Halloween und Reformationstag

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unterrichtsskizze

Halloween und Reformationstag
             – es geht auch beides!
Anregungen zu einem versöhnlichen Fest

Von Brigitte Weißenfeldt und Insa Meyer-Rohrschneider

Konkurrenz?                                                 aber ansonsten keine Rolle. Das Fest hat seinen Sinn in
                                                            sich – es verfolgt keine höheren Absichten. Mehr noch, es
  Halloween und Reformationstag – das sind zwei sehr        spielt mit der Lust am Grusel, mit der Faszination von
unterschiedliche Feste, die einander vor allem aufgrund     Grauen. Deswegen ist es auch angemessen, ihm auf einer
des Datums Konkurrenz machen. Der Ärger vieler Men-         handlungsorientierten Ebene zu begegnen.
schen über Halloween hängt einerseits mit der Vermark-
tung zusammen, andererseits auch mit unangenehmen           Reformationsfest
Erfahrungen: verschmierten Hauswänden, ausgehängten          Hier geht es um die Selbstvergewisserung eines Teils der
Gartentoren, grölenden Maskierten, Kindern, die an der      christlichen Kirche. Bei diesem Fest steht die »Festlegen-
Tür klingeln und Süßigkeiten fordern.                       de«, Martin Luthers Anschlagen der 95 Thesen gegen den
Manche Menschen, die sich dem christlichen Glauben ver-     Ablass, im Mittelpunkt und mit ihm die Figur Martin
bunden fühlen, schauen kritisch auf den Gruselkult und      Luther, der die christliche Theologie vom Bild eines will-
fragen sich, ob hier widergöttlichen Mächten, dem Satan     kürlich richtenden Gottes befreite. Und: Die Angst, um
etwa, Raum gegeben werde. Andere, besonders Protes-         die es hier geht, ist so zielgerichtet, dass es gerade kei-
tanten, ärgern sich, dass das »Gründungsfest« ihrer Kon-    ne Lust bereitet, sich in sie hineinzubegeben, sondern
fession einfach verdrängt wird.                             dass der Sinn des Tages darin besteht, das Befreiende der
                                                            Erkenntnis Luthers zur Sprache zu bringen. Dazu gehört
                                                            ein erinnernder Blick auf die Angst vor einem richtenden
Zur Geschichte                                              Gott, aber nicht mehr.

Halloween                                                     Der anspruchsvolle Text der »Hymne« des Reformations-
 Bis vor etwa 15 Jahren war Halloween in Deutschland        tags, des Liedes »Ein feste Burg ist unser Gott« (EG 362),
kein sehr bekanntes Fest.                                   zeigt an, dass es bei diesem Fest gerade nicht um sinn-
Durch die Globalisierung, die entsprechende Vermarktung     liche Erfahrung geht, sondern um eine kognitive Leis-
und nicht zuletzt als Nebenwirkung der Harry-Potter-Reihe   tung: Durch Bibellektüre wird der als willkürlich-richtend
hat das Fest auch in Deutschland Fuß gefasst.               geglaubte Gott als gnädiger Retter erkennbar, als ein
Beide Feste haben aber auch etwas gemeinsam: Sie be-        Gott, der allein durch den Glauben erkannt wird und
schäftigen sich nämlich mit dem Thema Angst – aber sie      allein aufgrund des Glaubens denen gnädig ist, die ihm
tun das auf ganz verschiedene Weise.                        vertrauen.
Halloween hat einen handlungsorientierten, phantasie-       »Ein feste Burg ist unser Gott« ist ein Lied gegen die
vollen und inszenatorischen Umgang mit der Angst vor        Angst – auch gegen die Angst vor allerlei Dunklem, ins-
dem Dunklen verschiedenster Spielarten zum Gegenstand.      besondere gegen die Angst, vor der mit dem Tod verbun-
Hölle, Tod und Teufel werden auf vielfältige Weise zur      denen Zeit im Fegefeuer. Diese Angst jedoch ist eine
Anschauung gebracht, aber genau darin nicht ernst           Angst glaubender Christen – eine Angst, der durch Bil-
genommen, sondern sie dienen als Staffage für ein – bis-    dung begegnet werden kann und muss: durch Beschäfti-
weilen recht übermütig ausfallendes – Fest.                 gung mit ihrem geistesgeschichtlichen Nährboden und
Die »Festlegende« von Jack O’Lantern wird dabei für die     den biblischen Texten, die dieser Angst den Boden ent-
Wissenden in einem Leuchtkürbis repräsentiert, spielt       ziehen.

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Gemeinsam – die Angst                                       ist eine Beschäftigung mit dem (mittelalterlichen) Bild
                                                            vom strafenden Gott und der Vorstellung vom Fegefeuer
  Insofern haben Halloween und Reformationstag zwar         zwar unerlässlich – wenn es auch der Lebenswelt der Kin-
das Thema Angst gemeinsam, auch das Thema »Angst vor        der ziemlich fremd sein dürfte –, der Sinn dieser Ausein-
Dunklem«. Beim Reformationstag ist die Angst aber klar      andersetzung liegt aber gerade darin, diese Vorstellungen
umrissen, und man kann ihr in erster Linie durch Bildung    zugunsten der vom gnädigen Gott hinter sich zu lassen.
oder Lehre – also auf einer kognitiven Ebene – begegnen,    Um Halloween braucht man also unseres Erachtens auch
während die Angst, mit der Halloween sich befasst, viel     als Religionslehrer/in keinen Bogen zu machen. Es gehört
diffuser gehalten ist und auch auf einer Handlungsebene     nicht in den Religionsunterricht, aber es muss auch nicht
so inszeniert wird, dass sie eben gerade nicht überwun-     aus der Schule verbannt werden. Unser Vorschlag ist es,
den, sondern mit Lust erlebt wird.                          im Fächer verbindenden Unterricht einen Lernprozess zu
Das übrigens hat ja auch etwas für sich: Angst zu erleben   initiieren, der zum Erwerb der Kompetenzen »Wahrnehmen
und zu merken, es passiert gar nichts Schlimmes. Angst      und Beschreiben« sowie »Deuten und Verstehen« von
ist zwar ein wichtiges Warnsignal, aber manche Ängste       (christlichen) Festen und Feiern im Jahreskreis beiträgt.
kann man auch einfach aushalten ohne dass etwas
Schlimmes passiert.
                                                            Unterrichtsideen zu Halloween

Versöhnte Konkurrenz!                                        Ein angemessener Umgang mit Halloween im Unterricht
                                                            könnte sein:
  Unsere These ist, dass man die beiden Feste, Halloween    1. Die Schüler/innen starten eine Internetrecherche
und den Reformationstag, nicht zusammenbringen kann,           (z. B. unter www.blindekuh.de) und erstellen Informa-
weil sie das Thema Angst mit unterschiedlichen Gegen-          tionsplakate zu Halloween oder:
ständen auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschied-       2. Sie durchlaufen eine Stationen-Arbeit (Aufgaben
lichen Mitteln und Zielen behandeln. Insofern müsste der       jeweils mit einem Partner/einer Partnerin erledigen).
Untertitel unseres Beitrags eigentlich lauten: »Anregun-       Beispiel:
gen zu zwei (versöhnlichen) Festen«.                           Station 1:    Woher stammt der Brauch Halloween zu
Es ist kurzschlüssig, etwa beim Thema Halloween über                         feiern? (Info-Material vorgeben)
Ängste im Allgemeinen zu sprechen, sie auf ein Gespenst        Station 2:    Wie es zum Kürbis kam
zu schreiben und dieses Gespenst dann in einen Turm zu         Station 3:    Wie entstand der Name »Halloween«?
sperren, der mit Gott assoziiert wird.1 Denn bei den am        Station 4:    Eine Kürbislaterne oder ein Fensterbild
Reformationstag angesprochenen Ängsten geht es um                            mit Kürbis basteln
ganz spezielle Ängste: die vor einem strafenden Gott           Station 5:    Dekoration für Halloween herstellen
nämlich.                                                                     (z. B. Geistergirlanden)
Viel sinnvoller erscheint es uns, beide Feste in ihrer         Station 6:    Ein Plakat zu »Halloween« gestalten
Eigenheit wahrzunehmen und sie dementsprechend zu                            (evtl. mit der Tischgruppe)
begehen: Halloween als Gruselfest, den Reformationstag      und/oder:
als Vergewisserung einer geistig-religiösen »Errungen-      3. Die Schüler/innen planen und feiern ein Klassenfest:
schaft«.                                                       Dekoration: Selbst gestaltete Plakate, Girlanden,
Wir sehen die beiden Feste nicht als Konkurrenz, denn es       Kürbisse
gibt bei Halloween keinen ursprünglich satanischen             Essen und Trinken: Kürbissuppe, selbst gestaltete
Hintergrund. Vielmehr zeugt der Name »All Hallows Eve«                                Pizzagesichter, bunte Muffins,
von dem Versuch, ein ursprünglich heidnisches Fest, des-                              Gruselcocktails (z. B. Wald-
sen Wurzeln vollkommen im Dunklen liegen, zu christia-                                meistersirup mit Sprudel ge-
nisieren. (»Zur Geschichte von Halloween« s. S. 21)                                   mischt, Eiswürfel, eine Kugel
Insofern braucht man keine Angst vor Halloween zu                                     Vanilleeis in einem Glas Cola,
haben, sondern sollte dem Fest in einer Art »zweiter Na-                              Weingummischlange, die über
ivität« begegnen und den Charakter des Spiels nicht                                   den Rand des Glases ragt,
durch zu viele intellektuelle Skrupel beschädigen.                                    Strohhalm)
Beim Reformationstag hingegen ist Intellektualität             Spiele:                Süßes und Saures mit verbun-
durchaus angebracht: Hier sollte sorgsam überlegt wer-                                denen Augen probieren und
den, wie die Botschaft vom gnädigen Gott in ihren viel-                               erraten
fältigen Bezügen elementar und existentiell ansprechend                               KIM – Spiele mit Halloween-
inszeniert und verständlich gemacht werden kann. Dazu                                 Gummibärchen o. ä.

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Reformation als Unterrichtsthema                              Geld gab. Wie viel man für welche Übertretung tun mus-
                                                              ste, bestimmte die Kirche. Sie hatte nach ihrem Selbst-
  Für den (evangelischen) Religionsunterricht ist es wich-    verständnis einen Schatz an guten Taten, den sie an die
tig, das Reformationsfest in den Blick zu nehmen. Das         Menschen verteilen konnte, denen gute Taten (etwa als
geschieht sinnvollerweise im Zusammenhang mit dem 31.         Ausgleich für böse) fehlten.
Oktober oder in einer Einheit, die sich mit konfessionel-
len Gemeinsamkeiten und Unterschieden beschäftigt.             Als die Kirche durch verschiedene Bauprojekte in Geld-
Dabei ist es für das Grundschulalter in erster Linie wich-    not geriet, führte sie sogenannte »Ablassbriefe« ein. Da
tig, etwas über die Zeit und über die Tradition zu erfah-     konnte man, anstatt zu beten oder den Armen Geld zu
ren, in der der Reformationstag steht. Die für ein vertief-   geben, direkt Geld an einen Priester bezahlen und bekam
tes Verstehen des Reformationsfestes notwendige kogni-        dann einen Schein, auf dem verzeichnet war, wie viele
tive Auseinandersetzung mit der reformatorischen              Tage oder Stunden Fegefeuer einem erspart blieben. Auch
Entdeckung und ihren Konsequenzen für die Menschen            verstorbene Menschen konnte man so aus dem Fegefeuer
damals und heute kann erst in der weiterführenden Schu-       erlösen.
le erfolgen.
Wir versuchen daher, die reformatorische Entdeckung der         Martin Luther war nach einigen biographischen Wirrun-
»Rechtfertigung allein durch den Glauben« zu elementa-        gen Mönch geworden und quälte sich mit dem gängigen
risieren, jedoch im historischen Kontext zu belassen. Die     Gottesbild. Ihm war klar, dass er vor Gott eigentlich nie
Bedeutung der Rechtfertigungsbotschaft für Menschen           gerecht werden konnte, wie viel Gutes auch immer er tun
unserer Zeit bildet ein Desiderat, das in späteren Jahr-      würde.
gangsstufen gefüllt werden kann.                              Durch die Lektüre der Bibel gelangte Martin Luther zu der
Dennoch ist es aufgrund der Struktur und Geschichte die-      Erkenntnis, dass mit der Gerechtigkeit Gottes nicht
ses Festes nicht einfach, das Reformationsfest hand-          gemeint sei: Jeder bekommt, was er verdient. Sondern:
lungsorientiert zu unterrichten und zu feiern. Elisabeth      Egal was Menschen tun; sie werden niemals gerecht. Gott
Buck ist es gelungen, einen praktikablen Entwurf für          schenkt ihnen die Gerechtigkeit, indem er die ungerech-
einen handlungsorientierten Umgang mit dem Reforma-           ten Menschen als gerecht ansieht. Und das geschieht,
tionsfest in der Schule auszuarbeiten. Unser Beitrag          wenn ein Mensch glaubt. Das heißt: Man kann sich
nimmt eine Grundidee von ihr auf und entwickelt sie in        Gerechtigkeit vor Gott nicht verdienen, sondern man
etwas anderer Form weiter.                                    kann sie nur geschenkt bekommen, und zwar indem man
                                                              glaubt, also indem man Gott vertraut.
                                                              Als er dies erkannt hatte, las Luther die Bibel in einem
Hintergrundinformationen zum Reforma-                         völlig neuen Licht und entdeckte viele Stellen, die seine
tionstag                                                      neue Erkenntnis stützten. Außerdem fiel ihm auf, dass
                                                              zum Beispiel vom Fegefeuer und vom Papst als »Vertreter
 Der Reformationstag verbindet sich mit einer Art »Grün-      Christi auf Erden« und auch von dem »Schatz der Kirche«
dungslegende« der protestantischen Kirchen.                   gar nichts in der Bibel steht.
Hintergrund war die mittelalterliche Angst der Menschen       Um seine Erkenntnis mit den Gelehrten seiner Zeit zu dis-
vor einem willkürlich strafenden Richtergott. Gott galt als   kutieren, schrieb Luther 95 Thesen zum Ablass und zur
Schöpfer der Welt und Wächter über das Gute in ihr. Er        Gerechtigkeit Gottes auf. Ob er sie tatsächlich an die Tür
war gut, allmächtig und gerecht. Die Bibel war eine           der Schlosskirche von Wittenberg anschlug und erst
Anleitung zum richtigen Leben. Wer den darin formulier-       recht, ob dies am 31. Oktober 1517 stattfand, ist histo-
ten Geboten Gottes Folge leistete konnte erwarten, jen-       risch höchst fragwürdig. Die Legende sieht jedoch dieses
seits der Freuden und Mühen des irdischen Lebens mit          Datum vor, und deshalb feiern wir den Reformationstag
ewiger Seligkeit belohnt zu werden. Wer gegen die Gebo-       am 31. Oktober.
te verstieß, musste hingegen mit Strafe rechnen – mit         Luther hat seine Thesen wohl mehrfach abgeschrieben
einer Reinigungszeit im Fegefeuer zum Beispiel.               und an gelehrte Theologen seiner Zeit geschickt, um mit
Gott galt als gerecht, weil er jedem das gab, was er für      ihnen in einen wissenschaftlichen Diskurs über Gottes
seinen Ungehorsam oder Gehorsam verdient hatte: den           Gerechtigkeit und Gnade einzutreten. Durch den neu
einen Lohn durch Seligkeit, den anderen Strafe durch          erfundenen Buchdruck wurden diese Thesen sehr bald
Höllenqualen.                                                 weit verbreitet und sorgten für großes Aufsehen.
Wer seine Übertretungen bereute, konnte beichten und          Was folgte, kennen wir alle: Anhörung und Prozesse
durch Genugtuungsleistungen schon hier auf der Erde           gegen Luther, politisches und theologisches Für und
einen Teil seiner verdienten Strafe »abarbeiten«, zum         Wider und schließlich eine Kirchenspaltung, die uns bis
Beispiel durch Gebete oder indem er armen Menschen            heute beschäftigt.

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Unterrichtsvorschlag                                           5. Erneute kurze Marktszenen mit Wanderprediger
                                                             Das schwarze Tuch bleibt liegen. Der Wanderprediger glie-
Ein Mitmachspiel zum Thema »Reformation«2                    dert sich in das Marktgeschehen ein (evtl. Verkauf von
                                                             Ablassbriefen).
 1. Leben im Mittelalter (mittelalterliche Musik wird        Martin Luther (ein/e Schüler/in oder die Lehrkraft) tritt
eingespielt)                                                 herzu und hält seine Rede gegen den Wanderprediger und
Die Kinder erkennen, um welche Art Musik es sich handelt     seine Botschaft (M 1).
und erörtern im Unterrichtsgespräch die Lebensumstände der   Möglicherweise kann ein kleines Rollenspiel initiiert wer-
Menschen im Mittelalter, einem Leben vor etwa 500 Jahren.    den. Der Wanderprediger und die Marktbesucher/innen
• kein elektr. Strom, keine Waschmaschinen, keine            reagieren dann spontan auf die Worte Luthers (M 1).
  Autos, keine Medikamente, keine Impfungen etc.
• Krankheit, Tod, Hungersnot werden als Strafe Gottes         Im Unterrichtsgespräch werden die Entdeckung Martin
  gesehen.                                                   Luthers und die Folgen für das Leben der Menschen the-
•…                                                           matisiert: »Kein Mensch kann durch eigene Kraft und
                                                             durch Einhaltung der Gebote Gott recht sein« (Röm
  2. Aus dem Leben des Martin Luther (Kindheit und           3,20). Gott liebt jeden Menschen bedingungslos.
Jugend)                                                      • Auf das schwarze Tuch wird ein gelbes Tuch in Form
Erzählungen oder Betrachten von Bilderbüchern oder             einer Sonne gelegt.
DVDs (s. Literaturangaben) zum Leben von Martin Luther       • Die Kinder formulieren nach der Entdeckung und Rede
und seiner Zeit. Insbesondere Eltern und Lehrer sind sehr      Luthers Hoffnungs-/Erleichterungssätze aus der
streng und strafen hart. Dies prägt das Bild von einem         mittelalterlichen Rolle heraus. Diese werden auf gelbe
zornigen und strafenden Gott.                                  Tonpapierstreifen geschrieben und als Strahlen auf
                                                               das schwarze Tuch gelegt.
  3. Marktszene (pantomimisches Spiel zu mittelalter-        • Abschließend werden die Sätze im Stehkreis reihum
licher Musik)                                                  vorgelesen.
Die Schüler/innen nehmen die Rollen verschiedener Men-       • Luther animiert zum Singen: »Gottes Wort ist wie
schen auf einem mittelalterlichen Markt ein und spielen        Licht in der Nacht« (M 2).
Marktszenen.                                                 Anschließend an diese Inszenierung könnte ein mittelal-
Ein/e Schüler/in stellt den Wanderprediger dar, ein/eine     terliches Klassenfest gefeiert werden:
anderer/andere Martin Luther. Sie machen mit Trommel-
schlägen auf sich aufmerksam und lesen den vorgegebe-         6. Wir feiern ein mittelalterliches Fest
nen Text vor.                                                • mit Musik (evtl. Tanz)
• Es gibt Marktstände mit Fellen, Lederwaren, Tonwaren,      • Essen und Trinken (Malzbier, Saft und Brot, Getreide-
   Kerzen und Stoffen sowie Gaukler und Bettler. Die           brei, Suppe)
   Schüler/innen kaufen und verkaufen, spielen, betteln,     • Spielen (mit Steinen oder Murmeln, Hüpf- und Ball-
   geben Almosen.                                              spiele)
• Der Wanderprediger kommt hinzu, steigt auf einen
   Stuhl und liest die »Ablassbotschaft« vor (M 1).
                                                             Unterrichtsmaterialien zum Thema: Reformation (GS)
 4. Ein schwarzes Tuch wird in die Mitte gelegt
Die Kinder treten in einen Kreis um das Tuch herum. Im       Video
Unterrichtgespräch wird erörtert, was dieses schwarze        Mittelalter-Maus (aus der »Sendung mit der Maus«) ab
Tuch bedeuten könnte.                                        sechs Jahre, 28 Min., Ev. Medienzentrale Kassel
• Die Kinder formulieren Angstsätze, Sorgen und Nöte         DVD
  aus der Perspektive von Menschen im Mittelalter.           Wer schlug die Thesen an die Tür? Martin Luther und die
  Z. B.: »Das kann ich mir doch gar nicht leisten.« »Soll    Reformation, aus der Reihe: Willis VIPs, 27 min., mit
  ich nun etwas zu Essen kaufen für meine Kinder oder        Unterrichtsmaterialien für die Grundschule.
  das Geld lieber dem Mann dort geben?«                      Musik
• Jeder Satz wird von der Lehrkraft mit einem Schlag         Capella Antiqua Bambergensis: E DAME JOLIE, Knock Out
  auf ein Tamburin bekräftigt.                               Music Service.

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      forum religion 3/2011
unterrichtsskizze

Anregungen und Kopiervorlagen                                   Anmerkungen:
Elisabeth Buck: Bewegter Religionsunterricht. Theoreti-         1 Vgl. Richter, Esther: Halloween in Kindergarten und Schule,
sche Grundlagen und 45 kreative Unterrichtsentwürfe für           in: Marquard, Reiner (Hg.): Halloween. Informationen, Anre-
die Grundschule, Göttingen, 1997.                                 ungen und Materialien für Schule und Gemeinde, Stuttgart
Feil-Götz, Elvira u. a.: Martin Luther und seine Zeit, Stutt-     2005, 27-48, hier: 38-40.
gart 1999.                                                      2 Nach der Unterrichtseinheit »Trennendes und Verbindendes
Bilderbücher                                                      zwischen den Kirchen wahrnehmen« von Elisabeth Buck:
Neumann, Frank: Von Martin Luther den Kindern erzählt,            Bewegter Religionsunterricht. Theoretische Grundlagen und
Kevelaer 2008.                                                    45 kreative Unterrichtsentwürfe für die Grundschule, Göttin-
Martin Luther. Illustrationen von Elke Junker und Stefan          gen 1997, 140 – 155, hier 140 – 148.
Horst, 2. Aufl., Lahr 2009.                                     3 Text von Elisabeth Buck, a. a. O., 143.

Zur Geschichte von Halloween

Dazu gibt es nicht viel zu sagen, weil man nicht viel weiß. Gerade, wenn man im Internet nachliest, fällt auf: Einer
schreibt vom anderen ab; wirklich bewiesen ist praktisch nichts. Satan jedoch hat seinen Ort in der Legende von Jack
O’Lantern – dort erscheint er wie in Grimms Märchen auch als eine zu überlistende Gestalt, die am Ende eher lächer-
lich dasteht als quasi-göttliche Züge anzunehmen.

  Es sieht so aus, als sei Halloween in Irland entstanden. Dort praktizierten keltische Druiden verschiedene Rituale
rund um den Jahreswechsel, der in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November stattfand. Das Jahreswechselfest
hatte den Namen »Samhain« – Sommerende. Viele Quellen behaupten, es habe sich dabei um einen Totengott gehan-
delt. Den gab es möglicherweise auch, aber er spielte hier zunächst wohl keine Rolle. Es ging um den Jahreswechsel.
Die Menschen löschten damals am Abend des 31. Oktober das Feuer in ihren Hütten; nachts wurde dann von den Drui-
den ein heiliges Feuer entfacht, von dem jeder etwas mit nach Hause nahm und sein Feuer im Herd wieder anzündete.
Die »Zwischenzeit« zwischen den Feuern und zwischen den Jahren galt auch als Zeit, in der Lebende und Tote einan-
der begegnen. Man hatte Angst, dass die Toten zurückkehrten und sich einen Menschen suchten, den sie dann mit ins
Totenreich nähmen. Deshalb machte man Lärm, um die Toten zu vertreiben und verkleidete sich selbst als Skelett, um
nicht als Lebende/r erkannt zu werden.

  Mit der Eroberung durch die Römer, die ihre Feste mitbrachten, kamen neue Elemente zu den keltischen Festen hin-
zu. Und mit der Christianisierung ergaben sich weitere Veränderungen. 837 legte Papst Gregor IV. den Feiertag Aller-
heiligen auf den 1. November, um die Faszination, die Tod und Jenseits auf die Bevölkerung ausübten, auf die himm-
lischen Heiligen hin zu kanalisieren. Etwa 200 Jahre später kam am 2. November der Allerseelentag hinzu; der Gedenk-
tag für die verstorbenen Christinnen und Christen.
Der Abend vor Allerheiligen wurde zu »All Hallows Eve« – mit der Zeit verschliffen zu Halloween.
Durch die Auswanderung irischer und schottischer Menschen nach Amerika im 19. und 20. Jahrhundert kam Halloween
in die USA, wo es kultiviert und zu einer Art Karnevalsfest wurde.
Mitte der 90er-Jahre kehrte es durch die Globalisierung nach Europa zurück, wo es sich seitdem wachsender Beliebt-
heit erfreut sicher auch deswegen, weil es ein lustiges Fest in einer langen festlosen und dunklen Zeit darstellt, in der
zudem die Beschäftigung mit dem Tod eine lange Tradition hat (Ewigkeitssonntag).

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unterrichtsskizze

                                                   Material

                                                       M1

                                              Wanderprediger3

                                               Männer und Frauen,
                                              Bauern und Kaufleute,
                                               Mägde und Knechte:
                                                   Hört alle her!
                                     Gottes Strafgericht erwartet Euch alle!
                                              Gott straft schon jetzt
                                          durch Krieg, Pest und Hunger.
                                      Alle werdet Ihr in der Hölle braten!
                                              Keiner wird entrinnen.
                                                    Es sei denn,
                                      Ihr wendet Euch ab von dieser Welt.
                                        Wenn Ihr in ein Kloster eintretet,
                                            wenn Ihr fastet und betet,
                                                   kann es sein,
                                  dass Ihr vom Strafgericht verschont werdet.
                             Wenigstens solltet Ihr für die Klöster Euer Geld spenden.
                                                 Ihr seid gewarnt!
                                         Böses wird über Euch kommen,
                                  wenn Ihr Euer Geld nicht den Klöstern gebt!

                                                Martin Luther

                               Was redet dieser Knilch dort nur für einen Unsinn!
                                               Männer und Frauen,
                                              Bauern und Kaufleute,
                                    Mägde, Knechte und hohe Herrschaften:
                                                  Hört alle her!
                                           Gott liebt alle Menschen –
                                             so steht es in der Bibel.
                                      Ja, es stimmt: Wir alle sind Sünder.
                                         Wir alle machen vieles falsch.
                                       Aber Gott bestraft uns nicht dafür.
                                                Wer an Gott glaubt
                                          und ihn um Vergebung bittet,
                                              dem vergibt Gott gern.
                                        Hölle, Fegefeuer, Ablassbriefe –
                                     das sind alles Erfindungen der Kirche.

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unterrichtsskizze

           Man will Euch Angst machen,
        damit ihr der Kirche Euer Geld gebt!
          Nichts davon steht in der Bibel.
          Lest es selbst, wenn Ihr könnt!
                  In der Bibel steht:
         »So sehr hat Gott die Welt geliebt,
       dass er seinen Sohn hingeschickt hat,
           damit er den Menschen zeigt,
                     wie Gott ist,
       damit alle Menschen gerettet werden.«
          Wie ein liebender Vater ist Gott.
                    Jawoll! Amen!

                       M2

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (EG 572)

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