Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband

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Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Bündner
                                      Gewerbe
                                      Wirtschaftsmagazin für das Gewerbe in Graubünden | 1 /2013

      Raumplanungsgesetz
      von A bis Z missraten

      Proporz-Initiative
      Regionen nicht entmachten

      Neue BGV-
      Seminarreihe
      Unternehmensführung im Alltag

      Steinbock bezwingt die fünf Ringe
      Graubünden vor nicht
      wiederkehrender Chance

BuGe2013-01_001 1                                                                                  01.02.13 09:03
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Editorial des Präsidenten

       « Mut zu Olympia : Nutzen wir
       die Chance ! »

                                                          Die Präsidentenkonferenz des Bündner Gewerbeverbandes
                                                    hat einstimmig – und ohne Enthaltungen – JA zum Olympia-Kredit ge­-
                                                sagt. Dem Vorhaben muss nun aber auch zum Durchbruch verholfen
                                                werden. Und dies geschieht nur, indem wir geschlossen an die Urne gehen
                                                und unser Votum für die Spiele in Graubünden abgeben. Dieses Jahr­
                                                hundertprojekt verdient unsere Unterstützung, die Investitionen für die
                                                Infrastruktur und die Impulse für die Wirtschaft wären dringend nö­-
                                                tig, auch im Hinblick auf die kommende Zweitwohnungspolitik. Und die
                                                Anbindung Graubündens an die übrige Schweiz wird mit ausgebau­-
                                                ten Verkehrsverbindungen – insbesondere für den öffentlichen Verkehr –
                                                nachhaltig verbessert. Sodass uns unsere Gäste auch in Zukunft ein­-

       Oft eröffnen sich einem Unterneh-­
                                                fach und schnell erreichen. Graubünden darf nicht zu einem Museum
       mer neue Chancen, nachdem er             verkommen ! Wir wollen uns vielmehr im Schaufenster der Welt präsen-
       JA gesagt hat. Bei der Umsetzung von     tieren.
       Konzepten und Projekten und da­-
       mit auch beim vertieften Auseinan­       Denn wir haben viel zu bieten : Die wunderschöne Landschaft,
       dersetzen mit den auszuführen­-
                                                weisse Spiele in den Bergen, Gastfreundschaft und viele vorhandene
       den Arbeiten werden Ideen freige-
                                                Sportstätten, die für Weltcup- und Weltmeisterschaftsrennen be­-
       setzt, Innovationen erarbeitet
       und wirtschaftliche Lösungen gefun­-
                                                reits regelmässig und mit grossem Erfolg genutzt werden. Wir wissen,
       den, die vor der Übernahme eines         wie grosse Massen in geordneten Bahnen transportiert werden kön­-
       Auftrages noch im Verborgenen            nen. Wir erhalten Bestnoten für die Organisation des WEF, der Ski-WM,
       geblie­ben sind. Denn nicht alles ist    des Engadin Ski-Marathons oder für Schwing-, Schützen- und Musik­-
       plan­bar! Deshalb ist die Kritik, die    feste. Wir können es ! Wir sind das Original, alles andere ist Kopie.
       Vorlage zum Olympia-Kredit könne
                                                Dies wollen wir wieder in Erinnerung rufen und beweisen.
       noch nicht alle offenen Fragen klären,
       fehl am Platz. Ich wiederhole mich
       immer wieder: Wir brauchen Macher,
                                                Und wir sind innovativ, um die Herausforderungen zu bewältigen.
       nicht Zögerer, wir brauchen mu­-         Noch vor dem Kredit der Olympia-Kandidatur haben findige Architek­-
       tige Entscheide, sonst kommen wir        ten und Holzbauunternehmen bereits innovative und nachhaltige
       nicht weiter!                            Konzep­te für die Hotelzimmer der Athleten präsentiert. Genau dies meine
                                                ich, wenn ich behaupte, dass mit der Kandidatur auch ein Ruck durch
                                                die Bevölkerung und Wirtschaft gehen wird. Die Kandidatur setzt Ideen
                                                frei, bringt Innovationen zutage und sorgt dafür, dass wir uns vor­-
                                                wärts bewegen anstatt stillzustehen. Deshalb legen wir ein JA in die
                                                Urne, auch wenn es ein mutiger Entscheid ist.

                                                Packen wir es gemeinsam an !
                                                Ihr Urs Schädler

                                                                                                          Im Brennpunkt | 7

BuGe2013-01_007 7                                                                                                             01.02.13 07:18
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Olympia: Der Regierung auf den Zahn gefühlt im Forum im Ried

      « Gie – mir anavon » –
      « Ja – lueg vorwärts ! »

      Optimismus und Vertrauen in die
      Zukunft dominierten die Veranstaltung
      in Landquart. Auch kritische Voten
      kamen zum Ausdruck, insbesondere zur
      Finanzierung. Die Regierung bestä­-
      tigte indessen unmissverständlich : Eine
      Defizitgarantie vom Kanton gibt es
      nicht.

      ml. « Die Jungen verlangen laut den Umfra-
      gen, dass wir einen mutigen Entscheid fäl-
      len », meinte Christian Gartmann, Kommu-
      nikationsleiter vom Verein Graubünden          Vereinter Blick Richtung Olympia.
      2022, als er den brandneuen Olympia-Song
      der romanischen Rap-Band Liricas Analas        ge von 300 Millionen Franken, die wir für      wollte die Kohlen für die Schweiz aus dem
      « Gie – mir anavon » vorspielte. Sein Herz     das Projekt sprechen, und diese können         Feuer holen. » Sie beschrieb das unglaub-
      habe aber auch einen richtigen Luftsprung      wir uns wegen dem Eigenkapital von mehr        lich schöne Gefühl, « auf dem Podest zu
      gemacht, als er das Bündner Olympia-Zim-       als einer Milliarde Franken für ein Zu-        stehen ». Sie ist überzeugt, « wir haben in
      mer von Enrico Uffer und Gian Fanzun be-       kunftsprojekt wie Olympia leisten. » Für ein   Graubünden so viele Argumente, die für
      treten habe. « Die Olympischen Spiele sind     Defizit ist nicht der Kanton verantwortlich.   Olympia stechen. Unser Land vermittelt
      das, was wir daraus machen », und Unter-       « Diese Zusicherung haben wir vom Bun-         eine grosse Sicherheit, und das IOC weiss
      nehmer wie diese leisteten heute schon         desrat, und daran muss sich der Bund hal-      das. »
      ihren mutigen Beitrag dazu.                    ten. » Im Verteilkampf von Bern hätten wir
                                                     nur mit Olympia eine Chance, ist Infra-
      Frage der Glaubwürdigkeit                      strukturminister und Regierungsrat Mario
      Wie Regierungspräsident Hansjörg Trach-        Cavigelli überzeugt. « Sollten wir zu Olym-
      sel als ehemaliger Anschieber im Bobsport      pia am 3. März Nein sagen, muss Graubün-
      nun als Steuermann dieses Unternehmens         den auf sinnvolle Projekte für Strasse und
      zu agieren gedenke, wollte Moderator           Schiene verzichten. » Zu gross seien die
      ­David Sieber, Chefredaktor der «Südost-       Begehrlich­keiten der Zentren für den Aus-
       schweiz», wissen. Alles sei eine Frage der    bau ihrer Projekte und zu knapp die Mittel
       Glaubwürdigkeit. Die Machbarkeit und Be-      in Bern, wo ein unerbittlicher Verteilkampf
       rechnungen seien sehr seriös durchgeführt     stattfinde.
       worden und die Risiken seien kalkulierbar.
       Zudem sei er in diesem Projekt nicht allei-   Point of no Return erst nach 2015
       niger Steuermann, eher müsste man den         Es gibt auch nach einem Ja am 3. März die      Hier brennt das Feuer für Olympia.
       Vergleich mit einer Fussballmannschaft        Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen. Dies
       machen. Regierungsrat Christian Rathgeb       bestätigte die Regierung einheitlich und
       zeigte sich überzeugt, dass auch der          zweifelte nicht daran, dies im Bedarfsfall
       Sicherheitsaspekt im ähnlichen Rahmen
       ­                                             auch zu tun. Dann nämlich, wenn es sich im
       wie beim WEF garantiert werden könne.         Projektverlauf bis vor der Vergabe 2015
       Er betonte als Gesundheitsdirektor aber       zeige, dass die der Bevölkerung verspro-
       auch, wie wichtig es sei, das Feuer in der    chenen Vorgaben nicht eingehalten werden
       Bevölkerung für Olympische Spiele und so-     können und das Risiko zu gross werde.
       mit für den Sport generell zu entfachen.
       « Unser Kanton ist der schönste Fitness-      Olympia = Emotionen pur
       raum, den es gibt. » Finanzchefin Barbara     Im Rückblick auf ihre Aktivzeit als Skirenn-
       Janom Steiner räumte ihrerseits Bedenken      fahrerin brachte Maria Anesini Walliser
       aus, es könnte ein finanzieller Scherben-     Emotionen ins Spiel. « Wir hatten einen ge-
       haufen zurückbleiben. « Es sind fixe Beträ-   sunden Konkurrenzkampf und jede von uns        Auch bei hochbrisanten Themen entspannt.

      Bündner Gewerbe 1 /2013                                                                                              Im Brennpunkt | 15

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GR 2022 – Der Steinbock auf dem Weg zu den olympischen Ringen

             Sechs Gründe für ein Ja zu Olympia

             Die im Kantonalvorstand und in der            Brocken nimmt er aus den Reserven, so wie          fach zurück. Auch private Investoren wer­
             Präsidentenkonferenz zusammen-                er das beispielsweise auch beim Vereina­           den angezogen. Niemand will bei Gross­
             geschlossenen Gewerbevertreter haben          tunnel getan hat. Bevor der Tunnel gebaut          anlässen abseits stehen. Graubünden kann
             sich ihren Entscheid zu einem ein-            war, hatte der Kanton seinen Anteil schon          seine touristischen und verkehrstechni­
             stimmigen Ja zu « Graubünden 2022 »           finanziert. Hier gilt Gleiches. Im Klartext : Er   schen Infrastrukturen erweitern und erneu­
             und dem Kredit über 300 Millionen             bezahlt seinen Anteil mit bis heute zu viel        ern. Der Anschluss an die grossen Zentren
             Franken nicht einfach gemacht.                bezahlten Steuern. Der Beitrag des Kantons         und an den Flughafen Zürich wird verbes­
                                                           mit 300 Millionen Franken ist zwar viel            sert. Die Telekommunikationsnetze werden
             Mi. Sie sind sich ihrer Verantwortung be­     Geld, den Löwenanteil für die Durchführung         ausgebaut. Nach den Olympischen Spielen
             wusst und sie kennen die Stimmung – auch      übernehmen aber der Bund, das IOC und              ist Graubünden wettbewerbsfähiger.
             in den eigenen Kreisen, die mitunter von      Private mit rund 3,6 Milliarden Franken.
             euphorisch, sehr positiv, über kritisch bis                                                      3. Der ideelle Wert für Graubünden
             niederschmetternd alle Stadien erreicht.      2. Der Nutzen für Graubünden                       Die Kandidatur bringt Publizität und Wer­
             Wer sich die Zeit nimmt, die angesichts der   Von 2015 bis 2022 werden durch die Spiele          bewirkung, die weder die Schweiz noch
             noch langen Vorbereitungszeit – der Anlass    Investitionen von rund 4 Milliarden Fran­          Graubünden sonst haben. Wenn die Kandi­
             findet in zehn Jahren statt – die Dossiers    ken ausgelöst. Unternehmer aus dem gan­            datur aus Graubünden 2015 vom IOC den
             zu lesen und zu verstehen, darf mit gutem     zen Kanton werden im Infrastrukturbereich,         Zuschlag erhält, können wir der ganzen
             Grund zum Schluss kommen, der Kandida­        in den Dienstleistungen und vor allem in           Welt positive Signale senden. Wir können
             tur zuzustimmen.                              der Regionalversorgung stark engagiert             über die Kantons- und Landesgrenzen hin­
                                                           sein. Olympia wird als Kompensation für            aus zeigen, dass wir gemeinsam ein ganz
             1. Die Schuldenfalle                          den brachliegenden Zweitwohnungsbau die            grosses Projekt realisieren wollen. Das
             Die wichtigste Frage, die auch das Gewerbe    Wirtschaft in Graubünden beleben. Zu glau­         würde der gesamten Bündner Bevölkerung
             betrifft, sind die Kosten. Werden uns am      ben, all diese Investitionen könnten wir           enorm gut tun. Der Spirit eines solchen An­
             Schluss nur die Schulden bleiben und sonst    auch sonst bekommen – ohne Olympia –               lasses lässt vieles zu, was sonst nicht mög­
             nichts ? Die Mittel, die der Kanton für die   vielleicht nur etwas später, verkennt die          lich ist. Das zeigen viele andere Grossver­
             Kandidatur ( 8 Millionen Franken ) und die    politischen Realitäten. Die Mittel werden          anstaltungen. Als jüngstes Beispiel dient
             Durchführung ( 300 Millionen Franken ) ein­   dort ausgegeben, wo die Post abgeht. Das           London mit den Olympischen Sommerspie­
             setzen muss, kann er für die Kandidatur aus   ist die Politik der jetzigen Zeit. Man mag         len im letzten Jahr. Das Selbstvertrauen der
             den ordentlichen Mitteln im Staatshaushalt    dies bedauern, aber diese Spielregeln legen        Bevölkerung steigt, weil sie sich mit dem
             nehmen, wie er dies für jedes andere grosse   nicht Bündnerinnen und Bündner fest. Wer           Anlass identifiziert, wenn sie spürt, dass
             Projekt auch macht. Den zweifellos grossen    sich inszenieren kann, bekommt dies mehr­          sie plötzlich im Mittelpunkt steht.

             16 | Im Brennpunkt                                                                                                    Bündner Gewerbe 1 /2013

BuGe2013-01_016 16                                                                                                                                    01.02.13 07:24
4. Die Belastung der Natur                       wäre unehrlich. Die Gefahr ist vorhanden,      lebenden Jugend die Chance, an die Zu-
      Die Anlagen für die Spiele werden dort sein,     das weiss jeder investierende Unterneh-        kunft zu glauben. Graubünden hat die Mög-
      wo schon heute die touristische Nutzung          mer aus eigener Erfahrung. Letztlich läuft     lichkeit, während der Olympischen Spielen
      erfolgt. Die Natur wird nicht an Orten belas-    es auf die entscheidende Frage hinaus, ob      das Zentrum der Welt zu sein. Diese Gele-
      tet, die heute unberührt sind. Es gibt keinen    wir uns die Organisation und Durchführung      genheit sollten wir nicht verpassen. Ein
      Kahlschlag von Skipisten oder dergleichen.       selber zutrauen. Sind wir Schweizer in der     arabisches Sprichwort besagt : Es gibt drei
      Dem Gigantismus bisheriger Orte wird eine        Lage, Olympia ohne Schaden für Natur,          Dinge, die man nicht zurückholen kann :
      Absage erteilt, weil allein schon die geogra-    Umwelt und Finanzen in den Alpen zu ver-       den geworfenen Stein, das gesprochene
      fischen Verhältnisse weder Sotschi-, noch        anstalten ? Unsere Vorfahren stellten sich     Wort, die verpasste Gelegenheit.
      Vancouver- oder Turin-Verhältnisse ermög-        diese Fragen auch und bejahten sie. Wir
      lichen. Der Raum, in dem die Spiele statt-       haben keinen Anlass, es anders zu tun.         Es geht jetzt in den letzten Wochen vor
      finden, ist und bleibt begrenzt. Die Anlagen     Denn wir Schweizer sind nicht schlechter       der Abstimmung darum, die eigenen
      dienen weitgehend – heute, aber auch nach        geworden.                                      Kräfte zu mobilisieren. Helfen Sie, liebe
      2022, dann in einem besseren Ausbaustan-                                                        Gewerblerinnen und Gewerbler, mit,
      dard – dem gleichen Zweck. Diese Anlagen                                                        ­diese Abstimmung zu gewinnen. Besu­-
      werden nachher 20 und mehr Jahre weiter
                                                            « Das Selbstvertrauen                     chen Sie die lokalen Veranstaltun­-
      benutzt. Anlagen, für die es keine sinnvolle         der Bevölkerung steigt,                    gen, verwenden Sie die Werbemateria­
      Nachnutzung gibt, werden entweder nur                                                            lien und stimmen Sie zusammen mit
      temporär erstellt oder nach den Spielen auf           weil sie sich mit dem                      Ihren Angehörigen Ja am 3. März 2013.
      eine sinnvolle Grösse zurückgebaut. Es                Anlass identifiziert. »
      bleiben keine Olympiaruinen zurück, die im
      Unterhalt nur Kosten verursachen, aber kei-
      nen Nutzen tragen.                               6. Die Chancen
                                                       Ein Anlass, der auf mehr als zehn Jahre hin-
      5. Die Risiken                                   aus ein so grosses Volumen an Zukunfts-
      Zu behaupten, ein Grossanlass wie Olym-          glauben und Investitionen auslöst, ermög-
      pia würde keine Risiken zur Folge haben,         licht neue Perspektiven. Er gibt der hier

             Können
             Bündner
             über sich
             hinaus-
             wachsen?
             Dario Cologna,                           Warum erfahren Sie hier:
             Skilangläufer aus Val Mustair            www.gr2022.ch
             sagt JA am 3. März 2013.

                                                                                           Graubünden
                                                                                           gewinnt.

      Bündner Gewerbe 1 /2013                                                                                               Im Brennpunkt | 17

BuGe2013-01_017 17                                                                                                                                  01.02.13 07:24
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