DKG-Position zur Europawahl 2014 - Erwartungen deutscher Krankenhäuser an die Gesundheitspolitik der EU
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Bundesverband der Krankenhausträger in der Bundesrepublik Deutschland DKG-Position zur Europawahl 2014 Erwartungen deutscher Krankenhäuser an die Gesundheitspolitik der EU
Impressum Herausgeber Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG) Redaktion Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit Anschrift Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG) Postfach 12 05 55 10595 Berlin Hausanschrift: Wegelystraße 3 10623 Berlin Telefon: +49.30.39 801 0 Fax: +49.30.39 801 30 00 E-Mail: pressestelle@ dkgev.de Internet: www.dkgev.de Gestaltung Internet: www.suteishi.de Herstellung Warlich Druck Meckenheim GmbH Redaktionsschluss Januar 2014 Druck Januar 2014
Inhaltsverzeichnis 3 I. Erwartungen deutscher Krankenhäuser an die Gesundheitspolitik der EU 5 II. Wofür die deutschen Krankenhäuser stehen Wahlfreiheit für EU-Patienten 9 Europäische Referenznetzwerke können sinnvoll ergänzen 10 Mobilität für Gesundheitsberufe 11 Neuorganisation der Arbeitszeit im Krankenhaussektor 12 Höhere Qualität der Leistung durch Austausch von Informationen 13 Förderung der gemeinsamen Forschung mit Partnern in Europa 14 DKG-Position zur Europawahl 2014
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I. Erwartungen deutscher Krankenhäuser an die Gesundheitspolitik der EU 5 Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik spielen in der Europäischen Union (EU) eine immer größere Rolle. Die deutschen Krankenhäuser haben diese Entwick lung frühzeitig erkannt und wollen konstruktiv und ak tiv an der Weiterentwicklung der Gesundheitspolitik der EU mitwirken. Prämisse muss dabei für alle beteiligten Akteure sein, dass eine Gesundheitspolitik der EU die Gesundheitspolitik der Mitgliedstaaten in sinnvoller und schonender Weise unterstützt und da aktiv ergänzt, wo gemeinsames Handeln im Vergleich zu einzelstaatlichen Maßnahmen bessere Erfolge erzielt. Mit nachstehendem Katalog von Forderungen und Wün schen an die Gesundheitspolitik der EU möchten die deutschen Krankenhäuser Denkanstöße für eine breite Debatte liefern und damit zur Identifizierung von Zielen, die mit einer Gesundheitspolitik der EU erreicht werden sollen und können, einen aktiven Beitrag leisten. Anspruch und Verpflichtung, sich an der europäischen Debatte über eine bessere Gesundheitsversorgung zu be teiligen, ergeben sich für die deutschen Krankenhäuser wie folgt: Über 2.000 Krankenhäuser versorgen mit ihren rund 1,1 Millionen Mitarbeitern jährlich über 18 Millionen Patienten stationär und rund 20 Millionen Patienten ambu lant. Mit rund 86,8 Milliarden Euro Jahresumsatz sind die deutschen Krankenhäuser ein bedeutender Wirtschafts faktor im Wachstumsmarkt Gesundheitswesen. In vielen Regionen ist das Krankenhaus der größte Arbeitgeber. Krankenhäuser nehmen für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung eine zentrale Aufgabe wahr und stel len eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung flächendeckend und umfassend sicher. Dabei müssen sie, gerade um dem Versorgungsauftrag gerecht werden zu können, auch unternehmerisch denken und handeln. Eine Klassifizierung von Krankenhäusern als Unternehmen Krankenhäuser haben besondere im klassischen Sinn würde aber dem sozialen Auftrag der Verantwortung für die Gesund Krankenhäuser nicht gerecht werden. Mit einem solchen heitsversorgung DKG-Position zur Europawahl 2014
6 Schritt wären die Häuser unkontrollierten Marktmecha nismen unterworfen, die die Sicherstellung des Versor gungsauftrags und damit die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung in Gefahr bringen würden. Der Grundsatz, dass Mitgliedstaaten verantwortlich sind für die Organisation ihrer Systeme in den Bereichen so ziale Sicherung und Gesundheit, ist eine wichtige Basis des sozialen Friedens und des Zusammenhalts der je weiligen Gesellschaft. Diese Grundentscheidung wurde durch den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Gesundheitsversorgung in Union von Lissabon bestätigt und sollte bei Diskussionen nationaler Verantwortung zur Gesundheitspolitik der EU die von allen getragene Ge sprächsgrundlage bleiben. Eine Gesundheitspolitik der EU muss daher den jeweiligen gesellschaftlichen Kon sens eines jeden Mitgliedstaats wahren, unter welchen organisatorischen und finanziellen Bedingungen Gesund heitsversorgung für die jeweils eigenen Bürger zugäng lich sein kann und soll. Eine Gesundheitspolitik der EU kann nationale Maßnah- men sinnvoll unterstützen und ergänzen. Beispielsweise durch finanzielle Förderung gemeinsamer Forschung und durch Organisation von Diskussionsplattformen auf EU-Ebene können Fortschritte erreicht werden, die durch einzelne Staaten möglicherweise nicht in diesem Umfang EU kann nationale Gesundheits- erzielbar wären. Eine sinnvoll-fördernde, aber subsidiäre politik ergänzen Gesundheitspolitik der EU ist daher eine lohnenswerte Herausforderung, deren Gestaltung – unter weitest ge hender Berücksichtigung nationaler Strukturen – die größte Akzeptanz der europäischen Ergänzungen bei nationalen Akteuren findet. Deutsche Krankenhäuser sprechen sich für die Schaffung eines eigenen Gesundheitsstrukturfonds der EU aus. Eine gut ausgestattete Gesundheitsversorgung in allen Mitgliedstaaten ist nicht nur Grundvoraussetzung für eine gute Volksgesundheit und damit für Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum in ganz Europa. Investitionen
7 in die Gesundheitssysteme als oftmals größte Arbeitge ber sind auch Fördermaßnahmen für einen kontinuierlich EU-Gesundheitsstrukturfonds wachsenden und in Krisenzeiten stabilen Wirtschafts einrichten zweig. Durch Maßnahmen der Krankenhausbauförderung und der Bereitstellung von Mitteln für die Beschaffung medizinischer Geräte sowie durch Unterstützung der Aus bildung von Krankenhauspersonal könnte den gemeinsa men Werten und Prinzipien der Gesundheitssysteme der EU, wie sie vom Europäischen Rat im Juni 2006 verab schiedet wurden, Rechnung getragen werden. Gleichzeitig hat die Europäische Union in anderen Poli tikbereichen teilweise eine umfassende Gestaltungskom petenz erhalten. Maßnahmen aus diesen Bereichen kön nen teils eine erhebliche Auswirkung auf die Struktur, die Finanzierungsgrundlage oder die sonstige Organisa tion der mitgliedstaatlichen Gesundheitswesen haben. Auswirkungen auf Gesundheits- Bei zahlreichen Initiativen braucht es mehr Sensibilität versorgung als automatischer für die – manchmal nicht beabsichtigten – Folgen für die Reflexionsprozess bei allen Gesundheitsversorgung. Mögliche strukturelle und finan zielle Auswirkungen für die Gesundheitssysteme der Mit gliedstaaten sollten daher Bestandteil jeder Gesetzesfol- genabschätzung auf europäischer Ebene sein. Mit Sorge beobachten die deutschen Krankenhäuser die zunehmende Vorgehensweise, der Europäischen Kommis sion in erheblichem Maße Kompetenzen für sogenannte „delegierte Rechtsakte“ und „Durchführungsrechtsakte“ zu übertragen. In Ausübung dieser ursprünglich auf tech EU-Gesetzgebung durch nische Details fokussierten Vorschriften werden immer Europäisches Parlament häufiger auch politische Entscheidungen ohne die not und Rat wendige parlamentarische und mitgliedstaatliche Legiti mation und Kontrolle erlassen. Damit wird das primärver tragliche Kompetenzgefüge ausgehöhlt. Bei allen Rechtsakten, Maßnahmen und sonstigen Initia tiven der Europäischen Union müssen klare Finanzie rungsaussagen für die Schaffung von neuen Aufgaben oder die mögliche Umverteilung bereits bestehender DKG-Position zur Europawahl 2014
8 Zuständigkeiten getroffen werden. Krankenhäuser sind teilweise direkt Adressat von gesetzlichen Aufgaben durch den EU-Gesetzgeber und oft durch EU-Vorgaben in Aufgaben für Krankenhäuser der Pflicht, teils bestehende Strukturen anzupassen oder durch EU-Gesetzgebung muss neue Strukturen in den Betriebsabläufen zu implemen finanziert werden tieren. Sofern dafür Maßnahmen der EU ursächlich sind, muss der Urheber auch für eine ausreichende Refinan zierung Sorge tragen.
II. Wofür die deutschen Krankenhäuser stehen 9 Wahlfreiheit für EU-Patienten Mit der Richtlinie über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung haben die Bürgerinnen und Bürger europaweite Wahl freiheit für Gesundheitsleistungen erhalten. Deutsche Krankenhäuser bieten ein hohes Maß an Qualität von Deutsche Krankenhäuser sind medizinischen Leistungen und Dienstleistungen rund bereit für grenzüberschreitende um die Gesundheitsversorgung. Das verstärkte am Gesundheitsversorgung bulante Potenzial deutscher Krankenhäuser bietet da bei zusätzliche Chancen. Die Krankenhäuser sind für den europäischen Wettbewerb um Patienten bereit und wollen Gesundheitsdienstleistungen und medizinische Dienstleistungen (z. B. Diagnostik- und Therapieberatung sowie telemedizinische Dienstleistungen und Beratun gen) für Patienten aus dem Ausland erbringen. DKG-Position zur Europawahl 2014
10 Europäische Referenznetzwerke können sinnvoll ergänzen Mit der Richtlinie über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung wur- den die Mitgliedstaaten zu einer engen Kooperation im Bereich seltene Erkrankungen und spezialisierte Leistun gen verpflichtet und sollen „Europäische Referenznetz werke“ errichten. Die Errichtung und die Unterhaltung der Europäischen Referenznetzwerke muss die mit dem Lissabon-Vertrag festgelegte nationale Organisations Europäische Referenznetzwerke kompetenz für die Gesundheitsversorgung wahren. Weder als Ergänzung zum nationalen dürfen Planungskompetenzen der zuständigen Behörden Versorgungsangebot organisieren beeinträchtigt werden, noch dürfen aus der Arbeit der und sicher finanzieren Europäischen Referenznetzwerke verpflichtend Quali täts- oder Strukturvorgaben für die nationale Ebene ab geleitet werden. Die Finanzierung der Europäischen Refe renznetzwerke ist Aufgabe der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union.
11 Mobilität für Gesundheitsberufe Die – auch zeitlich befristete – Anstellung von Arbeitneh mern aus anderen Mitgliedstaaten kann zur Steigerung der Qualität der Krankenhausversorgung in Deutsch land und zur Abdeckung von personellen Engpässen dienen. Mit der Richtlinie zur Anerkennung von Berufs qualifikationen wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer verstärkten Mobilität von Arbeitnehmern gegangen. Dieser Weg ist weiter zu beschreiten. Die nun von der Mobilität der Gesundheits- Europäischen Kommission übertragene Kompetenz, in berufe fördern einigen Teilen der Richtlinie delegierte Rechtsakte zu er lassen, beispielsweise für die Ausbildungsziele für Kran kenpflegekräfte, darf allerdings nicht dazu führen, dass die hochwertige deutsche Fachkräfteausbildung derart verändert wird, dass neue Berufsbilder entstehen. DKG-Position zur Europawahl 2014
12 Neuorganisation der Arbeitszeit im Krankenhaussektor Die besondere Aufgabenstellung für die Krankenhäuser im Rahmen der Versorgungssicherheit (Leistungsvorhal tung rund um die Uhr, unterschiedliche Intensität der Inanspruchnahme von Leistungen) erfordert in beson derer Weise eine flexible Arbeitszeitorganisation. Kran kenhäuser müssen in die Lage versetzt werden, eine finan zierbare und problemorientierte Arbeitszeitgestaltung zu organisieren, z. B. in Form von Bereitschaftsdiensten. Die Überarbeitung der EU-Arbeits Bemühungen um eine patienten- und mitarbeiterfreund zeitrichtlinie notwendig liche Arbeitszeitorganisation in den Kliniken muss durch einen Rechtsrahmen begleitet werden, der differenzierte Formen der Arbeitszeit und ihrer Bewertung zulässt. Eine Novellierung der Arbeitszeitrichtlinie sowie eine Ände rung des deutschen Arbeitszeitgesetzes sind dringend erforderlich.
13 Höhere Qualität der Leistung durch Austausch von Informationen Durch den Austausch von Erfahrungen und „good practi- ces“ kann die Qualität bei der Erbringung von Gesund- heitsdienstleistungen oder bei medizinischen Geräten gesteigert werden. Die Europäische Union kann einen freiwilligen Austausch für alle, die daran interessiert sind, mit der Bereitstellung und Unterstützung von Austausch plattformen fördern. Gleichzeitig ist anzuerkennen, dass auch durch die Mög lichkeiten der „Offenen Methode der Koordinierung“ für die Optimierung der Gesundheitsversorgung in Europa ein Mehrwert generiert werden kann. Das Erreichen der Ziele „universelle Zugänglichkeit, hohe Qualität und nachhal tige Finanzierbarkeit von Gesundheitsdienstleistungen“ kann durch die Methode der offenen Koordinierung unter Europäischen Mehrwert durch stützt werden. Bei eindeutiger Festlegung von belastbaren Austausch von Wissen und und objektiven Indikatoren, die durch streng methodische Erfahrung schaffen Verfahren gewonnen werden, können unter Beteiligung der gesundheitspolitischen Akteure internationale Best- Practice-Beispiele identifiziert und evaluiert werden. Die Umsetzung möglicher gemeinsamer Ziele muss dabei in der alleinigen Zuständigkeit der Mitgliedstaaten verbleiben. DKG-Position zur Europawahl 2014
14 Förderung der gemeinsamen Forschung mit Partnern in Europa Deutsche Krankenhäuser arbeiten innovativ und zukunfts- gerichtet. Mit erheblichem Aufwand an finanziellen Mit teln und Personal werden Verfahren und Produkte ent wickelt, die Diagnose und Therapie am Patienten ständig verbessern. Dieses hohe Innovationspotenzial kann durch Zusammenarbeit mit Partnern in Europa zum Wohle der Patienten noch gesteigert werden. Die Europäische Union kann hier durch administrative Hilfe und Forschungsför derung unterstützend tätig werden. Die Förderung von Forschung im Bereich Gesundheitsver sorgung ist zugleich Förderung der Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines der stärksten Wirtschafts bereiche in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Europäische Forschungs Der Forschungsförderung im Bereich der Gesundheit förderung für mehr Innovation sollte daher eine hohe Priorität eingeräumt werden.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dach- verband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 2.017 Kranken- häuser versorgen jährlich 18,6 Millionen stationäre Patienten und rund 18 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,2 Mil- lionen Mitarbeitern. Bei 86,8 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßge- blichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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