HOSPIZ AKTUELL - Corona stoppte die letzte Bauphase Hospizalltag in Pandemiezeiten Kostenübernahme und Finanzierung Aus einem Haus wird ein Zuhause
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HOSPIZ AKTUELL Corona stoppte die letzte Bauphase Hospizalltag in Pandemiezeiten Kostenübernahme und Finanzierung Aus einem Haus wird ein Zuhause HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 Herbst 2020 1
GRUSSWORT Erinnerung ist eine Form der Begegnung. Kahlil Gibran vollen Betreuung unserer Hospizgäste regelmäßig auch aller Gäste gedenken, die im Elisabeth-Hospiz verstorben sind. Ganz besonders erinnern wir uns Edgar Drückes aller Gäste anlässlich des im zweijährigen Turnus Hospizleiter stattfindenden Angehörigenfestes bei dem wir durch das Ritual des „Rosen-Lichter-Ganges“ für jeden im Über das Gedenken im Elisabeth-Hospiz … Hospiz verstorbenen Gast eine Rose und eine Kerze Liebe Freunde unserer Hospizarbeit! am Brunnen im Hospizgarten ablegen. Aber auch Viele von Ihnen haben das Elisabeth-Hospiz durch die bei unserem Sommerfest am Tag der offenen Tür Aufnahme und Betreuung eines lieben Angehörigen hat das Gedenken und Erinnern seinen festen Platz. kennengelernt. Nicht selten ist aus diesem Kennen- Durch unsere Baumaßnahme und in diesem Jahr lernen eine Freundschaft zum Hospiz entstanden. durch die Corona-Pandemie war es uns in den letzten Durch den regelmäßigen Kontakt und im Besonde- beiden Jahren nicht möglich, diese Feste zu feiern. ren durch die Teilnahme an unseren Festen wissen Dennoch kam das Gedenken nicht zu kurz. So haben Sie, wie wichtig es uns ist, dass wir neben der liebe- wir mehrfach an unserem Gedenkplatz eine Kerze in Erinnerung und im Gedenken an alle Hospizgäste INHALT – Ausgabe Herbst 2020 angezündet. Ein Ritual, welches auch von unseren Angehörigen am sich wiederholenden Todestag ger- GRUSSWORTE 2 ne vollzogen wird. Durch die Erinnerung an unsere lieben Verstorbenen findet in unserem Inneren Be- AKTUELLES gegnung statt; Gefühle und innere Bilder entstehen, Corona stoppte die letzte Bauphase 4 wollen wahrgenommen und gelebt werden. Durch Erich Kästner trifft das Gedenken bekommen unsere lieben Verstorbe- Joachim Ringelnatz in Deesem 6 nen einen festen Platz in unseren Herzen. Sie wer- Hospizalltag in Pandemiezeiten 7 den sozusagen Teil von uns selbst. HINTERGRUND Im Hospiz pflegen wir neben den Gedenkfesten und dem Entzünden von Kerzen am Gedenkplatz weitere Kostenübernahme und Finanzierung 8 Formen der Erinnerung. Diese sind fest in unseren Aus einem Haus wird ein Zuhause 10 Hospizalltag integriert. So z. B. bei den monatlich BERICHTE stattfindenden Supervisionen und Teamsitzungen. Ehrenamtliche Mitarbeit – ein wichtiger Pfeiler unserer Hospizarbeit 12 INTERVIEW Interview mit unserem Hospizgast, Joachim H. 13 MITARBEITER Palliativmedizinische Betreuung im Elisabeth-Hospiz 15 Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich vor 17 NACHRUF – AUSBLICK Nachruf Joseph Brombach 20 2 Dinge unserem Hospiz Gutes zu tun 20 Gedenkrosen im Brunnen des Hospizgartens 2 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
GRUSSWORT Vor dem offiziellen Teil der Besprechung lesen wir einen passenden Text und die Namen der Gäste vor, die seit der letzten Zusammenkunft verstorben sind. Danach erfolgt eine Schweigeminute, in der alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden der im Hospiz Verstorbenen gedenken können. Oft erleben wir das auch in unseren täglichen Pausenzeiten. Guido Usdowski, Plötzlich kommt ein bestimmtes Thema auf und wir 1. Vorsitzender erinnern uns an verschiedene Gäste. Dann heißt es Verein für Heimat und Brauchtum Deesem e. V. oft: „Erinnerst Du Dich noch an Frau ... oder Herrn ... aus Zimmer ...“ und es folgt eine Geschichte aus dem Hospizalltag. Es ist tröstlich, dass unsere Ver- Als ein kleines Einfamilienhaus im schönen Dorf storbenen nicht vergessen sind. Deesem umgebaut und am Tag Allerheiligen, dem Gegenstand so mancher Anekdote ist meist Humor- 1. November 1990 in einer ökumenischen Feierstunde volles und Lustiges. Viele Gäste behalten trotz der seiner Bestimmung übergeben wurde, hat vermut- schweren Lebenssituation ihren Humor. Sterben lich kaum jemand erahnt, welche Entwicklungen die und Abschiednehmen ist eine Krisensituation und nachfolgenden 30 Jahre mit sich bringen würden. An- Humor hilft uns durch diese Zeit zu kommen. Wie fangs war Platz zum Wohnen und zur Pflege von fünf hat es der Philosoph Immanuel Kant ausgedrückt: Kranken. Nach Fertigstellung des Erweiterungs- und „Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht Neubaus im Jahr 1995 konnten bald schon 16 Gäste zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge wohnlich versorgt werden. Um das Elisabeth-Hospiz gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen“. für die Zukunft zu rüsten, galt es bekanntermaßen, Humor und Lachen – wichtige Stützen für das Leben die bestehenden Räumlichkeiten in Teilen umzuge- im Hospiz! stalten bzw. durch einen neuerlichen Anbau deutlich Unser Gedenken vollzieht sich aus der inneren Hal- zu erweitern. tung und Überzeugung, dass jeder Gast in seiner In- Die Baumaßnahmen haben dieses Jahr nun ihren dividualität einen Schatz in sich birgt und wir von je- Abschluss gefunden. So können auch zukünftig 16 dem Menschen auch für unser eigenes Leben lernen Bedürftige – dem neuesten Stand entsprechend – können. Es gilt nur genau hinzusehen, in die Situa- würdevoll ihren letzten Lebensabschnitt in einem tion hinein zu spüren und die eigene Wahrnehmung wohnlich-fürsorglichen Umfeld verbringen. Der Ver- zu schulen und zu schärfen. Unsere Gäste sind uns ein für Heimat und Brauchtum Deesem e. V. gratu- auf dem Weg des Abschiednehmens voraus. Einem liert zu diesem Anlass ganz herzlich seinem guten Weg, den wir noch gehen müssen. Viele waren Leh- Nachbarn! rer für unser eigenes Leben. Dafür empfinden wir Auch der Dorfplatz von Deesem erfährt durch die tiefen Dank und hoffen, dass es die Gesamtsituation bevorstehende Fertigstellung einer barrierefreien im kommenden Jahr erlaubt, unser Einweihungsfest Sanitäranlage perspektivisch eine Aufwertung, die anlässlich der Fertigstellung der Baumaßnahme zu zukünftig sicherlich dem ein oder anderen Hospiz- feiern und bei diesem Fest auch wieder offiziell aller Gast zugute kommen wird. Obwohl bis zur Vollen- Gäste zu gedenken, die wir im Hospiz kennenlernen dung noch monetäre Hindernisse zu überwinden und betreuen durften. Erinnern und Gedenken hat in sind, lade ich bei dieser Gelegenheit sehr gerne jetzt allen Kulturen einen festen Platz. Wir verbinden uns schon die Hospiz-Bewohner, nebst Angehörigen so- mit unseren Verstorbenen und bewahren ihnen ein wie die (auch ehrenamtlichen) Mitarbeiter, Vereins würdiges Andenken über den Tod hinaus. Diese Ge- mitglieder und Freunde des Hospizes herzlich dazu denk- und Erinnerungskultur ist auch ein wichtiger ein, an unserem geselligen Gemeinschaftsleben auf Teil unserer Hospizarbeit. dem Dorfplatz teilzuhaben. Das Elisabeth-Hospiz ist ein Segen für unser schö- nes Deesem. Auf ein gutes und nachbarschaftliches Miteinander! Guido Usdowski Edgar Drückes, Hospizleiter HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 3
AKTUELLES CORONA STOPPTE DIE LETZTE BAUPHASE TROTZDEM WAR ES GLÜCK IM UNGLÜCK Heijo Hauser Heijo Hauser Vorsitzender des Freundeskreises Elisabeth-Hospiz e. V. Es wäre sicherlich ein schönes Fest mit ihnen neue Gästetoilette eingerichtet. All diese Arbeiten allen gewesen! Alles war geplant und vorbereitet. waren bereits gegen Ende 2019 fertig. Im Spätsommer diesen Jahres hätten wir Sie ins Also ging es direkt Anfang des Jahres 2020 wei- Elisabeth-Hospiz eingeladen, um mit Ihnen zu- ter mit dem zweiten Bauabschnitt. Dieser konzen- sammen die Fertigstellung unserer An- und Um- trierte sich auf Arbeiten in dem Gebäudeteil, der baumaßnahmen zu feiern. Wir hätten Ihnen die zwischen der alten, jetzt überbauten Straße und Räumlichkeiten gezeigt und Ihnen gedankt für Ihre dem Teichgarten liegt und in dem sich auf drei tolle Unterstützung. Es wäre so schön gewesen. Etagen zahlreiche Gästezimmer befinden. Dort Aber dann kam Corona ... und warf unsere Planun- wurden u. a. zwei neue Bäder hergerichtet und die gen über den Haufen! Aber wir hatten dennoch das Fußböden wurden komplett abgeschliffen, sodass berühmte Glück im Unglück. Warum das so ist, er- das Holzparkett wieder erstrahlte. Natürlich wur- zähle ich ihnen gerne. den alle Zimmer und Flure auch neu gestrichen. In dieser Bauphase konnten wir in diesem Gebäude- Unseren schönen neuen Anbau hatten wir bereits teil nur ganz wenige Gästezimmer belegen, weil wir im Herbst 2019 beziehen können. Vielleicht erin- natürlich unsere Gäste nicht mit zu viel Baulärm be- nern sie sich an meinen Artikel im letzten Hospiz lästigen wollten. Somit konnten wir in diesen Mona- Aktuell, in dem ich Sie auf einen Rundgang durch ten leider nicht wie sonst möglich 16 Gäste aufneh- den neuen Anbau mitgenommen hatte. Unmittel- men, sondern deutlich weniger. Dies hat natürlich bar nach der Fertigstellung des Anbaus haben wir zu Mindereinnahmen geführt, die wir zwar bewusst mit den Sanierungs- und Umbauarbeiten im alten in Kauf genommen haben, die aber trotzdem in un- Hospizgebäude begonnen. Diese Arbeiten hatten serem Budget deutlich spürbar waren. wir in drei Phasen eingeteilt. Und dann begann die Corona-Pandemie im Feb- Im ersten Bauabschnitt ging es im Wesentlichen ruar 2020 mit den bundesweiten Schutz- und Ein- darum, die Durchgänge zwischen dem Alt- und dämmungsmaßnahmen im März 2020. Zum Schutz dem Neubau herzustellen. Sowohl im Eingangsbe- unserer Gäste und unserer Mitarbeiterinnen und reich als auch auf der ersten Etage wurden Wände Mitarbeiter haben wir im Elisabeth-Hospiz auch eingerissen und die Fußböden entweder neuver- sofort Zugangseinschränkungen umgesetzt. Und legt oder das schöne alte Holzparkett abgeschlif- natürlich konnten die Bauarbeiten in dieser Situ- fen. In unserem ehemaligen Sternensaal entstand ation nicht fortgeführt werden. Es wäre unverant- ein sehr schönes großes Gästezimmer mit einem wortlich gewesen, wenn in dieser Zeit Handwerker neuen Bad. Und im Erdgeschoss wurde u. a. eine im Hause unterwegs gewesen wären. 4 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
AKTUELLES Aber wir hatten Glück im Unglück. Und das so- Also doppeltes Glück im Unglück. Unglücklich ist gar aus zwei Gründen. Erstens waren wir mit der natürlich, dass wir die dritte und letzte Bauphase zweiten Bauphase fast fertig – es fehlten nur ei- bis heute nicht angehen konnten. Aber hier gilt nige Kleinigkeiten. Daher konnten wir nach einer selbstverständlich, dass die Sicherheit und das Phase, in der wir aus Corona-Gründen sicher- Wohl unserer Gäste und unserer Mitarbeiterinnen heitshalber die Belegung etwas reduziert hatten, und Mitarbeiter vor allem anderen steht. die Zimmer in dem renovierten Gebäudeteil wie- Wir hoffen, dass wir Anfang des nächsten Jahres der nutzen. mit den Arbeiten weiter machen können. Etwa drei Und zweitens hatten wir das Glück, dass wir noch Monate werden diese dauern, sodass wir dann im nicht mit der dritten Bauphase begonnen hatten. Frühsommer komplett fertig wären. Denn in dieser wollten wir unsere Küche umbau- Aber auch dies wird nur dann möglich sein, wenn en und um eine heute vorgeschriebene separate wir alle gemeinsam die Corona-Pandemie in Spülküche ergänzen. Außerdem soll das ziem- Deutschland einigermaßen im Griff behalten kön- lich ungünstig gelegene Gästezimmer hinter dem nen. Drücken Sie uns die Daumen, dass dies ge- Wohnzimmer wegfallen und damit das Wohn- und lingt. Wenn nicht, dann werden wir die Arbeiten Esszimmer vergrößert werden. Dazu wollten wir noch einmal verschieben müssen. Sicherheit geht die Küche komplett für die Zeit der Arbeiten still- immer vor! legen und provisorisch in der kleinen Teeküche im Die Einschränkungen, die wir durch die Corona- Anbau unsere Gästeessen zubereiten. Pandemie erfahren mussten, haben auch dazu ge- Zum Glück hatten wir dies noch nicht getan, denn führt, dass wir unseren neuen Anbau noch nicht so ansonsten hätten wir auch heute noch ein Küchen- schön einrichten konnten, wie wir das vorhaben. provisorium, was insbesondere für unsere enga- Es fehlen z. B. noch die Bilder an den Wänden, Blu- gierte Küchencrew eine große Herausforderung men müssen noch angeschafft werden – kurzum: gewesen wäre. Es fehlt noch der Gemütlichkeitsfaktor. Gesamtansicht Alt- und Neubau aus der Vogelperspektive HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 5
AKTUELLES Aber eine schöne Neuigkeit habe ich doch noch für So, jetzt drücken Sie mir bitte die Daumen, dass Sie: Der große neue Garten rund um den Anbau ist ich diesmal mein Versprechen halten kann. Im angelegt. Dank der tollen Planung und Umsetzung letzten Hospiz Aktuell hatte ich sie schon einmal durch Rüdiger Ramme und seinem Team sind die zu unserem Einweihungsfest im Sommer 2020 Beete und Hänge vielfältig bepflanzt und haben eingeladen. Dieses Versprechen konnte ich leider unsere Gäste und ihre Angehörigen in den letz- nicht einlösen. Hoffentlich wird es möglich sein, ten Monaten schon sehr erfreut. Natürlich müs- mit Ihnen allen dieses Fest im Sommer 2021 zu sen viele Pflanzen noch wachsen und kräftiger feiern. werden, aber bereits jetzt ist erkennbar, dass der Darüber würden wir uns alle im Elisabeth-Hospiz neue Garten eine sehr schöne Ergänzung unseres sehr freuen. bisherigen Gartens sein wird. Übrigens: Durch die großen Rasenflächen und die Bis dahin wünsche ich Ihnen und Ihren Familien Terrassen und Wege ist der neue Garten auch ein alles Gute, bedanke mich im Namen des gesamten schöner Platz, auf dem wir hoffentlich bald unser Elisabeth-Hospiz Teams für Ihre Unterstützung Einweihungsfest mit Ihnen feiern können. Auch und Ihre Empathie. Bleiben Sie dem Hospiz bitte hier fehlt es noch an einigen Details wie z. B. Gar- treu in dieser auch für uns schwierigen Zeit und tenstühlen und -tischen für die Terrasse. vor allem anderen: Bleiben Sie bitte gesund. ERICH KÄSTNER TRIFFT JOACHIM RINGELNATZ IN DEESEM Dirk Bellmann Nach langer Unterbrechung durch die Corona- Pandemie konnten wir am 20. September erstmals wieder für kulturelle Unterhaltung im Elisabeth- Hospiz sorgen. Unter Beachtung aller Abstands- und Hygieneregeln fand bei schönstem Spätsom- merwetter der Auftritt von Johannes Göbel und Martin Mock mit dem Programm „Es wär schon schöner, wenn es schöner wäre“. Das Duo holte eine Begegnung der beiden Dichter Erich Kästner und Joachim Ringelnatz, die sich im Leben nie per- sönlich begegnet sind, kurzerhand virtuell nach. In einem vielfältigen Auftritt verblüffte die Aktu- alität der menschlichen, sozialen und politischen Grundwahrheiten, die uns überraschend angehen und berühren. Es war trotz aller Abstandsregelungen ein sehr Unsere Gäste und Ihre Angehörigen hatten die schöner Nachmittag für alle Beteiligten. Möglichkeit, den Auftritt von den Balkonen oder bei geöffneter Terrassentür im eigenen Zimmer mit- zuerleben. Das Küchenteam hatte im Anschluss Jedes Lächeln, das du aussendest, an die Veranstaltung frische Waffeln und leckeren Kaffee und Kuchen für alle Gäste und Besucher kehrt doppelt zu dir zurück. vorbereitet. Erich Kästner 6 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
AKTUELLES HOSPIZALLTAG IN PANDEMIEZEITEN Dirk Bellmann, Edgar Drückes Mit dem Beginn der Corona-Pandemie Ende Feb- Unsere Besucher ruar 2020 hat sich der Alltag im Elisabeth-Hospiz werden am Hauptein- von einem auf den anderen Tag stark verändert. gang mit zahlreichen Hinweisen auf die Innerhalb weniger Tage wurden die laufenden Schutzmaßnahmen Umbauarbeiten unterbrochen. Hierdurch wurde empfangen das Hospiz für die im Hospiz tätigen Handwerker geschlossen und somit die Anzahl zusätzlicher Kontaktpersonen reduziert. Dies war wichtig, um die Gefahr des Eintragens einer COVID-19-Infekti- on zu verringern und somit unsere kranken Gäste, ihre Angehörigen und alle Mitarbeitenden, soweit es möglich war, zu schützen. Uns war es von An- fang der Pandemie an wichtig, die Besuche von nahen Angehörigen für unsere Gäste weiterhin zu ermöglichen. Um aber auch hier das Eintragen ei- ner COVID-19-Infektion zu erschweren, wurde die Besuchsdauer (Zeit) und die Anzahl der täglichen Besuche pro Gast reduziert. Ausnahmen waren in Absprache mit der Hospizleitung möglich. In enger Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbe- hörden wurde mit hohem Aufwand umgehend ein Sicherheits- und Hygienekonzept entwickelt, um unsere Gäste und Mitarbeiter bestmöglich vor Gästebuch einmal anders: Kurzscreening einer Infektion zu schützen. Bereits im Januar mit Gesundheitsfragen für alle Besucher diesen Jahres hatten die im Hospiz verantwortli- chen Personen die Befürchtung einer entstehen- wird von unseren kranken Gästen und Angehöri- den Pandemie. Diesem Gefühl trauend, wurden gen sehr geschätzt. Unseren Hospizgästen bleibt bereits zu diesem Zeitpunkt ausreichende Men- nur eine eng begrenzte Lebenszeit. In diesem für gen an Schutzmasken, Schutzkitteln, Hauben, die Gäste und deren Angehörige gleichermaßen Schuhüberziehern, medizinischen Schutzbrillen, schwierigen Ausnahmezustand sind Abwägungen Kunststoffvisieren und Desinfektionsmitteln ge- erforderlich, die in anderen Lebensbereichen kei- ordert. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte ne Gültigkeit besitzen. Dank einer guten und ver- sich einige Wochen später als mit Ausbreitung der trauensvollen Zusammenarbeit mit den zustän- Pandemie weltweit eine erhebliche Verknappung digen Behörden ist es von Beginn der Pandemie der Schutzmaterialien und Desinfektionsmittel zu an gelungen, dieser besonderen Lebenssituation beobachten war und viele stationäre Einrichtungen unserer Gäste und Angehörigen gerecht zu wer- oft nicht ausreichende Materialien zur Verfügung den. So konnten trotz der erschwerten äußeren hatten. Diese Situation ist uns erspart geblieben. Bedingungen, die die Corona-Pandemie mit sich Die auf Menschlichkeit und Verantwortlichkeit ba- brachte, die Bedürfnisse und Wünsche unserer sierende Besucherregelung, die in Abstimmung Gäste und Angehörigen weiterhin berücksichtigt mit den Kontrollbehörden gefunden werden konnte, und ein menschenwürdiges Leben und Sterben im HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 7
HINTERGRUND Hospiz, was das Hauptziel jeglicher Hospizarbeit aus einem Risikogebiet erfragt. Zu den Präventi- ist, beachtet werden. onsmaßnahmen gehört auch das gründliche Des- Die Umsetzung der erforderlichen Sicherheits- infizieren und Waschen der Hände beim Betreten und Schutzmaßnahmen hatte einen großen zeitli- des Hospizgebäudes. chen, materiellen und somit auch finanziellen Auf- Alle im Hospiz Mitarbeitenden nehmen diesen wand zur Folge. zusätzlichen zeitlichen Aufwand zum Schutze un- Nach dem Abflachen der Frühjahrs-Infektionswel- serer Gäste, Angehörigen und auch zum Selbst- le konnten die Besuche in den Folgemonaten dann schutz gerne in Kauf. schrittweise ausgeweitet, die Besuchszeiten ver- längert und die Besucheranzahl pro Gast erweitert Wir hoffen, dass wir im Laufe des kommenden werden. Jahres nach und nach zu unserer früheren Heran- Bis zum heutigen Tage werden alle Besucher gehensweise zurückkehren und wieder das offene mit ihren Kontaktdaten registriert und diverse Hospiz sein können, das wir 29 Jahre lang waren. Hygienemaßnahmen, wie zum Beispiel das Tragen Am 01.11.2020 feiert das Elisabeth-Hospiz sein eines Mund- und Nasenschutzes überwacht. Bei 30-jähriges Jubiläum. Dieses besondere Jubilä- der Anmeldung erfolgt eine Messung der Körper- um wollen wir in Abhängigkeit von der Pandemie temperatur und die Abfrage verschiedener Krank- entwicklung im kommenden Jahr zusammen mit heitssymptome, die durch eine COVID-19-Infektion der Fertigstellung des An- und Umbaues so richtig entstehen können. Ebenso wird die evtl. Rückkehr feiern. KOSTENÜBERNAHME UND FINANZIERUNG DER VOLLSTATIONÄREN HOSPIZVERSORGUNG Dirk Bellmann, Edgar Drückes Durch unsere Beratungsgespräche erleben wir Träger der stationären Hospize bzw. von den Hos- es immer wieder, dass viele an Hospizarbeit in- pizen selbst übernommen. Für den kranken Gast teressierte Menschen nicht wissen, wie sich die bleibt kein Eigenanteil. Kostenübernahme der vollstationären Hospizver- Die Kostenübernahme für einen stationären Hos- sorgung zusammensetzt. Oft ist die Überraschung pizaufenthalt ist an klare Anspruchsvorausset- groß, wenn z. B. Angehörige erfahren, dass keine zungen geknüpft. Demnach muss eine nicht heil- Zuzahlung, kein Eigenanteil für die stationäre Hos- bare, fortschreitende und so weit fortgeschrittene pizbetreuung verbleibt. Seit August 2009 entfällt Erkrankung vorliegen, dass die verbleibende Le- der Eigenanteil für die vollstationäre Hospizunter- benserwartung Tage, Wochen bis zu wenigen Mo- bringung. naten beträgt. Zudem müssen verschiedene durch Die stationären Hospize handeln mit den Kosten- die Erkrankung entstandene Symptome vorhanden trägern, den Kranken- und Pflegekassen, einen sein, die einer stationären palliativ-medizinischen Tagesbedarfssatz aus. Dieser finanziert sich zu Behandlung bedürfen (z. B. starke Schmerzen). 95 % über die Kranken- und Pflegekassen (gesetz- Darüber hinaus muss eine Überforderung der An- lich und privat, bei Beamten auch über die Bei- gehörigen mit der häuslichen Betreuung attestiert hilfestellen); die verbleibenden 5 % werden vom werden. 8 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
HINTERGRUND Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, stellt der überweisende Arzt eine „Bescheinigung zur MITGLIEDSANTRAG Notwendigkeit vollstationärer Hospizversorgung“ Ich möchte gerne das Elisabeth-Hospiz durch eine aus, mit der das Hospiz den Gast aufnehmen kann. Mitgliedschaft im Förderverein (Freundeskreis Elisabeth-Hospiz e. V.*) unterstützen. Kommt der Gast von zu Hause, so ist der Hausarzt * Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts Siegburg unter für die Bescheinigung zuständig. Kommt er aus ei- VR 1537, vom Finanzamt Siegburg als gemeinnützig und mildtätig nem Krankenhaus, bekommt das Hospiz diese Be- anerkannt unter St.Nr. 220/5945/0528 scheinigung von dem im Krankenhaus zuständigen Arzt. Oftmals beantragen die Sozialdienste in den Mein Jahresbeitrag ist: Euro Krankenhäusern bereits die offizielle Kostenüber- (Mindestbeitrag: 50 Euro) nahme bei den Kranken- und Pflegekassen. Ist das vor Aufnahme nicht geschehen, so übernimmt der Ort / Datum Sozialdienst des Hospizes diese Beantragung am Aufnahmetag. Ausschlaggebend für den Anspruch Unterschrift auf vollstationäre Hospizversorgung ist die „Ärzt liche Bescheinigung zur Notwendigkeit vollstatio- Absender närer Hospizversorgung“. Stationäre Hospize gehören in Deutschland zu den Vorname* spendenabhängigen Einrichtungen. Von ihrem indi- viduell mit den Kostenträgern ausgehandelten Ta- Name* gesbedarfssatz müssen sie 5 % der Kosten selbst tragen. Dies entspricht gemäß unseres Tagesbe- Straße und Haus-Nr.* darfssatzes einer jährlich erforderlichen Spen- densumme von knapp 100.000 Euro – wobei der PLZ und Wohnort* tatsächlich notwendige Spendenbetrag deutlich höher ist. Das liegt u. a. daran, dass im Hospiz im Telefon Fax Bereich Betreuung mehr Personal beschäftigt wird, als durch den Tagesbedarfssatz refinanziert ist; E-Mail-Adresse beispielsweise unser Jugendprojekt: von unseren 6 jungen Mitarbeitenden, die auch in der Nähe des Geburtsdatum Hospizes im Jugendwohnheim „Neu-Seh-Land“ in einer Wohngemeinschaft leben, ist keine einzige Beruf Stelle durch den Tagesbedarfssatz refinanziert. * Diese Angaben benötigen wir, um Ihnen eine gültige Zuwendungs Neben anderen Stellen werden diese 6 Stellen aus- bescheinigung ausstellen zu können. schließlich über Spendenmittel refinanziert. Zu- Ich möchte meinen Mitgliedsbeitrag selbst auf ein sätzliche Personalstellen sind aber für eine Betreu- Spendenkonto (siehe Fußzeile) überweisen. ung, die die Wünsche und Bedürfnisse der kranken Ich möchte, dass mein Mitgliedsbeitrag eingezogen Gäste ausreichend berücksichtigt, sehr wichtig. wird. Bitte schicken Sie mir ein Formular für das SEPA- Daher haben wir diese Stellen geschaffen. Sie ma- Lastschriftverfahren. chen es möglich, individuell auf Bedürfnisse und Wünsche unserer Gäste einzugehen. Die erforder- Spendenkonto: VR-Bank Rhein-Sieg eG BIC: GENODED1RST · IBAN: DE48 3706 9520 2107 3850 21 liche jährliche Spendensumme beträgt insgesamt um die 250.000 Euro (ohne Berücksichtigung der Auf unserer Homepage www.elisabeth-hospiz.de finden Sie Baukosten). auch die Möglichkeit online zu spenden. An der individuellen Betreuung unserer Gäste, die auf deren Wünsche und Bedürfnisse ausgerichtet ist, haben Sie alle, die uns durch eine Mitgliedschaft im Freundeskreis Elisabeth-Hospiz e. V. oder durch Geldspenden unterstützen, großen Anteil. Dafür möchten wir Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich Ühmichbach 5 · 53797 Lohmar · Fax: 02246 106-60 danken. E-Mail: info@elisabeth-hospiz.de · www.elisabeth-hospiz.de HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 9
HINTERGRUND AUS EINEM HAUS WIRD EIN ZUHAUSE Dirk Bellmann, Edgar Drückes, Heijo Hauser In Berichten über die stationäre Hospizarbeit wer- den die Hospize oft mit einem letzten guten Zuhau- se verglichen. Denkt man über diese Beschreibung tiefer nach, so kommt die Frage auf, ob ein stati- onäres Hospiz überhaupt wie das eigene Zuhause sein kann? Mit dem Wort „Zuhause“ verbinden wir zentrale, für unser Leben sehr wichtige Merkmale und diese lassen sich nicht so ohne weiteres auf andere Räumlichkeiten, Einrichtungen, Institutio- Dekoration im Obergeschoss nen übertragen. Nach den vielen Jahren unserer Hospizerfahrung wissen wir, dass es daher ver- messen wäre, diese Frage mit einem eindeutigen „Ja“ zu beantworten. Das eigene Zuhause kann schätzung, Wärme, Solidarität und Verständnis von niemandem ersetzt werden. Dennoch ist die geprägt ist. Eine Begegnung, die sich auf gleicher Zielvorstellung, dass ein stationäres Hospiz so nah Ebene vollzieht. Nicht „unten“ der kranke Mensch wie möglich an das Sich-wie-zu-Hause-fühlen- und „oben“, also darüber stehend, der helfende können herankommen soll, sehr wichtig. Dieses Mensch. Besonders in einer Krisenzeit, die das Ziel ist Verpflichtung und bleibender Ansporn zu- Kranksein und Sterben müssen ist, ist das ganz gleich. Es geht im Wesentlichen um ein Grundge- wichtig. fühl von Geborgenheit. Neben unseren Mitmenschen sind, so wie wir es Das Elisabeth-Hospiz hätte am 01.11.2020 sein immer nennen, auch die sogenannten äußeren Be- 30-jähriges Bestehen gefeiert. Aufgrund der Coro- dingungen von Bedeutung. Es geht um das Haus, na-Pandemie konnten wir dieses Jubiläum leider wie es gebaut ist, wie die Räume eingerichtet und nicht begehen, wollen es aber nach Beendigung gestaltet sind. Von unseren Gästen haben wir des Bauprojektes im Sommer/Herbst 2021 anläss- schon viele schöne Rückmeldungen bekommen, lich des dann stattfindenden Einweihungsfestes die uns bestätigen, dass es richtig und wichtig war, gleichzeitig mitfeiern. In diesen 30 Jahren war es das Bauprojekt umzusetzen. Das Elisabeth-Hospiz allen Verantwortlichen im Hospiz stets wichtig, dass wird dadurch für die kommenden Jahrzehnte ein sich die Hospizgäste und Angehörigen im Hospiz zukunftssicherer Ort bleiben. geborgen fühlen. Wenn ein kranker Mensch schon In den letzten Monaten haben wir nach und nach nicht bis zu seinem Lebensende zu Hause bleiben mit der Einrichtung der neuen Räumlichkeiten be- kann, so soll er dann aber zumindest dort, wo er gonnen. Aufgrund der hohen Baukosten und der seine letzte Lebenszeit verbringt, Bedingungen schwierigen Umstände, die die Corona-Pandemie vorfinden, die ein Wohlfühlen möglich machen. mit sich brachte, können wir hier nur nach und Sozial betrachtet gehören hierzu vor allem liebe nach, in Abhängigkeit vom Spendeneingang voran- Menschen, die mit viel Empathie, Zuwendung und kommen. Es fehlen uns noch finanzielle Mittel für gutem medizinisch-pflegerischem Können be die liebevolle Gestaltung der neuen Räume. Bei- treuen. Ob wir uns gut bzw. wohl fühlen, hängt also spielsweise möchten wir im Flur die Bilder prä- im Wesentlichen davon ab, wie sich die Begegnung sentieren, die wir als Schenkungen erhalten ha- mit den Menschen vollzieht, die mit uns unter ben. So sammeln wir zurzeit Spenden für passende einem Dach leben. Eine Begegnung, die von Wert- Bilderrahmen, für Bilderleisten zum Aufhängen 10 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
HINTERGRUND der Bilder, benötigen für einige Fenster noch firmen bezogen werden kann. Möbel und Stoffe Sichtschutz-Jalousien, für den Garten fehlt noch aus schwer-entflammbaren Materialien haben ei- Gartenmobiliar und ganz wichtig sind uns noch nen höheren Preis als „herkömmliche“ Stoffe und Schallschutzelemente, die an die Decke ange- Möbel, wie wir sie zu Hause haben. Wenn es Ihnen bracht werden sollen, um den Hall im Treppenhaus möglich ist, uns hier zu unterstützen, so würden und auf den Fluren zu verringern. Hier haben wir wir und unsere Gäste sich darüber sehr freuen. eine Fachfirma gefunden, die uns in den kommen- Wir hoffen sehr, dass wir Ihnen, unseren Freun- den Wochen ein entsprechendes Angebot zusen- den, im kommenden Jahr anlässlich des Einwei- den wird. Die Flure bringen es mit sich, dass auch hungsfestes die Fertigstellung des An- und Um- in eingerichtetem Zustand (Bilder, Möbel usw.) im- bauprojektes vorstellen und Sie mit eigenen Augen mer noch ein Resthall bleibt, der einem Gefühl von sehen können, wie aus dem neuen und umgebau- Gemütlichkeit und Geborgenheit entgegensteht. ten Hospiz, auch durch Ihre Unterstützung, Räu- Das war das Ergebnis einer entsprechenden Mes- me geworden sind, die Freundlichkeit, Wärme und sung hier vor Ort. Durch schöne Zimmerpflanzen Geborgenheit ausstrahlen und somit ein wenig den in den Fluren und im Treppenhaus wollen wir den Charakter ausstrahlen, den wir von unserem eige- wohnlichen Charakter des Hauses erhöhen. Dann nen zu Hause kennen. Vielen herzlichen Dank. benötigen wir nach der letzten Bauphase, die im Januar 2021 startet, noch weitere Möbel für die umgebauten Zimmer (vor allem Kleiderschränke und Nachtschränke). Nach Fertigstellung des An- und Umbaus werden drei separate Angehörigen- zimmer und zwei große Gästezimmer mit sepa- ratem Angehörigenbereich zur Verfügung stehen. Diese drei Zimmer und die beiden Wohnbereiche müssen ebenfalls noch eingerichtet werden. Hier fehlen uns drei Betten (Schlafsofas), zehn Stühle, fünf Tische und verschiedene Dekomaterialien. Uns freundschaftlich zugedachte Sachspenden konnten und können wir oft nicht annehmen, da Möbel und Stoffe aus Spezialmaterialien herge- stellt sein müssen, die schwer entflammbar sind und damit die Brandschutzvorschriften erfüllen. Das bedeutet, dass Vieles nur von speziellen Fach- Korridor im Obergeschoss. Einrichtung und Dekoration werden noch angeschafft Ein gemütliches Gastzimmer Wohnliches Ambiente im Obergeschoss HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 11
BERICHTE EHRENAMTLICHE MITARBEIT EIN WICHTIGER PFEILER UNSERER HOSPIZARBEIT Edgar Drückes Unsere Ehrenamtlichen helfen uns in vielfältiger Art Der nachfolgende Brief gibt einen schönen Ein- und Weise. Wir haben ihre Unterstützung so organi- blick in die Unterstützung durch unsere ehrenamt- siert, dass jede Schicht (Frühdienst, Spätdienst und lich Mitarbeitenden. An dieser Stelle danken wir Nachtdienst) durch eine/einen Ehrenamtliche/n allen Helferinnen und Helfern im Ehrenamt für die unterstützt wird. Sie helfen uns in der Betreuung treue und sehr gute Hilfe. Ihr regelmäßiges Kom- und Begleitung der Hospizgäste, bei der Kranken- men macht es noch besser möglich, die Wünsche pflege, bei der Freizeitgestaltung (Spaziergänge, und Bedürfnisse unserer Gäste wahrzunehmen Spazierfahrten), durch Vorlesen am Bett oder im und soweit es geht auch zu erfüllen. Herzlichen Gemeinschaftsraum, sie führen Gespräche, schen- Dank dafür. ken somit Zeit und helfen auch in der Hospizküche. Auch übernehmen sie Gartenarbeiten, Blumen Kerstin Roth, eine ehrenamtliche Helferin been- pflege und die Dekoration im Hospiz. Darüber hin- det aus persönlichen Gründen ihren Dienst im aus eine Vielzahl anderer Tätigkeiten, so wie diese Elisabeth-Hospiz. sich im Hospizalltag ergeben. Doch lesen Sie selbst: Liebe Martina, spürbar, was auch viele Gäste wie Angehörige immer ich sende Dir ganz herzliche Grüße und wünsche wieder berichteten: Wertschätzung, Ruhe, Fröhlich- Dir und allen im Hospiz, dass Ihr bisher die Corona- keit, Behaglichkeit, Freundlichkeit. Das Hospiz hat Situation gut durchgestanden habt. Unser letztes Tref- mir als Angehörige damals die Begleitung bis in den fen liegt schon circa ein halbes Jahr zurück. Ich hatte Tod sehr erleichtert. Ihr habt mir Sicherheit gegeben, damals für mich den (vorläufigen?) Schlussstrich un- nicht allein zu sein und Fragen stellen zu können. Be- ter meine Ehrenamtler-Arbeit bei Euch gezogen. Ich deutungsschwere und bis dahin selten genutzte Wor- bin diesen Schritt damals schweren Herzens gegan- te wie Würde und Demut haben bei Euch ein Gesicht gen, aber aus beruflichen Gründen schaffe ich es ein- bekommen. Ich habe damals oft gesagt, dass ich in fach nicht mehr, Euch zeitlich sinnvoll zur Verfügung dieser Zeit das Sterben und den Tod in mein Leben zu stehen. In unserem letzten Gespräch habe ich zum gelassen habe. Alle meine Antennen waren auf Emp- Ausdruck bringen wollen, wie sehr mich die Zeit bei fang, und das Herz war weit offen. Die Zeit war für Euch beeindruckt und in meinem Leben, Denken und mich sehr beeindruckend, und ich wollte auch nach Fühlen beeinflusst hat. Ich hatte damals auch gesagt, dem Tod meiner Schwiegermutter den Kontakt zum dass ich dies alles nochmals in einem Brief an Dich, Hospiz nicht aufgeben. Deswegen war ich zwei Jahre die Ehrenamtler und die Leitung des Hospizes for- Teil Eurer Ehrenamtler-Gemeinschaft. Und was soll mulieren möchte. Mit etwas zeitlichem Abstand finde ich sagen, es war weiterhin menschlich sehr berüh- ich jetzt die Ruhe und Muße, Euch zu schreiben ... und rend und prägend … das aus ganz unterschiedlichen ich möchte etwas ausholen. Gründen. Mein Mann und ich sind auf Euer Hospiz aufmerksam In meinem Beruf bin ich oft mit Planungsprozessen geworden, als wir für meine Schwiegermutter einen von Vorhaben beschäftigt, die in der Zukunft um- behüteten Ort für ihre letzten Lebenswochen gesucht gesetzt werden. Im Kontrast dazu war es bei Euch haben. Wir haben uns damals das Elisabeth-Hospiz wichtig, sich ganz auf das Hier und Jetzt einzulassen, angesehen und waren sofort begeistert. Wir wurden den Moment zu leben. Ein spannender Wechsel zwi- spontan herumgeführt, und sofort war all das für uns schen zwei Extremen. 12 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
INTERVIEW Ich habe so viele beein- möchte ich Danke sagen. Es ist keine Selbstver- druckende Menschen als ständlichkeit, mit wie viel Wertschätzung den Ehren- Gäste erleben dürfen, die amtlern begegnet wird. Die Großzügigkeit, mit der zu mir aus unterschiedlichen Weihnachten, zum Betriebsausflug etc. eingeladen Gründen auch weiterhin im wurde, hat mich überrascht und teils auch beschämt. Kopf und im Herzen sein Ich wollte doch etwas geben. Etwas zu bekommen, werden. Sie haben mit ihrer passte da nicht ins Bild. Auch die regelmäßige Su- jeweiligen Persönlichkeit pervision der Ehrenamtler ist ein Zeichen für eben auf mich gewirkt und mich diese Wertschätzung und Professionalität in Eurem auch immer nachdenken Hause. lassen darüber, wie ich ein- Durch eine berufliche Veränderung ist es mir nicht mal selbst aus dem Leben scheiden möchte. mehr möglich, regelmäßig und berechenbar meine Ich habe die vielen Hauptamtlichen erleben dürfen, Unterstützung im Hospiz einzubringen. Ich werde die mit so viel Herzblut und Menschlichkeit mit den jedoch aus der Ferne weiterhin durch meine Mit- Gästen umgehen. Sie lassen sich mit ihrer Kraft und gliedschaft im Freundeskreis des Hospizes über die ihrem Engagement immer wieder auf neue Gäste Entwicklungen in Eurem Hause auf dem Laufenden und Angehörige ein und geben ihnen in den schwe- sein. Und ich weiß, dass Ihr immer mein erster An- ren Stunden, Tagen und Wochen Unterstützung und laufpunkt sein werdet, sollte das Thema Hospiz in einen sicheren, behaglichen Ort. welcher Form auch immer wieder Thema in meinem Und ich habe die vielen Ehrenamtler erleben dürfen, Leben sein. die einfach jeder/jede für sich tolle Menschen sind. Zum Schluss möchte ich einfach Danke sagen für Es ist schon besonders, in einem Kreis von Menschen eine tolle und beeindruckende Zeit. Ich möchte Euch zusammen zu kommen, die alle miteinander etwas allen viel Glück und Gesundheit wünschen und freue Gutes tun wollen. Neid, Missgunst, Ellenbogenmen- mich auf ein Wiedersehen, wann auch immer das talität haben da keinen Platz. Stattdessen Freundlich- sein mag. keit, Interesse und Inspiration. Diese vielen tollen Bedingungen werden durch die In tiefer Verbundenheit sende ich herzliche Grüße, Leitung des Hospizes gestaltet. Und auch dafür Kerstin INTERVIEW MIT UNSEREM HOSPIZGAST, JOACHIM H. Edgar Drückes Das eigene Zuhause zu verlassen, weil die Versor- Trotz des Wunsches, die letzte Lebenszeit zu Hause gung im häuslichen Umfeld nicht mehr oder über- verbringen zu können, kann eine stationäre Hospiz haupt nicht möglich ist, ist für die meisten unse- versorgung eine gute „Alternative“ sein. Bei der rer Gäste ein schwerer Schritt. Umfragen zufolge häuslichen Betreuung kommt es nicht selten bei wollen 60 – 70 % der Menschen in Deutschland zu den pflegenden Angehörigen zu einer Überforde- Hause sterben. Die Realität sieht anders aus. Un- rung; besonders wenn zu wenig Angehörige zur gefähr 75 % der Menschen in Deutschland sterben gegenseitigen Unterstützung da sind. Eine solche in einer stationären Einrichtung (Krankenhaus, Überforderungs-Erfahrung wirkt sich unmittelbar Seniorenheim, Pflegeheim, Hospiz). auf die Beziehung zwischen dem Kranken und dem HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 13
INTERVIEW Angehörigen aus. Im stationären Hospiz wird die wohnen. Kommt der Angehörige zu Besuch, muss medizinische und pflegerische Betreuung von dem er nicht, wie eventuell vorher zu Hause pflegerisch im Hospiz tätigen Fachpersonal übernommen. und medizinisch tätig sein. So bleibt viel Zeit, um Durch diese Übernahme kann zwischen dem Kran- einfach nur Dasein zu können – ohne Stress, Un- ken und Angehörigen wieder Zeit für Begegnung, sicherheiten und Überforderung. Wird diese letzte Zeit für Beziehung und Nähe entstehen. Im Hospiz Lebensphase miteinander geteilt, so ist ein ent- gibt es keine feste Besuchszeit. Angehörige kön- spanntes und gutes Miteinander besonders wichtig. nen Tag und Nacht kommen. Zwar gibt es durch die Corona-Pandemie bedingt derzeit Einschrän- Joachim H. ist einer unserer Hospizgäste. Er ist kungen, dennoch sind unter Berücksichtigung der 72 Jahre alt und wurde im Sommer zur vollstatio- individuellen Situation Sonderregelungen möglich. nären Hospizbetreuung aufgenommen. Hören Sie Unter anderem besteht auch die Möglichkeit, dass selbst, wie er die Zeit bis heute im Hospiz erlebt Angehörige im Hospiz übernachten oder gar mit- hat. estaurant, dann Seit wann genau leben Sie bei uns im Elisabeth- Hospiz? Hätte ich ein R die hier kochen, Am 14.08. bin ich ins Hospiz gekommen. Die drei würde ich alle, Wochen vorher habe ich zu Hause in Windeck ver- abwerben. bracht. Davor war ich zwei mal zwei Wochen mit zeitlichem Abstand auf einer Palliativstation. Diese Wochen im Krankenhaus waren eine sehr schwere mütlich und gibt Geborgenheit. Mir ist eine gleich- Zeit für mich. Mir fehlen hier viele Erinnerungen. bleibende Struktur über den Tag verteilt wichtig. Ich weiß nur noch, dass die behandelnde Ärztin Wenn alles in geregelten Bahnen läuft, fühle ich damals zu meiner Tochter sagte, dass sie Glück mich gut. Durch die Krankheit habe ich zeitweise hätte, sollte sie mich überhaupt noch einmal nach Luftprobleme und ein besonders guter Tag ist, Hause bekommen. Ich musste verkraften, dass ich wenn ich diese nicht habe. austherapiert bin und man meine Krankheit nicht Insgesamt gesehen fühle ich mich gut, alle sind mehr heilen kann. Das war alles sehr schwer. Auch freundlich, nett und zuvorkommend. Die Mahl- als ich erfuhr, dass ich in einem Hospiz angemel- zeiten nehme ich im Gemeinschaftswohnzimmer det wurde. Das alles zu verkraften ... wirklich nicht ein und es macht mir Freude, wenn ich unten am leicht. Tisch sitzen und mit anderen Späße machen kann. Das bringt ein Stück Normalität in den Alltag zu- Wollen Sie uns sagen, woran Sie erkrankt sind? rück. Humor ist so wichtig, besonders auch in der Ich leide an einem Lungenkarzinom. Möchte aber jetzigen Lebenssituation. noch etwas über die ersten Tage im Hospiz mit- teilen. Diese waren eine große Umstellung für Bedeutet Essen dann für Sie auch noch ein Stück mich. Es tut weh von zu Hause wegzugehen – von Lebensqualität? Ist das so? zu Hause in eine fremde Einrichtung. Das ist mir Ja, das ist so. Hätte ich ein Restaurant, dann wür- schwergefallen und ich habe einige Zeit gebraucht, de ich alle, die hier kochen, abwerben. Es ist alles um hier anzukommen. sehr lecker. Vieles wird angeboten, was ich zum Teil noch nicht kannte. Es ist erstaunlich, was es Wie ist es denn heute, zweieinhalb Monate später? alles gibt und alle geben sich Mühe, das Beste zu Ehrlich gesagt ist es als wenn ich in Urlaub wäre. zaubern. Mittags lasse ich mir immer eine kleine So fühlt es sich für mich an. Das Ambiente, der Portion geben. Lieber bestelle ich etwas nach, als Hospizgarten, mein Zimmer sind schön. Es ist ge- dass etwas weggeworfen wird. 14 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
MITARBEITER Bekommen Sie auch Besuch? Medizin ist es leichter geworden. Einiges wurde ausprobiert, bis dass die wirksame Medizin gefun- Ja, meine Tochter kommt ganz regelmäßig zu Be- den wurde. Wir haben uns an die richtige Medizin such. Trotz der Corona-Pandemie ist das mög- herangetastet. Aber trotzdem bleiben auch noch lich und das tut mir sehr gut. Besonders in der Beschwerden übrig, die ich aber aushalten kann. Lebenssituation, in der hier alle Gäste sind, ist das Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, dass ich sehr wichtig. mich erholt habe und ich hoffe sehr, dass ich noch ein Weilchen bleiben kann. Das wäre schön. Und die medizinische Betreuung durch die Ärzte? Mit der ärztlichen Betreuung bin ich sehr zufrie- Wir alle wünschen Ihnen das von Herzen und sa- den. Die erste Zeit konnte ich nicht durchschlafen. gen lieben Dank für den Einblick, den Sie uns in Ihr Ein fürchterlicher Husten quälte mich. Durch gute Leben hier im Elisabeth-Hospiz gewährt haben. PALLIATIVMEDIZINISCHE BETREUUNG IM ELISABETH-HOSPIZ UNSERE ÄRZTE STELLEN SICH VOR Edgar Drückes Stationäre Hospizarbeit definiert sich durch einige mehr erwarten lässt. Wenn auch keine Heilung wichtige und zentrale Kriterien. Eines dieser Basis mehr möglich ist, so kann die moderne Palliativ- kriterien ist die palliativ-medizinische Behandlung medizin dennoch sehr viel für den kranken Men- und Pflege der schwerkranken Hospizgäste durch schen tun. Sie kann Beschwerden, die durch die speziell ausgebildete Ärzte und Fachpflegekräfte. verschiedenen Erkrankungen entstehen, durch Im Elisabeth-Hospiz arbeiten wir seit Jahren eng das Verabreichen verschiedener Medikamente mit einer Ärztin und einem Arzt zusammen. Beide lindern. Diese medizinische Herangehensweise kommen mindestens zweimal in der Woche, meist nennt man Symptomkontrolle. Durch eine gute dienstags und freitags, zu einer Visite und sind Symptomkontrolle ist es möglich, vielen kranken darüber hinaus für uns Tag und Nacht erreich- Gästen einen Teil ihrer Lebensqualität zurückzu- bar. Durch die regelmäßig stattfindenden Visiten geben. Ein uns allen bekanntes Symptom ist zum begleiten sie die Entwicklung der verschiedenen Beispiel der Schmerz. Jeder Gast, der z. B. unter Erkrankungen unserer Gäste und passen die pal- Schmerzen leidet, bekommt eine auf sein individu- liativ-medizinische Therapie (die lindernde The- elles Krankheitsbild abgestimmte Schmerzthera- rapie) dem Krankheitsbild kontinuierlich an. Jede pie durch unsere Ärztin/unseren Arzt verordnet. Arztvisite wird durch eine Visitenschwester beglei- Die Menschheitsgeißel „Schmerz“ kann dadurch tet. Diese hält alles Besprochene fest, überträgt beinahe bei allen Kranken so erfolgreich gelindert es in die Pflegedokumentation und gibt wichtige werden, dass der Gast nicht mehr im Schmerz Informationen persönlich an ihre Kolleginnen und gefangen ist. Es entsteht wieder Raum für andere Kollegen weiter. Menschen, die einen stationären Dinge im Leben. Für die palliativ-medizinische Be- Hospizplatz benötigen, sind Schwerstkranke, die treuung im Elisabeth-Hospiz sind unsere Ärztin, an einer weit fortgeschrittenen Krankheit leiden, Frau Dr. med. Marion Volgger und unser Arzt, Herr die nach ärztlichem Ermessen keine Besserung Dr. med. Volker Kleinow zuständig. HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 15
MITARBEITER Mein Name ist Dr. Marion Mein Name ist Dr. Volker Elisabeth Volgger und ich Kleinow, ich bin Facharzt für bin seit 2016 niedergelas- Innere und Allgemeinme sene internistisch tätige Hausärztin in Lohmar. dizin, Ernährungsmediziner und Palliativmediziner. Nach dem Studium der Medizin in Bonn und mei- Seit dem 01.05.2015 bin ich im Elisabeth-Hospiz ner Promotion absolvierte ich meine Ausbildung tätig. Ich war schon früher linksrheinisch als Haus zur Internistin, Notfallmedizinerin und Palliativ- arzt und Palliativmediziner tätig. Durch die Über- medizinerin im Kreiskrankenhaus Waldbröl. nahme einer Praxis in Troisdorf bin ich rein zufäl- 2016 übernahm ich die Praxis von Herrn Dr. Sieben, lig auf das Elisabeth-Hospiz gestoßen und habe der bereits 22 Jahre lang auch das Elisabeth-Hospiz es gleich zu schätzen gelernt. Von Anfang an war in Lohmar-Deesem betreute. Es ist mir eine gro- ich sehr von der Arbeit dort fasziniert, da man ein ße Ehre und Freude, die Kontinuität zu bewahren unheimlich breites Spektrum an verschiedenen und die Betreuung des Hospizes weiter führen zu Gästen kennen und schätzen lernen kann. Trotz dürfen. der schwierigen Situation unserer Gäste ist es für Ich visitiere unsere Gäste zweimal wöchentlich mich immer sehr erfreulich, wenn wir gemeinsam und bin rund um die Uhr für Fragen telefonisch er- Scherze machen und lachen können. reichbar. Weiterhin schätze ich die intensive Teamarbeit mit Das Hospiz in Deesem ist ein wichtiger Ort, eine den unterschiedlichen Fraktionen wie Seelsorge, Bereicherung für unsere Region. Alle Mitarbeiter Pflege, Ehrenamt etc. sehr. Es ist leider in der des Hospizes haben meinen höchsten Respekt. heutigen Zeit nicht selbstverständlich, dass man Als Team arbeiten wir zusammen daran, dass die sich gegenseitig wertschätzt und die Arbeit des Beschwerden bei unseren Gästen bestmöglichst anderen so unterstützen kann. gelindert werden und wir den Gast bis zuletzt wür- Diese Lichtblicke lassen mich auch weiterhin mit devoll begleiten können. Freude im Hospiz arbeiten. Vorderansicht Elisabeth-Hospiz mit neuem Haupteingang 16 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
MITARBEITER UNSERE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER STELLEN SICH VOR Ich möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass unsere Gäste immer die bestmögliche Betreuung erhalten. Ich bin Dirk Bellmann, 53 Jahre alt und lebe über fünf Mona- mit meiner Familie in Seelscheid. Das Elisa- ten kann ich ohne beth-Hospiz habe ich schon vor vielen Jahren jeden Zweifel von kennengelernt, weil ein naher Angehöriger einer meiner bes- Gast in Deesem war. Damals habe ich sofort ten Entscheidungen sprechen. Die Arbeit im gespürt, dass das Elisabeth-Hospiz ein wirk- Elisabeth-Hospiz macht mir große Freude. lich besonderer Ort ist. Die Art und Weise, wie Das Leitbild des Hospizes (Sie können es im man hier den Gästen und Angehörigen begeg- ganzen Wortlaut auf unserer Homepage nach- net und auch der Umgang der Mitarbeiterin- lesen) entspricht dabei ganz exakt auch mei- nen und Mitarbeiter untereinander, war auf- ner Vorstellung von Werten und dem Umgang fällig liebevoll und motiviert, vor allem aber miteinander. authentisch. Mit Beginn meiner Tätigkeit habe ich von al- Aus dieser Erfahrung ist über Jahre ein regel len Kolleginnen und Kollegen hier im Hause mäßiger Kontakt zum Elisabeth-Hospiz ent- jede Unterstützung erhalten, die ich für meine standen. Aufgrund meiner beruflichen Tätig- Einarbeitung benötigt habe. Das Leitbild des keit für die lokalen Wochenzeitungen in der Elisabeth-Hospizes hat sich dabei als gelebte Region konnte ich das Hospiz auch immer Realität erwiesen. Dafür bin ich sehr dankbar. wieder einmal ein wenig mit Anzeigen und re- Der regelmäßige Kontakt zu unseren Gäs- daktionellen Beiträgen unterstützen. ten und ihren Angehörigen ist mir besonders Im Frühjahr dieses Jahres erfuhr ich dann bei wichtig. Diese Begegnungen sind oft sehr er- einem meiner Besuche im Hospiz davon, dass freulich und motivierend. Es sind oftmals klei- die Stelle eines Geschäftsführers mit Schwer- ne Erledigungen, die den Alltag unserer Gäste punkt auf die Aufgaben im Bereich Verwaltung, erleichtern und die dann fast immer mit einem Personal und Organisation besetzt werden dankbaren Lächeln belohnt werden. sollte. Obwohl ich seit fast drei Jahrzehnten Die vollständige Finanzierung unserer Hos- für eine Verlagsgruppe tätig war und mir dort pizarbeit ist nur mit Spenden möglich. Da- eine sichere und verantwortungsvolle Positi- raus ergibt sich eine große moralische Ver- on erarbeitet hatte, hat mich der Gedanke an pflichtung, mit den vorhandenen Geldmitteln eine Veränderung von da an nicht mehr los- sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst gelassen. Immer mehr kam ich zu der Über- umzugehen. Diese Verantwortung überneh- zeugung, dass die Arbeit im Elisabeth-Hospiz me ich in meinem täglichen Handeln für das genau das Richtige für mich wäre. Elisabeth-Hospiz. Ich möchte mit meiner Ar- Als nach vielen interessanten Gesprächen beit dazu beitragen, dass unsere Gäste immer mit den Verantwortlichen hier im Hause das die bestmögliche Betreuung erhalten und das Signal kam, dass ich die Stelle bekommen Elisabeth-Hospiz weiterhin der besondere Ort würde, habe ich sofort zugesagt. Jetzt nach bleibt, der es ist. HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020 17
MITARBEITER Gemeinsam versuchen wir die Bedürfnisse zu erspüren. Ich heiße Annelie Herzberg, bin 62 Jahre alt, ver- heiratet, habe eine Tochter und zwei wundervolle Enkelkinder. Von Beruf bin ich examinierte Kran- kenschwester, habe mit 3-jähriger Lehrzeit insge- samt 10 Jahre im Krankenhaus gearbeitet – eine schöne Zeit! Durch eine Bekannte habe ich das erste Mal von ei- nem Hospiz gehört, durch sie bin ich seit Septem- ber 1991 im Elisabeth-Hospiz tätig. Was Kranksein zu erspüren und wenn dies gelingt, ist das auch und Sterben bedeutet, habe ich sehr früh in der eine große Bereicherung für jeden einzelnen von eigenen Familie erlebt. Im Hospiz habe ich einen uns, für das gesamte Hospizteam. Die Wertschät- Ort gefunden, wo jeder Mensch sein kann, wie er zung, Offenheit, das Vertrauen – was wir tagtäg- ist – mit seinen Stärken und Schwächen, Ecken lich erleben dürfen, erfüllt auch mein Leben und und Kanten. Hier wird gelacht und geweint – hier dafür bin ich sehr dankbar. Danke an meine Fa- ist das Leben! milie, Freunde an das Team für die tagtägliche Die Begegnungen mit den Kranken und Angehöri- Unterstützung. gen sind manchmal eine Herausforderung an das Nach all den Jahren bin ich immer noch gerne an Team; gemeinsam versuchen wir die Bedürfnisse diesem Ort. bin verwitwet des Hauses aus. Die Mein Name ist Margit Kaul, ich Tätigkeit im Hospiz im Elisabeth- und arbeite seit September 2015 hat mir selbst auch Hospiz. bei der Trauerarbeit nach dem Tod Es war nicht leicht für mich, kurz nach dem Tod mei- h einmal ganz meines Mannes mit 60 Jahren noc nes Mannes gehol- neu anzufangen. fen. Ich kann mir gar us und in der Ich habe viele Jahre im Krankenha nicht mehr vorstellen wo man leider ambulanten Pflege gearbeitet, woanders zu arbei- und sterbende nur sehr wenig Zeit für kranke ten. Es ist und bleibt etwas kbar hier im Menschen hat. Deshalb bin ich dan ganz Besonderes hier arbeiten zu können. Ich nehmen uns Hospiz zu arbeiten. Wir haben und bin dankbar, dass ich die letzten Jahre meiner unsere Gäste die Zeit, die gebraucht wird, um Tätigkeit als Krankenschwester hie r verbringen würde- und liebevoll zu begleiten. kann. arbeitern, Ärz- Die gute Zusammenarbeit von Mit Atmosphäre ten und Ehrenamtlichen macht die Wir haben und nehmen uns die Zeit, die gebraucht wird. 18 HOSPIZ AKTUELL – Herbst 2020
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