PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes
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"ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS" In diesem Jahr greift das Ihnen vorgeschlagene Pastoralthema die letzten Worte Marias an Bernadette auf und beschließen so den Austausch mit der, die wissen Die von Pater Cabes und denen, mit denen er zusammengear- beitet hat, geplante Umsetzung dieses Themas zeigt, dass es sich um keine Abhandlung über eine marianische Theologie handelt, sondern dass es für jeden Pilger eine einzigartige seiner Sünde wiederzuentdecken. Darüber hinaus steht die Dimension der Versöhnung im Mittelpunkt der Pastoral der Wallfahrtsstätte. Ja, in dieser „wunderbaren und dramatischen“ - fahrung der unverfügbaren und geschenkten Gabe und Begegnung; Es ist die Erfahrung einer zugänglichen Wahrheit in unserem Leben, wenn wir frei von der Angst gerichtet zu werden, vor der Grotte sitzen, sondern ganz im Gegenteil, so wie wir sind, uns angenom- men fühlen; Und es ist die Erfahrung des Lebens, das stärker ist als alles andere und das uns ohne Unterlass einlädt neugeboren zu werden. - fügbar ist. Empfangen ohne Sünde, stellt sie der alles verwandelnden Kraft der Liebe kein Hindernis entgegen. Sie ist also als unsere Mutter, als auch als unsere Schwester auf die- sem Weg der Menschheit mit bisweilen bitterem Beigeschmack, unser Vorbild beim Hö- Dieser Auftrag, den wir mit der Taufgnade empfangen haben, lässt uns gut verstehen, dass dieses Thema, das unsere Wallfahrten im Verlauf des Jahres 2020 bereichern wird, im Zusammenhang mit der Taufgnade steht. Gott bietet uns als Objekt seiner Verheißung die Erlösung an. Und Gott hält seine Verheißungen. Das müssen wir in der Kirche mit Leben erfüllen. Die Wallfahrten sind eine großartige Erfahrung von Kirche. Dieses Thema wird es uns aufs Neue ermöglichen, die Schönheit und den Reichtum in ihr zu ermessen. Ich bin mir sicher, dass Sie mit Interesse und Gewinn alles lesen werden, was für Sie vorbereitet wurde, damit die Pilger ein wahres spirituelles Abenteuer mit Maria erleben. Mgr Olivier Ribadeau Dumas Rektor der Wallfahrtsstätte von Lourdes -2-
Zunächst schlagen wir drei Perspek- Dankbarkeit, zu bringen. tiven mit konkreten Gesten zur Um- Wir bringen ein Marienbild nach Lourdes 1- 2- Ein Geschöpf, das ganz von der ge- schenkten Liebe durchdrungen ist. Ein Geschöpf, keine Göttin und auch keine Übergangsform zwischen Gott Bernadette, hat nach einiger Zeit und dem Menschen. Eine Frau, die nicht mehr das Kerzenwachs, sondern bereit ist, von Anfang bis zum Ende, die Flamme der Kerze zwischen ihren von ihrer Empfängnis bis zu ihrem Händen und wird so selbst zur Oster- Tod. Sie ist ohne Sünde empfangen, kerze, zum brennenden Dornbusch, ohne Hindernis, das der Liebe ent- zum Zeichen jener brennenden Lie- be, die uns durchdringen will. Jeder Sonst hätte Gott vergeblich bei ihr wurde von Anbeginn der Welt dazu angeklopft. Tatsächlich kann die Liebe in ihr Fleisch werden und nicht nur ein Gegenwart der Liebe Gottes zu ste- in den Raum geworfenes Wort blei- hen. Das Privileg Marias zeigt uns, wer ben. Sie empfängt die Gabe Gottes, wir sind und wozu wir berufen sind. seinen eingeborenen Sohn, sein Ein und Alles. Sie stellt ihr Leben ganz Jeder von uns erhält einen weißen - Stein und einen neuen Namen, das nis des Gottessohnes. Am 25. März, Geheimnis unseres Herzens, das im nach drei Wochen der Erscheinungen und drei Wochen der Stille, kann sie Name und Auftrag. Jeder empfängt „Du bist mein geliebtes Kind. Du bist ein reines suchen Christen so gerne die Nähe Wunder!“ Auch die Gnade des Buß- Marias, einer wunderschönen Mut- sakramentes taucht uns erneut in die ter. In unseren Regionen wird ihr Bild Freude unserer Wiedergeburt in Gott verehrt. Wir sind eingeladen, es nach ein. Wir fanden gleichsam instink- Lourdes, als Zeichen der Freude und -4-
tiv Geschmack an der Sünde, Maria ein Andenken ... . Wir können auch die schenkt uns den Geschmack an Gott, Gnade einer christlichen Bruderschaft, den Geschmack an der Anbetung, einer Gebetsgruppe, eines Dienstes zum Hören des Wortes, den Ge- oder einer Glaubensbewegung ent- schmack an einem Leben, das gänz- decken. Neben den vielen anderen lich Geschenk ist. Zeichen können wir, um die Gnade der Begegnung zwischen Maria und Bernadette zu bewahren, das Skapu- Ich empfange einen weißen lier der Erzbruderschaft Stein oder ich nehme den er- annehmen. haltenen Namen mit ins Ge- Wir erhalten dann jeden Monat einen Brief, über den wir uns, wenn möglich bet und den Austausch mit anderen, austauschen, um kleine Stützpunkte, Orte einer missionari- 3- schen Kirche für das Apostolat eines jene Heimat, in der wir mit Gott ver- söhnt sind, wo wir den Brüdern und Schwestern begegnen, mit denen wir In Lourdes wollen wir die Marienfes- te und den Marienmonat in beson- derer Weise begehen und aus der die Mutter, möchte uns um Jesus, un- Wallfahrtsstätte und den mit ihr ver- serem ältesten Bruder versammeln. bundenen Orten „Schulen der Un- Wir sind uns bewusst, dass uns eine machen, unzählbar große Schar an Glaubens- immer im Bewusstsein, dass Maria zeugen vorausgeht, die in ihrem Le- uns zu Christus führt. Er schenkt sie ben das Licht empfangen haben. Es sind die Heiligen und wir können uns aus ihrer Schar einen, der uns ganz er euch sagt, das tut.“ besonders auf unserem Glaubens- weg hilft, auswählen. Ich wähle oder ich erhalte den Wir bringen zahlreiche uns anvertrau- Namen eines Heiligen, der mich te Gebetsanliegen mit nach Lourdes. begleitet. Wir sprechen einen Wir kehren gestärkt mit unseren neu- Vertrauensakt oder einen Weiheakt vielleicht ist es Wasser aus der Grotte, Mariens -5-
GEBET DER WEIHE AN MARIA VERTRAUENSAKT AN MARIA Gepriesen seist Du, Gott unser In Gegenwart des ganzen Vater, der Du Maria so schön er- himmlischen Hofes erwähle ich dich heute, o Maria, zu meiner Kreuzes Jesu zur Mutter gegeben Mutter und Herrin. Dir weihe hast. und schenke ich als mein Gut Gepriesen seist Du, der Du uns und Eigentum meinen Leib und gerufen hast, gleich Bernadette, meine Seele, all meinen äußeren Maria in Deinem Licht zu schauen und inneren Besitz; ja selbst den und aus der Quelle Deines Her- Wert all meiner guten Werke, zens zu trinken. Maria, du kennst der vergangenen, gegenwärti- das Elend und die Sünden unseres gen und zukünftigen. Ganz und Lebens und der Welt. voll, ohne jede Ausnahme, sollst Heute wollen wir uns Dir völlig und du das Recht haben, über mich ohne Vorbehalt anvertrauen; und all das Meine nach deinem Von Dir werden wir jeden Tag Gutdünken zu verfügen in Zeit durch die Kraft des Heiligen Geistes und Ewigkeit zur größeren Ehre wiedergeboren. Wir wollen das Gottes. Leben Jesu als demütige Diener unserer Schwestern und Brüder leben. Lehre uns, Maria, das Leben im Amen, so sei es. Herrn zu ertragen. -6-
Königin des Himmels und der Erde, der Gott den ganzen Schatz der Barmherzigkeit anvertrauen wollte. Hier bin ich N… zu deinen Füßen, ich armer Sünder, Nimm mich ganz an als dein Gut und Eigentum. Mache mit mir, was dir gefällt, mit meiner Seele und mit meinem Leib, mit meinem Leben, meinem Tod und meiner Ewigkeit. Vor allem verfüge über mich, wie du es wünschst, „Du allein wirst die Irrlehren in der ganzen Welt besiegen.“ In deinen ganz reinen Händen, so reich an Barmherzigkeit, möge ich ein Werkzeug deiner Liebe werden, das fähig ist, viele laue und vom Weg abgekommene Seelen neu zu entfa- chen und zur vollen Freude zu führen. So möge sich ohne Ende, die Herrschaft des Göttlichen Herzens Jesu ausbreiten. Wahrhaftig, deine bloße Gegenwart zieht die Gnaden an, die die Seelen bekehren und heiligen, da ja die Gnade aus dem Göttlichen Herzen Jesu auf uns alle überströmt, Amen. Auf einem Feld des Dorfes San Miguel Los Lotes, in Guatemala, die nach dem Vulkanausbruch Das Leben ist stärker! -7-
1- a) Die Gnade einer Begegnung im Schatten des Kreuzes Wir sind nun hier an der Grotte, mit Bernadette, um Maria zu begegnen. Austausch einlassen? In der Tat sah während der Erschei- nungen niemand Maria, aber man Es ist die Zeit des „Einander-ver- das kleine, von Allen ignorierte Mäd- traut-werdens“, einer wechselseitigen chen aus Lourdes, die man im Licht - entdeckte. Ihr wollten wir 2019 anläss- gung wie zum besseren Verständnis lich des doppelten Jahrestags ihrer der Kunden kann uns an diesem frei- Geburt und ihres Todes begegnen. willigen Austausch, an diesem Aus- tausch der Gnade, teilhaben lassen. Im Jahr 2020 wollen wir uns in das Denn es geht hierbei nicht darum, Geheimnis jenes Gesichts einführen zu nehmen, sondern zu geben, sich lassen, das die Helligkeit einer an- selbst einzubringen, wohl wissend, deren Welt widerspiegelt. Vielleicht dass man nur so in die Gnade als folgen wir zunächst dem Weg, den Person zu existieren, eintreten die Dame Bernadette als Antwort auf kann. Der Körper, der Geist, ihre Frage vom 18. Februar gehen das Herz des Nächsten „Hätten Sie die Güte mir Ihren werden so leicht zu einer nutzbaren Handelsware. nicht nötig“, antwortet sie lächelnd Wir sind eingeladen, das und in der von Bernadette gebrauch- Geheimnis zu entdecken, ten Förmlichkeit, ersucht sie sie mit ihm zu begegnen und „Würden Sie mir es zu ergreifen, so wie es uns im Verborgenen der Ich kann meinen Namen nicht einfach wie auf einem Etikett aufschreiben, wie auf einem Maria als Person kennen- - lernen zu wollen, heißt sich bereit zu machen, ihren Herz- und das setzt voraus, das Sie das Ihre schlag zu hören, still zu werden, -8-
damit mir der Hauch seines inneren fenbart, die so weit geht, für die zu Wesens, mit dem ein anderer sich mir sterben, die er liebt. mitteilen will, Stück für Stück sicht- Hierzu sind wir verabredet. Berna- bar wird; Dort, wo eine Person ganz dette hatte dies verinnerlicht, bis zu in sich ruht, dort dann auch zu ver- dem Moment, in dem auch sie mit weilen, um an ihren Vorlieben und ihrer Denkweise teilzuhaben, bis zu auch sie lebt, um zu lieben. „Ich wer- ihrem Ursprung hinaufzusteigen, da- mit auch ich durch diese existentielle lieben.“ In der Grotte hat Bernadette Begegnung zu einem neuen Leben, die Erfahrung einer ganz gewöhn- einer sich mitteilenden Existenz ge- lichen und doch so seltenen Begeg- boren werden kann. „Sie sah mich an wie Schon Bernadette wurde, ab dem eine Person, die mit einer anderen ersten Moment der Überraschung, Person spricht.“ Wenn man diesen als sie den Lichtkranz in der Grotte Ausdruck ernst nimmt, so weist er sah, dazu angeleitet, die Begegnung auf den unendlichen Respekt für das im Schatten eines allzu selbstver- einzigartige Geheimnis hin, welches ständlichen Zeichens fest zu machen, jedem Menschen verliehen ist und eines Zeichens, das man mit dem das er selbst nicht ermessen kann. ihm gebührenden Respekt Der Mensch ist kein Gegenstand und auch kein vom Instinkt geleitetes Tier, „Im Namen sondern er ist jenes einzigartige We- des Vaters und des Sohnes sen, mit dem Gott in Beziehung tre- und des Heiligen Geistes.“ ten will. Eine Freiheit wendet sich an Im Namen eines Gottes eine andere Freiheit, im Hauch des in drei Personen, der sich Geistes der Liebe. dem Kreuz des Leidens, Wir könnten zweifellos eine gute Idee dem Kreuz, das aus einer von dieser Begegnung bekommen, Liebe heraus angenom- wenn wir den Beginn und das Ende men wurde, die selbst des Evangeliums verbinden würden, dem Leiden und dem Tod den Gruß, den der Engel Gabriel von Sinn verleiht. Ein Kreuz, das Gott an Maria ausrichtet (Lk. 1, 28), das Geheimnis eines Gottes und den, den Jesus an die Frauen der Beziehung ewiger Liebe of- richtet, die das Grab leer aufgefunden -9-
„Seid gegrüßt“ (Mt. 28, 9). Eine - respektvolle Annäherung seitens Got- Diese Frage stellte sich Pater tes, der die Freiheit seiner Geschöpfe Kolbe während seiner Wallfahrt nach anspricht, um ihnen einen Auftrag an- Lourdes im Jahr 1930. Darüber dach- te er auch noch am Tag seiner Ver- Kirche aufzubauen, einer neuen Welt haftung, am 17. Februar 1941 nach, das Leben zu schenken. Die Frauen als er auf dem Weg zum Konzentrati- sind somit berufen, in die innersten onslager in Auschwitz war. Er machte Gedanken Gottes selbst einzukehren also die gleiche staunende Erfahrung und das Leben zu ersinnen. des Engels Gabriel, als dieser, in die- sem unbekannten Nest in Nazareth, das im Himmel angebetete Geheim- Empfängnis?“ eingeborenen Sohnes. Der Leib einer Maria ist nichts anderes als die voll- Frau trägt das Leben Gottes der sich kommene Antwort, die endlich auf hingibt. Sie ist das vollkommene Echo den Wunsch Gottes gegeben wird, sie des ewigen „JA“ Gottes, denn sie er- erhält durch sein Angebot Anteil an möglicht es ihm, von nun an in der der Freude der ewigen Liebe. Der Va- Geschichte der Welt zu erschallen. ter erkennt in dieser kleinen Frau aus Nazareth, das Geschöpf, das ihm ver- traut; der Sohn wird ihr ohne Furcht überlassen, wie ein kleiner Embryo im Leib seiner Mutter, wie ein Kind, das vollkommen vom guten Willen seiner Eltern abhängig ist. Sie ist somit der Tempel, die Ikone, die Braut des Hei- ligen Geistes, um es mit den Bildern auszudrücken, die das Zweite Vati- kanische Konzil, die Päpste oder die Heiligen gerne verwendeten.1 1 - Maria wird vom Konzil als „die Mutter des Sohnes Gottes und daher die bevorzugt geliebte Tochter des Vaters und das Heiligtum des Heiligen Geistes.“ (LG 53) genannt. Ihre Beschreibung als „Braut des Heiligen Geistes“ ist nicht auf eine Stufe zu stellen mit ihrer Funktion als Mutter Jesu, aber es ist ein beliebtes Bild des Heiligen Franz von Assisi in seiner Marianischen Antiphon, nach Pater Kolbe, übernommen von Paul VI, in seinem Schreiben Marialis Cultus 26 und von Johannes Paul II, in seiner Enzyklika Redemptoris Mater 26. - 10 -
Der Geist des Vertrauens und der Lie- Die Wallfahrtsgesellschaft ist somit be wurde von der Sünde des Men- aufgefordert, die Gemeinschaft der schen aus dem Paradies verjagt und Menschen um Maria und Bernadette die Erde wurde zur Hölle; Er hat sich - danach nur noch einigen Auserwähl- sicht des Bruders, im Gesicht der Welt, ten genähert, Patriarchen, Propheten das Gesicht Gottes erscheine. Es wäre oder Königen, die ihn empfangen von Interesse, wenn jede Gruppe ein haben, die sich jedoch auch als un- Bild von einer Mariendarstellung mit- treu erwiesen haben. Jetzt kann er bringt, so wie sie in ihrer Diözese, in „Der ihrem Land verehrt wird. Dieses könn- Heilige Geist wird über dich kommen te gemeinsam mit den Fahnen an und die Kraft des Höchsten wird dich der marianischen Lichterprozession überschatten“, denn du bist der Taber- teilnehmen und somit auf unseren nakel, das Zelt, in dem das Geschenk Wegen die Gegenwart dieser Mutter, Gottes wohnen wird. die uns zum Leben Gottes gebärt, be- zeugen. Wir übermitteln ihr all unsere Zuwendung, geleitet durch den Herrn wird. Er erkennt sich in seinem Ge- „Gegrüßet seist du, Maria …“ schöpf wieder, das von Liebe durch- drungen ist. Und Maria, die keinen 2- Augenblick an ihrer wunderbaren einen Gott erklingen, der sich ernied- Bernadette erfährt also am 25. März - 1858, dass die Dame von der Grotte, neln sich. Und sie lässt sich ihrerseits Aquéro, niemand anderes ist als Ma- dazu bewegen, auf ein einfaches ria, die Mutter Jesu. Dennoch über- Mädchen aus einer kleinen Ortschaft rascht der Name, den sie sich gibt. in den Pyrenäen, einem Nazareth von Er erinnert an das Dogma, das von heute, zu blicken, auf Bernadette, die Papst Pius IX vier Jahre zuvor, am 08. ihr ähnelt. Sie wird in ihr die gleiche Durchlässigkeit für die Liebe erkennen Maria wurde ohne Erbsünde emp- und erwecken, die gleiche Bereitschaft fangen. Aber in Lourdes geht es nicht zu ihrem Auftrag, Christus in den See- mehr einfach darum, an ein Merkmal len zur Welt zu bringen. Mariens zu erinnern, dass schon im - 11 -
Gebet der „Wundertätigen Medaille“ Pater Kolbe versucht es uns zu er- „Oh Maria, ohne Sünde - empfangen, ...“. Es geht Maria darum, ge, der empfängt, der Sohn, derje- zu sagen, wer sie ist und das Geheim- nige der empfangen wird, der Geist ist die Empfängnis, die geteilte Liebe faltet ihre Hände, hebt die Augen gen von Vater und Sohn2. Und Gott will „Ich bin die Unbe- dafür voll Liebe das Herz eines Ge- schöpfs vorbereitet, damit dieses sei- Man könnte vielleicht denken, dass nen Geist ohne Vorbehalt empfängt. sie damit sagen wollte, dass sie die Wenn Maria nicht JA gesagt hätte, absolute Reinheit sei, doch die Emp- - fängnis ist keine Eigenschaft, sondern nen können, es wäre beim Anklopfen ein Geschehen. Am 25. März, neun geblieben. Aber er hat diese kleine Monate vor Weihnachten, feiert wir ja die Empfängnis Jesu. Maria identi- die vollkommen frei von sich selbst war, frei von jedwedem Streben nach Auftrag, für die Welt ein kleines We- einer autonomen Existenz; sie ist er- sen zu empfangen, das gerade erst füllt von Gnade, erfüllt vom Heiligen in ihrem Leib Gestalt annimmt, den Geist, sie ist davon ganz erleuchtet. Existenz als diese Mutterschaft, die hier in ihrem Ursprung selbst be- zeichnet wird, die Empfängnis des Kindes. Wenn sie selbst ohne Sünde Die empfangen wurde, dann nicht, damit Sünde hat in der Geschichte nicht das es dabei bleibt und man bewundernd letzte Wort. Wir sind verwurzelt in zu ihr aufschaut, sondern damit wir einer Liebe, die uns trägt. Eine Liebe, ihr in ihrem JA folgen, in ihrer Aufnah- die die Sünde nicht aus den Tiefen me der Gabe Gottes. „ICH BIN“, sagt unserer Herzen auszulöschen ver- sie uns und geht ganz und gar auf in mochte. Tief in unserer Geschichte, diesem Überschwang der Liebe, der unter all den Schichten von Gewalt Gott dazu bringt, sich uns als kleines und Schlamm und wahrhaftiger als all Kind zu schenken. unsere Beschmutzungen, ist der Ge- Paris, 1974, p. 47-51 - 12 -
sang dieser Quelle, die vom Herzen Mariens emporquillt, da ist dieses JA, dieses „Mir geschehe“, das „Fiat“ das zum Licht gesagt wird und das uns aus der Nacht des Nichts befreit. weiß er, dass er „Fiat Lux“, Licht“, sagen kann, denn er hört schon „Fiat mihi secundum Verbum tuum“, „Mir geschehe nach deinem Wort“. Er hört das Herz derjenigen schlagen, die es seinem Schöpferwort erlaubt, in ihr Fleisch zu werden. Die Existenz ist uns nicht auferlegt. Es liegt an jedem Ein- zelnen von uns, seinen marianischen Teil in seinem Dasein zuzulassen, der es wagt, ja zu sagen. „Gelobt seist du, , so das Gebet der Heiligen Clara und es wird zu unserem Gebet, wenn wir uns von unserem Stolz oder unseren Ängsten Jesus, aber im Herzen Gottes, ist sie für immer die erste Jüngerin des Wor- tes „Tochter ihres Sohnes“ 3. Das „Fiat“, das Ja Mariens, ist das Ja einer Freiheit, die aus den Quellen der Ausgehend von ihrer eigenen Erfah- Gnade schöpft. Eva hat zugelassen, rung, kann uns die Heilige Theresia dass die Schlange in ihr den Zweifel vom Kinde Jesu besser als die großen sät, Maria lebt aus dem Vertrauen auf Theologen dabei helfen, diese Abhän- den, der in seiner Treue zum Vater bis gigkeit Marias in Bezug auf ihren Sohn zum äußersten Ende geht. Maria lebt zu verstehen. Sie ist sich selbst bewusst, vom Gehorsam Jesu. In der Chrono- dass ohne das Handeln Gottes, der sie logie der Erde lebt sie vor ihrem Kind 3 - Dante Alighieri, zitiert von Johannes Paul II, Redemptoris Mater 10. - 13 -
- so tief hätte fallen können wie Maria Magdalena […], aber ich weiß auch, dass Jesus mir mehr vergeben hat als der Heiligen Maria Magdalena, da er mich im Vorhinein bewahrt und ver- hindert hat, dass ich falle.“ (Handschrift A, 38 v) Die Heiligkeit ist die Frucht einer zuvorkommenden Barmherzig- keit, sie ist keine Eigenschaft, mit der die Person eitel sich rühmen könnte. auch der selige Papst Pius IX. über- nahm, als er das Dogma von der Un- Da Maria ohne Sünde empfangen ist, - schien sie in den Augen der Theolo- lich verkündete. Es ist das Argument gen von der allgemeinen Rettung im der „Vor-auserlösung“, der zufolge die Tod und in der Auferstehung Jesu aus- genommen zu sein. Sie hätte es nicht Werk der von Christus gewirkten Er- nötig gehabt erlöst zu werden. Dabei lösung darstellt, weil durch die Kraft ist sie die an meisten vollende Erlöste, seiner Liebe und seiner Mittlerschaft nicht im Nachhinein, so als ob Gott sei- die Mutter vor der Erbsünde bewahrt ne kaputte Schöpfung nur noch hätte wurde. Maria wurde also von Christus reparieren können, sondern sie ist von vollkommen erlöst, aber bereits vor Beginn an „die Frau, die in der Gnade ihrer Empfängnis.“ 6 endlich wieder aufgerichtet wurde,… das Geschöpf, das aus Gott am Mor- - vorgegangen ist“.4 Es ist weder das Lehramt der Kirche, Um diese Bewahrung von der Erb- noch sind es die Theologen, die diese sünde verständlich zu machen, ent- Doktrin erfunden haben. „Hervorra- wickelte „Duns Scotus5 damals ein gende Theologen – wie Duns Scotus Argument, das später, im Jahre 1854, 4 - Paul Claudel, La Vierge à midi (Die Jungfrau am Mittag), Dichterisches Werk, Kriegsgedichte 1914-1915, La Pléiade, Gallimard, 1957. selig » anerkannt. Seine marianische Doktrin, in deren Zentrum die Kraft der Rettung durch Christus steht, hat seine 6 - Benedikt XVI, Generalaudienz vom 7. Juli 2010. - 14 -
Empfängnis – haben durch den be- Gewissheit einer mütterlichen Präsenz, sonderen Beitrag ihres Denkens das die Zärtlichkeit einer Liebe, aus der ein bereichert, was das Gottesvolk bereits wahres Leben hervorquillt, das nicht von sich aus in Bezug auf die allerse- verschmutzt oder verdammt ist, son- ligste Jungfrau glaubte und in Werken dern für immer rein und schön. Das der Frömmigkeit, in der Kunst und ganz allgemein im christlichen Leben Glaube, das heißt das zum Ausdruck brachte. Der Glaube , das uns aus dem Nichts - reißt und uns für das Werk Gottes be- nis als auch an die leibliche Aufnahme reit macht. Mariens in den Himmel war im Got- tesvolk bereits vorhanden, während Maria, die ohne Sünde empfangen die Theologie noch nicht den Schlüs- ist, fehlt es an nichts, sie ist nicht we- sel gefunden hatte, um ihn im Rah- niger menschlich als die Sünder, ganz men der gesamten Glaubenslehre zu im Gegenteil. Sie ist das Geschöpf, das interpretieren. Das Gottesvolk geht sich nicht der Hand Gottes entzieht also den Theologen voraus, und zwar und das der Gnade gehorsam bleibt. dank jenes übernatürlichen „sensus Sie ist die, die vollkommen zuhört und - die deshalb von den Gefängnissen gegossenen Fähigkeit, die in die Lage des Egoismus, des Stolzes oder der versetzt, die Wirklichkeit des Glaubens Angst gänzlich befreit ist. Befreit von mit demütigem Herzen und Verstand aller Übersättigung durch das nur auf anzunehmen. sich selbst bezogene, eigene Ich, ist sie transparent für die geschenkte Liebe In diesem Sinne ist das Gottesvolk und ist in der Lage, diese auf die Welt „vorausgehendes Lehramt“, das dann zu bringen. von der Theologie vertieft und intel- lektuell angenommen werden muss. Maria, eine Ausnahme unserer Mögen die Theologen stets diese Menschheit? Statistisch gesehen mit Quelle des Glaubens anhören und die Sicherheit, aber die Wahrheit liegt Demut und Einfachheit der Kleinen nicht in Statistiken. Maria ist die wahre 7 Menschheit, sie legt inmitten unserer Geschichte Zeugnis dafür ab, dass der Das Volk hätte sicher nicht eine Dok- Ursprung der Schöpfung immer zu- trin der Erbsünde intellektuell ent- gänglich bleibt. Und in Lourdes zieht sie uns mit Bernadette zur Quelle 7 - Benedikt XVI, Generalaudienz vom 7. Juli 2010. - 15 -
hin. Sie zeigt uns, wer wir im Herzen Christus die Kirche geliebt und sich für Gottes sind. Es bestätigt sich, dass wir sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, durch den Blick dessen existieren, der da er sie gereinigt hat durch das Was- uns leben lässt. Ich schenke mir nicht selbst das Leben, ich empfange es und herrlich vor sich hinstellen, ohne Fle- gebe es weiter, ich lebe durch und in cken oder Falten oder andere Fehler; einem Austausch der Liebe. heilig soll sie sein und makellos.“ (Eph 5, 25-27) 8 Wir sind es also, die eine Ausnah- me bilden, wir, die wir oft diese Ver- Lassen wir uns also anstecken von der bindung mit dem Bösen, der Furcht, vertrauensvollen Demut Marias und dem Argwohn Raum geben und die der Einfachheit Bernadettes, die die versuchen in künstliche Paradiese zu Fallen überwindet, die man ihr stel- entkommen. Aber in Jesus Christus, len will. Empfangen wir dieses Kind, seinem erstgeborenen Sohn, schenkt das Gott uns schenkt, „jünger als die uns Gott, dass auch wir als seine Kin- Sünde, jünger als die Art, aus der sie der wiedergeboren werden. „Denn in hervorging und obwohl sie Mutter ihm hat er uns erwählt vor der Grund- durch Gnade war, Mutter der Gnaden, legung der Welt, damit wir heilig und ist sie die Jüngste des menschlichen untadelig leben vor ihm.“ (Eph 1, 4) Geschlechts.“ 9„Sie hatte blaue Augen“, Er lässt uns in seiner Familie, der Kir- Farbe der Geburt. So schließt Berna- dette den Bericht der Erscheinungen.10 in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit „von nebenan“, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind, oder, um es anders auszudrücken, „die Mittelschicht der Heiligkeit“ (Papst Franziskus, Apos- tolisches Schreiben Gaudete et exsultate § 7). Die Heiligkeit ist das schönste Gesicht der Kirche (§ 9). Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, lassen. Fürchte dich nicht davor, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Die Heiligkeit macht dich nicht weniger mensch- lich, denn sie ist die Begegnung deiner Schwäche mit der Kraft der Gnade. Im Grunde genommen gibt es, wie Léon Bloy 9 - G. Bernanos, Journal d’un curé de campagne (Tagebuch eines Landpfarrers), in Œuvres romanesques, La Pléiade, 1961, S.1194. 10 - R. Laurentin, Leben der Bernadette, DDB, 1978, S.187. - 16 -
3- a) Ein neuer Name, eine neue uns einen Bereich, der uns eine Erin- Geburt nerung und den Vorgeschmack einer anderen Welt geben soll. Wir sind für Jedes Privileg von Gott ist dazu da, das Glück einer anderen Welt geschaf- dass man es teilt. Maria kommt nicht, fen, nicht, um aus der in der wir leben um sich von Bernadette bewundern zu lassen, sie vertraut ihr einen Auftrag Empfangsbereitschaft für die Gnade an, nämlich den, der sündigen Welt zu erwecken. ICH wird Jesus von zwei Jüngern Johannes “. Ber- - nadette wiederholt nicht nur, sie macht liebten Sohn entdecken, der im Schoß sich diese Aussage zu eigen. Ebenso seines Vaters weilt (Joh. 1, 38-39). werden „die Priester“, zu denen sie gesandt wird, ihrerseits erfahren, dass Wir haben in Maria das Modell der sie „eine Kapelle“, eine Wohnung Got- zu bauenden Kapelle, als Haus in Na- tes unter den Menschen bauen sollen, zareth und des Abendmahlsaals, als aber außerhalb der ausgetretenen Haus, das vom Gebet durchdrungen Pfade, wie in der Wüste. Neues soll und bereit für die Gabe des Geistes - ist. Kann uns der Cachot in der Rue tes Land gerufen, um die Gnade einer des Petites-Fossés nicht schon einen neuen Schöpfung zu empfangen. Hinweis auf die Adresse geben? Das Gebet und die familiäre Liebe, das war Der Pharisäer Nikodemus stellte Jesus es, was Bernadette im Alltag nährte. die Frage, die auch Maria stellte, als der Die Liebe zu Gott und der Dienst an Engel Gabriel ihr verkündete, dass sie den Armen – das wird ihre Berufung „Wie bei den Schwestern der Nächsten- (Joh. 3,9) Kann ein liebe in Nevers sein. Bernadette, die alter Mann in den Schoß seiner Mut- von der Flamme, die am Ostermor- ter zurückkehren, um neu geboren gen aus dem Grab hervorgeht, er- zu werden? Genau darum geht es. füllt ist, spiegelt das Lächeln, das Licht - Tu en au- ras soin comme si c’était le Bon Dieu. Je lui demandai pourquoi cette malade - Tu viendras voir ce soir. J’y allai et je vis la plaie de cette malade, peu- - Quelle Sœur de Charité tu feras ! Tu as peu de foi. » (Témoignage de Julie Garros, in R. Laurentin, Vie de Bernadette, DDB, 1978, p 185) - 17 -
des Blicks und des Herzens Mariens wieder, sie erfüllt ihren Auftrag, nicht wie ein Briefträger, der vom Inhalt der Ich bin von mir aus nichts anderes als Botschaft nichts weiß, sondern wie die ersten Zeugen der Frohen Botschaft, liebende Gegenwart erleuchtet mich die davon selbst als erste verklärt sind. von innen heraus, um sich durch mich weiterzugeben12. Bernadette kann, als sie aus ihrer ver- zückten Betrachtung zurückkehrt, den Nein, Bernadette, du bist nicht Sinn ihrer Aussage nicht erklären, aber , du bist ein rei- sie hat sie wie einen Samen in ihrem nes Wunder und du bringst deine Brü- „ICH BIN die Un- der und Schwestern, die Pilger, dazu, Maria wurde so die vergessene Quelle ihrer Empfäng- als erste in die Familie Gottes aufge- nis in Gott selbst wiederzuentdecken, nommen. Nicht aufgrund ihrer Natur, ihre Berufung zur Gotteskindschaft. sondern aus Gnade, durch das Wirken des Heiligen Geistes in ihr, nimmt sie b) Das Wesen und die Mission Teil an der Niederkunft des Sohnes der Kirche Gottes. Auch Bernadette wird ihren Auftrag annehmen und erfüllen. Wir Das Wesen Mariens ist die Mission haben 2019, im Bernadette-Jahr darü- der Kirche, es ist nicht nur ein Auftrag ber gesprochen, als es ihr darum ging unter vielen, sondern ein Auftrag, der einem jungen Mädchen, das in Ne- sie ausmacht, der ihr ihren Namen, ihr vers eintreten wollte, sich aber nicht in Wesen gibt. Sie empfangt, trägt und der Lage sah, sich der ekligen Wunde bringt den eingeborenen Sohn Got- einer kranken Schwester zu nähern, tes in die Welt, den vollkommenen die Nächstenliebe Gottes beibringen Ausdruck der Liebe des Vaters „Wer wollte11. - Ohren hat, der höre, was der Geist fängnis.“ Ich lasse mich von dem Feuer den Gemeinden sagt! Wer überwin- 11 - „Eines Tages trug Bernadette mir auf, mit Mutter Anne-Marie Lescure, die blind war, spazieren zu gehen. Sie sagt Ah! Das ist ein großer Unterschied. Ich anschauen. Ich kam und ich sah die Wunde dieser Kranken, die von Würmern besiedelt war und die Bernadette auf einem Tablett entgegennahm. Ich konnte das nicht mit ansehen. Was für eine Schwester der Nächstenliebe soll aus dir nur werden! Dein Glaube ist klein.“ (Bericht von Julie Garros, in R. Laurentin, Leben der Bernadette, DDB, 1978, S. 185). Das ist der Sinn des Kerzenwunders, am Ostermittwoch, dem 07. April 1858. 12 - Das ist der Sinn des Kerzenwunders, am Ostermittwoch, dem 07. April 1858. - 18 -
det, dem will ich geben von dem ver- borgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein; und auf den Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn emp- fängt.“ wenn jeder Teilnehmer im Laufe der - ge, auf den er eine Aufgabe schreibt, die ihm anvertraut ist, eine einzig- artige Mission, in die er sein ganzes Leben investiert. Ich denke dabei an jene Schwester, die am Tag ihrer Ein- kleidung, den Beinamen „die geteilte bewusst war, strahlte bei vielen Ge- legenheiten eine Freude aus, an der andere sich nähren konnten. Der Herr bewahrt nicht eifersüchtig seine Privilegien, er überlässt uns alles, sogar das Leben seines einzigen, ge- wandeln, versöhnt mit dem Leben, liebten Sohnes. (Gen 22,2) Im Unter- das er gewährt. schied zu Abraham, der seinen Isaak zurückerhält und dem das Opfer er- Treten wir in diesen Dialog ein, der die spart bleibt, geht der Vater bis ans Kirche im Garten des leeren Grabes Ende seines Opfers und Maria, seine hervorbringt. Die Frau blieb dort und Mutter, nimmt daran teil. Uns wird also weinte. Da hört sie, wie sie gerufen klargemacht, dass diese Liebe in der „Maria!“ und da erkennt sie den, Lage ist, den Abgrund des Verstoßen- „Rabbi!“ (Joh 20,16) seins, des Leidens und des Todes zu überwinden und endlich das JA des Jesus Maria Magdalena, indem er ihr Geschöpfs zu bekommen, das ihn an- den Namen derjenigen gibt, die den ihren verloren hat, denn im Johannes- selbst die Schuldigen in Pilger zu ver- evangelium wird sie einfach als „die - 19 -
Mutter Jesu“ bezeichnet. Die große Unbekannte des 4. Evangeliums exis- tiert nur durch die sie erfüllende Gna- de und den Auftrag, der ihr anvertraut und sie verbreitet ihn im selben Maß wie seine Hingabe, vollständig. Maria Magdalena die zur „Apostelin der Apostel“ aufgestiegen ist, geht . 13 Schließlich werden aus den armen Fischern vom Ufer des galiläischen Meeres ganz und gar „Menschen- , sie werden Christus tragen, wie eine Mutter ihr Kind trägt. „Meine Kinder, die ich abermals unter Wehen gebäre, bis Christus in euch Gestalt - lus in seinem Brief an die Galater, kurz nachdem er folgendes Geheimnis „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau,… damit wir die Kind- Leben Gottes selbst, das sie entzündet (Gal 4, 4.19). - Die Kirche muss ihren Namen d.h. ihr heit liegt in ihrem Gott, der ihr immer „Ich habe dich beim Na- sie muss fortwährend der Versuchung men gerufen, du bist mein“ (Jes 43,1), widerstehen, ihr eigener Bezugspunkt zu werden, sich zu verselbständigen, Hände“ (Jes 49,16), „Man ruft dich mit um zu einem Denksystem, zu einer einem neuen Namen, den der Mund humanitären Organisation, zu einer des Herrn für dich bestimmt“ (Jes 62,2). ist der Ort eines geteilten Lebens, das 13 - Paul VI, Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi (8. Dezember 1975), § 14 - 20 -
war doch kinderlos und unfruchtbar, Sinne, dass die Kirche vom Glauben war verbannt und verstoßen. Wer hat empfangsbereit für die Gabe Gottes allein übrig geblieben. Wo kommen sie ist. Maria fügt dem Heilswerk nichts (Jes 49,21) hinzu, dennoch arbeitet sie an seiner Erfüllung mit, indem sie es in vollende- Angesichts dieses großen Geheimnis- ter Art und Weise annimmt, ohne dass ses der geschenkten Erwählung Got- etwas davon verloren geht, während tes, des verliehenen Heils und der an- vertrauten Mission, kannst du den Ruf Jesus allein lassen. Aber „die Mutter der Dankbarkeit gegenüber dem, der Jesu war dabei“, in Kana und am Fuße „Du, des Kreuzes, am „Beginn der Zeichen“ von jeher ist dein Name.“ (Jes 63,16). vollbracht.“ Du musst verstehen, dass wenn du er- wählt, bevorzugt, ausgesucht wurdest, dann, damit alle durch dich zu verste- c) Kinder Mariens, Missionare des hen lernen, dass sie gewollt, geliebt, erwählt sind; wenn du, vom Herrn geführt worden bist, trotz deiner Ver- In Lourdes können wir, mit Bernadette, brechen und deiner Prostitution, - wie Maria bei uns aufnehmen, um noch es die Heilsgeschichte des jüdischen mehr aus der Gnade unserer Taufe zu Volkes und der ersten Kirche bezeugt-, leben, um uns von diesem glauben- dann muss es im Himmelreich einen den Herzen, das Jesus getragen hat, Platz für die Kranken und die Sünder, - die Prostituierten und die Steuerein- nadette am 08. September 1858 als treiber geben. Mitglied der Marienkinder aufgenom- men. Auch wir können Teil der Erzbru- So entdecken wir unsere Mutter die derschaft der Familie Unserer Lieben Kirche als ein Abbild Mariens, die an Frau von Lourdes (Famille de Notre der Geburt der Kinder Gottes teil- Dame de Lourdes) werden und die hat. Die Kirche ist keine Vereinigung, Freude der Erscheinungen kennen- die sich aus uns zusammensetzt, sie lernen. Dann erhalten wir das blaue ist eine Familie, die uns aufnimmt und die uns trägt. Maria, ihr Vorbild, wir haben dann wie sie „Christus an- ist zugleich auch ihre Mutter, in dem gezogen“ (Gal 3,27). - 21 -
Ein weißer Stein, ein blaues Skapulier, Wir müssten wieder das Kapitel VIII damit werden wir zum weiteren Chris- der Konstitution über die Kirche auf- tus im Herzen Mariens, zu Jüngern schlagen und uns erneut klarmachen, und Missionaren des lebenspenden- dass wir, wären wir allein auf uns ge- den Geistes, im Dienste der Zivilisa- stellt, Jesus suchen würden, indem tion der Liebe. Das ist die Mission der wir den Windungen unseres Verstan- des nachgingen, unseren armseligen Gefühlen, die uns sehr schnell von ist der Weg, über den Jesus, der in ihr schönen, uns inspirierenden Begeg- unsere Menschlichkeit angenommen nungen oder guten, uns erbauenden hat, auch heute noch in das Herz Vorsätzen, ablenken. Nur Maria kann eines jeden Menschen kommt. Damit durch ihren reinen Glauben einen ist sie gleichzeitig auch der Weg, über direkten Weg zum Herzen Gottes den jeder Mensch zu ihrem Sohn ge- bahnen. Von da an „wird die direkte langen kann und über ihn zum Vater. Der heilige Maximilian Kolbe führt uns und Christus nicht nur nicht davon auf diesen Weg, der bereits zuvor von gestört, sondern im Gegenteil sogar Ludwig-Marie Grignion de Montfort gefördert“14. So ist Maria die Mittlerin „Wenn wir also mit einer „mütterlichen Vermittlung“15, eine feste Verehrung der Allerheiligsten wie ein Prägestock, der uns formt und Jungfrau einführen, dann nur, um ein uns nach dem Abbild ihres Sohnes, unseres erstgeborenen Bruders neu gestaltet. Verehrung der Heiligen Jungfrau von Jesus wegführen würde, müsste man Dort hat das Mariengebet seine Wur- ihr als einer Illusion des Teufels wider- zeln und lässt uns in den Lobpreis, das sagen. Aber keineswegs ! Diese Ver- zum Fuß des Kreuzwegs, bis zu den Wegen der Kirche, inmitten der Men- (Aus- schen aus allen Epochen und aller zug aus der „Wahren Verehrung der Herren Länder, umgeben vom Atem Heiligen Jungfrau“, Nr. 62) des Geistes Jesu, der sich am Kreuz für 14 - Vatikan II, Lumen Gentium 60. 15 - So lautet der Titel des dritten Teils der Enzyklika Redemptoris Mater. - 22 -
Pater Duboé, einer der ersten Pries- Bernadette hat dies vor der Grotte ter der Wallfahrtsstätte, bei der ersten von Massabielle erkannt. Uns bleibt Messe an der Grotte im Jahr 1866. nur, es auch anzunehmen und uns „Die Zu- in die Gnade der Gabe, die uns ge- - schenkt ist, einzugliedern. “, es ist die Freude der Geburt und des Anfangs 16. „Die Zukunft von Lourdes, ist die Un- , versicherte + André Cabes „Lourdes, ist (für) die Sünder“, das heißt für alle. Siehe Kolloquium Lourdes 2005, S. 151, und Kolloquium Lourdes 2008, bei dem P Brito auf „In jedem Mensch, egal wie entstellt von der Sünde er sein mag, wird die Spur Gottes - 23 -
II Einige pastorale Leitlinien zum Jahresthema 2020 - 24 -
Liebe Freunde, dieses Jahr greift das - Jahresthema der Wallfahrtsstätte - Lourdes die Worte der Dame von - Massabielle auf, die diese bei der 16. Erscheinung, am 25. März 1858 an - Jahresthemas? Mehrere Antworten sind möglich; Jahresthema zu teilen, von denen 1. Die Erfahrung Bernadettes ken- - nenzulernen, zu vertiefen und mittel zum Dienst an den Pilgern uns zu eigen zu machen. Dies Er- - - Wallfahrtsstätte eigene Gnade ». 2. Ausgehend vom Bericht der Erscheinungen, der ganz be- sonderer Natur ist, sind wir ein- geladen, Parallelen und Überein- stimmungen mit der Botschaft des Heiligen Geistes, des Wortes Gottes und der Lehre der Kirche 3. Ein Jahresthema dient auch als pastorales Hilfsmittel, für alle, die für die Organisation und Gestal- tung einer Wallfahrt verantwort- lich sind. - 25 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020 VORAB–PAPST „Im Jahr 1858 hat Bernadette kei- Eine lange Kontroverse hat die Ver- nerlei Kenntnisse des Katechismus. kündung des Dogmas verzögert. Tatsächlich hat der Name der Dame Einige Theologen argumentierten, für sie sicherlich keinerlei Bedeu- dass die Erbsünde die ganze Mensch- tung. Dennoch erinnern die Worte heit beträfe, und es daher keine Aus- - nahme geben könne. Demzufolge, nis“ die meisten Christen an das wäre auch Maria von der Erbsünde Dogma, das Papst Pius IX. In seiner - im Mutterleib davon gereinigt und so zember 1854 verkündet hat. Im 13. Jahrhundert hat Johannes - Duns Scotus in der Tradition des Heili- scheiden […] : Die Lehre, daß die gen Anselm und der franziskanischen Schule schlicht darauf hingewiesen, - dass Gott zwei Arten hat, Barmher- nis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von sei- Die erste ist heilend, die zweite ist vorbeugend. In Bezug auf die gesamte Mensch- heit, mit der Ausnahme Mariens, übt Gott eine aus. So antwortet er im Sakrament - der Taufe durch diese Art der Barm- herzigkeit auf die Erbsünde. Und auf die im Alltag begangenen Sünden Auch wenn die Festlegung des Dog- antwortet Gott durch das Sakrament mas noch nicht allzu lang zurückliegt, der Versöhnung, das immer Ausdruck seiner heilenden Barmherzigkeit ist. Empfängnis an sich wesentlich älteren Aber Gott kann auch auf vorbeu- Datums. gende Weise Barmherzigkeit aus- - 26 -
üben. In diesem Fall geht es nicht In Maria ist das Heil unmittelbar in sei- darum, von der Sünde zu reinigen, ner Ganzheit erschienen. Maria ist die sondern, vor ihr bewahrt zu werden. reinste Frucht des Kreuzes Christi. Gott kann Maria als von ihrer Emp- „Wie alle Dogmen, ist jenes der Un- fängnis an davor bewahren, indem er - ihr Barmherzigkeit schenkt, bevor sie de und eine Chance für die Kirche, überhaupt empfangen wird. denn ein Dogma macht Wahrheiten Indem sie seit ihrer Empfängnis vor - jeder Sünde bewahrt ist, ist sie nicht barung enthalten oder mit ihr ver- nur nicht ausgeschlossen vom Gesetz bunden sind.“ (Pater Régis-Marie de der universellen Rettung durch das Kreuz ihres Sohnes Jesus Christus, Mariens, S.228-230) sondern vielmehr die, die davon am - 27 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020 „Seit 21 Tagen hat Bernadette die sie die Hände auf Höhe ihrer Brust zu- Dame nicht gesehen. Aber dann, an sammen, hebt die Augen zum Him- jenem 25. März 1858, erwacht Ber- „Que soy era Immacu- nadette mitten in der Nacht und ruft lada Counceptiou“. Für Bernadette ist mit ihrer rauen Stimme, die im Cachot es ein großes Glück den Namen der So ist Bernadette schon vor 5 Uhr am Dingen, dass dies dem Pfarrer gefal- len wird. Denn in der Tat hatte dieser, ihrer jüngsten Tante, Lucille Castérot, in Folge der Bitte um den Bau einer begleitet. Sobald sie die ersten zehn Kapelle und, wohl wissend um die Gegrüßet seist du Maria ihres Ro- damit verbundenen Kosten, verlangt, senkranzes gebetet hat, kommt die den Namen derjenigen zu kennen, die Dame hinzu. Am Ende des Gebets Bernadette an der Grotte aufsuchte. gibt ihr, wie gewohnt, die Dame ein Bevor sie zum Pfarrer geht, steckt Ber- Zeichen in die Grotte zu kommen. An nadette ihre Kerze in den Boden der genau dieser Stelle hatte die Dame ihr Grotte und verleiht somit ihrer Freu- auf ihre Nachfrage wie sie heiße, nur de Ausdruck und sagt Dank. Auf dem mit einem Lächeln geantwortet. Aber Rückweg, sagt sie ohne Unterlass und an diesem Tag fühlt sich Bernadette halblaut die schweren, für sie unver- außergewöhnlich mutig. Sie wagt also „Que „Würden Sie die Güte soy era Immaculada Councepciou… Que soy era Immaculada Councepci- Die Dame lächelt erneut. Bernadette ou… Que soy era Immaculada Coun- wendet sich ein zweites Mal an sie cepciou…“. Ursule Nicolau nähert sich und die Dame lächelt noch einmal. Schlussendlich, nachdem Bernadette Bernadette fängt an zu lachen. Sie ein viertes Mal gefragt hat, streift die „Sag Dame ihren Rosenkranz über den es niemandem, aber sie hat mir ge- rechten Arm, breitet ihre zuvor gefal- - teten Hände zur Erde hin aus. Dann, cepciou“. Ursule belibt wie angewur- in ein und derselben Bewegung, führt zelt stehen und fängt an zu weinen. - 28 -
Bernadette kommt zum Pfarrhaus, des 11. Februar stattgefunden hat- tritt ohne zu klopfen ein und ruft dem te. Jetzt ist sie in der Lage, ihm den Namen der Dame zu nennen. Seit sie „Que soy era Immaculada Councep- diesen schwierigen Namen wieder- ciou“. Angesichts seines Erstaunens, holt hat, hat ihr noch niemand dessen mysteriöse Bedeutung erklärt. Weder der Pfarrer noch Abbé Pomian haben „ ihr gesagt, wer diese Dame ist, die so soy era Immaculada Councepciou“. heißt. Bernadette selbst hat sie nicht danach gefragt, denn das beschäftigt antwortet der Pfarrer sofort und fügt sie kaum. Denn es ist nicht der Name, der Bernadette interessiert, sondern was das heißt!“ Bernadette antwortet mit ihr zusammen zu sein. Dieser nicht. Aber der Pfarrer geht noch wei- Name steht für Bernadette nicht für „Wie kannst du etwas sagen, dass ein Dogma, sondern für eine Person, die sie gern hat und von der sie sich , entfährt es geliebt fühlt.“ Bernadette. Das ist zu viel. Der Pfar- rer kann sich nicht mehr zurückhalten. Ihm ist zum Weinen zumute. Tatsäch- (Pater Horacio Brito, lich liegen in Bernadettes Worten Novene an Unsere Liebe Frau von eine solche Unschuld und eine solche Gnade, dass er davon so sehr berührt ist, dass er ein Schluchzen unterdrü- cken muss. Er fordert das Mädchen „Geh nach Hause! Ich werde dich an einem ande- ren Tag empfangen!“ Der Pfarrer fällt auf die Knie und fängt an zu weinen. Bernadette verlässt das Pfarrhaus und geht zu ihrem Beichtvater, Abbé Bernard-Marie Pomian. Ihm hatte sie zwei Tage nach der ersten Erschei- nung, von der ersten Begegnung mit der Dame erzählt, die am Morgen - 29 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020 wie sie den Namen verkündetet, war davon zutiefst berührt. Bernadette hat zwei besondere Cha- Der Bischof von Tarbes, Msgr Lau- rismen erhalten, zwei Gnaden, die rence, hat selbst diese Erfahrung ge- mit ihrer Erfahrung an der Grotte von macht. Nachdem er Bernadette ge- Lourdes verbunden sind und damit sehen und diese Worte gehört hatte mit dem Auftrag, die Botschaft wei- , terzugeben. sagt der Bischof mit Tränen in den Au- Die erste dieser Gnaden ist die, „ein „Haben Sie schönes Kreuzzeichen zu machen“. Dazu hat es genügt, die Dame zu be- Als Bernadette am 08. Juli 1866 in Ne- obachten und es genauso wie diese vers, wo sie am Vorabend angekom- zu machen. men ist, vor den Schwestern von dem Das Kreuzzeichen, das Bernadette Erscheinungen berichtet, sind alle zu- macht, tiefst berührt als sie den Namen der . Es ist in Dame preisgibt. sich selbst, wie eine stille Katechese. Viele der Schwestern, die im Zuge des „Ich weiß nicht, ob man im Himmel Seligsprechungsprozesses Zeugnis ablegten, waren an jenem 08. Juli 1866 dann macht man es sicher so, wie Ber- anwesend. Bei Nennung des Namens nadette“, bezeugt Jean-Baptiste Estra- der Dame, was für sie alle eine weit de, der Steuereinnehmer. zurückliegende Erinnerung war, ha- Eine Schwester von Nevers, eine Zeit- ben alle angefangen zu weinen und genossin Bernadettes, bezeugt ihrer- noch einmal durchlebt, was sie viele Jahrzehnte zuvor erlebt hatten. Es gibt viele weitere Zeugenaussagen, Die zweite Gnade, das zweite Charis- datrunter sicherlich die des Pfarrers ma, das Bernadette erhalten hat, ist von Lourdes, Abbé Peyramale, der, als „Ich er von Bernadettes Lippen den Na- men der Dame erfährt, auf die Knie Jeder, der Bernadette gesehen hat, fällt und zu weinen beginnt. wie sie die Geste weitergab und hörte, An der Grotte von Lourdes, weisen - 30 -
die Worte, die Bernadette dort emp- Das letzte Element ist die Bewegung. - Die Geste die Maria ausführt, als sie ten Empfängnis hin, diese Worte, die - selbst in eine Geste eingebettet ge- fängnis“ ist dynamisch und von einer sprochen werden. gewissen Weite. Durch ihren Dyna- mismus, kann diese Geste eine Art als Bernadette zum vierten Mal fragt, Umlauf implizieren, so wie dies beim wandelt sich das Lächeln im Gesicht Kreuzzeichen der Fall ist, das das ös- der Dame zu einem feierlichen Aus- terliche Geheimnis darstellt. ” (Pa- druck. Sie breitet ihre zuvor gefalteten ter Régis-Marie de la Teyssonniere, Hände zur Erde hin aus. Dann, in ein „Lourdes, die Worte Mariens“, CLD und derselben Bewegung, führt sie die éditions. 2008). Hände auf Höhe ihrer Brust zusam- Die Tatsache, dass von den von Ber- men, hebt die Augen zum Himmel nadette empfangenen Gnaden, eine „Que soy era Immaculada mit dem Krezzeichen und die andere . Empfängnis“ verbunden ist, unter- So wie die Geste beschrieben wird, streicht die Verbindung, die zwischen wird uns klar, dass Maria ihre Hände den beiden Zeichen besteht und die und Arme in einer weiter ausholen- ein Abbild der Bindung sind, die die den, weiteren Geste ausbreitet, die - gleichzeitig auch einfacher auszufüh- heimnis des Kreuzes unterhält, wie es ren und natürlicher ist. Es die Geste die Kirche lehrt. eines Willkommenheißens. Aber sie Als Maria die Arme ausbreitet, kann kann auch als eine Geste verstanden sie damit also auf das Kreuz Christi werden, die auf all unsere Kreuze hin- hinweisen. Durch dieses Kreuz sind wir gerettet. Und die erste, die vom Heil immer ausgebreitet, da sie ans Kreuz genagelt sind. Empfängnis“. Als Maria die Augen zum Himmel Aber das Kreuz Christi ist untrennbar hebt, wendet sie sich an den Vater, verbunden mit dem Geheimnis der der der Ursprung der vollkommenen Dreifaltigkeit und in der Tat begleiten Gabe ist. - 31 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020 „Im Namen des Vaters und des Sohnes macht und es uns bei der sechzehnt- und des Heiligen Geistes“. In Lourdes en Erscheinung erahnen lässt, dass sie zeigt uns Maria, indem sie bei der ganz in Gott und von Gott und durch ersten Erscheinung das Kreuzzeichen Gott ist. Im gesamten Evangelium wird Ma- ria nie als die Eigentümerin oder Der Bund als Geheimnis die Hauptperson der Geschichte dargestellt. In der Antwort, die sie dem Engel Gabriel gibt, bezeichnet Indem sie „Ich bin“ sagt, spricht sie sich selbst als „Magd“. „Ich bin Maria wie ihr Sohn. Tatsächlich sagt die Magd des Herrn, mir geschehe Ich bin nach deinem Wort.“ (Lk 1, 38). An- die Wahrheit“, „Ich bin der Weg“, ders gesagt steht Maria immer im „Ich bin das Leben“, „Ich bin die Auf- Dienste des Bundes, den Gott mit erstehung“ (für einen Christen ist uns Menschen in der Person seines die Auferstehung kein Lebenszu- Sohnes, Christus, geschlossen hat. stand, sondern eine Person)… Und genau diese Realität des Bun- „Ich bin der Ich bin“ (Ex.3,14), das ist die Er- Namens, den sie uns an der Grotte fahrung die Moses und viele ande- von Massabielle preisgibt. re Personen des Alten Testaments machen. Und Jesus ist es eigen so Was erkennen wir also in den Wor- zu sprechen wie sein Vater. In Gott ten, die bei der 16. Erscheinung ge- ist alles transparent, nichts ist ver- sprochen wurden? bogen und verkrümmt „er ist“ ganz einfach. - 32 -
Maria setzt sich nicht an Gottes Stel- In diesem Sinne wird ihnen die Zele- le. Aber wenn sie wie ihr Sohn redet, bration der „Wassergeste“ nahe ge- dann ganz einfach deshalb, weil sie in legt. Jeder kann diese seinen Bedürf- ihrer vollständig erlösten Menschlich- nissen und seiner Lebenswirklichkeit keit ganz und gar dem Plan Gottes anpassen. Tief in diesem Felsen, der entspricht. Maria ist ganz Abbild Got- tes. Der Dominikanerpater, Guy Tou- eine Wasserquelle, die uns auf den ton, sagt uns in seinem Buch „Maria Blick Gottes hinweist, der auf jedem in der Heiligen Schrift und in der kirch- einzelnen von uns ruht. Ein anderer Blick. Maria ist nicht die Quelle, aber in der Wahrheit verhaftete Person“. sie zeigt uns die Quelle, Maria ist nicht die Quelle, aber sie ist die wertvollste Frucht dieser Quelle. « Ich bin », den Bund, den Gott mit der - - - - wird in der Person Mariens vor- hat man sich nicht nur eine Person in ihrer moralischen Reinheit vorzustel- len, auch wenn wir diese moralische Auch der Christ, nimmt durch das Sa- Reinheit Mariens verehren. krament der Taufe diesen Sieg über den Tod vorweg. Aber das können kann man auch eine Person verste- wir von allen Sakramenten sagen, die wir im laufe unseres Lebens fei- gleichzeitig versteht man darunter das ern. Dieses „Ich bin“ von Maria an der Bereitsein dieser Person im Glauben, Grotte ist für Bernadette und für uns am Plan Gottes mitzuarbeiten, der ihr Pilger „das Glück einer anderen Welt“. nach und nach aufgezeigt wird. Diese „andere Welt“ nimmt der Christ Tatsächlich handelt es sich nicht um vorweg, wenn er konkrete Gesten ein Adjektiv, sondern um einen Na- des Friedens, der Gerechtigkeit, der men, der nicht nur auf eine Eigen- Vergebung und der Nächstenliebe schaft, sondern auf eine Realität, der vollzieht. der ursprünglichen Schöpfung und - 33 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020 weit darüber hinaus der neuen und Und es ist dieses Wort macht uns zu erfüllten Schöpfung. Mit der Unbe- einer neuen Wirklichkeit respektive - Menschheit aufgezeigt, denn Maria ist en Himmel und eine neue Erde; denn das erste Zeichen dafür. Darum dankt der erste Himmel und die erste Erde der Heilige Paulus Gott mit folgenden sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er das neue Jerusalem, von Gott her aus hat uns mit allem Segen seines Geistes dem Himmel herabkommen; sie war gesegnet durch unsere Gemeinschaft bereit wie eine Braut, die sich für ihren mit Christus im Himmel. Denn in ihm Mann geschmückt hat. Da hörte ich hat er uns erwählt vor der Grundle- eine laute Stimme vom Thron her ru- gung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, wohnen und sie werden sein Volk sein; seine Söhne zu werden durch Jesus und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er Christus“. (Eph. 1,3-5). wird alle Tränen von ihren Augen ab- auch den Bund, den Gott mit der keine Trauer, keine Klage, keine Müh- sal. Denn was früher war, ist vergan- - Seht, ich mache alles neu. Und er sag- - Aber dieses Gottvertrauen ist nicht 1-5) bedeutet vielmehr dauerhaft in ei- Für uns Pilger bedeutet diese Haltung der Empfänglichkei in einer Wall- zu verharren: „Das sagte Maria: fahrtsstätte wie Lourdes, nach dem Beispiel des Heiligen Johannes, immer jene bei uns aufnehmen, die uns als Mutter geschenkt wurde (Joh. 19, 25). Christus ist das Wort. Er macht uns zu Betrachten wir dies als eine Einladung, Christus gleich zu werden, indem wir wir für sein Wort empfänglich sind. uns in die Schule seiner Mutter bege- - 34 -
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