Ein Blick ins Schaufenster - parkraum
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Foto: Sanitätshaus Becker & Dreßler //////////// „Zeit zum Handeln“ — Teil 1 Ein Blick ins Schaufenster Im Schau- In den kommenden Ausgaben wirft die OT einen besonderen fenster prä- Blick auf den Fachhandel und nimmt die speziellen Gegebenhei- sentierte Pro- ten der Sanitätshäuser unter die Lupe: von der Kundschaft über dukte sollen die Produkte bis hin zur Beratung. Der erste Fokus gilt dabei Interesse und dem Schaufenster. Welche Bedeutung hat es, welche Funktio- Emotionen nen übernimmt es und wie lässt es sich gestalten, solange kein beim Kunden Poster die Sicht auf die Produkte versperrt? wecken. D enn Poster sind ein schlechtes Zeichen. Man sieht sie derzeit häufig an Eingängen von Apotheken oder auch in Schaufenstern von Buchhändlern: Poster, auf denen eine rierte Anordnung, z. B. durch den Einsatz von großflächigen Fotos oder Grafiken, ist dabei sehr wichtig“, erklärt Elke Park und verweist auf einen immer wieder begangenen Fehler: Branche mit schmissigen Sprüchen ihre Kunden davon zu „Viele Auslagen sind zu oft überladen.“ Daniel Brockschmidt überzeugen versucht, dass sie ihre Kopfschmerztabletten spricht gar von der „Wegrationalisierung des Schaufensters“, oder Krimis doch bitte nicht bei DocMorris oder Amazon kau- um bereits von der Straße aus den Blick auf das Wesentliche, fen mögen. An Schaufenstern von Sanitätshäusern finden sich konkret den Verkaufsraum, werfen zu können. Durch eine derlei Poster nicht. Noch nicht? Als etwa vor einiger Zeit Rolla- sinnvolle Platzierung kann es aber auch gelingen, Produkte, toren im Sortiment einer großen Kaufhaus-Kette auftauchten, z. B. ein ans Fenster gestelltes Pflegebett, als Verbindungsele- sorgte dies sogleich für Unruhe im Sanitätsfachhandel. ment zwischen Innen- und Außenperspektive einzusetzen. Es gibt Stammkunden, die aus Verbundenheit zum Ver- käufer oder aus Nostalgie – z. B. wegen der Glocke an der Ein- Gefühl von Kompetenz vermitteln gangstür – ihr Leben lang ihren Einkaufsgewohnheiten treu Gerade Häuser in der Nähe von Fußgängerzonen mit einer bleiben. Die große Mehrheit allerdings setzt andere Priori- im Vergleich zu Außenlagen erhöhten Anzahl an Laufkund- täten: Service und Fachkompetenz der Mitarbeiter, Auswahl schaft setzen bei der Produktauswahl gerne auf niedrig- der Produkte und vor allem der Preis an der Ladentheke. schwellige, rezeptfreie Waren. Kaum ein Schaufenster, das Nun ist der Sanitätsfachhandel keine klassische Laufkund- in den letzten zwei Jahren nicht Faszienrollen und Thera- schaftsadresse. Dementsprechend ist er in der Regel nicht Bänder in der Auslage platziert hatte. Wenn innenstadtnahe auf Haupteinkaufsstraßen, sondern insbesondere aufgrund Geschäfte mehr spontane Kunden anziehen wollen, müssen der rezeptpflichtigen Leistungen und Waren verstärkt in der gerade sie sich noch mehr Gedanken bei der Schaufensterge- Nähe von Krankenhäusern oder Gesundheitszentren zu fin- staltung machen. Dies betrifft z. B. den Dekorationswechsel den. „Sanitätshäuser sind extrem individuell. Was nützt mir zu den anstehenden Jahreszeiten. Sobald draußen verstärkt ein bodentiefes Schaufenster ohne Laufkundschaft“, betont die Sonne scheint, gehören Flip-Flops und Bademode ausge- Daniel Brockschmidt von Brockschmidt Visuals. Der Laden- stellt. Etwas anders gestaltet sich die Standortsituation in Au- baudesigner ist seit fast drei Jahrzehnten u. a. als Gestalter ßenlagen. Dort rät Elke Park dazu, verstärkt zu zeigen, was für Visuelles Marketing in der Branche tätig. Er trifft im Zuge man an hochwertigen Produkten im Angebot hat. „Wenn seiner Aufträge auf gänzlich verschiedene Typen von Inha- Sie einen Rollator ins Schaufenster stellen, dann sollte dies bern. Die einen scheuen vor allzu auffälligen Veränderungen nicht das Kassenmodell sein.“ Selbst moderne Prothesen, in der Ladengestaltung zurück. Sei es aufgrund des eigenen die nicht zur Massenware gehören, vermögen – stilbewusst Geschmacks oder fehlender Investitionsbereitschaft. Ebenso präsentiert – eine emotionale Wirkung auf den neutralen gibt es aber auch Firmeninhaber und Geschäftsführer, die Betrachter auszuüben und ein Gefühl von Kompetenz und ein offenes Ohr für die Vorschläge von externen Experten handwerklichem Know-how zu vermitteln. haben und bereit sind, Dinge anders anzugehen und neu zu Bereits der erste Blick, in diesem Fall ins Schaufenster, gestalten. Diesen Eindruck bestätigt Elke Park. Die Innenar- zeigt, dass es eine Vielzahl von kleineren und größeren Fak- chitektin und Inhaberin des Fachplanungsbüros Parkraum toren gibt, die sich auf die Wahrnehmung von Ladengeschäf- zählt eine Reihe an Sanitätsfachgeschäften zu ihren Stamm- ten auswirken. Jeder Inhaber setzt bei der Gestaltung andere kunden. Für sie übernimmt das Schaufenster selbst abseits Prioritäten, sei es aufgrund der Lage seines Geschäfts oder der von Toplagen eine relevante Funktion. „Das Schaufenster Auswahl seiner Produkte. gehört zum Visuellen Marketing des Unternehmens. Es sagt aus, was im Laden zu erwarten ist.“ Die OT möchte im Laufe der Serie „Zeit zum Handeln“ nicht nur Kleinere und mittelgroße Geschäfte sind in ihrer Pro- über den Sanitätsfachhandel reden, sondern auch mit ihm: über duktvielfalt allein schon aus Platzgründen begrenzt. Der die Platzierung der Waren, die Gestaltung der Kabinen und über Schwerpunkt im Geschäft sollte daher bereits in der Schau- die Ansprache an den Kunden im Geschäft sowie im Internet und fensterauslage kommuniziert werden. „Es geht darum, den in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns, wenn Sie uns an Ih- Kunden auf emotionaler Ebene anzusprechen. Eine struktu- ren Ideen und Vorstellungen teilhaben lassen. ■ 58 ORTHOPÄDIE TECHNIK 05/17
//////////// „Zeit zum Handeln“ — Teil 2 Wohlfühl-Oase Sanitätshaus In der Mai-Ausgabe der OT haben wir zum Start unserer Sonderserie „Zeit zum Handeln“ einen besonderen Blick ins Schaufenster des Sanitätsfachhandels ge- worfen. Ein freier Blick ins Geschäft, eine emotionale und hochwertige Waren- präsentation und eine saisonale Themengestaltung gehören demnach zu den Empfehlungen für ein attraktives und modernes Erscheinungsbild. Im nächsten Schritt betreten wir nun den Verkaufsraum. M arco Hammerstein, Geschäftsführer Vertrieb & Mar- keting DACH beim Hilfsmittelanbieter DJO Global, wies zuletzt im Rahmen der Expolife-Messe in Kassel dar- Kernthemen spezialisieren: „Man sollte sich in diesem Fall da- rüber klar werden, was die eigene Kernkompetenz ist und an welchen Produktgruppen man selbst am meisten Spaß hat.“ auf hin, dass die Zeiten, in denen der Sanitätsfachhandel re- Weniger radikal, aber ebenso sinnvoll sind Überlegun- lativ entspannt und konkurrenzlos vom Rezepte-Geschäft gen im Hinblick auf eine optimale Lagerung des Produkt- gelebt hat, mehr und mehr der Vergangenheit anzugehören sortiments abseits des öffentlichen Verkaufsbereichs. „Bei scheinen. Die regelmäßigen Übernahmen von Sanitätshäu- Gesprächen mit Inhabern frage ich konkret nach der La- sern führten z. B. zunächst zu einer Marktkonzentration und gersituation und wie oft der Standort eines Betriebs in der diese wiederum zu einem erhöhten Wettbewerbsdruck unter Woche z. B. vom eigenen Zentrallager mit neuer Ware belie- den Beteiligten. Zudem träten verstärkt externe Wettbewer- fert wird“, beschreibt Innenarchitektin Elke Park ihre Vorge- ber auf den Plan. „Der Markt ist groß und attraktiv. Dies hensweise bei der (Neu-)Gestaltung von Geschäftsräumen. weckt das Interesse des Einzelhandels“, erklärt Hammer- Die Inhaberin des Fachplanungsbüros Parkraum macht stein. Um der Konkurrenz entgegenzuwirken, rät er dem deutlich, dass es über die nüchterne Möblierung hinaus Fachhandel, sich als „Wächter der Kompetenz“ zu profi- einer adäquaten Konzeption bedarf. „Es geht darum, dass lieren. Gleichzeitig fordert der Geschäftsführer die Abkehr sich die angebotenen Produkte sinnvoll anordnen lassen.“ vom „Old-Fashion-Sanitätshaus“. Dabei gelte es, sich in die Kundensicht hineinzuversetzen, wenn dieser den Ladenraum betritt. „Die ersten drei Sekun- den sind entscheidend“, hebt Park die Bedeutung des ersten Regale sind kein Lager Eindrucks hervor und ergänzt: „Es ist elementar, eine Struk- „Old Fashion“, also altmodisch, was ist damit konkret ge- tur und Transparenz erkennen zu lassen.“ Die Bedeutung meint, und wie lässt sich dem eigenen Verkaufsraum ein einer sogleich sichtbaren Ordnung bestätigt auch Daniel modernes Äußeres verpassen? „Nur ein schöner Laden hilft Brockschmidt: „Wenn ich ein Sanitätshaus betrete, versu- nicht“, betont Ladenbaudesigner Daniel Brockschmidt von che ich mich zu fokussieren. Das Auge benötigt Ruhe und Brockschmidt Visuals. Er empfiehlt Inhabern, ihre Waren einen Impuls.“ und Leistungen fokussiert zu präsentieren. Häufig seien ge- rade Regale nicht aufgeräumt und mit Produkten überladen oder, noch unansehnlicher, mit Kartons vollgestellt. „Leeren „In der Kabine wird verkauft“ Sie Ihre Regale!“, so Brockschmidts Devise. Nicht zu vernachlässigen ist darüber hinaus die Gestaltung Auch an anderer Stelle ist seiner Ansicht nach weniger des Kabinenbereichs. In diesem geschützten Umfeld steckt letztlich mehr: „Die Kasse ist keine geeignete Fläche zur Prä- mehr Potenzial, als man zunächst denken mag. „In der Ka- sentation der Produkte. Hier wird der Einkauf am Ende nur bine wird verkauft!“, macht Innenarchitektin Park deut- noch abgeschlossen.“ Daniel Brockschmidt plädiert im Zwei- lich. Gerade hier ist es daher wichtig, eine Wohlfühlatmo- fel für eine Reduzierung des Sortiments. Dies könne z. B. da- sphäre herzustellen. In den in der Regel fensterlosen Räu- durch gelingen, dass sich Sanitätshäuser in ihrem Angebot auf men kommt der Lichtanordnung eine bedeutsame Rolle zu. Fotos [3]: RAS Team Melle/www.stratengo.de Beim Betreten des Sanitätshauses sollte sich Zusatz-Produkte lassen sich verkaufsför- Waren sind möglichst übersichtlich der Kunde schnell zurechtfinden können. dernd im Kabinenbereich präsentieren. anzuordnen. 62 ORTHOPÄDIE TECHNIK 06/17
CALL FOR Höhenverstellbare Liegen können den Komfort des Kunden verbessern. Vor allem aber sollten im Kabinenbe- PAPERS Beteiligen Sie sich aktiv am reich Verkaufsprodukte platziert wer- den. Zunächst erhalten sie vom Kun- Weltkongress der OTWorld 2018 den eine erhöhte Aufmerksamkeit, während er auf die Bedienung durch den Verkäufer wartet. Anschließend kann der Verkäufer im Zuge seiner Beratung direkt auf (Zusatz-)Produk- „Welten verbinden“ ist das Leitmotiv der OTWorld. te hinweisen. Als Ergänzung von Der interdisziplinäre Austausch rund um die optimale Produktpräsentationen kommen Versorgung des Patienten steht dabei im Mittelpunkt. Großfotos in Aluminiumspannrah- men oder Monitore in Frage. Wichtig Ob Vortrag, Fallstudie oder ePoster, wissenschaftlich oder ist, dass der Kunde sich während der handwerklich: Bewerben Sie sich für die Teilnahme am Wartezeit nicht langweilt und unge- Programm des Weltkongresses und tragen Sie aktiv zu duldig wird. Denn dies führt schnell diesem Austausch bei! zu einem Verlust des Wohlfühlens, der unmittelbaren Kaufbereitschaft Beitragseinreichungen werden zu den folgenden und in letzter Konsequenz gegebe- Themen erbeten: nenfalls sogar zu der Entscheidung, beim nächsten Anlass ein anderes Sa- • Prothetik • Reha-Technik nitätshaus aufzusuchen. • Orthetik • Sport und • Fuß und Schuh / Sportmedizin Selbstanalyse Orthopädieschuhtechnik • Traumarehabilitation Damit dieses Szenario nicht eintritt, analysieren Sie als Inhaber Ihr Sani- • Rehabilitation • Freie Themen tätshaus. Sind Ihre Produkte sinnvoll angeordnet? Wie ist Ihr Kabinenbe- reich gestaltet? Selbst kleine Anpas- sungen können positive Auswirkun- gen auf die Wahrnehmung der Kun- den haben. Bei aller attraktiven Gestaltung der Ladenräume gibt es für Kunden allerdings einen Aspekt, der noch mehr Einfluss auf deren Besuchs- resümee hat: die freundliche und kompetente Beratung durch die Sa- Deadline zur Beitragseinreichung: nitätshaus-Mitarbeiter. Mehr dazu 17. September 2017 – Einreichungen in der kommenden Ausgabe. ausschließlich online unter: www.ot-world.com/abstracteinreichung. Die OT möchte im Laufe der Serie „Zeit zum Handeln“ nicht nur über den Sa- nitätsfachhandel reden, sondern auch mit ihm: über die Platzierung der Wa- ren, die Gestaltung der Kabinen und über die Ansprache des Kunden im Ge- schäft sowie im Internet und in den sozi- alen Netzwerken. Wir freuen uns, wenn Sie uns an Ihren Ideen und Vorstellun- gen teilhaben lassen. Internationale Fachmesse und Weltkongress Michael Blatt 15. – 18. Mai 2018, Leipziger Messe ORTHOPÄDIE TECHNIK 06/17 63 www.ot-world.com
Unternehmen /// „Zeit zum Handeln“ — Teil 3 Kundenbindung durch Kompetenz Auf seinem Weg zum Produkt hat unser imaginärer Sanitätshauskunde zunächst – entweder im Vorbeigehen oder mit einem bestimmten Kaufinteresse bzw. einem Rezept – einen Blick ins Schaufenster des Sanitätshauses geworfen. Sodann hat er das Ladenlokal betreten, sich einen Überblick über das Produkt- portfolio verschafft, sich von der Dekoration inspirieren lassen und sich in der Kabine durch interessante Eyecatcher die Wartezeit verkürzt. Im 3. Teil unserer Serie „Zeit zum Handeln“ kommt es nun zum Kontakt mit dem Mitarbeiter. Patient, Kunde oder hen“, plädiert Ladenbaudesigner Daniel Brockschmidt von Gast? Der Sanitäts- Brockschmidt Visuals für einen Mentalitätswechsel. „War- hausbesucher kann um sagt man sich nicht auch mal, dass man den teuersten verschiedene Rollator im Sortiment verkaufen möchte?“ Eine ähnliche Rollen einnehmen. Einstellung vertritt auch Elke Park: „Beim Verkauf eines Hilfsmittels gibt es zahlreiche Nebenprodukte, die man zu- Foto: Martin Klindtworth sätzlich anbieten kann.“ Mitarbeiter fördern In erster Linie sollte die Geschäftsführung die oben skizzier- te „Business-Mentalität“ vorleben und auf vielfältige Art an Die Rollenbesetzung im Sanitätsfachhandel ist nicht statisch ihre Mitarbeiter weitergeben, etwa durch klassische Fortbil- – ein Besucher ist mal Patient, mal Kunde, mal Gast. Ihm dungsprogramme mit verkaufsschulenden Elementen. Da- gegenüber schlüpft der Mitarbeiter wahl- und wechselweise mit sich ein Kunde im Sanitätshaus beim Verkäufer gut auf- in die Rolle eines Verkäufers, eines Beraters und in Einzelfäl- gehoben fühlt, muss sich der Mitarbeiter im eigenen Unter- len auch in die eines Vertrauten. Julia Kaufmann, Geschäfts- nehmen ebenfalls wohlfühlen. Gestaltungsfreiräume, flache führerin der Marktforschungs- und Beratungsagentur Kauf- Hierarchien und Talentmanagement gehören ebenso zu ei- mann & Kirner, hebt in diesem Zusammenhang hervor, ner modernen Unternehmensphilosophie wie das Vorleben dass für einen zufriedenen Sanitätshausbesucher das Preis- von Führungsleitsätzen und eine transparenten Kommuni- Leistungs-Verhältnis bei der Kaufentscheidung zwar von Be- kations- und Besprechungskultur. Je höher die Mitarbeiter- deutung sei. Allerdings habe das Feedback von Kunden ge- motivation, desto größer die Chance, dass sich die Begeiste- zeigt, dass eine kompetente Beratung kombiniert mit einem rung für ein Produkt auf den Kunden transferieren lässt. Aus freundlichen Auftreten des Mitarbeiters noch größeren Ein- gutem Grund tragen z. B. auch Verkäufer ohne Sehschwäche fluss auf die Zufriedenheit des Gasts habe. Die in der heutigen in Brillenfachgeschäften häufig eine Brille als modisches Ac- Konsumgesellschaft nicht selten gelebte „Geiz-ist-geil“-Men- cessoire. Im Sanitätshaus könnten Mitarbeiter etwa von ih- talität hat den Sanitätsfachhandel also offenbar noch nicht ren eigenen positiven Erfahrungen mit dem Gebrauch von gänzlich erfasst. Allerdings sei Geschäftsinhabern und ihren Faszienrollen berichten. Mitarbeitern dringend zu empfehlen, eine kaufmännischere Mit einer Kombination aus fachlicher Expertise und so- Mentalität als in der Vergangenheit zu vertreten. zialer Kompetenz gilt es für den Sanitätsfachhandel, die ei- gene Stammkundschaft zu erhalten und auszubauen. Dies gelingt u. a. durch ein regelmäßiges Angebot kostenloser Se- Zurückhaltung ablegen minare oder die Einräumung eines Rückgaberechts. Innenarchitektin Elke Park, die als Inhaberin des Fachpla- Letztlich geht es bei den Sanitätshäusern längst nicht mehr nungsbüros Parkraum zahlreiche Sanitätshäuser bei der Ge- um eine Konkurrenzsituation zwischen stationärem und di- staltung ihrer Verkaufsräume berät, bestätigt das ihrer An- gitalem Handel. Vielmehr sollte ein Sanitätsfachgeschäft in sicht nach häufig zu zurückhaltende Auftreten des Perso- Betracht ziehen, in beiden Sphären präsent zu sein, um der nals im Sanitätsfachhandel und hat dafür eine plausible Erwartungshaltung der Kunden auch in Zukunft gerecht zu Erklärung: „Früher haben viele Sanitätshäuser sich als rei- werden. Mehr zu diesem Thema in der kommenden Ausgabe. ner Versorger verstanden. Mitarbeiter besaßen im positiven Sinne ein ,Helfersyndrom‘, interpretierten ihre Rolle aber Sind Sie Inhaber eines Sanitätsfachgeschäfts und haben Sie Ihre neben der Beratungsleistung zu wenig als Verkäufer.“ In Verkaufsfläche bereits auf das Internet ausgedehnt? Beschäftigen Zeiten, in denen Kaufhausketten Rollatoren anbieten, Dis- Sie einen eigenen Social-Media-Manager oder betreiben Sie sogar counter Blutdruckmessgeräte verkaufen und das Internet einen YouTube-Kanal? Wir freuen uns, wenn Sie mit uns in Kon- als 24-Stunden-Marktplatz präsent ist, müssen die Betriebe takt treten und Ihre positiven wie negativen Erfahrungen teilen. jedoch umdenken: „Der Sanitätsfachhandel muss sich dem Einzelhandel anpassen und aktiver auf den Kunden zuge- Michael Blatt 58 ORTHOPÄDIE TECHNIK 07/17
//////////// „Zeit zum Handeln“ — Teil 4 Filiale rund um die Uhr geöffnet Foto: Jüttner Orthopädie Das Schaufenster ist attraktiv gestaltet, die Waren im Verkaufsraum kreativ präsentiert und der Mitarbeiter professionell ausgebildet – drei Faktoren, die für den stationären Sanitätsfachhandel von großer Bedeutung sind. Doch was ist, wenn der Kunde nicht bereit ist, den Weg ins Geschäft auf sich zu nehmen? Wenn er womöglich aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nur eingeschränkt mobil ist oder seine Arbeitszeiten unter der Woche einen Besuch während der Öff- Für die Jüttner Orthopädie hat der nungszeiten nicht zulassen? Hier kommt im 4. Teil unserer Serie eigene Internetauftritt den Status einer „Zeit zum Handeln“ das Internet ins Spiel. zusätzliche Filiale. N och wird der meiste Umsatz in der Gesundheitsbranche im stationären Handel getätigt. Für die Zukunft prognostizie- ren Experten allerdings eine weitere Zunahme des Onlinehan- aus dem eigenen Betrieb veröffentlicht, auf Veranstaltungen hinweist oder Tipps für die Versorgung bestimmter Krank- heitsbilder vermittelt. Marketingleiter Tim Wohlleben von dels. Wer für die Zukunft gewappnet sein möchte, sollte mindes- der Jüttner Orthopädie KG erklärt den Anspruch des eigenen tens über eine aktuelle und lebendige Homepage verfügen, im Unternehmens: „Wir möchten ein Ratgeber für die Kunden besten Fall sogar über eine Onlineshop-Variante. sein und ihnen mögliche Lösungsansätze für ihre Beschwer- „Die eigene Website ist mittlerweile oft der Ausgangspunkt den anbieten.“ Für ihn sei es etwa ein Ansatz, Krankheitsbil- für einen Besuch des stationären Handels“, verweist Tim Wohl- der durch Kundengeschichten lebensnah und nicht zu wis- leben, Abteilungsleiter Marketing der Jüttner Orthopädie KG, senschaftlich erklären zu wollen. auf die herausgehobene Bedeutung einer professionellen Inter- netpräsenz. Wohlleben geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die Website muss den Status einer Filiale bekommen, um „Call to action!“ die sich ein Filialleiter und weitere Mitarbeiter täglich küm- Konkret kaufmännisch interessant wird es schließlich, wenn mern.“ Das eigene Engagement zahlt sich für das Mühlhäu- an die eigene Homepage zusätzlich ein Onlineshop ange- ser Unternehmen aus. So hat Jüttner nicht nur seine Zugriffs- schlossen ist. Über diesen Shop kann ein Sanitätshaus rezept- zahlen steigern können, sondern 2016 den Marketingpreises freie Produkte übersichtlich präsentieren, ihre Verwendung „Leonardo Award“ in der Kategorie „Bester Internet-Auftritt“ erklären und sie im besten Fall direkt verkaufen und an den gewonnen. Empfänger versenden. Von Vorteil ist dabei, wenn sich Sani- tätshäuser aus Gründen der Warenlogistik an die Plattform eines Großhändlers angedockt haben: Wird ein Kunde von Visitenkarte des Unternehmens der Homepage eines Unternehmens auf die Shop-Plattform Doch wie sollte eine nutzerfreundliche Homepage gestaltet weitergeleitet, bekommt er davon in der Regel kaum etwas sein? Zunächst einmal muss sich ein Besucher der Website mit. Denn die Seite, von dessen Homepage aus er den Shop intuitiv zurechtfinden. Hier sind leicht verständliche Rubri- erreicht, wird automatisch mit dem Label des Sanitätshauses ken, die von der Startseite aus zu den jeweiligen Themenbe- „gebrandet“, von dessen Homepage aus er den Shop erreicht. reichen führen, von großer Bedeutung. Wichtige Angaben Die Vorteile für den Käufer liegen auf der Hand: Ein Online- wie Kontaktmöglichkeiten oder Standorte und Öffnungszei- shop ist 24 Stunden am Tag erreichbar, es kommt zu keinen ten der stationären Filialen sollten direkt ins Auge fallen. Ein Wartezeiten, und Produktinformationen lassen sich direkt sinnvoll abgestimmter Einsatz hochwertiger Fotos lässt den von zu Hause oder von unterwegs abrufen. Die Einrichtung Firmenauftritt im Netz zudem frisch und modern wirken. einer Telefonhotline oder sogar einer Online-Chat-Funkti- „Bei der Konzeption oder Neugestaltung von Geschäftsräu- on seitens des Unternehmens stärkt den Service-Anteil und men rate ich den Sanitätsfachhändlern stets dazu, professio- erhöht die Wahrscheinlichkeit eines „Call to action!“, das nelles Bildmaterial für die eigene Website anfertigen zu las- heißt, einer aktiven Folgereaktion des Kunden – wie die Auf- sen. Denn die Fotos sind im Netz die Visitenkarte des Unter- gabe einer Bestellung oder auch den Besuch einer stationä- nehmens“, betont Innenarchitektin Elke Park vom Fachpla- ren Filiale. So schließt sich der Kreis von Online und Offline. nungsbüro Parkraum. Die Präsenz eines Unternehmens im Internet sollte aber Je mehr Aktivität auf einer Website herrscht, desto besser nicht auf die eigene Website beschränkt sein, sondern auch stehen die Chancen auf eine hohe Platzierung beim wichti- Social-Media-Aktivitäten mit einschließen – zum Dialog mit gen Faktor „Google-Suche“. Die Zugriffszahlen können z. B. den Kunden oder der Ankündigung neuer Produkte und Ver- durch einen eigenen Firmenblog gesteigert werden, in des- anstaltungen. Mehr Informationen zu Facebook, Instagram sen Rahmen ein Unternehmen Berichte und Geschichten und Co. erhalten Sie in der kommenden Ausgabe. ■ 54 ORTHOPÄDIE TECHNIK 08/17
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