ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe

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ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
AUSGABE 1 | 2021
                                                          FRÜHLING

         ELAN
         Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten
         Magazin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe

Kirche
– da steckt
mehr drin!
ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Vorwort

                                                                      Liebe Leserinnen und Leser!
                                                                      »Hmm, das Heft fühlt sich ganz anders an!?«
                                                                      Sie haben recht. Mit dieser Ausgabe des ELANs
                                                                      haben wir endlich den mehrfach angeregten
                                                                      Druck unseres Magazins auf Umweltschutzpapier
                                                                      umgesetzt. Durch die Verwendung des Recycling-
                                                                      papiers möchten wir einen Beitrag zum Schutz der
                                                                      Wälder, zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und
                                                                      zur Einsparung wertvoller Ressourcen beisteuern.
                                                                      Zum Osterfest 2020 hatten wir uns aufgrund der
                                                                      Corona-Krise zur Herausgabe einer Sonderbeilage
                                                                      des ELANs entschieden. Zum diesjährigen Osterfest
                                                                      finden Sie in der Heftmitte anlässlich der nach wie
                                                                      vor unsicheren Zeiten ein herausnehmbares Dop-
                                                                      pelblatt mit Anregungen für eine »Osterandacht
                                                                      auf dem Weg«.
                                                                      Überschrieben ist diese ELAN-Ausgabe mit »Kirche
                                                                      – da steckt mehr drin!« – mehr als man sieht, als
                                                                      du denkst, als man vermuten würde. Als Kirche
                                                                      beschäftigen wir uns nicht nur mit uns selbst. Bei
                                                                      der Kirche handelt es sich nicht um eine exklusive
                                                                      Gruppe von Eingeweihten oder Hochengagierten.
                                                                      Diejenigen, die in Kirchengemeinden oder in kirch-
                                                                      lichen Einrichtungen leben und mitarbeiten, laufen
                                Foto: © Wirestock – stock.adobe.com

                                                                      nicht mit Scheuklappen durch die Welt. Dann hät-
                                                                      ten sie den Auftrag Jesu gänzlich missverstanden.
                                                                      Was den christlichen Glauben ausmacht, das will
                                                                      sichtbar werden durch Lebensäußerungen in vielen
                                                                      Bezügen unserer Lebenswelt.
                                                                      Die Menschen in der Kirche empfinden Verantwor-
                                                                      tung nicht nur füreinander, sondern auch über ihr
                                                                      Miteinander hinaus für gesellschaftliche Heraus-
                                                                      forderungen. Die Kirche will nach ihren Möglichkei-
                                                                      ten einen Beitrag zum Gelingen des Gemeinwohls
                                                                      leisten. Die Beispiele kirchlicher Arbeitsfelder, über
                                                                      die wir in dieser ELAN-Ausgabe berichten, sind nur
                                                                      ein kleiner Ausschnitt. Wenn es Ihre Neugierde auf
                                                                      mehr wecken sollte, dann wünschen wir Ihnen bei
                                                                      ihrer Suche erhellende Entdeckungen.
                                                                      Wir wünschen Ihnen und den Menschen, die Ihnen
                                                                      verbunden sind, dass Sie durch die Osterbotschaft
                                                                      gestärkt werden. Durch sie offenbart sich die
                                                                      unbändige Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen.
                    kd                                                Gottes bahnbrechende Kraft ist Lebenselixier für
                              ade                                     die Kirche. Aus der Begegnung mit ihm schöpfen
                                                                      Christen Hoffnung und Ermutigung auch in schwie-
                                                                      rigen Zeiten.
                                                                      Bleiben Sie behütet und bewahrt unter Gottes
               uh                                                     Segen.
                         eb                                           Ihr Ulrich Hinz
                                                                      ELAN Redaktion:
                                                                      Ulrich Hinz (uh), Karin Droste (kd), Eike Büchner (eb),
                                                                      Beate Ney-Janßen (ade) & Christiane Meyer (cm)
          cm

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ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
»Donnerwetter!«
                                           Liebe ELAN Leserinnen und Leser,

                                           »Was machst du eigentlich den ganzen             Andacht
                                           Lockdown so? Keine Gottesdienste und
                                           Kreise, Hochzeiten und Taufen. Recht
                                           entspannt, oder?«
                                           Solche (zugegeben meist mit einem
                                           Zwinkern versehenen) Kommentare habe
                                           ich im vergangenen Jahr von einem alten
Inhalt                                     Schulfreund gehört.
                                           Und obwohl ich locker abwinkte und nach
2    Vorwort                               außen hin solche Sätze wegatme, bleibt
3    Andacht                               so eine Frage zurück: Ja, was machen wir
4    Kirche – das steckt für mich drin     eigentlich? Wozu ist Kirche da? Was ist       Aktives Warten ist aber auch kein »How-
6    Wo Kieselsteine auf Reisen gehen      unser Auftrag in dieser Zeit?
7    Diakonie – gelebte Nächstenliebe
                                                                                         to-create-a-Donnerwetter-Bausatz«.
                                           Vielleicht müssen wir uns eine gewisse        Es ist vielmehr die Aufmerksamkeit dafür:
8    Kirche – woher und wohin              Planlosigkeit eingestehen und diese aus-
9    Osterandacht auf dem Weg                                                            Und was ist, wenn Gott längst dabei ist?
                                           halten lernen; uns ehrlich machen und         Was ist, wenn Jesus längst wieder unter-
13   Evangelische Kindergärten
                                           bekennen: Wir haben nicht den Königs-         wegs ist auf den Straßen zwischen Jericho
14   Die Kirche und das liebe Geld
15   Notfallseelsorge                      weg. Und wo wir schon dabei sind, dann        und Jerusalem, zwischen Steinhuder Meer
16   Aus der Landeskirche                  können wir uns gleich eingestehen: Den        und Stadthäger Hüttenstraße, zwischen
17   Termine und Veranstaltungen           Königsweg gibt es nicht.                      Bückeburger Schloss und der Residenz am
18   Freud und Leid                        Jetzt mag man sagen: »Klingt ja ehrlich,      Harrl? Wenn es dem einen oder anderen
                                           aber was ist der Plan? Kommen wir nun         längst wieder durchs Herz geht und sein
                                           in eine Spur, in der wir gar nichts mehr      Erbarmen anrührt, weil er nicht ertragen
                                           bekennen (und glauben) können?«               kann, wie Menschen allein bleiben oder
                                           Merken Sie etwas? Wir sind so gestrickt:      gefangen sind in Bindungen und Süchten.
                                           Wir suchen Pläne. Wir wollen Ergebnisse,      Aktives Warten ist die Aufmerksamkeit für
                                           die sich sehen lassen können. Worte, die      die Botschaft vom liebenden Gott in neuer
                                           gehört werden. Zahlen, die zählen. For-       Gestalt – in Serien und in neuen Liedern.
                                           men, die beeindrucken.                        In Gebetshäusern und Podcasts, in denen
                                           Ich kann das gut verstehen. Ich ticke         man »Hossa« ruft oder nach »Wort und
                                           auch so. Doch ich setze noch einmal an:       Fleisch« fragt. In Gemeinschaften, die sich
                                           Was macht die Kirche aus? Ich meine           um digitale Lagerfeuer versammeln und
                                           nicht die Organisationsform, sondern die      miteinander beten. Projekte, die keine
                                           Menschen, die irgendwann einmal in einer      kirchliche Kommission je erfunden oder
                                           Gemeinschaft von Liedern, Gebeten, ewi-       zugelassen hat, sondern die mithilfe auf-
                                           gen Worten ein Stück Zuhause gefunden         merksamer Gottsucher:innen entstanden
                                           haben. Die auf den Geschmack gekommen         sind.
                                           sind, dass dieser Mann aus Nazareth et-       Wenn wir sagen: »Dieser Jesus hält mich
                                           was ausstrahlt, dass es leichter macht zu     eigentlich nicht, aber es sind ganz nette
                                           leben, zu lieben, zu leiden und zu handeln.   Leute in der Gemeinde.«, glaube ich nicht,
                                           Von Hanns Dieter Hüsch stammt das             dass das auf Dauer halten wird. Denn
                                           Gebet: »Und jeder soll es sehen oder          wir sind alle ganz nette Leute. Meistens.
                                           ganz erstaunt sein. Dass Gottes Kinder so
EL AN                                      leicht und fröhlich sein können. Und sagen:
                                                                                         Und manchmal nicht. Und manchmal ist
Magazin der Evangelisch-Lutherischen                                                     es nicht die Schönheit unserer Räume
                                           ›Donnerwetter!‹ «                             oder der Geschmack unseres Kaffees;
Landeskirche Schaumburg-Lippe
                                           Ich gestehe, dass mich diese Worte treffen    auch nicht das Angebot, wie man den
-Landeskirchenamt- Pressestelle
                                           und triggern: Was braucht es, dass Men-       Sonntagmorgen rumkriegt oder dass wir
Bahnhofstraße 6 | 31675 Bückeburg
                                           schen über Christen sagen: Donnerwetter!      netter sind als andere Vereine – manchmal
Internet: www.LKSL.de
                                           Ich glaube nicht, dass es das eine Donner-    ist es einfach er selbst, seine Worte und
E-Mail: pressestelle@lksl.de
                                           wetter gibt. Vielleicht bietet die Pandemie   seine Wahrheit.
                                           die große Chance für uns Christen zu ler-     Darin liegt für mich eine tiefe Freude,
Verantwortlich: Ulrich Hinz (uh)           nen: es braucht eine Vielzahl an kleinen      durch die die Kinder Gottes rufen können:
Layout / Design: Karin Droste (kd)         Donnerwettern.                                ›Donnerwetter!‹ Freundlich und heiter,
                 & Eike Büchner (eb)       Ich glaube, was wir brauchen, ist das,        weil Jesus in den Schwachen mächtig ist.
Titelbild:       2021 © (eb)               was Bonhoeffer eine Haltung des »akti-
Mitarbeit:       Beate Ney-Janßen (ade)    ven Wartens« nennt. Aktives Warten ist                                  Dominik Storm,
                 & Christiane Meyer (cm)   das Gegenteil von passivem Fatalismus.                                   Pastor in Frille

                                                                                                                                3
ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Kirche – das steckt für mich drin
                                                           Es macht mir große Freude, effektiv an dem Geschehen
                                                           und Entscheidungen meiner Kirchengemeinde mitzu-
                                                             wirken und mich einzubringen.
                                                              Zu sehen, wie sich Dinge im Laufe der Jahre verändern
                                                               und verbessern, und das maßgeblich mitgestaltet zu
                                                                haben, ist ein zufriedenstellendes Gefühl. Außerdem
                                                                ist es wirklich schön, in einem Team zu arbeiten, das
                                                                erst mal die gleiche Basis hat: den christlichen Glau-
                                                               ben, und dann auch noch das gleiche Ziel, das Wohl
                                                               unserer Kirchengemeinde!
                                                             Ich habe es in all den Jahren noch nicht bereut, mich
                                                            dieser Aufgabe zu widmen!
                                                          Conny Lossie, Kirchenvorsteherin in
                                                          der Kirchengemeinde Steinbergen

                                     Cevennen in Frank-
Auf meiner ersten Freizeit in den
                                      Update verpasst.
reich wurde meinem Glauben ein
                                      groß geworden
Da ich in einer christlichen Familie
                                          ng zu Jesus,
bin, hatte ich schon immer eine Beziehu
                                    das erst e Mal in
auf der Freizeit habe ich dann Gott
                                      eren  Juge nd-
einer anderen Gemeinschaft mit and
 lichen kennen gelernt.
                                        schaft und
 Da mir dieses Erlebnis von Gemein
                                      nte ich nicht
 Gottes Nähe so wichtig wurde, kon
                                         arbeiter Frei-
  anders, und habe später selbst als Mit
  zeiten mitgestaltet.
  Markus Paul, Jugendfreizeit-Teilnehmer
  und -Mitarbeiter aus Schierneichen

                                                  »Unsere Kinder besuchen einen evangelischen Kin-
                                                    dergar ten, da uns neben Nähe und Persönlichkeit,
                                                     besonders der Halt, die Gemeinschaft und Werte
                                                      am Herzen liegen.
                                                       Die Vermit tlung von Traditi onen, wie z.B. was
                                                       geschah an Ostern / Weihnachten, sind uns wich-
                                                      tig. Ebenso wichtig ist es uns, dass ein kirchlicher
                                                     Kindergarten eine Erziehung zu Toleranz gegenüber
                                                    andere n Leben s- und Glaube nsrichtungen unter-
                                                  stützt.«
                                              Sandra Tan-Diester, Elternsprecherin im
                                             Ev. Kindergarten Meinsen

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ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
ich in »meiner« Kirc henge-
Schon in meiner Jugendzeit habe
                                       ein tolles Miteinander erlebt.
meinde ein starkes Wir-Gefühl und
                                        onnen, im Posaunenchor und
Fast zur selben Zeit habe ich auch beg
                                       « Gemeinde zu musizieren.
später dann im Kirchenchor »meiner
                                             erlebt und dur fte an
Inzwischen habe ich unzählige Proben
                                          wirken. Die Musik hilft
vielen Gottesdiensten musikalisch mit
                                            zu verarbeiten und
mir, freudige und traurige Erlebnisse
                                             n. Dabei empfinde
 meiner Stimmung Ausdruck zu verleihe
                                       Gemeinschaft zu erle-
 ich es als unglaublich schön, dies in
                                        vor Augen zu haben,
 ben, aber auch gemeinsam ein Ziel
                                        miteinander um den
 auf dieses hinzuarbeiten, auch mal
                                         ließlich ein Erfolgser-
  besten Weg dahin zu ringen und sch
                                           z besonders intensiv
  lebnis zu haben. All das habe ich gan
                                              Pos aun enc hor auf
  auf den Som me rfre izei ten mit dem
                                              einsame Erleben mit
  Spiekeroog erleben dürfen. Dieses gem
                                         en christlichen Wertever-
   lieben Menschen mit einem ähnlich
                                        und ist gleichzeitig Rückhalt
   ständnis wie meinem gibt mir Kraft
   und Kompass für meinen Alltag.
    Jörg Homeier, Posaunenchorleiter
    der Kirchengemeinde Heuerßen

                                          Ich engagiere mich ehrenamtlich in
                                                                                   der Notfallseelsorge.
                                          »Anderen Menschen zu helfen und sie
                                                                                     zu unterstützen, wenn
                                          sie sich in einer Notsituation oder Aus
                                                                                     nahmesituation befin-
                                          den, ist für mich ein wesentlicher Teil
                                                                                    der christlichen Nächs-
                                          tenliebe. Ich treffe in der Regel auf
                                                                                  völlig fremde Personen,
                                               bei denen nichts mehr so ist, wie es
                                                                                      vor dem Ereignis war
                                                  und doch schenken sie mir Akzeptanz
                                                                                             und Ver trauen
                                                     und nehmen meine Unterstützung
                                                                                             an. Mir Zeit zu
                                                       nehmen und für andere Menschen
                                                                                               in Not da zu
                                                        sein, sie dabei zu unterstützen mit dem
                                                                                                    , was sie
                                                        in der Situation benötigen, und me
                                                                                                 ine Person
                                                        und Bedürfnisse in den Hintergrun
                                                                                               d zu stellen,
                                                        das ist für mich Nächstenliebe.
                                                      Die Not fall seelsor ge ist wic htig!
                                                                                              Wir leb en in
                                                     einer Welt, die durch immer mehr
                                                                                              digitale Kon-
                                                   takte geprägt wird. Kamera und Mik
                                                                                            rofon ersetzen
                                                persönliche Kontakte. Doch dies alle
                                                                                          s kann die Hand
                                            auf der Schulter, den direkten Blick
                                                                                   in die Augen oder das
                                        in den Arm nehmen nicht ersetzen
                                                                               . In Krisensituationen ist
                                        die persönliche Zuwendung wichtig
                                                                                , wo keiner auf die Uhr
                                        schauen muss und es so lange dauern
                                                                                  darf, wie es nötig ist.«
                                        Ralf Schymon, ehrenamtlicher Notfalls
                                                                                  eelsorger

                                                                                                                5
ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Wo Kieselsteine auf Reisen gehen
In Helpsen ergänzen sich kirchliche und politische Gemeinde

Wie kommt die Kirche ins Dorf und wie kommt Kirche im
Dorf an? Also in der politischen Gemeinde. Und was geben
sie sich gegenseitig?
Das wollten wir von Dr. Burkhard Peter und Manfred
Kesselring wissen. »Wir haben viel zu erzählen«, teilten
Pastor und Bürgermeister aus Helpsen schon während
der Terminverabredung mit – und setzten vergnügt ein
Ausrufezeichen ans Ende dieses Satzes.

 S   ie treffen sich oft. Der Pas-
     tor, der seit 15 Jahren in der
Gemeinde ist, und der Bürgermeis-
                                       die Kirche ins Dorf – und durch die
                                       kommunale Unterstützung auch das
                                       Dorf zur Kirche.                        und transparenten Partner lobt.
ter, der diesen Posten seit zehn        Ohne einander können die beiden        Verlässlichkeit, sagt er, habe sie
Jahren hat. Und das nicht nur bei      es sich nicht vorstellen. Die Liste     auch 2015 bewiesen, als Flüchtlinge
hohen Geburtstagen und anderen         dessen, was sie miteinander aus-        nach Helpsen kamen und Peter völlig
Jubel-Angelegenheiten zum Kaffee,      hecken, rattern sie nur so herunter.    selbstverständlich einen Unterstüt-
einträchtig auf dem Sofa. Auch nicht   Der Pastor, der einmal im Monat im      zerkreis aufbaute. Eine Aufgabe, die
nur zum Klönschnack. Gemeinsam         kommunalen Kindergarten biblische       die Kirchengemeinde dem Ortsrat
packen sie vieles an.                  Geschichten erzählt.                    abnahm und mit Bravour meisterte.
  Die Liste dessen, was sie              Die Kommune, die eine Gemein-          Für Peter war diese Erfahrung auch
  miteinander aushecken,               destraße absperrt, wenn Platz für       deshalb richtig gut, weil die Unter-
  rattern sie nur so herunter.         einen Freiluft-Gottesdienst nötig       stützer nicht nur aus den Sonntags-
                                       ist. Erntefeste, Feuerwehr-Zeltlager,   Kirchgängern bestanden.
  Da ist dieses schöne Ensemble        Volkstrauertag – überall gibt es Be-
in der Ortsmitte. Die große Kirche     rührungspunkte.                          »Wir ergänzen uns« ist nicht
mit ihren 900 Sitzplätzen. Daneben                                              einfach so dahingeworfen.
Kindergarten und Grundschule. Seit       Das Gemeindehaus stellt die Kirche
                                       anderen zur Verfügung. Als außer-
                                                                                Es stecken viele kleine
kurzem schmiegt sich auch eine                                                  Bausteine dahinter ...
Kinderkrippe ins Ortsbild. Völlig      schulischen Lernort für die IGS, für
klar, dass der großzügige Parkplatz    die DRK-Blutspenden und die Senio-
                                       ren-Weihnachtsfeiern der Ortsteile.      Auch solche, die mit Kirche nicht
auf dem Kirchhof von Eltern genutzt
                                       Im Gegenzug, erzählt Kesselring, hat    so viel am Hut haben, fügten sich
wird, die ihre Kinder zur Kita brin-
                                       der Ortsrat gerne eingewilligt, sich    nahtlos und gerne in seine Initiative
gen. Ein lebhaftes Rauf und Runter
                                       an den Sanierungskosten des kirche-     ein. Aber das kennt er schon von
ist es an Tagen, an denen dort ge-
                                       neigenen Hauses zu beteiligen. Des      anderen Gelegenheiten. Die Weih-
öffnet ist.
                                       Bürgermeisters »Wir ergänzen uns«       nachts-Andachten mit der IGS führt
  Das führt auch schon mal dazu,       ist nicht einfach so dahingeworfen.     er an. Was einmal in kleinem Rah-
dass die Parkflächen etwas schneller   Es stecken viele kleine Bausteine       men begann, wird mittlerweile von
leiden als nur von den Gottesdienst-   dahinter und beide betonen, dass        der gesamten Schule mit 600 bis 700
besuchern. Kommt die Anfrage vom       das auch schon »vor ihrer Zeit« so      Schülern genutzt. Auch überkon-
Pastor, ob die Kommune fix hel-        gewesen sei.                            fessionell. Und in Corona-Zeiten als
fen kann bei der Aufarbeitung mit                                              Live-Stream in die Klassenzimmer.
neuem Kies, dann springt der Bür-       Dorfgestaltung ohne
                                                                                An den symbolhaften Kieselsteinen
germeister ein und organisiert einen    Kirche ist undenkbar
                                                                               vom Kirchhof-Parkplatz machen sich
Bauhof-Einsatz. Auf kurzem Weg und
                                        In der Kommune mischt die Kirche       beide zum Abschluss des Gesprächs
– soweit möglich – unbürokratisch.
                                       beispielsweise auch mit, wenn es        mit Vergnügen die Hände schmutzig.
 »Zehn bis 15 Kiesel nimmt je-         um das Dorferneuerungsprogramm          Und nutzen das Zusammentreffen
der Wagen mit«, sagt Kesselring        geht. Gestaltung ohne Kirchenbe-        dann, um weitere Pläne zu schmie-
schmunzelnd. Ein schönes Sinnbild,     teiligung? Undenkbar für den Bür-       den.
stellen die Männer fest. So kommt      germeister, der den verlässlichen                                    (ade)

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ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Diakonie – gelebte Nächstenliebe
�igentlich ganz einfach: Christen helfen anderen Menschen,
die Hilfe und Unterstützung benötigen.

O     der etwas ausführlicher: Men-
      schen, die sich anrühren lassen
vom Glauben an Jesus Christus,
                                        tungen und Diensten. Diakonie hilft
                                        Menschen in elementarer Not und
                                        entwickelt oder verstärkt Strukturen
Menschen, die Gottes reiche Liebe       dauerhafter Unterstützung.
erleben und erfahren, Menschen,          Die Evangelien schildern das Le-
die anderen Menschen helfen möch-       ben Jesu als ein fortwährendes
ten. Diese Menschen gestalten und       Hilfsprogramm zur Weitergabe der
prägen die Diakonie in unserer Kir-     Liebe Gottes. Diese »Option für die
che. Die Orte dieser Hilfen sind        Armen« ist der Kern von Diakonie.
unsere Gemeinden, Einrichtungen
und Dienste.
                                         Das alles ist Diakonie, das
 Das konnten wir ganz praktisch          alles ist Kirche in dieser
erleben, als die vielen Flüchtlinge
                                         Welt. Ich jedenfalls kann mir
ins Land kamen und sich in vielen
                                         eine lebendige Kirche ohne
Gemeinden Unterstützerkreise ent-
wickelten. Wir erleben es auch bei       Diakonie nicht vorstellen.
den Besuchsdiensten von »Tür an           Die »Werke der Barmherzigkeit«
Tür« oder in der Sterbebegleitung       (Matthäus 25, 35 – 36) bilden be-
durch die Hospizdienste und in der      währte Handlungslinien für den           das Leben des Geistes der gläubigen
gegenseitigen Hilfe in der Gemeinde.    diakonischen Dienst am Menschen.         Liebe, welche die verlorenen, verlas-
Auch die Schwestern der Diako-          Wen man diese Botschaft des Evan-        senen, verwahrlosten Massen sucht
niestationen sind in den Gemeinden      geliums aufgenommen hat, kann            [...].« Dieser Tradition folgend haben
unterwegs. Die ambulante Pflege         man sich Kirche ohne diese tatkräf-      engagierte Menschen sich in Hilfs-
der Diakonie wird dabei professio-      tige Nächstenliebe nicht vorstellen.     vereinen organisert und soziale Ein-
nell und qualifiziert durchgeführt.     Deshalb setzt sich Diakonie für die      richtungen und Dienste aufgebaut.
Neben der Pflegeleistung erfahren       Benachteiligten ein, an denen sich       Bis heute werden diese Einrichtun-
die Besuchten auch Zuwendung            eklatante Ungerechtigkeit zeigt und      gen durch Vereine, Stiftungen oder
und Nähe. Die Ambulante Pflege          die Würde des Menschen mit Füßen         neuerdings auch gGmbHs getragen.
unserer Diakonie Sozialstationen ist    getreten wird. Mit unserer Unter-        Diakonische Einrichtungen sind im
täglich erlebbare Kirche in unseren     stützung für Brot für die Welt oder      Sozial- und Gesundheitswesen tätig
Gemeinden.                              der Diakonie-Katastrophenhilfe öff-      und werden überwiegend über ihre
 Ein anderes Beispiel: Hilfe und        net sich unser Hilfehandeln in eine      Leistungen finanziert.
Unterstützung für Menschen mit          weltweite diakonische und ökume-
                                                                                  Das alles ist Diakonie, das alles ist
einer Suchtproblematik und deren        nische Dimension.
                                                                                 Kirche in dieser Welt. Ich jedenfalls
Angehörige bietet die Suchtberatung       Die Gestaltung der Diakonie fußt       kann mir eine lebendige Kirche ohne
der Diakonie. Den betroffenen oder      auf der Tradition der Inneren Mis-       Diakonie nicht vorstellen.
erkrankten Menschen wird geholfen       sion. Johann Hinrich Wichern, einer
aus der Spirale der Sucht auszustei-    der Gründerväter der neuzeitlichen
gen, Verelendung zu mindern und         Diakonie hat dazu geschrieben:               Günter Hartung Geschäftsführer
den Weg ins medizinische Hilfe-         »Die Innere Mission ist nicht eine                       Diakonisches Werk
system zu ebnen. Dazu braucht es        Lebensäußerung außer oder neben
bodenständige Sozialarbeit, ergänzt     der Kirche, sie will auch weder jetzt
durch eine enge Zusammenarbeit          noch einst die Kirche selbst sein
mit der Suchtselbsthilfe und den        [...], sondern sie will eine Seite der
weiteren psychosozialen Einrich-        Kirche selbst offenbaren, und zwar

                                                                                                                   7
ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Kirche – woher und wohin
Die Apostelgeschichte formuliert die
Idealvorstellung. Sie versammelten sich zu
Gottesdienst, Gebet und gemeinsamem
Mahl und teilten alles was sie hatten.

D    er Ursprung der Kirche ist Jesus
     von Nazareth, der Gekreuzigte
und Auferstandene. Der allerdings
verkündigte das Reich Gottes. Aber
von »Kirche« sprach er nicht. Die
entwickelte sich erst in den folgen-
den Jahrhunderten.
  Die ersten Christen waren von der
Erfahrung bewegt, dass der Gekreu-
zigte immer noch macht- und kraft-                                                              © Grafik: Badel
voll gegenwärtig war und versuch-
ten, die Reich-Gottes-Gemeinschaft,      zwischen notwendiger Gestaltung in
wie Jesus sie verkündigt hatte, zu le-                                              Es stellt sich vielmehr
                                         der Welt und dem Leben in geistge-
ben und dann auch zu organisieren.       wirkter Gemeinschaft noch stimmt.          die Frage, ob wir eine
  Die Apostelgeschichte formuliert                                                  Gemeinschaft sind,
                                          Mir scheint, dass heute letzteres
die Idealvorstellung. Sie versam-                                                   die vom Geist der
                                         mehr Gewicht bekommen muss.
melten sich zu Gottesdienst, Gebet       Das hieße, all unsere gewohnten
                                                                                    Christusgegenwart
und gemeinsamem Mahl und teilten         Aktivitäten und Strukturen darauf-         lebt und dadurch
alles was sie hatten. Auch wenn das      hin zu überprüfen, ob sie diesem           zusammengehalten wird.
sicher mehr Wunsch als Wirklichkeit      Ziel dienen – und wenn nicht, auch
war, wird doch etwas Wesentliches        aufzugeben. Das hieße auch, uns           Wie können wir lernen und för-
deutlich. Die Gestaltung ihrer Ge-       selbst zu prüfen, ob wir uns auch als   dern, dass eine Osterandacht auch
meinschaft und ihre soziale Struk-       Gemeinschaft verantwortlich fühlen.     zu Hause eine Selbstverständlich-
tur waren zweitrangig. Wesentlich        Also nicht nur von Haupt- und Ehren-    keit sein kann, wenn die Kirche ge-
waren die geistliche Erfahrung der       amtlichen oder gar Kirchenleitungen     schlossen oder der Weg zu weit ist?
Gegenwart Christi und das dem-           zu fordern, sich um das Evangelium      Wie können wir Gemeinschaft nicht
entsprechende Handeln gegenüber          zu kümmern. Diese Unterscheidung        nur untereinander, sondern vor al-
allen Mitmenschen.                       gab es in den ersten christlichen Ge-   lem mit Christus für die erfahrbar (!)
 Das könnte ein Hinweis sein, dass       meinden gar nicht. Jeder hatte zwar     machen, denen der Glaube fremd
ein Herumbasteln an heutigen Struk-      verschiedene Gaben. Aber jeder war      ist? Wie können wir vermitteln, dass
turen unter dem Motto »die Kirche        auch verantwortlich und musste          christliche Nächstenliebe (Diakonie)
zukunftsfähig machen«, am Kern des       dazu auch gar nicht aufgefordert        kein moralischer Anspruch ist, son-
Problems vorbeigeht. Es stellt sich      werden, weil er ja vom Geist Christi    dern daraus folgt, dass »nun nicht
vielmehr die Frage, ob wir eine Ge-      bewegt war.                             ich lebe, sondern Christus in mir«?
meinschaft sind, die vom Geist der         Es geht also nicht darum, neue         Schon für die ersten Gemeinden
Christusgegenwart lebt und dadurch       Projektideen von neu gegründeten        war es eine besondere Herausfor-
zusammengehalten wird.                   kirchlichen Instituten erarbeiten zu    derung, die unmittelbare Christuser-
 Diese Frage hat die Kirche immer        lassen. Es geht um sehr praktische      fahrung in den notwendigen Struk-
wieder bewegt. Schon ziemlich bald       Dinge an der Basis. Wie können wir      turen dieser Welt weiterzugeben.
hat die sich entwickelnde Struktur       gemeinsam z.B. Familien darin un-       Das ist nie ideal gelungen und darum
einer Weltkirche diesen eigentlichen     terstützen, Glauben an Kinder weiter    auch heute noch unsere vorrangige
Kern überlagert. Wie schon öfter in      zu geben?                               Aufgabe.
der Geschichte der Kirche stellt sich                                                            Pastor Jan Peter Hoth
auch uns die Frage, ob die Balance

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ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Osterandacht                                                       Osterandacht
auf dem Weg                                    1                   auf dem Weg                                2
Wie das geht                                                       2. Halt:
Nimm diese Doppelseite mit auf deinen                              Ein Kirchturm in den Himmel
Osterspaziergang (eine Anleitung zum Falten befindet               Der Turm der Kirche reckt sich in den Himmel.
sich auf Seite 10). Eine Kirche sollte auf deinem                  Die Grenze zwischen Himmel und Erde ist
Weg vorkommen. Was du sonst noch brauchst:                         mit Ostern aufgehoben. Schau hoch am
• ein Stück Straßenkreide                                          Turm, ein in Stein gemeißelter Fingerzeig:
• ein Smartphone wenn möglich,                                     Der Himmel steht allen offen.
    eine Kamera geht auch                                          Halte auf deinem Weg Ausschau.
• einen Stein (z.B. den, den ihr nach der                          Wo entdeckst du himmlische Momente, neues
    Anleitung auf Seite 10 bemalt habt)                            Leben, Auferstehung im Augenblick?
• Zeit                                                             Mache ein Foto und schicke es an: elan@lksl.de
                                                                   Gehe weiter zum Friedhof, wenn einer in der
Beginn                                                             Nähe ist, oder zu einem anderen, ruhigen Ort.
Bevor du aus deiner Haustür trittst,
halte inne. So kannst du beten:                                    3. Halt:
                                                                   Steine
Gott, hier bin ich. An Ostern. Ich gehe los,
mache einen Schritt auf dich zu. Und du                            Am Ostermorgen ist Jesu Grab leer. Der schwere
bist da. Geh mit mir mit. Amen.                                    Stein, der es verschlossen hat, zur Seite gerollt.
                                                                   So erzählt es die Bibel. Für jede*n von uns gilt
Mache dich auf Richtung Kirche. Halte auf                          dieses Versprechen: Gott wird den Stein von
deinem Weg an einem Ort, der dir gefällt.                          deinem Grab rollen. Der Tod ist kein Ende mehr.
                                                                   Nimm den Stein, den du mitgebracht hast, in
1. Halt:                                                           deine Hand. Denke an alle, die du verloren
Freude auf dem Weg zur Kirche                                      hast. Leg den Stein an einem Ort ab, der dir
                                                                   dafür passend erscheint. So kannst du beten:
Bete den folgenden Osterpsalm laut oder
sprecht ihn gemeinsam im Wechsel:                                  Gott, ewige Liebe, nimm, was ich nicht tragen
                                                                   kann. Halte aus, was ich nicht halten kann.
Ein Osterpsalm                                                     Behüte, die ich nicht mehr sehen kann. Und
                                                                   hilf mir, leicht zu werden, fröhlich, lebendig,
Diesen Tag hat Gott gemacht, wir dürfen uns freuen                 hier auf Erden und bei dir in Ewigkeit. Amen
und fröhlich sein.
Die Bäume und Blumen blühen in leuchtenden Farben,                  Geh weiter, wenn du soweit bist, und halte an,
beginnen neu zu leben.                                 Osterandacht wenn  duWeg
                                                                    auf dem magst. Die Richtung wählst du selbst.
Die Erde zieht ein neues Kleid an, überall weckt neues
Grün unsere Lebensfreude.
Und wir freuen uns über dich, Gott, denn du hast uns
das Leben geschenkt.
Ein Licht geht aus von Ostern, das Licht der Liebe
Gottes.
Wir feiern die Auferstehung.
Wir atmen auf und spüren, dass du
es gut mit uns meinst. Amen.

Gehe weiter zur Kirche.

                                                                                                                        9
ELAN - Kirche - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Warum denn das?                                    Was an Ostern
                                                   geschah

Das war unser Gedanke                                                Neues Leben: keine R

Niemand weiß, ob wir Ostern alle Gottesdienste
so wie geplant miteinander feiern können.
Im Internet, im Fernsehen und im Radio
werden Gottesdienste übertragen.                     Die Ostergeschichte nach Markus 16, 1 – 8 I Lukas
Diejenigen, die von einem Gottesdienst in            24, 1 – 43
Kirche, Gemeindehaus oder an einem anderen
                                                     Jesus war hingerichtet worden. Am Kreuz.
Ort absehen wollen oder müssen, laden wir
                                                     Und musste schnell begraben werden, damit
ein zu einer »Osterandacht auf dem Weg«.
                                                     die Festtagsruhe nicht gestört wurde. Erst
                                                     drei Tage später durften drei Frauen an sein
Ob mit Kind und Kegel, mit Freunden, zu
                                                     Grab, um die Leiche einzubalsamieren. Früh-
zweit oder allein – wie’s beliebt und wie
                                                     morgens am Sonntag machten sie sich auf
es erlaubt sein wird – sich auf den Weg
                                                     den Weg. Doch sie kamen zu spät. Der Grab-
machen: Ostern aufspüren, selbst Spuren
                                                     stein war weg. Und Jesus auch. Sein Grab
davon hinterlassen und ein Stück ins eigene
                                                     war leer. Stattdessen saß dort ein Engel, der
Lebenshaus hineintragen. Dazu haben wir diese
                                                     zum Bescheidsagen dageblieben war: »Ihr
Doppelseite zum Herausnehmen gestaltet.
                                                     sucht Jesus? Ist nicht da. Auferstanden.« Die
                                                     Frauen waren völlig verstört. Sie flohen. Was
Falten
                                                     sollten sie den anderen sagen? Was hatte das
Falte diese und die rechte Seite jeweils an der      alles zu bedeuten?
gepunkteten Linie von außen zur Mitte hin.
Nun nimm diese mittlere Doppelseite aus der          Aber dann begegnete Jesus seinen Freunden
Heftung heraus.                                      selbst. Zuerst den Frauen, dann den Män-
Wenn du die beiden zusammengefalteten Seiten         nern. An mehreren Orten. Mal der Maria aus
zur Mitte hin zusammenschlägst, hast du ein          Magdala, dann dem Petrus. Und dann trafen
kleines Heft für deine Osterandacht auf dem Weg.     ihn zwei Jünger, als sie gerade nach Hause
                                                     wollten. Und erkannten ihn zuerst nicht wie-
Wir wünschen einen guten Weg mit
                                                     der: Sie erzählten ihm die ganze Geschichte:
überraschenden und segensreichen Erfahrungen!
                                                     dass sie in Jesus den Retter Israels gesehen
Idee für einen »Osterstein«                          hatten, wie er dann gestorben war und dass
                                                     sie überhaupt nichts mehr kapierten. Erst, als
am 3. Halt
                                                     sie noch zum Abendessen zusammenblieben
Suche Dir vor Ostern einen Stein mit                 und Jesus das Brot teilte, genauso wie beim
einer möglichst glatten Oberfläche.                  letzten Abendmahl vor seinem Tod, da fiel
Auf diesen Stein kannst Du etwas                     bei ihnen der Groschen: Das war ja Jesus!
malen / zeichnen oder auch ein Wort                  Und er hatte sie gerade den ganzen Weg
oder einen Satz schreiben.                           begleitet. Ihnen zugehört. Und ihnen alles er-
Das kannst Du mit einem Pinsel und wasserfester      klärt: Sein Leiden, den Tod, die Auferstehung.
Farbe tun. Es geht auch mit Permanentmarkern         Alles kein Unfall. Sondern Gottes Weg, die
(wasserfest) mit einer feineren Spitze.              Welt wieder mit sich zusammenzubringen.

 10
Was an Ostern                         Ostern – Leben
                         geschah                         braucht Hoffnung

Reparatur des Alten                                     Ostergruß des Landesbischofs

                                                          In den letzten Wochen ist sehr viel von der Gefähr-
                                                         dung des Lebens die Rede. Die Medien sind voller
                                                         Todesnachrichten. Zehn Jahre Bürgerkrieg in Syrien
                                                         ohne jede Aussicht auf eine Lösung der Konflikte!
    Die unüberwindliche Trennung aufzuheben.             Man sieht Menschen in furchtbarer Armut und in
    Indem er den Preis dafür selber bezahlte. Die        notdürftig hergerichteten Lagern, wo sie ohne Per-
    Schulden übernahm, die keiner sonst hätte            spektive leben. Keine Aussicht auf ein friedvolles
    tragen können. Darum gings die ganze Zeit.           Leben. Und die Bilder von dem Reaktorunglück in
    Seit dem Riss in der Geschichte Gottes mit           Fukushima jähren sich auch zum 10. Mal. Jeden
    den Menschen.                                        Morgen starren wir in unseren Breiten auf Inzidenz-
    Die beiden Jünger spürten wieder das Feuer           zahlen und schauen in bedenkliche Mienen der Ex-
                                                         pertinnen und Experten, die nichts Gutes verheißen!
    in ihren Herzen. Völlig außer Puste kamen sie
    zurück nach Jerusalem. Wollten den anderen            Das wirkt auf unsere Seele, wenn wir von schlech-
    davon berichten. Die hatten was Ähnliches            ten Nachrichten umgeben sind und die Aussichten
    erlebt: »Bei uns war er auch! Wir hatten             auf Besserung nur sehr vage sind.
    uns eingeschlossen, wollten die Decke über            Um so mehr freue ich mich in diesem Jahr auf
    den Kopf ziehen – da stand er plötzlich in           Ostern. Ich brauche dieses Fest! Die Botschaft des
    unserer Mitte! Und wisst ihr, was er gesagt          Osterfestes redet vom Leben und von Aufstehen in
    hat?! Gerade von den Toten auferstanden,             hellen Farben. »Ich lebe, und ihr sollt auch leben«!
    meinte er bloß: ›Sagt mal, habt ihr noch was         Dieses Wort spricht zu allen, die es hören mögen
    von dem leckeren Fisch da? Ihr könnt euch            – der gestorbene und ins Leben erstandene Jesus
    nicht vorstellen, was für einen Kohldampf            Christus zu Ostern!
    ich habe. Ich habe fünf Tage nichts gegessen,         Zu Ostern muss man sich nicht entschuldigen,
    bis auf diesen furchtbaren Essig am Kreuz.           wenn man von Hoffnung spricht, von ungeteilter
    Was guckt ihr so? Hier, ich bin‹s aus Fleisch        und ungebrochener Freude am Leben und von
    und Blut.‹ Und dann hat er uns seine Hände           dem Vertrauen in die Kraft Gottes. Manchmal aber
    gezeigt, seine Wunden. Er war es wirklich.           muss man, wie in diesem Jahr, regelrecht dazu auf-
                                                         gefordert werden, diese großartige Botschaft des
    Kein Gespenst!« Jesus trug die Spuren des
                                                         Osterfestes zu hören und gelten zu lassen neben
    Todes an sich. Hatte ihn hinter sich gelassen,
                                                         den Bildern, die uns inzwischen beinahe die Sinne
    besiegt.
                                                         rauben und den Blick dafür trüben, dass das Leben
                                                         ohne Hoffnungskräfte eine ziemlich freudlose Ver-
    Er war nicht wiederbelebt, sondern neu
                                                         anstaltung werden könnte.
    geworden. Und würde alle, die mit ihm ver-
    bunden sind, mitnehmen und genauso neu                Diese Botschaft des Osterfestes wirft ein neues
    machen.                                              Licht auf all die vielen Nachrichten und Erfahrungen
                                                         vom Leid und von der Gefahr. Die Botschaft des Os-
    Quelle:
                                                         termorgens vergisst und verleugnet die Wirklichkeit
    Armin Kistenbrügge, #gottesgeschichte, 4. Auflage    der Welt nicht, die eben brüchig und verletzlich ist.
    2018, Verlag Bibellesebund, Gummersbach 2015.        Aber in dem Licht der Osterbotschaft sind Sterben
                                                         und Tod nur noch die vorletzte Wirklichkeit des
                                                         Lebens! Gott sei Dank – seit Ostern darf gehofft
                                                         werden!
                                                          Dr. Karl-Hinrich Manzke, Landesbischof

                                                                                                          11
Osterandacht                                   Osterandacht
auf dem Weg                                3   auf dem Weg                                4
4. Halt:                                       5. Halt:
Lied: Er ist erstanden                         Die Botschaft teilen
Wer erleichtert ist, erlöst, befreit,          Ostern, das Fest der Auferstehung.
hat automatisch ein Lied auf den Lippen.       Ein unfassbares Wunder. Es tut gut, diesen Glauben
»Er ist erstanden, Halleluja.«                 zu teilen, sich gegenseitig darin zu bestärken.
Sing mit oder höre von der Osterfreude.        Seit Jahrhunderten tun das die Christen
Scanne dazu den QR-Code ein.                   mit einem gegenseitigen Bekenntnis.
                                               Eine*r sagt:
                                               »Der Herr ist auferstanden.«
                                               Und eine*r antwortet:
                       Eingesungen von         »Er ist wahrhaftig auferstanden.«
                       der Jugendkantorei
                                               Nimm deine Kreide und schreibe dort,
                       Stuttgard-Vaihingen
                                               wo du gerade stehst, diese Botschaft auf
                                               den Weg: »Jesus ist auferstanden!«

Liedtext                                       6. Halt:
1. Er ist erstanden, Halleluja!                Ein Zweig braucht Zeit
Freut euch und singet, Halleluja!
                                               Halte auf deinem Weg Ausschau nach einem
Denn unser Heiland hat triumphiert,
                                               Zweig, den du mit nach Hause nehmen kannst.
all ›seine Feind‹ gefangen er führt.
                                               Zaghafte Knospen sind vielleicht schon dran,
                                               aber das Aufblühen und Ergrünen, das kommt
Refrain:                                       noch. Manchmal braucht Auferstehung Zeit.
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.             Nimm den Zweig mit nach Hause in dein
Sünd‘ ist vergeben, Halleluja!                 Leben und lass Ostern in dir wachsen.
Jesus bringt Leben. Halleluja!
                                               Ende
2. Er war begraben drei Tage lang.             Komm wieder nach Hause. Zieh deine
Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank;
                                               Schuhe aus. So kannst du beten:
denn die Gewalt des Tod‘s ist zerstört;
selig ist, wer zu Jesus gehört.                »Gott, ewige Kraft, wo ich auch bin, du
                                               bist da. Du findest mich. Mach mich neu
- Refrain -                                    mit deinem Geist, lass mich aufleben und
                                               durchatmen. Du lebst. Und ich auch. Amen.«
5. Er ist erstanden, hat uns befreit;
dafür sei Dank und Lob allezeit.
Uns kann nicht schaden Sünd‘ oder Tod,
Christus versöhnt uns mit unserm Gott.

- Refrain -

Setze deinen Weg fort.
Halte wieder an, wenn dir danach ist.

  12
Evangelische Kindergärten
offen für alle Familien – unabhängig von Religion, Kultur, Sprache und Herkunft

I  n den 15 evangelischen Kinder-
   tagesstätten/Kindergärten (im
Folgenden Kitas genannt) unserer
                                         Familien eine große Bereicherung
                                         für die Gemeinde.
                                                                                   Die Kirchengemeinden tragen Ver-
                                                                                 antwortung für ihre Kita-Mitarbei-
                                                                                 ter/innen. Diese leisten eine ganz
                                          Auch Kinder mit einem anderen
Landeskirche werden zurzeit etwa         religiösen Hintergrund sind bei uns     wichtige Arbeit. In den zurückliegen-
1.200 Kinder betreut. Die jeweilige      herzlich willkommen, z. B. musli-       den Monaten der Corona-Pandemie
Kirchengemeinde ist Träger ihrer         mische Kinder. Muslimische Eltern       ist das einmal mehr deutlich gewor-
Kita.                                    melden ihre Kinder oft bewusst bei      den.

    Die Familien wachsen in              uns an, weil ihnen wichtig ist, dass     Zur Finanzierung der Kitas tragen
                                         von Gott erzählt und ein Tischgebet     das Land Niedersachsen, die Kom-
    die Gemeinschaft hinein.
                                         gesprochen wird.                        munen und die Elternbeiträge bei.
    Umgekehrt sind die                                                           Daneben bringt sich aber auch un-
    Kinder und ihre Familien              Kirchengemeinden fungieren als
                                         Träger von Kindertagesstätten aus       sere Landeskirche finanziell ein: Die
    eine große Bereicherung                                                      jeweilige Kirchengemeinde erhält
                                         Gründen der Subsidiarität. Dieser
    für die Gemeinde.
                                         Begriff leitet sich vom lateinischen
                                         Wort für »Hilfe« ab. Der Staat er-          Wir wollen Kinder in
 Diese Arbeit hat große Bedeutung,       ledigt nicht alles selbst, sondern          den wichtigen ersten
zum einen aus diakonischer Sicht:        ermöglicht Gruppen, Vereinen und            Lebensjahren begleiten
Wir wollen Kinder in den wichtigen       Verbänden, Aufgaben für das Ge-             und fördern.
ersten Lebensjahren begleiten und        meinwohl zu übernehmen. So treten
fördern. Zugleich ist es eine wichtige   auch unsere evangelischen Kirchen-      jedes Jahr einen festen Zuschuss für
Aufgabe, die Eltern und Familien zu      gemeinden als Träger von Kitas          jede Kindergarten-Gruppe.
unterstützen. In der Corona-Zeit ist     auf. Dabei arbeiten wir eng und          Dafür sind wir Träger sehr dankbar.
deutlich geworden, welch wichtigen       vertrauensvoll mit den jeweiligen       Es zeigt darüber hinaus die Bedeu-
Beitrag unsere Kitas für Familien und    Kommunen, den Städten und Samt-         tung dieses Arbeitsbereiches für
für unsere Gesellschaft leisten.         gemeinden, zusammen.                    unsere Landeskirche.
 Zum anderen sehen wir eine missi-         Die Kirchengemeinden bringen sich      Als schaumburg-lippische Kitas ha-
onarische Aufgabe: Wir wollen Kin-       natürlich auch selbst ein, nämlich      ben wir ein gemeinsames Leitbild. Es
dern den Glauben an Jesus Christus       durch das Engagement der Pasto-         beschreibt die Grundlagen und Ziele
nahebringen. Das geschieht z. B.         ren/innen und der ehrenamtlichen        der Arbeit in unseren Einrichtungen.
durch Andachten oder Kinderbibel-        Mitarbeiter/innen aus Kirchenvor-       Das Leitbild wird zurzeit überarbei-
wochen. Wir sind davon überzeugt,        stand / Gemeindekirchenrat, die z. B.   tet, denn auch in diesem Bereich ist
dass wir den Kindern damit einen         in Kita-Ausschüssen tätig sind. Die     ein steter Wandel zu beobachten.
wichtigen Inhalt für ihr Leben mit-      Gemeindevertreter/innen kommen
geben, der ihnen Freude vermitteln                                                 Diesen Wandel wollen wir als evan-
                                         etwa zweimal im Jahr mit den Kita-      gelische Träger bewusst mitgestal-
und Halt geben kann.                     Leitern/innen und Vertretern/innen      ten. Denn die Kinder und ihre Fami-
 Außerdem wollen wir den Familien        der Landeskirche zur Träger-Leiter-     lien sind wichtige bunte Steine im
eine Heimat in unseren Kirchen-          Konferenz zusammen, um über Be-         Mosaik der Kirchengemeinden und
gemeinden bieten. Die Familien           lange der Kitas zu beraten.             der Landeskirche.
wachsen in die Gemeinschaft hinein.
                                                                                             Pastor Rainer Diekmann
Umgekehrt sind die Kinder und ihre

                                                                                                                  13
Die Kirche und das liebe Geld
            Die vielfältigen und weit in die Gesellschaft hineinwirkenden Aufgaben                                        Info: Kirchensteuer
            der Kirche werden größtenteils durch den finanziellen Beitrag der Kir-                                        Entgegen der Annahme, dass der Staat
            chenmitglieder ermöglicht. Die Kirchensteuer ist dabei die wichtigste                                         den Einzug der Kirchensteuern für die
            Einnahmequelle. Mit diesen Geldern wird die Arbeit in Kirchengemein-                                          beiden großen Kirchen kostenfrei über-
            den und in kirchlichen Einrichtungen und Werken mitfinanziert.                                                nimmt, verhält es sich so, dass die Ev.-
            Weitere finanzielle Mittel erhält die Kirche von ihren Mitgliedern durch                                      Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe für
            Spenden und Kollekten. Ein Teil dieser Gelder wird u. a. zur Unterstüt-                                       die Verwaltung der Kirchensteuer durch
            zung von Partnerkirchen, von Projekten international agierender Hilfsor-                                      die Finanzämter eine Verwaltungskosten-
                                                                                                                          entschädigung in Höhe von 4 % des Auf-
            ganisationen wie z. B. »Brot für die Welt« oder die »Kindernothilfe e.V.«
                                                                                                                          kommens der Kirchensteuer entrichtet.
            oder Hilfsprojekten im In- und Ausland eingesetzt. So setzt die Kirche
                                                                                                                          Die Kirchensteuergesetze der Länder
            ein Zeichen der Solidarität und bringt mit den Spenden ihrer Mitglieder                                       bilden den gesetzlichen Rahmen, in dem
            Hoffnung dorthin, wo sie dringend gebraucht wird.                                                             die Kirchen nach Maßgabe ihrer Kir-
            Der folgenden Darstellung über die prozentuale Verteilung der Einnah-                                         chensteuerordnungen/Kirchensteuerbe-
            men und Ausgaben liegen die Zahlen des Haushaltsjahres 2021 der Ev.-                                          schlüsse Kirchensteuer erheben dürfen.
            Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe zugrunde.                                                                 Die Kirchensteuer wird nahezu ausschließ-
                                                                                                                          lich als Zuschlag zur Einkommensteuer
            Der Haushaltsplan der Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe für das Jahr                                    (Lohnsteuer, veranlagte Einkommen-
            2021 umfasst Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rd. 13.300.000 Euro.                                          steuer, Kapitalertragsteuer) und als
            Von diesen Mitteln kommen den Kirchengemeinden unmittelbar und mittel-                                        besonderes Kirchgeld in glaubensver-
            bar ca. 75 % zugute.                                                                                          schiedener Ehe/Lebenspartnerschaft
                                                                                                                          erhoben. Die Kirchensteuer beträgt in
                                               Staatsleistungen 4 %
                                                                                                                          Niedersachsen und in Nordrhein West-
                                                                         Sonstiges 7 %
                                                                                                                          falen 9 % der Einkommen-, Lohn- bzw.
                                  Rücklagenentnahmen 6 %                                                                  Kapitalertragsteuer.
                                                                                                                          Das Prinzip der Besteuerung nach der
            Einnahmen
                                                                                                                          Leistungsfähigkeit gilt auch für die Kir-
            Haushaltsplan                                                                                                 chensteuer.
            2021
                  Kirchensteuer 83 %
                  Rücklagenentnahmen 6 %                                                                                  Info: Staatsleistungen
                                                                                                                          Den Kirchen sind im Zuge der geschichtli-
                  Staatsleistungen 4 %
                                                                                                                          chen Entwicklung viele Vermögenswerte
                  Sonstiges 7 %                                                                                           vom Staat entzogen worden, aus deren
                                                                                                                          Erträgen sie sich zuvor finanzieren konn-
                                                                                                Kirchensteuer 83 %        ten – zuletzt Anfang des 19. Jahrhunderts.
                                                                                                                          Für die seither fehlenden Gelder erhalten
                                                                                                                          die Kirchen Entschädigungszahlungen.
                                                                                                                          Die Regelungen dazu stammen aus der
                                                                                                                          vorkonstitutionellen Zeit der Weimarer
                                                                                                                          Reichsverfassung (1919) und wurden auch
     Kirchenmusik 3 %                                                                                                     durch Verträge zwischen Staat und Kirche
Umlagen EKD,               Sonstiges 7 %                                                    Ausgaben                      seit den 1950er Jahren fortgeschrieben.
VELKD, etc. 4 %
                                                                                         Haushaltsplan                    Die Staatsleistungen sind auch weiterhin
                                                                                                  2021                    rechtlich verbindlich, obwohl die Gründe
         Kindergarten-
                                                                                                                          dafür so lange zurückliegen.
                                                                                Personalausgaben Pfarrer 39 %
         förderung 6 %                                                                                                    Sollte der Staat diese Leistungen an die
                                                                                Allg. Zuweisungen Kirchengemeinden 18 %   Kirche ablösen wollen, dann müsste, wie
      Jugend- u. Diakonische                  Personalausgaben Pfarrer                                                    im Grundgesetz vorgesehen, eine ange-
                                                                                Personalausgaben Verwaltung 10 %
           Arbeit 6 %                                   39 %                                                              messene Abschlusszahlung vereinbart
       Bauzuweisungen                                                           Bauzuweisungen Kirchengemeinden 7 %       werden.
    Kirchengemeinden 7 %
                                                                                                                          Bei jährlichen Einnahmen der Ev.-Luth.
                                                                                Jugend- u. Diakonische Arbeit 6 %
                                                                                                                          Landeskirche Schaumburg-Lippe von
                                                                                Kindergartenförderung 6 %                 rund 13,3 Mio. Euro im Jahr 2021 liegt
           Personalausgaben
            Verwaltung 10 %                                                                                               der Anteil der Staatsleistungen mit
                                                                                Umlagen EKD, VELKD, etc. 4 %
                                                                                                                          520 Tsd. Euro bei 4 Prozent.
                                     Allg. Zuweisungen                          Kirchenmusik 3 %
                                  Kirchengemeinden 18 %
                                                                                Sonstiges 7 %
              14
Notfallseelsorge
»Erste Hilfe für die Seele«

Die Notfallseelsorge wendet sich
Menschen in akuten Notsituati-
onen zu: unmittelbar, überkon-
fessionall und professionell.

D    ie Notfallseelsorge ist ein recht
     junges Gebiet kirchlicher Seel-
sorgearbeit.
  In den 1990er Jahren erkannten
fast alle Kirchen den Bedarf von Not-
fallseelsorge. Spätestens mit dem
schweren Zugunglück in Eschede
am 3. Juni 1998 wurden flächen-
deckend Notfallseelsorge-Systeme
geschafften. Sie arbeiten eng mit
dem Rettungsdienst, der Feuerwehr
und der Polizei zusammen. Bun-
desweit gibt es heute etwa 7.500
Notfallseelsorger und Mitglieder                                      Die Notfallseelsorge beim Blaulichttag 2018 in Rinteln
von Kriseninterventionsteams, die
jährlich bei 25.000 akuten Notfällen                                               Und genau hier betreut die Not-
                                           Sie betreuen Menschen,
Opfern, Hinterbliebenen und ande-                                                fallseelsorge Angehörige, Helfer
ren Betroffenen helfen.
                                           egal welchen Glaubens
                                           oder welcher Herkunft.                oder Zeugen nach und während
  Unser System in Schaumburg gibt                                                solcher schweren Unglücke und
                                           Denn die Notfallseelsorge
es seit dem Jahr 2001. Und es arbei-                                             Schicksalsschläge. Genau für diese
                                           versteht ihre Aufgabe
ten zur Zeit 29 Pastoren und zwei                                                Situationen stehen auch in Schaum-
ausgebildete Ehrenamtliche mit. Sie        als »Erste Hilfe für die              burg Notfallseelsorger 365 Tage im
betreuen Menschen, egal welchen            Seele« in Notfällen                   Jahr für jeden bereit, der seelische
Glaubens oder welcher Herkunft.            und Krisensituationen                 Hilfe braucht. Sie sind immer er-
Denn die Notfallseelsorge versteht         für alle Menschen.                    reichbar und begleiten Menschen,
ihre Aufgabe als »Erste Hilfe für die                                            die Hilfe brauchen. Denn die Not-
Seele« in Notfällen und Krisensitua-     jemand alleine zurecht kommt. Der       fallseelsorge versteht sich als eine
tionen für alle Menschen, die diese      plötzliche Tod eines Kindes oder        diakonisch-seelsorgerliche Aufgabe
Hilfe nötig haben. Wir Notfallseel-      schwere Verletzungen von Kindern,       der Kirche. Diese Hilfe äußert sich
sorger helfen diesen Menschen in         der Suizid oder Suizidversuch eines     konkret in Empathie (Mitgefühl) und
schweren, oft sogar traumatisieren-      Menschen, der einem nahe steht,         Nächstenliebe. Denn Menschen in
den Extremsituationen ihres Lebens.      Großschadensereignisse mit vie-         jeder Art von Not zu helfen, das ist
Denn es ist oft nur ein winzig kleiner   len Verletzten und schrecklichen        die Aufgabe der Kirche und eines
Augenblick, der das Leben Betrof-        Bildern, all das sind Ereignisse, in    jeden Christen. Und auch Pastoren
fener für immer verändern kann.          denen Menschen Hilfe brauchen,          unserer Schaumburg-Lippischen
Den plötzlichen Tod des Partners,        das Gesehene zu verarbeiten. Und        Landeskirche und unsere beiden
eines Familienangehörigen oder           nicht nur Betroffene, sondern auch      ehrenamtlichen Helfer sind mit viel
Freundes verkraften zu müssen,           Rettungskräfte, Feuerwehrleute          Herzblut und Tatkraft dabei. Gemäß
eine Todesnachricht von der Polizei      oder Polizisten, können in solchen      dem Motto unserer Landeskirche:
überbracht zu bekommen, schwere          Extremsituationen an ihre Grenzen       Nah dran!
Unfälle oder Gewaltverbrechen            kommen, überfordert sein und Sta-
                                                                                                Pastor Norbert Kubba
miterleben zu müssen, das sind           bilisierung brauchen.
Extremsituationen, mit denen kaum

                                                                                                                         15
Aus der Landeskirche
                        Krankenhausseelsorgerin                    heutigen Umständen ein christliches Mehr erkennen?« haben
                            Elisabeth Garner-Lischka               sie und viele Mitarbeitende in den vergangenen drei Jahren
                                                                   Klinikum Schaumburg auf den unterschiedlichen Ebenen
                              geht in den Ruhestand                beschäftigt.
                                  Am 1. Mai 2021 wird die          Im Rückblick stellt Pastorin Garner-Lischka fest: »Das wach-
                                  Pastorin Elisabeth Garner-       sende Miteinander mit und unter den Mitarbeitenden gehört
                                  Lischka (65) in den Ruhe-        dabei allerdings zu den besonders schönen Erfahrungen der
                                  stand eintreten.                 vergangenen Jahre.« Krankenhausseelsorge sei wichtig, »weil
                                   Die Seelsorgerin war bis zum    sie annimmt, mitträgt und den Horizont auf eine andere Wirk-
                                 Sommer 2013 Gemeindepas-          lichkeit hin öffnet.«
                             torin in der Ev.-Luth. Landeskirche
                   Hannovers. Dort war sie in den Kirchen-
gemeinden Gifhorn, Vöhrum, Heemsen und Drakenburg
tätig. Seit 2011 hatte sie die Pfarrstelle der fusionierten
Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen inne. Während ihrer
Tätigkeit im Gemeindepfarramt hatte Pastorin Garner-Lischka
berufsbegleitend eine Krankenhausseelsorgeausbildung (KSA)                                    Verwaltungsmitarbeiterin
absolviert und sich u. a. für die Begleitung ehrenamtlicher                                     Gabriel Dreyer seit März
Hospizmitarbeiter weitergebildet.                                                                im Ruhestand
Am 1. August 2013 trat Pastorin Garner-Lischka ihren Dienst                                         Am 1. März 2021 ist die Mitar-
als Krankenhausseelsorgerin der Ev.-Luth. Landeskirche                                              beiterin im Landeskirchenamt
Schaumburg-Lippe an. Bis zur Eröffnung des Agaplesion                                               in Bückeburg, Gabriele Dreyer
Evangelisches Klinikum Schaumburg (Vehlen) Ende Novem-                                             (63) auf eigenen Wunsch in den
ber 2017 ersteckte sich die seelsorgerliche Betreuung durch                                       Vorruhestand eingetreten.
Pastorin Garner-Lischka zusätzlich zu ihrem Dienst im Bü-                                     Nach ihrer Ausbildung zur Justizange-
ckeburger Krankenhaus Bethel auch auf die Krankenhäuser                                 stellten war die gebürtige Haddenhauserin
des Klinikums Schaumburg in Rinteln und Stadthagen. Nach           beim Amtsgericht Minden, beim Amtsgericht Bückeburg und in
der Zusammenlegung der drei Krankenhäuser wurde auch ihr           einem Bückeburger Rechtsanwaltsbüro beschäftigt.
Dienstsitz an das neue Klinikum in Vehlen verlegt.
                                                                   Am 1. Oktober 1989 trat Frau Dreyer ihren Dienst als Verwaltungs-
Zu Beginn ihrer Dienstzeit als Krankenhausseelsorgerin ging es     angestellte im Landeskirchenamt in Bückeburg an. Zuerst wurde
darum, das Seelsorgeangebot in den Krankenhäusern unter            sie dort im Sekretariat eingesetzt. Seit Anfang an bis zu ihrem
den Mitarbeitenden vorzustellen und sichtbar zu machen,            Dienstende übernahm sie auch die Vertretung in Kassenangele-
denn die beiden Seelsorgestellen in den Krankenhäusern             genheiten.
Stadthagen und Bückeburg waren zuvor vakant. Zu ihren
                                                                   Im Laufe ihrer Tätigkeit bei der Landeskirche wurden ihr unter-
Aufgaben gehörten seit Anfang an die geistliche Begleitung in
                                                                   schiedliche Aufgaben im Bereich des Sachgebietes Haushalt und
Gespräch, Gebet und Ritualen, regelmäßige Andachten, die
                                                                   Finanzen übertragen. Sie bearbeitete Angelegenheiten in den Be-
Mitarbeit in der Zusammenführung der Mitarbeitenden aller
                                                                   reichen Statistik, Grundstücksangelegenheiten und der Kalkulation
drei Häuser im Rahmen des Neubauprojektes und -bezuges,
                                                                   der Friedhofsgebühren. Unter den vielfältigen und interessanten
die Mitarbeit am Aufbau der Palliativarbeit und im Aufbau des
                                                                   Aufgaben hat ihr besonders die Bearbeitung von Grundstücksan-
Ethikkomitees, die Begleitung des Ehrenamtes, der Kontakt
                                                                   gelegenheiten Spaß gemacht.
zum Kollegium in den Kirchengemeinden und zu anderen
Kirchen und religiösen Gemeinschaften. Ferner gab Pastorin         Beim Rückblick auf die 32 Dienstjahre im Landeskirchenamt
Garner-Lischka Unterricht in der Ausbildung der Pflegekräfte.      erinnerte sich Frau Dreyer besonders an Veränderungen in der
                                                                   schaumburg-lippischen Landeskirche, die sie miterlebt hat: die
Im seelsorgerlichen Dienst hat die Begleitung von Sterbenden
                                                                   Einführung der Frauenordination, den Dienst von drei Präsidenten
und deren Angehörigen einen breiten Raum eingenommen.
                                                                   im Landeskirchenamt und von vier Landesbischöfen sowie den
Dies wird von den Mitarbeitenden im Klinikum als hilfreiche
                                                                   Umzug des Landeskirchenamtes.
Unterstützung wahrgenommen. Seelsorgerliche Anliegen der
Mitarbeitenden spielen eine zunehmend wichtige Rolle.              Frau Dreyer freut sich darauf, im Ruhestand mehr Zeit mit ihrer
                                                                   Familie verbringen und sich ihrem neuen Hobby »Spazierenge-
Für das Klinikum in seiner Gesamtheit hat Pastorin Garner-
                                                                   hen« widmen zu können.
Lischka die Mitarbeitenden in dem Prozess des Zusammen-
wachsens begleitet. Die Fragen »Was macht ein diakonisches         Die ELAN-Redaktion wünscht Gabriele Dreyer für ihren Ruhestand
Krankenhaus aus?, Wo und worin kann man unter den                  alles Gute und Gottes bewahrenden Segen.

    16
Termine     und
    Termine und       Veranstaltungen
                Veranstaltungen

                                            dass die frühe Integration der Begleitung,
                                            auch wenn die Erkrankung noch behan-
                                            delt wird und das Lebensende noch nicht
                                            absehbar ist, einen deutlichen Benefit
                                            mit Verbesserung der Lebensqualität und
                                            Linderung von quälenden Beschwerden
                                            haben kann. Alle Menschen sollen unab-
                                            hängig von ihrer Grunderkrankung Zugang
Die Woche für das Leben 2021 –
                                            zu hospizlicher und palliativmedizinischer
Leben im Sterben (17. bis 24. April)                                                                                             © Julia Baumgart Photography
                                            Behandlung bekommen.«
Die Woche für das Leben findet zum 26.
                                            Wir, als ambulanter Hospizdienst OPAL,
Mal statt. Seit 1994 ist sie die ökumeni-
                                            wollen auf diese Möglichkeit der Beglei-
sche Initiative der katholischen und der
                                            tung hinweisen und alle Menschen in
evangelischen Kirche in Deutschland zur                                                    netzwerk nachbarschaft
                                            dieser Situation unterstützen.
Anerkennung der Schutzwürdigkeit und
                                            Wir sind uns unserer Endlichkeit bewusst
Schutzbedürftigkeit des menschlichen
                                            und wollen mit Ihnen zusammen dem
Lebens in allen Phasen. Die Aktion, die                                                    Frau Prof. Dr. Margot Käßmann kommt
                                            Leben im Sterben ganz konkrete Gestal-
immer zwei Wochen nach Karsamstag                                                          am Samstag, den 8. Mai 2021 um 11 Uhr
                                            tung geben. Sollten Sie mit einer lebens-
beginnt und eine Woche dauert, will jedes                                                  nach Meerbeck in die St. Bartholomäus
                                            begrenzenden Diagnose konfrontiert
Jahr Menschen in Kirche und Gesellschaft                                                   Kirche.
                                            sein, sollten Sie chronisch krank, sein
für die Würde des menschlichen Lebens
                                            unterstützen und begleiten wir Sie gerne
sensibilisieren.                                                                           Margot Käßmanns
                                            schon in den guten Tagen des Lebens.           Vortrag trägt den Titel:
Das diesjährige Motto der Woche für das
                                            Dadurch haben beide Seiten die Möglich-
Leben - Leben im Sterben - ist dem Hos-
                                            keit Vertrauen aufzubauen, eine gemein-        Nur Mut. Schöne Aussichten auf die
piz- und Palliativgedanken gewidmet. Die
                                            same Basis zu entwickeln, auf der dann         besten Jahre
Bischöfe der Kirchen schreiben in ihrem
                                            die Begleitung der letzten Schritte besser
Vorwort: »Palliative Begleitung beginnt
                                            gelingen kann.                                 Zu der Veranstaltung lädt das »Netzwerk
nicht erst am Lebensende. ….Palliativme-                                                   Nachbarschaft« des Diakonischen Werkes
                                            Haben Sie Mut sich auf diese Unterstüt-
dizinische Begleitung wird zudem immer                                                     unter der Leitung von Ulrike van Gemmern
                                            zung, auf dieses Zeitgeschenk einzulas-
noch sehr stark mit dem Lebensende                                                         ein.
                                            sen. Wir beschenken Sie gerne. Sprechen
verbunden. Wissenschaftliche Studien                                                       Im Anschluss an den Vortrag gibt es neben
                                            Sie uns an unter 0176 15 72 29 94 oder
haben aber in der Zwischenzeit belegt,                                                     einem Büchertisch noch einen »Markt der
                                            ambulanter-hospizdienst@diakonie-sl.de
                                                                                           Möglichkeiten« mit ganz unterschiedlichen
                                                                                           Akteuren aus dem Netzwerk der Senioren-
                                                                                           arbeit.
                                                                                           Wenn auch Sie Ihre Arbeit und Ihre Ideen
                                             Hospizbegleiter*in haben, melden Sie          vorstellen möchten, nehmen Sie bitte
                                             sich bei unserer Koordinatorin: Susanne       Kontakt mit uns auf.
                                             Piehler-Kaspar, Tel.: 0176 15 72 29 94 oder   Ihr Engagement ist gefragt. Machen Sie
                                             ambulanter-hospizdienst@diakonie-sl.de        mit!
                                             Hospizbegleiter*innen begleiten schwer-       Aufgrund von Corona gibt es eine Anmel-
                                             kranke- und sterbende Menschen und            depflicht für diese Veranstaltung.
                                             deren Familien. Die Begleitung erfolgt in     Bitte melden Sie sich mit Name, Adresse
                                                                                           und Telefonnummer per Mail oder telefo-
                                             der vertrauten häuslichen Umgebung, in
                                                                                           nisch an beim Diakonischen Werk »Netz-
                                             Senioreneinrichtungen und im Kranken-         werk Nachbarschaft« Ulrike van Gemmern
Ausbildung                                   haus. Sie schenken den Menschen ihre
Die ambulanten Hospizdienste »Opal«                                                        Telefon: 05721 – 993019
                                             freie Zeit und begleiten diese und ihre       Mobil: 0160 90 95 32 99
und »Hospizverein Schaumburg« suchen         Familien offen, persönlich, achtsam und       vangemmern@diakonie-sl.de
ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen.         liebevoll bis zum Lebensende. Für die
Wir benötigen weitere Hospiz-                Angehörigen wird dadurch zusätzliche          Diese Veranstaltung wird gefördert durch
begleiter*innen für unsere ambulanten        Unterstützung und Entlastung angeboten.       LEADER
Dienste und beginnen Ende April 2021         Haben wir Ihr Interesse geweckt?
einen neuen Ausbildungskurs für ehren-       Weitere Informationen finden Sie unter:
amtliche Mitarbeiter*innen.                  www.diakonie-schaumburg-lippe.de/bera-
Wenn Sie Interesse an der Hospizar-          tung/ambulanter-hospizdienst-opal
beit und einer Ausbildung zur/zum
                                                                                                       Europäischer Landwirtschaftsfonds
                                                                                               für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER):
                                                                                                Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete

                                                                                                                                                   17
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