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GREGOR Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung Augsburg 2|2022
2 EDITORIAL IN DIESEM HEFT 3 S. 8 S ehr geehrte Damen und Herren, liebe Freund*innen der St. Gregor-Jugendhilfe, S. 12 erst die Corona-Pandemie, dann ein russischer An- für neuen Mut in schwierigen Zeiten sorgt. In jedem Editorial S. 2 griffskrieg in der Ukraine, gefolgt von Energiekrise und Kontakt, in jeder Begegnung, in jeder Besprechung und Dr. Vincent Richardt – erster Eindruck, Tradition, Innovation und Herz S. 4 S. 14 Rekordinflation. Nach und nach geraten vertraute Si- in vielfältigen Aktivitäten kümmern sich hier alle hin- cherheiten ins Wanken. Gesundheit, Frieden und Wohl- gebungsvoll um die Belange der Kinder, Jugendlichen 450 Jahre: Das Katholische Waisenhaus in den 60er-Jahren S. 6 stand galten eigentlich als verlässliche Errungenschaf- und ihrer Familien, damit wachsende Hürden nicht all- Feste und Feiern: Erntedank S. 7 ten, doch plötzlich bröckelt hier mehr als nur der Putz. zu groß und im besten Fall sogar kleiner werden. 450 Jahre: Heute wie damals? S. 8 Erstmals seit langer Zeit steht der Wunsch, dass es den 450 Jahre: Stiftungsrat aktuell S. 10 Kindern einmal besser gehen soll, ernsthaft in Frage. Dieser Geist hat mich jetzt schon erfasst und ich freue mich sehr, nun ein Teil davon zu sein. Zum einen geht 25 Jahre und ein Abschied S. 11 Natürlich trifft dies nicht alle Kinder gleichermaßen. es um die Zukunft, der wir weiterhin mit vereinten Auftanken: Mona Lisa und SchulFiT in Kroatien S. 12 Natürlich ist es ein Unterschied, ob man durch Lock- Kräften, flexibel und innovativ begegnen wollen. Und Wasser ist Leben. Mitarbeiter*innen unterwegs zum Sinn S. 13 down und Homeschooling seine Abiturfeier oder den zum anderen sollten wir diese lange Tradition ange- S. 16 Anschluss an den Schulstoff verpasst. Natürlich leiden messen würdigen. In 450 Jahren hat sich das Haus Unterwegs: Biken wie die Profis S. 14 ukrainische Kinder unter einer Flucht sehr viel mehr als nicht nur im Wandel von Stadt- und Weltgeschichte Ein Häusle für die Arche S. 15 andere unter geschlossenen Schwimmbädern. Dennoch stetig weiterentwickelt, sondern auch viele Krisen er- Unterwegs: Bergwochenenden für Familien S. 16 ist ihnen gemein, dass sich die Welt um sie herum spür- lebt und ist mitunter gestärkt daraus hervorgegangen. bar verändert hat. Zu verzichten fällt umso leichter, je Die größten Herausforderungen führen nicht selten zu Die Nikoläuse kommen jedes Jahr S. 17 mehr man hat. Dementsprechend trifft es, wie so oft, den kreativsten Lösungen. Das gibt uns Hoffnung auch Unterwegs: Gregor-„Foodtruck“ beim Flohmarktfest S. 18 die Ärmsten und Schwächsten am härtesten. Es steht für heute und ist wohl der beste Grund, ein 450jäh- Mehr Bewegung im Familienzentrum S. 18 zu befürchten, dass immer mehr Kinder durch schlech- riges Jubiläum – wenn auch coronabedingt mit etwas teren Zugang zu Bildung, mangelnde Förderung und Impressum S. 19 Verzögerung – ausgiebig zu feiern. Wie genau, sei noch emotionale Vernachlässigung auf der Strecke bleiben. nicht verraten, aber Vorfreude ist durchaus erlaubt, Mitmachen S. 20 S. 18 nicht nur auf Feiern im nächsten Jahr! Zum Glück gibt es die Jugendhilfe, die hier unbeirrt und unermüdlich dagegenhält. Auch St. Gregor unter- Von Herzen wünsche ich Ihnen allen eine möglichst be- stützt gerade die Benachteiligten und das nicht erst sinnliche Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest seit gestern, sondern schon seit 450 Jahren. Eine lange im Kreise Ihrer Lieben. Historie, in der mit Sicherheit nicht immer alles gut gelaufen ist, weshalb es stets wichtig bleibt, sich al- Ihr Dr. Vincent Richardt lem aus dieser Vergangenheit verbindlich zu stellen. Gleichzeitig aber auch eine Geschichte der fachlichen Weiterentwicklung, Ausdifferenzierung und Flexibili- sierung, immer die Betroffenen mit deren Anliegen, Themen und Ressourcen im Blick. Durch diese Mi- schung aus Tradition und Innovation entsteht ein ganz Geschäftsführer Das Titelbild (Korbinian Nießner) entstand auf dem neuen Klettergerüst im Familienzentrum Sternstunden in Augsburg-Göggingen, siehe Beiträge besonderer Geist, der auch im Alltag spürbar ist und St. Gregor Kinder, Jugend- und Familienhilfe gGmbH auf Seite 17 und 18.
4 INTERVIEW INTERVIEW 5 Kinder, die jungen Menschen, die Familien brauchen, ich dachte: Ich will da wieder näher ran, zu einem Trä- Bereich zusammenfasse, damit ich sie betreuen kann, was ihnen helfen könnte, wie man sie unterstützen ger, wo ich unmittelbar mit den Menschen zu tun habe, entsteht eine Gruppe, also ein System mit einer eige- könnte. Es gibt ein differenziertes Angebot, es gibt die das machen. Dann kann ich gemeinsam mit diesen nen Dynamik. Ich bin gespannt, wie das hier gelebt flexible Hilfen, man ist am Sozialraum orientiert. Ver- Menschen auch wieder etwas gestalten, anders als aus wird, denn das ist sehr unterschiedlich. Die Begriffe einfacht gesagt: Wer hier Hilfe sucht, muss sich nicht der Entfernung. Schon bei der Erntedankfeier habe ich Sozialraum, Ressourcenorientierung, systemisches der Einrichtung anpassen, sondern die Einrichtung ver- zum ersten Mal seit Jahren die Kinder wieder ernsthaft Denken kann jeder für sich interpretieren. Gerade un- sucht, sich dem anzupassen, was der Mensch brauchen aus der Nähe miterlebt. ter dem systemischen Paradigma gab es dann ja auch könnte. Und drittens: Die ersten Erfahrungen in den schädliche Entwicklungen. Deshalb muss man immer Vorstellungsgesprächen und das Kennenlernen der Lei- Bei einem sehr großen Träger ist die Arbeit fragmen- genau hinschauen, was mit „systemisch“ tatsächlich tungsrunde und des Stiftungsrates waren sehr gut und tiert, es gibt Leitungen für die einzelnen Bereiche wie positiv. Da kann man gerade in den Führungsebenen Pädagogik, Finanzen, Marketing und es ist schwer, zu- gemeint ist. Da habe ich hier aber bisher einen sehr auch ganz andere Erfahrungen machen. Dagegen kam sammenzukommen. Hier kann ich als Geschäftsführer guten Eindruck. man mir hier mit einer herzlichen Ausstrahlung entge- gemeinsam mit der Leitungsrunde Dinge entwickeln, gen. Das hat mich dann überzeugt. bei denen ich dann auch sehe, was daraus wird. Ich Wie würden Sie sich als Chef beschreiben – und Ihre kann jede fachliche Anforderung viel direkter abglei- bisherigen Mitarbeiter*innen? Gerade was das Thema Innovationen anbelangt haben chen mit der Realität. Sie ja da einen guten Überblick? Mein Job ist es wohl vor allem, für die Entwicklung der Gibt es darüber hinaus noch etwas, das die St. Gregor- großen Linien zu sorgen. Ich trage die Verantwortung Nach meinen ersten beruflichen Schritten als Sozialpä- Jugendhilfe für Sie besonders macht? und stehe dafür ein, trotzdem ist ein echter partizipa- dagoge habe ich mehrfach die Funktionen gewechselt, tiver Ansatz wesentlich. Ich glaube, es kommt darauf bin in die Leitung gegangen von ambulanten, teilsta- Ich habe den Eindruck, dass hier tatsächlich die Men- an, so zu führen, wie man auch selbst geführt werden tionären und stationären Erziehungshilfen, habe zu- schen mit ihren Anliegen im Mittelpunkt stehen. Dass möchte. Dass man nicht einfach etwas vorgibt, son- sätzlich Psychologie studiert und dann auch darüber die Pädagog*innen versuchen, die Menschen darin zu dern gemeinsam Ideen entwickelt, Ziele findet für die geforscht, wie eine Herangehensweise wirkt, die sich unterstützen, mit ihren eigenen Mitteln ihre Themen Menschen, die ihre Bereiche verantworten, und sie da- am Sozialraum orientiert, an den Ressourcen, am Wil- zu bearbeiten und ihre Ziele zu erreichen. Das ist ver- bei unterstützt, diese zu erreichen. Natürlich gibt es len der Menschen. Daher kenne ich auch die Ansätze ankert bis in die Verwaltung hinein. Alle, die ich bis- in anderen Kommunen, wo die Jugendämter und freie her hier kennengelernt habe, sehen ein übergeordne- auch Grenzen, wo ich dann nicht mitgehen würde. Träger zusammenwirken und gemeinsam ein Modell tes Ziel, für das sie sich gemeinsam engagieren, auch entwickeln. Diese Ansätze sind tatsächlich erfolgreich. in den Finanzen und im Personalbereich. Eine solche Das Wichtigste ist mir, dass man gut kooperiert – je- Der wissenschaftliche Blick darauf zeigt, dass es Sinn Haltung müsste man an anderer Stelle erst mal imple- der in seiner Rolle, aber eben auch gemeinsam und macht. mentieren. Hier durften die Mitarbeiter*innen in den auf Augenhöhe. Überall können Sie lesen, dass man letzten zehn, zwanzig Jahren offensichtlich genau das partizipativ führt, aber ich habe auch schon oft das Herkömmliche Ansätze führen bisweilen dazu, die Hil- erproben. Es gibt hier eine Reihe von Leuten, die schon krasse Gegenteil erlebt, rein direktiv, ganz ohne Kom- fesuchenden länger zu behalten, auch wenn sie weni- sehr lange dabei sind, und es gibt eine ausgeprägte munikation. Das will ich selber auch nicht. Lieber viel ger Hilfe brauchen, da die Finanzierung über tägliche Herzlichkeit. im Austausch sein. Ich hoffe, dass meine bisherigen Entgelte läuft. Das kann man als Fehlanreiz interpre- Mitarbeiter*innen das auch bestätigen würden! Ich tieren, weil die Flexibilisierung und die Reduzierung Eine inhaltliche Gemeinsamkeit zu Ihren bisherigen glaube, die meisten würden das tun. der Hilfen dann zu kurz kommen. Das kenne ich aus beruflichen Aufgaben und der St. Gregor-Jugendhilfe einigen Einrichtungen. Auch die Jugendämter sind un- ist das Arbeiten im Sozialraum. Haben Sie sich schon Der Mensch Dr. Vincent Richardt ist ja nicht nur Päd- terschiedlich, Großstädte sind anders als der ländliche einen ersten Eindruck vom Prinzip Sozialraumorien- agoge, Psychologe, erfahrene Führungskraft und nun Raum. Im Vergleich auch unter diesem Aspekt – es gibt tierung bei St. Gregor machen können, wie passt das nicht viele Träger, die mir hier so attraktiv erscheinen in ihre Vorstellungen und möchten Sie da noch etwas Einrichtungsleiter. Was ist Ihnen wichtig im Leben und wie St. Gregor. weiterbewegen? wo finden Sie Ausgleich? Ein beruflicher Schwerpunkt in Ihrem Leben war die Ich habe schon gemerkt, dass der Anspruch bereits Die Familie ist mir sehr wichtig. Zentral sind natürlich Wissenschaft, sie haben zwei Fächer studiert, pro- stark verankert ist. Letztendlich muss man vor Ort ge- meine Kinder: Ich habe eine große Tochter mit 19, ei- moviert und in Forschungsprojekten gearbeitet. Was meinsam mit den Menschen schauen, was vorhanden nen Sohn mit neun und eine Tochter, die vier Jahre alt zieht Sie nun in die Praxis? ist, womit man arbeiten kann und welche Projekte ist. Und da ein einigermaßen, manchmal vielleicht so- DR. VINCENT RICHARDT Die Frage habe ich mir auch oft gestellt. Schon in mei- sinnvoll wären. Man nennt das auch vom Fall zum Feld kommen, wodurch auch bei St. Gregor eine Reihe von gar guter Vater zu sein, füllt die Zeit schon ganz schön. Ich verbringe möglichst viel Zeit mit meiner Familie, nen ersten Erfahrungen im Zivildienst mit Kindern im tollen Angeboten entstanden ist. Da kann man natür- lese gerne und interessiere mich für Sport. Wenn ich Willkommen als Geschäftsführer der St. Gregor-Ju- Vorschulbereich habe ich erlebt, was möglich ist, dass lich noch mehr machen, aber das Glas ist sicher mehr dazu komme, laufe ich gerne. Ich bin ein paarmal Ma- gendhilfe, Dr. Richardt. Wir freuen uns auf Sie und zum Beispiel ein kleines Mädchen, das nicht sprach, als halb voll. sind neugierig. Was hat Sie neugierig gemacht auf die rathon gelaufen, aber für das nötige Training fehlt mir nach einiger Zeit eben doch angefangen hat zu spre- jetzt die Zeit. Und man wird ja auch nicht jünger, der St. Gregor-Jugendhilfe und Sie letztlich dazu bewo- chen. Im ersten Studium, Sozialpädagogik, habe ich im Ein methodischer Schwerpunkt hier im Haus ist das gen, hierher zu wechseln? Rücken … Praktikum in einem Heim im Schichtdienst Jugendliche systemische Arbeiten. Wie ist Ihre Haltung dazu, brin- von 14 bis 18 betreut, die relativ schwere Belastun- gen Sie auch da Erfahrungen mit? Drei Dinge haben mich sehr angesprochen: Erstens die gen hatten. Das hat mich nicht mehr losgelassen. An Das lässt uns hoffen, dass Sie auch beim nächsten Fir- große Tradition: Über Jahrhunderte hat sich aus einem meinem letzten Arbeitsplatz, dem SOS-Kinderdorf mit Systemische Denkweisen waren wahnsinnig prägend, menlauf Teil des Teams sind. Vielen Dank für das Inter- Waisenhaus über eine Stiftung diese Einrichtung ent- über 4.000 Mitarbeiter*innen als Ressortleiter in der als ich studiert habe. Das ist mir sehr vertraut. Es ver- view und die Chance, sich darüber ein erstes Bild zur wickelt, wie sie heute dasteht. Die ist verglichen mit zweiten Führungsebene habe ich gemerkt wie weit bindet sich ja auch gut mit den anderen Ansätzen, dass neuen ersten Führungskraft der St. Gregor-Jugendhil- dem, was ich teilweise an fachlichen Entwicklungen weg ich von diesem Mädchen, von der Praxis überhaupt ich den Menschen nicht isoliert betrachte, sondern als fe zu machen. kenne, sehr modern, wirklich innovativ. Weil man hier gekommen bin. Wie wenig meine Arbeit in den Gremi- Teil eines Systems oder auch eines sozialen Geflechts versucht, in den Angeboten dem zu folgen, was die en noch auf echter praktischer Erfahrung beruht. Und aus Beziehungen. Wenn ich die Kinder im stationären Das Interview führte Daniela Lutz Bringen Freude in Corona-Zeiten: Päckchen mit lieben Briefen von Lili Friedrich
6 GASTBEITRAG FESTE UND FEIERN 7 Dören war der Älteste von insgesamt neun Kindern. Die Mutter, 1934 geboren, floh mit ihren ersten drei Kindern von Hamburg nach Mittenwald. Ihre Misshand- lungen blieben offenbar nicht unbemerkt. Sie wurde angezeigt. Daraufhin floh sie nach Augsburg und das vierte Kind – ein Mädchen – kam zur Welt. Auch dort waren wohl Nachbarn aufmerksam geworden. Eines Tages öffnete der Sohn dem Jugendamt. Er wurde ge- fragt, ob die Mutter daheim sei und verneinte. Die drei Kinder wurden in Obhut genommen. Die Mutter floh mit der jüngsten Tochter nach Mannheim. Das Mädchen kam im zweiten Lebensjahr durch die Misshandlungen um ihr Leben. Die Mutter heiratete später einen Ame- rikaner und hatte noch weitere fünf Kinder. Gerne erzählt Dören von der Zeit aus dem Waisenhaus. „Uns hat es an nichts gefehlt“, sagt Dören und meint damit an materiellen Dingen. Die Kinder und Jugendli- chen hatten einen geregelten Tagesablauf. Nach dem Waschen gab es Frühstück mit Semmeln, Wurst und Marmelade. Das Waisenhaus sei sehr modern gewe- sen. Die Kinder waren in drei Altersgruppen aufgeteilt und gingen in der Anfangszeit noch in die heimeige- ne Schule. Nach dem Mittagessen wurden Hausaufga- ben gemacht. Es gab einen Fußballplatz und mit den ERNTEDANKFEIER Schwestern wurden viele Gespräche geführt. Nie sei es in irgendeiner Form zu Übergriffen gekommen. Ande- Bei frischem Herbstwetter konnten wir am 10. Oktober Reiner Erich Dören bei seiner Erstkommunion rerseits habe es auch keine Zuneigung gegeben. Umar- mit den stationären Wohngruppen auf unserem Gelän- mungen oder Streicheleinheiten als Lob gab es nicht. de Erntedank feiern. Der Direktor, Priester Erwin Reiber, sei ein ganz feiner DER KIRCHE EWIG DANKBAR Mann gewesen. Erstmals unter Teilnahme von Herrn Dr. Richardt und Zehn Jahre verbrachte Dören in dem Waisenhaus und mit der bewährten musikalischen Umrahmung der Reiner Erich Dören wuchs im Katholischen kann nur Gutes berichten. Beliebt war auch die Ferien- Greg-Ohr-Band saßen wir in schöner Runde zusammen. Waisenhaus auf – ein Rückblick auf die 60er freizeit in Bliensbach im von Theresia Gaugler gestif- Jahre teten Haus mit heimeigenen Pony und Klettertouren. Die Gruppen hatten Lebensmittel mitgebracht, die An den Wochenenden wurde er oft von Pateneltern ge- sie wertschätzen und die im Gruppenalltag eine Rol- Da er sich über generellen Missbrauchs-Verdacht ärger- holt. Schrecklich empfand er die Zeit in den Ferien bei le spielen. Nutella wird ja schließlich aus wertvollen te, wandte sich Reiner Erich Dören in seinem heutigen der Mutter in Mannheim. Haselnüssen hergestellt und die kleine Chili-Pflanze Wohnort Heppenheim an die Presse. Denn er erinnert liefert die nötige Schärfe für Eintopfgerichte. sich gerne an seine Zeit im Katholischen Waisenhaus Weihnachten feierten sie unter anderem in einer ame- Augsburg, in dem zu seiner Zeit noch die „Armen Schul- rikanischen Kaserne, in der Firma Osram oder auch in Ein gemeinsames Mittagessen rundete die kleine Feier schwestern“ tätig waren – für ihn sei das die Rettung einer Papierfabrik. Schon 1967 hielt der erste Farb- ab. Schön, dass dies wieder möglich war und herzli- gewesen. Über den Beitrag von Dagmar Jährling im fernseher Einzug in das Waisenhaus. Vieles hat Dören chen Dank an die Mitglieder des AK „Feste und Feiern“ Starkenburger Echo haben wir uns sehr gefreut: mit einer Agfabox im Bild eingefangen, die er heute für die gemeinsame Gestaltung. noch hat. Eine Festschrift enthält viele seiner Bil- „Mich regt das furchtbar auf. Missbrauch ist schlimm, der. Sein jüngstes Bild stammt aus dem Waisenhaus. Susanne Rainer gar keine Frage“, sagt Reiner Erich Dören. Doch, dass Es wurde an der Pforte aufgenommen. Damals war er die katholische Kirche einfach unter Generalverdacht sechs Jahre alt. gestellt wird, da hat der mittlerweile 67 -jährige ent- schieden etwas dagegen. Er selbst hätte möglicher- Mit sechzehn Jahren kam Dören in ein Internat und weise die Gewalttätigkeit seiner Mutter genauso wenig lernte dort den Beruf des Buchbinders. Nach der Lehre überlebt, wie eine seiner jüngeren Schwestern, die fand er Ausbildung in der Verlagsbuchbinderei Kränkl durch die Hand der Mutter gestorben sei. in Heppenheim, bis diese 1997 schloss. Später jobbte Dören als Filmvorführer. Im Kirchenarchiv von Sankt Mit fünf Jahren kam er mit zwei seiner jüngeren Peter in Heppenheim habe er ehrenamtlich etwa 1000 Schwestern in die Obhut der katholischen Schwestern. Bücher restauriert. „Ich würde mich doch sicherlich Später wurde ihm erzählt, dass er grün und blau ge- nicht für das Kirchenarchiv einsetzen, hätte ich etwas schlagen war. Während seine Schwestern schnell in Schlimmes im Waisenhaus erlebt“, sagt Dören. Die ka- Adoptionsfamilien wechselten, wurde bei ihm eine Ad- tholische Kirche habe ihm großen Rückhalt gegeben option zurückgezogen. Bedauert habe er das nie. „Ich und seinen Glauben geprägt. habe mich im Waisenhaus sehr schnell eingelebt und dort wohlgefühlt“, sagte Dören. Dagmar Jährling für Hr. Dören
8 450 JAHRE 450 JAHRE 9 HEUTE WIE DAMALS? insbesondere deswegen beeindruckend, als damals ja das Kriterium Vollwaisen (in Ausnahmefällen Halbwai- sen) sehr eng gefasst war, d.h. nach heutigen Krite- Gedanken zu 450 Jahren Augsburger rien sicher viel mehr Kinder unterstützungsbedürftig Waisenhaus waren. Etwas, was uns stolz machen darf und gleich- Das Waisenhaus 1626 im Stadtplan von Kilian zeitig Verpflichtung ist, auch in Zukunft das Wohl von Warum ist es mir überhaupt ein Anliegen, mich zu die- Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt unserer sem denkwürdigen Jubiläum öffentlich zu äußern? Im Bemühungen zu stellen. Laufe meiner inzwischen 28jährigen Tätigkeit bei St. Gregor war ich zu Beginn Zuhörer in Sachen Tradition Wie schnell dieser Blick auf die jungen Menschen wie- der Einrichtung, u.a. bei meinem Bewerbungsgespräch der verloren gehen kann, hat uns die Corona-Pandemie im Jahr 1994. Im Laufe der Zeit führte ich selbst immer de Bedingungen zu reagieren. Damals veränderten sich vor Augen geführt, wo sich mehr und mehr zeigt, dass mehr Vorstellungsgespräche mit Bewerber*innen und Umweltbedingungen und damit auch die Gesellschaft. die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen politisch ich stellte fest, dass sich die Geschichte des Hauses Neben Pandemien, Hungersnöten und Krieg markiert zu wenig Beachtung fanden und diese damit teilweise auf Basis der gleichen Fakten trotzdem auf sehr unter- das 15. Jahrhundert in gewisser Weise auch den Beginn Spielzimmer der Kleinkinder 1938 zu den Verlierern in der Pandemie wurden. Die sozia- schiedliche Art erzählen lässt. Und es zeichneten sich der Globalisierung. Die Gründung des Waisenhauses len und psychischen Folgen sind erheblich und es wird für mich mehr und mehr Parallelen zwischen damals war eine Reaktion auf diese gravierenden Veränderun- lange dauern, diese Folgen zu kompensieren. und heute ab. Ein Jubiläumsjahr ist eine gute Gelegen- gen, u. a. auch weil das damalige Pflegemüttersystem heit, solche Eindrücke zu teilen. der sog. Ziechfrauen an seine Grenzen geraten war. Regeln und Zuständigkeiten Das Pflegekinderwesen hat sich im Laufe der Zeit deut- lich qualifiziert und stellt heute eine wichtige Säule in Unterstützung durch das Land meines Erachtens leider Unstrittig dürfte sein, dass wir uns heute hier in Weitere Parallelen sind die formalen, administrativen gerade in einem reichen Bundesland wie Bayern viel zu Deutschland nicht ansatzweise vorstellen können, wie der Betreuung gerade kleiner Kinder dar. Leider ha- und rechtlichen Regeln. Es gab schon damals mit den wenig zu spüren. schwer und entbehrungsreich das Leben im Jahr 1572 ben wir im Jahr 2022 bei St. Gregor mehr Anfragen Almosenherren eine Art Sozialdienst, eine gewisse für den Großteil der Bevölkerung gewesen sein musste. als Plätze in Gastfamilien und Erziehungsstellen und es fällt auch Jugendämtern zunehmend schwerer, Pflege- Nähe zum Jugendamt würde ich in den Aufgaben durch- Immer schon: Auch privates Engagement aus sehen. EsEnder Michael gab damals wie heute bei Jugendämtern Vermutlich haben Menschen in anderen, ärmeren oder familien zu finden. Dass die Almosenherren mit ihrer eine örtliche Zuständigkeit, nämlich ausschließlich für Seit der Gründung war das Waisenhaus immer auf die von Kriegen erschütterten Regionen dieser Erde oder Gründungsidee von 1571 erst im Jahr 1572 beim Magis- Augsburger Kinder. Es gab schon damals Ermessens- Unterstützung der öffentlichen Hand, aber auch auf Menschen am Rande der Gesellschaft sehr wohl eine trat der Stadt mit dem Versprechen Erfolg hatten, ein spielräume bei der Behörde, denn nicht alle Kinder privates Engagement angewiesen. Ohne Spenden wäre Vorstellung davon. Für unsere Situation heute dürfen Waisenhaus sei günstiger, als das damalige Pflegemüt- waren Vollwaisen, was insbesondere zu Tage trat, als z. B. der Wiederaufbau nach dem Krieg nicht möglich wir dankbar sein, es sollte uns aber auch Verpflichtung tersystem, zeigt, dass schon damals das Soziale unter auf Grund religiöser Streitigkeiten die Leitung des Wai- gewesen. Auch heute sind es Spenden und Stiftungen, sein, im Rahmen unserer Möglichkeiten dafür Sorge zu hohem Kostendruck stand. Auch das hat sich bis heute senhauses konfessionell verändert wurde und dies El- die z. B. kleinere und größere neue Projekte und zu- tragen, dass sich an dieser Ungleichheit etwas ändert. nicht verändert. tern auf den Plan rief. Manche nahmen die Kinder trotz sätzliche Förderung von Kindern ermöglichen. Das Jahr 2015, als eine große Zahl unbegleiteter jun- eigener Not aus dem Waisenhaus heraus, schon damals ger Menschen sehr schnell in Deutschland ankam und Im Jahr 1572 gab es in Europa kaum vergleichbare Ein- also ein Vorrang des elterlichen Sorgerechts. Bei all den Parallelen und Ähnlichkeiten zwischen da- zu versorgen war, zeigte, dass wir hier in der Augsbur- richtungen und damit kann man den Almosenherren mals und heute gibt es einen Aspekt, der nur in den letz- ger Jugendhilfe auch zu organisatorischen Kraftakten durchaus Innovationsgeist attestieren, denn sie grün- Es gab auch schon eine Art Kostenbeteiligung. Wenn ten zwei Jahrzehnten zu beobachten ist: die enorme Be- fähig waren. Dass wir zeitweise hier in unserer Zent- deten und konzipierten das Waisenhaus ohne konkre- es Eltern oder Verwandte gab, sollten sich diese an schleunigung der technischen Entwicklung, insbesondere rale einen Schlafsaal mit Feldbetten für über 20 ge- tes Vorbild. Sie zeigten den Mut, neue Wege zu gehen. den Kosten der Betreuung im Waisenhaus beteiligen. der Globalisierung der Wirtschaft und die Digitalisie- flüchtete Jugendliche einrichten mussten, ist etwas, Auch das ist etwas, was wir bei St. Gregor bis heute Die Fähigkeit der Verantwortlichen in Augsburg, auf rung. Das Tempo, mit dem sich dieser Wandel vollzieht, was mich lehrte, dass sich Standards wie Einzel- und als handlungsleitend erleben, nämlich den konkreten sich ändernde Bedingungen zu reagieren, zeigte sich überfordert mitunter die entwicklungsgeschichtlich sehr Doppelzimmer auch schnell ändern können, wenn die Bedarf und die individuelle Not zu sehen und die Hilfen auch bei der Teilung des Waisenhauses in zwei kon- alten Anteile unseres Gehirns und Körpers. gesellschaftliche Not groß wird. Die Schlafsäle im Wai- konsequent daran zu orientieren, bedarfsgerecht und fessionelle Waisenhäuser. Die Konflikte zwischen Ka- senhaus wurden übrigens auch erst Ende der 60er Jah- flexibel in der Ausgestaltung. tholiken und Protestanten belasteten die Kinder und Wie wir heute in der Jugendhilfe z. B. auf die Aus- re umgewandelt in kleinere Einheiten. Jugendlichen im Waisenhaus wohl erheblich, war doch wirkungen der ständigen Medienpräsenz durch Smart- Das Kind in den Mittelpunkt stellen ihr Alltag wie der Alltag aller Menschen stark von der phones im Alltag junger Menschen sinnvoll pädagogisch Flexibel auf Veränderungen reagieren Religion geprägt. So war die Teilung mit dem Umzug reagieren können, wie wir Fehlernährung und Bewe- Die Almosenherren stellten damals das Kind in den der katholischen Kinder im Jahr 1649 an den heutigen gungsmangel und anderen Folgen der modernen Ge- Beim wiederholten Erzählen der Geschichte des Augs- Mittelpunkt, ein Gedanke, den wir noch heute im SGB Standort Auf dem Kreuz am Ende sicher ein entlasten- sellschaft entgegenwirken können und ob wir damit er- burger Waisenhauses sind mir einige wiederkehrende VIII wiederfinden und der auch für St. Gregor bis heute der Schritt für beide Seiten. folgreich sein werden, das werden Generationen nach Aspekte deutlich geworden, die ich lehrreich und z. handlungsleitend ist. uns zu bewerten haben, ganz im Sinne des dänischen T. handlungsleitend für unsere Gegenwart empfinde. Zentral und als roter Faden ist für mich erkennbar, dass Wandel zu pädagogischen Prinzipien Dichters und Philosophen Søren Kierkegaard: „Verste- Wie groß die Not damals gewesen sein muss, zeigen hen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben es von Beginn an darum ging, flexibel auf sich wandeln- die schieren Dimensionen der Belegung des Waisen- Ein Meilenstein in der Geschichte des Waisenhauses muss man es vorwärts.“ hauses beim tatsächlichen Beginn der Betreuung im war das Jahr 1853. Mit dem Einzug des Ordens der Ar- Frühjahr 1573. Rund 230 Kinder und Jugendliche wa- men Schulschwestern begann der Wandel hin zu für- Es gilt gleichermaßen für den Blick zurück in die Ge- ren zu Beginn im Waisenhaus untergebracht bei ca. sorglichen und vor allem pädagogischen Prinzipien. Die schichte des Augsburger Waisenhauses wie für das Han- 45.000 Einwohner*innen. Das waren knapp 0,51 Pro- Gründung der Waisenhausschule markierte den Beginn deln im hier und heute: Wenn wir bereit sind, Schlüsse Kleinkindabteilung ca. 1920 zent der Bevölkerung. Vergleicht man das mit den echter Bildungsarbeit. Damit stiegen die Chancen der aus der Geschichte zu ziehen, kann uns das auf dem heutigen Zahlen - 440 Heimunterbringungen im Jahr betreuten jungen Menschen in Bezug auf ihre berufli- Weg in die Zukunft leiten, in der Verbindung von Tradi- 2021, zusätzlich ca. 200 Pflegekinder bei fast 300.000 che Zukunft erheblich. Dass Bildung ein Schlüssel für tion und Moderne. Einwohnern - dann zeigt sich, dass sich natürlich die Teilhabechancen ist, hat sich bis heute nicht verän- Lebensbedingungen deutlich verbessert haben, aber dert. Dass das Bildungsniveau des Elternhauses hierbei Michael Ender eben auch, dass die heutige, differenzierte Jugendhil- noch immer ein gewichtiger Faktor für Bildungserfolg fe im Zusammenspiel mit sozialen Sicherungssystemen ist, zeigt, wie wichtig es ist, dass Schule und Jugend- Quelle der historischen Daten: Eva Haupt (im Auftrag der katholi- und Bildungsinstitutionen dafür sorgt, dass heute mit hilfe gemeinsam daran arbeiten, das Schulsystem wei- schen Waisenhaus-Stiftung Augsburg) – „... für seine Bürgers Waisen 0,21 Prozent deutlich weniger Fremdunterbringungen ter zu entwickeln und gerechter zu machen. Bildungs- arm…“ Die Geschichte des Katholischen Waisenhauses Augsburg,1996, nötig sind - weniger als halb so viel wie 1573. Dies ist politik ist Ländersache, auf kommunaler Ebene ist von Pröll Druck und Verlag GmbH
10 STIFTUNG AKTUELL PORTRAIT 11 STIFTUNGSRAT HEUTE Die Kath. Waisenhaus-Stiftung ist von je her in der Stadtgesellschaft verankert. Im Stiftungsrat sind daher satzungsgemäß drei Mitglieder des Stadtrates vertre- ten. So gab es im Jahr 2020 wieder einen größeren Wechsel. Nach der Kommunalwahl wurden die von der Stadt Augsburg entsandten Mitglieder des Stiftungsrats neu benannt. Ausgeschieden sind der damalige Sozi- alreferent Dr. Stefan Kiefer, Stadträtin Claudia Eberle und Stadtrat Max Weinkamm. Seit Juni 2020 sind nun der Stiftungs- und Finanzrefe- rent der Stadt Augsburg, Roland Barth, und die beiden Stadträtinnen Sabine Slawik und Dr. Pia Haertinger in den Stiftungsrat aufgenommen worden. Alle weiteren Mitglieder sind gleich geblieben: • ein katholischer Geistlicher • fünf im Sinne des Gemeindewahlgesetzes wählba- re katholische Bürger*innen aus dem regionalen Wirkungsfeld der St. Gregor-Jugendhilfe. Den Vorsitz hat weiterhin Maria-Anna Immerz inne und Dieter Kirchmair ist ihr Stellvertreter. Der Stiftungsrat tagt etwa vier Mal im Jahr und ent- scheidet in den Sitzungen über alle grundsätzlichen Angelegenheiten der Kath. Waisen- und Armenkinder- haus-Stiftung, der Franz und Anna Daigle’schen Stiftung und der St. Gregor-Jugendhilfe. Er benennt beispiels- weise die Geschäftsführungen der Gesellschaften, beschließt die Jahresabschlüsse und entscheidet über ENGAGEMENT PUR - ALLES Immobilienan- und -verkäufe. ZUM WOHLE DER MÄDCHEN Nach vielen aufgrund Corona gescheiterten Versuchen ist es nun endlich gelungen, ein Foto zu machen, auf Barbara Holl prägte Mona Lisa dem fast alle Mitglieder der Stiftungsrats vertreten sind. Dr. Georg Haindl war leider verhindert. Im Januar 2023 – man glaubt es kaum – feiert die Mäd- Barbara Holl mit Mona-Lisa-Mädchen und Kolleginnen auf dem Sorgschrofel, aufgenommen von einer unbekannten Wanderin. chenwohngruppe Mona Lisa ihr 25jähriges Bestehen! Wir bedanken uns bei den Mitgliedern des Stiftungsrates Eine der ersten Mitarbeiterinnen, die das Gruppenle- für ihren ehrenamtlichen Einsatz und wünschen weiter- ben mehr als zwei Jahrzehnte geprägt hat, war die hin viel Erfolg für die verantwortungsvollen Aufgaben. Gruppenleitung, Sozialpädagogin und Betriebswirtin Barbara Holl. Barbara ist im Haus bekannt für ihre un- Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Mädchen mit ih- Bukowina (Rumänien). Jedes Jahr war eine andere der Elfie Kleinfelder glaubliche Energie, ihr perfektioniertes Multitasking, ren Stärken, Anliegen und Zielen. Die ausschließlich drei Einrichtungen Ausrichter der gemeinsamen Frei- ihre innovativen Ideen, ihre unkonventionellen Metho- weiblichen Mitarbeiterinnen der Wohngruppe beglei- zeiten. Barbara trug hierbei erfolgreich zum beständi- den und den großen Spaß, den sie bei der Arbeit mit ten und unterstützen sie, damit es ihnen gelingt, ei- gen Austausch der Einrichtungen bei. Und sie war im- den Mädchen hat. gene Ressourcen zu erweitern und zu stärken. Für ein mer mit großer Leidenschaft bei der Organisation von gutes Gelingen der Jugendhilfemaßnahme ist es wich- Festen und Feiern dabei und hatte Spaß an der Sache. In der Mädchenwohngruppe Mona Lisa war und ist tig, dass die Mädchen freiwillig da sind, die Gruppen- Das Patrozinium, das sie ebenfalls über Jahrzehnte mit oberste Priorität, die Mädchen zu aktivieren unter an- regeln akzeptieren und eine schulische oder berufliche den Mädchen prägte, wurde immer als schöne Veran- derem, um schöne gemeinsame Gruppenerlebnisse zu Perspektive haben. Barbara war in ihrer langjährigen staltung gelobt. schaffen. Hierzu geht die Gruppe mehrmals im Jahr Dienstzeit dafür bekannt, dass sie für fast jedes Prob- zum Klettern und nutzt das erlebnispädagogische Ange- lem eine Lösung zum Wohle des jeweiligen Mädchens bot clip im Niedrig- und Hochseilgarten in Bliensbach. und auch der jeweiligen Mitarbeiterin parat hat. Barbara Holl ist seit Ende Oktober 2022 in Altersteil- Außerdem hat die Wohngruppe in ihrer eigenen Garage zeit und hat jetzt viel Zeit für ihre unzähligen Hobbies Fahrräder und eine Skiausrüstung für jedes Mädchen. Des Weiteren war Barbara Holl 16 Jahre lang Mitglied wie Wandern, Reisen, Zelten, Joggen, Filmfest in Ball- Alle Mona Lisa-Mädchen sollen das Fahrrad- und Skifah- in der Mitarbeiter*innenvertretung und hat sich für die mertshofen, Verkauf im Eine-Welt-Laden, Kultur er- ren ausprobieren. Der Jahresplan wird mit den Mäd- Belange der Mitarbeiter*innen engagiert. Zusammen leben, u.v.m. Wir wünschen ihr einen ereignisreichen chen zusammen erarbeitet, jedes zweite Wochenende mit Raphael Bischof von SchulFiT organisierte Barba- und nie langweiligen Ruhestand! wird ein Ausflug wie Wandern, Museumsbesuch, Frei- ra ab 2012 die Austauschfreizeiten mit den Partner- zeitpark, Reiten, Schwimmen usw. eingeplant. einrichtungen in der Mayenne (Frankreich) und in der Natascha Landmann und Tanja Haas Unser Stiftungsrat (v. l. n. r.): Sabine Slawik, Roland Fürst, Dr. Pia Haertin- ger, Roland Barth, Maria-Anna Immerz, Direktor Dieter Kirchmair, Gabriele Zehendner, Dekan Helmut Haug. Es fehlt Dr. Georg Haindl.
12 FREIZEIT/PÄDAGOGIK MITARBEITER*INNEN 13 WASSER IST LEBEN Besinnungstage in den Bergen Die diesjährigen Besinnungstage für die Mitarbei- ter*innen der St. Gregor-Jugendhilfe führten uns im September drei Tage ins Ostrachtal nach Hinterstein. Kurz zuvor war der Winter in den Bergen eingekehrt, Schnee lag bis auf 1400 Höhenmetern und wir waren auf Kälte und Nässe eingerichtet. Das Wetter meinte es jedoch gut mit uns und schickte uns keinen einzigen Regentropfen, dafür strahlenden Sonnenschein. Die Besinnungstage sind ein festes Angebot für alle Mitarbeiter*innen der St. Gregor-Jugendhilfe und die Möglichkeit der Teilnahme an Exerzitien ist in der AVR verankert. So waren wir in den vergangenen Jahren sowohl in der Ebene als auch in den Bergen unterwegs, um in der Bewegung einen Zugang zur inneren Einkehr zu finden. Immer wieder brauchen wir Zeiten im Leben, in denen wir uns ein Stück aus dem Alltäglichen herausnehmen können, um uns wieder auf den Weg zu uns selbst oder auch zu Gott zu machen. Besonders die Atmosphäre der Berge bietet sich durch ihre Weite und Klarheit für eine Auszeit vom Alltag an. Die Natur und die Stille schärfen die Sinne, für das, was uns lebendig macht. Sie können uns dabei helfen, Klarheit und Orientierung zu finden, um Dinge neu zu betrachten und das Wesentliche in unserem Leben AUFTANKEN IN KROATIEN wiederzuentdecken. Unser Thema in diesem Jahr war „Wasser ist Leben“. Strahlend blaues Meer und viel Sonne erlebten die Mit verschiedenen Methoden wie Arbeit mit Bibel- Mädchen der Wohngruppe Mona Lisa und zwei Jungs texten, täglichen Impulsen und Gebeten, Landart, vom SchulFiT in Kroatien. Von 3. bis 11. August waren Phantasiereisen, Gedichten und meditativem Gehen wir nach einer abenteuerlichen Fahrt auf dem Cam- im Schweigen befassten wir uns mit den vielen unter- ping Savudrija am nördlichen Ende Istriens, bekannt schiedlichen und gegensätzlichen Eigenschaften des durch seinen schönen Leuchtturm. Dort genossen wir Wassers. die großen Strände des Campings, das glasklare Wasser und die herrlichen Sonnenuntergänge. Durch unsere Unser Weg führte uns in diesen Tagen zum Wasserfall gemeinsamen Urlaube am Kochelsee und am Gardasee im Bärgündeletal und zum schönen Ahornboden bei der Schwarzenberghütte, wo wir auch übernachteten. waren wir inzwischen Profis im Campingleben – Zeltauf- Durch die Schneefälle der vergangenen Tage war es uns bau, Campingküche, einfaches Leben – kein Problem! nicht möglich bis zum Engeratsgundsee aufzusteigen – dafür konnten wir am dritten Tag bei schönstem Son- Es waren sehr heiße Tage im August und deshalb be- nenschein über den geheimnisvollen Wildfräuleinstein suchten wir zur Abkühlung zwei Höhlen. Die Umgebung zur Willersalpe wandern, wo sich jede*r nochmal viel ist berühmt für ihre vielen Höhlen mit schönen Tropf- Zeit für sich selbst nehmen konnte. steinen. In den Führungen erfuhren wir alles über die Entstehung und die Entdeckung der Höhlen und über Beate Götz das sensible ökologische Gleichgewicht unter der Erde. Abends entdeckten wir beim Bummeln die Städte Umag und Novigrad, wo sich einige der Mädels ein schönes Kleid kauften. Ein kleiner Höhepunkt war die Wande- Auf der ganzen Welt gibt es nichts, was weicher und rung durch die Schlucht des Skarline im gleichen Natur- dünner ist als Wasser. Doch um Hartes und Starres reservat. Der Bach mit seinen kleinen Wasserfällen war zu bezwingen, kommt nichts diesem gleich. Dass das leider fast ausgetrocknet, aber die Vegetation in der Schwache das Starke besiegt, das Harte dem Weichen Schlucht war beeindruckend und auch der Weg zurück unterliegt, weiß jedermann auf Erden, aber niemand über die Wiesen und die Weinberge war sehr schön. vermag danach zu handeln. Mireille Porstmann, 17 Jahre, mit Barbara Holl Laotse
14 FREIZEIT/PÄDAGOGIK FREUNDE 15 asphaltierten Straßen und ab und zu mal Waldwegen zu fahren. Arme gebeugt, Schwerpunkt in der Mitte, nur ein Finger auf die Bremse und Hüfte nach hinten. Nach- dem wir all das verinnerlicht hatten, kam endlich die langersehnte Praxis: Es ging auf den Übungsparcour. Die ersten Runden wurden gefahren und wir waren bei- de einfach nur fasziniert. Die Federung der Räder war phänomenal. Über Hügel und Schwellen, in steile Kur- ven und immer auf die Pedalstellung achtend, mach- ten wir schnell erste Fortschritte in Bezug auf unsere Fertigkeiten. Einer richtigen Abfahrt stand nichts mehr im Wege. Und so waren wir bereit für den Julian Trail! Um hierhin zu gelangen, mussten wir erst eine kleinere Strecke bergaufwärts fahren. Auf dem Weg haben wir vorgenommen. Dieser hat auf Grund seiner Länge na- noch ein kleines Wettrennen abgehalten und Felix hat türlich auch die längste Anfahrt zum Startpunkt. Hier uns Bremstechniken beigebracht. angekommen, erwartet einen ein grandioser Trail quer durch den Wald, vorbei am Eulenhof bis zum Parkplatz Dann waren wir soweit. Es ging los, die erste Abfahrt. der Heumöderntrails. Die Länge ist perfekt, um sich Unvergesslich. Zu dritt sind wir den Trail gefahren, kontinuierlich in Fahrkönnen zu steigern. Langsam ging der erste Tag zu Ende und nach weiteren ausgiebigen aber jeder war sich selber überlassen und voll in sei- nem Element. Natürlich blieb es nicht bei einer Ab- Abfahrten auf den drei genannten Trails haben wir un- HAUSBAU IN DER ARCHE fahrt. Unten angekommen sind wir sofort wieder zum sere Bikes in die Garage der Location gestellt. Startpunkt gefahren und haben uns erneut dem Trail „Hallo, ich bin der Michael Schlichthärle und ich würde gestellt. Wo ein Trail ist, kann der nächste nicht weit Es ging danach in Richtung Adventure Campus, unsere euch gerne helfen“ – so hat am Telefon eine ganz neue entfernt sein. Und so ging es weiter zum Siggi-Trail. Unterkunft für die Nacht. Hier haben wir den Abend tolle Unterstützung für unser Haus begonnen. HEUMÖDERNTRAILS Anspruchsvoller, schwerer und natürlicher (mehr Wur- bei mehreren Runden Tischtennis und Darts ausklingen Das Projekt „SüdWind e.V.“ aus Burgau hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen zu helfen. Im zeln und Steine). Dieser Trail hatte es in sich. Felix hat lassen und sind erschöpft, aber erfüllt eingeschlafen. Dank Sponsor Deuter biken wie die Profis uns vieles beigebracht, damit wir uns am Mittag selber Am nächsten Tag mussten wir ja schließlich wieder fit Verbund u.a. mit der Südramol-Unternehmensgruppe auf den Weg machen konnten um weitere Trails zu be- sein, um die noch fehlenden Trails testen zu können. hilft das Team um Michael Schlichthärle, wo es kann fahren. Als nächstes haben wir uns den von Deuter ge- Nach einem stärkenden Frühstück ging es wieder auf und gebraucht wird. Endlich war es soweit: Schon seit mehreren Wochen hatten wir zwei, Tobias und Matthias, Wohngruppe sponserten Eulenhof-Trail, den längsten Trail von allen, die Bikes und los ins Vergnügen. Zum warm werden sind Erst vor kurzem war bei mir der Antrag des Mutter- Schildbürger, als Einzelaktion einen Downhill-Trip ge- wir nochmal den Julian-Trail gefahren und haben uns Kind-Wohnens Arche eingegangen, dass sich die Mamas plant. Die Vorfreude war riesig. dann an den schwierigsten Trail, den Rodelbahn-Trail mit ihren Kleinen ein Spielhaus im Garten wünschen. gewagt. Der Name ist Programm. Wo andere im Winter Es konnte zwar aus Spenden finanziert werden, aber Unsere Anreise am Montag hat etwas holprig angefan- Rodeln, sind wir im Sommer den Berg hinuntergefahren der fachgerechte Aufbau war noch zu organisieren. Da gen, da unser Zug nicht fahren konnte. Ein Stellwerk und haben die Schnelligkeit genossen. Jedoch mussten kam dieses Angebot doch wie gerufen. der Deutschen Bahn war defekt und es kam zu diver- wir bei manchen heikleren Passagen kurz absteigen und sen Verspätungen bzw., wie wir später erfahren haben, schieben, da uns hier doch noch das Geschick gefehlt Bei schweißtreibenden Temperaturen um die 35 Grad auch Ausfällen. Nach kurzem Telefonat mit dem Team hat. Voller Adrenalin ging es direkt zum nächsten Trail, wurde das Häuschen fachmännisch aufgebaut. Es wird des Trailparks Heumöderntrails haben wir uns für eine dem Z-Trail. Das Z steht hier für Weg, der zick-zack sicher für sehr viel Freude sorgen – wir danken euch Weiterfahrt mit dem Auto entschieden, um rechtzeitig durch den Wald geht. Rechts links, rechts links und links herzlich! an der Location anzukommen. Geplant war eine Ein- rechts, links rechts! Ausgangspunkt war wieder die Tal- führung durch unseren Guide Felix, der die Verspätung station der Heumöderntrails. Selbstverständlich hatten Susanne Rainer von 15 Minuten einfach hinten drangehängt hat. wir auch kurz Zeit für die historische Burganlage, die wir mit unseren Bikes abgefahren sind. Majestätisch Ein erstes Bestaunen der gestellten Bikes hat uns schon liegt die Burg über der Stadt Treuchtlingen, edel aber fast den Atem geraubt. Bisher waren wir beide nur auch mysteriös. Der zweite Tag war gefüllt von neu- gewöhnliche Fahrräder gefahren, hier standen aber en Eindrücken und Erfahrungen. Ein gelungenes Event, hochwertige Bikes vor uns, in Perfektion abgestimmt. welches das Verlassen der Komfortzone erfordert. Hier- Nach einer Einführung in die technischen Details und für wird man jedoch mit viel mehr belohnt, als einem Einstellen der Federung und Sitzhöhe konnten wir uns im Vorfeld bewusst ist. Durch Konzentration, Kraft und direkt auf die Bikes setzen. Selbstverständlich haben Neugierde erlangt man neue Erkenntnisse über den ei- wir auch, für den Fall der Fälle, Werkzeug und Flick- genen Körper und Geist. Und die Freude, etwas Neues zeug mitbekommen. Um dieses immer dabei zu haben, ausprobiert zu haben abseits der bekannten Wege des hat uns Felix einen Deuter Bike I 14-Fahrradrucksack- Lebens. Die Heumöderntrails haben uns zum ersten zur Verfügung gestellt. Zum Glück mussten wir weder Mal, aber definitiv nicht zum letzten Mal gesehen. auf Werkzeug zurückgreifen, noch hatten wir über die Tage einen Platten. Schnell noch Trinkflaschen aufge- Vielen lieben Dank an Frau Vögele und die Firma füllt und in den Rucksack gepackt, ging es auch schon Deuter für diese unvergesslichen Momente. zur ersten Übung: die richtige Position auf dem Fahr- rad! Gar nicht so leicht, wenn man nur gewohnt ist auf Tobias Letzel, 16 Jahre, mit Matthias Vollmar
16 FREIZEIT/PÄDAGOGIK FREUNDE 17 NATUR ERLEBEN UND ENTSPANNUNG GENIESSEN Zwischen Juli und September 2022 durfte die St. Gregor-Jugendhilfe wieder drei Schöffel-Bergwochen- enden für Familien aus den Regionen Süd, Mitte und Nord anbieten. Die gesamten Kosten werden von der Schöffel-Stiftung Schwabmünchen getragen. Die erste Gruppe (Region Süd) startete ihre Reise am Freitagmittag im regnerischen und kalten Augsburg und fuhr von dort in das sonnige Gunzesrieder Tal. Nach der ersten Nacht in der Otto-Schwegler-Hütte in Blaichach brach die komplette Gruppe nach einem gemeinsamen Frühstück zu ihrer achtstündigen Wan- derung auf. Besondere Highlights waren die schönen zwei Mütter für eine Wanderung auf die große Schlicke Pausen am Wasser und die Kontaktaufnahme zu den motiviert werden. Besonders in Erinnerung blieb dafür Tieren auf den Weiden. Besonders beim letzten großen vielen der Ausflug zur Musauer Alm und die Wanderung Anstieg konnte die Gruppe sich gegenseitig motivie- durch den „geheimnisvollen Felsenwald“, in dem sogar ren, so dass es alle auf den Gipfel schafften. Nach der Steinpilze gefunden wurden! Nach den Aktivitäten hat- Einkehr auf der Alpe ging es wieder zurück zur Hütte. ten die Kinder viel Freude beim Spielen und Entdecken Dort wurde am Abend gemeinsam Pizza gemacht. Ein rund um die Hütte. toller Abschluss am letzten Tag war der Spaziergang durch die Osterbachklamm. Die Kinder konnten im Die dritte Gruppe mit Familien aus der Region Augsburg Wasser spielen und die Eltern sich in der Sonne von der verbrachte ein gemeinsames Bergwochenende mit fünf gestrigen Bergtour erholen. Familien auf der Otto-Schwegler-Hütte bei wunder- schönem Sommerwetter. Nach der Ankunft am Freitag Für die zweite Gruppe (Region Nord) ging es am Berg- und dem gemeinsamen Kochen konnten sich die Eltern wochenende nach Musau zur Otto-Mayr-Hütte. Bereits besser kennenlernen, während die Kinder die Natur um der Weg von und zur Bergbahn war für die Familien die Hütte herum auskundschafteten. Am Samstag bra- DIE NIKOLÄUSE KÜMMERN chen alle zu einer großen Wanderung auf das Bleicher- sehr aufregend und herausfordernd. Daher konnten nur horn auf und genossen bei einer ausgedehnten Brotzeit SICH den wunderschönen Ausblick vom Gipfel. Seit vielen Jahren unterstützt uns die Kolpingsfamilie Tanja Käsmayr und Raphael Bischof Gersthofen mit ihren „Nikoläusen“. Die unerschrocke- ne Gruppe um Reinhold Dempf besucht um den Niko- laustag herum zahlreiche Familien in Gersthofen, aber auch Vereine und Firmen. Alle Spendengelder, die hier- bei eingenommen werden, kommen sozialen Einrich- tungen in Augsburg und Umgebung zugute. Beim jährlichen Spendentreffen – diesmal im Marien- heim Baschenegg – berichten Vertreter*innen der be- günstigten Einrichtung über die Verwendung dieser Mittel. Ob neue Fußballtore, Kettcars oder Geldmittel für Laptops in der Homeschooling-Zeit, auf diese Unter- stützung kann man sich verlassen! Heuer konnte der Erlös dem Projekt „Klettergerüst im Familienzentrum Sternstunden“ zugeschrieben werden. Herzlichen Dank für dieses treue Engagement. Susanne Rainer
18 PÄDAGOGIK/FESTE 19 Eine bessere Chance zur Teilhabe am Leben im Sozial- raum der Schüler*innen und deren Familien lässt sich kaum finden. Auf unkomplizierte Weise konnte die Ju- gendsozialarbeiterin mit den Familien in Kontakt tre- ten. Der Flurfunk und der köstliche Duft lockten wei- tere Schüler*innen und Lehrkräfte der Kerschensteiner Schule zum Flohmarkt-Fest. Das bot der JaS die Mög- lichkeit, nicht nur mit der 5ten Klasse Beziehungsarbeit – der Grundpfeiler ihrer Arbeit – auf alltagsnahe Weise zu gestalten. Darüber hinaus wurden die bestehenden Ressourcen des Netzwerkes im Hochfeld genutzt und IMPRESSUM die Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartner*innen gestärkt. Und auch der Erlös dient der Gemeinschaft. Herausgeber Da die Schule keine finanziellen Mittel zur Verfügung St. Gregor Kinder-, hat, um Projekte zu bezahlen, die das Miteinander för- Jugend- und Familienhilfe gGmbH dern, wird die fünfte Klasse ihn im Laufe des Schuljah- res für ein gemeinschaftliches Erlebnis einsetzen. Redaktion v. l. n. r.: Marie-Bettine Lamey (Leitung Familienzent- Dr. Vincent Richardt, Daniela Lutz Ein großes Dankeschön an Frau Christl und Ihr Team rum), Gartenarchitektin Christine Gokorsch, Geschäfts- vom SOS-Familienstützpunkt im Hochfeld für die groß- führer Dr. Vincent Richardt und Sarah Funke (PSD-Bank). Anschrift zügige Unterstützung der Idee und das Überlassen der Auf dem Kreuz 58, 86152 Augsburg schönen Verkaufsstelle. Der St. Gregor „Waffel-Food- Telefon: 0821 503 04 0 truck“ war wirklich ein schönes Erlebnis und ein Erfolg Telefax: 0821 503 04 26 für jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schü- www.st-gregor.de ler. Der Duft der frischen Waffeln scheint noch immer des Patenschaftsprojektes Studierende der Universität um die Häuser im Hochfeld zu wehen. Augsburg. Was jedoch bisher immer fehlte, waren viel- Fotos & Bildmaterial seitige Anreize zum Klettern und Balancieren und ein Korbian Nießner (Titel und Portraits Dr. WAFFELVERKAUF AUF DEM Johanna Tischler differenziertes Bewegungsangebot. Richardt), Dagmar Jährling, Archiv, Susanne Rainer, Daniela Lutz, Julia Schneider, Barbara FLOHMARKT-FEST – EIN Diese Lücke konnte nun dank der finanziellen Unter- Holl, Mireille Porstmann, Beate Götz, Matthi- stützung der PSD-Bank, der Wohnbaugruppe Augsburg, as Vollmer, Christiane Schreier, Maria Egner- ERLEBNIS FÜR ALLE SINNE MEHR BEWEGUNG dem Verein „Kinder im Mittelpunkt e.V.“ der Stadt- Steuler, Raphael Bischof, Johanna Tischler. sparkasse Augsburg, der Kartei der Not, der Kolpings- Bei bestem Herbstwetter machten sich viele Famili- en auf den Weg zum Flohmarkt-Fest des SOS-Famili- IM FAMILIENZENTRUM familie Gersthofen und durch Einzelspenden über das Internet geschlossen werden. Gartenarchitektin Chris- Namentlich gezeichnete Artikel erscheinen in eigener Verantwortung ihrer Verfasser und enstützpunktes unweit der Kerschensteiner Mittel- Das Familienzentrum Sternstunden in Göggingen ver- tine Gokorsch gestaltete ein vielfältiges Kletterange- müssen nicht unbedingt mit der Meinung der schule. Feine Nasen konnten bereits von weitem den fügt über ein abwechslungsreich angelegtes und groß- bot mit einigen spannenden Elementen, wie sie aus Redaktion übereinstimmen. Abdruck, auch süßen Duft von Waffeln riechen. Kaum zu überhören zügiges Freigelände, das gern genutzt wird: von unseren Niedrigseilgärten bekannt sind. Bereits Mitte Oktober nur in Auszügen, nur mit Genehmigung des waren die aufgeregten Stimmen, die freundlich ihre Kindern der Heilpädagogischen Tagesstätte „Gummi- konnten wir die neue Spiellandschaft einweihen, zur Herausgebers. kulinarische „Ware“ anpriesen. Nicht zu übersehen der bärle“, von den Familien der Eltern-Kind-Klärungsgrup- Freude von Kindern, Pädagoginnen und Sponsor*innen. weiße St. Gregor-Bus vor der grünen Hecke. Und zu- pe, von Eltern mit ihren Kleinkindern im Rahmen des Widerrufsbelehrung friedene Gesichter verbreiteten sich bei allen, die die KOKI-Cafés, aber auch für Feiern, Begegnungen mit der Mindestens zwei Drittel der von uns betreuten Kinder Die Einwilligung in die Nutzung der personen- Köstlichkeiten probieren konnten. Aber was hat das Nachbarschaft und Treffen mit den „Großen Freunden“ haben Defizite in der motorischen Entwicklung, sie bezogenen Daten zur Zusendung dieser Zei- alles miteinander zu tun, Jugendsozialarbeit (JaS), 18 sind untrainiert, manche übergewichtig. Die Förde- tung kann jederzeit bei der St. Gregor Kin- Schüler*innen einer 5ten Klasse, eine Lehrerin und der rung in Einzeltherapien reicht nicht aus, um das auszu- der-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH ohne Gregor-Bus bei einem Flohmarktfest? gleichen. Mit der neuen Kletteranlage können sie nun Angabe von Gründen widerrufen werden. auch im Alltag, also im täglichen Spiel, ihre Muskeln Senden Sie dazu Ihren Widerruf schriftlich an Der „Foodtruck“ war die hippe, ansprechende und trainieren, Koordination, Mut, Kraft und Selbstvertrau- die o. g. Anschrift oder per E-Mail an gleichzeitig einfach umzusetzende Lösung für den Ver- en aufbauen. Das kommt ihnen dann auch bei anderen rainer.susanne@st-gregor.de. kauf von liebevoll zubereiteten Waffeln und köstlichen Aufgaben zu Gute. Darüber hinaus können die Pädago- Backwaren. Dazu wurde ein VW-Bus von St. Gregor mit ginnen mithilfe der Anlage die Eltern anleiten, mit ih- Durch den Widerruf der Einwilligung wird die eigens gestalteten Plakaten beklebt und dekoriert. Der ren Kindern zu spielen und damit ihre Erziehungskom- Rechtmäßigkeit der Verarbeitung, die auf- geräumige Kofferraum bot eine optimale Verkaufsflä- petenzen stärken. Ganz abgesehen davon lieben es die grund der Einwilligung bis zum Widerruf er- che. Die Schüler*innen engagierten sich mit großer Be- Kleinen, wenn Papa oder Mama sich auch einmal im folgte, nicht berührt. geisterung. Mit der Unterstützung ihrer Eltern beglei- Balancieren versuchen. Möglich wurde das durch die teten sie den ganzen Prozess: vom Einkaufen und der gemeinsame Unterstützung vieler Menschen mit einem Gestaltung & Umsetzung Zubereitung des Waffelteigs über das Ein- und Ausla- Herzen für Kinder. KREATIVKOMBINAT.DE den des Materials, den Aufbau und den Verkauf bis hin zum Aufräumen und Abspülen und der anschließenden Wenn Sie auch mithelfen und spenden wollen, wenden Berechnung des Gewinnes. Ein Vater bewertete die Ak- Sie sich gern an Frau Rainer, Telefon (0821) 50304-72, tion als sehr positiv und hofft auf weitere Erlebnisse E-Mail: rainer.susanne@st-gregor.de dieser Art, eine Schülerin äußerte mit Leidenschaft „Ich mag arbeiten!“. Marie Bettine Lamey/Daniela Lutz
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