HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
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HÖVER: Heft 7, Februar 2021 Mehr als Mergel Renaturierung – Alter Mergelbruch wird verfüllt bereits eine jährliche Vor-Ort-Bege- hung der Behörden, um die Einhaltung der Auflagen aus der Planfeststellung zu überwachen. Die Verfüllung ist ein laufender Pro- zess. Es geht jetzt darum, dass Aushub aus der Erweiterung des Stichkanals Salzgitter eingebracht werden soll. Dabei handelt es sich um 150.000 Ku- bikmeter, die umweltfreundlich per Schiff nach Höver geliefert werden sollen. Diese Arbeiten können jetzt starten. Sie werden aber bis zur Fer- tigstellung des Stichkanals im Jahr 2028 dauern. Da in den Steinbruch nur unbelastetes Material eingebaut wer- den darf, ist der Kanalaushub dafür grundsätzlich geeignet. Dies ist aber Fortsetzung Seite 2 Der Verein „Unser Höver“ Der alte zu verfüllende Steinbruch, am oberen linken Kartenrand zu sehen; der aktive stellt in loser Reihenfolge Themen, Abbau im Kartenzentrum und die zu erwartende Steinbrucherweiterung (rot markiert) Ereignisse der jüngeren Vergangenheit im Jahr 2004. Repro: Dietrich Puhl in Wort und Bild vor. Berichtet wird auch über aktualisierte Themen aus der Chronik Die Renaturierung des alten Stein- Bruches in Stufen und Naturschutz- „Höver – vom Bauerndorf zum Industrie- bruchs soll nun Fahrt aufnehmen. maßnahmen vereinbart. Die nach standort“. Das hat die Firma Holcim im Herbst langen Verhandlungen von fast 15 Jah- Aktuell: 2020 mitgeteilt. Alter Steinbruch: ren erfolgreich sanierte Bypassstaub Die Renaturierung Das ist die Abraumgrube zwischen deponie wurde durch eine Schutz- des alten Mergelbruchs Hannoverscher Straße und der Brü- schicht endgültig gesichert. Zur von Reimund Wohlgemuth cke über den Steinbruch. Dieser Teil Beschleunigung der Rekultivierung TSV Höver und die Kreispokalspiele ist bereits seit Beginn des Mergelab- sollte nur unbelastetes, beprobtes von 1963, 1973 und 1984 baus im Jahre 1908 entstanden und Bodenmaterial verwendet werden. von Hans-Georg Falter immer mal wieder illegal zum Ab- Kurt Fenske und die Volksschule Höver Die Verfüllung des alten Steinbruches von Dietrich Puhl laden von Müll und Gartenabfällen ist in einem Planfeststellungsverfah- Stadionbau in Höver im Jahre 1960 benutzt worden. Insbesondere war ren festgelegt worden. Für die Einla- von Dietrich Puhl er aber auch zum Deponieren der gerung muss zusätzlich ein Bauantrag Höveraner mit einem Bypass-Stäube aus der Zementfabri- gestellt werden. Bestandteil dieses besonderen Hobby: kation genutzt worden. Antrages ist auch ein Biomonitoring Thomas Roth und seine fliegenden Kisten von Hans-Georg Falter Bereits im Jahre 2004 wurden an ei- auf dessen Basis die Genehmigungs- Bomben auf Höver – Kriegsende in Höver nem Runden Tisch (Bürger aus Bilm behörde später Auflagen zum Natur- von Annemarie Gorontzy und Höver) die Verfüllung des alten schutz erlassen würde. Heute gibt es
Das Zementwerk „Alemannia“ in einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1955. Die steilen Abbauwände des damaligen Steinbruchs zeigen, der Mergel wurde durch Sprengungen gelöst. Reißraupen gab es nicht. Die Dreieckspitze (Bruchstraße/Ecke Alemanniaweg) zeigt den Standort des Fotografens für die unten stehende Farbabbildung. Repro: Hans-Georg Falter Fortsetzung von Seite 1 Bahnbau in Hamburg ist gedacht, um gezielt lokale Biotope mit angelegt. die fehlenden 2,5 Millionen Kubikmeter Das Grundwasser ist durch den Ein- über von den Behörden vorgegebenen unbelasteten Boden zu beschaffen. Im bau generell nicht betroffen, da der Beprobungen und Analysen nachzu- nördlichen Bereich sollen insgesamt Mergel nahezu wasserundurchläs- weisen. Der Kanalaushub soll über den 5 Millionen Kubikmeter eingebracht sig ist. Mittellandkanal bis zum alten Hafen werden. Im Zusammenhang mit der Ver- Höver transportiert werden. Hier soll füllung des alten Steinbruchs will Im Rahmen der Verfüllung sind ver- die Wasser- und Schifffahrtsverwal- Holcim auch den Verlauf der För- schiedene Umweltauflagen aus der tung (WSV) eine Behelfsanlegestelle derbandanlagen vom aktiven Stein- Planfeststellung zu beachten. Da- einrichten. Der LKW-Transport von bruch ins Zementwerk anpassen. nach darf Holcim aus Gründen des dort zum Einbauort im Steinbruch Im Abschnitt des alten Steinbruchs Umweltschutzes jährlich immer nur wird durch die Firma Holcim organi- soll das Förderband an den Stein- einen kleinen Bereich überdecken. siert und soll über einen separaten bruchrand verlegt werden. Gleich- Im Sommer 2020 wurden in dem Weg in die Grube führen. Das Dorf wohl soll das Förderband auf einer Bereich verschiedene Umsiedlun- Höver ist von diesen Transporten also Schneise unter Geländeniveau ver- gen, so beispielsweise von Kamm- nicht betroffen. laufen, so dass der Blick in den al- molchen, vorgenommen. Damit Im großen Umfang wird zur Verfül- soll sichergestellt werden, dass die ten Steinbruch nicht verdeckt wird lung der Abraum aus dem Steinbruch Einwirkungen auf die Natur gering und mögliche Bandlaufgeräusche selbst genutzt werden. Auch an die bleiben. Um die Entwicklung der abgeschirmt werden. Einbringung von Boden aus dem U- Artenvielfalt zu fördern, werden Reimund Wohlgemuth Im Abschnitt des alten Steinbruchs wird das Förderband künftig an den Steinbruchrand verlegt. Das verlegte Förderband wird weit- gehend auf einer Schneise unter Geländeniveau verlaufen, so dass Bandlaufgeräusche abgeschirmt werden. Foto: Hans-Georg Falter 2 · Unser Höver · Februar 2021
Die erfolgreiche Mannschaft (v. l. n. r.): Bruno Prochnau, Wilhelm Grefe (Vorsitzender), Jürgen Berg, Diethard Zimmer, Udo Berg, Günter Ostrowski, Harry Kühl, Hans Prüser (Spartenleiter), Günter Kaune, Dieter Fangmann, Alfons Klapper, Hans Klatt, Wolfgang Puhl und Betreuer „Heini“ Rühmkorf. Repro: Hans-Georg Falter Kreisspokalsieger 1963: ligaschiedsrichter Hanschke aus Burgdorf. TSV Höver in Trotz des schlechten Wetters wurden beide Mannschaften der „Champions von zahlreichen Fans begleitet, die ihre Männer lautstark unter- League“ stützten. Dem Höveraner Bruno Prochnau gelang es, Mitte der erfolgreich! ersten Halbzeit den Torwart des TSV Wettmar zu bezwingen und Höver führte 1 : 0. Hatte Höver Die Fußballer des TSV Höver waren in in der ersten Halbzeit klare Vor- den Jahren 1963, 1973 und 1983 außer- teile im Spiel, wurde es in der ordentlich erfolgreich in den bis heu- zweiten Halbzeit eine ausgegli- te ausgespielten Kreispokalen. Dieser chene Partie. Der TSV Wettmar Pokal hat für Dorfkicker einen ebenso scheiterte an der vom Torwart hohen Stellenwert wie die Pokalspiele Hans Klatt angeführten siche- der Profis. ren Hintermannschaft. Es war Am 20. Novenber 1963 um 14.00 Uhr wiederum Bruno Prochnau der fand im Burgdorfer Stadion das End- Mitte der zweiten Halbzeit mit spiel um den Kreispokal des NFV (Ni- einem weiten Bogenschuss das dersächsischer Fußballverband) statt. zweite Tor der Höveraner erziel- Der TSV Wettmar und der TSV Höver te. Der TSV Höver gewann das hatten sich für das alles entscheiden- Spiel mit 2 : 0 und war das erste de Spiel qualifiziert. Der Schiedsrich- Mal in der Geschichte des Ver- ter dieser Partie ist der damalige Ober- eins Gewinner dieses Pokals. Unser Höver · Februar 2021 · 3
Die Mannschaft des TSV Höver 1973 (stehend v. l. n. r.): Gerd Schäfer, Bernd Hirmke, Paul-Rainer Linke, Rigobert Riedel, Gerd Mah- rendorf, Hartmut Kühl, Klaus-Dieter Quander, Hans-Georg Falter; (knieend v. l. n. r.) Harald Bienek, Detlef Janke, Burghard Dittrich, Bernd Bienek und Hans-Werner Krause. Das besondere an der Mannschaft der Saison 1973/74, es waren „alles Höveraner und ein Bilmer.“ Repro: Hans-Georg Falter KreisspokalFinalist 1973: Einige gute Szenen in der ersten Halb- Bernd Hirmke, Hans Werner Krause. zeit hatte Hövers schneller Linksaußen Eingewechselt wurde Manfred Ful- MTV Immensen Hans Werner Krause, aber seine guten Flanken erreichten keinen Mitspieler. ler. Trainer der Mannschaft war Gerd Schäfer. besiegt im End- In der zweiten Halbzeit drängten bei- de Mannschaften auf die Entschei- Auf dem Weg zum Endspiel wurden weitere Spieler eingesetzt, stellver- spiel den TSV dung. Der TSV-Keeper Dittrich konnte bei einem Freistoß sein ganzes Können tretend für diese Spieler sei hier Gerd Mahrendorf genannt. Höver mit 2 : 1 zeigen und wehrte diesen meisterlich ab. Die Chance zur Führung des TSV Auch die „dritte Halbzeit“ im Sport- heim war ein voller Erfolg. Klar waren verpasste, nach einer Maßflanke – von wir die „Besten“. Nach zehn Jahren am 2. Mai 1973 stand dem eingewechselten Manfred Fuller der TSV wieder im Pokalendspiel. Die – freistehend vor dem Immensenser Überschrift des Burgdorfer Kreisblat- Der Höver-Kalender – Kasten Hans-Werner Krause. Nach ei- tes zur Berichterstattung: ein Aufruf, uns zu helfen nem Eckball und einem Elfmeter ging Nur die Schlussphase Immensen mit zwei Toren in Führung. Seit dem Jahr 2010 werden vom Hei- matbund „Unser Höver“ Kalender an- sorgte für Spannung. Der Anschlusstreffer in der 90. Spiel- geboten. Für jedes Jahr wurde ein Mot- minute, nach einem fulminanten Frei- Das Spiel auf dem FC-Platz in Burg- to ausgewählt, das sich dann wie ein stoß aus 20 Meter von Bernd Bienek roter Faden durch den Kalender zog. dorf, besuchten 500 Zuschauer und kam leider zu spät. Das wollen wir auch in den kommen- wurde vom Schiedsrichter Kappei (SuS Sehnde) geleitet. Der TSV Höver Bei der Siegerehrung wurde dem TSV den Jahren so machen und überlegen, haderte nach dem Spiel mit den Ent- ein Fußball überreicht, mit dem Kom- Fotos aus dem Ort und der Gemarkung scheidungen des Schiris, der ihrer Mei- mentar, noch ein wenig zu trainieren. von Höver zu zeigen, die von Bürge- rinnen und Bürgern Hövers gemacht nung, beide Tore für Immensen nicht Vielleicht reicht es ja beim nächsten wurden. geben durfte. Mal! (Erinnerung des Verfassers.) Hierzu benötigen wir Ihre/Eure Hilfe Beide Mannschaften begannen ner- Die Spieler des TSV Höver: Burg- und bitten darum, uns entsprechende vös die Partie und so lief das Spiel ohne hard Dittrich, Klaus-Dieter Quander, Fotos zur Verfügung zu stellen. besondere Höhepunkte dahin. Beide Paul-Rainer Linke, Hans-Georg Falter, Der Vorstand Torhüter erlebten in der ersten Halb- Rigobert Riedel, Harald Bienek, Hart- E-Mail: vorstand@unser-hoever.de zeit einen geruhsamen Nachmittag. mut Kühl, Detlef Janke, Bernd Bienek, 4 · Unser Höver · Februar 2021
KreisspokalFinalist 1984: Himmelfahrtstag 1984 führte der TSV durch ein Tor von Bernd Janke bis kurz Leserbrief zum Artikel TuS Altwarm vor Spielende mit 1 : 0. Nach einem Foul von Bernd Hirmke gab es einen „Bomben auf Höver“ in Heft 6 büchen gewinnt Freistoß (natürlich unberechtigt) für Altwarmbüchen und es stand 1 : 1. Zufällig las ich heute nach 75 Jahren ihren Bericht über diesen schrecklichen Endspiel gegen Bombenangriff am Nachmittag über In der Verlängerung erzielte der TuS Höver. Altwarmbüchen noch zwei Tore und Ich war damals als 5-jähriger Bub mit Höver mit 3 : 1 nahm dadurch den Pokal mit nach meiner Mutter Ilsegret Boose geb.Bar- Hause. Die Mannschaft spielte nicht tels aus Evern kommend zu Besuch von nur einen guten Fußball, auch die Fei- Verwandten im Petersweg. Mit Beginn der Saison 1983/84 be- ern dieser Truppe hatten Kultstatus. Wir Kinder spielten draußen auf der gann wohl die sportlich erfolgreichs- Insider wissen eine Bratpfanne (!) wur- Straße während die Großen oben im ersten Stock bei Kaffee und Kuchen Ge- te Phase der Fußballsparte des TSV de zu dieser Zeit im Sportheim sehr burtstag feierten. Höver, es folgten die Aufstiege in die oft benutzt. Als plötzlich ein Bombenangriff gemel- Kreisliga und in die Bezirksklasse des Dem Trainer standen für die Saison det wurde, rannten wir alle in den Keller. Niedersächsischen Fußballverbandes, folgende Spieler zur Verfügung: An- Dort erlebte ich wie heftige Detonationen außerdem wurde wieder das Kreispo- dreas, Michael und Bernd Hirmke, das Haus erschütterte und alles schrie, kalendspiel erreicht. Der TSV Höver und ich mich im Staub an die Hand mei- Detlef und Bernd Janke, Rolf Ehlers, ner Mutter klammerte. und Spartenleiter Klaus-Dieter Quan- Bernd Klenner, Frank Hanke, Gui- Kurz darauf rannten wir nach oben und der konnten nach dem Wechsel von do Josephowitz, Willi Schmidt, Jörg ich sah wie unser Haus nur noch den Dieter Neuenfeldt zu Bemerode, den Adam, Dieter Schellbach, Rainer Tisch im ersten Stock zeigte. Darüber hi- Pädagogen und Sportlehrer Lothar Schemschat, Frank Keune, Andreas naus war alles wie weggeblasen. Um das Hoffer aus Ilten (14 Jahre in Ilten) als Thiel, Thomas Lange, Franko Berna- Haus herum waren einige Bombentrich- Trainer gewinnen, zudem wechselte ter zu sehen. Gott sei Dank wurde unser detto, Bernd und Karl-Heinz Kasse- Haus nicht direkt getroffen. eine Anzahl von „Neuen“ und ehe baum und Dirk Narozny. Meine Mutter rannte mit mir Richtung maligen Höveraner wieder zum TSV. der Hauptstrasse, wo wir von einem Henning Bettmann als Teammana- Auf dem Weg zum Endspiel am 31. Mai PKW nach Evern zurückgebracht wur- ger und Betreuer Dirk Heger waren den. Mein Vater, der mit uns war, blieb 1984 in Aligse gegen Altwarmbüchen die „guten Geister“ hinter der Mann- im Ort um den schreienden Menschen wurden, nach einem Freilos in der ers- schaft. und Vieh zu helfen. ten Runde, gegen die ersten Mann- Leider weiß ich nicht mehr den Namen Unser Höver wird in loser Reihenfol- schaften der Vereine SSV Sehnde unserer Verwandtschaft in Höver. ge in „Höver: Mehr als Mergel“ über Süd (6 : 1), TuS Röddensen (13 : 1), TSV Aber ich werde diesen schlimmen Tag nie weitere Highlights (Aufstieg in die mehr vergessen. Obershagen (3 : 1) und gegen Hüpede/ Bezirksklasse, Volleyball-Meister usw.) Für uns als Flüchtlinge Februar 1945 Oerie (1 : 0) gewonnen. der Vereinsgeschichte des TSV Höver vom Wartegau (heute Polen) kommend, Vor einer beeindruckenden Kulisse am berichten. war Evern der Zufluchtsort, da Verwand- te, Familie Heinz und Edith Bladt, dort zusammen mit Else Bartels, wohnten. Vielleicht könnten man 2021 Höver be suchen um diesen 14. März 1945 zu ge- denken. Ich weiß nicht wie viele Zeitzeugen noch leben, aber ich bin sicher das es noch welche gibt die in Höver geboren sind und dort anzutreffen wären. Mit ganz vielen Grüßen Klaus BOOSE, Bad Füssing Höver: Mehr als Mergel Herausgeber und Redaktion: Heimatbund „Unser Höver“ im Heimatbund Niedersachsen e. V. Bürgermeister-Köhler-Str. 6 · 31319 Sehnde Die Endspielmannschaft: stehend (v.l.n.r.): Betreuer Dirk Heger, Andreas Thiel, Guido Gestaltung und Satz: Dietrich Puhl Josephowitz, Karl-Heinz Kassebaum, Dirk Narozny, Bernd Kassebaum, Frank Keune, Die Veröffentlichung von Texten und Bildern Bernd Janke, Jörg Adam und Trainer Lothar Hoffer; kniend: Dieter Schellbach, Michael aus diesem Heft müssen vom Heimatbund Hirmke, Franko Bernadatto, Rainer Schemschat, Frank Hanke, Bernd Hirmke und And- „Unser Höver“ genehmigt werden. reas Hirmke. Repro: Hans-Georg Falter Unser Höver · Februar 2021 · 5
Kurt Fenske und der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 fand er seine, aus Westpreußen Gedenkveranstaltung die Volksschule geflohene Familie in Westercelle (bei „Bomben auf Höver“ Celle) wieder. Dort hatte er zunächst eine Beschäftigung als „Kammerjä- und Öffnungzeiten Höver ger, Rattenfänger und Fliegentöter“ bei einer Schädlingsbekämpfungsfir- der Heimatstube Die in Heft Nr. 6 für den März Zum 1. Dezember 1954 wurde dem ma. Seine Wiedereinstellung in den Lehrer Kurt Fenske, unter gleichzeiti- angekündigte Veranstaltung über die Schuldienst bereitete nämlich einige ger Ernennung zum Hauptlehrer, die Schwierigkeiten, da seine sogenann- Bombenabwürfe auf Höver entfällt. Leitung der Volksschule Höver über- te „außerdeutsche“ Ausbildung nicht Die Heimatstube bleibt tragen. Er trat seinen Dienst am 13. De- anerkannt wurde. Durch den Einsatz vorübergehend geschlossen. zember 1954 an. der Zentralstelle für Flüchtlingslehrer Kurt Fenske wurde am 5. April 1902 bekam er dann am 16. Oktober 1950 in Seeheim in Westpreußen geboren. eine Lehrerstelle an der vierklassigen ihm nicht nur ein guter Lehrer, es ging Im Herbst 1927 legte er die zweite Volksschule in Aligse übertragen. auch ein langes Kapitel der höverschen Schulgeschichte zu Ende. Die alte, acht Schuljahre umfassende Volksschule wurde aufgelöst, und zu einer reinen Grundschule mit den Schuljahren 1 bis 4 umgewandelt. Der damalige Lehrermangel führte dazu, dass er auch nach seiner Pensi- onierung noch 20 Unterrichtsstunden als „zeitangestellter“ Lehrer wöchent- lich geben musste (Wilhelm-Raabe- Schule, Ilten) Hauptlehrer Kurt Fenske (links) erhält aus der Hand von Bürgermeister Arnold Mittel staedt die Schlüssel für das erweiterte Schulgebäude (1959). Repro: Unser Höver Lehrerprüfung am Seminar in Brom- Auf Anraten der Regierung bewarb berg ab. Er war danach an mehreren, er sich um die freiwerdende Haupt- meist einklassigen Volksschulen tätig, lehrerstelle in Höver und wurde vom und von 1940 bis 1943 Kreissportleh- Gemeinderat auch angenommen. Sei- rer im Bezirk Dietfurt. Dann wurde er ne Übersiedlung aus Aligse erfolgte eingezogen. Nach der Entlassung aus am 17. Dezember 1954. Verheiratet war er seit 1924 mit Frieda 336 Seiten, 17 cm x 24 cm, Schulchronik Höver mit mehr als 300 ein- und Geschke (gest. Juli 1986). Aus dieser Von Kurt Fenske stammt der dritte Teil mehrfarbigen Abbildungen; Ehe gingen vier Kinder hervor, von de- der Schulchronik Höver von 1955 bis Hardcover, Fadenheftung nen jedoch zwei bereits in jungen Jah- 1967. Mit der Schlussseite von Buch ren verstarben. Die Chronik kann bei den Nummer 3 endete vorläufig die Schul- Mitgliedern vom Vorstand Fast 13 Jahre, bis zu seiner Pensionie- chronik von Höver. Fenskes Nachfolger rung am 31.Juli 1967, war Kurt Fenske des Heimatbundes als Hauptlehrer führten die Chronik „Unser Höver“ bezogen in Höver tätig. werden oder im Internet unter nicht in dieser Form fort. Als er in den Ruhestand trat, ging mit www.unser-hoever.de 6 · Unser Höver · Februar 2021
Stadionbau in Höver im Jahre 1960 Das Burgdorfer Kreisblatt/Lehrter Stadtblatt berichtete am 11. Novem- ber 1958 über die Planungen einer Badeanstalt, eines Sportplatzes und eines Schießstandes auf den soge- nannten Südwiesen. Im Entwurf sei das Sportzentrum fertig, schreibt das Kreisblatt. Vom Gemeinderat wird die Das Burgdorfer Kreisblatt/Lehrter Stadtblatt als örtliche Tageszeitung berichtete am Verlegung des bisherigen Sportplat- 11. November 1958 über die höversche Gemeinderatssitzung. Repro: Unser Höver zes auf das Gelände der Südwiesen angestrebt. Auch soll hier eine Bade- anstalt entstehen. Die Geländefrage sei noch ungeklärt. Die aufgenom- menen Verhandlungen versprechen eine erfolgreichen Verlauf. Für die Gesamtanlage werden 2,5 Hektar Flä- che beansprucht, davon 1,5 Hektar für das Bad und ein Hektar für Sportplatz und Schießstand. Die Hannoversche Rundschau dage- gen schreibt von erheblichen Schwie- rigkeiten des mit viel Elan und Hoff- nung geplanten Baus eines Stadions mit Bad und Schießstand. Das vorge- sehene Gelände kann wegen der Nähe Auch die Hannoversche Rundschau berichtete unter anderem Titel und Schwerpunkt im November 1958 über die Gemeinderatssitzung. Repro: Unser Höver des Kalksteinbruchs nicht in Betracht gezogen werden. schienen waren, erläutert und disku- sung von Schulden beendet werden. Hauptlehrer Kurt Fenske und Bürger- tiert. Sämtliche Aussprachen wurden Das war Ende Mai 1960. Und heute meister Arnold Mittelstaedt (Amtszeit auf Band aufgenommen. Die Vor- nach einem Jahr? Die hochfliegenden von 1956 bis 1961) waren sich oftmals schläge der benachbarten Gemeinden Pläne sind geschmolzen wie Schnee uneins. Dies zeigt sehr recht deutlich Ilten, Ahlten und Bilm, gemeinsam an der Sonne. An die Gemeinde sind die Abschrift aus der Schulchronik, ein Schwimmbad zu bauen, wurden wichtigere Probleme herangekom- Buch 3, Seiten 28 und 29: aus belanglosen Gründen abgelehnt, men: „Es wurde bereits einmal erwähnt: was zu einer ‚Verschnupfung‘ der dor- Hochtrabende Pläne und das Fehlen tigen Gemeindeparlamente führte. Kanalisation, Turnhalle und Kläranlage, ihrer Verwirklichung, das waren die Beschlossen wurde von der Versamm- dazu Straßenbau und Wasserversor- äußeren Kennzeichen der Amtsperio- lung, je eher, desto besser zu bauen! gung in den neuen Siedlungsvierteln. de des Bürgermeisters Mittelstaedt. Der von mir gemachte Einwurf, beim Der neue Bürgermeister [Richard Stö- Ein Stadion sollte errichtet werden, Bau der Sportanlage alles Pompöse ckemann] sieht die Situation sehr rea- ein Stadion mit Schwimmbad, Kaffee- zu unterlassen, einfach und schlicht listisch; er weiß, was er der Finanzkraft terrasse, Sportplatz mit Fußballplatz zu bauen, um aus den Einsparungen der Gemeinde zumuten kann. Ein An- und Übungsstätten für alle leichtath- evtl. den Grundstock für die Errich- gebot an die erwähnten drei Gemein- letische Disziplinen, Schießstand mit tung eines Dorfgemeinschaftshauses den, gemeinsam ein Schwimmbad zu Ständen für Luftgewehr und Klein bzw. Jugendheimes zu gewinnen und bauen, wurde abgelehnt. Ilten hatte ei- kaliber. auch zu bedenken, dem künftigen gene Pläne, und Ahlten will den durch Baukosten: rund 1 Millionen DM Gemeinderat nicht zu hohe Schul- den Bau der Autobahn gewonnenen Unterhaltskosten: rund 50.000 DM den zu hinterlassen, wurde leichthin See zu einem Waldbad umbauen. Dies alles wurde in einer Bürgerver- abgetan mit dem Hinweis, die Legis- Schade: Es hätte auch anders kommen sammlung zu der 70 Personen er- laturperiode würde ohne Hinterlas- können.“ Unser Höver · Februar 2021 · 7
Höveraner und ihre Hobbies: Thomas Roth – von Schiffs- zu Düsenflugzeug- modellen Thomas wurde 1962 als zweitältestes von drei Kindern des Ehepaares Karin und Eugen Roth geboren. Seine Heimat war und ist der Petersweg in Höver. In seiner Jugend und einige Jahre noch Wir können nicht alle Flugzeugmodelle vorstellen. Eine kleine Auswahl im Herrenbereich war er als Torwart in zeigt die Entwicklung zu immer größeren und schnelleren Düsenflugzeugen der Fußballsparte des TSV aktiv, aber . Foto: Hans-Georg Falter schon mit etwa zehn Jahren baute er französischen Herstellers Dassault Auerbach (Vogtland) seinen Prüfungs- mit seinem Vater die ersten Modelle. Aviation. flug. Nach einer Ausbildung als Energie Diesen Jet führte Thomas Roth 2012 Bericht vom DAeC-Prüfer Reinhard anlagenelektroniker ist er jetzt bei Kali bei dem Freundschaftsfliegen des Schott über diesen Abnahmeflug: und Salz AG in Ilten beschäftigt. MFC Borsumer Kaspel vor und sei- „Nach dem positiv verlaufenen Ab- Die Schiffsmodelle, ein Seenotret- ne Darbietung erntete begeisterten arbeiten aller Vorprüfungen rollt die tungskreuzer und ein Hafenschlepper, Applaus. F-104 zum Startpunkt. Das Triebwerk waren keine Modelle für die Vitrine; fährt zügig hoch und beschleunigt die sie wurden mittels Fernsteuerung Starfighter F-104 Maschine rasch auf die erforderliche auf dem Mittellandkanal erprobt und Ein weiteres Projekt war der Starfighter Abhebegeschwindigkeit. Problemlos gefahren. Mit dem Bau von kleinen F-104, ein Bausatz der Firma Airworld. zieht der Pilot sie hoch und liefert nach flugfähigen Flugzeugmodellen aus Im August 2016 startete Thomas Roth einigen Eingewöhnungsrunden das Balsaholz begann die Ära der Flug- mit dem Modell auf dem Flugplatz in vorher festgelegte Flugprogramm ab. zeugmodellfliegerei. Thomas, der be reits mehrere Modelle beim DAeC (Deutscher Aero-Club) zur Zulassung gebracht hat, ist ein Modellbauer und Pilot, der natürlich die Berechtigung „Ausweis für Steuerer“ besitzt, und damit seine Modelle auf Flugschauen vorführen darf. Dassault Rafale Die Dassault Rafale ist ein zweistrah- Thomas Roth (links) und Heiko Graf (rechts). Starfighter F-104 im Maßstab 1 : 4; Gewicht liges Mehrzweckkampfflugzeug des 32 kg; Rumpflänge 4,20 m; Spannweite 1,70 m. Foto: Thomas Roth Die Maschine liegt satt in der Luft und folgt unmittelbar den Ausschlägen der kleinen Ruderklappen. Das ganz besondere Flugbild des Starfighters mit seinem langen Rumpf, den Stum- melflügeln und der negativen V-Form ist beeindruckend und der kraftvolle Sound des Triebwerkes unterstreicht das noch. Den Abschluss bildet dann die vorbildgetreue Landung mit ho- hem Anstellwinkel – und da ist es Die Dassault Rafale ist ein zweistrahliges Mehrzweckkampfflugzeug. Maßstab 1 : 3,5; Gewicht 46 kg; Rumpflänge 4,30 m; Spannweite 3,20 m; Antrieb: 2 Frank-Turbinen. ganz stark wieder, dieses Gänsehaut- Foto: Thomas Roth Gefühl . . .“ 8 · Unser Höver · Februar 2021
Das Modell des Oldtimer F-86 Sabre auf der Werkbank im Keller. Foto: Thomas Roth Der Modellbauer Thomas Roth. Foto: Hans-Georg Falter Eurofighter Nach der Idee und der fachlichen Kompetenz von Thomas Roth entwi- ckelte und konstruierte Peter Hnizdil aus Tschechien von der Firma RC Cus- tom Jets einen Prototyp des Eurofigh- ter. Der Abnahmeflug für diese Modell fand wieder im Fliegerklub Auerbach Innenleben mit Tanks und Steuerungsele- Die aufwendige Bemalung der Außenan- statt. Die Firma modellflug.XXL GbR, menten. Foto: Hans-Georg Falter sicht. Foto: Hans-Georg Falter beheimat in Höver (Brunnenstraße) konstruierte für diesen Flieger Venti- eingesetzt. Das Modell besticht durch der Welt. Rund 7,5 Meter lang und mit le für das Druckluftsystem des Fahr- seine Detailtreue und die aufwendige einer Spannweite von 5,1 Meter. Als werks und der Kabinenhaube. Bemalung des Flugzeuges. Vorbild diente der „Embraer ERJ 145“. Das Modell war aber noch nicht in der Luft, das Gewicht von 177 kg bedarf ei- ner Sonderzulassung und die ist sehr schwierig zu erlangen. Da man dieses Hobby nicht im eige- nen Garten ausleben kann, ist Thomas Roth schon seit etwa 46 Jahren Mit- glied im M.B.C. Lehrte e.V. Er war über 20 Jahre Leiter der Flugabteilung. Der M.B.C. hat an der Steinwedeler Straße gegenüber der Mülldeponie Burgdorf seinen eigenen Flugplatz (Bussard). Eurofighter im Maßstab 1 : 3,7; Gewicht 82 kg; Rumpflänge 4,30 m; Spannweite 2,96 m. Der Flugplatz besitzt eine 100 Meter Antrieb 2 Frank-Turbinen mit je 30 kg Schub. Foto: Thomas Roth lange asphaltierte Start- und Lande- Im November 2008 wurde eine NTV- bahn, hier ist Thomas sehr oft anzu- F-86 Sabre Reportage mit dem Titel „Größer geht treffen, um wie er sagt: „Einfach mal An dem Oldtimer „North American immer – Der Wettlauf der Supermo- ‘ne Runde zu fliegen“. F-86 Sabre“ soll einmal die Entwick- delle“ ausgestrahlt. In dem Bericht Als Ausgleich zu seinen Flugmodellen lung von der Idee zum fertigen Flug- stellte der Sender NTV die beiden „bastelt“ Thomas auch Weihnachts- zeug dargestellt werden. Die F-86 ist Modellbauer Frank Flottmann und schmuck aus Sperrholz, mit Beleuch- ein einstrahliges Jagdflugzeug der Thomas Roth vom M.B.C. Lehrte vor. tung. US Air Force, sie wurde im Koreakrieg Sie bauten das größte Modellflugzeug Hans Georg Falter Unser Höver · Februar 2021 · 9
Bomben auf Höver – Kriegs- ende In Heft sechs der Broschüre „Höver: Mehr als Mergel“ berichteten wir über den schwersten und folgenreichsten Bombenangriff auf Höver am 14. März 1945. Im Rahmen der Chronikvorbereitung „Chronik Höver – vom Bauerndorf zum Industriestandort“ fand am 17. November 2011 ein Klönschnack im Gemeindehaus statt. Die anwesenden Zeitzeugen – etwa 30 – äußerten sich Zeitzeugen erinnern sich (v .l. n. r.): Werner Heger, Ruth Doliwa. Marianne Grefe, argarethe Krause, Margarethe Worm, Gisela Gruß und Emmi Rettig. M unter anderen zu den Geschehnissen Fotos (3): Manfred Holaschke am 14. März 1945. verschen Frauen im Steinbruch beim Weißen Bären. Viele Menschen hat- Annemarie Gorontzy protokollierte Bunkerbau helfen mussten. Es gab ten die Keller ihrer Häuser zusätzlich die Äußerungen, die hier wiedergege- einen Bunker für Werksangehörige abgestützt und eingerichtet, um dort ben werden. mit verschiedenen Kabinen, die den Schutz vor den Luftangriffen zu fin- Luftschutz einzelnen Personen zugewiesen wa- den. Im Haus der Familie Hoffmann Helga Peine berichtet, dass zu Kriegs- ren. Der Bunker für die Bevölkerung im Petersweg hatten auch die Perso- beginn Lehrer Ritter in der Schule ei- wurde später gebaut. Es waren offene nen aus der Prangenburg Zuflucht ge- nen Lehrgang zum Luftschutz abhielt. Stollen, die in den Mergel gegraben sucht, weil es dort keinen Keller gab. Gleichzeitig kam die Anweisung zur waren. In den Stollen standen Bänke, Bei einem Angriff kamen dort Frau Verdunkelung. Dafür wurde speziel- es gab keine Verkleidung, keine Tür Seifert und Herr Hoffmann zu Tode. les Verdunkelungspapier ausgegeben. und der Untergrund war nass. Als die Schäfer Schmieding hatte seine Scha- Der Gemeindediener Busse hat die Amerikaner kamen, wurde von Wassel fe auf dem Hof Rathmann als dort Bewohner informiert und angewie- aus mit Panzergranaten geschossen, eine Bombe niederging. Die Tiere hin- sen. Außerdem wurde über Rundfunk der Frisör war sofort tot. Die Mutter gen nachher in den Bäumen. informiert. von Helga Bolina wurde getroffen und starb zwei Tage später. Horst Neumann berichtet von einem Alarmiert wurde durch eine Sirene auf Splittergraben, der sich an der Ecke dem Pförtnerhaus der Fabrik. Dort Fritz Rathmann hatte einen privaten Bruchstraße/Zur alten Schmiede be- kam der Alarm per Telefon an. Im Bunker. Es gab auch einige Einmann- fand. In den Graben wurden die Be- Rundfunk wurden die jeweiligen Stati- bunker. Einer stand gegenüber vom wohner der verschiedenen Straßen onen der Flugzeuge angegeben. Wenn die Flugzeuge nach Berlin geflogen sind, gab es hier erst einen Voralarm. Oft wurden dann auf dem Rückweg Restbomben im Bereich Höver–Mis- burg abgeworfen. Edith Siegismund erinnert sich an den ersten Angriff auf das Ölwerk in Misburg im Mai 1940, bei dem es überhaupt keinen Alarm gegeben hatte. Nachdem in Misburg die ersten Bom- ben gefallen waren, wurden dort Flugabwehrraketen stationiert. Man konnte von weitem die sogenannten „Tannenbäume“ sehen. Bunkerbau und Splittergräben Klönschnack im Gemeindehaus (v .l. n. r.): Ursel Ostermeyer, Uwe Schulenburg, Wil- fried Heger, Dietrich Puhl, Reimund Wohlgemuth, Edith Siegismund, Werner Heger, Helga Bolina erinnert sich, dass die hö- Ernst Köhler, Ingrid und Karl-Heinz Schnelle. 10 · Unser Höver · Februar 2021
verteilt. Splittergräben hätten einem Bombentreffer nicht standhalten können und waren nur ein geringer Schutz. Seit Kriegsbeginn Lebensmittelmarken Lebensmittelmarken wurden immer für einen Monat verteilt. Es gab sie schon seit Beginn des Krieges. Gegen Ende des Monats wurde das Essen dann immer sehr knapp. Gegen Kriegs- ende und nach dem Krieg gab es nur noch Maisbrot; Schuhe und Kleidung nur auf Bezugsschein. Diese Bezugs- scheine wurden vom Bürgermeister Köhler ausgegeben. Nächtliche Alarme Im Gespräch (v .l. n. r.): Gertraud Pflüger, Helga Peine und Ursel Ostermeyer. Die Menschen mussten damit leben, lungen und auch Schlachteverbot für bis in den Keller, Frau Wolstedt direkt dass es praktisch jede Nacht Alarm die Bauern. vor die Füße. gab. Sie hatten ihre Papiere dabei und etwas Proviant für ein, zwei Tage. Anni Erste Bomben auf Höver Bombenangriff Steinfeld erinnert sich, dass die Familie Die ersten Bomben fielen bei Lüpke, am 14. März 1945 nachts angezogen in Sesseln geschla- Ostermeyer, Jöhrens und Prüße. Dann Bei einem Angriff im März 1945 sind fen hat, um schnell in den Bunker lau- bei Wigger auf den Stall. Bis auf fünf auf die Feldscheune von Prüße Bom- fen zu können. Ferkel und ein Kaninchen waren alle ben gefallen. Werner Heger hat das er- Marianne Grefe berichtet, dass sie auf Tiere tot. Die toten Kühe mussten lebt, weil die Familie in der Waschkü- dem elterlichen Hof Lüpke den Keller schnell aus den Trümmern herausge- che war, um Rübensaft zu kochen und mit Holzbalken zusätzlich abgestützt zogen werden. Die meisten wurden so versäumt hatte, rechtzeitig in den und mit Strohsäcken zum Schlafen am Güldenbuschweg in einen großen Bunker zu kommen. Er erinnert sich hergerichtet hatten. Als die Angriffe Bombentrichter geworfen. auch daran, wie er mit Quanders Kin- schlimmer wurden, hat ihr Vater ei- Ahlten wurde schon 1941 bombardiert dern spielte, sie haben auf leeren Bier- nen kleinen Bunker gebaut mit Beton und Ilten auch. 1941 sind dort schon fässern herumgeturnt als der Alarm decke. Bei dem Angriff am 14. März sechs Höfe abgebrannt. kam und sollten nun in den Bunker 1945 war sie die letzte, die hineinging, Wo heute die Raupenhalle steht, fand gehen. Quanders Kinder gingen mit und sie sah noch, wie die Bomben aus- man einen Blindgänger. Auf Veranlas- ihrer Mutter in ihren Keller. Das Haus geklinkt wurden. sung von Bürgermeister Köhler sperrte bekam einen Treffer, die Kinder waren Zuzug Ausgebombter Ernst-August Ostermeyer die Stelle ab. tot. Nachdem die Absicherung fertig war, Es kamen während des Krieges viele Das Haus von Angermann (jetzt Ber ging er zurück und als er etwa 50 Me- Leute, die in Hannover ausgebombt tram/Weidner) hatte einen Volltreffer. ter entfernt war, ging der Blindgänger waren, in Höver unter. Marianne Grefe in die Luft. Der zweite Blindgänger Viele und große Schäden erinnert sich an einen großen Angriff schlug im Haus Wolstedt ein. Er durch- am 9. November 1944 auf Hannover. Marianne Grefe berichtet, dass auf schlug die Schlafzimmerdecke und fiel Danach wurden bei ihr zwölf Perso- dem Hof Lüpke eine Luftmine im nen untergebracht. Bei Margarethe Schauer eingeschlagen war, dadurch Worm wurde eine Mutter mit drei war ein Großteil der Maschinen ka- kleinen Kindern aufgenommen. Eines putt. Ein Rad des Grasmähers lag bei dieser Kinder hat ihr vor Jahren einen Grefe auf dem Dach und eins lag auf Brief geschrieben und sich für die gute dem Wolfes-Hof. Alle Haustüren, Aufnahme bedankt. sämtliche Fensterkreuze und das Glas Es hat keinen Wegzug von höverschen sowieso waren kaputt. Die Stalltüren Einwohnern gegeben, obwohl es durch waren herausgerissen, die Schweine die Industrie gegen Ende des Krieges liefen auf dem Hof herum. Ein Fohlen, praktisch dauernd Alarm gab. Grabstein der drei Brüder Quander auf das im Garten stand, hatte nur ein dem Ehrenfriedhof in Ilten. Während des Krieges gab es Viehzäh- Fotos (2): Hans-Georg Falter paar Schrammen abbekommen. Alle Unser Höver · Februar 2021 · 11
milie Lüpke musste, wenn die ande- nand Niemeyer hatte die restlichen ren Landwirte mit ihrer Arbeit fertig Männer zur Brücke beordert und der waren, deren Maschinen leihen, um Elektromeister des Zementwerkes das Land zu bewirtschaften. Auf dem sollte die Zündung in Gang bringen. Acker waren etwa 30 Bombentrichter, Der hatte sich zunächst geweigert in denen die toten Kühe lagen. Mari- und bis es dann so weit war, dass er anne Grefe hat einen ganzen Sommer doch gehen musste, waren die Ame- die Trichter wieder zugeschaufelt. rikaner schon da. Für die Landwirte Werner Heger berichtet, dass sie als war es gut, dass sie wenigstens über Kinder Brandsätze aus den Brandbom- die Schleuse auf die andere Kanalseite ben herausgebaut haben und Flugab- kamen, um dort ihre Äcker zu bewirt- wehrgranaten aufschraubten, um das schaften. Pulver herauszunehmen. Sie haben Ganz zum Ende des Krieges wurden dann an einen kleinen Haufen Pulver im Zementwerk Granaten hergestellt eine Pulverspur gelegt und angezün- mit Zementkopf. det. Das Ganze explodierte sofort und versengte Gerhard Juds die Haare. Flak-Station in Höver Wilhelm Hoffmann, ein Opfer des Bom- Oder sie füllten Pulver in Stücke von Eine Flak-Station befand sich auf dem benangriffs vom 14. März 1945. Gardinenstangen, die sie dann anzün- Sportplatz. In dem jetzigen Neubau- Foto: Hans-Georg Falter deten. Bei Frau Weise flog ein solches gebiet Ostermeyer war eine Bara- Dächer waren abgedeckt. Sie haben in Stück ins Fenster, aber es ist nicht viel ckenanlage für 60–70 Flak-Soldaten. der Wohnung Wege freigefegt und die passiert. Drillingsgranaten wurden zu- Geschütze waren im Wald, bei der Betten ausgeschüttelt, um das Glas sammengebunden und darunter ein Zementfabrik, vor Ahlten nahe dem herauszukriegen. Es gab drei Wochen Feuer gelegt, so dass sie explodierten. Blumenmarkt. Am Kleikamp stan- keinen Strom. Zu der Zeit konnten sie Als die Kanalbrücke gesprengt war, lag den Scheinwerfer. Als die Amerikaner noch alles machen, eine Pumpe war dort viel Munition. Einige Jungen aus einmarschierten, waren die Solda- da für das Wasser, Kohleherd, Kerzen Anderten haben dort gespielt und auf ten bis auf fünf bis sechs Leute weg. und Petroleum. Die Kühe wurden mit die Zünder geschlagen. Dabei wurde Diese wurden in der Straße Zur alten der Hand gemolken. Die verletzten einem Jungen die Hand abgerissen. Schmiede gefangen genommen. Hühner eingesammelt, geschlachtet Schulunterricht Die Flakgeschützsplitter wurden von und eingemacht. Heute ginge das al- den Kindern eingesammelt und dann Der Schulbetrieb lief weiter. Die Kin- abgegeben. Helga Peine erinnert sich, les nicht mehr. Die unverletzt geblie- der wurden nur dann vorzeitig aus der dass sie einen Schulaufsatz schreiben benen Schweine wurden wieder in Schule nach Hause geschickt wenn es mussten „Wie ich Flaksplitter suche“. den Stall gesperrt. Einen Tag später Vollalarm gab. Bei Voralarm mussten haben Soldaten die noch brauchbaren Es gab alljährlich eine Weihnachtsfeier sie bleiben. Nach dem großen Angriff Dachsteine wieder eingedeckt, doch im Zementwerk für die Kinder der Mit- am 14. März gab es einige Wochen schon am nächsten Tag gab es erneut arbeiter. Die Soldaten der Flakstation keinen Unterricht. Nach Kriegsende einen Angriff auf Höver und die Zie- hatten für die Kinder kleine Geschen- ging der Unterricht weiter, aber nur gel waren wieder unten. Irgendwie ke aus Holz gebastelt. Zu Kamerad- mit Singen und Religion. Während des haben sie dann Dachpappe aufge- schaftsabenden wurden die Werksan- Krieges durften die Kinder ab 18.00 trieben, damit das Dach wenigstens gehörigen eingeladen. Uhr nicht mehr auf die Straße. einigermaßen dicht war. Die Fenster Werner Heger erinnert sich, einen Zug wurden mit Brettern zugenagelt. Aus Kanalschifffahrt kommt von Gefangenen gesehen zu haben, alten Bildern wurden die Glasscheiben zum Erliegen rund 200 Meter lang in 3er-Reihen, die herausgeholt und eingesetzt, damit Im Kanal lagen viele durch Bomben von einem Lager zum anderen verlegt wenigstens etwas Tageslicht herein- beschädigte Schiffe. Auch die noch wurden. Sie haben sich gewundert, kam. Damit hat die Familie noch zwei fahrtüchtigen Schiffe konnten nicht warum die Leute sich immer bückten, bis drei Jahre gelebt. Was an Maschi- weiter, weil die Brücken gesprengt sie haben auf der Straße nach etwas nen noch in Ordnung war, wurde in waren. Einige Jungen sind in die Schif- Essbarem gesucht. die Feldscheune gebracht. Dort war fe hineingegangen, sie haben Kaffee In Ummeln wurde ein Vorratslager auch die Schiebetür herausgerissen. geschirr und einen silbernen Bilderrah- aufgegeben und nicht mehr bewacht. Einige Jungen hatten Patronen ge- men herausgeholt, aber Lebensmittel Es wurde also geplündert. Dort konnte funden und haben dort auf dem Feld gab es dort auch nicht mehr. man Zeug, Tabak und Schnaps holen, damit gespielt und so die Feldscheune Die Kanalbrücke wurde von deutschen die Bauern mit Pferd und Wagen, die in Brand gesetzt. Damit waren dann Soldaten gesprengt. Die Schleuse soll- anderen per Rad oder zu Fuß. Auf dem alle Maschinen vernichtet und die Fa- te ebenfalls gesprengt werden. Ferdi- Heimweg wurde eine Frau erschossen. 12 · Unser Höver · Februar 2021
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