Impact Free Impact Free 38 - August 2021 - Journal für freie Bildungswissenschaftler - Gabi Reinmann
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[0] Impact Free Journal für freie Bildungswissenschaftler Impact Free 38 – August 2021 HAMBURG IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[0] Impact Free Was ist das? Impact Free ist eine Publikationsmöglichkeit für hochschuldidaktische Texte, - die als Vorversionen von Zeitschriften- oder Buch-Beiträgen online ge- hen, oder - die aus thematischen Gründen oder infolge noch nicht abgeschlossener Forschung keinen rechten Ort in Zeitschriften oder Büchern finden, oder - die einfach hier und jetzt online publiziert werden sollen. Wer steckt dahinter? Impact Free ist kein Publikationsorgan der Universität Hamburg. Es handelt sich um eine Initiative, die allein ich, Gabi Reinmann, verantworte. Es handelt sich um eine Publikationsmöglichkeit für freie Wissenschaftler, veröffentlicht auf meinem Blog (http://gabi-reinmann.de/). Herzlich willkommen sind Gastautoren, die zum Thema Hochschuldidaktik schreiben wollen. Texte von Gastautoren können dann natürlich auch in deren Blogs eingebunden werden. Und was soll das? Impact Free ist ein persönliches Experiment. Es kann sein, dass ich hier nur wenige Texte veröffentliche, es kann sein, dass es mehr werden; und vielleicht mag sich auch jemand mit dem einen oder anderen Text anschließen. Es würde mich freuen. Ich möchte hier Gedanken, die mir wichtig erscheinen, in Textform öffentlich machen: Gedanken, bei denen ich so weit bin, dass sie sich für mehr als für Blog-Posts eignen, Gedanken, die ich nicht anpassen möchte an Anforderun- gen von Gutachtern und Herausgebern – in einer Textform, bei der ich kein Corporate Design und keine sonstigen Formal-Vorgaben (Genderschreib- weise, Textlänge) beachten muss. Einfach frei schreiben – und das auch noch, ohne an irgendeinen Impact zu denken! Kontaktdaten an der Universität Hamburg: Prof. Dr. Gabi Reinmann Universität Hamburg Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL) Leitung | Professur für Lehren und Lernen an der Hochschule Schlüterstraße 51 | 20146 Hamburg reinmann.gabi@googlemail.com gabi.reinmann@uni-hamburg.de https://www.hul.uni-hamburg.de/ http://gabi-reinmann.de/ IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[1] HYBRIDE LEHRE – EINE hybrider Lehre (2.2.). Die Ausführungen wer- den ergänzt durch einen Vorschlag zur Deutung TAXONOMIE ZUR des Präsenzbegriffs (2.3.) sowie durch Hin- VERSTÄNDIGUNG weise zur praktischen Anwendung der Taxono- mie (2.4.). DORINA GUMM & STEFFI 1. Die Vielfalt hybrider Lehre HOBUß 1.1 Potentiale hybrider Lehre Hybride Lehre wird – unter verschiedenen Be- griffen – zwar schon lange diskutiert, ist aber Einleitung durch die Umstellung auf digitale Lehrformate im Zuge der Corona-Pandemie an vielen Hoch- Dieser Aufsatz stellt eine systematische Taxo- schulen stärker in den Fokus gerückt. In diesem nomie für den Phänomenbereich Hybride Lehre Pandemie-Kontext besteht das Ziel hybrider vor, die als Grundlage zur Verständigung über Lehre meist darin, kleinere Gruppen vor Ort zu konkrete Lehrgestaltung dienen kann. betreuen, oder mehr örtliche und zeitliche Fle- Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich xibilität in der Lehre zu ermöglichen. Hybride „Hybride Lehre“ als ein Allround-Begriff etab- Lehre birgt aber auch darüber hinaus eine ganze liert, um sehr unterschiedliche Konzepte vorzu- Reihe von Vorteilen und Potentialen, wovon die stellen, wie Lehrveranstaltungen digital unter- Ermöglichung der Lehre in Pandemiezeiten nur stützt und Lernende vor Ort und online betreut einer ist. Einige dieser Potentiale sollen hier ein- werden können. Der Begriff hybrid erhält im leitend vorgestellt werden und zeigen, dass es Kontext von Lehrgestaltung damit ganz unter- sich lohnt, hybride Lehre über die Pandemie schiedliche Bedeutungen, was eine Verständi- hinaus zu betrachten und einen Rahmen für die gung über konkrete Ausprägungen hybrider gute Gestaltung zu finden. Lehre erschwert. Flexibilisierung für Studierende: Die Erpro- Die hier vorgestellte Taxonomie systematisiert bung hybrider Formate insbesondere während diese verschiedenen Perspektiven auf hybride der Pandemie zeigt, dass sie von Studierenden Lehre und stellt anhand der Kategorien Hybride dankbar angenommen werden, da sie nun ent- Session - Hybride Lehrveranstaltung - Hybrider scheiden können, ob sie bestimmte Angebote Studiengang bzw. hybrides Semester ihre je- lieber live oder asynchron wahrnehmen, lieber weils unterschiedlichen Ausprägungen und Fra- in Gemeinschaft vor Ort oder in Ruhe von Ferne gestellungen dar. Damit blickt der Beitrag über lernen. Dieser Bedarf seitens der Studierenden die gegenwärtige Pandemie-Situation und die – insbesondere bei jenen in heterogenen Le- damit einhergehenden gesundheitspolitischen benslagen (Breitenbach, 2021) – zeigt den Rahmenbedingungen hinaus. Hybride Lehre Wunsch nach Flexibilisierung. Hybride Lehre wurde bereits vor der Pandemie erprobt und ist kann hier die Studierbarkeit erhöhen und bes- auch in Zukunft ein wertvolles Konzept. Inso- sere Rahmenbedingungen für Personen mit ih- fern zielt die Taxonomie darauf, diese zukünfti- ren unterschiedlichen Stärken, Lebens- und gen Entwicklungen und die Verständigung dar- Rahmenbedingungen liefern. über zu unterstützen und zu fokussieren. Verzahnung von Studienangeboten: Die Online- Nach einem Überblick über die unterschiedli- Studiengänge und -Weiterbildungsangebote an chen Potentiale hybrider Lehre (1.1.), die durch der TH Lübeck1 und der Leuphana Universität unterschiedliche Begriffsverwendungen gege- Lüneburg2 beinhalten ca. 20% Veranstaltungen bene Problemstellung (1.2.) und bereits vorlie- vor Ort, um die Interaktion zu fördern, Grup- gende Ansätze zur Systematisierung (1.3.) wird penarbeit zu stärken, Laborgeräte nutzen zu im zweiten Teil die Taxonomie entfaltet, und können bzw. im direkten Austausch und mit di- zwar in Abhängigkeit zur jeweilig betrachteten rektem Feedback lernen zu können. Studie- Lehr-Einheit (2.1.) und hinsichtlich unter- rende, die in der Nähe der jeweiligen Hoch- schiedlicher Gestaltungsdimensionen im Feld schule wohnen, würden gern weitere Angebote 1 2 Online-Studiengänge im Rahmen der VHF Leuphana Professional School (www.leuphana.de/pro- (www.vhf.de) sowie Weiterbildungsangebote über On- fessional-school.html) campus GmbH (www.oncampus.de) IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[2] vor Ort, z.B. aus anderen Studiengängen, ergän- Lehrveranstaltungen am besten funktioniert o- zend nutzen wollen. Zusätzlich würden die Stu- der welche sozialen und didaktischen Probleme dierenden klassischer Studiengänge gern On- mit der medialen Kommunikation in der Lehre line-Angebote zusätzlich nutzen können. Hyb- verbunden sind (vgl. Riplinger & Schiefner- ride Lehre kann hier ansetzen, indem zum Bei- Rohs, 2017). Die Diskussionen über Hybride spiel inhaltlich gleiche Module aus Online- und Lehre umfassen also alles, was irgendwie mit klassischen Studiengängen verzahnt und hybrid „online“ zu tun hat. Herausforderungen und Lö- angeboten werden3. sungen hinsichtlich der Didaktik, der techni- schen Ausstattung oder der organisatorischen Erhöhter didaktischer Gestaltungsspielraum: Rahmenbedingungen bedingen sich zwar ge- Um den Studierenden Flexibilität zu ermögli- genseitig, die wenig trennscharfen Auseinan- chen, sind nicht alle Veranstaltungen vor Ort dersetzungen damit bleiben aber oft diffus. immer für alle gemeinsam verpflichtend. Wenn aber nicht alle Teilnehmer:innen anwesend Mit dieser Mischung aus didaktischen, organi- sind, schränkt das insbesondere die Möglichkei- satorischen oder technischen Lösungen für ten der Lehrenden ein, Gruppenprojekte in die- Hybride Lehre stehen jedoch unterschiedliche sen Veranstaltungen zu fördern. Originär hybrid Begriffe Hybrider Lehre nebeneinander. So ver- geplante Veranstaltungen könnten also auch die schwimmt häufig die Grenze zwischen hybrider Gruppenarbeit stärken, wenn dadurch eine hö- Lehre, Online-Lehre oder auch Blended Learn- here Teilnahmequote erreicht wird. ing, was die Fokussierung auf Spezifika des Hybriden, den Austausch und die Weiterent- Berufliche Praxis: Hybride Lehre birgt auch das wicklung erschwert (vgl. Reinmann, 2021). Potential, auf das Berufsleben vorzubereiten. Auch der Begriff der Präsenz wird in diesem Hybride Formate für Teamsitzungen, Work- Zusammenhang unterschiedlich genutzt und shops und Projektarbeit werden zunehmen, hinterfragt. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn denn spätestens die Pandemiezeit hat sowohl Universitäten wie die Leuphana, die sich dedi- die Vorteile der Online-Arbeit als auch die Vor- ziert als „Präsenzuniversität“ versteht, begin- teile der direkten, nicht-medialen Kommunika- nen, den Präsenzbegriff neu zu verhandeln. Das tion sehr deutlich gemacht. Mit hybrider Lehre führt dazu, dass in Debatten und Austausch zu können daher die damit verbundenen Kommu- hybrider Lehre immer wieder Themen disku- nikationsmuster, technischen Möglichkeiten tiert werden, die gar nicht das Hybride selbst im und Grenzen im geschützten Raum des Studi- Fokus haben. Eine klare Taxonomie ist bisher ums erprobt werden. noch Desiderat geblieben. Daher stellen wir in diesem Text eine Taxonomie vor, die als Grund- 1.2 Problemstellung lage zur Verständigung über Hybride Lehre die- „Hybride Lehre“ hat sich (noch verstärkt seit nen und damit für die Gestaltung jeweils kon- Beginn der Pandemie) als ein Allround-Begriff kreter hybrider Lehre hilfreich sein kann. etabliert, um über ganz unterschiedliche Dinge zu sprechen, die früher vorwiegend unter den 1.3 Aktuelle Ansätze zur Systemati- Stichworten Online-Lehre oder digitale Lehre sierung diskutiert wurden. Unter anderem geht es um die Frage, welche digitalen Kollaborations- Im Folgenden diskutieren wir einige Ansätze Tools sich für welche Aufgaben am besten eig- aus dem vornehmlich deutschsprachigen Raum, nen (vgl. Hochschulforum Digitalisierung die die Vielgestaltigkeit Hybrider Lehre thema- (2020)); um die Umsetzung didaktischer Kon- tisieren und das Gebiet auf verschiedene Wei- zepte unter Zuhilfenahme digitaler Medien wie sen strukturieren. Flipped Classroom und Blended Learning (vgl. Das „Zentrum für multimediales Lehren und Gerner et al., 2019); um organisatorische Fra- Lernen” (LLZ) der Martin-Luther Universität gen, wie Gruppen teils online, teils vor Ort be- Halle-Wittenberg (LLZ, 2020) zum Beispiel treut werden können, insbesondere vor dem identifiziert fünf Lehrszenarien „im hybriden Hintergrund aktueller Abstandsregeln (vgl. Semester”, wobei sich zwei Szenarien auf die Winzker, 2021); die Frage, welche technische Aufteilung der Gruppen beziehen („abwech- Ausstattung von Räumen zum Streamen von 3An der TH Lübeck gibt es dazu seit 2019 Pilotmodule am FB Informatik und Elektrotechnik, die dies erproben. IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[3] selnde Präsenztermine in verschiedenen Grup- bedeutet, dass Lerngruppen jeweils abwech- pen” und „Blockweise Präsenztermine in meh- selnd zwischen vor-Ort-Veranstaltungen reren Gruppen”) und drei Szenarien auf die und Selbstlernphasen mit digitalen Materialien technischen Angebote („Aufzeichnung der alternieren (vgl. CTL, o.J.). In einem ins Detail Lehrveranstaltung”, „Streaming der Lehrveran- gehenden Foliensatz wird allerdings Blended staltung” und „Webkonferenz während der Ver- Learning von hybrid insofern abgegrenzt, dass anstaltung”). Hier liegt der Fokus also auf der hybride Settings bedeute, dass 50% der Teilneh- Hybridität eines Semesters. Die identifizierten mer vor Ort und 50% „live digital“ dabei sind, Szenarien beziehen sich allerdings auf zwei ver- und Blended Learning, dass 50% vor Ort teil- schiedene Dimensionen (Gruppenkonstellation nehmen und 50% asynchron arbeiten (vgl. Uni- und technische Umsetzung), die kombiniert versität Wien, 2020). Hybride Lehre wird wei- werden können, um eine bestimmte Lehrveran- terhin eingeteilt nach der Größe der Teilneh- staltung oder auch einen einzelnen Termin zu meranzahl (bis 100, bis 500, mehr als 500) und gestalten. dafür technische Umsetzungen empfohlen. Ausgehend von der verwendeten Technik wer- Das „Zentrum für Multimedia in der Lehre” den Vorgehensmodelle vorgestellt, wie asyn- (ZMML) der Universität Bremen beschreibt chrone Arbeitsphasen und Kontaktstunden über „hybride Lehrformate” vor dem Hintergrund, ein Semester organisiert werden können. Solche pandemiebedingte Hygieneregeln einhalten zu Modelle werden auch für konkrete Lehrveran- können (ZMML, o.J.). Dabei bezieht es sich auf staltungsformen vorgestellt (z.B. Lektürekurs, eine Systematisierung der Universität Mainz Seminar etc.). (JGU, 2021), mit der hybride Lehrformate in ei- nem Koordinatensystem nach dem Maß der In ihrem Konzept „Hybride Lehre“ definiert die Synchronität und dem Maß der Teilnahme (di- Georg August-Universität Göttingen hybride gital vs. in Präsenz) eingeteilt werden. Vom Lehre als all jene Lehrformate, die dafür sorgen, ZMML werden vier Szenarien vorgestellt, die dass jenen Teilgruppen von Studierenden, die sich jeweils in den Außengebieten der Quadran- nicht vor Ort an der Lehre teilnehmen können, ten bewegen mit dem Hinweis, dass es beliebige kein Nachteil entsteht (vgl. Georg August Uni- Mischformen geben kann. Diese Systematik er- versität Göttingen, o.J.). Es wird verwiesen auf scheint vielversprechend, da in ihr zwei für den aus dem amerikanischen Raum stammen- Hybridität relevante Dimensionen abgebildet den Begriff „HyFlex Course Model“, um Lern- und Szenarien verortet werden. Im Detail der szenarien zu beschreiben, die Lernaktivitäten Szenarien wird deutlich, dass jeweils unter- „vor Ort, synchron und asynchron online“ an- schiedliche Vorstellungen von „hybrid” mit den bieten (Beatty, 2019). Szenarien verbunden sind. So bedeutet z.B. In Ihrem Überblicksartikel zu hybrider Lehre hybrid im Szenario „maximal Präsenz, maxi- unterscheidet Reinmann (2021) insbesondere male Synchronität”, dass Teilnehmende vor Ort zwischen zwei Typen von Hybrid-Lehre, die mit denen online (davon möglichst wenige) sich auf „einzelne Lehrhandlungen“ beziehen: synchron interagieren, und bei großen Teilneh- Typ 1 ist die „Kombination von physischer und merzahlen bedeutet hybrid in diesem Szenario digitaler Präsenz“, Typ 2 bezieht sich auf Set- Streaming, also eine technische Ausdehnung. tings mit asynchronem Anteil („ohne doppelte Im Szenario „Maximale Präsenz, maximale Synchronizität“); beide schließen sich nicht aus, Asynchronität” geht es um die Herausforde- sondern können „im Verlauf einer Veranstal- rung, Lerngruppen einzuteilen und digitale Ar- tung“ kombiniert werden. Daraus ergibt sich die tefakte, z.B. Videos von Instruktionsphasen) zur Unterscheidung in synchrones Hybrid-Lehren Verfügung zu stellen. Im Szenario „Minimale und asynchrones Hybrid-Lehren, wobei explizit Präsenz, maximale Asynchronität” bedeutet darauf hingewiesen wird, den Begriff der (A- hybrid letztendlich die vollständige Verlage- )Synchronität ausschließlich zeitlich zu verste- rung der Lehre in den digitalen Raum (digitale hen und nicht automatisch mit der „Online- Lehre). Lehre“ im allgemeinen zu verknüpfen. Als Ge- Das „Centre for Teaching and Learning“ (CTL) staltungsdimensionen werden hier – insbeson- der Universität Wien gliedert hybride Lehre in dere vor dem Hintergrund der Auflagen durch zwei Ausprägungen: erstens synchrone Set- die Pandemie - die Gruppenaufteilung, der tings, in denen ein Teil der Studierenden live im Rhythmus synchroner Settings (Präsenzen) und Hörsaal und der andere digital zugeschaltet ist; die Einbindung von digitalem Lehr-Lernmate- zweitens Blended Learning, was in diesem Fall rial vorgeschlagen. IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[4] Diese Auswahl von Beispielen, hybride Lehre Eine hybride Session kann z.B. eine gestreamte zu beschreiben, zeigt die Vielfalt der Schwer- Vorlesung sein, in der online Teilnehmende le- punkte als auch der Gestaltungsdimensionen diglich zuhörend partizipieren (A). Es kann hybrider Lehre – die übrigens nach Reinmann auch eine Vorlesung sein, in der online per Chat (2021) auch im englischsprachigen Diskurs zu oder per Audio Fragen gestellt werden können beobachten ist. Dabei fallen vor allem zwei (B). Eine hybride Session kann aber auch ein Dinge auf: a) „Hybride Termine“, in denen Stu- Seminar oder ein Praktikum sein, in dem Teil- dierende vor Ort und online gleichzeitig betreut nehmende vor Ort und online intensiv miteinan- und begleitet werden (ihnen also mehr als ein der agieren (C). Hybride Sessions unterschei- Streaming-Angebot gemacht wird), stehen nur den sich demnach im Grad der Interaktions- selten im Vordergrund und praktische Beispiele möglichkeiten und damit im Grad der Teilhabe zur Umsetzung sind rar. b) Die Vorgehenswei- (insbesondere der online Teilnehmenden). sen, Herausforderungen und Gestaltungsdimen- Hybride Lehrveranstaltungen unterscheiden sionen sind deshalb so schwierig zu systemati- sich darin, wie Session-Formate (vor Ort, hyb- sieren, weil sie davon abhängen, ob ein Termin rid, online) und asynchrone Betreuung mitei- hybrid gestaltet werden soll oder sich die Hyb- nander während ihrer Laufzeit (meist ein Se- ridität auf die Laufzeit einer Lehrveranstaltung mester) kombiniert werden. Wie in der Abbil- über das ganze Semester bezieht, in der sich on- dung 1 zu sehen ist, können hybride Lehrveran- line- oder Vor-Ort-Phasen bzw. synchrone und staltungen auch hybride Sessions beinhalten (E asynchrone Phasen abwechseln. und F), müssen es aber nicht, wenn sie z.B. reine vor-Ort- und reine online-Angebote kom- 2. Hybride Lehre: Eine Taxonomie binieren (D, F). Weiterhin ist ersichtlich, dass 2.1 Hybridität in Abhängigkeit zur hybride Lehrveranstaltungen synchrone und Lehr-Einheit asynchrone Phasen beinhalten können (F), sie können aber auch lediglich aus synchronen Ses- An den bisherigen Ausführungen zeigt sich, sions bestehen (D, E). Asynchrone Lehre (F) dass sich unterschiedliche Vorstellungen der beinhaltet hier z.B. Interaktionen über Foren o- Hybridität ergeben, die jeweils davon abhängig der andere Kommunikationsmittel und Arbeits- sind, welche Lehr-Einheit im Fokus steht. Diese tools, digitale Lehrmaterialien, Tests oder auch Vorstellungen sind in Abbildung 1 systemati- andere interaktive Aufgaben. Zu beachten ist, siert dargestellt. dass in allen hier beschriebenen Varianten hyb- rider Lehrveranstaltungen ein vor-Ort- und ein online-Anteil enthalten ist, die Kombination reiner Online-Formate aber nicht. Abb. 1: Bedeutung der Hybridität entsprechend der Lehr-Einheit IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[5] Nach diesem Muster kann auch über hybride gleichgesetzt (vgl. Reinmann, 2021). Folgen Studiengänge (oder auch hybride Semester) ge- wir der Definition von Sauter et al. (2004, S. sprochen werden, indem sie als Reihung von 68), ist Blended Learning die Verbindung klas- Modulen bzw. Lehrveranstaltungen betrachtet sischer Lehre mit e-Learning. In der hier vorge- werden. Ein hybrider Studiengang kann damit stellten Systematik wäre eine hybride Lehrver- aus einer Kombination von reinen Online- und anstaltung nach dem Muster F in Abbildung 1, vor-Ort-Modulen wie auch aus hybriden Modu- in dem vor-Ort-Sessions mit digitaler Lehre len bestehen. Das heißt, dass die Umsetzung ei- kombiniert werden, ein klassisches Beispiel für nes hybriden Studiengangs nicht gleichzeitig Blended Learning. bedeutet, dass nur vollständig hybride Lehrver- anstaltungen angeboten werden müssten. 2.2 Gestaltungsdimensionen hybrider In der Abbildung 1 (s.o.) wird zusätzlich von Lehre der Lehrplanungsperspektive gesprochen (G). Die aktuellen Arbeiten zu hybrider Lehre zei- Aus dieser Perspektive werden die organisatori- gen auch, dass die Umsetzung hybrider Lehre schen Fragestellungen betrachtet, die zwar nicht entlang unterschiedlicher Gestaltungsdimensio- die Durchführung der Lehre im Einzelnen be- nen erfolgt, deren Spielräume davon abhängen, treffen, sich aber durch hybride Lehrformate welche Lehr-Einheit jeweils im Fokus steht erst ergeben und die Lehrorganisation vor grö- (vgl. Abbildung 2). ßere Herausforderungen stellen als bei reiner Online- oder reiner vor-Ort-Lehre. Dies betrifft Der für hybride Lehre naheliegendste – und zum Beispiel die Raumplanung, die Stunden- vielleicht meistdiskutierteste – Gestaltungsas- planung, die Verteilung und Berechnung von pekt ist der der zeitlichen Betreuung, unter- Lehrdeputaten und vieles mehr. schieden nach der (A-)Synchronität der Lehre. Der Gestaltungsspielraum stellt sich aber je Abb. 2: Gestaltungsdimensionen hybrider Lehre Wir sprechen also von hybrider Lehre, wenn es nach Lehr-Einheit sehr unterschiedlich dar: Ein- in unterschiedlichen Kombinationsformen da- zelne Sessions sind per se synchrone Settings, rum geht, Studierende vor Ort und online zu be- in dieser Dimension gibt es daher für Sessions treuen. Entsprechend der oben ausgeführten nicht viel Gestaltungsspielraum. Für eine ge- Perspektiven kann sich die Hybridität auf ein- samte Lehrveranstaltung oder einen Studien- zelne Termine (Sessions) beziehen, auf ganze gang bieten sich aber eine Reihe von Kombina- Lehrveranstaltungen (LV) als Reihe solcher tionsmöglichkeiten an, wie in Abschnitt 1.1. Sessions oder auch auf Studiengänge. Wir ha- ausgeführt. ben also unterschiedliche Lehr-Einheiten, die Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Teilhabe bei der Gestaltung hybrider Lehre im Fokus ste- und damit die Intensität der Interaktionen. Steht hen. eine konkrete Session im Fokus der Lehrgestal- Hybride Lehre wird oft im Kontext von Blended tung, so kann es hier um die Frage gehen, ob ein Learning besprochen oder mit diesem gar Streaming ausreicht oder Teilnehmende (online IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[6] und vor Ort) stärker interagieren können sollen. Anwesenheit vs. Abwesenheit: Wird der Prä- Steht aber die Lehrveranstaltung als Ganzes im senzbegriff als Gegenbegriff zu „online“ ver- Fokus, steht beispielsweise der Rhythmus oder wendet, bedeutet dies, die Studierenden seien die Häufigkeit von „Kontakt-Zeiten“ mit Leh- „in Präsenz“ vor Ort anwesend. Im Umkehr- renden oder die Teilhabe an Laborversuchen im schluss würde das aber heißen, dass die wäh- Vordergrund. Teilhabe kann sich aber auch z.B. rend der Lernsituation online teilnehmenden auf Materialien beziehen, seien es physische Personen „abwesend“ sind. Allerdings sind die Gerätschaften (z.B. Laborgeräte), digitale online-Teilnehmenden zwar nicht leibhaftig- Werkzeuge (z.B. fachspezifische Software) physisch vor Ort, aber sie sind auch nicht abwe- oder inhaltliche Lehrmaterialien (z.B. Skripte, send, denn sie nehmen ja am Lerngeschehen Aufgaben etc.). Steht ein Studiengang im Fokus teil. Dieses Verständnis von Präsenz kritisiert der Betrachtung, geht es möglicherweise um die bereits Derrida, der in seiner Analyse der Prä- gerechte Verteilung bestimmter Angebote über senzmetaphysik (vgl. Derrida, 1974) darauf hin- mehrere Module hinweg. gewiesen hat, dass der Begriff der Präsenz im Sinne von Anwesenheit immer auch auf sein Da hybride Lehre ohne digitale Technologien Gegenteil, die Abwesenheit verweist. Dass undenkbar ist, stellen technische Lösungen diese klassische Interpretation des Präsenz-Be- ebenfalls eine zentrale Gestaltungsdimension griffs schwierig ist, zeigt sich heute z.B. in Ar- dar, und auch hier ist der Spielraum stark abhän- beiten zu virtuellen Räumen, bei denen mit dem gig vom Fokus der Lehreinheit wie auch von Begriff der Präsenz nach der „Intensität des Er- den anderen beiden Gestaltungsdimensionen. lebnisses“ gefragt wird oder danach, wie „kon- Hybride Sessions stellen andere Anforderungen kret der Ort der Handlung empfunden“ wird an die technische Lösung (z.B. mehr oder weni- (Pasqualini, 2020). In einigen Beiträgen wird ger aufwändige Audio- und Video-Anbindung) die Problematik des Begriffs auch deutlich, als hybride Lehrveranstaltungen, die z.B. einen wenn von „reinen Präsenzveranstaltungen“ permanent zugänglichen Lernraum benötigen. (Sänger, 2011; Börner et al., 2015) in Abgren- Szenarien mit starker Interaktion brauchen zung zu „Präsenzveranstaltungen mit Online- möglicherweise zusätzliche interaktive Werk- Anteilen“ gesprochen wird. Dabei ist die räum- zeuge, während solche mit eher informativem liche, physische Nähe gar nicht immer notwen- Charakter ein verlässliches Streaming erfor- dig, um soziale Interaktionseffekte zu erzeugen dern. Bei synchronen Settings steht z.B. die Au- (vgl. Houben, 2018, S. 14). dio-Anbindung im Fokus, während es für ein asynchrones Setting um die mediale Aufberei- Wertung der vor-Ort-Teilhabe: Insbesondere tung von Lehrinhalten geht. Die technischen vor dem Hintergrund der Pandemie schwingt Lösungen beziehen sich also auf die Bereitstel- eine Bewertung dahingehend mit, dass die „Prä- lung virtueller Begegnungsstätten/Räume (z.B. senz“ im Sinne von „Anwesenheit vor Ort“ Lernraum wie Moodle vs. Videokonferenz), di- wünschenswert und die Online-Angebote bzw. gitaler Werkzeuge (z.B. Foren, Boards, Streams Online-Teilhabe grundsätzlich ein notwendiges etc.) als auch digitaler Lehrmaterialien (Skripte, Übel und eine Übergangslösung sind (vgl. z.B. Aufgaben, Videos, Tests etc.). Offener Brief „Zur Verteidigung der Präsenz- lehre“, Juni 2020). Dieses Werturteil liegt nach 2.3 Zur Deutung des Präsenzbegriffs Derrida (1974) bereits in der angenommenen Polarität des Präsenzbegriffs (Anwesenheit vs. In der Hochschulpraxis und in der Literatur Abwesenheit) begründet, so dass die Anwesen- wird der Präsenzbegriff meist benutzt, um aus- heit als gut oder wünschenswert erscheint, die zudrücken, dass ein Angebot „vor Ort“ stattfin- Abwesenheit als negativ oder bloßer Ersatz. Al- det bzw. um Angebote vor Ort („in Präsenz“) lerdings zeigt die Lehrpraxis (nicht nur, aber von Online-Angeboten abzugrenzen. Danach insbesondere während der Pandemie), dass es sind Studierende vor Ort anwesend (präsent), keine kontextunabhängige Priorisierung „besse- Online-Teilnehmende „abwesend“ (vgl. z.B. rer“ und „schlechterer“ Lehr-Lernarrangements Reinmann, 2021; Handke, 2020 oder Darwish gibt, sondern dass immer die jeweiligen Ziele & Mahmoud, 2021; Breitenbach, 2021; Reimer, und Bedürfnisse in Betracht gezogen werden 2020). Hier zeigen sich die Tücken des Präsenz- müssen (vgl. Reinmann, 2021). begriffs: Wird der Präsenzbegriff so verstanden, dass er vor allem auf die Gegenwärtigkeit, also das Jet- zige, Gleichzeitige sowie die damit verbundene IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[7] Wirksamkeit verweist, könnten auch solche Ses- Teilhabe und technischen Ausstattung sind je- sions als „Präsenz“ bezeichnet werden, die hyb- weils andere. Daher lohnt es sich, beispiels- rid oder rein online gestaltetet sind und den weise zunächst die gesamte Lehrveranstaltung Teilnehmenden ermöglichen, jeweils für die an- in den Blick zu nehmen und erst im zweiten eine deren gegenwärtig zu erscheinen und so mitei- Session/mehrere konkrete Sessions; oder auch nander wirksam zu werden. (Houben (2018) umgekehrt. spricht für diesen Fall von „Referenz“ in Ab- Entscheidung über den spezifischen Szena- grenzung zur „Präsenz“.) Voraussetzung dafür rien-Typ: Mit dieser Entscheidung kann der wäre, den Teilnehmenden zusätzlich zum phy- Fokus erneut eingeschränkt werden. Es gilt sischen den technischen Raum zur Mitarbeit zu also, in diesem Schritt grob zu klären, welche bieten, damit sie auch dort ihre Wirksamkeit Form der Hybridität möglich bzw. für das (di- entfalten können. daktische) Ziel der Lehr-Einheit gewünscht, in- Wir schlagen daher vor, in den Diskussionen teressant, sinnvoll und attraktiv ist. Welche um hybride Lehre den Begriff der Präsenz we- Rahmenbedingungen sind zu beachten und was niger exklusiv zu verwenden und mit ihm ist organisatorisch und technisch machbar? Mit kenntlich zu machen, dass es sich um ein syn- der expliziten Benennung können so auch Dis- chrones Lernangebot handelt, an dem die Teil- kurse beispielsweise im Kollegium geschärft nehmenden – unabhängig davon, ob im physi- werden. schen oder virtuellen Raum – wirksam werden Anwendung der Gestaltungsdimensionen auf können. Dies ist möglich, wenn die Teilneh- die spezifische Lehreinheit: Sind die Lehrein- menden (Studierende, Lehrende) jeweils fürei- heit und der Szenarientyp klar, so können nun nander präsent sind. Die Präsenz wird damit als konkret die Dimensionen der zeitlichen Gestal- ein „relationaler“ Begriff verwendet, der auf die tung, der Teilhabe und der technischen Unter- Beziehung bzw. das Wechselverhältnis zwi- stützung geplant bzw. als Szenario beschrieben schen den Teilnehmenden verweist. werden, ohne gleichzeitig diese Dimensionen für andere Lehreinheiten mitdenken zu müssen. 2.4 Praktische Anwendung der Taxonomie Die Abfolge dieser Schritte kann natürlich vari- ieren: So können sich konkrete Szenarien erge- Die analytische Differenzierung dieser Taxono- ben aus einer bestimmten bereits gegebenen mie kann sowohl bei der konkreten Lehrgestal- technischen Ausstattung; die Entscheidung für tung helfen als auch bei der Einordnung von einen bestimmten Session-Typ kann sich auf bzw. dem Diskurs über unterschiedliche Szena- das Gesamt-Szenario einer Lehrveranstaltung rien hybrider Lehre. Sie hilft, für spezifische auswirken etc. Insofern ist das obige Vorgehen Herausforderungen die geeigneten didakti- als Hilfe zur Differenzierung und weniger als schen, organisatorischen und technischen Lö- eine strikte Vorgabe an Schritten zu verstehen. sungen zu finden und das „Hybride“ nicht als „Knäuel miteinander zusammenhängender Außerdem ist es für die Anwendung wichtig, Problemstellungen“ wahrzunehmen. Dem gro- dass die Taxonomie unabhängig davon genutzt ßen Respekt vor „dem Hybriden“ (vgl. Lange, werden kann, aus welchem Anlass die hybride 2020), der davon abhalten kann, hybride Lehre Lehre gewählt wird: ob nun wegen der Pande- umzusetzen, ist unserer Überzeugung nach am mie, weil man von der eigenen Hochschule dazu ehesten zu begegnen, indem die einzelnen Her- verpflichtet wird, weil man als Lehrperson ausforderungen gut differenziert werden, um sie technikaffin ist und Lust am Ausprobieren einzeln zu bearbeiten. Zur praktischen Anwen- neuer Möglichkeiten hat oder mehr Flexibilisie- dung der hier vorgestellten Taxonomie und der rung ermöglichen will. Dennoch gehen wir da- mit ihr verbundenen Überlegungen schlagen von aus, dass die Gestaltung hybrider Lehre in wir daher folgendes Vorgehen vor: erster Linie vor dem Hintergrund didaktischer Ziele erfolgen sollte und nicht vor dem Hinter- Entscheidung darüber, welche Lehr-Einheit grund, welche technische Ausstattung vorhan- bei der Lehr-Konzeption im Fokus steht: Auch den ist oder welche Werkzeuge gerade en vogue wenn hybride Sessions in der Regel im Kontext sind (vgl. Reinmann, 2021). hybrider Veranstaltungen angeboten werden und hybride Veranstaltungen vielleicht auch mal ihre Modi wechseln können: Die Antwor- ten auf die Fragen der zeitlichen Gestaltung, IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[8] 3. Zusammenfassung und Ausblick Literatur Die hier vorgestellte Taxonomie strukturiert die Beatty, B. J. (2019). Hybrid-Flexible Course aktuellen Diskussionen und Vorstellungen zu Design: Implementing student-directed hybrid hybrider Lehre dahingehend, dass sie Betrach- classes. EdTech Books. Verfügbar unter: tungsebenen sichtbar macht: Die grundlegende https://edtechbooks.org/hyflex/Acknowledge Differenzierung findet auf Ebene der Lehrein- https://open.umn.edu/opentextbooks/text- heiten statt (hybride Sessions, hybride Lehrver- books/864 (letzter Zugriff: 07.07.2021) anstaltungen, hybride Studiengänge), durch die Börner, C. et al. (2015). Heterogenität als sich unterschiedliche Szenarientypen klar von- Chance? Möglichkeiten der Binnendifferenzie- einander abgrenzen lassen. Die Perspektive auf rung in mediendidaktischen Qualifizierungsan- die gesamtorganisationale Planung hybrider geboten. In N. Nistor & S. Schirlitz (Hrsg.), Di- Lehre steht dabei begleitend zu Seite. Weiterhin gitale Medien und Interdisziplinarität. Heraus- zeigt die Taxonomie Gestaltungsdimensionen forderungen, Erfahrungen, Perspektiven (285- im Hybriden auf, die je nach betrachteter 288). Münster: Waxmann. Lehreinheit unterschiedliche Fragestellungen bezüglich der Gestaltung hybrider Lehre auf- Breitenbach, A. (2021). Digitale Lehre in Zeiten werfen. Vor diesem Hintergrund kann auch der von Covid-19: Risiken und Chancen. Marburg. Präsenzbegriff für hybride Lehrszenarien in der URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-212740 Art nutzbar gemacht werden, als dass er nicht CTL (Centre for Teaching and Learning) der zur Unterscheidung zwischen online- und Vor- Universität Wien (o.J.). LV-Modelle für hybride Ort-Angeboten genutzt wird, sondern zur Be- Lehre. Verfügbar unter: https://ctl.uni- schreibung von Sessions mit hohem Grad der vie.ac.at/lehre-im-wintersemester/lv-modelle/ Teilhabe. (letzter Zugriff: 07.07.2021) Für die Betrachtung hybrider Lehrveranstaltun- Darwish, R.M. & Mahmoud, S.S. (2021). Das gen liegen bereits viele Modelle und Szenarien fliegende Klassenzimmer in der Corona-Zeit: vor, wobei in vielen Beiträgen der Fokus auf un- Hybrides Lernen in Ägypten beim Deutschun- terschiedlichen Wechselmodellen „Vor Ort vs. terricht. Research in Language Teaching, 14 Digital und asynchron“ liegt. Hier lässt sich eine (2). starke Überlappung zum Begriff des Blended Learning feststellen. Vor allem für die Betrach- Derrida, J. (1974 [1967]). Grammatologie. tung hybrider Sessions lässt sich feststellen, Frankfurt/Main: Suhrkamp. dass derzeit nur vereinzelt Ansätze vorliegen. Georg August Universität Göttingen (o.J.). An diesem Desiderat arbeitet derzeit die Special Konzept „Digitales Lernen und Lehren“. Ver- Interest Group „Hybride Lehre“, die sich im fügbar unter: https://www.uni-goettin- Dachprogramm Lehren 2020 gegründet hat4. Sie gen.de/de/hybride+lehre/632946.html (letzter nutzt die hier vorgeschlagene Taxonomie, um Zugriff: 07.07.2021) Szenarien als Leitplanke für die Gestaltung hybrider Lehre zu entwickeln. Szenarien, die Gerner, V., Jahn, D. & Schmidt, C. (2019). diese Taxonomie nutzen, sollen in einem Blended Learning: Die richtige Mischung „Living Document“ der Öffentlichkeit der macht’s! Ein praktischer Ideengeber für digital Hochschullehrenden5 zugänglich gemacht wer- unterstützte Lehr-/Lernkonzepte (Leitfaden der den. FAU Erlangen-Nürnberg und der Hochschule Ansbach). Verfügbar unter: https://www.ili.fau.de/2020/01/28/blended- learning-die-richtige-mischung-machts/ (letzter Zugriff: 07.07.2021) Handke, J. (2020). Der Weg in die digitale Lehre. DUZ – Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft Ausgabe 9/2020. 4 Dachprogramm Lehren: https://lehrehochn.de/pro- https://hybridelehre.eduloop.de/loop/?auth=to- gramme/#dachprogramm ken&t=HyBL2021THL 5 Living Document „Hybride Lehre“ zur Begriffsbestim- mung und Sammlung von Szenarien (work in progress): IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[9] Hochschulforum Digitalisierung (2020). Ergebnisse. Hochschule Offenburg. Corona: Digitale Tools für Online-Veranstal- urn:nbn:de:bsz:ofb1-opus-289 tungen - Eine Toolsammlung. Dossier Hoch- Sauter, A.M., Sauter, W. & Bender, H. (2004). schullehre in Krisenzeiten, 24.11.2020. Blended Learning. Effiziente Integration von E- Houben, D. (2018). Von Ko-Präsenz zu Ko-Re- Learning und Präsenztraining. München: ferenz – Das Erbe Erving Goffmans im Zeitalter Luchterhand. digitalisierter Interaktion. In M. Klemm & R. Universität Wien (2020). LV-Modelle: Vor- Staples (Hrsg.), Leib und Netz. Sozialität zwi- schläge für WiSe2020/21. Verfügbar unter: schen Verkörperung und Virtualisierung (S. 3- https://ctl.univie.ac.at/fileadmin/user_up- 20). Wiesbaden: Springer VS. load/p_ecdigitalisierung/Unterla- JGU (Johannes Gutenberg Universität Mainz) gen_C/LV_Modelle_WiSe20_21.pdf (letzter (2021). Hybride Lehr- und Studienangebote. Zugriff: 07.07.2021) Verfügbar unter: https://lehre.uni- Winzker, M. (2021). Hochschulen und Corona mainz.de/hybrid/ (letzter Zugriff: 07.07.2021) – „Wir müssen reden!“. Hochschulforum Digi- Lange, B. (2020). Herausforderungen der hyb- talisierung 3.6.2021. riden Lehre. Taskforce Hybride Lehre der Uni- ZMML (Zentrum für Multimedia in der Lehre) versität Luzern. Verfügbar unter: der Universität Bremen (o.J.). Hybride Lehrfor- https://docplayer.org/195081803-Herausforde- mate. Verfügbar unter: https://www.uni-bre- rungen-der-hybriden-lehre-taskforce-hybride- men.de/zmml/lehre-digital/hybride-lehre/hyb- lehre.html (letzter Zugriff: 07.07.2021) ride-lehrformate (letzter Zugriff: 07.07.2021) LLZ (Zentrum für multimediales Lehren und Lernen) der Martin-Luther Universität Halle- Wittenberg (2020). Lehrszenarien im Hybridse- Angaben zu den Autorinnen mester umsetzen. Verfügbar unter Prof. Dr. Dorina Gumm, Technische Hoch- https://wiki.llz.uni-halle.de/Portal:Onlinebe- schule Lübeck Fachbereich Elektrotechnik und trieb/Hybride_Lehrveranstaltungen/Lehrszena- Informatik, Beauftragte für Digitalisierung und rien_im_Hybridsemester_umsetzen (letzter Zu- Lehre https://www.th-luebeck.de/hoch- griff: 07.07.2021) schule/hochschulorganisation/personalver- Offener Brief (2020). Zur Verteidigung der zeichnis/person/dorina-gumm/ Präsenzlehre, 17.6.2020. Verfügbar unter: E-Mail: dorina.gumm@th-luebeck.de https://mitdenken.ur.de/2020/06/17/offener- verteidigung-praesenzlehre/ (letzter Zugriff: Dr. Steffi Hobuß, Leuphana Universität Lüne- 07.07.2021) burg Akademische Leiterin des College https://www.leuphana.de/college/kon- Pasqualini, I. (2020). Wenn Räume berühren. takt/steffi-hobuss.html Education Permanente 2. E-Mail: hobuss@leuphana.de Reimer, R. (2020). Hybrid Education is. Educa- tion Permanente 2. Reinmann, G. (2021). Hybride Lehre – ein Be- griff und seine Zukunft für Forschung und Pra- xis. Impact Free 35. Hamburg. Verfügbar unter: https://gabi-reinmann.de/wp-content/uplo- ads/2021/06/Impact_Free_37.pdf Riplinger, T. & Schiefner-Rohs, M. (2017). Me- dieneinsatz in der Hochschullehre. Akademi- sche Lehr-Lernkonzepte zwischen Zumutung und Zu-Mutung. Universität zu Köln, Human- wissenschaftliche Fakultät, Department Erzie- hungs- und Sozialwissenschaften: Köln. Sänger, V. (2011). Hybride Lernarrangements in der Informatiklehre – Konzeption und erste IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[10] Bisher erschienene Impact Free-Artikel Reinmann, G. (2020). Wissenschaftsdidaktik- Spielend ins Gespräch kommen. Impact Free Reinmann, G. (2021). Präsenz-, Online- oder 24. Hamburg. Hybrid-Lehre? Auf dem Weg zum post-pande- mischen Teaching as Design. Impact Free 37. Reinmann, G. (2019). Forschungsnahe Curricu- Hamburg. lumentwicklung. Impact Free 23. Hamburg. Reinmann, G. (2021). Prüfungstypen, -formate, Reinmann, G. (2019). Lektüre zu Design-Based -formen oder -szenarien? Impact Free 36. Ham- Research – eine Textsammlung. Impact Free burg. 22. Hamburg. Reinmann, G. (2021). Hybride Lehre – ein Be- Reinmann, G., Schmidt, C. & Marquradt, V. griff und seine Zukunft für Forschung und Pra- (2019). Förderung des Übens als reflexive Pra- xis. Impact Free 35. Hamburg. xis im Hochschulkontext – hochschuldidakti- sche Überlegungen zur Bedeutung des Übens Reinmann, G. & Vohle, F. (2021). Vom Reflex für Brückenkurse in der Mathematik. Impact zur Reflexivität: Chancen der Re-Konstituie- Free 21. Hamburg. rung forschenden Lernens unter digitalen Be- dingungen. Impact Free 34. Hamburg. Langemeyer, I. & Reinmann, G. (2018). „Evi- denzbasierte“ Hochschullehre? Kritik und Al- Herzberg, D. & Joller-Graf, K. (2020). For- ternativen für eine Hochschulbildungsfor- schendes Lernen mit DBR: eine methodologi- schung. Impact Free 20. Hamburg. sche Annäherung. Impact Free 33. Hamburg. Reinmann, G. (2018). Was wird da gestaltet? Weißmüller, K.S. (2020). Lehren als zentrale Design-Gegenstände in Design-Based Research Aufgabe der Wissenschaft: Drei Thesen zu Projekten. Impact Free 19. Hamburg. Ideal und Realität. Impact Free 32. Hamburg. Reinmann, G. (2018). Entfaltung des didakti- Reinmann, G. (2020). Präsenz – (K)ein Garant schen Dreiecks für die Hochschuldidaktik und für die Hochschullehre, die wir wollen? Impact das forschungsnahe Lernen. Impact Free 18. Free 31. Hamburg. Hamburg. Tremp, P. & Reinmann, G. (Hrsg.) (2020). For- Klages, B. (2018). Utopische Figurationen schendes Lernen als Hochschulreform? Zum hochschulischer Lehrkörper – zum transforma- 50-Jahr-Jubiläum der Programmschrift der torischen Potenzial von Utopien am Beispiel Bundesassistentenkonferenz. Impact Free 30 kollektiver Lehrpraxis an Hochschulen. Impact (Sonderheft). Hamburg. Free 17. Hamburg. Reinmann, G. (2020). Universitäre Lehre in ei- Burger, C. (2018). Weiterbildung für diversi- ner Pandemie – und danach? Impact Free 29. tätssensible Hochschullehre: Gedanken und Hamburg. erste Ergebnisse. Impact Free 16. Hamburg. Weißmüller, K.S. (2020). Zwei Thesen zum Reinmann, G. (2018). Strategien für die Hoch- disruptiven Potenzial von OER für öffentliche schullehre – eine kritische Auseinandersetzung. Hochschulen. Impact Free 28. Hamburg. Impact Free 15. Hamburg. Casper, M. (2020). Wem gehört die Ökonomi- Reinmann, G. (2018). Shift from Teaching to sche Bildung? Die problematische Leitkultur Learning und Constructive Alignment: Zwei der Wirtschaftswissenschaften aus hochschul- hochschuldidaktische Prinzipien auf dem Prüf- und mediendidaktischer Perspektive. Impact stand. Impact Free 14. Hamburg. Free 27. Hamburg. Reinmann, G. (2017). Empirie und Bildungs- Reinmann, G., Vohle, F., Brase, A., Groß, N. & philosophie – eine analoge Lektüre. Impact Jänsch, V. (2020). „Forschendes Sehen“ – ein Free 13. Hamburg. Konzept und seine Möglichkeiten. Impact Free 26. Hamburg. Reinmann, G. (2017). Universität 4.0 – Gedan- ken im Vorfeld eines Streitgesprächs. Impact Reinmann, G., Brase, A., Jänsch, V., Vohle, F. Free 12. Hamburg. & Groß, N. (2020). Gestaltungsfelder und -an- nahmen für forschendes Lernen in einem De- Fischer, M. (2017). Lehrendes Forschen? Im- sign-Based Research-Projekt zu Student Crowd pact Free 11. Hamburg. Research. Impact Free 25. Hamburg. IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
[11] Reinmann, G. (2017). Ludwik Flecks Denkstile – Ein Kommentar. Impact Free 10. Hamburg. Reinmann, G. (2017). Verstetigung von Lehrin- novationen – Ein Essay. Impact Free 9. Ham- burg. Reinmann, G. (2017). Col-loqui – Vom didak- tischen Wert des Miteinander-Sprechens. Im- pact Free 8. Hamburg. Reinmann, G. (2017). Überlegungen zu einem spezifischen Erkenntnisrahmen für die Hoch- schuldidaktik. Impact Free 7. Hamburg. Reinmann, G. & Vohle, F. (2017). Wie agil ist die Hochschuldidaktik? Impact Free 6. Ham- burg. Reinmann, G. (2016). Wissenschaftliche Lek- türe zum Einstieg in die Hochschuldidaktik. Im- pact Free 5. Hamburg. Reinmann, G. (2016). Die Währungen der Lehre im Bologna-System. Impact Free 4. Hamburg. Reinmann, G. & Schmohl, T. (2016). Autoeth- nografie in der hochschuldidaktischen For- schung. Impact Free 3. Hamburg. Reinmann, G. (2016). Entwicklungen in der Hochschuldidaktik. Impact Free 2. Hamburg. Reinmann, G. (2016). Forschungsorientierung in der akademischen Lehre. Impact Free 1. Hamburg. IMPACT FREE 38 (August 2021) Gumm & Hobuß
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