IP-SUISSE Kälbermast 2020+ - PUNKTESYSTEM Leitfaden

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IP-SUISSE Kälbermast 2020+ - PUNKTESYSTEM Leitfaden
Leitfaden

IP-SUISSE Kälbermast 2020+

PUNKTESYSTEM

Stand Mai 2019
IP-SUISSE Kälbermast 2020+ - PUNKTESYSTEM Leitfaden
Inhaltsverzeichnis

       1.     Einleitung
       2.     Umsetzung
       3.     Einführung IP-SUISSE Kalb 2020+
       4.     Punktesystem und Erläuterungen

      Anhang 1 - 2

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1. Einleitung
Das Spannungsfeld Antibiotika und resistente Bakterien ist überall, aber auch in der Tierhal-
tung vorhanden. Mastkälber sind die Tiergattung mit dem grössten Antibiotikaverbrauch!
Deshalb hat IP-SUISSE, mit Unterstützung der Migros bereits zwei Studien mit der Vetsuisse-
Fakultät der Universität Bern mitgetragen und mitfinanziert. Jedes Tier kann krank und muss
behandelt werden, aber: Es ist erwiesen, dass die Kälber sehr sensibel und die Erkrankungs-
gründe sehr komplex sind. Und man weiss nun, dass wichtige Kälberkrankheiten durch:

- die Haltung und Fütterung auf dem Geburtsbetrieb
- die Tränkerbeschaffung
- den Transport
- die Fütterung im Mastbetrieb
- das Stallklima usw.

beeinflusst werden können.

Heutige Mast-Systeme sind eher wirtschaftlich ausgerichtet und nicht sehr förderlich für die
Gesundheit der Kälber. IP-SUISSE ist der Meinung, dass nun die Versuchsresultate in die Pra-
xis überführt werden müssen. Es gilt, die Erfahrungen und Inputs der Versuche und Wissen-
schaft zusammenzufassen und umzusetzen:

1) Information der Produzenten über Massnahmen zur Verbesserung der Kälbergesundheit.
2) Rating der IP-SUISSE Kalbmäster bezüglich Gesundheitsmanagement

 IP-SUISSE Kälbermast 2020+ in Zusammenarbeit mit der Vetsuisse-Fakultät der
  Universität Bern
 IP-SUISSE Kälbermast 2020+ strebt eine Verbesserung der Tiergesundheit und
  Verminderung des Antibiotikaeinsatzes an!

Das Punkteprogramm soll somit die kritischen Punkte aufzeigen und die Züchter, Mäster,
Händler und Abnehmer motivieren, möglichst viele Massnahmen umzusetzen, damit die Käl-
ber gesund bleiben und so weniger Medikamente eingesetzt werden müssen.

Weitere Unterstützung zu diesem Thema ist zu finden unter:
Strategie Antibiotikaresistenzen                                        www.star.admin.ch
Schweizer Kälbergesundheitsdienst www.kgd-ssv.ch

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2. Umsetzung
Das Punktesystem IP-SUISSE Kälbermast 2020+kann als Ist-Situation ausgefüllt werden. Von
„gesunder“ Kälbermast kann nach heutigem Wissenstand und nach den Erfahrungen aus den
wissenschaftlichen Versuchen bei einem Mindestindex von 6 Punkten gesprochen werden.
Diverse Massnahmen dienen erwiesenermassen der Gesundheitsförderung bzw. Verminde-
rung einer Ansteckung. Werden diese umgesetzt, wird man durch zusätzliche Punkte be-
lohnt. Der IP-SUISSE Mäster sucht nun Massnahmen, die im seinem Betreib umgesetzt wer-
den können. Wird der Mindestindex nicht erreicht, müssen zusätzliche Massnahmen abge-
klärt und umgesetzt werden, damit der Mindestindex erfüllt werden kann.

Punktesystem IP-SUISSE Kälbermast 2020+

Betriebszweig Kälbermast

Hier wird die Kälbermastsituation des Vorjahres erfasst. Die Anzahl Mastkälber sowie die ei-
genen Kälber sind einzutragen. Dabei wird der Anteil der eignen Mastkälber ausgerechnet
und gegebenenfalls mit Punkten belohnt.

Haltungs- und Fütterungsregime der eignen Tränker

Diverse Massnahmen beim Zuchtbetriebe stärken das Immunsystem der Kälber (analog Ge-
sundheitstränker), wie z.B. rasche, regelmässige und ausreichende Kolostrumverabreichung
sowie Verabreichung von Eisen und Selen.

Kälber als Tränker zugekauft

Zugekaufte Tränker bergen ein Risiko, insbesondere wenn die Tiere lang transportiert wer-
den, aus diversen, „fremden“ Ställen kommen und unterwegs mit vielen Tieren Kontakt hat-
ten. Somit spielt der „geordnete“ Zukauf und Transport eine wichtige Rolle, sowie die Über-
wachung, Trennung bei der Ankunft usw. Die "Gesundheitstränker" sind ebenfalls eine Mög-
lichkeit. Optimaler Zukauf verringert das Risiko einer Erkrankung und macht die Einstallmedi-
zinierung überflüssig.

Maststall

Gesundheitsförderliche Massnahmen werden ebenfalls belohnt. Kleine Gruppen, gute Hygi-
ene, gute Lüftung ohne Zugluft usw. sind förderlich. Das System „Freiluftkalb“2 erhält die
volle Punktezahl.

3. Einführung IP-SUISSE Kälbermast 2020+ (provisorisch)

31.12.2020: Bis Ende 2019 haben alle Kälbermäster das Punktesystem auszufüllen.
Ab 1.1.2023 ist der Mindestindex zu erreichen.
Mindestindex IP-SUISSE Kalb 2020+: 6-8 Punkte.

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4. Punktesystem und Erläuterungen
  Pos.

         Betriebszweig Kälbermast                                         Bemerkungen
   1     Anzahl Mastkälber / Jahr                                         Anzahl eingestallter Kälber im Vorjahr
   2     Mastplätze                                                       Nichts eingeben: Errechnet Anzahl Mastplätze
   3     Anzahl eigene Mastkälber / Jahr                                  Anzahl eigene Mastkälber aus Milchviehhaltung im Vorjahr
         Anzahl zugekaufte Mastkälber /                                   Nichts eingeben: Errechnet zugekaufte Kälber
   4
         Jahr
   5     % eigene Mastkälber / Jahr                                       Nichts eingeben: Errechnet % eigene Kälber
   6     % zugekaufte Mastkälber / Jahr                                   Nichts eingeben: Errechnet % zugekaufte Kälber
         Bonus nur eigene Kälber gemäs-                                   Nichts eingeben: Errechnet aus eigenen und zugekauften Kälber.
   7
         tet                                                              Eigene Kälber haben gesundheitliche Vorteile
   8     Haltungs- und Fütterungsregime der eigenen Mastkälber
                                                                          Kolostrum rasch und genug geben, Antikörper von Mutter aufs
                                                                          Jungtier fördern Abwehrkräfte. Gutes Kolostrum hat einen mini-
         Kolostrumgaben 2 x innert 6 h                                    malen Gehalt an IgG-Antikörper von 50 g/l. Mindestens 2 Liter in-
   9
         nach Geburt                                                      nerhalb der ersten 2 Stunden geben, danach weitere 2 Liter bis 6
                                                                          Stunden nach Geburt. Idealerweise innerhalb der ersten 24 Le-
                                                                          bensstunden noch einmal 2 x 2 Liter.
                                                                          Genug Kolostrum geben, Antikörper von Mutter aufs Jungtier för-
                                                                          dern Abwehrkräfte. Mindestens 2 Liter innerhalb der ersten 2
  10 Kolostrummenge ≥ 2 l / Mahlzeit                                      Stunden geben, danach weitere 2 Liter bis 6 Stunden nach Geburt.
                                                                          Idealerweise innerhalb der ersten 24 Lebensstunden noch einmal
                                                                          2 x 2 Liter.
     1.+2. Tag nach Geburt: 3 x Mut-                                      Kolostrum hat eine lokale schützende Wirkung gegen Durchfaller-
  11
     termilch bis Sättigung                                               reger im Darm
     Ab 3. Tag nach Geburt: immer                                         Regelmässige Aufnahmen von kleinen Mengen begünstigt die Ge-
     Milch zur freien Verfügung ab                                        sundheit. Das Risiko einer Überfüllung vom Labmagen wird ver-
  12
     Automat oder mind. 3 x Milch                                         hindert.
     mit Eimer
                                                                          Milch kann wenig Selen enthalten. Für eine ideale Versorgung der
         3.-5. Tag nach Geburt: Selenver-
  13                                                                      Kälber und der Kühe (auch schon während der Trächtigkeit) fragen
         sorgung
                                                                          Sie Ihren Tierarzt.
         3.-5. Tag nach Geburt: Eisenver-                                 Milch kann wenig Eisen enthalten. Für eine ideale Versorgung der
  14
         sorgung                                                          Kälber und der Kühe fragen Sie Ihren Tierarzt.
                                                                          Erhöht die Abwehr gegen Erreger von Lungenentzündungen. Fra-
  15 7.-10. Tag: Intranasale Impfung
                                                                          gen Sie Ihren Tierarzt.
  16 Total Punkte für eigene Kälber

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Kälber als Tränke zugekauft
 17 Einkaufsalter mind. 5 Wochen       Je älter, desto robuster sind die Kälber.
    Privater Zukauf vom Züchter (ohne Kälbermanagement vom Geburtsbetrieb und bekannt.
 18
    Zwischenhändler)
                                       Kein Kontakt mit anderen Tieren auf dem Transport. Optimal da-
    Direkter Transport vom Züchter
 19                                    nach ist eine Quarantäne. Transport mehrerer Tiere gleichzeitig
    (ohne Kontakt mit anderen Tieren)
                                       erlaubt, falls vom gleichen Herkunftsbetrieb.
 20 Transport < 30 Minuten             Transportstress minimiert.
    Immer von den gleichen Züchtern Fördert den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses bezüglich Käl-
 21
    (≤3 Geburtsbetriebe/10 Kälber)     bergesundheit.
                                       Keine offensichtlich kranken Tiere in den eigenen Bestand ein-
                                       schleppen. Diese starten schlecht in die Mast und stecken die
    Untersuchung bei Ankunft, Abwei-
 22                                    anderen an. Werden dennoch kranke Kälber eingestallt, müssen
    sen/ Trennen kranker Kälber
                                       sie abgesondert und behandelt werden, bevor sie in die Mast
                                       kommen. Fragen Sie Ihren Tierarzt.
                                       Minimierung der Übertragung von Keimen. Ausläufe der Iglus
    3 wöchige Quarantäne in Einzeliglu mit mind. 1 m Abstand zueinander. Kranke Tiere werden eher
 23
    nach Ankunft                       erkannt und können einzeln behandelt werden bevor sie in die
                                       Mastgruppe kommen.
                                       Nur die Tiere, die im gleichen Transportfahrzeugangeliefert wer-
    3 wöchige Quarantäne in Gruppen den, haben in der Gruppenquarantäne Kontakt zueinander. Min-
 24
    nach Ankunft                       destens ein Meter Abstand zur nächsten Bucht. Optimal ist Qua-
                                       rantäne im Gruppeniglu im Freien.
    Intranasale Impfung 2 Wochen vor Siehe Anhang 1, Punkt 1
 25
    Transport
 26 Intranasale Impfung bei Ankunft    Siehe Anhang 1, Punkt 1
                                       Vorgaben „Gesundheitstränker“ auf dem Geburtsbetrieb umge-
 27 Gesundheitstränker
                                       setzt
 28           Total Punkte für zugekaufte Kälber

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Situation Maststall
 29 System Freiluftkalb                                                      Volle Punktzahl, siehe Anhang 1, Punkt 2
    Aussenklimastall in Anlehnung an                                         Siehe Anhang 1, Punkt 3
 30
    Freiluftkalb
    Keine Einstallungsmedizinierung                                          Bei optimalem Einstallmanagement, wenn keine Gruppenbe-
 31 mit Antibiotika (Metaphylaxe)                                            handlung geplant werden muss.
    durchgeführt
                                            Verbesserte Beobachtung möglich, weniger Krankheitsdruck,
         Haltung in kleinen Gruppen (bis 10
 32                                         weniger Stress. Optimal sind dazu noch geringe Gewichtsunter-
         Kälber)
                                            schiede zwischen den Kälbern.
         Gute Stallhygiene (viel saubere    Nach Guter Landwirtschaftlicher Praxis und IP-SUISSE Richtlinien
 33
         Einstreu, nicht feucht, …)
                                            Bei Problembetrieben (mit nachgewiesener Kokzidiose und/oder
         Reinigung und Desinfektion der
 34                                         Kryptosporidiose) Desinfektionsmittel verwenden, das ein ent-
         Buchten/Iglus nach jeder Gruppe
                                            sprechendes Mittel (Kresol) enthält. Fragen Sie Ihren Tierarzt.
         Kein geteilter Luftraum mit ande- Krankheitserreger können im gleichen Raum über die Luft zwi-
 35
         ren Gruppen oder Tieren            schen Tieren verschiedener Gruppen übertragen werden.
                                            Frische Luft soll zuerst bei den jüngeren, anfälligeren Tieren ins
         Luftbewegung von jüngeren zu äl- Gebäude einströmen und nicht umgekehrt. Das Ziel ist, dass der
 36
         teren Kälbern/Tieren               Übertrag von Keimen von älteren zu jüngeren Tieren vermindert
                                            wird.
                                            Ammoniak und andere Gase machen die Kälber anfälliger für
 37      Gute Lüftung ohne Luftzug          Lungenentzündungen, frische Luft ist wichtig, aber ohne Durch-
                                            zug.
 38      Windschutz an Auslauftüren         Verhindert Durchzug.
                                            Kälberdecke bei jungen Kälbern (bis 2 Wochen) und tiefen Tem-
 39      Kälberdecke bei kaltem Wetter
                                            peraturen empfehlenswert.
         Einsatz von Alterntivmedizin       Regelmässige Anwendung von Alternativmedizin
 40
         (Phyto- und Homöpathie)
 41      Total Punkte für Stallfaktoren

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Anhang 1
1
    Anmerkung zur Impfung

Die Impfung auf dem Geburtsbetrieb ist der Impfung bei Ankunft auf dem Mastbetrieb vorzuziehen
(erste Wahl)
Das Kalb hat so bei Ankunft auf dem Mastbetrieb schon einen Impfschutz
Die Impfung bei Ankunft auf dem Mastbetrieb ist weniger gut geeignet (zweite Wahl), aber immer
noch besser als keine Impfung

2
    Freiluftkalb-Implementierung beinhaltet:

Kolostrummanagement nach Lehrbuch
Heu- und Wasserversorgung nach Tierschutzgesetz
Zukauf aller Tränker mit eigenem Anhänger ohne Kontakt von Tieren verschiedener Betriebe vor
Gruppenphase
Einstallung der zugekauften Tränker nach Abladen direkt in Einzeliglu, danach gleichzeitige Umstal-
lung aller Kälber mit den am Betrieb geborenen Kälbern in Gruppe
Transportdauer kürzer als 30 min
Impfung aller eigenen Tiere in Lebenswoche 2
Impfung aller zugekauften Tiere spätestens am Zukaufstag
Einzelhaltung aller Tiere in Iglus mit Auslauf für min 3 Wochen direkt vor Gruppenphase
Gruppenzusammensetzung aller Mitglieder auf ein Mal
Beibehaltung der Gruppenzusammensetzung bis Schlachtung des letzten Tieres
Haltung in Gruppeniglu mit gedecktem Auslauf und min 30 cm hohem Strohbett
Stroh muss allzeit trocken sein (Isolationswirkung, Hygiene)
Dachhöhe mindestens 2.5m inkl. Isolation oder Antitropf-Beschichtung
bautechnische Details:
Abstand aller Ausläufe grösser als 1 Meter (Definition getrennter Luftraum)
                                                                                    2
Grundfläche Einzeliglu und Auslauf min 3.5 m / Kalb
                                                                                    2
Grundfläche Gruppeniglu (Behausung) 1.5 m /Kalb
                                                                         2
Grundfläche Gruppeniglu (Auslauf) 3.5m /Kalb

3
 Aussenklimastall in Anlehnung an Freiluftkalb
Kein Zugang zum herkömmlichen Stallgebäude
Gruppeniglu als Wind- und Wetterschutz
Freibereich vollständig gedeckt und eingestreut (mind. 30 cm hoher Strohbett)
Freibereich maximal an einer Seite angrenzend an Gebäude, Silogebäude oder Lagerplatz von Silo
(o.ä.)

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Anhang 2

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