Grosse Fledermausvielfalt in den Waldnatur-schutzgebieten des Kantons Zug - SWILD
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Grosse Fledermausvielfalt in den Waldnatur- schutzgebieten des Kantons Zug Lucretia Deplazes SWILD – Stadtökologie, Wildtierforschung, Kommunikation (CH) Annie Frey-Ehrenbold SWILD – Stadtökologie, Wildtierforschung, Kommunikation (CH) Martin Ziegler Amt für Wald und Wild, Abteilung Schutzwald und Waldnaturschutz, Kanton Zug (CH) Fabio Bontadina SWILD und Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (CH)* Grosse Fledermausvielfalt in den Waldnaturschutzgebieten des Kantons Zug In der Schweiz leben 30 Fledermausarten, wovon 80% den Wald als Lebensraum nutzen. Sämtliche 22 national prioritären Fledermausarten werden als Waldarten eingestuft, zwölf davon gelten als Waldzielarten, für welche spezifische Fördermassnahmen ergriffen werden sollen. Aufgrund der verborgenen Lebensweise der Fleder- mäuse ist oft nicht bekannt, welche Arten in welchem Wald vorkommen. Kenntnisse über die lokale Artenzu- sammensetzung bilden jedoch die Basis für Fördermassnahmen. Neue bioakustische Methoden mit Ultraschall- aufnahmegeräten erlauben seit wenigen Jahren grosse Fortschritte bei Nachweisen von Fledermausarten im Wald. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, mit diesen neuen Methoden die Artenvielfalt von Fledermäu- sen in fünf Waldnaturschutzgebieten im Kanton Zug aufzunehmen, zu vergleichen und zu bewerten. Während 258 Aufnahmenächten wurden insgesamt 30 522 Durchflüge von mindestens zwölf Fledermausarten aufge- zeichnet. 23.5% der Nachweise stammen von Arten der Roten Liste. Es wurden drei Waldzielarten entdeckt, drei Fledermausarten wurden im Kanton Zug erstmals nachgewiesen. Zwischen den einzelnen Waldnaturschutzge- bieten gab es grosse Unterschiede in Bezug auf die Fledermausaktivität. Insbesondere diejenigen Gebiete mit vielfältigen, lichten Waldgesellschaften mit viel Tot- und Altholz erwiesen sich als attraktive Lebensräume. Auenwälder, offene Gewässer und das Vorkommen von alten Eichen beeinflussten die Artenvielfalt und die Fle- dermausaktivität in den untersuchten Gebieten positiv. Aufgrund der Resultate wurde für jedes der fünf Wald- naturschutzgebiete eine Zielart definiert, für welche Vorschläge für Fördermassnahmen erarbeitet wurden. Keywords: bat conservation, Chiroptera, bioacoustics, forest reserves, priority forest species doi: 10.3188/szf.2016.0278 * Wuhrstrasse 12, CH-8003 Zürich, E-Mail fabio.bontadina@swild.ch I n der Schweiz sind 30 Fledermausarten nachge- nelli & Suter 2000). Als Jäger, die pro Nacht bis zur wiesen. 15 von 26 bewerteten Arten (58%) ste- Hälfte des Körpergewichtes an Insekten vertilgen, hen auf der Roten Liste der gefährdeten Fleder- bilden Fledermäuse die Habitatqualität im Wald ab. mäuse der Schweiz (BAFU 2014). Aufgrund ihrer Deshalb werden sie auch als Bioindikatoren für Na- starken Bedrohung sind in der Schweiz alle Fleder- turwerte oder zur Erfolgskontrolle bei Management- mausarten bundesrechtlich geschützt. Die Ursachen massnahmen verwendet (z.B. Natura 2000 in der Eu- der Gefährdung sind vielfältig: Zerstörung von Som- ropäischen Union). mer- und Winterquartieren, vermehrter Einsatz von Die Waldzusammensetzung beziehungsweise Pestiziden und Kunstlicht, Verlust und strukturelle die Waldstruktur und die Art der Waldbewirtschaf- Armut von Lebensräumen. tung sind entscheidende Faktoren für die Artenzu- 80% der Fledermausarten der Schweiz haben sammensetzung und die Häufigkeit der Fledermäuse zumindest Teile ihres Lebensraumes im Wald. Dabei (Obrist et al 2011a). Gemäss der Vollzugshilfe Wald- sind die Ansprüche an den Wald je nach Art ver- biodiversität des Bundesamtes für Umwelt (BAFU schieden. Einige nutzen gut strukturierte Waldrän- 2015) gibt es in den Schweizer Wäldern strukturelle der als Leitstrukturen bei Transferflügen vom Tages- Defizite, die sich in einem Mangel an Alt- und Tot- schlafversteck ins Jagdgebiet, für andere sind vor holz, an lichten und feuchten Waldbereichen und allem feuchte Waldstandorte oder Eichenwälder at- an gestuften Waldrändern manifestieren. Deshalb traktive Jagdgebiete mit einem vielfältigen und kon- ist es nicht überraschend, dass in der Vollzugshilfe stanten Angebot an Insekten. Fledermäuse nutzen alle 22 national prioritären Fledermausarten auch Höhlen und Spalten in Alt- und Totholz als Quar- als national prioritäre Waldarten und zwölf davon tiere. Sie machen die grösste Gruppe der an Tot- und als Waldzielarten aufgeführt sind. Die Vollzugshil- Altholz gebundenen Säugetiere aus (Schiegg-Pasi- fe sieht nebst den allgemeinen Massnahmen für 278 WISSEN Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 278 24.08.16 12:18
Waldnaturschutzge- Höhe Fläche Beschrieb bestimmt, die erhalten und gefördert werden soll. biet, Gemeinde und (m ü. M.) (ha) Dazu wurden aufgrund der bestehenden Waldzusam- Aufnahmejahr mensetzung spezifische Fördermassnahmen abgelei- Zollischlag 450 28 – ehemaliger Auenwald tet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung können auch Hünenberg (2010) – lichter, ehemaliger Mittelwald – Eichen, teilweise mit Kronentotholz im Synthesebericht nachgelesen werden, welcher für – Reuss in 200 m Entfernung den Kanton Zug erstellt wurde (SWILD 2016). Zigermoos 850 24 – Hoch- und Flachmoorgebiet Unterägeri und Zug – intakter Waldrand (2011) – Senkenlage Material und Methoden – karger Lebensraum Hansenbörter 785–1055 29 – südliche Hanglage Walchwil (2012) – wechselfeuchte Trockenstandorte Untersuchungsgebiete – historisch dicht bestockt mit Buchen Im Kanton Zug findet man aufgrund von – viele Waldlichtungen vielfältigen Standortfaktoren wie unterschiedlichen Baarburg 495–677 37 – heterogener Mischwald Höhenstufen und den daraus resultierenden klein- Baar (2013) – Nagelfluh-Felsbänder räumigen, klimatischen Unterschieden über 87 ver- – Felsspalten und Höhlen – viele Altholzinseln schiedene Waldgesellschaften (Ziegler 2014). Zur Er- Rämsel-Hafenbach 700–985 103 – teilweise Auenwald haltung und Förderung wertvoller Lebensräume Unterägeri, Zug und – Flachmoorbereiche wurden viele Waldnaturschutzgebiete mit spezifi- Walchwil (2014) – verzahnte Waldränder schen Nutzungsvorschriften oder einem Nutzungs- – viele Altholzinseln verzicht ausgeschieden. In der vorliegenden Unter- Tab 1 Übersicht über die fünf Waldnaturschutzgebiete im Kanton Zug, in welchen mit suchung wurden in fünf Waldnaturschutzgebieten Ultraschallaufnahmen das Vorkommen von Fledermäusen erhoben wurde. von 2010 bis 2014 jedes Jahr in einem anderen Gebiet bioakustische Daten zur Fledermausfauna er- Waldarten spezifische Massnahmen für die Wald- hoben (Tabelle 1). Die Untersuchungsgebiete unter- zielarten vor. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, scheiden sich aufgrund der Bewirtschaftungsge- dass diese standortspezifisch, an die bestehenden schichte, der Höhenlage, des Vorhandenseins von Fledermausbestände angepasst und gemäss den fest- Gewässern und weiterer Standortfaktoren in Struk- gestellten Defiziten umgesetzt werden. Da oft nicht tur und Waldgesellschaften. bekannt ist, welche Fledermausarten in welchem Waldgebiet vorkommen, ist zunächst die Artenzu- Aufnahmemethode, Untersuchungsdesign sammensetzung zu erheben. und bioakustische Analyse Bis vor Kurzem hatte man kaum Kenntnisse Um die Qualität der fünf Waldnaturschutzge- bezüglich der Artenvielfalt von Fledermäusen im biete zu erfassen und zu vergleichen, wurde für je- Wald. Netzfänge gestalten sich aufgrund der Vege- des Gebiet die Fledermausaktivität erhoben. Wäh- tation schwierig und sind auf den Boden beschränkt. rend total 258 Nächten wurden Aufnahmen gemacht. Deshalb wird die Artenvielfalt häufig unterschätzt Bei der standardisierten Datenerhebung wurden (Obrist et al 2011b). Neue bioakustische Methoden während zweier Perioden (in der Reproduktionszeit mit stationären Breitband-Ultraschallaufnahmege- zwischen 1. Juni und 15. August sowie in der Paa- räten verbessern heute die Nachweisbarkeit von Fle- rungs- und Migrationszeit zwischen 16. August und dermäusen auch in reich strukturierten Lebensräu- 31. Oktober) folgende Aufnahmen durchgeführt: men. Autonome Aufzeichnungsgeräte erlauben ein • am Boden: bioakustische Aufnahmen an drei Langzeitmonitoring der Ultraschallrufe durchflie- Standorten während je zweier ganzer Nächte pro Pe- gender Fledermäuse. Die spätere Analyse der Rufse- riode (total je vier Nächte), quenzen ist zwar aufwendig, ermöglicht aber die • in der Krone: bioakustische Aufnahmen an Identifikation einzelner Arten oder zumindest von zwei Standorten während je fünf ganzer Nächte pro Artkomplexen. Aktuelle methodische Untersuchun- Periode (total je zehn Nächte). gen haben gezeigt, dass eine simultane Aufzeich- Bei den Bodenaufnahmen wurde das Mikro- nung am Waldboden, in der Krone und in Lichtun- fon auf einer Höhe von 1.5 m über Boden montiert. gen optimal ist, um das vollständige Artenspektrum Die Kronenaufnahmen fanden auf 18.5 ± 3.0 m (Mit- eines reich strukturierten Waldlebensraums erfas- telwert ± Standardabweichung) statt (Abbildung 1). sen zu können (Froidevaux et al 2014). Um die Artenvielfalt zwischen den fünf Wald- Ziel der vorliegenden Untersuchung war, die naturschutzgebieten vergleichen zu können, wur- neuen bioakustischen Methoden und Erkenntnisse den jeweils nur diejenigen Arten verwendet, die in für die Erhebung der Artenzusammensetzung in fünf den vier Nächten mit der höchsten Fledermausakti- Waldnaturschutzgebieten im Kanton Zug einzuset- vität aufgezeichnet wurden (standardisierte Nächte). zen sowie die Resultate zu vergleichen und zu bewer- Die Aufnahmen wurden mit stationären auto- ten. Aufgrund der Resultate aus den Feldaufnahmen matischen Breitband-Ultraschallrecordern (Batlog- wurde für jedes Waldnaturschutzgebiet eine Zielart ger, Elekon; Batcorder, ecoObs) durchgeführt. Diese Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 CONNAISSANCES 279 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 279 24.08.16 09:20
Abb 1 Installation der Ultraschallaufzeich- nungsgeräte. Links: Gerät am Boden, Mikrofon an 2 m lan- gem Audiokabel auf 1.5 m Höhe montiert. Mitte: Gerät mithilfe eines Flaschenzugs im Kronenbereich (18.5 ± 3.0 m) instal- liert. Oben rechts: In- halt eines Ultraschall- aufzeichnungsgeräts. zeichnen die Ortungs- und Sozialrufe der Fleder- • Artnachweise gemäss Kriterien der Koordina- mäuse auf. Für die Auswertung werden die einzel- tionsstellen für Fledermausschutz in Bayern,3 nen Fledermausrufe eines Durchflugs (Sequenz) in • Analyse von Stichproben aus den Gruppen einem Sonagramm (Abbildung 2) dargestellt und be- mithilfe der Lautanalyseprogramme RAVEN pro (1.4, züglich Frequenzen, Ruflängen, Rufabständen usw. Cornell Univ.) und BatSound (V 3.31, Pettersson vermessen und mit Referenzen verglichen (Obrist et Elektronik AB). al 2011b). Die einzelne Sequenz kann dadurch einer Bei bioakustisch schwer bestimmbaren Arten Fledermausart oder einem Komplex von Arten zu- erfolgten eine Einzelüberprüfung der Sequenzen so- geordnet werden. Da es innerhalb einer einzelnen wie eine externe Validierung. Fledermausart sehr unterschiedliche Rufe gibt und sich die Rufe von verschiedenen Arten manchmal Statistik sehr ähnlich sind, ist es nicht möglich, jede Sequenz Die statistischen Auswertungen wurden mit R einer einzelnen Art zuzuordnen. Deshalb entspricht (Version 3.0.3) durchgeführt. Zur Analyse der Daten die angegebenen Anzahl Arten immer einer Min- wurden «linear mixed effects analyses» im Package destanzahl der vorkommenden Arten. LMER4 (Bates et al 2015) mit allen Daten von voll- Die Ultraschall-Aufzeichnungsgeräte liefen ständig aufgezeichneten Nächten verwendet. Dieses während der ganzen Nacht, zeichneten durchflie- Modell erlaubt es, die Aktivitätsmuster unabhängig gende Fledermäuse auf und legten dazu eine Audio- von Aufnahmestandort und Aufnahmenacht zu ver- datei mit Zeitstempel ab. Die Aufnahmen wurden in gleichen, und es berücksichtigt bei der Auswertung einer mehrstufigen Prozedur gemäss dem bioakus- tischen Analysestandard von SWILD1 ausgewertet. 1 SWILD (2013) Bioakustischer Analysestandard 2. Artbestim- Folgende Analysestufen wurden durchgeführt: mung Fledermäuse – Vorgehen bei der Überprüfung von Bat- • halbautomatische Artidentifikation mit Bat- logger- und Batcorder-Rufsequenzen. Zürich: SWILD. 8 p. 2 www.batscope.ch (21.7.2016) corder-Analyseprogramm BatIdent oder Batlogger- 3 www.ecoobs.de/downloads/Kriterien_Lautzuordnung_ Software BatScope 32, 10-2009.pdf (31.7.2016) Abb 2 Sonagramm (grafische Darstellung des Frequenzverlaufs [kHz] in der Zeit [s]) mit Ultraschallrufen einer Zwergfledermaus beim Insektenfang. 280 WISSEN Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 280 24.08.16 09:20
die Varianz zwischen den Standorten innerhalb ei- rallel durchgeführten Erhebungen für das Förder- nes Waldnaturschutzgebietes. Zwischen der Migra- projekt «Fledermäuse im Kanton Zug» konnten diese tions- und der Paarungszeit wurden keine Unter- beiden Arten an anderen Standorten ebenfalls nach- schiede in der Artzusammensetzung und in der gewiesen werden. Im Gebiet Rämsel-Hafenbach wur- Aktivität festgestellt, weshalb die Aufnahmen über den auffällige Myotis-Sequenzen aufgenommen. Eine den gesamten Zeitraum analysiert wurden. Die Validierung erhärtete den Verdacht, dass es sich da- Modelle wurden anhand einer ANOVA (Likelihood bei um die Wimperfledermaus (M. emarginatus) oder ratio-test) auf ihre Signifikanz geprüft. um die Nymphenfledermaus (M. alcathoe) handelt. Die Wimperfledermaus ist stark gefährdet, die Nym- phenfledermaus wurde vor noch nicht langer Zeit Ergebnisse als Art identifiziert (von Helversen et al 2001). Bis- her weiss man nur, dass sie eine Lebensraumspezia- In 258 Nächten wurden insgesamt 30 522 Se- listin für feuchte Wälder und alte Eichenbestände quenzen von Fledermäusen aufgezeichnet. Inner- und sehr selten und gefährdet ist. halb der einzelnen Waldnaturschutzgebiete war die Varianz der gemessenen Fledermausaktivität zwi- Vergleich der Artenvielfalt schen den verschiedenen Aufnahmeorten erwar- Während der standardisierten Nächte war die tungsgemäss gross, da die heterogenen Habitatstruk- Artenvielfalt in den Waldnaturschutzgebieten Baar- turen für die Fledermäuse unterschiedlich attraktiv burg (≥7 Arten) und Zollischlag (≥6 Arten) am höchs- sind. Rund 53% der Nachweise konnten der in der ten. Im Gebiet Rämsel-Hafenbach wurden mindes- Schweiz am häufigsten vorkommenden Zwergfleder- tens fünf Arten, im Gebiet Hansenbörter mindestens maus (Pipistrellus pipistrellus) zugeordnet werden. vier Arten verzeichnet. Auffällig dabei ist, dass in Diese verbreitete Art ist auch im Wald häufig, vor al- diesem Gebiet verhältnismässig wenige Tiere der lem am Waldrand, aber doch weit weniger dominant allgemein häufigen Zwergfledermaus und vermehrt als im Siedlungsraum, wo ihr Anteil 70 bis 80% aus- seltene Arten der Gruppe Myotis nachgewiesen macht (Sattler et al 2007). Die meisten Sequenzen wurden. Die geringste Artenvielfalt wurde im Ziger- (94%) stammen von lokalen Arten, das heisst von moos (≥2 Arten) festgestellt, wobei auch hier ein Arten, welche das ganze Jahr hindurch im selben grosser Anteil an Sequenzen vom Artkomplex Myo- Gebiet leben. Nur 6% der Aufnahmen stammen von tis stammte, vor allem von der Artgruppe der Bart- migrierenden Arten, die in die Schweiz kommen, fledermäuse. um zu überwintern (Tabelle 2). Im Zollischlag wurde ein gehäuftes Vorkom- men der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) Nachgewiesene Arten registriert. Diese Art ist auf naturnahe Auenwaldbe- Insgesamt wurden mindestens zwölf Fleder- stände angewiesen. Im Zigermoos konnten insge- mausarten nachgewiesen. 7183 Nachweise (23.5%) samt 134 Durchflüge dem Komplex der Bartfleder- stammen von Arten, die gemäss der Roten Liste mäuse zugeordnet werden. Diese Arten bevorzugen (BAFU 2014) als «potenziell gefährdet» (NT) bis halboffene Wälder und reich strukturierte, kleinräu- «vom Aussterben bedroht» (CR) eingestuft sind (Ta- mige Landschaften, teils am Rand von Feuchtgebie- belle 2). Mit der Nordfledermaus (Eptesicus nilsso- ten. Im Gebiet Baarburg wurden zehn Sequenzen nii), der Zweifarbenfledermaus (Vespertilio murinus) der Langohrfledermäuse nachgewiesen. Die drei in und mindestens einer Langohrfledermaus (Plecotus der Schweiz bekannten Langohrfledermausarten las- sp.) konnten mindestens drei Waldzielarten sicher sen sich mit akustischen Aufnahmen nicht unter- bestimmt werden. Die nachgewiesenen national pri- scheiden. Aufgrund des bekannten Verbreitungs- oritären Fledermausarten befinden sich alle in der gebietes sind die nachgewiesenen Rufe am ehesten Prioritätskategorie 2 und haben damit eine hohe Pri- dem Braunen Langohr (Plecotus auritus) zuzuweisen. orität. Zudem konnten Fledermäuse des Artkom- Im Hansenbörter wurde die Fransenfledermaus plexes der Bartfledermäuse (Myotis mystacinus und (M. nattereri), die erstmals im Zollischlag nachgewie- M. brandtii) nachgewiesen werden. Eine Sequenz sen wurde, drei Mal detektiert. Diese Fledermausart konnte der Gruppe der Mausohren (M. myotis und zeigt eine recht flexible Lebensraumnutzung und M. blythii) zugeordnet werden. Die Brandtfleder- besiedelt gerne lichte Wälder und alle Arten von maus (M. brandtii) und das Grosse Mausohr (M. myo- Waldgesellschaften. Im Gebiet Rämsel-Hafenbach tis) sind ebenfalls prioritäre Waldzielarten (Katego- konnten in den Auenwaldgebieten um den Rämsel- rie 2). Leider sind die Ultraschallrufe dieser beiden und den Hafenbach einige Rufe der Wasserfleder- Arten aber sehr ähnlich, sodass eine Bestimmung maus (M. daubentonii) identifiziert werden. auf Artniveau unmöglich ist. Im Zollischlag wurden die Fransenfledermaus Vergleich der Aktivität (M. nattereri) und die Nordfledermaus (Eptesicus nils- Die durchschnittliche Anzahl aufgenomme- sonii) im Kanton Zug erstmals nachgewiesen. Bei pa- ner Fledermausdurchflüge in den verschiedenen Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 CONNAISSANCES 281 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 281 24.08.16 09:20
Waldnaturschutzgebieten variierte stark (mixed Gebieten Zigermoos und Rämsel-Hafenbach lag die effect model, p
1200 benfledermaus nutzt Baumhöhlen als Winterquar- tiere, die Nord- und die Langohrfledermäuse nutzen 1000 während des ganzen Jahres neben Spalten auch Baumhöhlen, wobei die Langohrfledermäuse insbe- Anzahl Sequenzen 800 sondere im Sommer zur Jungenaufzucht auf Baum- höhlen angewiesen sind. Es könnte zudem sein, dass 600 mindestens zwei weitere hochprioritäre Arten, die Brandtfledermaus und das Grosse Mausohr, mit un- 400 seren Abklärungen aufgenommen wurden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die sehr seltene Wim- 200 perfledermaus oder die jüngst entdeckte Nymphen- fledermaus vorkommt. Beide Arten hätten ebenfalls 0 Zollischlag Zigermoos Hansenbörter Baarburg Rämsel-Hafenbach eine hohe Priorität im Wald. Da bei diesen Arten eine sichere Bestimmung aufgrund der Ultraschall- Abb 3 Anzahl Sequenzen (Mittelwert und Standardfehler) pro Nacht. Sequenz = Fleder- mausdurchflug. rufe kaum möglich ist, wäre eine Bestätigung mit zusätzlichen Methoden notwendig. Erstmals im Kanton Zug nachgewiesen wurden die Fransen- und Diskussion die Nordfledermaus. Der Nachweis von mindestens einem Drittel Dank den neuen bioakustischen Methoden der Waldzielarten in fünf Waldnaturschutzgebieten konnten umfangreiche Erkenntnisse über die Arten- zeigt das Potenzial der vielfältig strukturierten Be- vielfalt und die Aktivität von Fledermäusen in wert- stände in den untersuchten Gebieten. In diesen vollen Waldgebieten des Kantons Zug gewonnen Waldnaturschutzgebieten werden schon heute spe- werden. Die Fledermausfauna war in denjenigen zifische Fördermassnahmen für Waldarten aktiv um- Waldnaturschutzgebieten, die sich durch alten Mit- gesetzt. Insbesondere die Erhaltung von Biotopbäu- telwald und Eichen (Zollischlag) sowie Alt- und Tot- men und das Ausweisen von Altholzinseln sind für holzbestände (Zollischlag, Baarburg und Rämsel- höhlenbewohnende Fledermäuse von grosser Bedeu- Hafenbach) auszeichnen, sehr vielfältig. Die För- tung (Russo et al 2016). Zudem profitieren die meis- derung von offenen Wasserflächen und langsam ten waldbewohnenden Fledermausarten von lich- fliessenden Gewässern in Waldgebieten (Rämsel- ten, zugänglichen Wäldern mit gut strukturierten Hafenbach) sowie die Erhaltung von vernässten Waldrändern als Jagdgebieten (Mattei-Roesli 2015). Waldstandorten bieten den Fledermäusen dank ei- In dieser Aufnahmeserie zeigte sich, dass ehemalige ner Vielzahl an Insekten ein reichhaltiges Nahrungs- Auenwälder oder Feuchtwälder wie die feuchten angebot und geeignete Jagdgebiete. Dieser Befund Waldgesellschaften im Zollischlag und die Auen entspricht den Forderungen gemäss dem aktuellen entlang des Rämsel- und des Hafenbachs die Fleder- Konzept Artenförderung Fledermäuse (Krättli et al mausaktivität besonders positiv beeinflussen. Bio- 2012). Das Gebiet Zigermoos mit den ausgeprägten akustische Abklärungen zum Vorkommen der Fle- Moorgebieten zeigte hingegen eine Tendenz zu we- dermäuse bilden die Grundlage, um spezifische nigen, dafür teilweise seltenen Arten. Das Gebiet Fördermassnahmen für gefährdete Waldzielarten zu Hansenbörter liegt relativ hoch (bis 1055 m ü. M.), formulieren (Tabelle 3), aber auch um den Erfolg von ist teilweise mit dunklen Buchenwäldern bestockt, Managementmassnahmen für Fledermäuse zu über- und wegen der Südhanglage sind viele trockene prüfen. Durch das Markieren einzelner Individuen Waldgesellschaften vorhanden, was zu einer gerin- mit Sendern ist es zudem möglich, die Nutzung von geren Biomasse von Insekten führt. Dies könnte die Flugrouten oder bedeutende Jagdgebiete zu evaluie- tiefe Fledermausaktivität erklären. ren. Damit bestehen die Werkzeuge, um die Voll- zugshilfe Waldbiodiversität (BAFU 2015) für die Fle- Bedeutung der Fledermäuse für den dermäuse in die Praxis umzusetzen. Naturschutz im Wald Die fünf Waldnaturschutzgebiete liegen ge- Zielarten und Fördermassnahmen mäss Landesforstinventar in der biogeografischen Die vorgeschlagenen Zielarten (Tabelle 3) für Region Voralpen Ost, in der neun Fledermaus-Wald- die Waldnaturschutzgebiete und die empfohlenen zielarten (davon sechs hochprioritäre Arten der Ka- Massnahmen zu deren Förderung stützen sich auf tegorie 2) definiert sind (BAFU 2015). Mit der Nord- die bioakustischen Nachweise und entsprechen und der Zweifarbenfledermaus konnten wir sicher nicht den vom BAFU definierten Waldzielarten zwei dieser hochprioritären Arten nachweisen, zu- (BAFU 2015). Unsere Zielarten wurden vor dem Er- dem mindestens eine Art der Langohrfledermäuse. scheinen der Vollzugshilfe definiert. Sie wurden so Diese Arten werden durch einen grossen Anteil von gewählt, dass ein direkter Bezug zwischen den öko- Totholz gefördert (Krättli et al 2012). Die Zweifar- logischen Anforderungen der jeweiligen Zielart und Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 CONNAISSANCES 283 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 283 24.08.16 09:20
Waldnaturschutz- Fördermassnahmen bezüglich Q = Quartier, J = Jagdhabitat und Zielart gebiet und Zielart F = Flugkorridor Zollischlag Q Fledermausfreundliche Sanierungen an Gebäuden der Umgebung Mückenfledermaus J Förderung des naturnahen Auenwaldes (Pipistrellus J Weitere Auflichtungen pygmaeus) J Schaffung von Stillwassern F Vernetzung der Gewässer durch Bachufergehölze (Anbindung Reuss) Zigermoos Q Förderung von Altholzinseln und Totholz (mit abstehender Rinde) Artkomplex Q Förderung von Strukturen, welche durch eine natürliche Dynamik Bart fledermäuse entstehen (Myotis mystacinus, J Schutz von Feuchtgebieten sowie Hoch- und Flachmooren M. brandtii) F Vernetzung der naturnahen Bestände F Verhindern von Zerschneidung durch Kunstlicht und Strassen Hansenbörter Q Fledermausfreundliche Sanierungen an Gebäuden und Ställen Fransenfledermaus J Förderung von lichten Waldgebieten und Schlägen im dicht (M. nattereri) bestockten Buchenwald F Förderung eines gestuften Waldrandes mit Krautsaum F Vernetzung von Teillebensräumen durch Hecken F Verzicht auf Pestizide bei angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und in Obstgärten Baarburg Q Förderung von Altholzinseln, Totholz und Höhlenbäumen Tab 3 Die vorgeschla- Braunes Langohr J Erhalt vielfältiger, strukturreicher, lichter Waldgebiete genen Fledermaus- (Plecotus auritus) F Förderung gestufter Waldränder mit Krautsaum Zielarten für die fünf F Vernetzung von Teillebensräumen durch Bachgehölze und Hecken Waldnaturschutzge- F Verhindern von Zerschneidung durch Kunstlicht und Strassen biete im Kanton Zug F Verzicht auf Pestizide bei angrenzenden landwirtschaftlichen sowie die empfohlenen Flächen und in Obstgärten Fördermassnahmen. Rämsel-Hafenbach Q Förderung von Altholzinseln, Totholz und Höhlenbäumen Fotos: Braunes Langohr: Ruth Wasserfledermaus J Schaffung von insektenreichen, unbeleuchteten Stillwassern, Ehrenbold; Bartfledermaus (M. daubentonii) Tümpeln und Altwassern und Wasserfledermaus: J Aufwertung von Fliessgewässern durch kleinere Staubereiche Stiftung Fledermausschutz; J Vermeidung von Gewässerverschmutzung Mückenfledermaus und F Vernetzung der Gewässer durch Bachufergehölze Fransenfledermaus: SWILD F Verhindern von Zerschneidung durch Kunstlicht und Strassen den Fördermassnahmen besteht. Die Waldzielarten ben. Zudem kann das zusätzliche Wissen über das des Bundes wurden nur innerhalb der national pri- Vorkommen von prioritären Leitarten und ihre oritären Arten ausgewählt und auf nationalem Ni- Quartiere im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ver- veau bestimmt. Regional oder lokal kann es sinnvoll wendet werden. Die Kombination von wirkungsvol- sein, teilweise andere Arten als prioritär einzustu- len Fördermassnahmen mit einer guten Information fen. Die Zielarten können für die Konzipierung von der Bevölkerung über eine versteckt lebende Arten- spezifischen Fördermassnahmen und zur Wirkungs- gruppe ist ein entscheidender Beitrag, um die gefähr- kontrolle von Waldnaturschutzmassnahmen einge- deten waldbewohnenden Fledermausarten zu för- setzt werden (z.B. als Bioindikatoren für Altholz- und dern und auch in Zukunft zu erhalten. ■ Totholzförderung). Eingereicht: 24. März 2016, akzeptiert (mit Review): 6. Juli 2016 Ausblick Dank Da aufgrund der Ultraschallrufe nicht alle Fle- Wir danken Priska Müller und Dr. Peter Ul- dermäuse auf Artniveau bestimmt werden können, mann vom Amt für Wald und Wild des Kantons Zug wäre es lohnenswert, an Standorten mit konkreten sowie den für die Waldnaturschutzgebiete zustän- Hinweisen mithilfe von zusätzlichen Methoden wie digen Revierförstern und Waldbewirtschaftern für zum Beispiel Netzfängen das Vorkommen von selte- das Interesse am Projekt und die gute Zusammenar- nen Arten zu überprüfen (Angetter 2016). Ein Fang beit. Herzlichen Dank auch an Dr. Martin Obrist von von seltenen Arten würde es auch erlauben, mithilfe der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL für die der Radiotelemetrie deren Quartiere aufzufinden. Materialausleihe, Adrian Dietrich, Franziska Lörcher Solche Hinweise wären nicht nur für das Manage- und Stephie Burkart von SWILD für die tatkräftige ment in den Waldnaturschutzgebieten von grosser Unterstützung im Feld sowie Dr. Hubert Krättli und Bedeutung (Schutz der Quartiere), sondern könnten Elias Bader für die konstruktiven Rückmeldungen auch die Förderung dieser seltenen Arten vorantrei- und Anregungen zum Inhalt des Artikels. 284 WISSEN Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 284 24.08.16 09:20
Literatur OBRIST MK, RATHEY E, BONTADINA F, MARTINOLI A, CONEDERA M ET AL (2011A) Response of bat species to sylvo-pastoral abandonment. For Ecol Manage 26: 789–798. ANGETTER LS (2016) Fledermausfang im Rahmen der Eingriffs- OBRIST MK, FLÜCKIGER PF, BOESCH R (2011B) Bioakustische Fle- planung von Windkraftanlagen in Wäldern. Empfehlung für dermauserhebungen in unterschiedlichen Lebensräumen der eine Standardisierung der Methoden. Nat.schutz Landsch. Schweiz. Computergestützte synergetische Arterkennung im plan 48: 73–76. Einsatz. Naturforschende Gesellschaft des Kantons Solothurn, BAFU (2014) Rote Liste der Fledermäuse der Schweiz. Bern: Bun- Mitteilungen 41: 9–87. desamt Umwelt, Umwelt-Vollzug 1412. 95 p. RUSSO D, BILLINGTON G, BONTADINA F, DEKKER J, DIETZ M ET BAFU (2015) Biodiversität im Wald: Ziele und Massnahmen. Voll- AL (2016) Identifying key research objectives to make Euro- zugshilfe zur Erhaltung und Förderung der biologischen Viel- pean forests greener for bats. Front Ecol Evol (in press). falt im Schweizer Wald. Bern: Bundesamt Umwelt, Umwelt- SATTLER T, BONTADINA F, HIRZEL A, ARLETTAZ R (2007) Ecologi- Vollzug 1503. 186 p. cal niche modelling of two cryptic bat species calls for a reas- BATES D, MAECHLER M, BOLKER B, WALKER S (2015) Fitting Linear sessment of their conservation status. J Appl Ecol 44: 1188–1199. Mixed-Effects Models Using lme4. J Stat Software 67: 1–48. SCHIEGG-PASSINELLI K, SUTER W (2000) Lebensraum Totholz. BAUMGARTNER-HÄGI K (2013) Inventar- und Förderprojekt Fle- Birmensdorf: Eidg Forsch.anstalt WSL, Merkbl Prax 33. 7 p. dermäuse im Kanton Zug 2008–2011. Zug: Amt Raumpla- SWILD (2016) Grosse Fledermausvielfalt in den Waldnaturschutz- nung, Schlussbericht. 84 p. gebieten des Kantons Zug. Ergebnisse von Ultraschall-Auf- FROIDEVAUX JSP, ZELLWEGER F, BOLLMANN K, OBRIST MK (2014) zeichnungen von Fledermausrufen in fünf Waldnaturschutz- Optimizing passive acoustic sampling of bats in forests. Ecol gebieten des Kantons Zug in den Jahren 2010 bis 2014. Syn- Evol. doi: 10.1002/ece3.1296 thesebericht vom Januar 2016. Zug: Amt Wald Wild. 26 p. KRÄTTLI H, MÖSCHLER P, STUTZ HPB, OBRIST MK, BONTADI - VON HELVERSEN O, HELLER KG, MAYR F, NEMETH A, VOLLETH M, NA F ET AL (2012) Konzept Artenförderung Fledermäuse GOMBKÖTÖ P (2001) Cryptic mammalian species: a new spe- 2013–2020. Zürich: Schweizerische Koordinationsstelle Fle- cies of whiskered bat (Myotis alcathoe n. sp.) in Europe. Natur- dermausschutz. 91 p. wissenschaften 88: 217–223. MATTEI-ROESLI M (2015) Monitoraggio degli interventi di recu- ZIEGLER M (2014) Waldgesellschaften des Kantons Zug, Bestim- pero forestale in due lariceti della Valle di Lodano utilizzando mung, Eigenschaften, waldbauliche Empfehlungen. Fachbuch i chirotteri quali indicatori. Rapporto finale. Confronto situa- für die forstliche Praxis. Zug: Direktion des Innern, Amt für zione prima e dopo gli interventi. Ticino: Centro protezione Wald und Wild. 226 p. Chirotteri. 13 p. Grande diversité de chauves-souris dans High bat diversity in forest nature reserves les zones forestières protégées du canton in the Canton Zug de Zoug En Suisse vivent 30 espèces de chauves-souris. Plus de 80% Switzerland harbours 30 bat species. Of these, more than d’entre elles utilisent la forêt comme habitat. Les 22 espèces 80% have at least part of their habitat in forests. All 22 Swiss de chauves-souris prioritaires au niveau national sont toutes priority bat species are considered as forest species. These in- classées comme espèces forestières, dont douze qui sont clude twelve forest target species, for which a specific man- considérées comme espèces forestières cible pour lesquelles agement is required. However, because of the secretive life des mesures spécifiques doivent être prises en forêt. En rai- of bats, missing information on the presence of bat species son du mode de vie discret des chauves-souris, nous ignorons precluded the implementation of targeted conservation souvent quelles espèces vivent dans quelle forêt. Pourtant, la measures. In the last years, new broadband ultrasound re- connaissance des espèces présentes localement est une base corders were developed as a powerful tool to detect and iden- indispensable pour les mesures et la mise en œuvre de l’aide tify bat species in forests. The aim of our study was to use à l’exécution. Depuis quelques années, les nouvelles mé- these new methods to record the presence of bat species in thodes bioacoustiques avec des appareils d’enregistrement five forest nature reserves in the Canton Zug, to analyse their d’ultrasons ont permis de faire de grands progrès dans la dé- activity and to evaluate the site-specific differences. During tection d’espèces de chauves-souris en forêt. Le but de la pré- 258 nights of data collection, we recorded 30,522 bat passes sente étude était de déterminer avec cette nouvelle méthode of at least twelve different bat species. 23.5% of the recorded la diversité de chauves-souris dans cinq zones forestières pro- bat passes were species from the Swiss Red List. At least three tégées du canton de Zoug, de comparer ces zones et d’éva- national priority forest target species were detected and three luer leurs différences. Au cours des 258 nuits d’enregistre- species were discovered for the first time in the Canton Zug. ment, 30 522 passages d’au moins douze espèces ont été The variation of bat activity between the different forest re- consignés. 23.5% des enregistrements proviennent d’espèces serves was high. In particular, areas with diverse and light for- sur la liste rouge. Trois espèces forestières cible ont été dé- est communities, which are rich in dead and decayed wood, couvertes. La présence de trois espèces a été prouvée pour la proved to be attractive habitats to bats. Alluvial forests, open première fois dans le canton. Il y avait une grande différence waters and the presence of old oaks enhanced the diversity dans l’activité des chauves-souris entre les différentes zones. of species and bat activity in general. These results were used En particulier les zones diversifiées et peu denses avec une to define one target species for each forest nature reserve in forte proportion de bois mort et de vieux arbres se sont avé- the study sites and to promote species conservation meas- rées comme des habitats attractifs. Les forêts alluviales, des ures. plans d’eau et la présence de vieux chênes favorisent la diver- sité des espèces. Sur la base de ces résultats, une espèce cible avec des propositions de mesures concrètes ont été définies pour chacune de ces zones. Schweiz Z Forstwes 167 (2016) 5: 278–285 CONNAISSANCES 285 pp1339_Deplazes_Bontadina.indd 285 24.08.16 09:20
Sie können auch lesen