Greifensee: das Städtchen
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Greifensee: das Städtchen Der Rumpf des Greifs ähnelt dem eines Löwen und der Vorderleib samt Flügeln, Krallen und Kopf dem eines Adlers.Die Vorstellung von den Greifen stammt vermutlich aus dem Orient. Der Greif galt als Symbol scharf blickender Klugheit. Im Mittelalter glaubte man, dass es Greifen gäbe. Das Jahrzeitbuch von 1473 zeigt als Wappen des Amtes Greifensee einen roten Greif im gelben Feld. In der Kirche, rechts neben der Kanzel gibt es ein altes Wandbild mit einem Greif. Seit dem Gemeinderatsbeschluss vom 2.6.1930 gilt der rote Greif als Wappentier von Greifensee.
Schloss Das Schloss, der älteste Bau im Städtchen, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Es wurde auf einem mächtigen Felsstück, das sich etwa sechs Meter über dem Seespiegel aus dem damals sumpfigen Gelände erhob und noch heute sichtbar Fels ist, von Ulrich von Rapperswil als Wehrturm errichtet. Nach einer Zeichnung aus der damaligen Zeit, trug es zuoberst ein über das Mauerwerk ragendes Holzge- schoss und war mit einem Walmdach gedeckt. Im Alten Zürichkrieg haben es die Eidgenossen nach seiner Eroberung im Jahre 1444 zerstört. Erst 1520 bauten es die Zürcher wieder auf, wobei es sein heuti- ges Treppengiebeldach erhielt. Die aus der Zeit vor der Zerstörung stammenden Teile seiner Fassade, die aus grossen Findlingen bestand, sind auch heute noch deutlich erkennbar. Das Erdgeschoss enthält keine Wohnräume, da die gewaltige Dicke seiner Mauern nicht genug Platz dafür liess. Im Innern des Baues befindet sich ein Sodbrunnen von 8,5 Metern Tiefe, und an der Wand gegen den Keller sind 68 Wappen, der in Greifensee herrschenden Landvögte dargestellt. Fassade Während der Zeit von 1814 bis 1830 wurden dem Schloss zwei Vorbauten angefügt und im Jahre 1862 erhielt es einen neugotischen Vorbau und eine Ter- rasse. Im Jahre 1935 kaufte der Kanton das Schloss von seinen privaten Besitzern zurück und liess es in den Jahren 1948-53 restaurieren. Es sah dann wieder wie ums Jahr 1520 aus. Die Vorbauten wurden entfernt, der Burggraben freigelegt und über dem Eingang das Zürcher Wappen mit Doppeladler und Krone sowie zwei Löwen, von denen der eine den Reichsapfel, der andere ein Schwert in der Pranke hält, freigelegt. Auch die darunter liegende Sonnenuhr wurde wieder sichtbar gemacht und der sogenannte Windenschnabel (eine Aufzugsvorrichtung zum Estrich) rekonstruiert. Auf der Seeseite gibt es immer noch einen kleinen Anbau mit drei ehemaligen Gefängniszellen. Löwen Nachdem die letzte Bewohnerin (Frau Pfarrer Bernoulli) das Schloss verlassen hatte, wurde es in den Jahren 1994/95 erneut renoviert. Das Schloss dient nun als Tagungs- und Begegnungszentrum, d.h. es kann für Konzerte, Sitzungen, Feiern, Schulungen, usw. gemietet werden. 2
Schloss Meine Stichworte zu jedem Kapitel Windenschnabel Wappen der Landvögte Gefängnis 3
Kirche Marschall Hermann von Landenberg-Greifensee der Jüngere und seine Frau Eli- sabeth von Schellenberg stifteten im 14. Jahrhundert eine dem heiligen Gallus geweihte Kapelle, die heutige Kirche. Als einziges gotisches Gotteshaus mit Mittelsäule dreieckigem Grundriss in Europa ist sie ein Bauwerk von einmaliger Form, die darauf zurückzuführen ist, dass sie in der Ecke der Stadtmauer errichtet wurde. Durch diesen doppelten Verwendungszweck liessen sich Kosten sparen. Die Decke wird von einer einzigen Mittelsäule getragen. Die zehn Gewölberippen halten vierzehn Schlusssteine, von denen einer das ursprünglich Wappen der Landenberger (drei weisse Ringe auf rotem Feld), ein anderer jenes von Lan- denberg-Greifensee (gelb-schwarz geviertelt) und ein dritter jenes der Stifterin Elisabeth von Schellenberg (dreimal geteilt von schwarz und gelb) zeigt. Wie weit 1444 die Kirche beschädigt wurde, ist nicht bekannt. Die Verfärbungen an am steinernen Türrahmen deuten auf einen Brand hin. ursprüngliches Wappen der Lan- Die 1638 erstellte Empore enthält eine Inschrift mit den Namen und Funktionen denberger der damals in Amt und Würde stehenden Männer. Beidseits des mittleren Fens- ters wurden 1696 die Wappen von Zürich und Greifensee auf den Putz gemalt, wobei unten auf dem Zürcher Schild das Wappen des damaligen Landvogts Melchior Hofmeister angebracht ist. Tritt man aus der Kirche ins Freie und blickt an der Fassade empor, verblüfft die Entdeckung, dass der Bau aussen doppelt so hoch erscheint wie innen. Oberhalb des Kirchengewölbes befand sich der zur Stadtbefestigung gehörende Wehrgang. Drei in der rückseitigen Fassade erhal- tene waagrechte Schiessscharten für Armbrustschützen belegen dies. An der gleichen Wand können auch noch Aussparungen entdeckt werden, die vermut- lich zur Befestigung der Tragbalken des Wehrgangs benötigt wurden. Die Kirche wurde letztmals in den Jahren 1977 und 1978 renoviert. Sie steht unter eidge- nössische Denkmalschutz. Verfärbungen 4
Kirche Steinmetzzeichen Zwei Steinmetzzeichen aus dem Innern der Kirche. Auf der Empore gab es reservierte Sitze. Notiere zwei Namen mit der Berufsbezeich- nung. Ein gotisches Fenster von der Rückseite. Notiere einen der Sprüche Zwinglis in der alten Schrift: Wüssend Schiessscharte Meine drei wichtigsten Gedanken zur Kirche: 1. 2. Balkenauflage Wehrgang 3. 5
Landenberghaus Da man im ursprünglichen Wehrturm mit seinen z. T. über vier Meter dicken Mauern und damals wohl nur wenigen kleinen Fenstern nicht wohnen konnte, weil es im Gebäudeinnern zu feucht und zu kalt war, errichteten die Grafen von alte Rundbogenfens- Rapperswil neben dem Schloss einen sogenannten Palas (das heutige Landen- ter berghaus), der als Wohnhaus diente und mit dem Schloss verbunden war. In der seeseitigen Mauer sind noch jetzt zwei Rundbogenfenster erhalten, die aus der ersten Zeit des Gebäude stammen. An der Wand neben dem Schlossgarten sieht man ein im Ährenverband erstelltes Mauerwerk aus den Anfängen. Später zugemauerte Oeffnungen sind sichtbar, die auf die einstige direkte Verbindung zum Schloss hinweisen. Zur Zeit der Landvögte, als das Schloss bewohnbar war, wurde das heutige Landenberghaus als Scheune für die Schlossgüter genutzt. Das blieb so bis etwa 1965. Zuletzt diente es dem Diakonenhaus als Stall und Scheune seines Land- wirtschaftsbetriebes. Aehrenver- band-Mauer- werk 1968 kaufte die Gemeinde das Gebäude für ein Gemeindezentrum. Haupt- schmuckstück ist das Bronzetüre. Es zeigt, kraftvoll modelliert, den Greif, das Wappentier Greifensees. In drei Sätzen die drei „Leben“ des Landenberghauses 1. zugemauertes 2. Fenster 3. 6
Limi Das von einem vorkragenden Walmdach gedeckte Fachwerkhaus, wurde 1854 von Kommandant Johann Jacob Pfister erbaut und diente als Färbereigebäude. Speziell interessant ist der originelle Tröckneturm. Hier hingen wohl früher Garne oder Stoffe vom Dach bis fast zum Boden. Trocknungsturm 1880 verkaufte Pfister es an Carl Friedrich Girtanner, der darin eine Leimsiederei einrichtete. Da diese Fabrikation unerträgliche Gerüche verursachte, verweigerte der Gemeinderat 1900 eine Erweiterung des Baues, worauf Girtanner die Leim- fabrikation einstellte. Das Haus stand dann zeitweise leer, wechselte verschie- dentlich die Hand und zerfiel allmählich immer mehr. 1975 ging es in Gemeindebesitz über. Die kantonale Denkmalpflege erachtete es als erhaltenswürdig, da es sich um den noch einzigen Zeugen dieser Art von Industriebauten in unserer Gegend handle. 1982 über nahm es die Katholische Pfarrgemeinde und liess es zu einem Begegnungszentrum mit Gottesdienstraum im Obergeschoss ausbauen. Fachwerk In drei Sätzen die drei „Leben“ der Limi 1. 2. Kreuz 3. 7
Poschtilädeli - Greifenstein Greifenstein Die südlich Ecke des Städtchens bildet das bemerkenswerte Haus zum Greifen- stein, dessen älteste Teile ebenfalls in die Frühzeit von Greifensee zurückgehen. Greifenklaue Es war ursprünglich durch ein zum See führendes Tor, dessen südliche Strebe- pfeiler noch erhalten ist, mit dem heutigen Haus Hornberger verbunden. Auch dieses Haus diente im Laufe der Zeit ganz verschiedenen Zwecken: Sitz des landschreibers, Notariat, Ferienhaus einer Kaffeepflanzerfamilie aus Brasili- en, Altersheim und jetzt Wohnhaus. Eine Greifenklaue mit einem Stein über der Eingangstüre symbolisiert den Namen seit der grossen Renovation. Leider brannten alle Häuser zwischen Kirche und Greifenstein im Jahre 1861 vollständig ab. Poschtilädeli Das Haus zur Alten Post trägt auf einer Stütze die Inschrift 1624. Die Rückwand Postschalter dieses Hauses bilden Reste der ehemaligen Stadtmauer. In den Anfängen soll ein „Wundarzt“ darin gewohnt haben. Er versorgte offene Wunden, war aber auch Schärer (Coiffeur) und Bader (Badstubenbesitzer). Später war in diesem Haus die Post. Der Postschalter mit dem verschliessbaren Fenster ist immer noch vorhanden. Heute dient das Haus als Wohn- und Geschäftshaus der Familie Bosshard. Pfarrhaus Das Pfarrhaus war im Mittelalter ein Bestandteil der Schlossanlage. Das beweist eine zugemauerte Tür im Landenberghaus. Vermutlich war es aber ursprünglich Pfarrhaus Ma- kein Pfarrhaus sondern eine Art Schlossscheune. lerei Im Innern des angebauten Schopfes gibt es Reste einer Wandmalerei aus dem Jahre 1520. Die Malerei zeigt das (ein) Städtchen und die Wappen der Landvög- te. 8
Gemeindehaus - Schulhäuser Gemeindehaus Das Hauptgebäude des Gemeindehauses war ursprünglich ein Schul- und Wohn- haus, das 1829 gebaut wurde. Es ersetzte ein älteres Gebäude mit dem glei- chen Zweck. Es gab ein Schulzimmer, in dem manchmal bis zu 70 Schüler und Neubau Schülerinnen gleichzeitig sassen. Im abgerissenen Schulhaus war es schlimmer Gemeindehaus gewesen: manchmal waren 80 Kinder und ein Webstuhl in einem Raum. Im Jahre 1965 wurde das Gebäude zum Gemeindehaus umgebaut. Zehn Jahre später entstand ein Errweiterungsbau, der das Haus „zur Kugel“ ersetzte. Der Neubau ist so geschickt an das Hauptgebäude angepasst, dass man annimmt, das Gemeindehaus hätte immer so ausgesehen. Schulhäuser Schulhäuser gab es aber noch an zwei andern Orten. Neben der Kirche steht das Kirchgemeindehaus der reformierten Kirchgemeinde. 1907 wurde dieses Ge- bäude als Schulhaus gebaut. Bis vor wenigen Jahren gingen dort auch Kinder ein Städtlischul- und aus und eine Lehrerfamilie wohnte im obersten Stock. Gleich daneben steht haus das „neue“ Städtlischulhaus. Hier arbeitete bis vor zwei Jahren die Schulpsycho- login. Jetzt soll das Gebäude verkauft werden. Schule früher in Greifensee Die Schule gehörte früher zur Kirche. Der Pfarrer beaufsichtigte die Lehrer. So schrieb Pfarrer Vogel über den Lehrer im Jahre 1772, er sei im Rechnen ziemlich genügend. Die Rechtschreibung verstehe er aber nicht beim Besten. Aber die Ausbildung der Kinder habe sich verbessert. Früher hätten manche Kinder nach vielen Wintern (im Sommer war keine Schule) kaum recht lesen können und das Auswendiggelernte sei erbärmlich falsch gewesen. Im Jahre 1767 gelang es endlich die Sommerschule einzuführen. Die Kinder Greif am neuen vom Wildsberg kamen aber überhaupt nie zur Schule - vermutlich mussten sie auf Städtlischul- haus dem Hof helfen. Aber auch vom Schulmeister wurde gesagt, er habe die Som- merschule liederlich gehalten. 1832 wurde die Schule vom Kanton Zürich übernommen. Die Lehrer wurden ausgebildet. 43 Jahre lang unterrichtete Emil Jucker in Greifensee. Von 1917- 1958 war er Lehrer für alle acht Primarklassen. 9
Sydefädeli - Walderhaus - Bohlenständerhaus - Stadtinnere Häuser Das Haus „Sydefädeli“ und das „Maagehaus“ sind Neubauten von 1971. Das dritte Haus hat eine alte Fachwerkfassade - der Rest wurde 1983 neu erstellt. Sydefädeli Bei allen drei Gebäuden wurde versucht sie ihren Vorbildern nachzuempfinden. Sicher gab es aber früher keine Gärten um diese Häuser in der heutigen Grösse. Bauernhaus Walder und Speicher Am Dorfeingang von Uster her kommend steht links neben der Strasse ein riesi- ges Bauernhaus. In über 400 Jahren wurde es ständig vergrössert und verändert. Der letzte Umbau fand im Jahre 1990 statt. Zum Haus Walder gehört auch ein se- Haus Walder parater Speicher. Der Unterteil ist ein Blockbau – solche Bauten sind ganz selten geworden im Kanton Zürich. Bohlenständerhaus im Hof Das baugeschichtlich wichtige Bauernhaus stammt wohl aus dem 16. (evtl. 17.) Jahrhundert. Die Bohlenständerkonstruktion (Ständerbau - Zwischenräume mit dicken Holzbrettern oder Balken ausgefüllt) war bis vor zweihundert Jahren der Bohlenständer- übliche Haustyp in unserer Gegend. bau 10
Das ist (leider) verschwunden Hier kannst du Fotos aufkleben, die zeigen, wie das Städtchen und die Umgebung früher einmal ausgesehen haben. 11
Autor und Idee: Walter J. Bucher - Greifensee/Mönchaltorf 2006 Quellen Beat Frei - „Greifensee“ Website Gemeinde Greifensee NAG Jahrbücher der Gemeinde Greifensee 12
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