Grossverbraucher wollen effizienter sein

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Grossverbraucher wollen effizienter sein
DOSSIER | ENERGIEEFFIZIENZ

        Grossverbraucher
        wollen effizienter sein
        Datenverarbeitung | Laut einer aktuellen Studie [1] wird die weltweite Datenmenge
        von heute 33 Zettabytes1) bis 2025 auf 175 Zettabytes ansteigen. Fast 30 % der welt-
        weiten Daten werden in Echtzeit verarbeitet. Um leistungsfähig zu bleiben, müssen
        Rechenzentren daher ihre Kapazität in rasantem Tempo erhöhen und die Energie-
        effizienz mit modernsten Technologien laufend verbessern.

        THOMAS KRÜTTLI

        M
                 oderne     Rechenzentren      Rechenzentren denn auch rund die          und setzt den Gesamtenergieverbrauch
                 müssen ständig wachsende      Hälfte der verbrauchten Energie zur       in Relation zur effektiv zur Datenver-
                 Datenmengen verarbeiten       Kühlung der Server und Geräte. Weil       arbeitung verwendeten Energie. Ein
        – in Echtzeit. Mit steigender Leis-    Energie Geld kostet, soll sie möglichst   PUE-Wert 1 bedeutete, dass sämtli-
                                                                                                                                     Bilder: Bedag Informatik AG

        tungsfähigkeit nimmt allerdings der    effizient eingesetzt werden.              che Energie in die Datenverarbeitung
        Energieverbrauch zu. Rechenzentren        Zur Bewertung ihrer Energieeffi-       flösse und keine Energie für Kühlung,
        gehören zu den grösseren Energie-      zienz verwenden Rechenzentren den         Belüftung und Beleuchtung notwendig
        verbrauchern, weil bei der Datenver-   PUE-Wert. Die Power Usage Effective-      wäre. In der Praxis ist dies nicht reali-
        arbeitung immer noch viel Abwärme      ness PUE wurde von der Non-Profit-Or-     sierbar und so gilt ein PUE-Wert von
        entsteht. Im Schnitt verwenden         ganisation The Green Grid definiert       1,2 bereits als sehr effizient. Bei einem

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solchen Wert, werden lediglich 17 %2)
der Energie ineffizient, also nicht zur
eigentlichen Datenverarbeitung, son-
dern zur Kühlung und Belüftung der
Infrastruktur benötigt.
  Die Bewertungsskala von Green
Grid klassifiziert einen PUE von 2,5 und
grösser als ineffizient und einen Wert
von 2,0 als durchschnittlich. Als effizi-
ent gelten Werte um 1,5 oder kleiner.
Der durchschnittliche PUE eines kon-
ventionellen Rechenzentrums liegt
heute zwischen 1,6 und 2,0.

Optimieren geht immer
Wird ein Rechenzentrum neu auf der
grünen Wiese gebaut, können die aktu-
ellsten Erkenntnisse und Technologien                   Der Hauptsitz der Bedag Informatik AG an der Engehalde in Bern.
bereits in der Planung und beim Bau
berücksichtigt werden. Was aber kön-
nen bestehende Rechenzentren tun,
um die Energieeffizienz sinnvoll zu
steigern? Ein an sich intaktes Gebäude
abzureissen, ist nicht nur aus ökonomi-
scher, sondern auch aus ökologischer
Sicht meist sinnlos, da Abriss, Entsor-
gung und Neubau mehr Energie benö-
tigen als mittelfristig eingespart wer-
den kann. Abgesehen davon würden
bestehende Ressourcen vernichtet und
neue zusätzlich gebunden. Dass eine
deutliche Erhöhung der Energieeffizi-
enz mit gezielten Einzelmassnahmen
auch in bestehenden Gebäuden erreicht
werden kann, zeigt das Beispiel der
Bedag Informatik AG.
   Das Hauptgebäude der Bedag wurde
1987 in Bern fertiggestellt. Es beher-
bergt eines der grössten Hochsicher-
heits-Rechenzentren in der Schweiz.                     Im Rechenzentrum werden mehrere tausend Server betrieben.

   Aarewasser – Vorlauftemperatur in den
  Wintermonaten (Nov. – März) ca. 5 – 12 °C
                                              Kühlwasser-Rücklauftemperatur
                                                         ca. 15 °C

                                                                                                         Von/Nach
                                                                                                     Kühlwasser-Speicher
     Aarewasser-Rücklauf
                                              Kühlwasser-Rücklauftemperatur nach dem runterkühlen
                                                     mit Aarewasser (Nov. – März) ca. 8 – 13 °C

   Kühlwasser-Vorlauftemperatur                                                                                            Schema der Aarewasser-
             ca. 8 °C                                                                                                      kühlung: Im Winter wird
                                                                                                                           das Kühlwasser vor dem
                                                                                                                           Eintritt in die Kältema-
                                                 KM1             KM2            KM3            KM4                         schinen mit Aarewasser
                                                                                                                           vorgekühlt. Der Energie-
                                                                                                                           verbrauch wird damit um
                                                                                                                           fast 25 % verringert.

                                                                                                                                   bulletin.ch 3 / 2019   19
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                                                                                               Energieäquivalent von 126 000 l
                                                                                               Heizöl. So bleibt nur noch wenig
                                                                                               Abwärme, die über Kältemaschinen
                                                                                               mittels Aarewasserrückkühlung ener-
                                                                                               gieeffizient abgeführt wird.
                                                                                                  Zur zusätzlichen Energieoptimie-
                                                                                               rung werden die tiefen Temperaturen
                                                                                               in den Wintermonaten genutzt, um den
                                                                                               Energieverbrauch der Kältemaschinen
                                                                                               mittels direkter Aarewasserkühlung
                                                                                               weiter zu verringern (indirektes Free
                                                                                               Cooling). So hat die Bedag Ende 2016
                                                                                               nachhaltig investiert und zusätzlich
                                                                                               zwei Aarewasser-Plattentauscher in
                                                                                               den Rücklauf des Kühlwassersystems
                                                                                               eingebaut. Damit wird das Wasser im
                                                                                               Rücklauf vor dem Eintritt in die Kälte-
                                                                                               maschinen mit Aarewasser vorgekühlt,
                                                                                               wodurch Letztere weniger Kühlarbeit
                                                                                               leisten müssen. Die modernisierte
       Ein Blick in die Kühleinheit des Rechenzentrums.                                        Anlage war während der Wintersaison
                                                                                               2017/18 zum zweiten Mal in Betrieb
                                                                                               und das Ergebnis überzeugt:
       Auf einer Rechenzentrumsfläche von           Mit Abwärme den                               Die Rücklauftemperatur des Kühl-
       über 1000 m 2 werden die Daten des           Heizenergieverbrauch senken                wassers konnte mit den beschriebenen
       Kantons Bern und weiterer Kunden aus         In den Wintermonaten wird die aus          Massnahmen von 15° auf 8° bis 13° C
       der ganzen Schweiz gespeichert und           dem Rechenzentrum anfallende               gesenkt werden. Damit wurden alleine
       verarbeitet. Die hohe Rechenleistung         Wärme vor allem zum Heizen der Lie-        in der letzten Saison weitere 1,43 GWh
       verlangt einen optimalen Einsatz der         genschaften der Bedag und der angren-      an Kälteenergie eingespart. Dies ent-
       Energie-Ressourcen. Deshalb setzt die        zenden Universität an der Engehalde in     spricht fast der Leistung einer der vier
       Bedag auf einen energieschonenden            Bern verwendet. Jährlich kann mit die-     Kältemaschinen der Bedag oder der
       Betrieb ihrer Anlagen und die sinnvolle      ser Wärmerückgewinnung Heizener-           Energie, welche rund 3300 haushalts-
       Nutzung der Abwärme, welche im               gie im Umfang von über 1,26 GWh ein-       übliche Kühlschränke pro Jahr verbrau-
       Rechenzentrum anfällt.                       gespart werden. Dies entspricht dem        chen.

        RÉSUMÉ
                       Les grands consommateurs veulent être plus efficaces
                       Traitement des données

       Les centres de calcul modernes doivent traiter des quanti-        élevée requiert une utilisation optimale des ressources
       tés de données en croissance constante – en temps réel.           énergétiques. C’est pourquoi Bedag mise sur une exploita-
       Cependant, hausse des performances rime avec consom-              tion de ses installations qui économise l’énergie et sur l’uti-
       mation d’énergie plus élevée : les centres de calcul font par-    lisation judicieuse de la chaleur résiduelle produite dans le
       tie des grands consommateurs d’énergie, car le traitement         centre de calcul.
       des données génère toujours beaucoup de chaleur rési-                Pendant les mois d’hiver, la chaleur engendrée par le
       duelle.                                                           centre de calcul est surtout utilisée pour chauffer les
          Si l’on construit un tout nouveau centre de calcul, les der-   bâtiments de Bedag et de l’université voisine, sur le site
       nières découvertes et technologies peuvent être prises en         Engehalde de Berne. Grâce à cette récupération de chaleur,
       considération dès la planification et la construction. Mais       plus de 1,26 GWh d’énergie de chauffage peut être écono-
       l’exemple de Bedag Informatique SA montre qu’on peut at-          misé chaque année, l’équivalent de 126 000 litres de ma-
       teindre, par des mesures spécifiques ciblées, une améliora-       zout. Ainsi, seule une faible quantité de chaleur résiduelle
       tion notable de l’efficacité énergétique même dans les bâti-      reste à évacuer via des machines de refroidissement en uti-
       ments existants.                                                  lisant l’eau de l’Aar pour le refroidissement en circuit fermé
          Le bâtiment principal de Bedag, à Berne, date de 1987. Il      – un système efficace du point de vue énergétique.
       abrite l’un des plus grands centres de calcul hautement sé-          Afin d’optimiser encore l’énergie, les basses températures
       curisés de Suisse : les données du canton de Berne et d’autres    pendant les mois d’hiver sont utilisées pour réduire davan-
       clients de toute la Suisse sont sauvegardées et traitées sur      tage la consommation énergétique des machines de refroi-
       une surface de plus de 1000 m2. Cette puissance de calcul         dissement directement au moyen de l’eau de la rivière. MR

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   Leider funktioniert das Prinzip der   Ressourcen nachhaltig                     den Strom aus vollständig nachhaltiger
Vorkühlung des Rücklaufes nur bei        einsetzen                                 und erneuerbarer Produktion (Natur-
kühler Aare. Die angenehmen Bade-        Durch Wärmerückgewinnung, Kühl-           strom). Dieser ökologisch unbedenkli-
temperaturen im Sommer reichen für       wasser-Vorkühlung und viele punktu-       che Strom wird vorwiegend in der
eine Vorkühlung nicht mehr aus. Im       elle Einzelmassnahmen konnte der          Schweiz produziert. Er ist CO2-neutral
Sommer kann die anfallende Wärme         PUE-Wert des Bedag-Rechenzentrums         und wird zu 100 % aus erneuerbaren
der EDV nur über die Kältemaschinen      in den letzten Jahren von über 1,7 auf    Energien (98 % Wasserenergie und 2 %
(indirekt) durch die Aare rückgekühlt    den guten Wert von 1,4 gesenkt wer-       Biomasse) gewonnen.
werden. Um die Aare dabei möglichst      den. Für die Zukunft sind mit zusätzli-
nicht zusätzlich zu erwärmen, ist die    chen Kaltgangeinhausungen und etwas       Referenz
Erwärmung des rückfliessenden Was-       höheren Temperaturen in den Server-       [1] «Data age 2025: The digitalisation of the world»,
                                                                                       Seagate/IDC (2016), www.seagate.com.
sers auf maximal plus 10° C begrenzt.    räumen noch weitere Optimierungen
Normalerweise werden zirka 36 l/sec      vorgesehen.                                                  Autor
                                                                                                      Thomas Krüttli ist Senior Specialist
zurück in die Aare geleitet. Bei einer      Dabei ist der Bedag ein sorgsamer                         Marketing & Communications bei der
Wassermenge der Aare von durch-          Umgang mit der Umwelt auch im                                Bedag Informatik AG.
                                                                                                      J Bedag Informatik AG, 3001 Bern
schnittlich 120 000 l/sec erwärmt sich   Strombezug wichtig. Die Dachflächen                          J thomas.kruettli@bedag.ch
die Aare an der Rückflussstelle somit    der Gebäude Engehaldestrasse 12 und
um minimale 0,003° C. Das ist zu         18 sind mit einer Photovoltaikanlage      1)
                                                                                        1 ZB = 1021 Bytes
                                                                                   2)
                                                                                        PUE = Energie total / Energie für EDV
wenig, um auch in einem kühlen Som-      bestückt, die jährlich 30 bis 40 MWh
mer für angenehme Badetemperaturen       elektrische Energie produziert. Ausser-
zu sorgen.                               dem bezieht die Bedag in Bern seit 2013

                                                                                                                        bulletin.ch 3 / 2019   21
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