Unternehmen Gesundheit - Marktdaten - Macher - Menschen
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Unternehmen Gesundheit Marktdaten – Macher – Menschen Die Weiterbildung Akademie der Wirtschaft Industrie- und Handelskammer 89520 Heidenheim 73430 Aalen Ostwürttemberg Tel. 07321 324-168 Tel. 07361 5692-0 E-Mail: seminare@ E-Mail: zentrale-biz@ ostwuerttemberg.ihk.de ostwuerttemberg.ihk.de
IHK Ostwürttemberg – die regionale Selbstverwaltung der Wirtschaft Die IHK Ostwürttemberg ist die regionale Selbstverwaltung der Wirtschaft im Landkreis Heidenheim und im Ost- albkreis. Wir vertreten die Gesamtinteressen unserer knapp 27.500 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Für den Staat nehmen wir hoheitliche Aufgaben wahr. Als kritisch-konstruktiver Partner der Politik und unabhängiger Anwalt des Marktes sind wir das wirtschaftspolitische Sprachrohr in Ostwürttemberg. Mit unseren sechs Geschäftsfeldern • Standortpolitik • Starthilfe und Unternehmensförderung • Aus- und Weiterbildung • Innovation I Umwelt • International • Recht I Fair Play sind wir kundenorientierter Dienstleister für die Unternehmen der Region. In dem, was wir tun, folgen wir unserem Kundencredo: „Wir machen uns stark für Ihren Erfolg.“ Herausgeber Autoren Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg Anita Hausen MPH Branchenkoordination Gesundheit Gesundheitsmanagement Postfach 14 60, 89504 Heidenheim Hochschule Aalen Büroanschrift: Tel. 07361 576-2185 Ludwig-Erhard-Straße 1, 89520 Heidenheim E-Mail: Anita.Hausen@htw-aalen.de Tel. 07321 324-0 Fax 07321 324-169 Markus Schmid E-Mail: zentrale@ostwuerttemberg.ihk.de IHK Ostwürttemberg Internet: www.ostwuerttemberg.ihk.de Tel. 07321 324-183 E-Mail: schmid@ostwuerttemberg.ihk.de Studentische Mitarbeitende Hannah Klöpfer Judith Mack Daniel Renz Debora Ziegler Stand: Mai 2010 Bildquellen: Paul Hartmann AG, Carl-Zeiss Meditec AG, Fotolia, Weleda AG, JRS Pharma GmbH, Klinikum Heidenheim, Ostalbklinikum, St. Anna-Virngrundklinik, Pädagogische Hochschule, Stadt Aalen, Fotostudio KD Busch (Fellbach) Gesamtherstellung: Druckerei Bairle GmbH (Dischingen) © 2010 IHK Ostwürttemberg. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung auf Papier und elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung des Herausgebers. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfältigkeit erarbeitet und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die IHK Ostwürttemberg keine Gewähr.
Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 1 Wirtschaftliche Bedeutung 5 der Gesundheitswirtschaft 2 Die Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 7 2.1 Das Schichtenmodell der Gesundheitswirtschaft 7 2.2 Bereiche der Gesundheitswirtschaft 8 2.2.1 Kernbereich der ostwürttembergischen 9 Gesundheitswirtschaft 2.2.2 Vorleistungs- und Zulieferindustrien 9 in Ostwürttemberg 2.2.3 Randbereiche und Nachbarbranchen 10 in Ostwürttemberg 2.3 Marktvolumen und Beschäftigungseffekte 10 2.4 Bedeutende Unternehmen der regionalen 11 Gesundheitswirtschaft 2.4.1 Kliniken in Ostwürttemberg 20 2.5 Pflege und medizinische Versorgung 23 im Ländlichen Raum 2.5.1 Medizinische und pflegerische Versorgung 24 in Ostwürttemberg 3 Bildung im Gesundheitswesen 25 3.1 Hochschulausbildung 25 3.2 Aus- und Weiterbildungsangebote 30 4 Projekte und Initiativen in Ostwürttemberg 31 5 Ausblick und Herausforderungen 37 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 3
Vorwort Die Gesundheitswirtschaft ist schon heute ein wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor und sie gilt als eine der dynamisch wachsenden Wirtschaftsbereiche. In Deutschland hat die Gesundheitswirtschaft jetzt schon großes wirtschaftliches Potenzial mit einen Anteil von elf Prozent am Bruttoinlandsprodukt und mit 4,5 Millionen Beschäftigten. Die Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg weist ein umfangreiches Potenzial auf. So sind sowohl weltweit tätige Unternehmen als auch regionale Dienstleistungs- und Handelsunternehmen in den verschiedenen Branchen der Gesundheitswirtschaft ansässig. Mit Blick auf die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung besitzen beispielsweise die regionalen Kliniken bedeutende Schwerpunkte, die zugleich den Charakter eines Alleinstellungsmerkmals haben. Darüber hinaus treibt die Region zukunftsweisende Projekte sowie Bildungsangebote im Gesundheitsbereich voran. Die Nachfrage nach hochwertigen Gesundheitsleistungen wird in den kommenden Jahren zunehmen. Gründe dafür sind unter anderem der demografische Wandel und das sich verändernde öffentliche Gesundheitssystem. Damit die wirtschaftlichen Potenziale dieses Wirtschaftszweiges in Ostwürttemberg künftig noch stärker ausgeschöpft werden können, müssen zunächst die Fakten bekannt sein. Aus diesem Blickwinkel entstand die Idee zur Studie „Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg“. Das Ziel der Studie ist zum einen, die aktuelle Situation der regionalen Gesundheitswirtschaft aufzuzeigen und zum anderen das zukünftige Potenzial der regionalen Gesundheitswirtschaft darzustellen. Die Studie zur Gesundheitswirtschaft wurde gemeinsam mit der IHK Ostwürttemberg und dem Studiengang Gesundheitsmanagement an der Hochschule Aalen erstellt. Mit dieser Studie stellen wir Ihnen erstmalig für die Region gebündelte Fakten zu den Strukturen, Projekten, Initiativen und zu den Aus- und Weiterbildungsangeboten in der ostwürttembergischen Gesundheitswirtschaft zur Verfügung. Darüber hinaus stellen Experten der Gesundheitswirtschaft in Interviews ihre Geschäftsmodelle, Herausforderungen der Branche vor und bewerten den Standort Ostwürttemberg. Die Studie will einen Impuls zur stärkeren Vernetzung zwischen den verschiedenen Branchen in der regionalen Gesundheitswirtschaft setzen. Denn eine dynamische und zukunftsweisende Weiterentwicklung der ostwürttem- bergischen Gesundheitswirtschaft kann nur gemeinsam gelingen. Markus Schmid Anita Hausen MPH Geschäftsfeldleiter Wissenschaftliche Mitarbeiterin Starthilfe und Unternehmensförderung Studiengang Gesundheitsmanagement IHK Ostwürttemberg Hochschule Aalen 4 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
1 Wirtschaftliche Bedeutung der Gesundheitswirtschaft Die Gesundheitswirtschaft gilt allgemein hin als die Zu- kunftsbranche. Die theoretischen Überlegungen zu den Wachstumschancen in der Gesundheitswirtschaft basie- ren auf dem Kondratieff-Zyklus, der von dem russischen Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff zum ers- ten Mal 1926 beschrieben wurde. Demnach entwickelt sich die Wirtschaft in Konjunkturwellen von etwa 50 Jahren. Derzeit befinden wir uns im sechsten Kondra- tieff-Zyklus, in dessen Vordergrund die psychosoziale Gesundheit, die Biotechnologie und die Umwelttechno- logien stehen. Mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von aktuell Bis zum Jahr 2030 soll die Wertschöpfung laut Gutach- ca. elf Prozent und ca. 4,5 Mio. Beschäftigten ist die Ge- ten der Bundesregierung auf rund 345 Mrd. Euro steigen. sundheitswirtschaft jetzt schon eine bedeutende volks- Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft kann die Gesund- wirtschaftliche Branche in Deutschland. Es wird davon heitswirtschaft ein Jahreswachstum von vier Prozent ausgegangen, dass bis zum Jahr 2030 der Anteil der verzeichnen im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft mit Gesundheitswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt auf 1,7 Prozent. 13 Prozent und die Zahl der Beschäftigten auf 7,4 Milli- onen steigen wird. Die dynamische Entwicklung gilt auch für Baden-Würt- temberg. Die Gesundheitswirtschaft erbringt auch hier Das Wachstumspotenzial der Gesundheitswirtschaft fast ein Zehntel der Wirtschaftsleistung. Die Bruttowert- wird begründet durch die gesellschaftlichen Veränderun- schöpfung der Branche entspricht mit etwa 18,3 Mrd. gen, die wirtschaftlichen Entwicklungen und durch den Euro einem Anteil von sechs Prozent an der gesamten technischen Fortschritt. Zugleich stellen die genannten Bruttowertschöpfung. Faktoren auch die wesentlichen Impulsgeber der Ge- sundheitswirtschaft dar. In unserer Gesellschaft haben sich die Wahrnehmung und Bedeutung von Gesundheit in den letzten Jahren Die Gesundheitswirtschaft in Deutschland verzeichnete stark verändert. Das gewachsene Gesundheitsbewusst- im Jahr 2008 eine Bruttowertschöpfung von 228,27 Mrd. sein der Bevölkerung führt dazu, dass der eigenen Ge- Euro. Die Bruttowertschöpfung ist im Zeitraum von 1996 sundheit als persönliches Gut ein höherer Stellenwert bis 2008 um 66,77 Mrd. Euro (41,3 Prozent) gestiegen. zugeschrieben wird. Immer mehr Menschen sehen die Abb. 1: Die Kondratieff-Zyklen Kondratieff-Zyklen Internet, Innovation Mobile Kommunikation Automobil, Psycho soziale Petrochemie/ Gesundheit Microchip, Automatisierung Stahl, Eisenbahn E-Technik, 10 - 15% des BIP Chemie Gesundheits- Dampfmaschine, Textilindustrie zeithalter Zyklen 1800 1900 2000 2050 Quelle: Roland Berger View, Innovation und Wachstum im Gesundheitswesen (2005) Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 5
Erhaltung und auch die Herstellung ihrer Gesundheit in Ein weiterer Impulsgeber für die Gesundheitswirtschaft ihrem Verantwortungsbereich. Aus diesem veränderten kann in der Veränderung von Dienstleistungsarbeit gese- Gesundheitsbewusstsein resultieren die unterschiedli- hen werden. Die heutige Dienstleistungsarbeit zeichnet chen Märkte in der Gesundheitswirtschaft. Das gesell- sich einerseits dadurch aus, dass Kunden beispielsweise schaftlich veränderte Bewusstsein der eigenen Gesund- Tätigkeiten übernehmen, die früher ein Mitarbeiter über- heit gegenüber spiegelt sich zum einen in einem nommen hätte. Andererseits sind Dienstleistungen durch veränderten Nachfrageverhalten nach Gesundheits- die Verknüpfung von Produkt und Dienstleistung bis hin dienstleistungen und Gesundheitsgütern und zum ande- zu hybriden Formen der Wertschöpfung, für Unterneh- ren in einem neuen Angebotsspektrum wieder. So werden men wesentlich komplexer geworden. Die Etablierung immer mehr hybride Gesundheitsprodukte angeboten, einer neuen Forschungsdisziplin, der Service Science, die einen ganzheitlichen Blick auf Gesundheit verfolgen. vorangetrieben von großen Unternehmen wie SAP, Sie- mens, IBM und Roland Berger bestimmen erfolgreich die Durch die Veränderungen unserer Arbeits- und Lebens- Geschäftsstrategie in der Gesundheitswirtschaft. welt hat sich das Krankheitsspektrum im Laufe der Zeit verändert. Es ist heute gekennzeichnet durch chronische Die zunehmende Globalisierung als ein weiterer Treiber Erkrankungen sowie durch psychische Störungsbilder in der Gesundheitswirtschaft begünstigt den sogenannten einer immer älter werdenden Gesellschaft. Wie Studien Patienten-Tourismus. Auf diesen Reisen werden Gesund- belegen, macht jede vierte Person in ihrem Leben min- heitsdienstleistungen im Ausland in Anspruch genom- destens eine psychische Krankheitsepisode durch. Aktu- men. In den vergangenen Jahren konnte beispielsweise ell sind 19 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre alt und äl- eine deutliche Nachfrage für Reisen in osteuropäische ter. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes wird Heilbäder sowie für Zahnbehandlungen in Polen ver- der Anteil der über 65-Jährigen auf 22 Prozent im Jahr zeichnet werden. Für zahlungskräftige Patienten wie aus 2020 ansteigen und im Jahr 2050 sogar auf 33 Prozent. der Schweiz, Großbritannien, Norwegen oder aus arabi- schen Staaten ist das deutsche Gesundheitswesen mit Die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu bewah- seinem hohen Leistungsniveau in der gesundheitlichen ren heißt auch, Krankheiten erst gar nicht entstehen zu Versorgung ein zunehmend gefragtes Reiseziel. lassen beziehungsweise so spät wie möglich. Prävention und Gesundheitsförderung gewinnen aus dieser Perspek- Neben den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Im- tive deutlich an Relevanz. Prinzipiell verfolgen Präventi- pulsgebern wird das Marktgeschehen in der Gesund- on und Gesundheitsförderung die gleichen Ziele. Sie un- heitswirtschaft aus Sicht der Anbieter vom raschen terscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Ausrichtung. technologischen Fortschritt wie beispielsweise in der Prävention zielt mit Maßnahmen darauf ab, den Eintritt Biotechnologie, in der Medizin- und Gerontotechnologie einer Krankheit zu verhindern, zu verzögern sowie bei bestimmt. Der technologische Fortschritt leistet einen einer Erkrankung die Verschlimmerung zu vermeiden. Die beachtlichen Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung Gesundheitsförderung dagegen bezieht sich auf die Ge- mit komplexen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten in sunderhaltung der Menschen in ihren alltäglichen Le- Deutschland. Als innovationsintensive und kapitalstarke benswelten. Neue Märkte werden entstehen mit hybri- Branchen können die Pharmaindustrie, die Medizin- und den und ganzheitlichen Gesundheitsdienstleistungen Gentechnik, die Biotechnologie, die Stammzellenfor- wie beispielsweise in den Bereichen Ernährung, Sport schung und -therapie sowie die Mikro- und Nanotech- und Wellness. nologie genannt werden. Das öffentliche Gesundheitssystem an sich ist ein Im- pulsgeber für die Gesundheitswirtschaft. Steigende Kos- ten, Finanzierungsprobleme und Defizite in der Versor- gungsqualität stellen das öffentliche Gesundheitssystem vor neue Aufgaben. Von diesen Veränderungen profitiert der zweite, privat finanzierte Gesundheitsmarkt. Es wer- den neue Teilmärkte wie im Bereich Homecare, Ernäh- rung, Sport und ergänzende Produkte und Dienstleistun- gen für den klassischen Gesundheitsmarkt entstehen. Es gilt diese Wachstumschancen in der Gesundheitswirt- schaft zu erkennen und darauf mit innovativen Dienst- leistungen und Produkten zu reagieren. 6 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
2 Die Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg Die gesellschaftlichen Veränderungen, die wirtschaftlichen Entwicklungen und der technische Fortschritt prägen auch die Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg. Die Gesundheitswirtschaft stellt für die regionale Entwicklung ein bedeutendes Handlungsfeld mit Wachstumschancen und Potenzialen dar. Der Gesundheitswirtschaft kommt so- mit als eigenständiger Faktor in der Region und auf das Land Baden Württemberg bezogen in den Cluster-Strategien eine tragende Rolle zu. Das jetzt schon vorhandene Potenzial der Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg zeigt sich daran, dass Ende 2009 im Bereich Gesundheit über 1.800 Unternehmen aktiv sind. 2.1 Das Schichtenmodell der Gesundheitswirtschaft Wenn es um den Begriff Gesundheitswirtschaft geht, Gesundheitsverwaltung wie Krankenkassen, Ge- besteht häufig Unklarheit über die dazugehörigen Bran- sundheitsbehörden, Forschungseinrichtungen zuge- chen. Das Schichtenmodell des Instituts für Arbeit und rechnet. Technik (IAT) in Gelsenkirchen hat sich zur Systematisie- rung und Strukturierung der Gesundheitsbranche • Die Vorleistungs- und Zulieferindustrie bildet die bewährt und wird auch in dieser Studie angewendet. Das zweite Gruppe in der Gesundheitswirtschaft. Sie Modell richtet seinen Fokus auf die Wertschöpfungspro- umfasst die pharmazeutische Industrie, die Medi- zesse, die sich aus dem Produkt Gesundheit ergeben. Mit zintechnik, das Gesundheitshandwerk sowie den diesem Modell wird auch deutlich, dass die Gesundheits- Groß- und Facheinzelhandel für orthopädische und wirtschaft eine Querschnittsbranche ist. medizinische Produkte. • Der Kernbereich der Gesundheitswirtschaft wird • Der Randbereich beziehungsweise die Nachbar- durch die stationäre und ambulante Versorgung, branchen der Gesundheitswirtschaft umfassen durch die Praxen nichtärztlicher medizinischer Be- Dienstleistungen und Produkte des Gesundheitstou- rufe und durch die Apotheken gebildet. Ebenso wer- rismus, des Gesundheitssports und der Ernährungs- den diesem Sektor die Einrichtungen der branche. Abb. 2: Das Schichtenmodell der Gesundheitswirtschaft Quelle: Institut für Arbeit und Technik IAT Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 7
2.2 Bereiche der Gesundheitswirtschaft Abb. 4: Die Teilbranchen der Gesundheitswirtschaft Die Studie Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg Anzahl möchte das zukünftige Potenzial der Gesundheitswirt- schaft in der Region abbilden. Damit die Bedeutung der Ambulante Versorgung, Pflege 977 Gesundheitswirtschaft für die Region ersichtlich wird, Stationäre Versorgung, Pflege 78 muss die Studie zunächst eine Bestandsaufnahme der Gesundheitsdienstleister: Ernährung, aktuellen Situation zu den gesundheitsrelevanten Bran- 54 Gesundheit, Stressbewältigung chen in Ostwürttemberg vornehmen. Es gilt die Frage zu beantworten: Welche Branchen der Gesundheitswirt- Gesundheitsdienstleister: 132 Medizinische Fußpflege schaft sind derzeit in Ostwürttemberg vertreten? Dabei wurden anhand vorhandener Informationen sämtliche Gesundheitsdienstleister: Physiotherapie, 96 gesundheitsrelevante Branchen in der Region erfasst. Die Reha-Zentren, Logopädie, Seminare Datengrundlage zur statistischen Erfassung der ostwürt- Gesundheitsbildung: 12 tembergischen Gesundheitswirtschaft bilden einerseits Seminaranbieter, Hochschulen intensiv recherchierte Daten aus Internetdatenbanken Gesundheitshandwerk: Orthopädietechnik, 71 und Branchenbüchern und andererseits vorhandene Mit- Zahntechnik gliederdaten der IHK Ostwürttemberg zu gesundheitsre- Großhandel und Handelsvermittlung mit levanten Unternehmen in der Region. Die Datenrecher- 55 Gesundheitsprodukten che, die Zusammenführung der Daten und die Auswertung Handel mit Gesundheitsprodukten, wurden vom Studiengang Gesundheitsmanagement an 263 Apotheken, Augenoptik der Hochschule Aalen vorgenommen. Bei der Betrach- Industrie: Augenoptik, Medizintechnik, tung der regionalen Gesundheitswirtschaft gilt es zu 19 Medizinische Produkte, Pharma beachten, dass Unternehmensgrößen sowie Umsatzzah- len nicht mit berücksichtigt werden konnten. Selbsthilfegruppen 40 Verwaltung, Krankenkassen 11 1.808 Abb. 3: Die Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg Ambulante Versorgung, Pflege 1,05 1,05 % % 14,55 14,55 % % Stationäre Versorgung, Pflege 3,04 % 3,04 % Gesundheitsdienstleister: Ernährung, Gesundheit, Stressbewältigung 3,93 % 3,93 % 0,66 % Gesundheitsdienstleister: Medizinische Fußpflege 0,66 % 5,31 % 5,31 % Gesundheitsdienstleister: Physiotherapie, Reha- Zentren, Logopädie, Seminare Gesundheitsbildung: Seminaranbieter, Hochschulen 7,30 % Gesundheitshandwerk: Orthopädietechnik, 7,30 % Zahntechnik 2,99 % 54,04 % Großhandel und Handelsvermittlung mit 2,99 % 54,04 % Gesundheitsprodukten 4,31 % 4,31 % Handel mit Gesundheitsprodukten, Apotheken, Augenoptik Industrie: Augenoptik, Medizintechnik, Medizinische Produkte, Pharma Quelle: eigene Darstellung 8 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
2.2.1 Kernbereich der ostwürttem- Die stationäre gesundheitliche Versorgung der Bevölke- bergischen Gesundheitswirtschaft rung in Ostwürttemberg wird durch Kliniken, Pflegehei- me und Rehabilitationseinrichtungen gewährleistet. Mit Der Kernbereich der Gesundheitswirtschaft in Ostwürt- insgesamt 4,3 Prozent oder 78 Einrichtungen sind die temberg wird durch die ambulante und stationäre ge- stationären Versorgungseinrichtungen an der Gesund- sundheitliche Versorgung der Bevölkerung gebildet. Die heitswirtschaft beteiligt. ambulante Versorgung der Bevölkerung erfolgt vorwie- gend durch niedergelassene Ärzte und Zahnärzte. Sie Eine weitere Branche, die dem Kernbereich der Gesund- sind ein bedeutender Teil der Branche. Ambulante Pfle- heitswirtschaft zugeordnet werden kann, ist die Versor- gedienste, die im Falle einer Pflegebedürftigkeit im häus- gung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und Medizin- lichen Umfeld Dienstleistungen erbringen, gehören produkten. Dazu zählen Apotheken, Augenoptiker sowie ebenfalls zu dieser Gruppe. Zur ambulanten Versorgung Sanitätshäuser. Diese sind mit 14,6 Prozent oder 263 der Bevölkerung gehören auch die Tageskliniken, die ei- Unternehmen im Gesundheitsmarkt von Ostwürttemberg nen vollstationären Krankenhausaufenthalt verhindern vertreten. oder verkürzen können. Im Teilsegment der ambulanten Versorgung und Pflege gibt es 977 Dienstleister bzw. 2.2.2 Vorleistungs- und Zulieferindustrien Unternehmen, die einen Anteil von 54 Prozent an der in Ostwürttemberg Gesamtbranche haben. Die Vorleistungs- und Zulieferindustrien sind in Ostwürt- temberg vertreten durch das Gesundheitshandwerk mit Abb. 5: Die niedergelassenen Ärzte, einschließlich der 3,9 Prozent bzw. 71 Betrieben im Bereich Orthopädie- Zahnärzte in der Region gehören folgenden Fachdiszipli- technik und Zahntechnik sowie durch den Großhandel nen an und die Handelsvermittlung mit gesundheitsrelevanten Produkten mit drei Prozent bzw. 55 Unternehmen. Hinzu Praktische Ärzte und kommen noch die Unternehmen aus der Medizintechnik, 36,9 % Allgemeinmediziner aus der pharmazeutischen Industrie sowie die Hersteller von Pflegeprodukten und Laborberdarf. Sie sind mit ein 17,5 % Zahnärzte Prozent bzw. 19 Unternehmen an der Gesundheitswirt- schaft beteiligt. In Ostwürttemberg sind es vor allem 13,1 % Internisten mittelständische Unternehmen, die sich mit ihren Dienstleistungen und Produkten in der regionalen Ge- Psychiatrie, Psychotherapie, sundheitswirtschaft spezialisiert haben. Außerdem gibt 12,7 % Nervenheilkunde es einige Marktführer, die auch auf den Weltmärkten eine bedeutende Rolle spielen. Zu diesen Unternehmen 12,7 % Neurologen gehören unter anderem die HARTMANN AG, Carl Zeiss 7,8 % Frauenheilkunde und Geburtshilfe Meditec AG, JRS Pharma GmbH, WELEDA AG sowie Ivoclar Vivadent GmbH. Die geringen prozentualen An- 4,7 % Kinderheilkunde teile dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Bereich der Gesundheitswirtschaft in der Region einen 3,6 % Augenheilkunde großen Anteil an der Wertschöpfung und auch eine hohe Beschäftigungswirkung hat. 3,3 % Gefäß- und Unfallchirurgie Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Labor- 3,3 % medizin und Pathologie 3,2 % Orthopädie Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten
2.2.3 Randbereiche und Nachbarbranchen strukturelle Veränderungen im Gesundheitssystem sowie in Ostwürttemberg durch gesellschaftliche Veränderungen. Gesundheitssport, Ernährung und Gesundheitsberatung Die Gesundheitswirtschaft ist eine Querschnittsbranche, gehören nach dem Zwiebelmodell zu den Randbereichen sie setzt sich aus verschiedenen Teilmärkten zusammen. beziehungsweise Nachbarbranchen und nehmen mit Der Dienstleistungsmarkt als ein Teilmarkt dominiert in 54 Unternehmen einen Anteil von rund drei Prozent ein. der Gesundheitswirtschaft mit etwa drei Viertel der Aus- In dieser Studie sind Umwelttechnologien und auch spe- gaben. Die meisten Ausgaben in Ostwürttemberg entfal- zielle touristische Angebote nicht mit erfasst worden. len auf ärztliche Dienstleistungen, gefolgt von pflegeri- schen und therapeutischen Leistungen. Mit Blick auf die Aufwendungen für therapeutische Dienstleistungen 2.3 Marktvolumen und Beschäftigungs- zeigt sich, dass diese sogar in den letzten 20 Jahren effekte überproportional angestiegen sind. Nur ein Viertel der regionalen Gesundheitsausgaben entfallen auf materiel- Das Volumen des privat finanzierten zweiten Gesund- le Gesundheitsgüter wie Medikamente, medizinische heitsmarktes beläuft sich auf ungefähr 1,2 Mrd. Euro Apparate, medizinische oder pflegerische Hilfsmittel. und nimmt damit eine beachtliche Stellung in Ostwürt- temberg ein. Das meiste Geld in der Region gibt die Be- völkerung nach Schätzungen des Statistischen Landes- In der regionalen Gesundheitswirtschaft sind nach amtes Baden-Württembergs für den Bereich Wohnen Schätzungen derzeit etwa zwölf Prozent (25.000 Be- und an zweiter Stelle für die eigene Gesundheit aus. Der schäftigte), bezogen auf die Gesamtzahl der Erwerbstä- Gesundheitsmarkt in der Region besitzt nicht nur einen tigen tätig. Davon sind rund 17.000 im Bereich von Ge- erheblichen Umfang, sondern er hat sich im Laufe der sundheitsdienstleistungen und hier vor allem in der Jahre dynamisch weiterentwickelt. So sind im Land die Pflege beschäftigt. Die Gesundheitswirtschaft in Ost- Ausgaben für Gesundheit in den letzten Jahren mit ei- württemberg weist damit eine höhere Beschäftigungs- nem nominalen Plus von 70 Prozent wesentlich stärker quote auf als beispielsweise die Branchen Maschinenbau angestiegen als die gesamten privaten Ausgaben für die oder Elektronik, Feinmechanik und Optik. Die hohen Konsumgüter. Im Zeitraum 2000 bis 2007 sind die Ge- Ausgaben für Gesundheit spiegeln sich gleichzeitig in ei- sundheitsausgaben von 27,2 auf 32,9 Mrd. Euro gestie- ner guten Beschäftigungswirkung wieder. gen. Die Tendenz, für die eigene Gesundheit mehr Geld zu investieren, wird zukünftig steigen, bedingt durch Abb. 6: Gesundheitsausgaben in Baden-Württemberg nach Ausgabeträgern Jahr Ausgabenträger 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 in Millionen Euro Öffentliche Haushalte 1.576 1.581 1.541 1.636 1.561 1.678 1.448 1.469 Gesetzliche Krankenversicherung 15.208 16.622 16.994 17.343 16.709 16.959 17.619 18.175 Soziale Pflegeversicherung 1.887 1.888 1.925 1.918 1.927 1.944 1.955 1.991 Gesetzliche Rentenversicherung 469 485 496 497 484 479 475 489 Gesetzliche Unfallversicherung 409 411 428 438 438 444 451 450 Private Kranken- und 2.776 2.908 3.068 3.223 3.334 3.473 3.545 3.699 Pflegeversicherung Private Haushalte/Private Organisationen ohne Erwerbs- 3.802 4.047 4.158 4.375 4.877 4.960 5.150 5.241 zweck Arbeitgeber 1.113 1.210 1.236 1.280 1.297 1.325 1.364 1.389 Ausgabenträger insgesamt 1) 27.242 29.151 29.845 30.711 30.627 31.261 32.008 32.902 1) Differenzen in den Summen ergeben sich durch Rundungen. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 10 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
Die Landkreise in Ostwürttemberg unterscheiden sich dar. Im Ostalbkreis gibt es darüber hinaus noch in der mit Blick auf die Beschäftigungszahlen in der Gesund- Branche „Medizin- und Messtechnik, Optik, Uhren“ wei- heitswirtschaft. Während im Landkreis Ostalb die Bran- tere gesundheitsrelevante Arbeitsplätze. che Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen die be- schäftigungsintensivste ist, stellt sie im Landkreis In den vergangenen Jahren konnte die ostwürttembergi- Heidenheim die zweitbeschäftigungsintensivste Branche sche Gesundheitswirtschaft einen Zuwachs von sozial- versicherungspflichtigen Beschäftigten verzeichnen. Vor Abb. 7: Die beschäftigungsintensivsten allem für Frauen haben sich die Beschäftigungsmöglich- Branchen in Ostwürttemberg keiten positiv entwickelt, wie Abb. 8 zeigt. Im Jahr 2008 konnte der Gesundheitssektor 12.000 sozialversich- erungspflichtig beschäftigte Frauen vorweisen, dagegen waren es im Jahr 1999 nur 10.000 Frauen sozialversich- erungspflichtig beschäftigte Frauen. Abb. 8: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen in ausge- wählten Wirtschaftsbereichen*) in Ostwürttemberg 1999 bis 2008 Gesundheitssektor Gesundheitssektor Produzierendes Gewerbe ohne pharmazeutische und medizintechnische Industrie 130 130,0 Produzierendes Gewerbe ohne pharmazeutische und medizintechnische Industrie Dienstlesitungssektor Dienstleistungssektor ohne Gesundheitsdienste,ohne Gesundheitsdienste, Handel, Sozialversicherungen Handel, Sozialversicherungen 120 120,0 110 110,0 100 100,0 9090,0 8080,0 1999 1999 2000 2000 2001 2001 2002 2002 2003 2003 2004 2004 2005 2005 2006 2006 2007 2007 2008 2008 *) Datenquelle: Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003 (WZ 2003) Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2008 2.4 Bedeutende Unternehmen der regionalen Gesundheitswirtschaft Zu den größten Arbeitgebern der Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg zählen BARMER GEK, HARTMANN AG, Ivoclar Vivadent, WELEDA AG, Carl Zeiss Meditec GmbH und die JRS Pharma GmbH & Co.KG. Insgesamt beschäftigen diese Unternehmen deutschlandweit über 6.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen weltweiten Umsatz von ca. 2,2 Milliarden Euro (letzteres ohne BARMER GEK). In den folgenden Interviews und Kurzprofilen stellen wir einzelne Akteure auf dem Gesundheitsmarkt Ostwürttemberg vor. Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 11
INTERVIEW Wachstum mit Gesundheitsdienstleistungen – Paul HARTMANN AG Interview mit Rinaldo Riguzzi, CEO Paul HARTMANN AG Der Gesundheitsmarkt entwickelt Staatshaushalten Sparzwänge ab. sich sehr dynamisch. Wo sehen Sie Damit Gesundheit weiterhin bezahl- Zukunftsmärkte? bar bleibt, rechnen wir mit Reform- maßnahmen in immer schnellerer Der Fokus unserer Vertriebsaktivitä- Abfolge und größeren Unwägbarkei- ten wird auch weiterhin auf den ten. Dennoch gehen wir weiterhin Gesundheitsmärkten in Europa lie- davon aus, dass die Gesundheits- gen. Darüber hinaus gehen wir in branche bezogen auf unsere Sorti- den anderen Weltregionen gezielt mente relativ robust gegen Konjunk- Länder an, die ein interessantes Po- turschwankungen ist. Für die Jahre tenzial für weiteres Wachstum bie- 2010 und 2011 erwarten wir darüber ten. Mit der Übernahme von Whites- hinaus steigende Rohstoffpreise in- tone im Jahr 2008 sind wir in der folge der rezessionsbedingten Kapa- Lage, unser Engagement in den USA zitätsverknappungen in den Märk- im Bereich der absorbierenden In- ten. Im Ringen der nationalen kontinenzprodukte zu intensivieren. Gesundheitssysteme, um eine best- In Australien haben wir gerade eine mögliche Patientenversorgung sind OP-Set-Fertigung übernommen. Im verstärkt zwei Tendenzen zu beob- Zuge der weiteren Internationalisie- achten: Einerseits nehmen im Rah- rung der HARTMANN GRUPPE liegt men des Konzentrationsprozesses Dr. Rinaldo Riguzzi, Paul HARTMANN AG ein wichtiger Fokus auf Russland. Im Einkaufsbündelungen und Aus- Rahmen unserer Potenzialanalysen schreibungen von Klinik- und Alten- wichtig wird aber auch eine Verhal- in wachstumsstarken und bevölke- heimketten mit immer größeren Vo- tens- und Denkdimension, die man rungsreichen Schwellenländern prü- lumina bei Verbrauchsmaterialien unter dem Begriff Veränderungsfä- fen wir laufend Marktchancen. zu. Gleiches gilt für Krankenkassen. higkeit zusammenfassen kann. In Gleichzeitig aber gewinnt die Be- Zeiten sich immer schneller vollzie- Welche Bedeutungen haben Ge- treuung des einzelnen Patienten im hender Veränderungen benötigen sundheitsdienstleistungen? Rahmen direkter Versorgungsverträ- Mitarbeitende zunehmend die Fä- ge zwischen Krankenkassen und higkeit und Bereitschaft, mit Unsi- In dem Maße, wie unsere Kunden Herstellern bei der häuslichen Belie- cherheit und zeitweise noch unkla- Leistungspakete zusammenfassen, ferung, zum Beispiel mit Inkonti- ren Strukturen umzugehen. Diese werden komplette Systemlösungen nenzprodukten, an Bedeutung. An- Geisteshaltung kann man sich erhal- auf Herstellerseite immer wichtiger. dererseits hilft uns die ten, indem man sich immer wieder In Verbindung mit therapeutisch ef- demographische Entwicklung, da aktiv neuen, veränderten Aufgaben fizienten und qualitativ hoch- immer mehr ältere Menschen ver- stellt. Lebenslanges Lernen spielt wertigen Produkten gewinnen bei sorgt werden müssen. dabei eine zentrale Rolle. Nur wer unseren Systemangeboten Gesund- sich ständig weiterbildet, bleibt be- heitsdienstleistungen immer mehr Fachkräfte sind die Basis des Unter- schäftigungsfähig und für den Ar- an Bedeutung. Unsere Kunden in nehmenserfolgs. Welche Anforde- beitmarkt attraktiv. Medizin und Pflege schätzen bei- rungen und Qualifikationen stellen spielsweise unsere zuverlässige Or- Sie an die Mitarbeitenden von mor- Wie bewerten Sie den Standort Ost- ganisation von Logistikprozessen, gen? württemberg aus Sicht eines Unter- die Pflege unterstützende IT-Lösun- nehmens im Gesundheitsmarkt? gen sowie unsere kundenfreundliche Neben den immer weiter steigenden Callcenter-Struktur mit hoher Bera- Anforderungen an das fachliche Ostwürttemberg ist ein Industrie- tungsqualität. Know-how treten verstärkt über- standort – auch gerade im Bereich fachliche Fähigkeiten. Hierzu gehört Gesundheit. Es besteht eine gute Welche Herausforderungen sehen insbesondere, sich schnell und Infrastruktur mit einer schnellen Sie für die HARTMANN GRUPPE? strukturiert in neue Aufgabenstel- Anbindung an Bahn, Flug und Stra- lungen und Themenfelder einzuar- ßenverkehr. Das ist für logistische Im Gesundheitswesen zeichnen sich beiten sowie der Wille, neue Aufga- Konzepte, wie HARTMANN sie für im Zuge des Schuldenabbaus in den ben zu übernehmen. Zunehmend die Weltmärkte benötigt, unerläss- 12 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
lich. Durch die verschiedenen Aktivi- Sektor Medizintechnologie kom- derung unserer Mitarbeitenden. Au- täten der hier ansässigen Firmen men. Da HARTMANN in der Region ßerdem arbeiten wir sehr eng mit und durch die Zukunftsinitiative einen guten Namen hat, gelingt uns der Dualen Hochschule Baden- Ostwürttemberg ist die Region auf hier regelmäßig die qualitativ gute Württemberg zusammen, was uns dem Weg zu einem wichtigen Inno- Besetzung vakanter Positionen. viele Möglichkeiten eröffnet. vationszentrum. Das gilt für den Gesundheitsmarkt wie auch für In den Bereichen der Konzernzent- viele andere Branchen. rale hat der Standort Heidenheim teilweise mehr Probleme. Wir spü- Die Region hat aber im Hinblick auf ren dies bei der Besetzung von Stel- die künftigen Anforderungen in der len beispielsweise in den Bereichen Wirtschaft nicht genügend Schulab- Finanzen und Controlling, Human gänger mit Fachhochschul- und Resources, aber auch bei Spezialis- Hochschulreife. Dem Wandel in der tenfunktionen in Marketing und Beschäftigtenstruktur hin zu qualifi- Entwicklung, allerdings stellt sich zierten Fachkräften müsste der Ar- das Problem bei jungen Hochschul- beitsmarkt also besser entsprechen. absolventen weniger als bei berufs- HARTMANN hat seine Konzernzent- erfahrenen Spezialisten. rale sowie die Produktions- und Lo- gistikaktivitäten in Heidenheim/ Diesen Herausforderungen begeg- Herbrechtingen. Für die Bereiche nen wir durch intensives, auch Produktion und Logistik benötigen überregionales Personalmarketing wir Fachkräfte, die nicht aus dem und eine konsequente interne För- Paul HARTMANN AG, Heidenheim Die HARTMANN GRUPPE ist einer der führenden europäischen Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten mit den Kompetenzschwerpunkten Wundbehandlung, Inkontinenzversorgung und Infektionsprophylaxe. Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte für die Kompressionstherapie, Immobilisation und Erste Hilfe. Darüber hinaus bietet HARTMANN innovative Systemlösungen für professionelle Zielgruppen im Medizin- und Pflegebereich. Mitarbeiter Umsatz Welt 9.515 1.560 Mio. EUR Deutschland 3.770 549 Mio. EUR Ostwürttemberg 1.770 – Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 13
INTERVIEW WELEDA AG – Gesundheit im Einklang mit Mensch und Natur Interview mit Erk Schuchhardt, Mitglied der Geschäftsführung Gesundheit im Einklang mit Mensch sche Wirtschaftsweise praktizieren und Natur. Welcher Ansatz verbirgt wir auch vertikal in der gesamten sich hinter diesem Motto? Wertschöpfungskette, also innerhalb und außerhalb unserer Werkstore. Der Markenclaim von WELEDA lau- Ökologisches Wirtschaften beginnt tet „Im Einklang mit Mensch und auf dem Feld, und zwar überall dort, Natur“. Dieses Motto bezieht sich wo wir unsere Rohstoffe herbezie- auf unsere Arzneimittel und auf un- hen. Dort unterstützen wir die Ent- sere Naturkosmetikprodukte. Unsere wicklung sozialer Gemeinschaften, Produkte sollen einerseits dem Men- denn die ökologische wie auch die schen helfen, seine Gesundheit zu soziale Konsequenz ist ein zentrales erhalten. Andererseits soll die Her- Kriterium unserer Arbeit. stellung der Produkte die Natur nicht mehr als notwendig belasten. Im betrieblichen Alltag wird die öko- Wir sind überzeugt davon, dass die logische Wirtschaftsweise unter an- Natur die Basis dafür bietet, was der derem an folgenden Elementen Mensch zu seiner Gesunderhaltung sichtbar: Einer Bio-Kantine, der Nut- und für seine Körperpflege braucht. zung von Öko-Strom, an den Bau- stoffen für unsere Gebäude oder an Ihr Unternehmen hat sich der ökolo- unserem CO2-Ziel, aus welchem eine gischen Wirtschaftsweise verschrie- äußerst fortschrittliche Fuhrparkpo- ben, was tun Sie hierfür im betrieb- litik hervorgegangen ist. lichen Alltag? Fachkräfte sind die Basis des Unter- Seit 1997 wird WELEDA regelmäßig nehmenserfolgs. Welche Anforde- nach der EU-Ökoaudit-Verordnung rungen und Qualifikationen stellen validiert und nach ISO 14001 zertifi- Sie an die Mitarbeitenden von Mor- ziert. Das bedeutet für uns, dass wir gen? Erk Schuchhardt, Mitglied der Geschäftsführung seither unsere Prozesse nach ökolo- gischen Gesichtspunkten ausrichten Wir brauchen genauso wie andere und ständig verbessern. Die ökologi- Unternehmen hochqualifizierte Fach- 14 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
kräfte. Wir wünschen uns natürlich ist der bedeutendste Betrieb der von unseren Mitarbeitenden ein ho- weltweit tätigen WELEDA Gruppe hes Maß an Identifikation mit dem und wir bedienen von hier aus den Unternehmen WELEDA und seinen bedeutendsten Markt. Wir vertrei- Zielen und eine Offenheit für die ben Arzneimittel für eine Therapie- Ideen, die unsere Unternehmens- richtung innerhalb des Gesund- identität ausmachen. Und wir bieten heitsmarktes, nämlich der anthro- unseren Mitarbeitenden im Rahmen posophischen Therapierichtung. der WELEDA Akademie die Möglich- Zwei Drittel unseres Umsatzes ge- keit, sich sowohl fachlich als auch nerieren wir mit Naturkosmetik und individuell weiter zu qualifizieren. hier sind wir Marktführer. Für die Bekanntheit und Wertschätzung der Wie bewerten Sie den Standort Ost- Marke WELEDA bei den Endverbrau- württemberg aus Sicht eines Unter- chern ist der Herkunftsstandort zu- nehmens im Gesundheitsmarkt? nächst von untergeordneter Bedeu- tung. Aber: viele unserer Wir sind ein Unternehmen, dessen Mitarbeitenden stammen von hier deutsche Niederlassung seit 90 Jah- und sie haben großen Anteil am in- ren in Ostwürttemberg ihren Sitz ternationalen sowie nationalen Er- hat. WELEDA in Schwäbisch Gmünd folg der Marke WELEDA Schwäbisch Gmünd, Firmensitz WELEDA AG WELEDA AG, Schwäbisch Gmünd Die WELEDA-Gruppe ist der weltweit führende Hersteller von ganzheitlicher Naturkosmetik und Arzneimitteln für die anthroposophische Therapierichtung. Insgesamt ist WELEDA in rund 50 Ländern vertreten. Mitarbeiter Umsatz Welt 1.785 238 Mio. EUR Deutschland 720 150 Mio. EUR Ostwürttemberg 720 – Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 15
INTERVIEW Carl Zeiss Meditec: Hightech in der Medizintechnik Interview mit Thomas Simmerer – Vorsitzender der Geschäftsführung Carl Zeiss Surgical GmbH, einem Unternehmen der Carl Zeiss Meditec AG Die im TecDAX der deutschen Börse verbessern. Wir verfügen über ein gelistete Carl Zeiss Meditec AG ist ausgewogenes und breites Portfolio, einer der weltweit führenden Medi- das Lösungen für die Augenheilkun- zintechnik-Anbieter. Das Unterneh- de, die Augenchirurgie und die Mik- men liefert innovative Technologien rochirurgie bereit hält. Damit sind und applikationsorientierte Lösun- wir gut aufgestellt. Darüber hinaus gen, die es den Ärzten ermöglichen, werden wir – nicht zuletzt dank der die Lebensqualität ihrer Patienten zu starken Marke ZEISS – als verlässli- verbessern. Zur Diagnose und Be- cher Partner wahrgenommen. Das handlung von Augenkrankheiten macht uns stolz – und es bestärkt bietet das Unternehmen Komplett- uns in unserer klaren Ausrichtung lösungen, einschließlich Implanta- nachhaltig und profitabel zu wach- ten und Verbrauchsgütern. sen. In der Mikrochirurgie stellt das Un- Großes Potenzial sehen wir dabei ternehmen innovative Visualisie- zum Beispiel in der Erschließung rungslösungen bereit. Abgerundet neuer Märkte. Wir konzentrieren uns wird das Medizintechnik-Portfolio dabei vor allem auf die so genannten der Carl Zeiss Meditec durch viel Emerging Markets oder auch versprechende Zukunftstechnologi- Schwellenländer. Dort steckt Poten- en wie die intraoperative Strahlen- zial. Allein in Indien gibt es 1,2 Mil- therapie. liarden Menschen, von denen heute nur ca. zehn Prozent in den Genuss Der Medizintechnik werden enorme ärztlicher Hilfe kommen, was sich Wachstumspotenziale vorhergesagt. mit der zunehmenden wirtschaftli- Wie positioniert sich die Carl Zeiss chen Entwicklung ändern wird. Oder Meditec in diesem Markt und wo war Ihnen bewusst, dass Indien und sehen Sie Potenziale? China zusammen heute rund 2,5 Mrd. Einwohner haben, was mehr als einem Sehen Sie, die Carl Zeiss Meditec Drittel der gesamten Weltbevölkerung liefert innovative Technologien und entspricht? Wir sehen in diesen Län- applikationsorientierte Lösungen, dern viele unserer zukünftigen Kun- die es den Ärzten ermöglichen, die den – hier müssen wir die Chance Thomas Simmerer – Vorsitzender der Geschäfts- Lebensqualität ihrer Patienten zu nutzen und diese richtig bedienen. führung, Carl Zeiss Surgical GmbH 16 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
mit den Geräten und Anwendungen Aber auch die Leistungsfähigkeit – und zwar bezogen auf alle Seg- und das Engagement unserer Mitar- mente, seien es die bildgebenden beiter liegt uns sehr am Herzen – Verfahren in der Diagnostik, deren um hier den Raum zu schaffen, ori- Einsatz in der Chirurgie oder das entieren wir uns an einem klaren effiziente Management von Daten Wertekanon, wir übernehmen ge- und Bildern. Dadurch wird echter sellschaftliche Verantwortung und Fortschritt erzielt und es wird Zu- sind stolz auf unsere Unterneh- satznutzen gestiftet, weil ein opti- menskultur. Und von diesem Ge- maler Ablauf nicht nur die Effizienz samtbild werden unsere Mitarbeiter erhöht, sondern auch das Ergebnis von morgen angesprochen. verbessert. Wie bewerten Sie den Standort Ost- Fachkräfte sind die Basis des Unter- württemberg aus Sicht eines Unter- nehmenserfolgs. Welche Anforde- nehmens im Gesundheitsmarkt? rungen und Qualifikationen stellen Sie an die Mitarbeitenden von Mor- Zunächst ist mir wichtig anzubrin- gen? gen, dass wir neben Ostwürttemberg Was sind die Herausforderungen der in der ganzen Welt zu Hause sind. nächsten Jahre im Markt für Medi- Gute Fachkräfte sind die wertvollste Unsere 2.100 Mitarbeiter und Mitar- zintechnik? Ressource eines Unternehmens. Wir beiterinnen arbeiten nicht nur in haben und suchen stets hochquali- Jena, Oberkochen, München oder Es geht darum, die Kunden – wo fizierte Mitarbeiter, die mit großem Berlin. Rund 1.300 von ihnen sind auch immer sie auf der Welt sind – Einsatz und Enthusiasmus ihr Bes- außerhalb Deutschlands tätig: zum optimal bei der Lösung ihrer stets tes geben, um den Fortschritt in der Beispiel im kalifornischen Dublin, im komplexer werdenden Herausforde- Medizintechnik aktiv mitzugestal- französischen La Rochelle, im japa- rungen zu unterstützen. Dafür rei- ten – entlang der gesamten Produk- nischen Tokio oder im schottischen chen „Produkte“ und „Technologien“ tionskette: angefangen bei der Ent- Edinburgh. Aber zurück zu Ostwürt- alleine nicht mehr aus. Es geht um wicklung, über die Fertigung bis hin temberg, was ja auch oft als „Raum echte „Lösungen“, also eine Kombi- zu Service und Vertrieb. Wir fördern der Talente und Patente“ bezeichnet nation aus Produkten UND Dienst- und bauen auf innovative Ideen un- wird: Diese Bezeichnung finde ich leistungen. Und dieser Dienstleis- serer Mitarbeiter. Daher setzen wir nicht nur schön und äußerst passend tungspart wird immer wichtiger. Für auf interkulturell besetzte Innovati- – gleichzeitig erklärt sie sehr gut, uns gehört dazu neben dem techni- onsrunden, eine starke Teamorien- weshalb wir uns auch an diesem schen Service und Support auch die tierung sowie einen fairen Umgang Standort sehr wohlfühlen. Beratung und Schulung im Umgang untereinander. Carl Zeiss Meditec AG Die Carl Zeiss Meditec ist ein weltweit führender Anbieter von kompletten Systemen zur Diagnose und Behand- lung von Augenkrankheiten sowie Marktführer für innovative Visualisierungslösungen in der Mikrochirurgie. Abgerundet wird das Portfolio durch innovative Zukunftstechnologien wie die intraoperative Strahlentherapie. Mitarbeiter Umsatz Welt rund 2.100 640,1 Mio. EUR Deutschland rund 900 56,4 Mio. EUR Ostwürttemberg rund 400 – Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 17
INTERVIEW JRS Pharma GmbH & Co. KG – Hochwertige Hilfsstoffe für die Pharmaindustrie Interview mit Herrn Richard Salzer, Geschäftsführung gabeverzögerer, Struktur- und Füll- relativ leer. Der Markt verlagert sich stoffe oder Schmiermittel, die aus von hochwertigen Originalproduk- natürlichen, pflanzlichen Rohstoffen ten mehr und mehr hin zu einem gewonnen werden. Ein großer Markt, der von Nachahmerproduk- Schwerpunkt liegt dabei bei Produk- ten (Generika) dominiert wird. Die ten auf der Basis von Cellulose. JRS Folge davon ist ein starker Kosten- PHARMA ist mittlerweile zum welt- druck. weit größten Produzenten für Mik- rokristalline Cellulose herangewach- Gleichzeitig konzentriert sich die sen – ein Bindemittel, das heute in Pharmaindustrie mehr auf ihr Kern- nahezu jeder besseren Tablette ein- geschäft – die Wirkstoffentwick- gesetzt wird. lung. Das ist Chance und Herausfor- derung für uns zugleich. Gleichzeitig verstehen wir uns dabei als Technologiepartner der Industrie. Als Technologie- und Systempartner Wir bieten das Know-how rund um sind wir deshalb gefordert, der In- die Tablettierung mit Entwicklungs- dustrie optimierte Lösungen für ihre Richard Salzer, Mitglied der Geschäftsführung unterstützung, Rezepturberatung und Produktgestaltung und die Produkti- technischer Begleitung durch unsere onsprozesse zu bieten. Hier sind Innerhalb der JRS-Gruppe zielt die TCCs (Technical Competence Centers) ganzheitliche Lösungen gefragt. JRS PHARMA auf einen Spezialmarkt – und das rund um den Globus. Unsere Sich nur auf die Herstellerfunktion ab. Worin steckt die Kernkompetenz neuesten Projekte drehen sich um die beschränken zu wollen, wäre fatal. des Unternehmens? ‚Excipients der nächsten Generation‘ Wir tragen dem durch einen konse- zum Beispiel mit innovativen Kombi- quenten Ausbau unserer Beratungs-, Die JRS-Tochter JRS PHARMA trägt nationsprodukten, wie PROSOLV® EA- Forschungs- und Entwicklungskapa- die JRS-Cellulose-Technologie- SYtab oder PROSOLV® ODT, die alle für zitäten Rechnung. Mit entsprechen- Kompetenz in den Bereich der phar- eine Tablette erforderlichen Stoffe den Einrichtungen in Deutschland, mazeutischen Hilfsstoffe (Fachbe- schon einsatzfähig in einem Produkt USA und Indien haben wir uns auf die griff ‚Excipients‘) – also all der enthalten – das Pharma-Unterneh- Bedürfnisse des Weltmarkts einge- Stoffe, die man neben dem eigentli- men muss im Extremfall nur noch den stellt. Gleichzeitig sind wir auch mit chen Wirkstoff zur Herstellung einer Wirkstoff zugeben – schon kann die unseren anderen Aktivitäten ganz Tablette benötigt. JRS PHARMA ent- Tablette gepresst werden. nah an den Kunden herangerückt: wickelt, produziert und vermarktet wir produzieren in Europa, USA, Asi- diese Excipients für die Pharmazeu- Ihr Unternehmen ist Partner der en. Eigene JRS-Büros und eine ganze tische Industrie in aller Welt. Im Pharmaindustrie. Worin liegen die Reihe von Fachvertretungen beraten Einzelnen handelt es sich um Excipi- Herausforderungen in den nächsten vor Ort und unterstützen alle not- ent-Produktlinien mit unter- Jahren? wendigen Maßnahmen, um den Kun- schiedlichen Funktionen: Tabletten- den schnelle und kostenoptimierte Bindemittel, Zerfallshilfsmittel, Die Forschungs- und Entwicklungs- Lösungen bieten zu können. Tablettenüberzüge (Coatings), Frei- pipelines der Industrie sind derzeit Die Wachstumsmärkte der Zukunft 18 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
liegen in Indien, China, Brasilien, vielen engagierten und interessan- werden zu können. Mexiko oder Vietnam. Dort zeigen ten Menschen, auf die wir in unse- wir Präsenz und haben uns entspre- rer täglichen Arbeit treffen. Auf der Allerdings stoßen wir bei der Rekru- chend aufgestellt. Dies ist auch fachlichen Seite suchen wir heute tierung von Top-Spezialisten immer deshalb notwendig, weil sich mehr Top-Professionals aus vielen Spezi- wieder auf die negativen Auswir- und mehr auch asiatische Wettbe- algebieten. Dazu gehören Pharma- kungen des ‚Provinz‘-Effekts. Die werber um diese Märkte bemühen. zeuten, Chemiker, Ingenieure, Ver- großen Ballungszentren mit ihrem Das erfordert weitere Differenzie- fahrenstechniker, Biologen, etc. kulturellen und sozialen Angebot rung. Wir sind parallel deshalb stän- aber natürlich auch immer versierte wirken noch immer attraktiver auf dig daran, unsere Produkte techno- Kaufleute, die sich sicher im inter- mögliche Bewerber, als es die Region logisch weiter zu entwickeln und nationalen Geschäft bewegen. zu kommunizieren vermag. Es ist für unsere technologische Spitzenposi- uns nicht immer einfach. Hier sehen tion zu festigen. Noch leichtere Als engagiertes Team suchen wir wir noch deutlichen Handlungsbe- Handhabung, zuverlässige Quali- begeisterungsfähige Mitarbeitende, darf. tätsstandards, optimierter Mittel- die in ihrer Aufgabe aufgehen und einsatz sind hier die Zielvorgaben. auf die Spitzenposition im Markt Die Autobahnnähe ermöglicht uns Im Interesse unserer angestrebten hinarbeiten. einen schnellen Zugang zu allen internationalen Marktführerschaft. wichtigen Logistikzentren. Aller- Wie bewerten Sie den Standort Ost- dings hinken wir in Sachen Infra- Fachkräfte sind die Basis des Unter- württemberg aus Sicht der Unter- struktur ebenfalls den großen Zen- nehmenserfolgs. Welche Anforderun- nehmens-Gruppe? tren hinterher. Die Bahn baut Gleise gen und Qualifikationen stellen Sie ab, anstatt Chancen zu schaffen. an die Mitarbeitenden von Morgen? Die JRS steht zu ihrem Standort in Wichtige Zufahrtsstraßen werden Ostwürttemberg. Mit der Unterneh- nicht oder nur schleppend ausge- Wir freuen uns, in der JRS bereits menszentrale in Rosenberg haben baut oder gar wieder gesperrt, der heute auf eine breite Basis von hoch wir eine solide ‚Erdung‘ und Verwur- öffentliche Nahverkehr bietet vor qualifizierten und motivierten Fach- zelung in der Region. Mit unserem unserer Haustüre große Lücken. Das leuten aus den unterschiedlichsten internationalen Engagement in vie- leidige Thema DSL-Anschlüsse im Bereichen zurückgreifen zu können. len Ländern der Welt tragen wir den ländlichen Raum ist ein vielsagendes Das ist sicher unser Stammkapital. Anforderungen der Märkte Rechnung. Symptom. Da wir uns auf internationalem Par- Der Standort Rosenberg bietet ein Wir schätzen und nutzen die Hoch- kett bewegen, sind natürlich neben solides Reservoir an Fachkräften mit schulen in der Region, würden uns den fachlichen Qualifikationen Bezug zum Unternehmen. aber gerne auch Universitäten mit möglichst breit angelegte Sprach- entsprechenden Forschungs-Fach- kenntnisse, Flexibilität und Reisebe- Das Ausbildungsniveau in der Regi- bereichen in unserem direkten Um- reitschaft, sowie ein hohes interkul- on ist hoch und wir tragen als mo- feld wünschen. turelles Verständnis wichtiges derner Ausbildungsbetrieb dazu bei, Rüstzeug. Dabei ist der Antrieb die dem hohen technologischen An- Freude an unserer Thematik und den spruch unseres Geschäfts gerecht JRS Pharma GmbH & Co. KG, Rosenberg Die JRS Pharma GmbH & Co. KG, ist 100-prozentige Tochter der Josef Rettenmaier Holding GmbH & Co. KG mit deutschem Stammsitz und Hauptwerk in Rosenberg. Das Unternehmen JRS Pharma ist einer der weltweit füh- renden Anbieter von qualitativ hochwertigen Hilfsstoffen und Technologien für die Pharma- und Nahrungsmit- telindustrie. JRS ist weltweiter Spezialist für industriell genutzte, natürliche Pflanzenfaserstoffe. Mitarbeiter Welt 1.400 Deutschland 800 Ostwürttemberg 800 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg 19
2.4.1 Kliniken in Ostwürttemberg Neben den Unternehmen sind die Kliniken ein wichtiger Teil des Gesundheitsmarktes. Von dem etwa 11-prozentigen Bruttoinlandsproduktanteil der Gesundheitswirtschaft entfallen rund 25 Prozent auf den Kliniksektor. In Ostwürttem- berg gibt es neun Standorte von Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und Tageskliniken mit insgesamt beinahe 2.000 Betten. Dort kümmern sich rund 4.300 Ärzte, Ärztinnen und Pflegepersonal um ca. 65.000 Patienten jährlich. In diesem Kapitel stellen wir Ihnen die Kliniken der Region vor. Die beiden Klinikdirektoren Axel J. Janischowski vom Ostalbklinikum Aalen und Rainer Genz vom Klinikum Heidenheim zeigen in einem Interview Herausforderungen, Zu- kunftsprojekte und Alleinstellungsmerkmale ihrer Kliniken auf. Kliniken Landkreis Heidenheim gGmbH Kapazität: 641 Betten Mitarbeiter: Rund 1.580 Patienten: Über 60.000 stationär und am- bulant Umsatz: Rund 70 Mio. EUR Internet-Adresse: www.kliniken-heidenheim.de Zu den Kliniken Landkreis Heidenheim gGmbH zählt das Klinikum Heidenheim und die Geriatrische Rehaklinik Giengen. In der geriatrischen Rehaklinik in Giengen wer- Ostalb-Klinikum Aalen den ältere Menschen behandelt und gepflegt. Die Klinik verzeichnet derzeit einen Rückgang der Patientenzahlen. Kapazität: Rund 418 Betten Das Klinikum Heidenheim wird aktuell modernisiert. In Mitarbeiter: 1.000 mehreren Bauabschnitten werden rund 100 Mio. EUR in Patienten: Rund 46.500 stationär die Sanierung und Restrukturierung investiert. Das Klini- und ambulant kum Heidenheim deckt ebenfalls das komplette Spektrum der Akutversorgung ab. Folgende Schwerpunkte bestehen: Umsatz: Rund 61 Mio. EUR Internet-Adresse: www.ostalbklinikum.de • Onkologischer Schwerpunkt Ostwürttemberg – gemeinsam mit den Kliniken Aalen, Schwäbisch Das Ostalb-Klinikum Aalen deckt als Klinikum der Zen- Gmünd, Ellwangen tralversorgung das komplette Spektrum der Akutversor- • Regionales Schlaganfallzentrum: gung ab. Neben einer qualitativ hochwertigen Rundum- In Kooperation mit Ostalbklinikum Aalen versorgung der Bevölkerung gibt es auch viele spezielle medizinische Angebote von überregionaler Bedeutung • Netzwerk Palliativmedizin auf einem Top-Niveau. Dazu zählen: • Regionales Schmerzzentrum Ostwürttemberg – gemeinsam mit den Kliniken Aalen, Schwäbisch • Zwei von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifi- Gmünd, Ellwangen zierte Zentren für Brust- und Darmkrebs • Belegklinik für Homöopathie • Pankreaszentrum mit Schlüsselloch-Operationen • Onkologischer Schwerpunkt Ostwürttemberg – Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd gemeinsam mit den Kliniken Heidenheim, Kapazität: 507 Betten Schwäbisch Gmünd und Ellwangen • Regionales Schlaganfallzentrum: In Kooperation Mitarbeiter: Rund 1.000 mit Klinikum Heidenheim Patienten: 17.700 stationär und ambulant • Regionales Schmerzzentrum Ostwürttemberg – Umsatz: Rund 63,7 Mio. EUR gemeinsam mit den Kliniken Heidenheim, Schwäbisch Gmünd, Ellwangen Internet-Adresse: www.klinikum-sgd.de 20 Gesundheitswirtschaft in Ostwürttemberg
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