Jahresrückblick 2017 / Ausblick 2018 - Centrum Judaicum
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Jahresrückblick 2017 / Ausblick 2018 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Centrum Judaicum, gemeinsam mit Ihnen wollen wir auf das Jahr 2017 bei der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zurückblicken. Noch bis zum Juli 2017 zeigte das Centrum Judaicum sehr erfolgreich die Ausstellung „Berlin lebt auf!“ Die Fotojournalistin Eva Kemlein (1908-2004). Eva Kemlein war die Chronistin des Berliner Nachkriegs- und Theaterlebens. Als Bildjournalistin der Berliner Zeitung, deren erste Ausgabe 1945 die Überschrift „Berlin lebt auf!“ trug, prägten Eva Kemleins Bilder das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Sie selbst hatte die Zeit des Nationalsozialismus als Jüdin versteckt überstanden. 1950 dokumentierte sie das Berliner Stadtschloss vor seiner Sprengung. Die Ausstellung entstand in Ko- operation mit dem Stadtmuseum Berlin, das wiederum das Centrum Judaicum einlud, sich an der Erarbeitung von deren Ausstellung Berlin 1937 Im Schatten von Morgen zu beteiligen, die noch bis zum 25. Februar 2018 im Stadtmuseum zu sehen sein wird. Schwarzmarkt Berlin, Sommer 1945, Eva Kemlein (c) Stiftung Stadtmuseum Berlin Ebenso ein großes Medienecho hatte die Ausstellung #Babel 21. Migration und jüdische Gemeinschaft, zu sehen vom 13. September bis Ende Oktober. Darin widmeten wir uns unter anderem der Frage, inwieweit von einem „neuen Judentum in Deutschland“ zu sprechen ist. Die Ausstellung des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks warf die Grundthemen jüdischer und universaler Existenz auf: Familie, Heimat, Tradierung, Zugehörigkeit, Religion, Migration – gleichzeitig Themen, die das Deutschland und Europa von heute gewaltig umtreiben. Zwölf junge Menschen mit internationalen Migrationsbiographien reflektierten über ihr jüdisches Selbstverständ- nis in Deutschland. Die Ausstellung zeigte nicht die eine Antwort auf den Umgang mit all diesen Fragen. Gerade daher liegt ihr eine Kernaussage zugrunde: das klare Bekenntnis zur Vielfalt auch innerhalb eines Kollektivs und das Begreifen von Mehrfach-Identitäten als positive Bereicherung.
Auch unsere Veranstaltungen hatten als einen Schwerpunkt das Heute und die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Um die Gelegenheit zu bieten, ins Gespräch zu kommen, haben wir dieses Jahr für unsere Ausstellungen Begleitveranstaltungen und Kuratorenführungen angeboten, was wir verstärkt fortführen werden. Einige Beispiele von weiteren Veranstaltungen mit jeweils diversen Kooperationspartnern: Als ein neues Format probierten wir im Mai eine israelisch inspirierte „Laila Lawan“ in Form eines Abends/einer Nacht des Lernens und Sich- Treffens aus, und baten jüdische Gruppierungen Berlins, Lern- und Leseeinheiten anzubieten. Fotos(c) Anna Fischer , Foto(c)Stiftung Denkmal (1.Reihe, Bild 2 v. links), Fotos (c)Szloma-Albam Stiftung (2.Reihe Bild 2 v.links, 3. Reihe Bild 1 v.links) Berliner jüdischen Dichterinnen widmeten wir uns im Januar mit einem literarisch- musikalischen Abend zu der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs und im Juni mit einem Theaterstück über das Leben der Lyrikerin Gertrud Kolmar. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Große Saal bei dem Zeitzeugengespräch mit Leon ‚Henry‘
Schwarzbaum, das Anne Will im November führte. Leon Schwarzbaum überlebte Auschwitz, Buchenwald, Haselhorst in Berlin-Siemensstadt, Sachsenhausen und den Todesmarsch und lebt heute 96jährig in Berlin. Erstmalig boten wir dieses Jahr Lesungen für Kinder und Jugendliche an. So las Hannah Herzsprung im Mai die Geschichte eines Mädchens vor, das eineinhalb Jahre versteckt in einem Fass überlebte. Mit der 83jährigen, die heute in Israel lebt, konnten die Kinder per Skype sprechen. Im April gab es ein besonderes Jubiläum zu feiern: die 200. Ausgabe der Reihe „Jüdische Miniaturen“, herausgegeben von Hermann Simon, Gründungsdirektor des Centrum Judaicum. Das Jahr 2017 war ansonsten stark geprägt von den Arbeiten an einer neu konzipierten Dauerausstellung; dies wird auch in den nächsten Monaten der Fokus unserer Arbeit sein. Die seit fast 23 Jahren bestehende Dauerausstellung haben wir im November geschlossen. Bis zur Neueröffnung im Frühjahr wird vor den Portalen noch die Open-Air-Ausstellung „mittenmang & tolerant” über die 150jähige Geschichte der Neuen Synagoge zu sehen sein. Unser Archiv umfasst einen großen Teil Wir wollen sukzessive die Findbücher der der Bestände des ehemaligen Gesamt- Archivbestände online stellen. Auch archivs der deutschen Juden und zählt zu unser Bildarchiv verfügt über bedeutende den international bedeutendsten Archiven Aufnahmen. In diesem Jahr stellte es zur Geschichte des deutschen Judentums. beispielsweise für das Projekt der In diesem Jahr beantworteten unsere Deutschen Bahn Zeitreisen auf Archivmitarbeiter über 1.000 Anfragen unterirdischen Bahnhöfen entlang der von Wissenschaftlern, Familienforschern Linie S1 historische Fotos zur Verfügung, und Gedenkprojekten und betreuten ca. die nun im S-Bahnhof Oranienburger 140 Benutzer. Darüber hinaus haben wir Straße die Bedeutung der Neuen in diesem Jahr Vorarbeiten für ein Synagoge in der Spandauer Vorstadt zentrales Projekt unseres Archivs hervorheben. durchgeführt: Fotos (c)Anna Fischer Seit Ende 2011 untersuchen wir im Rahmen eines Provenienzforschungsprojekts unseren Bibliotheksbestand auf NS-Raubgut, und zwar als Kooperationspartner eines stetig anwachsenden Verbunds verschiedener Einrichtungen in Deutschland. Im Jahr 2017 konnten wir 506 Exemplare bearbeiten und in die kooperative Datenbank Looted Cultural Assets einpflegen sowie 62 Bücher restituieren. Ein besonderes Ereignis
stellte die Restitution von sechs Büchern aus dem ehemaligen Bestand des Jüdisch- Theologischen Seminars Fraenckel'sche Stiftung (Breslau) dar. Weitere Rückgaben erfolgten an Privatpersonen in Deutschland, Israel und den USA, darunter ein Gebetbuch aus dem Jahr 1908 von Shabtai Rosenne (1917-2010), einem prominenten israelischen Juristen und Diplomaten, an dessen Sohn. Einige Beispiele von unseren Vorhaben in 2018: Am 22. Januar findet im Rahmen der Internationalen Tage Jüdischer Musik die Ver- anstaltung „Das Schicksal deutscher Juden im Zeichen der Globalisierung“ als moderierte Lesung und Gespräch mit Prof. Alfred Grosser und Dr. Manfred Osten statt. Die Veranstaltung wird durch das Diplomatische Streichquartett Berlin musikalisch begleitet. Am 7. Juni eröffnen wir die Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938 über die Massenausweisung Berliner Juden polnischer Staatsangehörigkeit. Die Ausstellung erfolgt auf Initiative von und in Kooperation mit dem Aktiven Museum und der Freien Universität Berlin. Am 8. Oktober eröffnen wir – dies auch im Rahmen von Aktivitäten zu 70 Jahre Israel - die Ausstellung Palestine People – Die israelische Künstlerin Gabriella Rosenthal (1919-1975). Über die Neueröffnung unserer Dauerausstellung werden wir Sie rechtzeitig informieren. Bis dahin bieten wir Führungen in der Umgebung der Neuen Synagoge an. Annähernd 90.000 Menschen haben im Jahr 2017 unsere Ausstellungen besucht und an unseren Veranstaltungen teil- genommen. Herzlichen Dank für Ihr Interesse an uns und Ihre Unterstützung unserer Arbeit. Ebenso bedanken wir uns bei unseren Kooperationspartnern. Ohne Förderung würde es uns und unsere Arbeit nicht geben. Besonderer Dank gilt dem Land Berlin, das in diesem Jahr seinen Zuschuss erhöht hat, so dass wir nun eine tragfähigere Grundlage haben. Foto(c) Henry Lucke Mit den besten Wünschen für das vor uns liegende Jahr Anja Siegemund und das Team der Stiftung Neue Synagoge Berlin– Centrum Judaicum Weiter stehen uns viele Vorhaben und Herausforderungen bevor; dafür sind wir auf Spenden angewiesen. Nähere Informationen erhalten Sie hier: Spenden Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf folgendes Konto: Stiftung Neue Synagoge Berlin IBAN DE06 1007 0848 0525 5815 00 BIC DEUT DE DB 110 Für Fragen stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung: +49 (0)30 880 28 451 und/oder spenden@centrumjudaicum.de
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