Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013

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Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
THEMATIC PROPOSAL

    Grundbildung und
Geschlechtergleichstellung
         in Haiti

     Partenariat 2011-2013

          DECEMBRE 2011

Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013

         Erstellt im Dezember 2010

        Partenariat 2011-2013        1
Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
Inhaltsverzeichnis

1. Zur Lage in Haiti ................................................................................. p. 3
         A. Situationsanalyse
         B. Bildungslage der Frauen und Kinder
         C. Die « Millennium-Entwicklungsziele » und die Bildung in Haiti
         D. Haiti und die UN-Kinderrechtskonvention in Sachen Bildung
2. UNICEF-Aktionsplan ......................................................................... p. 11
         A. Ziele und Erwartungen
         B. Die bisherigen Hilfsaktionen der UNICEF
                   -    Erzielte Ergebnisse in 2009
                   -    UNICEF-Hilfe seit dem Erdbeben
         C. Strategie des Bildungsprogramms der UNICEF
3. Wirkung .............................................................................................. p.18
4. Geschichten von haitischen Kinder ................................................. p.21
Anhang .................................................................................................. p.23

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Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
1. Zur Lage in Haiti

       A. Situationsanalyse
    Haiti ist das unterentwickeltste Land der nördlichen Hemisphäre und eines der weltweit
ärmsten.
Haiti befindet sich in Lateinamerika, auf der westlichen Seite der Karibikinsel Hispanola,
neben der Dominikanischen Republik. Im Norden umschließt der
Atlantik die Insel, im Süden und im Westen das Karibische Meer.
Mit über zwei Millionen Einwohnern ist die Hauptstadt Port-au-
Prince die größte Stadt des Landes.
Das Land zählt 10 Millionen Einwohner, 54% davon sind unter 18
Jahre und 12% unter 5 Jahre. Ungefähr 80% der Bevölkerung lebt
in sehr großer Armut. 55% der Einwohner müssen mit weniger als
1,25 US Dollar am Tag auskommen. Im Human Development
                                       1
Index steht Haiti auf Platz 149 von 182 .

Bei der Verteilung der Reichtümer gibt es starke Ungleichheiten:
die 20% der reichsten Menschen besitzen 63% des
Haushaltseinkommens. Die Arbeitslosenrate liegt bei 30% und
bei 62% bei den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren.
Ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land. Knapp
70% der Haitianer leben von Landwirtschaft, die größtenteils nur
den Lebensunterhalt sichert und zwei Drittel der Berufstätigen
beschäftigt.

Das Land leidet an einer chronischen politischen Instabilität:
nach der Annahme der Verfassung in 1987 wechselten sich 14
verschiedene Staatschef ab. Diese Situation stellt die
Grundversorgung vor ein Problem, verhindert jegliche dauerhafte
Lösung für die Bevölkerung und gefährdet die Sicherheitslage des
Landes. Kriminelle Banden nutzen die politische Instabilität, um im
großen    Stil    Entführungen    durchzuführen      und       hohe
Lösegeldsummen zu fordern. Aus diesem Kontext heraus entstand
2004 die Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Haiti
(MINUSTAH). Ziele sind die Schaffung eines sicheren und stabilen
Klimas, die Unterstützung der politischen Prozesse und die
Überwachung der Achtung der Menschenrechte.

Am 28. November 2010 fand der erste Wahlgang für die
Präsidentschaft und das Parlament statt. Diese Wahl ist für die
Zukunft des Landes und seiner Kinder entscheidend. Die
Abstimmung rief neue Unruhen hervor: mehrere Wahlbüros
wurden zur Zielscheibe von wütenden Wählern. Zwölf
Oppositionskandidaten versammelten sich, um Wahlbetrug
anzuprangern und Neuwahlen zu fordern. Die Auszählung der
Stimmzettel fand unter der Aufsicht internationaler Beobachter
statt. Der zweite Wahlgang, der am 16. Januar 2011 stattfinden
sollte, wurde aufgrund von Unruhen bei der Verkündung der
Wahlprognosen des ersten Umlaufs im Dezember 2010
                                                                                     Eine Straße in Port-au-Prince
verschoben.
                                                                                     (2006)

1
    Der Index stellt sich aus 3 Hauptkriterien zusammen: Lebenserwartung, Bildungsniveau und Lebensstandard.

                                                                                                               3
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Wegen seiner katastrophengefährdeten Lage, der Bodenerosion, der hohen
Bevölkerungsdichte und dem unkontrollierten Abbau von Rohstoffen, ist das Land den
Launen des Wetters besonders preisgegeben. Ausnahmesituationen sind keine Seltenheit in
Haiti. Schon eine geringe Katastrophe kann weitreichende Schäden anrichten, wie
beispielsweise die häufigen Überschwemmungen während der Hurrikansaison. So kann
jederzeit eine neue humanitäre Krise die erbrachten Fortschritte in der strukturellen
Entwicklung des Landes und der humanitären Hilfe gefährden.

Mehrere Jahre struktureller Armut, politischer Instabilität und Umweltschädigung haben die
haitianischen Familien chronisch arm und anfällig für Notsituationen gemacht. Frauen und
                              Kinder sind die ersten, die darunter zu leiden haben.

                              Am 12. Januar 2010 um 16.43 Uhr Ortszeit erschütterte ein
                              Erdbeben der Stärke 7 auf der Richterskala Port-au-Prince und
                              Umgebung. Über 222 000 Menschen starben, 310 000 wurden
                              verletzt, 4 000 mussten amputiert werden und 3 Millionen
                              Männer, Frauen und Kinder verloren alles. Es mussten
                              dringend Hilfsgüter in das Katastrophengebiet geflogen
                              werden. Die Infrastruktur dieses strukturschwachen Landes
                              haben der Stärke der Erschütterungen nicht Stand halten
                              können. Das Erdbeben hat das Land Buchstäblich in einen
                              Trümmerhaufen verwandelt. 20 Millionen Kubikmeter Schutt
                              mussten beseitigt werden; das entspricht vier großen
                              Pyramiden. 900 000 Gebäude wurden beschädigt und 16 der
                              19 Ministerien wurden teilweise oder völlig zerstört.

                           Dieses Erdbeben im bevölkerungsdichtesten Zentrum und
                           Entscheidungssitz Haitis hat eine Notlage ohne Gleichen
                           verursacht. Beim Anbetracht des Ausmaßes der Schäden und
                           der betroffenen Personen ist es verständlich, das die
                           Beseitigung der Trümmer und der Wiederaufbau viel Zeit
                           beanspruchen. Eine ganze Hauptstadt mitsamt Umgebung
                           muss wieder errichtet werden. Selbst mit den modernen Mitteln
                           eines reichen Landes würde diese Aufgabe Jahre dauern.
                           Ein Jahr nach der Katastrophe leben immer noch 1 Millionen
                           Menschen in 1000 Zeltlagern. Die Hälfte unter ihnen ist unter
18 Jahre. 604 000 Menschen sind aus Port-au-Prince in die Vororte und ländlichen Regionen
geflohen.

In den folgenden Monaten nach dem Beben haben weitere Katastrophen die Notlage der
haitianischen Bevölkerung verschärft. Nach der Regenzeit wurde Haiti von Hurrikans
heimgesucht, die die Überlebenden der Erdbebenkatastrophe vor neuen Bedrohungen
stellten. Am 24. September 2010 richtete ein Sturm in Port-au-Prince schwere Schäden an
und tötete 6 Personen, darunter 2 Kinder. Am 5.Oktober 2010 verursachte Hurrikan Tomas
starke Überschwemmungen und Erdrutsche und steigerte die Seuchengefahr.

Eine weitere humanitäre Krise mobilisierte erneut Hilfskräfte
und Versorgungsgüter: die Choleraepidemie. Die ersten Fälle
tauchten im Verlauf der letzten Oktoberwoche 2010 in der
Provinz Artibonite auf und rasch verbreitete sich die Krankheit
im ganzen Land. Am 30. November 2010 zählte das
Ministerium für Gesundheit und Bevölkerung (Ministère de la
Santé Publique et de la Population) 1751 Tote. 72 208
Menschen waren infiziert und 34 248 Personen mussten ins
Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Epidemie tauchte in einer wenig betroffenen Region auf,
hundert Kilometer vom Epizentrum entfernt. Aber die Millionen
Menschen, die durch die Katastrophe in Not geraten waren,
wurden zu leichten Opfern für die Krankheit.

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Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
Die haitianische Bevölkerung bewies gegenüber dem Erdbeben am 12. Januar – und der
anderen zahlreichen, teilweise noch andauernden Katastrophen – eine unglaubliche Stärke.
Die Menschen hoffen auf einen Wandel und träumen von einem Haiti, das sich seiner
Kinder als würdig erweist.

                                         Basisdaten

                   Bevölkerung                   10 Millionen Einwohner (2009)
                   BIP pro Einwohner             660$ (Quelle: World Bank - 2008)
                   Anteil der Bevölkerung mit
 Wirtschaft
                   weniger als 1,25 Dollar pro   54,9% (2000–2007)
                   Tag
                                                 329/1000: Männer
                   Erwachsenensterblichkeit
                                                 236 /1000: Frauen

                   Müttersterblichkeit           670/100 000 Lebendgeburten
 Gesundheit
                   Kindersterblichkeit unter 5
                                                 72/1000
                   Jahre
                                                 59: Männer
                   Lebenserwartung               63: Frauen
                                                 (2006)
                   Verbreitung der
                   Unterernährung bei der        58% (2004-2006)
                   Bevölkerung
 Ernährung         Anteil der Kinder unter 5
                                                 18% (2003-2008)
                   Jahren mit Untergewicht
                   Indikator für                 1,8 Millionen Personen in
                   Ernährungssicherheit          Ernährungsunsicherheit
                   Anteil der Bevölkerung mit    58%
 Wasser,           Zugang zu Trinkwasser
 Hygiene und       Anteil der Bevölkerung mit
                                                 19%
 Versorgung        Zugang zu sanitären
                   Einrichtungen
                   Alphabetisierungsrate der
                                                 62%
 Bildung           Erwachsenen
                   Einschulungsrate der
                                                 50% (2003-2008)
                   Kinder im Primarschulalter

                                                                                      5
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B. Bildungslage der Frauen und Kinder

     Haiti kann nicht allen Kinder das Bildungsrecht zusichern. Doch das Recht auf Bildung
steht in der Verfassung: Artikel 32 besagt, dass der Staat das Bildungsrecht garantiert und
Artikel 32.2, dass der Primarschulunterricht verpflichtend ist.

    Die verfassungsgemäße Anerkennung der Bildung als ein Recht verpflichtet den Staat zu
einer universellen Umsetzung. Er hat folglich dafür zu sorgen, dass alle nötigen Maßnahmen
ergriffen werden, um allen Kindern den Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Aber der Mangel
an Mitteln, sowohl auf staatlicher wie auch auf privater Ebene, vermischt mit der
soziopolitischen Instabilität, erschweren die Durchführung. Wegen Armut und
Marginalisierung kommen zahlreiche Kinder und Jugendliche nicht in den Genuss einer
Schulbildung. Kinder in ländlichen Gegenden sind am meisten betroffen.

Vor dem Erdbeben am 12. Januar 2010 ging weniger als die Hälfte der Kinder im
                               2
Primarschulalter zur Schule . Die Schulbesuchsrate lag bei 20%. Der frühzeitige
Schulabbruch der Kinder bleibt weiterhin ein Hauptthema im Bildungsbereich. Schätzungen
zufolge schließen nur 30% der Erstklässler die Primärstufe ab und nur 2% erhalten einen
                        3
Sekundarschulabschluss .
Auch die Vorbereitung der Kinder auf die Schule ist stark unterentwickelt, denn nur 56% der
                                               4
haitianischen Kinder besuchen eine Vorschule . Aber Untersuchungen und Studien haben
bewiesen, wie wichtig die Vorschule für die Entwicklung der Kinder zwischen 3 und 5 Jahren
ist. Diese Phase ist entscheidend für sein späteres Wohlbefinden der Kinder, für ihre
Entwicklung und ihre Eingliederung in die Primärstufe der Primarschule ab dem Alter von 6
Jahren.

Der Privatsektor dominiert stark das Schulangebot. Von den 22 000 Schulen des Landes
sind nur 8% öffentliche. 80% der Schüler besuchen also Privateinrichtungen mit
mittelmäßiger Unterrichtsqualität. Eine Überprüfung der Privatschulen existiert praktisch nicht
und viele entsprechen nicht den Standards.

                                    Das haitische Schulsystem besteht aus:

                                         -    Einer Vorschule für Kinder zwischen 3
                                              und 5 Jahren. Sie ist nicht
                                              verpflichtend.

                                         -    Einer Grundschule für Kinder zwischen
                                              6 und 14 Jahren, aufgeteilt in drei
                                              Stufen à 3 Jahren. Die ersten beiden
                                              Stufen entsprechen der Grundbildung,
                                              die dritte ist eine Orientierungsstufe.

                                         -    Einer Sekundarschule für Jugendliche
                                              zwischen 15 und 18 Jahren.

2
  Les enfants d’Haïti, Etapes marquantes et perspectives à l’échéance de six mois, UNICEF, juillet 2010
3
  Haïti 2009, Annual Report, UNICEF, p.9
4
  Idem

                                                                                                          6
Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
Die direkten und indirekten Kosten sind ein beachtliches Hindernis für den Schulbesuch und
die Fortsetzung der Schulbildung der Kinder.

Man muss ebenfalls betonen, dass trotz eines gleichberechtigten Zugang Jungen
durchschnittlich vier Jahre zur Schule gehen und Mädchen nur zwei.

Trotzdem gibt es einen riesigen Wissensdurst in Haiti. Die Bildungsnachfrage ist höher als
das Angebot. Deshalb fördert UNICEF in Haiti nicht den Schulbesuch, sondern unterstützt die
Regierung und andere Entscheidungsträger im Bildungsbereich, um das Angebot für die
Kinder zu vergrößern und eine gute Unterrichtsqualität sicherzustellen.

Diese beunruhigende Situation hat sich durch das Erdbeben noch verschlechtert. Über 2,5
                                                                                   5
Millionen Kinder mussten den Schulbesuch unterbrechen, 4 992 Schulen sind betroffen (90%
                                                                                     6
der Schulen im Erdbebenbereich), darunter wurden knapp 4 000 zerstört oder beschädigt . 56
000 Lehrer wurden verletzt, 1500 unter ihnen wurden getötet.
Die größte Bremse beim Wiederaufbau der Schulen sind die Räumungsarbeiten, da das
Erdbeben weite Teile der Stadt in Trümmerfelder verwandelt hat.

Die große Herausforderung ist es also nicht, zum Stand vor dem 12. Januar 2010
zurückzukommen, sondern allen Kindern zu ermöglichen, die Schule zu besuchen.

                                                                             7
                                   Schlüsseldaten Bildung in Haiti

Schulbesuchsrate der Primarschule (2003-                  52% : Mädchen
2008)                                                     48% : Jungen
Schulbesuchsrate der Sekundarschule                       18% : Männer
(2003-2008)                                               21% : Frauen
                                                               8
Schulbesuchsrate der Vorschule                            56%
Alphabetisierungsrate der Jugendlichen (15-               76% : Männer
24 Jahre)                                                 87% : Frauen
Anzahl der Schulen vor dem 12. Januar 2010                22 000 Schulen
Anteil der öffentlichen Schulen
                                                          8%

    C. Die « Millennium-Entwicklungsziele » und die Bildung in Haiti

    Die Millennium-Entwicklungsziele (MEZ), 2000 von der UNO festgeschrieben, sind
Zielvorgaben der internationalen Gemeinschaft zur Armutsbekämpfung, dem Friedenserhalt,
dem Umweltschutz, der Achtung der Menschenrechte, der Sicherheit und der Entwicklung für
das Jahr 2015. Haiti ist weit davon entfernt und entwickelt sich gar in die entgegengesetzte
Richtung.

Die Kinder leiden immer noch an den Folgen des Erdbebens vom 12. Januar 2010 und die
wenigen Fortschritte, die zur Verbesserung der Lage beitragen, sind stark gefährdet. Nur bei
einem MEZ ist Haiti auf dem richtigen Weg: die Kindersterblichkeit (MEZ 4).Dieser Indikator

5
  Eine betroffene Schule wurde entweder zerstört, beschädigt oder leidet unter Organisationsproblemen, die seine
Wiedereröffnung verhindern (wie der Tod des Lehrpersonals).
6
  Les enfants d’Haïti, Etapes marquantes et perspectives à l’échéance de six mois, UNICEF, juillet 2010
7
  La situation des enfants dans le monde, Tableaux statistiques, Novembre 2009
8
  Haïti 2009, Annual Report, UNICEF, p.9

                                                                                                                   7
Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
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ist zwar weiterhin sehr erhöht (ein Kind von 13 stirbt vor seinem 5. Geburtstag ), sinkt aber
allmählich. Bei der Bekämpfung der Fehlernährung und der schweren Krankheiten, im
Bildungsbereich und bei der Geschlechtergleichstellung ist Haiti wohl kaum in der Lage, die
Zielvorgaben bis 2015 zu erreichen. Die Müttersterblichkeit ist gar alarmierend, da 670 von
100 000 Frauen bei der Geburt sterben. Auch der Zugang zu Trinkwasser und sanitären
Anlagen wurde durch das Erdbeben verschlechtert. Diese Indikatoren sind Alarmzeichen, die
zur Handlung aufrufen.

Das MEZ 2 soll allen Kindern, Jungen wie Mädchen, bis 2015 den vollständigen Abschluss
der Primarschulbildung sicherstellen. Und das MEZ 3 sichert
Jungen und Mädchen einen gleichberechtigten Zugang zu
allen       Bildungsebenen         zu,      sowie       die
Geschlechtergleichstellung.
In Haiti geht nur jedes zweite Kind im Primarschulalter
zur Schule. Jungen besuchen die Schule durchschnittlich
vier Jahre und Mädchen nur zwei. Die Chancen für eine
universelle Grundbildung bis 2015 stehen eher schlecht.
Und das Erdbeben im Januar hat die Hoffnung noch mehr
sinken lassen.

Da sich die Regierung über die Bedeutung der Bildung für
die Zukunft des Landes und der Lücken im System bewusst
ist, hat sie die Bildung zum Schlüsselpunkt des
Wiederaufbaues gemacht. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, um das zweite und dritte
Millennium-Entwicklungsziel zu erreichen – von der Sicherung und der Schulsanierung bis zur
Erschaffung eines kostenlosen, effizienten und hochwertigen Schulsystems, das für alle
zugänglich ist.

       D. Haiti und die UN-Kinderrechtskonvention in Sachen Bildung

    Das Übereinkommen über die Rechte des Kindes von 1989 ist die erste internationale
und rechtskräftige Konvention zur Sicherstellung der Menschenrechte für alle Kinder.
Der Ausschuss für die Rechte des Kindes besteht aus unabhängigen Experten, die die
Umsetzung der Konvention durch die Mitgliedsstaaten überwacht. Der letzte Bericht dieses
                        Ausschusses über die Situation der Kinderrechte in Haiti war im März
                        2003.
                        In diesem Bericht stellt der Ausschuss fest, dass die
                        Auslandsschulden, die hohe Arbeitslosenrate, die politische
                        Instabilität, die beschränkte Anzahl an qualifizierten und verfügbaren
                        Arbeitskräften und die schlechte Finanzlage verhängnisvolle
                        Auswirkungen auf den sozialen Schutz und die Situation der Kinder
                        haben. Diese Elemente haben „die vollständige Umsetzung der
                        Kinderrechtskonvention stark behindert“.

                        In seinen abschließenden Bemerkungen begrüßt der Ausschuss die
                        Verabschiedung eines Gesetzes in 2001 über das Verbot von
körperlicher Züchtigung in der Familie und in der Schule. Er befürwortet ebenfalls die
Einrichtung eines nationalen Ausschusses für die Mädchenbildung, der zur Förderung der
Einschulung von Mädchen beitragen soll.
Trotzdem beunruhigt ihn die Tatsache, dass die Prügelstrafe in Familien und der Schule
immer noch stattfindet, sowie die Misshandlung von Kindern, die als Hausangestellte (die
restaveks) arbeiten.
Tatsächlich sind die haitianischen Kinder ohne genügenden Schutz besonders der Gewalt,
der Ausbeutung und der Misshandlung ausgesetzt.

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    Haiti’s children and the MDGs, UNICEF, September 2010, p.6

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Grundbildung und Geschlechtergleichstellung in Haiti - Partenariat 2011-2013 - Partnerschaft UNICEF BELGIEN 2011-2013
Speziell für den Bildungsbereich bemerkt der Ausschuss besorgt:

      dass die Einschulungsraten niedrig bleiben und eine
       Diskrepanz zwischen Jungen und Mädchen und
       zwischen Stadt und Land vorherrscht
      Dass die Anzahl von öffentlichen Schulen sehr
       begrenzt und die Bildung mangelhaft ist, was sich in
       der hohen Rate der Klassenwiederholer und
       Schulabbrecher wiederspiegelt und der schlechten
       Lehrerausbildung zugrunde liegt
      Dass schwangere Mädchen            von    der   Schule
       ausgeschlossen werden
      Dass das Bildungsangebot größtenteils in der Hand
       des Privatsektors liegt und der Staat diesen Sektor nur
       beschränkt überprüfen kann

Folglich legt der Ausschuss für die Rechte des Kindes dem Staat Haiti nahe:

      Den nationalen Bildungsplan schnellstmöglich in die Tat umzusetzen;
      Sich weiterhin um einen gleichberechtigten Bildungszugang für alle Kinder zu
       bemühen, insbesondere für Mädchen und für Kinder in ländlichen und isolierten
       Gebieten;
      Maßnahmen zu ergreifen, um benachteiligten Kindern, wie Straßenkinder, die
       restaveks und Kinder oder Jugendliche im Schulrückstand, den Zugang zu
       angepassten Programmen zu ermöglichen;
      Die Ursachen für die hohe Rate an Klassenwiederholungen und Schulabbrüchen zu
       erforschen und sie zu beseitigen;
      Die Lehrpläne und die Unterrichtsqualität der Privatschulen besser zu kontrollieren;
      Ab der Primarschule Menschenrechte und Kinderrechte systematisch in die
       Lehrpläne aufzunehmen;
      Das Lehrpersonal kompetent auszubilden;
      Die Zügel im Bildungsbereich zu übernehmen, zum Beispiel                   durch   die
       Kompetenzerweiterung der nationalen Partnerschaftskommission;
      Technische Unterstützung bei Organisationen wie die Organisation der Vereinten
       Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) oder UNICEF
       anzufordern.

Darüber hinaus beunruhigt sich der Ausschuss über die hohe Anzahl der Kinder, die
arbeiten, aber nicht das Alter dazu haben, was ihrer Entwicklung und Sozialisierung schadet.
Vor allem die Kinder, die als Hausangestellte (restaveks) arbeiten und oft Misshandlungen
und Gewalt ausgesetzt sind, ziehen seine Aufmerksamkeit an.
Die Expertengruppe empfiehlt der Regierung das Arbeitsrecht besser umzusetzen und die
Anzahl der Gewerbeaufsichtsbeamten zu erhöhen. Sie bestehen auf die Notwendigkeit eines
psychologischen      und    physischen    Rehabilitationsangebots    und     einer   soziale
Wiedereingliederung, sowie die Möglichkeit zur Schule gehen zu können.

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Zudem kritisiert der Ausschuss die mangelhaften Zugangsmöglichkeiten für Kinder mit einer
Behinderung zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung, zur Bildung und zu sozialen
Dienstleistungen.

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2. UNICEF-Aktionsplan

   A. Ziele und Erwartungen

    Bildung ist der Schlüssel zu einer tiefgreifenden Veränderung in Haiti. Alle Akteure,
die beim Wiederaufbau Haitis beteiligt sind, sind gemeinsam der Ansicht, dass die Kinder die
Grundlage für eine Veränderung im Land sind und dass deshalb alles daran gesetzt werden
muss, dass sie eine hochwertige Ausbildung erhalten.

Ziel des UNICEF-Programms 2011-2013 ist die Unterstützung des Bildungsministeriums,
damit es in der Lage ist, allen Kindern zwischen 0 und 15 Jahren das Recht auf Bildung
zuzusichern, wie es die Konvention verlangt. Bis Ende 2011 sollen dank der Hilfe UNICEFs
720 000 Kinder Zugang zu einer kostenlosen und hochwertigen öffentlichen Bildung haben.

Es muss präzisiert werden, dass die Erwartungen sich nur auf das Jahr 2011 beschränken,
da die wiederholten Notsituationen es unmöglich machen, für 2012-2013 zu planen.

Für UNICEF sind die langfristigen Hauptaugenmerke folgende:

      Mehr benachteiligten Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen
      Die Qualität des Bildungsangebots zu steigern
      Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern
      Den Kleinkindsektor auszubauen
      Bildung und Entwicklung zu verknüpfen

   B. Die bisherigen Hilfsaktionen der UNICEF

UNICEF ist seit 1949 in Haiti und arbeite schon jahrelange aktiv im Bildungsbereich des
Landes mit. Schon lange vor dem Erdbeben am 12. Januar 2010 half UNICEF vor Ort bei der
Umsetzung der MEZ und der Sicherstellung der Schulbildung für alle Kinder.

    ERZIELTE ERGEBNISSE IN 2009

2009 konzentrierten sich die Programme der UNICEF für die Bildung
auf drei Schlüsselbereiche:

      Kleinkindentwicklung. 2009 hat UNICEF zum Beispiel in
       61 Vorschulklassen Aktivitäten organisiert und 3000 Kinder
       zwischen 3 und 6 Jahren konnten von einem besseren
       Lernumfeld profitieren
      Grundbildung. 84 000 Kinder konnten von besseren
       Lernbedingungen profitieren. 2009 wurden knapp 2000
       Lehrer und 270 Schulleiter geschult und 30 000 Kinder
       erhielten eine Schulbox.
      Stärkung der institutionellen Fähigkeiten. UNICEF hat
       beispielsweise     dem    Bildungsministerium     bei    der
       Vorbereitung einer nationalen Kleinkindpolitik geholfen. Die
       regionale Führung und Reglementierung konnten ebenfalls
       verbessert werden.

    UNICEF-HILFE SEIT DEM ERDBEBEN

                                                                                         11
Das Erdbeben am 12. Januar 2010 hat über 4000 Schulen beschädigt und 2,5 Millionen
Kinder vom Schulbesuch abgehalten und somit das Bildungssystem stark geschwächt.
Dieses Beben hat UNICEF genötigt, ihren Zeitplan zu ändern und Nothilfe im Bildungsbereich
zu leisten. Trotzdem ändert sich langfristig nichts an den Zielen der UNICEF und ihr
Wiederaufbauprogramm basiert auf dem Willen einer tiefgreifenden Veränderung des
haitianischen Schulsystems.
Nach dem Erdbeben hat UNICEF seine Unterstützung bei dem Wiederaufbaus der Schulen
der Landeslage, dem Zerstörungsgrad und der Notwendigkeit der Kinder, zur Schule
zurückzugehen, angepasst.

      Wiedereröffnung der Schulen zur Beendigung des Schuljahres 2009-2010

   Zunächst hat UNICEF alles daran gesetzt, dass die Kinder schnellstmöglich wieder zur
   Schule gehen können, damit sie kein Schuljahr verlieren. Und das Ziel wurde erreicht.
   UNICEF hat das Bildungsministerium unterstützt, um ab dem 5. April 2010
   Übergangsschulen zu eröffnen:

           o   1422 Zelte für 600 Schulen in betroffenen Gebieten hat UNICEF für 325 000
               Schüler und 42 000 Lehrer verteilt.

           o   UNICEF unterstützte das Bildungsministerium bei der Ausarbeitung eines
               verkürzten Lehrplans für das zweite Semester, damit die Schüler nicht das
               Schuljahr wiederholen müssen.

           o   Ungefähr 2300 Lehrer und 3000 Erzieher wurden in diesem Lehrprogramm
               geschult. Der Schulung wurde ein Modul hinzugefügt, um die Kompetenzen
               in psychologischer Kinderbetreuung, Verminderung von Katastrophenrisiken
               und Lebenskompetenzen zu erweitern

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   Das Schuljahr 2010-2011

   Am 4. Oktober begann das Schuljahr 2010-2011 in Haiti. UNICEF und seine Partner
   haben ohne Unterlass daran gearbeitet, dass so viele Kinder wie möglich zu Schulbeginn
   zur Schule gehen können:
           o    57 Übergangsschulen, für 10 Jahre erbaut, waren zu diesem Zeitpunkt
                bereist errichtet.
           o    Der Prozess ist immer noch im Gang: am 12. November 2010 gab es 127
                Baustellen.
           o    Dank dieser zweiten Phase unterstützt UNICEF 720 000 Kinder und 15 000
                Lehrer im Schuljahr 2010-2011.
           o    2 466 Schulen wurden mit „Schulboxen“ für die Schüler versorgt, die je einen
                Rucksack, Stifte, Kugelschreiber, Hefte und ein T-Shirt enthalten.
           o    Zehntausende von Vorschulkindern erhielten Spiel- und Unterrichtsmaterial in
                Kleinkindentwicklungsboxen.

      Vorbereitungen für die Errichtung dauerhafter Schulen

   Parallel dazu arbeitet UNICEF an der Erbauung von dauerhaften
   Schulen. Diese Phase wird seit 2010 vorbereitet und dürfte sich
   auf die kommenden Jahre erstrecken. Diskussionen und
   Absprache mit den verschiedenen Partnern von UNICEF fanden
   statt, wie mit der Direktion des Schulwesens des
   Bildungsministeriums und dem haitische Ministerium für Verkehr,
   Bau und Stadtentwicklung.
   Die Absprachen dienen der Projektumsetzung, die die Normen,
   die Kultur und die Traditionen Haitis berücksichtigen sollen.
   Dreißig Kinder wurden zu ihrer Traumschule befragt und wie die
   ideale Schule aussieht.

Das Bildungsprogramm der UNICEF betrifft ebenfalls die Cholerabekämpfung. In 22 000
Schulen wurde eine Informationskampagne über die Krankheit und Vorsorgemaßnahmen
durchgeführt.  UNICEF       verteilte    an   5000     gefährdete Schulen Seife und
Wasserreinigungstabletten, die 1,5 Millionen Kindern zugute kommen.

               Einige Zahlen zu den UNICEF-Aktionen nach dem Erdbeben

                               Anzahl der                     600 Schulen (mit 1422
       Schulbesuch             Übergangsschulen               Zelten)
        (April 2010)           Anzahl geschulter Lehrer       2300
                               Anzahl geschulter Betreuer     3000
                               Anzahl erbauter semi-
                               permanenter Schulen bis        57
                               zum 4. Oktober 2010
                               Anzahl der semi-
   Schuljahr 2010-2011         permanenten Schulen, die       127
                               noch gebaut werden
                               (November 2010)
                               Anzahl der Schüler, die vom
                               UNICEF-Programm 2010-          720 000
                               2011 profitieren

                                                                                         13
Anzahl der Lehrer, die vom
                                         UNICEF-Programm 2010-                15 000
                                         2011 profitieren
                                         Anzahl der Schulen mit
                                                                              2466
                                         Schulboxen

          C. Strategie des Bildungsprogramms der UNICEF

     UNICEF handelt gleichzeitig auf ZWEI EBENEN in Haiti:

             Auf politischer Ebene: Stärkung der Kapazitäten der                     Stärkung der Kapazitäten
              Regierungsstellen (siehe Kasten), Erweiterung des
                                                                                      Da die Regierung für den Schutz
              kostenlosen, staatlichen Angebots und Steigerung des
                                                                                      der Kinderrechte in seinem Land
              Staates bei der finanziellen Unterstützung der Bildung.                 verantwortlich ist, unterstützt
              Diese Aktionen finden im Rahmen des „Aktionsplans zum                   UNICEF die Regierungsstellen und
              Wiederaufbau und zur Entwicklung Haitis“ statt, der nach                passt ihre Hilfe an den
              dem Erdbeben entwickelt wurde (siehe Anhang).                           Herausforderungen des Landes an.

             Auf der Ebene Hilfe vor Ort: UNICEF startet Aktionen, die               UNICEF hat seine nationalen und
              zur Verbesserung des Schulzugangs und der                               internationalen technischen
              Verbesserung der Unterrichtsqualität beitragen, mit                     Experten in den
                                                                                      betreffenden Ministerien integriert.
              besonderer Berücksichtigung der gefährdetsten Kinder.
                                                                                      Ein Teil der Lohnauszahlung von
              Dazu setzt UNICEF das Modell „kindergerechte Schulen“                   einigen nationalen Beamten wurde
              um.                                                                     ebenfalls übernommen.

Das Modell « kindergerechte Schulen » von UNICEF beruht auf ein ganz einfaches Ziel: die Schulen sollen im
besten Sinne der Kinder funktionieren.
Dieses Modell entwickelt eine pädagogische Herangehensweise, die auf folgendes beruht:
        Eine kindergerechte Infrastruktur und sanitäre Anlagen
        Hilfe in Sachen Ernährung, Gesundheit und Hygienemaßnahmen
        Angepasster, hochwertiger und nachhaltiger Unterricht
        Die Mitwirkung der Kinder und der Respekt ihrer Rechte
        Die Mitwirkung der Gemeinde

Dieses Schulmodel fördert die Geschlechtergleichstellung, Toleranz, Würde und persönliche Entwicklung.

     Der von UNICEF und seinen Partner umgesetzte AKTIONSPLAN                                         ist   eine
                                                               10
     sektorenübergreifende Initiative mit drei Hauptkomponenten :

      Gleichberechtigter Zugang zu einer hochwertigen Bildung:

          o   Allen Kindern soll ein gleichberechtigter und kostenloser Zugang zu einer
              hochwertigen Grundbildung sicherstellen werden. Aus diesem Grund wurde die
              Kampagne “Mete men pou tout timoun ale lekol” (« Geben wir uns die Hand, damit
              alle Kinder zur Schule gehen können ») ins Leben gerufen, damit mehr Kinder in den
              kommenden Schuljahren (wieder) zur Schule gehen können.

     10
       Zusammenstellung der Ziele auf Basis von « Mid-Year Review of 2010 Humanitarian Action Report » - Haïti
     2010-2011

                                                                                                             14
Die Aktion konzentriert sich vor allem auf besonders gefährdete Kinder, die
           besondere Bedürfnisse haben, wie „zu alte“ Kinder. Sie machen 70% der Schüler im
           Land aus, vor allem wegen der hohen Wiederholungsrate. Diese Schüler nehmen
           Kindern im entsprechenden Schulalter den Platz weg. UNICEF setzt sich für die
           Förderung spezieller Bildungsprogramme für diese Kinder ein: im Laufe des Jahres
           2011 wird ein beschleunigtes Lernprogramm für 100 000 „zu alte“ Kinder umgesetzt,
           vor allem für umgesiedelte und in Lagern lebenden Kinder.

       o   Die Anzahl der öffentlichen Schulen soll durch den Bau von semi-permanenten und
           dauerhaften Schulen erhöhen werden: 100 zusätzliche Übergangschulen sollen in
           2011 gebaut werden.

           Damit dieses Programm auf wirklich benachteiligten Kindern zugute kommt, wurde
           bei der Suche nach einem Ort für die Errichtung der Schule im April ein
           Auswahlverfahren angewandt, das im Oktober neu ausgewertet wird. Der Bau von
           Schulen soll nicht nur in Gebieten stattfinden, die vom Erdbeben betroffen sind,
           sondern auch in marginalisierten oder isolierten Zonen wie in Slums. Die Kriterien
           berücksichtigen die Bevölkerungsdichte und bereits vorangegangene UNICEF-
           Aktionen in dieser Region.
           Zudem arbeiten die Ingenieure der UNICEF mit lokalen Unternehmen zusammen,
           was den Privatsektor wieder ankurbelt.

       o   Verbesserung der materiellen Bedingungen und der Infrastruktur der öffentlichen
           Schulen: In 2011 wird UNICEF 400 000 Kinder zwischen 4 und 14 Jahren und 10 000
           Lehrer mit Unterrichtsmaterial versorgen.

           Diese Aktion schließt die Verbesserung der Standards für
           ein gutes und sicheres Lernumfeld mit ein, nach dem Modell
           « kindergerechte Schulen »:
                  -   Sanitäre Anlagen
                  -   Gesundheitsversorgung,        Ernährung   und
                      Kinderschutz
                  -   Neue Bautechnologien für die Übergangsschulen,
                      semi-permanente und dauerhafte Schulen
                  -   Mitwirkung der Kinder und der Gemeinde

       o   Steigerung der Unterrichtsqualität und der Lernleistung.
           UNICEF konzentriert sich auf:
                  -   Einen nachhaltigeren und besser angepassten Lehrplan
                  -   Eine effizientere Ausbildung der Verantwortlichen des Bildungssystems.
                      Diese Schulungen sind den situationsspezifischen Bedürfnissen der Kinder
                      angepasst: 2011 bildete UNICEF 100 Lehrerausbilder, 5 000
                      Primarschullehrer und 50 lokale Behörden des Schulwesens in
                      psychologische Betreuung in der Schule und Katastrophenschutz aus.

Bessere Schulen für die Zukunft

    Übergangsschulen: Diese Schulen bestehen aus zwei großen Zelten (72 m²) und einem kleineren (42 m²) für 280
     Schüler, mit Wasserzugang und sanitären Anlagen. Wenn dies nicht möglich war, hat UNICEF die Schulen mit
     einer Wasserstelle und einer Latrine versorgt.
    Semi-permanente Schulen: Langfristig können die Übergangsschulen keine „richtige“ Schule ersetzen.
     Vorsorglich hat UNICEF deshalb ein Team von Bauingenieuren unterstützt, die zusammen mit der Regierung an
     der Instandsetzung von semi-permanenten Schulen arbeitet. Diese Schulen können Stürmen und
     Naturkatastrophen standhalten, da sie über ein Betonfundament verfügen. Zeltstangen verstärken die Mauern rund
     um ein Wellblechdach. Ihre Lebensdauer beläuft sich auf 10 Jahre.
    Dauerhafte Schulen: dauerhafte, kindergerechte und erdbebensichere Schulgebäude werden auf ein bereits
     existierendes Betonfundament gebaut in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und den Partnern der
     UNICEF. Sie entsprechen den zurzeit diskutierten Standards.                                 15
 Unterstützung der Politik und der Grundplanung für Umstrukturierung des
  Schulsystems:

    Diese Maßnahme bedeutet:
    o   Die Steigerung der Kompetenzen des Lehrpersonals
    o   Mitwirkung der Kinder und der Gemeinde
    o   Stärkung der Kapazitäten des Bildungsministeriums (Ministère de l’Education
        Nationale et de la Formation Professionnelle (MENFP)):
          -   Die Rolle der Regierung bei der Planung, Kontrolle und Überwachung bei der
              Umstrukturierung des Schulsystems verstärken:
                       Die Regierung soll Standards festlegen, vor allem beim Bau der
                        dauerhaften und semi-permanenten Schulen und bei der
                        Unterrichtsqualität
                       Die Regierung muss in der Lage sein, die Einhaltung der Normen, der
                        Standards und der festgelegten Ziele für die öffentliche und private
                        Bildung zu überprüfen
          -   Verwaltungs-     und    Informationskoordinierung auf   nationaler   und
              departementaler Ebene verstärken. Um die Regierung bei dieser Aufgabe zu
              unterstützen, wird UNICEF 2011:
                       50 lokale Behörden des Bildungsbereich in Nothilfe/–vorsorge und
                        sektorielle Vorgehensweise schulen
                       50 lokale Bildungsexperten für die Sammlung und Auswertung von
                        Daten ausbilden, um ein realistisches Bildungssystem zu erschaffen
                       Die Bildungsdepartements mit Computern und Hardware-Ausrüstung
                        ausstatten

 Nothilfe

UNICEF ist immer bereit, in Notsituationen Hilfe zu leisten, was sehr wahrscheinlich zwischen
2011-2013 in Haiti der Fall sein wird. Ein Bildungsnothilfeprogramm wurde deshalb
aufgestellt. Wenn eine Notsituation eintritt und Kinder von der Schule fernhält, sorgt UNICEF
dafür, dass die Kinder schnellstmöglich den Unterricht wieder aufnehmen können, durch die
Verteilung von Schulzelten; Unterrichtsmaterial, „Schule-in-der-Kiste“, …
UNICEF bittet das Bildungsministerium um die Umsetzung eines Aktionsplans für eine
schnelle Bildungsnothilfe. Dieser Notplan sollte jedoch nicht nachhaltige Entwicklungsziele im
Bildungsbereich ersetzen.

Die Choleraepidemie erfordert spezifische Maßnahmen in Bildungsbereich für 2011. Die von
UNICEF ausgewählten Schulen in cholerabetroffenen Gebieten profitieren von einer
umfangreichen Aufklärung über Cholera und ihrer Bekämpfung:
          -   Erweiterung      der      Sensibilisierungs-     und
              Informationskampagne      zusammen        mit   dem
              Bildungsministerium
          -   Mobilisierung der Gemeinde durch die Schulung von
              Erziehern, Lehrern, NGO, …
          -   Verstreuung von Schlüsselinformationen für die
              Mund-zu-Mund-Propaganda
          -   Verteilung von Seifen in den Schulen                    Choleraaufklärung in einer Schule

                                                                                             16
-   Sicherstellung der Wasserreinigung in den Schulen, der Überprüfung der
              Wasserqualität, der Wasseraufbereitung und der Desinfektion der Latrinen in
              Choleragebieten.

                        Schlüsselzahlen des UNICEF-Aktionsplans 2011

Anzahl der Kinder im Programm                                                          720 000
Anzahl der gebauten semi-permanenten Schulen                                                100
Anzahl der Kinder mit Schulmaterial                                                    400 000
Anzahl der Lehrer mit Schulmaterial                                                     10 000

                                                                                  100 Ausbilder
Anzahl des geschulten Lehrpersonal in psychologischer Betreuung und
                                                                                   5000 Lehrer
Katastrophenschutz
                                                                            50 lokale Behörden

Anzahl der « zu alten » Kinder im beschleunigten Lehrprogramm                          100 000

Anzahl der lokalen Bildungsexperten mit Ausbildung im Sammeln und
                                                                                             50
Auswerten von Daten
Anzahl der lokalen Behörden mit Ausbildung in Nothilfe und sektorieller
                                                                                            50
Vorgehensweise

Das UNICEF-Bildungsprogramm in Haiti wurde auf der Basis von STRATEGISCHEN
REFERENZDOKUMENTEN des Landes entwickelt:
   - Die nationale Aktionsstrategie Bildung für alle (2007)
   - Das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung - PRSP (2007)
   - Das Entwicklungshilfe-Rahmenprogramm der Vereinten Nationen in Haiti – UNDAF
      (2009-2011)
   - Der Aktionsplan zum Wiederaufbau und zur Entwicklung Haitis (2010)

Für weitere Informationen zu den verschiedenen Dokumenten, siehe Anhang.

                                                                                      17
3. Wirkung
Die erwartete Wirkung des UNICEF-Bildungsprogramms in Haiti für 2011 ist:
      Die Anzahl der Kinder zu erhöhen, die zur Schule gehen: das UNICEF-Programm
       2011 soll 720 000 Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Das sind ungefähr 30%
       der 2,2 Millionen Kinder im Schulalter.
      Die Qualität des Bildungssystems zu erhöhen: die Abschlussrate des letzten
       Primarschuljahrs beträgt heute 30%.
Vor dem Erdbeben am 12. Januar 2010 betrug die Netto-Einschulungsrate 50%. Diese
Katastrophe hat das Bildungssystem stark angegriffen, das in diesem Land schon sehr
schwach war. Durch die rasche Wiedereröffnung der Schulen, damit die Kinder kein Jahr
aussetzen und 720 000 Kinder zu Schuljahresbeginn im Oktober 2010 wieder zur Schule
gehen können, haben UNICEF und ihre Partner es geschafft, das System wieder in Gang zu
bringen. Die laufenden Aktionen in 2011 sollen die Bildungsqualität erhöhen und ein System
schaffen, das mehr Kindern in 2012 eine kostenlose Bildung ermöglicht.

                                                                                       18
4. Geschichten von haitianischen Kindern

       
                                                                                     11
            Die Geschichte von Judith. Das Versprechen der Bildung

Port-au-Prince, den 12. Mai 2010

Am 12. Januar 2010, als sie auf dem Heimweg von der Schule
war, veränderte sich Judiths Leben schlagartig. Das Erdbeben
nahm der Schülerin aus Port-au-Prince die einzigen zwei
Zufluchtsorte: ihre Mutter und ihr Haus.
Seitdem wohnt Judith zusammen mit acht weiteren
Familienmitgliedern in einem kleinen Zimmer aus Plastikplanen.
Jetzt muss das Mädchen täglich zwei Stunden zu Fuß zur Schule
gehen, 6 km insgesamt. „Es ist anstrengend“, sagt sie, „aber ich
weiß, dass ich zur Schule gehen muss, wenn ich jemand werden
will.“
Die Schule ist Judiths ganzer Lebensinhalt. « Ich gehe gerne zur
Schule, dort sind meine Freunde. Man muss zur Schule gehen,                               Judith und Mme Lambert.
wenn man etwas im Leben erreichen will. ».

Seit dem Erdbeben hat sich vieles in Judiths Schule verändert. Sie
hat viele Freunde verloren: nur 32 der 74 Siebtklässler sind bei der
Wiederaufnahme des Unterrichts im April gekommen.
Nach dem Tod ihrer Mutter ist die Schule Judiths zweites Zuhause
geworden. « Die Schulleiterin, Mme Lambert, ist wie eine Mutter.
Auch sie sorgt sich, wenn ich vor der Schule nichts esse. »
« Jeden Freitag organisiert Mme Lambert eine Versammlung, wo
wir unsere Erlebnisse und Geschichten zum Erdbeben
austauschen können. […] Es ist schwer, aber wir müssen uns
gegenseitig helfen, um diese schwere Zeit zu überwinden. Es gibt keinen anderen Weg. Wir
müssen kämpfen für das, was wir im Leben erreichen wollen ».

« Was würde aus Judith werden ohne Bildung? » fragt sich Madame Lambert. « Sie ist
außergewöhnlich. Trotz des schweren Schicksalsschlages lächelt sie immer. Sie leuchtet wie
ein Stern in der Dunkelheit ».
Die Lehrerin sorgt sich um die anderen Kinder, die nicht die Möglichkeit haben, zur Schule zu
gehen. Zahllose Hindernisse stellen sich den haitischen Familien in den Weg, wie die
Schulkosten, die viele Kinder von der Schule fern halten.
« Ohne UNICEF hätten wir nichts. Keine Schule, kein Material, nichts, betont Mme Lambert.
Und wir hätten nicht so schnell den Unterricht wieder aufnehmen können. Aber es bleibt viel
zu tun. Wir müssen die Eltern davon überzeugen, dass die Schule sicher ist und noch mehr
dauerhafte Schulen bauen, die den Sicherheitsstandards entsprechen ».
Sie fügt hinzu: « Ich will Judith retten. Bildung ist ihre einzige Hoffnung. Bildung ist die
einzige Hoffnung für Haiti ».

           Die Geschichte von Taïma – Schule im Zelt

Port-au-Prince, August 2010

Man muss nur das Wort « Schule » aussprechen, um Taïmas Augen zum Strahlen zu
bringen. Warum ist nicht schwer zu verstehen. Die Wiedereröffnung der haitischen Schulen
im April 2010 war die erste Möglichkeit für das zehnjährige Mädchen, den Ort zu verlassen,
der ihr seit dem Erdbeben als Haus dient: ein Zelt aus Stofffetzen auf einem Sportfeld in

11
     Die komplette Gesichte von Judith befindet sich auf der Internetseite der UNICEF : www.unicef.org

                                                                                                             19
einem Vorort von Port-au-Prince. Wie Taïma leben 7000 Menschen in diesem Lager, bekannt
           unter dem Namen Dadadou.

           Vor der Wiedereröffnung der Schulen hat Taïma zusammen mit hunderten von Kindern an
           einem freiwilligen Unterricht in zwei großen Schulzelten teilgenommen. Diese Zelte und
           etliche Schulboxen „Schule in der Kiste“ mit Unterrichtsmaterial (siehe Kasten) und
           Spielboxen wurden von UNICEF zur Verfügung gestellt. „Die Schule hilft mir zu vergessen,
           was ich erlebt habe, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist“, sagt Taïma

           Wie viele andere Kinder konnte Taïma es kaum erwarten, wieder zur

Schule in der Kiste

« Schule in der Kiste » ist Teil der UNICEF-Nothilfe. Jede Metallkiste enthält genug
Material, um 40 Grundschüler zu unterrichten. Sie ermöglicht einen provisorischen
Grundschulunterricht in den 72 Stunden nach der Katastrophe.

Neben Schulheften, Stiften, Radiergummis und Scheren enthält die Kiste auch eine
Holzlernuhr, Holzklötzchen zum Rechnen, ein Radio mit Solar- oder Kurbelbetrieb,
sowie Lernposter (Alphabet, Zahlen und Rechentafel). Der Deckel der Kiste kann auch
als Tafel verwendet werden.

                                                                                             Schule zu gehen:
                                                                                             „Das   war   ein
                                                                                             großer Tag für
           mich!“

           Taïma vor dem Zelt, in dem sie
           seit dem Erbeben mit ihren
           Großeltern wohnt

                     Die Gesichte von Judeline – Der Tag X

           Port-au-Prince, den 5. Oktober 2010.

           Judeline, 6 Jahre, lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem Cousin in einem der Zeltlager
           der Hauptstadt, seit das Erdbeben ihr Haus zerstört und ihren Vater getötet hat. Für das
           Mädchen ist der Beginn des Schuljahres am 5. Oktober 2010 ein Neuanfang: Zum ersten Mal
           kann sie die Schulbank drücken!
           Von jetzt an geht Judeline jeden Morgen zur Celie-Lilavois-Schule. Das Bauteam der UNICEF
           hat ohne Unterlass an der Fertigstellung der 4 semi-permanenten Klassenzimmer gearbeitet.

           Hier bedeutet Schule mehr als reines Lernen. „Einige Kinder
           haben ihre Eltern verloren“, sagt die Schulleiterin der Celie-
           Lilavois-Schule, Henriette Moisset. „Sie sind traumatisiert, aber
           in der Schule versuchen wir ihnen Hoffnung zu machen, mit
           ihnen zu reden und ihnen zu helfen, die Erlebnisse in einem
           sicheren Umfeld zu verarbeiten. Für die Kinder ist das sehr
           schwer.“
           Den Kindern ein sicheres, gutes und bereicherndes Lernumfeld
           zu bieten ist ein oberstes Ziel im zerstörten Haiti. Die Regierung
           versorgt die Schüler der Celie-Lilavois-Schule mit Essen und
           UNICEF verteilt Schulboxen an Schüler und Lehrer. Man hofft,                Judeline und Ismeralda in ihrer
           dass Judeline, sowie alle haitischen Kinder, ihre Schulbildung              Schule Celie Lilavois.
           abschließen kann … für eine bessere Zukunft.

                                                                                                                 20
Anhang
Die strategischen Referenzdokumente im Bildungsbereich Haitis:

         Der Aktionsplan zum Wiederaufbau und zur Entwicklung Haitis

In den Wochen nach dem Erdbeben am 12. Januar 2010 veröffentlichte die haitische
Regierung – unterstützt von UNICEF und seinen Partnern – sein « Aktionsplan zum
Wiederaufbau und zur Entwicklung Haitis ». Dieser Bericht besagt, dass „alle Akteure im
Bildungsbereich in Notsituationen arbeiten müssen und dabei eine neue Grundlage für ein
effizienteres und gleichberechtigteres System zu schaffen. Das langfristige Ziel der
                                                                          12
Regierung ist ein kostenloser und universeller Zugang zur Grundbildung“ .
Da die Umstrukturierung des Systems im Mittelpunkt steht, erfordern Zugang, Qualität und
Regulierung ein besonderes langfristiges Engagement seitens der Regierung, die schon vor
dem Erdbeben damit zu kämpfen hatte.
Im Rahmen dieses Aktionsplans wurde das UNICEF-Programm zusammen mit der
Regierung erstellt.

         Die nationale Aktionsstrategie Bildung für alle

Die Bewegung « Bildung für alle » entstand 1990 in Thailand auf der Weltkonferenz
Bildung für alle, auf Initiative der UNESCO, der UNICEF, der UNDP und der Weltbank.
Die 155 Vertreter der Regierungen, zwischenstaatlicher Organisationen und NGO
verabschiedeten die Weltdeklaration „Bildung für alle“ und einen „Aktionsrahmen zur
Befriedigung der grundlegenden Lernbedürfnisse“. Darin setzen sie sich unter anderem zum
Ziel, bis zum Jahrtausendwechsel den allgemeinen Zugang zur Primarschulbildung zu
erreichen, die Qualität der Grundbildung zu verbessern und die Analphabetenrate der
Erwachsenen radikal zu senken.

Im April 2000 fand das Weltbildungsforum in Dakar statt, bei dem die internationale
Gemeinschaft die Bilanz der erzielten Fortschritte im vergangenen Jahrzehnt zog. Ein neuer
Aktionsplan wurde im Rahmen der MEZ verabschiedet, der bis 2015 umgesetzt werden soll.

Auf Basis dieses Aktionsplans hat die haitische Regierung 2007 seine nationale
                                            13
Aktionsstrategie Bildung für alle entwickelt . Mehrere grundlegende Strategieziele wurden
ausgewählt, darunter:
    - Gleichberechtigte Kleinkindentwicklung und -schutz
    - Die Förderung einer Politik für den gleichberechtigten Zugang zur Grundbildung
    - Die Verbesserung der Effizienz des Bildungssystems
    - Die Förderung einer effizienten und leistungsstarker Schulverwaltung

         Das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung

Die Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung (PRSP) werden von einkommensschwachen
Ländern in Absprache mit allen Beteiligten und den Entwicklungspartnern erstellt,
einschließlich der Weltbank und des IWF. Sie werden alle drei Jahre erstellt und legen die
Politikmaßnahmen und makroökonomischen, strukturellen und sozialen Programme dar, die
ein Land unternehmen wird, um Armut nachhaltig zu bekämpfen. Auch die benötigte
Fremdfinanzierung und die entsprechenden Finanzierungsquellen werden erwähnt.
                                                                                                            14
Im November 2007 hat die haitische Regierung ihr PRSP für 2008-2010 vorgelegt . In
diesem Dokument nimmt die Bildung einen wichtigen Platz ein. Es betont die Bedeutung
einer Umstrukturierung des Bildungssystems durch:

12
   Plan d’Action pour le relèvement et le développement d’Haïti, Mars 2010, p.34,
http://www.haiticonference.org/PLAN_D_ACTION_HAITI.pdf
13
   Stratégie nationale d’Action pour l’Education pour tous, Septembre 2007,
http://planipolis.iiep.unesco.org/upload/Haiti/Haiti_EFA.pdf
14
  Haiti: Poverty Reduction Strategy Paper, 2007,
http://www.haitiinnovation.org/sites/default/files/Haiti%20Poverty%20Reduction%20Strategy%20Paper.pdf.pdf

                                                                                                                 21
-    Die Schulung von Lehrern und Schulleitern
     -    Die Verbesserung des Schulangebots für arme Kinder
     -    Die Vermehrung der Staatsfinanzen für den Bildungsbereich
     -    Die Kooperation zwischen Staat und Entscheidungsträgern im Bildungsbereich

         Das Entwicklungshilfe-Rahmenprogramm der Vereinten Nationen in Haiti –
          UNDAF
                                                                                                           15
Das Entwicklungshilfe-Rahmenprogramm der Vereinten Nationen in Haiti 2009-2011 ist die
Entwicklungshilfe des Exekutivausschusses der Vereinten Nationen in Haiti, die im nationalen
Strategieplan zur Armutsbekämpfung 2008-2010 der haitischen Regierung definiert wird.

15
  Plan Cadre des Nations Unies pour l’aide au développement pour Haïti 2009-2011– UNDAF,
http://www.ht.undp.org/_assets/fichier/publication/pudoc1.pdf?PHPSESSID=901e647322dd3cfd052afebdb1501b4b

                                                                                                                22
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