen und Patienten nach Spitalstandort 2016–2019 18 2016 2017 2018 2019 MAD MAD MAD MAD Fälle CMI Fälle CMI Fälle CMI Fälle CMI in Tagen in Tagen in Tagen in Tagen Innerkantonale 79 562 0,99 5,2 78 961 1,00 5,1 78 450 1,00 5,1 79 417 1,02 5,1 Aargauer Listenspitäler Ausserkantonale 4 787 1,73 6,7 5 143 1,71 6,5 5 045 1,81 6,8 5 272 1,80 6,9 Aargauer Listenspitäler Übrige ausserkantonale 14 980 1,03 4,5 15 683 1,04 4,4 15 683 1,05 4,5 16 027 1,05 4,4 Listenspitäler Gesamt 99 329 1,03 5,2 99 787 1,04 5,1 99 178 1,05 5,1 100 716 1,05 5,1 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) In Bezug auf die Spitalwahl der Aargauer Patientinnen und mit 8,4 % respektive 7,0 % aller Fälle. In die beiden Uni- Patienten lässt sich feststellen, dass gesamthaft 25,5 % versitätsspitäler Basel und Zürich wanderten die meisten im Kantonsspital Aarau und weitere 19,4 % im Kantons- Aargauer Patienten ab. Darauf folgten ausserkantonale spital Baden behandelt wurden (Abbildung 20). Darauf im Kanton Aargau nicht gelistete Spitäler, deren Stand- folgten die Hirslanden Klinik Aarau und das Spital Muri ortkanton an den Kanton Aargau grenzt. Abbildung 20: Spitalwahl Akutsomatik TOP15 der Aargauer Patientinnen und Patienten 2019 7 Anteil (%) Spital 2019 5 1 Kantonsspital Aarau 25,5 9 5 2 Kantonsspital Baden 19,4 11 2 3 Hirslanden Klinik Aarau 8,4 10 14 4 Spital Muri 7,0 3 1 Gesundheitszentrum Fricktal 15 5 6,6 (Rheinfelden und Laufenburg) 6 Spital Zofingen 4,0 6 13 4 7 Asana Spital Leuggern 3,6 8 8 Asana Spital Menziken 2,9 9 Universitätsspital Basel 2,0 10 Universitätsspital Zürich 2,0 12 11 Spital Limmattal (Schlieren) 1,5 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 12 Luzerner Kantonsspital 1,3 13 Solothurner Spitäler 1,2 14 Kantonsspital Baselland (Liestal) 1,0 15 Klinik Hirslanden Zürich 1,0 18 Der Case-Mix-Index (CMI), auch Schweregrad, berechnet sich als Mittelwert der Kostengewichte aller abgerechneten Behandlungsfälle. Zur Berechnung der mittleren Aufenthaltsdauer (MAD) werden der Aufnahmetag sowie jeder weitere Tag des Spitalaufenthaltes ohne den 26 Verlegungs- oder Entlassungstag herangezogen. Urlaubstage zählen ebenfalls nicht zur Aufenthaltsdauer.
Die Abwanderung von Aargauer Patientinnen und Patien- ten in ausserkantonale Akutspitäler hat seit 2016 um 1558 Fälle zugenommen (Abbildung 21). Der grösste Anteil ausserkantonaler Leistungen an Aargauer Patientinnen und Patienten findet im Kanton Zürich statt. Im Jahr 2019 behandelten Zürcher Spitäler 8 887 Fälle, was 8,8 % aller Fälle Aargauer Patientinnen und Patienten entspricht. Es folgten darauf Spitalaufenthalte in den Kantonen Basel- Stadt (4,3 %) und Basel-Landschaft (1,8 %). Abbildung 21: Anzahl Fälle Aargauer Patientinnen und Patienten nach Standortkanton des Spitals 2016–2019 Standortkanton 2016 2017 2018 2019 ∆ 2016/2019 des Spitals Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % AG 79 562 80,1 78 961 79,1 78 450 79,1 79 418 78,8 – 144 – 1,3 Abwanderung 19 767 19,9 20 826 20,9 20 728 20,9 21 325 21,2 1 558 1,3 BE 1 029 1,0 1 036 1,0 1 109 1,1 1 088 1,1 59 0,1 BL 1 781 1,8 1 734 1,7 1 798 1,8 1 798 1,8 17 0,0 BS 3 906 3,9 4 120 4,1 4 148 4,2 4 302 4,3 396 0,4 LU 1 139 1,1 1 305 1,3 1 512 1,5 1 712 1,7 573 0,6 SO 1 561 1,6 1 730 1,7 1 568 1,6 1 567 1,6 6 0,0 ZG 634 0,6 661 0,7 671 0,7 708 0,7 74 0,1 ZH 8 519 8,6 8 886 8,9 8 620 8,7 8 887 8,8 368 0,2 Übrige Kantone / unbekannt 1 198 1,2 1 354 1,4 1 302 1,3 1 263 1,3 65 0,1 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) Interkantonale Patientenströme Akutsomatik Abbildung 22: Patientensaldo Akutsomatik 2019 Wird die Differenz der interkantonalen Zu- und Abwande- rung betrachtet, ist ersichtlich, dass es sich beim Kanton Aargau um einen Exportkanton handelt (Abbildung 22). Dies bedeutet, dass sich in der Summe mehr Aargauer 11555 Patientinnen und Patienten ausserkantonal behandeln lassen, als ausserkantonale Patientinnen und Patienten ein Akutspital im Kanton Aargau aufsuchen. Im Jahr –¡9¡770 2019 verzeichneten Aargauer Akutspitäler 11 555 Fälle mit 21 325 ausserkantonalem oder ausländischem Wohnsitz, wo- hingegen 21 325 Aargauer Patientinnen und Patienten in einem ausserkantonalen Akutspital behandelt wurden. Der Patientensaldo als Differenz zwischen Ab- und Zu- wanderung lag damit bei – 9 770 Fällen. Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 27
Ambulant vor stationär Der Kanton Aargau hat potenziell verlagerbare Eingrif- Der medizinisch-technologische Fortschritt ermöglicht, fe aus sieben Behandlungsbereichen definiert. Sofern dass eine zunehmende Anzahl von Behandlungen am- keine Ausnahmeindikationen wie Komorbiditäten oder bulant durchgeführt werden kann – bei gleicher Behand- erschwerende soziale und psychische Faktoren vorlie- lungssicherheit und -qualität. Im Sinne einer wirtschaft- gen, müssen die Aargauer Listenspitäler diese Eingriffe lichen und zweckmässigen Behandlung sollen Eingriffe, ambulant durchführen. die aus medizinischer Sicht ambulant möglich sind, auch tatsächlich ambulant erbracht werden. Dazu gehören bei- spielsweise Eingriffe zur Entfernung von Krampfadern und Implantationen von Herzschrittmachern. Der Kanton Aargau hat das Potenzial der Ambulantisierung früh erkannt und hat zur Förderung der ambulanten Be- handlung per 1. Januar 2018 entsprechende Regelungen eingeführt. Die Wirkung blieb nicht aus: Während die Fallzahlen potenziell verlagerbarer Eingriffe zwischen den Jahren 2013 und 2017 nur geringfügig abgenommen haben (– 394 Fälle), ist danach ein merklicher Rückgang zu verzeichnen (Abbildung 23). Abbildung 23: Entwicklung der potenziell verlagerbaren stationären Fallzahlen 2013–2019 19 3 000 Kantonale Regelung «ambulant vor stationär» ab 1. Januar 2018 2 500 2 000 1 500 1 000 500 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 19 Abgebildet sind die stationären Fallzahlen für ausgewählte Eingriffe der seit 1. Januar 2018 geltenden kantonalen Regelung zur Förderung der ambulanten Behandlung (Spitalverordnung vom 1. Januar 2018). 28
Abbildung 24: Entwicklung der potenziell verlagerbaren stationären Fälle nach Behandlungsbereich 2017/201920 Fallzahlen ( %) 2017/2019 Augen • Grauer Star (Katarakt) + 23 (+ 60,5 %) Herz • Kardiologische Untersuchungsverfahren – 196 (– 64,1 %) • Herzschrittmacher – 10 (– 28,6 %) Urologie • Extrakorporelle Stosswellenlithotripsie – 10 (– 76,9 %) (ESWL) Gynäkologie • Eingriffe an Gebärmutter und – 116 (– 52,7 %) Gebärmutterhals Chirurgie • Hämorrhoiden – 108 (– 77,1 %) • Zirkumzision (Beschneidung) – 2 (– 28,6 %) Gefässe • Krampfadern (Varizen) – 290 (– 73,2 %) • Perkutane transluminale Angioplastik –71 (–28,0 %) (Behebung von Gefässverengung) Bewegungsapparat • Handchirurgie – 9 (– 20,9 %) • Kniearthroskopien – 713 (– 85,2 %) inkl. Eingriffe am Meniskus • Fusschirurgie – 5 (– 26,2 %) • Osteosynthesematerialentfernungen – 147 (– 69,3 %) Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 20 Gezeigt wird die Differenz der stationären Fallzahlen von 2017 auf 2019 für ausgewählte Eingriffe der seit 1. Januar 2018 geltenden kantonalen Regelung zur Förderung der ambulanten Behandlung. 29
In fast allen Bereichen ist der Rückgang der stationären Behandlungen, die bereits vor 2018 vorwiegend ambulant Fälle seit 2017 markant (Abbildung 24). Dennoch zeigen durchgeführt wurden, haben in der Folge mengenmässig sich unterschiedliche Entwicklungen (Abbildung 25). am wenigsten zum Fallzahlrückgang beigetragen. So wird So hat die Einführung der kantonalen Regelung «am- der Graue Star (Katarakt) standardmässig ambulant ope- bulant vor stationär» ab 2018 die bereits stattfindende riert; gemäss Bundesamt für Statistik fanden bereits im Ambulantisierung in den Bereichen Gynäkologie, Be- Jahr 2014 94 % der Kataraktoperationen ambulant statt. wegungsapparat und Urologie lediglich beschleunigt. Die Zunahme bei den stationären Kataraktoperationen Indes haben die Bereiche Herz, Chirurgie und Gefässe lässt sich dadurch erklären, dass diese vor allem bei seit 2018, was die Reduktion stationärer Fallzahlen an- Personen über 90 Jahren stationär durchgeführt wer- geht, stark aufgeholt. den und der Anteil der Hochbetagten an der Gesamt- Abbildung 25: Entwicklung der potenziell verlagerbaren stationären Fallzahlen nach Behandlungsbereich 2016–2019 21 Augen Herz Urologie 40 400 20 20 30 300 15 15 20 200 10 10 10 100 55 0 0 00 2016 2017 2018 2019 2016 2017 2018 2019 2016 2017 2018 2019 Gynäkologie Chirurgie Gefässe 150 700 300 120 500 200 90 60 300 100 30 100 0 0 0 2016 2017 2018 2019 2016 2017 2018 2019 2016 2017 2018 2019 Bewegungsapparat 1¨500 900 300 0 2016 2017 2018 2019 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 21 Der Y-Achsenabschnitt variiert je nach Behandlungsbereich, um die Entwicklungsverläufe klarer darzustellen. 30
bevölkerung zunehmend ist. Deshalb ist eine leichte Um abschliessend beurteilen zu können, ob die Einfüh- Zunahme bei den stationären Fallzahlen nachvollziehbar. rung der kantonalen Regelung den gewünschten Effekt hat, muss die Entwicklung im ambulanten Bereich (für die Ab Einführung der kantonalen Regelung zeigte sich ins- definierten, verlagerbaren Fälle) berücksichtigt werden. gesamt ein Rückgang der potenziell verlagerbaren Fällen Denn nur so lässt sich gesamthaft feststellen, ob der be- von rund 66 %. Auswirkungen von «ambulant vor statio- obachtete Rückgang der stationären Fallzahlen zu einer när» sind bei allen Akutspitälern zu beobachten. entsprechenden Zunahme von ambulanten Behandlun- gen geführt hat. Abbildung 26: Entwicklung der Tarmed-Positionen Basierend auf der Anzahl verrechneter Tarmed-Positio- in Aargauer Akutspitälern nen in Aargauer Akutspitälern kann die Entwicklung im 2015–2018 22 spitalambulanten Bereich genauer betrachtet werden 30¨% (Abbildung 26). Zwischen den Jahren 2015 und 2017 Kantonale Regelung «ambulant vor stationär» ab 1. Januar 2018 haben die spitalambulant abgerechneten Tarmed-Posi- 20¨% tionen um rund 8 % jährlich zugenommen. Im Jahr 2018 war ein markanter Anstieg von über 25 % zu verzeichnen. 10¨% Dies lässt vermuten, dass die beabsichtigte Verhaltens- änderung erzielt werden konnte und die Akutspitäler ver- mehrt ambulante anstelle von stationären Behandlungen 0¨% durchführen, wenn dies medizinisch vertretbar ist. 2015 2016 2017 2018 Quelle: SASIS AG / Abteilung Gesundheit (2020) 22 Der Datenpool der SASIS AG umfasst alle durch die Versicherer erfassten Rechnungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Der Kanton Aargau ist nicht beteiligt an der Finanzierung von ambulant erbrachten Leistungen und verfügt daher über keine eigenen Daten in diesem Bereich. 31
Personal In die Berechnung des Personalbestands wird das gesamte Ende des Jahrs 2019 waren 16 049 Personen in Aargauer im ambulanten und stationären Bereich der Akutspitäler Akutspitälern fest angestellt. Der Personalbestand (in tätige Personal miteinbezogen (für Klinik Barmelweid Vollzeitäquivalenten, VZÄ) ist seit 2016 kontinuierlich von siehe Kapitel Rehabilitation). Neben der Ärzteschaft und 8 021,6 auf 8 632,56 Vollzeitstellen im Jahr 2019 angestiegen dem Pflegepersonal sind darin auch Administrativperso- (Abbildung 27). Zwischen den einzelnen Akutspitälern nal und Mitarbeitende des technischen Diensts enthalten. bestehen aber grosse Unterschiede. In absoluten Zahlen Nach Berufsgruppen betrachtet, setzte sich das Personal verzeichneten das Kantonsspital Baden (+ 356,5 VZÄ), das in den Aargauer Akutspitälern in VZÄ gesamthaft aus Kantonsspital Aarau (+ 148,4 VZÄ) und das Spital Muri 42 % Pflegepersonal, 15 % fest angestellten Ärztinnen und (+ 69,8 VZÄ) die grösste Zunahme gegenüber dem Jahr Ärzten, 15 % medizinischen und medizin-therapeutischen 2016. Der Anteil der Ärztinnen und Ärzte am Gesamt- Fachpersonen, und 28 % Personal in zentralen Diensten personalbestand ist über die Jahre hinweg konstant bei wie Administration, Hauswartdienste usw. zusammen. rund 15 % geblieben. Ein Vergleich der Anteile in einzel- nen Akutspitälern zeigt jedoch erhebliche Differenzen: So wiesen die Hirslanden Klinik Aarau, die Klinik Villa im Park (Rothrist) und das Geburtshaus Storchenäscht (Othmarsingen) einen geringen bzw. keinen Anteil von fest angestellten Ärztinnen und Ärzten auf. In diesen Akutspitälern arbeiteten die meisten Ärztinnen und Ärzte selbständig im Rahmen des Belegarztsystems. Abbildung 27: Personal in Aargauer Akutspitälern (in Vollzeitäquivalenten) 2016–2019 2016 2017 2018 2019 ∆ 2016/2019 Spital % Ärzte/ % Ärzte/ % Ärzte/ % Ärzte/ % Ärzte/ Personal Personal Personal Personal Personal -innen -innen -innen -innen -innen Kantonsspital Aarau 3 453,1 18,0 3 489,8 18,0 3 490,3 17,9 3 601,5 18,3 148,4 0,3 Kantonsspital Baden 1 782,9 17,4 1 899,7 16,9 2 015,8 16,8 2 139,4 17,1 356,5 – 0,3 Hirslanden Klinik 621,2 2,0 621,3 2,1 611,8 2,2 600,6 2,4 – 20,6 0,4 Aarau Spital Muri 555,2 15,9 565,3 15,8 589,9 15,2 625,0 14,7 69,8 – 1,2 Gesundheitszentrum Fricktal (Rheinfelden 602,1 14,0 632,6 14,1 618,0 15,9 635,6 15,2 33,5 1,2 und Laufenburg) Spital Zofingen 502,1 11,4 537,2 13,0 557,9 10,2 539,0 10,0 36,9 – 1,4 Asana Spital Leuggern 176,6 10,2 203,6 10,0 206,6 10,2 207,3 9,1 30,7 – 1,1 Asana Spital Menziken 249,3 10,0 259,8 8,1 219,4 9,4 211,3 10,3 – 38,0 0,3 Klinik Villa im Park 65,9 0,0 68,4 0,0 67,1 0,0 56,9 0,0 – 9,0 0,0 (Rothrist) Geburtshaus Storche- 13,4 0,0 15,8 0,0 17,9 0,0 16,0 0,0 2,6 0,0 näscht (Othmarsingen) Gesamt 8 021,6 15,2 8 293,5 15,1 8 394,7 15,1 8 632,6 15,4 611,0 0,2 Quelle: Abteilung Gesundheit (2020) 32
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