BMI-Monitoring im Kanton Graubünden - Resultate zum Schuljahr 2011/12 Im Auftrag des Gesundheitsamts Graubünden

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BMI-Monitoring im Kanton Graubünden

     Resultate zum Schuljahr 2011/12

          Hanspeter Stamm und Markus Lamprecht
Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG Zürich

      Im Auftrag des Gesundheitsamts Graubünden

                        Mai 2012
Inhalt
1. Einleitung                                                                  2
2. Vorgehensweise                                                              3
3. Resultate zum Normal- und Übergewicht                                       6
   3.1. Basisresultate                                                         6
   3.2. Geschlechterunterschiede                                               7
   3.3. Unterschiede nach Staatsangehörigkeit                                  8
   3.4. Unterschiede nach sozialer Herkunft                                    9
   3.5. Vergleich der Schuljahre 2007/08 und 2011/12                          10
4. Resultate zum Bewegungs- und Ernährungsverhalten                           12
   4.1. Körperliche Bewegung und Sport                                        12
   4.2. Ernährung                                                             15
   4.3. Veränderungen zwischen den Schuljahren 2007/08 und 2011/12            17
5. Zusammenfassung und Folgerungen                                            19
Anhang 1: „Gewichtskarrieren“                                                 21
Anhang 2: Vergleich der Resultate aus der vollständigen und der
          reduzierten Stichprobe                                              22

Dank
Die Autoren bedanken sich bei Denise Rudin und ihrem Team des Gesundheitsamts des
Kantons Graubünden herzlich für die einmal mehr ausgezeichnete und angenehme
Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank geht zudem an die Mütter- und Väterberaterinnen
und die Lehrpersonen der verschiedenen Schulen, welche die Datenerhebung und
Datenerfassung mit grossem Engagement durchgeführt haben.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                               /1
1. Einleitung
Zu Beginn des Schuljahres 2011/12 – in den Monaten September und Oktober – wurden im
Kanton Graubünden zum zweiten Mal nach dem Schuljahr 2007/08 Daten für das Projekt
„BMI-Monitoring“ erhoben. Im Zentrum des Projekts steht die Erfassung und Analyse
verschiedener Merkmale (Körpergewicht und -grösse, Geschlecht, Staatsangehörigkeit,
soziale Herkunft) einer Stichprobe von Schüler/innen der 1., 5. und 9. Klassen in
verschiedenen Regionen des Kantons, um zu einer zuverlässigen Einschätzung der Frage
zu gelangen, wie verbreitet Übergewicht im Kanton ist. Ergänzt wird die Datenerhebung
durch eine Befragung der Schüler/innen zu ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten.
Diese Angaben können in der Datenauswertung mit den Angaben zum Körpergewicht
kombiniert werden, um so auch Hinweise darauf zu gewinnen, welchen Beitrag eine
ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung zu einem gesunden
Körpergewicht leisten.
Sowohl die Analysen zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten als auch die Resultate zum
BMI der untersuchten Kinder sind von Interesse für das Aktionsprogramm „Gesundes
Körpergewicht Graubünden“, das in den Jahren 2008-2011 gestartet wurde und in Zukunft
fortgesetzt werden dürfte. Selbst wenn die im vorliegenden Bericht enthaltenen Resultate
keine direkten Aussagen über den Erfolg des Aktionsprogramms erlauben, vermitteln sie
doch Hinweise auf Veränderungen, die in Zusammenhang mit dem Programm stehen
könnten, sowie weitere, vielversprechende Interventionsfelder.
Der Bericht enthält neben einigen Bemerkungen zur Vorgehensweise (Kapitel 2) die
Resultate zum Körpergewicht der Kinder (Kapitel 3) und den untersuchten Aspekten des
Ernährungs- und Bewegungsverhaltens (Kapitel 4). Obwohl sich der Bericht in seinem
Aufbau eng an der Vorläuferstudie des Jahres 2007/08 1 orientiert, weicht er in
verschiedenerlei Hinsicht von diesem ab. Zunächst konnten die Hinweise zur
Vorgehensweise in Kapitel 2 gekürzt werden, da sich gegenüber der Studie zum Schuljahr
2007/08 keine Veränderungen ergaben. Auch die beiden Kapitel mit den Resultaten wurden
etwas vereinfacht, gleichzeitig aber um die neuen Abschnitte 3.5 und 4.3 mit den
Vergleichen der Schuljahre 2007/08 und 2011/12 ergänzt. Anhang 1 enthält überdies eine
kurze Analyse der Frage, wie sich das Gewicht der bereits 2007/08 Schüler/innen in der
Zwischenzeit entwickelt hat.

1
    Stamm, Hanspeter und Markus Lamprecht (2008): BMI-Monitoring im Kanton Graubünden.
    Resultate zum Schuljahr 2007/08. Studie im Auftrag des Gesundheitsamtes Graubünden. Chur:
    Gesundheitsamt.

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2. Vorgehensweise
Als das Projekt „BMI-Monitoring im Kanton Graubünden“ konzipiert wurde, lehnte es sich eng
an die Vorgaben des Projekts „Vergleichendes BMI-Monitoring“ der Stiftung Gesundheitsför-
derung Schweiz an, in das die Resultate des Schuljahres 2007/08 integriert wurden.2 Da sich
die für das Schuljahr 2007/08 entwickelte Vorgehensweise bewährt hatte und sich an den
methodischen Vorgaben von Gesundheitsförderung Schweiz nichts geändert hatte3, gab es
keinen Grund, die Untersuchungsstrategie für das aktuelle Projekt zu ändern.
Das Projekt hat die folgenden Merkmale:
• Stichprobenerhebung auf ausgewählten Klassenstufen: In zwei Regionen des Kantons
  wurden insgesamt 1'246 Schüler/innen der 1., 5. und 9. Klasse untersucht. Dabei sollten
  zwar nicht zwingend alle Klassen, in den ausgewählten Klassen aber nach Möglichkeit
  alle Schüler/innen untersucht werden. Mit der Vorgabe, pro Klassenstufe und Region rund
  200 Schüler/innen zu untersuchen, wurde sichergestellt, dass genügend Beobachtungen
  für statistische Analysen auf der Ebene der Regionen und Klassenstufen vorhanden sind.
    Da die ausgewählten Klassenstufen jeweils vier Jahre auseinanderliegen, und die erste
    Erhebung vor vier Jahren erfolgte, besteht zudem die Möglichkeit, die Angaben der Jahre
    2007/08 und 2011/12 von Schüler/innen, die in der Zwischenzeit nicht aus den
    Untersuchungsgebieten weggezogen sind, miteinander zu verknüpfen und so zu
    untersuchen, welche „Gewichtskarriere“ sie durchlaufen haben (vgl. Anhang 1).
    Bei den beiden Untersuchungsregionen handelte es sich um das städtische Agglomera-
    tionsgebiet von Chur, Domat/Ems, Igis und Landquart (643 Schüler/innen) und die länd-
    liche Region des Engadins inklusive der Täler Puschlav und Müstair (603 Schüler/innen).
    Mit dieser Aufteilung der Stichprobe wurde es möglich, Stadt-Land-Unterschiede zu
    untersuchen.
• Erweiterte Datenerhebung: Während sich die meisten am BMI-Monitoring-Projekt von
  Gesundheitsförderung Schweiz beteiligten Städte und Kantone darauf beschränken,
  Daten zum BMI sowie einigen Hintergrundmerkmalen (Geschlecht, Staatsangehörigkeit,
  soziale Herkunft) der Schüler/innen zu sammeln und auszuwerten, wurde die
  Datenerhebung im Kanton Graubünden um eine kleine Befragung zu ausgewählten
  Aspekten des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens ergänzt.
    Diese Zusatzbefragung ist nicht nur deshalb von Interesse, weil sie die Analyse von
    Zusammenhängen zwischen gewichtsrelevanten Verhaltensweisen und dem BMI erlaubt,
    sondern auch deshalb, weil Teile des Aktionsprogramms „Gesundes Körpergewicht
    Graubünden“ direkt auf Verhaltensänderungen in Richtung einer ausgewogenen
    Ernährung und ausreichender körperlicher Bewegung abzielen. Zwar ist es nicht möglich,
    die im Schuljahr 2011/12 erhobenen Daten direkt mit einzelnen Teilen des
    Aktionsprogramms zu verknüpfen und den Programmerfolg zu evaluieren, doch zeigen
    die Resultate sowohl positive Veränderungen als auch weiterhin bestehende oder sich
    seit 2007/08 verschärfende Defizite auf.
• Durchführung durch spezialisiertes Personal in enger Zusammenarbeit mit den Schulen
  und Lehrpersonen: Wie schon im Schuljahr 2007/08 wurde die Datenerhebung durch

2
    Vgl. Stamm, H., D. Wiegand und M. Lamprecht (2010): Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern
    und Jugendlichen in den Kantonen Graubünden, Wallis, Jura, Genf und Basel-Stadt sowie den
    Städten Freiburg, Bern und Zürich. Auswertung der Daten des Schuljahres 2008/09. Bern:
    Gesundheitsförderung Schweiz.
3
    Unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Verantwortlichen des Kantons Graubünden sollen die
    aktuellen Resultate wiederum in einen vergleichenden Bericht von Gesundheitsförderung Schweiz
    eingebaut werden, der für das Jahr 2013 geplant ist.

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Mütter- und Väterberaterinnen im Auftrag des Gesundheitsamtes und in enger Zusam-
    menarbeit mit den Lehrpersonen der entsprechenden Klassen durchgeführt. Soweit eine
    Beurteilung möglich ist, hat die Zusammenarbeit einmal mehr sehr gut funktioniert und die
    Daten wurden in hervorragender Qualität erhoben und erfasst.
• Externe Datenanalyse: Die Angaben aus den einzelnen Klassen wurden nach Abschluss
  der Datenerhebung zu einem Gesamtdatenfile zusammengefügt, anonymisiert und den
  Autoren des vorliegenden Berichts zur Datenanalyse zur Verfügung gestellt.
In der Datenanalyse wurden in Anlehnung an das Projekt "BMI-Monitoring" von Gesundheits-
förderung Schweiz die folgenden Punkte berücksichtigt:
• Zur Einschätzung, ob ein Kind übergewichtig oder adipös ist, wird zunächst der Body
  Mass Index (BMI) berechnet.4 Da für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren alters- und
  geschlechtsspezifische Grenzwerte für Übergewicht und Adipositas gelten, wurden die im
  Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz hergeleiteten Umrechnungsformeln auf der
  Grundlage von Cole et al. (2001) verwendet.5
• Um Verzerrungen der Verteilungen durch "zu alte" oder "zu junge" Kinder auszu-
  schliessen und Analysen auf der Ebene von Halbjahresgruppen zu ermöglichen, werden
  nur Schüler/innen aus Halbjahresaltersgruppen in die statistische Analyse miteinbezogen,
  die mindestens 50 Personen umfassen.6 Aufgrund der verhältnismässig geringen Fallzahl
  im Kanton Graubünden wurde diese Anforderung im Schuljahr jedoch auf mindestens 50
  Schüler/innen pro Halbjahresaltersgruppe gelockert.
    Tabelle 2.1 zeigt, wie viele Schüler/innen in den beiden Regionen insgesamt untersucht
    wurden und wie viele Schüler insgesamt und auf den einzelnen Klassenstufen bleiben,
    wenn nur mit Halbjahresaltersgruppen mit mehr als 50 Personen gearbeitet wird. Insge-
    samt reduziert sich die Fallzahl um rund 15 Prozent (197 Schüler/innen), wobei jedoch in
    jeder Region und auf jeder Klassenstufe weiterhin genügend Schüler/innen für die
    weiteren Analysen vorhanden sind.7
    Wie Tabelle 2.2 zeigt, war die Reduktion der Fallzahlen im Schuljahr 2007/08 geringer,
    was mit dem späteren Untersuchungstermin (Ende des Schuljahres gegenüber anfangs
    des Schuljahrs 2011/12) und entsprechenden Verschiebungen bei den Halbjahresalters-
    gruppen zusammenhängen dürfte. Wie Tabelle 2.2 zeigt, waren die im Schuljahr 2007/08
    untersuchten Kinder wegen des späteren Termins im Durchschnitt rund ein Jahr älter –
    dies dürfte jedoch zu keinen grösseren Verzerrungen führen, weshalb keine Korrekturen
    vorgenommen wurden. Zudem zeigt die Analyse in Anhang 2, dass der Einschluss der
    rund 200 Schüler aus den Halbjahresaltersgruppen mit weniger als 50 Personen zu
    keinen substantiellen Veränderungen der Resultate führt.

4
    Der BMI ist folgendermassen definiert: BMI = (Körpergewicht in kg)/(Körpergrösse in m)2
    Für die erwachsene Bevölkerung sind gegenwärtig die folgenden Grenzwerte der WHO (2000)
                                                    2                              2                    2
    gebräuchlich: Untergewicht: BMI < 18.5 kg/m ; Normalgewicht: 18.5 kg/m ≤ BMI < 25 kg/m ;
                           2                 2                                                    2
    Übergewicht: 25 kg/m ≤ BMI < 30 kg/m ; Adipositas (starkes Übergewicht): BMI ≥ 30 kg/m .
    Vgl. WHO (2000). Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO
    Consultation. WHO Technical Report Series 894. Geneva: World Health Organization, 2000.
5
    Cole, Tim J., Mary C. Bellizzi, Katherine M. Flegal und William H. Dietz (2000): "Establishing a
    standard definition for child overweight and obesity worldwide: international survey". British Medical
    Journal 320: 1240-3.
6
    Im Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz wird in der Regel mit Halbjahresaltersgruppen von
    mindestens 100 Schüler/innen gearbeitet. Für Gebiete mit geringeren Fallzahlen wie den Kanton
    Graubünden wurde dieser Wert wurde jedoch auf 50 Personen angepasst.
7
    Auf die im Schuljahr 2007/08 verwendete Unterscheidung zwischen "stufengerechten" und "nicht
    stufengerechten" Schüler/innen wurde verzichtet, da diese keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn
    versprach und grössere Verzerrungen ohnehin durch die Festlegung des minimalen Umfangs der
    Halbjahresaltersgruppen ausgeschlossen werden konnten.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                    /4
Etwas anders sieht es mit dem in Tabelle 2.2 dokumentierten höheren Anteil an
   ausländischen Kindern und an Kindern von Eltern mit einem tieferen Bildungsabschluss in
   der Stichprobe des Schuljahres 2011/12 aus: Sollte sich der im Schuljahr 2007/08 sowie
   in anderen Studien nachgewiesene höhere Anteil Übergewichtiger in diesen zwei
   Gruppen auch im Schuljahr 2011/12 zeigen, würde dies zu höheren Gesamtwerten
   führen. Dies wird in den folgenden Kapiteln zu prüfen sein.

Tabelle 2.1: Angaben zur Stichprobe des Schuljahres 2011/12 im Kanton Graubünden
                                                      Region 1           Region 2        Total
                                                   Chur, Igis/ Land- Engadin, Münster-
                                                  quart, Domat-Ems     tal, Puschlav
Alle untersuchten Schüler/innen                         643                603           1246
Alle Schüler/innen in Halbjahresgruppen > 50*           510                539           1049
in % der untersuchten Schüler/innen                     79.3               89.4          84.2
1. Klasse, alle in Halbjahresgruppen > 50*              210                187           397
5. Klasse, alle in Halbjahresgruppen > 50*              147                200           347
9. Klasse, alle in Halbjahresgruppen > 50*          153                 152      305
* Die Anforderung "grösser als 50" bezieht sich auf die Gesamtstichprobe; in den einzelnen
   Regionen können die Halbjahresaltersgruppen weniger als 50 Personen umfassen.

Tabelle 2.2: Gegenüberstellung ausgewählter Stichprobenmerkmale der Schuljahre 2007/08
             und 2011/12
                                             2007/08           2011/12
Fallzahl
alle untersuchten Schüler/nnen                   1201           1246
Schüler/innen, Halbjahresgruppen > 50            1104           1049
Anteil in %                                     91.9%          84.2%
Durchschnittsalter (Jahre)
1. Klasse                                        7.9             7.2
5. Klasse                                       12.0            11.3
9. Klasse                                       16.0            15.3
Alle                                            12.0            10.9
Ausländeranteil (%)
1. Klasse                                       25.6%          19.3%
5. Klasse                                       13.4%          18.4%
9. Klasse                                       12.7%          16.7%
Alle                                            17.1%          18.3%
Anteil der Kinder von Eltern ohne Lehr-
abschluss oder höhere Ausbildung (%)
1. Klasse                                       16.0%          10.9%
5. Klasse                                        7.9%          11.8%
9. Klasse                                        7.1%          14.1%
Alle                                            10.2%          12.3%

• Die Datenanalyse in den folgenden Kapiteln erfolgt in mehreren Stufen: Kapitel 3 enthält
  zunächst die Resultate zu den Anteilen der übergewichtigen und adipösen Schüler/innen,
  wobei neben den Gesamt- und regionalen Befunden auch Differenzierungen nach
  Geschlecht, Staatsangehörigkeit und sozialer Herkunft dargestellt werden. In Kapitel 4
  finden sich dagegen die Befragungsresultate zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten
  der Schüler/innen.

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3. Resultate zum Normal- und Übergewicht
3.1. Basisresultate
Auf der Grundlage der Gewichts- und Längenangaben sowie des Geschlechts und des
Alters lässt sich berechnen, ob die untersuchten Schüler/innen normal-, übergewichtig oder
adipös sind. Abbildung 3.1 zeigt, dass der Anteil übergewichtiger (inkl. adipöser) Kinder und
Jugendlicher über alle drei Klassenstufen betrachtet knapp 18 Prozent beträgt. Adipös sind
vier Prozent der untersuchten Personen. Den höchsten Anteil übergewichtiger und adipöser
Schüler/innen finden wir mit 19.3 Prozent auf der Oberstufe, den geringsten mit 17.1 Prozent
in der ersten Klasse. Die Unterschiede zwischen den Schulstufen sind statistisch allerdings
nicht signifikant.
Werden die beiden Untersuchungsregionen miteinander verglichen, so fällt auf, dass der
Anteil der Übergewichtigen (inkl. Adipösen) im städtischen Agglomerationsgebiet von Chur
auf der 5. und der 9. Klassenstufe höher, in der 1. Klasse dagegen etwas geringer ist als im
Engadin, dem Val Müstair und dem Puschlav. Obwohl nur der Unterschied auf der Ebene
der 9. Klasse statistisch signifikant ist, dürfte der Anteil übergewichtiger Kinder in den
ländlichen Gebieten tendenziell jedoch etwas geringer sein.

Abbildung 3.1: Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder auf verschiedenen Klassenstufen
               (Schuljahr 2011/12, n=1049)
 20%
                                                                                          5.2%                                                                  4.1%
 15%               3.0%                              4.3%

 10%                                                                                                                                                                                    adipös
                 14.1%                              13.3%                               14.1%                                                               13.8%                       übergewichtig
  5%

  0%
         1. Klasse                                 5. Klasse                   9. Klasse                                                                        Alle
Unterschiede zwischen den Stufen nicht signifikant.

Abbildung 3.2: Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder auf ausgewählten Klassenstufen
               nach Untersuchungsregion (Schuljahr 2011/12, n=1049)

 25%
                                                                                                 7.2%
 20%
                              3.7%                                                                                                         4.9%
 15%                                                  6.1%                 3.0%                                                                                    3.3%
          2.4%
                                                                                                                      3.3%
 10%                                                                                             18.3%
                              15.6%                                        13.5%                                                           14.5%                   13.2%
         12.8%                                        12.9%
  5%                                                                                                                  9.9%
                                                                                                                                                                                         Adipositas
  0%
         Chur, Igis, Domat-

                              Engadin, Puschlav,

                                                      Chur, Igis, Domat-

                                                                           Engadin, Puschlav,

                                                                                                 Chur, Igis, Domat-

                                                                                                                      Engadin, Puschlav,

                                                                                                                                           Chur, Igis, Domat-

                                                                                                                                                                   Engadin, Puschlav,

                                                                                                                                                                                         Übergewicht
                                 Münstertal

                                                                              Münstertal

                                                                                                                         Münstertal

                                                                                                                                                                      Münstertal
                Ems

                                                             Ems

                                                                                                        Ems

                                                                                                                                                  Ems

                  1. Klasse                                    5. Klasse                                  9. Klasse                        alle Schulstufen

Signifikanz der Unterschiede zw. den Regionen: Übergewicht 9. Klasse: p < .01; übrige Unterschiede
nicht signifikant.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                                                                                                                    /6
3.2. Geschlechterunterschiede
Die Abschnitte 3.2 bis 3.4 enthalten die Befunde zu den Unterschieden im Anteil überge-
wichtiger Kinder und Jugendlicher nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und sozialer Her-
kunft. In diesen Abschnitten wird nicht mehr zwischen übergewichtigen und adipösen
Personen unterschieden, da die Fallzahlen bei den Adipösen stellenweise sehr gering sind.
Stattdessen enthält die Kategorie "übergewichtig" immer auch die adipösen Schüler/innen.
Die in den Abbildungen 3.3 und 3.4 dargestellten Geschlechterunterschiede im Anteil der
übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder und Jugendlichen nach Schulstufe und Region sind
weder erheblich, noch signifikant. Selbst die auf den ersten Blick vergleichsweise grosse
Differenz bei den 9. Klässler/innen dürfte ein Zufallsresultat darstellen.

Abbildung 3.3: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Mädchen und Jungen auf
               verschiedenen Schulstufen (Schuljahr 2011/12, n=1049)

 25%                                            21.9%

 20%        17.2% 17.0%           17.2% 17.9%           16.9%

 15%                                                               Mädchen
 10%                                                               Knaben

  5%

  0%
             1. Klasse             5. Klasse     9. Klasse

Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht signifikant.

Abbildung 3.4: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Mädchen und Jungen in den
               beiden untersuchten Regionen (Schuljahr 2011/12, n=1049)

 25%
          19.9%
                  18.9%                            18.5%
 20%                      17.2%
                                  15.8%                    17.3%
 15%
 10%                                                               Mädchen

  5%                                                               Knaben
  0%
          Chur, Igis,     Engadin,                   Beide
         Domat-Ems        Puschlav,                 Regionen
                          Münstertal

Geschlechterunterschiede in den Regionen nicht signifikant.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                   /7
3.3. Unterschiede nach Staatsangehörigkeit
Die Unterschiede nach Staatsangehörigkeit in den Abbildungen 3.5 und 3.6 sind ausgeprägt
und statistisch signifikant. Aus den Abbildungen geht hervor, dass der Anteil der
übergewichtigen ausländischen Kinder rund doppelt so hoch ist (31%) wie derjenige der
Schweizer Kinder (15%). Die deutlichen Differenzen finden sich dabei sowohl auf den
verschiedenen Klassenstufen und in den zwei Untersuchungsregionen als auch bei den
Mädchen und Knaben.

Abbildung 3.5: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Schweizer/innen und
               Ausländer/innen auf verschiedenen Schulstufen (Schuljahr 2011/12, n=1046)
                            34.4%
 35%          30.3%                     29.4%
                                                                  31.4%
 30%
 25%
 20%                                 17.3%
          14.2%         13.8%                                  15.0%
                                                                                Schweizer/innen
 15%
 10%                                                                            Ausländer/innen
  5%
  0%
          1. Klasse     5. Klasse    9. Klasse                   Alle
                                                              Schulstufen

Signifikanz der Unterschiede nach Nationalität: 1. und 5. Klasse: p < .01; 9. Klasse: p < .05.

Abbildung 3.6: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Schweizer/innen und
               Ausländer/innen nach Region und Geschlecht (Schuljahr 2011/12, n=1046)
                            32.4%                                 33.6%
 35%          30.2%
                                                     28.6%
 30%
 25%
          17.3%                                  16.6%
 20%
                        12.7%                                  13.2%
 15%                                                                            Schweizer/innen
 10%
                                                                                Ausländer/innen
  5%
  0%
          Chur, Igis,   Engadin,                  Mädchen       Knaben
         Domat-Ems      Puschlav,
                        Münstertal

Signifikanz der Unterschiede nach Nationalität in den Regionen und nach Geschlecht: p < .01.

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3.4. Unterschiede nach sozialer Herkunft
Auch die Unterschiede nach sozialer Herkunft – erfasst über den Bildungsstand der Eltern –
sind gemäss den Abbildungen 3.7 und 3.8 sehr deutlich, wobei vor allem die Kinder von
Eltern ohne Lehrabschluss überdurchschnittlich häufig von Übergewicht oder Adipositas
betroffen sind. Insgesamt sind diese Kinder rund zweimal häufiger übergewichtig als Kinder
von Eltern mit einem Lehrabschluss. Gegenüber den Kindern von Eltern mit einer höheren
Schulbildung beträgt dieser Faktor gar das Dreifache.

Abbildung 3.7: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder auf ausgewählten
               Schulstufen nach sozialer Herkunft (Bildungsniveau der Eltern) (Schuljahr
               2011/12, n=937)
                         40.0%
 40%     36.4%
                                                                     33.9%

 30%                                   26.2%

           20.1%                                                                         ohne Lehre
                                         18.6%                           17.8%
 20%                        15.0%              13.7%                                     mit Lehre
                               12.3%
                                                                             9.4%
 10%                                                                                     höhere Ausbildung
                 3.1%

  0%
          1. Klasse       5. Klasse     9. Klasse                       Alle
                                                                     Schulstufen

Signifikanz der Unterschiede zwischen der Herkunftsschicht: 1. und 5. Klasse: p < .01; 9. Klasse: n.s.

Abbildung 3.8: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder auf ausgewählten
               Schulstufen nach Untersuchungsregion und sozialer Herkunft
               (Bildungsniveau der Eltern) (Schuljahr 2011/12, n=937)

 40%         35.3%
                                                 32.8%

 30%
                        21.5%                                                       ohne Lehre
 20%                                                     15.2%                      mit Lehre
                                                                 11.0%
 10%                            7.8%                                                höhere Ausbildung

  0%
            Chur, Igis, Domat-Ems        Engadin, Puschlav, Münstertal

Signifikanz der Unterschiede zwischen der Herkunftsschicht in den beiden Regionen: p < .01

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                         /9
3.5. Vergleich der Schuljahre 2007/08 und 2011/12
Da das Projekt BMI-Monitoring im Kanton Graubünden bereist im Schuljahr 2007/08
erstmals durchgeführt wurde, stellt sich die Frage nach Veränderungen seither. Abbildung
3.9 zeigt die Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsjahren nach Klassenstufe,
während Abbildung 3.10 die Unterschiede nach Schuljahr und Region, Staatsangehörigkeit
und sozialer Herkunft der Kinder und Jugendlichen enthält.
Die Befunde sind deutlich: Der Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder ist in den
vier Jahren seit dem Schuljahr 2007/08 von 14 Prozent um knapp vier Prozent auf 17.9
Prozent angestiegen. Der Anstieg zeigt sich dabei unterschiedlich deutlich auf jeder
untersuchten Klassenstufe in beiden Untersuchungsregionen, bei Schweizer/innen und
Ausländer/innen sowie bei den verschiedenen Herkunftsgruppen. Dabei bleiben die schon im
Schuljahr 2007/08 konstatierten Unterschiede weiterhin bestehen: Ältere Schüler/innen,
ausländische Kinder und solche von Eltern mit einem tiefen Bildungsniveau und/oder aus
einem eher städtischen Kontext sind vergleichsweise häufig von Übergewicht betroffen.

Abbildung 3.9: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder auf ausgewählten
               Schulstufen, Vergleich der Schuljahre 2007/08 und 2011/12

                                             19.3%
20%                          17.6%                           17.9%
              17.1%
                                        15.8%
         14.4%                                          14.0%
15%
                        12.1%

10%

 5%                                                                    3.7% 4.1%

 0%
          1. Klasse      5. Klasse       9. Klasse         Alle      Alle Adipösen
                                  2007/08          2011/12

Der deutliche Anstieg des Anteils der Übergewichtigen bei gleichzeitig weiterbestehenden
Unterschieden zwischen verschiedenen Gruppen wirft die Frage auf, wie sich diese
Veränderungen erklären lassen. Immerhin läuft seit einigen Jahren das Aktionsprogramm
"Gesundes Körpergewicht Graubünden", das sich eine Reduktion des Anteils der
übergewichtigen und adipösen Kinder und eine Verminderung der Unterschiede
vorgenommen hatte. Folgende Elemente einer Erklärung können an dieser Stelle aufgeführt
werden, wobei zwischen methodischen und inhaltlichen Argumenten unterschieden werden
muss.
In methodischer Hinsicht ist auf die folgenden Punkte hinzuweisen:
• Datenerhebungen wie die vorliegende beinhalten immer gewisse Fehlerquellen und Un-
  schärfen. In Stichprobenerhebungen sind überdies statistische Irrtumswahrscheinlichkei-
  ten von Bedeutung, was sich in den Abschnitten 3.1 bis 3.4 etwa an der Tatsache ablesen
  lässt, dass verschiedene der gefundenen Unterschiede statistisch nicht signifikant sind.
• Ebenfalls kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass systematische Messfehler
  oder Veränderungen der Stichprobe die Resultate der beiden Schuljahre verzerrten. Zu
  erwähnen sind in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Zusammensetzungen der
  Stichproben. So hat sich der Anteil der ausländischen Kinder und der Kinder von Eltern
  ohne Lehrabschluss in der Stichprobe des Schuljahres 2011/12 gegenüber der Stichprobe

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                     /10
2007/08 erhöht. Da diese beiden Gruppen überdurchschnittlich häufig unter Übergewicht
     leiden, dürfte dieser Umstand zur Erhöhung der Durchschnittswerte beigetragen haben.
     Da sich der Anstieg allerdings auch bei den anderen Gruppen – wenn auch in geringerem
     Masse – nachweisen lässt, dürften Stichprobenprobleme höchstens eine teilweise
     Erklärung liefern.
• Zusätzlich kann festgestellt werden, dass die Resultate des Jahres 2007/08 im Vergleich
  mit anderen Kantonen und Städten der Schweiz vergleichsweise tief ausfielen. Es könnte
  mit anderen Worten also sein, dass der Anteil der Übergewichtigen 2007/08 damals
  unterschätzt wurden. Sollte genau das Umgekehrte im Schuljahr 2011/12 der Fall sein –
  eine Überschätzung des Anteils – so würde dies den grossen Anstieg miterklären.
  Mögliche Gründe für die Unter- bzw. Überschätzung des Anteils der Übergewichtigen
  könnten systematische Fehler in der Datenerhebung oder ein höheres Körpergewicht der
  Kinder nach als vor den Sommerferien sein.

Abbildung 3.10: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Kinder nach Region,
                Staatsangehörigkeit und sozialer Herkunft, Vergleich der Schuljahre 2007/08
                und 2011/12
                                                                                                  33.9%
    35%                                                                    31.4%
    30%                                                                                        24.5%
                                                                       23.4%
    25%        19.4%
                                                                                                                      17.8%
    20%    16.4%                    16.5%
                                                      15.0%                                                       14.0%
    15%                       11.7%               11.9%
                                                                                                                                  8.9%9.4%
    10%
     5%
     0%
              Chur etc.

                                   Engadin etc.

                                                     Schweizer/innen

                                                                          Ausländer/innen

                                                                                                  ohne Lehre

                                                                                                                     mit Lehre

                                                                                                                                    höhere Bildung

                          Region                   Staatsangehörigkeit                                         soziale Herkunft

                                                        2007/08                             2011/12

Zusätzlich müssen einige inhaltliche Punkte aufgeführt werden:
• Es ist nicht auszuschliessen, dass das Aktionsprogramm "Gesundes Körpergewicht
  Graubünden" tatsächlich (noch) nicht optimal funktioniert hat. Die konkreten Aktivitäten
  haben zum Teil erst eine kurze Laufzeit, so dass sich das Wirkungspotenzial noch nicht
  entfalten konnte und verschiedene Projekte noch nicht verankert sind. Ebenfalls ist
  abzuklären, ob es allenfalls Elemente des Programms gibt, die nicht in der gewünschten
  Weise wirken oder gar kontraproduktiv sind, sowie, ob Kinder und Jugendliche mit
  erhöhtem Risiko (Ausländer, Kinder von Eltern ohne Lehrabschluss) auch tatsächlich
  erreicht werden.
     Der aktuelle Bericht "State of the Art"-Bericht von Gesundheitsförderung Schweiz8 zeigt in
     diesem Zusammenhang deutlich auf, dass Projekte unterschiedlichste Wirkungen sowohl

8
     Vgl. Schopper, Doris (2010): 'Gesundes Körpergewicht' bei Kindern und Jugendlichen. Was haben
     wir seit 2005 dazugelernt. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                                                                 /11
auf Ebene der Multiplikator/innen als auch auf Ebene der Kinder und ihrer Eltern haben.
    Allerdings handelt es sich dabei um intermediäre Wirkungen; eine messbare Reduktion
    von Übergewicht bei den Kindern wird erst durch das Zusammenspiel unterschiedlichster
    Interventionen auf verschiedenen Ebenen und über mehrere Jahre erwartet. Das folgende
    Kapitel enthält vor diesem Hintergrund eine Reihe zusätzlicher Resultate, welche
    Hinweise darauf vermitteln, wie sich die Situation bezüglich Ernährung und Bewegung der
    Kinder und Jugendlichen verändert hat.
• Denkbar ist auch, dass die Wirkung des Aktionsprogramms von Entwicklungen ausser-
  halb seiner Einflusssphäre unterminiert wird. Nimmt man die Anteile der Übergewichtigen
  des Schuljahres 2011/12 als Referenz, so scheint sich die Situation des Kantons
  Graubünden derjenigen in anderen Kantonen angenähert zu haben. Der vergleichende
  BMI-Monitoring-Bericht aus dem Jahr 2010 wie auch der auf Daten des Schuljahrs
  2009/10 basierende Bericht zu den Städten Basel, Bern und Zürich, deuten darauf hin,
  dass die Situation im Kanton Graubünden weiterhin weniger gravierend ist als in den
  Grossstädten, dass sich der Abstand jedoch verringert hat. In den drei Grossstädten kann
  für die vergangenen fünf Jahre zwar eine Stabilisierung der Entwicklung konstatiert
  werden, doch ist nicht auszuschliessen, dass die ländlichen Regionen der Schweiz
  zunächst weiter aufholen, bevor es auch hier zu einer Stabilisierung kommt.
Weder die methodischen noch die inhaltlichen Argumente können für sich alleine den
deutlichen Anstieg des Anteils der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen zwischen
2007/08 und 2011/12 alleine erklären. Die korrekte Antwort dürfte wohl in einer Kombination
beider Arten von Erklärungen liegen, die in Zusammenarbeit mit der Projektleitung beim
Kanton weiter vertieft werden müssen.

4. Resultate zum Bewegungs- und Ernährungsverhalten
Neben der Messung von Körpergrösse und -gewicht der Kinder und Jugendlichen
beinhaltete die Datenerhebung eine kleine Befragung zu ausgewählten Aspekten des
Bewegungs- und Ernährungsverhaltens der Kinder und Jugendlichen. Die entsprechenden
Resultate werden in den folgenden zwei Abschnitten vorgestellt und in Abschnitt 4.3 mit den
Befunden aus dem Schuljahr 2007/08 verglichen.

4.1. Körperliche Bewegung und Sport
Die Fragen zur körperlichen Aktivität umfassen sowohl den Themenkomplex „Schulweg“ als
auch denjenigen der körperlichen Aktivitäten ausserhalb der Schule. Zusätzlich wurden die
Kinder und Jugendlichen zur Zeit befragt, die sie täglich vor Fernseher, Computer und
Mobiltelefon verbringen.
Die Abbildungen 4.1 bis 4.3 zeigen die Antworten auf die verschiedenen Fragen nach
Klassenstufe. Aus Abbildung 4.1 geht hervor, dass der Anteil der Kinder, welche ihren Schul-
weg zu Fuss bewältigen, mit steigendem Alter zurückgeht. Dagegen gewinnen zunächst das
Fahrrad und später motorisierte Verkehrsmittel an Bedeutung – letzteres nicht zuletzt
deshalb, weil die Oberstufe häufig nicht mehr in der Wohngemeinde absolviert wird und die
längeren Wege bis zum Schulort den Einsatz von Schulbussen u.ä. erforderlich machen.9

9
    Darauf deutet nicht zuletzt der Befund hin, dass Kinder, die zu Fuss unterwegs sind, für einen Weg
    im Durchschnitt 7.5 Minuten brauchen. Bei den Kindern, die mit dem Tretroller oder dem Fahrrad
    zur Schule gehen, dauert der Schulweg im Durschnitt 6.6 Minuten, bei den Kindern, welche
    motorisierte Verkehrsmittel benutzen, dagegen 16.4 Minuten.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                              /12
Abbildung 4.2 zeigt ausgewählte Bewegungs- und Sportaktivitäten der Kinder und Jugend-
lichen ausserhalb der Schule. Dabei wird unterschieden zwischen sportlichen Aktivitäten im
Verein und informellen Aktivitäten, bei denen es sich um Sport oder andere Arten der körper-
lichen Bewegung handeln kann. Auffallend ist zunächst, dass bereits bei den Erst-
klässler/innen rund 60 Prozent angeben, sie würden im Verein oder einem ähnlichen
Rahmen Sport treiben. Dieser Wert erreicht seinen Höhepunkt mit rund drei Viertel bei den 5.
Klässler/innen, um bei den 9. Klässler/innen dann wieder auf knapp zwei Drittel zu fallen.
Auch die informellen Aktivitäten sind in der mittleren Altersgruppe am verbreitetsten: 46
Prozent der 5. Klässler/innen bewegen sich an mindestens vier Tagen pro Woche bei
informellem Sport und/oder Spiel, ein fast identischer Anteil (48%) tut dies immerhin ein bis
dreimal pro Woche. Die Werte für die jüngeren und älteren Kinder liegen etwas tiefer, wobei
insbesondere der geringere Anteil an Personen auffällt, die an vier oder mehr Tagen aktiv
sind. Auch hier sind es jedoch weniger als zwanzig Prozent der Kinder, die nicht zumindest
ab und zu informelle körperliche Aktivitäten ausüben.

Abbildung 4.1: Wichtigstes Verkehrsmittel für den Schulweg nach Klassenstufe (Schuljahr
               2011/12, n=1048)
                                            0%          10%       20%        30%        40%     50%      60%        70%      80%       90%        100%

 1. Klasse                                                                         74.6%                                     12.3%         13.1%

 5. Klasse                                                               52.3%                                  31.5%                     16.2%

 9. Klasse                                                      35.4%                           31.8%                          32.8%

                                     Alle                                 55.8%                                 24.3%                  19.8%

                                                                     zu Fuss        Velo, Trotinett       Schulbus, Auto

Signifikanz der Unterschiede zwischen den Klassen: p < .01

Abbildung 4.2: Körperliche Aktivitäten ausserhalb der Schule nach Klassenstufe (Schuljahr
               2011/12, n=1050)

                                                        0%              20%             40%           60%           80%         100%

                                       1. Klasse                        39.2%                               60.6%                  0.3%
 informeller Sport Sport im Verein

                                       5. Klasse                 25.4%                           64.5%                        10.1%

                                       9. Klasse                        38.7%                           53.1%                  8.2%

                                                 Alle                34.5%                              59.7%                  5.8%

                                       1. Klasse              18.1%                     46.7%                        35.2%
      Spielen,

                                       5. Klasse         6.3%                   47.6%                           46.1%

                                       9. Klasse              18.4%                     45.9%                        35.7%

                                                 Alle        14.3%                  46.8%                           39.0%

                                                                (fast) nie        1-3 Tage/Wo.          4 und mehr Tage/Wo.

Alle Unterschiede zw. den Klassen signifikant mit p < .01 ausser Unterschied zwischen 1. und 9.
Klasse beim informellen Sport: nicht signifikant.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                                                                     /13
Während sich die 5. Klässler/innen beim Bewegungsverhalten als aktivste Gruppe erweisen,
zeigt Abbildung 4.3 eine deutliche Zunahme des Medienkonsums mit steigendem Alter:
Obwohl die Angaben der Erstklässler/innen vorsichtig interpretiert werden müssen, weil
diese möglicherweise Schwierigkeiten mit Zeitangaben und -schätzungen haben, sind alleine
die Unterschiede zwischen den 5. und 9. Klässler/innen sehr ausgeprägt. In Durchschnitts-
angaben: Die Erstklässler/innen widmen den Medien täglich 36 Minuten, in der 5. Klasse
beträgt dieser Wert 61 Minuten und in der 9. Klasse mit 137 Minuten mehr als das Doppelte.
Wie Abbildung 4.4 zeigt, besteht zudem ein umgekehrter Zusammenhang zwischen dem
Ausmass der Bewegungsaktivitäten 10 und dem Medienkonsum: 17% der Kinder und
Jugendlichen, die sich an vier oder mehr Tagen bewegen, verbringen mehr als zwei Stunden
vor dem Fernseher, Computer etc., bei den Schüler/innen, die in ihrer Freizeit keinen Bewe-
gungsaktivitäten nachgehen ist dieser Anteil mit 58 Prozent rund dreimal so hoch. Umge-
kehrt beträgt der Anteil der körperlich Inaktiven, die weniger als eine Stunde mit den Medien
verbringen, nur ein Achtel, während es bei den regelmässig Aktiven über die Hälfte ist.
Einige der im vorliegenden Abschnitt dargestellten Variablen stehen überdies in einem sig-
nifikanten Zusammenhang mit dem Übergewicht: Eine höhere Aktivität in Sportvereinen
(Gamma = -.12, p < .05) sowie eine höhere allgemeine Bewegungsaktivität (Gesamtindex
aus Vereinssport und informellen Aktivitäten, Gamma = -.21, p < .05) gehen mit einem gerin-
geren Risiko einher, übergewichtig zu sein, während für den Medienkonsum das Umge-
kehrte gilt (Gamma = .17, p < .01; nur 5. und 9. Klässler/innen: Gamma = .22, p < .01).

Abbildung 4.3: Tägliche Dauer des Fernsehens und/oder der Computerbenutzung, 5. und 9.
               Klasse (Schuljahr 2011/12, n=1050)
                 0%      10%      20%     30%     40%      50%      60%     70%     80%       90%      100%

     1. Klasse                                  74.1%                                 17.1%      6.8% 2.0%

     5. Klasse                 38.6%                         34.3%                    19.3%         7.8%

     9. Klasse    5.6%    16.4%                    39.0%                            39.0%

          Alle                    42.5%                     22.6%             20.3%            14.7%

             bis zu 30 Min./Tag           31-60 Min./Tag     1-2 Std./Tag         mehr als 2 Std./Tag
Signifikanz der Unterschiede zwischen den Klassen: p < .01

10
      Wegen der oben erwähnten Probleme der Erstklässler/innen bei der Einschätzung von Zeiten,
      werden hier nur die 5. und 9. Klässler/innen berücksichtigt. Der Zusammenhang zeigt sich in
      schwächerem Masse jedoch auch, wenn die jüngsten Kinder in die Analyse integriert werden. Die
      gesamte Bewegungsaktivität wurde als additiver Index aus den Variablen „Sport im Verein“ und
      „informelle Aktivitäten“ operationalisiert.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                          /14
Abbildung 4.4: Zusammenhang zwischen Bewegungsniveau im Alltag und Medienkonsum
               (Fernsehen/Computer) 5. und 9. Klasse (Schuljahr 2011/12, n=651)
                                  0%       20%        40%      60%           80%       100%

                 keine Bewegung    12.5%      29.2%                  58.3%

         Bewegung 1-3 Tage/Wo.             43.1%            23.6%             33.3%

 Bewegung 4 und mehr Tage/Wo.                52.6%                  30.0%          17.4%

                                           TV/Computer/Handy bis 1 Std./Tag
                                           TV/Computer/Handy 1-2 Std./Tag
                                           TV/Computer/Handy über 2 Std./Tag

4.2. Ernährung
Die Kinder und Jugendlichen wurden zudem gefragt, ob sie regelmässig ein richtiges
Frühstück und ein richtiges Nachtessen zu sich nehmen. Ein weiterer Fragenblock bezog
sich auf den Znüni: Ob dieser von zu Hause mitgebracht wird und welche Nahrungsmittel er
enthält. Schliesslich wurden die Schüler/innen der 5. und 9. Klassen allgemeiner nach der
Konsumhäufigkeit verschiedener Lebensmittel und von Süssgetränken gefragt.
Abbildung 4.5 enthält zunächst die Resultate zu den verschiedenen Mahlzeiten, wobei
wiederum nach untersuchter Klassenstufe unterschieden wird. Eine Mehrheit der befragten
Schüler/innen isst ein richtiges Frühstück und Nachtessen, wobei der Anteil derjenigen, die
frühstücken, in der ältesten Gruppe mit 68 Prozent deutlich geringer ist als in den beiden
anderen Gruppen (je über 80 Prozent). Ähnliches gilt für den Znüni, der noch von fast allen
Erstklässler/innen, aber nur noch von etwas über einem Drittel der 9. Klässler/innen
mitgebracht wird. Vor diesem Hintergrund erstaunt es zwar nicht, dass die ältesten
Schüler/innen deutlich seltener Früchte und Gemüse in die Schule mitbringen, es ist aber
dennoch bemerkenswert, dass sie die einzige Gruppe sind, in der Schokolade etc. in der
Pause häufiger gegessen wird als Gemüse. Insbesondere bei den Erstklässler/innen sind
dagegen Früchte, Brot und in geringerem Masse Gemüse besonders populär.
Eine gewisse Verschlechterung des Ernährungsverhaltens mit steigendem Alter zeigt auch
die Gegenüberstellung von Schüler/innen der 5. und der 9. Klasse in Abbildung 4.6: Der
Anteil derjenigen, die an vier oder mehr Tagen pro Woche Süssgetränke, Schokolade und
Chips essen, ist in der letzteren Gruppe etwas höher als bei den jüngeren Schüler/innen, die
dagegen etwas häufiger Früchte und Gemüse essen. Allerdings muss auch festgehalten
werden, dass Früchte und Gemüse in beiden Altersgruppen deutlich populärer sind als die
übrigen Nahrungsmittel. Insbesondere Chips, Pommes Frites etc. werden nur von einer klei-
nen Minderheit der befragten Schüler/innen an mehr als drei Tagen pro Woche gegessen.
Auch zwischen dem Ernährungsverhalten und dem Übergewicht können verschiedene
signifikante Zusammenhänge nachgewiesen werden: Personen, die ein richtiges Frühstück
essen (Gamma= -.27, p < .01) und einen Znüni (Gamma=-.20, p < .05) in die Schule
mitnehmen, sind seltener von Übergewicht betroffen. Das Nachtessen und die konkrete
Zusammensetzung des Znünis spielen von einer Ausnahme abgesehen (Brot, Gamma= -.16,

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p < .05) dagegen keine Rolle. Mit Bezug zum allgemeinen Konsum verschiedener Nahrungs-
mittel durch die 5. und 9. Klässler/innen findet sich nur ein signifikanter Zusammenhang, der
zudem den Erwartungen widerspricht: Ein häufiger Konsum von Schokolade, Bonbons etc.
geht tendenziell mit einem geringeren Körpergewicht einher (Gamma = -.27, p < .01)

Abbildung 4.5: Mahlzeiten und Zusammensetzung des "Znüni" (Schuljahr 2011/12, n
               zwischen 1048 und 1050)

                                   0%        20%             40%              60%           80%           100%
                                                                                                       89.7%
                                                                                                   84.7%
             richtiges Frühstück                                                      68.4%
                                                                                                  81.9%

                                                                                                    85.4%
                                                                                                        90.8%
           richtiges Nachtessen*                                                                    85.2%
                                                                                                     87.1%

                                                                                                          90.7%
                                                                                      67.1%
            Znüni von zu Hause                                    38.4%
                                                                                      67.7%

                                                                                    63.6%
                                                                      45.0%
                     Znüni: Brot                          29.8%
                                                                          47.6%

                                                                                      67.1%
                                                                          48.3%
                  Znüni: Früchte                 17.4%
                                                                      46.4%

                                                                    42.7%
                                                         26.6%
                 Znüni: Gemüse           6.6%
                                                         26.9%

                                              13.8%
                                            10.4%
          Znüni: Schokolade etc.              13.8%
                                             12.7%

                                          6.3%
                                          6.6%
                   Znüni: Chips         4.3%
                                         5.8%

                                          1. Klasse              5. Klasse          9. Klasse             Alle
Signifikanz der Unterschiede zwischen den Klassen: p < .01 ausser Nachtessen, Schokolade etc. und
Chips etc.: n.s.; * 9% der befragten Schüler/innen geben bei dieser Frage an, am Abend einen
"Snack" gegessen zu haben.

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Abbildung 4.6: Häufigkeit des Konsums verschiedener Nahrungsmittel (Schuljahr 2011/12,
               n=652)
                                             0%              20%       40%             60%             80%             100%

                                 5. Klasse   3.2%     21.9%                             74.9%
                 Früchte

                                 9. Klasse    7.9%             31.8%                           60.3%

                                      Alle   5.4%           26.5%                          68.1%

                                 5. Klasse   4.6% 16.1%                                79.3%
     Gemüse,
      Salat

                                 9. Klasse   4.6%      19.8%                            75.6%

                                      Alle   4.6%     17.8%                            77.5%
     Schokolade, Vollkornprodu

                                 5. Klasse          19.0%              42.9%                           38.0%
                       kte

                                 9. Klasse           24.7%                39.5%                        35.9%

                                      Alle          21.7%                41.3%                         37.0%

                                 5. Klasse        15.6%                    63.1%                               21.3%
      Bonbons

                                 9. Klasse        16.1%                49.8%                            34.1%

                                      Alle        15.8%                   56.9%                            27.3%

                                 5. Klasse                   43.2%                             53.9%                   2.9%
  Pommes
   Chips,

   Frites

                                 9. Klasse                33.1%                         58.7%                      8.2%

                                      Alle                  38.5%                          56.1%                       5.4%
                 Süssgetränke

                                 5. Klasse                  37.3%                  38.2%                   24.6%

                                 9. Klasse            27.0%            27.6%                       45.4%

                                      Alle                32.5%                33.2%                    34.3%

                                      nie         ab und zu (1-3x/Wo.)         häufig (4x und häufiger/Wo.)
Signifikanz der Unterschiede beim Konsum von Früchten, Schokolade etc., Chips etc. sowie
Süssgetränken zwischen den Klassen: p < .01; übrige Unterschiede nicht signifikant.

4.3. Veränderungen zwischen den Schuljahren 2007/08 und 2010/11
Wie Abbildung 4.7 zeigt, sind die Veränderungen im Bewegungs- und Ernährungsverhalten
zwischen den beiden Untersuchungsjahren relativ gering: Im Schuljahr 2011/12 wird etwas
seltener ein Nachtessen gegessen, zudem ist der Konsum von Süssgetränken relativ
deutlich zurückgegangen. Dafür wird etwas häufiger ein Znüni von zu Hause mitgebracht,
der überdies häufiger Früchte enthält. Früchte haben auch beim allgemeinen Konsum von
Nahrungsmitteln etwas zugelegt. Die übrigen Veränderungen halten sich in einem sehr
engen Rahmen, so dass für die vergangenen vier Jahre von einer insgesamt stabilen
Entwicklung mit wenigen, kleinen Verbesserungen gesprochen werden kann.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                                          /17
Abbildung 4.7: Vergleich verschiedener Aspekte des Bewegungs- und Ernährungsverhalten
               zwischen den Schuljahre 2007/08 und 2011/12
                                          0%           20%            40%             60%         80%             100%
                                                                                                        80.5%
   Schulweg zu Fuss oder mit Fahrrad                                                                    80.2%
                                                                                                69.4%
                       Sport im Verein                                                       65.5%
                                                                       34.8%
       inform. Sport, Spielen (4+ Tage)                                   39.0%

                                                                 27.9%
         Medienkonsum (2+ Std./Tag)*                         22.4%

                                                                                                         80.8%
                   richtiges Frühstück                                                                    81.9%
                                                                                                                   93.0%
                 richtiges Nachtessen*                                                                         87.1%
                                                                                          60.4%
                  Znüni von zu Hause                                                           67.7%
                                                                                  47.4%
                           Znüni: Brot                                            47.6%

                        Znüni: Früchte                                       40.9%                     2007/08
                                                                                 46.4%
                                                                 23.9%                                 2011/12
                       Znüni: Gemüse                               26.9%
                                                         15.2%
               Znüni: Schokolade etc.                  12.7%
                                                6.0%
                          Znüni: Chips          5.8%

                                                                                          60.5%
                    Konsum Früchte**                                                           68.1%
                                                                                                       78.3%
             Konsum Gemüse, Salat**                                                                    77.5%
                                                                              41.1%
           Konsum Vollkornprodukte**                                       37.0%
                                                             23.2%
            Konsum Schokolade etc.**                            27.3%
                                               3.9%
                  Konsum Chips etc.**           5.4%
                                                                                45.6%
              Konsum Süssgetränke**                                    34.3%

Hinweise: * Schüler/innen der 5. und 9. Klasse; die Fragen des Jahres 2007/08 und 2011/12 sind nur
bedingt vergleichbar, weil 2011/12 explizit auch Mobiltelefone in die Fragenformulierung
aufgenommen wurden; ** Schüler/innen der 5. und 9. Klasse; Anteil derjenigen, welche die
entsprechenden Nahrungsmittel an vier oder mehr Tagen pro Woche konsumieren.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                                                       /18
5. Zusammenfassung und Folgerungen
Der vorliegende Bericht dokumentiert die Resultate des BMI-Monitorings sowie der
Schülerbefragung des Schuljahres 2011/12 und vergleicht diese mit den Befunden des
Schuljahres 2007/08. Im Zeitvergleich fallen eine grosse Veränderung und verschiedene
vergleichsweise stabile Befunde auf.
Die grosse Veränderung bezieht sich auf die Zunahme des Anteils übergewichtiger und
adipöser Schüler/innen um rund vier auf knapp 18 Prozent. Dieser Anstieg ist nur schwer zu
erklären und bedarf weiterer Abklärungen. In diesem Zusammenhang sei jedoch an den
Schlussabschnitt des Berichts zum Schuljahr 2007/08 erinnert:
    "[Diese] positiven Resultate könnten jedoch auch zu einem Problem für das Programm
    werden, denn es ist immer schwerer, bereits relativ gute Werte weiter zu verbessern, als in
    einer kritischen Situation 'Anfangserfolge' zu verbuchen. Sollte es zudem zutreffen, dass
    unsere Gesellschaft von einem langfristigen Trend zum 'Übergewicht' und zur 'Inaktivität'
    heimgesucht wird, besteht gar die Gefahr, dass sich die Situation in den kommenden Jahren
    trotz des Programms verschlechtert.
    Vor diesem Hintergrund ist das Programm 'Gesundes Körpergewicht Graubünden 2008-2011'
    möglicherweise gut beraten, seine Ziele nicht allzu hoch zu stecken und primär darauf hin zu
    wirken, dass sich die Situation bezüglich Bewegung, Ernährung und Gewicht in den
    kommenden Jahren nicht verschärft. Sollte es gelingen, die aktuell gemessenen Werte zu
    halten, so wäre das im Vergleich zur Situation an anderen Orten der Schweiz bereits ein
    erheblicher Erfolg." (Bericht zum Schuljahr 2007/08, S. 20f.)
Es ist durchaus denkbar, dass die damals erwähnten Entwicklungen im Kanton Graubünden
tatsächlich Wirkung entfaltet haben. In Zusammenarbeit mit der Projektleitung wird weiter zu
untersuchen sein, in welchem Masse solche nicht beeinflussbaren, externen Entwicklungen
sowie methodische Probleme oder allenfalls auch Probleme des Aktionsprogramms selbst
zum vorliegenden Resultat beigetragen haben.
Jenseits dieses in seiner Deutlichkeit nicht erwarteten Befundes zeigen sich jedoch auch
verschiedene, verhältnismässig stabile Befunde:
• Die Zunahme des Anteils der adipösen Kinder von 3.7 auf 4.1 Prozent ist gering und
  statistisch nicht signifikant.
• Wie im Schuljahr 2007/08 zeigen sich Unterschiede im Anteil der übergewichtigen Kinder
  nach Wohnregion, Staatsangehörigkeit und sozialer Herkunft, während die Unterschiede
  nach Geschlecht und Alter (Klassenstufe) nicht signifikant sind. Die meisten der
  signifikanten Unterschiede haben sich im Schuljahr 2011/12 jedoch noch leicht
  akzentuiert.
  - Der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher liegt im städtischen Agglomerations-
    gebiet von Chur (19%) etwas höher als im Engadin, Puschlav und Val Müstair (17%).
  - Ausländische Kinder sind doppelt so häufig (31%) von Übergewicht betroffen wie
    Schweizer Kinder (15%).
  - Ein Drittel (34%) aller Kinder von Eltern ohne Lehrabschluss ist übergewichtig; bei den
    Kindern von Eltern mit einem Lehrabschluss sind es 18 Prozent, bei den Kindern von
    Eltern mit einer höheren Ausbildung neun Prozent.
• Das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der untersuchten Kinder unterscheidet sich im
  Schuljahr 2011/12 nicht substantiell von demjenigen im Schuljahr 2007/08:
  - Vier Fünftel der befragten Kinder und Jugendlichen (80%) bewältigen ihren Schulweg zu
    Fuss oder mit einem Fahrrad o.ä., wobei ein Weg im Durchschnitt weniger als zehn
    Minuten dauert.

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- Während die Schüler/innen der 5. Klasse pro Tag im Durchschnitt eine Stunde vor dem
    Fernseher, Computer oder Handy verbringen, steigt dieser Wert bei den 9.
    Klässler/innen auf über zwei Stunden an.
  - Zwei Drittel der Schüler/innen (66%) treiben regelmässig ausserhalb der Schule
    (insbesondere in Vereinen) Sport; knapp zwei Fünftel (39%) sind zudem an vier oder
    mehr Tagen pro Woche in einem informellen Rahmen körperlich aktiv.
  - Jeweils über vier Fünftel der Schüler/innen essen ein richtiges Frühstück (82%) und ein
    richtiges Nachtessen (87%), zwei Drittel (68%) nehmen einen Znüni von zu Hause mit.
    Dieser enthält primär Brot (48%), Früchte (46%) und Gemüse (27%). Süssigkeiten
    (13%) und Chips (6%) werden in der Pause dagegen selten konsumiert.
  - Schokolade und Süssigkeiten sind bei den 5. und 9. Klässler/innen jedoch durchaus
    beliebt: Über ein Viertel (27%) gibt an, an mehr als vier Tagen pro Woche derartige
    Produke zu konsumieren. Früchte (68%) und Gemüse/Salat (78%) sind als regelmässig
    konsumierte Nahrungsmittel jedoch deutlich populärer. Erwähnenswert ist zudem die
    Tatsache, dass der regelmässige Konsum von Süssgetränken zwischen 2007/08 (46%)
    und 2011/12 (34%) gemäss den Aussagen der Befragten abgenommen hat.
  - Mit zunehmendem Alter zeigt sich eine leichte Verschlechterung des Ernährungsver-
    haltens. Beim Bewegungsverhalten erweisen sich dagegen die 5. Klässler/innen als die
    aktivste Gruppe.
• Es zeigen sich verschiedene signifikante Zusammenhänge zwischen dem Bewegungs-
  und Ernährungsverhalten einerseits und dem Übergewicht andererseits. Dabei sind
  Personen, welche regelmässig frühstücken, sich regelmässig bewegen und weniger Zeit
  vor dem Bildschirm verbringen, seltener übergewichtig. Im Vergleich zum Schuljahr
  2007/08 haben diese Zusammenhänge im Schuljahr 2011/12 an Deutlichkeit gewonnen.
Mit Blick auf das Aktionsprogramm "Gesundes Körpergewicht Graubünden" zeichnen die
vorliegenden Resultate damit ein gemischtes Bild. Zwar hat sich der Anteil der
Übergewichtigen erhöht, bei der insgesamt bereits im Schuljahr 2007/08 als durchaus positiv
beurteilten Situation bezüglich Ernährungs- und Bewegungsverhalten zeigen sich aber
tendenziell leichte Verbesserungen.
Als Konsequenz aus den Resultaten sollten die einzelnen Komponenten des
Aktionsprogramm noch einmal überdacht und allenfalls angepasst werden. Gleichzeitig
müssen im Hinblick auf eine weitere Datenerhebung in vier Jahren jedoch auch das
Stichprobendesign und die Erhebungsmethoden kritisch geprüft werden.

BMI-Monitoring Kanton Graubünden • Schuljahr 2011/12                                    /20
Anhang 1: "Gewichtskarrieren"
Die Datenerhebungen im Kanton Graubünden erlauben auch eine Analyse von "Gewichts-
karrieren“, das heisst die Klärung der Frage, wie sich das Gewicht eines gegebenen Kindes
zwischen dem Schuljahr 2007/08 und dem Schuljahr 2011/12 verändert hat.
Um diese Analyse vorzunehmen, wurden die Daten der Kinder aus beiden Datensätzen über
ihre Namen zusammengefügt. Die Daten wurden anschliessend wieder anonymisiert, um
den Datenschutz sicherzustellen.
Bei der Zusammenfügung der beiden Datenerhebungen zeigte sich, dass die Zuordnung nur
gerade bei rund einem Drittel aller Kinder (385 Personen) zweifelsfrei möglich war. Der
geringe Übereinstimmungsgrad der beiden Datenerhebungen dürfte dabei verschiedene
Gründe haben: unterschiedliche Klassen und Schulhäuser, die untersucht wurden, Kinder,
die den Wohnort gewechselt haben (Zu- und Wegzüger) oder eine Klasse repetiert haben,
und die unterschiedliche Schreibung der Namen in den beiden Datenerhebungen können
hier genannt werden.
Die in Tabelle A.1 festgehaltenen Resultate müssen daher vorsichtig interpretiert werden.
Aus der Tabelle geht hervor, dass über vier Fünftel aller Schüler/innen zu beiden Unter-
suchungszeitpunkten normalgewichtig waren (blaue Zellen). Weitere knapp zwölf Prozent
der Schüler/innen waren zu beiden Zeitpunkten übergewichtig (orange Zellen): Ihnen ist es
also nicht gelungen, vom Über- wieder zum Normalgewicht zurückzukehren). Eine positive
Veränderung vom Übergewicht zum Normalgewicht lässt sich nur bei zwei Prozent der
Schüler/innen nachweisen (grüne Zellen), während zwischen vier und fünf Prozent sich im
Verlauf der vier Jahre vom Normal- zum Übergewicht entwickelt haben (rote Zellen).

Tabelle A.1:   "Gewichtskarrieren" von in den Schuljahren 2007/08 und 2011/12 untersuchten
               Schüler/innen

                                                       normalgewichtig   übergewichtig
                                                          2011/12          2011/12
Alle Schüler/innen (n=385)
normalgewichtig 2007/08                                    82.3%             4.4%
übergewichtig 2007/08                                       1.8%            11.4%
1. Klasse 2007/08/5. Klasse 2011/12 (n=202)
normalgewichtig 2007/08                                    83.2%             4.0%
übergewichtig 2007/08                                       1.5%            11.4%
5. Klasse 2007/08/9. Klasse 2011/12 (n=183)
normalgewichtig 2007/08                                    81.4%             4.9%
übergewichtig 2007/08                                       2.2%            11.5%

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Anhang 2: Vergleich der Resultate aus der vollständigen und der reduzierten
Stichprobe
Die statistischen Analyse in den Kapiteln 3 und 4 basieren auf einer reduzierten Stichprobe
aller untersuchten Schüler/innen, die aus Halbjahresaltersgruppen mit mindestens 50
Personen stammen. Diese Einschränkung wurde in Einklang mit den Vorgaben aus dem
Projekt BMI-Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz vorgenommen, um Verzerrungen
an den Rändern der Altersverteilungen durch „zu alte“ oder „zu junge“ Schüler/inenn zu
vermeiden.
Wie die Gegenüberstellung in Abbildung A.1 zeigt, sind diese Verzerrungen jedoch sehr
gering: Der Anteil übergewichtiger Kinder auf den verschiedenen Klassenstufen ist in der
reduzierten und in der vollständigen Stichprobe fast identisch.

Abbildung A.1: Anteil der übergewichtigen (inkl. adipösen) Schülerinnen nach Klassenstufe und
               Stichprobe, Schuljahr 2011/12

 20%

 15%

 10%                                                                                  18.0%                 19.3%                       19.4%                  17.9%                      18.0%
         17.1%                       16.7%                 17.6%

  5%

  0%
          Halbjahresalters-gruppen

                                      alle Schüler/innen

                                                           Halbjahresalters-gruppen

                                                                                       alle Schüler/innen

                                                                                                            Halbjahresalters-gruppen

                                                                                                                                          alle Schüler/innen

                                                                                                                                                               Halbjahresalters-gruppen

                                                                                                                                                                                           alle Schüler/innen
                    > 50

                                                                     > 50

                                                                                                                      > 50

                                                                                                                                                                         > 50

                         1. Klasse                                        5. Klasse                                                    9. Klasse               alle Schulstufen
Fallzahlen: vollständige Stichprobe: n=1244; Halbjahresaltersgruppen > 50: n=1049

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