Gut gesagt! - Rhetorik- & Präsentationstipps für Vertreterinnen und Vertreter von Migrantenorganisationen - Der Paritätische Gesamtverband
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Gut gesagt! Rhetorik- & Präsentationstipps für Vertreterinnen und Vertreter von Migrantenorganisationen deutscher paritätischer wohlfahrtsverband gesamtverband e. V. | www.paritaet.org
Publikationen zum Thema Migration Herausgeber: Der Paritätische Gesamtverband Grundlagen des Aufenthaltsrechts AB In die Zukunft! und Zugang zu Sozialleistungen für Bildungschancen von Migrantin- Ausländer nen und Migranten: Fakten – Inter- Eine Orientierungshilfe für Migran- pretationen – Schlussfolgerungen, tenorganisationen, Berlin 2011 2. Aufl., Berlin 2010 Im Internet unter Im Internet unter www.migration.paritaet.org www.abindiezukunft.de Strategische Planung erfolgreicher Leistungen nach dem SGB II und Netzwerkarbeit Zugang zum Arbeitsmarkt für EU- Ein Leitfaden für Migrantenorganisa- Bürger und ihre Familienangehö- tionen, Berlin 2011 rigen, Berlin 2010 Im Internet unter Autor: Claudius Voigt www.migration.paritaet.org Im Internet unter www.migration.paritaet.org Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Im Blickpunkt: Öffentlichkeitsar- Migranten(selbst)organisationen, beit in der Migrationsberatung Grundlagen für die Erarbeitung Die Vielfalt der Medien nutzen – einer Kommunikationsstrategie Zielgruppen erreichen 2. Aufl., Berlin 2011 Autorin: Ulrike Bauer, Berlin 2011 Im Internet unter Im Internet unter www.migration.paritaet.org www.migration.paritaet.org Gemeinsam stark Wege zeigen – Perspektiven Perspektiven der partizipativen schaffen. Migrationsberatung für Elternarbeit, erwachsene Zuwanderer (MBE) Berlin 2010 im Paritätischen – Gelingende Integration vor Ort, Berlin 2010 Im Internet unter Im Internet unter www.migration.paritaet.org www.migration.paritaet.org
Inhalt Vorwort ......................................................................................................................................................... 2 Die Vorbereitung einer Rede ....................................................................................................................................... 3 Das Ziel klären .......................................................................................................................................................................... 3 Die Zielgruppe charakterisieren ....................................................................................................................................... 4 Raum – Zeit – Technik ............................................................................................................................................................ 5 Der Entwurf der Rede .................................................................................................................................................. 6 Aufbau einer Rede ....................................................................................................................................................... 8 Wie Menschen Informationen aufnehmen .................................................................................................................... 8 Elemente der Rede .................................................................................................................................................... 10 Die Einleitung ........................................................................................................................................................................ 10 Der Hauptteil .......................................................................................................................................................................... 11 Der Schluss ............................................................................................................................................................................. 11 Umgang mit Lampenfieber .................................................................................................................................... 12 Sach- und Beziehungsebene ................................................................................................................................... 13 Rhetorische Elemente ............................................................................................................................................................... 13 Körperhaltung ...................................................................................................................................................... 13 Gestik .......................................................................................................................................................... 13 Mimik .................................................................................................................................................... 14 Blickkontakt .............................................................................................................................................. 14 Raum ................................................................................................................................................................. 14 Kleidung ......................................................................................................................................................... 14 Lautstärke ....................................................................................................................................................... 14 Pausen ..................................................................................................................................................................... 15 Artikulation .................................................................................................................................................................. 15 Betonung ........................................................................................................................................................... 15 Sprechgeschwindigkeit ............................................................................................................................................................ 15 Atmung ........................................................................................................................................................ 15 Literaturempfehlungen ............................................................................................................................ 16 1
Vorwort Im Rahmen des Projekts ‚Integration durch Partizipati- Unsere Broschüre ist in zwei parallelen Strängen auf- on‘ wurden vom Paritätischen Gesamtverband, unter gebaut: Einem Theoretischen, in welchem die ver- Förderung des Europäischen Integrationsfonds (EIF) schiedenen Schritte des Verfassens und Vorbereitens und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge einer Rede erklärt werden, einem Praktischen, in wel- (BAMF), zwei Workshops zum Thema ‚Rhetorik- und chem die zuvor theoretisch aufbereitete Entwicklung Präsentationstechniken für Mitarbeiterinnen und Mit- am Beispiel der fiktiven Frau Candela Lopez vom Mi- arbeiter von Migrantenselbstorganisationen‘ durch- gration e.V., die bei einer kommunalen Schulleiterkon- geführt. Die Ausschreibung dieser beiden Seminare ferenz auf Einladung des Schuldezernenten über die stieß auf unerwartet großes Interesse und die Zahl Vorteile einer Kooperation zwischen Schulen, Eltern der Anmeldungen überstieg die der zur Verfügung und Migrantenorganisationen sprechen darf, noch- stehenden Seminar-Plätze jeweils um ein Vielfaches. mals praktisch beschrieben wird. Zwischen den einzel- Darum entstand die Idee zu dieser Broschüre: Um eine nen Schritten finden Sie Kästen mit zahlreichen Tipps möglichste große Zahl Interessierter zu erreichen und und ergänzenden Informationen. den offensichtlich großen Bedarf an Fortbildung und Unterstützung auf diesem Gebiet abzudecken. Wir möchten Sie dazu anhalten, bei Veranstaltungen, im Fernsehen und Internet andere Redner unter den in Wir möchten Ihnen mit dieser Broschüre Handwerks- unserer Broschüre angeführten Aspekten zu beobach- zeug, Hinweise und Tricks an die Hand geben, die Ih- ten, aus deren Stärken und Schwächen zu lernen und nen dabei helfen, auf der einen Seite Ihre Rede – ‚Rede‘ immer wieder versuchen, selbst eine Rede zu halten – steht in diesem Text stellvertretend für alle Formen der Sie wissen: Übung macht den Meister. Rede, wie den Vortrag, die Präsentation etc. – optimal vorzubereiten, auf der anderen Seite diese dann auch Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und viel bestmöglich vorzutragen. Da Sie die thematische Wahl Erfolg bei Ihren künftigen Reden, Vorträgen und Prä- Ihrer Rede ohnehin selbst treffen müssen, wird hierauf sentationen. in dieser Publikation nicht eingegangen. Ihr Sergio Cortés Projektleiter 2
Die Vorbereitung einer Rede Das Wichtigste an einer Rede ist ihre Vorbereitung. Information – Geben Sie Informationen weiter, Ohne eine gründliche Vorbereitung, ohne Trockenü- müssen Daten und Fakten zuvor überprüft, sach- bungen und Recherchen ist die erfolgreiche Durch- lich korrekt und für die Zuhörer nachprüfbar sein. führung einer Rede sehr viel schwieriger und unange- nehmer für die Rednerin bzw. den Redner, als wenn er Lehre – Wollen Sie die Zuhörer ausbilden und ih- diese Vorarbeitet geleistet hat. Vergleichen lässt sich ren Wissensstand erweitern? dies mit einem 100-Meter-Lauf, einem klassischen Konzert oder jedem beliebigen Teamsport. Meist ist Überzeugen – Wollen Sie Menschen zu etwas die Vorbereitung thematisch viel umfassender als motivieren, von einer Sache überzeugen oder die schlussendliche Durchführung. Ein Teamsportler zum Handeln anregen? wird beispielsweise Kraftübungen absolvieren und bestimmte Taktiken einüben. Auch werden Spielzüge efühle oder Meinung – Wollen Sie zu einem G immer wieder trainiert, bis diese verinnerlicht sind. Der bestimmten Thema ein persönliches Statement Läufer trainiert ebenfalls Kraft, Reaktionsvermögen, oder die Meinung Ihres Vereins vertreten? Atemtechniken sowie bestimmte Körperhaltungen und Bewegungsabläufe. Das Orchestermitglied übt über Jahre Melodien, Tonfolgen, Rhythmus, Bewegung, Schnelligkeit, Hörvermögen und noch vieles mehr. Ein Beispiel Migration e.V. guter Redner bereitet sich ebenso sorgsam vor. Candela Lopez Das Zweitwichtigste bei einer Rede ist die Authentizität hatte sich an den – auch bei der Vorbereitung: Bleiben Sie, wie Sie sind, Schuldezernenten nutzen Sie von den angebotenen Tipps, Tricks und Hin- ihrer Stadt ge- weisen nur die Elemente, die zu Ihnen passen. Wenn wandt, um ihm Sie bei Ihrer Rede auf die Zuhörer nicht authentisch die Vorteile einer wirken, werden Ihre Inhalte nicht erst genommen. Kooperation von lokalen Migranten- Wenn Sie für sich die nachfolgenden vier Schritte inklu- organisationen und sive der Unterpunkte klären, schaffen Sie die Voraus- Schulen zu erläutern. Daraufhin hat der Schuldezer- setzungen, um sich zum Zeitpunkt Ihrer Rede voll und nent sie zu einer Schulleiterkonferenz eingeladen, ganz auf diese konzentrieren können. Je mehr der ge- damit sie Ihre Idee und mögliche Vorgehensweisen nannten Punkte Sie im Vorfeld abklären, desto sicherer präsentieren kann. werden Sie beim Vortrag sein. Sie sind dadurch besser vor Überraschungen und Irritationen geschützt. Candela Lopez klärt für sich zunächst das Ziel ihres Vortrags: Sie will Überzeugungsarbeit leisten und die anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter motivieren, im Interesse ihrer Schülerinnen und Das Ziel klären Schüler an einer solchen Kooperation mitzuwirken, damit Vorurteile abgebaut, Konflikte reduziert und Die Frage, über die sich eine Rednerin bzw. ein Red- die Eltern unterstützt werden. Sie beschließt, Zahlen ner stets im Klaren sein sollte, ist die Bestimmung des und Daten auf das Nötigste zu beschränken und mit Ziels. Welche Absicht verfolgen Sie mit Ihrer Rede? Was erfolgreichen Beispielen und im zwischenmensch- soll sie bewirken? Was soll den Zuhörerinnen und Zu- lichen Bereich angesiedelten Anekdoten emotional hörern mit ihr vermittelt werden? Diese Ziele sind zu- zu argumentieren. meist überschaubar: 3
Die Zielgruppe charakterisieren Beispiel Migration e.V. Wie bei jeder Kommunikationsform werden auch die Candela Lopez infor- Inhalte einer Rede auf die Zielgruppe abgestimmt. Was miert sich bei Mitarbei- für Ihre Zielgruppe wichtig ist und wie Sie Ihre Rede tern anderer Migran- zielgruppengerecht aufbauen, klären Sie am besten tenorganisationen über mit folgenden Fragen. Je größer die Anzahl dieser von ihre Erfahrungen mit Ihnen beantworteten Fragen, desto treffsicherer wäh- Schulleiterinnen und len Sie für Ihre Zielgruppe verständliche Worte. Schulleitern. So macht sie sich ein Bild von Wie viele Zuhörer sind es? der Gruppe, der sie ihr Konzept präsentieren Wer sind die Zuhörer (bekannt/unbekannt – wird. Aus den Antwor- Altersstruktur)? ten folgert sie, dass sie mit größtenteils männlichen, über 50 Jahre alten Teilnehmern rechnen kann, von Welche Erwartungen haben die Zuhörer? denen einige noch nie zu Migrantenorganisationen Kontakt hatten und sich von diesen ein neutrales bis Welche (Grund-)Kenntnisse bringen die Zuhöre- negatives Bild machen. Sie werden nicht aus eige- rinnen und Zuhörern mit? nem Antrieb erscheinen und ihr Vorgesetzter, der Schuldezernent, wird ebenfalls anwesend sein. Wie ist (mutmaßlich) die Einstellung zum Vortrag, Vortragenden, Thema? Candela Lopez freut sich darauf, einmal das Potenzi- al von Migrantenorganisationen und den von Ihnen Welche Interessen haben die Zuhörer? erbrachten Hilfeleistungen vor einem solchen Pu- blikum zu präsentieren. Sie beschließt, ihre Inhalte Kommen die Zuhörer aus eigenem Antrieb oder stark an der Arbeitswelt der Schulleiterinnen und sind sie verpflichtet, anwesend zu sein? Schulleiter auszurichten: Sind höher gestellte Personen anwesend, die un- In welcher Form werden Schule und Eltern von der ter Umständen die Gesamtsituation bzw. die Re- vorgeschlagenen Zusammenarbeit profitieren? aktionen der anderen Anwesenden beeinflussen? Wie kann auf dieser Ebene eine erfolgreiche Ko- Welche sind die für die Zielgruppe relevanten In- operation umgesetzt werden? formationen? Ist die Nutzung eines Raums in der jeweiligen Welche Fremd- und Fachwörter verstehen die Zu- Schule möglich? Kann von dieser jeweils Büro- hörer? material zur Verfügung gestellt werden? Wie können regelmäßige Treffen mit der jewei- ligen Schulleitung organisiert werden? Auch Fachleute und Fachkräfte möch- TiPP ten verständlich angesprochen werden. Als Grundregel gilt: „So einfach, dass es jeder Zuhörer versteht – so exakt, dass der Profi es ernst nimmt“. 4
Raum – Zeit – Technik Je genauer Sie die Rahmenbedingungen kennen – wo Nun haben Sie das Ziel Ihrer Rede bestimmt, die Ziel- und wann rede ich, welche Ausstattung steht mir dabei gruppe näher betrachtet und wissen, in welchem Rah- zur Verfügung – desto größer wird Ihre Sicherheit und men Sie Ihre Rede halten werden. Diese Grundlagen desto besser Ihr Gefühl hinsichtlich der zu haltenden werden Ihnen während der Rede und auch bereits bei Rede. Bevorzugt klären Sie die einzelnen Punkte schon der Erarbeitung des Entwurfs Selbstbewusstsein und im Vorfeld. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt es das Gefühl der Sicherheit vermitteln. sich, sich bereits früh im Präsentationsraum einzufin- den, um die noch offenen Fragen vor Ort zu klären. Beziehen Sie in Ihre Vorbereitungen folgende Überle- gungen mit ein: Beispiel Migration e.V. Candela Lopez erfährt die Art der Veranstaltung z.B. Tagung, Symposi- aus Telefonaten mit um, Arbeits- oder Projekttreffen (unter Anderem dem Schuldezernenten, entscheidet dies über die Länge Ihrer Rede), dass die Schulleiterkon- ferenz um 17.00 Uhr wo Sie reden werden (In welchem Raum? Wie beginnen wird und für groß ist der Raum? Wie sind Stühle und Tische eine Dauer von unge- angeordnet?), fähr drei Stunden ange- setzt ist, wobei sie nach die Art, wie Sie vorgestellt und eingeführt, wo Sie 90 Minuten durch eine warten werden, bis Ihre Redezeit gekommen ist, kurze Kaffeepause un- terbrochen wird. Lopez‘ an wievielter Stelle und zu welcher Tageszeit Sie Rede ist im Anschluss reden werden (dies kann Aufschluss über Verfas- an die Pause eingeplant, sie muss also nicht von Be- sung und Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer ge- ginn anwesend sein. Das Meeting findet im Rathaus ben; eventuell sind diese schon müde), statt. Es steht technische Ausstattung bereit. Insge- samt nehmen rund 50 Personen teil, die zweireihig in welcher Programmpunkt vor Ihrer Rede statt- einem Oval sitzen werden. Direkt nach ihrem Vortrag finden wird und welcher danach (so können Sie wird Lopez die Konferenz verlassen, da die Agenda eventuell auf Vorangegangenes Bezug nehmen weitere, interne Punkte vorsieht. Für sie wird Wasser oder einen Ausblick auf Nachfolgendes geben), am Rednerpult bereitstehen. wie viel Zeit Ihnen zur Verfügung stehen wird (dies hat erheblichen Einfluss auf das Maß an In- formation, welches Sie vermitteln können), die Ausstattung (stehen Getränk, Flipcharts, Pinnwände, Moderationskoffer für Sie bereit, sind Laptop und Beamer angeschlossen oder müssen Sie – bevorzugt während einer kurzen Pause vor Ihrer Rede – Ihre eigene Ausstattung aufbauen?). 5
Der Entwurf der Rede Nun folgt die Erarbeitung der konkreten Inhalte Ihrer Rede – und auch deren sorgfältige Ausarbeitung wird zu Ihrer Sicherheit beitragen. Sammeln von Informationen und Auswahl der In- Ableitung der zweiten Stichwortfassung. Sollten halte. Bitten Sie Kolleginnen, Kollegen und Fach- sich im Verlauf der Planung Abfolge oder thema- leute um Informationen zur Thematik, lesen Sie tische Gewichtung verändert haben, müssen Sie themenbezogene Broschüren und Bücher oder Ihre Stichwortfassung entsprechend anpassen. recherchieren Sie im Internet. Auswahl des Einstiegs: Womit beginnen Sie Ihre Gliederung der Inhalte. Überlegen Sie, wie Ihre Rede? Hierzu gibt es einige Tipps, die sich in der Rede aufgebaut sein muss, damit die Inhalte lo- Praxis bewährt haben und mittlerweile als Stan- gisch und nachvollziehbar sind. In welcher Folge dards gelten. Nähere Erläuterungen hierzu fin- werden die einzelnen Fakten angeführt und wel- den Sie im nächsten Kapitel. cher Inhalt baut auf dem Anderen auf? Auf wel- che Informationen kann verzichtet werden? Kontrolle der Inhalte: Ist die Rede inhaltlich schlüssig aufgebaut? Ist Ihre Rede so formuliert, Vorstellung des personellen Aufbaus Ihrer Orga- dass Sie mit ihr überzeugen, motivieren oder nisation. den Wissenstand der Zuhörer erhöhen können? Hat die Rede die richtige Länge und lässt sie – im Formulieren der Kernaussage, des Zwecksatzes. eingeplanten Zeitrahmen – Raum für Rückfragen Hier können Sie sich am zuvor fixierten Ziel Ihrer der Zuhörer? Rede orientieren. Was soll die Hauptaussage Ihrer Rede sein? Übung vor Kollegen: Wenn Sie Ihre Rede vor Kol- leginnen und Kollegen Ihrer Migrantenorganisa- Erstellen einer ersten Stichwortfassung. tion halten, geben Sie ihnen vorab die weiter un- ten aufgeführten Feedback-Regeln an die Hand Formulieren der Ausleitung: Mit dem Wissen um und bitten sie, Ihre Rede nach diesen zu bewer- das mit Ihrer Rede angestrebte Ziel empfiehlt es ten. sich, den Schluss zuerst auszuformulieren. Begin- nen Sie stattdessen mit Einleitung und Hauptteil, Auswendiglernen der Stichworte, Daten, Fakten besteht die Gefahr, dass Sie sich thematisch ver- und Definitionen. irren. Redeprobe/Übung mit Einsatz von rhetorischen Erstellen und Üben des Hauptteils: Hier formulie- Elementen. ren Sie nicht im Detail aus, sondern ergänzen Ihre erste Stichwortfassung mit Inhalten. Sie können mit der Reihenfolge der gewählten Stichworte „spielen“, durch Umstellungen wird Ihre Rede un- ter Umständen spannender. Formulieren der Einleitung: Die Einleitung wird wiederum ausformuliert, damit Sie diese aus- wendig lernen können. Dies wird Ihnen den Be- ginn der Rede erleichtern, so dass Sie ein Gefühl der Sicherheit bekommen, selbst wenn Deutsch nicht Ihre Muttersprache ist. 6
Feedback zu Übungspräsentationen Beispiel Migration e.V. Candela Lopez hat aus- Ein Feedback geben führlich zum Thema Kooperationen recher- Im Hinterkopf behalten: Jeder Mensch ist eine chiert. Dabei ist sie auf einzigartige Persönlichkeit mit einer speziellen verschiedene Definiti- Art zu reden. onen gestoßen und hat in einer aktuellen So- Das Feedback auf die wesentlichen Punkte be- ziologiefachzeitschrift schränken. einen passenden wis- senschaftlichen Artikel Das Feedback in Ich-Form formulieren: gefunden. Daneben hat „Ich habe gesehen, dass du oft mit der Hand…“ sie über das Internet drei Broschüren bestellt, die „Mir ist aufgefallen, dass du manchmal…“ die Themen X, Y, und Z. behandeln. Sie beschließt, sich thematisch hauptsächlich auf die Stichworte Immer in der konkreten Situation bleiben. Kooperation, Elternarbeit und Bildungserfolg zu konzentrieren. Mit Blick auf die Zielgruppe ist das Die eigene Wahrnehmung kann auch täu- Team des Migration e.V. mit der geplanten Gliede- schen. Besonders bei kritischen Punkten einen rung einverstanden, hätte zusätzlich jedoch gerne möglichen Irrtum einräumen: noch die XXXXX ergänzt. Somit hat Lopez nun alle „Es ist möglich, dass ich mich irre, aber ich Stichworte beisammen, um ihre Rede weiter zu pla- hatte den Eindruck, dass …“ nen. Als Kernaussage – Zwecksatz – formuliert Can- dela Lopez: Die Zusammenarbeit mit Migrantenor- Auch Positives benennen: Feedback ist immer ganisationen bringt allen Beteiligten Vorteile. umfassend und schließt auch Punkte ein, die den Zuhörern positiv aufgefallen sind. Erlebte Gefühle und Emotionen benennen. TiPP Es ist wichtig, Reden zu üben und ein- zustudieren. Noch besser ist es, diese Alternativen anbieten: vor Kollegen zu halten, mit der Bitte „Ich hätte mir an dieser Stelle mehr Details um Feedback, also eine Rückmeldung zu dem, was gewünscht.“ Ihren Zuhörern an Ihnen und Ihrer Rede aufgefallen ist. Hilfestellung dazu bieten folgende Tipps. Auf Ratschläge verzichten: „Du hättest besser mehr dazu gesagt.“ „An der Stelle hätte man gut aufhören können.“ Ein Feedback bekommen Ausreden lassen und genau zuhören, schließ- lich soll es beim nächsten Mal besser werden. Das Feedback als Unterstützung annehmen. Entschuldigungen und Rechtfertigungen ver- meiden. 7
Aufbau einer Rede Wie Menschen Informationen auf- nehmen TiPP „Blackout“ während einer Rede Sie können während Ihrer Rede oder Die meisten Menschen lassen sich durch Reden fes- nach der Beantwortung einer Zwischenfrage je- seln, die vier bestimmte Charakteristika aufweist. derzeit ein Blackout haben. Dies ist zunächst ein- Diese sind: mal nicht schlimm. Wer hochkonzentriert referiert oder auf eine Frage antwortet, hat nicht immer den kurz – interessant – nützlich – spannend. nächsten Punkt parat. Meist werden Sie nur wenige Sekunden benötigen, bis Sie wissen, worauf Sie als Nutzen Sie diese vier Merkmale und achten Sie auf ihre nächstes eingehen wollen. Die hier benötigte Zeit Gewichtung. Selbstverständlich funktionieren auch können Sie sich mit einigen Tricks verschaffen. Sie Mischformen. können etwas trinken, sich räuspern, ihre Brille putzen, Kurz eine Kaffeepause ansetzen, wenn sich dies in Das menschliche Gehirn verarbeitet trotz seiner hoch- den Zeitrahmen einfügt, komplexen Vernetzung und Schaltung bevorzugt leicht verständliche Informationen. Dies bedeutet für alle Fenster öffnen lassen, Ihre Rede, dass möglichst simple Abbildungen und Fo- tos und kurze Sätze zur Anwendung kommen sollten. Ihre Gedächtnisstütze, also Karteikarten, Je länger ein Satz ist, aus umso mehr Nebensätzen Flipchart etc. zu Hilfe nehmen, er besteht, desto komplizierter und unverständlicher wird er für die Zuhörer – und desto größer wird die Ge- die Zuhörer um Hilfe bitten fahr, dass auch Sie den roten Faden Ihrer Rede verlie- („Wo waren wir gerade?“), ren. Bei einem solchen „Blackout“ gibt es zwar einige Tricks (siehe Kasten X), um wieder in die Rede zurück eine Hilfsfrage stellen zu finden, doch gerade für ungeübte Redner bedeutet („Gibt es hierzu noch Fragen?“, „Fehlt noch etwas?“), dies eine zutiefst unangenehme Situation. Zudem: Je länger die Sätze, umso schneller schweift die Aufmerk- die Zuhörer mit einer offenen Frage aktiv ein- samkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer ab. Verwenden binden Sie deshalb: („Wie stellt sich denn die Situation bei Ihnen dar?“), Kurze Textabschnitte zu Ihren Stichworten, kur- spontan sagen, was Ihnen gerade einfällt, ze Erläuterungen von Zahlen und Fakten. einen besonderen Aspekt nochmals aufgreifen Kurze Sätze. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Ne- oder bensätze. den letzten Gedanken wiederholen bzw. zu- Kurze Worte. Vermeiden Sie, wann immer mög- sammenfassen. lich, Floskeln und komplizierte Redewendungen. 8
Beispiel Migration e.V. Candela Lopez übt die Rede vor Ihren Kolleginnen und Kollegen. Aus deren Feed- back lernt sie, dass sie wie- derholt die Redewendungen „das ist keine Seltenheit“ und „zu einem späteren Zeitpunkt“ verwendet hat. Gemein- sam mit Ihren Kolleginnen sucht sie Alternativen und beschließt, nach Möglichkeit stattdessen die Worte „oft“, „häufig“ und „später“ oder „nachher“ zu verwenden. Interessant Spannend Es ist für Menschen einfacher, Informationen aufzuneh- Gestalten Sie Ihre Rede spannend. Dies erreichen Sie men, die interessant aufbereitet sind. Dies bedeutet je- durch das rhetorische Element der Pause ebenso wie doch auch, dass hochkomplexe neue Zusammenhänge durch das Untermalen Ihrer Informationen und Fak- oft nicht sofort verstanden werden. Orientieren Sie sich ten durch kurze Beispiele, Anekdoten oder eigene Er- bei der Aufbereitung der Informationen am Vorwissen fahrungen. Menschen sind immer an Menschen und der Zuhörer und bauen Sie darauf auf. Bringen Sie dann ihren Geschichten interessiert. Durch die Schilderung schrittweise neue Informationen ein. Es vermindert die von Ereignissen aus der Praxis werden auch trockene Komplexität und strafft Ihren Vortrag, wenn Sie wenige Themen spannend. neue Informationen detailliert darstellen. Nützlich Sehen die Zuhörer in der Thematik einer Rede einen Nutzen und Vorteil für sich oder ihre Organisation, be- schäftigen sie sich automatisch intensiver mit ihren Inhalten. Wollen Migrantenorganisationen eventuelle Partner von Kooperationen für eine Zusammenarbeit gewinnen, stehen sie immer vor der Herausforderung, die Vorteile für alle beteiligten Parteien sicht- und greifbar zu machen. 9
Elemente der Rede Eine Rede/Präsentation besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Einleitung Hauptteil Schluss. TiPP Unmittelbar vor Beginn der Rede Die erste Seite des Manuskripts bzw. die erste Kar- teikarte sollte eine Reihe von Hinweisen enthal- Die Einleitung ten, die Sie – schon vor Ihrem Publikum stehend – durchgehen, um zur Ruhe zu kommen, sicherer Die Einleitung sollte kurz sein. Mit der Einleitung bau- zu werden und sicherzustellen, dass Sie nichts ver- en Sie eine positive Beziehung zu den Zuhörern auf, gessen. Die Zuhörer haben derweil Gelegenheit, wecken Aufmerksamkeit für das Thema Ihrer Rede sich auf Sie einzustellen: und gewinnen die notwendige Sicherheit, um die Ruhig stehen – Füße schulterbreit auseinander, nachfolgenden Teile der Rede gut zu meistern. Für den Einstieg in eine Rede haben sich folgende Standards Gewicht gleichmäßig verteilen – Knie nicht etabliert, die auch in dieser Reihenfolge aufgriffen durchdrücken, werden können: tief in den Bauch atmen, Blick über das Publikum schweifen lassen („N“- Zuhörer begrüßen und den eigenen Namen und „Z-Blick“), einige Zuhörer direkt anschauen, nennen lächeln, einen Schluck Wasser trinken, Das Thema der Rede und die ungefähre Dauer ansprechen. Ist diese lang, empfiehlt es sich, die Stift in die Hand nehmen, Gliederung mündlich oder durch Anschreiben warten, bis alle ruhig sind, kurz vorzustellen. beginnen. Kurze Erläuterung, warum der Redner zu diesem Schon im Vorfeld können Sie sicherstellen, dass Sie Thema referiert. sich während Ihrer Rede auf nichts anderes kon- zentrieren müssen: Bei längeren Präsentationen können Sie Wünsche bevorzugt stilles Wasser trinken, oder Spielregeln wie „Handys bitte ausschalten“ oder „Verständnisfragen gerne sofort stellen“ ansagen. Salbeibonbons oder Pfefferminzdrops gegen Mundtrockenheit bereithalten, Einstimmung auf das Thema, das Publikum, die Salztabletten sind gut für die Stimme, Vortragssituation (Räumlichkeiten, Tageszeit) nach Möglichkeit auf Milch (auch im Kaffee) humorvoll, z.B. mit einem Wortspiel, verzichten, damit die Zunge beweglich und durch Anekdoten oder Zitate von berühmten geschmeidig bleibt, Persönlichkeiten, Taschentücher bereithalten, durch Schildern eines persönlichen Erleb- Technik kontrollieren, nisses, durch Präsentation (weniger) aktueller Daten so wenig Gewicht wie möglich am Körper tra- und Fakten. gen, um das Gefühl des „Heruntergezogenwer- dens“ zu vermeiden – vorzugsweise Geldbörse, Überleitung zum Hauptteil Schlüssel, Handy aus Hosen- und Jackenta- schen entfernen. 10
Der Hauptteil Beispiel Migration e.V. Der Hauptteil ist der Mittelteil der Rede und zumeist Als Argumentationslinie auch der Ausführlichste. Hier finden die sortierten wählt Candela Lopez die Sachargumente und Fakten, die die Schlussfolge- Variante Gestern – Heu- rungen im Schlussteil vorbereiten, Platz. Der Zweck te – Morgen. In ihrem des Vortrags und die Argumente werden möglichst Vortrag will sie es unge- anschaulich geschildert. Als Hilfsmittel werden im fähr so formulieren: Hauptteil gerne Referenzen, Beispiele, Statistiken, For- schungsergebnisse oder Experten-Zitate eingesetzt. „Vor zehn Jahren hatten Migrantenselbstorga- Bewährte Argumentationslinien („roter Faden“) sind: nisationen nahezu keinen Einfluss auf das Mitei- nander in den Kommunen und wurden von den Gestern – Heute – Morgen meisten Menschen gar nicht wahrgenommen. In Norddeutschland hatten beispielsweise …. Heute Lage – Ziel – Weg. hingegen gibt es viele erfolgreiche Kooperationen zwischen Schulen und Migrantenorganisationen. Anlass – Rückblick – Ausblick. Kürzlich äußerte auch der Bundespräsident in ei- ner Ansprache bei einer Frauenhilfeeinrichtung in Das Ausformulieren Ihrer Rede üben Sie bevorzugt an- Schwäbisch Hall, … . Und schon morgen können hand von fünf Sätzen. Dazu haben Sie, dem Ziel Ihrer wir hier bei uns in der Kommune etwas ähnlich Sinn- Rede entsprechend, verschiedene Möglichkeiten: volles tun – zum Vorteil aller Beteiligten, denn wir ziehen bereits an einem Strang, das war uns bislang Einleitung – 3 Argumente – Appell nur nicht bewusst. Wie können wir das nun errei- chen? Sicherlich wird es immer Widerstände in der Einleitung – Gegenargument – zwei Argumente – Art „Das brauchen wir nicht“, „Das ist alles zu auf- Zielsatz wändig“ oder „Das funktioniert bei uns nicht“ ge- ben. Doch ich kann Ihnen versichern, dass ich schon Einleitung – These – Antithese – Synthese – jetzt mehr Unterstützung von Seiten der lokalen Mi- Zielsatz. grantenorganisationen bekomme, als ich jemals ge- dacht hätte. Schon morgen könnte … Und deshalb Haben Sie sich für eine der drei genannten Varianten bitte ich Sie: Es ist kein großer Aufwand. Lassen Sie es entschieden, formulieren Sie die fünf Sätze entspre- uns gemeinsam angehen – für unser Zusammenle- chend der Aussagen, die Sie treffen wollen. Hier kön- ben, für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern nen – um Ihre Rede lebendiger, ansprechender zu ge- und in Ihrem eigenen Interesse.“ stalten – Beispiele, Anekdoten oder die Einbeziehung der Zuhörer Anwendung finden. Der Schluss Gerne können Sie den Schluss ankündigen, so erfah- ne Erwähnung fand. Wiederholen Sie die gemachten ren die Zuhörer, dass sich die Rede ihrem Ende nä- Kernaussagen kurz und prägnant und benennen Sie hert. Der Schluss hat keinen Platz für zuvor nicht ge- konkrete Vorschläge, Ihre präzisen Erwartungen oder nannte Inhalte oder Gesichtspunkte. Auf Inhalte, die richten Sie einen klaren Appell an die Zuhörer. Wichtig: Sie im Hauptteil nicht untergebracht haben, müssen Beenden Sie Ihre Rede nur einmal, mit einem Dank an Sie auch im Schlussteil verzichten. In der Regel sind die Zuhörer und Ihrer Verabschiedung. Sie ohnehin der einzige, der weiß, wenn ein Punkt kei- 11
Umgang mit Lampenfieber An diesem Punkt haben Sie Ihre Rede gut vorbereitet, die für Sie wichtigen Details geklärt, Ihre Informationen sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt – aber nun setzt das Lampenfieber ein. Sie fragen sich immer wieder, ob alles gut gehen wird, wie die Zuhörer rea- gieren, ob Sie sich verzetteln oder verhaspeln werden. Viele Menschen scheuen sich, vor anderen zu sprechen. Versagensängste und/oder Nervosität sind zumeist die Gründe. Das kennt in unterschiedlicher Ausprägung ein Jeder – auch geübte Redner. Jedoch kann man sich Lampenfieber zunutze machen und es sogar positiv bewerten, da es die Leistungsfähigkeit erhöht: Das aufgrund der Aufregung ausgeschüttete Adrenalin be- wirkt eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit. Die folgenden Hinweise helfen, die unangenehmen Sei- ten des Lampenfiebers unter Kontrolle zu bekommen: Lernen Sie die ersten und letzten Sätze Ihrer Akzeptieren und nutzen Sie Ihr Lampenfieber. Rede auswendig. Sehen Sie die Rede als Herausforderung. Finden Sie sich frühzeitig im Präsentationsraum ein. Ein Jeder hat Lampenfieber. Nutzen Sie nummerierte Karteikarten für Ihre Akzeptieren Sie die körperlichen Zeichen Ih- Notizen (roter Faden). rer Nervosität, Angst und Ihres Lampenfiebers, dann können Sie sich besser auf Ihre Rede kon- Glauben Sie an Ihren Erfolg. zentrieren. Erinnern Sie sich an erfolgreich durchgeführte Nehmen Sie nach Möglichkeit schon vor der Präsentationen. Präsentation Kontakt zu den Zuhörern auf (z.B. durch kurze persönliche Begrüßung oder Halten Sie immer Wasser bereit. Small-talk, bis alle Zuhörer versammelt sind). 12
Sach- und Beziehungsebene Neben der Aufgliederung einer Rede in Einleitung – bei einer Rede der Aufbau einer positiven Beziehung Hauptteil – Schluss, kann sie auch in zwei Ebenen un- zum Publikum von entscheidender Bedeutung. Hier- terteilt werden. Auf der einen Seite die Sachebene, also für gibt es verschiedene rhetorische Elemente, aus de- die reine Weitergabe von Informationen, auf der ande- nen Sie die wählen, die zu Ihnen passen und mit denen ren Seite die Beziehungsebene, der psychologische Sie sich wohlfühlen. Bedenken Sie dabei, dass es sehr Aspekt. Es lässt sich nicht exakt benennen, in welchem schwierig und anstrengend ist, auf verschiedene Din- Verhältnis die beiden Ebenen zueinander stehen, aber ge gleichzeitig zu achten. Erarbeiten Sie sich ein neues es ist vergleichbar mit einem Eisberg: Rund 90 Prozent Element nach dem Anderen. Präsentieren und reden liegen unter der Wasseroberfläche (Beziehungsebene), vor einer Gruppe ist ein Handwerk, das geübt werden lediglich ungefähr zehn Prozent des Eisbergs liegen muss. Die folgenden Tipps und Hinweise helfen Ihnen, oberhalb und sind sichtbar (Sachebene). Demnach ist eine gute Beziehung zu Ihren Zuhörern aufzubauen. Rhetorische Elemente Wie bereits erwähnt, spielt – neben Aufbau und Inhalt Körperhaltung – die Art der Präsentation bei jeder Rede eine tragende Rolle. Zu oft werden dabei Rhetorik oder der Einsatz Auf die Körperhaltung zu achten, fällt oft schwer. Es rhetorischer Elemente mit der sogenannten Dialektik empfiehlt sich, eine offene, gerade und den Zuhö- verwechselt, also der Gabe, seine Argumente zu einem rern zugewandte Haltung einzunehmen. Der Stand bestimmten Thema zu ordnen und überzeugend zu sollte so fest sein, dass Sie sich keine Gedanken über argumentieren. Kurz gesagt, die Rhetorik verpackt die eine eventuelle Standunsicherheit machen müssen. Argumente. Dazu bedient Sie sich verschiedener Ele- Bewährt hat es sich, wenn die Beine schulterbreit ste- mente, die für eine Rede genutzt werden können. Alle hen. Ein Bein – das sogenannte Spielbein – kann da- Elemente einzusetzen ist – gerade für Anfänger – na- bei leicht vor dem Standbein stehen. Drücken Sie Ihre hezu unmöglich. Es kann jedoch eine Rede schon we- Knie nicht durch – das wirkt unnatürlich und lässt nur sentlich verbessern, wenn man diese Elemente kennt wenig Möglichkeit für Bewegung im Raum. Stehen Sie und sie, wenn möglich, ein wenig beachtet. Grundlage aufrecht, dann können Sie besser in den Bauch atmen ist jedoch immer die Authentizität der Rednerin bzw. als in einer zusammengesunkenen und nach vorn ge- des Redners. Versuchen Sie bitte nicht, Effekte zu er- beugten Stellung. zielen, die nicht Ihrer Persönlichkeit entsprechen. Das wirkt verkrampft und unnatürlich. Gestik Weniger ist mehr. Mit Ihrer Gestik unterstreichen Sie das, was Sie sagen – und zwar pointiert. Kleines zei- gen Sie mit wenigen Fingern oder den Fingerspitzen, Großes und Umfassendes mit offenen Händen und leicht öffnender Armbewegung. Ihre Gesten unter- streichen Ihren Vortrag und müssen zu Ihren Worten und zu Ihnen passen. Nur dann wirkten sie klar und natürlich. Gezappel oder sich ständig wiederholende Gesten sind zu vermeiden. 13
Mimik TiPP Rhetorische Hilfsmittel Viele Menschen vergessen, wenn sie vor anderen Men- schen reden, dass sie lächeln können. Ein Gesichtsaus- Mit den sogenannten rhetorischen Hilfsmitteln un- druck kann jedoch ganze Geschichten erzählen. Im terstützen Sie Ihre Rede, machen sie spannender und besten Fall freuen Sie sich, dass Sie Ihren Zuhörern et- halten Sie dichter an der Lebenswelt Ihrer Zuhörer: was erzählen dürfen. Diese Freude sollte sich in Ihrem Nutzen Sie Metaphern und eine bildhafte Sprache, Gesicht widerspiegeln. Wer sich zu sehr darauf konzen- triert, keinen Fehler zu machen, dessen Gesicht wirkt erzählen Sie Geschichten und Beispiele aus der versteinert und emotionslos. Ist das Thema bedrückend Praxis, oder ernst, sollten Sie aufgesetzte Freude unbedingt verwenden Sie Alltags- anstelle von Fachsprache, vermeiden: Ihre Mimik muss zum Thema passen. vermeiden Sie Schachtel- und Nebensätze, nutzen Sie Vergleiche und Analogien aus frem- Blickkontakt den Bereichen („In der Technik/Medizin/auf dem Bau würde man ...“), Der Blickkontakt schafft eine Verbindung zu den Teil- nutzen Sie Zitate und Zeitungsmeldungen, nehmern und signalisiert Interesse an Ihrem Auditori- um. Versuchen Sie, während Ihrer Rede mit allen An- stellen Sie rhetorische Fragen, also Fragen auf wesenden im Raum kurzen Blickkontakt herzustellen. die Sie keine geäußerte Antwort erwarten, die Ist die Gruppe zu groß, teilen Sie den Zuhörerraum in die Zuhörerinnen und Zuhörer jedoch in Gedan- Bereiche ein, die Sie der Reihe nach „in den Blick“ neh- ken beantworten, men. Lassen Sie Ihre Augen nicht zu häufig schweifen, richten Sie direkt Fragen an die Teilnehmer, um schauen Sie einzelne Personen direkt an, während Sie diese mit einzubeziehen. So finden Sie heraus, einen Satz beenden. Halten Sie Ihren Blick auf Ihr Pu- was die Teilnehmer besonders interessiert und blikum, denn dieses reagiert unbewusst mit Gestik, können wichtige Punkte ausmachen, die den Mimik und Körperhaltung auf Ihre Rede. Zuhörern einen unmittelbaren Nutzen bieten. Raum Nutzen Sie behutsam und ohne Hektik den Ihnen zur Kleidung Verfügung stehenden Raum, anstatt sich am Redner- pult festzuklammern oder hinter dem Referententisch Menschen bilden sich innerhalb weniger Sekunden- zu verharren. Es empfehlen sich langsame Schritte, bruchteile unbewusst eine Meinung über ihr Gegen- schnelle Bewegungen sind zu vermeiden. Abwechs- über. Einen wesentlichen Anteil hat dabei die äußere lungsreicher wird Ihre Rede, wenn Sie unterschied- Erscheinung. Wenn Sie zum Rednerpult gehen, sind liche Medien wie beispielsweise Flipchart oder Pinn- bereits die meisten Blicke auf Sie gerichtet und schon wand einsetzen. Mehr Nähe zum Publikum schaffen bevor Sie die ersten Worte geäußert haben, steht die Sie durch einen Schritt in Richtung der Zuhörerinnen Einschätzung der Zuhörerinnen und Zuhörer Ihre Per- und Zuhörer, so dass Sie neben statt hinter dem Red- son betreffend fest. Für den Dress-Code bedeutet dies: nerpult oder Referententisch stehen. Lieber etwas besser angezogen, also „overdressed“ als „underdressed“. Auch durch Ihr Outfit kommunizieren Sie, ob Sie Thema und Publikum ernst nehmen. Wäh- len Sie jedoch immer Kleidung, in der Sie sich wohl- fühlen. 14
Lautstärke Sprechgeschwindigkeit Der Raum bestimmt die Lautstärke, mit der Sie reden Generell tendiert man als Redner dazu, eher schnell zu müssen, um auch in der letzten Reihe noch klar und sprechen, um die Zuhörer am Thema zu halten. Doch deutlich verstanden zu werden. Sprechen Sie lieber et- dies bewirkt häufig das Gegenteil: Die Zuhörer verlie- was zu laut als zu leise. Mit Variationen in der Lautstär- ren den Faden und schweifen gedanklich ab. Wenn Sie ke können Sie zudem Spannung erzeugen. beim Sprechen auf die Artikulation achten, sprechen Sie automatisch etwas langsamer. Pausen Atmung Auf die Rednerin und den Redner wirken die eige- nen Sprechpausen fast immer zu lang. Für die Zuhö- Bewusstes atmen ist für die Rednerin bzw. den Red- rerinnen und Zuhörer sind sie hingegen sehr wichtig: ner von elementarer Bedeutung. Allein durch Atmung Sprechpausen bieten Gelegenheit, gedanklich Luft zu kann während einer Rede Modulation, Artikulation, holen und das Gehörte zu verarbeiten. Zudem können Betonung und die Bestimmung der Lautstärke erfol- Sie durch geschickt eingesetzte Pausen Spannung er- gen. Die alltägliche Atmung läuft nach einem funkti- zeugen oder die Zuhörer Zusammenhänge erkennen onellen Mechanismus zumeist unbewusst ab. Führen lassen. Sie zur Vorbereitung auf eine Rede oder kurz vor einer Rede einige Atemübungszyklen durch. Dies wird zu Beginn für Sie ungewohnt oder vielleicht albern klin- Artikulation gen. Sie werden jedoch merken, dass Sie durch kon- trollierte Atmung ruhiger, entspannter und konzent- Sprechen Sie deutlich. Das gelingt Ihnen, indem Sie rierter werden: Ihr Sprechtempo reduzieren. Wenn Ihre Zuhörer Sie akustisch problemlos verstehen können, ist es für 1. Atmen Sie bewusst in den Bauch. Der Bauch muss sie weitaus einfacher, Ihren Ausführungen zu folgen. sich sichtbar wölben. Atmen Sie abwechselnd auf Nichtmuttersprachlerinnen und Nichtmuttersprach- die Konsonanten „f“ „sch“ „m“ oder die fünf Vokale ler sollten die Priorität auf eine deutliche Artikulation aus. Sie werden rasch merken, wie lang Sie auf legen, grammatikalische Fehler sind für den Zuhörer Buchstaben oder Vokale ausatmen können. zweitrangig, wenn er Sie deutlich verstehen kann. 2. Ergänzen Sie die Übung mit Atempausen: Sieben Sekunden durch die Nase einatmen, fünf Sekun- Betonung den den Atem anhalten. Auf Konsonanten oder Vokale ausatmen und wieder fünf Sekunden den Die Betonung weist einzelnen Worten besondere Be- Atem anhalten. deutung zu und kann eine Rede lebendiger machen. Und je nach dem, welchen Teil eines Satzes Sie in Ihrer 3. Ergänzen Sie die Übung durch lautes Vorlesen von Rede betonen, können Sie sogar kleine Sinnverände- Geschichten. Steigern Sie langsam die Satzanzahl rungen vornehmen. pro Atemzug. Um schneller zu werden, atmen Sie gleichzeitig durch Mund und Nase ein. Sie werden automatisch ruhiger, verbessern Ihre Kon- zentrationsfähigkeit. Denken Sie daran, dass ohne Atemtechnik keine souveräne Rede möglich ist – und eine souveräne Rede unerlässlich ist, um Ihre Zuhörer zu überzeugen. 15
Literaturempfehlungen Adamczyk, Gregor; Bilinski, Wolfgang; Bruno, Tiziana; (2011) Körpersprache und Rhetorik – Ihr souve- räner Auftritt, Freiburg. Birkenbihl, Vera F. (2010) Rhetorik. Redetraining für jeden Anlass, Freiburg Moesslang, Michael (2008) Besser präsentieren – mehr erreichen, 52 Tipps für wirkungsvolle Präsentationen, München 16
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