IKEA, PISA und modische Menschen - Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland
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NORDEN Band 20 S. 49-57 Bremen 2011 IKEA, PISA und modische Menschen – Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland Daniel Schrödl* 1 Nordeuropa führend beim durch Bevölkerungsrückgänge, Überalterungs- „Nation Branding“ tendenzen sowie einen Mangel an jungen Men- schen und Fachkräften aus. Langfristig wird die Die Erforschung, Erzeugung und Vermarktung von Zuwanderung von Hochqualifizierten unerlässlich, Länderimages gewinnt seit Jahren an Bedeutung um die Innovations- und Wachstumspotenziale (Anholt 2007; Dinnie 2008; Schrödl 2011). So werden ausschöpfen zu können. Ein weltweit gutes Image im Rahmen des „Nation Brandings“ vermehrt natio- unter Jungen und Hochqualifizierten wird hierfür nale Marketingstrategien mit dem Ziel forciert, das immer bedeutender. eigene Image des Landes pro-aktiv zu beeinflussen Natürlich kann die Vermarktung eines Länderima- und das Land als unverwechselbare, einzigartige ges nicht beliebig erfolgen, sondern muss stets und zugleich breit akzeptierte Marke international zu auf „realen Begebenheiten“ und bisherigen Wahr- positionieren. Gleichzeitig gewinnen Rankings wie nehmungen gründen. Beispielsweise lässt sich der „Nation Brand Index“ oder der „Country Brand Skandinavien nur schwer als mediterran verkaufen. Index“ an Bedeutung, an Hand derer das internatio- Und weite Teile Lapplands wird man wohl nie als nale Renommee von Ländern erfasst und verglichen besonders jung, urban und trendy vermarkten kön- wird (Nation Branding 2011). Die Imagekonstruktion, nen. Trotzdem bleibt den „Vermarktern“ eines Landes –messung und -vermarktung erfolgt dabei immer stets genügend Spielraum, gewisse Eigenschaften professioneller, wissenschaftsbasierter und zugleich eines Landes zielgruppenorientiert zu betonen oder kommerzieller. Insbesondere folgende Gründe erklä- andere Eigenschaften zu vernachlässigen. Der stark ren diese Entwicklung (Dinnie 2008; Kotler/Gertner konstruktivistische Charakter des Nation Brandings 2002; Schrödl 2011): ist deutlich erkennbar. • Globalisierung sowie neue Informations- und Die vergleichsweise kleinen, innovations- und Kommunikationstechnologien: Damit einher geht exportorientierten nordischen Länder scheinen im ein sich verstärkender weltweiter Wettbewerb Länderwettbewerb zuletzt besonders erfolgreich zu zwischen Ländern, Regionen und Städten um agieren. So belegen Finnland (Platz 8), Schweden die Aufmerksamkeit immer mobiler werdender (Platz 10), Norwegen (Platz 13) und Dänemark (Platz Investoren sowie kaufkräftiger Konsumenten, 19) beim aktuellen Country Brand Index 2010 vordere Touristen und Besuchern. Plätze (Deutschland Platz 11) und zählen zu den Ge- • Gesättigte Märkte und „bedarfsfreier“ Konsum: winnern der letzten Jahre (Nation Branding 2011). Ob Zeichen und Symbole, Ästhetik und Stil als sich damit auch die weltweite Bekanntheit und Attrak- Grundlage einer erfolgreichen Imagebildung und tivität unter jungen Menschen und Hochqualifizierten vermarktung rücken in den Vordergrund von Pro- – wichtigste Zielgruppe in der Wissensgesellschaft duktion, Bedürfniserzeugung und Konsumption. – nachhaltig verbessern lässt, bleibt bislang offen. Insbesondere die regionale und nationale Her- Das Nordeuropabild genau dieser Gruppe ist im Fol- kunft von Produkten als Zeichen beispielsweise genden Gegenstand der Analyse und Diskussion. An für Qualität, Kreativität, Funktionalität oder sozial Hand empirischer Untersuchungen im süddeutschen und ökologisch nachhaltige Produktionsverfahren Raum soll der Frage nachgegangen werden, was spielen dabei eine zentrale Rolle. Unternehmen junge, hochqualifizierte Menschen in Deutschland versuchen davon zu profitieren. über die nordeuropäischen Länder wissen, was sie • Demographischer Wandel und Fachkräfteman- damit verbinden, was sie sich darunter vorstellen und gel: Europäische Länder zeichnen sich verstärkt wie diese Vorstellungen zustande kommen. *Daniel Schrödl, NORD/LB Regionalwirtschaft, Friedrichswall 10, 30449 Hannover (E-Mail: D.Schroedl@gmx.de)
50 D. Schrödl Norden 20 2 Untersuchungsansatz und -umfang Bilder. Je nach sozialer Einbettung, Interesse, Kapa- zität und Kompetenz werden diese individuell sehr Die vorliegende Untersuchung knüpft an beste- unterschiedlich perzipiert und verarbeitet (Schrödl hende wahrnehmungsgeographische Ansätze an. 2011; Werken 2000: S.183). Demnach ist das Länderimage als Gesamtbild bzw. Die Untersuchung der Images nordeuropäischer Gesamteindruck einer einzelnen Person oder einer Länder fand im Winter 2009 in den Mensen, Cafete- bestimmten Gruppe von einem Land zu verstehen. rias, Seminar-, Aufenthalts- und Kommunikationsräu- Dabei zeichnet sich die individuelle und subjektive men der Universität Würzburg sowie in den Studen- Wahrnehmung eines Landes durch starke Anhän- tenwohnheimen Würzburgs statt. Insgesamt wurden gigkeiten zum Informations- bzw. Wissensstand 758 Studierende befragt, wovon 61% weiblich und sowie zur soziokulturellen Einbettung einer Person 39% männlich waren, 13 % unter 21 Jahre, 41 % aus (Schrödl 2011; Werlen 2000: S.180ff). Gleich- 21 und 22 Jahre, 28 % 23 und 24 Jahre sowie 18 % zeitig bildet diese Wahrnehmung die Grundlage für über 24 Jahre alt. Der Anteil der Studierenden der spätere Entscheidungen und Handlungen (Werlen Kulturwissenschaften war mit 44% relativ hoch (bei 2000: S.182), beispielsweise im Norden Europas Studienfächern waren Mehrfachnennungen mög- zu studieren bzw. dort zu arbeiten. Während „Men- lich). Niedriger waren die Anteile der Studierenden tal Map“-Ansätze der Geographie häufig kognitive aus den Natur- (22 %), Geo- (19 %), Sozial- (15 %), Aspekte und räumliche Elemente wie Wege, Gren- Wirtschafts- (11 %), Medizin- (6 %), und Rechtswis- zen, Barrieren und Landmarks der Wahrnehmung senschaften (6 %). Die Abfrage von Werte- und In- überbetonen (Lynch 1960), berücksichtigen neuere teressensstrukturen ermöglichte eine Mitberücksich- psychologische Ansätze zur Länderimageforschung tigung von Lebensstilaspekten. Die fünf wichtigsten stärker emotionale bzw. affektive Aspekte. Werte und Interessen (50-65 %) der Befragten waren Insbesondere die Weiterentwicklung des Einstel- Familie, Reisen, Spaß haben, Unabhängigkeit und lungskonzepts von Ajzen/ Fishbein (1975: S.6) ist Musik. Da 63 % der Befragten aus Bayern, 10 % aus geeignet, um die komplexe Entstehung der Lände- Baden-Württemberg, 7 % aus Hessen und lediglich rimages umfassend zu untersuchen. Dabei werden je 6 % aus den westlichen, nördlichen und östlichen folgende drei, sich gegenseitig beeinflussende Bundesländern stammen, geben die Ergebnisse Komponenten berücksichtigt (Roth/Diamantopolous vor allem Auskunft über das Nordeuropabild junger 2009; Schrödl 2011): hochqualifizierter Menschen aus Süddeutschland. • Kognitive Komponente: Diese umfasst Erfah- Gleichzeitig ist die Anzahl der aus Nord- und West- rungen, Meinungen und Informationen über ein deutschland stammenden Befragten hoch genug, Land. Es sind die bewussten, im Gedächtnis um innerdeutsche Vergleiche anstellen zu können. gespeicherten Inhalte, die zur Bewertung eines Die Interviews dauerten in der Regel ca. zehn Minu- Landes zur Verfügung stehen. ten und umfassten folgende Teile: • Affektive Komponente: Diese umfasst die emo- • Images der nordeuropäischen Länder: Zu Beginn tionale Einstellung zu einem Land bzw. dessen der Befragung wurden die Probanden gebeten, gefühlsmäßige und meist prä-reflexive Bewertung freie Assoziationen jeweils mit Finnland, Schwe- (z.B. positives Grundgefühl gegenüber Land X, den, Norwegen und Dänemark zu äußern (max. negatives gegenüber Land Y). Sie beruht nicht fünf pro Land). Dadurch wurden kognitive Kom- auf kognitiven Inhalten und Prozessen, sondern ponenten der Länderimages erfasst. Im weiteren auf einer rein affektiven Haltung. Verlauf der Befragung wurden die Studierenden • Konative Komponente: Diese bezieht sich auf das aufgefordert, möglichst schnell und „aus dem Verhalten bzw. die Handlungsbereitschaft gegen- Bauch heraus“ 14 Eigenschaften wie z.B. sym- über einem Land (z.B. Bereitschaft, in Schweden pathisch, europäisch, kreativ oder sportlich dem oder Norwegen Urlaub zu machen). nordeuropäischen Land zuzuordnen, auf das die Für die weitere Analyse von Länderimages ist da- entsprechende Eigenschaft am ehesten zutrifft. rüber hinaus eine Unterscheidung in (a) direkte, Auf diese Weise konnten affektive und konative selbst gemachte, leibliche Erfahrungen vor Ort z.B. Elemente erfasst werden. in Finnland und (b) indirekte, vermittelte und kom- • Nordeuropaerfahrung: Die Studierenden wurden munizierte Bilder und Informationen über Länder von befragt, ob und wie häufig sie bereits jeweils Bedeutung. Letztere basieren auf der selektiven, be- Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark wussten oder unbewussten, diskursiv eingebetteten besucht haben; erfragt wurden auch die wich- Verwendung und Zirkulation von Schrift, Zeichen und tigsten Gründe und Motive für ihre Besuche (z.B. Symbolen. Dazu gehören beispielsweise in Literatur Urlaub und Reisen, Kurzurlaub und Städtetrip, und Film, in Gestalt objektiver Karten, Luftbilder und Studium und Praktikum, Verwandte und Bekann- Statistiken, durch die tägliche Medienberichterstat- te). Schweden-, Norwegen-, Dänemark- bzw. tung, über politische Debatten, durch international Finnland-erfahren sind demnach alle Personen, bedeutsame Sport- und Kulturevents oder gezielte die bereits mindestens einmal das entsprechende Marketingmaßnahmen erzeugte und verbreitete Land besucht haben.
Norden 20 IKEA, PISA u. modische Menschen - Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland 51 • Entstehung des Images: Die Studierenden wur- Nordeuropaerfahrung junger Menschen in Deutsch- den gebeten, unterschiedliche Einflussfaktoren land thematisiert. wie Literatur, Filme, Politik, Sport oder Länder- Die Mehrheit der befragten Studierenden war rankings bei der Entstehung ihres Finnland- und noch nie in einem nordeuropäischen Land. 26 % Schweden-Images an Hand einer Skala von 1 der Studierenden haben immerhin bereits ein Land (= überhaupt nicht) bis 6 (= sehr stark) zu ge- im Norden besucht, weitere 12 % zwei Länder und wichten. 5 % drei oder mehr Länder. Während in Dänemark mehr als ein Drittel der Befragten und in Schweden mehr als ein Fünftel der Befragten waren, besuchte 3 Nordeuropaerfahrung nur jede/r Zehnte Norwegen und jede/r Zwanzigste In den folgenden Kapiteln werden die Ergebnisse der Finnland. Studie dargestellt und diskutiert. Zunächst wird die Abb. 1: Anteil der Personen, die bereits Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark besuchten
52 D. Schrödl Norden 20 Vergleicht man die verschiedene Teilregionen 4.1 Schweden – der gutaussehende, modische Deutschlands miteinander, treten deutliche Unter- „Superstar“ des Nordens schiede zu Tage (Abb. 1). Während die deutliche Kein anderes nordeuropäisches Land ist bei jungen Mehrheit der aus den nördlichen und östlichen Deutschen so bekannt und beliebt wie Schweden. Bundesländern stammenden Studierenden bereits Kaum einem/r Befragten ist es schwer gefallen, fünf mindestens ein nordeuropäisches Land besucht Assoziationen mit diesem Land aufzuzählen. Keinem hat (81 bzw. 62 %), stellt der Norden für die meisten anderen Land wurden derart viele (positive) Eigen- Süddeutschen weiterhin ein „unbeschriebenes Blatt“ schaften zugewiesen. dar. Die geographische Nähe Norddeutschlands Während frühere Generationen mit Schweden vor insbesondere zu Dänemark und Schweden spielt allem idyllisch-harmonische, ländliche Kultur- und dabei eine entscheidende Rolle. Anders sieht es beim Naturlandschaften (rote Häuser, Seen, Wälder, Mi- Reiseziel Finnland aus. Innerdeutsche Unterschiede chel aus Lönneberga usw.), eine starke Anti-Atom- fallen hier relativ gering aus. Finnland wird in nahezu bewegung, geringe soziale Unterschiede und den allen Regionen Deutschlands als besonders weit sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat verbanden, entfernt und schwer erreichbar wahrgenommen. Es gilt das Land heute unter jungen Deutschen als aus- behält weiterhin den Status eines vergleichsweise gesprochen modern, urban, weltoffen, kreativ, stilvoll exotischen Reiseziels. und gutaussehend. Es ist attraktiv und erfolgreich. Ein Blick auf die Altersstrukturen der Besucher Es ist ein Land, das neuen Technologien besonders zeigt: Dänemark ist nach wie vor das typische Fa- offen gegenübersteht, das schnell Moden und Trends miliensommerreiseziel, das häufig in Kindheit und aufgreift und selbst bestimmt, das in Design und Mu- Jugend besucht wurde, aber für Studierende momen- sik weltweit führend ist und zugleich sehr sozial ist. tan wenig attraktiv erscheint. Anders die Länder Nor- Im Gegensatz zu seinen nordischen Nachbarn wegen, Schweden und bedingt Finnland, die immer dominieren nicht Naturelemente die Schweden- häufiger zum studentischen Reiseziel werden. wahrnehmung, sondern Menschen, Kultur- und Betrachtet man die Besuchsgründe pro Land, so Konsumgüter. Dazu tragen insbesondere die beiden fällt auf: Dänemark und Norwegen sind überdurch- schwedischen „Lifestyle-Giganten“ IKEA und H&M schnittlich häufig Ziele für einen längeren Urlaub, bei, über die die meisten Deutschen heutzutage während Schweden und Finnland recht oft im Rah- einen ersten Zugang zu dem Land finden. Die he- men eines Städtetrips und einer Kurzreise (je 33 %), rausragende Rolle von IKEA lässt den Schluss zu, einer Veranstaltung und eines Events (8-10%), eines dass sich das Schweden- und das IKEA-Image der- Studiums oder Praktikums (7-10 %) oder eines Be- zeit gegenseitig positiv verstärken. Zugleich ist damit suchs von Freunden, Bekannten oder Verwandten aber auch eine gewisse Abhängigkeit und zukünftige (20-29 %) bereist werden. Insgesamt fällt auf, dass Gefahr verbunden. sowohl Billigflugdestinationen in Schweden und Finn- Weiterhin bestehen gewisse Stereotypen wie land (z.B. Göteborg, Stockholm, Helsinki, Tampere) „Blondinen“ und „Elche“, die dem Land überdurch- als auch die guten Studienbedingungen in diesen schnittlich häufig zugewiesen werden und zugleich beiden Ländern als Pluspunkte wahrgenommen das Image positiv erscheinen lassen. Auch die werden. Bedeutung der „Astrid-Lindgren-Welten“ bei der Überdurchschnittlich beliebt ist der Norden Europas Konstruktion des Schwedenbildes junger Deutscher bei Natur- und Politikinteressierten. Naturinteressier- bleibt weiterhin bestehen. te zieht es dabei überdurchschnittlich häufig nach Unterschiede hinsichtlich des Schwedenbilds Norwegen, Politikinteressierte nach Schweden und bestehen zwischen den Schweden-Erfahrenen und Finnland. –Unerfahrenen. Während Studierende, die noch nie in Schweden waren, vor allem Blondinen und IKEA 4 Das Image der nordeuropäischen mit dem Land verbinden, assoziieren Schweden- Länder Erfahrene viel stärker Naturlandschaften (Seen, Wäl- der, rote Häuser, Schnee) und Stockholm. Schwe- Die Länderimages Schwedens, Norwegens, Däne- denbesuche führen teilweise dazu, dass Schweden marks und Finnlands wurden an Hand von als gar nicht mehr so herausragend gutaussehend, • Assoziationen (kognitive Komponente des Län- unkonventionell und kreativ gelten. derimages) und Insgesamt zeigt sich, dass es Schweden stärker • zügigen Zuordnungen von Eigenschaften (affek- als seinen nordischen Nachbarn gelingt, sich nicht tive Komponente des Länderimages) nur als „kaltes Land“ mit beeindruckenden Naturland- erhoben. In Tab. 1 werden die 20 häufigsten Asso- schaften zu positionieren, sondern als „cooles Land“ ziationen mit den Ländern dargestellt, in Abb. 2 die mit moderner Kultur (v.a. Musik, Mode, Film) und Ergebnisse von Eigenschaftszuweisungen. Beide jungen, weltoffenen Lebensstilen. Die sehr offensiven Darstellungen bilden im Folgenden den Ausgangs- Selbstvermarktungsstrategien des Landes scheinen punkt der Diskussion. sehr erfolgreich zu sein.
Norden 20 IKEA, PISA u. modische Menschen - Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland 53 Tab. 1: Die 20 am häufigsten Assoziation mit Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland Schweden Norwegen Dänemark Finnland IKEA 54% Fjorde 37% Kopenhagen 27% Sauna 24% Stockholm 20% Oslo 21% Lego(land) 10% Kalt, Kälte 20% Elche 16% Kalt, Kälte 19% Nachbar 10% Helsinki 18% Astrid 15% Schnee 9% Strand 9% Seen 18% Lindgren Blonde Haare 14% Erdöl 9% Urlaub 8% Nokia 12% Seen 8% Elche 7% Nordsee 8% Wald 9% Blondinen 7% Pullover 6% Meer 7% Schnee 8% Kalt, Kälte 7% Fisch 6% Königl. Familie 7% PISA 8% Abba 6% teuer 6% Kalt, Kälte 6% Bildungssystem 7% H&M 6% Natur 5% Meerjungfrau 6% Sprache 7% Rote Häuser 5% Landschaft 5% Ostsee 5% Mika Häkkinen 6% Königl. 5% Berge 5% Hot dogs 5% Dunkel 6% Familie Frauen 5% Wald 4% Dünen 5% Rentiere 5% teuer 5% Dunkel 4% Inseln 4% Skispringen 4% Flagge 5% Polarlicht 4% Flagge 4% Alkohol 4% Knäckebrot 4% Wikinger 3% Käse 4% Lordi 3% Pippi Langstr. 4% Skilanglauf 3% Fähre 4% Elche 3% Köttbullar 4% Seen 3% Kronen 4% Metal 3% Schnee 4% Nordkap 3% Königin 3% Lappland 3% Kimi 3% Fußball 4% Bergen 3% teuer 3% Räikkönen 4.2 Norwegen – das teure, verschlossene gemütlich und sehr sportlich, relativ selten jedoch „Traumreiseland“ des Nordens als kreativ, innovativ, weltoffen und europäisch. Es Das Norwegen-Image wird von der Vorstellung entsteht ein Bild eines zwar reichen, aber relativ beeindruckender Naturlandschaften mit vielen traditionsbewussten und nach außen etwas ver- touristischen Highlights, kalten klimatischen Be- schlossenen Landes. dingungen und Wohlstand durch Erdöl und Fisch Während sich das Bild eines eher anti-europäischen geprägt. Mit kaum einem anderen nordischen Land und vergleichsweise wenig innovativen Landes bei werden derart viele Natur- und Landschaftselemente Norwegen-Erfahrenen durch einen Besuch verfestigt, assoziiert: Fjorde, Berge, Landschaft, Natur, Seen, werden von den Norwegen-Erfahrenen im Vergleich Wald, Nordkap und Polarlichter. Kaum ein anderes zu den Unerfahrenen ansonsten deutlich mehr po- Land Europas gilt als derart kalt und dunkel. Gleich- sitive Eigenschaften dem Land zugeordnet. Dazu zeitig sind die norwegische Kultur, die Geschichte zählen v.a. die Eigenschaften sympathisch, sozial, und Politik des Landes den jungen Menschen in gutaussehend und erfolgreich. Deutschland weitgehend unbekannt. International Auffällig ist, dass Norwegen-Unerfahrene deutlich bedeutsame Künstler, Schriftsteller und Komponisten häufiger den Norwegen-Pullover sowie Kälte und wie Munch, Grieg oder Ibsen werden von jungen Dunkelheit mit dem Land verbinden als Norwegen- Deutschen nur extrem selten mit Norwegen in Ver- Erfahrene. Der Norwegen-Pullover scheint demnach bindung gebracht. sehr gut als Vermarktungsgegenstand nach außen Sehr bekannt ist den jungen Menschen in Deutsch- besonders gut geeignet zu sein. land, dass Norwegen ein sehr teures und wirtschaft- Inwiefern sich der Massenmord auf der Insel Utøya lich erfolgreiches Land ist. Vor allem die Rolle als im August 2011 auf das Image Norwegens auswirkt, wichtiger Erdölproduzent in Europa und die Nicht- kann an dieser Stelle nur angenommen werden. Die Mitgliedschaft in der EU werden gesehen. Dramaturgie der Ereignisse, aber auch die Art und Die Norweger/innen gelten im Vergleich zu ihren Weise, wie Norwegen diese nationale Tragödie ver- nordischen Nachbarn als besonders traditionell, arbeitet haben, werden sicherlich nachhaltige Spuren in der Norwegenwahrnehmung zeigen.
54 D. Schrödl Norden 20 Tab. 1: Die 20 am häufigsten Assoziation mit Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland 4.3 Dänemark – der gemütliche „Nachbar“ im anmutende Integrationspolitik Dänemarks scheinen Norden sich signifikant im Dänemarkbild niederzuschlagen. Aus Sicht der befragten jungen Deutschen ist Dä- 4.4 Finnland – das innovative „Vorbild“ des nemark der kleine gemütliche Nachbar im Norden. Nordens Einerseits ist die Lage Dänemarks in direkter Nach- Deutlich anders sieht das Finnlandbild aus. Zwar ist barschaft zu Deutschland weitgehend bekannt. Dä- Finnland im Vergleich zu Schweden, Norwegen und nemark gilt daher (aus mitteleuropäischer Perspek- Dänemark das unbekannteste Land Nordeuropas tive) auch als besonders europäisch. Andererseits (durchschnittlich nur 2,7 genannte Assoziationen; 5 tragen Assoziationen wie Strand, Urlaub, Nord- und waren maximal möglich). Gleichzeitig zeichnet sich Ostsee, Meer, Dünen, Inseln, Fähre, Meerjungfrau das Finnlandbild durch ein klar abgrenzbares und und Legoland dazu bei, dass das Land als gemüt- modernes Image aus. liches, entspannt-gemächliches Familiensommer- In den Augen junger Menschen aus Deutsch- reiseziel wahrgenommen wird. Obwohl es das am land zeichnet sich Finnland vor allem aus durch häufigsten besuchte nordische Land ist, erweckt besonders raue und ungünstige Lebensbedingungen das fast vollständige Fehlen der gegenwärtigen dä- (kalt, dunkel, Schnee), nischen Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in der Wahrnehmung den Eindruck eines sich im • unberührte Naturlandschaften (Seen und Wälder, „Dornröschenschlaf“ befindlichen Landes. Vor allem Rentiere und Elche, Lappland), der geringe Bekanntheitsgrad großer dänischer Un- • kulturelle Besonder- und Eigenheiten (Sauna, ternehmen und Marken gilt als Erklärung hierfür. Im Sprache, Alkohol, Metal Musik, Lordi), Gegensatz zu Schweden ist es Dänemark bislang • „verrückte“ Skispringer und Rennfahrer (Skisprin- überhaupt noch nicht gelungen, sich in Deutschland gen, Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen) und als jugendliches, modisches, trendbewusstes, krea- • zugleich High Tech, Innovation und Bildung (No- tives und innovatives Land zu positionieren. Weder kia, PISA, Bildungssystem). die beachtliche Entwicklung Kopenhagens der letz- ten Jahren (Architektur, Mode, Lebensstile, Kultur, Es zeigt sich, dass nicht der ebenso nördlich gele- Musik, Christiania) noch die dazu teilweise konträr gene Nachbar Schweden als besonders kalt, dunkel
Norden 20 IKEA, PISA u. modische Menschen - Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland 55 Tab. 1: Die 20 am häufigsten Assoziation mit Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland und schneereich gilt, sondern vor allem Finnland. der letzten Jahre zu großer Bekanntheit gebracht Gleiches gilt für soziale Probleme in Nordeuropa wie und werden eindeutig mit Finnland assoziiert. Trotz Alkoholismus, Depression, Gewalt oder Selbstmord. wahrgenommener harter klimatischer Bedingungen Auch hier gehen viele junge Deutsche davon aus, und sozialer Probleme gilt Finnland heute aufgrund dass diese Phänomene in Finnland deutlich stärker seiner Technikorientierung in der Gesellschaft und zu Tage treten als in Norwegen und Schweden. Auf- seines PISA-getesteten Bildungssystems als das fällig sind zwei weitere Aspekte. Zum einen zeigen die große Vorbild für Deutschland. Finnland gelingt es Assoziationen und Eigenschaftszuweisungen, dass in den Augen vieler Deutscher sehr gut, unter dem Finnen/innen – im positiven Sinne – als etwas ko- Vorzeichen zunehmender Globalisierung und Wett- misch, „verrückt“ einschätzen. Gewisse Parallelen zu bewerbsverstärkungen innovativ und unkonventionell den skurrilen Finnlandbildern in Kaurismäki-Filmen zu agieren. sind nicht zu leugnen. Finnen/innen als still und me- Besonders attraktiv sind die Finnen/innen in den lancholisch, aber auch unangepasst, unkonventionell Augen junger Deutscher allerdings nicht. Attribute und schrill. Damit unterscheidet sich das Finnlandbild wie stilvoll, sympathisch, europäisch und gut aus- deutlich vom eher „Mainstream“-geprägten, „massen- sehend wurden auffällig selten Finnland zugeordnet. kompatiblen“ Schwedenbild. Zum Anderen werden Finnisches Design, finnische Mode und finnische mit Finnland deutlich häufiger als beispielsweise mit Schönheiten sind kaum bekannt oder werden von Schweden Natur und Landschaften assoziiert. Insbe- der starken Wahrnehmung des „großen Nachbarn“ sondere Lappland und Rentiere werden in den Mental Schweden überdeckt. Ebenso völlig unbekannt ist Maps fast ausschließlich Finnland, und nicht den die besondere Rolle Finnlands in den Weltkriegen anderen nordeuropäischen Ländern, zugeordnet. sowie während des Kalten Krieges. Die größten Alleinstellungsmerkmale der Wahrneh- Finnland ist das nordeuropäische Land, bei dem mung Finnlands hingegen sind High Tech, Innovation die Wahrnehmungen der Besucher des Landes am und Bildung. Keinem anderen nordeuropäischen positivsten und stärksten von den Wahrnehmungen Land wurden derart häufig zukunftsrelevante At- der Nicht-Besucher abweichen. Wer also Finnland tribute zugewiesen. Nokia, PISA und ein gutes einmal persönlich besucht hat, hat nach seinem Be- Bildungssystem haben es in Deutschland innerhalb such ein deutlich positiveres Bild von diesem Land.
56 D. Schrödl Norden 20 Besucher verbinden mit Finnland nicht nur heraus- 3. Im finnisch-schwedischen Vergleich zeigt sich, ragend häufig die Eigenschaften innovativ, kreativ, dass sowohl Literatur (z.B. Romane, Kinderbü- unkonventionell und erfolgreich, sondern auch eine cher) als ach Filme (z.B. Krimis, Verfilmungen, internationale und offene Ausrichtung (europäisch, Serien) bei der Entstehung des Schwedenbilds weltoffen) und größere Attraktivität (gut aussehend, eine überdurchschnittlich große und bei der Ent- sympathisch). stehung des Finnlandbilds eine relativ geringe große Rolle spielen. Während schwedische Literatur (z.B. Astrid Lindgren, Henning Mankell, 5 Entstehung und Beeinflussung der Stieg Larsson), schwedische Figuren (z.B. Pippi Länderimages Langstrumpf, Nils Holgersson) und schwedische Zwischen der Länderimageentstehung und dem stets Filme (z.B. „Wie im Himmel“) in Deutschland sehr sozial und kulturell beeinflussten Informations-, Kom- stark prägend und vielfach gewöhnlicher Teil der munikations- und Mediennutzungsverhalten einer Sozialisation sind, trifft dies auf finnische Literatur Person bestehen klare Zusammenhänge. Im Fall der und finnische Filme nicht zu. Einerseits werden nordischen Länder spielen vor allem über Medien und international bekannte Figuren und Geschichten das soziale Umfeld vermittelte Informationen eine wie z.B. die Mumins nicht mit Finnland verbunden. wichtige Rolle, weil insbesondere Süddeutsche nur Andererseits sind finnische Autoren (z.B. Elias Lö- relativ selten selbst den Norden bereisen und selten nnrot, Mika Waltari, Arto Paasilinna, Matti Rönkä) ein auf eigenen Erfahrungen basierendes Bild vor und Filme (z.B. der Kaurismäki-Brüder) nur einer Ort machen. kleinen Gruppe in Deutschland bekannt. In Abb. 3 wird dargestellt, wie stark verschie- 4. Für das Schwedenbild ebenfalls von relativ großer dene Faktoren die Entstehung der Finnland- bzw. Bedeutung sind die Einflussfaktoren Kunst und Schweden-Images junger Menschen in Deutschland Kultur, Musik, Mode und Design. Schwedische beeinflussen. Dabei zeigt sich: Mode- und Designmarken (z.B. H&M, Akne, Björn 1. Der bedeutendste Einflussfaktor zur Bildung eines Borg, Gina Tricot, Fjällräven, Haglöfs, Hydman- Länderimages unter jungen Menschen ist das Vallien) sind ebenso wie Musikbands (z.B. Abba, persönliche soziale Umfeld. Erzählungen und Roxette, The Hives, The Ark, Mando Diao) deutlich Bilder von Freunden, Bekannten und Verwandten präsenter und in der breiten Masse bekannter als sind dabei besonders relevant. Von zunehmender finnische. Das ursprünglich international sehr re- Bedeutung sind in diesem Zusammenhang auch nommierte finnische Design, finnische Architektur soziale Online-Netzwerke wie Facebook, die (z.B. Aalto) und finnische Mode (z.B. Marimekko) eine Plattform zur persönlichen Selbstdarstellung sind unter jungen Deutschen ebenso unbekannt sowie zur Positionierung von Fotos, Videos und wie Musik aus Finnland (z. B. Sibelius, diverse Links bieten. Die Bedeutung von Mund-zu-Mund- Hardrock- und Metalbands). Lediglich die Band Propaganda und der Ansprache sogenannter Lordi scheint mit ihrem skurrilen Auftritt und Sieg „Meinungsführer“ in sozialen Gruppen bei Aktivi- beim Eurovision Songcontest vor einigen Jahren täten des Nation Brandings wird deutlich. in Mitteleuropa einen bleibenden und prägenden 2. Massenmedien spielen bei der Länderimage- Eindruck hinterlassen zu haben. Bildung weiterhin eine wichtige Rolle. Vor allem 5. Der Lifestyle Global Player IKEA ist für die Ent- Berichterstattungen im Fernsehen (Nachrichten, stehung und Prägung des Schwedenimages Reportagen usw.) sowie in Büchern, Bildbänden, von sehr großer Bedeutung. Ein Besuch einer Fotokalendern, Reiseführern und Zeitschriften IKEA-Filiale in Deutschland hinterlässt demnach sind hierbei relevant. Typische Schweden-Be- deutliche Spuren und fördert die Entstehung richterstattungen sind Beiträge und Meldungen eines positiven Schwedenbilds. Anders sieht etwa über betrunkene und randalierende Elche, es bei der finnischen Marke Nokia aus. Im Ver- über das königliche Stockholm, über Mittsommar, gleich zu IKEA eignet sich Nokia weniger gut zur das Sommerleben im roten Holzhäuschen in Finnland-Vermarktung. Gleichzeitig wurde in der den Schären oder Hintergründe über das IKEA- Nokia-Vermarktung bislang nie explizit Bezug zu Imperium Kamprad. Typische Berichterstattungen Finnland genommen. Trotzdem zeigt die Befra- über Finnland sind Reportagen über Mensch, gung, dass Nokia – trotz der Werksschließungen Kultur, Natur und Aktivitäten insbesondere in im Ruhrgebiet in den letzten Jahren - insgesamt Lappland (z.B. Sami, Rentiere, Fischen, Trekking, zu einem modernen, technikorientierten Image Wälder, Seen, Kanu, Nordlichter), über exotische Finnlands beiträgt. und „verrückte“ finnische Wettkampfarten (z.B. 6. Bei der Entstehung des Finnlandimages spielen Sauna-WM, Handyweitwurf, Frauentragen usw.), einerseits politische und gesellschaftliche Diskus- Saunatraditionen und über den Winter im Norden sionen sowie andererseits Statistiken und Län- (z.B. Ski, Hundeschlitten, Weihnachtsmann in Ro- dervergleiche eine bemerkenswert große Rolle. vaniemi, Eisburgen und -hotels, Eisschwimmen, Es sind vor allem Diskussionen um das finnische Schneemobil, Eisbrecher der Ostsee). Bildungssystem und dessen (mögliche) Vorbild-
Norden 20 IKEA, PISA u. modische Menschen - Das neue Nordeuropabild junger Menschen in Deutschland 57 funktion für Deutschland sowie Ländervergleiche Literatur im Rahmen der PISA-Studie oder zu den Themen AJZEN, I. & FISHBEIN, M. (1975): Understanding attitudes and Innovation und Technologieorientierung, die das predicting social behaviour. New Jersey. Finnlandbild prägen. Damit ist das Finnlandbild ANHOLT, S. (2007): Competitive Identity. The New Brand Manage- deutlich politischer als das Schwedenbild. Anders- ment for Nations, Cities and Regions. New York. herum ist das Schwedenbild deutlich kultur- und DINNIE, K. (2008): Nation Branding – Concepts, Issues, Prac- konsumorientierter als das Finnlandbild. tices. Oxford. 7. Sport, Sportler und Sportereignisse spielen bei der KOTLER, P./GERTNER, D. (2002): Country as a Brand, Product, Wahrnehmung vor allem Finnlands eine nicht zu and beyond: a Place Marketing und Brand Management Perspec- unterschätzende Rolle. Insbesondere die Formel tive. In: Journal of Brand Management 9.4/5, 249-261. 1-Fahrer Räikkönen und Häkkinen, Skispringen LYNCH, KEVIN (1960): The Image of the City. Cambridge Mass sowie andere Wintersportarten (z.B. Eishockey) NATION BRANDING (2011): 2010 Country Brand Index: Brand sind prägend und tragen – stärker als im Fall value goes North. http://nation-branding.info/2010/11/24/2010- Schweden – zur Bekanntheit Finnlands bei. country-brand-index-brand-value-goes-north (letzte Überprüfung am 24.06.2011). ROTH, K./DIAMANTOPOULOS, A. (2009): Advancing the country 6 Fazit: Der Norden Europas – „kalt“ image construct. In: Journal of Business Research 62.7, 726- 740. und „cool“ SCHRÖDL, D. (2009): Das Image des Nordens. Eine Untersu- Der Norden Europas zeichnet sich durch einen chung am Beispiel der Studierenden in Würzburg. Geographisches tiefgreifenden soziokulturellen, ökonomischen und Institut Würzburg. räumlichen Strukturwandel aus, der sich mittler- SCHRÖDL, D. (2011): PISA, Nokia, Sauna. Ein neues Finnland- weile auch in der Wahrnehmung junger Menschen bild junger Menschen in Deutschland. In: Lenk, Hartmut (Hrsg.): in Deutschland niederschlägt. In den Hintergrund Finnland – Geschichte, Kultur und Gesellschaft (= Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung, Sonderheft 10), S.85-106. Landau. rücken Vorstellungen des nordischen Wohlfahrts- staats und sozialer Gerechtigkeit. In den Vordergrund WERLEN, BENNO (2000): Sozialgeographie. Bern, Stuttgart, Wien treten Wahrnehmungen wettbewerbsfähiger, tech- nik- und zukunftsorientierter nordischer Wissens- gesellschaften. Nicht mehr nordische Traditionen und ländlich-idyllische Kulturlandschaften sind do- minante Bestandteile der Länderimages, sondern Urbanität, Modernität und Zukunftsorientierung. Dies trifft im besonderen Maße auf das Schweden- und Finnlandbild und nur teilweise auf Dänemark- und Norwegenbild zu. Der Norden steht damit heute nicht mehr nur für unberührte Natur, einsame Landschaften, Stille, Wei- te und kaltes Klima, sondern auch für gute Stilisie- rung-, Entfaltungs-, Lern- und Arbeitsmöglichkeiten sowie Modernität und Modebewusstsein. Weiterhin und stärker denn je unbekannt bleiben allerdings die Geschichte, die politische, kulturelle und gesell- schaftliche Entwicklung der nordischen Länder in den zurückliegenden Jahrzehnten und Jahrhunderten. Die Bemühungen der nordischen Länder, insbe- sondere Schwedens, ihre Länderimages durch ein intensives Nation Branding zu modernisieren und vor allem durch kulturelle, urbane, technologische und wissensorientierte Aspekte zu erweitern, sind insgesamt als sehr erfolgreich einzuschätzen. Der Norden gilt zwar auch weiterhin als relativ kalt, doch zunehmend eben auch als besonders cool.
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