Intelligente Automatisierung und Robotik - Technologie Report - Wirtschaftsagentur ...

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Automatisierung
und Robotik
Technologie Report
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Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 3

wirtschaftsagentur.at

                                                                                                                  Foto: Wirtschaftsagentur Wien/David Bohmann
Inhalt

1      Einleitung                                    4    7    Ausgewählte Akteure                           20
                                                               7.1 Blue Danube Robotics macht
                                                                   Roboter zu „Softies“                      20
2      Entwicklung und Trends                         5
                                                               7.2 EVVA arbeitet an „Montage der Zukunft“    21
       2.1 Funktionalität wandert in die Software     5
                                                               7.3 Festo forciert Innovation und Bildung     21
       2.2 Mensch und Maschine                        6
                                                               7.4 Henkel optimiert Produktionswelt          22
       2.3 Sicherheit durch „Intelligenz“             9
                                                               7.5 Manner setzt auf „vertikale Produktion“   22
       2.4 Neue Geschäftsmodelle                     10
                                                               7.6 Octapharma baut Produktion in Wien aus    23
       2.5 Start-ups im Visier                       10

                                                          8    Ausblick                                      24
3      Produktion der Zukunft                        11

                                                          9    Unternehmen aus Wien                          26
4      Standort Wien                                 13

                                                          10   Impressum                                     32
5      Arbeitsmarkt und Beschäftigte                 14
       5.1 Gefragte Fähigkeiten                      16

6      Herausforderungen                             17
       6.1 Klein- und Mittelbetriebe                 17
       6.2 Automatisierungsgerechtes Design          18
       6.3 Prüfungen und Zertifizierungen            18
       6.4 Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft   19
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  1                                                                                                       wirtschaftsagentur.at

Einleitung
   Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    derzeit sind etwa 8.500 Unternehmen im produzie-
renden Bereich in Wien angesiedelt und beschäftigen
mehr als 135.000 Personen. Die Produktpalette ist hier-
bei sehr weit gefächert. Insgesamt generieren die produ-
zierenden Unternehmen rund 12,3 Milliarden Euro jähr-
lich, das sind rund 18 Prozent der Wertschöpfung Wiens.

   Laut verschiedenen Studien punktet Wien besonders          Die Wirtschaftsagentur Wien bietet für Unterneh-
stark mit Innovationskraft, der umfassenden Unterstüt-     men in Wien ein „360°- Service“.Dazu zählen Förderun-
zung von Start-ups sowie einem starken Fokus auf Nach-     gen und Beratungen, Workshops und weiterführende
haltigkeit. Auch in mehreren „Smart City“-Rankings liegt   Coachings bei der Gründung, Hilfe bei der Suche nach
Wien auf den vordersten Plätzen. Der Standort über-        Betriebs- oder Büroflächen, Kontakte zu möglichen
zeugt außerdem durch sein forschungs- und technolo-        Partnerinnen und Partnern in der Technologieszene
giefreundliches Klima, die geographische und kulturel-     oder der Kreativwirtschaft.
le Nähe zu den Wachstumsmärkten im Osten, die hohe
                                                              Als Unterstützung dient hier auch die Technologie-
Qualität der Infrastruktur und des Ausbildungssystems
                                                           plattform der Wirtschaftsagentur Wien. Auf technologie-
sowie nicht zuletzt die weltweit höchste Lebensqualität.
                                                           plattform.wirtschaftsagentur.at können Wiener Unter-
                                                           nehmen und Institutionen aus dem Technologiebereich
                                                           ihre innovativen Produkte, Dienstleistungen und Proto-
                                                           typen sowie ihre Forschungsexpertise präsentieren und
                                                           Entwicklungspartnerinnen und Pilotkunden finden.

                                                              Der vorliegende Technologie Report bietet einen
                                                           Überblick über neue Projekte und Initiativen im Bereich
                                                           Automatisierung und Robotik am Standort Wien.

                                                              Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Team
                                                           der Wirtschaftsagentur Wien
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wirtschaftsagentur.at
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Entwicklungen und Trends
    Das Thema Automatisierung und Robotik ist in Ös-            Bei Produktionsanlagen stehen inzwischen viele Sen-
terreich angekommen, so der Tenor der Branchenken-           soren zur Verfügung, deren Daten sich systematisch ver-
nerinnen und -kenner. „Vor zwei Jahren gab es noch die       arbeiten lassen und durch Auswertung dieser Daten soll
Frage nach der Relevanz, es wurde abgewartet und ein         eine möglichst optimale Prozessteuerung erreich wer-
Hype unterstellt. Das ist jetzt vorbei“, so Wilfried Sihn,   den. Der Trend geht in diesem Bereich in eine sehr starke
Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH         horizontale und vertikale digitale Integration. „Das heißt,
und Vorstand des Arbeitsbereiches Betriebstechnik und        dass wir die Informationen über die gesamte Wertschöp-
Systemplanung am Institut für Managementwissen-              fungskette hinweg nutzen, um dann in weiterer Folge die
schaften der Technischen Universität (TU) Wien. Die al-      Flexibilität zu erhöhen, die Qualität zu verbessern und
lermeisten Unternehmen hätten begriffen, dass das The-       den Durchsatz entsprechend zu optimieren“, erklärt An-
ma gekommen sei, um zu bleiben, und große Chancen            dreas Kugi, Vorstand des Instituts für Automatisierungs-
biete. „Wir machen das ja nicht als Selbstzweck, sondern     und Regelungstechnik (ACIN) und Professor für komple-
um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. So muss man         xe dynamische Systeme an der Technischen Universität
auch vorgehen: Wo möchte ich einen Kundenutzen er-           (TU) Wien. Ein wichtiger Aspekt sei auch die Energie-
zeugen und welche Technologien kommen dafür in Fra-          und Ressourceneffizienz.
ge?“ Eine Möglichkeit sei Automatisierung und Robotik.

2.1 Funktionalität wandert in die Software
    Ein weiterer Trend ist, Automatisierung dazu zu ver-     Industrie 4.0. So eine sich selbst anpassende Fertigung
wenden, ein Produkt smart zu machen. Produkte werden         verlangt nach neuen Technologien und universellen
hardwaremäßig so designed, dass man mit der Software         Komponenten“, meint auch Rainer Ostermann, Country
die Funktionsweise individuell anpassen kann. „Wir           Manager von Festo Österreich. Die tatsächlichen Funk-
sprechen da auch vom Transfer der Funktionalität in          tionen würden dann erst über die Software zugewiesen.
die Software“, so Kugi. Das Produkt werde dadurch in-        Das schaffe Freiraum für die Konstruktion, eröffne bisher
telligenter und könne sich leichter an geänderte Umge-       ungeahnte Möglichkeiten hinsichtlich späterer Adaptio-
bungsbedingungen anpassen.                                   nen und erlaube ganz neue Geschäftsmodelle.

    „Der große Trend heißt ganz klar Digitalisierung. Das
ist die Grundlage für die hochflexiblen Lösungen von
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     Entwicklungen und Trends                                                                             wirtschaftsagentur.at

      EXTRA: Treiber der aktuellen Entwicklungen und Trend
         -    Mehr Computerpower:
              Rechen- und Speicherkapazität steht zu günstigen Kosten zur Verfügung

         -    Verbesserte Sensorik:
              beispielsweise zur Umgebungserkennung beim autonomen Fahren

         -    Fortschritte bei der Kommunikationstechnologie:
              in Echtzeit über größere Entfernung Daten austauschen

         -    Verfügbarkeit von Daten in Kombination mit Algorithmen,
              Künstlicher Intelligenz und Co.

   Bei der Industrierobotik gehe der Trend dahin, den      treffen. Wobei es natürlich eigentlich Algorithmen sind
Roboter zu einer hochflexiblen Arbeitsmaschine zu ma-      und nicht echte Entscheidungen“, erklärt Kugi, der auch
chen, die auch über gewisse kognitive Fähigkeiten ver-     das Center for Vision, Automation & Control am AIT
fügt. „Durch diese Autonomisierung, die über die Auto-     Austrian Institute of Technology leitet. Man beschäftige
matisierung hinausgeht, kann die Maschine aufgrund         sich am AIT sehr intensiv mit autonomen und semi-au-
der Möglichkeiten der Sensorik in einem bestimmten         tonomen Arbeitsmaschinen – etwa Radladern. „Da wird
eingeschränkten Maß gewisse Entscheidungen selbst          in Zukunft noch einiges in Bewegung kommen“, so der
                                                           Experte.

2.2 Mensch und Maschine
    Die Digitalisierung ist auch Voraussetzung für einen   gebung wahrzunehmen und aktiv darauf zu reagieren.
weiteren wichtigen Trend: die steigende Nachfrage nach     Noch gibt es einige Hindernisse – etwa im Sicherheits-
kooperativen Lösungen, also die unmittelbare Zusam-        bereich. Kraft- und leistungsreduzierte Leichtbaurobo-
menarbeit von Mensch und Maschine. Hier treiben vor        ter sind aber immer öfter an der Seite des Menschen zu
allem Fortschritte in der Sensorik die Entwicklung. Ro-    finden.
boter verlassen zusehends ihre Käfige und arbeiten im
besten Fall Hand-in-Hand mit ihren menschlichen Kol-
leginnen und Kollegen. Voraussetzung dafür ist eine ge-
wisse „Intelligenz“ der Maschinen. Sie lernen, ihre Um-
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wirtschaftsagentur.at                                                Entwicklungen und Trends                    2

Foto Festo/Draper

    „Bis dato waren Industrieroboter hinter Zäunen             Der Trend hin zu größeren kollaborativen Robotern
und führten sehr monotone Tätigkeiten aus. Jetzt geht       mit Traglasten von mehr als 20 Kilogramm und Reich-
es in Richtung Kollaboration mit Menschen“, so Kugi.        weiten um die zwei Meter erlaubt es, neue, komplexere
„Auch wir sehen den Trend, dass nicht vollautomati-         Tätigkeiten zu automatisieren. Dazu beitragen würden
siert wird, sondern immer mehr kollaborative Systeme        nicht nur der Wegfall der Zäune und der dadurch redu-
im Fokus stehen. Die Zusammenarbeit und Vernetzung          zierte Platzbedarf dieser kollaborativen Anwendungen,
von Mensch und Maschine nimmt stark zu“, sagt Tho-          sondern auch bessere Computervision-Lösungen und
mas Gratzer, Vorstand für Produktion und Technik bei        neuartige Greifsysteme, meint Walter Wohlkinger, Ge-
der Josef Manner & Comp. AG. Diese Interaktion werde        schäftsführer der Blue Danube Robotics GmbH: „Ver-
durch eine immer größere Datenbasis sowie künstliche        stärkt setzen nun auch KMUs Roboter ein, weil sich Preis
Intelligenz an den Anlagen kontinuierlich verbessert und    beziehungsweise Amortisationsdauer in die richtige
verstärkt. „Repetitive, standardisierte Aufgaben wird der   Richtung entwickelt haben.“
Roboter übernehmen, dort wo es die Kreativität und Fle-
xibilität braucht, kommt der Mensch ins Spiel“, prognos-
tiziert Gratzer.
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        Entwicklungen und Trends                                                                                                           wirtschaftsagentur.at

         EXTRA: Österreich bei Roboter-Dichte über Europa-Schnitt

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700
                   658

600
                                                                           Anzahl der installierten Industrieroboter
                                                                           per 10.000 Personen in der produzierenden Industrie 2017
500

400

                         322
                               308
300
                                     240 230
                                               200 197
                                                       192 190
200
                                                                      172 167
                                                                              161 157
                                                                                        151 139
                                                                                                137 129
                                                                                                                                        106
100                                                                                                       97                                   91
                                                                                                                                                    75

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Quelle: IFR Worldrobotics 2018 – Grafik intern

            Weltweit sind in den Fabriken immer mehr Roboter am Werk. In Österreich
         kommen auf 10.000 Beschäftigte mittlerweile 167 Roboter, so der Branchenverband
         IFR (International Federation of Robotics).
         Österreich liegt damit über dem Europa-Schnitt von 106 Einheiten, aber deutlich
         hinter Deutschland (322). An der Spitze sind Südkorea (710) und Singapur (658).

            Weltweit entfielen 73 Prozent des Absatzes an Industrierobotern im Jahr 2017 auf
         die fünf Hauptmärkte China, Japan, Südkorea, USA und Deutschland. China war das
         nachfragestärkste Land mit 36 Prozent der globalen Lieferungen. Das Land hat aller-
         dings auch noch Aufholbedarf: Hier arbeiten 97 Roboter je 10.000 Menschen.

            Der weltweite Absatz von Industrierobotern hat sich von 2013 bis 2017 auf 381.000
         Einheiten verdoppelt. Im Vergleich zu 2016 bedeutet dies ein Plus von 30 Prozent. 2017
         stieg der Verkaufswert auf einen globalen Höchststand von 16,2 Milliarden US-Dollar
         (141 Mrd. Euro). In der Automobilindustrie besteht weltweit die größte Nachfrage nach
         Robotern. Die Elektroindustrie verzeichnete aufgrund der starken Nachfrage nach
         Batterien, Chips und Displays mit 33 Prozent das stärkste Wachstum.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 9

wirtschaftsagentur.at                                                 Entwicklungen und Trends                      2

    „Die heutige Roboter-Generation kennzeichnet eine        ler – auch hier werden bereits Roboter eingesetzt – wür-
Explosion der Leistungsfähigkeit – insbesondere im Be-       den Kosten von 20.000 Euro pro Stück entstehen. „Da hat
reich Sensorik – bei einer gleichzeitig dramatischen Re-     man früher noch eine Null dranhängen müssen. Damit
duzierung des Preises“, gibt sich auch Sihn überzeugt.       wird das für viele Firmen interessant“, so Sihn.
Bei einem aktuellen Projekt mit einem Elektronikherstel-

2.3 Sicherheit durch „Intelligenz“
    „Die Herausforderung, die wir sehen, ist die CE-Kenn-    ne. An der Art und Weise, wie einem Roboter eine neue
zeichnung und die Einhaltung der Maschinenrichtlinie“,       Aufgabe unkompliziert beigebracht werden kann, wird
ergänzt Michael Kiel, Konzernbereichsleiter Operations       schon gearbeitet. „Man muss davon wegkommen, dass
bei der EVVA Sicherheitstechnologie GmbH. Auf tech-          nur Experten den Roboter aufwendig programmieren
nischer Seite gibt es Wohlkinger zufolge bereits fast alle   können“, so Kugi. Das sollte eigentlich hochflexibel funk-
technologischen Lösungen am Markt, um Roboter, Grei-         tionieren, etwa durch Vorzeigen, einfache Spracheinga-
fer und Werkstück abzusichern und damit die gesamte          ben oder Imitieren. „Da gibt es in der Forschung einige
Applikation MRK-fähig zu machen.                             Ansätze, aber die haben es noch nicht so weit geschafft,
                                                             dass sie im industriellen Alltag tatsächlich eingesetzt
   Die zwei wichtigsten Knackpunkte sind für Kugi die        werden können. Das wird noch einige Zeit dauern“, ist
Erfüllung der Sicherheitsstandards und der intuitive         sich Kugi sicher.
Aufbau der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschi-

Foto: Blue Danube Robotics
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     Entwicklungen und Trends                                                                               wirtschaftsagentur.at

2.4 Neue Geschäftsmodelle
    Eine ganz große Änderung war auch, dass digitali-       tionsanlage um weitere fünf Prozent zu verbessern. Hier
sierte Daten zur Verfügung stehen, mit denen die Ab-        gebe es in manchen Fällen eine Entkopplung zwischen
läufe optimiert werden können. „Das hat mehr bewirkt        „echten“ Werten – etwa Produktionsanlagen – und Fir-
als die klassische Automatisierung im Industriebereich“,    men, die digitale Plattformen entwickeln, neue Service-
verweist Kugi auf eine wichtige Entwicklung. Geschäfts-     und Leasingkonzepte zur Verfügung stellen und mit die-
modelle zu verändern, bringe für die Wertschöpfung teils    sen guten Ideen und ein paar Computern im Endeffekt
wesentlich mehr, als die Automatisierung in der Produk-     einen größeren Marktwert haben.

2.5 Start-ups im Visier
    Die Wahrscheinlichkeit, dass die großen Innovatio-      schauen, was sich in dieser Szene tut. Da sitzen die kre-
nen künftig von großen Firmen kommen, ist viel kleiner,     ativen Köpfe. Denn auf vorgegebenen Gleisen zu fahren
als dass sie von den kleinen Unternehmen kommen, sagt       und dann auf die große Idee zu kommen, ist viel schwie-
Sihn. Das zeige sich auch daran, dass sich sämtliche gro-   riger“, so Sihn.
ßen Firmen inzwischen intensiv um Start-ups kümmern
würden. „Ich kenne viele Unternehmen, die eigene Be-
auftragte haben, die nichts anderes tun, als weltweit zu
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 11

wirtschaftsagentur.at
                                                                                                                   3

Produktion der Zukunft
   Der Weg in die Produktion der Zukunft ist ein evolu-           Ein System, in dem alle wichtigen Informationen zu
tionärer, aber kein langsamer. Und die Geschwindigkeit        Anlagen, Geräten und Werkzeugen direkt aus einer Cloud
nimmt zu, sind Expertinnen und Experten überzeugt.            „in exakt der Sprache, die ich gerade benötige“ abgeru-
„Das, was gestern noch unmöglich schien, ist heute            fen werden können, erwartet Smyrek in den kommen-
schon State of the Art“, ist Alfred Smyrek, Werksleiter von   den fünf Jahren. Eine deutliche Erleichterung wäre sei-
Henkel in Wien, überzeugt. Und jeden Tag würden neue          ner Meinung nach auch eine intelligente Software, die
Anwendungen auf den Markt kommen.                             auf Auftragsbasis die Datenanalyse im Hintergrund über
                                                              Nacht liefert. So könnten durch den Vergleich mehrerer
   Natürlich gebe es je nach Größe, Investitionskraft         Aufträge die besten Einstellungen für die gleiche Artikel-
des Unternehmens und Branche stark unterschiedli-             nummer herausgefiltert und Verbesserungsvorschläge
che Entwicklungsgeschwindigkeiten, so Thomas Grat-            erarbeitet werden. Dinge wie der digitale Zwilling und
zer (Manner). Insgesamt werde die fortschreitende             die Robotik würden dabei helfen, Kundenbedürfnisse
Digitalisierung  der    gesamten    Wertschöpfungs-           schnell und zuverlässig zu erfüllen, meint auch Michael
ketten über alle Unternehmensgrenzen hinweg                   Kiel (EVVA). Gefordert sei man aber nicht nur technolo-
die industrielle Produktion aber stark verändern.             gisch, sondern auch von der Zulieferkette und der Logis-
                                                              tik her.
Er prognostiziert:
                                                                  Für Roland Ambrosch, Geschäftsführer von Pro
    -      Optimierungen werden noch stärker auf Basis        Automation, besteht die Produktion der Zukunft aus
           von realen Datenmodellen vorgeschlagen.            rekonfigurierbaren Montagelinien, die sich den Gegeben-
    -      Prädiktive Systeme werden 3D-gedruckte             heiten des Marktes anpassen und flexibel fertigen können.
           Ersatzteile bereitstellen bevor ein Stillstand     „Einzelne Arbeitsschritte sind modularisiert aufgebaut
           eintritt.                                          und ermöglichen es, bestimmte Arbeitsschritte parallel
                                                              auszuführen und andere Arbeitsschritte produktspezi-
    -      Anlagen, Prozesse, Schnittstellen, Kapazitäten     fisch zu deaktivieren. Dies ermöglicht eine hocheffiziente
           und Organisation sind digital abgebildet, um       Produktion bei voller Ausschöpfung angeschaffter
           Simulationen, Optimierungen und                    Anlagen“, so Ambrosch.
           Individualisierung zu beschleunigen
           – Stichwort „digitaler Zwilling“.

    -      Jeder Beschäftigte nutzt jederzeit und überall
           relevante Echtzeitinformationen, um schneller
           bessere Entscheidungen treffen zu können.

    -      Nachdem Roboter immer günstiger werden,
           werden einfache Arbeiten in den nächsten
           Jahren nicht mehr von Menschen durchgeführt.
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     Produktion der Zukunft                                                                                  wirtschaftsagentur.at

    Gerade bei komplexeren Systemen sei Österreich           se die Geldschein-Inspektion betrifft, gelte das Center
weit vorne, bestätigt Andreas Kugi (TU Wien): „Wenn es       for Vision, Automation & Control am AIT weltweit als
beispielsweise um die Verbindung von Sondermaschi-           Nummer eins: „Da gibt es Technologie aus Österreich,
nenbau, Produktion, IT und Automatisierung geht, sind        die bei der EZB und Fed im Einsatz ist.“ Auch Firmen wie
unsere Leute hervorragend. Da ist das Silicon Valley nicht   TTTech seien in ihrem Bereich technologisch absolute
in den USA, sondern in Mitteleuropa.“ Was beispielswei-      Weltspitze.

      EXTRA:
      Weltweites Forum für Ethik in der Digitalisierung gegründet
         Die fortschreitende Digitalisierung, die autonome und intelligente Systeme mit sich
      bringt, erfasst nicht nur so gut wie alle Branchen, sie wirft auch ethische Fragen auf.
      Austrian Standards International (A.S.I.) und der Österreichische Verband für Elek-
      trotechnik (OVE) haben wegen solcher Fragen nun die Open Community for Ethics in
      Autonomous and Intelligent Systems (OCEANIS) mitbegründet.
      Dieses weltweite Forum bringt Organisationen zusammen, die an der Entwicklung und
      Anwendung von Standards zur Berücksichtigung ethischer Aspekte in
      autonomen und intelligenten Systemen interessiert sind.

         „Der schnelle technische Fortschritt in der Digitalisierung bringt eine Fülle von
      kritischen Fragen zu ethischen Themen mit sich, so zum Beispiel im Bereich des auto-
      nomen Fahrens“, erklärt Andreas Kugi, der auch OVE-Vizepräsident und Mitglied des
      österreichischen Rats für Robotik und künstliche Intelligenz ist.
      “Wenn man sich überlegt, welche Konsequenzen sich aus der Digitalisierung sowie aus
      autonomen und intelligenten Systemen ergeben können, dann liegt auf der Hand, dass
      nicht länger ‚nur‘ die Dimensionen Technologie und Wirtschaft unser Denken bestim-
      men dürfen“, so A.S.I.-Direktorin Elisabeth Stampfl-Blaha.

   Wo die Reise hingeht, würden auch Unternehmen             bis hin, dass die Sohlen dann 3D-gedruckt und nicht so
wie Adidas mit der Speed Factory zeigen, wo man Turn-        produziert werden wie heute. Bis die gesamte Kette auto-
schuhe ganz anders produziert als bisher, sagt Kugi: „Das    matisiert wird, wird es noch einige Jahre dauern. Aber an
geht in Richtung Losgröße 1: Ich scanne meinen Fuß und       dem Weg dorthin entsteht wahnsinnig viel Technologie,
dann wird der Schuh individuell für mich gefertigt. Aber     die an der einen oder anderen Stelle eingesetzt wird und
da muss man sich den gesamten Prozess neu überlegen,         dort auch Verbesserungen bringt.“
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Arbeitsmarkt
und Beschäftigte
Standort Wien
   Blumen gestreut bekommt Wien nicht nur was die              Publikation in Top-Journalen – und gleichzeitig industri-
Lebensqualität betrifft: Auch bei Forschung und Ent-           elle Anwendungen zu machen. Da finden sie auf der Welt
wicklung, Bildung und Fachkräften kann die Bundes-             ganz wenige Institutionen, die das können.“
hauptstadt punkten. „Als Forschungs- und Entwick-
lungsstandort ist Wien hervorragend. Mittlerweilen                „Die Ausbildungsmöglichkeiten in Wien sind ge-
haben schon Firmen aus dem Silicon Valley die Vorteile         nerell toll – von TU Wien über FH Technikum bis WIFI.
Wiens erkannt: sehr gut ausgebildete Techniker, zentrale       Da ist Wien wirklich die Kaderschmiede und das Mek-
Lage mit Zugriff auf top ausgebildete technische Kräfte        ka in Österreich“, so Wilfried Sihn (Fraunhofer). Auch
aus dem Osten – vor allem was Informationstechnologie          Michael Kiel von EVVA sieht in Wien deutliche Vortei-
und naturwissenschaftliche Zweige betrifft – und ein im        le durch die Nähe zu Hochschulen, Einrichtungen wie
Vergleich zum Silicon Valley viel geringeres Lohnniveau“,      Fraunhofer und Kooperationspartnern, aber auch Kon-
so Walter Wohlkinger (Blue Danube Robotics).                   gressen. „Das Umfeld ist wirklich wertvoll. Und Wien ist
                                                               besser mit Fachkräften ausgestattet als andere Regio-
    Wien werde nicht zufällig in vielen Rankings als           nen.“ Die Bundeshauptstadt sei sicher „die Hochburg bei
lebenswerteste Stadt ausgezeichnet, meint auch                 der Forschung“ (Sihn) beziehungsweise bei der Grund-
Andreas Kugi (TU Wien). Er lobt die sehr gute Anbindung        lagenforschung „sehr gut aufgestellt“ (Thomas Gratzer/
an den Flughafen, die auch von Kooperationspartnern            Manner).
sehr positiv gesehen werde, sowie die zentrale Position.
Eine attraktive Stadt sei außerdem eine gute Vorausset-            Die Möglichkeit, mit universitären und außeruniver-
zung dafür, gute Leute hierher zu bekommen. Unter-             sitären Forschungspartnern zu kooperieren, eine sehr
nehmen würden die breite Ausbildung der Fachkräfte             gute Infrastruktur und starke Partner im Bereich des Pro-
hervorstreichen. Für Studierende sei die Stadt sicher          totypenbaus, strich Roland Ambrosch (ProAutomation)
auch ein Magnet. „Wir sind zwar keine Campus-Univer-           als Vorteile hervor. Die Lebensqualität Wiens ermögliche
sität, aber toll in das Stadtleben integriert. Das hat einen   es außerdem, hochqualifiziertes Personal zu finden und
gewissen Charme“, so Kugi.                                     langfristig auszubilden.

   Was die Ausbildungsqualität betrifft, könne die TU              Entscheidend werde sein, eine profunde Basis zu
Wien international mit allen Einrichtungen mithalten.          schaffen, um MINT-Fächer (Mathematik, Informatik,
„Da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Und das ist          Naturwissenschaft und Technik) attraktiv für junge Men-
auch ein Fundament für unsere Wirtschaft“, erklärt             schen zu gestalten und die Jugend für das Thema Digita-
Kugi, der unterstreicht, dass man nicht nur hochkarätige       lisierung zu begeistern, streichen viele Experten hervor.
Spezialisten ausbilde. Für die zukünftigen Fragestel-          „Lehre und der Unterricht in Schulen und Universitäten
lungen der Industrie brauche es auch Leute, die einen          müssen einen deutlichen Sprung in die Zukunft machen.
gewissen Komplexitätsgrad beherrschen. Dazu liefere            Und die Industrie ist aufgefordert, ihre Hausaufgaben zu
man die breite Basis. „Was wir gut beherrschen, ist die        erledigen – Stichwort Weiterbildung und neue Technolo-
Kombination aus der Fähigkeit fundamentale theoreti-           gien“, so Rainer Ostermann (Festo Österreich).
sche Konzepte zu entwickeln – ablesbar an der Zahl der
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  5                                                                                                          wirtschaftsagentur.at

Arbeitsmarkt
und Beschäftigte
    Das Versprechen von rauchenden Köpfen statt              In absehbarer Zeit würden autonome Geräte diese Tätig-
rauchenden Schornsteinen auf der einen Seite, „Mensch        keiten großteils übernehmen.
gegen Maschine“-Szenarien auf der anderen: Die
Diskussion über den Einfluss des digitalen Wandels              Die Trends laut Expertinnen und Experten:
auf den Arbeitsmarkt und die Anforderungen an die               -    Die Anforderungen an die Beschäftigten, aber
Beschäftigten wird teils heftig geführt. Szenarien wie in            auch an die Unternehmen ändern sich rasant.
der Studie der Wissenschafter Carl Benedikt Frey und
Michael Osborne von der Universität Oxford im Jahr              -    Viele Jobs und Tätigkeiten – vor allem
2013 und vielen Nachfolgestudien, die massive Jobver-                niedrigqualifizierte – gehen verloren,
luste durch die Digitalisierung prognostizieren, sind um-            es entstehen aber auch viele neue.
stritten, weil sie großteils neu entstehende Arbeitsplätze
                                                                -    Gefragt sind: IT-Erfahrung kombiniert mit
nicht berücksichtigen. Das Weltwirtschaftsforum (WEF)
                                                                     einem ausgeprägten Prozessdenken,
sieht zwar auch bis 2022 rund 75 Millionen Arbeitsplät-
                                                                     Kreativität, Flexibilität, Agilität,
ze wegfallen – im Gegenzug kommen aber 133 Millionen
                                                                     Kommunikationskompetenz
neue dazu.
                                                                     und eine „Test and Learn“-Mentalität.
    Dass der Druck auf Arbeitskräfte mit geringer Aus-
                                                                 In dieselbe Kerbe schlägt Andreas Kugi (TU Wien):
bildung durch die Automatisierung weiter steigen wird,
                                                             Dass durch die Automatisierung Arbeitsplätze verlo-
ist unterdessen weitgehend unbestritten. Das Institut
                                                             ren gehen, sei – historisch betrachtet – nicht unbedingt
für Höhere Studien (IHS) und auch das Wirtschaftsfor-
                                                             etwas Neues, verweist er unter anderem auf die
schungsinstitut (Wifo) prognostizieren einen sinken-
                                                             Veränderungen in der Landwirtschaft. Allerdings würden
den Beschäftigungsanteil von formal geringqualifizier-
                                                             viele neue Jobs entstehen. Mitten in der Veränderung
ten Arbeitskräften. Auch Expertinnen und Experten
                                                             gebe es öfter skeptische Stimmen, weil nur gesehen wer-
aus Industrie und Forschung sind überzeugt, dass viele
                                                             de, was wegfällt, und es schwieriger sei, in die Zukunft
Arbeitsplätze in den kommenden Jahren verloren gehen
                                                             zu schauen und die neuen Berufsbilder zu identifizieren.
werden, aber auch, dass viele neue entstehen.
                                                                 Manche Tätigkeiten würden sich auch gar nicht au-
   „Es ist ja nicht die erste industrielle Revolution. Im
                                                             tomatisieren lassen, andere schon. So gebe es Entwick-
Endeffekt hatten wir nachher immer deutlich mehr
                                                             lungen zur autonomen Straßenwalze. Dabei ersetzen
Arbeitsplätze als vorher. Wenn wir das richtig machen,
                                                             Straßenwalzenmanager, die mit dem Tablet die Ma-
und wir sind da auf einem guten Weg, wird das auch
                                                             schinen kommandieren, die Straßenwalzenfahrer. Aber
dieses Mal so sein“, meint beispielsweise Wilfried Sihn
                                                             ein Regal abzuräumen, vom Staub zu befreien und die
(Fraunhofer): „Aber es werden andere Arbeitsplätze sein
                                                             Sachen wieder richtig einzuräumen, sei für einen Robo-
– auch wie früher. Wenn sich der Pferdekutscher nicht
                                                             ter nach wie vor schwierig, bringt Kugi ein praktisches
zum Autofahrer weitergebildet hat, war er arbeitslos.“
                                                             Beispiel. Und auch wenn gesagt werde, dass die Automa-
Klar sei, dass vor allem niedrigqualifizierte Jobs betrof-
                                                             tisierung kognitive Elemente bekomme, würden vorerst
fen sein werden – etwa im Bereich Lager oder Montage.
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wirtschaftsagentur.at                                             Arbeitsmarkt und Beschäftigte                      5

vor allem Routinetätigkeiten ersetzt. Ein Berufsprofil        auf der Hannover Messe gezeigt. Dabei handelt es sich
umfasse ja üblicherweise viele Tätigkeiten und nicht nur      um einen selbstlernenden Arbeitsplatz für die Mensch-
eine. „Also wird auch nur ein Teil wegfallen“, so Kugi.       Roboter-Kollaboration, der die Vorteile des pneumati-
                                                              schen Leichtbauroboters BionicCobot mit IT-Systemen
   „Keine Angst vor neuen Berufen! Viele Berufe, die          aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz verbin-
wir heute ausüben, wird es morgen nicht mehr geben –          det. Dazu kommen laut dem Unternehmen Machine-
andere dafür schon“, lautet auch der Appell von Rainer        Learning-Methoden, die den BionicWorkplace zu einem
Ostermann (Festo Österreich). Man müsse also schon            lernenden und antizipativen System machen, das sich
heute darüber nachdenken, wer die „Meister von morgen“        kontinuierlich selbst optimiert.
sein könnten. Wie ein „Arbeitsplatz von morgen“ mögli-
cherweise aussieht, hat Festo mit dem BionicWorkplace

         EXTRA: Qualifizierungsbedarf steigt
            Es gibt durch die Digitalisierung bereits in knapp einem Viertel der Unternehmen
         offensichtliche Veränderungen der Funktionen bzw. Funktions- oder Berufs-
         bezeichnungen, zeigt die Trendbarometer-Umfrage von Festo.
         Zwei von drei Unternehmen gaben dabei an, dass sich der Qualifizierungsbedarf durch
         die neuen Technologien erhöht und sehen vor allem die Bereiche Installation/Inbe-
         triebnahme (73 Prozent), Wartung/Instandhaltung (77 Prozent) und Forschung/Ent-
         wicklung (68 Prozent) „stark betroffen“ bzw. „betroffen“.

   Dass sich die Berufsbilder ändern, bewertet Alfred         Dem einzelnen Beschäftigten sollte zudem der Blick auf
Smyrek (Henkel) positiv: „Ich möchte jedenfalls nicht         Zusammenhänge, auf das große Ganze, ermöglicht wer-
zurück in eine Zeit, als bei uns Menschen 10 Tonnen           den.
Ware pro Schicht händisch auf Paletten geschlichtet ha-
ben.“ Ein Beispiel für die Unterstützung der Beschäftig-         „Ganz wichtig ist es, die Mitarbeiter mitzuneh-
ten sei der erste kollaborierende Roboter, der in Wien seit   men“, meint auch Dirk Holbach, Corporate Senior Vice
kurzem zum Einsatz kommt, um einfache, sich wieder-           President International Supply Chain der Henkel AG & Co.
holende Tätigkeiten zu übernehmen und die Arbeit an           KGaA. Eine Herausforderung sei sicherlich der „Kampf
der Linie zu erleichtern.                                     um die digitalen Talente“. „Letztlich verändert die
                                                              Digitalisierung auch unsere Kultur. Agilität, Flexibilität
   „Die Technik ist da, wir können sie nicht aufhal-          und eine Test and Learn-Mentalität ersetzen zunehmend
ten, der Mensch wird sie nutzen wollen. Und wir               starre Strukturen. Diese Aspekte dürfen wir nicht unter-
werden uns alle noch wundern, wie viele gut ausge-            schätzen“, meint Holbach.
bildete Leute wir brauchen, damit die Vorteile der
Digitalisierung für die Gesellschaft auch wirklich               Thomas Gratzer (Manner) unterstreicht, dass sich
genützt werden können“, so Smyrek. Laufende Aus-              nicht nur die Anforderungen an die Beschäftigten verän-
und Weiterbildung sei dabei der Erfolgsschlüssel.             dern, sondern auch an das Unternehmen: „Es wird einen
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     Arbeitsmarkt und Beschäftigte                                                                        wirtschaftsagentur.at

an die Generation angepassten Führungsstil benötigen          Unternehmen müssen eine digitale Strategie entwi-
sowie ein Umfeld, wo sich Mitarbeiter entfalten kön-      ckeln und kommunizieren, ergänzte Sihn: „Der Mitarbei-
nen. Kreativität ist der Rohstoff der Zukunft. Kurz und   ter braucht Klarheit darüber, in welche Richtung er sich
mittelfristig wird entscheidend sein, jene Experten im    entwickeln soll und was die Fähigkeiten sind, die in sei-
Unternehmen zu beschäftigen, die mit den neuen Tech-      ner Firma künftig gefragt sind – Künstliche Intelligenz,
nologien umgehen und diese auch wirklich effizient im-    Programmieren, Machine Learning… Und er muss wis-
plementieren können.“                                     sen, was zu tun ist, um für diesen Job geeignet zu sein.“

5.1 Gefragte Fähigkeiten
   Auch bei den notwendigen Fähigkeiten sind sich die     Menschen vermitteln“, ist Kugi überzeugt. Diese Schnitt-
Expertinnen und Experten weitgehend einig. „Es wird       stelle werde immer bedeutsamer, ebenso wie soziale
Mitarbeiter brauchen, die IT-Erfahrung und ein ausge-     Kompetenz und das Wissen über andere Kulturen: „Die
prägtes Prozessdenken haben. Das ist notwendig, um        Welt rückt ja auch immer näher zusammen.“
eine schnelle Umsetzung in der komplexen Umgebung
aus Hardware, Software und neuen Technologien zu              Dieses Personal zu finden, scheint allerdings alles
schaffen“, so Gratzer. Da die jetzt heranwachsende Ge-    andere als einfach. „Wir bräuchten viel mehr: Mehr Ab-
neration eine hohe Wechselbereitschaft zeige und eher     solventen, mehr Frauen in der Technik, mehr dem Ar-
projektorientiert denke, müssten Know-how-Träger stär-    beitsmarkt zur Verfügung stehende Abgänger von HTLs
ker an das Unternehmen gebunden werden.                   – speziell im Bereich IT und Robotik“, so Walter Wohlkin-
                                                          ger (Blue Danube Robotics). „Die Nachfrage der Industrie
   „Neben Kreativität und Innovation werden kommu-        ist da, aber wir haben einfach nicht genug Absolventin-
nikative Fähigkeiten wichtiger. Wenn ich ein digitales    nen und Absolventen“, sieht auch Kugi einen Engpass:
Assistenzsystem habe, das mir aus einer riesigen Daten-   „Wir könnten um den Faktor 3 mehr Spezialistinnen und
basis Informationen holt, werde ich trotzdem Menschen     Spezialisten zur Verfügung stellen. Die würden von ei-
brauchen, die das interpretieren, prüfen und anderen      nem Tag auf den anderen weggehen.“
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Arbeitsmarkt
und Beschäftigte
Herausforderungen
6.1 Klein- und Mittelbetriebe
    Die heimischen Vorzeigeunternehmen sind bei Auto-        Fahnenstange. Vielmehr muss die Frage gestellt werden,
matisierung und Robotik schon sehr gut aufgestellt. Bei      wie man die heute verfügbaren Technologien bestmög-
Klein- und Mittelbetrieben (KMU) gibt es aber Nachhol-       lich einsetzen kann, um einen Wettbewerbsvorteil zu er-
bedarf. Sie sind noch nicht ausreichend auf die Digita-      zielen. Da gibt es einen Blumenstrauß an Möglichkeiten
lisierung – Stichwort Internet der Dinge bzw. Industrie      bei begrenztem Zeitbudget und begrenzten Investitions-
4.0 – vorbereitet, so das Ergebnis einer Studie von Ma-      mitteln. Das heißt, ich muss priorisieren und auswäh-
kam Research unter 200 Industrieunternehmen im Auf-          len.“
trag des Pneumatik-, Elektronik- und Bildungsanbieters
Festo.                                                           Und genau bei dieser Auswahl bräuchten KMU Un-
                                                             terstützung, „die Umsetzung bekommen sie selber hin“.
    Zwar schaut die Auftragslage in den Unternehmen          Hilfreich dabei seien Initiativen wie die Plattform Indus-
sehr gut aus und knapp die Hälfte – 47 Prozent – sieht       trie 4.0 oder die Pilotfabrik der TU Wien. „Im Jahr 2017
durch den Einsatz neuer Technologien Einsparpotenzia-        hatten wir rund 7.000 Besucher in der Pilotfabrik, 2018
le in den nächsten drei bis fünf Jahren. Das Bewusstsein     wird die 10.000er-Marke überschritten. Das ist ein Rie-
für neue Technologien und deren Nutzen ist allerdings        senerfolg“, freut sich Sihn. In diesem Rahmen könnten
gering: 56 Prozent der befragten Unternehmen denken          die Technologien sehr gut und anschaulich präsentiert
nicht, dass kollaborierende Roboter in Zukunft für ihr       werden, etwa dass ein Roboter angefahren kommt und
Unternehmen sehr oder eher relevant sein werden. 63          stoppt, wenn er einen Menschen „spürt“.
Prozent interessieren sich auch nicht für die Vorteile von
Big Data beziehungsweise Künstlicher Intelligenz.                „Klassische heimische KMUs, die den Fokus im
                                                             Maschinenbereich haben, sind in ihrem Bereich wirk-
    Wobei größere Unternehmen hier einen klaren Vor-         lich spitze“, meint Andreas Kugi (TU Wien). Hier sei es
teil hätten, so Wilfried Sihn (Fraunhofer): „Große Firmen    schwieriger, die Transformation hin zu einem IT-Unter-
verfügen zum Teil über einen eigenen Chief Digital Of-       nehmen zu machen. „Es gibt ja nach wie vor ein maschi-
ficer und hochqualifizierte Mitarbeiter, die nichts an-      nenbauliches Produkt, aber jetzt kommt immer mehr IT
deres tun, als sich zu überlegen, wo welche neue Tech-       und Elektronik in die Produkte hinein. Dieser Schritt ist
nologie eingesetzt werden kann, um besser zu werden.         nicht so einfach. Man muss die richtigen Leute finden
Der 150-Mann-Betrieb im Waldviertel hat das nicht.“          und sich mit Software rumschlagen. Das ist schon eine
Oft werde Industrie 4.0 auch nicht als Prozess, sondern      Hürde. Aber in Summe glaube ich, dass da die österrei-
als Status gesehen, den man mit ein paar Maßnahmen           chischen Unternehmen im Produktionsbereich wirklich
leicht erreichen kann. „Hier gibt es aber kein Ende der      sehr gute Arbeit leisten.“
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     Herausforderungen                                                                                       wirtschaftsagentur.at

6.2 Automatisierungsgerechtes Design
    Bei komplett neuen Anlagen kann eine Produktion          Oft mache es wenig Sinn, gewisse Vorgänge, die noch in
State of the Art aufgesetzt werden. In der Regel hat man     Handarbeit gemacht werden, durch einen Roboter zu au-
es aber mit einem zum Teil über Dekaden hinweg aufge-        tomatisieren.
bauten System zu tun. Für die Industrie ist es daher oft
                                                                 „Eigentlich müsste ich den ganzen Prozess, wie ein
schwierig, alle Daten konsistent zusammenzuführen. In
                                                             Produkt hergestellt wird, auf den Kopf stellen“, sagt
beiden Fällen sollte man sich aber eine wichtige Frage
                                                             Kugi. Im Idealfall werde von der Planung weg bis zum
stellen: „Wie muss ich die bisherigen Prozesse aufstellen,
                                                             Recycling gedacht: „Kann ich das Teil auch wieder vollau-
damit sie automatisierungsgerecht sind?“, so Kugi.
                                                             tomatisch zerlegen? Da gibt es noch viel Potenzial. Aber
   Aus Sicht der Automatisierung sei es sehr wichtig,        das erfordert entsprechende Investitionen.“ Auch der
ständig nachzudenken, ob es überhaupt Sinn macht, ge-        Weg vom Showcase bis zum Ausrollen in der Industrie
wisse Schritte zu automatisieren. Wenn bei der Produkti-     sei aufwendig. „Man braucht das Prozesswissen und das
on von Kleidung mit einem Laser gewisse Teile aus einem      spezifische Know-how und man muss die Algorithmen
Bund rausgeschnitten und dann in eine Kiste geworfen         entsprechend anpassen, um Zuverlässigkeit, Robust-
werden und sie dann der Roboter wieder herausnehmen          heit und Sicherheit zu gewährleisten. Das ist nicht von
und schön zusammenlegen soll, sei das nicht sinnvoll.        heute auf morgen machbar. Aber die Richtung steht fest“,
                                                             so Kugi.

6.3 Prüfungen und Zertifizierungen
   Ein weiterer Punkt sind Prüfungen und Zertifizie-
rungen. „Das Bestimmen von Prüf-Modi, um beispiels-
weise ein cyber-physisches System freizugeben, ist ein
nach wie vor nicht endgültig gelöstes Problem“, erklärt
Sihn. Deshalb sei die Bewegungsgeschwindigkeit von
Robotern, die mit Menschen zusammenarbeiten, derzeit
noch sehr niedrig. Der Experte hält Fortschritte in die-
sem Bereich aber schon für absehbar. „Wenn man auf der
Sensorik-Seite immer sicherer wird, kann man auch die
Geschwindigkeit erhöhen. Dadurch steigt die Arbeits-
produktivität von solchen Systemen deutlich.“

    Die Komplexität und die unklare normative Lage wür-
den die bereits seit Jahren getrommelten Technologien –
wie kollaborative Robotik – noch etwas zurückhalten, be-
stätigt Walter Wohlkinger (Blue Danube Robotics). Auch
in verschiedenen Teilbereichen – etwa der Greiftechnik
– gebe es laut Kugi nach wie vor viel Potenzial. „Es exis-
tieren viele Lösungen für Spezialanwendungen, aber da
könnte man noch einiges machen.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 19

wirtschaftsagentur.at                                        Herausforderungen   6

6.4 Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft
    Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirt-
schaft ist einer der Knackpunkte für die weitere Entwick-
lung im Bereich Automatisierung und Robotik. Zwar gibt
es kontinuierliche Verbesserungen, noch sei aber Luft
nach oben, meinen Experten. Ein Vorzeigebeispiel ist
die Vernetzung von AIT und TU Wien. „Wir bilden eine
Kette von der Grundlagenforschung zur Anwendung“,
erklärte Andreas Kugi, der ja sowohl das Institut für
Automatisierungs- und Regelungstechnik an der TU Wien
als auch das Center forVision, Automation & Control am AIT
leitet.

   „An der TU machen wir im Rahmen von Promotionen
Grundlagenforschung. Firmen, die das auf die Anlage
bringen wollen, können wir dann am AIT weiterbeglei-
ten. Diese Kette funktioniert – und sie funktioniert auch
in die andere Richtung“, so Kugi. Weil man Unterneh-
men dabei unterstütze, neue Erkenntnisse in das reale
Produkt zu bringen, würden sich neue Fragestellungen
ergeben, die wieder in die Grundlagenforschung zurück-
gespielt werden, verweist Kugi auf „wirklich tolle Syner-
gien“.

   Auch Michael Kiel (EVVA) hat sehr gute Erfahrungen
gemacht, was die Kooperation zwischen Wirtschaft und
Wissenschaft betrifft. „Das ist wirklich hilfreich für die
Industrie. Das Center for Digital Production (CDP) und
die Pilotfabrik befeuern diese Thematik sogar noch.“
Bei der Zusammenarbeit vor allem mit Klein- und
Mittelbetrieben gebe es aber noch Nachholbedarf, so
Wilfried Sihn (Fraunhofer). Thomas Gratzer (Manner)
sieht Potenzial bei der aktiven Kooperation in Projekten
zwischen Bildungseinrichtungen und wirtschaftlichen
Unternehmen: „Das sollte noch stärker ausgebaut wer-
den, um die digitalen Netzwerkeffekte besser nutzen zu
können.“
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Ausgewählte Akteure
    Eine wichtige Rolle im Bereich Automatisierung
und Robotik nehmen im Wiener Umfeld Bildungs- und
Forschungseinrichtungen wie die Technische Univer-
sität (TU) Wien oder die Fachhochschule (FH) Techni-
kum Wien, sowie Organisationen wie das AIT Austrian
Institute of Technology oder Fraunhofer Austria ein.
Zudem gibt es viele Unternehmen, die die Digitalisie-
rung im Bereich Automatisierung und Robotik sehr en-
gagiert vorantreiben. Ein paar ausgewählte Akteure im
Überblick:

7.1 Blue Danube Robotics macht
    Roboter zu „Softies“
   Das Unternehmen Blue Danube Robotics hat sich auf        verschiedenen Roboter, Greifer, Kameras und Sensoren,
Sicherheitstechnologien für die Mensch-Roboter-Kol-         also alle benötigten Komponenten, um eine komplette
laboration spezialisiert. Konkret wurde eine druckemp-      Applikation sicher umsetzen zu können. Wir liefern mit
findliche Haut namens AIRSKIN entwickelt, die direkt        AIRSKIN die Technologie, um diese Komponenten in ei-
am Roboter und Greifer montiert werden kann. Diese mit      ner kollaborativen Applikation ohne Schutzzaun einset-
Luft gefüllten, weichen Elemente lösen bei Berührung ein    zen zu können“, so Walter Wohlkinger, Geschäftsführer
Stop-Signal aus und dämpfen die Kräfte bei der Kollision.   der Blue Danube Robotics GmbH.
Damit ausgestattet, können Standard-Industrieroboter
ohne Schutzzaun in der Produktion eingesetzt werden,           „Wir lassen aktuell kollaborative Palletierroboter
was Platz spart und eine flexible Automation ermöglicht.    schneller arbeiten, verwandeln Standard-Industriero-
                                                            boter von Kuka, Denso und Mitsubishi in kollaborative
    Die komplette AIRSKIN-Produktion findet in Öster-       Schraubapplikationen oder ermöglichen es zum Beispiel
reich statt: Von der Serienproduktion der Haut für gän-     erstmalig, einen Industrieroboter mit 150 Kilogramm
gige Robotertypen bis hin zum kundenindividuellen           Traglast in einer engen Produktionslinie ohne Schutz-
Stückzahl eins 3D-gedruckten Schutzelement für Greifer      zaun einzusetzen. Diese Automatisierung wäre aus Platz-
wird hier für weltweite Kunden „made in Austria“ desig-     gründen mit herkömmlichen Sicherheitslösungen so
ned, entwickelt und gefertigt.                              nicht umsetzbar gewesen“, erklärt Wohlkinger.

   „Wir sehen uns als Mörtel, der die vielen Ziegelstei-      Blue Danube Robotics ist ein Spin-off der TU Wien
ne zusammenhält. Mit Ziegelsteinen meinen wir die           und wurde 2013 gegründet.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 21

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7.2 EVVA arbeitet an „Montage der Zukunft“
   Das 1919 gegründete Familienunternehmen EVVA              dem ERP-System vernetzt, so dass die Informationen
Sicherheitstechnologie GmbH ist auf Zutrittssysteme          über die Kundenanforderung direkt – ohne eine manuel-
spezialisiert und beschäftigt an seinem Stammsitz in         le Tätigkeit – einfließen können.
Wien rund 500 Personen. Viele davon sind langjährige
Fachkräfte, wodurch das Thema altersgerechte Montage             In einem weiteren Projekt geht es um spezielle
im Unternehmen an Bedeutung gewinnt. Beim Projekt            Maschinen, die in der Lage sind, Kundensonderappli-
„Montage der Zukunft“ wurde deshalb an einem cyber-          kationen in kurzer Zeit zu realisieren – Stichwort addi-
physischen Montagesystem gearbeitet, das sowohl die          tive Fertigung bzw. Losgröße 1. Außerdem versucht sich
Produktivität steigert, als auch einen ergonomisch idea-     das Unternehmen an die Leichtroboter-Kollaboration –
len Arbeitsplatz für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter    unter anderem in der Pilotfabrik der TU Wien – heranzu-
bietet. Wo dies nicht möglich war, wurde automatisiert.      tasten.

   Konkret hat EVVA eine Montageinsel auf cyber-physi-           Als hervorragend sieht sich EVVA im Bereich Kunden-
scher Basis entwickelt. Dabei werden viele kleine Codie-     affinität aufgestellt. „Wir können auch dann noch liefern,
rungsteile in die Kerne von Schließzylindern integriert.     wenn andere schon aussteigen. Unser Motto ist: das Un-
Zur Identifikation und zum Abgleich im System – ob es        mögliche möglich machen“, so Michael Kiel, Konzernbe-
die richtigen Teile sind und die Position stimmt – kommt     reichsleiter Operations. Präzision in der Produktion sei
Kameratechnik zum Einsatz. Die Maschine wurde mit            dafür Voraussetzung.

7.3 Festo forciert Innovation und Bildung
    „Wir verstehen uns als Trendsetter und Innovations-          Am Standort in Wien ist auch ein hochmodernes Mo-
treiber“, gibt Rainer Ostermann, Country Manager von         tionLab eingerichtet worden. Dort kann gemeinsam mit
Festo Österreich, die Richtung vor. Er verweist beispiels-   den Kunden getüftelt, entwickelt und getestet werden.
weise auf bionische Forschungsträger, mit denen man          „Das Lab ist das perfekte Umfeld, um Ideen Wirklichkeit
immer wieder neue Ideen für die Automationslösungen          werden zu lassen und technologische Grenzen zu über-
der Zukunft liefere. So würde der BionicFlyingFox, für       winden. Im MotionLab können neben den Experten vor
den die Entwickler den Flughund unter die Lupe genom-        Ort auf Knopfdruck Spezialisten aus aller Welt eingebun-
men haben, teilautonomes Fliegen und Motion-Tracking         den werden. Dieses vernetzte Entwickeln eröffnet gänz-
verknüpfen. Im Verbund mit Universitäten, Instituten         lich neue Möglichkeiten“, so Ostermann.
und Entwicklerfirmen entwerfe man seit vielen Jahren
                                                                Festo Österreich ist laut eigenen Angaben Marktfüh-
Forschungsträger, deren technische Grundprinzipien
                                                             rer in der Automation mit Pneumatik und Elektronik
aus der Natur abgeleitet sind.
                                                             sowie der technischen Aus- und Weiterbildung. Das Un-
   Das Familienunternehmen engagiert sich auch im            ternehmen ist für den Vertrieb in Österreich zuständig
Bildungsbereich – beispielsweise durch einen eigenen         und bildet zusätzlich die Drehscheibe für die mittel- und
Bildungsfonds und die Vergabe von Experimentierboxen         osteuropäischen Konzernaktivitäten sowie für die Pro-
an Schulen. „Wir setzen schon bei den Jüngsten an – in       dukt- und Systementwicklung. Das Portfolio umfasst
der Volksschule –, die wir mit Leonardino neugierig auf      rund 33.000 Katalogprodukte in einigen hunderttausend
Naturwissenschaften und Technik machen. Genau die-           Varianten. In Österreich betreibt Festo eine eigene For-
se Neugier ist es, die die Techniker der Zukunft und die     schungseinheit für industrielle Steuerungstechnik.
Unternehmen von morgen erfolgreich macht“, ist Oster-
mann überzeugt.
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     Ausgewählte Akteure                                                                                     wirtschaftsagentur.at

7.4 Henkel optimiert Produktionswelt
   Der Konsumgüterkonzern Henkel steuert von Wien            Das passiert auch für alle anderen Linien der weltweiten
aus sein gesamtes Osteuropageschäft in über 30 Län-          Henkel-Werke bei Laundry & Home Care.Warum das essen-
dern. Am Standort Wien wird seit 1927 produziert. Die        ziell ist beziehungsweise in Zukunft noch wichtiger wird?
Fabrik in Erdberg ist die größte Flüssigwaschmittelpro-      „Je genauer wir beispielsweise unsere Mengenplanung
duktion von Henkel in Europa.                                vornehmen und damit unsere Kapazitäten und den Ener-
                                                             giebedarf abschätzen können, desto günstiger werden
    „Wir betreiben einen Produktionsserver“, beschreibt
                                                             unsere Energiepreise auf dem sogenannten Spot-Markt
Alfred Smyrek, Werksleiter von Henkel in Wien, die Situa-
                                                             sein“, erklärt Smyrek.
tion in der Fabrik in Erdberg. Hier gebe es schon mehr als
98 Prozent der Signale in digitaler Form. Alle Messungen         Effizienzsteigerung und auch Komplexitätsredukti-
von Masse, Viskosität, Temperatur, Druck, Durchfluss,        on – in Wien wurden zuletzt rund 800 verschiedene Ar-
Energieverbrauch etc. seien digitalisiert, „denn nur, was    tikel für mehr als 25 Länder hergestellt – sind die Buzz-
wir messen, können wir auch steuern und regeln“.             Wörter des Digitalisierungstrends. Oder wie Smyrek es
                                                             ausdrückt: „Wie kriegen wir unsere Produktionswelt, die
    Gesteuert werden muss im Allgemeinen die Ba-
                                                             wir beherrschen, noch besser in den Griff?“ Gefragt sei
lance aus Arbeitskraft-, Rohstoff- und Energieeinsatz.
                                                             Big Data zur Systemoptimierung, etwa zur automa-
Alle elf Wiener Produktionslinien liefern ihre Daten in
                                                             tischen Überwachung des Verschleißprozesses von
Echtzeit an die Supply Chain-Zentrale in Amsterdam.
                                                             Maschinenteilen oder zur gezielten Energiesteuerung in
                                                             der Produktion.

7.5 Manner setzt auf „vertikale Produktion“
    Das Traditionsunternehmen Manner – berühmt un-           Neben der optimalen Verzahnung von Arbeits- und
ter anderem für seine Neapolitaner Schnitten mit Hasel-      Wohngebieten und weniger Pendlerverkehr geht es auch
nusscreme – investiert 40 Millionen Euro in den Umbau        um Energieeffizienz. So wird die Abwärme aus dem Back-
des Hauptwerks in Wien. Die Modernisierung des inner-        prozess in das lokale Fernwärmenetz eingespeist. Die
städtischen Produktionsstandorts im 17. Bezirk befindet      überschüssige Abwärme wird in Kälte umgewandelt und
sich in der finalen Phase und ist insofern besonders, da     für Kühlzwecke verwendet. Außerdem konnte durch den
auf eine sogenannte „vertikale Produktion“gesetzt wird.      Umbau eine Flächenerweiterung von rund 30 Prozent er-
Konkret verläuft hier die Fertigung von oben nach unten:     reicht werden. Ein höherer Flächenbedarf ist also nicht
von der Creme- und Waffelerzeugung über die Schnitten-       unbedingt ein Grund für eine Absiedelung.
herstellung, Verpackung und Palettierung bis zum Lager.

    Im neuen siebenstöckigen Produktionsgebäude
soll gezeigt werden, dass sich die Produktion im ur-
banen Bereich genauso effizient oder noch effizienter
gestalten lässt wie bei Betrieben auf der grünen Wiese.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 23

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7.6 Octapharma baut Produktion in Wien aus
   Das auf die Herstellung von Arzneimitteln aus              Produktion ermöglichen soll. Die Zulassung der im Bau
menschlichem Plasma spezialisierte Schweizer Unter-           befindlichen Pilotanlage ist für das kommende Jahr ge-
nehmen Octapharma baut seinen Standort in Wien um             plant, die Fertigstellung des neuen Produktionsgebäudes
142 Mio. Euro aus. Die Jahresproduktion soll bis zum Jahr     für 2021.
2023 von derzeit 1,3 Mio. auf 2,3 Mio. Liter Plasma gestei-
gert werden und bis 2026 auf 3,6 Mio. Liter, so Geschäfts-        Gemessen an der Beschäftigtenzahl ist Wien mit
führerin Barbara Rangetiner an.                               knapp 1.200 Personen derzeit der größte Standort von
                                                              Octapharma. 265 Leute arbeiten hier in Forschung und
    Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde eine neue           Entwicklung. Seit Anfang 2017 wurden in Wien 170 neue
Forschungs-und Entwicklungszentrale in Wien-Favori-           Arbeitsplätze geschaffen. Bis 2026 will man 300 weitere
ten eröffnet, die auf 4.500 Quadratmetern Platz für mehr      Beschäftigte einstellen. Insgesamt sind im Konzern fast
als 100 Personen bietet. Die Investitionssumme betrug         8.000 Leute in 32 Ländern beschäftigt. 2017 erwirtschaf-
23,5 Mio. Euro. Noch heuer sollen die Bauarbeiten an der      tete das Unternehmen einen Rekordumsatz von 1,72
neuen „Pilot Plant“ abgeschlossen werden, in die 39,5         Mrd. Euro. Der Standort Wien wurde durch Grundstücks-
Mio. Euro investiert werden. Gleichzeitig mit der Eröff-      zukäufe stetig erweitert. Zuletzt habe man vor zwei Jah-
nung der F&E-Zentrale erfolgte der Spatenstich für ein        ren 22.000 Quadratmeter dazugekauft. „Das alles werden
79 Mio. Euro teures Produktionsgebäude, das mit einer         wir verwenden, um unsere Produktionskapazitäten zu
Fläche von 5.500 Quadratmetern eine Verdoppelung der          erweitern“, so Rangetiner.
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