HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver

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HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
HÖVER:
                                                                                                       Heft 7, Februar 2021

                                              Mehr als Mergel
Renaturierung – Alter Mergelbruch wird verfüllt
                                                                                        bereits eine jährliche Vor-Ort-Bege-
                                                                                        hung der Behörden, um die Einhaltung
                                                                                        der Auflagen aus der Planfeststellung
                                                                                        zu überwachen.
                                                                                        Die Verfüllung ist ein laufender Pro-
                                                                                        zess. Es geht jetzt darum, dass Aushub
                                                                                        aus der Erweiterung des Stichkanals
                                                                                        Salzgitter eingebracht werden soll.
                                                                                        Dabei handelt es sich um 150.000 Ku-
                                                                                        bikmeter, die umweltfreundlich per
                                                                                        Schiff nach Höver geliefert werden
                                                                                        sollen. Diese Arbeiten können jetzt
                                                                                        starten. Sie werden aber bis zur Fer-
                                                                                        tigstellung des Stichkanals im Jahr
                                                                                        2028 dauern. Da in den Steinbruch nur
                                                                                        unbelastetes Material eingebaut wer-
                                                                                        den darf, ist der Kanalaushub dafür
                                                                                        grundsätzlich geeignet. Dies ist aber
                                                                                                          Fortsetzung Seite 2 

                                                                                         Der Verein „Unser Höver“
Der alte zu verfüllende Steinbruch, am oberen linken Kartenrand zu sehen; der aktive     stellt in loser Reihenfolge Themen,
Abbau im Kartenzentrum und die zu erwartende Steinbrucherweiterung (rot markiert)        Ereignisse der jüngeren Vergangenheit
im Jahr 2004.                                                    Repro: Dietrich Puhl    in Wort und Bild vor. Berichtet wird auch
                                                                                         über aktualisierte Themen aus der Chronik
Die Renaturierung des alten Stein-          Bruches in Stufen und Naturschutz-           „Höver – vom Bauerndorf zum Industrie-
bruchs soll nun Fahrt aufnehmen.            maßnahmen vereinbart. Die nach               standort“.
Das hat die Firma Holcim im Herbst          langen Verhandlungen von fast 15 Jah-        Aktuell:
2020 mitgeteilt. Alter Steinbruch:          ren erfolgreich sanierte Bypassstaub­        Die Renaturierung
Das ist die Abraumgrube zwischen            deponie wurde durch eine Schutz-             des alten Mergelbruchs
Hannoverscher Straße und der Brü-           schicht endgültig gesichert. Zur             von Reimund Wohlgemuth
cke über den Steinbruch. Dieser Teil        Beschleunigung der Rekultivierung            TSV Höver und die Kreispokalspiele
ist bereits seit Beginn des Mergelab-       sollte nur unbelastetes, beprobtes           von 1963, 1973 und 1984
baus im Jahre 1908 entstanden und           ­Bodenmaterial verwendet werden.             von Hans-Georg Falter

immer mal wieder illegal zum Ab-                                                         Kurt Fenske und die Volksschule Höver
                                            Die Verfüllung des alten Steinbruches        von Dietrich Puhl
laden von Müll und Gartenabfällen           ist in einem Planfeststellungsverfah-        Stadionbau in Höver im Jahre 1960
benutzt worden. Insbesondere war            ren festgelegt worden. Für die Einla-        von Dietrich Puhl
er aber auch zum Deponieren der             gerung muss zusätzlich ein Bauantrag         Höveraner mit einem
Bypass-Stäube aus der Zementfabri-          gestellt werden. Bestandteil dieses          besonderen Hobby:
kation genutzt worden.                      Antrages ist auch ein Biomonitoring          Thomas Roth und seine fliegenden Kisten
                                                                                         von Hans-Georg Falter
Bereits im Jahre 2004 wurden an ei-         auf dessen Basis die Genehmigungs-
                                                                                         Bomben auf Höver – Kriegsende in Höver
nem Runden Tisch (Bürger aus Bilm           behörde später Auflagen zum Natur-
                                                                                         von Annemarie Gorontzy
und ­Höver) die Verfüllung des alten        schutz erlassen würde. Heute gibt es
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver


Das Zementwerk „Alemannia“ in einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1955. Die steilen Abbauwände des damaligen Steinbruchs zeigen,
der Mergel wurde durch Sprengungen gelöst. Reißraupen gab es nicht. Die Dreieckspitze (Bruchstraße/Ecke Alemanniaweg) zeigt
den Standort des Fotografens für die unten stehende Farbabbildung.                                   Repro: Hans-Georg Falter

 Fortsetzung von Seite 1                   Bahnbau in Hamburg ist gedacht, um          gezielt lokale Biotope mit angelegt.
                                            die fehlenden 2,5 Millionen Kubikmeter      Das Grundwasser ist durch den Ein-
über von den Behörden vorgegebenen          unbelasteten Boden zu beschaffen. Im        bau generell nicht betroffen, da der
Beprobungen und Analysen nachzu-            nördlichen Bereich sollen insgesamt         Mergel nahezu wasserundurchläs-
weisen. Der Kanalaushub soll über den       5 Millionen Kubikmeter eingebracht          sig ist.
Mittellandkanal bis zum alten Hafen         werden.                                     Im Zusammenhang mit der Ver-
Höver transportiert werden. Hier soll                                                   füllung des alten Steinbruchs will
                                            Im Rahmen der Verfüllung sind ver-
die Wasser- und Schifffahrtsverwal-                                                     Holcim auch den Verlauf der För-
                                            schiedene Umweltauflagen aus der
tung (WSV) eine Behelfsanlegestelle                                                     derbandanlagen vom aktiven Stein-
                                            Planfeststellung zu beachten. Da-
einrichten. Der LKW-Transport von                                                       bruch ins Zementwerk anpassen.
                                            nach darf Holcim aus Gründen des
dort zum Einbauort im Steinbruch                                                        Im Abschnitt des alten Steinbruchs
                                            Umweltschutzes jährlich immer nur
wird durch die Firma Holcim organi-                                                     soll das Förderband an den Stein-
                                            einen kleinen Bereich überdecken.
siert und soll über einen separaten                                                     bruchrand verlegt werden. Gleich-
                                            Im Sommer 2020 wurden in dem
Weg in die Grube führen. Das Dorf                                                       wohl soll das Förderband auf einer
                                            Bereich verschiedene Umsiedlun-
Höver ist von diesen Transporten also                                                   Schneise unter Geländeniveau ver-
                                            gen, so beispielsweise von Kamm-
nicht betroffen.                                                                        laufen, so dass der Blick in den al-
                                            molchen, vorgenommen. Damit
Im großen Umfang wird zur Verfül-           soll sichergestellt werden, dass die        ten Steinbruch nicht verdeckt wird
lung der Abraum aus dem Steinbruch          Einwirkungen auf die Natur gering           und mögliche Bandlaufgeräusche
selbst genutzt werden. Auch an die          bleiben. Um die Entwicklung der             abgeschirmt werden.
Einbringung von Boden aus dem U-            Artenvielfalt zu fördern, werden                            Reimund Wohlgemuth

Im Abschnitt des alten Steinbruchs wird das Förderband künftig an den Steinbruchrand verlegt. Das verlegte Förderband wird weit-
gehend auf einer Schneise unter Geländeniveau verlaufen, so dass Bandlaufgeräusche abgeschirmt werden.
                                                                                                          Foto: Hans-Georg Falter

2 · Unser Höver · Februar 2021
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Die erfolgreiche Mannschaft (v. l. n. r.): Bruno Prochnau, Wilhelm Grefe (Vorsitzender), Jürgen Berg, Diethard Zimmer, Udo Berg,
­Günter Ostrowski, Harry Kühl, Hans Prüser (Spartenleiter), Günter Kaune, Dieter Fangmann, Alfons Klapper, Hans Klatt, Wolfgang
 Puhl und Betreuer „Heini“ Rühmkorf.                                                                      Repro: Hans-Georg Falter

Kreisspokalsieger 1963:                     ligaschiedsrichter Hanschke aus
                                            Burgdorf.
TSV Höver in                                Trotz des schlechten Wetters
                                            wurden beide Mannschaften
der „Champions                              von zahlreichen Fans begleitet,
                                            die ihre Männer lautstark unter-

League“                                     stützten. Dem Höveraner Bruno
                                            Prochnau gelang es, Mitte der

erfolgreich!                                ersten Halbzeit den Torwart des
                                            TSV Wettmar zu bezwingen und
                                            Höver führte 1 : 0. Hatte Höver
Die Fußballer des TSV Höver waren in        in der ersten Halbzeit klare Vor-
den Jahren 1963, 1973 und 1983 außer-       teile im Spiel, wurde es in der
ordentlich erfolgreich in den bis heu-      zweiten Halbzeit eine ausgegli-
te ausgespielten Kreispokalen. Dieser       chene Partie. Der TSV Wettmar
Pokal hat für Dorfkicker einen ebenso       scheiterte an der vom Torwart
hohen Stellenwert wie die Pokalspiele       Hans Klatt angeführten siche-
der Profis.                                 ren Hintermannschaft. Es war
Am 20. Novenber 1963 um 14.00 Uhr           wiederum Bruno Prochnau der
fand im Burgdorfer Stadion das End-         Mitte der zweiten Halbzeit mit
spiel um den Kreispokal des NFV (Ni-        einem weiten Bogenschuss das
dersächsischer Fußballverband) statt.       zweite Tor der Höveraner erziel-
Der TSV Wettmar und der TSV Höver           te. Der TSV Höver gewann das
hatten sich für das alles entscheiden-      Spiel mit 2 : 0 und war das erste
de Spiel qualifiziert. Der Schiedsrich-     Mal in der Geschichte des Ver-
ter dieser Partie ist der damalige Ober-    eins Gewinner dieses Pokals.

                                                                                                   Unser Höver · Februar 2021 · 3
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Die Mannschaft des TSV Höver 1973 (stehend v. l. n. r.): Gerd Schäfer, Bernd Hirmke, Paul-Rainer Linke, Rigobert Riedel, Gerd Mah-
rendorf, Hartmut Kühl, Klaus-Dieter Quander, Hans-Georg Falter; (knieend v. l. n. r.) Harald Bienek, Detlef Janke, Burghard Dittrich,
Bernd Bienek und Hans-Werner Krause. Das besondere an der Mannschaft der Saison 1973/74, es waren „alles Höveraner und ein
Bilmer.“		                                                                                                   Repro: Hans-Georg Falter

KreisspokalFinalist 1973:                    Einige gute Szenen in der ersten Halb-        Bernd Hirmke, Hans Werner Krause.
                                             zeit hatte Hövers schneller Linksaußen        Eingewechselt wurde Manfred Ful-
MTV Immensen                                 Hans Werner Krause, aber seine guten
                                             Flanken erreichten keinen Mitspieler.
                                                                                           ler. Trainer der Mannschaft war Gerd
                                                                                           Schäfer.

besiegt im End-                              In der zweiten Halbzeit drängten bei-
                                             de Mannschaften auf die Entschei-
                                                                                           Auf dem Weg zum Endspiel wurden
                                                                                           weitere Spieler eingesetzt, stellver-

spiel den TSV                                dung. Der TSV-Keeper Dittrich konnte
                                             bei einem Freistoß sein ganzes Können
                                                                                           tretend für diese Spieler sei hier Gerd
                                                                                           Mahrendorf genannt.

Höver mit 2 : 1                              zeigen und wehrte diesen meisterlich
                                             ab. Die Chance zur Führung des TSV
                                                                                           Auch die „dritte Halbzeit“ im Sport-
                                                                                           heim war ein voller Erfolg. Klar waren
                                             verpasste, nach einer Maßflanke – von         wir die „Besten“.
Nach zehn Jahren am 2. Mai 1973 stand
                                             dem eingewechselten Manfred Fuller
der TSV wieder im Pokalendspiel. Die
                                             – freistehend vor dem Immensenser
Überschrift des Burgdorfer Kreisblat-                                                       Der Höver-Kalender –
                                             Kasten Hans-Werner Krause. Nach ei-
tes zur Berichterstattung:                                                                  ein Aufruf, uns zu helfen
                                             nem Eckball und einem Elfmeter ging
Nur die Schlussphase                         Immensen mit zwei Toren in Führung.            Seit dem Jahr 2010 werden vom Hei-
                                                                                            matbund „Unser Höver“ Kalender an-
sorgte für Spannung.                         Der Anschlusstreffer in der 90. Spiel-
                                                                                            geboten. Für jedes Jahr wurde ein Mot-
                                             minute, nach einem fulminanten Frei-
Das Spiel auf dem FC-Platz in Burg-                                                         to ausgewählt, das sich dann wie ein
                                             stoß aus 20 Meter von Bernd Bienek             roter Faden durch den Kalender zog.
dorf, besuchten 500 Zuschauer und
                                             kam leider zu spät.                            Das wollen wir auch in den kommen-
wurde vom Schiedsrichter Kappei
(SuS Sehnde) geleitet. Der TSV Höver         Bei der Siegerehrung wurde dem TSV             den Jahren so machen und überlegen,
haderte nach dem Spiel mit den Ent-          ein Fußball überreicht, mit dem Kom-           Fotos aus dem Ort und der Gemarkung
scheidungen des Schiris, der ihrer Mei-      mentar, noch ein wenig zu trainieren.          von Höver zu zeigen, die von Bürge-
                                                                                            rinnen und Bürgern Hövers gemacht
nung, beide Tore für Immensen nicht          Vielleicht reicht es ja beim nächsten
                                                                                            wurden.
geben durfte.                                Mal! (Erinnerung des Verfassers.)
                                                                                            Hierzu benötigen wir Ihre/Eure Hilfe
Beide Mannschaften begannen ner-             Die Spieler des TSV Höver: Burg-               und bitten darum, uns entsprechende
vös die Partie und so lief das Spiel ohne    hard Dittrich, Klaus-Dieter Quander,           Fotos zur Ver­fügung zu stellen.
besondere Höhepunkte dahin. Beide            Paul-Rainer Linke, Hans-Georg Falter,          Der Vorstand
Torhüter erlebten in der ersten Halb-        Rigobert Riedel, Harald Bienek, Hart-          E-Mail: vorstand@unser-hoever.de
zeit einen geruhsamen Nachmittag.            mut Kühl, Detlef Janke, Bernd Bienek,

4 · Unser Höver · Februar 2021
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
KreisspokalFinalist 1984:                   Himmelfahrtstag 1984 führte der TSV
                                            durch ein Tor von Bernd Janke bis kurz
                                                                                        Leserbrief zum Artikel

TuS Altwarm­                                vor Spielende mit 1 : 0. Nach einem
                                            Foul von Bernd Hirmke gab es einen
                                                                                        „Bomben auf Höver“
                                                                                        in Heft 6
büchen gewinnt                              Freistoß (natürlich unberechtigt) für
                                            Altwarmbüchen und es stand 1 : 1.
                                                                                        Zufällig las ich heute nach 75 Jahren
                                                                                        ihren Bericht über diesen schrecklichen

Endspiel gegen
                                                                                        Bombenangriff am Nachmittag über
                                            In der Verlängerung erzielte der TuS
                                                                                        ­Höver.
                                            Altwarmbüchen noch zwei Tore und             Ich war damals als 5-jähriger Bub mit

Höver mit 3 : 1
                                            nahm dadurch den Pokal mit nach              meiner Mutter Ilsegret Boose geb.Bar-
                                            Hause. Die Mannschaft spielte nicht          tels aus Evern kommend zu Besuch von
                                            nur einen guten Fußball, auch die Fei-       Verwandten im Petersweg.
Mit Beginn der Saison 1983/84 be-           ern dieser Truppe hatten Kultstatus.         Wir Kinder spielten draußen auf der
gann wohl die sportlich erfolgreichs-       Insider wissen eine Bratpfanne (!) wur-      Straße während die Großen oben im
                                                                                         ersten Stock bei Kaffee und Kuchen Ge-
te Phase der Fußballsparte des TSV          de zu dieser Zeit im Sportheim sehr          burtstag feierten.
Höver, es folgten die Aufstiege in die      oft benutzt.                                 Als plötzlich ein Bombenangriff gemel-
Kreisliga und in die Bezirksklasse des      Dem Trainer standen für die Saison           det wurde, rannten wir alle in den Keller.
Niedersächsischen Fußballverbandes,         folgende Spieler zur Verfügung: An-          Dort erlebte ich wie heftige Detonationen
außerdem wurde wieder das Kreispo-          dreas, Michael und Bernd Hirmke,
                                                                                         das Haus erschütterte und alles schrie,
kalendspiel erreicht. Der TSV Höver                                                      und ich mich im Staub an die Hand mei-
                                            Detlef und Bernd Janke, Rolf Ehlers,         ner Mutter klammerte.
und Spartenleiter Klaus-Dieter Quan-        Bernd Klenner, Frank Hanke, Gui-             Kurz darauf rannten wir nach oben und
der konnten nach dem Wechsel von            do Josephowitz, Willi Schmidt, Jörg          ich sah wie unser Haus nur noch den
­Dieter Neuenfeldt zu Bemerode, den         Adam, Dieter Schellbach, Rainer              Tisch im ersten Stock zeigte. Darüber hi-
 Pädagogen und Sportlehrer Lothar           Schemschat, Frank Keune, Andreas             naus war alles wie weggeblasen. Um das
 Hoffer aus Ilten (14 Jahre in Ilten) als   Thiel, Thomas Lange, Franko Berna-
                                                                                         Haus herum waren einige Bombentrich-
 Trainer gewinnen, zudem wechselte                                                       ter zu sehen. Gott sei Dank wurde unser
                                            detto, Bernd und Karl-Heinz Kasse-           Haus nicht direkt getroffen.
 eine ­Anzahl von „Neuen“ und ehe­          baum und Dirk Narozny.                       Meine Mutter rannte mit mir Richtung
 maligen Höveraner wieder zum TSV.                                                       der Hauptstrasse, wo wir von einem
                                            Henning Bettmann als Teammana-
Auf dem Weg zum Endspiel am 31. Mai                                                      PKW nach Evern zurückgebracht wur-
                                            ger und Betreuer Dirk Heger waren            den. Mein Vater, der mit uns war, blieb
1984 in Aligse gegen Altwarmbüchen          die „guten Geister“ hinter der Mann-         im Ort um den schreienden Menschen
wurden, nach einem Freilos in der ers-      schaft.                                      und Vieh zu helfen.
ten Runde, gegen die ersten Mann-                                                        Leider weiß ich nicht mehr den Namen
                                            Unser Höver wird in loser Reihenfol-
schaften der Vereine SSV Sehnde                                                          unserer Verwandtschaft in Höver.
                                            ge in „Höver: Mehr als Mergel“ über
Süd (6 : 1), TuS Röddensen (13 : 1), TSV                                                 Aber ich werde diesen schlimmen Tag nie
                                            weitere Highlights (Aufstieg in die          mehr vergessen.
Obershagen (3 : 1) und gegen Hüpede/
                                            Bezirksklasse, Volleyball-Meister usw.)      Für uns als Flüchtlinge Februar 1945
Oerie (1 : 0) gewonnen.
                                            der Vereinsgeschichte des TSV Höver          vom Wartegau (heute Polen) kommend,
Vor einer beeindruckenden Kulisse am        berichten.                                   war Evern der Zufluchtsort, da Verwand-
                                                                                        te, Familie Heinz und Edith Bladt, dort
                                                                                        zusammen mit Else Bartels, wohnten.
                                                                                        Vielleicht könnten man 2021 Höver be­
                                                                                        suchen um diesen 14. März 1945 zu ge-
                                                                                        denken.
                                                                                        Ich weiß nicht wie viele Zeitzeugen noch
                                                                                        leben, aber ich bin sicher das es noch
                                                                                        welche gibt die in Höver geboren sind
                                                                                        und dort anzutreffen wären.
                                                                                        Mit ganz vielen Grüßen
                                                                                        Klaus BOOSE, Bad Füssing

                                                                                        Höver: Mehr als Mergel
                                                                                        Herausgeber und Redaktion:
                                                                                        Heimatbund „Unser Höver“
                                                                                        im Heimatbund Niedersachsen e. V.
                                                                                        Bürgermeister-Köhler-Str. 6 · 31319 Sehnde

Die Endspielmannschaft: stehend (v.l.n.r.): Betreuer Dirk Heger, Andreas Thiel, Guido   Gestaltung und Satz: Dietrich Puhl
Josephowitz, Karl-Heinz Kassebaum, Dirk Narozny, Bernd Kassebaum, Frank Keune,          Die Veröffentlichung von Texten und Bildern
Bernd Janke, Jörg Adam und Trainer Lothar Hoffer; kniend: Dieter Schellbach, Michael    aus diesem Heft müssen vom Heimatbund
Hirmke, Franko Bernadatto, Rainer Schemschat, Frank Hanke, Bernd Hirmke und And-        „Unser Höver“ genehmigt werden.
reas Hirmke.                                                 Repro: Hans-Georg Falter

                                                                                                  Unser Höver · Februar 2021 · 5
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Kurt Fenske und
                                           der Kriegsgefangenschaft im Jahre
                                           1947 fand er seine, aus Westpreußen          Gedenkveranstaltung

die Volksschule
                                           geflohene Familie in Westercelle (bei        „Bomben auf Höver“
                                           Celle) wieder. Dort hatte er zunächst
                                           eine Beschäftigung als „Kammerjä-
                                                                                        und Öffnungzeiten
Höver                                      ger, Rattenfänger und Fliegentöter“
                                           bei einer Schädlingsbekämpfungsfir-
                                                                                        der Heimat­stube
                                                                                        Die in Heft Nr. 6 für den März
Zum 1. Dezember 1954 wurde dem             ma. Seine Wiedereinstellung in den
Lehrer Kurt Fenske, unter gleichzeiti-                                                  angekündigte Veranstaltung über die
                                           Schuldienst bereitete nämlich einige
ger Ernennung zum Hauptlehrer, die         Schwierigkeiten, da seine sogenann-          Bombenabwürfe auf Höver entfällt.
Leitung der Volksschule Höver über-        te „außerdeutsche“ Ausbildung nicht          Die Heimatstube bleibt
tragen. Er trat seinen Dienst am 13. De-   anerkannt wurde. Durch den Einsatz           vorüber­gehend geschlossen.
zember 1954 an.                            der Zentralstelle für Flüchtlingslehrer
Kurt Fenske wurde am 5. April 1902         bekam er dann am 16. Oktober 1950
in Seeheim in Westpreußen geboren.         eine Lehrerstelle an der vierklassigen      ihm nicht nur ein guter Lehrer, es ging
Im Herbst 1927 legte er die zweite         Volksschule in Aligse übertragen.           auch ein langes Kapitel der höverschen
                                                                                       Schulgeschichte zu Ende. Die alte, acht
                                                                                       Schuljahre umfassende Volksschule
                                                                                       wurde aufgelöst, und zu einer reinen
                                                                                       Grundschule mit den Schuljahren 1 bis
                                                                                       4 umgewandelt.
                                                                                       Der damalige Lehrermangel führte
                                                                                       dazu, dass er auch nach seiner Pensi-
                                                                                       onierung noch 20 Unterrichtsstunden
                                                                                       als „zeitangestellter“ Lehrer wöchent-
                                                                                       lich geben musste (Wilhelm-Raabe-
                                                                                       Schule, Ilten)

Hauptlehrer Kurt Fenske (links) erhält aus der Hand von Bürgermeister Arnold Mittel­
staedt die Schlüssel für das erweiterte Schulgebäude (1959).     Repro: Unser Höver

Lehrerprüfung am Seminar in Brom-          Auf Anraten der Regierung bewarb
berg ab. Er war danach an mehreren,        er sich um die freiwerdende Haupt-
meist einklassigen Volksschulen tätig,     lehrerstelle in Höver und wurde vom
und von 1940 bis 1943 Kreissportleh-       Gemeinderat auch angenommen. Sei-
rer im Bezirk Dietfurt. Dann wurde er      ne Übersiedlung aus Aligse erfolgte
eingezogen. Nach der Entlassung aus        am 17. Dezember 1954.
                                           Verheiratet war er seit 1924 mit Frieda     336 Seiten, 17 cm x 24 cm,
 Schulchronik Höver                                                                    mit mehr als 300 ein- und
                                           Geschke (gest. Juli 1986). Aus dieser
 Von Kurt Fenske stammt der dritte Teil                                                mehrfarbigen Abbildungen;
                                           Ehe gingen vier Kinder hervor, von de-
 der Schulchronik Höver von 1955 bis                                                   Hardcover, Fadenheftung
                                           nen jedoch zwei bereits in jungen Jah-
 1967. Mit der Schlussseite von Buch       ren verstarben.                             Die Chronik kann bei den
 Nummer 3 endete vorläufig die Schul-                                                  Mitgliedern vom Vorstand
                                           Fast 13 Jahre, bis zu seiner Pensionie-
 chronik von Höver. Fenskes Nachfolger     rung am 31.Juli 1967, war Kurt Fenske
                                                                                       des Heimatbundes
 als Hauptlehrer führten die Chronik                                                   „Unser Höver“ bezogen
                                           in Höver tätig.
                                                                                       werden oder im Internet unter
 nicht in ­dieser Form fort.
                                           Als er in den Ruhestand trat, ging mit      www.unser-hoever.de

6 · Unser Höver · Februar 2021
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Stadionbau in
Höver im Jahre
1960
Das Burgdorfer Kreisblatt/Lehrter
Stadtblatt berichtete am 11. Novem-
ber 1958 über die Planungen einer
Bade­anstalt, eines Sportplatzes und
eines Schießstandes auf den soge-
nannten Südwiesen. Im Entwurf sei
das Sportzentrum fertig, schreibt das
Kreisblatt. Vom Gemeinderat wird die
                                         Das Burgdorfer Kreisblatt/Lehrter Stadtblatt als örtliche Tageszeitung berichtete am
Verlegung des bisherigen Sportplat-      11. November 1958 über die höversche Gemeinderatssitzung.          Repro: Unser Höver
zes auf das Gelände der Südwiesen
angestrebt. Auch soll hier eine Bade-
anstalt entstehen. Die Geländefrage
sei noch ungeklärt. Die aufgenom-
menen Verhandlungen versprechen
eine erfolgreichen Verlauf. Für die
Gesamtanlage werden 2,5 Hektar Flä-
che beansprucht, davon 1,5 Hektar für
das Bad und ein Hektar für Sportplatz
und Schießstand.
Die Hannoversche Rundschau dage-
gen schreibt von erheblichen Schwie-
rigkeiten des mit viel Elan und Hoff-
nung geplanten Baus eines Stadions
mit Bad und Schießstand. Das vorge-
sehene Gelände kann wegen der Nähe       Auch die Hannoversche Rundschau berichtete unter anderem Titel und Schwerpunkt
                                         im November 1958 über die Gemeinderatssitzung.                Repro: Unser Höver
des Kalksteinbruchs nicht in Betracht
gezogen werden.
                                         schienen waren, erläutert und disku-        sung von Schulden beendet werden.
Hauptlehrer Kurt Fenske und Bürger-
                                         tiert. Sämtliche Aussprachen wurden         Das war Ende Mai 1960. Und heute
meister Arnold Mittelstaedt (Amtszeit
                                         auf Band aufgenommen. Die Vor-              nach einem Jahr? Die hochfliegenden
von 1956 bis 1961) waren sich oftmals
                                         schläge der benachbarten Gemeinden          Pläne sind geschmolzen wie Schnee
uneins. Dies zeigt sehr recht deutlich
                                         Ilten, Ahlten und Bilm, gemeinsam           an der Sonne. An die Gemeinde sind
die Abschrift aus der Schulchronik,
                                         ein Schwimmbad zu bauen, wurden             wichtigere Probleme herangekom-
Buch 3, Seiten 28 und 29:
                                         aus belanglosen Gründen abgelehnt,          men:
„Es wurde bereits einmal erwähnt:        was zu einer ‚Verschnupfung‘ der dor-
Hochtrabende Pläne und das Fehlen        tigen Gemeindeparlamente führte.            Kanalisation, Turnhalle und Kläranlage,
ihrer Verwirklichung, das waren die      Beschlossen wurde von der Versamm-          dazu Straßenbau und Wasserversor-
äußeren Kennzeichen der Amtsperio-       lung, je eher, desto besser zu bauen!       gung in den neuen Siedlungsvierteln.
de des Bürgermeisters Mittelstaedt.      Der von mir gemachte Einwurf, beim          Der neue Bürgermeister [Richard Stö-
Ein Stadion sollte errichtet werden,     Bau der Sportanlage alles Pompöse           ckemann] sieht die Situation sehr rea-
ein Stadion mit Schwimmbad, Kaffee-      zu unterlassen, einfach und schlicht        listisch; er weiß, was er der Finanzkraft
terrasse, Sportplatz mit Fußballplatz    zu bauen, um aus den Einsparungen           der Gemeinde zumuten kann. Ein An-
und Übungsstätten für alle leichtath-    evtl. den Grundstock für die Errich-        gebot an die erwähnten drei Gemein-
letische Disziplinen, Schießstand mit    tung eines Dorfgemeinschaftshauses          den, gemeinsam ein Schwimmbad zu
Ständen für Luftgewehr und Klein­        bzw. Jugendheimes zu gewinnen und           bauen, wurde abgelehnt. Ilten hatte ei-
kaliber.                                 auch zu bedenken, dem künftigen             gene Pläne, und Ahlten will den durch
Baukosten:         rund 1 Millionen DM   Gemeinderat nicht zu hohe Schul-            den Bau der Autobahn gewonnenen
Unterhaltskosten: rund 50.000 DM         den zu hinterlassen, wurde leichthin        See zu einem Waldbad umbauen.
Dies alles wurde in einer Bürgerver-     abgetan mit dem Hinweis, die Legis-         Schade: Es hätte auch anders kommen
sammlung zu der 70 Personen er-          laturperiode würde ohne Hinterlas-          können.“

                                                                                               Unser Höver · Februar 2021 · 7
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Höveraner und ihre Hobbies:

Thomas Roth –
von Schiffs- zu
Düsenflugzeug-
modellen
Thomas wurde 1962 als zweitältestes
von drei Kindern des Ehepaares Karin
und Eugen Roth geboren. Seine Heimat
war und ist der Petersweg in Höver. In
seiner Jugend und einige Jahre noch
                                            Wir können nicht alle Flugzeugmodelle vorstellen. Eine kleine Auswahl
im Herrenbereich war er als Torwart in      zeigt die Entwicklung zu immer größeren und schnelleren Düsenflugzeugen
der Fußballsparte des TSV aktiv, aber       .                                                   Foto: Hans-Georg Falter
schon mit etwa zehn Jahren baute er
                                            französischen Herstellers Dassault            Auerbach (Vogtland) seinen Prüfungs-
mit seinem Vater die ersten Modelle.
                                            Aviation.                                     flug.
Nach einer Ausbildung als Energie­
                                            Diesen Jet führte Thomas Roth 2012            Bericht vom DAeC-Prüfer Reinhard
anlagenelektroniker ist er jetzt bei Kali
                                            bei dem Freundschaftsfliegen des              Schott über diesen Abnahmeflug:
und Salz AG in Ilten beschäftigt.
                                            MFC Borsumer Kaspel vor und sei-              „Nach dem positiv verlaufenen Ab-
Die Schiffsmodelle, ein Seenotret-          ne Darbietung erntete begeisterten            arbeiten aller Vorprüfungen rollt die
tungskreuzer und ein Hafenschlepper,        ­Applaus.                                     F-104 zum Startpunkt. Das Triebwerk
waren keine Modelle für die Vitrine;                                                      fährt zügig hoch und beschleunigt die
sie wurden mittels Fernsteuerung            Starfighter F-104                             Maschine rasch auf die erforderliche
auf dem Mittellandkanal erprobt und         Ein weiteres Projekt war der Starfighter      Abhebegeschwindigkeit. Problemlos
gefahren. Mit dem Bau von kleinen           F-104, ein Bausatz der Firma Airworld.        zieht der Pilot sie hoch und liefert nach
flugfähigen Flugzeugmodellen aus            Im August 2016 startete Thomas Roth           einigen Eingewöhnungsrunden das
Balsaholz begann die Ära der Flug-          mit dem Modell auf dem Flugplatz in           vorher festgelegte Flugprogramm ab.
zeugmodellfliegerei. Thomas, der be­
reits mehrere Modelle beim DAeC
(Deutscher Aero-Club) zur Zulassung
gebracht hat, ist ein Modellbauer und
Pilot, der natürlich die Berechtigung
„Ausweis für Steuerer“ besitzt, und
damit seine Modelle auf Flugschauen
vorführen darf.

Dassault Rafale
Die Dassault Rafale ist ein zweistrah-      Thomas Roth (links) und Heiko Graf (rechts). Starfighter F-104 im Maßstab 1 : 4; ­Gewicht
liges Mehrzweckkampfflugzeug des            32 kg; Rumpflänge 4,20 m; Spannweite 1,70 m.                         Foto: Thomas Roth

                                                                                          Die Maschine liegt satt in der Luft und
                                                                                          folgt unmittelbar den Ausschlägen
                                                                                          der kleinen Ruderklappen. Das ganz
                                                                                          besondere Flugbild des Starfighters
                                                                                          mit seinem langen Rumpf, den Stum-
                                                                                          melflügeln und der negativen V-Form
                                                                                          ist beeindruckend und der kraftvolle
                                                                                          Sound des Triebwerkes unterstreicht
                                                                                          das noch. Den Abschluss bildet dann
                                                                                          die vorbildgetreue Landung mit ho-
                                                                                          hem Anstellwinkel – und da ist es
Die Dassault Rafale ist ein zweistrahliges Mehrzweckkampfflugzeug. Maßstab 1 : 3,5;
Gewicht 46 kg; Rumpflänge 4,30 m; Spannweite 3,20 m; Antrieb: 2 Frank-Turbinen.           ganz stark wieder, dieses Gänsehaut-
                                                                Foto: Thomas Roth         Gefühl . . .“

8 · Unser Höver · Februar 2021
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Das Modell des Oldtimer F-86 Sabre auf der Werkbank im Keller.    Foto: Thomas Roth

Der Modellbauer Thomas Roth.
                 Foto: Hans-Georg Falter

Eurofighter
Nach der Idee und der fachlichen
Kompetenz von Thomas Roth entwi-
ckelte und konstruierte Peter Hnizdil
aus Tschechien von der Firma RC Cus-
tom Jets einen Prototyp des Eurofigh-
ter. Der Abnahmeflug für diese Modell
fand wieder im Fliegerklub Auerbach
                                           Innenleben mit Tanks und Steuerungsele-     Die aufwendige Bemalung der Außenan-
statt. Die Firma modellflug.XXL GbR,
                                           menten.           Foto: Hans-Georg Falter   sicht.          Foto: Hans-Georg Falter
beheimat in Höver (Brunnenstraße)
konstruierte für diesen Flieger Venti-     eingesetzt. Das Modell besticht durch       der Welt. Rund 7,5 Meter lang und mit
le für das Druckluftsystem des Fahr-       seine Detailtreue und die aufwendige        einer Spannweite von 5,1 Meter. Als
werks und der Kabinenhaube.                Bemalung des Flugzeuges.                    Vorbild diente der „Embraer ERJ 145“.
                                                                                       Das Modell war aber noch nicht in der
                                                                                       Luft, das Gewicht von 177 kg bedarf ei-
                                                                                       ner Sonderzulassung und die ist sehr
                                                                                       schwierig zu erlangen.
                                                                                       Da man dieses Hobby nicht im eige-
                                                                                       nen Garten ausleben kann, ist Thomas
                                                                                       Roth schon seit etwa 46 Jahren Mit-
                                                                                       glied im M.B.C. Lehrte e.V. Er war über
                                                                                       20 Jahre Leiter der Flugabteilung. Der
                                                                                       M.B.C. hat an der Steinwedeler Straße
                                                                                       gegenüber der Mülldeponie Burgdorf
                                                                                       seinen eigenen Flugplatz (Bussard).
Eurofighter im Maßstab 1 : 3,7; Gewicht 82 kg; Rumpflänge 4,30 m; Spannweite 2,96 m.   Der Flugplatz besitzt eine 100 Meter
Antrieb 2 Frank-Turbinen mit je 30 kg Schub.                       Foto: Thomas Roth   lange asphaltierte Start- und Lande-
                                           Im November 2008 wurde eine NTV-            bahn, hier ist Thomas sehr oft anzu-
F-86 Sabre
                                           Reportage mit dem Titel „Größer geht        treffen, um wie er sagt: „Einfach mal
An dem Oldtimer „North American            immer – Der Wettlauf der Supermo-           ‘ne Runde zu fliegen“.
F-86 Sabre“ soll einmal die Entwick-       delle“ ausgestrahlt. In dem Bericht         Als Ausgleich zu seinen Flugmodellen
lung von der Idee zum fertigen Flug-       stellte der Sender NTV die beiden           „bastelt“ Thomas auch Weihnachts-
zeug dargestellt werden. Die F-86 ist      Modellbauer Frank Flottmann und             schmuck aus Sperrholz, mit Beleuch-
ein einstrahliges Jagdflugzeug der         Thomas Roth vom M.B.C. Lehrte vor.          tung.
US Air Force, sie wurde im Koreakrieg      Sie bauten das größte Modellflugzeug                            Hans Georg Falter

                                                                                                 Unser Höver · Februar 2021 · 9
HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
Bomben auf
Höver – Kriegs-
ende
In Heft sechs der Broschüre „Höver:
Mehr als Mergel“ berichteten wir über
den schwersten und folgenreichsten
Bombenangriff auf Höver am 14. März
1945.
Im Rahmen der Chronikvorbereitung
„Chronik Höver – vom Bauerndorf
zum Industriestandort“ fand am
17. November 2011 ein Klönschnack im
Gemeindehaus statt. Die anwesenden
Zeitzeugen – etwa 30 – äußerten sich       Zeitzeugen erinnern sich (v .l. n. r.): Werner Heger, Ruth Doliwa. Mari­anne Grefe,
                                           ­ argarethe Krause, Margarethe Worm, Gisela Gruß und Emmi Rettig.
                                           M
unter anderen zu den Geschehnissen                                                                  Fotos (3): Manfred Holaschke
am 14. März 1945.
                                           verschen Frauen im Steinbruch beim          Weißen Bären. Viele Menschen hat-
Annemarie Gorontzy protokollierte
                                           Bunkerbau helfen mussten. Es gab            ten die Keller ihrer Häuser zusätzlich
die Äußerungen, die hier wiedergege-
                                           einen Bunker für Werksangehörige            abgestützt und eingerichtet, um dort
ben werden.
                                           mit verschiedenen Kabinen, die den          Schutz vor den Luftangriffen zu fin-
Luftschutz                                 einzelnen Personen zugewiesen wa-           den. Im Haus der Familie Hoffmann
Helga Peine berichtet, dass zu Kriegs-     ren. Der Bunker für die Bevölkerung         im Petersweg hatten auch die Perso-
beginn Lehrer Ritter in der Schule ei-     wurde später gebaut. Es waren offene        nen aus der Prangenburg Zuflucht ge-
nen Lehrgang zum Luftschutz abhielt.       Stollen, die in den Mergel gegraben         sucht, weil es dort keinen Keller gab.
Gleichzeitig kam die Anweisung zur         waren. In den Stollen standen Bänke,        Bei einem Angriff kamen dort Frau
Verdunkelung. Dafür wurde speziel-         es gab keine Verkleidung, keine Tür         Seifert und Herr Hoffmann zu Tode.
les Verdunkelungspapier ausgegeben.        und der Untergrund war nass. Als die        Schäfer Schmieding hatte seine Scha-
Der Gemeindediener Busse hat die           Amerikaner kamen, wurde von Wassel          fe auf dem Hof Rathmann als dort
Bewohner informiert und angewie-           aus mit Panzergranaten geschossen,          eine Bombe niederging. Die Tiere hin-
sen. Außerdem wurde über Rundfunk          der Frisör war sofort tot. Die Mutter       gen nachher in den Bäumen.
informiert.                                von Helga Bolina wurde getroffen und
                                           starb zwei Tage später.                     Horst Neumann berichtet von einem
Alarmiert wurde durch eine Sirene auf
                                                                                       Splittergraben, der sich an der Ecke
dem Pförtnerhaus der Fabrik. Dort
                                           Fritz Rathmann hatte einen privaten         Bruchstraße/Zur alten Schmiede be-
kam der Alarm per Telefon an. Im
                                           Bunker. Es gab auch einige Einmann-         fand. In den Graben wurden die Be-
Rundfunk wurden die jeweiligen Stati-
                                           bunker. Einer stand gegenüber vom           wohner der verschiedenen Straßen
onen der Flugzeuge angegeben. Wenn
die Flugzeuge nach Berlin geflogen
sind, gab es hier erst einen Voralarm.
Oft wurden dann auf dem Rückweg
Restbomben im Bereich Höver–Mis-
burg abgeworfen. Edith Siegismund
erinnert sich an den ersten Angriff auf
das Ölwerk in Misburg im Mai 1940,
bei dem es überhaupt keinen Alarm
gegeben hatte.
Nachdem in Misburg die ersten Bom-
ben gefallen waren, wurden dort
Flugabwehrraketen stationiert. Man
konnte von weitem die sogenannten
„Tannenbäume“ sehen.
Bunkerbau und Splittergräben               Klönschnack im Gemeindehaus (v .l. n. r.): Ursel Ostermeyer, Uwe Schulenburg, Wil-
                                           fried Heger, Dietrich Puhl, Reimund Wohlgemuth, Edith Siegismund, Werner Heger,
Helga Bolina erinnert sich, dass die hö-   Ernst Köhler, Ingrid und Karl-Heinz Schnelle.

10 · Unser Höver · Februar 2021
verteilt. Splittergräben hätten einem
Bombentreffer nicht standhalten
können und waren nur ein geringer
Schutz.

Seit Kriegsbeginn
Lebensmittelmarken
Lebensmittelmarken wurden immer
für einen Monat verteilt. Es gab sie
schon seit Beginn des Krieges. Gegen
Ende des Monats wurde das Essen
dann immer sehr knapp. Gegen Kriegs-
ende und nach dem Krieg gab es nur
noch Maisbrot; Schuhe und Kleidung
nur auf Bezugsschein. Diese Bezugs-
scheine wurden vom Bürgermeister
Köhler ausgegeben.

Nächtliche Alarme                           Im Gespräch (v .l. n. r.): Gertraud Pflüger, Helga Peine und Ursel Ostermeyer.

Die Menschen mussten damit leben,           lungen und auch Schlachteverbot für          bis in den Keller, Frau Wolstedt direkt
dass es praktisch jede Nacht Alarm          die Bauern.                                  vor die Füße.
gab. Sie hatten ihre Papiere dabei und
etwas Proviant für ein, zwei Tage. Anni     Erste Bomben auf Höver                       Bombenangriff
Steinfeld erinnert sich, dass die Familie   Die ersten Bomben fielen bei Lüpke,          am 14. März 1945
nachts angezogen in Sesseln geschla-        Ostermeyer, Jöhrens und Prüße. Dann          Bei einem Angriff im März 1945 sind
fen hat, um schnell in den Bunker lau-      bei Wigger auf den Stall. Bis auf fünf       auf die Feldscheune von Prüße Bom-
fen zu können.                              Ferkel und ein Kaninchen waren alle          ben gefallen. Werner Heger hat das er-
Marianne Grefe berichtet, dass sie auf      Tiere tot. Die toten Kühe mussten            lebt, weil die Familie in der Waschkü-
dem elterlichen Hof Lüpke den Keller        schnell aus den Trümmern herausge-           che war, um Rübensaft zu kochen und
mit Holzbalken zusätzlich abgestützt        zogen werden. Die meisten wurden
                                                                                         so versäumt hatte, rechtzeitig in den
und mit Strohsäcken zum Schlafen            am Güldenbuschweg in einen großen
                                                                                         Bunker zu kommen. Er erinnert sich
hergerichtet hatten. Als die Angriffe       Bombentrichter geworfen.
                                                                                         auch daran, wie er mit Quanders Kin-
schlimmer wurden, hat ihr Vater ei-         Ahlten wurde schon 1941 bombardiert          dern spielte, sie haben auf leeren Bier-
nen kleinen Bunker gebaut mit Beton­        und Ilten auch. 1941 sind dort schon         fässern herumgeturnt als der Alarm
decke. Bei dem Angriff am 14. März          sechs Höfe abgebrannt.                       kam und sollten nun in den Bunker
1945 war sie die letzte, die hineinging,    Wo heute die Raupenhalle steht, fand         gehen. Quanders Kinder gingen mit
und sie sah noch, wie die Bomben aus-       man einen Blindgänger. Auf Veranlas-         ihrer Mutter in ihren Keller. Das Haus
geklinkt wurden.                            sung von Bürgermeister Köhler sperrte        bekam einen Treffer, die Kinder waren
Zuzug Ausgebombter                          Ernst-August Ostermeyer die Stelle ab.       tot.
                                            Nachdem die Absicherung fertig war,
Es kamen während des Krieges viele                                                       Das Haus von Angermann (jetzt Ber­
                                            ging er zurück und als er etwa 50 Me-
Leute, die in Hannover ausgebombt                                                        tram/Weidner) hatte einen Volltreffer.
                                            ter entfernt war, ging der Blindgänger
waren, in Höver unter. Marianne Grefe
                                            in die Luft. Der zweite Blindgänger          Viele und große Schäden
erinnert sich an einen großen Angriff
                                            schlug im Haus Wolstedt ein. Er durch-
am 9. November 1944 auf Hannover.                                                        Marianne Grefe berichtet, dass auf
                                            schlug die Schlafzimmerdecke und fiel
Danach wurden bei ihr zwölf Perso-                                                       dem Hof Lüpke eine Luftmine im
nen untergebracht. Bei Margarethe                                                        Schauer eingeschlagen war, dadurch
Worm wurde eine Mutter mit drei                                                          war ein Großteil der Maschinen ka-
kleinen Kindern aufgenommen. Eines                                                       putt. Ein Rad des Grasmähers lag bei
dieser Kinder hat ihr vor Jahren einen                                                   Grefe auf dem Dach und eins lag auf
Brief geschrieben und sich für die gute                                                  dem Wolfes-Hof. Alle Haustüren,
Aufnahme bedankt.                                                                        sämtliche Fensterkreuze und das Glas
Es hat keinen Wegzug von höverschen                                                      sowieso waren kaputt. Die Stalltüren
Einwohnern gegeben, obwohl es durch                                                      waren herausgerissen, die Schweine
die Industrie gegen Ende des Krieges                                                     liefen auf dem Hof herum. Ein Fohlen,
praktisch dauernd Alarm gab.                Grabstein der drei Brüder Quander auf
                                                                                         das im Garten stand, hatte nur ein
                                            dem Ehrenfriedhof in Ilten.
Während des Krieges gab es Viehzäh-                      Fotos (2): Hans-Georg Falter    paar Schrammen abbekommen. Alle

                                                                                                   Unser Höver · Februar 2021 · 11
milie Lüpke musste, wenn die ande-          nand Niemeyer hatte die restlichen
                                            ren Landwirte mit ihrer Arbeit fertig       Männer zur Brücke beordert und der
                                            waren, deren Maschinen leihen, um           Elektromeister des Zementwerkes
                                            das Land zu bewirtschaften. Auf dem         sollte die Zündung in Gang bringen.
                                            Acker waren etwa 30 Bombentrichter,         Der hatte sich zunächst geweigert
                                            in denen die toten Kühe lagen. Mari-        und bis es dann so weit war, dass er
                                            anne Grefe hat einen ganzen Sommer          doch gehen musste, waren die Ame-
                                            die Trichter wieder zugeschaufelt.          rikaner schon da. Für die Landwirte
                                            Werner Heger berichtet, dass sie als        war es gut, dass sie wenigstens über
                                            Kinder Brandsätze aus den Brandbom-         die Schleuse auf die andere Kanalseite
                                            ben herausgebaut haben und Flugab-          kamen, um dort ihre Äcker zu bewirt-
                                            wehrgranaten aufschraubten, um das          schaften.
                                            Pulver herauszunehmen. Sie haben            Ganz zum Ende des Krieges wurden
                                            dann an einen kleinen Haufen Pulver         im Zementwerk Granaten hergestellt
                                            eine Pulverspur gelegt und angezün-         mit Zementkopf.
                                            det. Das Ganze explodierte sofort und
                                            versengte Gerhard Juds die Haare.
                                                                                        Flak-Station in Höver
Wilhelm Hoffmann, ein Opfer des Bom-        Oder sie füllten Pulver in Stücke von       Eine Flak-Station befand sich auf dem
benangriffs vom 14. März 1945.              Gardinenstangen, die sie dann anzün-        Sportplatz. In dem jetzigen Neubau-
                  Foto: Hans-Georg Falter
                                            deten. Bei Frau Weise flog ein solches      gebiet Ostermeyer war eine Bara-
Dächer waren abgedeckt. Sie haben in        Stück ins Fenster, aber es ist nicht viel   ckenanlage für 60–70 Flak-Soldaten.
der Wohnung Wege freigefegt und die         passiert. Drillingsgranaten wurden zu-      Geschütze waren im Wald, bei der
Betten ausgeschüttelt, um das Glas          sammengebunden und darunter ein             Zementfabrik, vor Ahlten nahe dem
herauszukriegen. Es gab drei Wochen         Feuer gelegt, so dass sie explodierten.     Blumenmarkt. Am Kleikamp stan-
keinen Strom. Zu der Zeit konnten sie       Als die Kanalbrücke gesprengt war, lag      den Scheinwerfer. Als die Amerikaner
noch alles machen, eine Pumpe war           dort viel Munition. Einige Jungen aus       einmarschierten, waren die Solda-
da für das Wasser, Kohleherd, Kerzen        Anderten haben dort gespielt und auf        ten bis auf fünf bis sechs Leute weg.
und Petroleum. Die Kühe wurden mit          die Zünder geschlagen. Dabei wurde          Diese wurden in der Straße Zur alten
der Hand gemolken. Die verletzten           einem Jungen die Hand abgerissen.           Schmiede gefangen genommen.
Hühner eingesammelt, geschlachtet           Schulunterricht                             Die Flakgeschützsplitter wurden von
und eingemacht. Heute ginge das al-                                                     den Kindern eingesammelt und dann
                                            Der Schulbetrieb lief weiter. Die Kin-      abgegeben. Helga Peine erinnert sich,
les nicht mehr. Die unverletzt geblie-
                                            der wurden nur dann vorzeitig aus der       dass sie einen Schulaufsatz schreiben
benen Schweine wurden wieder in
                                            Schule nach Hause geschickt wenn es         mussten „Wie ich Flaksplitter suche“.
den Stall gesperrt. Einen Tag später
                                            Vollalarm gab. Bei Voralarm mussten
haben Soldaten die noch brauchbaren                                                     Es gab alljährlich eine Weihnachtsfeier
                                            sie bleiben. Nach dem großen Angriff
Dachsteine wieder eingedeckt, doch                                                      im Zementwerk für die Kinder der Mit-
                                            am 14. März gab es einige Wochen
schon am nächsten Tag gab es erneut                                                     arbeiter. Die Soldaten der Flakstation
                                            keinen Unterricht. Nach Kriegsende
einen Angriff auf Höver und die Zie-                                                    hatten für die Kinder kleine Geschen-
                                            ging der Unterricht weiter, aber nur
gel waren wieder unten. Irgendwie                                                       ke aus Holz gebastelt. Zu Kamerad-
                                            mit Singen und Religion. Während des
haben sie dann Dachpappe aufge-                                                         schaftsabenden wurden die Werksan-
                                            Krieges durften die Kinder ab 18.00
trieben, damit das Dach wenigstens                                                      gehörigen eingeladen.
                                            Uhr nicht mehr auf die Straße.
einigermaßen dicht war. Die Fenster                                                     Werner Heger erinnert sich, einen Zug
wurden mit Brettern zugenagelt. Aus         Kanalschifffahrt kommt                      von Gefangenen gesehen zu haben,
alten Bildern wurden die Glasscheiben       zum Erliegen                                rund 200 Meter lang in 3er-Reihen, die
herausgeholt und eingesetzt, damit          Im Kanal lagen viele durch Bomben           von einem Lager zum anderen verlegt
wenigstens etwas Tageslicht herein-         beschädigte Schiffe. Auch die noch          wurden. Sie haben sich gewundert,
kam. Damit hat die Familie noch zwei        fahrtüchtigen Schiffe konnten nicht         warum die Leute sich immer bückten,
bis drei Jahre gelebt. Was an Maschi-       weiter, weil die Brücken gesprengt          sie haben auf der Straße nach etwas
nen noch in Ordnung war, wurde in           waren. Einige Jungen sind in die Schif-     Essbarem gesucht.
die Feldscheune gebracht. Dort war          fe hineingegangen, sie haben Kaffee­        In Ummeln wurde ein Vorratslager
auch die Schiebetür herausgerissen.         geschirr und einen silbernen Bilderrah-     aufgegeben und nicht mehr bewacht.
Einige Jungen hatten Patronen ge-           men herausgeholt, aber Lebensmittel         Es wurde also geplündert. Dort konnte
funden und haben dort auf dem Feld          gab es dort auch nicht mehr.                man Zeug, Tabak und Schnaps holen,
damit gespielt und so die Feldscheune       Die Kanalbrücke wurde von deutschen         die Bauern mit Pferd und Wagen, die
in Brand gesetzt. Damit waren dann          Soldaten gesprengt. Die Schleuse soll-      anderen per Rad oder zu Fuß. Auf dem
alle Maschinen vernichtet und die Fa-       te ebenfalls gesprengt werden. Ferdi-       Heimweg wurde eine Frau erschossen.

12 · Unser Höver · Februar 2021
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