Halloween und Reformationstag
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unterrichtsskizze Halloween und Reformationstag – es geht auch beides! Anregungen zu einem versöhnlichen Fest Von Brigitte Weißenfeldt und Insa Meyer-Rohrschneider Konkurrenz? aber ansonsten keine Rolle. Das Fest hat seinen Sinn in sich – es verfolgt keine höheren Absichten. Mehr noch, es Halloween und Reformationstag – das sind zwei sehr spielt mit der Lust am Grusel, mit der Faszination von unterschiedliche Feste, die einander vor allem aufgrund Grauen. Deswegen ist es auch angemessen, ihm auf einer des Datums Konkurrenz machen. Der Ärger vieler Men- handlungsorientierten Ebene zu begegnen. schen über Halloween hängt einerseits mit der Vermark- tung zusammen, andererseits auch mit unangenehmen Reformationsfest Erfahrungen: verschmierten Hauswänden, ausgehängten Hier geht es um die Selbstvergewisserung eines Teils der Gartentoren, grölenden Maskierten, Kindern, die an der christlichen Kirche. Bei diesem Fest steht die »Festlegen- Tür klingeln und Süßigkeiten fordern. de«, Martin Luthers Anschlagen der 95 Thesen gegen den Manche Menschen, die sich dem christlichen Glauben ver- Ablass, im Mittelpunkt und mit ihm die Figur Martin bunden fühlen, schauen kritisch auf den Gruselkult und Luther, der die christliche Theologie vom Bild eines will- fragen sich, ob hier widergöttlichen Mächten, dem Satan kürlich richtenden Gottes befreite. Und: Die Angst, um etwa, Raum gegeben werde. Andere, besonders Protes- die es hier geht, ist so zielgerichtet, dass es gerade kei- tanten, ärgern sich, dass das »Gründungsfest« ihrer Kon- ne Lust bereitet, sich in sie hineinzubegeben, sondern fession einfach verdrängt wird. dass der Sinn des Tages darin besteht, das Befreiende der Erkenntnis Luthers zur Sprache zu bringen. Dazu gehört ein erinnernder Blick auf die Angst vor einem richtenden Zur Geschichte Gott, aber nicht mehr. Halloween Der anspruchsvolle Text der »Hymne« des Reformations- Bis vor etwa 15 Jahren war Halloween in Deutschland tags, des Liedes »Ein feste Burg ist unser Gott« (EG 362), kein sehr bekanntes Fest. zeigt an, dass es bei diesem Fest gerade nicht um sinn- Durch die Globalisierung, die entsprechende Vermarktung liche Erfahrung geht, sondern um eine kognitive Leis- und nicht zuletzt als Nebenwirkung der Harry-Potter-Reihe tung: Durch Bibellektüre wird der als willkürlich-richtend hat das Fest auch in Deutschland Fuß gefasst. geglaubte Gott als gnädiger Retter erkennbar, als ein Beide Feste haben aber auch etwas gemeinsam: Sie be- Gott, der allein durch den Glauben erkannt wird und schäftigen sich nämlich mit dem Thema Angst – aber sie allein aufgrund des Glaubens denen gnädig ist, die ihm tun das auf ganz verschiedene Weise. vertrauen. Halloween hat einen handlungsorientierten, phantasie- »Ein feste Burg ist unser Gott« ist ein Lied gegen die vollen und inszenatorischen Umgang mit der Angst vor Angst – auch gegen die Angst vor allerlei Dunklem, ins- dem Dunklen verschiedenster Spielarten zum Gegenstand. besondere gegen die Angst, vor der mit dem Tod verbun- Hölle, Tod und Teufel werden auf vielfältige Weise zur denen Zeit im Fegefeuer. Diese Angst jedoch ist eine Anschauung gebracht, aber genau darin nicht ernst Angst glaubender Christen – eine Angst, der durch Bil- genommen, sondern sie dienen als Staffage für ein – bis- dung begegnet werden kann und muss: durch Beschäfti- weilen recht übermütig ausfallendes – Fest. gung mit ihrem geistesgeschichtlichen Nährboden und Die »Festlegende« von Jack O’Lantern wird dabei für die den biblischen Texten, die dieser Angst den Boden ent- Wissenden in einem Leuchtkürbis repräsentiert, spielt ziehen. 17 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Gemeinsam – die Angst ist eine Beschäftigung mit dem (mittelalterlichen) Bild vom strafenden Gott und der Vorstellung vom Fegefeuer Insofern haben Halloween und Reformationstag zwar zwar unerlässlich – wenn es auch der Lebenswelt der Kin- das Thema Angst gemeinsam, auch das Thema »Angst vor der ziemlich fremd sein dürfte –, der Sinn dieser Ausein- Dunklem«. Beim Reformationstag ist die Angst aber klar andersetzung liegt aber gerade darin, diese Vorstellungen umrissen, und man kann ihr in erster Linie durch Bildung zugunsten der vom gnädigen Gott hinter sich zu lassen. oder Lehre – also auf einer kognitiven Ebene – begegnen, Um Halloween braucht man also unseres Erachtens auch während die Angst, mit der Halloween sich befasst, viel als Religionslehrer/in keinen Bogen zu machen. Es gehört diffuser gehalten ist und auch auf einer Handlungsebene nicht in den Religionsunterricht, aber es muss auch nicht so inszeniert wird, dass sie eben gerade nicht überwun- aus der Schule verbannt werden. Unser Vorschlag ist es, den, sondern mit Lust erlebt wird. im Fächer verbindenden Unterricht einen Lernprozess zu Das übrigens hat ja auch etwas für sich: Angst zu erleben initiieren, der zum Erwerb der Kompetenzen »Wahrnehmen und zu merken, es passiert gar nichts Schlimmes. Angst und Beschreiben« sowie »Deuten und Verstehen« von ist zwar ein wichtiges Warnsignal, aber manche Ängste (christlichen) Festen und Feiern im Jahreskreis beiträgt. kann man auch einfach aushalten ohne dass etwas Schlimmes passiert. Unterrichtsideen zu Halloween Versöhnte Konkurrenz! Ein angemessener Umgang mit Halloween im Unterricht könnte sein: Unsere These ist, dass man die beiden Feste, Halloween 1. Die Schüler/innen starten eine Internetrecherche und den Reformationstag, nicht zusammenbringen kann, (z. B. unter www.blindekuh.de) und erstellen Informa- weil sie das Thema Angst mit unterschiedlichen Gegen- tionsplakate zu Halloween oder: ständen auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschied- 2. Sie durchlaufen eine Stationen-Arbeit (Aufgaben lichen Mitteln und Zielen behandeln. Insofern müsste der jeweils mit einem Partner/einer Partnerin erledigen). Untertitel unseres Beitrags eigentlich lauten: »Anregun- Beispiel: gen zu zwei (versöhnlichen) Festen«. Station 1: Woher stammt der Brauch Halloween zu Es ist kurzschlüssig, etwa beim Thema Halloween über feiern? (Info-Material vorgeben) Ängste im Allgemeinen zu sprechen, sie auf ein Gespenst Station 2: Wie es zum Kürbis kam zu schreiben und dieses Gespenst dann in einen Turm zu Station 3: Wie entstand der Name »Halloween«? sperren, der mit Gott assoziiert wird.1 Denn bei den am Station 4: Eine Kürbislaterne oder ein Fensterbild Reformationstag angesprochenen Ängsten geht es um mit Kürbis basteln ganz spezielle Ängste: die vor einem strafenden Gott Station 5: Dekoration für Halloween herstellen nämlich. (z. B. Geistergirlanden) Viel sinnvoller erscheint es uns, beide Feste in ihrer Station 6: Ein Plakat zu »Halloween« gestalten Eigenheit wahrzunehmen und sie dementsprechend zu (evtl. mit der Tischgruppe) begehen: Halloween als Gruselfest, den Reformationstag und/oder: als Vergewisserung einer geistig-religiösen »Errungen- 3. Die Schüler/innen planen und feiern ein Klassenfest: schaft«. Dekoration: Selbst gestaltete Plakate, Girlanden, Wir sehen die beiden Feste nicht als Konkurrenz, denn es Kürbisse gibt bei Halloween keinen ursprünglich satanischen Essen und Trinken: Kürbissuppe, selbst gestaltete Hintergrund. Vielmehr zeugt der Name »All Hallows Eve« Pizzagesichter, bunte Muffins, von dem Versuch, ein ursprünglich heidnisches Fest, des- Gruselcocktails (z. B. Wald- sen Wurzeln vollkommen im Dunklen liegen, zu christia- meistersirup mit Sprudel ge- nisieren. (»Zur Geschichte von Halloween« s. S. 21) mischt, Eiswürfel, eine Kugel Insofern braucht man keine Angst vor Halloween zu Vanilleeis in einem Glas Cola, haben, sondern sollte dem Fest in einer Art »zweiter Na- Weingummischlange, die über ivität« begegnen und den Charakter des Spiels nicht den Rand des Glases ragt, durch zu viele intellektuelle Skrupel beschädigen. Strohhalm) Beim Reformationstag hingegen ist Intellektualität Spiele: Süßes und Saures mit verbun- durchaus angebracht: Hier sollte sorgsam überlegt wer- denen Augen probieren und den, wie die Botschaft vom gnädigen Gott in ihren viel- erraten fältigen Bezügen elementar und existentiell ansprechend KIM – Spiele mit Halloween- inszeniert und verständlich gemacht werden kann. Dazu Gummibärchen o. ä. 18 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Reformation als Unterrichtsthema Geld gab. Wie viel man für welche Übertretung tun mus- ste, bestimmte die Kirche. Sie hatte nach ihrem Selbst- Für den (evangelischen) Religionsunterricht ist es wich- verständnis einen Schatz an guten Taten, den sie an die tig, das Reformationsfest in den Blick zu nehmen. Das Menschen verteilen konnte, denen gute Taten (etwa als geschieht sinnvollerweise im Zusammenhang mit dem 31. Ausgleich für böse) fehlten. Oktober oder in einer Einheit, die sich mit konfessionel- len Gemeinsamkeiten und Unterschieden beschäftigt. Als die Kirche durch verschiedene Bauprojekte in Geld- Dabei ist es für das Grundschulalter in erster Linie wich- not geriet, führte sie sogenannte »Ablassbriefe« ein. Da tig, etwas über die Zeit und über die Tradition zu erfah- konnte man, anstatt zu beten oder den Armen Geld zu ren, in der der Reformationstag steht. Die für ein vertief- geben, direkt Geld an einen Priester bezahlen und bekam tes Verstehen des Reformationsfestes notwendige kogni- dann einen Schein, auf dem verzeichnet war, wie viele tive Auseinandersetzung mit der reformatorischen Tage oder Stunden Fegefeuer einem erspart blieben. Auch Entdeckung und ihren Konsequenzen für die Menschen verstorbene Menschen konnte man so aus dem Fegefeuer damals und heute kann erst in der weiterführenden Schu- erlösen. le erfolgen. Wir versuchen daher, die reformatorische Entdeckung der Martin Luther war nach einigen biographischen Wirrun- »Rechtfertigung allein durch den Glauben« zu elementa- gen Mönch geworden und quälte sich mit dem gängigen risieren, jedoch im historischen Kontext zu belassen. Die Gottesbild. Ihm war klar, dass er vor Gott eigentlich nie Bedeutung der Rechtfertigungsbotschaft für Menschen gerecht werden konnte, wie viel Gutes auch immer er tun unserer Zeit bildet ein Desiderat, das in späteren Jahr- würde. gangsstufen gefüllt werden kann. Durch die Lektüre der Bibel gelangte Martin Luther zu der Dennoch ist es aufgrund der Struktur und Geschichte die- Erkenntnis, dass mit der Gerechtigkeit Gottes nicht ses Festes nicht einfach, das Reformationsfest hand- gemeint sei: Jeder bekommt, was er verdient. Sondern: lungsorientiert zu unterrichten und zu feiern. Elisabeth Egal was Menschen tun; sie werden niemals gerecht. Gott Buck ist es gelungen, einen praktikablen Entwurf für schenkt ihnen die Gerechtigkeit, indem er die ungerech- einen handlungsorientierten Umgang mit dem Reforma- ten Menschen als gerecht ansieht. Und das geschieht, tionsfest in der Schule auszuarbeiten. Unser Beitrag wenn ein Mensch glaubt. Das heißt: Man kann sich nimmt eine Grundidee von ihr auf und entwickelt sie in Gerechtigkeit vor Gott nicht verdienen, sondern man etwas anderer Form weiter. kann sie nur geschenkt bekommen, und zwar indem man glaubt, also indem man Gott vertraut. Als er dies erkannt hatte, las Luther die Bibel in einem Hintergrundinformationen zum Reforma- völlig neuen Licht und entdeckte viele Stellen, die seine tionstag neue Erkenntnis stützten. Außerdem fiel ihm auf, dass zum Beispiel vom Fegefeuer und vom Papst als »Vertreter Der Reformationstag verbindet sich mit einer Art »Grün- Christi auf Erden« und auch von dem »Schatz der Kirche« dungslegende« der protestantischen Kirchen. gar nichts in der Bibel steht. Hintergrund war die mittelalterliche Angst der Menschen Um seine Erkenntnis mit den Gelehrten seiner Zeit zu dis- vor einem willkürlich strafenden Richtergott. Gott galt als kutieren, schrieb Luther 95 Thesen zum Ablass und zur Schöpfer der Welt und Wächter über das Gute in ihr. Er Gerechtigkeit Gottes auf. Ob er sie tatsächlich an die Tür war gut, allmächtig und gerecht. Die Bibel war eine der Schlosskirche von Wittenberg anschlug und erst Anleitung zum richtigen Leben. Wer den darin formulier- recht, ob dies am 31. Oktober 1517 stattfand, ist histo- ten Geboten Gottes Folge leistete konnte erwarten, jen- risch höchst fragwürdig. Die Legende sieht jedoch dieses seits der Freuden und Mühen des irdischen Lebens mit Datum vor, und deshalb feiern wir den Reformationstag ewiger Seligkeit belohnt zu werden. Wer gegen die Gebo- am 31. Oktober. te verstieß, musste hingegen mit Strafe rechnen – mit Luther hat seine Thesen wohl mehrfach abgeschrieben einer Reinigungszeit im Fegefeuer zum Beispiel. und an gelehrte Theologen seiner Zeit geschickt, um mit Gott galt als gerecht, weil er jedem das gab, was er für ihnen in einen wissenschaftlichen Diskurs über Gottes seinen Ungehorsam oder Gehorsam verdient hatte: den Gerechtigkeit und Gnade einzutreten. Durch den neu einen Lohn durch Seligkeit, den anderen Strafe durch erfundenen Buchdruck wurden diese Thesen sehr bald Höllenqualen. weit verbreitet und sorgten für großes Aufsehen. Wer seine Übertretungen bereute, konnte beichten und Was folgte, kennen wir alle: Anhörung und Prozesse durch Genugtuungsleistungen schon hier auf der Erde gegen Luther, politisches und theologisches Für und einen Teil seiner verdienten Strafe »abarbeiten«, zum Wider und schließlich eine Kirchenspaltung, die uns bis Beispiel durch Gebete oder indem er armen Menschen heute beschäftigt. 19 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Unterrichtsvorschlag 5. Erneute kurze Marktszenen mit Wanderprediger Das schwarze Tuch bleibt liegen. Der Wanderprediger glie- Ein Mitmachspiel zum Thema »Reformation«2 dert sich in das Marktgeschehen ein (evtl. Verkauf von Ablassbriefen). 1. Leben im Mittelalter (mittelalterliche Musik wird Martin Luther (ein/e Schüler/in oder die Lehrkraft) tritt eingespielt) herzu und hält seine Rede gegen den Wanderprediger und Die Kinder erkennen, um welche Art Musik es sich handelt seine Botschaft (M 1). und erörtern im Unterrichtsgespräch die Lebensumstände der Möglicherweise kann ein kleines Rollenspiel initiiert wer- Menschen im Mittelalter, einem Leben vor etwa 500 Jahren. den. Der Wanderprediger und die Marktbesucher/innen • kein elektr. Strom, keine Waschmaschinen, keine reagieren dann spontan auf die Worte Luthers (M 1). Autos, keine Medikamente, keine Impfungen etc. • Krankheit, Tod, Hungersnot werden als Strafe Gottes Im Unterrichtsgespräch werden die Entdeckung Martin gesehen. Luthers und die Folgen für das Leben der Menschen the- •… matisiert: »Kein Mensch kann durch eigene Kraft und durch Einhaltung der Gebote Gott recht sein« (Röm 2. Aus dem Leben des Martin Luther (Kindheit und 3,20). Gott liebt jeden Menschen bedingungslos. Jugend) • Auf das schwarze Tuch wird ein gelbes Tuch in Form Erzählungen oder Betrachten von Bilderbüchern oder einer Sonne gelegt. DVDs (s. Literaturangaben) zum Leben von Martin Luther • Die Kinder formulieren nach der Entdeckung und Rede und seiner Zeit. Insbesondere Eltern und Lehrer sind sehr Luthers Hoffnungs-/Erleichterungssätze aus der streng und strafen hart. Dies prägt das Bild von einem mittelalterlichen Rolle heraus. Diese werden auf gelbe zornigen und strafenden Gott. Tonpapierstreifen geschrieben und als Strahlen auf das schwarze Tuch gelegt. 3. Marktszene (pantomimisches Spiel zu mittelalter- • Abschließend werden die Sätze im Stehkreis reihum licher Musik) vorgelesen. Die Schüler/innen nehmen die Rollen verschiedener Men- • Luther animiert zum Singen: »Gottes Wort ist wie schen auf einem mittelalterlichen Markt ein und spielen Licht in der Nacht« (M 2). Marktszenen. Anschließend an diese Inszenierung könnte ein mittelal- Ein/e Schüler/in stellt den Wanderprediger dar, ein/eine terliches Klassenfest gefeiert werden: anderer/andere Martin Luther. Sie machen mit Trommel- schlägen auf sich aufmerksam und lesen den vorgegebe- 6. Wir feiern ein mittelalterliches Fest nen Text vor. • mit Musik (evtl. Tanz) • Es gibt Marktstände mit Fellen, Lederwaren, Tonwaren, • Essen und Trinken (Malzbier, Saft und Brot, Getreide- Kerzen und Stoffen sowie Gaukler und Bettler. Die brei, Suppe) Schüler/innen kaufen und verkaufen, spielen, betteln, • Spielen (mit Steinen oder Murmeln, Hüpf- und Ball- geben Almosen. spiele) • Der Wanderprediger kommt hinzu, steigt auf einen Stuhl und liest die »Ablassbotschaft« vor (M 1). Unterrichtsmaterialien zum Thema: Reformation (GS) 4. Ein schwarzes Tuch wird in die Mitte gelegt Die Kinder treten in einen Kreis um das Tuch herum. Im Video Unterrichtgespräch wird erörtert, was dieses schwarze Mittelalter-Maus (aus der »Sendung mit der Maus«) ab Tuch bedeuten könnte. sechs Jahre, 28 Min., Ev. Medienzentrale Kassel • Die Kinder formulieren Angstsätze, Sorgen und Nöte DVD aus der Perspektive von Menschen im Mittelalter. Wer schlug die Thesen an die Tür? Martin Luther und die Z. B.: »Das kann ich mir doch gar nicht leisten.« »Soll Reformation, aus der Reihe: Willis VIPs, 27 min., mit ich nun etwas zu Essen kaufen für meine Kinder oder Unterrichtsmaterialien für die Grundschule. das Geld lieber dem Mann dort geben?« Musik • Jeder Satz wird von der Lehrkraft mit einem Schlag Capella Antiqua Bambergensis: E DAME JOLIE, Knock Out auf ein Tamburin bekräftigt. Music Service. 20 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Anregungen und Kopiervorlagen Anmerkungen: Elisabeth Buck: Bewegter Religionsunterricht. Theoreti- 1 Vgl. Richter, Esther: Halloween in Kindergarten und Schule, sche Grundlagen und 45 kreative Unterrichtsentwürfe für in: Marquard, Reiner (Hg.): Halloween. Informationen, Anre- die Grundschule, Göttingen, 1997. ungen und Materialien für Schule und Gemeinde, Stuttgart Feil-Götz, Elvira u. a.: Martin Luther und seine Zeit, Stutt- 2005, 27-48, hier: 38-40. gart 1999. 2 Nach der Unterrichtseinheit »Trennendes und Verbindendes Bilderbücher zwischen den Kirchen wahrnehmen« von Elisabeth Buck: Neumann, Frank: Von Martin Luther den Kindern erzählt, Bewegter Religionsunterricht. Theoretische Grundlagen und Kevelaer 2008. 45 kreative Unterrichtsentwürfe für die Grundschule, Göttin- Martin Luther. Illustrationen von Elke Junker und Stefan gen 1997, 140 – 155, hier 140 – 148. Horst, 2. Aufl., Lahr 2009. 3 Text von Elisabeth Buck, a. a. O., 143. Zur Geschichte von Halloween Dazu gibt es nicht viel zu sagen, weil man nicht viel weiß. Gerade, wenn man im Internet nachliest, fällt auf: Einer schreibt vom anderen ab; wirklich bewiesen ist praktisch nichts. Satan jedoch hat seinen Ort in der Legende von Jack O’Lantern – dort erscheint er wie in Grimms Märchen auch als eine zu überlistende Gestalt, die am Ende eher lächer- lich dasteht als quasi-göttliche Züge anzunehmen. Es sieht so aus, als sei Halloween in Irland entstanden. Dort praktizierten keltische Druiden verschiedene Rituale rund um den Jahreswechsel, der in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November stattfand. Das Jahreswechselfest hatte den Namen »Samhain« – Sommerende. Viele Quellen behaupten, es habe sich dabei um einen Totengott gehan- delt. Den gab es möglicherweise auch, aber er spielte hier zunächst wohl keine Rolle. Es ging um den Jahreswechsel. Die Menschen löschten damals am Abend des 31. Oktober das Feuer in ihren Hütten; nachts wurde dann von den Drui- den ein heiliges Feuer entfacht, von dem jeder etwas mit nach Hause nahm und sein Feuer im Herd wieder anzündete. Die »Zwischenzeit« zwischen den Feuern und zwischen den Jahren galt auch als Zeit, in der Lebende und Tote einan- der begegnen. Man hatte Angst, dass die Toten zurückkehrten und sich einen Menschen suchten, den sie dann mit ins Totenreich nähmen. Deshalb machte man Lärm, um die Toten zu vertreiben und verkleidete sich selbst als Skelett, um nicht als Lebende/r erkannt zu werden. Mit der Eroberung durch die Römer, die ihre Feste mitbrachten, kamen neue Elemente zu den keltischen Festen hin- zu. Und mit der Christianisierung ergaben sich weitere Veränderungen. 837 legte Papst Gregor IV. den Feiertag Aller- heiligen auf den 1. November, um die Faszination, die Tod und Jenseits auf die Bevölkerung ausübten, auf die himm- lischen Heiligen hin zu kanalisieren. Etwa 200 Jahre später kam am 2. November der Allerseelentag hinzu; der Gedenk- tag für die verstorbenen Christinnen und Christen. Der Abend vor Allerheiligen wurde zu »All Hallows Eve« – mit der Zeit verschliffen zu Halloween. Durch die Auswanderung irischer und schottischer Menschen nach Amerika im 19. und 20. Jahrhundert kam Halloween in die USA, wo es kultiviert und zu einer Art Karnevalsfest wurde. Mitte der 90er-Jahre kehrte es durch die Globalisierung nach Europa zurück, wo es sich seitdem wachsender Beliebt- heit erfreut sicher auch deswegen, weil es ein lustiges Fest in einer langen festlosen und dunklen Zeit darstellt, in der zudem die Beschäftigung mit dem Tod eine lange Tradition hat (Ewigkeitssonntag). 21 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Material M1 Wanderprediger3 Männer und Frauen, Bauern und Kaufleute, Mägde und Knechte: Hört alle her! Gottes Strafgericht erwartet Euch alle! Gott straft schon jetzt durch Krieg, Pest und Hunger. Alle werdet Ihr in der Hölle braten! Keiner wird entrinnen. Es sei denn, Ihr wendet Euch ab von dieser Welt. Wenn Ihr in ein Kloster eintretet, wenn Ihr fastet und betet, kann es sein, dass Ihr vom Strafgericht verschont werdet. Wenigstens solltet Ihr für die Klöster Euer Geld spenden. Ihr seid gewarnt! Böses wird über Euch kommen, wenn Ihr Euer Geld nicht den Klöstern gebt! Martin Luther Was redet dieser Knilch dort nur für einen Unsinn! Männer und Frauen, Bauern und Kaufleute, Mägde, Knechte und hohe Herrschaften: Hört alle her! Gott liebt alle Menschen – so steht es in der Bibel. Ja, es stimmt: Wir alle sind Sünder. Wir alle machen vieles falsch. Aber Gott bestraft uns nicht dafür. Wer an Gott glaubt und ihn um Vergebung bittet, dem vergibt Gott gern. Hölle, Fegefeuer, Ablassbriefe – das sind alles Erfindungen der Kirche. 22 forum religion 3/2011
unterrichtsskizze Man will Euch Angst machen, damit ihr der Kirche Euer Geld gebt! Nichts davon steht in der Bibel. Lest es selbst, wenn Ihr könnt! In der Bibel steht: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn hingeschickt hat, damit er den Menschen zeigt, wie Gott ist, damit alle Menschen gerettet werden.« Wie ein liebender Vater ist Gott. Jawoll! Amen! M2 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (EG 572) 23 forum religion 3/2011
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