Intelligente Automatisierung und Robotik - Technologie Report - Wirtschaftsagentur ...
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Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 3 wirtschaftsagentur.at Foto: Wirtschaftsagentur Wien/David Bohmann Inhalt 1 Einleitung 4 7 Ausgewählte Akteure 20 7.1 Blue Danube Robotics macht Roboter zu „Softies“ 20 2 Entwicklung und Trends 5 7.2 EVVA arbeitet an „Montage der Zukunft“ 21 2.1 Funktionalität wandert in die Software 5 7.3 Festo forciert Innovation und Bildung 21 2.2 Mensch und Maschine 6 7.4 Henkel optimiert Produktionswelt 22 2.3 Sicherheit durch „Intelligenz“ 9 7.5 Manner setzt auf „vertikale Produktion“ 22 2.4 Neue Geschäftsmodelle 10 7.6 Octapharma baut Produktion in Wien aus 23 2.5 Start-ups im Visier 10 8 Ausblick 24 3 Produktion der Zukunft 11 9 Unternehmen aus Wien 26 4 Standort Wien 13 10 Impressum 32 5 Arbeitsmarkt und Beschäftigte 14 5.1 Gefragte Fähigkeiten 16 6 Herausforderungen 17 6.1 Klein- und Mittelbetriebe 17 6.2 Automatisierungsgerechtes Design 18 6.3 Prüfungen und Zertifizierungen 18 6.4 Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft 19
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 4 1 wirtschaftsagentur.at Einleitung Sehr geehrte Leserinnen und Leser, derzeit sind etwa 8.500 Unternehmen im produzie- renden Bereich in Wien angesiedelt und beschäftigen mehr als 135.000 Personen. Die Produktpalette ist hier- bei sehr weit gefächert. Insgesamt generieren die produ- zierenden Unternehmen rund 12,3 Milliarden Euro jähr- lich, das sind rund 18 Prozent der Wertschöpfung Wiens. Laut verschiedenen Studien punktet Wien besonders Die Wirtschaftsagentur Wien bietet für Unterneh- stark mit Innovationskraft, der umfassenden Unterstüt- men in Wien ein „360°- Service“.Dazu zählen Förderun- zung von Start-ups sowie einem starken Fokus auf Nach- gen und Beratungen, Workshops und weiterführende haltigkeit. Auch in mehreren „Smart City“-Rankings liegt Coachings bei der Gründung, Hilfe bei der Suche nach Wien auf den vordersten Plätzen. Der Standort über- Betriebs- oder Büroflächen, Kontakte zu möglichen zeugt außerdem durch sein forschungs- und technolo- Partnerinnen und Partnern in der Technologieszene giefreundliches Klima, die geographische und kulturel- oder der Kreativwirtschaft. le Nähe zu den Wachstumsmärkten im Osten, die hohe Als Unterstützung dient hier auch die Technologie- Qualität der Infrastruktur und des Ausbildungssystems plattform der Wirtschaftsagentur Wien. Auf technologie- sowie nicht zuletzt die weltweit höchste Lebensqualität. plattform.wirtschaftsagentur.at können Wiener Unter- nehmen und Institutionen aus dem Technologiebereich ihre innovativen Produkte, Dienstleistungen und Proto- typen sowie ihre Forschungsexpertise präsentieren und Entwicklungspartnerinnen und Pilotkunden finden. Der vorliegende Technologie Report bietet einen Überblick über neue Projekte und Initiativen im Bereich Automatisierung und Robotik am Standort Wien. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Team der Wirtschaftsagentur Wien
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 5 wirtschaftsagentur.at 2 Entwicklungen und Trends Das Thema Automatisierung und Robotik ist in Ös- Bei Produktionsanlagen stehen inzwischen viele Sen- terreich angekommen, so der Tenor der Branchenken- soren zur Verfügung, deren Daten sich systematisch ver- nerinnen und -kenner. „Vor zwei Jahren gab es noch die arbeiten lassen und durch Auswertung dieser Daten soll Frage nach der Relevanz, es wurde abgewartet und ein eine möglichst optimale Prozessteuerung erreich wer- Hype unterstellt. Das ist jetzt vorbei“, so Wilfried Sihn, den. Der Trend geht in diesem Bereich in eine sehr starke Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH horizontale und vertikale digitale Integration. „Das heißt, und Vorstand des Arbeitsbereiches Betriebstechnik und dass wir die Informationen über die gesamte Wertschöp- Systemplanung am Institut für Managementwissen- fungskette hinweg nutzen, um dann in weiterer Folge die schaften der Technischen Universität (TU) Wien. Die al- Flexibilität zu erhöhen, die Qualität zu verbessern und lermeisten Unternehmen hätten begriffen, dass das The- den Durchsatz entsprechend zu optimieren“, erklärt An- ma gekommen sei, um zu bleiben, und große Chancen dreas Kugi, Vorstand des Instituts für Automatisierungs- biete. „Wir machen das ja nicht als Selbstzweck, sondern und Regelungstechnik (ACIN) und Professor für komple- um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. So muss man xe dynamische Systeme an der Technischen Universität auch vorgehen: Wo möchte ich einen Kundenutzen er- (TU) Wien. Ein wichtiger Aspekt sei auch die Energie- zeugen und welche Technologien kommen dafür in Fra- und Ressourceneffizienz. ge?“ Eine Möglichkeit sei Automatisierung und Robotik. 2.1 Funktionalität wandert in die Software Ein weiterer Trend ist, Automatisierung dazu zu ver- Industrie 4.0. So eine sich selbst anpassende Fertigung wenden, ein Produkt smart zu machen. Produkte werden verlangt nach neuen Technologien und universellen hardwaremäßig so designed, dass man mit der Software Komponenten“, meint auch Rainer Ostermann, Country die Funktionsweise individuell anpassen kann. „Wir Manager von Festo Österreich. Die tatsächlichen Funk- sprechen da auch vom Transfer der Funktionalität in tionen würden dann erst über die Software zugewiesen. die Software“, so Kugi. Das Produkt werde dadurch in- Das schaffe Freiraum für die Konstruktion, eröffne bisher telligenter und könne sich leichter an geänderte Umge- ungeahnte Möglichkeiten hinsichtlich späterer Adaptio- bungsbedingungen anpassen. nen und erlaube ganz neue Geschäftsmodelle. „Der große Trend heißt ganz klar Digitalisierung. Das ist die Grundlage für die hochflexiblen Lösungen von
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 6 1 2 Entwicklungen und Trends wirtschaftsagentur.at EXTRA: Treiber der aktuellen Entwicklungen und Trend - Mehr Computerpower: Rechen- und Speicherkapazität steht zu günstigen Kosten zur Verfügung - Verbesserte Sensorik: beispielsweise zur Umgebungserkennung beim autonomen Fahren - Fortschritte bei der Kommunikationstechnologie: in Echtzeit über größere Entfernung Daten austauschen - Verfügbarkeit von Daten in Kombination mit Algorithmen, Künstlicher Intelligenz und Co. Bei der Industrierobotik gehe der Trend dahin, den treffen. Wobei es natürlich eigentlich Algorithmen sind Roboter zu einer hochflexiblen Arbeitsmaschine zu ma- und nicht echte Entscheidungen“, erklärt Kugi, der auch chen, die auch über gewisse kognitive Fähigkeiten ver- das Center for Vision, Automation & Control am AIT fügt. „Durch diese Autonomisierung, die über die Auto- Austrian Institute of Technology leitet. Man beschäftige matisierung hinausgeht, kann die Maschine aufgrund sich am AIT sehr intensiv mit autonomen und semi-au- der Möglichkeiten der Sensorik in einem bestimmten tonomen Arbeitsmaschinen – etwa Radladern. „Da wird eingeschränkten Maß gewisse Entscheidungen selbst in Zukunft noch einiges in Bewegung kommen“, so der Experte. 2.2 Mensch und Maschine Die Digitalisierung ist auch Voraussetzung für einen gebung wahrzunehmen und aktiv darauf zu reagieren. weiteren wichtigen Trend: die steigende Nachfrage nach Noch gibt es einige Hindernisse – etwa im Sicherheits- kooperativen Lösungen, also die unmittelbare Zusam- bereich. Kraft- und leistungsreduzierte Leichtbaurobo- menarbeit von Mensch und Maschine. Hier treiben vor ter sind aber immer öfter an der Seite des Menschen zu allem Fortschritte in der Sensorik die Entwicklung. Ro- finden. boter verlassen zusehends ihre Käfige und arbeiten im besten Fall Hand-in-Hand mit ihren menschlichen Kol- leginnen und Kollegen. Voraussetzung dafür ist eine ge- wisse „Intelligenz“ der Maschinen. Sie lernen, ihre Um-
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 7 wirtschaftsagentur.at Entwicklungen und Trends 2 Foto Festo/Draper „Bis dato waren Industrieroboter hinter Zäunen Der Trend hin zu größeren kollaborativen Robotern und führten sehr monotone Tätigkeiten aus. Jetzt geht mit Traglasten von mehr als 20 Kilogramm und Reich- es in Richtung Kollaboration mit Menschen“, so Kugi. weiten um die zwei Meter erlaubt es, neue, komplexere „Auch wir sehen den Trend, dass nicht vollautomati- Tätigkeiten zu automatisieren. Dazu beitragen würden siert wird, sondern immer mehr kollaborative Systeme nicht nur der Wegfall der Zäune und der dadurch redu- im Fokus stehen. Die Zusammenarbeit und Vernetzung zierte Platzbedarf dieser kollaborativen Anwendungen, von Mensch und Maschine nimmt stark zu“, sagt Tho- sondern auch bessere Computervision-Lösungen und mas Gratzer, Vorstand für Produktion und Technik bei neuartige Greifsysteme, meint Walter Wohlkinger, Ge- der Josef Manner & Comp. AG. Diese Interaktion werde schäftsführer der Blue Danube Robotics GmbH: „Ver- durch eine immer größere Datenbasis sowie künstliche stärkt setzen nun auch KMUs Roboter ein, weil sich Preis Intelligenz an den Anlagen kontinuierlich verbessert und beziehungsweise Amortisationsdauer in die richtige verstärkt. „Repetitive, standardisierte Aufgaben wird der Richtung entwickelt haben.“ Roboter übernehmen, dort wo es die Kreativität und Fle- xibilität braucht, kommt der Mensch ins Spiel“, prognos- tiziert Gratzer.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 8 1 2 Entwicklungen und Trends wirtschaftsagentur.at EXTRA: Österreich bei Roboter-Dichte über Europa-Schnitt 710 700 658 600 Anzahl der installierten Industrieroboter per 10.000 Personen in der produzierenden Industrie 2017 500 400 322 308 300 240 230 200 197 192 190 200 172 167 161 157 151 139 137 129 106 100 97 91 75 0 ea ur d Sc pan en k A an n n e h da n nn i nd Sc ch z a t A opa ka n e ei Ös and in ar ic ie lie ie ie an US ak ap or ei ch eri ed w na la hw re lg an As Ch m ur Ita hl Ja i kr ow dk ng Ta Be hw rl Ka rr m ne Sp sc ch t E tt an de te Fi Sü Si Sl Dä ni ut hs nit Fr ie Du nit De N h hs Du hsc rc rc rc Du Quelle: IFR Worldrobotics 2018 – Grafik intern Weltweit sind in den Fabriken immer mehr Roboter am Werk. In Österreich kommen auf 10.000 Beschäftigte mittlerweile 167 Roboter, so der Branchenverband IFR (International Federation of Robotics). Österreich liegt damit über dem Europa-Schnitt von 106 Einheiten, aber deutlich hinter Deutschland (322). An der Spitze sind Südkorea (710) und Singapur (658). Weltweit entfielen 73 Prozent des Absatzes an Industrierobotern im Jahr 2017 auf die fünf Hauptmärkte China, Japan, Südkorea, USA und Deutschland. China war das nachfragestärkste Land mit 36 Prozent der globalen Lieferungen. Das Land hat aller- dings auch noch Aufholbedarf: Hier arbeiten 97 Roboter je 10.000 Menschen. Der weltweite Absatz von Industrierobotern hat sich von 2013 bis 2017 auf 381.000 Einheiten verdoppelt. Im Vergleich zu 2016 bedeutet dies ein Plus von 30 Prozent. 2017 stieg der Verkaufswert auf einen globalen Höchststand von 16,2 Milliarden US-Dollar (141 Mrd. Euro). In der Automobilindustrie besteht weltweit die größte Nachfrage nach Robotern. Die Elektroindustrie verzeichnete aufgrund der starken Nachfrage nach Batterien, Chips und Displays mit 33 Prozent das stärkste Wachstum.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 9 wirtschaftsagentur.at Entwicklungen und Trends 2 „Die heutige Roboter-Generation kennzeichnet eine ler – auch hier werden bereits Roboter eingesetzt – wür- Explosion der Leistungsfähigkeit – insbesondere im Be- den Kosten von 20.000 Euro pro Stück entstehen. „Da hat reich Sensorik – bei einer gleichzeitig dramatischen Re- man früher noch eine Null dranhängen müssen. Damit duzierung des Preises“, gibt sich auch Sihn überzeugt. wird das für viele Firmen interessant“, so Sihn. Bei einem aktuellen Projekt mit einem Elektronikherstel- 2.3 Sicherheit durch „Intelligenz“ „Die Herausforderung, die wir sehen, ist die CE-Kenn- ne. An der Art und Weise, wie einem Roboter eine neue zeichnung und die Einhaltung der Maschinenrichtlinie“, Aufgabe unkompliziert beigebracht werden kann, wird ergänzt Michael Kiel, Konzernbereichsleiter Operations schon gearbeitet. „Man muss davon wegkommen, dass bei der EVVA Sicherheitstechnologie GmbH. Auf tech- nur Experten den Roboter aufwendig programmieren nischer Seite gibt es Wohlkinger zufolge bereits fast alle können“, so Kugi. Das sollte eigentlich hochflexibel funk- technologischen Lösungen am Markt, um Roboter, Grei- tionieren, etwa durch Vorzeigen, einfache Spracheinga- fer und Werkstück abzusichern und damit die gesamte ben oder Imitieren. „Da gibt es in der Forschung einige Applikation MRK-fähig zu machen. Ansätze, aber die haben es noch nicht so weit geschafft, dass sie im industriellen Alltag tatsächlich eingesetzt Die zwei wichtigsten Knackpunkte sind für Kugi die werden können. Das wird noch einige Zeit dauern“, ist Erfüllung der Sicherheitsstandards und der intuitive sich Kugi sicher. Aufbau der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschi- Foto: Blue Danube Robotics
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 10 1 2 Entwicklungen und Trends wirtschaftsagentur.at 2.4 Neue Geschäftsmodelle Eine ganz große Änderung war auch, dass digitali- tionsanlage um weitere fünf Prozent zu verbessern. Hier sierte Daten zur Verfügung stehen, mit denen die Ab- gebe es in manchen Fällen eine Entkopplung zwischen läufe optimiert werden können. „Das hat mehr bewirkt „echten“ Werten – etwa Produktionsanlagen – und Fir- als die klassische Automatisierung im Industriebereich“, men, die digitale Plattformen entwickeln, neue Service- verweist Kugi auf eine wichtige Entwicklung. Geschäfts- und Leasingkonzepte zur Verfügung stellen und mit die- modelle zu verändern, bringe für die Wertschöpfung teils sen guten Ideen und ein paar Computern im Endeffekt wesentlich mehr, als die Automatisierung in der Produk- einen größeren Marktwert haben. 2.5 Start-ups im Visier Die Wahrscheinlichkeit, dass die großen Innovatio- schauen, was sich in dieser Szene tut. Da sitzen die kre- nen künftig von großen Firmen kommen, ist viel kleiner, ativen Köpfe. Denn auf vorgegebenen Gleisen zu fahren als dass sie von den kleinen Unternehmen kommen, sagt und dann auf die große Idee zu kommen, ist viel schwie- Sihn. Das zeige sich auch daran, dass sich sämtliche gro- riger“, so Sihn. ßen Firmen inzwischen intensiv um Start-ups kümmern würden. „Ich kenne viele Unternehmen, die eigene Be- auftragte haben, die nichts anderes tun, als weltweit zu
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 11 wirtschaftsagentur.at 3 Produktion der Zukunft Der Weg in die Produktion der Zukunft ist ein evolu- Ein System, in dem alle wichtigen Informationen zu tionärer, aber kein langsamer. Und die Geschwindigkeit Anlagen, Geräten und Werkzeugen direkt aus einer Cloud nimmt zu, sind Expertinnen und Experten überzeugt. „in exakt der Sprache, die ich gerade benötige“ abgeru- „Das, was gestern noch unmöglich schien, ist heute fen werden können, erwartet Smyrek in den kommen- schon State of the Art“, ist Alfred Smyrek, Werksleiter von den fünf Jahren. Eine deutliche Erleichterung wäre sei- Henkel in Wien, überzeugt. Und jeden Tag würden neue ner Meinung nach auch eine intelligente Software, die Anwendungen auf den Markt kommen. auf Auftragsbasis die Datenanalyse im Hintergrund über Nacht liefert. So könnten durch den Vergleich mehrerer Natürlich gebe es je nach Größe, Investitionskraft Aufträge die besten Einstellungen für die gleiche Artikel- des Unternehmens und Branche stark unterschiedli- nummer herausgefiltert und Verbesserungsvorschläge che Entwicklungsgeschwindigkeiten, so Thomas Grat- erarbeitet werden. Dinge wie der digitale Zwilling und zer (Manner). Insgesamt werde die fortschreitende die Robotik würden dabei helfen, Kundenbedürfnisse Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungs- schnell und zuverlässig zu erfüllen, meint auch Michael ketten über alle Unternehmensgrenzen hinweg Kiel (EVVA). Gefordert sei man aber nicht nur technolo- die industrielle Produktion aber stark verändern. gisch, sondern auch von der Zulieferkette und der Logis- tik her. Er prognostiziert: Für Roland Ambrosch, Geschäftsführer von Pro - Optimierungen werden noch stärker auf Basis Automation, besteht die Produktion der Zukunft aus von realen Datenmodellen vorgeschlagen. rekonfigurierbaren Montagelinien, die sich den Gegeben- - Prädiktive Systeme werden 3D-gedruckte heiten des Marktes anpassen und flexibel fertigen können. Ersatzteile bereitstellen bevor ein Stillstand „Einzelne Arbeitsschritte sind modularisiert aufgebaut eintritt. und ermöglichen es, bestimmte Arbeitsschritte parallel auszuführen und andere Arbeitsschritte produktspezi- - Anlagen, Prozesse, Schnittstellen, Kapazitäten fisch zu deaktivieren. Dies ermöglicht eine hocheffiziente und Organisation sind digital abgebildet, um Produktion bei voller Ausschöpfung angeschaffter Simulationen, Optimierungen und Anlagen“, so Ambrosch. Individualisierung zu beschleunigen – Stichwort „digitaler Zwilling“. - Jeder Beschäftigte nutzt jederzeit und überall relevante Echtzeitinformationen, um schneller bessere Entscheidungen treffen zu können. - Nachdem Roboter immer günstiger werden, werden einfache Arbeiten in den nächsten Jahren nicht mehr von Menschen durchgeführt.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 12 1 3 Produktion der Zukunft wirtschaftsagentur.at Gerade bei komplexeren Systemen sei Österreich se die Geldschein-Inspektion betrifft, gelte das Center weit vorne, bestätigt Andreas Kugi (TU Wien): „Wenn es for Vision, Automation & Control am AIT weltweit als beispielsweise um die Verbindung von Sondermaschi- Nummer eins: „Da gibt es Technologie aus Österreich, nenbau, Produktion, IT und Automatisierung geht, sind die bei der EZB und Fed im Einsatz ist.“ Auch Firmen wie unsere Leute hervorragend. Da ist das Silicon Valley nicht TTTech seien in ihrem Bereich technologisch absolute in den USA, sondern in Mitteleuropa.“ Was beispielswei- Weltspitze. EXTRA: Weltweites Forum für Ethik in der Digitalisierung gegründet Die fortschreitende Digitalisierung, die autonome und intelligente Systeme mit sich bringt, erfasst nicht nur so gut wie alle Branchen, sie wirft auch ethische Fragen auf. Austrian Standards International (A.S.I.) und der Österreichische Verband für Elek- trotechnik (OVE) haben wegen solcher Fragen nun die Open Community for Ethics in Autonomous and Intelligent Systems (OCEANIS) mitbegründet. Dieses weltweite Forum bringt Organisationen zusammen, die an der Entwicklung und Anwendung von Standards zur Berücksichtigung ethischer Aspekte in autonomen und intelligenten Systemen interessiert sind. „Der schnelle technische Fortschritt in der Digitalisierung bringt eine Fülle von kritischen Fragen zu ethischen Themen mit sich, so zum Beispiel im Bereich des auto- nomen Fahrens“, erklärt Andreas Kugi, der auch OVE-Vizepräsident und Mitglied des österreichischen Rats für Robotik und künstliche Intelligenz ist. “Wenn man sich überlegt, welche Konsequenzen sich aus der Digitalisierung sowie aus autonomen und intelligenten Systemen ergeben können, dann liegt auf der Hand, dass nicht länger ‚nur‘ die Dimensionen Technologie und Wirtschaft unser Denken bestim- men dürfen“, so A.S.I.-Direktorin Elisabeth Stampfl-Blaha. Wo die Reise hingeht, würden auch Unternehmen bis hin, dass die Sohlen dann 3D-gedruckt und nicht so wie Adidas mit der Speed Factory zeigen, wo man Turn- produziert werden wie heute. Bis die gesamte Kette auto- schuhe ganz anders produziert als bisher, sagt Kugi: „Das matisiert wird, wird es noch einige Jahre dauern. Aber an geht in Richtung Losgröße 1: Ich scanne meinen Fuß und dem Weg dorthin entsteht wahnsinnig viel Technologie, dann wird der Schuh individuell für mich gefertigt. Aber die an der einen oder anderen Stelle eingesetzt wird und da muss man sich den gesamten Prozess neu überlegen, dort auch Verbesserungen bringt.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 13 wirtschaftsagentur.at 5 4 Arbeitsmarkt und Beschäftigte Standort Wien Blumen gestreut bekommt Wien nicht nur was die Publikation in Top-Journalen – und gleichzeitig industri- Lebensqualität betrifft: Auch bei Forschung und Ent- elle Anwendungen zu machen. Da finden sie auf der Welt wicklung, Bildung und Fachkräften kann die Bundes- ganz wenige Institutionen, die das können.“ hauptstadt punkten. „Als Forschungs- und Entwick- lungsstandort ist Wien hervorragend. Mittlerweilen „Die Ausbildungsmöglichkeiten in Wien sind ge- haben schon Firmen aus dem Silicon Valley die Vorteile nerell toll – von TU Wien über FH Technikum bis WIFI. Wiens erkannt: sehr gut ausgebildete Techniker, zentrale Da ist Wien wirklich die Kaderschmiede und das Mek- Lage mit Zugriff auf top ausgebildete technische Kräfte ka in Österreich“, so Wilfried Sihn (Fraunhofer). Auch aus dem Osten – vor allem was Informationstechnologie Michael Kiel von EVVA sieht in Wien deutliche Vortei- und naturwissenschaftliche Zweige betrifft – und ein im le durch die Nähe zu Hochschulen, Einrichtungen wie Vergleich zum Silicon Valley viel geringeres Lohnniveau“, Fraunhofer und Kooperationspartnern, aber auch Kon- so Walter Wohlkinger (Blue Danube Robotics). gressen. „Das Umfeld ist wirklich wertvoll. Und Wien ist besser mit Fachkräften ausgestattet als andere Regio- Wien werde nicht zufällig in vielen Rankings als nen.“ Die Bundeshauptstadt sei sicher „die Hochburg bei lebenswerteste Stadt ausgezeichnet, meint auch der Forschung“ (Sihn) beziehungsweise bei der Grund- Andreas Kugi (TU Wien). Er lobt die sehr gute Anbindung lagenforschung „sehr gut aufgestellt“ (Thomas Gratzer/ an den Flughafen, die auch von Kooperationspartnern Manner). sehr positiv gesehen werde, sowie die zentrale Position. Eine attraktive Stadt sei außerdem eine gute Vorausset- Die Möglichkeit, mit universitären und außeruniver- zung dafür, gute Leute hierher zu bekommen. Unter- sitären Forschungspartnern zu kooperieren, eine sehr nehmen würden die breite Ausbildung der Fachkräfte gute Infrastruktur und starke Partner im Bereich des Pro- hervorstreichen. Für Studierende sei die Stadt sicher totypenbaus, strich Roland Ambrosch (ProAutomation) auch ein Magnet. „Wir sind zwar keine Campus-Univer- als Vorteile hervor. Die Lebensqualität Wiens ermögliche sität, aber toll in das Stadtleben integriert. Das hat einen es außerdem, hochqualifiziertes Personal zu finden und gewissen Charme“, so Kugi. langfristig auszubilden. Was die Ausbildungsqualität betrifft, könne die TU Entscheidend werde sein, eine profunde Basis zu Wien international mit allen Einrichtungen mithalten. schaffen, um MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, „Da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Und das ist Naturwissenschaft und Technik) attraktiv für junge Men- auch ein Fundament für unsere Wirtschaft“, erklärt schen zu gestalten und die Jugend für das Thema Digita- Kugi, der unterstreicht, dass man nicht nur hochkarätige lisierung zu begeistern, streichen viele Experten hervor. Spezialisten ausbilde. Für die zukünftigen Fragestel- „Lehre und der Unterricht in Schulen und Universitäten lungen der Industrie brauche es auch Leute, die einen müssen einen deutlichen Sprung in die Zukunft machen. gewissen Komplexitätsgrad beherrschen. Dazu liefere Und die Industrie ist aufgefordert, ihre Hausaufgaben zu man die breite Basis. „Was wir gut beherrschen, ist die erledigen – Stichwort Weiterbildung und neue Technolo- Kombination aus der Fähigkeit fundamentale theoreti- gien“, so Rainer Ostermann (Festo Österreich). sche Konzepte zu entwickeln – ablesbar an der Zahl der
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 14 5 wirtschaftsagentur.at Arbeitsmarkt und Beschäftigte Das Versprechen von rauchenden Köpfen statt In absehbarer Zeit würden autonome Geräte diese Tätig- rauchenden Schornsteinen auf der einen Seite, „Mensch keiten großteils übernehmen. gegen Maschine“-Szenarien auf der anderen: Die Diskussion über den Einfluss des digitalen Wandels Die Trends laut Expertinnen und Experten: auf den Arbeitsmarkt und die Anforderungen an die - Die Anforderungen an die Beschäftigten, aber Beschäftigten wird teils heftig geführt. Szenarien wie in auch an die Unternehmen ändern sich rasant. der Studie der Wissenschafter Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der Universität Oxford im Jahr - Viele Jobs und Tätigkeiten – vor allem 2013 und vielen Nachfolgestudien, die massive Jobver- niedrigqualifizierte – gehen verloren, luste durch die Digitalisierung prognostizieren, sind um- es entstehen aber auch viele neue. stritten, weil sie großteils neu entstehende Arbeitsplätze - Gefragt sind: IT-Erfahrung kombiniert mit nicht berücksichtigen. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) einem ausgeprägten Prozessdenken, sieht zwar auch bis 2022 rund 75 Millionen Arbeitsplät- Kreativität, Flexibilität, Agilität, ze wegfallen – im Gegenzug kommen aber 133 Millionen Kommunikationskompetenz neue dazu. und eine „Test and Learn“-Mentalität. Dass der Druck auf Arbeitskräfte mit geringer Aus- In dieselbe Kerbe schlägt Andreas Kugi (TU Wien): bildung durch die Automatisierung weiter steigen wird, Dass durch die Automatisierung Arbeitsplätze verlo- ist unterdessen weitgehend unbestritten. Das Institut ren gehen, sei – historisch betrachtet – nicht unbedingt für Höhere Studien (IHS) und auch das Wirtschaftsfor- etwas Neues, verweist er unter anderem auf die schungsinstitut (Wifo) prognostizieren einen sinken- Veränderungen in der Landwirtschaft. Allerdings würden den Beschäftigungsanteil von formal geringqualifizier- viele neue Jobs entstehen. Mitten in der Veränderung ten Arbeitskräften. Auch Expertinnen und Experten gebe es öfter skeptische Stimmen, weil nur gesehen wer- aus Industrie und Forschung sind überzeugt, dass viele de, was wegfällt, und es schwieriger sei, in die Zukunft Arbeitsplätze in den kommenden Jahren verloren gehen zu schauen und die neuen Berufsbilder zu identifizieren. werden, aber auch, dass viele neue entstehen. Manche Tätigkeiten würden sich auch gar nicht au- „Es ist ja nicht die erste industrielle Revolution. Im tomatisieren lassen, andere schon. So gebe es Entwick- Endeffekt hatten wir nachher immer deutlich mehr lungen zur autonomen Straßenwalze. Dabei ersetzen Arbeitsplätze als vorher. Wenn wir das richtig machen, Straßenwalzenmanager, die mit dem Tablet die Ma- und wir sind da auf einem guten Weg, wird das auch schinen kommandieren, die Straßenwalzenfahrer. Aber dieses Mal so sein“, meint beispielsweise Wilfried Sihn ein Regal abzuräumen, vom Staub zu befreien und die (Fraunhofer): „Aber es werden andere Arbeitsplätze sein Sachen wieder richtig einzuräumen, sei für einen Robo- – auch wie früher. Wenn sich der Pferdekutscher nicht ter nach wie vor schwierig, bringt Kugi ein praktisches zum Autofahrer weitergebildet hat, war er arbeitslos.“ Beispiel. Und auch wenn gesagt werde, dass die Automa- Klar sei, dass vor allem niedrigqualifizierte Jobs betrof- tisierung kognitive Elemente bekomme, würden vorerst fen sein werden – etwa im Bereich Lager oder Montage.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 15 wirtschaftsagentur.at Arbeitsmarkt und Beschäftigte 5 vor allem Routinetätigkeiten ersetzt. Ein Berufsprofil auf der Hannover Messe gezeigt. Dabei handelt es sich umfasse ja üblicherweise viele Tätigkeiten und nicht nur um einen selbstlernenden Arbeitsplatz für die Mensch- eine. „Also wird auch nur ein Teil wegfallen“, so Kugi. Roboter-Kollaboration, der die Vorteile des pneumati- schen Leichtbauroboters BionicCobot mit IT-Systemen „Keine Angst vor neuen Berufen! Viele Berufe, die aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz verbin- wir heute ausüben, wird es morgen nicht mehr geben – det. Dazu kommen laut dem Unternehmen Machine- andere dafür schon“, lautet auch der Appell von Rainer Learning-Methoden, die den BionicWorkplace zu einem Ostermann (Festo Österreich). Man müsse also schon lernenden und antizipativen System machen, das sich heute darüber nachdenken, wer die „Meister von morgen“ kontinuierlich selbst optimiert. sein könnten. Wie ein „Arbeitsplatz von morgen“ mögli- cherweise aussieht, hat Festo mit dem BionicWorkplace EXTRA: Qualifizierungsbedarf steigt Es gibt durch die Digitalisierung bereits in knapp einem Viertel der Unternehmen offensichtliche Veränderungen der Funktionen bzw. Funktions- oder Berufs- bezeichnungen, zeigt die Trendbarometer-Umfrage von Festo. Zwei von drei Unternehmen gaben dabei an, dass sich der Qualifizierungsbedarf durch die neuen Technologien erhöht und sehen vor allem die Bereiche Installation/Inbe- triebnahme (73 Prozent), Wartung/Instandhaltung (77 Prozent) und Forschung/Ent- wicklung (68 Prozent) „stark betroffen“ bzw. „betroffen“. Dass sich die Berufsbilder ändern, bewertet Alfred Dem einzelnen Beschäftigten sollte zudem der Blick auf Smyrek (Henkel) positiv: „Ich möchte jedenfalls nicht Zusammenhänge, auf das große Ganze, ermöglicht wer- zurück in eine Zeit, als bei uns Menschen 10 Tonnen den. Ware pro Schicht händisch auf Paletten geschlichtet ha- ben.“ Ein Beispiel für die Unterstützung der Beschäftig- „Ganz wichtig ist es, die Mitarbeiter mitzuneh- ten sei der erste kollaborierende Roboter, der in Wien seit men“, meint auch Dirk Holbach, Corporate Senior Vice kurzem zum Einsatz kommt, um einfache, sich wieder- President International Supply Chain der Henkel AG & Co. holende Tätigkeiten zu übernehmen und die Arbeit an KGaA. Eine Herausforderung sei sicherlich der „Kampf der Linie zu erleichtern. um die digitalen Talente“. „Letztlich verändert die Digitalisierung auch unsere Kultur. Agilität, Flexibilität „Die Technik ist da, wir können sie nicht aufhal- und eine Test and Learn-Mentalität ersetzen zunehmend ten, der Mensch wird sie nutzen wollen. Und wir starre Strukturen. Diese Aspekte dürfen wir nicht unter- werden uns alle noch wundern, wie viele gut ausge- schätzen“, meint Holbach. bildete Leute wir brauchen, damit die Vorteile der Digitalisierung für die Gesellschaft auch wirklich Thomas Gratzer (Manner) unterstreicht, dass sich genützt werden können“, so Smyrek. Laufende Aus- nicht nur die Anforderungen an die Beschäftigten verän- und Weiterbildung sei dabei der Erfolgsschlüssel. dern, sondern auch an das Unternehmen: „Es wird einen
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 16 1 5 Arbeitsmarkt und Beschäftigte wirtschaftsagentur.at an die Generation angepassten Führungsstil benötigen Unternehmen müssen eine digitale Strategie entwi- sowie ein Umfeld, wo sich Mitarbeiter entfalten kön- ckeln und kommunizieren, ergänzte Sihn: „Der Mitarbei- nen. Kreativität ist der Rohstoff der Zukunft. Kurz und ter braucht Klarheit darüber, in welche Richtung er sich mittelfristig wird entscheidend sein, jene Experten im entwickeln soll und was die Fähigkeiten sind, die in sei- Unternehmen zu beschäftigen, die mit den neuen Tech- ner Firma künftig gefragt sind – Künstliche Intelligenz, nologien umgehen und diese auch wirklich effizient im- Programmieren, Machine Learning… Und er muss wis- plementieren können.“ sen, was zu tun ist, um für diesen Job geeignet zu sein.“ 5.1 Gefragte Fähigkeiten Auch bei den notwendigen Fähigkeiten sind sich die Menschen vermitteln“, ist Kugi überzeugt. Diese Schnitt- Expertinnen und Experten weitgehend einig. „Es wird stelle werde immer bedeutsamer, ebenso wie soziale Mitarbeiter brauchen, die IT-Erfahrung und ein ausge- Kompetenz und das Wissen über andere Kulturen: „Die prägtes Prozessdenken haben. Das ist notwendig, um Welt rückt ja auch immer näher zusammen.“ eine schnelle Umsetzung in der komplexen Umgebung aus Hardware, Software und neuen Technologien zu Dieses Personal zu finden, scheint allerdings alles schaffen“, so Gratzer. Da die jetzt heranwachsende Ge- andere als einfach. „Wir bräuchten viel mehr: Mehr Ab- neration eine hohe Wechselbereitschaft zeige und eher solventen, mehr Frauen in der Technik, mehr dem Ar- projektorientiert denke, müssten Know-how-Träger stär- beitsmarkt zur Verfügung stehende Abgänger von HTLs ker an das Unternehmen gebunden werden. – speziell im Bereich IT und Robotik“, so Walter Wohlkin- ger (Blue Danube Robotics). „Die Nachfrage der Industrie „Neben Kreativität und Innovation werden kommu- ist da, aber wir haben einfach nicht genug Absolventin- nikative Fähigkeiten wichtiger. Wenn ich ein digitales nen und Absolventen“, sieht auch Kugi einen Engpass: Assistenzsystem habe, das mir aus einer riesigen Daten- „Wir könnten um den Faktor 3 mehr Spezialistinnen und basis Informationen holt, werde ich trotzdem Menschen Spezialisten zur Verfügung stellen. Die würden von ei- brauchen, die das interpretieren, prüfen und anderen nem Tag auf den anderen weggehen.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 17 wirtschaftsagentur.at 5 6 Arbeitsmarkt und Beschäftigte Herausforderungen 6.1 Klein- und Mittelbetriebe Die heimischen Vorzeigeunternehmen sind bei Auto- Fahnenstange. Vielmehr muss die Frage gestellt werden, matisierung und Robotik schon sehr gut aufgestellt. Bei wie man die heute verfügbaren Technologien bestmög- Klein- und Mittelbetrieben (KMU) gibt es aber Nachhol- lich einsetzen kann, um einen Wettbewerbsvorteil zu er- bedarf. Sie sind noch nicht ausreichend auf die Digita- zielen. Da gibt es einen Blumenstrauß an Möglichkeiten lisierung – Stichwort Internet der Dinge bzw. Industrie bei begrenztem Zeitbudget und begrenzten Investitions- 4.0 – vorbereitet, so das Ergebnis einer Studie von Ma- mitteln. Das heißt, ich muss priorisieren und auswäh- kam Research unter 200 Industrieunternehmen im Auf- len.“ trag des Pneumatik-, Elektronik- und Bildungsanbieters Festo. Und genau bei dieser Auswahl bräuchten KMU Un- terstützung, „die Umsetzung bekommen sie selber hin“. Zwar schaut die Auftragslage in den Unternehmen Hilfreich dabei seien Initiativen wie die Plattform Indus- sehr gut aus und knapp die Hälfte – 47 Prozent – sieht trie 4.0 oder die Pilotfabrik der TU Wien. „Im Jahr 2017 durch den Einsatz neuer Technologien Einsparpotenzia- hatten wir rund 7.000 Besucher in der Pilotfabrik, 2018 le in den nächsten drei bis fünf Jahren. Das Bewusstsein wird die 10.000er-Marke überschritten. Das ist ein Rie- für neue Technologien und deren Nutzen ist allerdings senerfolg“, freut sich Sihn. In diesem Rahmen könnten gering: 56 Prozent der befragten Unternehmen denken die Technologien sehr gut und anschaulich präsentiert nicht, dass kollaborierende Roboter in Zukunft für ihr werden, etwa dass ein Roboter angefahren kommt und Unternehmen sehr oder eher relevant sein werden. 63 stoppt, wenn er einen Menschen „spürt“. Prozent interessieren sich auch nicht für die Vorteile von Big Data beziehungsweise Künstlicher Intelligenz. „Klassische heimische KMUs, die den Fokus im Maschinenbereich haben, sind in ihrem Bereich wirk- Wobei größere Unternehmen hier einen klaren Vor- lich spitze“, meint Andreas Kugi (TU Wien). Hier sei es teil hätten, so Wilfried Sihn (Fraunhofer): „Große Firmen schwieriger, die Transformation hin zu einem IT-Unter- verfügen zum Teil über einen eigenen Chief Digital Of- nehmen zu machen. „Es gibt ja nach wie vor ein maschi- ficer und hochqualifizierte Mitarbeiter, die nichts an- nenbauliches Produkt, aber jetzt kommt immer mehr IT deres tun, als sich zu überlegen, wo welche neue Tech- und Elektronik in die Produkte hinein. Dieser Schritt ist nologie eingesetzt werden kann, um besser zu werden. nicht so einfach. Man muss die richtigen Leute finden Der 150-Mann-Betrieb im Waldviertel hat das nicht.“ und sich mit Software rumschlagen. Das ist schon eine Oft werde Industrie 4.0 auch nicht als Prozess, sondern Hürde. Aber in Summe glaube ich, dass da die österrei- als Status gesehen, den man mit ein paar Maßnahmen chischen Unternehmen im Produktionsbereich wirklich leicht erreichen kann. „Hier gibt es aber kein Ende der sehr gute Arbeit leisten.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 18 1 6 Herausforderungen wirtschaftsagentur.at 6.2 Automatisierungsgerechtes Design Bei komplett neuen Anlagen kann eine Produktion Oft mache es wenig Sinn, gewisse Vorgänge, die noch in State of the Art aufgesetzt werden. In der Regel hat man Handarbeit gemacht werden, durch einen Roboter zu au- es aber mit einem zum Teil über Dekaden hinweg aufge- tomatisieren. bauten System zu tun. Für die Industrie ist es daher oft „Eigentlich müsste ich den ganzen Prozess, wie ein schwierig, alle Daten konsistent zusammenzuführen. In Produkt hergestellt wird, auf den Kopf stellen“, sagt beiden Fällen sollte man sich aber eine wichtige Frage Kugi. Im Idealfall werde von der Planung weg bis zum stellen: „Wie muss ich die bisherigen Prozesse aufstellen, Recycling gedacht: „Kann ich das Teil auch wieder vollau- damit sie automatisierungsgerecht sind?“, so Kugi. tomatisch zerlegen? Da gibt es noch viel Potenzial. Aber Aus Sicht der Automatisierung sei es sehr wichtig, das erfordert entsprechende Investitionen.“ Auch der ständig nachzudenken, ob es überhaupt Sinn macht, ge- Weg vom Showcase bis zum Ausrollen in der Industrie wisse Schritte zu automatisieren. Wenn bei der Produkti- sei aufwendig. „Man braucht das Prozesswissen und das on von Kleidung mit einem Laser gewisse Teile aus einem spezifische Know-how und man muss die Algorithmen Bund rausgeschnitten und dann in eine Kiste geworfen entsprechend anpassen, um Zuverlässigkeit, Robust- werden und sie dann der Roboter wieder herausnehmen heit und Sicherheit zu gewährleisten. Das ist nicht von und schön zusammenlegen soll, sei das nicht sinnvoll. heute auf morgen machbar. Aber die Richtung steht fest“, so Kugi. 6.3 Prüfungen und Zertifizierungen Ein weiterer Punkt sind Prüfungen und Zertifizie- rungen. „Das Bestimmen von Prüf-Modi, um beispiels- weise ein cyber-physisches System freizugeben, ist ein nach wie vor nicht endgültig gelöstes Problem“, erklärt Sihn. Deshalb sei die Bewegungsgeschwindigkeit von Robotern, die mit Menschen zusammenarbeiten, derzeit noch sehr niedrig. Der Experte hält Fortschritte in die- sem Bereich aber schon für absehbar. „Wenn man auf der Sensorik-Seite immer sicherer wird, kann man auch die Geschwindigkeit erhöhen. Dadurch steigt die Arbeits- produktivität von solchen Systemen deutlich.“ Die Komplexität und die unklare normative Lage wür- den die bereits seit Jahren getrommelten Technologien – wie kollaborative Robotik – noch etwas zurückhalten, be- stätigt Walter Wohlkinger (Blue Danube Robotics). Auch in verschiedenen Teilbereichen – etwa der Greiftechnik – gebe es laut Kugi nach wie vor viel Potenzial. „Es exis- tieren viele Lösungen für Spezialanwendungen, aber da könnte man noch einiges machen.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 19 wirtschaftsagentur.at Herausforderungen 6 6.4 Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirt- schaft ist einer der Knackpunkte für die weitere Entwick- lung im Bereich Automatisierung und Robotik. Zwar gibt es kontinuierliche Verbesserungen, noch sei aber Luft nach oben, meinen Experten. Ein Vorzeigebeispiel ist die Vernetzung von AIT und TU Wien. „Wir bilden eine Kette von der Grundlagenforschung zur Anwendung“, erklärte Andreas Kugi, der ja sowohl das Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der TU Wien als auch das Center forVision, Automation & Control am AIT leitet. „An der TU machen wir im Rahmen von Promotionen Grundlagenforschung. Firmen, die das auf die Anlage bringen wollen, können wir dann am AIT weiterbeglei- ten. Diese Kette funktioniert – und sie funktioniert auch in die andere Richtung“, so Kugi. Weil man Unterneh- men dabei unterstütze, neue Erkenntnisse in das reale Produkt zu bringen, würden sich neue Fragestellungen ergeben, die wieder in die Grundlagenforschung zurück- gespielt werden, verweist Kugi auf „wirklich tolle Syner- gien“. Auch Michael Kiel (EVVA) hat sehr gute Erfahrungen gemacht, was die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft betrifft. „Das ist wirklich hilfreich für die Industrie. Das Center for Digital Production (CDP) und die Pilotfabrik befeuern diese Thematik sogar noch.“ Bei der Zusammenarbeit vor allem mit Klein- und Mittelbetrieben gebe es aber noch Nachholbedarf, so Wilfried Sihn (Fraunhofer). Thomas Gratzer (Manner) sieht Potenzial bei der aktiven Kooperation in Projekten zwischen Bildungseinrichtungen und wirtschaftlichen Unternehmen: „Das sollte noch stärker ausgebaut wer- den, um die digitalen Netzwerkeffekte besser nutzen zu können.“
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 20 7 wirtschaftsagentur.at Ausgewählte Akteure Eine wichtige Rolle im Bereich Automatisierung und Robotik nehmen im Wiener Umfeld Bildungs- und Forschungseinrichtungen wie die Technische Univer- sität (TU) Wien oder die Fachhochschule (FH) Techni- kum Wien, sowie Organisationen wie das AIT Austrian Institute of Technology oder Fraunhofer Austria ein. Zudem gibt es viele Unternehmen, die die Digitalisie- rung im Bereich Automatisierung und Robotik sehr en- gagiert vorantreiben. Ein paar ausgewählte Akteure im Überblick: 7.1 Blue Danube Robotics macht Roboter zu „Softies“ Das Unternehmen Blue Danube Robotics hat sich auf verschiedenen Roboter, Greifer, Kameras und Sensoren, Sicherheitstechnologien für die Mensch-Roboter-Kol- also alle benötigten Komponenten, um eine komplette laboration spezialisiert. Konkret wurde eine druckemp- Applikation sicher umsetzen zu können. Wir liefern mit findliche Haut namens AIRSKIN entwickelt, die direkt AIRSKIN die Technologie, um diese Komponenten in ei- am Roboter und Greifer montiert werden kann. Diese mit ner kollaborativen Applikation ohne Schutzzaun einset- Luft gefüllten, weichen Elemente lösen bei Berührung ein zen zu können“, so Walter Wohlkinger, Geschäftsführer Stop-Signal aus und dämpfen die Kräfte bei der Kollision. der Blue Danube Robotics GmbH. Damit ausgestattet, können Standard-Industrieroboter ohne Schutzzaun in der Produktion eingesetzt werden, „Wir lassen aktuell kollaborative Palletierroboter was Platz spart und eine flexible Automation ermöglicht. schneller arbeiten, verwandeln Standard-Industriero- boter von Kuka, Denso und Mitsubishi in kollaborative Die komplette AIRSKIN-Produktion findet in Öster- Schraubapplikationen oder ermöglichen es zum Beispiel reich statt: Von der Serienproduktion der Haut für gän- erstmalig, einen Industrieroboter mit 150 Kilogramm gige Robotertypen bis hin zum kundenindividuellen Traglast in einer engen Produktionslinie ohne Schutz- Stückzahl eins 3D-gedruckten Schutzelement für Greifer zaun einzusetzen. Diese Automatisierung wäre aus Platz- wird hier für weltweite Kunden „made in Austria“ desig- gründen mit herkömmlichen Sicherheitslösungen so ned, entwickelt und gefertigt. nicht umsetzbar gewesen“, erklärt Wohlkinger. „Wir sehen uns als Mörtel, der die vielen Ziegelstei- Blue Danube Robotics ist ein Spin-off der TU Wien ne zusammenhält. Mit Ziegelsteinen meinen wir die und wurde 2013 gegründet.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 21 wirtschaftsagentur.at Ausgewählte Akteure 7 7.2 EVVA arbeitet an „Montage der Zukunft“ Das 1919 gegründete Familienunternehmen EVVA dem ERP-System vernetzt, so dass die Informationen Sicherheitstechnologie GmbH ist auf Zutrittssysteme über die Kundenanforderung direkt – ohne eine manuel- spezialisiert und beschäftigt an seinem Stammsitz in le Tätigkeit – einfließen können. Wien rund 500 Personen. Viele davon sind langjährige Fachkräfte, wodurch das Thema altersgerechte Montage In einem weiteren Projekt geht es um spezielle im Unternehmen an Bedeutung gewinnt. Beim Projekt Maschinen, die in der Lage sind, Kundensonderappli- „Montage der Zukunft“ wurde deshalb an einem cyber- kationen in kurzer Zeit zu realisieren – Stichwort addi- physischen Montagesystem gearbeitet, das sowohl die tive Fertigung bzw. Losgröße 1. Außerdem versucht sich Produktivität steigert, als auch einen ergonomisch idea- das Unternehmen an die Leichtroboter-Kollaboration – len Arbeitsplatz für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem in der Pilotfabrik der TU Wien – heranzu- bietet. Wo dies nicht möglich war, wurde automatisiert. tasten. Konkret hat EVVA eine Montageinsel auf cyber-physi- Als hervorragend sieht sich EVVA im Bereich Kunden- scher Basis entwickelt. Dabei werden viele kleine Codie- affinität aufgestellt. „Wir können auch dann noch liefern, rungsteile in die Kerne von Schließzylindern integriert. wenn andere schon aussteigen. Unser Motto ist: das Un- Zur Identifikation und zum Abgleich im System – ob es mögliche möglich machen“, so Michael Kiel, Konzernbe- die richtigen Teile sind und die Position stimmt – kommt reichsleiter Operations. Präzision in der Produktion sei Kameratechnik zum Einsatz. Die Maschine wurde mit dafür Voraussetzung. 7.3 Festo forciert Innovation und Bildung „Wir verstehen uns als Trendsetter und Innovations- Am Standort in Wien ist auch ein hochmodernes Mo- treiber“, gibt Rainer Ostermann, Country Manager von tionLab eingerichtet worden. Dort kann gemeinsam mit Festo Österreich, die Richtung vor. Er verweist beispiels- den Kunden getüftelt, entwickelt und getestet werden. weise auf bionische Forschungsträger, mit denen man „Das Lab ist das perfekte Umfeld, um Ideen Wirklichkeit immer wieder neue Ideen für die Automationslösungen werden zu lassen und technologische Grenzen zu über- der Zukunft liefere. So würde der BionicFlyingFox, für winden. Im MotionLab können neben den Experten vor den die Entwickler den Flughund unter die Lupe genom- Ort auf Knopfdruck Spezialisten aus aller Welt eingebun- men haben, teilautonomes Fliegen und Motion-Tracking den werden. Dieses vernetzte Entwickeln eröffnet gänz- verknüpfen. Im Verbund mit Universitäten, Instituten lich neue Möglichkeiten“, so Ostermann. und Entwicklerfirmen entwerfe man seit vielen Jahren Festo Österreich ist laut eigenen Angaben Marktfüh- Forschungsträger, deren technische Grundprinzipien rer in der Automation mit Pneumatik und Elektronik aus der Natur abgeleitet sind. sowie der technischen Aus- und Weiterbildung. Das Un- Das Familienunternehmen engagiert sich auch im ternehmen ist für den Vertrieb in Österreich zuständig Bildungsbereich – beispielsweise durch einen eigenen und bildet zusätzlich die Drehscheibe für die mittel- und Bildungsfonds und die Vergabe von Experimentierboxen osteuropäischen Konzernaktivitäten sowie für die Pro- an Schulen. „Wir setzen schon bei den Jüngsten an – in dukt- und Systementwicklung. Das Portfolio umfasst der Volksschule –, die wir mit Leonardino neugierig auf rund 33.000 Katalogprodukte in einigen hunderttausend Naturwissenschaften und Technik machen. Genau die- Varianten. In Österreich betreibt Festo eine eigene For- se Neugier ist es, die die Techniker der Zukunft und die schungseinheit für industrielle Steuerungstechnik. Unternehmen von morgen erfolgreich macht“, ist Oster- mann überzeugt.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 22 1 7 Ausgewählte Akteure wirtschaftsagentur.at 7.4 Henkel optimiert Produktionswelt Der Konsumgüterkonzern Henkel steuert von Wien Das passiert auch für alle anderen Linien der weltweiten aus sein gesamtes Osteuropageschäft in über 30 Län- Henkel-Werke bei Laundry & Home Care.Warum das essen- dern. Am Standort Wien wird seit 1927 produziert. Die ziell ist beziehungsweise in Zukunft noch wichtiger wird? Fabrik in Erdberg ist die größte Flüssigwaschmittelpro- „Je genauer wir beispielsweise unsere Mengenplanung duktion von Henkel in Europa. vornehmen und damit unsere Kapazitäten und den Ener- giebedarf abschätzen können, desto günstiger werden „Wir betreiben einen Produktionsserver“, beschreibt unsere Energiepreise auf dem sogenannten Spot-Markt Alfred Smyrek, Werksleiter von Henkel in Wien, die Situa- sein“, erklärt Smyrek. tion in der Fabrik in Erdberg. Hier gebe es schon mehr als 98 Prozent der Signale in digitaler Form. Alle Messungen Effizienzsteigerung und auch Komplexitätsredukti- von Masse, Viskosität, Temperatur, Druck, Durchfluss, on – in Wien wurden zuletzt rund 800 verschiedene Ar- Energieverbrauch etc. seien digitalisiert, „denn nur, was tikel für mehr als 25 Länder hergestellt – sind die Buzz- wir messen, können wir auch steuern und regeln“. Wörter des Digitalisierungstrends. Oder wie Smyrek es ausdrückt: „Wie kriegen wir unsere Produktionswelt, die Gesteuert werden muss im Allgemeinen die Ba- wir beherrschen, noch besser in den Griff?“ Gefragt sei lance aus Arbeitskraft-, Rohstoff- und Energieeinsatz. Big Data zur Systemoptimierung, etwa zur automa- Alle elf Wiener Produktionslinien liefern ihre Daten in tischen Überwachung des Verschleißprozesses von Echtzeit an die Supply Chain-Zentrale in Amsterdam. Maschinenteilen oder zur gezielten Energiesteuerung in der Produktion. 7.5 Manner setzt auf „vertikale Produktion“ Das Traditionsunternehmen Manner – berühmt un- Neben der optimalen Verzahnung von Arbeits- und ter anderem für seine Neapolitaner Schnitten mit Hasel- Wohngebieten und weniger Pendlerverkehr geht es auch nusscreme – investiert 40 Millionen Euro in den Umbau um Energieeffizienz. So wird die Abwärme aus dem Back- des Hauptwerks in Wien. Die Modernisierung des inner- prozess in das lokale Fernwärmenetz eingespeist. Die städtischen Produktionsstandorts im 17. Bezirk befindet überschüssige Abwärme wird in Kälte umgewandelt und sich in der finalen Phase und ist insofern besonders, da für Kühlzwecke verwendet. Außerdem konnte durch den auf eine sogenannte „vertikale Produktion“gesetzt wird. Umbau eine Flächenerweiterung von rund 30 Prozent er- Konkret verläuft hier die Fertigung von oben nach unten: reicht werden. Ein höherer Flächenbedarf ist also nicht von der Creme- und Waffelerzeugung über die Schnitten- unbedingt ein Grund für eine Absiedelung. herstellung, Verpackung und Palettierung bis zum Lager. Im neuen siebenstöckigen Produktionsgebäude soll gezeigt werden, dass sich die Produktion im ur- banen Bereich genauso effizient oder noch effizienter gestalten lässt wie bei Betrieben auf der grünen Wiese.
Intelligente Automatisierung und Robotik | Seite 23 wirtschaftsagentur.at Ausgewählte Akteure 7 7.6 Octapharma baut Produktion in Wien aus Das auf die Herstellung von Arzneimitteln aus Produktion ermöglichen soll. Die Zulassung der im Bau menschlichem Plasma spezialisierte Schweizer Unter- befindlichen Pilotanlage ist für das kommende Jahr ge- nehmen Octapharma baut seinen Standort in Wien um plant, die Fertigstellung des neuen Produktionsgebäudes 142 Mio. Euro aus. Die Jahresproduktion soll bis zum Jahr für 2021. 2023 von derzeit 1,3 Mio. auf 2,3 Mio. Liter Plasma gestei- gert werden und bis 2026 auf 3,6 Mio. Liter, so Geschäfts- Gemessen an der Beschäftigtenzahl ist Wien mit führerin Barbara Rangetiner an. knapp 1.200 Personen derzeit der größte Standort von Octapharma. 265 Leute arbeiten hier in Forschung und Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde eine neue Entwicklung. Seit Anfang 2017 wurden in Wien 170 neue Forschungs-und Entwicklungszentrale in Wien-Favori- Arbeitsplätze geschaffen. Bis 2026 will man 300 weitere ten eröffnet, die auf 4.500 Quadratmetern Platz für mehr Beschäftigte einstellen. Insgesamt sind im Konzern fast als 100 Personen bietet. Die Investitionssumme betrug 8.000 Leute in 32 Ländern beschäftigt. 2017 erwirtschaf- 23,5 Mio. Euro. Noch heuer sollen die Bauarbeiten an der tete das Unternehmen einen Rekordumsatz von 1,72 neuen „Pilot Plant“ abgeschlossen werden, in die 39,5 Mrd. Euro. Der Standort Wien wurde durch Grundstücks- Mio. Euro investiert werden. Gleichzeitig mit der Eröff- zukäufe stetig erweitert. Zuletzt habe man vor zwei Jah- nung der F&E-Zentrale erfolgte der Spatenstich für ein ren 22.000 Quadratmeter dazugekauft. „Das alles werden 79 Mio. Euro teures Produktionsgebäude, das mit einer wir verwenden, um unsere Produktionskapazitäten zu Fläche von 5.500 Quadratmetern eine Verdoppelung der erweitern“, so Rangetiner.
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