Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Die Seite wird erstellt Arvid Brüggemann
 
WEITER LESEN
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Hochwasserrisikomanagement
im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Hochwasserrisikomanagement
im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

                         im sächsisch-tschechischen Grenzraum         Die Projekte STRIMA und STRIMA II hatten das Ziel, genau diese
                         überqueren zahlreiche Gewässer die           Zusammenarbeit im sächsisch-tschechischen Grenzraum zu stär-
                         Staats-, Regions- und Kommunalgren-          ken. Insbesondere auf der kommunalen Ebene wurde eine lang-
                         zen und wie wir aus Erfahrung wissen,        fristige Kooperation etabliert. Es ist außerdem gelungen, Metho-
                         kennen Hochwasser keine politischen          den und Möglichkeiten zu entwickeln, potentielle Schäden vorab
                         oder administrativen Grenzen. Erst in        zu ermitteln und darauf angepasste Maßnahmen zur Schadens-
                         diesem Jahr mussten wir ein Hochwas-         minderung zu identifizieren und zu bewerten. Diese wertvollen
                         ser erleben: Im Juni 2020 verursachten       Erkenntnisse möchten wir nun Kommunen sowie den Bürgerin-
                         langanhaltende Regenfälle Über-              nen und Bürgern beiderseits der Grenze zur Verfügung stellen.
                         schwemmungen in weiten Teilen                Mit dieser Broschüre geben wir Ihnen einen Überblick über die
Tschechiens und Ost-Sachsens. Auch das tschechische Projektge-        Ergebnisse und wertvollen Instrumente, die in den letzten Jahren
biet um Frýdlant und das Tal der Smědá waren betroffen. Inner-        grenzüberschreitender Zusammenarbeit in STRIMA und STRIMA
halb von 24 Stunden waren im Isergebirge mehr als 100 Liter           II entstanden sind. Ich möchte Sie ermutigen, diese zu nutzen
Regen pro Quadratmeter gefallen. Die heftigen Regenfälle führ-        und Ihre Eigenverantwortung für die Vorsorge gegenüber Über-
ten auch in der Lausitzer Neiße auf deutscher und polnischer          schwemmungen ernst zu nehmen.
Seite zu einem regionalen Hochwasser. Unsere tschechischen
Nachbarn hat es härter getroffen: Millionenschäden sind ent-
standen, Menschenleben mussten beklagt werden.

Es handelte sich um ein typisches Hochwasserereignis für die Gewäs-   Norbert Eichkorn,
ser im Grenzraum: starke Regenfälle verursachen hohe Fließge-         Präsident des Sächsischen Landesamtes
schwindigkeiten und bedingen kurze Vorwarnzeiten. Einen absolu-       für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
ten Schutz vor Überschwemmung kann es nicht geben. Jeder
Einzelne hat daher eine große Verantwortung, sowohl für die eigene
Schadensvorsorge als auch für seine Umgebung. Das Verhalten und
die Maßnahmen an einem Ort haben oft große Auswirkungen auf
seine Nachbarn. Die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen
Nachbarn – auch über Grenzen hinweg – bringen große Chancen
mit sich, denn die Gefahren sind gemeinsam besser zu bewältigen.

                                                                                                                                    1
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

    “ Zieldes integrierten Hochwasserrisiko-
     managements ist die größtmögliche Ver-
     meidung, Verminderung oder Begrenzung
     des Hochwasserrisikos.“
             Dr. habil. Uwe Müller, Sächsisches Landesamt für
                        Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

2
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Inhalt

Vorwort											                                                                         1

Die Projekte STRIMA und STRIMA II								                                               4–5
Sächsisch-Tschechisches Hochwasserrisikomanagement

Wie groß kann der Schaden werden – und wie können wir ihn mindern?		                    6–7

Minderung von Hochwasserschäden an Wohngebäuden				 8 – 9

Minderung von Hochwasserschäden an technischen Infrastrukturen			 10 – 11

Minderung von Hochwasserschäden an Landnutzungen				  
                                                     12 – 13

Kommunikation des Hochwasserrisikos			                 				 14 – 19

                                                                                                            3
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Die Projekte STRIMA und STRIMA II
Sächsisch-Tschechisches Hochwasserrisikomanagement

    STRIMA                                                     STRIMA II
    Laufzeit: 04 / 2013 – 02 / 2015                            Laufzeit: 06 / 2017 – 12 / 2020

    Partner:                                                   Partner:
    Sächsisches Landesamt                                      Sächsisches Landesamt
    für Umwelt, Landwirt-                                      für Umwelt, Landwirt-
    schaft und Geologie                                        schaft und Geologie

    Agentur für regionale                                      Agentur für regionale Entwicklung
    Entwicklung in Liberec                                     in Liberec

                                                               Leibniz-Institut für ökologische
                                                               Raumentwicklung
    Landeshauptstadt Dresden,
    Umweltamt
                                                               Jan-Evangelista-Purkyně-Universität
                                                               Ústí nad Labem

                                                               Tschechische Technische Universität in Prag

    Förderung:                                                 Förderung:
    Das Projekt wurde gefördert vom Ziel 3-Programm zur För-   Das Projekt wurde gefördert vom Interreg V A - Programm
    derung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit 2007–        zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit,
    2013 zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechi-      Ahoj sousede – Hallo Nachbar, 2014 – 2020 zwischen dem
    schen Republik.                                            Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik.

4
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Die Projektpartner aus STRIMA und STRIMA II haben sich zusammenge-
                                                                              Folgende Schwerpunkte hat sich die
schlossen, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit speziell auf
                                                                              Partnerschaft IN STRIMA II GESETZT:
kommunaler Ebene zu intensivieren und eine regelmäßige und langfris-
tige Kooperation der beiden Nachbarn zu etablieren. Ein Schwerpunkt des
Projektes STRIMA lag auf der Weiterentwicklung wissenschaftlicher
Methoden für die Ermittlung von potentiellen Schäden durch Hochwasser.                    Minderung von Hochwasser-
                                                                                          schäden an Wohngebäuden
Mit dem Nachfolge-Projekt STRIMA II werden die Ergebnisse aus STRIMA wei-
terentwickelt und ergänzt. STRIMA II will die Schadensvorsorge bei Hochwas-
ser und Starkniederschlägen verbessern und das Bewusstsein der Bevölke-
rung, auch in nicht durch Hochwasser geprägten Zeiten, aufrecht erhalten.                 Minderung von Hochwasser-
                                                                                          schäden an Infrastrukturen

                                                                                          Minderung von Hochwasser-
                                                                                          schäden an Landnutzungen

                                                                                          Kommunikation
                                                                                          des Hochwasserrisikos

Projektteam bei einem Treffen in Dresden.

                                                                                                                        5
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Wie groSS kann der Schaden werden … ?

Einen absoluten Schutz gegen Hochwasser gibt es nicht. Jede
Hochwasserschutzeinrichtung und mit ihr die dahinter gele-
genen Gebäude, Infrastruktureinrichtungen sowie andere
Landnutzungen können überschwemmt werden. Die dabei
potentiell entstehenden Schäden lassen sich berechnen.

Wie hoch die entstehenden Schäden an Gebäuden, Verkehrswe-
gen, Fließgewässern, land- und forstwirtschaftlich genutzten
Flächen sind, hängt nicht nur von der Dauer und Höhe des Hoch-
wassers ab, sondern vor allem von der Lage (Exposition) sowie
der Beschaffenheit der untersuchten Struktur: bei Gebäuden,
Gewässer- und Verkehrsinfrastrukturen sind die verwendeten
Materialien, die Art, das Alter und deren Zustand entscheidend.
Für Umweltschutzgüter sowie land- und forstwirtschaftlich
genutzte Flächen sind Geländeneigung, Bodenbeschaffenheit,
Art der Vegetation bzw. der Feldfrucht sowie die Jahreszeit von
entscheidender Bedeutung.

6
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

... und wie können wir ihn mindern?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Strategien die potentiel-      Mit dem Wissen um die potentiellen Schäden, können auch die Wir-
len Schäden durch gezielte Vorsorge an Gebäuden, Infrastruk-        kungen von Hochwasserschutzmaßnahmen und baulichen Anpas-
turen oder außerhalb des bebauten Umfelds zu mindern! Die           sungen berechnet werden. Die Ergebnisse dieser Berechnungen
Wirkungen verschiedener Hochwasserschutz- und -vorsorge-            können für Gebäude und Infrastrukturen als Grundlage für schnelle
maßnahmen für Gebäude, Infrastrukturen und landwirtschaft-          und präzise Schadensprognosen, für Wirtschaftlichkeitsbetrach-
liche Flächen wurden in STRIMA II untersucht und analysiert.        tungen der Schutz- und Vorsorgemaßnahmen sowie als Datenbasis
                                                                    für Schadenserfassungs- und Informationssysteme dienen.
 Drei Strategien für den Umgang mit Hochwassergefahren
                                                                    Für Landwirte können sie eine Grundlage für die Auswahl der
 im bebauten Umfeld sind beispielsweise:
                                                                    Fruchtfolge oder der Bewirtschaftungsmethode sein oder die
                    Ausweichen                                      Identifikation von geeigneten Orten für kleinräumige Retentions-
                    Am besten entstehen Bauwerke dort, wo           maßnahmen unterstützen.
                    sie vom Wasser nicht erreicht werden
                    können. Auch durch Anpassung der Hö-
                    henlage, z. B. durch Aufständern oder             Auch außerhalb
                    Aufschütten des Geländes kann dem                 des bebauten Um-
                    Wasser ausgewichen werden.                        felds gibt es zahl-
                    Widerstehen                                       reiche Möglichkei-
                    In einem hochwassergefährdeten Gebiet,            ten, Hochwasser-
                    können bauliche Maßnahmen schützen:               folgen zu mindern
                    z. B. potentielle Eintrittswege für Wasser in     und damit Schä-
                    Gebäude sicher verschließbar gestalten.           den zu minimieren.
                    Bauwerke müssen auftriebssicher ausge-            Zum Beispiel mit möglichst naturnahen Gewässern und Ein-
                    führt und gegründet sein.                         zugsgebieten: Ein strukturiertes, breites Gewässerbett mit
                                                                      Auen bremst die Fließgeschwindigkeit und lässt das Wasser
                    Anpassen                                          frühzeitig dort über die Ufer treten, wo die Schäden gering
                    Nicht immer lässt sich der Eintritt von Was-      sind. Versickert ein großer Teil des Niederschlagswassers vor
                    ser verhindern. Gute Vorbereitung, geeig-         Ort – ob auf dem Feld, auf dem Gründach oder im hauseige-
                    nete Baumaterialien und angepasste Nut-           nen Garten – verlangsamt sich der Abfluss zum Gewässer.
                    zungen (in Gebäuden) können Schäden               Die Hochwassergefahr wird verringert. Gleichzeitig wird
                    mindern.                                          die biologische Vielfalt erhöht.

                                                                                                                                      7
Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Minderung von Hochwasserschäden an Wohngebäuden

Welche baulichen Lösungen zur Hochwasservorsorge                    wählten baulichen Vorsorgemaßnahmen ermöglicht. Fachplaner/
sind für mein Gebäude geeignet und wie erziele ich die              innen, Hauseigentümer/innen und Betroffene gewinnen so einen
größte Wirkung? Mit FLOOD.Bi können Fachplaner/innen,               ersten Überblick zur Wirkung verschiedener Vorsorgeoptionen.
Hauseigentümer/innen und Betroffene diese Fragen nun                FLOOD.Bi ist in das Umweltdatenportal iDA (interdisziplinäre
beantworten!                                                        Daten und Auswertungen) des LfULG eingebunden, welches
                                                                    bereits ein weitreichendes Angebot an sächsischen Umweltdaten
An Gebäuden lässt sich das Risiko für Hochwasserschäden unter       bereitstellt. Gleichzeitig konnte für das Tool das Design der Nut-
anderem durch vorausschauende Planung und verschiedene              zeroberfläche modifiziert und das Datenangebot an den grenz-
bauliche Anpassungen verringern. Trotz einer Vielzahl von Infor-    übergreifenden Kontext angepasst bzw. erweitert werden.
mationsmaterialien in diesem Themenbereich werden die Maß-
nahmen zur Schadensminderung durch die Betroffenen und              Im Rahmen von STRIMA II konnte FLOOD.Bi für ausgewählte Teil-
Eigentümer/innen selten oder nur zögerlich umgesetzt. Dies          bereiche des sächsisch-tschechischen Programmgebiets erstellt
liegt mitunter an fehlenden Werkzeugen mit denen sich die Wir-      werden. Perspektivisch soll es flächendeckend für Sachsen und
kungen und Effekte der vielen individuellen und kombinierbaren      die Bezirke Karlovy Vary, Liberec und Ústí ausgebaut werden,
Lösungen betrachten lassen, bevor mit der eigentlichen Planung      soweit die Datenverfügbarkeit gewährleistet ist.
und Umsetzung begonnen wird.
                                                                                                              Verantwortliche Partner:
Mit FLOOD.Bi wurde ein webbasiertes Tool geschaffen, welches         Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
auf Basis der Auswahl eines Gebäudes Informationen zu Hochwas-                  und Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung
sergefahren bereitstellt sowie Analysen zu Risiken und zu ausge-

                                                                    Weitere Informationen zu FLOOD.Bi finden Sie auf der Seite des
                                                                    Landeshochwasserzentrums: www.umwelt.sachsen.de/
                                                                    umwelt/infosysteme/lhwz/hochwasser-was-kann-ich-tun.html

Beispiel für den wasserdichten Verschluss von Öffnungen, hier mit
Hilfe eines mobilen Dammbalkensystems (Vordergrund) (Strategie
“Widerstehen”).

8
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Simulation von Hochwasserschäden und Minderungs-                  die Aufwendungen zur Schadensbeseitigung kalkuliert. Dies ist
maßnahmen an Gebäuden: Funktionsweise des Infor-                  mit einer ingenieurgemäßen, gutachterlichen Vorgehensweise
mationstools FLOOD.Bi                                             vergleichbar und eröffnet gleichzeitig die Möglichkeit, die Wir-
                                                                  kungen der baulichen und technischen Minderungsmaßnahmen
Kernelement von FLOOD.Bi ist das R2-Modul des IÖR, welches        einzubeziehen.
die Daten- und Berechnungsgrundlagen für die gebäudebe-
zogenen Analysen der Hochwasserrisiken und der Wirkung bau-       Die in der Webanwendung erweiterte Funktionalität des
licher Vorsorgeoptionen beinhaltet. Als methodische Grund-        Ansatzes nutzt katalogisierte, bauliche Musterlösungen mit
lage wird hierfür der IÖR-Ansatz mit seiner typologischen         deren analysierten, monetären Wirkungen. Die Verknüpfung
Gebäudecharakterisierung und synthetisch ermittelten Scha-        dieser Musterlösungen mit den synthetischen Schadens-
densfunktionen genutzt. Kennzeichen für den synthetischen         funktionen erlaubt dann die individuelle Kombination von
Ansatz ist die virtuelle, stufenweise Flutung der Gebäude.        Maßnahmen für den Ist- und den Planzustand sowie die Charak-
Anhand der baukonstruktiven und haustechnischen Gegeben-          terisierung der Schadensminderung. Darüber hinaus kann auf
heiten werden dabei für jede Stufe die potentiellen Schadens-     Basis einer monetären bzw. auch baulichen Bewertung der
mechanismen identifiziert, Sanierungsleistungen festlegt und      Optionen die Auswahl geeigneter Lösungen unterstützt werden.

Das Informationstool FLOOD.Bi nutzt synthetische Schadensfunktionen des IÖR zur Abschätzung der Wirkungen von Bauvorsorgemaß-
nahmen. Die drei grundlegenden Strategien der Vorsorge verdeutlichen die charakteristischen Veränderungen der Funktionen und die
Wirkung der Bauvorsorge auf die Verletzbarkeit der Gebäude.

                                                                                                                                   9
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Minderung von Hochwasserschäden an technischen Infrastrukturen

Hochwasserschäden an Verkehrsinfrastrukturen                          geographische Rahmenbedingungen auf das Ausmaß der Schä-
Im Hochwasserfall entstehen die Schäden nicht nur an                  den haben, wurden Straßenaufbauten und typische Schadens-
Gebäuden oder landwirtschaftlichen Nutzungen, sondern                 bilder untersucht. So konnten Schädigungsmechanismen nach-
auch an Verkehrsinfrastrukturen. Hier ist die Relevanz gleich         vollzogen und Anpassungspotenziale ermittelt werden. Hierfür
in mehrfacher Hinsicht gegeben: Neben den baulichen                   wurde eine Methode entwickelt, die die Verletzbarkeit von Ver-
Schäden führen die Überflutungen hier zu Verkehrsbehin-               kehrswegen anhand der Anfälligkeit der Deckschichtbauwei-
derungen, wodurch die Erreichbarkeit von Risikogebieten               sen gegenüber Hochwassereinwirkungen und der jeweiligen
für Hilfskräfte und Evakuierungsmöglichkeiten von Betrof-             Zustandsmerkmale bewertet und dabei die Art der Gelände-
fenen eingeschränkt sein können.                                      anbindung berücksichtigt. Genauer untersucht wurden Pilotge-
                                                                      biete im Stadtgebiet von Dresden und Frýdlant: Anhand von vor-
Insbesondere an kleinen Gewässern oder in Mittelgebirgsregio-         Ort-Kartierungen konnten exemplarische Maßnahmen zur
nen, in denen Straßenverläufe in schmalen Tälern unmittelbar          Schadensminderung identifiziert werden.
an das Gewässer grenzen bzw. sich im Überflutungsbereich
befinden, kann es durch Unter- oder Überspülungen in Abhängig-                                  Verantwortlicher Partner: Leibniz-Institut
                                                                                                      für ökologische Raumentwicklung
keit der Strömungsintensität zu massiven Schäden kommen. Um
herauszufinden, welchen Einfluss bauliche Spezifikationen oder

Typische Schadensbilder und Darstellung der Verletzbarkeit an Straßenverkehrsinfrastrukturen im potentiellen Überflu-
tungsbereich der Smědá bei Frýdlant

10
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Hochwasserschäden an Gewässerinfrastrukturen                    der Intensität des Hochwasserereignisses Schadensmechanis-
Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurden Fließgewässer          men initiiert, die Schäden an den vorhandenen Bauweisen her-
zur Landgewinnung, zur Sohl- und Uferstabilisierung sowie       vorrufen können. Im Rahmen einer wirkungsanalytischen Heran-
zum Hochwasserschutz stetig verbaut, begradigt und in           gehensweise konnten im Projekt typische Schadensbilder den
ihrer hydraulischen Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Im        repräsentativen Typen verschiedener Bauweisen zugeordnet
Hochwasserfall sind gerade diese Eingriffe häufig Grund für     sowie schadensrelevante Randbedingungen in Gewässerab-
erhebliche Schäden außerhalb der Gewässer. Zeitgleich           schnitten identifiziert werden, die das Schadensausmaß zusätz-
sind die Verbauungen oft selbst beschädigt und müssen           lich beeinflussen. Diesem Ansatz folgend wurden Anpassungs-
aufwendig wieder in Stand gesetzt werden.                       optionen systematisiert und in einem Leitfaden mit Maßnah-
                                                                mensteckbriefen untersetzt, um geeignete Werkzeuge bereit
Sohl- und Uferbauweisen müssen in ihrer jeweiligen Ausführung   zu stellen, mit denen das Schadenspotential an Fließgewässern
bestimmte Funktionen erfüllen, sowie erhöhten Abflüssen und     in Zukunft nachhaltig minimiert werden kann.
den damit einhergehenden Beanspruchungen standhalten – ins-
besondere an kleinen Gewässern mit großem Längsgefälle. Beim    		                      Verantwortlicher Partner: Leibniz-Institut
Überschreiten von Belastungsgrenzen werden in Abhängigkeit                                    für ökologische Raumentwicklung

Uferverbau in Massivbauweise und wilder Verbau | Visualisierung von schadensrelevanten Randbedingungen und Verletzbarkeit in
den Fallstudiengebieten

                                                                                                                               11
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Minderung von Hochwasserschäden an Landnutzungen

Hochwasser stellt auch für die Landwirtschaft eine ernstzu-
                                                                  Studie zu Hochwasserschäden
nehmende Gefahr dar, da durch den Klimawandel mit einer
                                                                  auf landwirtschaftlicher Fläche
Zunahme von Häufigkeit und Intensität schadensträchtiger
                                                                 Der Ansatz berücksichtigt die Verletzbarkeit einzelner Frucht-
Ereignisse zu rechnen ist. Bei bisherigen Untersuchungen
                                                                 arten und die jahreszeitliche Entwicklung der Pflanzen zum
wurden ökonomische Schäden an landwirtschaftlichen Nutz-
                                                                 Eintrittszeitpunkt des Hochwasserereignisses. Daneben wer-
pflanzen selten betrachtet oder nur mittels grober Schät-
                                                                 den die Überflutungshöhe und die -dauer bei der Schadenser-
zungen einbezogen. Daher wurden im Projekt Ansätze ent-
                                                                 mittlung berücksichtigt. Auf Grundlage solcher Schadenspro-
wickelt, mit denen sich landwirtschaftliche Schäden durch
                                                                 gnosen lassen sich Empfehlungen für eine Schadensminderung
Überflutungen detailliert ermitteln lassen.
                                                                 durch geeignete Bewirtschaftung ableiten (z. B. Empfehlun-
                                                                 gen für eine Graslandnutzung in tiefergelegenen Auenberei-
Neben direkter Beeinträchtigung und Zerstörung von Nutz-
                                                                 chen). Zudem ist es möglich, potentielle Ausgleichsleistun-
pflanzen sind auch andere Schadensmechanismen für die Land-
                                                                 gen zu schätzen oder ökonomische Schäden bei
wirtschaft relevant. So kommt es bei Starkregenereignissen
                                                                 Deichrückverlegungen oder in Flutpoldern zu ermitteln. Die
häufig zu einer erhöhten Bodenerosion. Dabei wird der humose
                                                                 Ergebnisse sind insbesondere für Landwirte und Landwirt-
Oberboden abgeschwemmt und in der Folge stehen den Pflanzen
                                                                 schafts- bzw. Wasserbehörden von Interesse.
weniger Nährstoffe zur Verfügung. Andernorts, wo das Boden-
                                                                      		               Verantwortlicher Partner: Leibniz-Institut
material abgelagert wird – zum Beispiel auf Verkehrswegen,
                                                                                              für ökologische Raumentwicklung
im Fließgewässer oder in Rückhaltebecken werden Kosten zur
Beseitigung verursacht. Mit vergleichsweise geringfügigen
Änderungen der Bewirtschaftung, etwa dem Pflügen quer zum
Hang oder der Anlage von Fließbarrieren (Grünstreifen, Hecken,
Mulden, Gewässerschutzstreifen) lassen sich negative Effekte
vermindern. Die Akzeptanz solcher naturbasierten Lösungen
zum Erosions- und Hochwasserschutz wurde in einem tschechi-
schen Untersuchungsgebiet untersucht.

                                                                 Beispiel einer Hochwasserschadenskarte für den Monat Juni unter
                                                                 Verwendung fruchtartenspezifischer Schadensfunktionen (der
                                                                 Gesamtschaden für dieses Beispiel beträgt 634 kEUR)

12
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Katalog der naturnahen                                              Wirtschaftliche Bewertung der naturnahen
HochwasserschutzmaSSnahmen                                          HochwasserschutzmaSSnahmen
Es existieren zahlreiche Maßnahmen, um die negtiven Auswir-         In der Tschechischen Republik steht die Umsetzung von natur-
kungen von Hochwasserereignissen zu verringern. Die Syner-          nahen Hochwasserschutzmaßnahmen vor einigen Herausfor-
gieeffekte zwischen Maßnahmen zum naturnahen Hochwas-               derungen. Insbesondere das geringe Bewusstsein für die
serschutz sind hierbei von hoher Bedeutung, um das Wasser           Bedeutung dieser Maßnahmen stellt ein Problem dar. Dies
durch geeignete Bewirtschaftung in der Landschaft zu halten.        spiegelt sich meist in unzureichender öffentlicher Unterstüt-
Um diese Synergieeffekte zu nutzen, wurde der „Katalog der          zung, Förderung und Umsetzung der Maßnahmen wider. Die
naturnahen Hochwasserschutzmaßnahmen“ entwickelt. Er                wirtschaftliche Bewertung von Maßnahmen kann genutzt
ist sowohl für Kommunen und Wasserbehörden als auch für             werden, um das Bewusstsein zu schärfen und ihre Umsetzung
die breitere Öffentlichkeit nützlich. Für jede Maßnahme werden      zu fördern. Im Rahmen des Projekts wurde das Grundgerüst
Funktion, Platzierungsmöglichkeiten, Kosten und weitere             für eine wirtschaftliche Bewertung von naturnahen Hoch-
Aspekte des ökologischen Nutzens beschrieben. Er ist ein hilf-      wasserschutzmaßnahmen entwickelt und durch eine Pilot-
reiches Werkzeug für die Landschaftsgestaltung oder -ver-           aktion im Flusseinzugsgebiet der Oleška getestet. Die Bewer-
besserung, und dient ebenso der Entscheidungsunterstüt-             tung umfasst neben den Kosten und Nutzen auch andere, vor
zung. Eine Übersicht über Fördermöglichkeiten zu den                allem nicht-finanzielle Auswirkungen, die einen erheblichen
Maßnahmen ist online verfügbar: http://voda.arr-nisa.cz.            Einfluss auf die Umwelt und die Lebensqualität haben. Das
 Verantwortliche Partner: Tschechische Technische Universität in    Verfahren basiert auf dem Konzept der Ökosystemleistungen
               Prag, Agentur für regionale Entwicklung in Liberec   und der finanziellen Bewertung von Nutzen. Die Ergebnisse
                                                                    der Fallstudie von Oleška zeigen, dass Investitionen in natur-
                                                                    nahe Hochwasserschutzmaßnahmen für die gesamte Gesell-
                                                                    schaft von Nutzen sein können.
                                                        <
                                                        Karte       		                  Verantwortlicher Partner: Jan-Evangelista-
                                                        des                                   Purkyně-Universität Ústí nad Labem
                                                        Pilotge-
                                                        bietes:
                                                        Oleška
                                                        Fluss-
                                                        einzugs-
                                                        gebiet

                                                                                                                                13
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Kommunikation des Hochwasserrisikos

Frühwarnung und Katastrophenschutz verbessern
                                                                  Möglichkeiten zur automatisierten
An größeren Flüssen wie der Elbe oder der Oder ist die Hoch-
                                                                  grenzüberschreitenden Verknüpfung
wasservorhersage und -warnung auf der Basis von Pegel-
                                                                  von Warnsystemen
messungen gut etabliert und verlässlich. Im Projektgebiet
                                                                  Tschechien       und
gibt es allerdings viele kleine Einzugsgebiete, in denen ein
                                                                  Deutschland haben
Hochwasser oft sehr kurz nach einem heftigen Nieder-
                                                                  eigene automati-
schlagsereignis auftritt. Unter diesen Bedingungen ist es
                                                                  sierte Warnsysteme
nicht möglich, verlässliche Wasserstandsvorhersagen bereit-
                                                                  und Kommunikati-
zustellen. Für kleine Einzugsgebiete ist allerdings eine regio-
                                                                  onsmittel. Bislang
nale Abschätzung der Hochwassergefährdung sinnvoll und
                                                                  existiert nicht über-
kann die Hochwasservorsorge deutlich verbessern.
                                                                  all ein automati-
                                                                  sierter, grenzüber-
 Frühwarnung in Sachsen                                           schreitender Informations- und Datenaustausch.
 Seit 2017 gibt es in Sachsen ein Hochwasserfrühwarnsystem,       Tschechische sowie polnische meteorologische und hydrologi-
 welches ergänzend zum bestehenden pegelbasierten Hoch-           sche Informationen für die Lausitzer Neiße und die Elbe sind auf
 wasserwarnsystem zusätzlich vor kleinräumigen, durch Stark-      der Seite des sächsischen Landeshochwasserzentrums veröf-
 regen ausgelösten Hochwasserereignisse warnt. Diese Hoch-        fentlicht. Verbesserungen dazu wurden in einer Studie unter-
 wasserfrühwarnung bezieht aktuelle Niederschlagsvorher-          sucht und Möglichkeiten zur automatisierten grenzüber-
 sagen mit ein. Das sächsische Hochwasserfrühwarnsystem ist       schreitenden Verknüpfung der vorhandenen Warnsysteme
 für jedermann über die Website des Landeshochwasserzent-         analysiert.
 rums erreichbar: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/                                     Verantwortlicher Partner: Agentur für
 infosysteme/hwims/portal/web/wasserstand-uebersicht                                            regionale Entwicklung in Liberec
               Verantwortlicher Partner: Sächsisches Landesamt
                      für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

14
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Frühwarninformationen allein können jedoch nicht verhin-
dern, dass sich Gefahren zu Katastrophen entwickeln. Es
bedarf integrierter Systeme, um gefährdete Einzelpersonen,
Gemeinschaften und Organisationen in die Lage zu verset-
zen, sich auf den Ereignisfall angemessen vorzubereiten und
dann im Ereignisfall ebenso angemessen zu handeln.

 INGE – Interaktive Gefahrenkarte
 für den kommunalen Hochwasserschutz
 Die kostenlose Software INGE visualisiert Alarm- und Einsatz-
 pläne örtlicher Behörden und Einsatzleitungen und stellt so
 ein hilfreiches Instrument für Entscheidungen bei der Pla-
 nung, Durchführung und Nachbereitung der Katastrophen-
 abwehr dar. Mit Hilfe der Software und den zuvor eingepfleg-
 ten Daten kann jede Gemeinde für sich Gefährdungsanalysen
 und Risikoabschätzungen treffen und wird so bei der Proto-
 kollierung von Maßnahmen und der Verwaltung von Zustän-
 digkeiten und Ansprechpartnern unterstützt. Neben der Ein-
 bindung von relevanten Fotos, Dokumenten, Karten,
 Pegel- und Geodaten (INGE GIS) sind Datenexporte über
 Schnittstellen oder als PDF-Dokument möglich. INGE ist
 besonders für den mobilen Einsatz geeignet, da die Software
 zeit- und ortsunabhängig verfügbar ist. Es gibt eine deutsche,
 englische und tschechische Sprachversion.

 Weitere Informationen zu INGE finden Sie unter
 https://lsnq.de/INGE

               Verantwortlicher Partner: Sächsisches Landesamt
                      für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

                                                                                                                      15
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Kommunikation des Hochwasserrisikos

Jeder Einzelne, der im Hochwasserrisikogebiet lebt, muss
                                                                   die konkreten Gründe hierfür nur schwer erkennbar sind. Die
auf ein Hochwasser eingestellt sein. Wenn es jedoch länger
                                                                   Ergebnisse zeigen jedoch, dass Befragte mit Hochwasserer-
kein verheerendes Hochwasser gab, nimmt das Risikobe-
                                                                   fahrung stärker sensibilisiert sind.
wusstsein ab und man wähnt sich in Sicherheit. Die Folge
können umso größere Schäden sein. Jeder Einzelne sollte                        Verantwortlicher Partner: Sächsisches Landesamt für
die Gefahren kennen und sich gedanklich und praktisch auf                Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, in Zusammenarbeit
ein Hochwasser vorbereiten, denn nur so sind Schäden zu                     mit INFRASTRUKTUR & UMWELT und Prof. Dr. Lutz Hagen,
vermeiden.                                                                                         Technische Universität Dresden
                                                                   AUSWAHL-Experiment
Was viele nicht wissen: da der öffentliche Hochwasserschutz kei-   Vorangegangene Forschungen
ne vollständige Sicherheit vor Hochwasser/Hochwasserschäden        haben ergeben, dass die Unter-
bietet, ist die Hochwassereigenvorsorge gesetzlich im Wasser-      stützung der Öffentlichkeit für
haushaltsgesetz (§5 Abs. 2 WHG) festgeschrieben und gehört         die Planung von Hochwasser-
somit zu den Sorgfaltspflichten von jedem Einzelnen. Dennoch       schutzmaßnahmen eine ent-
zeigt die Auswertung vergangener Hochwasserereignisse in           scheidende Rolle spielt. Jedoch
Sachsen und Tschechien, dass geschädigte Gebäude und Infra-        ist weitestgehend unbekannt,
strukturen wiederholt von einer Überflutung betroffen waren,       welche naturbasierten Maßnah-
und dass bei der Schadensbeseitigung die Möglichkeiten der         men von der Öffentlichkeit
Vorsorge unzureichend genutzt werden.                              bevorzugt werden. Die Ergeb-
                                                                   nisse zeigen, dass lineare Maß-
 Telefonbefragung in Sachsen                                       nahmen        (Steinrücken   und
 Wie werden die Hochwasserrisiken wahrgenommen? Und                Begrünungen entlang des Flusses) und punktuelle Maßnah-
 wie schätzen Betroffene die Notwendigkeit zur Eigenvor-           men (Tümpel) von der Öffentlichkeit am meisten unterstützt
 sorge ein? Diese Fragen standen im Vordergrund einer Tele-        werden. Obwohl die Produktion von den Befragten als die
 fonbefragung zahlreicher Haushalte in Sachsen, welche im          wichtigste Funktion der Agrarlandschaft angesehen wird,
 Frühjahr 2019 in drei verschiedenen Gebieten Sachsens             werden Flächenmaßnahmen, die sich mit der Kulturpflanzen-
 durchgeführt wurden. Die Ergebnisse zeigen: Die Eigenver-         vielfalt befassen (mit Ausnahme der Streifenfruchtfolge), am
 antwortung für den Hochwasserschutz wird von vielen nicht         wenigsten bevorzugt.
 wichtig genug erachtet, die Verantwortung wird eher               		                   Verantwortlicher Partner: Jan-Evangelista-
 auf der politischen Ebene und bei öffentlichen Einrichtun-                                   Purkyně-Universität Ústí nad Labem
 gen gesehen. Bis auf Versicherungen werden die meisten
 Vorsorgemaßnahmen nur unzureichend getroffen, wobei

16
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Austausch anregen, Wissen vermitteln – Hochwasserschutz-         Exkursion zur Großen
und -rückhaltemaßnahmen haben nicht nur lokale Auswir-           Mittweida in Schwar-
kungen. Sie beeinflussen meist auch flussabwärts gelegene        zenberg / Erzgebirge:
Orte und Regionen unabhängig von einer Orts- oder Lan-           Naturnahe Gestal-
desgrenze. Deshalb ist es entscheidend, immer auch die           tung und Verbesse-
Nachbarn im Blick zu haben und Aktivitäten mit Ober- und         rung der hydrauli-
Unterliegern abzustimmen. Durch regelmäßigen Austausch           schen Leistungs-
über Regionen hinweg, wird ermöglicht, dass Informatio-          fähigkeit.         >
nen und Erfahrungen weitergegeben werden und Akteure
voneinander lernen.

                                                                 Runde Tische
 Grenzüberschreitende Hochwasser-                                Um zusätzlich noch direk-
 risikomanagementforen                                           ter in Kontakt mit betrof-
 Im Rahmen von STRIMA und STRIMA II wurden zwölf grenz-          fenen Kommunen und
 überschreitende Hochwasserrisikomanagement-Foren mit            Grundstückseigentümer/
 verschiedenen Themenschwerpunkten als interdisziplinäre         innen zu kommen, wurden
 Veranstaltungsreihe initiiert und dienten den teilnehmenden     zusätzlich zahlreiche Run-
 Expert/innen, Praktiker/innen und den von Hochwasser betrof-    de Tische veranstaltet.
 fenen Kommunen als eine nützliche Plattform zum Wissens-        Diese ermöglichten das
 und Erfahrungsaustausch. Neben dem klassischen Veranstal-       Zusammentreffen          von
 tungsformat mit mehreren Fachvorträgen, wurden einige           Expert/innen und Betroffenen vor Ort, um über konkrete
 Foren mit interessanten Exkursionen abgerundet, welche den      Informationsmöglichkeiten, Umsetzungsvorschläge und
 Teilnehmenden einen Erfahrungsaustausch vor Ort ermög-          Probleme zu reden. Konkrete Lösungsvorschläge, Finanzie-
 lichten. So konnten beispielsweise Hochwasserschutzmaß-         rungsmöglichkeiten sowie auch konkrete Umsetzungsfahr-
 nahmen im Müglitztal und das Hochwasserrückhaltebecken          pläne wurden gemeinsam erarbeitet und diskutiert. Die Run-
 Lauenstein besichtigt werden. Bei der Exkursion nach Coswig     den Tische waren somit ein effektives Instrument um die
 konnten die Teilnehmenden mehr über ein Pilotprojekt erfah-     Betroffenen für Hochwasserrisiken und konkrete Maßnahmen
 ren, welches sich mit der Anhebung von Häusern als alternati-   vor Ort zu sensibilisieren.
 ves Konzept der Hochwasservorsorge beschäftigt. Auf die
                                                                                         Verantwortlicher Partner: Agentur für
 Durchführung der Hochwasserrisikomanagement-Foren gab
                                                                                             regionale Entwicklung in Liberec
 es sehr positive Resonanz.

                                                                                                                                 17
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

            Kommunikation des Hochwasserrisikos

Zahlreiche Aktivitäten in den Projekten STRIMA und STRIMA II
                                                                  Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse kann eine ange-
zielten auf den direkten Austausch und die Beteiligung von
                                                                  messene Landschaftspflege erarbeitet werden. Außerdem
Kommunen und der betroffenen Öffentlichkeit ab. Um die
                                                                  wurden Informationsmaterialien für die Öffentlichkeit mit
Erkenntnisse hieraus und die weiteren Projektergebnisse zu
                                                                  den Themen „Was ist Hochwasser?“, „Wie kann ich mich vor
verbreiten, wurden außerdem weitere Informationsmate-
                                                                  Hochwasser schützen?“ und „Digitale Informationen zum
rialien und -portale erstellt, welche es ermöglichen – auch
                                                                  Thema Hochwasser“ erstellt.
außerhalb des sächsisch-tschechischen Grenzraumes – Risiken
                                                                              		                   Verantwortlicher Partner:
zu erkennen, zu verstehen und zu vermeiden.
                                                                                  Tschechische Technische Universität in Prag

 Informationsmaterial für Kommunen                                Fördermittelkatalog
 und die betroffene Öffentlichkeit                                Hochwasservermeidung, Hochwassermanagement und
 Um Kommunen und betroffene Grundbesitzer/innen bei der           Schadensbeseitigung sind in vielen Förderprogrammen ent-
 Planung und Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen,             halten, sowohl auf regionaler und nationaler, als auch auf
 wurden ein Handbuch für Kommunen erstellt. Für Kommunen          europäischer Ebene. Es werden verschiedene Bereiche und
 ist es wichtig, den Verlauf und die Eigenschaften eines mögli-   Maßnahmen unterstützt, jedoch sind die Vorschriften sehr
 chen Hochwasserereignisses zu ermitteln, bevor sie geeignete     umfangreich und werden regelmäßig aktualisiert. Für die
 Schutzmaßnahmen umsetzen können. Darüber hinaus sind die         Anwender (Bürgermeister/innen, Landwirt/innen, Grund-
 Rolle der Gesetzgebung sowie frühere Hochwasserereignisse        stückseigentümer/innen) ist es oft schwierig, sich in diesen Pro-
 von Bedeutung.                                                   grammen zu orientieren. Aus diesem Grund wurde der elektro-
                                                                  nische Katalog der Fördermöglichkeiten erstellt. Unter
                                                                  www.voda.arr-nisa.cz können Interessierte auf einen Blick
                                                                  alle wichtigen Informationen zu den Förderprogrammen fin-
                                                                  den. Darüber hinaus ist der Katalog nach Problembereichen
                                                                  gegliedert, wodurch der Nutzer von dem von ihm gewählten
                                                                  Problem direkt zur geeigneten Fördermöglichkeit geleitet
                                                                  wird. Der Förderkatalog (siehe S. 13) ist mit dem von der Tsche-
                                                                  chischen Technischen Universität in Prag entwickelten Maß-
                                                                  nahmenkatalog verbunden und wird von vielen Nutzern als
                                                                  gut verständliches und nützliches Hilfsmittel angesehen.

                                                                                          Verantwortlicher Partner: Agentur für
                                                                                              regionale Entwicklung in Liberec

18
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

STrima II PostkartE

                                                Postkarte mit dem Hochwasserrisikomanagementkreislauf aus dem
                                                STRIMA II Projekt. Die Graphik macht Privatpersonen darauf auf-
                                                merksam, was sie alles zur Schadensminderung beitragen können.

                                                                                                                  19
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

Impressum

Projektleitung und Herausgeber                                                                     Projektpartner

                                                                                                   Agentura regionálního rozvoje spol. s r.o.

Sächsisches Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie
www.lfulg.sachsen.de                                                                               Leibniz-Institut für ökologische
                                                                                                   Raumentwicklung
PROJEKTUNTERSTÜTZUNG UND REDAKTION

                                                                                                   Jan-Evangelista-Purkyně-Universität
INFRASTRUKTUR & UMWELT                                                                             Ústí nad Labem
Professor Böhm und Partner
www.iu-info.de
                                                                                                   Tschechische Technische Universität Prag

unter Mitwirkung der Projektpartner
des STRIMA II Projektes

Dezember 2020

Quellennachweis
Titelseite: Katrin Hänsel; Umschlag innen: Karte, Sächsiches Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie; Seite 1: Foto, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Land-
wirtschaft und Geologie; Seite 2: R. Raue; Seite 5: IÖR; Seite 6: links und mitte, R. Schin-
ke, IÖR 2014; rechts, Sabine-Susann Singler / pixelio.de; Seite 7: Abb., apel-medien; Foto,
Birgit Boellinger / Pixabay; Seite 8: Foto, IÖR; Seite 9: Abb., R. Schinke, IöR; Seite 10: Fotos   Diese Broschüre wurde im Rahmen des Projektes STRIMA II entwickelt. Das Projekt wur-
und Karte, F. Beyer, IöR; Seite 11: Fotos und Karten, S. Garack, IöR ; Seite 12: Karte: Neu-       de von 7/2017 bis 12/2020 durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im
bert, M.; Höhnel, J. & Schinke, R. (2020): GIS-based estimation of flood damage to arable          Rahmen des Kooperationsprogramms zur Förderung der grenzübergreifenden Zusam-
crops. AGIT – Journal für Angewandte Geoinformatik, 6-2020, S. 183-194. Wichmann,                  menarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik 2014-2020
VDE, Berlin, Offenbach, DOI: 10.14627/537698017); Seite 13: Karte, M. Bauer, Tschechi-             gefördert.
sche Technische Universität in Prag; Seite 14: H. Braxmeier / Pixabay; Seite 15: Abb., INGE,
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie; Seite 16: Abb., Jan-                Die Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks
Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem; Seite 17: oben, J. Levenhagen; unten,              von Auszügen und die fotomechanische Vervielfältigung, sind dem Herausgeber und
Sächsiches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie; Seite 18: Abb., M. Bauer,            den Partnerinstitutionen des STRIMA II Projektes vorbehalten.
Tschechische Technische Universität in Prag

20
Wasser ohne Grenzen – Hochwasserrisikomanagement im sächsisch-tschechischen Grenzraum

                                                                                  21
Sie können auch lesen