Gesundheitswirtschaft und Wertschöpfungsansatz nach WZ 2008
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Wirtschaft, Arbeitsmarkt Gesundheitswirtschaft und Wertschöpfungsansatz nach WZ 2008 Teil I Britta Frie, Katharina Muno, Wolf-Dietmar Speich Die Gesundheitswirtschaft bildet den größten der erbrachten Leistungen sowie zu zukünf- Dipl.-Geografin Britta Frie ist Referentin im Bereich deutschen Wirtschaftssektor. Sie wird seit Jah- tigen Entwicklungstendenzen auf dem Ge- Private Haushalte und ren als boomende Branche mit krisensicheren biet der Gesundheit bereit. Schwerpunkte Arbeitsmarkt, hier zuständig für die laufenden Arbeitsplätzen wahrgenommen [1]. Die wach- der Arbeiten der Gesundheitsökonomischen Wirtschaftsrechnungen sende ökonomische Bedeutung der Gesund- Gesamtrechnungen bilden die Gesundheits- sowie die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe,bei heitswirtschaft wird maßgeblich durch den ausgaben- (GAR) und die Gesundheitsper- Information und Technik medizinisch-technischen Fortschritt, das ge- sonalrechnung (GPR) sowie die Arbeiten zur Nordrhein-Westfalen. stiegene Gesundheitsbewusstsein der Bürge- Quantifizierung der Gesundheitswirtschaft Dipl.-Volkswirtin Katharina rinnen und Bürger und die Folgen des demo- (Wertschöpfungsberechnung; Übersicht 1). Muno ist Referentin im Unternehmesregister/ grafischen Wandels bestimmt. In der Gewerbeanzeigen, Hessisches Statistisches statistischen Gesundheitsberichterstattung Um die Komplexität der Gesundheitswirt- Landesamt. werden bislang vorrangig die Kosten und die schaft entsprechend berücksichtigen zu kön- Dr. Wolf-Dietmar Speich ist Finanzierung des Gesundheitswesens be- nen, werden die Gesundheitsökonomischen Leiter des Referats schrieben. Um den Gesundheitsmarkt als inte- Gesamtrechnungen als Satellitensystem zu „Wirtschaftsanalysen, Volkswirtschaftliche grierten und produktiven Teil der Gesamtwirt- den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnun- Gesamtrechnungen“ im schaft statistisch abzubilden, ist es gen entwickelt. Perspektivisch wird auch Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen. notwendig, zukünftig neben der bisherigen eine Qualitätsverbesserung einzelner Kom- Darstellungsweise auch wertschöpfungs- und ponenten der Volkswirtschaftlichen Gesamt- arbeitsmarktbezogene Berechnungsmetho- rechnungen angestrebt. diken, insbesondere auf Länderebene, zu eta- blieren. Grundlage dafür ist eine einheitlich Durch diese Vorgehensweise werden vergleich- festgelegte Abgrenzung der Gesundheitswirt- bare, mit anderen amtlichen Gesamtrechen- schaft nach der jeweils gültigen Wirtschafts- werken abgestimmte Informationen zur Ge- zweigklassifikation der amtlichen Statistik.1 sundheitswirtschaft ermöglicht. Dazu zählen beispielsweise die Gesundheitspersonal- und Gesundheitsausgabenrechnung des Bundes Gesundheitsökonomische Gesamtrechnungen sowie die Volkswirtschaftlichen Gesamtrech- der Länder nungen und die Erwerbstätigenrechnung auf Bundes- und Länderebene. Die Bildung der Arbeitsgruppe „Gesundheits- ökonomische Gesamtrechnungen der Länder (AG GGRdL)“ durch Beschluss der Leiterinnen Definition der Gesundheitswirtschaft und Leiter der statistischen Ämter des Bundes und der Länder im November 2009 erfolgte Die Definition und die statistische Abbildung mit dem Ziel, die Arbeiten auf dem Gebiet der der Gesundheitswirtschaft als Querschnittsbe- Gesundheitswirtschaft zu koordinieren und zu reich der Wirtschaft sind noch relativ neu. Dabei forcieren. Die konstituierende Sitzung dieser werden häufig die Begriffe Gesundheitswirt- Arbeitsgruppe fand im Januar 2010 in Dresden schaft und Gesundheitsbranche synonym ver- 1 Die derzeit aktuelle Klas- sifikation der Wirtschafts- statt. Der Arbeitsgruppe gehören bisher die wendet. Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre be- zweige; Ausgabe 2008 Statistischen Ämter der Länder Baden-Würt- gannen die ersten Untersuchungen zu diesem (WZ 2008) [2] fußt auf der statistischen Systematik temberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rhein- Themenfeld. der Wirtschaftszweige in land-Pfalz, Sachsen und Thüringen sowie das der Europäischen Gemein- schaft (NACE Rev. 2), Statistischen Bundesamt an. Unter dem Vor- Gesundheitswirtschaft bildet den Oberbegriff deren Anwendung rechts- sitz von Sachsen sind folgende Aufgaben und für alle Wirtschaftszweige, die mit Gesundheits- verbindlich mit der Verordnung (EG) Nr. Ziele der Arbeitsgruppe definiert worden: leistungen in Verbindung stehen. Die Abgren- 1893/2006 des Europä- ischen Parlaments und zung der Gesundheitswirtschaft nach der Wirt- des Rates vom 20. De- Die Gesundheitsökonomischen Gesamt- schaftszweigklassifikation wird von der jeweils zember 2006 vorge- schrieben ist. Diese Sys- rechnungen (GGR) sind Rechenwerke, die gewählten Definition des Gesundheitsbegriffs tematik basiert ihrerseits sich mit ökonomischen Fragestellungen in bestimmt. Da diese Definitionen unterschied- auf der internationalen Systematik der Wirt- der Gesundheitswirtschaft beschäftigen. Sie lich weit gefasst sind, ist eine trennscharfe Ab- schaftszweige (ISIC Rev. 4) halten Informationen zu Art und Umfang grenzung der Gesundheitswirtschaft schwierig. der Vereinten Nationen. 41
Wirtschaft, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Arbeitsmarkt Ü1 Ziele der Gesundheitsökonomischen Gesamtrechnungen Gesundheitsökonomischen Gesamtrechnungen der Länder Ð Ð Ð Gesundheits- Gesundheits- Wertschöpfungs- ausgabenrechnung personalrechnung berechnung Ð Ð Ð ZIELE Ð Ð Ð Quantitative Schaffung eines Darstellung Beschreibung der umfassenden des Anteils der im Gesundheitswesen Informationsangebots Gesundheitswirtschaft angebotenen zu den Kosten im an der Beschäftigungs- Gesundheitswesen Gesamtwirtschaft möglichkeiten Die Organisation für wirtschaftliche Zusammen- Nach dieser Definition werden auf gesamt- arbeit und Entwicklung (OECD) definiert die deutscher Ebene die Gesundheitsausgaben Gesundheitsleistungen als „Aktivitäten oder nach Leistungen und Gütern mit dem Ziel der Güter, die von Einrichtungen oder Individuen Prävention, Behandlung, Rehabilitation und durchgeführt oder bereitgestellt werden, und Pflege sowie Investitionen der Einrichtungen die dabei medizinisches, hilfsmedizinisches des Gesundheitswesens zusammengefasst. oder pflegerisches Wissen oder die dafür er- forderlichen Technologien verwenden“ [3]. Im Jahre 2005 wurde in Deutschland im Rah- Voraussetzung ist, dass damit eines der fol- men der „1. Nationalen Branchenkonferenz genden Ziele angestrebt wird: Gesundheitswirtschaft“ speziell der Begriff „Gesundheitswirtschaft“ definiert: „Die Ge- „Gesundheit fördern und Krankheit ver- sundheitswirtschaft umfasst demnach die Er- hindern stellung und Vermarktung von Gütern und Krankheiten heilen und vorzeitige Mortalität Dienstleistungen, die der Bewahrung und reduzieren Wiederherstellung der Gesundheit dienen“ Personen versorgen, die chronische Krank- (Definition der 1. Nationalen Branchenkonfe- heiten haben und pflegerische Hilfe be- renz Gesundheitswirtschaft 2005) [5]. nötigen Personen versorgen, die gesundheitliche Die Weltgesundheitsorganisation hat eine noch Beeinträchtigungen oder Behinderungen weitergehende Definition geprägt. Sie bekräf- haben und pflegerische Hilfe benötigen tigte 2006 ihre bereits 1946 beschriebene „Ge- Patienten einen würdevollen Tod ermög- sundheit“ als einen „Zustand völligen körper- lichen lichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens Öffentlichen Gesundheitsschutz oder öffent- und nicht nur das Freisein von Krankheit oder liche Gesundheitsprogramme für die Bevöl- Gebrechen“ [6]. kerung bereitstellen und verwalten Zugang zu Versicherungssystemen (gesetz- „Diese Definition ist weiterhin angemessen für lich oder privat organisiert) schaffen, welche eine zeitgemäße globale gesundheitspolitische die Bevölkerung vor den finanziellen Folgen Agenda, die die gleichen Prinzipien erneut be- von Krankheit schützen; der Aufbau solcher kräftigt, sie aber an die Arbeit für Gesundheit Systeme, deren Verwaltung und Kontrolle in dem kommenden Jahrzehnt anpasst und sind Teil der Gesundheitsleistungen“ [4]. dabei Antworten auf neue Fragen, neue Heraus- 42
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Wirtschaft, Arbeitsmarkt forderungen und neue Verantwortlichkeiten gefasst wird. Damit ist das klassische Gesund- gibt“ [7]. Dabei ist von zentraler Bedeutung für heitswesen mit den medizinischen und pflege- das „heutige mehrdimensionale Verständnis rischen Leistungen, die der Versorgung der von Gesundheit die Erkenntnis, dass Gesund- Bevölkerung dienen, lediglich als Kernbereich heitsprobleme und Gesundheitsmaßnahmen der gesamten Gesundheitswirtschaft zu ver- weit über die medizinische Versorgung hinaus- stehen (Übersicht 2) [9]. Um diesen Schwer- reichen. Gesellschaftliche, wirtschaftliche, po- punkt gruppieren sich zahlreiche wirtschaft- litische und institutionelle Vorkehrungen im liche Akteure aus dem Produzierenden weiteren Sinne bestimmen die gesundheit- Gewerbe, dem Handel sowie aus dem Dienst- lichen Chancen und Ergebnisse und die Ver- leistungsbereich, die im engeren bzw. wei- teilung von Gesundheit – und von Anfälligkeit teren Sinne mit der Gesundheit verbunden für Erkrankungen – auf verschiedene Gruppen sind. Für das wirtschaftliche Wachstum der der Gesellschaft“ (Weltgesundheitsorganisa- Gesundheitswirtschaft sind diese Akteure tion 2006) [8]. maßgeblich verantwortlich. Sie erbringen zum einen, entsprechend den Bedürfnissen für me- Anhand dieser Definitionen wird deutlich, wie dizinische und pflegerische Leistungen, Waren weit der Begriff Gesundheitswirtschaft heute und Dienstleistungen für den ersten Gesund- Ü2 Gesundheitswirtschaft (Schichtenmodell) Gesundheitsbezogene Ernährungsindustrie Sozialversicherungsträger, Verwaltung des Gesundheitswesens FuE im Medizi- Gesundheits- Bio- nischen handwerk und Gen- Bereich technologie Sport und Großhandel mit Produkten Freizeit der Gesundheitswirtschaft Krankenhäuser Krankentransporte/ Rettungswesen, Betreutes ambulante Pflegedienste, Wohnen stationäre Pflegedienste, Einrichtungen, Arztpraxen, psychologische Praxen, Gesundheitsfachberufe Medizin- und -praxen technik/ Geronto- Ausbil- technik dung im Gesund- Einzelhandel mit Produkten heits- der Gesundheitswirtschaft bereich einschl. Apotheken Pharmazeutische Industrie Medical Wellness Sonstige Organisationen des Gesundheitswesens Gesundheitsbezogener Tourismus Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt in Anlehnung an das Schichtenmodell des IAT; eigene Bearbeitung. 43
Wirtschaft, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Arbeitsmarkt heitsmarkt. Zum anderen entwickelt sich darü- Selbstständige, mithelfende Familienangehö- ber hinaus ein so genannter zweiter Gesund- rige, Beamte, Angestellte, Arbeiter, Auszubil- heitsmarkt, der die Bevölkerung – besonders dende, Zivildienstleistende sowie Praktikanten. jetzt auch die alternde Bevölkerung – mit Pro- Nicht zu den Beschäftigten im Gesundheitswe- dukten, Hilfeleistungen und Diensten versorgt, sen gezählt werden ehrenamtlich Tätige sowie die der Gesundheitsvorsorge dienen. In der Beschäftigte, die als Beauftragte aus anderen Regel handelt es sich hier um Dienstlei- Wirtschaftsbereichen (z. B. Reinigungskräfte) stungen und Produkte, die privat getragen in der Gesundheitswirtschaft arbeiten [12]. werden.2 Dazu gehören unter anderem der Wellnessbereich, der Gesundheitstourismus Obwohl die Gesundheitsausgabenrechnung sowie Waren und Dienste unter dem Stichwort funktional abgegrenzt wird und die Gesund- „gesunde Ernährung“. heitspersonalrechnung die Abgrenzung in ers- ter Linie über die Einrichtungen trifft, können Zur Quantifizierung der Gesundheitswirtschaft beiden Rechensystemen einzelne Wirtschafts- umfasst die bestehende Gesundheitsberichter- zweige (WZ) zugeordnet werden. Diese sind stattung des Bundes drei Rechensysteme, die mit Ausnahme der Vorleistungsindustrien und Gesundheitsausgabenrechnung (GAR), die dem Großhandel bis auf einige Abweichungen Krankheitskostenrechnung (KKR) und die Ge- identisch. So ist z. B. der „Betrieb von Taxis sundheitspersonalrechnung (GPR). Diesen und Mietwagen mit Fahrer“ (WZ 60.22.0 der Rechenwerken des Statistischen Bundesamtes WZ 2003) für die Gesundheitsausgabenrech- liegt eine, abgesehen von geringfügigen Ab- nung relevant, da Taxifahrten unter gewissen weichungen, deckungsgleiche nationale Klas- Umständen von den Krankenkassen erstattet sifikation der Gliederung der Einrichtungen werden. In dieser WZ-Unterklasse gibt es hin- des Gesundheitswesens zugrunde. Diese natio- gegen keinen für die Gesundheitspersonal- nale Klassifikation ist mit der Klassifikation der rechnung relevanten Gesundheitsberuf. Des Einrichtungen ICHA-HP (International Classifi- Weiteren gibt es in beiden Rechensystemen cation of Health Accounts – Health Provider) noch die „Sonstigen Wirtschaftszweige“, die als der Organisation für wirtschaftliche Zusammen- Sammelposition dienen und zu denen es keine arbeit und Entwicklung (OECD) harmonisiert. explizit zuordenbaren Informationen gibt. Von Zudem besteht hier ein Anknüpfungspunkt zur den Kassen finanzierte Präventionsmaßnah- Klassifikation der Wirtschaftszweige. Die Glie- men am Arbeitsplatz können in einer Vielzahl derung nach Ausgabenträgern ist grundsätzlich von Wirtschaftszweigen erbracht werden. Sie mit der Klassifikation der Finanzierer ICHA-HF rechnen zu den Gesundheitsausgaben. Ein (International Classification of Health Accounts ähnliches Problem tritt bei der Zuordnung von – Health Financing) der Organisation für wirt- Betriebsärzten in der Gesundheitspersonal- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung rechnung auf. (OECD) kompatibel [10]. Der Gliederung der Berufe des Gesundheitswesens liegt ebenso Ferner existiert auf gesamtdeutscher Ebene eine entsprechende Klassifikation des Stati- seit kurzem ein so genanntes Gesundheits- stischen Bundesamtes zugrunde. Diese natio- satellitenkonto, dessen Erarbeitung im Rahmen nale Klassifikation ist weitgehend mit der eines Forschungsprojektes durch ein Konsor- ISCO-88 Klassifikation (International Standard tium verschiedener Wissenschaftler im Auftrag Classification of Occupations) der Internationa- des Bundesministeriums für Wirtschaft und len Arbeitsorganisation (ILO) harmonisiert [11]. Technologie erfolgte. Das Satellitenkonto baut auf der bestehenden Gesundheitsausgaben- 2 Der Begriff „Zweiter Ge- In der Gesundheitspersonalrechnung werden rechnung des Statistischen Bundesamtes auf sundheitsmarkt“ bezieht sich auf die Bereitstellung die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozial- und ermöglicht zugleich, die Wertschöpfung von Dienstleistungen und bereich erfasst, die primär mit der Sicherung, der verschiedenen Bereiche der Gesundheits- Gütern der Gesundheits- wirtschaft, wird jedoch der Vorbeugung oder der Wiederherstellung wirtschaft differenziert darzustellen. Die breite nicht einheitlich abge- von Gesundheit befasst sind, unabhängig Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft erfolgt grenzt. Eine Abgrenzung ist denkbar über die Fi- davon, welchen Beruf sie ausüben. Unberück- hier nach einem Stufenmodell, wobei sowohl nanzierung, die Art der sichtigt bleiben somit jene Beschäftigten, die Finanzierungsaspekte als auch die Güterseite erbrachten Güter und Dienstleistungen oder die Gesundheit im weiteren Sinne fördern. Dies betrachtet werden [13]. über die Klassifikation der sind zum Beispiel Beschäftigte in Altenwohn- Wirtschaftszweige, denen die wirtschaftlichen Ak- heimen, wo die Bewältigung oder Linderung teure, die diese Güter von Gesundheitsproblemen nicht vorrangiges Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft bzw. Dienstleistungen bereitstellen, zugeordnet Ziel der Beschäftigung ist. Unter Beschäftigten gemäß Wirtschaftszweigklassifikation werden. Die Arbeitsgrup- werden Beschäftigungsfälle verstanden, d. h. pe „Gesundheitsökono- mische Gesamtrechnun- Personen mit mehreren Arbeitsverhältnissen Die Gesundheitswirtschaft ist aus statistischer gen der Länder“ wird sich dieses Themas im in verschiedenen Einrichtungen werden mehr- Sicht ein Querschnittsbereich. Dem entgegen Detail noch annehmen. fach gezählt. Zu den Beschäftigten zählen ist die Wirtschaftszweigklassifikation der amt- 44
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Wirtschaft, Arbeitsmarkt lichen Statistik tätigkeitsbezogen gegliedert [14]. einheiten mit sehr unterschiedlichem wirtschaft- Es wird nicht unterschieden, für wen die ein- lichen Schwerpunkt erbracht. Als Beispiele seien zelnen Güter und Dienstleistungen bestimmt hier das Baugewerbe und der Großhandel ge- sind. Innerhalb der Klassifikation der Wirt- nannt, die für den Bau und die Erhaltung der schaftszweige gibt es somit keinen Bereich, Kranken- und Pflegeeinrichtungen sowie für der alle Güter und Dienstleistungen der Ge- deren Versorgung mit Nahrungsmitteln stehen. sundheitswirtschaft erfasst. Zudem profitiert die medizinische Produktfor- schung häufig von Innovationen aus vollkom- Die Gesundheitswirtschaft setzt sich somit aus men anderen wirtschaftlichen Bereichen, die verschiedenen Unterklassen (WZ-5-Steller) oder so statistisch nicht erfasst werden können. Hier Teilbereichen der einzelnen Klassifikationen wird die Schwierigkeit der wirtschaftszweigsys- zusammen, wobei Änderungen der Klassifika- tematischen Abgrenzung der Gesundheitswirt- tion der Wirtschaftszweige stets eine Überprü- schaft deutlich. fung der konkreten Abgrenzung der Gesund- heitswirtschaft erfordern. Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft nach Das Gesundheitswesen bildet den Kernbereich der WZ 2003 der Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören die stationäre und die ambulante Gesundheitsver- Eine Abbildung der Gesundheitswirtschaft auf sorgung, d.h. Krankenhäuser, Vorsorge- und Bundesebene wurde im Rahmen einer Disser- Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeeinrich- tation an der Technischen Universität Darmstadt tungen, aber auch alle niedergelassenen Ärzte (Ostwald) [16] in Anlehnung an das Zwiebel- und Zahnärzte. Um diesen Kern gruppieren modell des Instituts für Arbeit und Technik in sich zahlreiche wirtschaftliche Akteure aus dem Gelsenkirchen (IAT) erstellt [17]. Diese Abgren- Produzierenden Gewerbe, dem Handel sowie zung orientiert sich an der Definition der OECD, aus dem Dienstleistungsbereich, die im engeren beinhaltet zusätzlich allerdings noch typische bzw. weiteren Sinne mit dem Thema „Gesund- Vorleistungsindustrien. Die Abgrenzung be- heit“ verbunden sind. Der „gesundheitsbezo- zieht sich auf die Klassifikation der Wirtschafts- gene Handel“ umfasst beispielsweise den Groß- zweige, Ausgabe 2003 (WZ 2003) [18]. Sie ist und Einzelhandel mit pharmazeutischen, medi- jedoch mit derjenigen der Gesundheitsperso- zinischen und orthopädischen Erzeugnissen nalrechnung des Bundes nicht deckungsgleich. sowie alle Apotheken. Aus dem Produzierenden So wird in der Einteilung nach Ostwald beson- Gewerbe werden die pharmazeutische Indus- ders der Pflegebegriff weiter gefasst als in der trie, die Medizintechnik und die Bio- und Gen- Gesundheitspersonalrechnung des Bundes, technik, aber auch das Gesundheitshandwerk indem insbesondere Dienstleistungen in Alten- 3 Bei einem Vergleich mit hinzugerechnet. Weitere Einrichtungen der Ge- heimen und Altenwohnheimen zur Gesund- der Gesundheitsperso- sundheitswirtschaft sind die gesetzlichen und heitswirtschaft hinzugerechnet werden.3 nalrechnung ist metho- disch zu berücksichtigen, privaten Krankenversicherungen (einschließlich dass aufgrund von Zu- der Pflegeversicherungen), Teile der Renten- und Die Wirtschaftsbereiche Gesundheitswesen ordnungs- und Abgren- zungsschwierigkeiten die der Unfallversicherung, die gesamte öffentliche (WZ 85.1) und Sozialwesen (WZ 85.3) bilden Berechnung der Zahl der Verwaltung auf dem Gebiet des Gesundheits- sowohl nach Ostwald als auch in der Gesund- Beschäftigten im Gesund- heitswesen weder über wesens sowie Private Organisationen ohne Er- heitspersonalrechnung des Bundes den Kern die Wirtschaftszweigsys- werbszweck des Gesundheitswesens und die der Gesundheitswirtschaft. Einzelne Abwei- tematik noch über die Gliederung der Berufe medizinische Forschung und Entwicklung [15]. chungen ergeben sich lediglich im Sozialwesen. des Gesundheitswesens Die gewählte Abgrenzung der Gesundheits- erfolgt, sondern über die Abgrenzung und Defini- Je nach zugrunde gelegter Definition der Ge- personalrechnung legt den Pflegebegriff sehr tion der Einrichtungen geschieht. Die Gliederung sundheitswirtschaft können noch weitere Be- eng aus. „Altenwohnheime“ (WZ 85.31.3), der Einrichtungen des reiche mit gesundheitlichen Bezügen, wie z. B. „Altenheime“ (WZ 85.31.4) und „Wohnheime Gesundheitswesens er- folgt entsprechend der die Freizeit- und Tourismusbranche, Teile der für Behinderte“ (WZ 85.31.8) werden nicht mit Systematik der Gesund- Ernährungsindustrie oder der Wellnessbereich einbezogen. heitsausgaben- und Krankheitskostenrech- zur Gesundheitswirtschaft hinzugezählt werden. nung. Daher können bei Aus dem WZ-Abschnitt G „Handel, Instandhal- der Übertragung von Einrichtungen auf Wirt- Es ist zu berücksichtigen, dass in bestimmten tung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und schaftszweige kleinere Wirtschaftszweigen nur wenige der dort pro- Gebrauchsgütern“ werden Teile der WZ-Abtei- systematische Unschär- fen auftreten. Dies ist bei duzierten Güter und Dienstleistungen gesund- lungen 51 „Handelsvermittlung und Großhan- der Interpretation zu be- heitsrelevant sind. Auch wird bei statistischen del“ sowie 52 „Einzelhandel; Reparatur von rücksichtigen. Dabei ist der Arbeitsgruppe „Ge- Erhebungen grundsätzlich nicht zwischen ge- Gebrauchsgütern“ der Gesundheitswirtschaft sundheitsökonomische sundheitsrelevanten und nicht gesundheitsre- zugeordnet. In der Gesundheitspersonalrech- Gesamtrechnungen der Länder“ bewusst, dass levanten Produkten bzw. Produktionsanteilen nung des Bundes werden hier außerdem sehr es immer wieder Argu- mente für oder gegen unterschieden. Insgesamt werden Leistungen geringe Anteile des Einzelhandels mit Droge- eine gewählte Abgren- für die Gesundheitswirtschaft von Wirtschafts- rieartikeln hinzugeschätzt. zung geben kann. 45
Wirtschaft, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Arbeitsmarkt Aus dem Verarbeitenden Gewerbe (WZ-Ab- erstellt werden. Mit Hilfe des qualitativen schnitt D) sind die für die Gesundheitswirt- Umsteigeschlüssels von der WZ 2003 auf die schaft relevanten Bereiche Teile der WZ-Ab- WZ 2008 [20], des Güterverzeichnisses für Pro- teilungen 24 „Herstellung von chemischen duktionsstatistiken [21], des Warenverzeichnis- Erzeugnissen“, 33 „Medizin, Mess- Steuer- und ses der Außenhandelsstatistik des Statistischen Regelungstechnik, Optik, Herstellung von Bundesamtes [22] und der Erfahrungen aus Uhren“ und 35 „Sonstiger Fahrzeugbau“. Auch Studien und Untersuchungen wurde eine hier unterscheiden sich die Branchenabgren- Branchenliste zusammengestellt. zungen geringfügig. In der Abgrenzung der Gesundheitspersonalrechnung werden aus Insgesamt wurden 133 WZ-5-Steller identifi- der Abteilung 24 lediglich die Bereiche „Her- ziert, von denen 27 Positionen der Gesundheits- stellung von pharmazeutischen Erzeugnissen“ wirtschaft vollständig zuzuordnen sind (Tabel- (WZ 24.4) mit den Klassen „Herstellung von le 1). Die nachfolgend aufgeführten Bereiche pharmazeutischen Grundstoffen“ (WZ 24.41.0) bilden nach Umsatz und Beschäftigung den und „Herstellung von pharmazeutischen Spe- Hauptanteil aller gesundheitsrelevanten Wirt- zialitäten und sonstigen pharmazeutischen Er- schaftszweige, zeugnissen“ (WZ 24.42.0) einbezogen. Dagegen enthält das Schichtenmodell nach Ostwald im Dienstleistungsbereich fast der ganze auch noch die „Herstellung von chemischen WZ-Abschnitt Q „Gesundheits- und Sozial- Grundstoffen“ (WZ 24.1). Ferner wird in der wesen“, ohne „Tagesbetreuung von Kindern“ Gesundheitspersonalrechnung die „Herstel- (WZ 88.91.0) sowie Teile der Positionen lung von Behindertenfahrzeugen“ (WZ 35.43.0) „Sonstiges Sozialwesen a.n.g.“ (WZ 88.99.0) nicht mit eingerechnet. und „Altenheime; Alten- und Behinderten- wohnheime“ (WZ 87.30.0), Unter der Rubrik „Weitere Einrichtungen“ sind die pharmazeutische Industrie (WZ 21.10.0 die gesundheitsrelevanten Unterklassen aus und WZ 21.20.0), den WZ-Abteilungen „Versicherungsgewerbe“ die „Herstellung von medizinischen und (WZ 66), „Forschung und Entwicklung“ (WZ zahnmedizinischen Apparaten und Materi- 73), „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, alien“ (WZ 32.50) sowie Sozialversicherung“ (WZ 75) und „Interessen- der Groß- und Einzelhandel mit pharmazeu- vertretungen, kirchliche und sonstige Vereini- tischen, medizinischen und orthopädischen gungen“ (WZ 91) subsumiert. Abweichungen Produkten (WZ 46.46, WZ 47.73.0 und entstehen durch die unterschiedliche Behand- WZ 47.74.0). lung der Wirtschaftsunterklasse „Öffentliche Verwaltung auf dem Gebiet Sozialwesen“ Für 106 Unterklassen (WZ-5-Steller), die nicht (WZ 75.12.3) [19]. vollständig der Gesundheitswirtschaft zuge- ordnet werden können, müssen die gesund- Mit der rechtsverbindlichen Einführung der heitsrelevanten Anteile des jeweiligen Wirt- Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe schaftszweiges ermittelt werden. Im 2008 (WZ 2008) musste die angeführte Ab- Produzierenden Gewerbe sind es 32, im Han- grenzung der Gesundheitswirtschaft nach der del 18 und im Dienstleistungssektor 56 Wirt- WZ 2003 umgestellt werden. schaftszweige (Tabelle 1). Dabei muss für jeden einzelnen Bereich geprüft werden, in- wieweit Informationen aus amtlichen Erhe- Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft bungen oder externen Quellen zur Verfügung nach WZ 2008 stehen. Als eine Vorarbeit für die Abgrenzung der Ge- sundheitswirtschaft nach der Wirtschaftszweig- klassifikation, Ausgabe 2008 (WZ 2008), wurde Einordnung der gesundheitsrelevanten T1 von Information und Technik Nordrhein-West- Wirtschaftszweige nach WZ 2008 falen, gemeinsam mit dem Institut für Arbeit Zuordnung nach Unterklassen und Technik in Gelsenkirchen (IAT) und dem (WZ 5-Steller) Statistischen Landesamt Hessen, anhand der vollständig teilweise insgesamt neuen Wirtschaftszweigklassifikation eine Liste aller gesundheitsrelevanten Wirtschaftszweige Dienstleistungsbereich erstellt, unabhängig davon, ob eine statistische (ohne Handel) 15 56 71 Erfassung dieser Daten möglich ist oder nicht. Produzierendes Gewerbe 6 32 38 Dabei wurde für jeden WZ-5-Steller der WZ 2008 Handel 6 18 24 geprüft, ob gesundheitsrelevante Waren oder Insgesamt 27 106 133 Dienstleistungen in diesem Wirtschaftszweig 46
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Wirtschaft, Arbeitsmarkt T2 Einordnung der Wirtschaftszweige des Gesundheitssektors Zuordnung auf WZ-Ebene Unterklassen (WZ-5-Steller) Klassen (WZ-4-Steller) insgesamt vollständig teilweise insgesamt vollständig teilweise Dienstleistungsbereich (ohne Handel) zusammen 23 15 8 17 8 9 darunter Gesundheits- und Sozialwesen 15 14 1 9 8 1 Verarbeitendes Gewerbe 7 6 1 5 4 1 Handel 6 6 - 5 3 2 Insgesamt 36 27 9 27 15 12 Die Grundlage für die Abgrenzung der Gesund- leistungsbereich (ohne Handel), sechs auf den heitswirtschaft nach WZ 2008 im engeren Sinne Handel und sieben auf das Produzierende Ge- bildeten die folgenden sechs Kriterien:4 werbe, konkret auf das Verarbeitende Gewerbe. Im Dienstleistungsbereich sind 15 Unterklassen 1. Anlehnung an die bereits vorhandenen Ab- vollständig dem Gesundheitssektor zuzuwei- grenzungen nach der WZ 2003 sen, wobei allein 14 Unterklassen dem WZ- a. Orientierung an der Definition der OECD Abschnitt Q „Gesundheits- und Sozialwesen“ b. Einbeziehung der gesundheitstypischen angehören (Tabelle 2). In den beiden anderen Vorleistungsindustrien Bereichen sind jeweils sechs Wirtschaftszweige 2. Systematische Anbindung an die Gesund- zu 100 Prozent dem Gesundheitssektor zuzu- heitspersonal- und Gesundheitsausgaben- rechnen. Neun Branchen können nicht voll- 4 Die Arbeitsgruppe „Ge- sundheitsökonomische rechnung des Bundes ständig dem Gesundheitssektor zugeordnet Gesamtrechnungen der 3. Die Verfügbarkeit von statistischen Informa- werden. Für diese Unterklassen muss geprüft Länder“ ist sich bewusst, dass es immer wieder tionen sollte weitgehend gewährleistet werden, inwieweit Informationen aus anderen Argumente für oder sein. Erhebungen oder Brancheninformationen aus gegen eine gewählte Abgrenzung geben kann. 4. Der Schätzaufwand für den gesundheits- externen Quellen vorliegen, um geeignete 5 Damit fallen beispiels- relevanten Teil innerhalb eines Wirtschafts- Schätzungen vornehmen zu können. Innerhalb weise die Grundstoffche- zweiges muss vertretbar sein. Zusatzer- des Verarbeitenden Gewerbes werden die „Her- mie (WZ Gruppe 21.1) und das Baugewerbe hebungen sind z. B. nicht möglich, um stellung von Behindertenfahrzeuge“ nicht (WZ Abschnitt F) heraus. gesundheitsrelevante Wirtschaftsbereiche gesondert ausgewiesen. Sie müssen aus der Die Produktion von Kran- kentransportern, die innerhalb eines Wirtschaftszweiges heraus- WZ 30.92.0 (Herstellung von Fahrrädern sowie unter der Rubrik „Her- zuarbeiten. von Behindertenfahrzeugen) „herausgeschätzt“ stellung von Personen- kraftwagen und Personen- 5. Bei den Vorleistungs- und Zulieferindustrien werden. Während im Handel alle gesundheits- kraftwagenmotoren“ (WZ 29.11.0) fallen, wer- sowie bei den anderen Wirtschaftszweigen relevanten WZ-Positionen eindeutig sind, den auch nicht erfasst, werden die WZ 5-Steller gewählt, die einen müssen im Dienstleistungsbereich aus acht da sie nicht separat aus- gewiesen sind. direkten Gesundheitsbezug erkennen lassen.5 Wirtschaftszweigen die entsprechenden ge- 6. Die Reparaturen von Gesundheitsprodukten sundheitsrelevanten Dienstleistungen heraus- 6 Der Schätzaufwand aus den Sammelpositionen sind aus Einheitlichkeitsgründen auch nicht gerechnet werden. Hierbei sind grundsätzlich der WZ 33.13.0 „Repara- tur von elektronischen mit aufgenommen, da es keinen eigenen drei Aspekte zu unterscheiden: und optischen Geräten Wirtschaftszweig für diese Reparaturen gibt.6 (einschließlich Bestrah- lungs- und Elektrothera- a. Die wirtschaftliche Tätigkeit ist nicht grund- piegeräte sowie elektro- Die auf diese Art und Weise erhaltene erste sätzlich gesundheitsrelevant, sondern medizinischer Geräte)“ und WZ 33.17.0 „Repara- praktikable Abgrenzung gesundheitsrelevanter betrifft nur bestimmte Bevölkerungsgrup- tur und Instandhaltung Wirtschaftszweige nach WZ 2008 wird nachfol- pen. Hierzu zählt der WZ 49.32.0 „Betrieb von Fahrzeugen a.n.g. (einschließlich Behinder- gend in ihrer Gesamtheit mit „Gesundheits- von Taxis“, da Kranken- und Behinderten- tenfahrzeuge)“ steht in sektor“ bezeichnet, um die Unterscheidung fahrten der Gesundheitsbranche zuzu- keinem Verhältnis zu dem Mehrgewinn an Informa- zur vorstehend genannten umfassenden Ab- rechnen sind. tionen. Außerdem gibt grenzung der Gesundheitswirtschaft zu ge- b. Die Dienstleistung ist gesundheitsrele- es keine eigene Position für Reparaturen von me- währleisten. vant, wird aber mit anderen wirtschaft- dizinischen und zahnme- lichen Tätigkeiten zusammengefasst. Dazu dizinischen Apparaten aus der WZ 32.50.1. Des Insgesamt wurden 36 Unterklassen (WZ-5- zählen die Wirtschaftszweige 72.11.0 „For- Weiteren werden die Re- paraturen häufig über die Steller) dem Gesundheitssektor zugewiesen. schung und Entwicklung im Bereich Bio- Gewährleistungen der Davon entfallen 23 WZ-5-Steller auf den Dienst- technologie“, WZ 72.19.0 „Sonstige For- Hersteller abgedeckt. 47
Wirtschaft, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Arbeitsmarkt schung und Entwicklung im Bereich Die bisher separaten Unterklassen WZ 85.31.8. Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften „Wohnheime für Behinderte“,WZ 85.31.4 „Alten- und Medizin“, WZ 84.12.0 „Öffentliche heime“ und WZ 85.31.3 „Altenwohnheime“ wer- Verwaltung auf den Gebieten Gesund- den in der WZ 2008 unter „Altenheime, Alten- heitswesen, Bildung, Kultur und Sozial- und Behindertenwohnheime“ (WZ 87.30.0) wesen“, WZ 84.30.0 „Sozialversicherung“ ausgewiesen. Die „Organisationen des Ge- und WZ 85.42.4 „Berufsakademien, Fach- sundheitswesens“ werden in der Unterklasse akademien, Schulen des Gesundheits- „Interessenvertretung und Vereinigungen a.n.g.“ wesens“. (WZ 94.99.9) eingegliedert. Die neue Unter- c. Ferner gibt es eine Mischung von a) und klasse WZ 32.50.1 “Herstellung von medizin- b). Dies trifft für den WZ 87.30.0 „Alten- technischen Apparaten und Materialien a.n.g.“ heime; Alten- und Behindertenwohn- enthält eine Vielzahl von Produkten aus Unter- heime“ zu. klassen der Abteilungen 17 bis 33 der WZ 2003, die vorher nicht separat medizinisch ausge- Aufgrund der starken Veränderungen zwischen wiesen waren oder umklassifiziert wurden. Die den beiden Wirtschaftszweigklassifikationen „Herstellung von Behindertenfahrzeugen“ (WZ 2003 und WZ 2008) sind spürbare Auswir- (WZ 35.43.0) wird dagegen nicht mehr als se- kungen auf die Abgrenzung der Gesundheits- parate Unterklasse ausgewiesen, sondern in wirtschaft bzw. konkret des Gesundheitssektors der WZ 2008 unter WZ 30.92.0 „Herstellung festzustellen. von Fahrrädern sowie von Behindertenfahr- Ü3 Literatur- und Quellenverzeichnis [1] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft [13] Vgl. Technische Universität Berlin, Roland und Technologie (Hrsg.): Schlaglichter Berger Strategy Consults und BASYS der Wirtschaftspolitik, Monatsbericht (Hrsg.): Erstellung eines Satellitenkontos Juli 2009, S. 13. für die Gesundheitswirtschaft in Deutsch- [2] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Klassi- land – Forschungsbericht im Auftrag des fikation der Wirtschaftszweige – Mit Er- Bundesministeriums für Wirtschaft und läuterungen – 2008, Wiesbaden 2009. Technologie; Kurzfassung des Abschluss- [3] OECD, 2000, National Health Accounts, berichts, 16. November 2009, S. 10 ff. Paris, S. 42. [14] Vgl. [2], S. 20. [4] Statistischen Bundesamt (Hrsg.): Gesund- [15] Vgl. Ostwald, D. A.: Wachstums- und Be- heitsausgabenrechnung – Methodische schäftigungseffekte der Gesundheits- Grundlagen. Wiesbaden, 2010, S. 8. wirtschaft in Deutschland. Berlin, 2009, [5] Kuratorium Gesundheitswirtschaft hier S. 10. (Hrsg.): Ergebnisbericht „Branchenkon- [16] Vgl. [15]. ferenz Gesundheitswirtschaft 2005“, [17] Vgl. Hilbert, J., R. Fretschner, A. Dülberg: 7./8.12.05 Rostock-Warnemünde, Rahmenbedingungen und Herausforde- 2.2.2006, S. 2. rungen der Gesundheitswirtschaft, Gel- [6] Weltgesundheitsorganisation (Hrsg.): senkirchen, 2002. Entwurf des Elften Arbeitsprogramms [18] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Klassi- der WHO 2006 - 2015; Kurzfassung, 2006, fikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe Anhang: S. 3. 2003 (WZ 2003). Wiesbaden, 2002. [7] Vgl. [6]. [19] Vgl. [15], hier S. 78 ff. [8] Vgl. [6]. [20] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Um- [9] Hessisches Statistisches Landesamt steigeschlüssel zwischen der Klassifika- (Hrsg.): Gesundheitswirtschaft in Hessen tion der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003 – Volkswirtschaftliche Potentiale eines (WZ 2003) und der Klassifikation der Zukunftsmarktes. Wiesbaden, 2010, S. 10. Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ [10] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Ge- 2008) und umgekehrt. Wiesbaden, 2008. sundheitsausgabenrechnung – Quali- [21] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Güter- tätsbericht. Wiesbaden, 2010, S. 3. verzeichnis für Produktionsstatistiken [11] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Ge- 2009, Wiesbaden 2008. sundheitspersonalrechnung – Qualitäts- [22] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Waren- bericht. Wiesbaden, 2010, S. 4. verzeichnis für die Außenhandelsstatis- [12] Vgl. [11], S. 3 f. tik, Wiesbaden 2009. 48
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2011 Wirtschaft, Arbeitsmarkt zeugen“ subsumiert. Die in der WZ 2008 neue den Gebieten Gesundheitswesen, Bildung, Unterklasse „Sozialversicherung“ (WZ 84.30.0) Kultur und Sozialwesen“). Der bisherige Unter- umfasst neben bisher einzeln ausgewiesenen abschnitt „Forschung und Entwicklung im Be- WZ-5-Stellern der „Gesetzlichen sowie knapp- reich Medizin“ (WZ 73.10.4) wird in der WZ 2008 schaftlichen Renten- und Krankenversicherung“ aufgeschlüsselt in „Forschung und Entwicklung (WZ 75.30.1, WZ 75.30.2, WZ 75.30.5 bzw. WZ im Bereich Biotechnologie“ (WZ 72.11.0) und 75.30.6) und der „Gesetzlichen Unfallversiche- „Sonstige Forschung und Entwicklung im Be- rung“ (WZ 75.30.7) auch die „Arbeitsförderung“ reich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften (WZ 75.30.8) sowie die „Altershilfe für Land- und Medizin“ (WZ 72.19.0). wirte“ (WZ 75.30.3) und die „Zusatzversorgung für Angehörige des Öffentlichen Dienstes“ Die Tabellen zur Abgrenzung der Gesundheits- (WZ 75.30.4). wirtschaft nach WZ 2003 und zur Abrenzung des Gesundheitssektors nach WZ 2008 können Auch hier wird eine geeignete Schätzung vor- unter www.statistik-bw.de/Veroeffentl/Monats genommen werden müssen, um die gesund- hefte/PDF/Beitrag11_05_08_Tabellenanhang.pdf heitswirtschaftlich relevanten Bereiche quanti- abgerufen werden. fizieren zu können. Teil II des Beitrags wird im Statistischen Monats- Die in der WZ 2003 noch separat ausgewiesene heft Baden-Württemberg 6/2011 veröffentlicht. „Öffentliche Verwaltung auf dem Gebiet des Gesundheitswesens“ (WZ 75.12.4) wird jetzt Die Erstveröffentlichung dieses Aufsatzes er- ebenfalls in einer Unterklasse mit öffentlichen folgte im Internet und kann unter www.ggrdl. Verwaltungen anderer Bereiche zusammenge- de/Vorlage-UGR/Frie_Muno_Speich.pdf abge- fasst (WZ 84.12.0 „Öffentliche Verwaltung auf rufen werden. kurz notiert ... 18 000 Industriebeschäftigte mehr Die Industrieumsätze übertrafen im März 2011 im Südwesten als im Vorjahr mit nominal 26,2 Mrd. Euro das Vorjahreser- gebnis kräftig um 3,1 Mrd. Euro (13,6 %). Ins- Die anhaltend robuste Konjunktur strahlt ver- gesamt erzielten die Industriebetriebe im stärkt positiv auf die Entwicklung der Beschäf- 1. Quartal 2011 einen Umsatz von 67,9 Mrd. Euro. tigtenzahl in der Südwestindustrie aus. Im März Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahres- waren in den heimischen Industriebetrieben zeitraum bedeutet dies eine kräftige Umsatz- rund 1 035 400 Personen beschäftigt. Dies be- steigerung um 10,5 Mrd. Euro (18,2 %). deutet im Vorjahresvergleich einen deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl um 18 000 Per- Zu dem positiven Quartalsergebnis trugen so- sonen (1,8 %). wohl das weiterhin auf hohen Touren laufende Auslandsgeschäft als auch die anhaltend auf- Die saisonal übliche Frühjahrsbelebung wärtsgerichtete Binnennachfrage bei. Die Erlö- machte sich spürbar bemerkbar und die Indus- se aus dem Auslandsgeschäft stiegen auf trie stockte im Vorjahresvergleich bereits den 35,8 Mrd. Euro und brachten ein Plus von 3. Monat in Folge das Personal auf. Dank der 5,9 Mrd. Euro in die Kassen (19,6 %). Die Im- weiterhin günstigen Geschäftsentwicklung pulse kamen hier in erster Linie aus den Län- dürfte sich in den nächsten Monaten der Trend dern der Nicht-Eurozone, auf die fast 74 % der zu weiterem Personalaufbau sehr wahrschein- Umsatzsteigerung im Exportgeschäft entfielen. lich fortsetzen. Auch im Vergleich zum Vormo- Aus dem Geschäft mit den Inlandskunden re- nat Februar stieg die Zahl der Industrie- sultierte ein Umsatz von 32,1 Mrd. Euro. Damit beschäftigten im März, und zwar deutlich um 4 war hier gleichfalls eine beachtliche Umsatz- 100 Personen (0,4 %). Im 1. Quartal 2011 be- steigerung um 4,6 Mrd. Euro zu verbuchen schäftigte die Südwestindustrie durchschnitt- (16,8 %). lich 1 031 900 Personen, und damit 13 500 Die Exportquote der Südwestindustrie lag im mehr als im entsprechenden Vorjahreszeit- 1. Quartal 2011 bei 52,7 % (zum Vergleich 2010: raum (1,3 %). 52,2 %). 49
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