DOKUMENTATION des Dialogforums 2016 "Unternehmen Biologische Vielfalt 2020"
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
DOKUMENTATION des Dialogforums 2016 „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Dienstag, 15. März 2016, VKU Forum, Invalidenstr. 91, 10115 Berlin Kontakt Dr. Kilian Delbrück Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Referat N I 1 Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn E-Mail: Kilian.Delbrueck@bmub.bund.de Karin Robinet Bundesamt für Naturschutz Fachgebiet I 2.1 Konstantinstraße 110, 53179 Bonn E-Mail: Karin.Robinet@BfN.de Das Dialogforum 2016 wurde durchgeführt vom Unternehmensnetzwerk für biologische Vielfalt Carolin Boßmeyer Sally Maria Ollech 'Biodiversity in Good Company' Initiative e.V. Koordinierungsstelle von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Pariser Platz 6, 10117 Berlin E-Mail: contact@business-and-biodiversity.de www.ubi2020-dialogforum.de Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt: http://www.biologischevielfalt.de 1
Inhaltsverzeichnis Hintergrund: „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“........................................................................... 3 PROGRAMM .......................................................................................................................................... 4 Teilnehmende des Dialogforums ............................................................................................................ 6 Zusammenfassung der Programmpunkte ................................................................................................ 6 Impuls-Vortrag: Was es zu schützen gilt – eine Einstimmung in den Tag ..................................................... 6 Blickwinkel Politik: Naturschutzpolitik auf dem Weg nach 2020 – Themen, Entwicklungen, Weichenstellungen ........................................................................................................................................ 6 Drei Blickwinkel aus der Praxis in Wirtschaft und Naturschutz: Was uns bewegt – Nationale und internationale Verantwortung für die biologische Vielfalt ........................................................................... 7 Politik, Wirtschaft und Naturschutz im Gespräch: ........................................................................................ 8 Beteiligung an Aktionsplattform und Netzwerk UBi 2020: Drei Projekte und drei Gesichter in drei mal drei Minuten .................................................................................................................................................. 9 Das UBi 2020-Kontaktnetzwerk ................................................................................................................. 9 Branchendialog: Unternehmen der Wasserwirtschaft – aktiv für die biologische Vielfalt ........................ 9 Integration von Biodiversitätsaspekten in aktuelle CSR-Prozesse im Tourismus....................................... 9 Fachvortrag mit anschließender Diskussion: Naturschutzrecht im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen – aktuelle Fragestellungen im Überblick ................................................................................... 10 Parallele Foren am Nachmittag ................................................................................................................... 10 Forum 1: Rechtlicher Rahmen.................................................................................................................. 10 Forum 2: Kommunikation: Grün, grüner, am grünsten – Glaubwürdige Unternehmenskommunikation zum Thema biologische Vielfalt ............................................................. 11 Forum 3: Handeln auf dem Firmengelände: Praktische Maßnahmen am eigenen Standort – erfolgreiche Beispiele und zukünftige Potenziale .................................................................................... 12 Abschlussplenum ......................................................................................................................................... 13 Impressionen des Veranstaltungstages ................................................................................................. 13 2
Hintergrund: „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Eine Koalition für die biologische Vielfalt Die Wirtschaft braucht biologische Vielfalt, biologische Vielfalt braucht das Engagement von Unternehmen. „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ (UBi 2020) als Plattform steht dafür, den Dialog und die Zusam- menarbeit zwischen Wirtschaft und Naturschutz zu fördern, um biologische Vielfalt zu schützen und nach- haltig zu nutzen. Jede Branche kann etwas tun – sei es an den Unternehmensstandorten oder entlang der Wertschöpfungskette. Im Rahmen der Plattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ engagieren sich das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Wirtschaftsverbände, Naturschutzorganisationen und Behörden seit 2013 gemeinsam für eine Trendwende beim Verlust der Biodiversität. Im Mittelpunkt stehen die Handlungsmöglichkeiten in Industrie und Dienstleistungssektor. Dabei sorgt „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ als runder Tisch für einen intensiven Austausch zwi- schen Wirtschaft und Naturschutz. Immer mehr Branchen beteiligen sich: Mit dem Beitritt der Arbeitsge- meinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), des Deutschen Dachgärtner Verbands (DDV), des Deut- schen ReiseVerbands (DRV), des Deutschen Tourismusverbands (DTV) und des Verbands kommunaler Un- ternehmen (VKU) zum Unterstützerkreis von UBi 2020 sind es nun 27 Verbände und Organisationen aus Wirtschaft und Naturschutz, die sich gemeinsam für die Erhaltung der biologischen Vielfalt engagieren. UBi 2020-Dialogplattform Die Dialogplattform dient dem regelmäßigen Informationsaustausch und der Diskussion über aktuelle Themen und die Aktivitäten der Aktionsplattform und des Netzwerkes insgesamt. Der Austausch wird auf verschiedenen Ebenen organisiert, wie beispielsweise bei den öffentlichen Dialogforen, den Sitzungen des Initiativkreises oder innerhalb des wachsenden Unterstützerkreises oder dem Kontaktnetzwerk aus IHKs, HWKs, Landesverbänden und Länderministerien. Jährlich finden Dialogveranstaltungen statt. Bereits zum sechsten Mal seit 2010 kamen am 15. März 2016 in Berlin Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Umwelt- und Naturschutz- verbänden, Politik und Behörden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum Austausch zusammen. Die Dialog- foren als die Jahresveranstaltung von UBi 2020 bieten allen Interessierten aus Wirtschaft und Naturschutz die Möglichkeit, die Fortschritte von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ zu erörtern und neue Aktivi- täten anzustoßen. Zudem bieten sie Gelegenheit, wechselnde aktuelle Themen in Deutschland und auf europäischer Ebene zu diskutieren. Weitere Informationen zur Dialogplattform UBi 2020-Aktionsplattform Die Aktionsplattform von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ macht Projekte zum Thema Wirtschaft und biologische Vielfalt, an denen Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft maßgeblich beteiligt sind, bundesweit sichtbar. Die Aktionsplattform umfasst mittlerweile 30 konkrete Aktivitäten in verschie- denen Branchen und ist somit ein Schaufenster für vielfältiges Engagement, mit dem unterschiedliche Akteure der deutschen Wirtschaft Verantwortung für den Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystem- leistungen wahrnehmen. Vorrangiges Ziel ist es, unternehmensübergreifende Ansätze vorzustellen, konkrete Aktivitäten auf den Weg zu bringen und deren Fortschritte zu zeigen. Weitere Informationen zur Aktionsplattform Verbände können Unterstützer der Plattform und unternehmensübergreifende Projekte Teil der Aktionsplattform werden. Weitere Informationen zu Beteiligungsmöglichkeiten 3
Dialogforum 2016 „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Dienstag, 15. März 2016, VKU Forum, Invalidenstr. 91, 10115 Berlin PROGRAMM 09:30 h Eintreffen, Registrierung und Kaffee 10:30 h Impuls-Vortrag: Was es zu schützen gilt – eine Einstimmung in den Tag Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor Zoo Frankfurt 10:40 h Begrüßung: Willkommen durch die Moderation Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin 'Biodiversity in Good Company' Initiative e. V. RA Catrin Schiffer, LL.M., Referentin Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) 10:50 h Blickwinkel Politik: Naturschutzpolitik auf dem Weg nach 2020 – Themen, Entwicklungen, Weichenstellungen Dr. Elsa Nickel, Leiterin Abteilung N „Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung“, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) 11:10 h Drei Blickwinkel aus der Praxis in Wirtschaft und Naturschutz: Was uns bewegt: Nationale und internationale Verantwortung für die biologische Vielfalt Dr. Michael Below, Leiter Fachgebiet Naturschutz, Schutzgutmanagement DB Umwelt, Deutsche Bahn AG Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR) Olaf Tschimpke, Präsident NABU ─ Naturschutzbund Deutschland e. V. 11:35 h Das Plenum diskutiert mit Dr. Elsa Nickel, Dr. Michael Below, Dr. Denny Ohnesorge und Olaf Tschimpke: Politik, Wirtschaft und Naturschutz im Gespräch 12:15 h Beteiligung an Aktionsplattform und Netzwerk UBi 2020: Drei Projekte und drei Gesichter in drei mal drei Minuten - Das UBi 2020-Kontaktnetzwerk Mirko Fels, Referatsleiter Europäische Umwelt- und Rohstoffpolitik, DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. - Branchendialog: Unternehmen der Wasserwirtschaft – aktiv für die biologische Vielfalt Nadine Steinbach, Bereichsleiterin Umweltpolitik Wasser/Abwasser, Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) - Integration von Biodiversitätsaspekten in aktuelle CSR-Prozesse im Tourismus Meike Rohkemper, Projektmanagerin, Global Nature Fund (GNF) 12:30 h Mittagsimbiss und Networking 4
13:45 h Fachvortrag mit anschließender Diskussion: Naturschutzrecht im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen – aktuelle Fragestellungen im Überblick Dr. Stefan Lütkes, Leiter des Referats N II 1 „Recht des Naturschutzes und der Landschaftspflege“, BMUB 14:20 h Parallele Foren: Forum 1: Rechtlicher Rahmen Mit Impulsen von Manfred Hoffmann, Geschäftsführer u. Gesellschafter, Hoffmann Mineral GmbH, Vorstandsmitglied Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungs- betriebe e.V. RA Andreas Lukas, Sprecher NABU-Bundesfachausschuss Umweltrecht Moderation: Dr. Kilian Delbrück, Leiter des Referats N I 1 "Allgemeine und grundsätzliche Angelegenheiten des Naturschutzes, Abteilungskoordinierung", BMUB Forum 2: Kommunikation: Grün, grüner, am grünsten – Glaubwürdige Unternehmenskommunikation zum Thema biologische Vielfalt Mit Impulsen von Dr. Frauke Fischer, Dozentin für Internationalen Naturschutz, Biozentrum Universität Würzburg; Inhaberin „Agentur auf!“ Stefan Dierks, Category Leader CR Product & Strategy, Tchibo GmbH Moderation: Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin 'Biodiversity in Good Company' Initiative e. V. Forum 3: Handeln auf dem Firmengelände: Praktische Maßnahmen am eigenen Standort – erfolgreiche Beispiele und zukünftige Potenziale Mit Impulsen von Dr. Anke Valentin, Geschäftsführerin Wissenschaftsladen Bonn e. V., zum Projekt „Natur in Graue Zonen – Kampagne zur naturnahen Begrünung innerstädtischer Firmengelände“ Sven Schulz, Projektmanager Bodensee-Stiftung, zur Schaffung eines Netzwerks zum Thema „Naturnahe Gestaltung von Firmengelände“ Moderation: Sally Ollech, Senior Projektmanagerin 'Biodiversity in Good Company' Initiative e. V. 16:00 h Abschlussplenum: Berichte aus den Foren durch Rapporteure Rückblick auf den Tag Stimmen aus dem Plenum Resümee und Ausblick Dr. Kilian Delbrück, BMUB 16:30 h Ausklang und Networking bei Kaffee und Kuchen Lernen Sie eine Auswahl aktueller Projekte in einer kleinen begleitenden Ausstellung kennen: Die Aktionsplattform als Schaufenster für unternehmensübergreifendes Engagement für biologische Vielfalt. Das Dialogforum wird durchgeführt vom Unternehmensnetzwerk für biologische Vielfalt 5
Teilnehmende des Dialogforums Insgesamt kamen am 15. März 2016 fast 150 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Spitzen- und Branchenverbänden der Wirtschaft, Naturschutzverbänden, Politik und Behörden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum Dialogforum 2016 „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ zusammen. Auch in diesem Jahr bot das Dialogforum die Möglichkeit zu einem regen Austausch über Handlungsmöglichkeiten der Wirtschaft. Wer war dabei? Das Interesse war in diesem Jahr besonders groß: 200 Anmeldungen überstiegen die Raumkapazitäten. Über ein Drittel der 180 bestätigten Anmeldungen kam aus der Wirtschaft – 19 % aus Unternehmen und 17 % aus Wirtschaftsverbänden und Unternehmensnetzwerken. Weitere 19 % repräsen- tierten Naturschutzorganisationen und knapp 15 % waren Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Behörden und Politik sowie 13 % aus der Wissenschaft. Etwas weniger als 10 % der Anmeldungen kamen aus dem Consulting-Bereich und knapp 7 % gaben bei ihrer Anmeldungen die Organisationsart „andere“ an. Anhang: Liste der Teilnehmenden. Zusammenfassung der Programmpunkte Impuls-Vortrag: Was es zu schützen gilt – eine Einstimmung in den Tag Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor Zoo Frankfurt Prof. Dr. Manfred Niekisch stimmte die Teilnehmenden in den Tag ein und hob in seinem Vortrag hervor, dass es beim Schutz der biologischen Vielfalt nicht nur um den Schutz einzelner Arten, sondern ganzer Ökosys- teme und ihrer Leistungen gehe. Der Schutz von Biodiversität und Öko- systemen müsse im Zusammenhang betrachtet werden. Zu schützen gel- te es: die genetische Vielfalt (als Grundlage von Evolution, Ernährung, Bionik…), funktionierende Ökosysteme, ein menschengerechtes Klima, das Recht auf Diversität der Sprachen und Kulturen, sowie nachhaltige Wirtschaftsweisen. Niekisch führte aus, welche politischen Weichenstellungen er dafür als wesentlich er- achtet – von der konsequenten Umsetzung bestehender Regelungen in Deutschland und der EU sowie der Energiewende über neue Wege in der gemeinsamen Agrarpolitik bis bin zur Stärkung der Kreislaufwirt- schaft. Um innerhalb der „planetarischen Leitplanken“ zu wirtschaften, müssten nationale Egoismen über- wunden werden. Präsentation Niekisch „Was es zu schützen gilt“ Blickwinkel Politik: Naturschutzpolitik auf dem Weg nach 2020 – Themen, Entwicklungen, Weichenstellungen Dr. Elsa Nickel, Leiterin Abteilung N „Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung“, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Dr. Elsa Nickel stellte das diesjährige Dialogforum im Kontext der Natio- nalen Strategie zur biologischen Vielfalt dar und ging u. a. auf den Indi- katorenbericht 2014 und die im Oktober 2015 gestartete „Naturschutz- Offensive 2020“ der Bundesregierung ein. Sie betonte, dass die ambitio- nierten Ziele im Naturschutz nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen aller gesellschaftlichen Akteure zu erreichen seien. Deshalb sei die Weiterführung des konstruktiven Dialogs mit der Wirtschaft, wie er im Rahmen von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ stattfinde, auch explizit als Maßnahme in der „Naturschutz-Offensive 2020“ genannt. Rede Nickel: „Naturschutzpolitik auf dem Weg nach 2020 - Themen, Entwicklungen, Weichenstellungen“ 6
Drei Blickwinkel aus der Praxis in Wirtschaft und Naturschutz: Was uns bewegt – Nationale und internationale Verantwortung für die biologische Vielfalt Dr. Michael Below, Leiter Fachgebiet Naturschutz, Schutzgutmanagement DB Umwelt, Deutsche Bahn AG Dr. Michael Below stellte die Verankerung des Naturschutzes bei der Deutschen Bahn AG dar, welcher für die strategische Ausrichtung des Unternehmens eine wichtige Rolle spiele. Das Thema Naturschutz bewe- ge sich dabei im Spannungsfeld drei wesentlicher Treiber: starke rechtli- che Regulierung, hohe öffentliche Aufmerksamkeit und wissenschaftliche Lücken bezüglich der Dynamik natürlicher Prozesse. Die ökologische Pfle- ge von Bahn- und Energietrassen, den Vogelschutz an Oberleitungen so- wie die naturnahe Gestaltung DB-eigener Flächen nannte er als wichtige Handlungsfelder. Für die Zukunft komme es besonders darauf an, Wissenslücken zu den Auswirkungen von Aktivitäten der Bahn und anderer Vorhabenträger auf bestimmte Arten schließen, dadurch ökologisch sinnvolle und wirksame Maßnahmen zum Schutz/Erhalt der Arten umzusetzen sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren Zu vereinfachen, bspw. durch gesetzlich verankerten „Naturschutz auf Zeit“. Präsentation Below: „Naturschutz bei der Deutschen Bahn AG“ Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR) Dr. Denny Ohnesorge legte insbesondere dar, dass der Holzbedarf der Gesellschaft nicht mit der Waldentwicklung im Einklang stehe – auf Nachfrageseite seien insbesondere Baustoffe aus Nadelholz gefragt, während die Waldentwicklung in Deutschland einen deutlich steigenden Anteil von Laubholz bedeute. Zudem gebe es durch den Naturschutz vermehrt Flächenstilllegungen, die aus Sicht der AGR nicht automatisch zu einer größeren Artenvielfalt führen würden. Er verwies auf Studien, die belegten, dass in einem nachhaltig und naturnah bewirtschafteten Wald die Artenzahl deutlich höher sein könne. Die AGR wünsche sich daher die Erarbeitung integrativer Naturschutzansätze, gemeinsam mit den Landnutzern. Es seien mehr valide Indikatoren und ein standardi- siertes, kontinuierliches Monitoring der biologischen Vielfalt im Wald erforderlich. Präsentation Ohnesorge: „Verantwortung für die biologische Vielfalt aus Sicht der Holzindustrie“ Olaf Tschimpke, Präsident NABU ─ Naturschutzbund Deutschland e. V. Herr Olaf Tschimpke betonte in seinem Beitrag, dass Biodiversität Fläche benötige, und stellte die Frage, wer sich anpassen müsse: die Menschen an die Lebensbedingungen der anderen Arten oder umgekehrt? Er ging auf den aktuellen „Fitness-Check“ der EU-Naturschutzrichtlinien ein und sprach sich gegen eine Änderung der Richtlinien sowie für eine bessere Durchsetzung der bestehenden Regeln sowie mehr Finanzmittel aus. Es bedürfe einer ganzheitlichen Betrachtung jenseits des sektoralen Natur- schutzes, bei der veränderte Konzepte der Landnutzung ein Schlüs- selthema seien, aber auch veränderte Verbrauchsmuster, neue Produkte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und die Verantwortung der Hersteller entlang der Lieferkette für die Rohstoffe eine zentrale Rolle spielen sollten. Abschließend betonte Tschimpke, dass Engagement auf Unternehmensseite nicht leichtfertig mit Greenwashing-Vorwürfen abgetan werden dürfe, sondern Wirtschaft und Naturschutz gemeinsame Ziele verfolgen sollten. 7
Politik, Wirtschaft und Naturschutz im Gespräch: Das Plenum diskutiert mit Dr. Elsa Nickel, Dr. Michael Below, Dr. Denny Ohnesorge und Olaf Tschimpke Zu Beginn fokussierte sich die Diskussion auf das Wald-Ziel der Nationa- len Strategie zur biologischen Vielfalt („2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 % der Waldfläche“) und auf die damit verbundene Frage nach Indikatoren und ihrer Messung. Es wurde diskutiert, ob nicht viel mehr qualitative Indikatoren anstelle von rein quantitativen (bspw. Totholzanteil pro Waldfläche) sinnvoll wären. Auch jenseits der Waldwirtschaft wurden die Indikatorenvielfalt im Bereich der Messbarmachung von Biodiversität und die damit verbundene Komplexität für Unternehmen thematisiert. Unternehmen kämen letztlich nicht darum herum, jeweils spezifische Indikatoren zu entwi- ckeln und zu identifizieren, welche Größen in welchen Bereichen für sie relevant seien. Aufgrund der unter- schiedlichen Lieferketten blieben die Herausforderungen für Unternehmen dabei groß. Das Interesse richtete sich auch auf den Aufbau von Kooperationen zwischen Unternehmen und Natur- schutzverbänden, der einerseits das Ziel verfolge, naturschutzfachliche Expertise der NGOs zu nutzen, andererseits aber auch die Glaubwürdigkeit zu erhöhen und Greenwashing-Vorwürfen nach Möglichkeit vorzubeugen. Ein weiterer Diskussionsstrang ging der Herausforderung der Stickstoffstrategie und der Einbindung der Landwirtschaft bei der Zielerreichung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt nach. Die wesentli- che Rolle der ökologischen Landwirtschaft hierbei wurde mehrmals betont. Auch das Thema von innerstädtischem Grün und Dachbegrünung kam zur Sprache. Städte sollten Möglich- keiten zu Naturerlebnissen ausbauen und mehr Stadtgrün bieten. Im Hinblick auf die Eingriffs-Ausgleichs- Regelung sei es grundsätzlich wichtig zu entscheiden, welche Instrumente für welchen Einsatz sinnvoll sei- en. So sei beispielsweise Dachbegrünung eine wichtige Maßnahme für lebenswertere Städte, jedoch keine Alternative zum Ausgleich von Eingriffen innerhalb der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung – hier müssen Biotope da ausgeglichen werden, wo sie zerstört wurden. Schließlich ging es in verschiedenen Facetten um die Frage nach der Inwertsetzung von Natur. Deutlich wurde, dass es bei diesem Diskurs keineswegs um reine Monetarisierung gehen dürfe und könne, sondern der Wert der Natur (was intrinsische Werte einschließt) auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht wer- den solle – so auch das Verständnis von Naturkapital Deutschland – TEEB DE. Es sei daher wichtig, von Werten statt von Preisen zu sprechen. Die Bewertung von Naturkapital aus Unternehmensperspektive (sog. Naturkapitalbilanzierung auf betrieblicher Ebene) sei vielfach noch sehr teuer und komplex und stecke noch in den Kinderschuhen. Es komme darauf an, dass perspektivisch Unternehmen, die Verantwortung übernehmen, auch ökonomisch profitieren. Dazu könne ein Mix aus Ordnungsrecht, Förderinstrumenten und Abschaffung schädlicher Subventionen beitragen. „Der Naturschutz braucht einen Hebel wie etwa den europäischen Emissionshandel“, wurde als ein Wunsch formuliert. Schlussendlich wurde verschiedentlich befürwortet, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu flexibilisieren, da naturschutzrechtliche Vorschriften mitunter freiwilliges Engagement hemmten – ein Thema, das im weiteren Programm der Veranstaltung vertieft wurde. 8
Beteiligung an Aktionsplattform und Netzwerk UBi 2020: Drei Projekte und drei Gesichter in drei mal drei Minuten Drei Übersichts-Folien der drei Projekte Das UBi 2020-Kontaktnetzwerk Mirko Fels, Referatsleiter Europäische Umwelt- und Rohstoffpolitik, DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Mirko Fels stellte den Aufbau des UBi-2020 Kontaktnetzwerks als Teil der Dialogplattform von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ dar. Der Ausgangspunkt sei das nach wie vor bestehende strategische Ziel gewe- sen, das Thema Wirtschaft und biologische Vielfalt mit Hilfe von Multipli- katoren stärker „in die Fläche“ zu tragen. Unterziele seien die verständli- che Kommunikation des Themas sowie der verbesserte Zugang zu Ein- stiegsinformationen und beispielhaften Aktivitäten. Das in einer ersten Phase durch das nova-Institut Hürth aufgebaute Netzwerk schließe Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, regionale Wirtschaftsverbände und Länderministe- rien ein und werde derzeit von Dr. Katharina Mohr weiter aufgebaut. Weitere Informationen zum Kontaktnetzwerk Branchendialog: Unternehmen der Wasserwirtschaft – aktiv für die biologische Vielfalt Nadine Steinbach, Bereichsleiterin Umweltpolitik Wasser/Abwasser, Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Nadine Steinbach berichtete, wie der Verband kommunaler Unterneh- men (VKU) Unterstützer-Organisation von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ geworden sei, nämlich durch die Zusammenarbeit in einem konkreten Projekt: Im Zuge des von 'Biodiversity in Good Company' initi- ierten Branchendialoges „Unternehmen der Wasserwirtschaft – aktiv für die biologische Vielfalt“, in den sich der VKU gemeinsam mit einer Reihe weiterer Organisationen eingebracht habe, seien vielfältige Synergien von Wasserwirtschaft und biologischer Vielfalt sowie die wesentliche Rolle von Trinkwasserschutzgebieten beim Erhalt der biologischen Vielfalt aufgezeigt worden. Die gleichnamige Broschüre enthalte Ansätze und Best Practices in fünf Handlungsfeldern. Viele der Beispiele stammen aus dem Kreis der Mitgliedsunternehmen des VKU. Broschüre „Unternehmen der Wasserwirtschaft aktiv für die biologische Vielfalt Integration von Biodiversitätsaspekten in aktuelle CSR-Prozesse im Tourismus Meike Rohkemper, Projektmanagerin, Global Nature Fund (GNF) Meike Rohkemper stellte das Projekt „Integration von Biodiversitätsas- pekten in aktuelle CSR-Prozesse im Tourismus“ als eine Aktivitäten der UBi 2020-Aktionsplattform vor. Die Initiative von ECOTRANS, adelphi und dem Global Nature Fund habe darauf abgezielt, Biodiversitätsaspekte in Standards, Zertifikate und Wettbewerbe mit Relevanz für die Tourismus- branche zu integrieren. Weiterhin sollte eine Sensibilisierung der Touris- musunternehmen für den Schutz der Biodiversität und für ein strukturier- tes Management der biologischen Vielfalt erreicht werden. Im Ergebnis wurden Empfehlungen für Standards, Zertifikate und Wettbewerbe auf der Basis einer Ist-Analyse (Baseline Studie) veröffentlicht. Darauf aufbauend wurden sechs zielgruppenspezifische Selbstchecks (Destinationen, Beherbergungsbetriebe, Reiseveranstalter und Reisebüros sowie für Campingplätze, Restaurants) entwi- ckelt, mit Hilfe derer Unternehmen ihre Berührungspunkte zu Biodiversität und damit entsprechende Handlungsfelder identifizieren können. Weitere Informationen zum Projekt und den Ergebnissen 9
Fachvortrag mit anschließender Diskussion: Naturschutzrecht im Spannungsfeld gesell- schaftlicher Interessen – aktuelle Fragestellungen im Überblick Dr. Stefan Lütkes, Leiter des Referats N II 1 „Recht des Naturschutzes und der Landschaftspflege“, BMUB Ausgehend von der Diagnose, dass Natura 2000 aus Naturschutzsicht eine Erfolgsstory sei, gab Dr. Stefan Lütkes in seinem Fachvortrag einen informativen Überblick über aktuelle Entwicklungen, durch die das Naturschutzrecht herausgefordert wird und bei denen verschiedene Interessenlagen und Überzeu- gungen miteinander konkurrieren. Seine Ausführungen umfassten u. a. den derzeitigen Fitness-Check der EU-Naturschutzrichtlinien im Rahmen des sog. REFIT-Prozesses, ausgewählte Aspekte aktueller Rechtspre- chung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), z. B. Urteile zum Verschlechterungsverbot, sowie die Folgen für den Vertrauens- und Bestandsschutz. In seinem Fazit zur EuGH-Rechtsprechung fasste er u. a. zusammen: Das Verschlechterungsverbot im Na- turschutzrecht erfahre eine deutliche Ausweitung – Vorhabenplaner und -träger müssten sich künftig auf strengere und wiederkehrende Prüfungen einstellen. Fragen zum Vertrauens- und Bestandsschutz, im Ge- nehmigungsrecht von hoher Bedeutung, seien nicht abschließend geklärt. Zum gegenwärtigen Fitness- Check machte Herr Dr. Lütkes die klare Haltung des Bundesumweltministeriums deutlich: Eine Änderung der Richtlinien bzw. Änderungen auf Gesetzesebene seien nicht gewollt. Vielmehr wolle man Umsetzungs- defizite im Vollzug beheben, z. B. die Praktikabilität mittels Leitfäden und besserer Kommunikation zwi- schen den Beteiligten verbessern. Verschiedene F+E-Vorhaben, die sich mit vorgelagerten Planungsebenen, kumulativen Wirkungen sowie auch dem Thema „Naturschutz auf Zeit“ befassen, sollen zu Lösungen beitragen. Präsentation Dr. Lütkes: Naturschutzrecht im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen – aktuelle Fragestellungen im Überblick Parallele Foren am Nachmittag Forum 1: Rechtlicher Rahmen Moderation: Dr. Kilian Delbrück, Leiter des Referats N I 1 "Allgemeine und grundsätzliche Angelegenheiten des Naturschutzes, Abteilungskoordinierung", Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit (BMUB) Rapporteur im Schlussplenum: Dr. Oliver Hendrischke, Leiter des Fachgebiets I 2.1 - Recht, Ökonomie und naturverträgliche regionale Entwicklung, Bundesamt für Naturschutz (BfN) RA Andreas Lukas, Sprecher NABU-Bundesfachausschuss Umwelt- recht, gab einen Impuls zum Fitness-Check der EU-Naturschutz- richtlinien. Er hält eine Änderung der Richtlinien nicht für erforderlich, vielmehr solle stattdessen der Schwerpunkt der im Rahmen des REFIT- Programms erwogenen Maßnahmen auf einer Verbesserung der Um- setzung liegen. Dies sei das eindeutige Ergebnis der Öffentlichkeitskon- sultation sowie des klaren Votums des EU-Parlaments für den Erhalt der Richtlinien. Desiderate bestünden insbesondere hinsichtlich einer Verbesserung der nationalen Umsetzung im Artenschutzrecht. So solle sich der nationale Gesetzgeber u. a. mit der Konkretisierung des Ausnahmetatbestands des Art. 9 der Vogelschutzrichtlinie auseinandersetzen, um zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher wirtschaftlicher Art soweit wie möglich berücksichtigen zu können. Insbesondere könne die vom Unionsrecht eröffnete – aber national bislang ungenutzte – Möglichkeit der „vernünftigen Nutzung“ bestimmter Vogelarten in geringen Mengen zugelassen werden. Thesenpapier Lukas Herr Manfred Hoffmann, Geschäftsführer und Gesellschafter der Hoffmann Mineral GmbH, sowie Vorstandsmitglied Arbeitsgemein- schaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. be- richtete aus der Praxis eines Rohstoff abbauenden Unternehmens über Herausforderungen beim Wirtschaften in Natur und Landschaft. Er betonte, dass teilweise erst durch die Nutzung von Flächen be- stimmte „Wanderbiotope“ entstünden. So nutze etwa die Gelbbauch- unke vernässte Fahrpuren von Schwerlastfahrzeugen. Um Unterneh- 10
men für den Naturschutz zu gewinnen, sei es notwendig, größtmögliche Rechtssicherheit zu schaffen und der Bereitschaft zu freiwilligem Engagement in Gesetzgebung und Verwaltungspraxis Rechnung zu tragen. Es solle keine Käseglocke über Biotope gestellt werden, sondern mehr Dynamisierung und Flexibilisierung bis hin zu Aufhebung von Schutzgebietserklärungen zugelassen werden. Notwendig seien stärker artspezifi- sche und populationsbezogene Schutzansätze sowie temporäre Kompensationskonzepte. Im Mittelpunkt der sich anschließenden Diskussion stand das Thema „Natur auf Zeit“, also die Forderung, Wirtschaftsunternehmen die Nut- zung auch solcher Flächen dauerhaft zu ermöglichen, die sie vorüberge- hend der natürlichen Sukzession überlassen hatten. Wünschenswert wäre aus Sicht der Wirtschaft, so verschiedene Wortbeiträge, eine gesetzliche Ausnahmevorschrift auf die in der Praxis verwiesen werden könne, ohne dass Verzögerungen oder Imageschäden drohen. Denkbar wären auch öffentlich-rechtliche Verträge, die ggf. staatliche Kosten- übernahmen beinhalten könnten. Die Lösungsansätze müssen sich auf die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft, den gesetzlichen Biotopschutz und den Artenschutz beziehen. Die Spielräume für Legalausnahmen sind dabei bei den erstgenannten rein national determinierten Instrumenten größer als bei der Umsetzung von Unionsrecht. Forum 2: Kommunikation: Grün, grüner, am grünsten – Glaubwürdige Unternehmenskommunikation zum Thema biologische Vielfalt Moderation: Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin 'Biodiversity in Good Company' Initiative e. V. Rapporteurin im Schlussplenum: Karin Robinet, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets I 2.1 - Recht, Ökonomie und naturverträgliche regionale Entwicklung, Bundesamt für Naturschutz (BfN) Dr. Frauke Fischer, Dozentin für Internationalen Naturschutz, Biozentrum Universität Würzburg; Inhaberin „Agentur auf!“, stellte die „Agentur auf!“ als seinerzeit erste Unternehmensberatung mit dem Fokus Biodiversität vor. Es gebe für Unternehmen eine spezielle Glaubwürdig- keitsproblematik in Bezug auf Kommunikation zu biologischer Vielfalt: Unternehmen stünden bei diesem „grünen Thema“ unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit. Wegen bekannter Beispiele von Green- washing stellten viele Bürgerinnen und Bürger Unternehmen unter einen Generalverdacht, sich des Themas nicht seriös anzunehmen. Fischer arbeitete verschiedene Ansatzpunkte heraus, wie Unternehmen glaubwürdiges Engagement unter Beweis stellen können: So sei es elementar, dass Unternehmen selbst ein Bewusstsein dafür entwickelten, was ein rechtes Maß in der Kommunikation bzw. Greenwashing-Vorwürfe ausmache. Gut sei es, unabhängige Partner im Boot zu haben – auch, aber nicht nur von ihrer Unterstützung abhängige NGOs. Manchmal könne „Greenhushing“ angesagt sein, sprich das Gute zu tun und (erst mal) nicht darüber zu reden. Präsentation Fischer: Glaubwürdige Unternehmenskommunikation Stefan Dierks, Head of CR Product & Strategy, Tchibo GmbH, stellte das Thema Biodiversität in den Kontext der Nachhaltigkeit integrierenden Geschäftsstrategie des Unternehmens. Tchibo verfolge den Weg, sämtli- che Prozesse und Sortimente kontinuierlich hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte zu optimieren. Das Thema Biodiversi- tät erfordere insbesondere „Sortimentsarbeit“: Biodiversitätsauswirkun- gen gebe es vor allem beim Rohstoffanbau für die Produkte – also ganz vorn in der Lieferkette. Zertifizierungen trügen hier zur Glaubwürdigkeit bei. Glaubwürdige Kommunikation zum Engagement von Tchibo habe natürlich auch das Ziel, Nachfrage nach entsprechenden Produkten zu stimulieren. Dierks erläuterte, wie das Unternehmen die verschiedenen Kommunikationskanäle zielgerichtet nach ihren Möglichkeiten nutzt. Die Komplexität des Themas biologi- sche Vielfalt könne dabei insbesondere in der Kundenkommunikation in aller Regel nicht vermittelt wer- den; es gelte Botschaften zu entwickeln, die implizit auch biologische Vielfalt adressieren. Für die Glaub- würdigkeit entscheidend sei eine ganzheitliche Kommunikationsstrategie, die sicherstellt, dass kurze und knackige Botschaften im Bereich Werbung solide untermauert seien. So müssten für interessierte Zielgrup- pen weiterführende Informationen und Belege bereitgestellt werden, z. B. im Nachhaltigkeitsbericht. Mit Blick auf Analysen zum Konsumverhalten zog Dierks den Schluss: Der für Tchibo wichtige „Mainstream- 11
Kunde“ wolle keine Kompromisse eingehen – nachhaltiges Einkaufen solle Spaß machen, dürfe kein schlechtes Gewissen erzeugen, müsse einfach und bezahlbar sein. Nachhaltigkeit müsse daher simpel, nicht aufdringlich und nutzenorientiert kommuniziert werden. Und dies in dem Wissen, dass Nachhaltig- keit/Biodiversität in der Regel kein unmittelbares Kaufargument sei, sondern vielmehr eine nachträgliche Kaufbestätigung. Tchibo arbeite daher daran, Biodiversität und Nachhaltigkeit noch besser in die Marken- wahrnehmung zu integrieren. Präsentation Dierks: Glaubwürdige Unternehmenskommunikation In der Diskussion wurde herausgearbeitet, dass im Massenmarkt tätige Unternehmen vor anderen Herausforderungen in der glaubwürdigen Kommunikation stehen Unternehmen in Nischenmärkten. Nicht alle Unternehmen zielen darauf ab, Marken „mit Nachhaltigkeit aufzuladen“ – vielmehr sei es, ganz in Abhängigkeit vom Produkt, manchmal besser, das Unternehmen als Ganzes entsprechend zu positionieren. Die allge- meine Unrechtsvermutung gegenüber Unternehmen ist dabei für viele ein Thema. Einigkeit bestand darüber, dass Glaubwürdigkeit vor allem am Handeln im Kerngeschäft eines Unternehmens bemessen wird. Das sei mit Blick auf die Verhältnismä- ßigkeit von Kommunikationsmaßnahmen zu beachten. Wesentliche Auswirkungen des unternehmerischen Handelns müssten angemessen und zuverlässig dargestellt werden. Bei einem komplexen Thema wie biolo- gische Vielfalt sei es herausfordernd, belastbare Zahlen und klare Botschaften zu generieren; letztlich gelte dies aber auch für andere Bereiche nachhaltigen Wirtschaftens. Zertifizierungen, so mehrere Stimmen aus dem Publikum, und gemeinsame Entwicklung von Standards in Wertschöpfungsketten können helfen, Glaubwürdigkeit zu sichern. Allerdings könnte es bei sensiblen Rohstoffen und schwierigen Lieferketten auch erforderlich sein, dass sich Unternehmen selbst vor Ort stärker in Kooperationen einbringen und sich direkt um verantwortliche Produktionsbedingungen kümmern. Hinweis auf weitere Lektüre: Infomodul Modul 4: „Grün, grüner, am grünsten? Biologische Vielfalt als The- ma glaubwürdiger Unternehmenskommunikation“ aus der Reihe „Einstiegswissen Unternehmen und biolo- gische Vielfalt – Handlungsfelder & praktische Tipps“ der 'Biodiversity in Good Company‘ Initiative Forum 3: Handeln auf dem Firmengelände: Praktische Maßnahmen am eigenen Standort – erfolgreiche Beispiele und zukünftige Potenziale Moderation: Sally Ollech, Senior-Projektmanagerin 'Biodiversity in Good Company' Initiative e. V. Rapporteurin im Schlussplenum: Andrea Hoffmann, Projektleiterin „Naturnahe Gestaltung von Firmenge- länden“,Heinz Sielmann Stiftung Dr. Anke Valentin, Geschäftsführerin Wissenschaftsladen Bonn e. V., stellte das Projekt „Natur in Graue Zonen – Kampagne zur naturnahen Begrünung innerstädtischer Firmengelände“ vor und ging insbesondere auf die Entsiegelung und naturnahe Gestaltung kleinerer Unternehmensflächen ein (ca. 50-150 qm). In der dreijährigen Kampagne wurden Flächen in den Pilotstädten Duisburg (Nordrhein-Westfalen), Wiesloch (Baden-Württemberg) und Erfurt (Thüringen) entsiegelt und naturnah gestaltet. Als Beweggründe und da- hinterliegende Motivation auf Unternehmensseite nannte Frau Dr. Valentin insbesondere folgende vier Gründe: Wohlbefinden für Mitarbeitende sowie Kundinnen und Kunden, die Identifikation der Mitarbei- tenden mit ihrem Unternehmen, die Imagepflege sowie die naturnah gestaltete Fläche als Brückenschlag zum eigenen Unternehmensangebot. Präsentation Valentin: „Natur in Graue Zonen“ Sven Schulz, Projektmanager Bodensee-Stiftung, stellte in seinem Impuls-Vortrag zunächst die bisherigen Ergebnisse des Projektes „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ vor. Inzwischen seien über 60 Unternehmensstandorte mit einer Fläche zwischen 2.500 qm und mehreren Quadratkilometern beraten worden. Ferner ging er auf die Idee zur Schaffung eines Netzwerks zum Thema „Naturnahe Gestaltung von Firmengelände“ ein. Die Aufgaben eines solchen Netzwerkes sehe er im Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern (Unternehmen, Planer/innen und Gärtner/innen), einem Angebot von Erstberatungen, der Aufbereitung von Best Practices, Informationsveranstaltungen sowie der Bearbeitung spezifischer Themen im Rahmen von Projekten (z. B. naturnahe Gewerbegebiete, Naturschutz auf Zeit etc.). Präsentation Schulz: „Netzwerk Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ 12
In der Diskussion fragten die Teilnehmenden insbesondere nach, wie Unternehmen und Naturschutzexpert/innen in den Einzelfäl- len zusammenfinden und wie einzelne Unternehmen an Ein- stiegsinformationen gelangen können. Es wurde deutlich, dass es derzeit viele verschiedenen Einstiegspunkte gibt – beispielsweise durch das Infomodul 2 in der Reihe Einstiegswissen Unternehmen und biologische Vielfalt – Handlungsfelder & praktische Tipps“ des Unternehmensnetzwerks 'Biodiversity in Good Company' Initiative, bestehende Projekte wie das des Wissenschaftsladens Bonn oder der Heinz Sielmann Stiftung und des Global Nature Fund, aber auch über das Kontaktnetzwerk aus IHKs, HWKs, Landesverbänden und Länderministerien im Rahmen von UBi 2020 oder weitere Projekte der UBi 2020 Aktionsplattform (bspw. „UnternehmensNatur Hamburg – Firmengelände naturnah gestalten“ oder „Orte der biologischen Vielfalt – eine Kampagne für mehr Raum von Flora und Fauna auf Firmengeländen in Bremen“). Darüber hinaus wurde die Herausforderung diskutiert, mit der umgegangen werden muss, sobald sich geschützte Arten auf einer naturnah gestalteten Fläche ansiedeln, die in den Folgejahren noch wirtschaft- lich genutzt werden soll. Der Wunsch nach einer vertraglichen Vereinbarung im Sinne eines „Naturschutzes auf Zeit“ war bestehender Konsens der Anwesenden. Ein wichtiger Gedanke lag außerdem darin, dass eine naturnahe Gestaltung nicht nur im Bestand, sondern insbesondere von Beginn an bei Neubauten berück- sichtig werden solle. Bei einer solchen Planung sei hingegen eine fachkundige Pflege und Betreuung im Vorfeld und auch nach der Umgestaltung wichtig, sodass Fachkenntnisse, bspw. zu regionalem Saatgut etc., zum Einsatz kommen. Abschlussplenum Im Abschlussplenum berichteten die Rapporteur/innen Dr. Oliver Hendrische, Karin Robinet und Andrea Hoffmann (von li. nach re.) aus den drei parallelen Foren. Das Schlusswort hatte Dr. Kilian Delbrück mit einem kurzen Resümee zum Dialogforum 2016 „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“. Die Veranstaltung sei von einer sehr guten Beteiligung und anregenden Diskussionen geprägt gewesen. Dies habe gezeigt, dass der Dialog im Rahmen von UBi 2020 immer weitere Kreise ziehe. Herr Dr. Delbrück dankte allen Beteiligten herzlich. Das nächste Dialogforum wir voraus- sichtlich im März 2017 in Berlin stattfinden. Impressionen des Veranstaltungstages Unter folgendem Link finden Sie eine kleine Fotodokumentation, welche eine Auswahl an Bildern der Vortragenden (in der chronologischen Reihenfolge des Programms), aus dem Publikum und von Gesprä- chen am Rande umfasst. Wenn Sie Interesse an Bildern in höherer Auflösung oder an weiteren Motiven haben, schicken Sie gern eine Mail an contact@business-and-biodiversity.de. 13
Sie können auch lesen