Jede/-r hat Begabung! - Praktische Impulse für eine talent- und stärkenorientierte (Mittel-)Schule - TAFF Bayern

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Jede/-r hat Begabung! - Praktische Impulse für eine talent- und stärkenorientierte (Mittel-)Schule - TAFF Bayern
Katrin Valentin, Marina Quiner, Thomas Eberle

Jede/-r hat Begabung!
Praktische Impulse für eine talent- und stärkenorientierte (Mittel-)Schule

                                                Schulversuch
Jede/-r hat Begabung! - Praktische Impulse für eine talent- und stärkenorientierte (Mittel-)Schule - TAFF Bayern
Die hier vorliegende Handreichung stellt Erkenntnisse über
    Begabungsförderung zur Verfügung und gibt pädagogi-
    sche und konzeptionelle Hinweise zu Begabungsförde-
    rung. Sie entstand anlässlich der Aufbereitung von Mate-
2   rialien, die im Zuge des TAFF-Schulversuchs gemeinsam
    mit Lehrkräften entwickelt wurden. Verantwortlich für den
    Inhalt sind die Autor/-innen.                                         Impressum

    Die Materialien durchliefen einen Prozess des Auspro-                 Valentin, Katrin / Quiner, Marina / Eberle, Thomas: Jede/-r
    bierens und der Weiterentwicklung, nicht jedoch einer                 hat Begabung! Praktische Impulse für eine talent- und
    wissenschaftlichen Evaluation. Eine wissenschaftliche                 stärkenorientierte (Mittel-)Schule.
    Evaluation erfolgte über den Gesamtschulversuch TAFF
    und wird gesondert publiziert.                                        Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
                                                                          Lehrstuhl für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt
                                                                          Schulentwicklungsforschung und Experiential Learning
                                                                          Regensburger Straße 160
                                                                          90478 Nürnberg
    Folgende Schulen haben bei dem TAFF-Schulversuch und
    damit an der Entwicklung dieser Handreichung mitgewirkt:              Satz und Layout: Andrea Förster, Referat für Marketing der
    Mittelschule Wolfratshausen, Mittelschule Wolfratshausen-             Universität Erlangen-Nürnberg
    Waldram, Mittelschule Geretsried, Mittelschule Königsdorf,
    Mittelschule an der Guardinistraße, Mittelschule an der
    Blumenauer Straße, Mittelschule an der Simmernstraße,                 Fotos: Die Fotos in dieser Handreichung (wenn nicht an-
    Mittelschule an der Situlistraße, Pfalzgraf-Friedrich-Mittel-         ders ausgewiesen) stammen von der Mittelschule Kirchen-
    schule Vohenstrauß, Zottbachtal-Mittelschule Pleystein,               lamitz, der Mittelschule Geretsried und der Zottbachtal-
    Mittelschule Neunburg vorm Wald, Dr.-Franz-Bogner-                    Mittelschule Pleystein.
    Mittelschule Selb, Mittelschule Kirchenlamitz, Mittelschule
    Baunach, Mittelschule Zapfendorf, Uli-Wieland-Mittelschule            Grafiken im Original: ©PantherMedia.net, bearbeitet von:
    Vöhringen, Werner-Ziegler-Mittelschule Senden, Leonhard-              Andrea Förster/FAU
    Wagner-Mittelschule Schwabmünchen, Mittelschule                       Außer:
    Untermeitingen, Mittelschule Kempten (Allgäu) auf dem                 Zeichnung S. 67: Wolfgang Steinmeyer
    Lindenberg, Robert-Schuman-Mittelschule Sankt Mang,                   Zeichnungen S. 12, 13, 40, 48: Katrin Valentin
    Albrecht-Dürer-Mittelschule Haßfurt, Dreiberg-Schule                  Grafiken S. 15 re. oben, S. 48 u. li.: Andrea Förster
    Knetzgau, Johann-Peter-Wagner-Mittelschule Theres.                    Grafiken S.18 u., 23 u., 28 u., 41 u.: Elif Göksu, bearbeitet
                                                                          von Andrea Förster

    Diese Handreichung steht auf der Seite www.mspaed.de kostenlos zum Download zur Verfügung.
    Der Schulversuch TAFF (Talente finden und fördern an der Mittelschule) wurde von der Stiftung Bildungspakt Bayern mit der
    freundlichen Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus durchgeführt.
    Nürnberg 2020

                                        Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
Jede/-r hat Begabung! - Praktische Impulse für eine talent- und stärkenorientierte (Mittel-)Schule - TAFF Bayern
Inhaltsverzeichnis

                  TAFF – der Schulversuch ............................................................................................................................ 4
TAFF

                  Beispiele für Maßnahmen ............................................................................................................................ 5
                  Der positive Blick auf Schüler/-innen .......................................................................................................... 8

                  Was ist Begabung? ................................................................................................................................... 11
Grundlagen

                  Was ist Hochbegabung? ........................................................................................................................... 18
                  Finden und Fördern von Begabung .......................................................................................................... 20
                  Konzeptentwicklung .................................................................................................................................. 24
Vorgehensweisen

                  Dialogische Reflexion ................................................................................................................................ 28
                  Schriftlich Begabungen finden .................................................................................................................. 30
                  Feedback ................................................................................................................................................... 38
                  Weitergabe ins Kollegium .......................................................................................................................... 41
                  Zusammenarbeit mit Eltern ....................................................................................................................... 44
Nachhaltigkeit

                  Qualitätsentwicklung durch Dokumentation ............................................................................................. 46
                  Qualitative Selbstevaluation ...................................................................................................................... 48
                  Quantitative Selbstevaluation .................................................................................................................... 50             3
Beobachtung

                  Wie setze ich Beobachtungbögen ein? ..................................................................................................... 53
                  Wie passe ich Beobachtungsbögen an? ................................................................................................... 54
                  Selbstbeobachtung von Begabung ........................................................................................................... 55

Ausgewählte Literatur ............................................................................................................................................ 67

Und hier finden Sie Vorlagen:

Vorlage 1: Fabel: Zoobesuch der kleinen Maus ........ 15                                       Vorlage 10: Beobachtungsbogen (blanco) ................ 56
Vorlage 2: Tierabbildungen ........................................ 16                         Vorlage 11: Selbstbeobachtungsbogen (blanco) ...... 57
Vorlage 3: Talente und Stärken wie die Tiere ............ 17                                   Vorlage 12: Beobachtungsbogen Technik ................. 58
Vorlage 4: Schüler-Befragung: Begabung I ............... 33                                    Vorlage 13: Beobachtungsbogen PCB ..................... 59
Vorlage 5: Steckbrief Talente ..................................... 34                         Vorlage 14: Beobachtungsbogen Geometrie ............ 60
Vorlage 6: Schüler-Befragung: Begabung II .............. 35                                    Vorlage 15: Beobachtungsbogen Computernutzung .61
Vorlage 7: Jeder Mensch hat Stärken ....................... 36                                 Vorlage 16: Beobachtungsbogen Schreinern ............ 62
Vorlage 8: Elternbefragung ........................................ 37                         Vorlage 17: Beobachtungsbogen Fußball ................. 63
Voralge 9: Evaluationsbogen für Maßnahme ............. 51                                      Vorlage 18: Beobachtungsbogen Kunst .................... 64
                                                                                               Vorlage 19: Beobachtungsbogen Theater ................. 65
                                                                                               Vorlage 20: Selbstbeobachtungsbogen Theater ....... 66

                                                         Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> TAFF – der Schulversuch
    TAFF steht für „Talente finden und fördern an der Mittel-          Der Schulver-
    schule“. Im Schulversuch TAFF ging es darum, die Schü-             such TAFF
    lerinnen und Schüler mit ihren Begabungen, Talenten                verfolgte
    und Stärken wahrzunehmen. Über einen Zeitraum von                  den Ansatz,
                            vier Jahren entwickelten 24 Mo-            es allen
                              dellschulen hierzu sehr unter-           Schülerinnen
                               schiedliche Vorgehensweisen,            und Schülern
                                Projekte und Förderwege. In            zu ermöglichen, ihre
                                 der vorliegenden Handrei-             Stärken zu erkennen und weiterzuentwickeln.
                                  chung finden Sie zahlreiche
                                   Materialien, die hierbei ent-       TAFF setzte somit an den individuellen Stärken an. Da-
                                    wickelt wurden.                    bei war es nicht nur Ziel, diese weiterzuentwickeln. Viel-
                                                                       mehr erwarteten die Lehrkräfte auch, dass Schülerinnen
                                      Ab Beginn des Schul-             und Schüler, die im Rahmen von TAFF-Maßnahmen Kom-
                                       jahres 2015/16 führte           petenz- und Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, im
                                         die Stiftung Bildungs-        Hinblick auf ihre persönliche Entwicklung profitieren. Bei
                                          pakt Bayern das Pro-         diesen Maßnahmen handelte es sich um sehr unterschied-
                                           jekt „TAFF – Talente        liche Umsetzungsformen: das konnte eine Arbeitsgemein-
                                            finden und fördern         schaft, Regelunterricht, eine Werkstatt oder ein Projekt sein
                                         an der Mittelschule“          — jeweils mit dem Schwerpunkt der Begabungsförderung
                                 als Schulversuch durch. Pro-          bzw. Stärkenorientierung. Insgesamt nahmen 24 Schulen
4                        jektkoordinatorin war zunächst Funda          an dem Projekt teil, an zehn Schulverbünden und zwei
                Demir und dann Nicole Bräunl-Mayer, beide              eigenständigen Mittelschulen. Teams von Lehrkräften,
        abgeordnete Mittelschullehrerinnen. Ralf Kaulfuß war           externen Fachkräften und Schulleiterinnen und
    als Leiter der Stiftung Bildungspakt Bayern die gesamte            Schulleitern entwi-
    Zeit über mit dem Projekt betraut. Die Stiftung war nicht          ckelten sehr unter-
    nur für die Gesamtorganisation des Schulversuchs zu-               schiedliche Ansätze
    ständig, sondern erstellte gemeinsam mit den Schulen               und wurden dabei
    eine Dokumentation des Modellprojektes. Der Versuch                durch Fortbildungs-
    richtete sich an die Jahrgangsstufen 6 bis 9, doch wur-            maßnahmen und
    den auch 5. Klassen berücksichtigt. Er hatte die gezielte          Erfahrungsaustausch
    Förderung von Talenten von Mittelschülerinnen und Mit-             unterstützt. Die Viel-
    telschülern, die durch bestehende Angebote noch nicht              falt war immens: Es
    hinreichend angesprochen wurden, zum Kernanliegen.                 gab Lauftrainings,
    Schwerpunkte lagen dabei auf der Berufsorientierung und            Theatergruppen,
                                         der Weiterentwicklung         Mathewerkstät-
                                               des Schulprofils.       ten, Technik-AGs,
                                                                       Pausenverkäu-
                                               Im Schulver-            fe, Deutsch als
                                                such   wur-            Zweitsprache,
                                                den jedoch             Chöre, Talent-
                                               überwiegend             shows, Eislaufen,
                                             nicht    Talen-           Robotik, Schüler-
                                          te im Sinne von              sprechstunden und
                                    Hochbegabung                       vieles mehr.
    gesucht, dem traditionellen Forschungsgebiet von Ta-
    lentförderung, sondern vor allem die Stärken von Heran-
    wachsenden herausgearbeitet und gefördert:

                                       Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> Beispiele für Maßnahmen

Eine große Vielfalt an Möglichkeiten:

  Im Fach „Technik“ wurde an einer Schule im Rah-                   Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Titel
  men von TAFF ein Lochwandspiel hergestellt. Dabei                 „Erziehung und Pflege“ wurde mit drei verschiede-
  waren die Schülerinnen und Schüler in die organisa-               nen außerschulischen Kooperationspartnern zusam-
  torische Vorarbeit genauso eingebunden wie in die                 mengearbeitet. Dabei wurden ein Kindergarten, eine
  Materialbeschaffung und -bearbeitung. In einem Re-                Hebamme und ein Seniorenheim mit einbezogen. Die
  flexionsbogen am Ende der Maßnahme konnten sie                    Schülerinnen und Schüler führten verschiedene Sit-
  ihre eigenen Stärken einschätzen.                                 zungen mit den Kooperationspartnern durch. Dabei
                                                                    backten sie unter anderem gemeinsam mit Kinder-
                                                                    gartenkindern Plätzchen. Aber auch eine Bastelar-
                                                                    beit mit den Senioren/-innen aus dem Heim wurde
                                                                    durchgeführt. In ausführlichen Gesprächen wurde
                                                                    das eigene Tun reflektiert und auf mögliche Bega-
                                                                    bungen und Stärken der Schülerinnen und Schüler
                                                                    eingegangen.

                                                                                                                         5
  Auch im Bereich der ästhetischen Bildung wurden zahlreiche TAFF-Maßnahmen durchgeführt. Beispielsweise wur-
  de eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Themenschwerpunkt „Songwriting“ angeboten, bei der die Schülerinnen und
  Schüler sowohl Liedtexte verfassten, als auch Melodien dazu komponierten. Zusammengearbeitet hat diese AG
  mit zwei weiteren TAFF-Maßnahmen derselben Schule, die sich dem Fokus „Band“ und „Talentshow“ widmeten.
  Die Schülerinnen und Schüler erhielten nicht nur im Rahmen der Talentshow Rück-
  meldungen zu ihrem Schaffen, sondern thematisierten im Unterricht auch die Frage,
  was überhaupt ein Talent ist.

Zahlreiche Maßnahmen waren auch Teil des Regelunter-
richts. Der Arbeitszusammenhang des Schulversuchs bot
den Lehrkräften nicht nur Anregungen zur Intensivierung
der Begabungsförderung, sondern auch zur Weiterent-
wicklung ihres Unterrichts sowie zur Gestaltung von Lern-
umgebungen, die die bisherigen schulischen Angebote
erweitern und ergänzen. Generell waren die Akteure an
den Schulen jedoch sehr frei, ihre Maßnahmen so zu kon-
zeptionieren, wie es den schulischen Bedingungen und
den fachlichen Schwerpunktsetzungen entsprach. Viele
Schulen arbeiteten auch mit externen Fachkräften zu-
sammen, was den Prozess immens bereicherte.

                                  Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> Beispiele für Maßnahmen

    Der Gesamtprozess wurde intensiv von einem Evaluati-             fragungen, bei denen die Sichtweisen der Lehrkräfte und
    onsteam der Universität Erlangen-Nürnberg begleitet.             der Schülerinnen und Schüler aufgearbeitet wurden. Die
    Hierbei handelte es sich um einen so genannten imple-            Ergebnisse der Forschung wurden auch in eigenen Wer-
    mentierenden Praxisforschungsprozess. Das heißt, die             ken publiziert (siehe „Literatur“). Ziel der Evaluation war
    Ergebnisse der Forschung wurden zeitnah in den Prozess           es nicht nur, Gelingensbedingungen für Begabungsförde-
    des Schulversuchs eingespeist. Unter der Leitung von             rung an der Mittelschule herauszuarbeiten, sondern auch,
    Prof. Dr. Thomas Eberle und Dr. Katrin Valentin erhob das        den Prozess fachlich kritisch zu unterstützen. Es ging also
    Evaluationsteam mit Dr. Marina Quiner und Theresa Zink           nicht nur um die Erforschung, sondern auch um die Wei-
    sowie zahlreichen studentischen Mitarbeitenden jedes             terentwicklung von konzeptionellen Vorgehensweisen.
    Jahr umfangreiche Daten: qualitative und quantitative Be-

    Akteure und Zuständigkeiten

                                                       Stiftung
                                                                                             Evaluationsteam
                  24 Modellschulen                  Bildungspakt                              der Universität
                      in Bayern
                                                       Bayern                            Erlangen-Nürnberg (FAU)

6

                   Entwicklung und
                  Durchführung von                    Konzeption und                          Wissenschaftliche
                  TAFF-Maßnahmen                      organisatorische                         Evaluation des
                                                     Gesamtkoordination                        Schulversuchs

                                                                                         Kritisch-fachliche Reflexion
                  Durchführung von                    Durchführung von
                                                                                         des Prozesses, Mitwirkung
                   Befragungen für                     Tagungen und
                                                                                            an Fortbildungen und
                    die Forschung                      Fortbildungen
                                                                                                   Tagungen
                                                                                                                 Handre
                                                                                                             Jede/-       ichu
                                                                                                                    r hat B ng
                  Mitwirkung bei der                                                                                        egabun
                                                                                               Aufarbeitung von                    g!
                   Entwicklung von                       Erstellen der
                                                                                         Ergebnissen: für die Praxis
                    Materialien und                 Projektdokumentation
                                                                                          und für die Wissenschaft
                bei der Dokumentation

                                     Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> Beispiele für Maßnahmen

Danksagung
Unser großer Dank geht an die Stiftung Bildungspakt
Bayern, namentlich Herrn Ministerialrat Ralf Kaulfuß, Frau
Funda Demir und Frau Nicole Bräunl-Mayer. Sie haben
mit großem persönlichen Engagement das Projekt TAFF
geleitet und diese Handreichung damit ermöglicht.
Wir danken allen beteiligten Lehrkräften und externen
Fachkräften sehr herzlich für ihren großen Einsatz, ihre
Freude am Ausprobieren und ihren Mut, neue Wege zu
gehen.

Besonders erwähnt seien für die Erstellung dieser Hand-
reichung die Lehrerin Claudia Hellinger und die Studen-
tischen Hilfskräfte Désirée Mayr, Elif Göksu und Sabrina
Maschmeier. Unser Dank gilt ihnen und allen anderen, die
an dieser Handreichung mitgewirkt haben: Robert Bauer,
Jens Döhla, Wendelin Dürr, Dominik Frank, Patrizia Gerst-
mann, Kristina Hagn, Christian Hanauer, Markus Harze-
netter, Martina Hechemer, Manuel Krause, Eva Krauß,
Stephan Klumpp, Tobias Lamm, Teresa Lang, Christine                                              7
Markus, Dieter Otto, Birgit Plechinger, Mario Schiegerl-
Höldrich, Christine Schießl, Melanie Wachter, Uwe Wa-
genhäuser, Martina Wasmaier, Ralph Will, Bettina Zenk,
Theresa Zink, Stephan Zwosta.

Ein herzlicher Dank geht nicht zuletzt auch an alle Schulen
und deren Schülerinnen und Schüler, die bei dem TAFF-
Schulversuch teilgenommen haben:

Mittelschule Wolfratshausen, Mittelschule Wolfratshau-
sen-Waldram, Mittelschule Geretsried,         Mittelschu-
le Königsdorf, Mittelschule an der Guardinistraße,
Mittelschule an der Blumenauer Straße, Mittelschule an
der Simmernstraße, Mittelschule an der Situlistraße,
Pfalzgraf-Friedrich-Mittelschule Vohenstrauß, Zottbach-
tal-Mittelschule Pleystein, Mittelschule Neunburg vorm
Wald, Dr.-Franz-Bogner-Mittelschule Selb, Mittelschu-
le Kirchenlamitz, Mittelschule Baunach, Mittelschule
Zapfendorf, Uli-Wieland-Mittelschule Vöhringen, Werner-
Ziegler-Mittelschule Senden, Leonhard-Wagner-Mittel-
schule Schwabmünchen, Mittelschule Untermeitingen,
Mittelschule Kempten (Allgäu) auf dem Lindenberg,
Robert-Schuman-Mittelschule Sankt Mang, Albrecht-
Dürer-Mittelschule Haßfurt, Dreiberg-Schule Knetzgau,
Johann-Peter-Wagner-Mittelschule Theres.

                                   Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> Der positive Blick auf
       Schüler/-innen
    Lehrkräfte haben die Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler zu unterrichten, und das impliziert, dass auch auf Fehler
    hingewiesen werden muss. Damit ist der Umgang mit Schülerinnen und Schülern häufig von Defizitorientierung geprägt.

                                                                                                    „Vom Rotstift zum Grünstift!“
                                                                                                         (TAFF-Lehrkraft)

    Die Rückmeldungen, die Schüler/-innen besonders häufig erhalten, sind das Aufzeigen dessen, was sie NICHT können.
    Studien haben jedoch gezeigt, dass Menschen besser lernen, wenn hervorgekehrt wird, was sie in ihrem Lernprozess
    bereits erreicht haben (Hattie 2009). Die vorliegende Handreichung gibt viele Beispiele dafür, wie man die Stärken und
    das bereits Erreichte im Schulalltag hervorheben kann.
8

      Die Expertiseforschung hat darüber hinaus gezeigt,
      was der wichtigste Faktor für Meisterschaft in einer
      Domäne ist: Es ist tatsächlich das Üben. Nach ca.                 dies immer im Blick behalten werden: Je nachdem
      10.000 Stunden des konzentrierten Übens spricht                   was für eine förderliche Umwelt sie erhalten, ist die
      man z. B. einer Geigerin oder einem Koch Meister-                 Wahrscheinlichkeit höher oder geringer, dass sie ihre
      schaft in einem Gebiet zu. Um dieses Üben zu be-                  Stärken und Talente ausbilden. Auch auf das Sub-
      werkstelligen sind alle drei Aspekte, von denen Bega-             jekt haben Lehrkräfte große Auswirkungen: Die schu-
      bung abhängig ist, relevant: Es ist das Subjekt (z. B.            lischen Rückmeldungen haben starken Einfluss auf
      individuelle Entscheidungen), die Umwelt (z. B. För-              das Selbstverhältnis der Schüler/-innen – in Bezug
      derung) und die Anlagen (genetische Bedingungen).                 auf ihre Selbsteinschätzung, ihr Selbstwertgefühl und
                                                                        die Einschätzung ihrer Begabungen und Möglichkei-
      Festzuhalten ist, dass es nicht einfach nur die                        ten. Die Heranwachsenden in der Entwicklung
      genetische Ausgangslage ist, die zu                                           und Verfolgung ihrer Interessen zu stüt-
      einer Meisterschaft führt! Man den-                                              zen und zu begleiten, bringt nicht nur
      ke an die einarmigen Drummer oder                                                 bessere Lernerfolge mit sich, sondern
      den Schauspieler mit halbseitiger                                                 bereitet unter Umständen auch den
      Gesichtslähmung. Im Umgang mit                                                    Weg dafür, eine echte Leidenschaft zu
      den Schülerinnen und Schülern sollte                                            entwickeln, die sich beruflich oder in der
                                                                                 Lebensgestaltung für das ganze Leben als
                                                                        tragend erweisen kann.

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>> Der positive Blick auf Schüler/-innen

Zu dieser Handreichung

  Die hier vorliegende Handreichung stellt Erkennt-
  nisse über Begabungsförderung zur Verfügung und
  gibt pädagogische und konzeptionelle Hinweise zu
  Begabungsförderung. Sie entstand im Zuge der Auf-
  bereitung von Materialien, die während des TAFF-
  Schulversuchs gemeinsam mit Lehrkräften entwi-
  ckelt wurden. Bei allen Themen arbeiteten Lehrkräfte
  mit, manche stammen eher aus der Feder des Eva-
  luationsteams und manche sind eher Unterlagen
  von beteiligten Lehrerinnen und Lehrern. Alle Mate-
  rialien durchliefen einen Prozess des Ausprobierens
  und häufig der Weiterentwicklung, nicht jedoch einer
  wissenschaftlichen Evaluation. Eine wissenschaftli-
  che Evaluation erfolgte über den Gesamtschulver-
  such TAFF und wird gesondert publiziert.

  Die Materialien dieser Handreichung sollen Inspira-                                                                        9
  tion für das Finden und Fördern von Begabung an
  der (Mittel-)Schule geben. Gerne können sie als Ko-
  piervorlage genutzt oder auch überarbeitet und auf
  die eigene schulische oder unterrichtliche Situation
  zugeschnitten werden. Im ersten Teil befinden sich
  themenbezogene Handreichungen. Im zweiten Teil
  geben wir Ihnen eine ganze Reihe Beispiele für Be-
  obachtungsbögen. Es hat sich im Zuge des Schul-
  versuchs für viele Lehrkräfte gezeigt, dass die syste-
  matische Beobachtung sehr hilfreich ist.

Die Materialien und Anregungen in dieser Handreichung kann man dazu nutzen, einzelne Einheiten im Unterricht mit
dem besonderen Schwerpunkt der Begabungsförderung zu gestalten. Die Fülle an Arbeitshilfen kann aber auch dazu
herangezogen werden, sich zu einer TAFF-Schule zu entwickeln. Dies hätte umfassende Konsequenzen und lässt sich
in folgenden Stichworten zusammenfassen:

  Was bedeutet es, Lehrkraft an einer TAFF-Schule                   Was bedeutet es für die Schulorganisation einer
  zu sein?                                                          TAFF-Schule?

  99
   Differenziertes Feedback geben: Bezug auf                        99
                                                                     TAFF-Maßnahmen sind Teil von Schulentwick-
      einen gelingenden Lernprozess                                     lung: kollegiale Kooperation und Fortbildungen
  99
   Gestaltung von Reflexionsprozessen: Unterstüt-                   99
                                                                     Begabungsförderung bzw. Stärkenorientierung
   zung von positiver Selbstwahrnehmung                                 werden priorisiert: sie sind Teil des Schulprofils
  99
   Konkretisierung im Umgang mit den Schülerin-                     99
                                                                     Die Ziele von TAFF sind an der Schule geklärt:
      nen und Schülern: Was ist eigentlich Begabung?                    in Bezug auf die ganze Schulfamilie
      Welche Begabung habe ich konkret?
                                                                    99
                                                                     Die TAFF-Schule versteht sich als Teil des Sozi-
  99
   Berücksichtigung sowohl von Stärken als auch                         alraums: Weiterleitung von Talenten und Zusam-
      Talenten: im fachlichen und im persönlichen                       menarbeit mit außerschulischen Akteuren
      Bereich

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Grundlagen und Vorgehensweisen

        Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Begabung?

Klärung von diffusen                                              Ein pädagogischer
Vorstellungen                                                     Begabungsbegriff
„Begabung, Talent, Stärke“ sind alltagssprachliche                Ein wesentliches Ziel von schulischem Unterricht ist
Wörter, das heißt, jeder hat eine ungefähre Vorstel-              der Erwerb von überdauernden Kompetenzen. Die-
lung, was darunter zu verstehen ist – den wenigsten               se gehen immer auch über den bloßen Erwerb von
ist es jedoch klar, wann von einer Begabung zu spre-              Wissen hinaus. Unterricht kann man auch als einen
chen ist und wann nicht. Eine klare Vorstellung über              Teil von Erziehung verstehen: Die ältere Generation
die eigenen Begabungen ist jedoch sehr hilfreich für              gibt der jüngeren Generation etwas weiter und die
den Ausbau dieser. Die quantitative Evaluation des                jüngere Generation eignet es sich an. Das, was wei-
Schulversuchs hat gezeigt, dass eine ausdrückliche                tergegeben und angeeignet wird, kann man auch als
Auseinandersetzung damit, was Begabung ist, die                   „nichtgenetische Tätigkeitsdispositionen“ bezeich-
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Schülerinnen und                  nen. Bei diesen Dispositionen geht es sowohl um
Schüler eigene Begabungen erkennen.                               Wissen als auch um Können und Motive. Verläuft der
                                                                  Aneignungsprozess bei einem Menschen – hier einer
                                                                       Schülerin oder einem Schüler – besonders leicht,
                                                                         dann ist von Begabung zu sprechen.

                                                                                                                          11

Aber Achtung: Sich etwas                                      leicht anzueignen muss nicht unbedingt heißen,
dass das auch schnell geht!                                Beeinflusst wird dieser Aneignungsprozess von Fakto-
ren aus der Umwelt (z. B. Förderungen), den Anlagen (z. B. genetische Vererbung) und dem Subjekt (z. B. Entschei-
dungen der Schülerinnen und Schüler) und dem Zusammenspiel (z. B. Grad der Anforderung).

                                              Begabung
                   Stärken                                                                Talent
Bei einer 			                            Begabung                 Bei Begabung                               im inter-
im intrapersonellen Sinn zieht man Vergleiche                     personellen Sinn zieht man Vergleiche zu anderen
innerhalb eines Menschen. Hier spricht man von                    Menschen. Hier spricht man von Talent.
Stärken.                                                          Wenn jemand im Vergleich zu all seinen Mitschüler/-
Wenn jemand viele Tätigkeiten ein bisschen kann,                  innen bzw. anderen Geigenschülern besonders leicht
aber sich besonders leicht das Vorlesen aneignet,                 das Geigenspiel erlernt, so kann man hier von einem
dann kann man hierbei von einer Stärke sprechen.                  Talent sprechen.
Von einer intrapersonellen Begabung ist auch dann
die Rede, wenn dieser Mensch im Vergleich zu ande-
ren Menschen nicht allzu gut vorlesen kann. Relevant
ist hierbei nur der Vergleich zu anderen Tätigkeits-
dispositionen, die sich dieser Mensch erwirbt.
Richtet man sich bei seinen Schülerinnen und Schü-
lern als Lehrkraft nur auf interpersonelle Begabungen
aus, so kann es sein, dass man bei bestimmten Klas-
sen kaum Begabungen zu entdecken vermag.

                                Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Begabung?

     Begabung
     im Unterricht thematisieren
     Die folgenden Unterrichtsvorschläge beziehen sich an
     vielen Stellen auf von TAFF-Lehrkräften durchgeführte
     Vorgehensweisen.

                                        Unterrichts-
                                        gespräch

                                           1. Zeigen Sie den
                                             Schüler/-innen
                                             (am besten an die
                                              Wand projiziert,
                                               auch Ausdrucke
                                               sind möglich)
                                                eine Collage mit
12                                    Bildern von jungen Men-               Gemeinsame
                         schen, die allerlei Tätigkeiten ausfüh-            Mindmap
            ren (z. B. Klavierspielen, Rechnen, Ballspielen,
            Singen, handwerklich Arbeiten, Schreiben,                       1. Legen Sie große
            Zuhören, Lachen etc.).                                             Plakate aus und
       2.   Besprechen Sie im Unterrichtsgespräch, was die                     lassen Sie die
            abgebildeten Menschen machen und ob sie das                        Schülerinnen und
            erst lernen mussten.                                               Schüler darauf
       3.   Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler dann                       schreiben, was
            überlegen, was sie sich selbst besonders                           sie glauben, was eine
            leicht aneignen, es dürfen hier ganze Bereiche                     Begabung ist. Durch farbige Linien
            genannt werden oder Einzeltätigkeiten.                             können auch Beziehungen zwischen einzelnen
       4.   Visualisieren Sie wieder an der Wand (oder an                      Beiträgen markiert werden.
            der Tafel), was eine Begabung ist und wie sich                  2. Sprechen Sie mit den Schülerinnen und Schülern
            Talente und Stärken im interpersonellen Sinne                      darüber und gelangen Sie vom Konkreten zum
            und im intrapersonellen Sinne unterscheiden.                       Allgemeinen. Sie können einen Begabungs-
       5.   Teilen Sie Blätter aus, auf die die Schülerinnen                   begriff herausarbeiten, der die Aspekte vereint
            und Schüler notieren können, in welcher Hinsicht                   oder den oben ausgeführten Begabungsbegriff
            sie sich für begabt halten. Lassen Sie die Schüler                 einbringen.
            sich mit ihren Banknachbarinnen und -nachbarn                   3. Zeigen Sie an Beispielen, die die Schülerinnen
            darüber austauschen und ergänzen und disku-                        und Schüler nennen, inwieweit man zwischen in-
            tieren Sie im Klassenverband die Selbsteinschät-                   trapersonellen Stärken und interpersonellem
            zungen.                                                            Talent unterscheiden sollte.
                                                                            4. Lassen Sie die Schüler/-innen nun die Mindmap
                                                                               um ihre eigenen Begabungen ergänzen. Sie
                                                                               können das in schriftlicher Form oder auch in
                                                                               Form von kleinen Zeichnungen machen.
                                                                            5. Zum Schluss ist jede Schülerin/jeder Schüler
                                                                               aufgefordert, diejenige Begabung besonders
                                                                               hervorzuheben, die sie/er insbesondere aus-
                                                                               bauen möchte.

                                          Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Begabung?

                                                                                Peer-to-Peer-Einführung

                                                                                   1. Bitten Sie einen Schüler oder eine
                                                                                   Schülerin von einer höheren Jahr-
                                                                                    gangsstufe, der bzw. die sich bereits
                                                                                     intensiv mit Begabung auseinander-
                                                                                      gesetzt hat, in die Klasse einer nied-
                                                                                       rigeren Jahrgangsstufe zu kommen.
                                                                                        Lassen Sie ihn/sie von seiner/ihrer
                                                                                   Geschichte berichten – wie er/sie auf
                                                                       die eigene Begabung aufmerksam geworden ist
                                                                       und was er/sie daraus gemacht hat.
                                                                  2.   Bitten Sie im Unterrichtsgespräch die Schülerin-
Peer-Feedbackgruppen mit Nachge-                                       nen und Schüler darum, Beispiele für Personen           13
spräch                                                                 aus ihrem sozialen Nahfeld zu nennen, die
                                                                       Begabungen haben.
1. Führen Sie zu Beginn des Schuljahres einen                     3.   Führen Sie nun den Begabungsbegriff ein (S. 11)
   Begabungsbegriff (z. B. durch ein Unterrichts-                      und erläutern Sie den Unterschied zwischen in-
   gespräch mit Tafelanschrieb) mit der Unterschei-                    trapersonellem und interpersonellem Aspekt
   dung zwischen Talent im interpersonellen und                        – Stärken und Talente.
   Stärke im intrapersonellen Sinne ein. Kündigen                 4.   Teilen Sie nun einen kurzen Befragungsbo-
   Sie an, dass dies am Ende des Schuljahres wie-                      gen aus, in dem die Schülerinnen und Schüler
   der aufgegriffen wird.                                              schriftlich niederschreiben können, welche Bega-
2. Wiederholen Sie am Ende des Schuljahres diese                       bungen sie haben. (Z. B. Gibt es etwas, was du
   Inhalte kurz.                                                       besonders leicht lernst?) (Siehe Vorlage 6)
3. Bilden Sie Kleingruppen mit den Schülerinnen                   5.   Sammeln Sie diese ein und teilen Sie sie am
   und Schülern und verteilen Sie Zettel, auf denen                    Ende des Schuljahres wieder aus. Jetzt können
   die Namen der an der Kleingruppe beteiligten                        die Schülerinnen und Schüler ergänzen, erset-
   Personen stehen. Jede Schülerin bzw. jeder                          zen oder differenzieren. Idealerweise kommen
   Schüler schreibt auf den Zettel einer Mitschülerin                  Sie bei Gelegenheiten im Verlauf des Schuljahres
   bzw. eines Mitschülers auf, in welcher Hinsicht er                  auch auf Begabungen zu sprechen.
   diese bzw. diesen für begabt hält.
4. Sprechen Sie gemeinsam mit den
   Schülerinnen und Schülern über
   ihre Rückmeldungen durch die
   Mitschüler/-innen. (Varianten: Jede
   Schülerin und jeder Schüler zieht
   einen Namen, beobachtet diese
   Person für einige Tage und notiert,
   in welcher Hinsicht er diese für
   begabt hält. Möglich ist z. B.
   auch, dass die Schülerinnen
   und Schüler Tandems bilden
   und sich untereinander über
   ihre Begabungen austauschen.)

                                Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Begabung?

     Um die Schülerinnen und Schüler bei der eigenen Bega-
     bungssuche zu unterstützen und das stärkenorientierte
     Denken zu fördern, kann vor allem bei jüngeren Schülerin-
     nen und Schülern auf Vergleiche mit Tieren zurückgegrif-
                                                                        Fabel
     fen werden. Auf diese Weise werden Eigenschaften in ih-
                                                                        (siehe Vorlage 1)
     ren unterschiedlichen Ausprägungen besonders deutlich.
                                                                        Ein schöner Einstieg vor allem bei jüngeren Schüle-
     Es gibt verschiedene Wege, wie die angehängte Vorlage
                                                                        rinnen und Schülern ist es auch, eine Fabel vorzu-
     eingeführt werden kann:
                                                                        lesen, die die unterschiedlichen Stärken von Tieren
                                                                        thematisiert (siehe S. 15). In einem Unterrichtsge-
                                                                        spräch können die Eigenschaften der Tiere aufge-
       Unterrichtsgespräch                                              deckt und ihre Vorteile besprochen werden.
                                                                        Anschließend werden dann wieder die Schülerinnen
       Im Unterrichtsgespräch können Bilder von Tieren                  und Schüler aufgefordert, sich drei Tiere auszuwäh-
       (Vorlage 2), denen man typische Eigenschaften zu-                len (diese müssen nicht zuvor thematisiert worden
       schreibt, an die Wand projiziert werden. Die Schü-               sein) und die jeweiligen Stärken mit sich selbst in
       lerinnen und Schüler werden zunächst aufgefordert,               Verbindung zu bringen (siehe Vorlage 3). Möglich ist
       passende Adjektive zu sammeln. Dann kann be-                     es auch, in der Reflexionsphase darüber zu reden,
       sprochen werden, inwiefern all diese Eigenschaf-                 dass Zuschreibung und Selbstwahrnehmung unter-
       ten Vorteile für die Tiere bringen, auch wenn man-               schiedlich sein können. Ebenso kann es aufschluss-
14     che gegensätzlich (wie z. B. klein und groß) sind.               reich sein, sich darüber auszutauschen, dass Tierei-
       Die leitende Frage lautet: Was können diese Tiere?               genschaften in der Realität und in der literarischen
       Wo liegen ihre Stärken?                                          Darstellung sehr verschieden sein können.

       Anschließend werden die Schülerinnen und Schü-                   Der Vergleich zwischen zugeschriebenen Eigen-
       ler aufgefordert, sich drei Tiere auszuwählen (diese             schaften einer Gattung von Tieren und den Bega-
       müssen nicht zuvor thematisiert worden sein) und die             bungen von Menschen ist freilich nur beschränkt
       jeweiligen Stärken mit sich selbst in Verbindung zu              zulässig. Herauszuarbeiten, dass es dem Menschen
       bringen (siehe S. 16/17).                                        in ganz besonderem Maße möglich ist, seine Bega-
                                                                        bungen zu entwickeln, kann auch sehr aufschluss-
                                                                        reich für die Schülerinnen und Schüler sein.

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                                                                                                             Vorlage 1
Zoobesuch der kleinen Maus

An einem wunderschönen Sommertag                          Himmel entdeckte. „Er kann so gut fliegen, so
beschloss die kleine graue Maus einen Ausflug             hoch und so weit“, dachte sie. Auf der ganzen
in den Zoo zu machen. Als sie das Gelände                 Wiese musste sie die vielen Maulwurfhügel
betrat, beobachtete sie, wie große Giraffen               überwinden. Da war die Maus wieder voller
Laub von den Bäumen fraßen. Während                       Bewunderung: Der Maulwurf konnte so schnell
sie die Giraffen betrachtete, hörte die Maus              und so gut Tunnel graben. „Hallo Maus, was
plötzlich ein ganz lautes Brüllen. Erschrocken            schaust du denn so traurig?“, rief ihr plötzlich
sah sie sich um und entdeckte einige Meter                der Hund entgegen. „Ach, ich frage mich nur,
weiter die Löwen, die ihr Gebrüll zum Besten              was ich wohl besonders gut kann“, schluchzte
gaben. Da flitzte die Maus hurtig weiter und              die Maus. „Ihr alle seid so besonders. Die
kam an das Becken der Delfine, die um die                 Giraffen sind groß, der Löwe kann so laut
Wette schwammen und einen Sprung nach                     brüllen, die Delfine gut schwimmen, der
dem anderen machten. Vogelgezwitscher                     Quetzal ist so wunderschön, das Chamäleon
lenkte die Maus zu dem Quetzal, der sein                  kann sich gut verstecken, die Bären fangen
wunderschönes Gefieder putzte. Direkt                     so leicht Fische, der Adler sieht so gut, die
daneben sah die Maus einige Sträucher und                 Ameisen sind unglaublich stark, der Falke
Bäume, aber sie konnte kein Tier finden. Flink            kann fliegen und der Maulwurf graben, nur
wuselte sie hin und her und schaute in alle               ich ... ich habe nichts, das mich ausmacht.“
Ecken. Doch sie brauchte lange, bis sie das                                                                      15
gut getarnte Chamäleon entdeckte. Es saß                  Der Hund kam näher an die Maus heran und
auf einem Ast ganz oben hinter einem kleinen              tröstete sie: „Das glaube ich nicht. Komm,
Blatt. Leises Wassergeplätscher zog die                   wir gehen zum Fuchs, der ist so schlau, der
Aufmerksamkeit der Maus auf sich. Sie folgte              weiß bestimmt etwas, worin du sehr gut bist!“
dem Geräusch und landete bei den Bären, die               Gemeinsam gingen die beiden in den Wald
mit ihren Pranken gekonnt Fische fingen.                  zum Bau des Fuchses, um ihn um Rat zu
                                                          fragen. Auf dem Weg dorthin bedankte sich
Als sie weiterlief, wurde sie von einem                   die Maus: „Danke, Hund, dass du immer für
plötzlichen Ausruf aufgehalten: „Maus,                    mich da bist, du bist einfach für alle der beste
Vorsicht! Stopp!“ Verwirrt blieb die Maus                 Freund.“ Als der Fuchs die beiden erblickte,
stehen und suchte nach der Stimme, als                    begrüßte er sie herzlich: „Hallo Maus, hallo
weit über ihr ein Adler auftauchte und zu                 Hund, schön euch zu sehen, was führt euch zu
ihr herunter flog. „Pass auf, die Ameisen!“               mir?“ Der Hund erklärte kurz, was ihr Anliegen
Suchend drehte die Maus ihren Kopf herum                  war und der Fuchs wusste sofort weiter. „Aber
und sah nun endlich auch die Ameisenstraße                liebe Maus, du bist doch so flink! Sei nicht
ein kleines Stückchen vor sich. Die Ameisen               neidisch auf die Begabungen der anderen,
trugen Äste und Blätter, die so viel größer               du kannst etwas, das die anderen nicht so
waren als sie selbst. Sie waren so stark! Wie             gut können. Wir müssen zusammenhalten,
konnte der Adler eigentlich die Ameisen von               sodass jeder seine Stärke einbringen kann
so weit oben besser sehen als sie selbst?                 und die Schwächen der anderen ausgleicht.
                                                          Nur gemeinsam sind wir wirklich stark!“ Da
Nachdenklich ging die Maus zurück nach                    überlegte sich die kleine Maus, was sie für
Hause. Sie streifte durch eine schöne, weite              Begabungen hat...
Wiese, als sie einen Falken über sich im

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                                                                                                                                                                                      Vorlage 2

                                                              Foto: freepik.com   Foto: freepik.com   Foto: freepik.com   Foto: pixabay.com   Foto: freepik.com   Foto: freepik.com
                                                                                                                                                                                                  >> Was ist Begabung?

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Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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>> Was ist Begabung?

                                                                                         Vorlage 3
Talente und Stärken wie die Tiere!

Wähle drei Tiere und male sie in die Kästen.
Welche Eigenschaften haben du und die Tiere gemeinsam?

                                              Ich bin ________________________ wie ein
                                              _____________________________________
                                              Das ist meine Stärke, weil _____________
                                              _____________________________________
                                              _____________________________________
                                              _____________________________________
                                              _____________________________________

                                              Ich bin ________________________ wie ein
                                                                                             17
                                              _____________________________________
                                              Das ist meine Stärke, weil _____________
                                              _____________________________________
                                              _____________________________________
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                                              Ich bin ________________________ wie ein
                                              _____________________________________
                                              Das ist meine Stärke, weil _____________
                                              _____________________________________
                                              _____________________________________
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                     Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Hochbegabung?
     Hochbegabung ist nicht gleich Hochbegabung. Hochbe-                  Man spricht z. B. von Underachievement, wenn eine
     gabung wird oft mit einer besonders hohen kognitiven                 Person mit hohem Intelligenzquotienten eine geringe
     Intelligenz gleichgesetzt. Diese wird durch einen Intelli-           Schulleistung erbringt. Das liegt grundsätzlich an einer
     genztest ermittelt. Aber auch eine relativ hohe kognitive            Unterforderung. Häufig ist sie auch ein Grund für so-
     Intelligenz gemeinsam mit einer besonders ausgepräg-                 ziale Auffälligkeiten. Faktoren wie Schreibunlust sowie
     ten Kreativität kann unter die Kategorie Hochbegabung                mangelnde Rechtschreibung, aber auch ein negatives
     fallen. Prinzipiell kann sich eine Hochbegabung auch nur             Selbstkonzept, Fehlattributionen, hohe Sensibilität, gerin-
     auf eine einzelne Domäne (z. B. Mathematik oder Musik)               ge Lern- und Leistungsmotivation, fehlende Arbeits- und
     beziehen. Manche Begabungsforscherinnen und -forscher                Lernstrategien, kritisches Hinterfragen oder auch eine
     sehen Hochbegabung dann als gegeben an, wenn Schü-                   verminderte Entwicklung der psychischen Reife können
     lerinnen und Schüler über eine große Gedächtniskapazität             auf einen Underachiever hinweisen bzw. ihn hervorbrin-
     verfügen, aber vor allem eigene intuitive und kreative               gen. Bei diesen Kindern ist es besonders wichtig, dass
     Theorien über die Welt und ihre Zusammenhänge entwi-                 eine pädagogische Begleitung stattfindet, die hilft ange-
     ckeln. Sie geben zu bedenken, dass diese Fähigkeit gar               sprochene Selbstkompetenzen zu fördern. Derlei Kom-
     nicht über einen Intelligenztest abgebildet werden kann.             petenzen sind das Fundament dafür, welchen Weg der
                                                                          Selbstentwicklung eine Person geht, sei es unbewusst
     So verwundert es nicht, dass Hochbegabung häufig nicht               oder bewusst. Als „Hidden Underachievement“ be-
     erkannt wird und die Schülerinnen und Schüler nicht ih-              zeichnet man das Phänomen, dass bei sozial weniger
     ren Bedürfnissen entsprechend gefördert werden. Denn                 angepassten Jugendlichen Lehrkräfte besonders häufig
     Hochbegabung bedeutet oft eben nicht, dass jemand al-                Hochbegabungen nicht wahrnehmen.
     les leicht und schnell lernt. Sie liegt ja auch nur selten vor.
18   Grundsätzlich ist das Einbeziehen und Ernstnehmen von                Generell gilt es, bei der Vermutung, dass eine Schüle-
     Meinungen des sozialen Umfelds (z. B. Familie, Freunde               rin oder ein Schüler hochbegabt ist, mit professionellen
     etc.) des potenziell hochbegabten Kindes und dessen ei-              Fachkräften in Kontakt zu treten. Untenstehend finden
     gene Sicht eine wertvolle Vorgehensweise, um Hochbe-                 Sie zahlreiche Ansprechpartnerinnen und -partner sowie
     gabung tatsächlich zu identifizieren.                                Links.

       Im Rahmen der Hochbegabtenförderung sind folgende zwei Vorgehensweisen verfolgbar. Ein optimales Förde-
       rungsergebnis lässt sich allerdings nur durch eine Kombination beider Formen erreichen.

       Enrichment meint jegliche Form von Vertiefung oder                   Akzeleration bezeichnet alle Maßnahmen der
       Erweiterung des Lehrstoffs.                                                  Förderung, die dazu beitragen, dass das
                                                                                     schulische System schneller durchlaufen
        • Förderprogramme außerhalb der Klasse, z. B.                                werden kann.
          AGs, Wahl von Leistungskursen, Wettbewerbe,
                                                                                         • Überspringen einer oder mehrerer
          Schülerferienakademien, Pull-Out-Programme
                                                                                           Klassenstufen
        • Förderung innerhalb der Klasse,
                                                                                         • Teilnahme am Fachunterricht einer
          z. B. Kooperative Lernformen,
                                                                                           höheren Klasse
          selbstständiges Lernen,
          Projektarbeit
        • Schulübergreifende
          Förderung, z. B.
          Kooperationen
          mit Universitäten
          und Wirtschafts-
          unternehmen

                                          Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Was ist Hochbegabung?

 Ansprechpartnerinnen und -partner
 Beratungslehrerinnen und -lehrer haben sich zum Teil bereits mit dem Thema Hochbegabung auseinandergesetzt.
  Hier können Sie unter Umständen Hilfe erhalten.

                                                                Hier finden Sie ein Angebot                         Hier fi
                                  n als                                                                                      nd
                  e in Bayer ührt.                              an Beratungsstellen vom                            stelle en Sie Ber
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TAFF                     urchg akte                             Deutschen Institut für Interna-                    angeb           Fo              s-
         lv e r s uch d          K  o nt                                                                                    ote vo rtbildungs
 Schu                     die                                   tionale Pädagogische For-                         Begab            n Bild          -
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                                                                                                                                           un
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                                                                                                                                                 e
                                                                www.bildungsserver.de/Begab-                     www.b
   tung:                                  terium
                                                  /                                                                      egabu
                                 e /minis                       tenfoerderung-in-den-Bundesla-                  specia          ng
                                                                                                                       ls/laen slotse.de/
                 m.bay
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                                               t m
                                      ratung                    endern-10637-de.html                                           derspe
     www.k en/schulbe                                                                                                                 cials
                tion
      institu

                                                                                                                                                        19

                       bildungs-
            n Sie Fort
 Hier finde               ationalen                                                                                 Hier finden Sie verschiedene
             des Intern
 angebote                 ungsfor-                                                                                  Weiterbildungs- und Bera-
             für Begab
 Centrums                                                                                                           tungsangebote der Karg-
  schung:                                                                                                           Stiftung je nach Region:
                          ndex.php/
              w.icbf.de/i
   https://ww              te-2/aus-                                                                                www.fachportal-hochbegabung.
               chwerpunk
   de/arbeitss                                                                                                      de/bundeslaender/laenderdaten/
                ildung
    und-weiterb

 Hilfreiche ausführliche Handreichungen

                                                                                                                                  bun-
            Bundesminister                                                                                     besondere Bega
                           ium für Bildung
                                            und                                              Beratungsstelle                   en td  ecken
            Forschung: Bega                                                                                    Begabungen
                             bte Kinder finde                                                gen: Besondere                     rri ch t und
           fördern – Ein W                      n und                                                           pulse für Unte
                           egweiser für Elte
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           Lehrer, 2015, URL                                                                                                           296/
                             :                                                                                     /contentblob/3550
                                                                                              https//li.hamburg.de              19  23 /d ata/
          www.dghk.de/fuer                                                                                        d0515e38e8c1
                            -lehrer-und-erzieh                                                022e94a3a26a0701                   ur  -e nt de-
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                                                                                              download-pdf-dok                      id= F3  89F12
                                                                                                                 rung.pdf;jsession
                                                                                               ckung-und-foerde                      Wo rk er 2
                                                                                                                    6E6A17565.live
                                                                                               89ACC4E2EED6B7A3

                                                      Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Finden und Fördern
        von Begabung

     Wie wollen wir Begabungen finden und fördern?
     Das Finden und Fördern von Begabung kann auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen. Dies ist von vielen Faktoren ab-
     hängig: den Ressourcen, dem Thema, den Schülerinnen und Schülern, wie das Ziel in der Schule verankert ist oder
     einer außerschulischen Zusammenarbeit und natürlich zu welchem Zweck man Begabung finden und fördern will. Die
     folgende Übersicht auf Seite 21 zeigt mehrere Möglichkeiten auf, die man wählen kann, um sich um die Schülerinnen und
     Schüler zu bemühen.

     Schrittweises Vorgehen

                                                                                                                                   ch
                                                                                                                            s t aus n
                                                                                                                      rA
                                                                                                                          u       nge
                                                                                                               g i ale rfahru ung
                                                                  Hinzunahme von                           lle         E          z
                                                                                                         Ko r die mset
                                                                  weiteren Formen                         ü b e        r U
                                                                                                                    de
                                                2.               und Konkretisierung
                                                                   der Umsetzung                    3.
                                                                                                             mit

20                                 and
                              g anh ht,
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         1.
                              g
                           um

       Viele der folgenden Methoden und Vorgehensweisen sind Teil modernen Unterrichts. Beachten Sie jedoch, dass der
       Einsatz dieser methodischen Schritte in diesem Zusammenhang direkt auf das Finden und Fördern von Begabung aus-
       gerichtet ist und nicht nur einen allgemeinen Umgang mit Schülerinnen und Schülern darstellt. Die folgende Liste
       wurde aus Gesprächen mit Lehrkräften, die an TAFF-Maßnahmen beteiligt sind, gewonnen. Das heißt, alles,
       was hier genannt wird, wird von anderen Lehrkräften bereits umgesetzt. Die Übersicht stellt jedoch keines-
       wegs eine vollständige Aufzählung von Möglichkeiten dar, sondern kann erweitert und differenziert werden.

                                      Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
>> Finden und Fördern

Formen des Findens von Begabung

Spontane Beobachtung                    Beobachtungsbogen                               Zeigen – Probieren – Üben

In der Regel fallen Lehrkräften         Mithilfe eines Beobachtungsbo-                  Gemeint ist damit, dass Schüler/-
im Unterrichtsgeschehen (vor al-        gens lassen sich Aspekte von Be-                innen die Gelegenheit erhalten,
lem herausragende) Begabungen           gabungen wesentlich strukturier-                Verschiedenes       auszuprobieren
spontan auf. Manchmal können            ter beobachten. Man kann auch                   und erst dadurch ihre Begabungen
Begabungen aber auch entdeckt           selbst einen Beobachtungsbogen                  entdeckt werden können. Bega-
werden, wenn man fachfremde             erstellen, auf dem man notiert,                 bungen zeigen sich aber auch häu-
Aktivitäten mit den Schülerinnen        welche Stärke bei welchem Schü-                 fig in Interaktion mit den Schüle-
und Schülern unternimmt, denn           ler oder welcher Schülerin zutage               rinnen und Schülern. Das kann so
in einer entspannten Atmosphäre         tritt. Ab Seite 53 finden Sie eine              aussehen, dass die Lehrkraft den
lernt man sie besser kennen.            ausführliche Anleitung und zahl-                Schülern bzw. Schülerinnen etwas
Auch die Auswahl eines Wahl-            reiche Vorlagen in dieser Hand-                 zeigt, was sie noch nicht kennen.
faches kann Hinweise geben. In          reichung. Die Vorlagen sind auch                Auch der Prozess des Übens kann
manchen Fällen erfolgt diese unre-      wunderbar dazu geeignet, den                    dazu genutzt werden, Stärken zu
flektiert oder aufgrund von Sympa-      eigenen Blick zu erweitern und                  entdecken. Manche Lehrkräfte
thien oder Gruppenzugehörigkeit.        darauf aufmerksam zu werden,                    machen die Erfahrung, dass sich
                                                                                                                             21
Sie kann aber auch Interessen und       welche Aspekte als Stärken kom-                 erst dann, wenn jemand auch bei
Begabungen hervorkehren, die zur        munizierbar sind.                               der Sache bleibt, eine Begabung
weiteren Beobachtung einladen.                                                          wirklich zeigt.

Feedback                                                        Hinweise durch Dritte

Den Schülerinnen und Schülern ein Feedback zu ge-               Nicht selten kann man Hinweise durch Mitschülerinnen
ben – ob durch die Lehrkraft oder durch Mitschüler –            und Mitschüler, Fachkräfte der Schulsozialarbeit, ande-
kann auch als Mittel, Begabungen zu finden, eingesetzt          re Lehrkräfte, Eltern oder aber auch durch Fachkräfte
werden. Hierzu wird beispielsweise Feedback zu einer            in Betrieben über Begabungen von Schülerinnen und
Präsentation, die Schülerinnen und Schüler machen,              Schülern erhalten. Das kann völlig informell vonstat-
von Schüler/-innen und Lehrkräften gegeben. Oder es             ten gehen oder aber auch gezielt angegangen werden.
werden Reflexionsphasen eingerichtet, bei denen die             Z. B. kann der Kontakt mit externen Fachkräften ver-
Schülerinnen und Schüler untereinander besprechen               schiedener beruflicher Sparten sehr hilfreich sein: Die
sollen, wer was gut kann. Eine Methode ist es auch,             Experten erkennen auf sehr viel schnellere Weise mögli-
Wohlfühlsonnen zu beschriften, bei denen jeder etwas            che Talente. Das Nachfragen bei Eltern kann ein Teil von
Positives über die anderen Schülerinnen und Schüler             Elternarbeit sein, die nicht nur die Anforderungen an die
formuliert.                                                     Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Stärken
                                                                der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund stellt.

Befragung mündlich                                              Befragung schriftlich

Die Lehrkraft führt persönliche Gespräche, um her-              Mithilfe der Fragebögen zur Selbsteinschätzung kön-
auszufinden, welche Begabungen eine Schülerin bzw.              nen in kurzer Zeit viele Personen befragt werden. Aller-
ein Schüler hat. Solche Gespräche können gleichzei-             dings zeigte sich, dass es hilfreich ist, sich im Vorfeld
tig auch anderen Zwecken dienen und verhelfen den               gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern damit
Schülerinnen und Schülern dazu, den eigenen Stärken             auseinanderzusetzen, was eigentlich Begabung alles
mehr Aufmerksamkeit zu schenken.                                sein kann.

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                       Formen des Förderns von Begabung

                         Freiraum geben                                           Loben, Bestärken

                         Hier wird davon ausgegangen, dass sich                   Unter die Überschrift „Loben, Bestärken“
                         Begabung von alleine zeigt und sie durch                 lassen sich sehr viele Facetten der positi-
                         die Eigentätigkeit der Schüler/-innen zur                ven Unterstützung fassen. Darunter fallen
                         Entfaltung gelangt. Gelegenheit zu geben,                auch Aspekte, wie die Schüler/-innen zu
                         dass sich Schüler/-innen einfach mal aus-                bekräftigen, die eigene Begeisterung wei-
                         probieren können, kann als Förderung von                 terzugeben, zu motivieren, die Schüler/-
                         Talenten und Stärken erachtet werden.                    innen einen Erfolg erleben zu lassen oder
                         Schüler/-innen können auf diese Weise et-                zu belohnen. Die Kehrseite von zu viel des
                         was Neues kennenlernen und sich und an-                  Lobes ist jedoch eine emotionale Bindung
                         dere mit neuem Blick wahrnehmen.                         an die lobende Person. Ist Selbstständig-
                         Im schulischen Setting, welches zum Teil                 keit ein Ziel der schulischen Erziehung, so
                         sehr enge Grenzen für die Entfaltung der                 sollte das Loben immer mit Bedacht ein-
                         Schüler/-innen bedeutet, kann schon das                  gesetzt werden. Hilfreicher ist es, wenn die
                         Bereitstellen eines Raumes, in dem diese                 Schüler/-innen Erfahrungen machen, dass
22                       Grenzen weniger eng gefasst werden, als                  sie ihre Ziele erreichen, und weniger, dass
                         pädagogischer Impuls zur Förderung von                   ihr Verhalten den Lehrkräften gefällt.
                         Begabung eingesetzt werden.

                                                                                              Üben und Steigern der
                                                                                              Anforderungen
                                              Dialogische Reflexion
                                                                                              Üben und Trainieren wird von
     Konkretes Feedback                       In Abgrenzung zu den üblichen                   einigen Lehrkräften als Form
                                              Formen des Feedbacks durch                      der Förderung von Begabungen
     Neben Feedback für Einzelperso-          die Lehrkraft kommt es bei der                  eingesetzt. Das kann sich zum
     nen lassen sich auch Feedback-           dialogischen Reflexion mehr auf                 Beispiel darin äußern, dass ein
     runden durchführen, in denen             die Wahrnehmungen und Ein-                      Übungsparcours aufgebaut wird,
     sich die Schüler/-innen gegen-           schätzungen der Schüler/-innen                  eine handwerkliche Tätigkeit ge-
     seitig aufzeigen, was jemand gut         an. Hierzu kann man z. B. schrift-              übt wird, weiter an einem The-
     kann, oder konstruktive Kritik           liche Reflexionen von Schülerin-                ma gearbeitet wird, spielerische
     üben. Ideal ist die Entwicklung          nen und Schülern erstellen las-                 Übungen zur Achtsamkeit ge-
     einer Feedback-Kultur, bei der           sen, persönliche Gespräche mit                  macht werden, Extraaufgaben im
     die Schüler/-innen darin bestärkt        ihnen führen oder sich vor der                  Unterricht erteilt werden oder ein
     werden, anderen Schülerinnen             Klasse in Form von Präsentatio-                 Wettbewerb veranstaltet wird.
     und Schülern Rückmeldungen               nen über Praktikumserfahrungen                  Das Ziel kann dabei sein, die
     zu geben – ein Teil davon kann           austauschen. Auch ein Abgleich                  Kreativität „rauszukitzeln“ oder
     die Benennung von Begabungen             mit konkreten Anforderungen                     dass sich die Schüler selbst aus-
     sein. Auch Beobachtungsbögen,            in einem Heft, das einen Beruf                  probieren. Auch die schrittweise
     die den Schüler/-innen deutlich          vorstellt und in dem aufgelistet                Steigerung von Anforderungen
     machen sollen, wo ihre Stärken           wird, welche Anforderungen ein                  kann als Form des Förderns von
     aus Sicht der Lehrkraft liegen,          bestimmter Beruf mit sich bringt,               Begabung eingesetzt werden.
     lassen sich einsetzen. Des Weite-        kann als eine gemeinsame Refle-
     ren kann auch die Einschätzung           xion gestaltet werden.
     durch externe Fachkräfte als
     Feedback angesehen werden.

                                    Valentin/Quiner/Eberle: Jede/-r hat Begabung! www.mspaed.de
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