PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes

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PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes
PASTORALTHEMA LOURDES
„ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!“
PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes
"ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS"

In diesem Jahr greift das Ihnen vorgeschlagene Pastoralthema die letzten Worte
Marias an Bernadette auf und beschließen so den Austausch mit der, die wissen

Die von Pater Cabes und denen, mit denen er zusammengear-
beitet hat, geplante Umsetzung dieses Themas zeigt, dass es
sich um keine Abhandlung über eine marianische Theologie
handelt, sondern dass es für jeden Pilger eine einzigartige

seiner Sünde wiederzuentdecken. Darüber hinaus steht die
Dimension der Versöhnung im Mittelpunkt der Pastoral der
Wallfahrtsstätte. Ja, in dieser „wunderbaren und dramatischen“

                                                                                        -
fahrung der unverfügbaren und geschenkten Gabe und Begegnung; Es ist die Erfahrung
einer zugänglichen Wahrheit in unserem Leben, wenn wir frei von der Angst gerichtet zu
werden, vor der Grotte sitzen, sondern ganz im Gegenteil, so wie wir sind, uns angenom-
men fühlen; Und es ist die Erfahrung des Lebens, das stärker ist als alles andere und das
uns ohne Unterlass einlädt neugeboren zu werden.

                                                                                         -
fügbar ist. Empfangen ohne Sünde, stellt sie der alles verwandelnden Kraft der Liebe kein
Hindernis entgegen. Sie ist also als unsere Mutter, als auch als unsere Schwester auf die-
sem Weg der Menschheit mit bisweilen bitterem Beigeschmack, unser Vorbild beim Hö-

Dieser Auftrag, den wir mit der Taufgnade empfangen haben, lässt uns gut verstehen,
dass dieses Thema, das unsere Wallfahrten im Verlauf des Jahres 2020 bereichern wird, im
Zusammenhang mit der Taufgnade steht. Gott bietet uns als Objekt seiner Verheißung die
Erlösung an. Und Gott hält seine Verheißungen. Das müssen wir in der Kirche mit Leben
erfüllen. Die Wallfahrten sind eine großartige Erfahrung von Kirche. Dieses Thema wird es
uns aufs Neue ermöglichen, die Schönheit und den Reichtum in ihr zu ermessen. Ich bin
mir sicher, dass Sie mit Interesse und Gewinn alles lesen werden, was für Sie vorbereitet
wurde, damit die Pilger ein wahres spirituelles Abenteuer mit Maria erleben.

                                                         Mgr Olivier Ribadeau Dumas
                                                 Rektor der Wallfahrtsstätte von Lourdes

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Zunächst schlagen wir drei Perspek-       Dankbarkeit, zu bringen.
tiven mit konkreten Gesten zur Um-
                                            Wir bringen ein Marienbild
                                                   nach Lourdes
1-

                                          2-
Ein Geschöpf, das ganz von der ge-
schenkten Liebe durchdrungen ist.
Ein Geschöpf, keine Göttin und auch
keine Übergangsform zwischen Gott         Bernadette, hat nach einiger Zeit
und dem Menschen. Eine Frau, die          nicht mehr das Kerzenwachs, sondern
bereit ist, von Anfang bis zum Ende,      die Flamme der Kerze zwischen ihren
von ihrer Empfängnis bis zu ihrem         Händen und wird so selbst zur Oster-
Tod. Sie ist ohne Sünde empfangen,        kerze, zum brennenden Dornbusch,
ohne Hindernis, das der Liebe ent-        zum Zeichen jener brennenden Lie-
                                          be, die uns durchdringen will. Jeder
Sonst hätte Gott vergeblich bei ihr       wurde von Anbeginn der Welt dazu
angeklopft. Tatsächlich kann die Liebe
in ihr Fleisch werden und nicht nur ein   Gegenwart der Liebe Gottes zu ste-
in den Raum geworfenes Wort blei-         hen. Das Privileg Marias zeigt uns, wer
ben. Sie empfängt die Gabe Gottes,        wir sind und wozu wir berufen sind.
seinen eingeborenen Sohn, sein Ein
und Alles. Sie stellt ihr Leben ganz      Jeder von uns erhält einen weißen
                                      -   Stein und einen neuen Namen, das
nis des Gottessohnes. Am 25. März,        Geheimnis unseres Herzens, das im
nach drei Wochen der Erscheinungen
und drei Wochen der Stille, kann sie      Name und Auftrag. Jeder empfängt
                                                                        „Du bist
                                          mein geliebtes Kind. Du bist ein reines
suchen Christen so gerne die Nähe         Wunder!“ Auch die Gnade des Buß-
Marias, einer wunderschönen Mut-          sakramentes taucht uns erneut in die
ter. In unseren Regionen wird ihr Bild    Freude unserer Wiedergeburt in Gott
verehrt. Wir sind eingeladen, es nach     ein. Wir fanden gleichsam instink-
Lourdes, als Zeichen der Freude und

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tiv Geschmack an der Sünde, Maria          ein Andenken ... . Wir können auch die
schenkt uns den Geschmack an Gott,         Gnade einer christlichen Bruderschaft,
den Geschmack an der Anbetung,             einer Gebetsgruppe, eines Dienstes
zum Hören des Wortes, den Ge-              oder einer Glaubensbewegung ent-
schmack an einem Leben, das gänz-          decken. Neben den vielen anderen
lich Geschenk ist.                         Zeichen können wir, um die Gnade
                                           der Begegnung zwischen Maria und
                                           Bernadette zu bewahren, das Skapu-
Ich empfange einen weißen                  lier der Erzbruderschaft
Stein oder ich nehme den er-                                          annehmen.
haltenen Namen mit ins Ge-                 Wir erhalten dann jeden Monat einen
                                           Brief, über den wir uns, wenn möglich
bet und den Austausch
                                           mit anderen, austauschen, um kleine
                                           Stützpunkte, Orte einer missionari-
3-                                         schen Kirche für das Apostolat eines
jene Heimat, in der wir mit Gott ver-
söhnt sind, wo wir den Brüdern und
Schwestern begegnen, mit denen wir         In Lourdes wollen wir die Marienfes-
                                           te und den Marienmonat in beson-
                                           derer Weise begehen und aus der
die Mutter, möchte uns um Jesus, un-       Wallfahrtsstätte und den mit ihr ver-
serem ältesten Bruder versammeln.          bundenen Orten „Schulen der Un-
Wir sind uns bewusst, dass uns eine                                    machen,
unzählbar große Schar an Glaubens-         immer im Bewusstsein, dass Maria
zeugen vorausgeht, die in ihrem Le-        uns zu Christus führt. Er schenkt sie
ben das Licht empfangen haben. Es
sind die Heiligen und wir können uns
aus ihrer Schar einen, der uns ganz        er euch sagt, das tut.“
besonders auf unserem Glaubens-
weg hilft, auswählen.                        Ich wähle oder ich erhalte den
Wir bringen zahlreiche uns anvertrau-       Namen eines Heiligen, der mich
te Gebetsanliegen mit nach Lourdes.           begleitet. Wir sprechen einen
Wir kehren gestärkt mit unseren neu-       Vertrauensakt oder einen Weiheakt

vielleicht ist es Wasser aus der Grotte,                  Mariens

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GEBET DER WEIHE AN MARIA              VERTRAUENSAKT AN MARIA

                                      Gepriesen seist Du, Gott unser
In Gegenwart des ganzen
                                      Vater, der Du Maria so schön er-
himmlischen Hofes erwähle ich
dich heute, o Maria, zu meiner
                                      Kreuzes Jesu zur Mutter gegeben
Mutter und Herrin. Dir weihe
                                      hast.
und schenke ich als mein Gut
                                      Gepriesen seist Du, der Du uns
und Eigentum meinen Leib und
                                      gerufen hast, gleich Bernadette,
meine Seele, all meinen äußeren
                                      Maria in Deinem Licht zu schauen
und inneren Besitz; ja selbst den
                                      und aus der Quelle Deines Her-
Wert all meiner guten Werke,
                                      zens zu trinken. Maria, du kennst
der vergangenen, gegenwärti-
                                      das Elend und die Sünden unseres
gen und zukünftigen. Ganz und
                                      Lebens und der Welt.
voll, ohne jede Ausnahme, sollst
                                      Heute wollen wir uns Dir völlig und
du das Recht haben, über mich
                                      ohne Vorbehalt anvertrauen;
und all das Meine nach deinem
                                      Von Dir werden wir jeden Tag
Gutdünken zu verfügen in Zeit
                                      durch die Kraft des Heiligen Geistes
und Ewigkeit zur größeren Ehre
                                      wiedergeboren. Wir wollen das
Gottes.
                                      Leben Jesu als demütige Diener
                                      unserer Schwestern und Brüder
                                      leben.
                                      Lehre uns, Maria, das Leben im
Amen, so sei es.                      Herrn zu ertragen.

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Königin des Himmels und der Erde,

der Gott den ganzen Schatz der Barmherzigkeit anvertrauen wollte.
Hier bin ich N… zu deinen Füßen,
ich armer Sünder,

Nimm mich ganz an als dein Gut und Eigentum.
Mache mit mir, was dir gefällt,
mit meiner Seele und mit meinem Leib,
mit meinem Leben, meinem Tod und meiner Ewigkeit.
Vor allem verfüge über mich, wie du es wünschst,

„Du allein wirst die Irrlehren in der ganzen Welt besiegen.“
In deinen ganz reinen Händen, so reich an Barmherzigkeit,
möge ich ein Werkzeug deiner Liebe werden,
das fähig ist, viele laue und vom Weg abgekommene Seelen neu zu entfa-
chen und zur vollen Freude zu führen.
So möge sich ohne Ende,
die Herrschaft des Göttlichen Herzens Jesu ausbreiten.
Wahrhaftig, deine bloße Gegenwart zieht die Gnaden an,
die die Seelen bekehren und heiligen,
da ja die Gnade aus dem Göttlichen Herzen Jesu
auf uns alle überströmt,

Amen.

  Auf einem Feld des Dorfes San
 Miguel Los Lotes, in Guatemala,

   die nach dem Vulkanausbruch

            Das Leben ist stärker!

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1-
a) Die Gnade einer Begegnung im Schatten des Kreuzes

Wir sind nun hier an der Grotte, mit
Bernadette, um Maria zu begegnen.         Austausch einlassen?
In der Tat sah während der Erschei-
nungen niemand Maria, aber man
                                          Es ist die Zeit des „Einander-ver-
das kleine, von Allen ignorierte Mäd-     traut-werdens“, einer wechselseitigen
chen aus Lourdes, die man im Licht                                            -
entdeckte. Ihr wollten wir 2019 anläss-   gung wie zum besseren Verständnis
lich des doppelten Jahrestags ihrer       der Kunden kann uns an diesem frei-
Geburt und ihres Todes begegnen.          willigen Austausch, an diesem Aus-
                                          tausch der Gnade, teilhaben lassen.
Im Jahr 2020 wollen wir uns in das
                                          Denn es geht hierbei nicht darum,
Geheimnis jenes Gesichts einführen
                                          zu nehmen, sondern zu geben, sich
lassen, das die Helligkeit einer an-
                                          selbst einzubringen, wohl wissend,
deren Welt widerspiegelt. Vielleicht
                                          dass man nur so in die Gnade als
folgen wir zunächst dem Weg, den
                                          Person zu existieren, eintreten
die Dame Bernadette als Antwort auf
                                          kann. Der Körper, der Geist,
ihre Frage vom 18. Februar gehen
                                          das Herz des Nächsten
      „Hätten Sie die Güte mir Ihren
                                          werden so leicht zu einer
                                          nutzbaren Handelsware.
nicht nötig“, antwortet sie lächelnd
                                          Wir sind eingeladen, das
und in der von Bernadette gebrauch-
                                          Geheimnis zu entdecken,
ten Förmlichkeit, ersucht sie sie mit
                                          ihm zu begegnen und
                     „Würden Sie mir
                                          es zu ergreifen, so wie es
                                          uns im Verborgenen der
                    Ich kann meinen
Namen nicht einfach wie auf einem
Etikett aufschreiben, wie auf einem       Maria als Person kennen-
                                   -      lernen zu wollen, heißt sich
                                          bereit zu machen, ihren Herz-
und das setzt voraus, das Sie das Ihre    schlag zu hören, still zu werden,

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PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes
damit mir der Hauch seines inneren       fenbart, die so weit geht, für die zu
Wesens, mit dem ein anderer sich mir     sterben, die er liebt.
mitteilen will, Stück für Stück sicht-
                                         Hierzu sind wir verabredet. Berna-
bar wird; Dort, wo eine Person ganz
                                         dette hatte dies verinnerlicht, bis zu
in sich ruht, dort dann auch zu ver-
                                         dem Moment, in dem auch sie mit
weilen, um an ihren Vorlieben und
ihrer Denkweise teilzuhaben, bis zu
                                         auch sie lebt, um zu lieben. „Ich wer-
ihrem Ursprung hinaufzusteigen, da-
mit auch ich durch diese existentielle
                                         lieben.“ In der Grotte hat Bernadette
Begegnung zu einem neuen Leben,
                                         die Erfahrung einer ganz gewöhn-
einer sich mitteilenden Existenz ge-
                                         lichen und doch so seltenen Begeg-
boren werden kann.
                                                           „Sie sah mich an wie
Schon Bernadette wurde, ab dem           eine Person, die mit einer anderen
ersten Moment der Überraschung,          Person spricht.“ Wenn man diesen
als sie den Lichtkranz in der Grotte     Ausdruck ernst nimmt, so weist er
sah, dazu angeleitet, die Begegnung      auf den unendlichen Respekt für das
im Schatten eines allzu selbstver-       einzigartige Geheimnis hin, welches
ständlichen Zeichens fest zu machen,     jedem Menschen verliehen ist und
 eines Zeichens, das man mit dem         das er selbst nicht ermessen kann.
     ihm gebührenden Respekt             Der Mensch ist kein Gegenstand und
                                         auch kein vom Instinkt geleitetes Tier,
                        „Im Namen        sondern er ist jenes einzigartige We-
         des Vaters und des Sohnes       sen, mit dem Gott in Beziehung tre-
          und des Heiligen Geistes.“     ten will. Eine Freiheit wendet sich an
           Im Namen eines Gottes         eine andere Freiheit, im Hauch des
           in drei Personen, der sich    Geistes der Liebe.

           dem Kreuz des Leidens,        Wir könnten zweifellos eine gute Idee
           dem Kreuz, das aus einer      von dieser Begegnung bekommen,
          Liebe heraus angenom-          wenn wir den Beginn und das Ende
          men wurde, die selbst          des Evangeliums verbinden würden,
        dem Leiden und dem Tod           den Gruß, den der Engel Gabriel von
       Sinn verleiht. Ein Kreuz, das     Gott an Maria ausrichtet (Lk. 1, 28),
     das Geheimnis eines Gottes          und den, den Jesus an die Frauen
   der Beziehung ewiger Liebe of-        richtet, die das Grab leer aufgefunden

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PASTORALTHEMA LOURDES - "ICH BIN DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!" - Sanctuaire de Lourdes
„Seid gegrüßt“ (Mt. 28, 9). Eine                                                             -
respektvolle Annäherung seitens Got-                                  Diese Frage stellte sich Pater
tes, der die Freiheit seiner Geschöpfe                         Kolbe während seiner Wallfahrt nach
anspricht, um ihnen einen Auftrag an-                          Lourdes im Jahr 1930. Darüber dach-
                                                               te er auch noch am Tag seiner Ver-
Kirche aufzubauen, einer neuen Welt                            haftung, am 17. Februar 1941 nach,
das Leben zu schenken. Die Frauen                              als er auf dem Weg zum Konzentrati-
sind somit berufen, in die innersten                           onslager in Auschwitz war. Er machte
Gedanken Gottes selbst einzukehren                             also die gleiche staunende Erfahrung
und das Leben zu ersinnen.                                     des Engels Gabriel, als dieser, in die-
                                                               sem unbekannten Nest in Nazareth,
                                                               das im Himmel angebetete Geheim-
Empfängnis?“
                                                               eingeborenen Sohnes. Der Leib einer
Maria ist nichts anderes als die voll-                         Frau trägt das Leben Gottes der sich
kommene Antwort, die endlich auf                               hingibt. Sie ist das vollkommene Echo
den Wunsch Gottes gegeben wird, sie                            des ewigen „JA“ Gottes, denn sie er-
erhält durch sein Angebot Anteil an                            möglicht es ihm, von nun an in der
der Freude der ewigen Liebe. Der Va-                           Geschichte der Welt zu erschallen.
ter erkennt in dieser kleinen Frau aus
Nazareth, das Geschöpf, das ihm ver-
traut; der Sohn wird ihr ohne Furcht
überlassen, wie ein kleiner Embryo im
Leib seiner Mutter, wie ein Kind, das
vollkommen vom guten Willen seiner
Eltern abhängig ist. Sie ist somit der
Tempel, die Ikone, die Braut des Hei-
ligen Geistes, um es mit den Bildern
auszudrücken, die das Zweite Vati-
kanische Konzil, die Päpste oder die
Heiligen gerne verwendeten.1

1 - Maria wird vom Konzil als „die Mutter des Sohnes Gottes und daher die bevorzugt geliebte Tochter des Vaters und
das Heiligtum des Heiligen Geistes.“ (LG 53) genannt. Ihre Beschreibung als „Braut des Heiligen Geistes“ ist nicht auf eine
Stufe zu stellen mit ihrer Funktion als Mutter Jesu, aber es ist ein beliebtes Bild des Heiligen Franz von Assisi in seiner
Marianischen Antiphon, nach Pater Kolbe, übernommen von Paul VI, in seinem Schreiben Marialis Cultus 26 und von
Johannes Paul II, in seiner Enzyklika Redemptoris Mater 26.

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Der Geist des Vertrauens und der Lie-       Die Wallfahrtsgesellschaft ist somit
be wurde von der Sünde des Men-             aufgefordert, die Gemeinschaft der
schen aus dem Paradies verjagt und          Menschen um Maria und Bernadette
die Erde wurde zur Hölle; Er hat sich                                             -
danach nur noch einigen Auserwähl-          sicht des Bruders, im Gesicht der Welt,
ten genähert, Patriarchen, Propheten        das Gesicht Gottes erscheine. Es wäre
oder Königen, die ihn empfangen             von Interesse, wenn jede Gruppe ein
haben, die sich jedoch auch als un-         Bild von einer Mariendarstellung mit-
treu erwiesen haben. Jetzt kann er          bringt, so wie sie in ihrer Diözese, in
                                  „Der      ihrem Land verehrt wird. Dieses könn-
Heilige Geist wird über dich kommen         te gemeinsam mit den Fahnen an
und die Kraft des Höchsten wird dich        der marianischen Lichterprozession
überschatten“, denn du bist der Taber-      teilnehmen und somit auf unseren
nakel, das Zelt, in dem das Geschenk        Wegen die Gegenwart dieser Mutter,
Gottes wohnen wird.                         die uns zum Leben Gottes gebärt, be-
                                            zeugen. Wir übermitteln ihr all unsere
                                            Zuwendung, geleitet durch den Herrn
wird. Er erkennt sich in seinem Ge-                „Gegrüßet seist du, Maria …“
schöpf wieder, das von Liebe durch-
drungen ist. Und Maria, die keinen
                                            2-
Augenblick an ihrer wunderbaren

einen Gott erklingen, der sich ernied-      Bernadette erfährt also am 25. März
                                       -    1858, dass die Dame von der Grotte,
neln sich. Und sie lässt sich ihrerseits    Aquéro, niemand anderes ist als Ma-
dazu bewegen, auf ein einfaches             ria, die Mutter Jesu. Dennoch über-
Mädchen aus einer kleinen Ortschaft         rascht der Name, den sie sich gibt.
in den Pyrenäen, einem Nazareth von         Er erinnert an das Dogma, das von
heute, zu blicken, auf Bernadette, die      Papst Pius IX vier Jahre zuvor, am 08.
ihr ähnelt. Sie wird in ihr die gleiche
Durchlässigkeit für die Liebe erkennen      Maria wurde ohne Erbsünde emp-
und erwecken, die gleiche Bereitschaft      fangen. Aber in Lourdes geht es nicht
zu ihrem Auftrag, Christus in den See-      mehr einfach darum, an ein Merkmal
len zur Welt zu bringen.                    Mariens zu erinnern, dass schon im

                                       - 11 -
Gebet der „Wundertätigen Medaille“          Pater Kolbe versucht es uns zu er-
               „Oh Maria, ohne Sünde                                             -
empfangen, ...“. Es geht Maria darum,       ge, der empfängt, der Sohn, derje-
zu sagen, wer sie ist und das Geheim-       nige der empfangen wird, der Geist
                                            ist die Empfängnis, die geteilte Liebe
faltet ihre Hände, hebt die Augen gen       von Vater und Sohn2. Und Gott will
                    „Ich bin die Unbe-
                                            dafür voll Liebe das Herz eines Ge-
                                            schöpfs vorbereitet, damit dieses sei-
Man könnte vielleicht denken, dass
                                            nen Geist ohne Vorbehalt empfängt.
sie damit sagen wollte, dass sie die
                                            Wenn Maria nicht JA gesagt hätte,
absolute Reinheit sei, doch die Emp-
                                                                                 -
fängnis ist keine Eigenschaft, sondern
                                            nen können, es wäre beim Anklopfen
ein Geschehen. Am 25. März, neun
                                            geblieben. Aber er hat diese kleine
Monate vor Weihnachten, feiert wir
ja die Empfängnis Jesu. Maria identi-
                                            die vollkommen frei von sich selbst
                                            war, frei von jedwedem Streben nach
Auftrag, für die Welt ein kleines We-
                                            einer autonomen Existenz; sie ist er-
sen zu empfangen, das gerade erst
                                            füllt von Gnade, erfüllt vom Heiligen
in ihrem Leib Gestalt annimmt, den
                                            Geist, sie ist davon ganz erleuchtet.
Existenz als diese Mutterschaft, die
hier in ihrem Ursprung selbst be-
zeichnet wird, die Empfängnis des
Kindes. Wenn sie selbst ohne Sünde                                              Die
empfangen wurde, dann nicht, damit          Sünde hat in der Geschichte nicht das
es dabei bleibt und man bewundernd          letzte Wort. Wir sind verwurzelt in
zu ihr aufschaut, sondern damit wir         einer Liebe, die uns trägt. Eine Liebe,
ihr in ihrem JA folgen, in ihrer Aufnah-    die die Sünde nicht aus den Tiefen
me der Gabe Gottes. „ICH BIN“, sagt         unserer Herzen auszulöschen ver-
sie uns und geht ganz und gar auf in        mochte. Tief in unserer Geschichte,
diesem Überschwang der Liebe, der           unter all den Schichten von Gewalt
Gott dazu bringt, sich uns als kleines      und Schlamm und wahrhaftiger als all
Kind zu schenken.                           unsere Beschmutzungen, ist der Ge-

Paris, 1974, p. 47-51

                                       - 12 -
sang dieser Quelle, die vom Herzen
Mariens emporquillt, da ist dieses JA,
dieses „Mir geschehe“, das „Fiat“ das
zum Licht gesagt wird und das uns
aus der Nacht des Nichts befreit.

weiß er, dass er „Fiat Lux“,
Licht“, sagen kann, denn er hört schon
                                    „Fiat
mihi secundum Verbum tuum“, „Mir
geschehe nach deinem Wort“. Er hört
das Herz derjenigen schlagen, die es
seinem Schöpferwort erlaubt, in ihr
Fleisch zu werden. Die Existenz ist uns
nicht auferlegt. Es liegt an jedem Ein-
zelnen von uns, seinen marianischen
Teil in seinem Dasein zuzulassen, der
es wagt, ja zu sagen. „Gelobt seist du,
                                , so das
Gebet der Heiligen Clara und es wird
zu unserem Gebet, wenn wir uns von
unserem Stolz oder unseren Ängsten                             Jesus, aber im Herzen Gottes, ist sie
                                                               für immer die erste Jüngerin des Wor-
                                                               tes „Tochter ihres Sohnes“ 3.
Das „Fiat“, das Ja Mariens, ist das Ja
einer Freiheit, die aus den Quellen der                        Ausgehend von ihrer eigenen Erfah-
Gnade schöpft. Eva hat zugelassen,                             rung, kann uns die Heilige Theresia
dass die Schlange in ihr den Zweifel                           vom Kinde Jesu besser als die großen
sät, Maria lebt aus dem Vertrauen auf                          Theologen dabei helfen, diese Abhän-
den, der in seiner Treue zum Vater bis                         gigkeit Marias in Bezug auf ihren Sohn
zum äußersten Ende geht. Maria lebt                            zu verstehen. Sie ist sich selbst bewusst,
vom Gehorsam Jesu. In der Chrono-                              dass ohne das Handeln Gottes, der sie
logie der Erde lebt sie vor ihrem Kind

3 - Dante Alighieri, zitiert von Johannes Paul II, Redemptoris Mater 10.

                                                         - 13 -
-
so tief hätte fallen können wie Maria
Magdalena […], aber ich weiß auch,
dass Jesus mir mehr vergeben hat als
der Heiligen Maria Magdalena, da er
mich im Vorhinein bewahrt und ver-
hindert hat, dass ich falle.“ (Handschrift
A, 38 v) Die Heiligkeit ist die Frucht
einer zuvorkommenden Barmherzig-
keit, sie ist keine Eigenschaft, mit der
die Person eitel sich rühmen könnte.                         auch der selige Papst Pius IX. über-
                                                             nahm, als er das Dogma von der Un-
Da Maria ohne Sünde empfangen ist,                                                                -
schien sie in den Augen der Theolo-                          lich verkündete. Es ist das Argument
gen von der allgemeinen Rettung im                           der „Vor-auserlösung“, der zufolge die
Tod und in der Auferstehung Jesu aus-
genommen zu sein. Sie hätte es nicht                         Werk der von Christus gewirkten Er-
nötig gehabt erlöst zu werden. Dabei                         lösung darstellt, weil durch die Kraft
ist sie die an meisten vollende Erlöste,                     seiner Liebe und seiner Mittlerschaft
nicht im Nachhinein, so als ob Gott sei-                     die Mutter vor der Erbsünde bewahrt
ne kaputte Schöpfung nur noch hätte                          wurde. Maria wurde also von Christus
reparieren können, sondern sie ist von                       vollkommen erlöst, aber bereits vor
Beginn an „die Frau, die in der Gnade                        ihrer Empfängnis.“ 6
endlich wieder aufgerichtet wurde,…
das Geschöpf, das aus Gott am Mor-
                                       -
vorgegangen ist“.4
                                                             Es ist weder das Lehramt der Kirche,
Um diese Bewahrung von der Erb-                              noch sind es die Theologen, die diese
sünde verständlich zu machen, ent-                           Doktrin erfunden haben. „Hervorra-
wickelte „Duns Scotus5 damals ein                            gende Theologen – wie Duns Scotus
Argument, das später, im Jahre 1854,

4 - Paul Claudel, La Vierge à midi (Die Jungfrau am Mittag), Dichterisches Werk, Kriegsgedichte 1914-1915, La Pléiade,
Gallimard, 1957.

selig » anerkannt. Seine marianische Doktrin, in deren Zentrum die Kraft der Rettung durch Christus steht, hat seine

6 - Benedikt XVI, Generalaudienz vom 7. Juli 2010.

                                                       - 14 -
Empfängnis – haben durch den be-                          Gewissheit einer mütterlichen Präsenz,
sonderen Beitrag ihres Denkens das                        die Zärtlichkeit einer Liebe, aus der ein
bereichert, was das Gottesvolk bereits                    wahres Leben hervorquillt, das nicht
von sich aus in Bezug auf die allerse-                    verschmutzt oder verdammt ist, son-
ligste Jungfrau glaubte und in Werken                     dern für immer rein und schön. Das
der Frömmigkeit, in der Kunst und
ganz allgemein im christlichen Leben                      Glaube, das heißt das
zum Ausdruck brachte. Der Glaube                                      , das uns aus dem Nichts
                                      -                   reißt und uns für das Werk Gottes be-
nis als auch an die leibliche Aufnahme                    reit macht.
Mariens in den Himmel war im Got-
tesvolk bereits vorhanden, während                        Maria, die ohne Sünde empfangen
die Theologie noch nicht den Schlüs-                      ist, fehlt es an nichts, sie ist nicht we-
sel gefunden hatte, um ihn im Rah-                        niger menschlich als die Sünder, ganz
men der gesamten Glaubenslehre zu                         im Gegenteil. Sie ist das Geschöpf, das
interpretieren. Das Gottesvolk geht                       sich nicht der Hand Gottes entzieht
also den Theologen voraus, und zwar                       und das der Gnade gehorsam bleibt.
dank jenes übernatürlichen „sensus                        Sie ist die, die vollkommen zuhört und
                                      -                   die deshalb von den Gefängnissen
gegossenen Fähigkeit, die in die Lage                     des Egoismus, des Stolzes oder der
versetzt, die Wirklichkeit des Glaubens                   Angst gänzlich befreit ist. Befreit von
mit demütigem Herzen und Verstand                         aller Übersättigung durch das nur auf
anzunehmen.                                               sich selbst bezogene, eigene Ich, ist sie
                                                          transparent für die geschenkte Liebe
In diesem Sinne ist das Gottesvolk                        und ist in der Lage, diese auf die Welt
„vorausgehendes Lehramt“, das dann                        zu bringen.
von der Theologie vertieft und intel-
lektuell angenommen werden muss.                          Maria, eine Ausnahme unserer
Mögen die Theologen stets diese                           Menschheit? Statistisch gesehen mit
Quelle des Glaubens anhören und die                       Sicherheit, aber die Wahrheit liegt
Demut und Einfachheit der Kleinen                         nicht in Statistiken. Maria ist die wahre
                 7                                        Menschheit, sie legt inmitten unserer
                                                          Geschichte Zeugnis dafür ab, dass der
Das Volk hätte sicher nicht eine Dok-                     Ursprung der Schöpfung immer zu-
trin der Erbsünde intellektuell ent-                      gänglich bleibt. Und in Lourdes zieht
                                                          sie uns mit Bernadette zur Quelle

7 - Benedikt XVI, Generalaudienz vom 7. Juli 2010.

                                                     - 15 -
hin. Sie zeigt uns, wer wir im Herzen                            Christus die Kirche geliebt und sich für
Gottes sind. Es bestätigt sich, dass wir                         sie hingegeben hat, um sie zu heiligen,
durch den Blick dessen existieren, der                           da er sie gereinigt hat durch das Was-
uns leben lässt. Ich schenke mir nicht
selbst das Leben, ich empfange es und                            herrlich vor sich hinstellen, ohne Fle-
gebe es weiter, ich lebe durch und in                            cken oder Falten oder andere Fehler;
einem Austausch der Liebe.                                       heilig soll sie sein und makellos.“ (Eph
                                                                 5, 25-27) 8
Wir sind es also, die eine Ausnah-
me bilden, wir, die wir oft diese Ver-                           Lassen wir uns also anstecken von der
bindung mit dem Bösen, der Furcht,                               vertrauensvollen Demut Marias und
dem Argwohn Raum geben und die                                   der Einfachheit Bernadettes, die die
versuchen in künstliche Paradiese zu                             Fallen überwindet, die man ihr stel-
entkommen. Aber in Jesus Christus,                               len will. Empfangen wir dieses Kind,
seinem erstgeborenen Sohn, schenkt                               das Gott uns schenkt, „jünger als die
uns Gott, dass auch wir als seine Kin-                           Sünde, jünger als die Art, aus der sie
der wiedergeboren werden. „Denn in                               hervorging und obwohl sie Mutter
ihm hat er uns erwählt vor der Grund-                            durch Gnade war, Mutter der Gnaden,
legung der Welt, damit wir heilig und                            ist sie die Jüngste des menschlichen
untadelig leben vor ihm.“ (Eph 1, 4)                             Geschlechts.“ 9„Sie hatte blaue Augen“,
Er lässt uns in seiner Familie, der Kir-                         Farbe der Geburt. So schließt Berna-
                                                                 dette den Bericht der Erscheinungen.10

in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren
Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der
streitenden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit „von nebenan“, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein
der Gegenwart Gottes sind, oder, um es anders auszudrücken, „die Mittelschicht der Heiligkeit“ (Papst Franziskus, Apos-
tolisches Schreiben Gaudete et exsultate § 7). Die Heiligkeit ist das schönste Gesicht der Kirche (§ 9). Wir sind alle berufen,
heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz,

lassen. Fürchte dich nicht davor, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Die Heiligkeit macht dich nicht weniger mensch-
lich, denn sie ist die Begegnung deiner Schwäche mit der Kraft der Gnade. Im Grunde genommen gibt es, wie Léon Bloy

9 - G. Bernanos, Journal d’un curé de campagne (Tagebuch eines Landpfarrers), in Œuvres romanesques, La Pléiade, 1961, S.1194.
10 - R. Laurentin, Leben der Bernadette, DDB, 1978, S.187.

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3-
a) Ein neuer Name, eine neue                                       uns einen Bereich, der uns eine Erin-
Geburt                                                             nerung und den Vorgeschmack einer
                                                                   anderen Welt geben soll. Wir sind für
Jedes Privileg von Gott ist dazu da,                               das Glück einer anderen Welt geschaf-
dass man es teilt. Maria kommt nicht,                              fen, nicht, um aus der in der wir leben
um sich von Bernadette bewundern
zu lassen, sie vertraut ihr einen Auftrag                          Empfangsbereitschaft für die Gnade
an, nämlich den, der sündigen Welt                                 zu erwecken.
                                      ICH                          wird Jesus von zwei Jüngern Johannes
                                   “. Ber-                                                              -
nadette wiederholt nicht nur, sie macht                            liebten Sohn entdecken, der im Schoß
sich diese Aussage zu eigen. Ebenso                                seines Vaters weilt (Joh. 1, 38-39).
werden „die Priester“, zu denen sie
gesandt wird, ihrerseits erfahren, dass                            Wir haben in Maria das Modell der
sie „eine Kapelle“, eine Wohnung Got-                              zu bauenden Kapelle, als Haus in Na-
tes unter den Menschen bauen sollen,                               zareth und des Abendmahlsaals, als
aber außerhalb der ausgetretenen                                   Haus, das vom Gebet durchdrungen
Pfade, wie in der Wüste. Neues soll                                und bereit für die Gabe des Geistes
                                         -                         ist. Kann uns der Cachot in der Rue
tes Land gerufen, um die Gnade einer                               des Petites-Fossés nicht schon einen
neuen Schöpfung zu empfangen.                                      Hinweis auf die Adresse geben? Das
                                                                   Gebet und die familiäre Liebe, das war
Der Pharisäer Nikodemus stellte Jesus                              es, was Bernadette im Alltag nährte.
die Frage, die auch Maria stellte, als der                         Die Liebe zu Gott und der Dienst an
Engel Gabriel ihr verkündete, dass sie                             den Armen – das wird ihre Berufung
                                     „Wie                          bei den Schwestern der Nächsten-
                     (Joh. 3,9) Kann ein                           liebe in Nevers sein. Bernadette, die
alter Mann in den Schoß seiner Mut-                                von der Flamme, die am Ostermor-
ter zurückkehren, um neu geboren                                   gen aus dem Grab hervorgeht, er-
zu werden? Genau darum geht es.                                    füllt ist, spiegelt das Lächeln, das Licht

                                                                                                                        - Tu en au-
ras soin comme si c’était le Bon Dieu.                                                  Je lui demandai pourquoi cette malade
                                                    - Tu viendras voir ce soir. J’y allai et je vis la plaie de cette malade, peu-
                                                                                                                     - Quelle Sœur
de Charité tu feras ! Tu as peu de foi. » (Témoignage de Julie Garros, in R. Laurentin, Vie de Bernadette, DDB, 1978, p 185)

                                                               - 17 -
des Blicks und des Herzens Mariens
wieder, sie erfüllt ihren Auftrag, nicht
wie ein Briefträger, der vom Inhalt der                       Ich bin von mir aus nichts anderes als
Botschaft nichts weiß, sondern wie die
ersten Zeugen der Frohen Botschaft,                           liebende Gegenwart erleuchtet mich
die davon selbst als erste verklärt sind.                     von innen heraus, um sich durch mich
                                                              weiterzugeben12.
Bernadette kann, als sie aus ihrer ver-
zückten Betrachtung zurückkehrt, den                          Nein, Bernadette, du bist nicht
Sinn ihrer Aussage nicht erklären, aber                                              , du bist ein rei-
sie hat sie wie einen Samen in ihrem                          nes Wunder und du bringst deine Brü-
                       „ICH BIN die Un-                       der und Schwestern, die Pilger, dazu,
                         Maria wurde so                       die vergessene Quelle ihrer Empfäng-
als erste in die Familie Gottes aufge-                        nis in Gott selbst wiederzuentdecken,
nommen. Nicht aufgrund ihrer Natur,                           ihre Berufung zur Gotteskindschaft.
sondern aus Gnade, durch das Wirken
des Heiligen Geistes in ihr, nimmt sie                        b) Das Wesen und die Mission
Teil an der Niederkunft des Sohnes                            der Kirche
Gottes. Auch Bernadette wird ihren
Auftrag annehmen und erfüllen. Wir                            Das Wesen Mariens ist die Mission
haben 2019, im Bernadette-Jahr darü-                          der Kirche, es ist nicht nur ein Auftrag
ber gesprochen, als es ihr darum ging                         unter vielen, sondern ein Auftrag, der
einem jungen Mädchen, das in Ne-                              sie ausmacht, der ihr ihren Namen, ihr
vers eintreten wollte, sich aber nicht in                     Wesen gibt. Sie empfangt, trägt und
der Lage sah, sich der ekligen Wunde                          bringt den eingeborenen Sohn Got-
einer kranken Schwester zu nähern,                            tes in die Welt, den vollkommenen
die Nächstenliebe Gottes beibringen                           Ausdruck der Liebe des Vaters „Wer
wollte11.                               -                     Ohren hat, der höre, was der Geist
fängnis.“ Ich lasse mich von dem Feuer                        den Gemeinden sagt! Wer überwin-

11 - „Eines Tages trug Bernadette mir auf, mit Mutter Anne-Marie Lescure, die blind war, spazieren zu gehen. Sie sagt
                                                                               Ah! Das ist ein großer Unterschied. Ich

anschauen. Ich kam und ich sah die Wunde dieser Kranken, die von Würmern besiedelt war und die Bernadette auf
einem Tablett entgegennahm. Ich konnte das nicht mit ansehen.                                    Was für eine Schwester
der Nächstenliebe soll aus dir nur werden! Dein Glaube ist klein.“ (Bericht von Julie Garros, in R. Laurentin, Leben der
Bernadette, DDB, 1978, S. 185). Das ist der Sinn des Kerzenwunders, am Ostermittwoch, dem 07. April 1858.
12 - Das ist der Sinn des Kerzenwunders, am Ostermittwoch, dem 07. April 1858.

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det, dem will ich geben von dem ver-
borgenen Manna und will ihm geben
einen weißen Stein; und auf den Stein
ist ein neuer Name geschrieben, den
niemand kennt als der, der ihn emp-
fängt.“
wenn jeder Teilnehmer im Laufe der
                                    -
ge, auf den er eine Aufgabe schreibt,
die ihm anvertraut ist, eine einzig-
artige Mission, in die er sein ganzes
Leben investiert. Ich denke dabei an
jene Schwester, die am Tag ihrer Ein-
kleidung, den Beinamen „die geteilte

bewusst war, strahlte bei vielen Ge-
legenheiten eine Freude aus, an der
andere sich nähren konnten.

Der Herr bewahrt nicht eifersüchtig
seine Privilegien, er überlässt uns alles,
sogar das Leben seines einzigen, ge-          wandeln, versöhnt mit dem Leben,
liebten Sohnes. (Gen 22,2) Im Unter-          das er gewährt.
schied zu Abraham, der seinen Isaak
zurückerhält und dem das Opfer er-            Treten wir in diesen Dialog ein, der die
spart bleibt, geht der Vater bis ans          Kirche im Garten des leeren Grabes
Ende seines Opfers und Maria, seine           hervorbringt. Die Frau blieb dort und
Mutter, nimmt daran teil. Uns wird also       weinte. Da hört sie, wie sie gerufen
klargemacht, dass diese Liebe in der                „Maria!“ und da erkennt sie den,
Lage ist, den Abgrund des Verstoßen-                              „Rabbi!“ (Joh 20,16)
seins, des Leidens und des Todes zu
überwinden und endlich das JA des             Jesus Maria Magdalena, indem er ihr
Geschöpfs zu bekommen, das ihn an-            den Namen derjenigen gibt, die den
                                              ihren verloren hat, denn im Johannes-
selbst die Schuldigen in Pilger zu ver-       evangelium wird sie einfach als „die

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Mutter Jesu“ bezeichnet. Die große
Unbekannte des 4. Evangeliums exis-
tiert nur durch die sie erfüllende Gna-
de und den Auftrag, der ihr anvertraut

und sie verbreitet ihn im selben Maß
wie seine Hingabe, vollständig.
Maria Magdalena die zur „Apostelin
der Apostel“ aufgestiegen ist, geht

                                         .            13

Schließlich werden aus den armen
Fischern vom Ufer des galiläischen
Meeres ganz und gar „Menschen-
        , sie werden Christus tragen,
wie eine Mutter ihr Kind trägt. „Meine
Kinder, die ich abermals unter Wehen
gebäre, bis Christus in euch Gestalt
                                        -
lus in seinem Brief an die Galater, kurz
nachdem er folgendes Geheimnis
                „Als aber die Zeit erfüllt
war, sandte Gott seinen Sohn, geboren
von einer Frau,… damit wir die Kind-
                                                             Leben Gottes selbst, das sie entzündet
                    (Gal 4, 4.19).
                                                                                                   -
Die Kirche muss ihren Namen d.h. ihr                         heit liegt in ihrem Gott, der ihr immer
                                                                             „Ich habe dich beim Na-
sie muss fortwährend der Versuchung                          men gerufen, du bist mein“ (Jes 43,1),
widerstehen, ihr eigener Bezugspunkt
zu werden, sich zu verselbständigen,                         Hände“ (Jes 49,16), „Man ruft dich mit
um zu einem Denksystem, zu einer                             einem neuen Namen, den der Mund
humanitären Organisation, zu einer                           des Herrn für dich bestimmt“ (Jes 62,2).

ist der Ort eines geteilten Lebens, das
13 - Paul VI, Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi (8. Dezember 1975), § 14

                                                        - 20 -
war doch kinderlos und unfruchtbar,       Sinne, dass die Kirche vom Glauben
war verbannt und verstoßen. Wer hat
                                          empfangsbereit für die Gabe Gottes
allein übrig geblieben. Wo kommen sie     ist. Maria fügt dem Heilswerk nichts
       (Jes 49,21)                        hinzu, dennoch arbeitet sie an seiner
                                          Erfüllung mit, indem sie es in vollende-
Angesichts dieses großen Geheimnis-       ter Art und Weise annimmt, ohne dass
ses der geschenkten Erwählung Got-        etwas davon verloren geht, während
tes, des verliehenen Heils und der an-
vertrauten Mission, kannst du den Ruf     Jesus allein lassen. Aber „die Mutter
der Dankbarkeit gegenüber dem, der        Jesu war dabei“, in Kana und am Fuße
                                  „Du,    des Kreuzes, am „Beginn der Zeichen“
von jeher ist dein Name.“ (Jes 63,16).    vollbracht.“
Du musst verstehen, dass wenn du er-
wählt, bevorzugt, ausgesucht wurdest,
dann, damit alle durch dich zu verste-    c) Kinder Mariens, Missionare des
hen lernen, dass sie gewollt, geliebt,
erwählt sind; wenn du, vom Herrn
geführt worden bist, trotz deiner Ver-    In Lourdes können wir, mit Bernadette,
brechen und deiner Prostitution, - wie    Maria bei uns aufnehmen, um noch
es die Heilsgeschichte des jüdischen      mehr aus der Gnade unserer Taufe zu
Volkes und der ersten Kirche bezeugt-,    leben, um uns von diesem glauben-
dann muss es im Himmelreich einen         den Herzen, das Jesus getragen hat,
Platz für die Kranken und die Sünder,                                          -
die Prostituierten und die Steuerein-     nadette am 08. September 1858 als
treiber geben.                            Mitglied der Marienkinder aufgenom-
                                          men. Auch wir können Teil der Erzbru-
So entdecken wir unsere Mutter die        derschaft der Familie Unserer Lieben
Kirche als ein Abbild Mariens, die an     Frau von Lourdes (Famille de Notre
der Geburt der Kinder Gottes teil-        Dame de Lourdes) werden und die
hat. Die Kirche ist keine Vereinigung,    Freude der Erscheinungen kennen-
die sich aus uns zusammensetzt, sie       lernen. Dann erhalten wir das blaue
ist eine Familie, die uns aufnimmt
und die uns trägt. Maria, ihr Vorbild,    wir haben dann wie sie „Christus an-
ist zugleich auch ihre Mutter, in dem     gezogen“ (Gal 3,27).

                                     - 21 -
Ein weißer Stein, ein blaues Skapulier,                        Wir müssten wieder das Kapitel VIII
damit werden wir zum weiteren Chris-                           der Konstitution über die Kirche auf-
tus im Herzen Mariens, zu Jüngern                              schlagen und uns erneut klarmachen,
und Missionaren des lebenspenden-                              dass wir, wären wir allein auf uns ge-
den Geistes, im Dienste der Zivilisa-                          stellt, Jesus suchen würden, indem
tion der Liebe. Das ist die Mission der                        wir den Windungen unseres Verstan-
                                                               des nachgingen, unseren armseligen
                                                               Gefühlen, die uns sehr schnell von
ist der Weg, über den Jesus, der in ihr                        schönen, uns inspirierenden Begeg-
unsere Menschlichkeit angenommen                               nungen oder guten, uns erbauenden
hat, auch heute noch in das Herz                               Vorsätzen, ablenken. Nur Maria kann
eines jeden Menschen kommt. Damit                              durch ihren reinen Glauben einen
ist sie gleichzeitig auch der Weg, über                        direkten Weg zum Herzen Gottes
den jeder Mensch zu ihrem Sohn ge-                             bahnen. Von da an „wird die direkte
langen kann und über ihn zum Vater.
Der heilige Maximilian Kolbe führt uns                         und Christus nicht nur nicht davon
auf diesen Weg, der bereits zuvor von                          gestört, sondern im Gegenteil sogar
Ludwig-Marie Grignion de Montfort                              gefördert“14. So ist Maria die Mittlerin
                        „Wenn wir also                         mit einer „mütterlichen Vermittlung“15,
eine feste Verehrung der Allerheiligsten                       wie ein Prägestock, der uns formt und
Jungfrau einführen, dann nur, um ein                           uns nach dem Abbild ihres Sohnes,
                                                               unseres erstgeborenen Bruders neu
                                                               gestaltet.
Verehrung der Heiligen Jungfrau von
Jesus wegführen würde, müsste man                              Dort hat das Mariengebet seine Wur-
ihr als einer Illusion des Teufels wider-                      zeln und lässt uns in den Lobpreis, das
sagen. Aber keineswegs ! Diese Ver-
                                                               zum Fuß des Kreuzwegs, bis zu den
                                                               Wegen der Kirche, inmitten der Men-
                            (Aus-                              schen aus allen Epochen und aller
zug aus der „Wahren Verehrung der                              Herren Länder, umgeben vom Atem
Heiligen Jungfrau“, Nr. 62)                                    des Geistes Jesu, der sich am Kreuz für

14 - Vatikan II, Lumen Gentium 60.
15 - So lautet der Titel des dritten Teils der Enzyklika Redemptoris Mater.

                                                          - 22 -
Pater Duboé, einer der ersten Pries-
    Bernadette hat dies vor der Grotte                              ter der Wallfahrtsstätte, bei der ersten
    von Massabielle erkannt. Uns bleibt                             Messe an der Grotte im Jahr 1866.
    nur, es auch anzunehmen und uns                                                                 „Die Zu-
    in die Gnade der Gabe, die uns ge-                                                                     -
    schenkt ist, einzugliedern.                                                    “, es ist die Freude der
                                                                    Geburt und des Anfangs 16.
    „Die Zukunft von Lourdes, ist die Un-
                          , versicherte
                                                                                                            + André Cabes

                                                                                                          „Lourdes, ist (für)
die Sünder“, das heißt für alle. Siehe Kolloquium Lourdes 2005, S. 151, und Kolloquium Lourdes 2008, bei dem P Brito auf
                                       „In jedem Mensch, egal wie entstellt von der Sünde er sein mag, wird die Spur Gottes

                                                              - 23 -
II

Einige pastorale Leitlinien zum Jahresthema 2020

                      - 24 -
Liebe Freunde, dieses Jahr greift das                                      -
Jahresthema der Wallfahrtsstätte                                           -
Lourdes die Worte der Dame von                                             -
Massabielle auf, die diese bei der 16.
Erscheinung, am 25. März 1858 an

                                                                           -
Jahresthemas?
Mehrere Antworten sind möglich;
                                            Jahresthema zu teilen, von denen
    1. Die Erfahrung Bernadettes ken-                                      -
    nenzulernen, zu vertiefen und           mittel zum Dienst an den Pilgern
    uns zu eigen zu machen. Dies Er-
                                    -
                                    -

    Wallfahrtsstätte eigene Gnade ».
    2. Ausgehend vom Bericht der
    Erscheinungen, der ganz be-
    sonderer Natur ist, sind wir ein-
    geladen, Parallelen und Überein-
    stimmungen mit der Botschaft
    des Heiligen Geistes, des Wortes
    Gottes und der Lehre der Kirche

    3. Ein Jahresthema dient auch als
    pastorales Hilfsmittel, für alle, die
    für die Organisation und Gestal-
    tung einer Wallfahrt verantwort-
    lich sind.

                                        - 25 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020

                              VORAB–PAPST

„Im Jahr 1858 hat Bernadette kei-        Eine lange Kontroverse hat die Ver-
nerlei Kenntnisse des Katechismus.       kündung des Dogmas verzögert.
Tatsächlich hat der Name der Dame        Einige Theologen argumentierten,
für sie sicherlich keinerlei Bedeu-      dass die Erbsünde die ganze Mensch-
tung. Dennoch erinnern die Worte         heit beträfe, und es daher keine Aus-
                                  -      nahme geben könne. Demzufolge,
nis“ die meisten Christen an das         wäre auch Maria von der Erbsünde
Dogma, das Papst Pius IX. In seiner
                                  -      im Mutterleib davon gereinigt und so
zember 1854 verkündet hat.
                                         Im 13. Jahrhundert hat Johannes
                                -
                                         Duns Scotus in der Tradition des Heili-
scheiden […] : Die Lehre, daß die
                                         gen Anselm und der franziskanischen
                                         Schule schlicht darauf hingewiesen,
                              -
                                         dass Gott zwei Arten hat, Barmher-
nis auf Grund einer besonderen
Gnade und Auszeichnung von sei-
                                         Die erste ist heilend, die zweite ist
                                         vorbeugend.
                                         In Bezug auf die gesamte Mensch-
                                         heit, mit der Ausnahme Mariens, übt
                                         Gott eine
                                         aus. So antwortet er im Sakrament
                                    -    der Taufe durch diese Art der Barm-
                                         herzigkeit auf die Erbsünde. Und auf
                                         die im Alltag begangenen Sünden
Auch wenn die Festlegung des Dog-        antwortet Gott durch das Sakrament
mas noch nicht allzu lang zurückliegt,   der Versöhnung, das immer Ausdruck
                                         seiner heilenden Barmherzigkeit ist.
Empfängnis an sich wesentlich älteren    Aber Gott kann auch auf vorbeu-
Datums.                                  gende Weise Barmherzigkeit aus-

                                     - 26 -
üben. In diesem Fall geht es nicht       In Maria ist das Heil unmittelbar in sei-
darum, von der Sünde zu reinigen,        ner Ganzheit erschienen. Maria ist die
sondern, vor ihr bewahrt zu werden.      reinste Frucht des Kreuzes Christi.
Gott kann Maria als von ihrer Emp-       „Wie alle Dogmen, ist jenes der Un-
fängnis an davor bewahren, indem er                                              -
ihr Barmherzigkeit schenkt, bevor sie    de und eine Chance für die Kirche,
überhaupt empfangen wird.                denn ein Dogma macht Wahrheiten
Indem sie seit ihrer Empfängnis vor                                              -
jeder Sünde bewahrt ist, ist sie nicht   barung enthalten oder mit ihr ver-
nur nicht ausgeschlossen vom Gesetz      bunden sind.“ (Pater Régis-Marie de
der universellen Rettung durch das
Kreuz ihres Sohnes Jesus Christus,       Mariens, S.228-230)
sondern vielmehr die, die davon am

                                     - 27 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020

„Seit 21 Tagen hat Bernadette die          sie die Hände auf Höhe ihrer Brust zu-
Dame nicht gesehen. Aber dann, an          sammen, hebt die Augen zum Him-
jenem 25. März 1858, erwacht Ber-                         „Que soy era Immacu-
nadette mitten in der Nacht und ruft       lada Counceptiou“. Für Bernadette ist
mit ihrer rauen Stimme, die im Cachot      es ein großes Glück den Namen der

So ist Bernadette schon vor 5 Uhr am       Dingen, dass dies dem Pfarrer gefal-
                                           len wird. Denn in der Tat hatte dieser,
ihrer jüngsten Tante, Lucille Castérot,    in Folge der Bitte um den Bau einer
begleitet. Sobald sie die ersten zehn      Kapelle und, wohl wissend um die
Gegrüßet seist du Maria ihres Ro-          damit verbundenen Kosten, verlangt,
senkranzes gebetet hat, kommt die          den Namen derjenigen zu kennen, die
Dame hinzu. Am Ende des Gebets             Bernadette an der Grotte aufsuchte.
gibt ihr, wie gewohnt, die Dame ein
                                           Bevor sie zum Pfarrer geht, steckt Ber-
Zeichen in die Grotte zu kommen. An
                                           nadette ihre Kerze in den Boden der
genau dieser Stelle hatte die Dame ihr
                                           Grotte und verleiht somit ihrer Freu-
auf ihre Nachfrage wie sie heiße, nur
                                           de Ausdruck und sagt Dank. Auf dem
mit einem Lächeln geantwortet. Aber
                                           Rückweg, sagt sie ohne Unterlass und
an diesem Tag fühlt sich Bernadette
                                           halblaut die schweren, für sie unver-
außergewöhnlich mutig. Sie wagt also
                                                                            „Que
                „Würden Sie die Güte
                                           soy era Immaculada Councepciou…
                                           Que soy era Immaculada Councepci-
Die Dame lächelt erneut. Bernadette
                                           ou… Que soy era Immaculada Coun-
wendet sich ein zweites Mal an sie
                                           cepciou…“. Ursule Nicolau nähert sich
und die Dame lächelt noch einmal.
Schlussendlich, nachdem Bernadette         Bernadette fängt an zu lachen. Sie
ein viertes Mal gefragt hat, streift die                                   „Sag
Dame ihren Rosenkranz über den             es niemandem, aber sie hat mir ge-
rechten Arm, breitet ihre zuvor gefal-                                         -
teten Hände zur Erde hin aus. Dann,        cepciou“. Ursule belibt wie angewur-
in ein und derselben Bewegung, führt       zelt stehen und fängt an zu weinen.

                                       - 28 -
Bernadette kommt zum Pfarrhaus,           des 11. Februar stattgefunden hat-
tritt ohne zu klopfen ein und ruft dem    te. Jetzt ist sie in der Lage, ihm den
                                          Namen der Dame zu nennen. Seit sie
„Que soy era Immaculada Councep-          diesen schwierigen Namen wieder-
ciou“. Angesichts seines Erstaunens,      holt hat, hat ihr noch niemand dessen
                                          mysteriöse Bedeutung erklärt. Weder
                                          der Pfarrer noch Abbé Pomian haben
„
                                          ihr gesagt, wer diese Dame ist, die so
soy era Immaculada Councepciou“.
                                          heißt. Bernadette selbst hat sie nicht
                                          danach gefragt, denn das beschäftigt
antwortet der Pfarrer sofort und fügt
                                          sie kaum. Denn es ist nicht der Name,
                                          der Bernadette interessiert, sondern
was das heißt!“ Bernadette antwortet
                                          mit ihr zusammen zu sein. Dieser
nicht. Aber der Pfarrer geht noch wei-
                                          Name steht für Bernadette nicht für
    „Wie kannst du etwas sagen, dass
                                          ein Dogma, sondern für eine Person,
                                          die sie gern hat und von der sie sich
                          , entfährt es
                                          geliebt fühlt.“
Bernadette. Das ist zu viel. Der Pfar-
rer kann sich nicht mehr zurückhalten.
Ihm ist zum Weinen zumute. Tatsäch-                         (Pater Horacio Brito,
lich liegen in Bernadettes Worten                Novene an Unsere Liebe Frau von
eine solche Unschuld und eine solche
Gnade, dass er davon so sehr berührt
ist, dass er ein Schluchzen unterdrü-
cken muss. Er fordert das Mädchen
                            „Geh nach
Hause! Ich werde dich an einem ande-
ren Tag empfangen!“ Der Pfarrer fällt
auf die Knie und fängt an zu weinen.
Bernadette verlässt das Pfarrhaus
und geht zu ihrem Beichtvater, Abbé
Bernard-Marie Pomian. Ihm hatte sie
zwei Tage nach der ersten Erschei-
nung, von der ersten Begegnung mit
der Dame erzählt, die am Morgen

                                      - 29 -
EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020

                                              wie sie den Namen verkündetet, war
                                              davon zutiefst berührt.
Bernadette hat zwei besondere Cha-            Der Bischof von Tarbes, Msgr Lau-
rismen erhalten, zwei Gnaden, die             rence, hat selbst diese Erfahrung ge-
mit ihrer Erfahrung an der Grotte von         macht. Nachdem er Bernadette ge-
Lourdes verbunden sind und damit              sehen und diese Worte gehört hatte
mit dem Auftrag, die Botschaft wei-                                                 ,
terzugeben.                                   sagt der Bischof mit Tränen in den Au-
Die erste dieser Gnaden ist die, „ein                                     „Haben Sie
schönes Kreuzzeichen zu machen“.
Dazu hat es genügt, die Dame zu be-           Als Bernadette am 08. Juli 1866 in Ne-
obachten und es genauso wie diese             vers, wo sie am Vorabend angekom-
zu machen.                                    men ist, vor den Schwestern von dem
Das Kreuzzeichen, das Bernadette              Erscheinungen berichtet, sind alle zu-
macht,                                        tiefst berührt als sie den Namen der
                                . Es ist in   Dame preisgibt.
sich selbst, wie eine stille Katechese.       Viele der Schwestern, die im Zuge des
„Ich weiß nicht, ob man im Himmel             Seligsprechungsprozesses Zeugnis
                                              ablegten, waren an jenem 08. Juli 1866
dann macht man es sicher so, wie Ber-         anwesend. Bei Nennung des Namens
nadette“, bezeugt Jean-Baptiste Estra-        der Dame, was für sie alle eine weit
de, der Steuereinnehmer.                      zurückliegende Erinnerung war, ha-
Eine Schwester von Nevers, eine Zeit-         ben alle angefangen zu weinen und
genossin Bernadettes, bezeugt ihrer-          noch einmal durchlebt, was sie viele
                                              Jahrzehnte zuvor erlebt hatten.
                                              Es gibt viele weitere Zeugenaussagen,
Die zweite Gnade, das zweite Charis-          datrunter sicherlich die des Pfarrers
ma, das Bernadette erhalten hat, ist          von Lourdes, Abbé Peyramale, der, als
                                „Ich          er von Bernadettes Lippen den Na-
                                              men der Dame erfährt, auf die Knie
Jeder, der Bernadette gesehen hat,            fällt und zu weinen beginnt.
wie sie die Geste weitergab und hörte,        An der Grotte von Lourdes, weisen

                                          - 30 -
die Worte, die Bernadette dort emp-         Das letzte Element ist die Bewegung.
                                   -        Die Geste die Maria ausführt, als sie
ten Empfängnis hin, diese Worte, die                                             -
selbst in eine Geste eingebettet ge-        fängnis“ ist dynamisch und von einer
sprochen werden.                            gewissen Weite. Durch ihren Dyna-
                                            mismus, kann diese Geste eine Art
als Bernadette zum vierten Mal fragt,       Umlauf implizieren, so wie dies beim
wandelt sich das Lächeln im Gesicht         Kreuzzeichen der Fall ist, das das ös-
der Dame zu einem feierlichen Aus-          terliche Geheimnis darstellt. ” (Pa-
druck. Sie breitet ihre zuvor gefalteten    ter Régis-Marie de la Teyssonniere,
Hände zur Erde hin aus. Dann, in ein        „Lourdes, die Worte Mariens“, CLD
und derselben Bewegung, führt sie die       éditions. 2008).
Hände auf Höhe ihrer Brust zusam-           Die Tatsache, dass von den von Ber-
men, hebt die Augen zum Himmel              nadette empfangenen Gnaden, eine
            „Que soy era Immaculada         mit dem Krezzeichen und die andere

             .                              Empfängnis“ verbunden ist, unter-
So wie die Geste beschrieben wird,          streicht die Verbindung, die zwischen
wird uns klar, dass Maria ihre Hände        den beiden Zeichen besteht und die
und Arme in einer weiter ausholen-          ein Abbild der Bindung sind, die die
den, weiteren Geste ausbreitet, die                                              -
gleichzeitig auch einfacher auszufüh-       heimnis des Kreuzes unterhält, wie es
ren und natürlicher ist. Es die Geste       die Kirche lehrt.
eines Willkommenheißens. Aber sie           Als Maria die Arme ausbreitet, kann
kann auch als eine Geste verstanden         sie damit also auf das Kreuz Christi
werden, die auf all unsere Kreuze hin-      hinweisen. Durch dieses Kreuz sind wir
                                            gerettet. Und die erste, die vom Heil

immer ausgebreitet, da sie ans Kreuz
genagelt sind.                              Empfängnis“.
Als Maria die Augen zum Himmel              Aber das Kreuz Christi ist untrennbar
hebt, wendet sie sich an den Vater,         verbunden mit dem Geheimnis der
der der Ursprung der vollkommenen           Dreifaltigkeit und in der Tat begleiten
Gabe ist.

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EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020

„Im Namen des Vaters und des Sohnes     macht und es uns bei der sechzehnt-
und des Heiligen Geistes“. In Lourdes   en Erscheinung erahnen lässt, dass sie
zeigt uns Maria, indem sie bei der      ganz in Gott und von Gott und durch
ersten Erscheinung das Kreuzzeichen     Gott ist.

Im gesamten Evangelium wird Ma-
ria nie als die Eigentümerin oder
                                        Der Bund als Geheimnis
die Hauptperson der Geschichte
dargestellt. In der Antwort, die sie
dem Engel Gabriel gibt, bezeichnet      Indem sie „Ich bin“ sagt, spricht
sie sich selbst als „Magd“. „Ich bin    Maria wie ihr Sohn. Tatsächlich sagt
die Magd des Herrn, mir geschehe                                       Ich bin
nach deinem Wort.“ (Lk 1, 38). An-      die Wahrheit“, „Ich bin der Weg“,
ders gesagt steht Maria immer im        „Ich bin das Leben“, „Ich bin die Auf-
Dienste des Bundes, den Gott mit        erstehung“ (für einen Christen ist
uns Menschen in der Person seines       die Auferstehung kein Lebenszu-
Sohnes, Christus, geschlossen hat.      stand, sondern eine Person)…
Und genau diese Realität des Bun-                                      „Ich bin
                                        der Ich bin“ (Ex.3,14), das ist die Er-
Namens, den sie uns an der Grotte       fahrung die Moses und viele ande-
von Massabielle preisgibt.              re Personen des Alten Testaments
                                        machen. Und Jesus ist es eigen so
Was erkennen wir also in den Wor-       zu sprechen wie sein Vater. In Gott
ten, die bei der 16. Erscheinung ge-    ist alles transparent, nichts ist ver-
sprochen wurden?                        bogen und verkrümmt „er ist“ ganz
                                        einfach.

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Maria setzt sich nicht an Gottes Stel-      In diesem Sinne wird ihnen die Zele-
le. Aber wenn sie wie ihr Sohn redet,       bration der „Wassergeste“ nahe ge-
dann ganz einfach deshalb, weil sie in      legt. Jeder kann diese seinen Bedürf-
ihrer vollständig erlösten Menschlich-      nissen und seiner Lebenswirklichkeit
keit ganz und gar dem Plan Gottes           anpassen. Tief in diesem Felsen, der
entspricht. Maria ist ganz Abbild Got-
tes. Der Dominikanerpater, Guy Tou-         eine Wasserquelle, die uns auf den
ton, sagt uns in seinem Buch „Maria         Blick Gottes hinweist, der auf jedem
in der Heiligen Schrift und in der kirch-   einzelnen von uns ruht. Ein anderer
                                            Blick. Maria ist nicht die Quelle, aber
in der Wahrheit verhaftete Person“.         sie zeigt uns die Quelle, Maria ist nicht
                                            die Quelle, aber sie ist die wertvollste
                                            Frucht dieser Quelle.
                     « Ich bin
», den Bund, den Gott mit der
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wird in der Person Mariens vor-             hat man sich nicht nur eine Person in
                                            ihrer moralischen Reinheit vorzustel-
                                            len, auch wenn wir diese moralische
Auch der Christ, nimmt durch das Sa-        Reinheit Mariens verehren.
krament der Taufe diesen Sieg über
den Tod vorweg. Aber das können             kann man auch eine Person verste-
wir von allen Sakramenten sagen,
die wir im laufe unseres Lebens fei-        gleichzeitig versteht man darunter das
ern. Dieses „Ich bin“ von Maria an der      Bereitsein dieser Person im Glauben,
Grotte ist für Bernadette und für uns       am Plan Gottes mitzuarbeiten, der ihr
Pilger „das Glück einer anderen Welt“.      nach und nach aufgezeigt wird.
Diese „andere Welt“ nimmt der Christ        Tatsächlich handelt es sich nicht um
vorweg, wenn er konkrete Gesten             ein Adjektiv, sondern um einen Na-
des Friedens, der Gerechtigkeit, der        men, der nicht nur auf eine Eigen-
Vergebung und der Nächstenliebe             schaft, sondern auf eine Realität, der
vollzieht.                                  der ursprünglichen Schöpfung und

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EINIGE PASTORALE LEITLINIEN ZUM JAHRESTHEMA 2020

weit darüber hinaus der neuen und        Und es ist dieses Wort macht uns zu
erfüllten Schöpfung. Mit der Unbe-       einer neuen Wirklichkeit respektive
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Menschheit aufgezeigt, denn Maria ist    en Himmel und eine neue Erde; denn
das erste Zeichen dafür. Darum dankt     der erste Himmel und die erste Erde
der Heilige Paulus Gott mit folgenden    sind vergangen, auch das Meer ist
                                         nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt,
Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er   das neue Jerusalem, von Gott her aus
hat uns mit allem Segen seines Geistes   dem Himmel herabkommen; sie war
gesegnet durch unsere Gemeinschaft       bereit wie eine Braut, die sich für ihren
mit Christus im Himmel. Denn in ihm      Mann geschmückt hat. Da hörte ich
hat er uns erwählt vor der Grundle-      eine laute Stimme vom Thron her ru-
gung der Welt, damit wir heilig und
untadelig leben vor ihm. Er hat uns
aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,       wohnen und sie werden sein Volk sein;
seine Söhne zu werden durch Jesus        und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er
Christus“. (Eph. 1,3-5).                 wird alle Tränen von ihren Augen ab-

auch den Bund, den Gott mit der          keine Trauer, keine Klage, keine Müh-
                                         sal. Denn was früher war, ist vergan-
                                    -
                                         Seht, ich mache alles neu. Und er sag-
                                    -

Aber dieses Gottvertrauen ist nicht      1-5)

bedeutet vielmehr dauerhaft in ei-       Für uns Pilger bedeutet diese Haltung
                                         der Empfänglichkei in einer Wall-
zu verharren: „Das sagte Maria:          fahrtsstätte wie Lourdes, nach dem
                                         Beispiel des Heiligen Johannes, immer
                                         jene bei uns aufnehmen, die uns als
                                         Mutter geschenkt wurde (Joh. 19, 25).
Christus ist das Wort. Er macht uns zu   Betrachten wir dies als eine Einladung,
                                         Christus gleich zu werden, indem wir
wir für sein Wort empfänglich sind.      uns in die Schule seiner Mutter bege-

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