Pestizide im Trinkwasser - Fastly
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Pestizide im Trinkwasser Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Herausgeber: Interessengemeinschaft GESUND IN DIE ZUKUNFT www.gesund-in-die-zukunft.ch Autor(en): Renato Meneguz Abgabe am: 16.02.2021
Inhalt Vorwort ................................................................................................................................................... 2 Ausgangslage........................................................................................................................................ 3 Analyse Bachema ................................................................................................................................. 4 Grenzwerte einzelner Stoffe und summierter Wert ..................................................................... 4 Übersicht zu den gefundenen Pestiziden ..................................................................................... 4 Gesundheitsrisiken und Umweltrisiken ......................................................................................... 5 Einschätzung durch einen Arzt ........................................................................................................... 8 Einschätzung durch einen Wasserexperten ................................................................................... 10 Vergleich der Wasserqualität umliegender Gemeinden ............................................................... 13 Abschliessende Beurteilung .............................................................................................................. 13 Quellenregister .................................................................................................................................... 15 GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 1
Vorwort PESTIZID. DAS WORT STAMMT VOM LATEINISCHEN PESTIS «GEISSEL» UND LAT. CAEDERE «TÖTEN» AB (QUELLE: WIKIPEDIA). DOCH WAS ODER WEN GEISSELT ODER TÖTET ES? DEN SCHÄDLING? DEN PARASITEN? DEN MENSCHEN? Pestizide dienen dem Schutz einzelner Pflanzen vor anderen Pflanzen, Pilzen und Insekten aber auch Bakterien, Schnecken, Milben, Fadenwürmern, Nagetieren und Vögeln. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie das biologische Gleichgewicht in der Natur durcheinanderbringen, Organismen schädigen, die sie gar nicht sollten, und die Gesundheit des Menschen gefährden. Da sich viele synthetische Pestizide nur sehr langsam in der Natur abbauen, verschmutzen sie diese über Jahrzehnte und belasten die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen. Doch wieso ist so wenig über diese Substanzen und deren Problematik bekannt? Bei der Erarbeitung dieses Berichtes kristallisierte sich immer mehr heraus, dass dringend notwendige Überwachungsmechanismen und Analysen auf Behördenseite gar nicht erst existieren oder unkoordiniert gehandhabt werden. Jeder Gemeinde steht es frei, ob sie eine Trinkwasseranalyse zu den Pestizidwerten in Auftrag gibt und wie viele verschiedene Pestizide bewusst analysiert werden sollen. Zudem sind die Proben i.d.R. Durchschnittswerte und entsprechen nicht den Spitzenwerten in der Pestizid-Hochsaison im Frühling/Sommer. Das kantonale Labor nimmt einmal im Jahr (!) eine umfangreiche Analyse des Grundwassers vor. Ob das für eine realistische Einschätzung der Lage reicht? Auch nicht überwacht wird, welche Stoffe regional verkauft und eingesetzt werden. Der Bund beschränkt sich hier auf nationale Statistiken. Die Überprüfung von Boden- oder Luftproben lässt er ganz weg – obwohl bekannt ist, dass Pestizide noch Jahre nach der Ausbringung in der Luft verbleiben sowie kilometerweit verbreitet werden und somit auch in Wohngegenden und auf Feldern von Biobauern nieder gehen können. DDT, seit 1972 verboten, kann auch heute noch in der Luft nachgewiesen werden (Quelle: K-Tipp Nr. 19, 11.11.2020). Eine Datentransparenz zu den einzelnen Pestiziden existiert von Behördenseite her nicht. Insofern darf gesagt werden, dass Bund und Behörden ihre Schutzpflicht gegenüber der Bevölkerung vernachlässigen und das Recht auf sauberes Trinkwasser (UNO-Resolution 2010) zunehmend verletzen. Mit dem vorliegenden Bericht versuchen wir ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Die vorgefundenen und analysierten Pestizide im Trink- und Grundwasser von Wangen-Brüttisellen entsprechen nicht sämtlichen, sich darin befindenden Pestiziden. Die in Auftrag gegebene Analyse beschränkt sich auf 63 Pestizide und deren Metaboliten. Weitere Stoffe werden nicht geprüft. Eine vollständige Analyse sämtlicher Stoffe wäre auch gar nicht möglich. «Es gibt unzählige Pestizide im Gebrauch und nur ein Teil davon kann (technisch & analytisch möglich) in der eingesetzten Form oder als deren Abbauprodukte gemessen werden.», so die Aussage einer Mitarbeiterin des analytischen Labors von Bachema. An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Mitarbeitern von behördlichen Institutionen, Gemeinden und Wasserwerken sowie Fachleuten der Medizin und Wasserexperten für ihre Unterstützung bei meinen Fragen bedanken. Ein ausdrücklicher Dank gehört der Gemeindeverwaltung Wangen-Brüttisellen und unseren eigenen Gemeindewerken, die sich meinen Anfragen gegenüber immer offen, engagiert und interessiert gezeigt haben. Dass das nicht selbstverständlich ist, hat sich im Laufe meiner Recherchen offenbart. Dieser Bericht soll kein Fingerzeig auf «Schuldige» sein. Wir erhoffen uns durch die bestmögliche Transparenz und Aufklärung zu diesem Thema, dass – im Interesse aller Einwohner u.a. von Wangen-Brüttisellen und Dietlikon – eine Veränderung im Umgang mit Pestiziden stattfinden kann. Denn wie man so schön sagt: «Wir vergiften jetzt und heute unseren eigenen Trinkbrunnen» und zahlen auf Grund dieser Verschmutzungen stetig steigende Wassergebühren. Dafür kriegen wir Trinkwasser, das in seiner Qualität laufend abnimmt. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 2
Ausgangslage Die Werke Wangen-Brüttisellen führen zweimal jährlich Analysen des Trinkwassers durch. Dazu werden an Hydrant Nr. 6 in Brüttisellen und Hydrant Nr. 1404 in Wangen Wasserproben genommen und an das analytische Labor von Bachema in Schlieren gesandt. Die Probeentnahmen erfolgen jeweils im April und Oktober. Im Labor von Bachema werden die Wasserproben auf 63 resp. 67 festgelegte Pestizide und ihre Metaboliten (deren Abbauprodukte) hin geprüft. Weitere Pestizide und Metaboliten, welche sich ebenfalls im Trinkwasser von Wangen-Brüttisellen befinden, werden nicht analysiert und ausgewiesen. Das Trinkwasser von Wangen-Brüttisellen besteht zu 97% aus Grundwasser. Die Analysewerte sind auf Anfrage aus der Bevölkerung hin öffentlich zugänglich. Bis zum heutigen Zeitpunkt werden diese jedoch (noch) nicht proaktiv kommuniziert. Mit den Partnergemeinden der Gruppenwasserversorgung Lattenbuck (Gemeinden Bassersdorf, Wangen-Brüttisellen, Dietlikon, Illnau-Effretikon + Lindau, Nürensdorf und Wallisellen), wo unsere Gemeinde angeschlossen ist, werden die Pestizidwerte diskutiert und ausgetauscht. 70% des Trinkwassers der Gruppenwasserversorgung Lattenbuck (GWL) stammen vom Grundwasser auf dem Gebiet von Wangen-Brüttisellen. Die Verschmutzung des Grund- und somit Trinkwassers hat bei der GWL im Jahr 2019 Mehrkosten von rund CHF 490'745 verursacht. Bei dieser Berechnung sind die Mehrkosten für Fremdwasser zur Mischung sowie höhere Laborkosten und mindere Energiekosten (wegen weniger Förderung von eigenem Grundwasser) eingerechnet. Dieser Mehraufwand wird den Gebührenzahlern weiter verrechnet. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 3
Analyse Bachema Die detaillierte Analyse der Wasserprobe Wangen-Brüttisellen findet sich im Anhang an diesen Bericht. Weitere Unterlagen können beim Autor oder der Interessengemeinschaft GESUND IN DIE ZUKUNFT angefordert werden. Grenzwerte einzelner Stoffe und summierter Wert Für Pestizide bestehen beim Trinkwasser gesetzlich festgelegte Grenzwerte, welche nicht überschritten werden dürfen. Dieser liegt in der Regel bei 0.1µg/L (Quelle: BAFU 28.02.2020). Wird dieser Wert überschritten, muss mit zugekauftem Frischwasser, Quell- oder Seewasser das Trinkwasser vermischt werden, bis der Wert unter die gesetzliche Grenze fällt. Bei den festgestellten Pestizidwerten in Wangen-Brüttisellen per 28.10.2020 fällt der Chlorothalonil-Metabolit R417888 mit 0.24µg/L über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert aus. Der gesetzlich festgelegte, summierte Grenzwert für Pestizide im Trinkwasser liegt bei 0.5µg/L. In Brüttisellen liegt dieser gemäss Analyse von Bachema bei 0.31µg/L, in Wangen bei 0.29µg/L (nur als «relevant» eingestufte Pestizide berücksichtigt). Jedoch muss festgehalten werden, dass bei dieser Laboranalyse weitere Pestizide und deren Metaboliten ausgeklammert worden sind und der summierte Wert – bei Berücksichtigung aller Pestizide und Metaboliten im Trinkwasser - höher als angegeben ausfällt. Übersicht zu den gefundenen Pestiziden Da die Analyse von Bachema nicht alle vorhandenen Pestizide und deren Metaboliten bei der Auswertung berücksichtig und somit nicht vollständig ist, kann auch kein abschliessender Bericht über die Situation der Trinkwasserqualität in Wangen-Brüttisellen erstellt werden. Trotzdem lohnt sich ein detaillierter Blick auf die einzelnen, vorgefundenen Stoffe. Von den 63 resp. 67 gefundenen Pestiziden und deren Metaboliten handelt es sich bei 52 um Herbizide (gegen Unkraut), bei 10 um Fungizide (gegen Pilzerkrankungen) und bei 4 um Insektizide (gegen Insekten). Dies entspricht nicht den Mengenverhältnissen des nationalen Verbrauchs (Quelle: BAFU), wonach Fungizide am Meisten zum Einsatz kommen, Herbizide rückläufig sind und der Einsatz von Insektiziden steigt. Wieso wurden also gerade diese Pestizide für die Trinkwasseranalyse gewählt? Das analytische Labor Bachema erklärt das wie folgt: «Wir sind ein Routinelabor, messen also nur, was unsere Kunden uns in Auftrag geben.» Von den vorgefundenen Pestiziden und deren Metaboliten sind 28 nach wie vor in der Schweiz zugelassen. 37 Stoffe sind inzwischen verboten worden. Speziell zu erwähnen sind Alachlor, Atrazin und Simazin, welchen im Jahr 2012 auf Grund gesundheitlicher Risiken und/oder Risiken für die Umwelt die Zulassung entzogen wurde. Diazinon wurde bereits 2011 verboten, Carbendazim 2018 und Chlorathalonil 2021. Weitere 14 Substanzen wurden vor über 15 Jahren verboten. Bei langsam abbauenden Pestiziden wie z.B. Atrazin geht man von über 60 Jahren aus, bis dieser Stoff aus dem Grundwasser verschwunden sein wird. In dieser Zeit werden jährlich neue Pestizide in der Landwirtschaft, in Privatgärten und in der Industrie ausgebracht. Diese Pestizide und deren Metaboliten sickern dann teilweise wieder ins Grundwasser, sammeln sich dort und erhöhen den summarischen Wert laufend. Ob der Wert von 0.5µg/L erreicht wird, kann kein Labor oder Wasserwerk tatsächlich prüfen. Denn inzwischen sind so viele verschiedenen Pestizide in die Umwelt ausgebracht worden, dass GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 4
die Übersicht verloren gegangen ist. Die Werte werden nach Schema hochgerechnet. Bei der «Prüfung» wird von einem angenommenen Wert ausgegangen. Sämtliche vorgefundene Pestizide werden hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt. Bei Mecoprop handelt es sich um eine Substanz, die nebst der Landwirtschaft auch in der Industrie, z.B. als chemischer Durchwurzelungsschutz in Bitumenbahnen auf Flachdächern, eingesetzt wird. DEET findet sich auch in Sprühflaschen gegen Moskitos oder Zecken (z.B. bei Anti-Brumm). Pestizide nach Art der Zulassung Schweiz Anwendung 4 10 28 37 52 Herbizide Fungizide Insektizide Weiterhin zugelassen Verboten Abb. 1: Der Hauptteil der vorgefundenen Pestizide entfällt Abb. 2: Von den vorgefundenen Stoffen ist mehr als die Hälfte auf Herbizide. Ob dies bei der Prüfung sämtlicher Stoffe inzwischen verboten, teils seit über 15 Jahren. ebenfalls der Fall wäre, bleibt offen. Gesundheitsrisiken und Umweltrisiken Viele der festgestellten Pestizide im Trinkwasser von Wangen-Brüttisellen sind mehrfachtoxisch. Das heisst, dass sie mehrere Organe schädigen und/oder Krankheiten auslösen können sowie auch für die Umwelt problematisch sind. So fördert zum Beispiel MCPA das Krebsrisiko, schädigt die DNA und Zellstrukturen, wirkt auf Haut und Augen und ist für Wasserlebewesen schädlich. Bei der Auswertung dieser Daten bin ich eher zurückhaltend vorgegangen. Die Datensuche hat sich hier sehr schwierig gestaltet. Von Seite der Behörden sind kaum Informationen erhältlich. Im Bericht wurden daher nur Angaben verwendet, welche als sicher gelten. Die Daten wurden zudem von einem Arzt gegengeprüft. Trotzdem gehe ich davon aus, dass eher mehr Gesundheitsrisiken und Umweltrisiken von den vorgefundenen Pestiziden ausgehen als in der Auswertung festgehalten. Was auffällt ist, dass viele der vorgefundenen Pestizide als Krebs fördernd (28) eingestuft werden, die DNA und Zellstrukturen schädigen (14), auf Haut und Augen wirken (21), das Hormonsystem stören (10) und/oder Allergien auslösen (9). Ein grosser Teil der Pestizide schädigen zudem Wasserorganismen (58). GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 5
Gesundheitsrisiken 50 46 45 40 35 30 28 25 21 20 14 15 10 8 9 10 7 7 4 5 0 Andere Gesundheitsrisiken Krebserregend DNA-, Zellkernschäden Störung des Hormonsystems Organschäden Haut/Augen Nervenschäden Fortpflanzungsstörungen Allergien Schädigung von Ungeborenen Abb. 3: Die gesundheitlichen Risiken von Pestiziden sind sehr vielseitig. Die vorgefundenen Pestizide sind sehr häufig krebserregend (28), schädigend für die DNA, Erbgut und Zellkern (14) sowie die Haut oder die Augen (21), stören das Hormonsystem (10) und/oder verursachen Allergien (9). Umweltrisiken 70 60 58 50 40 30 20 10 5 2 1 0 Wasserlebewesen Bodenorganismen Bienen, Insekten In Grundwasserzone verboten Abb. 4: Auffallen ist, dass 86% oder 58 Stoffe der vorgefundenen Pestizide Wasserorganismen schädigen. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 6
Um die Auswirkungen einzelner Stoffe fassbarer machen zu können, schauen wir einzelne Pestizide genauer an. Alachlor Dickdarmkrebs, Lymphdrüsenkrebs, Leukämie, Chromosomen-. Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung), Zellteilungsstörungen Atrazin Endokriner Disruptor (unerwünschte Hormonwirkung), Erbstrang- Brüche (DNA-Strang-Bruch), Zellteilungsstörungen Carbendazim Erbstrang-Brüche (DNA-Strang-Bruch) Chloridazon Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung) Chlorothalonil Erbstrang-Brüche (DNA-Strang-Bruch), Zellteilungsstörung, Krebs Cyanazin Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung) Diazinon Leukämie, Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung), Zellkernschäden 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung), Zellkernschäden, Zellteilungsstörungen MCPA Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung) Mecoprop Missbildungen (Hypospadie, Fruchttod, Wachstumsstörungen in utero, Missbildungen innerer Organe und Extremitäten). Gendefekte, Nervenzellschäden, endokriner Disruptor (unerwünschte Hormonwirkung), oxidativer Stress (Entwicklungsstörungen) Metolachlor Lungenkrebs Oxadixyl Chromosomen-Brüche/Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung) Simazin Prostatakrebs, Chromosomen-Aberrationen (fehlerhafte Zellteilung) (Quelle: Dr. Jérôme Tschudi) GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 7
Einschätzung durch einen Arzt Für die ärztliche Beurteilung des Berichtes wurde Dr. Jérôme Tschudi, früherer Facharzt Chirurgie (Viszeralchirurgie), beigezogen. Herr Dr. Tschudi, wie schätzen Sie die Pestizidwerte im Trinkwasser von Wangen- Brüttisellen aus gesundheitlicher Sicht grundsätzlich ein? Pestizide haben prinzipiell im Grundwasser nichts zu suchen. Sehr bedenklich ist die Tatsache, dass die vorgeschriebenen Grenzwerte nur durch Beimischung von unbelastetem Wasser eingehalten werden können. Es bleibt unklar, ob die untersuchte Stichprobe für die Trinkwasserbelastung repräsentativ ist. Untersucht wurden mehrheitlich ältere Pestizide, von denen schon 37 verboten wurden, wodurch eigentlich ihre Konzentration im Grundwasser abnehmen sollte. Von den neueren und sehr viel giftigeren Neonicotinoiden z.B. wurde nur das Thiacloprid bestimmt, das verboten werden soll. Imidacloprid ist 7300mal giftiger als Thiacloprid und fehlt in der Stichprobe. Die Auswirkungen der vielen verschiedenen Pestizide (Cocktail) im Trinkwasser auf die menschliche Gesundheit sind nicht untersuchbar, weil viel zu komplex. Vernachlässigbar sind sie aber nicht. Inwiefern schützen gesetzliche Grenzwerte von einzelnen Pestiziden (0.1µg/L) resp. ein summarischer Wert von 0.5µg/L unser Trinkwasser und sind diese Werte tatsächlich unbedenklich für unsere Gesundheit? Die Grenzwerte schützen die Bevölkerung ungenügend. Sie lassen sich durch Cocktails (Mix mehrerer Substanzen) von Pestiziden einhalten, wobei diese Cocktails wesentlich giftiger sind als die einzelnen Pestizide selbst. Hormonwirksame Pestizide (endokrine Disruptoren) zeigen bereits ihre volle Wirkung in sehr viel kleineren Dosen als der Grenzwert zulässt [1]. Die chronische Aufnahme sehr kleiner Mengen unter dem Grenzwert führt längerfristig nachgewiesenermassen zu Gesundheitsschäden [2]. Schliesslich führt die wiederholte Überschreitung von Grenzwerten nicht unbedingt zu griffigen Massnahmen, um das in Zukunft zu vermeiden. Welche Wirkung haben mehrere, verschiedene Pestizide im Trinkwasser aufeinander und wie verhält sich das auf unsere Gesundheit? Ich weiss nicht, ob mögliche Interaktionen von Pestiziden im Trinkwasser je untersucht wurden. Pestizidcocktails werden auch im Zulassungsverfahren nicht untersucht. Selbst die Hilfsstoffe, wie sie z.B. in Glyphosat-Basierten Herbiziden Verwendung finden, werden nicht untersucht, obwohl sie giftiger sein können als der Wirkstoff Glyphosat selbst [3]. Das Trinkwasser enthält Dutzende hochgiftiger Pestizide, die sich gegenseitig potenzieren können. Gesundheitliche Auswirkungen lassen sich also nur erahnen, indem man z.B. die Wirkung der verschiedenen Chemikalien auf das Nervensystem, das Erbgut, die Fruchtbarkeit, die Infektionsabwehr etc. gesamthaft berücksichtigt. Aufgrund der vielen Stoffe ist das ein schier unmögliches Unterfangen. Beim genaueren Hinschauen ist feststellbar, dass viele Krankheiten, welche diese Pestizide verursachen können, heutzutage «in Mode» sind. Wir sprechen da von Krebs, Allergien, Fortpflanzungs- und Hormonstörungen, Erbgutschäden, Schädigung des Nervensystems GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 8
und weiteren. Gib es eine Verbindung zur Häufigkeit dieser Erkrankungen und Pestiziden in der heutigen Zeit? Absolut. Spätestens seit den 1980er Jahren wurden diese Erkrankungen immer häufiger und der Zusammenhang mit Pestiziden offensichtlicher. Parkinson ist in Frankreich sogar als Berufskrankheit für Landwirte anerkannt [3]. Gibt es Risikogruppen, welche noch stärker als andere Bevölkerungsgruppen auf die Wirkung von Pestiziden reagieren? Ja, die Anwender dieser Produkte, also Landwirte, Gärtner, Landschaftspfleger u.a. Zu ihnen gehören auch ihre Familien. Von Berufs wegen stehen sie häufiger und in grösserer Dosierung mit diesen Stoffen in Kontakt. Die gesundheitlichen Schäden der Pestizide wurden vorab bei ihnen beobachtet, z.B. Parkinson, Non Hodgkin Lymphdrüsenkrebs, Prostatakrebs, Missbildungen bei ihren Kindern und Leukämie, Hirntumoren. Auch Menschen, die im Umfeld intensiver Landwirtschaftsbetriebe leben, gehören dazu [4]. Aber auch schwangere Frauen, Kinder, Kranke und ältere Menschen reagieren viel empfindlicher auf Pestizide als junge gesunde Erwachsene. Da Pestizide sich sehr langsam in der Natur abbauen, wird sich die Pestizidmenge im Grundwasser, in der Luft und im Boden laufend erhöhen. Was wird mit der Gesundheit unserer Bevölkerung passieren, wenn Pestizide weiterhin – in vergleichbarem Umfang – eingesetzt werden? Welche Prognose können Sie als Mediziner stellen? Die bereits erwähnten Erkrankungen werden weiter zunehmen, bis ihr Zusammenhang mit Pestiziden nicht mehr geleugnet werden kann. Synthetische Pestizide dürften dann verboten werden. Verseuchte Böden und das Grundwasser werden zum Sanierungsfall mit enormen finanziellen Folgen. Wie würde aus Ihrer Sicht ein bestmöglicher Schutz vor solchen gesundheitlichen Risiken aussehen? Der Schutz der Bevölkerung, der Artenvielfalt und des Klimas erfordert eine rasche und komplette Abkehr vom Einsatz synthetischer Pestizide. Schon mehr als die Hälfte unserer Landwirte verzichtet darauf (Bio-Bauern) oder verwendet sie sehr sparsam (Integrierte Produktion). Die Forderung ist also umsetzbar und keineswegs übertrieben. Vielen Dank Herr Dr. Tschudi für das offene und spannende Gespräch! Referenzen: 1. GoreAC,ChappellVA,FentonSE,FlawsJA,NadalA,PrinsGS,etal. EDC2: The Endocrine Society’s Second Scientific Statement on EndocrineDisrupting Chemicals. Endocr Rev. 2015;36(6): E1–E150. 2. MackenzieRossS,McManusIC,HarrisonV,MasonO.Neuro behavioral problems following lowlevel exposure to organophosphate pesticides: a systematic and metaanalytic review. Critical Reviews in Toxicology. 2013;43(1):21–44. 3. SaferA.Pestizide: Risikofaktoren(nichtnur)fürneurologische Erkrankungen. www.youtube.com/watch?v=- bxIJB03X2Y&list=PL ZcTZgcjUwjBRWZSasBqiUBjm_S9b6UQ&index=2 4. AlavanjaMCR. BonnerMR. Occupational pesticide exposures and cancer risk. A review. J Toxicol Environ Health B Crit Rev. 2012; 15(4):238-263. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 9
Einschätzung durch einen Wasserexperten Für die Beurteilung des Berichtes in Bezug auf das Trinkwasser wurde Roman Wiget, ETH- Ingenieur und Geschäftsführer der Wasserversorgung der Region Seeland, beigezogen. Herr Wiget, wie schätzen Sie die Pestizidwerte im Trinkwasser von Wangen-Brüttisellen im Vergleich zu anderen Gemeinden ein? Die Werte sind tief und mit einer Ausnahme lebensmittelrechtlich einwandfrei. Einzig der Chlorthalonil-Metabolit R471811 liegt geringfügig über dem Lebensmittelhöchstwert, was zu beanstanden ist und gemäss BLV innert 2 Jahren korrigiert werden muss. Die Trinkwasserqualität in Wangen-Brüttisellen ist nicht konform, aber noch deutlich besser als vielerorts im Schweizer Mittelland. Wie können Pestizidwerte denn innert 2 Jahren unter den gesetzlichen Höchstwert korrigiert werden? Diese Frage stellen sich viele Wasserversorger und Vollzugsbehörden. Ich nehme an, dass in der Schweiz ein Flickenteppich entstehen wird: einige Kantone werden die BLV-Weisung ignorieren, andere werden sie umsetzen. Die technisch einfachen Lösungen wurden mittlerweile umgesetzt; nun stehen wirklich schwierige Entscheidungen bevor: Soll die Situation ausgesessen und den Konsumenten/innen mittelfristig zugemutet werden? Oder soll zum Schutz der Konsumenten/innen in eine Aufbereitung investiert werden? Inwiefern schützen gesetzliche Grenzwerte von einzelnen Pestiziden (0.1µg/L) resp. ein summarischer Wert von 0.5µg/L unser Trinkwasser und sind diese Werte tatsächlich unbedenklich für unsere Gesundheit? Diese beiden Vorsorgewerte sind für den Trinkwasserschutz von höchster Bedeutung, aber leider auch immer wieder unter Beschuss und deshalb unterwandert: Vor knapp zehn Jahren haben wir mit diesen Vorsorgewerten das Verbot von Chloridazon verlangt, da dieses sehr langlebige und weit verbreitete Rückstände hinterlässt. (Desphenyl-Chloridazon ist übrigens auch bei Ihnen nachweisbar). Da diese Rückstände aber aus gesundheitlicher Sicht unproblematisch scheinen, wurde damals kurzerhand die neue Kategorie der «nicht relevanten» Pestizidmetaboliten geschaffen, für welche die Vorsorgewerte nicht gelten. (Sie sehen das in Ihren Wasseranalysen: Im Summenwert sind die «nicht relevanten» Metaboliten nicht berücksichtigt!) Idealerweise (und das fordern wir Wasserversorger seit Jahren) besteht zum Schutz des Grundwassers ein Vorsorgewert, der tiefer liegt als der entsprechende lebensmittelrechtliche Höchstwert. Dadurch könnten rechtzeitig Gewässerschutzmassnahmen ergriffen werden, bevor der Höchstwert erreicht wird und sich die Bevölkerung über gesundheitliche Auswirkungen Sorgen machen muss. Da aber das Bundesamt für Umwelt politisch viel zu schwach ist, um einen solchen (nicht wissenschaftlich, sondern prophylaktisch festgelegten) Vorsorgewert durchsetzen zu können, muss das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) in die Bresche springen. Dieses Amt hat ein deutlich höheres politisches und gesellschaftliches Gewicht, da es medizinisch und toxikologisch argumentieren kann. Dank dem BLV besteht nun für Chlorthalonil und dessen Abbauprodukte im Trinkwasser ein sehr tiefer «lebensmittelrechtlicher Vorsorgewert», welcher 30-fach unter dem Gesundheitlichen Orientierungswert GOW der Deutschen liegt und 10’000-fach unter jenem für Chlorthalonil in Karotten… GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 10
Viele Stoffe werden weder von den Gemeinden noch vom Kanton oder Bund bei den Wasseranalysen berücksichtig. Haben die Behörden die Übersicht über die Pestizide im Trink- und Grundwasser und in Oberflächengewässern verloren? Ja, ganz klar. Diese Überforderung der Behörden und Trinkwasserversorger hat System und Kalkül, denn Pestizide können zugelassen werden, ohne dass die erwarteten Abbauprodukte und Rückstände offengelegt werden müssen. Ich hoffe, dass der gegenwärtige Druck ausreicht, um diese und andere Ungeheuerlichkeiten des Zulassungsverfahrens zu eliminieren. Im Bericht wird festgehalten, dass die Überprüfung der Pestizidwerte im Trinkwasser aber auch in der Luft und bei Bodenproben mangelhaft sind. Sind die Überwachungsmassnahmen von Seite der Behörden aus Ihrer Sicht genügend? Nein. Künftig muss sichergestellt werden, dass bei jeder Stoffzulassung automatisch das Gewässer-Überwachungsprogramm entsprechend angepasst wird, um fehlerhafte Annahmen und Prognosen rasch möglichst zu erkennen und zu korrigieren. Dieses Monitoring müsste korrekterweise über eine Lenkungsabgabe auf Pestizidverkäufen finanziert werden. Welche Verbesserungen müssten aus Ihrer Sicht auf Seite der Behörden (Gemeinden, Kantone, Bund) gemacht werden, um dieses Problem zu beheben und die Bevölkerung wirkungsvoller schützen zu können? Dringend erscheinen mir die folgenden Massnahmen: - grundlegende Reform des Zulassungsverfahrens (Transparenz, Mitsprache, Kostendeckung, Kontrollmechanismen, Haftung) - parzellenscharfe Ausscheidung der Zuströmbereiche von Trinkwasserfassungen - Sicherstellung von Vorsorgewerten in Trinkwasserressourcen, die tiefer liegen als die entsprechenden Lebensmittelhöchstwerte - Umsetzung von Gewässerschutzmassnahmen in Zuströmbereichen, sofern ein Vorsorgewert überschritten wird - Aufhebung der Unterscheidung von relevanten und nicht relevanten Stoffen - Durchsetzung des uneingeschränkten Öffentlichkeitsprinzips in Bezug auf Trinkwasseranalysen und Erweiterung der Informationspflicht für Wasserversorger Da Pestizide sich sehr langsam in der Natur abbauen, wird sich die Pestizidmenge im Grundwasser, in der Luft und im Boden laufend erhöhen. In welcher Form werden sich die Pestizidwerte im Trinkwasser verändern? Die Natur ist beim Abbau vieler chemisch-synthetischer Stoffe überfordert. So ist bei Stoffen wie Desphenyl-Chloridazon und Chlorthalonil-Sulfonsäuren von mehreren Jahrzehnten auszugehen, bis sich deren Konzentrationen um 90% reduzieren (vgl. Neukum und Meyer, 2019). Bei derart langlebigen Stoffen ist klar, dass es zu Akkumulationen im Boden und/oder im Grundwasser kommt. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 11
Mit welchen Mehrkosten muss eine Gemeinde und die Schweiz im Allgemeinen auf Grund der Verschmutzung des Trinkwassers mit Pestiziden heute und in Zukunft rechnen? Das ist im Einzelfall zu ermitteln. Die von uns geplante Umkehrosmose-Filteranlage* wird einmalig rund CHF 2 Mio. und jährlich ca. CHF 230'000 kosten, um rund 30'000 Konsument*innen wieder einwandfreies Trinkwasser zu ermöglichen. Anmerkung des Autors: Bei der Problemlösung mit einer Umkehrosmose-Filteranlage sind die Pestizide weiterhin in der Natur (in Grund- und Oberflächengewässern, im Boden und der Luft) vorhanden. Wir wären weiterhin den Problemsubstanzen ausgesetzt. Wäre es denn nicht sinnvoller, mit diesem Geld präventive Massnahmen zu finanzieren als hinterher den Schaden zu reparieren? Nachsorge ist für die Gesellschaft und Umwelt i.d.R. immer teurer und problembehafteter als Vorsorge. Da einmal freigesetzte Stoffe nicht mehr zurückgeholt werden können und großflächig in unseren Trinkwasserressourcen nachweisbar sind, müssen in Problemgebieten immer weitere, teure und energieintensive Aufbereitungsanlagen auf Kosten der Bevölkerung erstellt werden. Zudem lässt sich absehen, dass in Zukunft auch eine Nachrüstung der Wasserwerke nicht mehr ausreichen wird, um alle Belastungen zu entfernen. Wie würde aus Ihrer Sicht ein bestmöglicher Schutz unseres Trinkwassers aussehen? Meines Erachtens sollte in den sensiblen Zuströmbereichen von Trinkwasserfassungen der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden verboten werden. Ausserdem muss die landwirtschaftliche Produktion in diesen Zonen eine nährstoffausgeglichene Bilanz erzielen, um die seit Jahrzehnten ungeminderte Nitratbelastung in den Griff zu bekommen. Ist Wangen-Brüttisellen ein sensibler Zuströmbereich von Trinkwassererfassungen, da unter unserem Gemeindegebiet ein Grundwasservorkommen vorhanden ist? Ich kenne Ihre örtliche Situation leider nicht. Entscheidend sind nebst den kritischen (u.a. landwirtschaftlichen) Nutzungen insbesondere die Vulnerabilität und das Alter des Grundwassers: Grundwässer, deren Alter oft mehrere Jahrzehnte bis hin zu Jahrtausenden beträgt, können irreparabel belastet werden, wenn sie nicht den ihnen gebührenden Schutz erhalten. Vielen Dank Herr Wiget für das offene und spannende Gespräch! GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 12
Vergleich der Wasserqualität umliegender Gemeinden Ein Vergleich mit der Trinkwasserqualität der umliegenden Gemeinden ist schwierig, weil einerseits die Analysen auf Pestizide nicht von allen und häufig in unterschiedlicher Ausführung gemacht werden. Andererseits sind die Voraussetzungen je nach Gemeinde verschieden. So hat zum Beispiel Illnau-Effretikon tiefere Pestizidwerte als Wangen- Brüttisellen, obwohl das Trinkwasser zu einem grossen Teil vom gleichen Grundwasservorkommen stammt. Gründe für solche Wertedifferenzen können u.a. die direkte Einspeisung von Fremdwasser zur Durchmischung an wenigen Standorten sein. Im Zusammenschluss der GWL gibt es für 7 Gemeinden 4 Standorte zur Einspeisung von Fremdwasser. Diese befinden sich in Baltenswil, Tagelswangen, Wallisellen und zwischen Wallisellen und Dietlikon. Von diesen Standorten wird das Fremdwasser dann mittels Verteilnetz / Stufenpumpwerken in die Partnergemeinden verteilt. Abschliessende Beurteilung Als ich mit dem Schreiben dieses Berichtes anfing, hatte ich die Hoffnung, Antworten auf viele meiner Fragen zu finden und am Ende zu verstehen, wie die Situation in Wangen-Brüttisellen in Bezug auf die Pestizidverschmutzung aussieht. Stattdessen schwirren mir nun noch mehr Fragen im Kopf herum. Wieso lässt unsere Regierung zu, dass unsere Umwelt und unser Trinkwasser Jahr für Jahr mit mehr Pestiziden verschmutzt werden? Wie kann eine Regierung, welche den Schutz ihrer eigenen Bevölkerung als prioritäres Ziel haben sollte, auf solch plumpe Art und Weise ihre Verpflichtungen und ihre Verantwortung ignorieren? Wie kommt es, dass nicht die Verursacher – die Pestizidhersteller und die Anwender – für die Schäden und die Folgen davon (erhöhte Trinkwassergebühren, Sanierungen, Gesundheitskosten, etc.) aufkommen? Dass Konsumenten von Trinkwasser, unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger, unter den Folgen leben und dafür noch bezahlen müssen? Die Logik in diesem System ist mir unerschlossen. Doch eines weiss ich, und es hinterlässt bei mir kein gutes Gefühl. Was in diesem Bericht geschildert wird, entspricht nicht den aktuellen Tatsachen. Die zur Verfügung stehenden Fakten zeigen nur einen kleinen Teil des besorgniserregenden Zustandes unseres Trinkwassers auf. Eine Veränderung in der Landwirtschaft, den Gärten und in der Industrie ist zwingend nötig. Denn so kann es nicht weiter gehen. Der Schaden an der Natur und der Gesundheit von uns allen wird immer grösser. Aus diesem Grund habe ich drei grosse Bitten an Sie als Leserin/als Leser: 1. Setzen Sie auf Ihrem Grund und Boden keine synthetischen Pestizide (mehr) ein. Ihre Gesundheit, Ihre Nachbarn und die Natur danken es Ihnen 2. Unterstützen Sie Ihre Gemeinde bei dem Ziel, eine pestizidfreie Zukunft anzustreben 3. Kaufen Sie Bio-Produkte - am besten direkt bei den Bauern in Ihrer Gemeinde. Die Umstellung auf eine pestizidfreie Landwirtschaft geht nur Hand in Hand zwischen Konsumenten und Produzenten 4. Stimmen Sie am 13. Juni 2021 mit 2x JA für die beiden Pestizidinitiativen Bei all diesen Anliegen hilft Ihnen die Interessengemeinschaft GESUND IN DIE ZUKUNFT gerne weiter. Auf Ihre Kontaktaufnahme freuen wir uns! GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 13
Dieser Bericht wurde vor Veröffentlichung von sämtlichen genannten Ämtern und Institutionen sowie Fachpersonen gegengelesen. Gemeldete Anpassungen wurden im Text berücksichtigt. Insofern zwischen dem Autor und einer Quelle andere Meinungen zum Thema bestehen, wurde dies im Text erwähnt. GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 14
Quellenregister Als Quellen der Informationen gelten folgende Institutionen, Organisationen und Personen: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) www.zh.ch Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz www.aefu.ch Bachema, analytische Laboratorien www.bachema.ch Gruppenwasserversorgung Lattenbuck (GWL) www.lattenbuck.ch Werke Wangen-Brüttisellen www.werkewb.ch Werke von Partnergemeinden der GWL VisionLandwirtschaft www.visionlandwirtschaft. Roman Wiget ETH-Ingenieur und Geschäftsführer der Wasserversorgung der Region Seeland Dr. Jérôme Tschudi früherer Facharzt Chirurgie (Viszeralchirurgie) und med. Berater für die beiden Pestizidinitiativen GidZ-Bericht zu Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 Seite 15
Bachema AG Analytische Laboratorien email-Bericht (z. Hd.: Herr Metzger, metzger@werkewb.ch) Objekt Wasserproben, Brüttisellen und Wangen b. Dübendorf Auftrags-Nr. Bachema 202011434 Auftraggeber Werke Wangen-Brüttisellen, Zürichstrasse 22, 8306 Brüttisellen Rechnungsadresse Werke Wangen-Brüttisellen, Zürichstrasse 22, 8306 Brüttisellen Bericht an Werke Wangen-Brüttisellen, C. Metzger, Zürichstrasse 22, 8306 Brüttisellen Bericht per e-mail an Werke Wangen-Brüttisellen, C. Metzger, metzger@werkewb.ch Excel-File Werke Wangen-Brüttisellen, C. Metzger, metzger@werkewb.ch Probenübersicht Bachema-Nr. Probenbezeichnung Probenahme / Eingang Labor 52544 W Hydrant Nr. 6, Brüttisellen 28.10.20 / 29.10.20 52545 W Hydrant Nr. 1404, Wangen 28.10.20 / 29.10.20 - Der Auftrag wird abgeschlossen. Freundliche Grüsse BACHEMA AG O. Haag, Dipl. Natw. ETH L. Wirz, Administration Tel.: 044 738 39 00 202011434 / 30. Oktober 2020 (provisorisch) Seite 1/3
Bachema AG Analytische Laboratorien Objekt Wasserproben, Brüttisellen und Wangen b. Dübendorf Auftraggeber Werke Wangen-Brüttisellen Auftrags-Nr. Bachema 202011434 Referenzwert Probenbezeichnung Hydrant Hydrant TBDV TW Nr. 6, Brütti- Nr. 1404, (N) sellen Wangen Proben-Nr. Bachema 52544 52545 Tag der Probenahme 28.10.20 28.10.20 Pestizide A-L Alachlor MS/MS µg/L
Bachema AG Analytische Laboratorien Objekt Wasserproben, Brüttisellen und Wangen b. Dübendorf Auftraggeber Werke Wangen-Brüttisellen Auftrags-Nr. Bachema 202011434 Probenbezeichnung Hydrant Hydrant TBDV TW Nr. 6, Brütti- Nr. 1404, (N) sellen Wangen Proben-Nr. Bachema 52544 52545 Tag der Probenahme 28.10.20 28.10.20 Pestizide M-Z MCPA MS/MS µg/L
Pestizide im Trinkwasser - Wasserprobe der Werke Wangen-Brüttisellen vom 28.10.2020 In der Schweiz Schädlich für Insektizid Fungizid Herbizid AbbauproduktVerboten Seit Zugelassen Andere Gesundheitsrisiken Krebserregend Keimzellen/DNA Hormonsystem Organe Haut/Augen Nervensystem FortpflanzungAllergien Ungeborene/Kleinkinder Wasserlebewesen Bodenorganismen Bienen Nicht in Grundwasserzonnen Verwendung inInfo-Quelle einsetzen Bemerkungen Alachlor 1 1 2012 1 1 1 1 LW BAFU Alachlor-ESA 1 Alachlor 1 2012 1 1 1 LW BAFU Alachlor-OXA 1 Alachlor 1 2012 1 1 1 LW BAFU Ametryn 1 1 1 1 LW, Mais Wikipedia, https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/13263 Atrazin 1 1 2012 1 1 1 1 1 1 LW BAFU Bentazon 1 1 LW, Sommerweizen, WikipediaSommergerste, Hafer, Kartoffeln, Ackerbohnen, Futtererbse, Sojabohne und Rotklee Bromacil 1 1 1 1 1 1 1 1 LW Wikipedia, psm.admin.ch Wird in Kombination mit Diuron eingesetzt. Carbendazim 1 1 2018 1 1 1 1 LW, Getreide,Wikipedia Zuckerrüben, Raps, Mais Chloridazon 1 1 2020 1 1 1 1 1 1 LW, Rande, Rübe, Wikipedia, Zuckerrübe psm.admin.ch Chlorothalonil-Metabolit, R417888 1 Chlorothalonil 1 2020 1 1 1 1 1 1 1 LW Wikipedia Chlorothalonil-Metabolit, R471811 1 Chlorothalonil 1 2020 1 1 1 1 1 1 1 LW Wikipedia Chlorothalonil-Metabolit, SYN507900 1 Chlorothalonil 1 2020 1 1 1 1 1 1 1 LW Wikipedia Chlortoluron 1 1 1 1 1 1 1 LW, Winterweizen, Wikipedia Wintergerste Cyanazin 1 1 2008 1 1 1 1 1 1 LW, Erbsen Wikipedia, gifte.de 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) 1 1 1 1 1 1 1 1 LW, Getreide,Wikipedia Obstplantagen, Grünflächen DEET (Diethyltoluamid) 1 1 1 1 1 Biozid Wikipedia Desethylatrazin 1 Atrazin 1 2012 1 1 1 1 LW Wikipedia Desethyl-Terbutylazin 1 1 1 1 LW, Mais, Wein, Wikipedia Apfel, Forst Desisopropyl-Atrazin 1 Atrazin 1 2012 1 1 1 1 LW Wikipedia Desmetryn 1 1 2005 1 1 1 1 LW, Kohlarten, Kräutern, Zwiebeln, Lauch Desphenylchloridazon 1 Chloridazon 1 1 1 1 1 1 LW, Rande, Rüben, Wikipedia, Zuckerrübe psm.admin.ch Diazinon 1 1 2011 1 1 1 1 Wikipedia Nachfolger von DDT 2,6-Dichlorbenzamid 1 1 Dichlobenil, Fluopicolid 1 1 LW Wikipedia Dichlorprop 1 1 2005 1 1 1 LW Wikipedia Diflubenzuron 1 1 1 1 LW, Obst, Kohl, Wikipedia gegen Insektenlarven und Eier Dimethachlor-ESA 1 Dimethachlor 1 1 LW Wikipedia Dimethachlor-OXA 1 Dimethachlor 1 1 LW Wikipedia Dimethenamid-ESA 1 Dimethenamid 1 1 LW, Mais, Rüben, Wikipedia Hülsenfrüchte, Sonnenblumen Diuron (DCMU) 1 1 1 1 1 1 1 LW, Getreide,Wikipedia, Wein, Obst BAFU Fluometuron 1 1 2005 1 1 1 LW Wikipedia Irgarol (Cybutryn) 1 1 2005 1 1 Wikipedia Isochloridazon 1 Chloridazon 1 1 1 1 1 1 LW, Rande, Rüben, Wikipedia, Zuckerrübe psm.admin.ch Was bis 1996 Bestandteil des Chloridazon. Isoproturon 1 1 2018 1 1 1 1 1 LW, Winterweizen, BAFU,Wintergerste, Wikipedia Roggen, Sommergerste, Sommerweizen, Industrie Isoproturon-desmethyl 1 Isoproturon 1 2018 1 1 1 1 1 wasserwirtschaft.steiermark.at MCPA 1 1 1 1 1 1 LW Wikipedia, Greenpeace Mecoprop 1 1 1 1 1 1 1 1 LW, IndustrieWikipedia Mesotrion 1 1 1 LW, Mais Wikipedia Metalaxyl 1 1 1 1 https://www3.epa.gov/pesticides/chem_search/reg_actions/reregistration/fs_PC-113501_1-Sep-94.pdf Metamitron 1 1 1 LW, Rüben, Apfel Wikipedia und Birne Metamitron-desamino 1 Metamitron 1 1 LW, Rüben, Apfel Wikipedia und Birne Metazachlor 1 1 1 1 1 LW, Kohl, Tabak, Wikipedia Raps, Kartoffel Metazachlor-ESA 1 Metazachlor 1 1 1 LW, Kohl, Tabak, Wikipedia Raps, Kartoffel Metazachlor-OWA 1 Metazachlor 1 1 1 LW, Kohl, Tabak, Wikipedia Raps, Kartoffel Methyldesphenylchloridazon 1 Chloridazon 1 2020 1 1 1 1 1 LW, Rande, Rübe, Wikipedia, Zuckerrübe psm.admin.ch Metolachlor 1 Metolachlor 1 2005 1 1 1 LW, Mais Wikipedia Metolachlor-ESA 1 Meolachlor 1 2005 1 1 LW, Mais Wikipedia Metolachlor-NOA 1 Metolachlor 1 2005 1 1 LW, Mais Wikipedia Metolachlor-OWY 1 Metolachlor 1 2005 1 1 LW, Mais Wikipedia Metribuzin 1 1 1 1 LW, Kartoffeln, Wikipedia Weizen, Tomaten, Möhre Monuron 1 1 2005 1 1 1 LW Wikipedia Norflurazon 1 1 2005 1 LW Wikipedia Oxadixyl 1 1 2005 1 1 LW, Wein, Kartoffeln, WikipediaTabak, Hopfen, Sonnenblumen, Zitrus, Obst, Gemüse Penconazol 1 1 1 1 1 1 1 LW, Wein, Kürbis, Wikipedia Kernobst, Zierpflanzen, Gemüse Prometryn 1 1 2005 1 1 LW Wikipedia Propazin 1 1 2005 1 1 1 LW Wikipedia Propazin-2-hydroxy 1 Propazin 1 2005 1 1 1 LW Wikipedia Propiconazol 1 1 1 1 1 1 1 LW, Mais, Getreide Wikipedia Simazin 1 1 2012/2007 1 1 1 1 LW, Mais Wikipedia Sulcotrion 1 1 1 1 1 1 1 https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/13263 Terbutryn 1 1 2008 1 1 1 1 LW Wikipedia Terbutylazin 1 1 1 1 LW, Mais, Wein, Wikipedia Apfel, Forst Terbutylazin-2-hydroxy 1 Terbutylazin 1 1 1 LW, Mais, Wein, Wikipedia Apfel, Forst Terbutylazin-desethyl-2-hydroxy 1 Terbutylazin 1 1 1 LW, Mais, Wein, Wikipedia Apfel, Forst Terbutylazin SYN 545666 (LM6) 1 Terbutylazin 1 1 1 LW, Mais, Wein, Wikipedia Apfel, Forst Thiacloprid-amid 1 1 1 1 1 1 1 1 LW, Acker- und Wikipedia Obstschädlingen, Buchsbaumzünsler Total 4 10 52 37 28 46 28 14 10 8 21 4 7 9 8 58 2 1 5
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