Hygienegrundsätze in P ege- und Betreuungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern - Mecklenburg Vorpommern
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Mecklenburg Vorpommern Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Hygienegrundsätze in Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern
Hygienegrundsätze in Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern 1
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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, das Gesundheitsland Mecklenburg-Vorpommern steht vor einem großen demografischen Wandel. Im Jahr 2020 werden 7,6 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern über 80 Jahre alt sein. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird deutlich steigen. Deshalb ist die Sicherung einer menschenwürdigen ganzheitlichen Pflege von Menschen im Alter ein wichtiges Gegen- warts- und Zukunftsthema für uns. Dazu gehört u. a. die Einhaltung hygienischer Standards sowohl bei medizinischen als auch bei pflegerischen Maßnahmen. Sie trägt zur Gesunderhal- tung und zum Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen bei. Die vorliegende überarbeitete Fassung dieser Broschüre dient der Qualitätssicherung von Pflegeleistungen und ist eine Anleitung für gutes Hygienemanagement. Sie soll als Empfeh- lung und Grundlage für die Hygieneordnung der Pflegeeinrichtungen genutzt werden. In die- se überarbeitete Fassung sind aktuelle Erkenntnisse aus der modernen Wissenschaft und aus der gegenwärtigen Praxis eingeflossen. Ihre Umsetzung dient vor allem dem Schutz der Be- wohnerinnen und Bewohner sowie der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen vor Infektionen. Ich möchte an dieser Stelle auch den vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern in den Pflegeeinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns für ihre Arbeit danken. Sie leisten ei- nen unschätzbaren Dienst an der Gesellschaft. Ihre Manuela Schwesig Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern 3
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Inhaltsverzeichnis 1 Risikobewertung und Hygienemanagement 9 1 Händehygiene des Personals 9 1.1 Anforderungen an die Hände 9 1.2 Methoden der Keimeliminierung von den Händen 10 1.3 Durchführung 10 1.4 Hautschutz und Hautpflege 11 2 Haut- und Schleimhautantiseptik 11 2.1 Antiseptische Maßnahmen 11 2.2 Hautantiseptik („Hautdesinfektion“) 11 2.3 Präventive Schleimhautantiseptik 12 2.4 Wundantiseptik 12 3 Injektionen 13 3.1 Vorbereitung 13 3.2 Durchführung der Injektion 14 3.3 Insulininjektionen 14 3.4 Entsorgung 14 4 Infusionen 15 4.1 Vorbereitung 15 4.2 Durchführung 15 4.3 Entsorgung 16 5 Umgang mit Medikamenten/Arzneimitteln (AM) 16 5.1 Lagerungsbedingungen für AM 16 5.2 Einsatz steriler Flüssigkeiten für Injektionen 16 5.3 Mehrdosenbehältnisse 17 6 Geschlossene Urindrainage (Harnableitung) 17 6.1 Transurethrale Blasenkatheter 17 6.2 Suprapubische Harnableitung 17 6.3 Allgemeine Hinweise zur Urindrainage 19 6.4 Kondomkatheter 19 7 Stomatherapie 20 7.1 Übergeordnete Maßnahmen 20 7.2 Urostomapflege 20 7.3 Anus-praeter-Pflege (Enterostomapflege) 20 8 Inkontinenz 21 9 Dekubitusprophylaxe und -therapie 22 9.1 Allgemeine Prophylaxemaßnahmen 22 9.2 Gezielte Wundbehandlung 22 10 Wundverband und Verbandwechsel 22 10.1 Allgemeines 22 10.2 Einsatz eines Verbandwagens 22 10.3 Verbandwechsel bei noch nicht geschlossenen aseptischen Wunden 23 10.4 Verbandwechsel bei offenen kontaminierten Wunden, z. B. Ulcus cruris 23 11 Pneumonieprophylaxe (Beatmen, Absaugen) 24 11.1 Allgemeine Pneumonieprophylaxe 24 11.2 Beatmen 24 11.3 Absaugen 24 11.4 Tracheostomapflege 25 12 Inhalation und Sauerstoffinsufflation 26 12.1 Inhalation 26 12.2 Sauerstoffinsufflation 26 13 Mundpflege und Körperpflege 27 13.1 Mundpflege und Zahnreinigung 27 13.2 Hautreinigung und -pflege 28 13.3 Haarpflege und Rasur 29 13.4 Nagelpflege 29 13.5 Reinigung des äußeren Gehörganges 29 13.6 Nasenpflege 29 13.7 Augenpflege 29 5
13.7 Empfehlungen zur Körperhygiene 29 14 Enterale Ernährung durch Sonden 30 14.1 Anforderung an die Sondenkost 30 14.2 Hygienische Maßnahmen beim Legen der Sonden 30 14.3 Pflege der Ernährungssonden 30 14.4 Vorgehen bei der Applikation von Sondenkost 31 15 Umgang mit Lebensmitteln 31 15.1 Anforderungen an die Hauptküche 31 15.2 Weitere Maßnahmen zur Vermeidung lebensmittelbedingter Erkrankungen und zur Qualitätssicherung 32 16 Umgang mit Verstorbenen 33 16.1 Allgemeines 33 16.2 Anforderungen an Leichenaufbewahrungsräume 34 16.3 Abschiednahme in der Einrichtung 34 17 Hausreinigung und Desinfektion von Flächen 34 17.1 Reinigung 34 17.2 Flächendesinfektion 34 17.3 Durchführung der Flächendesinfektion 36 17.4 Häufigkeit der Reinigung und Desinfektion 36 17.5 Prüfung der Wirksamkeit 37 18 Physiotherapeutische Maßnahmen 37 18.1 Hygienemaßnahmen im Trockenbereich 37 18.2 Maßnahmen im Nassbereich 38 19 Aufbereitung von Medizinprodukten 38 19.1 Regelung der Verantwortlichkeiten für die Aufbereitung 38 19.2 Qualifikation des Personals 38 19.3 Risikobewertung und Einstufung 39 19.4 Aufbereitungsprozesse 39 19.5 Räumliche Anforderungen 41 20 Schutz der Beschäftigten 42 21 Berufs-/Schutzkleidung 44 22 Allgemeine Maßnahmen beim Auftreten von Infektionen, 45 übertragbaren Erkrankungen und nosokomialen Infektionen 22.1 Meldepflicht 45 22.2 Maßnahmen beim Auftreten infektiöser Erkrankungen bei Bewohnern (z. B. Norovirusinfektionen) 45 22.3 Maßnahmen beim Auftreten infektiöser Erkrankungen bei Mitarbeitern 45 22.4 Maßnahmen beim Auftreten von Krätzeerkrankungen 45 23 Einhaltung der Infektionshygiene 47 24 Spezielle Maßnahmen beim Auftreten von Methicillin resistenten 47 Staphylococcus-aureus-Infektionen (MRSA) 24.1 Allgemeines 47 24.2 Barrieremaßnahmen/Isolierung 48 24.3 Allgemeines (Information, Schulung) 49 24.4 Schutzmaßnahmen 49 24.5 Reinigung und Desinfektion 49 24.6 Medizinische Maßnahmen 50 25 Wäschehygiene 52 25.1 Begriffe 52 25.2 Wäschewechsel 52 25.3 Waschverfahren für Heimbewohnerwäsche 52 25.4 Hauseigene Wäscherei 52 25.5 Anforderungen für die Vergabe von Wäsche aus Einrichtungen 53 des Gesundheitsdienstes an gewerbliche Wäschereien 25.6 Hygienische Kontrollen 53 26 Hygienische Anforderungen an Bettzubehör 53 26.1 Matratzen 53 26.2 Kopfkissen/Einziehdecken 53 26.3 Wolldecken 53 27 Urinflaschen, Steckbecken, Dusch- und Toilettenstühle 54 27.1 Maschinelle Reinigung und Desinfektion 54 27.2 Manuelle Reinigung und Desinfektion 54 6
27.3 Dusch- und Toilettenstühle 54 28 Abfallentsorgung 55 29 Halten von Tieren 57 30 Schädlingsprophylaxe 58 30.1 Befallswege von Schädlingen 58 30.2 Vorbeugung 58 30.3 Bekämpfung 59 31 Qualitätssichernde hygienische Untersuchungen 60 32 Kommunalhygienische Anforderungen 60 32.1 Freiflächen 60 32.2 Allgemeine Raumanforderungen 60 32.3 Wohnplätze 61 32.4 Nebenräume 61 32.5 Raumklima 62 32.6 Hygiene der Innenraumluft 62 32.7 Beleuchtung 63 32.8 Bau und Raumakustik 64 32.9 Anforderungen an Wasserversorgungsanlagen 65 Anlage 1: Arzt-Meldeformular Infektionskrankheiten 67 Anlage 2: Verwendete Quellen 68 Anlage 3: Hygienemaßnahmen bei Noroviren 71 Anlage 4: Arbeitsschutz 73 7
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Risikobewertung und Hygienemanagement 1 Händehygiene des Personals Das Infektionsrisiko bei der Betreuung alter und pflegebe- Über die Hände vollziehen sich im Wesentlichen die in- dürftiger Menschen wird insbesondere von ihrer Abwehr- direkten Übertragungen von Infektionserregern (z. B. und Immunsituation, der Art der anwesenden Keime, Kontaktinfektionen). Deshalb ist die konsequente Hän- (Erreger der Infektionskrankheiten als primär pathogene dehygiene die wichtigste und wirksamste Maßnahme zur und Erreger der nosokomialen Infektionen als fakultativ Verhütung von nosokomialen Infektionen. pathogene Keime, z. T. multiresistent) und den erforder- Sie dient sowohl dem Schutz des Heimbewohners als auch lichen pflegerischen und medizinischen Maßnahmen des Personals. (z. B. invasive Maßnahmen, medizin-produkteassoziierte Übertragungsgefahr der Keime) bestimmt. Schwestern- und Arztzimmer sowie Untersuchungsräume müssen mit Handwaschbecken/Waschtisch ausgestattet Festzulegende hygienische Maßnahmen (z. B. wann sein, die über: desinfizierte/-er oder sterilisierte/-er Trachealkanüle oder • fließend warmes und kaltes Wasser, Inhalationsbehälter, Maßnahmen bei MRSA) folgen dem • Einhebelmischbatterien (handfrei bedienbar), Infektionsrisiko und können sich daher in Abhängigkeit • Direktspender für Händedesinfektionsmittel, hautscho- von der Situation unterscheiden. Höchstes Schutzbedürf- nende Waschmittel, geeignete Hautschutz- und -pfle- nis besteht in der Langzeit-, Intensiv- oder Schwerstpflege. gemittel, Einmalhandtücher und einen Abwurfbehälter Es baut sich über die Pflegestation zur stationären Kurzzeit- für Handtücher pflege, über die Tagesklinik bis hin zu den Wohnbereichen, verfügen. der Tagespflege oder dem betreuten Wohnen deutlich ab. In der ambulanten Pflege und Hauskrankenpflege gelten Die Reinigungs- und Desinfektionsmittelspender sollen spezifische Anforderungen. ohne Handkontakt (z. B. Handgelenk) bedienbar sein. Die Verwendung von Stückseife oder Gemeinschaftshand- Pflege- und Betreuungseinrichtungen müssen über einen tüchern ist nicht zulässig. Hygieneplan verfügen. Dieser Hygieneplan muss regel- In Bewohnerzimmern ist ein Desinfektionsmittelspender mäßig auf Aktualität überprüft werden. Die jährliche Be- in der Regel nicht erforderlich. In Pflege- und Intensivpfle- lehrung der Mitarbeiter zum Hygieneplan ist zu dokumen- geeinheiten sind Möglichkeiten zur hygienischen Hände- tieren. desinfektion, z. B. wandständig angebrachte Desinfekti- onsmittelspender, je Zimmer zu schaffen. Pflege- und Betreuungseinrichtungen unterliegen der in- Das Personal kann bei Bedarf personengebundene Spen- fektionshygienischen Überwachung durch das zuständige derflaschen in der Kitteltasche mitführen. Die Flaschen Gesundheitsamt (§ 36 IfSG). sind nach Kontamination sofort und sonst täglich einer Wischdesinfektion zu unterziehen. Bei allen Tätigkeiten mit Zur sachgerechten Umsetzung hygienischer Empfehlun- möglicher Kontaminationsgefahr (z. B. Blutentnahmen, gen wird die Einsetzung eines Hygienebeauftragten mit Absaugungen, Manipulationen an Urindrainagesystemen, entsprechender Fortbildung auf dem Gebiet der Infekti- Verbandwechsel, manuelle Reinigung/Desinfektion von onsprävention empfohlen. Zur Orientierung über Inhalte Instrumenten) sind aus Gründen des Personalschutzes ge- einer solchen Fortbildung kann die entsprechende Leitli- eignete Schutzhandschuhe (BGR 197 Benutzung von Haut- nie der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene schutz) zu tragen. (DGKH) dienen. Die Aufgaben des Hygienebeauftragten sollten in der Stellenbeschreibung festgelegt werden. 1.1 Anforderungen an die Hände Zweckdienlich ist die Bildung einer Hygienekommission, welche regelmäßig (mindestens 1x/Jahr) tagen sollte. Die • Hände und Fingernägel sollen sauber sein. Hauptaufgabe dieser Kommission ist die Festlegung der • An Händen und Unterarmen dürfen kein Schmuck oder Schwerpunkte für die Infektionsprävention entsprechend Ringe getragen werden. den jeweiligen Erfordernissen. • Fingernägel kurz und rund geschnitten, mit Fingerkup- Weiterhin wird die enge Zusammenarbeit mit den nie- pe abschließend. dergelassenen Ärzten (Hausärzten) zur Verhinderung • Hände und Unterarme nicht mit Bürste behandeln (Ge- sowohl der Weiterverbreitung von Krankheitserregern als fahr von Hautirritationen). auch von Resistenzentwicklungen empfohlen. • Keine künstlichen Fingernägel. • Nagellack ist abzulehnen, weil er die Sichtbeurteilung der Nägel verhindert (Ausnahme: therapeutische Indi- kation). 9
1.2 Methoden der Keimeliminierung von den dert auch die Zahl von Mikroorganismen (bei richtiger Händen Technik bis 2,5-3 log-Stufen [99,9 %]). Sie beeinflusst nicht die Standortflora (residente Flora). 1.2.1 Hygienische Händedesinfektion Eine Übertragung durch die Hände von primär pathoge- nen und fakultativ pathogenen Keimen und damit eine Die hygienische Händedesinfektion soll die Anflugkeime Infektion wird nicht verhindert. (transiente Flora) unschädlich machen und die Übertra- gung von primär pathogenen bzw. fakultativ pathogenen Keimen verhindern (Patienten- und Personalschutz). 1.2.2 Hygienische Händewaschung Bei richtiger Ausführung (siehe auch Punkt 1.3.1) ist eine Keimreduktion um bis 5 log-Stufen (99,999 %) erreichbar. Die hygienische Händewaschung verbindet das Händewa- Bei Verwendung alkoholbasierter Händedesinfektionsmit- schen mit einer Keimverminderung der Anflugkeime (tran- tel kommt es zu wesentlich geringeren Veränderungen siente Flora). und Austrocknung der Haut als bei der Händewaschung. Es ist eine Keimzahlreduktion bis zu 3,5 log-Stufen (99,95 %) möglich, verhindert aber keine Infektionsverbreitung. Eine hygienische Händedesinfektion ist erforderlich: Die verwendeten Präparate müssen in der Liste des Verbun- • vor invasiven Maßnahmen (z. B. Legen von Blasenka- des für Angewandte Hygiene (VAH) aufgeführt sein. Hin- thetern oder Magensonden, Injektionen, Punktionen), sichtlich der Viruswirksamkeit ist die dementsprechende • vor Kontakt mit besonders infektionsgefährdeten Deklaration zu beachten. Heimbewohnern, Besonders im Küchenbereich wird die hygienische Hände- • vor Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr (z. B. Bereit- waschung durchgeführt. stellen von Infusionen, Aufziehen von Medikamenten), • vor und nach jedem Kontakt mit Wunden, • vor und nach Kontakt mit Einstichstellen von Kathe- 1.3 Durchführung tern, Drainagen u. ä., • nach Kontakt der Hände bzw. Handschuhe mit (poten- 1.3.1 Hygienische Händedesinfektion tiell o. definitiv) infektiösem Material (Blut, Sekreten, Körperausscheidungen) und nach dem Ablegen der 3 ml des gelisteten Präparates in die trockenen Hände ein- Handschuhe, reiben, wobei Fingerkuppen, Fingerzwischenräume, Dau- • nach Kontakt mit (potentiell) kontaminierten Gegen- men, Handgelenke und Nagelfalze besonders zu berück- ständen, Flüssigkeiten, Flächen (z. B. Absauggeräten, sichtigen sind. Drainagen, Schmutzwäsche, Urinsammelgefäßen), Für die Dauer der vorgeschriebenen Einwirkzeit (überwie- • vor Schleusungen, gend 30 sec.) müssen die Hände mit Desinfektionsmittel • nach Kontakt mit Bewohnern, von denen eine Infektion benetzt sein. ausgehen kann, Verunreinigungen sind vor der Desinfektion mit Zellstoff • nach Waschung der Patienten (nach Ablegen der oder einem desinfektionsmittelgetränkten Einmaltuch zu Schutzhandschuhe), entfernen, dann erst die Desinfektion durchführen. • vor Essenzubereitung und vor Essenverteilung, Bedienung der Spender nicht mit der Hand, sondern mit • nach Toilettenbenutzung, dem Handgelenk oder Unterarm. • nach Naseputzen. Die verwendeten Präparate müssen in der Liste des Ver- 1.3.2 Waschung/hygienische Händewaschung bundes für Angewandte Hygiene (VAH) aufgeführt sein. Hinsichtlich der Viruswirksamkeit ist die dementsprechen- Hände immer erst anfeuchten, dann Waschlotion aus de Deklaration zu beachten. Wandspendern auf die Hände geben, mit Wasser aufschäu- men, gründlich waschen und abspülen. Einmalhandtücher benutzen. 1.2.2 Händewaschen Beachte: Die Hände sollten nur gewaschen werden, wenn es un- Das Händedesinfektionsmittel wird auf die trockenen bedingt erforderlich ist. Grundsätzlich ist die hygienische Hände, die Flüssigseife auf die vorher befeuchteten Hän- Händedesinfektion die wichtigste Methode zur Verhinde- de gegeben. rung der indirekten Keimübertragung. Die Hände sollten nur nach einer Tätigkeit mit Verschmut- Benetzungslücken: zungen, bei der nicht mit einer Keimkontamination zu • Bei der Händehygiene sind die häufig ausgesparten Be- rechnen ist, gewaschen werden. reiche (Benetzungslücken) zu beachten. Bei der Behandlung von Patienten, welche mit Clostridium • Dies sind vorrangig die Daumen, Fingerkuppen, Nagel- difficile infiziert sind, ist die Handwaschung nach der hy- falze, Fingerzwischenräume und Handgelenke. gienischen Händedesinfektion zur Reduktion der Sporen erforderlich. Das Händewaschen beseitigt Verschmutzungen und min- 10
2 Haut- und Schleimhautantiseptik 2.1 Antiseptische Maßnahmen Die Antiseptik stellt eine antimikrobielle Maßnahme zur Verhinderung einer möglichen Kolonisation und Infek- tion auf der Körperoberfläche (Haut, Schleimhaut, Wun- den), in Körperhöhlen und auf chirurgisch freigelegten Arealen dar. Einteilung lokal wirkender antiseptischer Maßnahmen nach Anwendungszweck • Hautantiseptik • Schleimhautantiseptik Abb. 1.1: Areale, die bei der Händedesinfektion ausgespart • Wundantiseptik werden (nach L .J. Taylor, SRN, SCM, Nursing Times January 12, 1978) nach Indikationsbereich • Prophylaktisch ÖÖ Einmalig vor durchtrennenden Maßnahmen an Haut, Schleimhaut, am Auge. ÖÖ Vor diagnostischen und therapeutischen Eingriffen ohne Durchtrennung des Integuments, z. B. tran- surethrale Katheterisierung, gynäkologische Unter- suchung, zahnärztliche Behandlung. ÖÖ Wiederholte Anwendung bei medizinisch-pflegeri- schen Maßnahmen wie Dauerkatheterpflege, Anus praeter. ÖÖ Zum Schutz vor unerwünschter Kolonisation. ÖÖ Wiederholte Anwendung bei Mundpflege zur Pneumonieprophylaxe bei abwehr- und immunge- schwächten Bewohnern. • Therapeutisch (nach ärztlicher Entscheidung) zur Be- handlung von: ÖÖ klinisch manifesten Infektionen der Haut und Abb. 1.2: Ausführung der Händedesinfektion nach dem Schleimhaut, Birmingham-Modell ÖÖ Wundinfektionen und chronischen Wunden (siehe auch Punkt 10). 1.4 Hautschutz und Hautpflege 2.2 Hautantiseptik („Hautdesinfektion“) Hautschutzpräparate dienen zum Schutz der Haut vor Be- lastung (z. B. Feuchtigkeit) und sollten z. B. bei Dienstbe- Vor allen medizinischen Eingriffen, bei denen die Haut ginn nach dem Händewaschen aufgetragen werden. verletzt wird, wie z. B. vor Punktionen, Injektionen, Le- Hautpflegeprodukte werden nach dem Waschen, in Pau- gen von Venenkathetern, chirurgischen Eingriffen, ist die sen, nach Arbeitsende und in der Freizeit aufgetragen. Haut antiseptisch zu behandeln. Anforderungen an die Präparate: • keine Inhaltsstoffe, die Sensibilisierungspotential ha- ben (Allergiegefahr), Die Hautantiseptik dient sowohl der Reduktion der die In- • ohne Duftstoffe, sertionsstelle umgebenden Standortflora (residente Flora) • ohne (problematische) Konservierungsstoffe (unprob- als auch der Anflugkeime (transiente Flora). Dabei sind bei lematisch: Phenoxyethanol, Prabene), möglichem Blutkontakt Schutzhandschuhe zu tragen. • keine Penetrationsverstärkung für wasserlösliche Schadstoffe (keine Urea), • keine Okklusionsverstärkung durch hohen Fettgehalt. 11
2.2.1 Durchführung 2.3 Präventive Schleimhautantiseptik Sie ist in Abhängigkeit von der Art der vorzunehmenden 2.3.1 Aktuelle Probleme invasiven Maßnahme differenziert durchzuführen. Vor Kapillarblutentnahmen, subkutanen und intrakuta- Für die einzelnen Biotope (Mundhöhle, Auge, Nase, Geni- nen Injektionen, intravenösen Punktionen zur Blutent- talbereich) müssen unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt nahme und Injektion sowie Desinfektion der Durchstich- werden. Deshalb lassen sich die Anwendungsempfehlun- membran bei Mehrdosenbehältern. gen nicht verallgemeinern. Es gibt noch keine vorgeschriebenen Prüfrichtlinien und • Hygienische Händedesinfektion, auch vor dem Anzie- somit auch keine Zusammenstellung analog der Liste der hen von Schutzhandschuhen. Desinfektionsmittel. • Hautdesinfektionsmittel (DM) auf Punktionsstelle auf- Bei wiederholter Anwendung besteht die Gefahr einer Re- sprühen und mit sterilisiertem Tupfer 1x unter leichtem sorption. Druck in eine Richtung abreiben. • Beachtung der Einwirkzeit (EWZ) nach den Hersteller- angaben. 2.3.2 Mögliche Wirkstoffe und ihr Biotop • Einstichstelle muss trocken sein, ggf. gesonderten Tup- (Einsatzgebiet) fer nach Ende der EWZ zum Trockenwischen einsetzen. • Einstichstelle nach der Desinfektion nicht palpieren. Mundhöhle • Nach Maßnahme Einstichstelle mit sterilisiertem, tro- –– z. B. bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen bei im- ckenen Tupfer abdrücken und/oder einem Pflaster ab- mungeschwächten Personen decken. Wasserstoffperoxid, PVP-Jod, Chlorhexidin, Hexetidin, Octenidin Vor intramuskulären Injektionen und Legen peripherer Nasen-Vorhof Venenverweilkatheter („Flexülen“) –– zur Sanierung von Staphylokokkenausscheidern • Wie o. g., nur wird die Hautdesinfektion 2x hintereinan- Mupirocin, Octenidin-Salbe/Gel, Octenidin-Spray der mit der entsprechenden EWZ vorgenommen (der Glans penis/ Meatus urethrae 1. Vorgang gilt als Reinigung). –– vor Katheterisierung, Katheterpflege, • In talgdrüsenreichen Körperregionen (Stirn, Kopfhaut, PVP-Jod, Octenidin Region längs des Rückgrats) sollte die Einwirkzeit län- Auge ger (ggf. bis zu 10 min) sein, z. B. 2 x 5 min. –– PVP-Jod, Polihexanid Grundsätzlich gilt die Reihenfolge: DM aufsprühen, Tup- Grundsätzlich sind die Herstellerhinweise zu beachten. fer anwenden, EWZ abwarten, Injektion in trockene Ein- stichstelle ausführen. 2.4 Wundantiseptik Einige grundsätzliche Aussagen siehe unter Punkt 10 2.2.2 Anforderung an Desinfektionsmittel und Tupfer „Wundverband und Verbandwechsel“. • Üblich sind Präparate mit einem Alkoholanteil > 65 Vol.- Prozent. • Präparat muss nach AM-Gesetz zugelassen und für die Hautdesinfektion gelistet bzw. zertifiziert sein (VAH- Liste). • Präparat muss sporenfrei sein, beim Umgang muss die Sporenfreiheit garantiert werden (Daher kein Umfüllen von Groß- in Kleingebinde!). • Optimale Verpackung der sterilisierten Tupfer mit einer Stückzahl von 3-5 Tupfern in der Sterilgutverpackung. • Bei der Anwendung von sterilisierten Tupfern in Sam- melverpackungen (z. B. 50 bis 250 Stück) muss beach- tet werden, dass der aus dem Behälter ragende Tupfer jeweils kontaminiert sein kann und verworfen werden muss. • Zellstofftupfer von einer offenen Rolle sind zur Haut- desinfektion nicht einzusetzen. Sie dürfen nur zum Ab- drücken der Injektionsstelle nach dem Herausziehen der Kanüle oder nach Blutzuckerkontrolle verwendet werden. 12
3 Injektionen • Inhalt auf eventuelle Verfärbungen, Trübungen und Ausflockungen überprüfen. Injektionen gehören primär nicht zum Aufgabenbereich • Bei vorgeschriebener Kühllagerung Lagertemperatur des Pflegepersonals in Pflege- und Betreuungseinrich- beachten. Bei Verdacht auf o. g. Mängel nicht verwen- tungen. den. • Ampullen aus dem Kühlschrank (z. B. in der Hand) auf etwa Körpertemperatur erwärmen. Subkutane und intramuskuläre Injektionen werden nur • Ampullen ohne Berührung des Ampullenhalses aufbre- vom (Haus-)Arzt oder im Auftrag und in Verantwortung chen, ggf. einen Tupfer zum Schutz vor Verletzungen (Anordnungsverantwortung) des Arztes durchgeführt. Der bei Ganzglasampullen hinterlegen. Arzt muss entscheiden, wen er dafür geeignet hält und • Aufziehkanüle (mit Spritze) ohne Berührung der äuße- wen er beauftragt. Eine ausreichende Qualifikation des ren Ampullenteile in die Ampulle einführen und den In- nichtärztlichen Personals muss vorliegen. Derjenige, der halt blasenfrei aufziehen, dabei Ampulle schräg halten die Durchführung übernimmt, trägt die Übernahme- und und Kanülenspitze im unteren Winkel des Kanülenbo- die Durchführungsverantwortung. Alle anderen Injektio- dens positionieren. nen (z. B. intravenöse Injektionen) sind grundsätzlich nur • Eindosisampullen bzw. Eindosisbehälter bevorzugen. von Ärzten durchzuführen. Zur Vermeidung von Stich- und Schnittverletzungen sind Mehrdosenbehältnisse (siehe auch Punkt 5.3) geeignete sichere Arbeitsgeräte, z. B. sichere Kanülen • Schutzkappe, z. B. Alu-Kappe, entfernen. (lt. TRBA 250), bei Tätigkeiten einzusetzen, bei denen Kör- • Gummistopfen mit Hautdesinfektionsmittel desinfizie- perflüssigkeiten in infektionsrelevanten Mengen übertra- ren (Vorgehen wie bei der Hautdesinfektion), Einwirk- gen werden können, z. B. bei Blutentnahmen. Herkömm- zeit beachten. liche Arbeitsgeräte dürfen nur eingesetzt werden, wenn • Aufziehkanüle (mit Spritze) ohne Berührung der äuße- nach der Gefährdungsbeurteilung unter Beteiligung des ren Behälterteile durch den trockenen Gummistopfen Betriebsarztes ermittelt wird, dass das Infektionsrisiko stechen. Behälter schräg nach oben halten und Inhalt vernachlässigt werden kann. Ein vernachlässigbares In- blasenfrei in die Spritze aufziehen. Keine Luft vorher fektionsrisiko besteht z. B., wenn der Infektionsstatus des zum Erzeugen eines Überdruckes in die Ampulle sprit- Patienten bekannt ist und Festlegungen entsprechend der zen bzw. pressen. Gefährdungsbeurteilung getroffen worden sind. • Aufziehkanüle entfernen. Bei jeder Punktion des Mehr- dosenbehälters müssen die Spritze und Kanüle ge- wechselt werden. 3.1 Vorbereitung • Bei Einsatz von Spikes tritt die Luft automatisch durch einen Luftfilter ein. Händehygiene • Behälter mit Anbruchdatum und -uhrzeit versehen. • Hygienische Händedesinfektion, ggf. Anziehen von • Bezüglich der Verwendungszeiten und der Lagerungs- Schutzhandschuhen. bedingungen sind die arzneimittelrechtlichen Vorga- • Nach der Injektion und nach Ablegen der Schutzhand- ben bzw. die Herstellerangaben zu beachten. schuhe hygienische Händedesinfektion. • Vor erneuter Medikamentenentnahme ist eine erneute Desinfektion notwendig (s. oben). Vorbereitung der Injektionsspritzen und -kanülen • Beim Einsatz einer Trägerlösung wird nur „Wasser zur (maximal 1 h vor der Nutzung) Injektion“ und keine Kochsalzlösung verwendet (siehe • Sterile Spritzen und Kanülen zum Aufziehen und zum auch Punkt 5.2). Injizieren auswählen. • Verwendbarkeitsfrist beachten. Überlagerte Spritzen Einsatz von Mini-Spikes und Kanülen nicht verwenden. Art und Dauer der La- • Spikes sind Mehrfachentnahmekanülen mit Luftfilter gerung beachten. und einer Verschlusskappe. • Sterilbarrieresystem auf Beschädigung, Verschmut- • Konusöffnung der Spikes muss bei der Lagerung ver- zung, Durchfeuchtung überprüfen. Bei Mängeln nicht schlossen sein (Verschlusskappe). verwenden. • In der Überkopfhaltung darf nicht zurückgespritzt wer- • Verpackung öffnen, dabei Spritzenkonus nicht mit den den. Fingern berühren und Kontakt mit anderen Gegenstän- • Mehrdosenbehälter mit Spikes sind immer aufrecht den oder Oberflächen vermeiden. stehend zu lagern (z. B. Becher, Stativ). • Aufziehkanüle noch mit der Schutzhülle auf den Sprit- zenkonus setzen und festdrücken. Aufbewahrungsfristen von angebrochenen Mehrdo- • Spritze mit aufgesteckter Kanüle auf desinfizierter, glat- senbehältern beachten ter Fläche ablegen. • Bei Präparaten ohne Konservierungsstoffen unabhän- gig von der Nutzung von Spikes: nur zum unmittelba- Ampullen ren Gebrauch (max. 1 Stunde). • Medikamentenname, Dosis/Stärke und Verfallsdatum • Bei Präparaten mit Konservierungsstoffen Herstelleran- überprüfen. gaben beachten. 13
• Konservierte Insulin- und Heparinpräparate bis zu 4 bei evtl. auftretender Infektion zivilrechtliche Konsequen- Wochen lagerfähig (Herstellerangaben zu Lagertem- zen haben. Einmalartikel dürfen lt. RKI-Richtlinie nur einmal peratur und -dauer beachten), evtl. auch konservierte verwendet werden. Abweichungen von der Empfehlung Augen- und Ohrentropfen. sind vom Arzt gegenzuzeichnen und zu verantworten. Vorbereitung der Injektionsstelle • Vorgesehene Injektionsstelle freilegen und überprüfen. 3.4 Entsorgung In entzündete oder auffallend veränderte Hautbereiche darf nicht injiziert werden. Kleidungsstücke etc. dürfen • Kanüle wegen Verletzungsgefahr nicht in Schutzhülle nicht auf die Injektionsstelle rutschen. zurückstecken! • Hautdesinfektion (siehe auch Punkt 2.2) durchführen, • Ohne direkte Berührung in durchstichsicheres Behält- ggf. nach vorangegangener Reinigung. nis abstreifen bzw. mit der Spritze abwerfen und den • Desinfizierte Hautstellen nicht wieder berühren, auch Sicherheitsverschluss betätigen. nicht durch verrutschende Kleidung oder Finger zum • Gefüllte Behältnisse verschließen und über den Haus- erneuten Aufsuchen der Vene. müll entsorgen (siehe auch Punkt 28 Abfallentsorgung). 3.2 Durchführung der Injektion • Luft aus der Spritze entfernen. • Aufziehkanüle gegen Injektionskanüle austauschen, dabei Spritzenkonus und Kanüle nicht berühren. • Zur subkutanen Injektion Hautfalte anheben und schräg einstechen, zur intramuskulären Injektion Haut zwischen Daumen und Zeigefinger leicht spannen und tiefer stechen. • Nach dem Einstechen durch leichtes Ziehen am Sprit- zenkolben prüfen, ob Blut in die Spritze einfließt. Kommt Blut, dann Injektion abbrechen und an benach- barter Stelle mit neuem Besteck wiederholen. Kommt kein Blut, dann das zu injizierende Medikament lang- sam spritzen und den Patienten/Bewohner dabei be- obachten, ob Nebenwirkungen auftreten; ggf. Injektion sofort abbrechen. • Kanüle ziehen und Injektionsstelle gegebenenfalls mit Tupfer kurz abdrücken (bei Blutentnahme länger), nicht wischen oder reiben, ggf. Pflaster aufbringen. Jede Injektion ist mit Datum, Uhrzeit, Namen des Medi- kamentes und Signum des die Injektion Ausführenden zu dokumentieren. 3.3 Insulininjektionen Insulininjektionen stellen als s.c.-Injektionen eine invasive Maßnahme dar. Werden sie vom medizinischen Personal durchgeführt, sind die Maßnahmen analog einer Injektion zu veranlas- sen, d. h. die Injektionsstelle ist zu desinfizieren und die Kanüle ist, auch bei der Nutzung von patientenbezogenen PENs, zu wechseln. Spritzt sich der Heimbewohner selbst, ist, unabhängig von der z. T. üblichen Praxis, vom medizinischen Personal/Pfle- gepersonal darauf hinzuwirken, dass eine Hautdesinfek- tion durchgeführt wird und die Einmal-Kanülen vor jeder neuen Injektion gewechselt werden. Eine unterlassene Hautdesinfektion vor Injektionen kann 14
4 Infusionen Vorbereitung der Injektionsstelle • Vorgesehene Injektionsstelle bei Bedarf reinigen. Das Anlegen von Infusionen gehört nicht zum Aufga- • Als Injektionsstelle vorrangig Handrücken oder Unter- benbereich des Pflegepersonals in Heimen. arm nutzen. • Injektionsstelle zweimal desinfizieren (siehe auch Punkt 2.2), Einwirkzeit beachten. Injektionsstelle muss Sie werden nur vom Arzt angelegt oder in Ausnahmefäl- trocken sein. len in Verantwortung des Arztes und in dessen Auftrag von • Oberarm mit Gurt oder Blutdruckmanschette stauen besonders qualifizierten Fachkräften. Der Arzt entscheidet (unterhalb des systolischen, aber oberhalb des diastoli- konkret, wen er mit dem Anlegen der Infusion, deren Über- schen Blutdruckes). wachung und Beendigung beauftragt. Dies sollte schrift- • Punktionsstelle nach der Desinfektion nicht mehr be- lich erfolgen. rühren (palpieren) oder nur mit sterilem Handschuh Infusionen (und Zumischungen) sind erst unmittelbar vor abtasten. dem Anlegen vorzubereiten. Die maximale Zeitspanne vorbereiteter Infusionen bis zum Anlegen beträgt 1 h. 4.2 Durchführung 4.1 Vorbereitung Anlegen der Infusion • Handschuhe anziehen. Händehygiene • Sichere Kanüle/Flexüle mit der schräg angeschnittenen • Hygienische Händedesinfektion. Fläche nach oben in die gestaute Vene einstechen. • Vor dem Anlegen der Infusion Handschuhe anziehen. • Intravenöse Lage prüfen (Bluteinstrom), Flexülenstahl- kanüle entfernen. Arbeitsfläche • Stauung öffnen und Kanüle/peripheren Venenkatheter • Die Arbeitsfläche ist der Wischdesinfektion zu unterzie- nach sterilem Abdecken (Verband) der Einstichstelle si- hen. cher fixieren. • Während der Vorbereitung der Infusion darf keine Kon- • Infusionssysteme anschließen, am Unterarm eine tamination der Fläche stattfinden. Schlinge (Siphon) legen (unterbindet evtl. Luftemboli- en). Vorbereitung der Infusion • Tropfgeschwindigkeit entsprechend der Anweisung • Steriles Infusionsbesteck auswählen. des Arztes einstellen. • Verwendbarkeitsfrist und Lagerdauer und -ort beach- • Bewohner auf evtl. Nebenwirkungen beobachten. Ge- ten. gebenenfalls Infusion sofort stoppen. • Sterilbarrieresystem auf Beschädigung, Verschmut- • Tropfgeschwindigkeit, Restvolumen der Infusionsflüs- zung, Durchnässung oder andere Mängel überprüfen. sigkeit und Punktionsstelle regelmäßig kontrollieren. • Zu infundierende Lösung bereitstellen, Inhaltsangabe • Ist sofort keine weitere Infusion vorgesehen, Punktions- und Verwendbarkeitsfrist überprüfen. Auf Ausflockun- stelle mit sterilisiertem, trockenen Tupfer abdrücken gen, Trübungen und Verfärbungen achten, gegebe- und Kanüle ziehen. nenfalls verwerfen. Infusionsflaschen müssen in der • Druckverband anlegen, um Nachblutung zu vermei- Schutzverpackung oder im Schrank gestanden haben. den. • Gekühlte Infusionslösungen auf Körpertemperatur er- wärmen. Liege-/Standzeiten/Wechselrhythmen • Schutzkappe (Alu-Kappe) des Infusionsbehältnisses • Periphere Venenverweilkanülen aus Kunststoff können entfernen. solange liegen bleiben, wie sie klinisch benötigt wer- • Durchstichstopfen mit einem alkoholischen Präparat den und keine Komplikationszeichen feststellbar sind. und sterilisierten Tupfer nass abwischen oder nass ein- Bei entzündlichen Veränderungen der Einstichstelle sprühen und abwischen und jeweils trocknen lassen. (z. B. Schmerz, Rötung, Schwellung, Temperatur) sofort Einwirkzeit beachten. den behandelnden Arzt informieren und die Kanüle • Infusionsbesteck öffnen, dabei Kanülen nicht mit Hän- wechseln. den oder Gegenständen berühren. • Infusionssysteme für reine Lipidlösungen sollen nach • Kanülen in die jeweils markierten Stellen einstechen, jeder Lipidinfusion, spätestens nach 24 h, gewechselt ohne die Kanüle oder den desinfizierten Stopfen mit werden. den Fingern zu berühren. • Infusionssysteme für total parenterale Ernährungslö- • Schlauchsystem ohne Schlingenbildung durch An- sungen, sog. TPN- oder TPA-Lösungen, und kristalloide heben und langsames Absenken mit Infusionslösung Lösungen müssen spätestens nach 72 h gewechselt blasenfrei füllen und absperren. Die Tropfkammer nur werden. etwa bis zur Hälfte füllen, um die Tropfgeschwindigkeit • Infusionssysteme für Blut und Blutprodukte sind nach kontrollieren zu können. 6 h zu wechseln. • Infusionssystem über Patientenniveau aufhängen. • Infusionslösungen haben unterschiedliche Laufzeiten. Kristalloide und total parenterale Ernährungslösungen 15
bis 24 h, reine Lipid-Lösung bis 12 h und Blut und Blut- 5 Umgang mit Medikamenten/Arzneimit- komponente bis 6 h. teln (AM) • Perfusorspritzen können bei chemischer Arzneimittel- Stabilität bis 72 h verwendet werden. Grundsätzlich sollten alle Medikamente so gelagert wer- • Diskonnektionen sind auf ein absolutes Minimum zu den, dass die Zusammensetzung oder die Wirkung des beschränken. Medikamentes nicht beeinträchtigt wird. • Nach jeder Diskonnektion sind neue, sterile Verschluss- stopfen zu verwenden. • Bei Kurzinfusionen ist die Kanüle/Flexüle nach jedem Das bedeutet: Intervall mit einem sterilen Verschlussstopfen oder • trocken, staub- und lichtgeschützt und, falls vom Her- Mandrin zu verschließen und ggf. mit steriler Kochsalz- steller (Beipackzettel!) vorgegeben, Lagerung im Kühl- lösung zu spülen. Der Zuleitungsschlauch zum Infusi- schrank, onssystem ist nach Abschluss der Kurzinfusion sofort • unzugänglich für nicht befugte Personen (besonde- zu verwerfen, bei direkt hintereinander geschalteten re Vorsicht bei älteren Leuten, psychisch Kranken und Kurzinfusionen nach 24 h. Eine Zeitspanne ist für „di- beim Umgang mit Betäubungsmitteln), rekt“ nicht definiert. Der Wechselrhythmus des Infu- • Einhaltung des angegebenen Haltbarkeitsbereiches/ sionssystems bleibt unverändert. Verfallsdatums. Verbandwechsel und Pflege der Insertionsstelle • Einsatz von sterilen Folienverbänden oder Gazeverbän- 5.1 Lagerungsbedingungen für AM den. • Tägliche Kontrolle der Insertionsstelle, bei Gazeverbän- • Die Kühlschranktemperatur ist mittels Thermometer den bei angelegtem Verband unter Mithilfe des Bewoh- regelmäßig zu kontrollieren und unter Angabe der Soll- ners. Bei unkooperativen Patienten durch Entfernen und Ist-Temperatur zu dokumentieren. des Verbandes. • Die Verfallsdaten der Medikamente sind zu überwa- • Aseptisches Reinigen der Umgebung der Insertions- chen. stelle der Flexüle mit sterilem Tupfer und steriler phy- • Es ist sinnvoll, bestimmte Kontrollrhythmen festzule- siologischer Kochsalzlösung. Insertionsstelle nicht be- gen (z. B. täglich morgens die Kühlschranktemperatur, rühren. Keine Hautdesinfektionsmittel und Antiseptika monatlich die Verfallsdaten) und hierfür einen verant- zur Pflege der Insertionsstelle einsetzen. wortlichen Mitarbeiter zu benennen. Die Haftung des • Neuen sterilen Verband aseptisch anlegen. Arztes, der die Medikamente verordnet oder anwendet, • Verbandwechsel: Verbände nur bei Bedarf wechseln bleibt davon unberührt. (Verschmutzung, Ablösung, Durchfeuchtung, Infekti- • Medikamente sollten nur patientengebunden einge- onsverdacht). Täglich bei eingeschränkter Kooperation setzt werden. Die Kennzeichnung und Lagerung hat des Bewohners und bei Gazeverbänden. so zu erfolgen, dass keine Verwechslungen auftreten. Dabei werden Boxen oder Fächer, gekennzeichnet mit dem Namen des jeweiligen Bewohners, empfohlen. 4.3 Entsorgung • Medikamente von verstorbenen Bewohnern sind aus- zusortieren und nicht bei anderen Personen zu verwen- • Benutztes Infusionsbesteck in durchstichsicherem Be- den, ggf. sind Erbansprüche zu beachten. hältnis über Hausmüll entsorgen (siehe auch Punkt 28). • Eine Kühlschranklagerung zwischen +2 °C und +8 °C ist notwendig für alle Medikamente, bei denen dies vom Jede Infusion ist mit Datum, Uhrzeit, genauer Bezeich- Hersteller so verlangt wird (Beipackzettel!), z. B. Salben, nung der zu infundierenden Flüssigkeit und Signum des Cremes, Insuline, Impfstoffe und gelegentlich Antibio- die Infusion Anlegenden sowie mit Datum, Uhrzeit und tika, wenn diese durch Zusatz von Wasser zur Injektion Signum des die Infusion Beendenden zu dokumentieren. gelöst werden. Dgl. sind alle Besonderheiten (Nebenreaktionen des Pa- • Die Reinigung des Kühlschrankes ist im Hygieneplan tienten/Bewohners, Gründe für vorzeitigen Abbruch der zu regeln. In der Praxis hat sich ein Rhythmus zwischen Infusion, Blutungen oder Infektionen der Punktionsstelle 1 Woche und 4 Wochen dafür als ausreichend heraus- u. a.) zu vermerken. gestellt. • Benutzte Medikamentenbecher und -gläser sind in Geschirrspülautomaten mit geeigneten Systemen (z. B. Körben) zu reinigen und zu desinfizieren. Portio- nierungsboxen (Dispenser) sind nach Kontamination sofort und sonst mindestens wöchentlich einer Desin- fektion zu unterziehen. Die Desinfektionsleistung des Gerätes muss nachgewiesen sein. • Die staub- und lichtgeschützte Lagerung gilt auch für Infusionsflaschen bzw. -beutel und für Flaschen/Beu- tel für die enterale Sondenkost. Sie müssen daher im 16
Schrank oder im geschlossenen Lagerkarton im Regal 6 Geschlossene Urindrainage gelagert werden. (Harnableitung) 6.1 Transurethrale Blasenkatheter 5.2 Einsatz steriler Flüssigkeiten für Injektio- nen Blasenverweilkatheter nur nach strenger Indikation legen und so früh wie möglich entfernen. Personalmangel, Restharnbestimmung oder Inkonti- • Nach der Monografie Parenteralia des Europäischen nenz stellen keine Indikation dar. Arzneibuches 2008 ist zur Herstellung von Injektionszu- bereitungen nur Wasser für Injektionszwecke [Aqua ad Intermittierend katheterisieren bei kurzfristiger Harnablei- iniectabilia, Water for Injections (WFI)] zu verwenden. tung unter oder bis 5 Tage (Gute Schulung des Personals!), • Als Ausnahme gilt, wenn der Arzneimittel-Hersteller zur ggf. Selbstkatheterismus oder Dauerkatheter. Trägerflüssigkeit eine andere Vorgabe macht. Dann ist Suprapubische Harnableitung (suprapubischer Fistel-Ka- diese bindend. theter, SFK) nach Möglichkeit immer der transurethralen • Einzeldosisbehälter sind vorgeschrieben für intrazister- vorziehen, wenn instrumentelle Harnableitung länger als nale, epidurale, intrathekale, intra- oder retrookuläre 5 Tage benötigt wird bzw. nach größerer OP. Verabreichungen und für jeden Weg in die Zerobrospi- nal-Flüssigkeit. Die Gefahr liegt in der katheterinduzierten nosokomia- • Für die im stationären Bereich üblichen Injektionen len Harnwegsinfektion mit Ausbildung einer Septikämie. (z. B. s.c., i.c., i.m., i.v.) können Mehrdosenbehältnisse Häufigste Erreger: E. coli, Enterokokken, Candida ssp. eingesetzt werden (siehe auch Punkt 5.3). Einzeldo- sisbehälter sollten bevorzugt vor Mehrdosisbehältern verwendet werden. Insbesondere bei Verwendung von lipid- und proteinhaltigen Lösungen sind die Herstel- 6.1.1 Legen des transurethralen Blasenkatheters lerangaben strikt einzuhalten. Blasenkatheter nur unter streng aseptischen Bedingun- gen und atraumatisch legen (verordnender Arzt oder 5.3 Mehrdosenbehältnisse erfahrene Schwester). In der Schwerst-, Langzeit- und Intensivpflege nur sterile geschlossene präkonnektierte • Müssen mit dem Anbruchdatum und der Uhrzeit ge- Harndrainagesysteme einsetzen. Das Legen des Kathe- kennzeichnet werden. ters sollte nach Möglichkeit mit einer Assistenz vorge- • Nicht konservierte, sterile Flüssigkeiten (Arzneimittel, nommen werden. physiologische Kochsalzlösung, Sterilwasser) sind un- mittelbar nach dem Erstanbruch zu verbrauchen (max. 1 h nach deutschem Urteil). Daher sind bedarfsgerech- • Sets zum aseptischen Legen vorbereiten (z. B. 2 am te Abpackungsgrößen, evtl. verschiedene Größen, vor- Beutelsystem präkonnektierte Einmalballonkatheter, zuhalten. Auffangschale/-n, 6 Tupfer, 1 Pinzette, 2 Paar sterile • Konservierte Arzneimittel sollten nach dem Anbruch Handschuhe, steriles Kathetergleitmittel und Spritze, und den Herstellervorgaben im Kühlschrank aufbe- 1 steriles Schlitz-/Lochtuch, 1 Unterlegtuch, evtl. Röhr- wahrt werden. Die mögliche Lagerzeit richtet sich nach chen für bakteriologische Untersuchung). den Herstellerangaben. • Zusatzmaterialien zum Set: Händedesinfektionsmittel, • Mehrdosenbehältnisse dürfen nicht mit offenen Ent- Schleimhautantiseptikum, evtl. Auffanggefäß bei sehr nahmekanülen stehen gelassen werden. Achtung: voller Blase, evtl. Utensilien für Intimtoilette, bei Dauer- Bei der Verwendung von Spikes (Mini-Spikes mit Ver- katheter Spritze mit 5-15 ml steriler 8-10 %iger Glyze- schlusskappen) sind die Herstellerangaben für die rin-Wasserlösung zum Füllen des Ballons („Blockung“). Standzeiten zu beachten. Mehrdosenbehälter mit • Als Katheterlumina für Dauerkatheter bei Frauen 12- Spikes dürfen nur aufrecht stehen. Über Kopf darf mit 14 CH und bei Männern 14-18 CH (3 CH entsprechen Spikes aufgezogen, aber der Überschuss nur nach un- einem Durchmesser von 1 mm). Zur Vermeidung von ten zurückgespritzt werden. Urothelschäden muss die Katheterstärke den Maßen • Zur Lagerung von nicht angebrochenen und angebro- Meatus urethrae angepasst werden. Bei SFK 10-12 CH. chenen Insulinpens sind die vom Hersteller vorgegebe- nen Lagertemperaturen einzuhalten. 6.1.2 Durchführung der Katheterisierung bei einer Frau Bei der Entnahme von Cremes und Salben aus Töpfen zur therapeutischen Anwendung ist auf aseptische Entnahme- • Möglichst flache Rückenlage, Beine angewinkelt und bedingungen (z. B. mit Einmalspateln) zu achten. gespreizt; evtl. Becken leicht erhöht lagern, für gute Sichtverhältnisse sorgen, Bettschutz vorlegen, Schlitz-/ Lochtuch auflegen. 17
• Händedesinfektion! big antiseptisch abreiben, 4. Tupfer für Harnröhrenöff- • Katheterset öffnen, zwischen die Beine stellen (flüssig- nung nach Spreizung, Einwirkzeit abwarten. keitsundurchlässige Verpackung bleibt als sterile Abla- • Gleitmittel langsam in Harnröhre instillieren, Meatus ge unter dem Set liegen), Tupfer mit Schleimhautanti- urethrae komprimieren. septikum satt tränken. • Katheter mit Pinzette fassen, Katheterende zwischen • Katheterhülle an perforierter Stelle öffnen, Katheter mit Ring- und Kleinfinger einklemmen. Beutel auf steriler Unterlage ablegen. • Penis deckenwärts strecken, Harnröhrenöffnung sprei- • Sterile Handschuhe anziehen, ggf. ein zweites Paar be- zen und Katheter behutsam einführen. reithalten. • Nach 10-15 cm bei leichtem Widerstand Penis senken • Kathetergröße an Harnröhrenweite anpassen (Durch- und gleichzeitig strecken, Katheter mit sanftem Druck messer 7 mm). in die Blase einführen, Abgang Ballonventil soll auf Ori- • Labien spreizen, bis der Katheter eingeführt ist. ficium aufsitzen. • Antisepsis der großen und kleinen Labien und der • Katheterende über Auffangschale halten. Harnröhrenöffnung von der Symphyse bis zum Anus • Anschluss des Harnableitungssystems, Schlauch über (je 1 Tupfer, Pinzette oder Hand benutzen, bei Einsatz den Oberschenkel ableiten. Pinzette Kontamination der Handschuhe vermeiden, • Dauerkatheter nach dem Blocken mit 5-15 ml 4. Tupfer vor Vaginaleingang plazieren), Einwirkzeit ab- 8-10 %ige Glyzerin-Wasserlösung bis zum Blasengrund warten, 1 min. zurückziehen. • Katheter aus der Verpackung mit Arbeitshand oder Pin- zette aseptisch in die Harnröhre einführen (etwa 2,5 - 5,0 cm), (vorher ggf. Gleitmittel auf die Katheterspitze 6.1.4 Katheter- und Drainagesystemwechsel auftragen oder etwa 3 ml in den Harnröhreneingang instillieren, 1 min warten). Katheterwechsel immer nur individuell, in Abhängigkeit vom Material und der Indikation, um Inkrustationen zu Bei Kontamination: Ersatzkatheter nehmen, Ersatzhand- verhindern und einen guten Harnflow zu gewährleisten. schuhe anziehen! Zum Wechseln des Katheters Entscheidung des Arztes und Hinweise der Hersteller berücksichtigen: Inkrusta- tion, Obstruktion, Verschmutzung, Harnwegsinfektion. • Bei spürbarem Widerstand vorsichtige Drehbewegung mit dem Katheter (kann Hindernis nicht überwunden werden, Vorgang abbrechen und Arzt verständigen). Als Anhalte können gelten: • Bei Urinfluss den Katheter nicht weiter schieben. • Einmalige Anwendung mit Kathetern aus Polyurethan • Urin im Gefäß und ggf. Laborröhrchen auffangen. oder PVC. • Blase vollständig entleeren lassen, evtl. mit flacher • Innerhalb von 2-5 Tagen bei Kurzzeitdrainage mit La- Hand leicht auf die Blase drücken (bei massiver Harn- tex-Material (nicht für Langzeitanwendung über 5 Tage verhaltung: Katheter nach ca. 500 ml abklemmen, nach geeignet), sofern eine Latexallergie ausgeschlossen ist. 5 bis 10 Minuten Restmenge ablassen). • Längerfristige Blasendrainage (z. B. 3-6 Wochen) mit • Ggf. Anschluss des Harnableitungssystems bei Einsatz Dauerkatheter aus Vollsilikon. nicht präkonnektierter Systeme. • 1-2 Monate bei suprapubischem Fistelkatheter aus Voll- • Tupfer aus der Vagina entfernen. silikon. • Einmalkatheter nach unten vorsichtig herausziehen, • Bei gutem Harnflow, fehlender Infektion und geringer Material entfernen und ggf. entsorgen. Inkrustation und Verschmutzung kann der Wechsel- • Bei Dauerkatheter Blockung mit 5-15 ml 8-10 %ige Gly- rhythmus bei Dauerableitungen individuell auch später zerin-Wasserlösung, Katheter vorsichtig zurückziehen, liegen. bis Widerstand spürbar ist. • Aufbereitung der Hilfsmittel. • Händedesinfektion! 6.1.5 Anforderungen an geschlossene Urindrainage- • Dokumentation. systeme für Blasenverweilkatheter • Katheter ist am Drainageschlauch und Beutel präkon- 6.1.3 Durchführung der Katheterisierung bei einem nektiert. Mann • Sterile, einzeln verpackte, flüssigkeitsdichte Einwegsys- teme, Ablasshahn geschlossen. • Vorbereitung Set wie bei einer Frau. • Pasteur’sche Tropfkammer (belüftet, flüssigkeits- und • Lagerung: Beine geschlossen, Urinauffangschale auf bakteriendicht). Oberschenkel stellen. • Rücklaufventil/Antirefluxkammer. • Penis fassen (nicht loslassen solange antiseptische Vor- • Dichte Stelle für die aseptische Harnprobenentnahme behandlung nicht beendet ist). (z. B. nadelfreie Konnektoren). • Schlitztuch auflegen. • Ausreichendes Fassungsvermögen des Beutels (z. B. 2 l), • Vorhaut zurückziehen, mit 3 Tupfern die Glans ausgie- ggf. mit Messkammer, flüssigkeits- und bakteriendich- 18
te Belüftung, dichter Ablasshahn und einhändig zu ar- bauch, Ileus, Anus praeter, Darmfistel). retieren, vollständige Entleerung, stabile und sichere • Mögliche Komplikationen in die Entscheidung einbe- Aufhängung am Bett. ziehen (z. B. Makrohämaturie, Blutung, Verletzungen • Drainageschlauch mit gutem Durchfluss, kein Urinstau des Darmes oder der Prostata, Infektionen des Fistelka- beim Abknicken, Befestigungsmöglichkeit am Bett, ge- nals mit Abszedierungen). eignete Länge (etwa 1 m). • Pflegemaßnahmen sollen eine Stichkanalinfektion und • Bequem für den Bewohner, zur Mobilisation geeignet. eine externe Lumeninfektion verhindern. • Verbandwechsel erfolgt in den ersten 7-10 Tagen asep- tisch, mindestens täglich und unter Verwendung eines 6.1.6 Pflege von Blasenverweilkatheter Hautantiseptikums zur Reinigung und Desinfektion der Umgebung. Häufigkeit und Art der Pflege ist vom Arzt festzulegen. • Abdeckung beim Anlegen erfolgt mit steriler Schlitz- Der mechanische Reiz des Katheters führt zu verstärkter kompresse. Sekretion und nachfolgender Inkrustation. 6.3 Allgemeine Hinweise zur Urindrainage • Im Rahmen der täglichen Körperpflege schonende Rei- nigung des Meatus urethrae mit Wasser, Seife und Ein- Das Urindrainagesystem darf niemals oberhalb des Bla- malmullkompresse oder Gazetupfer. senniveaus angehoben werden. • Ggf. Reinigung des Katheters, ggf. Abtupfen der Glans penis und des Meatus urethrae mit antiseptischen Tup- fern (ggf. Präparate auf Basis von Chlorhexidin, Octeni- • Abknicken von Katheter und Ableitungssystem vermei- din oder Jodophore in wässriger Grundlage). den. • Auf perianale Hygiene achten (insbesondere bei Stuhlin- • Bei Fieber, Infektion und Sepsis Katheterwechsel. kontinenz, durch regelmäßige antiseptische Waschun- • Katheter und Drainageschlauch nicht diskonnektieren! gen in Verbindung mit geeigneter Hautpflege). Ist eine Diskonnektion nicht zu vermeiden, vor der er- • Bei immobilen Bewohnern ggf. eine sterile Kompresse neuten Verbindung Konnektionsstelle beidseitig mit vor den Meatus urethrae und um den Katheter legen einem alkoholischen Präparat sprüh- und wischdesin- und knoten (Schutz der Bettwäsche und Schutz des fizieren. Meatus urethrae vor Fäkalkeimen), häufige Lagekon- • Beim Entleeren von Urin aus dem geschlossenen Urin- trolle, Wechseln bei Durchfeuchtung. ableitungssystem Einmalhandschuhe tragen. • Vor Entleerung eines weiteren Systems Handschuhe wechseln (bzw. gründliche Handschuhdesinfektion). 6.1.7 Entfernen eines Katheters • Nach jedem Ablegen der Handschuhe Händedesinfek- tion. • Handschuhe anziehen. • Für jeden Urinbeutel ein separates Entleerungsgefäß • Auffangschale zwischen die Beine des Bewohners stel- benutzen. len. • Gefäß nach dem Entleeren maschinell reinigen/desin- • Blockungsflüssigkeit mit Spritze absaugen. fizieren. • Katheter durch leichten Zug entfernen. • Nachdem der Urin aus dem System abgelassen wurde, • Katheter und Handschuhe als “B-Müll“ (= AS 180104, Ablasshahn einer Alkohol-Sprühdesinfektion unterzie- siehe auch Punkt 28) abwerfen und entsorgen. hen (z. B. Alkoholspray für die Flächendesinfektion). • Bewohner mit Dauerkatheter und Beutel (z. B. Beinbeu- tel am unteren Oberschenkel) mobilisieren. 6.2 Suprapubische Harnableitung • Ein verstopfter Katheter darf nicht freigespült werden! Er ist zu wechseln. Ist bekannt, dass eine längere instrumentelle Harnablei- tung nötig wird, ist immer die suprapubische Harndrai- Urinstöpsel sind nicht zulässig! Blasentraining vor dem nage in Erwägung ziehen. Entfernen des Dauerkatheters ist unnötig und erhöht das Infektionsrisiko! Suprapubische Katheter sind auf längere Zeit risikoärmer, medizinisch sowie ökonomisch vertretbarer. Für den Be- troffenen ergibt sich eine bessere Toleranz und Akzeptanz. • Blasenspülungen (Nicht Katheterspülungen!) nur auf ärztliche Anordnung (z. B. körperwarme, sterile Koch- Vorsicht bei Dementia senilis und unruhigen Bewohnern! salzlösung mittels einer Spritze und sofortiger Abfluss der Spüllösung) und nicht zur Infektionsprophylaxe. • Bei Arzneimittel-Instillation auf ärztliche Anordnung • Kontraindikationen beachten (z. B. Gerinnungsstörun- verbleibt sterile Lösung für ca. 30 Minuten in der Blase gen, Dermatitiden im Punktionsbereich, nicht exakt (z. B. bei hartnäckigen, durch Pilze bedingten Blasen- identifizierbare Harnblase, Verwachsungen im Unter- entzündungen). 19
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