Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Evangelische Kirche
                  Deutscher Sprache in Griechenland
                           RELIGIÖSE JURISTISCHE PERSON
 Juni 2018 -
August 2018
     Nr. 127            Kirchenbrief
                  Herausgegeben im Auftrag des Kirchengemeinderates
               ΠΕΡΙΟΔΙΚΟ ΤΗΣ ΕΥΑΓΓΕΛΙΚΗΣ ΕΚΚΛHΣΙΑΣ ΓΕΡΜΑΝΟΓΛΩΣΣΩΝ
                                    ΕΝ ΕΛΛΑΔΙ
                               ΘΡΗΣΚΕΥΤΙΚΟ ΝΟΜΙΚΟ ΠΡΟΣΩΠΟ
Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Philoxenia Trinitatisikone
M       it diesem Kirchenbrief beginnt eine neue Zeit im
        Kirchenjahr.
Der Bogen der intensiven Osterfestzeit, angefüllt mit Fragen und
Anregungen für das Fundament unseres Lebens, setzt sich fort in
die Trinitatiszeit. Es gibt keine großen Feste mehr - der Alltag
herrscht vor.
Freilich wollen wir uns in dieser Zeit auf den Edelstein unseres
Glaubens konzentrieren und ihn von allen Seiten immer wieder in
den Blick nehmen: Das Geheimnis der dreieinigen Liebe Gottes.
Die Trinität!
Wir wollen dieses Geheimnis im Alltag neu zum Funkeln bringen.
Das ist unsere Aufgabe als Christen, dieses Geheimnis zu feiern, zu
ergründen, zu leben und weiterzugeben.
Jedesmal, wenn wir in unserer Christus-Pantokrator-Kirche sind,
steht uns dieses Geschenk des Glaubens vor Augen, ruft uns das
Bekenntnis zum dreieinigen Gott ins Gedächtnis und hilft uns
einzudringen in das Geheimnis der dreieinigen Liebe Gottes.
Neben dem Taufstein hängt die Dreifaltigkeitsikone, von den
Kerzen des Dankes und der Bitte beschienen.
Wir erkennen, dass Gott nicht starr ist und uns fern bleibt. Gott ist   Siehe,
in Bewegung. In ihm selbst ist ein Liebesspiel der Bewegung und
Begegnung. Der Kirchenvater Augustinus sagt: „Siehe, da sind            da sind drei:
drei: der Liebende, das Geliebte und die Liebe.“
Diese Liebe drängt Gott, nicht bei sich selbst zu bleiben, sondern      der Liebende,
Beziehung aufzunehmen.
Das tat Gott in der Schöpfung. Er rief alles ins Sein, was da ist. Er   das Geliebte
hat die Menschen erschaffen, weil er Sehnsucht hat nach Wesen,
die mit ihm lieben.                                                     und die Liebe.
Gott nahm Beziehung auf in der Heilsgeschichte. Mit dem Volk
Israel schloss er einen Bund und bleibt auch dort treu, wo die
Menschen ihn sogar verstießen.
Gott blieb in Beziehung zur Welt in der Menschwerdung seines
Sohnes, wo er deutlich macht, wie sehr er liebt: die Heillosen, die
Sünder, die Menschen mit Sehnsucht nach Glück.
Und er blieb in Verbindung zu den Menschen, als er der jungen
Kirche den Heiligen Geist sandte, den Geist, in dem er seitdem die
Kirche begleitet, den Geist, der in den Herzen der Gläubigen das
Feuer der Liebe entzündet.
Alle diese Bewegungen Gottes haben das Ziel, uns Menschen
anzuregen, ebenfalls eine Bewegung der Liebe zu entfalten - in uns
und durch uns.
Als auf den Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes Getaufte lasst uns zusammen mit der ganzen
Kirche Abbild dieses dreieinigen Gottes sein: im Mit-einander und
Für-einander.
Ich wünsche ihnen Allen, zusammen mit unserem Kirchenrat eine
gesegnete Trinitatis- und Sommerzeit mit vielen Begegnungen,
Freiraum und lebendigen Beziehungen - wo immer Sie auch sein
mögen!

                                     Ihr Pastor Michael Fridetzky

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Konfirmation am 20.05.2018

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Einladung zum Glaubenskurs
                     für die nächste Konfirmation im Jahr 2019

 Acht Konfirmanden sind glücklich! Wir haben nach einem Jahr Glaubenskurs an Pfingsten
 (20.Mai) einen festlichen Konfirmationsgottesdienst mit wunderbaren Klängen, mit aufgeregten,
 aber innerlich bewegten und begeisterten Konfirmanden gefeiert. Eine unerwartet große
 Gemeinde hat sie dabei begleitet und viele Gäste aus nah und fern haben mitgefeiert.
 Schwungvoll - bewegt - berührt. Und danach ein Fest im Garten mit allen Familien, Freunden,
 Gästen und Gemeinde. Das gab es noch nie. Wundervolle Begegnungen, Gespräche,
 musikalische Beiträge und Darbietungen werden unvergesslich für dieses Fest bleiben.

 Wir bieten an, ab Herbst 2018 wieder einen neuen Glaubenskurs für Konfirmanden zu beginnen.
 Jungen und Mädchen ab ca. 12 Jahren können bei uns anfragen oder sich anmelden. Wir werden
 dann ein Treffen haben, bei dem wir alles planen.

                            Kunterbunt und rappelvoll
                               ….. war unsere        arbeitet, besucht. Gern hätten die Mädchen und
                               Kirche am 3. Juni.    Frauen aus dem Haus Kokkori die „Kunterbunt“
                               Eine     Besucher-    Mitglieder schon am Sonntag bei uns im
                               gruppe aus Bre-       Gottesdienst und im Kirchgarten getroffen, doch
                               men war mit fast      leider hatten sie selbst gleich zwei
                               40 Personen im        Veranstaltungen in ihrer Einrichtung. Doch die
                               Gottesdienst, dazu    Gegeneinladung zwei Tage später kam prompt
                               die Kunstgruppe       und wurde mit großer Freude angenommen.
„Kunterbunt“ aus dem Erzgebirge, eine Gruppe         Franzi begleitete die „Kunterbunt“-Mitglieder
von Menschen mit Behinderungen, die unsere           am 5. Juni in ihre Einsatzstelle, führte sie durchs
Kirche mit ihren farbenfrohen Bildern                Haus, stellte sie den dortigen Bewohnern vor
geschmückt hatte und nach dem Gottesdienst           und half bei der Präsentation der Arbeit der
kurz ihre Arbeit vorgestellt hat. Pastor Fridetzky   Erzgebirgler.
hielt eine kleine Ansprache nach dem                 Damit ist unse-
Gottesdienst, in dem unser Kirchenchor Cantur        re Kirchenge-
Celestis die Deutsche Messe von Franz                meinde wieder
Schubert zur Aufführung brachte. Wundervoll!         einmal      zum
Ein Gottesdienst festlich, fröhlich, kunterbunt,     Brückenbauer
voll wunderbarer Musik, und danach ein               geworden. Wir
herrliches    Beisammensein         mit     vielen   haben       eine
interessanten Gesprächen, leckerem Kuchen und        Brücke      zwi-
Sandwiches im wunderschönen Kirchgarten. So          schen Bremen
wird der Sonntag zum Fest! Und im                    und Athen und eine zwischen Kunterbunt aus
Gottesdienst fallen alle Schranken und               dem Erzgebirge und dem Haus Kokkori in
Barrieren. Wunderbar.                                Athen gebaut. Aber auch unser Kirchenchor ist
Die Gruppe „Kunterbunt“ hat am 5. Juni               ein Brückenbau, singen dort doch Menschen aus
übrigens das Haus Kokkori, eine Behinderten-         mehreren Ländern und jeden Alters mit. So
einrichtung für Frauen und Mädchen der               muss Kirche sein!
orthodoxen Kirche, in der unsere Freiwillige
Franziska Keicher aus dem ElanDe Programm                                           Hilde Hülsenbeck

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Vergesst nicht, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese
      Weise haben einige, Engel beherbergt, ohne es zu ahnen. Hebräer 13,1
Gerade zurückgekehrt aus Griechen-       Mir selber hat solches Erleben von        stück schenkte uns ein Nachbar und
land, dem Land der Gastfreundschaft,     Gastfreundschaft immer Mut ge-            alle waren so rücksichtsvoll leise, dass
wie ich sie seit meinem ersten Besuch    macht, auch gastfreundlich zu sein.       die Kinder durchschliefen und mit er-
als Abiturient 1983 immer wieder er-     Aber als dann plötzlich zwanzig junge     staunten Augen am Frühstückstisch
lebt habe, erreicht mich die Anfrage     Leute auf dem Weg zu einer Jugend-        außer den Kinderstühlen alle Stühle
für den Athener Gemeindebrief zu         freizeit in Lettland unterwegs gestran-   des Hauses belegt mit unbekannter
schreiben. Es ist schon etwas Beson-     det waren und um Nachtquartier bei        Menschen vorfanden.
deres, immer wieder selbst nur als Ur-   uns baten, musste ich doch erst einmal    Und am Ende des Essens haben wir
lauber, wie ein persönlicher Gast emp-   tief durchatmen und überlegen. Wir        miteinander gesungen und die jungen
fangen und bewirtet zu werden. So ha-    waren erst vor einer Woche eingezo-       Christen haben uns etwas Besonderes
ben wir auch die besonderen Tage in      gen. Die drei kleinen Kinder schliefen    geschenkt: Ein Lied was ich bis dahin
der deutschen Gemeinde genossen.         gerade eben und in der neuen Umge-        nicht kannte. "Gottes Hände / Gottes
                                         bung würde ein lautes Türklappen si-      Liebe / Gottes Frieden / Gottes Segen
                                         cher ausreichen, um sie wieder aufzu-     sind(ist)wie ein großes Zelt das die
                                         wecken und den Rest der Nacht wach-       Erde ganz umspannt und fest zusam-
                                         zuhalten. Und unser Kühlschrankin-        menhält.…"
                                         halt würde niemals für alle reichen,      Mit den Bewegungen dazu gelingt es
                                         denn beim Einkaufen hatten wir nur        bei jeder neuen Kindergartengruppe
                                         bis zu diesem Wochenende geplant.         das Eis schnell schmelzen zu lassen.
                                         Doch dann überwanden wir unsere           Und jedes Jahr mindestens einmal
In keinem anderen Land der Welt be-      Bedenken. Und alles ergab sich wie        kann ich im Familiengottesdienst da-
kommt man ein Glas Wasser mit dem        von alleine. Diese jungen Menschen        mit begeistern. Danke euch zwanzig
selben Lächeln und der selben Zuvor-     hatten selber auch Essen dabei und es     Engeln.
kommenheit gereicht als hätte man        mit uns geteilt. Milch für das Früh-                      Pastor Jörg Reimann
den teuersten Wein bestellt.
Anmerkung der Red.: Die Überschrift ist zugleich der Monatsspruch für den Juni 2018.

               Die vier Säulen der Kirche: Leitbild für uns.
Die Kirche in Europa ist in der Krise. Das ist überall zu spüren. Aber vielleicht ist das auch eine Chance für
die Kirche. Sie muss sich nun den Vorwürfen stellen: Schuld erkennen, bekennen und um Vergebung bitten.
Das ist schmerzlich, aber notwendig. Denn nur dann kann die Kirche wieder glaubwürdig das tun, was ihr
aufgetragen ist: Sie soll Gottes Liebe bezeugen, seine Gegenwart feiern, den Armen dienen und Menschen
eine Heimat bieten.
Fragen wir uns, warum Kirche überhaupt da ist, warum sie nötig ist. Und worauf wir uns als Christen besin -
nen müssen.
Kurt Marti (geb. 1921) hat einmal den Apostel Paulus zitiert: "Die Kirche des Geistes sind unsere Körper“.
Darum dann: Umarmungen, Küsse und heilige Mähler. Erst später: Kirchen aus Stein".
Schon die frühe Kirche hat ihren Auftrag mit drei griechischen Begriffen beschrieben: "Martyria", "Liturgia"
und "Diakonia".
Martyria - das ist das Zeugnis, die Verkündigung des Evangeliums, die Ausbreitung der Frohen Botschaft,
die auch die Bereitschaft zum Leiden mit einschließt. Martyria, das ist der bezeugte Glaube.
Liturgia - das ist der Gottesdienst, das gemeinsame Singen, Beten in Dank und Fürbitte, das Hören auf Got-
tes Wort, die Feier der Eucharistie- des Heiligen Mahles, die Begegnung mit Christus in Brot und Wein. Li -
turgia, das ist der gefeierte Glaube.
Diakonia - das ist der Dienst am Menschen, die Unterstützung der Bedürftigen im eigenen Land, aber auch
die tätige Nächstenliebe an Fremden und Armen der ganzen Welt. Diakonia, das ist der angewandte Glaube.
Später ist noch ein weiterer notwendiger Begriff dazugekommen. "Koinonia".
Koinonia – das ist die Gemeinschaft unter uns Christen- nach dem Gottesdienst, der Austausch untereinan -
der, das Interesse aneinander, das gemeinsam Essen, Feiern miteinander, in Bewegung sein. Und dazu gehört
genauso die Gemeinschaft mit den Menschen, die uns Fremd sind, die als Gäste zu uns kommen (Philoxe-
nia). Koinonia, das ist der gelebte Glaube.
Der Kirchenrat möchte die nächsten Ausgaben des Kirchenbriefes jeweils unter eines dieser Grundbegriffe
stellen.
Wir beginnen mit G a s t f r e u n d s c h a f t (Philoxenia).

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Über die Vielfalt der Gastfreundschaft

W      ie vielfältig und bunt, bereichernd und
       beglückend Gastfreundschaft sein kann,
sehen Sie in den nächsten Spalten. Egal, ob wir
                                                       ihnen zum Essen oder UNO Spielen
                                                       eingeladen. Unsere Namen hören wir schon
                                                       von Weitem, der Abschied, sei es auch nur für
die Türe zur Kirche oder die zum                       die Nacht, zieht sich immer ein bisschen
Gemeindehaus öffnen, unsere Gästezimmer                länger hin, die Entscheidung, zu ihnen
oder unsere Ferienhäuser, wir bekommen immer           herüber zu gehen, dagegen ist immer sehr
unglaublich viel zurück. Wir erleben den               schnell gefällt. Es ist schön, sich mit ihnen
Dialog, Musik und Fröhlichkeit, wir teilen, wir        auszutauschen und Zeit mit ihnen zu
genießen miteinander, wir planen und                   verbringen. Selbst wenn die Kommunikation
organisieren. Wir bereiten uns vor. Oft ist das        ab und zu ein bisschen schwierig ist, fühle ich
sehr anstrengend, aber immer ein Gewinn! Es            mich dort sehr wohl. Gesten sagen oft mehr
bleiben schöne Erinnerungen, ein Wohlgefühl,           als Worte. Ich habe gelernt, dass man nicht
Freude und natürlich unzählige Fotos. Da spielt        viel Materielles braucht, um ein guter
dann plötzlich die Anstrengung und Müdigkeit           Gastgeber zu sein, es liegt an den Menschen,
keine Rolle mehr. Wir fallen beglückt am Abend         an deren Persönlichkeit, an deren
ins Bett. So auch nach den im Folgenden                Einstellung, Offenheit und Liebe.
beschriebenen und bebilderten Gastbesuchen.
Einige liegen schon etwas länger zurück, andere                                      Nadine Müller
sind in ihren Auswirkungen noch ganz frisch,
wieder andere stehen uns noch bevor und
schenken uns sowohl ein wenig Aufregung, als
                                                                Klassische griechische
auch große Vorfreude.
Die chronologische Reihenfolge spielt keine                       Gastfreundschaft
Rolle. Es ist die Vielfalt der Gastfreundschaft,
die wir in den vergangenen Wochen und               Heidi Braatz, Mitglied der Gruppe Geben Gibt,
Monaten gezeigt und erlebt haben.                   hatte bei einem Besuch in unserem kleinen
                                                    Flüchtlingsheim unter der Kirche den
Seien Sie alle gewiss: in der Sina 66 und 68 sind   großartigen Einfall, alle Flüchtlinge, ihre Lehrer
uns vor allem alle Mitglieder, ehemaligen           und Betreuer, vor allem die fünf ElanDisten, in
Mitglieder und Freunde der Gemeinde                 ihr Ferienhaus nach Marathon einzuladen. Sie
willkommen. Und natürlich auch alle Gäste, die      mietete einen Bus an, kaufte großzügig für ein
– aus welchem Anlass auch immer – den Weg           üppiges Barbeque ein, deckte den Tisch und
zu uns finden. Unsere Türen sind Ihnen jederzeit    hieß die fröhliche Reisegesellschaft an einem
geöffnet! Seien Sie Gast und lassen Sie uns als     sonnigen Frühlingstag willkommen.
Kirchengemeinde Gastgeber sein.

 In Griechenland habe ich sehr viel
 Gastfreundschaft erlebt. Von den Griechen,
 sowie von den Nicht- Griechen. Im Handball
 zum Beispiel, wurde ich ganz herzlich
 empfangen. Dass ich am ersten Tag noch
 keine Sportsachen dabei hatte, war kein
 Problem, die anderen Mädels hatten schnell
 für mich alles zusammen gesucht, und das
 Training hat sehr viel Spaß gemacht. Sehr
 viel Liebe und Gastfreundschaft habe ich
 auch bei den Flüchtlingen erlebt, die bei uns      Die Berichte waren voller Begeisterung, die
 unter der Kirche leben. Wir sind so oft bei        Fotos zeigen einen ganzen Haufen sehr, sehr

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
fröhlicher Menschen, die Ball gespielt und
ausgelassen im Meer gebadet haben, die              Schnell war die Idee geboren zu einer Moden-
gegessen, getanzt und gesungen haben. Heidi         schau. Das Highlight des Second Hand Basars,
Braatz hat diesen Menschen einen Tag der            dessen Einnahmen ausschließlich für unsere
Unbeschwertheit und grenzenlosen Freude             Flüchtlingsarbeit bestimmt war, würde eine
geschenkt. Danke Heidi Braatz für diese schöne      Modenschau sein!!! Und während Nadine und
Initiative.                                         Elena, unsere beiden Gemeinde-ElanDisten,
                                                    sich noch zierten, in die hübschen Gewänder zu
                                                    schlüpfen, hatten Fatima, Nahla und Diari sich
                                                    schon zu Top Models verwandelt. Die Gäste im
                                                    Gemeindesaal nutzten die kurze technische
                                                    Verspätung bis Show-Beginn zu einem angereg-
                                                    ten Gespräch bei Erdbeerbowle und frischen
                                                    Waffeln. Und dann ging‘s los.

 Gastfreundschaft heißt für mich: Kirche ist
 kein geschlossener Raum - keine geschlosse-
 ne Gemeinschaft. Wir laden ein, halten die
 Türen offen für jede Frau, jeden Mann, für
 alle Kinder, die in diesem Raum Erfahrungen
 mit Gott, mit sich und uns wollen.
                                 Haiko Ehlers       Als hätten unsere jungen Models in ihrem
                                                    Leben nie was anderes gemacht. Einmal hin und
                                                    einmal her, zur passenden Musik ist der Catwalk
                                                    gar nicht schwer. Und Gisela Gaszis führte mit
         Genuss auf ganzer Linie                    all den netten Geschichten zu jedem Modell
                                                    durch die Show. Es war in jedem Sinn köstlich.
Gisela Gazis, schlank, drahtig, immer sehr
schick und den Anlässen entsprechend geklei-
det, hat sich vor einigen Jahren entschlossen,
Luft in ihre Kleiderschränke zu bringen. Davon
hat unsere Kleiderkammer prächtig profitiert.
Mal brachte die sympathische ehemalige
Kostümbildnerin ein sündhaft schickes Cock-
tailkleid, mal das selbstgeschneiderte Kleid, das
sie zur Verlobung ihres Bruders trug.
Abendkleider, Kostüme, Morgenröcke, ein Safa-
rianzug, Modelle aus dem Stuttgarter
Theaterfundus, ja sogar ihr Hochzeitskleid war
unter Gisela Gazis wert- und geschmackvollen
Kleiderspenden. Und zu allem die entspre-
chenden Accessoires. Ein Hut, ein Fächer, ein
Regenschirm, alles viel zu schön für den
anonymen Verkauf beim Second Hand Basar.

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Das fanden auch die Kinder der drei jungen
Familien, die kurz vor Schluss noch schnell       Karfreitagsprozession in Korinth, in der Kirche
vorbeischauten. Während die Kinder die letzten    Apostolou Pavlou, Auferstehung im Kloster des
Waffeln verputzten, konnten die Mamis und         Heiligen Dimitrios in Stefani, Besuch in Nemea
Papis in Ruhe zuschlagen. Das tat dem Umsatz      und Mykene. Viele alte und neue Geschichten.
gut, der für die wenigen Stunden doch sehr        Dagmar und Alfred haben es ganz offensichtlich
beachtlich war.                                   trotz Dauerstress durch so viele Besuche und
                                                  Treffen mit alten Freunden sehr genossen, bei
                                                  uns allen zu Gast gewesen zu sein. Gemeinde
 Am Anfang meines DJiA in Athen habe ich          verbindet und alte Freundschaft rostet nicht!
 mich zunächst fremd und wie ein Tourist
 gefühlt. Mit dem Lernen der Sprache und der
 Feststellung, dass man 10 Monate in diesem
 Land verbringt, was einem zu Beginn der Zeit
 durch die vielen neuen Impressionen und dem
 „Glücksrausch“ nicht immer bewusst war,
 konnte man sich schnell von den Touristen
 absetzten und griechisch fühlen. Kleine
 griechische Macken und Angewohnheiten
 wurden übernommen und man hat sich in die
 Kultur integriert.
 Die Griechen habe ich stets als gast-
 freundlich empfunden! Sie sind herzlich,
 fürsorglich und bieten einem gutes Essen an.
 Nach 8 Monaten kann ich sagen, dass ich
 mich durch die tolle ElanDe Gruppe und die           In den acht Monaten hier in Athen habe ich
 griechische Gastfreundschaft sehr wohl und           auf viele verschiedene Weisen Gastfreund-
 heimisch in der WG und Athen fühle. Es ist           schaft erleben dürfen! Angefangen am ersten
 ein zweites Zuhause geworden!                        Tag in meiner Einrichtung, in welcher ich
                             Mikhail Raudin           sowohl von den Bewohnerinnen, als auch von
                                                      den Mitarbeitern sofort mit offenen Armen
                                                      empfangen wurde. Ein solch offenes und
                                                      warmherziges Verhalten ist hier kein
           Gemeinde verbindet                         Einzelfall gewesen, sondern es gab und gibt
                                                      sehr viele solcher Momente, welche das
Es ist schon eine ganze Weile her, dass Dagmar        Wohlfühlen sehr erleichtern.
Unkelbach und Alfred König in Athen waren.
Dagmar zu einer längeren Auszeit, Alfred, um          Am Anfang war man tatsächlich noch ‘Gast’ ,
uns einen Monat lang mit Gottediensten zu             durch die Offenherzigkeit und Gastfreund-
versorgen, als es eine länger Vakanzzeit gab.         schaft der Menschen hier, hat es sich aber nie
Nun wollten sie zum griechisch orthodoxen             wirklich so angefühlt, sondern gleich sehr
Osterfest unbedingt nach Athen kommen. Keine          heimisch - inzwischen ist Athen wirklich wie
traute Reise zu zweit auf alten Spuren. Das           ein zweites Zuhause für mich geworden und
Ehepaar Besi ließ es sich nicht nehmen, unsere        ich bin sehr dankbar für die unvergessliche
beiden Freunde aus Darmstadt zu einem                 Zeit hier!
traumhaften Ausflug ans Meer zu entführen.                                      Franziska Keicher
Ellen Karras wollte etwas Zeit mit ihnen
verbringen. Jörg hat Gastgeberansprüche
angemeldet. Und schließlich verschwanden die
beiden mit Hilde Hülsenbeck in deren
Ferienhaus in der Nähe von Korinth.

                                                -8-
Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
Zu Gast dort, wo wir helfen                  Wie gastfreundlich unsere Partner sind, dürfen
                                                    unsere ElanDisten schon bald zum krönenden
Es ist zu einer schönen und wichtigen Tradition     Abschluss ihrer Zeit bei uns in Athen erfahren.
geworden, dass unsere ElanDisten jedes Jahr         Die Leiterin des Hauses Kokkori, Anastasia
einmal alle Einsatzstellen gemeinsam besuchen.      Kouteti, und der dort verantwortliche Pater
Die Gastfreundschaft derer, denen wir mit           haben unsere ElanDisten zu einem Wochenende
diesem Programm helfen, ist immer wieder            auf die Insel Limnos eingeladen. Fährtickets
beeindruckend. Je nach Tageszeit, zu der der        und Hotel, alles frei. Auch ein Ausdruck hoher
Besuch stattfindet, biegt sich der Tisch,           griechischer Gastfreundschaft und ein kleiner
entweder mit Säften, frischem Kaffee und            Liebesbeweis an unsere tollen Fünf.
allerlei Süßem oder gar mit schmackhaftem
Mittagessen. Am schönsten ist jedoch die
Freude der Menschen, die in den Einrichtungen
leben und Gutes erfahren, und der dort
Arbeitenden. Im fünften Jahr ElanDe spüren
wir, wie wir jedes Jahr ein wenig mehr als
Einrichtungen, als Partner zusammenwachsen.

                                                      Die Griechen sind ein sehr offenes, herzliches
                                                      und gastfreundliches Volk. Es ist, als wären
                                                      sie mit der Gastfreundschaft geboren oder -
                                                      besser gesagt - damit aufgewachsen.
                                                      Man wird oft ganz spontan zum Kaffee
Einer der besonders schönen Besuche in diesem         eingeladen, auch, wenn man sich erst seit
Jahr war zweifellos der im Altenheim der              fünf Minuten kennt. Manchmal bleibt es bei
griechischen evangelischen Kirche, im LOIDA.          der freundlichen Einladung, manchmal wird
Da hatten wir genug Zeit, um mit den dort             man angesprochen und in ein nettes
lebenden Menschen zu sprechen, zu singen und          Gespräch verwickelt. Jemandem zum Kaffee
sogar ein flottes Tänzchen aufs Parkett zu legen.     einzuladen scheint hier mit einem „auf
Man kann sich schon den glückseligen                  Wiedersehen“ gleichgestellt zu sein.
Gesichtsausdruck der älteren Menschen                 Am Anfang wirkte es sehr seltsam auf mich,
vorstellen, die sich in den Armen unserer gut         dass immer eine Rechnung zu Anfang auf den
aussehenden jungen Männer und der drei                Tisch gelegt wird. In einem Restaurant
hübschen Mädchen aus Deutschland zu                   bestellt man und bekommt meistens direkt die
Walzermelodien wiegten. Beim gemeinsamen              Rechnung auf den Tisch. Schön finde ich es,
Mittagessen hat uns alle besonders berührt, wie       dass hier nicht jeder nur seine eigene Zeche
liebevoll sich Haiko Ehlers um zwei blinde            bezahlt. Hier in Griechenland zahlt oft einer
Tischnachbarn gekümmert und ihnen das Essen           für alle seine Freunde oder seine Gäste. Ein
angereicht hat.                                       anderes Mal ist der Zahlende Gast eines
                                                      Anderen. So gleicht sich das mit dem Zahlen
Er war übrigens für unsere ElanDisten vor allem       aus.
in den ersten fünf Monaten eine wichtige Stütze
                                                      Auch wenn man zum Essen eingeladen wird,
und hat sich jeden Freitag mit großem
                                                      wird mehr als üppig aufgetischt. Da hilft
Einfühlungsvermögen über die Erlebnisse und
                                                      dann auch kein „nein, danke, ich kann nicht
Befindlichkeiten der jungen Leute berichten
                                                      mehr“. Man muss mindestens dreimal
lassen.
                                                      nachgreifen. Auch wenn sie nicht viel Geld

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Kirchenbrief Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechenland
haben, die Griechen sind alles andere als               manchmal lustig, wenn man denn an einem
 geizig, für ihre Gäste ist ihnen nichts zu teuer.       ganz     normalen      Vormittag    aus     dem
                                                         Gemeindesaal zum Teil üble Beschimpfungen
 Wenn man auf dem Markt einkaufen geht                   vernahm. Aber wir wussten ja, die Künstler
 oder bei einem Kolouri-Stand sich einen                 probten für die Aufführung des Stückes
 Sesam-Kringel kauft, wird einem nach dem                „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke.
 Bezahlen oft noch etwas draufgelegt. Einmal             Wer das Glück hatte, diese Aufführung erleben
 schenkte uns der Koulouri-Verkäufer mehr                zu dürfen, darunter viele unserer Mitglieder und
 Kringel, als wir ursprünglich gekauft hatten.           Freunde, muß einfach sagen: TOLL. Es fühlt
 Egal wo man einkauft, der Betrag wird mit               sich gut an, dass wir ein klein wenig dazu
 einem „das macht xxx Euro mein Mädchen“                 beitragen durften, dass diese köstliche
 oder „meine Liebe“ oder dem Beiwerk eines               Aufführung gelingen konnte.
 anderen Kosenamen genannt.
                                                         Und in wenigen Tagen erwarten wir eine
 Ganz zu Beginn sollte ich etwas bei einer               Künstlergruppe aus Deutschland, die ihre Werke
 Metzgerei abgeben. Als ich diese nicht fand,            bei uns mehrere Tage lang ausstellen und mit
 zeigte ich einer Frau auf der Straße einen              uns gemeinsam einen Gottesdienst feiern wird.
 Zettel mit dem Namen der Metzgerei. Die                 Mandy Paatsch kommt mit den behinderten
 Frau konnte kein Englisch, aber hakte sich              Künstlern der Gruppe „Kunterbunt“ nach Athen,
 bei mir ein und führte mich zu der Metzgerei.           um deren Werke bei uns auszustellen. Dazu
 Auf Santorini sind sehr viele Touristen, und            werden wir selbstverständlich auch die
 doch freute sich jeder Ladenbesitzer während            Behinderten aus dem Haus Kokkori und dem
 unseres Besuches auf der berühmt-beliebten              Haus Epanentaxi einladen, wo unsere
 Insel, dass wir ein wenig griechisch sprachen           ElanDisten Nadine und Franziska arbeiten.
 und auf griechisch bestellten (selbst wenn es
 falsch war). Manchmal wurden wir sogar
 bevorzugt bedient oder man spendierte uns                Gastfreundschaft. Was ist das?
 eine Cola.
                                                          Als ich in Athen ankam, war ich zunächst
 Diese gastfreundliche, offene und herzliche              etwas überwältigt von der neuen Kultur und
 Art der Griechen wird mir in Deutschland                 der neuen Sprache. Dies sollte sich allerdings
 sehr fehlen.                                             schnell ändern. Ich wurde in meiner
                                Elena Demmler             Einsatzstelle herzlichst begrüßt und mit viel
                                                          Wärme empfangen. Eine Kollegin führte mich
                                                          durch das Gebäude und sollte mir für die
                                                          nächste Zeit als Ansprechpartnerin dienen.
      Kulturelle Gastfreundschaft                         Auch wenn einige der Kollegen kein gutes
                                                          Englisch sprachen, waren sie dennoch stets
Dieser Gemeinde ist es immer ein wichtiges                bemüht, mich in ihre Gespräche mit
Anliegen gewesen, sich kulturell dem                      einzubeziehen und mir dabei zu helfen, mich
griechischen Umfeld zu öffnen. Wie sehr wir               in das Gespräch zu integrieren.
von     der   griechischen    Gastfreundschaft
angenommen haben, konnten und können wir in               Ebenso herzlich wurden wir in der Gemeinde
kurzem Zeitraum gleich zweimal zeigen. Die                empfangen. Zum Beispiel luden uns Jörg und
deutschsprachige MAERZBUEHNE              unter           seine Frau zu sich nach Hause ein, wo sie
Martin Scharnhorst war seit ihrer großartigen             uns mit leckerem Essen empfingen und uns in
Luther-Performance im vergangenen Oktober                 ihrem beeindruckenden Haus herumführten.
viele Male zu Gast in unserem Gemeindehaus.               Mit der selben Herzlichkeit wurden wir auch
Drei Schauspielerinnen und der Regisseur haben            von unseren Nachbarn empfangen. Als einer
für mehrere Aufführungen in unserem                       der Nachbarn hörte, dass wir deutsch
Gemeindesaal geprobt, denn einen eigenen                  sprechen, sprach er uns an und erzählte, dass
Probenraum haben sie nicht. Das war schon                 er in Deutschland gelebt hat und dass wir uns

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jederzeit bei ihm melden können, wenn wir          Besuchergruppe noch die Orgel und gab ein
 etwas bräuchten. All diese Geschichten             kleines Privatkonzert. Hoch begeistert, tief
 fassen für mich den Begriff Gastfreundschaft       bewegt und spürbar dankbar verließ die
 sehr gut zusammen.                                 stattliche Reisegruppe in der späten Nacht die
                                                    Kirche. Sie werden noch lange an diesen Tag bei
                             Lambert Ranter         uns denken.

    Lehrer und Rektoren aus NRW                             Wenn Gäste sich bei uns
            zu Gast bei uns                                    Zuhause fühlen

Etwa einmal im Monat haben wir Besucher-            Am Vormittag des 9. Mai sprangen ganz aufge-
gruppen zu Gast in unseren Gemeinderäumen.          regt drei Orgelschüler von Chris Paraskevo-
Nicht alle Begegnungen sind gleich spannend         poulos durch‘s Gemeindehaus. Kaffeebecher
und lebendig, viele Besucher begnügen sich          hier und da, schweißnasse Hände, völlig
auch mit einem Besuch der Kirche, kurzer            zerfledderte Partituren und viele angeknabberte
Andacht, Präsentation der Orgel, etwas              Bleistifte. Dafni Melanitou, Irini Anastasiou und
Gemeindegeschichte, Fragen nach dem Leben           Leandros Andreou hatten sich für Grade 5 bzw.
im krisengebeutelten Griechenland, ein interes-     Grade 8 zur Prüfung angemeldet.
sierter Blick auf unser kleines Flüchtlingsheim.
Diesmal war es jedoch etwas anders. Lehrer und
Schulleiter aus NRW besuchten uns mit dem
Wunsch, etwas zum Thema ElanDe zu erfahren.

Unsere ElanDisten zogen voll mit, backten
Kuchen und kochten Kaffee, begrüßten die
Gäste etwas aufgeregt, aber sehr herzlich,
erzählten begeistert, berührend und sehr
anschaulich über ihren Entschluss, ihr
Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland in Athen
zu absolvieren, über das hier Erlebte und           Die Internationalen Orgeldiplome werden vom
Erfahrene. Sie hatten auf jede Frage eine           ABRSM, dem Associated Board of the Royal
packende Antwort, lobten Land und Leute,            Schools of Music, im Vereinigten Königreich
äußerten sich aber auch durchaus kritisch. Alle     vergeben. Zu den sehr anspruchsvollen
Gäste waren begeistert über den Mut unserer         theoretischen und praktischen Prüfungen reist
Fünf, ihre zupackende Art, ihr fröhliches Wesen,    extra ein Prüfer aus England an. Sein Name
ihre Reife und die unglaublichen Chancen, die       bleibt in der Regel geheim. In diesem Jahr eine
jungen Menschen in dieser Zeit, in diesem Land      sehr strenge, aber auch sehr freundliche Dame,
über unser ElanDe Programm gegeben werden.          die sich sogar nach den sehr guten Leistungen
                                                    der Prüflinge zu einem Familienfoto hinreißen
Nach dem gemeinsamen Abendessen, bei dem            ließ. Danach gab es für alle Pizza!
die Fragen nicht abreißen wollten, gingen wir
dann mit unseren Gästen rüber in die Kirche, wo     Chris Paraskevopoulos kann stolz auf seine
sie ein Passionskonzert der ganz besonderen Art     Schüler sein, die übrigens einen strengen
erleben durften. Junge griechische Musiker          Probenplan einhalten, oft sonntags unsere
brachten ein Werk byzantinischer Passions-          Gottesdienste musikalisch mitgestalten, die
musik zur Aufführung und das Stabat Mater von       jedes Jahr unserer Kirche eine kleine Spende als
Pergolesi, ein Werk westlicher sakraler Musik.      Beitrag zur Wartung der Orgel zahlen und die
                                                    inzwischen ein Stück weit hier – musikalisch
Als die Kirche dann endlich leer war,               gesehen - zu Hause sind. Ihre Orgelschuhe
präsentierte Chris Paraskevopoulos unserer

                                                - 11 -
stehen fein säuberlich mit Namen versehen im     konstantinou ins Gemeindehaus, wo er am 23.
Regal neben der Orgelbank.                       April einen wirklich wunderbaren Vortrag hielt.

Dort standen auch im letzten Jahr noch Mayas     Er, der angesehene Ökonom und ehemaliges
Schuhe. Maya Krabbe, ElanDe-Jahrgang II. Sie     Mitglied der Task Force, hat sich tatsächlich
war kürzlich für ein paar Tage zu Besuch in      dazu hinreißen lassen, in unserem Gemeinde-
unserer Gemeinde, zusammen mit insgesamt         haus über sich, seine Hochzeit vor vielen Jahren
sieben Alt-ElanDisten. Und Maya hatte            in unserer Kirche, seine Freundschaften und Ar-
tatsächlich im kleinen Handgepäck ihre           beitsbereiche, seine Familie und seine Inte-
Orgelschuhe. Erst mal eine Runde Orgelspielen.   ressen, seine Ansichten und Prognosen zu
Auch das gehört dazu, wenn ein Gast nach         sprechen. Es war spannend und aufschlussreich.
langer Zeit nach Hause kommt.                    Schön, dass sich doch eine ganze Reihe von
                                                 Zuhörern eingefunden hatten, deren Fragen Dr.
                                                 Bastian zu Antworten veranlassten, die noch
                                                 einmal einen anderen Blick auf die Krise, auf
                                                 Land und Leute warf, aber auch auf die
                                                 Betrachtung und Einschätzung der Griechen im
                                                 Ausland.

                                                 Dr. Bastian, ein Brückenbauer, der zu besserem
                                                 Verständnis für die Haltung der Menschen
                                                 beider Länder, Deutschlands und Griechenlands,
                                                 beiträgt? Mit Sicherheit! Und ein Mensch, der
                                                 beide Länder sehr liebt.
                                                 Dass ihm auch unsere Gemeinde so viel
      Dr. Jens Bastian – unser                   bedeutet, brachte vor allem seine großzügige
prominentester und spannendster Gast             Buchspende zum Ausdruck. Der Erlös aus dem
        der letzten Monate                       Verkauf der Bücher, floss direkt in unsere
                                                 Gemeindekasse. Herzlichen Dank, Dr. Bastian!
Wie bescheiden kommt
er die Sina hinauf! Mit
einem kleinen blauen                                    Und noch eine kleine Geste
Rucksack. Aber schwer                                 gegenseitiger Gastfreundschaft
ist er offenbar. Dr. Jens
Bastian trägt mehrere                            Der Freundeskreis der ehemaligen Lehrer an der
Exemplare des von ihm                            Deutschen Schule Athen bat darum, in unserem
ins Deutsche übersetzte                          Gemeindesaal während seines Jahrestreffens,
Buch „Game Over“ des                             das jedes Jahr in einer anderen Stadt und in
früheren griechischen                            diesem Jahr in Athen stattfindet, zwei Vorträge
Ministers Jorgos Papa-

                                            - 12 -
zu halten. Herr Seidelmann und Dr. Ohr, die
dem Vorbereitungsteam angehören, erinnern               Vortrag Überblick über die Architek-
sich gern an die gute Zusammenarbeit zwischen           turentwicklung der Stadt Athen von der
der Schule und den deutschsprachigen                    Antike bis heute (Dr. Ohr)
Kirchengemeinden in Athen. Und sie freuen
sich, dass wir den Raum zur Verfügung stellen,     Dr V. Sack war Lehrer an der DSA von 1974 bis
in dem am Donnerstag, den 20. September 2018       1981. Er besorgte die Übersetzung des 1981
um 16.00 Uhr folgende Vorträge stattfinden, zu     erschienenen    Büchleins     „Abseits    der
denen auch alle Mitglieder und Freunde unserer     Touristenströme“ von T. Dimopoulos. Dr. K.-F.
Kirchengemeinde herzlich eingeladen sind.          Ohr war Landeskonservator von Baden-
                                                   Württemberg.
 Vortrag Die Verklärung der Stadt
 Athen in der altgriechischen Literatur            So sind die ehemaligen Lehrer der DSA
                                                   räumlich bei uns zu Gast, und wir dürfen bei
 und im deutschen Philhellenismus des              ihnen inhaltlich zu Gast sein!
 18. und 19. Jahrhunderts und kritische
 Anmerkungen zu Hans Eideneier (Dr.
 Sack)

                    PHILOXENIA - Gastfreundschaft
                      in der BIBEL und im BILD
Wer Gastfreundschaft übt, för-   die Gastfreundschaft zu einem Sein Werk stellt die bekannte
dert das Wachsen des Friedens.   religiösen     und     kulturellen Geschichte vom Besuch der
Wir können sie lernen.                                                           „Engel“ bei Abra-
Gastfreundschaft      ist                                                        ham und Sarah dar.
die große Einladung                                                              Zugleich ein Abbild
Gottes an ALLE zu                                                                der Heiligen Drei-
kommen. Fremde und                                                               faltigkeit
Vertraute.                                                                       Es strömt eine große
Wenn wir Gastfreund-                                                             Ruhe und Erhaben-
schaft gewähren, dann                                                            heit aus und man
nehmen wir teil an die-                                                          fühlt sich in das Bild
ser Offenheit Gottes.                                                            hineingezogen.
Wir sollen uns einan-                                                            Wir schauen es an.
der auf unserem unsi-                                                            Ikonen sind Fenster,
cheren Weg Räume der                                                             durch die man hin-
Geborgenheit schenken, bis wir   Durchbruch gebracht.                durchschaut in eine andere
zuletzt bei Gott unser Zuhause   Viele Darstellungen in der Wirklichkeit. Sie sind Fenster
an seinem Tisch finden.          christlichen Kunst greifen die- zum Himmel. Sie stellen das
In der Heiligen Schrift finden   sen biblischen Bericht auf. Hö- Unsichtbare,          Unzugängliche
wir viele Anregungen: Jesus      hepunkt ist bis heute die Ikone mit irdischen Mitteln dar.
sagt im Matthäusevangelium:      von Andrej Rubljew, „Philoxe- Sie wollen uns helfen, einzu-
„ihr habt mich beherbergt“.      nia" -Gastfreundschaft - genau- dringen in göttliche Geheimnis-
Der Hebräerbrief ermutigt uns    er „ Freundschaft zum Frem- se, die für unser Leben wichtig
zur Gastfreundschaft. Beispiel   den“ - genannt.                     sind. Rubljews Ikone will uns
dafür ist der Urvater Abraham.   In ihrer spirituellen Tiefe ist sie helfen, das Geheimnis der drei-
Er hat mit seiner Frau Sarah     unerschöpflich.                     faltigen Liebe Gottes zu ergrei-

                                               - 13 -
fen. Sie spricht uns in der Seele
                             Ewigen, Göttlichen, Unendli-         schenken kann. Trotzdem ist sie
an.                          chen. Feine Stäbe haben sie in       doch schon die Kirche Gottes.
Und gleichzeitig werden wir  den Händen. Sie sind sowohl          Der Blick geht weiter zum 3.
angeschaut. Sie fragt mich: Wer
                             Zeichen für die königliche           Engel. Gott will Gestalt anneh-
bin ich und was fehlt mir? Wie
                             Würde Gottes, zugleich Zei-          men, in unsere Zeit kommen,
in einem Spiegel sehe ich, was
                             chen dafür, dass Gott sich auf-      ganz spürbar uns den Weg zum
ich sein müsste. Und ich entde-
                             macht zu den Menschen. Er be-        Neuen Sein in Gott führen.
cke zugleich was mir weiter- wegt sich auf uns zu. Er ist der     Grün ist das Gewand: Hoff-
hilft, was heilvoll für mich ist.
                             treue Gott, der alle Wege mit-       nung, Auferstehung, Leben. Im
Gehen Sie auf Entdeckungsrei-geht. Ziel unseres Weges ist der     Glauben an Christus finden wir
se mit dieser wundervollen Iko-
                             Tisch an den alle gastfreundlich     das und können es weitergeben,
ne, lassen Sie sich von ihr mit-
                             eingeladen sind. Für jeden ist       durch uns hindurchgehen las-
nehmen. Sie ist in einer Zeit ge-
                             ein Platz frei. Wir erkennen die-    sen. Wir erkennen durch ihn:
schaffen worden- von Hass,   sen Gedanken wieder in unse-         Leben geht durch den Tod.
Zwietracht , Gewalt und Kriegrer Kirche in der Glasikonasta-      Ohne Angst, Leid und Kreuz
bestimmt - wie heute. Aber sie
                             se.                                  gibt es keine Auferstehung.
hat seit ihrer Schöpfung einen
                             Der mittlere Engel zeigt für
bisher unerreichten Zugang   mich Gott Vater. Sein Gewand
zum Geheimnis der dreifaltigen
                             ist erdhaft braun und himmels-
Liebe Gottes freigelegt und die
                             blau. Gott ist die Mitte der Welt
Schönheit, Bewegtheit und    und Herz aller Dinge. Von ihm        Vorsichtig streckt der Sohn sei-
Menschenfreundlichkeit Gottesgeht alles aus. Zeichen dafür ist    ne Hand nach dem Kelch des
uns vor Augen gebracht. Und  der Baum hinter ihm, dem             Leidens und des Opfers, den
sie fordert uns auf zu bedenken,
                             Schöpfer. Und alle, die ihm ver-     der Vater segnet, aus. Im Heili-
welche Bestimmung jeder von  trauen, sollen grünen wie ein        gen Mahl kommt uns das an je-
uns hat.                     Baum, der am Wasser gepflanzt        dem Sonntag ergreifend nahe.
                             ist.                                 Um Köpfe und Füße bildet sich
                             Der Kopf ist nach rechts ge-         ein Kreis - das Symbol der Ein-
                             neigt, zum lichterfüllten Geist      heit und Unendlichkeit: Es ist
                             Gottes. Das Blau und Grün            nur EINER, auch wenn wir ihn
                             schimmert durch sein Gewand.         nur in drei Gestalten fassen
                             Darüber das Haus der Liebe:          können.
                             die Kirche. Ihre Türe ist weit       Philoxenia - Gastfreundschaft:
                             geöffnet Der Geist führt in die      Ein Grundthema vom Alten
                             Gemeinschaft, lädt gastfreund-       Testament her im Neuen Testa-
                             lich ein. Auch wer nicht hinein-     ment fest verwurzelt und heu-
                             gehen will, findet einen Platz       te Fundament unseres Einsatzes
                             im überdachten Vorbau. Die           für Freunde und Fremde, der in
                             Kirche ist noch keine vollkom-       Gott selbst begründet ist.
                             mene Gemeinschaft. Wir wis-          Geheimnis der Gastfreund-
                             sen das in Athen, wie verlet-        schaft: ich schaue an und ich
                             zend Kirche ist und wie verletz-     werde angeschaut. Ich darf re-
                             bar, wie verwundend sie ist und      den und werde gehört.
Drei Engel sitzen an einem wie verwundbar, wie lieblos
Tisch. Erhaben: Ausdruck des und wieviel Liebe sie auch
                                                                        Pastor Michael Fridetzky

                                Monatsspruch für den Juli 2018:
  Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist,
        den HERRN zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!
                                             Hos 10,12

                                              - 14 -
Gastfreundschaft - ein Kulturerbe der Menschheit
Jede Gruppierung, Gesellschaft, jede Nation erweist die Höhe ihrer Kultur am Grad, in dem sie bereit und fähig
ist, das Andere, das Fremde, den Anderen, den Fremden aufzunehmen, sein Anderssein, seine Fremdheit, ja gerade
auch sein Nichtverständliches zu respektieren.
In allen Religionen und Kulturen galt der Gast als heilig und ein Vergehen gegen die Gastfreundschaft zog
göttliche Rache nach sich. Schon Platon hatte in seinen "Gesetzen", den "Nomoi", um die Mitte des 4.
Jahrhunderts vor Christus das Gastrecht als höchste ethische Pflicht verankert.
"Die Verpflichtung gegen die Gastfreunde muss man für unverbrüchlich heilig halten, denn alle Vergehen wider
die Fremden sind, verglichen mit denen, die sich auf die Mitbürger beziehen, in höherem Maße der Rache der
Götter anheimgegeben: denn der Fremde, verlassen von Freunden und Verwandten, ist erbarmungswürdiger für
Menschen und Götter."
Als schlimmste Strafe für ein Vergehen folgte die Verbannung außer Landes - in die Fremde, in die "Elende".
Denn "elend" war im Wortsinn das Schicksal dessen, der aus der Gemeinschaft verstoßen war, er war schutzlos,
vogelfrei.
Darum hatte er auch anderswo, außerhalb des eigenen Landes, als Schutzflehender Anspruch auf Aufnahme, ohne
Ansehen seiner Schuld und jegliches Vergehen gegen einen Schutzflehenden zog die Rache der Götter nach sich.
Die antiken Tragödien von Aischylos bis Sophokles berichten davon.
Mehrere Jahrhunderte später aber wird es in einem Brief des Apostels Johannes an die Hebräer heißen:
"Gastfrei zu sein, vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt."
Diese Mahnung aus dem Neuen Testament bezieht sich auf eine sehr alte Geschichte im Ersten Buch Mose und
verbindet damit jüdische und christliche Nächstenliebe, denn das Originalwort für "gastfrei", wie Luther hier
übersetzt, war die schlichte Aufforderung, den Fremden zu "lieben".
Im 8. Buch der Metamorphosen schildert der römische Dichter Ovid, wie der Göttervater Zeus mit seinem
Begleiter Merkur in sumpfigem ödem Gelände auf der Suche nach einer Herberge ist. Alle Bewohner weisen die
in Menschengestalt daherkommenden Götter ab - nur ein armes, sehr altes Paar namens Philemon und Baucis
öffnet den Fremden seine bescheidene Hütte, schürt das Feuer im Herd, breitet Decken für ein Lager aus, unterhält
sie und tischt ihnen auf - in Ovids liebevoller Aufzählung:
Oliven der keuschen Minerva, doppelgefärbte, dann herbstliche Kornelkirschen, in flüss'ge Hefe gelegt, Endivien
und Rettich, Käse und Eier,Die man nur leicht in nicht mehr glühender Asche gewendet, alles in irdnen Gefäßen.
(...) dann holt man vom Herde das warme Essen; den Wein - er besitzt nicht eben ein höheres Alter. Trägt man ein
wenig beiseite: der Nachtisch erhält seine Stelle. Da gibt's Nüsse und Feigen, vermischt mit runzligen Datteln,
Pflaumen sind da und duftende Äpfel, gebettet in weiten Körbchen, und Trauben, von purpurnen Reben gepflückt;
in der Mitte prangt eine glänzende Wabe von Honig. Zu allem gesellen freundliche Mienen sich bei und ein guter,
nicht geizender Wille."
Erst als der sich leerende Weinkrug sich immer neu füllt, bemerken die beiden Alten das Wunder und erkennen die
göttlichen Gäste. Diese überzeugen ihre Gastgeber, mit ihnen die Hütte zu verlassen, denn der ganze Ort mit
seinen Bewohnern soll zur Strafe für ihre Abweisung im Sumpf versinken, mit Ausnahme der Hütte der beiden
gastfreundlichen Alten. Diese verwandelt sich in einen Tempel, in dem Philemon und Baucis bis zu ihrem und -
wie sie sich wünschen dürfen - gleichzeitigen Lebensende Dienst tun dürfen.
Werte, die unser Verhältnis zum Anderen regeln
In diesem Mythos, den Ovid etwa zu Beginn unserer Zeitenwende erzählt, sind alle Implikationen der
Gastfreundschaft enthalten, die seit Menschengedenken bis heute Geltung haben. Es sind die ungeschriebenen
Gesetze des menschlichen Miteinanders - Werte, die in allen Kulturen, allen Religionen, den polytheistischen wie
den monotheistischen, vorhanden sind. Sie regeln nicht nur unser Verhältnis zu sozial entwickelter Gastlichkeit,
die wir Freunden und Auserwählten entgegen bringen. Sie regeln primär unser Verhältnis zum Anderen, zum
Fremden, der Herberge, vorübergehende Aufnahme oder nur Ansprache sucht. Das heißt, in allen Formen der
Gemeinschaft und des Umgangs mit dem Fremden wirken die alten Archaismen der Gastfreundschaft fort, die bis
heute ihr wesentlicher, sei es konkreter, sei es metaphorischer Inhalt sind: Wärme, Bewirtung, Obdach und Schutz,
ein Lager und Aufnahme in die Gemeinschaft, ins menschliche Gespräch.
Zahlreiche Beispiele aus Bibel, Neuem wie Altem Testament, sowie dem Koran und den Hadithen, aus Sitten und
Gebräuchen ließen sich noch anführen. Etwa der schöne jüdische Brauch, am Sederabend, dem Vorabend von
Pessach, am Tisch einen Platz und ein Gedeck für einen Gast freizuhalten - stellvertretend für den Propheten Elia,
der als Ankündiger des Messias erwartet wird. In Joseph Roths Erzählung Hiob wird am Sederabend der
verschollen geglaubte Sohn des ebenfalls zur Feier eingeladenen Nachbarn zurückkehren, als unerkannter
Fremder diesen Platz einnehmen, bevor er sein Schicksal erzählt und sich zu erkennen gibt. Ebenso zahlreich die
Stellen im Neuen Testament, in denen Jesus zur Barmherzigkeit und Gastfreundschaft mahnt, gerade auch den
Ärmsten und Geringsten gegenüber. Bei Matthäus verkündet er das "Weltgericht", wo der göttliche Richter die
Gerechten zu seiner Rechten setzen wird mit den Worten:

                                                      - 15 -
"Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt.
Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet.
Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Und
wenn dann die Gerechten fragen, wann das gewesen wäre, wird er antworten: Wahrlich, ich sage euch: „Was ihr
getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mit getan.“

                             "Nichts ist fremdartiger und fremder als der Andere"

sagte der Philosoph Emmanuel Lévinas. Also der Mitmensch. Jeder also dem Nächsten ein Fremder und im
schönsten Falle ein Gastfreund, ein Gast. Nur in dieser Perspektive lässt sich jener evolutionär-feindselige Impuls
zu einer menschenwürdigen Haltung umbilden, die seit je in aller Gastfreundschaft bewahrt ist, und deren
Grenzen und Bestimmungen jenseits von quantitativen "Obergrenzen" immer neu auszuhandeln sind - im
Bewusstsein, dass Gerechtigkeit, Weltfrieden und Menschenrecht auch jenes nichtrationalen, liebenden
Überschusses bedürfen, der dem nie endenden work in progress zu wahrer Humanität seine Triebkraft verleiht.

Quelle: Deutschlandfunk
Mit Genehmigung der Autorin Marleen Stoessel

                       UNDANK IST DER WELT LOHN
                                          Zitat von Ludwig Bechstein 1856

Diese Redewendung ist sicherlich jedem be-                 sich das Agieren Ihres Organes insgesamt zu-
kannt. Wie sehr sie sich bewahrheitet, wurde               rechnen lassen müssen – zeigen Sie eine unver-
uns vor kurzem deutlich vor Augen geführt, als             mindert unversöhnliche und den Zielen des Ver-
der Diakonieverein Vera Sficas am 03.04.2018               eins abträgliche Haltung“.
aus uns unverständlichen Gründen den Aus-                  Diese Argumentation bezieht sich auf die Tat-
schluss deren Mitgliedschaft ankündigte.                   sache, dass Vera Sficas als Vorsitzende des Kir-
Der Diakonieverein, als Träger des Haus Koro-              chengemeinderates eine gerichtliche Mahnung
neos, wurde am 30.10.2006 gegründet, der Be-               der unserer Ansicht rückständigen Mieten des
trieb des Seniorenheims begann 2007. Vera Sfi-             Haus Koroneos, unterstützt hat. Im übrigen hat
cas war eines der Gründungsmitglieder und hat              der KGR diese Mahnung, ohne Einschaltung
sich in all den Jahren nicht nur als Mitglied für          des Gerichts, zurückgezogen, und dem Diako-
die Belange des Altenheims eingesetzt, sondern             nieverein die Möglichkeit gegeben, hierzu Stel-
finanziell zur Entstehung des Umbaus des Ge-               lung zu beziehen.
bäudes beigetragen. Familie Sficas hat insge-              Wir weisen hier ausdrücklich darauf hin, dass
samt € 48.000 gespendet und war immer bereit               Frau Sficas hier im Interesse des Kirchenge-
zu helfen.                                                 meinderats gehandelt hat, deshalb sehen wir den
Trotz berechtigtem Widerspruchs der angeführ-              Ausschluss als einen erneuten Angriff auf die
ten Argumente seitens Vera Sficas am                       Kirche.
14.04.2018, wurde bei der Jahresversammlung                Es gibt uns durchaus zu denken, dass diese Akti-
des DV am 07.05.2018, unter Punkt 10 der Ta-               on kurz vor der für 07.05.2018 anberaumten
gesordnung, der Ausschluss beschlossen und                 Jahresversammlung, deren Tagesordnung auch
Vera Sficas mit Schreiben vom 26.04.2018 be-               die Präsentation der Haushaltszahlen beinhal-
stätigt.                                                   tete, erfolgte. Insofern war es Vera Sficas auch
Zitat aus dem Schreiben: „Mit Ihrem Antwort-               nicht möglich daran teilzunehmen, so wie sie es
schreiben vom 14.04.2018 haben Sie unsere Be-              in all den Jahren getan hat.
gründung nicht entkräftet. Spezifisch als Vorsit-                                 Der Kirchengemeinderat
zende des Kirchengemeinderates – als die Sie

                                Monatsspruch für den August 2018:
      Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.          1 Joh 4,16

                                                      - 16 -
RENOVIERUNGSARBEITEN
...in den Räumen unter der Kirche und im Ge-
meindehaus                                              Wir bedanken uns bei Familie Sficas, die die
Endlich konnten wir die Neugestaltung der Bä-           gesamten Kosten für die neue Dusche im 2.
der unter der Kirche, in unserem kleinen Flücht-        Stock getragen hat.
lingsheim in Angriff nehmen. Unsere Handwer-
ker waren mit maroden Leitungen, Abflüssen              Während des Umbaus
und Schimmelbefall konfrontiert. Nun freuen             der Dusche mussten un-
wir uns, zusammen mit den Flüchtlingen, die             sere ElanDisten und Gäs-
sich geduldig in den Wochen der Arbeiten die            te auch ein paar Tage auf
kleine Dusche teilten und ihre Wäsche im 2.             die Annehmlichkeit des
Stock des Gemeindehauses waschen mussten.               Duschens      in    ihrem
                                                        Stockwerk       verzichten
                                                        und waren dann im Ge-
                                                        genzug zu Gast bei den
                                                        Flüchtlingen.
                                                        Doch nun ist alles hygienisch, funktional,
                                                        schlicht aber schön, also in Top-Zustand. Dafür
                                                        gesorgt haben unsere großzügigen Spender, un-
                                                        sere Handwerker, die in Rekordzeit gearbeitet
                                                        haben, und Luise Stahl und Jörg Häntzschel, die
                                                        mit viel Geschmack und Eifer das Material aus-
                                                        gesucht haben.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Lan-
deskirche der Pfalz, die durch ihre großzügi-
ge Spende, diese Renovierung überhaupt erst
möglich gemacht hat.

Auch im Gemeindehaus wurde im 2. Stock die
Gästedusche neu gestaltet. Auch hier mussten
alte „Sünden“ der früheren Handwerker korri-
giert werden. Nun erstrahlt die Dusche in neuem
Fliesenkleid und einer Duschwand aus Glas.

            Durch ausgefeilte Technologie von der soliden
                   Kirchenorgel zur Konzertorgel
Wenn sonntags morgens Punkt zehn Uhr die Glocken verklingen und der erste Ton der Orgel uns auf den
Gottesdienst einstimmt, dann stellt sich eine tiefe innere Ruhe ein, dann strömt Luft nicht nur durch die Or -
gelpfeifen, sondern auch durch jeden Gottesdienstbesucher. Würden wir die Frage stellen, was einen Gottes -
dienstbesuch in einer Kirche ausmacht, so würden wir zweifellos zu Antwort kommen: Predigt, Liturgie, Be-
ten, Segen, Singen, Glockengeläut und Orgel. Wir haben eine sehr gute Steinmeyer Orgel, die größte Kir-
chenorgel Athens und eine der größten Griechenlands. Inzwischen ist diese Orgel nicht mehr nur für gottes -
dienstliche Zwecke ein wichtiges Instrument. Die Orgel unserer Christus-Pantokratorkirche ist spätestens

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2013 während des einwöchigen Orgelfestivals zu einer Attraktion für hunderte von Griechen geworden, die
seither zahllose Konzerte in unserer Kirche besucht haben.

Schon 1972 hat die damalige Organistin
Destounis erkannt, dass die Disposition der
Orgel nur ein eingeschränktes Repertoire
zulässt. Nicht alle Werke können auf unse-
rer Orgel den Vorgaben der Komponisten
entsprechend wiedergegeben werden. Frau
Destounis hatte damals bei deutschen Or-
gelbauern Angebote eingeholt, um der Or-
gel Pfeifen und Register hinzuzufügen, die
sie bis zur heutigen Zeit zu einem nicht zu
toppenden Instrument gemacht hätten. Lei-
der scheiterte es damals wie auch heute an
den dafür erforderlichen Mitteln.

Aber seit 1972 hat es wundervolle Entwick-
lungen auf dem Gebiet des Orgelbaus gegeben. Technologie, Technologie und noch einmal Technologie. Wir
kennen alle Hybridfahrzeuge , deren Motorenbetrieb man mühelos in ein und demselben Fahrzeug umschal-
ten kann. So etwas ist nun auch für Orgeln möglich geworden. Viele Kirchenorgeln sind inzwischen für rela -
tiv kleines Geld zu Hybridorgeln umgebaut worden, die keinen Organistenwunsch offen lassen. Dabei wer-
den elektronische Pfeifen und Registraturen eingespielt. Die laufen dann bei Bedarf über ein Computerpro -
gramm und passen sich in den Klang der real existierenden Orgel harmonisch ein, sodass eine nahezu belie -
big große Klangvielfalt und ein enormes Klangvolumen geschaffen wird.

Durch den Zusatz digitaler Stimmen und ggf. auch eines digitaler Komponenten erhält das Instrument zu -
sätzlich eine neue Dimension mit ungekannt vielen Zusatzoptionen.

Nicht zuletzt wegen des finanziellen Aspekts entscheiden sich Kirchen zunehmend für Hybridorgellösungen.
Die Anschaffung und Wartung digitaler Stimmen und eines digitalen Spieltisches sind günstiger als die her-
kömmliche Restauration oder Erweiterung. So würde zum Beispiel die Anschaffung einer einzigen Orgel
pfeife, die den Klang einer Trompete wiedergeben kann, rund 15 000 Euro kosten. Weitere Vorteile sind die
Klangbeständigkeit der digitalen Stimmen und deren Unempfindlichkeit Temperaturschwankungen in der
Kirche gegenüber.

Saverio Tamburini baut Orgeln in der vierten Generation seit 1893. Insgesamt zählt man über 1000 Orgeln
weltweit zu seinen Werken, in namhaften Kirchen wie die Kathedrale von Messina, die Kathedrale in Mai -
land, das Auditorium in Mexiko Stadt oder San Giovanni in Bologna. Mit besonderem Stolz erfüllen den Or-
gelbauer seine Werke im Petersdom und in der Mailänder Scala.

Der Kontakt zu Severio Tamburini kam über unseren Organisten Christos Paraskevopolous zustande, der
auch die Arbeiten an unserer Orgel im Juli begleiten wird. Tamburini kommt seit 2014 jedes Jahr zu uns nach
Athen, um unsere Orgel zu reinigen, zu warten, zu reparieren und zu stimmen. Er kennt jede Pfeife, jeden
Zwischenraum, jeden Millimeter auf der Orgelempore.

Natürlich drängt sich sofort die Frage auf: „Was soll das alles kosten?“. Zurückblickend auf die beliebten,
äußerst erfolgreichen und gut besuchten Konzerte und der zukünftigen Planung weiterer musikalischer Ver -
anstaltungen in unserer Kirche, haben wir uns fuer eine Modernisierung der Orgel entschieden. Die Kosten
von insgesamt 5.000 Euro werden komplett von einem großzügigen Sponsor für diesen speziellen Zweck be -
reitgestellt.
                                                                          MIT GA
Wir dürfen Sie jetzt schon ganz herzlich zu dem Eröffnungskonzert im     BEDAN NZEM HERZ
                                                                               KE         EN
Herbst diesen Jahres einladen. Den genauen Termin erfahren Sie über       DEN SP N WIR UNS B
                                                                                             EI
den nächsten Kirchenbrief und per separater Ankündigung.                 FÖRDE ENDERN UN
                                                                               RERN       D
                                                                                    U
                                                                             GEMEI NSERER
                                                                                   NDE

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Sommerserenade im Kirchgarten
Am Abend des 3. Juni ist ein ganz persönlicher         das Programm erstellt, sich um die Konzertorganisa-
Traum in Erfüllung gegangen. Sommerserenade im         tion gekümmert und die ersten drei Sommerserena-
Kirchgarten. Wie oft war ich im Garten, habe die Or-   den im Kirchgarten mit Rundfunkinterviews und
gel gehört und gedacht, dass es doch auch einmal       Beiträgen in den elektronischen Medien beworben.
schön wäre, im Kirchgarten eine andere Art von Mu-     Aber er hat auch Stühle geschleppt, für Getränke ge-
sik zu hören. An einem lauen Sommerabend, wenn         sorgt, Plakate entwerfen lassen und das Programm
der Jasmin durftet, habe an romantische Beleuchtung    erstellt.
und ein Gläschen kühlen Wein gedacht. Schon vor
Jahren.

                                                       Und so konnte dann am Abend des 3. Juni ein Traum
                                                       in Erfüllung gehen. 85 Gäste, Mitglieder und Freun-
                                                       de unserer Gemeinde, griechische Liebhaber der
Dann wurde vor einigen Jahren im Zuge der Umbau-       klassischen Musik, auch viele junge Menschen
arbeiten der Kirche auch der Garten neu gestaltet.     lauschten den Klängen des Streicherquartetts „four-
Und es gab zwei wunderbare Kuba-Abende mit             te“, tranken ein Gläschen kühlen Wein und genossen
Life-Musik, viel Mochito und Tanz. Nicht wenige        sichtbar die zauberhafte Atmosphäre im Garten, den
können sich an unsere Spieleabende bei ehr beschei-    ein oder anderen erfrischenden Luftzug, das Ge-
dener Beleuchtung, die durchaus auch zum Schum-        zwitscher der Vögel, die sich wunderbar in die Mu-
meln einlud, erinnern. Es gab Gemeindefeste im         sik der jungen Streicher einfügte, das Flackern der
Kirchgarten, einen Weihnachtsmarkt bei schneiden-      vielen Citronella-Kerzen, die es tatsächlich geschafft
der Kälte, aber viel Glühwein, Punsch und wärmen-      haben, Mücken von Musikern und Konzertbesu-
dem Grillfeuer, Geburtstagsfeste, Stadtkirchentag      chern fern zu halten.
und viele lange und gemütliche Beisammensein.
Doch mein Traum von einer romantischen Sommer-         Alle waren sich einig: ein außerordentlich gelunge-
serenade war noch meilenweit entfernt. Im letzten      ner Abend, ein wundervolles Erlebnis, Musik, die
Winter habe ich diesen Traum mit Chris Paraskevo-      auf dem Heimweg nachklang. Eine bekannte grie-
poulos geteilt, der sofort Feuer und Flamme war.       chische Musikkritikerin sagte nach dem Konzert:
                                                       „Hohes musikalisches Niveau auf der vielleicht
Im Frühjahr hat sich unser Vorstandsmitglied Luise     schönsten Bühne Athens, eine nicht zu toppende At-
Stahl dann des Themas angenommen und zunächst          mosphäre. Ich danke der Evangelischen Kirche
einmal einen Gärtner kommen lassen, der die Kie-       Deutscher Sprache für dieses schöne Erlebnis!“ Na,
fern von der weit fortgeschrittenenen „Vamvakiasi“     wenn das kein Erfolg ist…. Und fast die Hälfte der
befreit hat. Kornelia Redloff hat danach mit den       Besucher dieses Abends haben sich für die nächste
Flüchtlingen ihren „grünen Daumen“ zum Einsatz         Sommerserenade am 17. Juni vormerken lassen.
gebracht und den Garten liebevoll bepflanzt, Men-      Dann begrüßen wir auf „der vielleicht schönsten
gen von Unkraut ausgezogen, ältere Pflanzen be-        Bühne Athens“ vier Saxophonisten mit einem wie-
schnitten und den Spaten geschwungen, um das Erd-      der ganz wunderbaren Repertoire.
reich aufzulockern. Und schließlich hat Luise Stahl
dann zusammen mit unserem sehr fähigen Elektriker      An dieser Stelle HERZLICHEN DANK allen, die so
für die Gartenbeleuchtung gesorgt, die seit vielen     begeistert an diesem Projekt der „Sommerserenaden
Jahren dringend erforderlich war.                      im Kirchgarten“ mitgewirkt und die es unterstützt
                                                       haben.
Zeitgleich hat Chris Paraskevopoulos sich um die für
Gatenmusiken infrage kommenden Musiker bemüht,                                           Hilde Hülsenbeck

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