HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451

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HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
GESCHICHTE DER FLUGMEDIZIN

HILFE AUS DER LUFT

Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
Jacob Frank Stössela, b

    Zusammenfassung                                                        Vorbemerkung
                                                                           Die Wehrmacht ist als Erfüllungsgehilfin eines ver-
    In allen kriegerischen Auseinandersetzungen bestand
                                                                           brecherischen Regimes anzusehen, die folgenden Aus-
    Bedarf an medizinischer Versorgung von Verletzten. Mit
                                                                           führungen sollen in keiner Weise eine Unterstützung
    der rasant zunehmenden Technisierung des Krieges,
                                                                           des Autors für die Wehrmacht oder entsprechendes
    besonders im 20. Jahrhundert, stiegen die Anforderun-
                                                                           Gedankengut symbolisieren. Die Ausführungen ent-
    gen an Versorgung und Evakuierung von Verwundeten
                                                                           standen im Kontext einer medizinhistorischen Promo-
    ganz erheblich. Durch Nutzung neuer Technologien
                                                                           tion zu neurochirurgischen Lehrfilmen des Zweiten
    wurde versucht, Verletzte rasch einer ärztlichen Be-
                                                                           Weltkrieges. Sie wurden universitär in medizinhis-
    handlung zuzuführen. Hierzu wurde zum ersten Mal im
                                                                           torischer und -ethischer Hinsicht begleitet und geprüft.
    Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) auch das
    Flugzeug eingesetzt, dessen Nutzung zunächst nur
    sporadisch erfolgte, bis dann beginnend mit dem Spa-
                                                                           Die Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg
    nischen Bürgerkrieg (1936–1938) die institutionalisier-
    te Nutzung von Flugzeugen zum Verwundetentransport
                                                                           Als Geburtsstunde des organisierten Verwundetentrans-
    umfassend Einzug hielt.
                                                                           portes können die napoleonischen Kriege angesehen
    Während des 2. Weltkrieges wurden Flugzeuge nicht
                                                                           werden. Hier wurden zum ersten Mal Kutschen mit Fe-
    nur zum Transport von Verletzten genutzt, sondern
                                                                           derung eingesetzt, die explizit für den Zweck des Ver-
    auch zur schnellen Verbringung spezialisierter Sanitäts-
                                                                           wundetentransportes gebaut wurden. Im amerikanischen
    einheiten, wie den „hirnchirurgischen Bereitschaften der
                                                                           Sezessionskrieg verwendete man vor allem zweirädrige
    Luftwaffe“; auch die US-amerikanische Armee begann
                                                                           Fuhrwerke. Von einer flächendeckenden Einführung
    1941, Flugzeuge in großem Maße als Transportmittel
                                                                           konnte allerdings keine Rede sein; Verwundete mussten
    für Verletzte zu nutzen.
                                                                           teilweise durch eilig herangezogene Zivilisten oder sogar
                                                                           ihre Angehörigen zu den Lazaretten verbracht werden.
    Schlüsselwörter: MedEvac; 2. Weltkrieg; hirnchirurgi-
                                                                           Im Krieg von 1866 wurde von preußischer Seite erstmals
    sche Bereitschaften der Luftwaffe; Ju 52; Tönnis
                                                                           vermehrt die Eisenbahn zum Abtransport der Verwunde-
                                                                           ten eingesetzt [2, S.19].
    Keywords: MedEvac; Second World War; neurosurgi-
                                                                           Der erste Lufttransport von Verwundeten fand wohl im
    cal units of the airforce; JU-52; Toennis
                                                                           Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 statt. Ins-
                                                                           gesamt 160 Verletzte wurden während der Belagerung
                                                                           von Paris durch deutsche Truppen von französischen
1   Die hier präsentierten Ergebnisse wurden zum Teil im Rahmen der        Beobachtungsballons evakuiert. Ab 1909 erfolgten in den
    Recherchen zu einer Dissertationsarbeit des Autors zum Thema „Ope-
    rative Versorgung von Schussverletzungen des Gehirns im Frontbe-       USA erste Experimente zur Nutzung von Luftfahrzeugen
    reich“ am Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg erzielt.     zum Krankentransport, nachdem kurz zuvor der motori-
a   Sanitätsunterstützungszentrum Hammelburg
                                                                           sierte Erstflug der Gebrüder Wright die Technologie des
b   Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Geschichte der   Flugzeuges erst auf den Plan gerufen hatte. Man dachte
    Medizin                                                                daran, einen Mediziner, der gleichzeitig als Pilot fungier-

    204                                                                                                              WMM 2022 – 66(5)
HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
GESCHICHTE DER FLUGMEDIZIN

                                                             Abb. 1: Beladen einer Ju 52 mit Verwundeten auf einem Flugplatz im
                                                             Großraum Dnjepropetrowsk in der heutigen Ukraine (oberes Bild) und
                                                             in Russland im Winter 1941/1942 (unteres Bild)
                                                             Neben den großen Flugzeugen des Typs Ju 52 nutzte man auch klei-
                                                             nere Luftfahrzeuge wie den „Fieseler Storch“. Dieser konnte auch auf
                                                             Behelfslandeflächen starten und landen und im umgebauten Zustand
                                                             bis zu zwei Schwerverletzte aufnehmen, sie wurden hauptsächlich an
                                                             den Kriegsschauplätzten Nordafrikas und der damaligen Sowjetunion
                                                             eingesetzt [1, S. 52].

te, für den Lufttransport einzusetzen, verwarf diese Idee    schen Bürgerkrieges von 1936–1938 wurden
allerdings rasch wieder [3, S. 6ff.].                        Verwundete mit Ju 52-Transportflugzeugen nach Italien
                                                             und Deutschland ausgeflogen, die durchschnittliche
Erster Weltkrieg                                             Flugzeit betrug bis zu zehn Stunden [4, S. 358ff.]. Basie-
                                                             rend auf den dort gemachten Erfahrungen erfolgte hin-
Der Verwundetentransport im Ersten Weltkrieg erfolgte        sichtlich der Auswirkung des Lufttransportes auf Patien-
hauptsächlich auf dem Landweg (auch mittels Eisen-           ten erste medizinische Forschung. So erschien im Mai
bahn) und teilweise mit Lazarettschiffen. Grundsätzlich      1939 ein Artikel von SCHALTENBRAND, in welchem der
bestand das Ziel, möglichst alle Verwundeten in ein Hei-     Lufttransport für neurochirurgisch verletzte Patienten der
matlazarett zu transportieren und dort abschließend zu       Wehrmacht dargestellt wurde [7, S. 210f.]. Hieraus wur-
versorgen; eine frontnahe Versorgung sollte Leichtver-       den Postulate entwickelt, von deren Umsetzung man sich
letzten vorbehalten sein [1, S. 28]. Die frontnahe chirur-   vor allem eine Reduktion des Auftretens erhöhten Hirn-
gische Versorgung erfolgte vor allem in den Hauptver-        druckes und damit verbundener Prolapsneigung bei of-
bandsplätzen und Feldlazaretten der Divisionen und im        fenen Schädelverletzungen versprach. Folgendes wurde
Verlauf auch in Kriegslazaretten [5, S. 329ff.]. Während     gefordert:
des Ersten Weltkrieges fanden erste Versuche mit Sani-
tätsflugzeugen statt, über Einzelfälle kamen diese jedoch     •   Vermeidung großer Höhen
nicht hinaus [3, S. 6f.].                                    •   Sauerstoffgabe bei Flügen in größerer Höhe, kein
                                                                 Flug über 3 000 m Flughöhe,
Zweiter Weltkrieg                                            •   Unterstützung des Kreislaufes durch Strophantinin-
                                                                 jektion,
Noch am Vorabend des Zweiten Weltkrieges gab es in-          •   kein Verschluss von bestehenden Schädelöffnungen,
stitutionalisierte Bemühungen, den Lufttransport von Ver-    •   Vermeidung großer operativer Eingriffe vor dem Luft-
wundeten zu organisieren. Bereits während des Spani-             transport,

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GESCHICHTE DER FLUGMEDIZIN

•     Röntgenaufnahme des Schädels vor Transport und                  Idealerweise waren diese Verwundeten bereits vorope-
•     schonende (langsame) Durchführung von Auf- und                  riert und sollten nun in heimatnahe Lazarette oder
      Abstieg bei nachgewiesener Luft im Ventrikelsystem.             Fachlazarette, beispielsweise für Augen- oder Hirnver-
                                                                      letzungen, überführt werden. Kontraindikationen für
Die Bedeutung des Lufttransportes für den bevorstehen-                den Transport waren schwererer Schockzustand oder
den Krieg wird in folgendem Zitat von TÖNNIS und SEI-                 Allgemeininfektion, Tetanus sowie „frische Lungen-
LER deutlich [7, S. 208]:                                             schüsse mit Eröffnung des Thorax“. Gefordert wurde
                                                                      die Ausstattung der Sanitätsflugzeuge mit Heizung,
„Im modernen Krieg spielt der Verwundeten- und Kran-                  Verbandsmaterial, Medikamenten und vor allem Sauer-
kentransport im Flugzeug eine große Rolle, weil die                   stoff, da die verwendeten Luftfahrzeuge –vornehmlich
beste Versorgung schwer Verletzter stets die schnelle                 vom Typ Ju 52 – nicht über eine Druckkabine verfügten
Unterbringung in Spezialkliniken ist. Das gilt besonders              [10].
für die Hirnverletzten. Bei der wahrscheinlich weitge-                Nach zeitgenössischen Quellen wurden während des
hend gelockerten Kriegsführung und den durch die                      „Polenfeldzuges“ insgesamt rund 2 500 Patienten mit
Luftkämpfe weit ins Landesinnere getragenen Kampf-                    Luftfahrzeugen transportiert, von denen lediglich 4 ver-
handlungen wird es nicht darauf ankommen, solche                      storben sein sollen. Die weitaus größte Zahl an Patienten
Spezialkliniken bei Feldlazaretten zu haben, sondern                  wurde mit normalen Transport- und nicht in speziell aus-
es genügen wenige Zentralstellen für ein ganzes Reich,                gerüsteten Sanitätsluftfahrzeugen geflogen, bei denen
zu denen ein schneller Zubringerdienst besteht.“                      in der Regel keine oder keine ausreichende Sauerstoff-
                                                                      versorgung verfügbar war [1, S. 53; 8]. Neben dem Trans-
Während des deutschen Überfalls auf Polen wurde zum                   port über große Entfernung versprach man sich vor allem
ersten Mal im großen Maße die „Beförderung von Ver-                   von der Verlegung von Patienten mit speziellen Verlet-
wundeten oder Kranken mit Sanitätsflugzeugen“ durch-                   zungsmustern deren bessere Versorgung. Insbesondere
geführt und hierfür ärztliche Leitlinien aufgestellt. Als             Kiefer- und Hirnverletzte wurden bevorzugt ausgeflogen,
bevorzugte Patienten betrachtete man vor allem solche                 da eine frontnahe adäquate Versorgung meist nicht mög-
mit Verletzungen der Augen, des Kiefers, des Schädels,                lich war. Für deren Behandlung sowie für weitere Krank-
des Rückenmarks sowie von Blase und Mastdarm.                         heitsbilder wurden sogenannte „Sonderlazarette“ ge-
                                                                      gründet, so beispielsweise das Luftwaffenlazarett in
                                                                      Berlin für die Versorgung neurochirurgisch Verwundeter
                                                                      [11, S. 6].

                                                                      Transport von Spezialpersonal
                                                                      Neben der Nutzung des Luftfahrzeugs als Transportmit-
                                                                      tel für Verwundete wurde es auch zur Verbringung von
                                                                      spezialisierten Operationsabteilungen, den sogenannten
                                                                      „hirnchirurgischen Bereitschaften der Luftwaffe“ einge-
                                                                      setzt. Deren Ziel war es, in einem frontnahen Lazarett
                                                                      der Luftwaffe die definitive operative Versorgung von
                                                                      „Hirnverletzten“ sicherzustellen, während sich die vor-
                                                                      geschalteten sanitätsdienstlichen Einrichtungen eher mit
                                                                      der allgemeinen Stabilisierung und Wundversorgung be-
                                                                      fassten. Personell waren diese Bereitschaften mit einer
                                                                      Stärke von 115 Angehörigen des Sanitätsdienstes – hie-
                                                                      runter einem Chefarzt, 3 Chirurgen, 2 Neurologen und je
                                                                      einem Ophthalmologen, Otologen, Kieferchirurgen und
                                                                      Pathologen – in der Lage, ein breites Spektrum von Kopf-
                                                                      verletzungen zu versorgen. In Verbindung mit bis zu 105
                                                                      Soldaten als Unterstützungspersonal – hiervon allein 35
                                                                      Kraftfahrern – und einer umfangreichen materiellen Aus-
                                                                      stattung inklusive Zeltausrüstung sollten die Bereitschaf-
                                                                      ten in der Lage gewesen sein, bis zu drei Hirnoperationen
                                                                      gleichzeitig durchzuführen. Insgesamt vier dieser Bereit-
Abb. 2: Bis zu 2 Verwundete konnte der Fieseler Storch transpor-
                                                                      schaften waren neben neurochirurgischen Sonderlaza-
tieren. Das obere Bild zeigt den „Storch“ auf einem Feldflugplatz im   retten mit der spezialisierten Versorgung von Kopfver-
Großraum Dnjepropetrowsk, das untere bei der Aufnahme von Ver-        letzten betraut. Obwohl die hirnchirurgischen
wundeten in Russland 1944.
                                                                      Bereitschaften zur Luftwaffe gehörten, stammten mehr

    206                                                                                                        WMM 2022 – 66(5)
HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
GESCHICHTE DER FLUGMEDIZIN

als 90 % der versorgten Verwundeten aus dem Heer [11,                 Verwundetenabtransportes in übergeordnete Behand-
S. 5f.]. Insgesamt wurden schätzungsweise 5–8 % aller                 lungseinrichtungen auch bei einer hohen Anzahl an Ver-
Hirnverletzten durch diese spezialisierten Abteilungen                wundeten leistungsfähig zu halten. Spätestens ab dem
versorgt; die übrigen durchliefen die reguläre Versorgung             Winter 1941/1942 kam der Sanitätsdienst an der „Ost-
des Heeres [9, S. 66].                                                front“ dann an seine Grenzen. Durch den Verlust von
                                                                      Sanitätseinrichtungen sowie die horrenden Verlustzahlen
Lufttransport eher die Ausnahme                                       von bis zu 426 000 Soldaten pro Monat in der Spitze [6,
Die zunehmende Nutzung von Luftfahrzeugen zum Ver-                    S. 6] brach dieses System zusammen und vor allem be-
wundetentransport soll allerdings nicht darüber hinweg-               helfsmäßige Transporte ohne sanitätsdienstliche Beglei-
täuschen, dass die Mehrzahl aller Verwundeten wie auch                tung waren an der Tagesordnung.
schon im Ersten Weltkrieg mit Lazarettzügen, Lastwa-
gen, Pferdekarren oder Lazarettschiffen abtransportiert               Entwicklung in den USA
wurden [5, S. 341]. Konzeptionell versuchte man, die                  Basierend auf historischen Beobachtungen begann auch
Sanitätsorganisation durch das System des schnellen                   die US-amerikanische Luftwaffe – damals als United
                                                                      States Army Air Forces (USAAF) Teil des Heeres – Über-
                                                                      legungen zur Nutzung von Luftfahrzeugen für diesen
                                                                      Bereich anzustellen. Im November 1941 wurde die erste
                                                                      Lufttransporteinheit mit insgesamt 12 zweimotorigen und
                                                                      18 einmotorigen Luftfahrzeugen aufgestellt. Bereits im

                                                                      Abb. 4: In den USA wurden bereits Anfang der 1940er Jahre die
                                                                      ersten Drehflügler auch für den Verwundetentransport erprobt und
Abb. 3: Das Luftfahrzeug C-47 (andere Bezeichnungen: DC 3,            eingesetzt. Das obere Bild zeigt eine Sikorsky R-4b bei der Erpro-
Dakota) war das „Arbeitspferd“ der USAAF (Bild oben); mit der C-47    bung zur Bergung von Verwundeten auf See. Der erste erfolgreiche
wurden die meisten Flüge der Berliner Luftbrücke 1948 durchgeführt.   MedEvac-Einsatz mit Drehflügler erfolgte mit einer Sikorsky Y-4b am
Bis zu 24 Verwundete konnten transportiert werden. Das untere Bild    26. April 1944 in Burma. Das untere Bild zeigt den Piloten Lieutenant
zeigt die Flight Nurse Lieutenant Aleda Lutz während eines Trans-     Carter Hartmann (links im Bild) mit seinem Team der 1st Air Command
ports in Nordafrika 1943.                                             Group.

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HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
GESCHICHTE DER FLUGMEDIZIN

Januar 1942 wurden zum ersten Mal im großen Maße                Die daraus erwachsene Erkenntnis, dass nach einer Erst-
Verwundete ausgeflogen, hier war es während der Er-              versorgung im Sinne einer Damage Control Surgery die
richtung des „Alaska Highway“ durch amerikanische               damit gewonnene Zeit zum Transport in ein optimal für
Pioniereinheiten zu größeren Verletztenzahlen gekom-            die jeweilige Verwundungsart geeignetes Krankenhaus
men.                                                            (möglichst im Heimatland des Betroffenen) genutzt wer-
Die ersten frontnahen Evakuierungen fanden vor allem            den muss, bestimmt auch die heutigen sanitätsdienstli-
im südostasiatischen Raum statt. So wurden beispiels-           chen Einsatzgrundsätze. Die technischen Möglichkeiten,
weise die Verwundeten der amerikanischen Offensive              die bis zur Anwendung der extrakorporalen Membrano-
auf Guadalcanal vornehmlich auf dem Luftweg evakuiert.          xygenierung (ECMO) im Fluge reichen, eröffnen damit
Insgesamt wird geschätzt, dass im Jahr 1942 circa 12 000        auch bei schwersten Verletzungen neue Chancen für
amerikanische Soldaten mittels Lufttransport evakuiert          Patientinnen und Patienten.
wurden [4, S. 358ff.].
Neben der Nutzung von Transportluftfahrzeugen wie der           Literatur
C-47 zeigte sich auch auf amerikanischer Seite rasch die
                                                                1.  Behrendt KP:(2003). Die Kriegschirurgie von 1939–1945 aus der
Bedeutung von besonders zu diesem Zweck ausgebil-
                                                                    Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten
detem Personal. Griff man ursprünglich noch auf klas-               Weltkrieg. Diss. med. Freiburg 2003; , letzter
                                                                    Aufruf 26. Februar 2022.
so begann ab September 1942 die erste Ausbildung von
                                                                2. Bopp C: Alfred Schönwerth (1865–1941) Ein Münchner Chirurg in
medizinischem Personal dezidiert für den Lufttransport,             der Nachfolge von Johann Nepomuk von Nußbaum. Diss. med.
deren erster Einsatz im Dezember 1942 in Nordafrika                 München 2005; , letzter Aufruf 26. Februar 2022.
erfolgte. Die so aufgestellten Einheiten, „Medical Squa-
                                                                3. Dorland P, Nanney J: Dust Off: Army Aeromedical Evcacuation in
dron Evacuation Transport“ genannt, setzten sich aus                Vietnam. Washington, D.C.: Center of Military History United States
einzelnen Teams zusammen, jedes bestand aus einem                   Army 2008; , letzter Aufruf 26. Februar 2022.
Arzt, bis zu je sechs Krankenschwestern und Sanitätern.
                                                                4. Link MM, Coleman HA: Medical Support Of The Army Air Forces In
Die weltweit erste Schule für den luftgebundenen Patien-            World War II. Washington, D.C.: Office of the Surgeon General, USAF
tentransport wurde am 25. Juni 1943 in den USA ge-                  1955; , letzter Aufruf 26. Februar 2022.
gründet [4, S. 366ff.].
                                                                5. Möller T: Der deutsche Sanitätsdienst in den beiden Weltkriegen.
Generell gab es in der Konzeption des amerikanischen                Aufgaben und Leistungen. Würzburger medizinhistorische Mittei-
Verwundetentransportes keine dezidierten Sanitätsluft-              lungen 1990; 8: 325–349.
                                                                6. Overmans R: Menschenverluste der Wehrmacht an der „Ostfront“.
fahrzeuge, wie dieses beispielsweise im Sanitätswesen
                                                                    Dokumentationsstelle Dresden der Stiftung Sächsische Gedenkstät-
der Wehrmacht der Fall war. Viel eher nutzte man vor-               ten et. al. 2010 – Gefallen. , letzter Aufruf 26. Februar 2022.
                                                                7. Schaltenbrand G: Über die Wirkung des Flugtransportes auf Hirnver-
che mit speziell angefertigten Tragehalterungen ausge-
                                                                    letzte. Der Deutsche Militärarzt – Zeitschrift für die gesamte Wehr-
stattet wurden. Diese Praxis brachte jedoch die Gefahr              medizin 1939; 5: 208–211.
des Abschusses mit sich, da diese Luftfahrzeuge nicht           8. Tönnis W: Der Lufttransport von Verwundeten und Kranken als ärzt-
                                                                    liches Problem. Der Deutsche Militärarzt – Zeitschrift für die gesamte
mit dem Roten Kreuz als Sanitätseinrichtung markiert
                                                                    Wehrmedizin 1940; 12: 5–7.
waren und somit als Kriegsziel bekämpft werden durften.         9. Tönnis W: Ärztliche Richtlinie für die Beförderung von Verwundeten
                                                                    oder Kranken mit Sanitätsflugzeugen (5. Januar 1943). Berlin: Archiv
Erste Drehflüglereinsätze                                            der Max-Planck-Gesellschaft, II. Abt., Rep. 20B, 119.
                                                                10. Tönnis W: Jahre der Entwicklung der Neurochirurgie in Deutschland:
Neben der Nutzung von Flächenluftfahrzeugen fanden                  Erinnerungen / Wilhelm Tönnis / Bearb. u. erg. von Klaus-Joachim
– allerdings in kleinerem Rahmen – auch die ersten He-              Zülch. Berlin, Heidelberg: Springer 1984.
likopter für den Verwundetentransport Verwendung. De-           11. Tönnis W, Seiler J: Erfahrungen in der Versorgung und Nachbe-
                                                                    handlung von Schädel-Hirn-Verletzungen des Zweiten Weltkriegs
ren erste erfolgreiche Nutzung außerhalb von Versuchen              (E. Goetz, H.-H. Rauschelbach, Hrsg.). Arbeit und Gesundheit 1980:
fand im April 1944 in Burma statt [4, S. 374ff.]. Sie sollten       N.F., H. 93.
wenige Jahre später in Korea (1950–1953) als das we-
sentliche primäre Rettungsmittel erstmals in einem Krieg        Manuskriptdaten
erhebliche Bedeutung erlangen.
                                                                Zitierweise
                                                                Stössel J: Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis
Schlussbemerkung                                                1945. WMM 2022; 66(5): 204-208.

                                                                DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-13
Der Einsatz von Luftfahrzeugen für den Patiententrans-
port erlangte im Zweiten Weltkrieg zunehmende Bedeu-
                                                                Verfasser
tung. Neben geeigneten Luftfahrzeugen erwies sich               Leutnant SanOA Jacob Frank Stössel
dabei die Verfügbarkeit von für AirMedEvac speziell aus-        Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg
gebildetem Sanitätspersonal als entscheidend für die            Oberer Neubergweg 10a, 97074 Würzburg
                                                                E-Mail: stoessel.jacob@gmail.com
erfolgreiche Auftragserfüllung.

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HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451 HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451 HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451 HILFE AUS DER LUFT Nutzung von Luftfahrzeugen zum Verwundetentransport bis 19451
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