Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit

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Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
JUGEND und
       JUGENDARBEIT in
       „ZEITEN von CORONA“

                                                                    Jugend
                                                                      inside
Zeitschrift des Steirischen Dachverbands der Offenen Jugendarbeit
Ausgabe 2/2020, erscheint halbjährlich

                                                                                          1
                                                                      jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Vorwort
                                       für mich mehr denn je wichtig,        stein für eine qualitätsvolle Ju-
                                       das Wohlergehen von Jugendlichen      gendarbeit in der Steiermark legen
                                       ins Zentrum zu stellen und über       zu können.
                                       die Außerschulische Jugendarbeit
                                       Angebote und Aktivitäten zu set-      Als neue Referatsleiterin des Re-
                                       zen, die Ausgleich und Normalität     ferats Jugend werde ich mich,
                                       der sozialen Beziehungen fördern      wie bisher im Bereich Schulsozi-
                                       und Entlastung und Durchatmen         alarbeit, ganz besonders in allen
                                       ermöglichen. Es ist notwendig, den    Feldern der Jugendarbeit einsetzen
                                       Jugendlichen einen besonderen         und freue mich auf eine gute und
                                       Platz in der Gesellschaft zu geben.   fruchtbringende Zusammenarbeit
                                       Es geht darum, die Bandbreite         für unsere Jugend in der Steier-
                                       der jugendlichen Lebenswelt,          mark.
                                       die Vielfalt ihrer Interessen und
                                       Bedürfnisse zu sehen und für sie      Mag.a Kerstin Dremel
     Foto: © steiermark.at/Streibl     bedarfsgerechte Maßnahmen zu          A6-FA Gesellschaft, Leitung Refe-
                                       setzen.                               rat Jugend
In einer von steten Veränderungen

                                                                                   Inhalt
geprägten Gesellschaft birgt insbe-    Die Außerschulische Jugendarbeit
sondere die jugendliche Lebens-        kann hier mit professionell be-
welt eine Vielzahl an individuellen,   treuten, qualitätsvollen Angeboten
gesellschaftlichen oder sozialen       ein Baustein der Entlastung von
Anforderungen. Innerhalb dieser        jungen Menschen sein. Gerade                                            Seite
ohnehin schon komplexen Phase          der niederschwellige Zugang zur       - Jugend und Jugendarbeit in „Zei-
des Erwachsenwerdens müssen            Offenen Jugendarbeit kann hier           ten von Corona“                 3
Jugendliche lernen, ihren eigenen      eine besondere Wirkung erzielen.      - Neues vom Sterischen Dachver-
Weg zum selbstbestimmten Er-           Mit ihrem jugendpolitischen, pä-        band der Offenen Jugendarbeit      9
wachsenenleben zu finden. Daher        dagogischen und soziokulturellen      - Regionales Jugendmanagement       10
ist es eine große Verantwortung        Auftrag werden junge Menschen
                                                                             - beteiligung.st                    12
und Aufgabe der A6-Fachabteilung       dort abgeholt, wo sie stehen, und
Gesellschaft, Referat Jugend, jun-     lebensweltorientiert begleitet.       - VIVID                             13
ge Menschen mit allen Bereichen                                              - LOGO JUGEND.INFO                  14
der Kinder- und Jugendarbeit auf       Die Covid-19-Situation hat darüber    - Die Krise war gestern!? Blitzlich-
diesem Weg bestmöglich zu be-          hinaus aber auch aufgezeigt, dass       ter aus der Online-Reflexion       15
gleiten. Seit Mai 2020 darf ich, als   in der Jugendarbeit alternative       - JUKUZ Spektrum Leoben in neu-
ausgebildete Sozialpädagogin mit       Handlungswege möglich und zum           em Glanz                      16
langjähriger Berufserfahrung in        Teil auch notwendig sind. Die Di-     - JuKuZ HOT: HOTGarten              16
der Kinder- und Jugendhilfe und        gitalisierung in der Jugendarbeit –
                                                                             - Jugendzentrum Ausseerland: Me-
Jugendarbeit, das Referat Jugend       welche die direkte Arbeit natürlich
                                                                               mes and Vines – wie sich Jugend
leiten und damit meine Fachex-         nicht ersetzen, sondern nur ergän-      heute ausdrückt                 17
pertise in die Ausrichtung und         zen kann – hat in dieser Zeit einen
                                                                             - „Parkzone“ Gratwein-Straßengel 17
Umsetzung der Jugendarbeit in der      großen Schritt getan. Der Aufbau
Steiermark einbringen.                 einer digitalen Austauschplattform    - Aufwachsen in alkoholbelasteten
                                       für die gesamte Jugendarbeit            Familien – kein Honigschlecken 18
Kinder und Jugendliche stellen die     in der Steiermark, mit all ihren      - Termine                           20
Zukunft unserer Gesellschaft dar       Handlungsfeldern und Strukturen,
und ich sehe es daher als meine
besondere Aufgabe, für diese eine
                                       wird daher als logische Konse-
                                       quenz, neben einem verstärkten
                                                                                Impressum
Grundlage zu schaffen, damit sie       Fokus auf Präventionsarbeit, ein      Zeitschrift
auf ihrem Weg des Erwachsen-           kommender Schwerpunkt in der          Eigentümer, Herausgeber, Verleger:
werdens und in ihrer Entwicklung       Arbeit des Referats Jugend sein.      Steirischer Dachverband der Offenen
                                                                             Jugendarbeit
optimale Bedingungen vorfinden.        Jugendarbeit soll dadurch besser      Karmeliterplatz 2, 8010 Graz
                                       vernetzt werden, voneinander          Tel.: 0316/90 370 121
Gerade das Jahr 2020 hat uns da-       profitieren können und somit eine     E-Mail: office@dv-jugend.at
                                                                             www.dv-jugend.at; ZVR-Zahl: 531839399
bei alle mit der Covid-19-Pandemie     professionelle, bedarfsgerechte
                                                                             Redaktion: Arlt, Pommer, Wölbitsch
vor noch viel größere Herausforde-     Angebotslandschaft für junge Men-     Titelbild: Bernhard Schindler
rungen gestellt. Speziell Jugendli-    schen in allen Regionen schaffen.
che sehen sich in der Krise nicht      Ich hoffe damit, seitens der A6-
richtig wahrgenommen und leiden        Fachabteilung Gesellschaft, Refe-
unter der Situation. Daher ist es      rat Jugend, einen weiteren Bau-

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jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Jugend und Jugendarbeit
                            in „Zeiten von Corona“
Es gibt die ersten Diagnoseangebote und Publikationen, die „Zeiten von Corona“ und „Generation Corona“ im
Titel tragen und mit denen versucht wird, die Corona-Zeit in gegenwärtige und längerfristige gesellschaftliche
Wandlungsprozesse einzubinden. Sie sind mit dem Interesse verbunden, die durch die Pandemie verursachten
vielschichtigen Veränderungen und Beschleunigungen, Folgen und Herausforderungen sozialwissenschaftlich
auch als gesellschaftliche Krise und mit einem neuen „Jugendtypus“ zu beschreiben und zu diagnostizieren
(Bering/Eichenberg 2020, Volkmer/Werner 2020, Besand 2020, FAZ 2020).
Für diesen Diagnoseblick ist zu konstatieren, dass die unterschiedlichen und noch anhaltenden Phasen
der „Zeiten von Corona“ seit März mit der – national unterschiedlich akzentuierten – Lockdown-Phase zu-
nächst und vorübergehend das öffentliche Leben weitgehend stillgelegt haben, Grundrechte außer Kraft
gesetzt und die allgemeine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurden. Es war und ist aufgetragen, soziale
bzw. physische Distanz (Social and Physical Distancing) zu wahren und Abstand zu halten. Es waren und
sind – dann mit dem Abebben der Pandemie allmählich gelockerte und aufgehobene – Maßnahmen ohne
Beispiel in vielen europäischen Ländern und weltweit. Diese hatten und haben für alle Lebensbereiche und
Bevölkerungsgruppen auch gravierende ökonomische, soziale und psychische Folgen und Konsequenzen.

Im Folgenden soll Mitte des Jahres 2020 ein vorläufiger und bilanzierender Blick auf „Jugend und Jugend-
arbeit“ in der Corona-Zeit – für die nicht abzuschätzen ist, wie lange sie andauern und mit welchen Phasen
sie noch verbunden sein wird – geworfen werden.

                                                                                    Benno Hafeneger
Lockdown – „Generation                heiten und sozialen Kontakte unter
Corona“                               Gleichaltrigen (zu Freund*innen,
                                      peers, Gruppen, Kulturen) mehr;
Mit dem Begriff „Generation Co-       ein öffentliches Jugendleben in
rona“ wird auf Merkmale, Erfah-       Orten und Zeiten des jugendlichen
rungen und Herausforderungen          Umgangs fand kaum mehr bzw.
verwiesen, die – verbunden mit        sehr begrenzt statt. Das galt für
unterschiedlichen Ausprägung-         alle Formen der Jugendarbeit und
en und Umgangsformen – als            für den vor allem von der jungen
gemeinsame Generationserfah-          Generation getragenen politischen
rung typisch und bedeutsam sind       Diskurs, das zivilgesellschaftli-
bzw. werden können (Hafeneger         che Engagement im öffentlichen
2020). Auf einige Dimensionen in      Raum – u. a. im Rahmen von
der ersten Phase – im Lockdown        Demonstrationen, Kundgebungen
– soll hier hingewiesen werden:       und Aktionsformen wie z. B. von
                                      Fridays for Future oder die Ausei-
1. Für die junge Generation be-       nandersetzung mit Rassismus und       Foto: privat
deuteten die Folgen zunächst, dass    Rechtsextremismus.
Kitas, Schulen und Hochschulen,                                             zeit durchaus und wiederholt mit
Jugendeinrichtungen und Freizeit-     2. Zu den materiellen Folgen          Sorgen und Ängsten, mit Unge-
treffs (über einen längeren Zeit-     zählten und zählen, dass für          wissheit und Unsicherheit sowie
raum) geschlossen waren und z. T.     Schüler*innen und Student*innen       existenziellen Fragen konfrontiert.
noch sind; ebenso Kneipen, Clubs,     die vielen Jobs (u. a. in der Gas-    Diese gehören geradezu konstitu-
Sportplätze, Schwimmbäder, Dis-       tronomie, bei Messen) wegfallen,      tiv zur adoleszenten Lebens- und
kotheken und Shisha Bars. Reisen      die für die Finanzierung des Lebens   Erfahrungswelt sowie zur medial
war nicht mehr möglich und das        und des Studiums bedeutsam sind.      vermittelten Wirklichkeit.
gesellige Leben – das „Herumtrei-     Und es sind auch Erlebniswel-
ben“ und sich Bewegen, sich mit       ten wie spontane oder geplante        Neu ist die Erfahrung, mit einem
anderen Treffen – in Jugendräu-       Reisen an Wochenenden, in den         übermächtigen Themen- und Re-
men, im öffentlichen Raum und auf     (Semester-)Ferien, im Übergang        alitätsdruck umzugehen, der alle
der Straße fand weitgehend nicht      von Abitur ins Studium oder in die    Aufmerksamkeit auf sich zieht
mehr statt. Es lockerte sich dann     Zeit des Bundesfreiwilligendiens-     und quer zu den adoleszenten
ab Juni, in und nach der Ferienzeit   tes, die nun nicht möglich und mit    Dynamiken und Themen liegt, die
sukzessive hin zu einer „neuen“       Enttäuschungen verbunden waren        immer auch an eine gestaltbare,
und mit Auflagen verbundenen          und sind.                             positiv besetzte Zukunft und an
Normalität.                                                                 differenziert auslebbare soziale
Es gab bis Ende Mai keine gemein-     3. Jugendliche und junge Erwach-      Welten und Gefühlswelten gebun-
samen Face-to-face-Treffgelegen-      sene sind in ihrer Entwicklungs-      den sind.

                                                                                                               3
                                                                                           jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Die Krise hat(te) Ernstcharakter, sie   bunten Protest-Publikum – so u.          fahrungen zu organisieren.
war und ist nicht draußen und weit      a. in Stuttgart und Berlin – neben   •   Zweitens waren es Spazieren-
weg, sondern betrifft uns alle und      verunsicherten und „verärger-            gehen und der individuali-
direkt, sie war und ist omnipräsent     ten“ Bürger*innen vor allem Ak-          sierte Sport wie Radfahren
und reicht(e) bis in die kleinsten      teur*innen aus dem rechtspopulis-        und Joggen in der Natur, in
Verästelungen der Gesellschaft.         tischen und -extremen Lager, dann        Parks und an Flussläufen.
Die junge Generation wurde – wie        Prepper*innen, Esoteriker*innen,     •   Drittens waren es neue Arran-
alle anderen Generationen – über        Reichsbürger*innen, autoritäre An-       gements im privaten Leben,
einen längeren Zeitraum auf ein         tiliberale und Impfgegner*innen,         wie die Nutzung von Räumen
einziges Ereignis fokussiert. Auch      Anhänger*innen der Anthroposo-           für Hobbys, Kultur und Sport.
Jugendliche waren und sind dem          phie tonangebend (Eichel 2020,       •   Dann war es viertens die mehr
„Informationsrummel“ rund um            Hafeneger 2020a).                        verbrachte gemeinsame Zeit
die Coronakrise unterworfen. Sie                                                 und Mithilfe in der Familie bzw.
wurden mit einer Krisenerfahrung,       5. Bei der Frage, wie Jugendliche        in familiären Beziehungen.
mit Risiken und Ungewissheiten in       und junge Erwachsene mit dieser
einem neuen Alltag konfrontiert,
die sie so noch nicht erlebt haben,
für die es in einem „Schleier des
Unwissens“ (J. Rawls) keine Blau-
pause gibt, und die sie vor allem
auch emotional bewältigen muss-
ten. Und wir wissen nicht, welchen
Ausgang (und welche Wellen
über welche Zeiträume) die Krise
nimmt, und welche materiellen,
sozialen und psychischen Folgen
sie (noch) hat bzw. haben wird.

4. Die junge Generation war mit
den eigenen und im sozialen Nah-
bereich erlebten sowie medienver-
mittelten Gefühlswelten wie Angst
und Ungewissheit konfrontiert;
weiter mit den rationalen und irra-
tionalen Deutungsangeboten (bis
hin zu Desinformationslandschaf-
ten und kruden Verschwörungs-
welten), die seit Pandemiebeginn
auf dem kaum noch überschau-
baren Deutungsmarkt und mit
einem medial und öffentlich aus-
getragenen Kampf um (emotio-
nale) Narrative verbunden waren.
Dabei gab es auch rassistische,         Situation – einer komplexen und      Dabei ist generell zu konsta-
antisemitische, antifeministische       unberechenbaren Pandemie –           tieren, dass Jugendliche in ih-
und demokratieverachtende Fake          umgegangen sind, und wie sie ihr     rer Zeitverwendung – unter den
News, Krisendeutungen und kru-          ungewöhnliches – jetzt jenseits      eingeschränkten Bedingungen
de – alte und neue – Mythen in          von Übertaktung und Routine –        – zunächst ihren Gewohnheiten,
einer vorübergehend verschwö-           Zeitbudget im Lockdown genutzt       Routinen und ihren Kompetenzen
rungsideologisch aufgeladenen           haben, zeigten sich im Alltag        und dann auch ihren Optionen
Öffentlichkeit bei sogenannten          neben der langen Zeit für Home-      und ihrem kreativen Potential fol-
„Querdenken-“, „Hygiene“-De-            schooling (und dann phasenwei-       gen. Die Gefühlswelten pendeln
monstrationen/ -Kundgebungen            sem Präsenzunterricht) sowie dem     zwischen Stress und Langeweile,
und in Sozialen Netzwerken;             digitalisierten Studium zunächst     Ohnmachtsgefühlen und Kontroll-
dies wurde auch mit dem Begriff         vor allem vier Beobachtungen:        verlust, Einsamkeit und Entspan-
„Corona-Rassismus“ versehen.                                                 nung, produktiven Aktivitäten und
Corona wurde und wird geleugnet         •   Es waren erstens die Medi-       Alleinsein sowie Entschleunigung.
und verharmlost, mit Begriffen              en und digitalen Welten der
wie „Merkel-Regime“, „Sklaven-              Rezeption, der Musik, der        Zeit der Lockerungen
maske – Maulkorb“, „DDR 2.0“,               Filme und des Spielens, dann
„gekaufter WHO“, dann mit Namen             der Kommunikation, mit der       Mit den Lockerungen zeigten
wie Bill Gates, George Sorros oder          Möglichkeit mit Freund*innen     sich in zweiten Phase im Juli und
den Rothschilds verbunden – be-             und ihren Netzwerken in          August (in der Ferienzeit) einige
schworen wird der „Untergang der            Verbindung zu bleiben und        Phänomene sowohl in größeren
Demokratie“. Hier waren in einem            digitale Gemeinschaftser-        Städten als auch im ländlichen

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jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Raum: Jugendliche und junge Er-        matisiert – die Unsicherheit über       auf die in vielen Bereichen hohen
wachsene treffen sich auf öffentli-    die eigene Zukunft. Es ist der          Zufriedenheitswerte zusammen-
chen Plätzen, in Parks, an Flüssen     schwierig gewordene Berufsein-          fassend: „Es zeigt sich aber auch,
oder in Weinbergen zum gemein-         stieg und Übergang in die Arbeits-      dass trotz guter sozialer Beziehun-
samen Feiern (Partymachen) in          welt; viele junge Absolvent*innen       gen und Kontakte die persönliche
großer Zahl. Viele Kommunen            aus den Hochschulen und Schul-          Situation von jungen Menschen
waren überrascht vom Ausmaß,           abgänger*innen, die eine Ausbil-        oftmals mit Einsamkeitsgefühlen,
vom Alkoholkonsum und dem Müll,        dungsstelle, ein Praktikum oder         Verunsicherung und Überforde-
auch von Sachbeschädigungen            eine Beschäftigung suchten, sind        rung einhergeht“. Nach der im
sowohl in Großstädten als auch         hart von der Krise betroffen und        Juli vorgestellten Studie der DAK
im ländlichen Raum; vereinzelt         erleben plötzlich und unerwartet        (2020) haben in der Zeit des Lock-
kam es auch – so in Stuttgart und      ein böses Erwachen. Galten sie          downs die Zeiten für Online-Spiele
Frankfurt/M. – zu Auseinanderset-      vorher als gesuchte Fachkräfte und      und Social Media-Aktivitäten zu-
zungen mit und aggressivem Ver-        beruflicher Nachwuchs, waren und        genommen: Im Vergleich zum
halten gegenüber der Polizei. Vor      sind sie jetzt mit unsicheren Über-     Herbst 2019 haben die Spielzei-
allem an Wochenenden wurde bis         gängen, durchkreuzten Plänen und        ten bei Kindern und Jugendlichen
spät in der Nacht „Party gemacht“.     enttäuschten Erwartungen, mit           werktags um 75 % zugenommen;
Dieses Phänomen verweist vor           Arbeitslosigkeit und hoher Kon-         bei fast 700.000 sei das Gaming
allem auf sieben Aspekte:              kurrenz auf dem Ausbildungs- und        riskant. Die Gamingzeiten stiegen
                                       Arbeitsmarkt, einer ungewissen          von September 2019 bis Mai 2020
•   Nach dem Eingesperrtsein im        Arbeitsmarktentwicklung und einer       Werktags von 79 auf 139 Minuten,
    Lockdown und der vorüberge-        Wirtschaft in der Krise konfron-        am Wochenende auf 193 Minuten
    hend stillgelegten Adoleszenz      tiert; und der weitere mittel- und      pro Tag; die Social Mediazeiten
    gab es einen regelrechten          langfristige Verlauf der Krise bleibt   stiegen von 116 auf 193 Minuten
    „Drang“ nach außen;                ungewiss. Dies deutet für Teile der     pro Tag. Als Motive für Gaming und
•   Gelebt werden sollte das Be-       jungen Generation auch für ihr          Social Media wurden angegeben:
    dürfnis nach Sozialem, nach        weiteres Leben auf einen „Corona        Langeweile bekämpfen, soziale
    Treffen und Kommunikation,         Wealth Gap“ – eine Wohlstands-          Kontakte aufbauen, Stress abbau-
    nach Bewegung und Action,          lücke durch die Pandemie – hin.         en und der Realität entfliehen.
    nach (Selbst-)Darstellung,         Es wird für viele junge Menschen,
    Sehen und gesehen Werden.          die 2020 und 2021 ins Berufsleben       Nach der im Juli vorgelegten
•   Das warme Wetter hat die           einsteigen wollen, einen soge-          „COPSY“-Studie (2020) der Uni-
    Treffen draußen begünstigt         nannten „Scarring Effect“ (einen        versitätsklinik Hamburg-Eppendorf
    und dazu eingeladen.               Narbenbildungseffekt) geben, weil       (UKE) fühlten sich mehr als 70%
•   Es gab einen Nachahmungs-          sie zu schlechteren materiellen         der befragten Kinder und Jugend-
    effekt – Berichte in den Me-       Bedingungen ins Berufsleben ein-        lichen durch die Corona-Pandemie
    dien aus anderen Städten           steigen und Zeiten der Erwerbslo-       psychisch belastet; danach haben
    haben motiviert, auch sol-         sigkeit und befristeten (schlecht       Stress, Angst und Depressionen
    che öffentlichen Treffmög-         dotierten) Verträgen erleben.           zugenommen. Eine Anfang August
    lichkeiten im lokalen/regi-                                                vom Universitätsklinikum Leipzig
    onalen Umfeld zu nutzen.           Erste empirische Studien                vorgelegte Studie (2020) zeigte zu
•   Innere Räume (wie Clubs,                                                   den psycho-sozialen Folgen, dass
    Bars, Discotheken, Offene          Erste empirische Studien zum            die Schulschließungen vor allem
    Jugendarbeit, verbandliche         Umgang mit Corona und den Fol-          bei Kindern und Jugendlichen aus
    Jugendräume) waren noch            gen wurden im Juli und August           den sozial schwächeren Schichten
    geschlossen und das ganze          vorgelegt. Der Umgang mit der           zu Verlusten der Lebensqualität
    Jugendleben verlagerte sich        Corona-Zeit bzw. dem Lockdown,          geführt haben. Mit dem Fehlen
    nach draußen, in die äußeren       die Erfahrungen während der Co-         der Tagesstruktur hätte die Nut-
    Räume.                             rona-Maßnahmen war und sind –           zung elektronischer Medien zu-
•   Viele junge Leute und Familien     das zeigen die ersten empirischen       genommen und vermisst wurden
    waren nicht in Urlaub, mach-       Befunde – unterschiedlich, weil es      die Schule und die Gleichaltri-
    ten bzw. konnten – auch aus        die Jugend als homogene Gruppe          gen (FAZ, vom 4. August 2020).
    finanziellen Gründen – keine       nicht gibt, sondern Jugenden im
    Reisen machen und die Gren-        Plural mit allen ihren altersbezo-      Die Anfang August vorgelegte
    zen waren z. T. noch dicht.        genen, sozialen und kulturellen         Studie des ifo-Institutes (FAZ, vom
•   Das jugendliche Bedürfnis nach     Differenzierungen. Dazu zählen die      06. August 2020) zeigt in ihrer
    Unbekümmertheit und Unbe-          unterschiedlichen sozialen Lebens-      Elternbefragung eine deutlich ge-
    schwertheit hat vielfach auch      und Wohnbedingungen, häuslichen         ringere Lernzeit der Schüler*innen
    das Virus – das ja noch da war     und materiellen Ressourcen sowie        während des Lockdowns; vor
    und ist – ignoriert und bagatel-   die Zeitbudgets von Erwachsenen         Corona waren es pro Tag 7,4
    lisiert; die AHA-Regeln wurden     mit mehr oder weniger schützen-         Stunden und in der Corona-Zeit
    weitgehend nicht eingehalten.      den Umgebungen und sicheren             3,6 Stunden. Gleichzeitig wird
                                       Beziehungen.                            auf die stark angestiegenen Zei-
Und eine weitere belastende Folge      Dabei heißt es In der JuCo-Studie       ten und passiven Aktivitäten wie
wurde ab Juli sichtbar und the-        (Andresen et al. 2020) mit Blick        Fernsehkonsum, Computerspiele

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Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
und Handybenutzung (hier waren             Formen der Kommunikation          seiner Entwicklung von Sozialität
es vor Corona 4 Stunden, dann              und Interaktion – u. a. im        und Identität gelingen soll, dann
waren es 5,2 Stunden täglich)              Spiel, im Sport und der Be-       muss die Jugendzeit mit all ihren
hingewiesen. Auch hier werden              wegung mit den Komponen-          Ambivalenzen und Suchprozessen
die – so ein wiederholter Befund           ten bzw. dem Mix aus Spaß,        gelebt werden können. Dabei sind
– signifikante Bedeutung von               Lachen, Toben und Rennen,         Jugendliche auf Spiegelung, An-
Präsenzunterricht für die Chancen-         in der Leistungsmessung und       erkennung und Resonanz sowohl
gleichheit und die sozialen Inter-         im Wettbewerb – zusammen          von begleitenden und Halt sowie
aktionen unter Schüler*innen und           sind;                             relative Sicherheit gebenden Er-
mit Lehrer*innen hervorgehoben.        •   mit ihren Kulturen, ihren Orten   wachsenen als auch von und unter
                                           und Zeiten – in denen sie sich    Gleichaltrigen angewiesen.
                                           anerkennen, selbst bestätigen
Bedeutung der Jugend-
                                           und realisieren sowie messen      Nun waren und sind solch eine Ju-
zeit                                       und spiegeln können;              gendzeit mit ihren Möglichkeiten,
                                       •   mit denen sie streiten können     Gelegenheiten und Erlebniswelten
Mit Blick auf die Einschränkungen          und lernen, die Jugendzeit        sowie des Aktiv-sein-Könnens über
in den Phasen der Corona-Zeit              gemeinsam sinnvoll (für sich,     mehrere Wochen bzw. Monate
(und hier vor allem des Lock-              mit anderen, für eine Sache)      reduziert und z. T. stillgestellt.
downs) ist zu vergegenwärtigen,            zu verbringen.                    Das (Aus-)Leben der adoleszen-
was die lange Jugendzeit aus-                                                ten Dynamiken und die Routinen
macht, und was es bedeutet, diese      Weiter sind die Körperkommu-          des Alltags waren vorübergehend
einzuschränken. Sie ist mit adoles-    nikation und das Körpererleben,       (über politisch regulierte Phasen)
zenten Dynamiken verbunden, die        verbunden mit physischer Nähe         unterbrochen und öffneten sich
formell und organisiert in schuli-     und Formen des körperlichen           dann mit den Lockerungen suk-
schen Zusammenhängen und Be-           Kontaktes bzw. von Berührungen,       zessive wieder.
ziehungen in den Klassen, dann in      das vertraute Unter-sich- und
Freundschaften, Cliquen und auch       Zusammen-sein von Bedeutung.
im gemeinsamen Lernen und Tref-
fen nach der Schule gelebt werden.
Im außerschulischen Jugendleben
in der Freizeit sind es die vielen
freiwilligen, halb-formellen und
informellen Gesellungsformen, die
Jugend(verbands)gruppen, die Of-
fene Jugendarbeit, die vielfältigen
Bildungsangebote, der Sport- und
Bewegungsbetrieb, die vielen Le-
benswelten, die jugendkulturellen
und politischen Zusammenhänge
und in der Fankultur u. a. das – mit
euphorischen Gefühlen verbun-
dene – Fußballstadion, dann die
Festival-, Musik- und Kinoevents.

Die lange und differenzierte Ju-
gendzeit ist eine besondere Ent-
wicklungs- und Übergangszeit,          Und es sind die unterschiedlichen     Jugendarbeit in der Kri-
in der die junge Generation ihre       jugendlichen Lebenswelten, in         senzeit
adoleszente Dynamik und ihre af-       denen man etwas unternimmt
fektiven Bindungsbedürfnisse auf       und in denen experimentiert wird;     Für die Jugendarbeit hatten die
dem Weg ins Erwachsenenleben           in denen man Rituale lebt, seine      Einschränkungen in der Hochphase
ausleben und ihre Lebensthemen         Körperlichkeit zeigt, Kräfte misst    der Pandemie zunächst zur Folge,
kommunizieren will und muss.           und Grenzen (verbunden mit            dass es mit dem Lockdown über
                                       Spannungssteigerungen und Er-         mehrere Wochen bzw. Monate
Damit die Entwicklungsheraus-          regungssuche) ausgetestet sowie       keine persönlichen Begegnungen,
forderungen – letztlich die Her-       erotisch-sexuelle Beziehungen         Gruppenstunden und Treffmöglich-
ausbildung einer stabilen und zu-      (Verliebtheiten, Beziehungsleben)     keiten gab, Seminare und Tagun-
gleich reflexiven Identität – gelebt   gesucht und gelebt werden.            gen, internationale Begegnungen
und gelingen können, brauchen                                                und Ferienfreizeiten mussten
Jugendliche neben Erwachse-            Dies kann nur von Gleichaltrigen      abgesagt werden; Einrichtungen
nen immer auch Gleichaltrige,          mit ihren Gesellungsformen und        der Offenen Jugendarbeit und Bil-
• mit denen sie ihre Lebensthe-        in adoleszenten Räumen und Zei-       dungsstätten waren geschlossen.
    men innerhalb ihrer Genera-        ten erbracht und gelebt werden,
    tion kommunizieren können;         Erwachsene können sie nicht er-       Gleichzeitig entwickelte sich eine
• mit denen sie in vielfältigen        setzen. Wenn das Jugendleben in       digitale Welt in der Jugendarbeit.

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Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Sie wurde jetzt in vielen Bereichen    hatte und hat Auswirkungen auf                 •   ob die Jugendarbeit und das
(Treffen, Gremien, Fortbildung,        den gesamten Alltag und die                        Vereinswesen in der Lage
Austausch, Projekte, Beteiligung)      Lebenszufriedenheit, auf die Zu-                   waren, Jugendliche auch über
digital und war mit Onlineange-        kunftschancen der jungen Gene-                     die Pandemiezeit (als Ausnah-
boten, Webinaren, Videokonfe-          ration und auch die Arbeitsfelder                  mezeit und mit neuen digitalen
renzen und digitalen Sitzungen         der Jugendarbeit/ -bildung.                        Formaten und Angeboten) zu
verbunden. Mit ihnen wurde – mit                                                          halten,
einer kreativen und innovativen        Aufgrund der Erfahrungen mit der               •   ob sie genug Bindungskraft
Vielfalt, wie viele Beispiele zeigen   Corona-Krise können – für den                      hatten und mit welchen Ver-
– versucht, die Jugendarbeit in der    Umgang mit zukünftigen Krisen                      werfungen die Zeit verbunden
Krisenzeit aufrecht zu halten, zu      und in Zeiten von Risiko- und Kri-                 ist,
gestalten und zu meistern. Dieser      senpolitik – auch erste Folgerun-              •   ob Kinder und Jugendliche
Umstieg war für alle Beteiligten in    gen für die Jugendarbeit/-bildung                  einfach wegbleiben und nicht
der Jugendarbeit mit einem regel-      gezogen werden. Dabei ist davon                    mehr kommen, ob in einigen
rechten Technologisierungsschub        auszugehen, dass wir in Zeiten                     Bereichen (z. B. dem Sport)
verbunden. Zugleich heißt es in        des Wandels spätmoderner Ge-                       gar ein Exodus des Nach-
der JuCo-Studie (Andresen et al.       sellschaften als Normalzustand                     wuchses droht (FAZ, vom
2020) zu den digitalen Kontakten       leben, die generell von Risiken und                06.07.2020),
und Formaten sowie den Grenzen         Risikopolitik geprägt sein werden.             •   ob Bildungsangebote weiter
digitaler Kommunikation u. a.:         Die Corona-Krise wäre dann nicht                   so wie vorher angenommen
„Junge Menschen verbringen einen       als Ausnahmezustand, sondern als                   werden.
Großteil ihrer Zeit in Organisatio-    Beispiel von neuer abwägender
nen, die außerhalb der schulischen     (normaler) Risikopolitik als Dau-              3. Die zukünftige Jugendarbeit/-
Bildung liegen – wie Sportvereine,     ermodus zu verstehen.                          bildung wird – wie die gesamte
Jugendverbände oder Jugend-                                                           Bildungs-, Lebens- und Arbeitswelt
zentren, sie engagieren sich in        1. In der Pandemie wurden die                  der jungen Generation – auch eine
Vereinen und haben Freund-             Bedürfnisse und Interessen von                 digitale sein. Der digitale Wandel
schaftsnetzwerke. Dies ist von         Kindern und Jugendlichen, die Be-              hat sich in Zeiten von Corona in
jetzt auf gleich zum größten Teil      deutung von Kinder- und Jugend-                allen Bereichen beschleunigt und
weggebrochen, oftmals kann eine        arbeit sowie der außerschulischen              auch in die Jugendarbeit sowie den
Umorganisation in digitale Formate     Bildungsorte/-angebote weitge-                 Bildungsangeboten Einkehr gehal-
nicht stattfinden oder wird nicht      hend übersehen, übergangen und                 ten. Hier einen klugen und kritisch
als ausreichend wahrgenommen“.         ignoriert. Deren soziales und bil-             reflektierten Mix – begleitet von
Corona war und ist eine Heraus-        dendes Leben kam zum Stillstand                einer regen Diskussion über Erfah-
forderung für die Jugendarbeit, in     und ihre Nöte und Sorgen besaßen               rungen, Möglichkeiten, Probleme
der – in digitalen Räumen – lebhaft    mit den Schließungen von Einrich-              und Grenzen – des virtuellen und
diskutiert, experimentiert, Erfah-     tungen und Kontaktverboten keine               realen Raums, der Nutzung von
rungen ausgetauscht und Bilanzen       Priorität. Die außerschulischen                digitalen Elementen und kommu-
formuliert wurden und werden.          Perspektiven von Kindern und Ju-               nikativer Präsenz herzustellen,
Weiter haben sich im Netz zahlrei-     gendlichen sowie von Partizipation             gehört zu den Herausforderungen
che Foren mit Hinweisen, Empfeh-       waren kein Thema. Hier braucht                 der zukünftigen Jugendarbeit/-bil-
lungen und Beispielen auch für die     die Jugendarbeit/-bildung zukünf-              dung. Zugleich sind die durchgän-
Kinder- und Jugendarbeit sowie die     tig – für Krisenentwicklungen bzw.             gige Erfahrung und Erkenntnis der
außerschulische Bildungsarbeit he-     Krisenzeiten – eine jugendpoliti-              Pandemiezeit, dass Jugendarbeit/-
rausgebildet (www.forum-transfer.      sche und -pädagogische nachhal-                bildung als Lebenswirklichkeit und
de, Brenner 2020). Schließlich         tige Positionsbestimmung, damit                Erfahrungswelt vor allem physi-
wurden dann ab Mitte des Jahres        die Interessen und Bedürfnisse der             sche Präsenz, Kommunikation und
direkte Treffen und Präsenzan-         jungen Generation – jenseits von               Gemeinschaftserfahrungen sind.
gebote (mit Einschränkungen)           Schule, Ausbildung und Studium –
wieder möglich und Einrichtungen       nicht unter den Tisch fallen. Dazu             Das Internet kann die Handlungs-
– auch der Offenen Jugendarbeit        zählen das Recht auf Angebote der              räume der Jugendarbeit/-bildung,
– konnten ihre Arbeit (mit Ein-        Jugendarbeit – auf Gesellung, Bil-             die Begegnungen und Aktivitäten
schränkungen) wieder aufnehmen.        dung und Spiel in der Freizeit – so-           von Angesicht zu Angesicht nicht
                                       wie auf Partizipation gerade auch              ersetzen; im Gegenteil, schnell
                                       in Krisenzeiten. Jugendliche dürfen            hat sich – so eine weitere Er-
Folgerungen für die Ju-
                                       nicht auf ihre Schüler*innenrolle              kenntnis aus der Jugendarbeit/-
gendarbeit/ -bildung                   oder auf ihren Status als Auszu-               bildung – eine digitale Sättigung
                                       bildende, Beschäftigte und Studie-             eingestellt und wurden viele Ju-
Corona hat als Krisenzeit neue For-    rende reduziert werden.                        gendliche nicht (mehr) erreicht.
men der Lebensführung und neue
Zeitstrukturen, viele Wochen der       2. In Krisenzeiten ist die sozi-               Digitale Technik und Tools sind
Einschränkung und eine hochgra-        ale Bindungskraft der Jugend-                  zukünftig – so die positiven Er-
dig ambivalente Entschleunigung,       a r b e i t u n d Ve r e i n e f ü r K i n -   fahrungen – praktische Ergän-
dann Phasen der Lockerung und          der und Jugendliche wichtiger                  zungen zu den klassischen For-
Normalisierung erzwungen. Dies         denn je. Abzuwarten bleibt,                    maten der Jugendarbeit/-bildung.

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                                                                                                    jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
4. Krisenzeiten sind immer auch        Phase(n) und Prozess(e) des Le-            und Probleme, in: deutsche jugend,
mit Fragen der (Zukunft der) re-       bens mit Krisen, Paradoxien und            Heft 7-8, S. 293 - 294.
präsentativen und liberalen Demo-      des Schwindens von Gewissheiten?           DAK-Studie (durchgeführt am UKE)
                                                                                  (2020): Gaming, Social Media & Coro-
kratie – deren Stabilität, Krisener-   Ob es eine „Generation Corona“,
                                                                                  na: Mediensucht 2020, Hamburg.
scheinungen und Herausforderun-        d. h. eine jugendhistorisch be-            Die Vergessenen, in: FAZ vom 06. Juli
gen – verbunden (Hentges 2020).        nennbare Generation mit typischen          2020.
Hier kommt der Jugendarbeit als        und gemeinsamen Generationser-             Eichel, Chr. (2020): Der Corona-Effekt.
demokratischem bzw. Demokratie         fahrungen in der Denktradition von         Zwischen Shutdown und Neubeginn,
förderndem außerschulischen Le-        Karl Mannheim (1964) gibt, bleibt          New York.
bens- und Bildungsort, kritischer      abzuwarten. Weiter wäre für die            Gänger, S./Osterhammel, J. (2020):
Vernunft und humanistischer            Jugendarbeit/-bildung der Frage            Denkpause für Globalgeschichte. In:
                                                                                  Merkur – Deutsche Zeitschrift für euro-
Liberalität verpflichtet – so ihr      von Beteiligung nachzugehen: Ob
                                                                                  päisches Denken, Heft 855, Stuttgart,
Selbstverständnis – eine heraus-       für Jugendliche die Entscheidung-          S. 79 – 86.
ragende Bedeutung zu. Vor dem          en transparent waren, ob sie sich          Generation Corona. In: FAZ vom 04.
Hintergrund der Corona-Krisen-         gehört, gefragt und eingebunden            Juli 2020.
Zeit und den damit verbundenen         gefühlt haben?                             Hafeneger, B. (2020): Adoleszente Dy-
Grundrechtseinschränkungen ist                                                    namik in Zeiten von Corona. In: deut-
über die Bedeutung der demokra-        Unter globalhistorischer Perspek-          sche jugend, Heft 7-8, S. 294 - 296.
tischen und politischen Bildung        tive ist interessant, der Geschich-        Hafeneger, B. (2020a): Demokratie
                                                                                  in Zeiten von Corona. In: Journal für
neu nachzudenken. Sie als erleb-       te und den Verläufen von sowie
                                                                                  politische Bildung, Heft 3 (i. E.).
bare persönliche und kollektive        dem Umgang mit Pandemien und               Hentges, G. (Hg.) (2020): Krise der
Erfahrung, als lernende Ausein-        Epidemien nachzugehen und zu               Demokratie – Demokratie in der Krise?,
andersetzung mit Gesellschaft und      klären, welchen Erkenntnisgewinn           Frankfurt/M.
Politik zu akzentuieren, wäre ein      sie für die heutige Situation haben.       Ifo-studie corona (FAZ, vom 06. August
ausgewiesenes Profilelement des                                                   2020, abgerufen am 06. 08. 2020).
Arbeitsfeldes. Dazu zählen sponta-     Mit der „wechselwirkenden Welt“            Mannheim, K. (1964): Das Problem
ne und anlassbezogene (informel-       (Gänger/Osterhammel 2020) –                der Generationen. In: ders.: Wissens-
                                                                                  soziologie: Auswahl aus dem Werk,
le) politische Gespräche, spezielle    der zunehmenden Bewegung und
                                                                                  Neuwied, S. 509 – 565.
non-formale Bildungsangebote,          Mobilität, Beschleunigung und              Möller, K./Honer, O. (2020): Demokra-
die Auseinandersetzung mit Vorur-      Globalisierung, dem Handel und             tische Bildung in der Offenen Kinder-
teilen und Ressentiments, die viel-    der Reisetätigkeit – gab es schon          und Jugendarbeit sowie der Aufsuchen-
fältigen formellen und informellen     vor Corona mit der Cholera im 19.          den Jugend(sozial)arbeit. In: deutsche
Gelegenheiten der Partizipation        Jahrhundert und der Spanischen             jugend, Heft 7-8; S. 328 – 337.
in den Einrichtungen (vgl. Möller/     Grippe am Ende des Ersten Welt-            Neue Plattform für die Kinder- und
Honer 2020).                           krieges wiederholt eine weltweite          Jugendhilfe. Internet: https://www.
                                                                                  forum-transfer.de (abgerufen am
                                       Verbreitung von Pandemien, die
                                                                                  08.07.2020).
                                       Angst vor Ansteckung und unter-
Forschungsfragen                       schiedliche Strategien des Um-
                                                                                  Universitätsklinikum Leipzig (2020):
                                                                                  FAZ, vom 04.08. 2020 (Kinder und
                                       gangs mit Krankheiten und von              Jugendliche leiden unter Schulschlie-
Erste kurze Studien nach dem           staatlichen Krisenpolitiken. Das           ßungen).
Lockdown über Jugend in der            gilt aktuell mit Blick auf Corona          Universitätsklinikum Hamburg-Ep-
Corona-Zeit liegen vor, und für die    für die vergleichende Frage, ob            pendorf (UKE) (2020): COPSY-Stu-
weitere sozialwissenschaftliche,       und wie Demokratien und auto-              die - Wie Kinderseelen durch Coro-
pädagogische und psychoanaly-                                                     na leiden, Hamburg (abgerufen am
                                       kratische Herrschaftsformen in der
tisch inspirierte Jugendforschung                                                 12.07.2020).
                                       Lage waren und sind mit den Her-           Volkmer, M./Werner, K. (Hrsg.) (2020):
gehören u. a. die Fragen: Wie          ausforderungen und krisenhaften            Die Corona-Gesellschaft, Bielefeld.
haben Jugendliche die „Corona-         Entwicklungen umzugehen?
Zeit“, ihre Phasen und deren
Folgen – als Extremsituation und                                                  Benno Hafeneger, Dr. phil.,
Lockerungsprozess mit ihren Emp-       Literatur
                                                                                  Prof. (em.)
findungen und Affekten, Gedanken                                                  Institut für Erziehungswissen-
                                       Andresen, S., et al. (2020): Erfah-
und Verhaltensweisen – erlebt und                                                 schaft, Philipps-Universität Mar-
                                       rungen und Perspektiven von jungen
praktisch (physisch, psychisch und     Menschen während der Corona-Maß-           burg. Lehr- und Forschungs-
sozial) bewältigt? Wie blicken sie     nahmen. Erste Ergebnisse der bun-          schwerpunkte im Bereich „Jugend,
danach – wenn die Krise und Zeit       desweiten Studie JuCo, Hildesheim          Jugendarbeit und außerschulische
der Ungewissheit und Paradoxien        (Universitätsverlag). Internet: https://   Jugendbildung“; weiter rechte
überstanden sind und das ado-          dx.doi.org/10.18442/120 (abgerufen
                                                                                  Jugendkultur und extremistische
leszente Leben mit seinen Locke-       am 04.07.2020).
                                       Bering, R./Eichenberg, Chr. (Hrsg.)        Orientierungen in der jungen Ge-
rungen und seinem „Neustart“,                                                     neration.
                                       (2020): Die Psyche in Zeiten von Co-
mit seinen Routinen individuell
                                       rona, Stuttgart.
und sozial wieder aufgenommen          Besand, A. (2020): Die Corona-Vorle-
werden kann – auf diese zurück?        sung. Sozialwissenschaftliche Perspek-     Foto S. 4: zone4u – Jugendnetzwerk
Wie vergegenwärtigen und katalo-       tiven, Frankfurt/M. (i. E.).               der Stadtgemeinde Knittelfeld
gisieren sie diese Zeit nachträglich   Brenner, G. (2020): Jugend in Zeiten       Foto S. 6: JugendKulturZentrum HOT
in ihrem Gedächtnis – auch als         der Corona-Pandemie: Engagements           Mürzzuschlag

8
jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Neues vom Steirischen Dachverband der Offenen Jugendarbeit

Neue Obfrau im Dachverband              Daneben engagiert sie sich in
                                        den verschiedensten Gremien
Seit Juli 2020 ist Frau Mag.a Ma-       der Sozialen Arbeit regional und
rion Wölbitsch neue Obfrau des          bundesweit. Seit 2016 ist sie
Steirischen Dachverbands der            Vorstandsmitglied und Steier-
Offenen Jugendarbeit. Sie folgt         markvertretung bei bOJA, dem
Rene Molnar, der nach zehnjähri-        bundesweiten Netzwerk Offene
ger Tätigkeit sein Amt als Obmann       Jugendarbeit und im Vorstand im
niederlegte.                            Verein für psychosoziale und sozi-
                                        ale Lebensberatung.
Marion Wölbitsch, die bereits von                                            V.l.n.r. sitzend: Wölbitsch, Theißl; stehend:
2009 an Obmannstellvertreterin          Das Amt der Obfraustellvertreterin   Schöberl-Mohr, Ganster, Haring, Pöchhacker.
                                                                             Foto: Steirischer DVOJA
im Dachverband war, schloss das         des Steirischen Dachverbands der
Studium der Erziehungs- und Bil-        Offenen Jugendarbeit hat seit Juli
dungswissenschaften in Graz ab.         2020 Mag.a Ursula Theißl, Ge-        und Freizeit bei WIKI Kinderbe-
Danach war sie in der Sozialpsy-        schäftsführerin von LOGO jugend-     treuungs GmbH sowie Schriftfüh-
chiatrie und ehrenamtlichen Arbeit      management, über. Weiters be-        rer Wolfgang Haring, Geschäfts-
mit Kindern tätig.                      steht der Dachverbands - Vorstand    führer vom JUKO Köflach/JUKO
Seit 2007 ist sie Geschäftsfüh-         aus Kassier Christoph Pöch-          Bärnbach und Schriftführerstell-
rerin des Vereins Jugendzen-            hacker, BSc., Leiter des Ju-         vertreter DSP Volkmar Schö-
trum Judenburg (JuZJu) und              gendcafes Arena in Gratkorn und      berl-Mohr, Leiter von AUSZEIT
leitete von 2014 bis 2016 auch          Kassierstellvertreter Christoph      Jugend(sozial)arbeit Gleisdorf.
das Jugendzentrum in Trofaiach.         Ganster, Bereichsleiter Jugend

Zwei engagierte Kolleg*innen verlassen den Vorstand
Amra Haller beendet nach zehn-          Rene Molnar leitete von 1995 bis
jähriger Vorstandstätigkeit ihr Amt     2020 das Jugendkulturzentrum
als Kassierin im Steirischen Dach-      Explosiv in Graz. Einen lebendigen
verband der Offenen Jugendarbeit.       und offenen Ort für Jugendliche
Ihr jahrelanger Einsatz für die Kin-    und Jugendkulturen zu schaffen,
der- und Jugendarbeit hat Wirkun-       war dem akademisch ausgebilde-
gen hinterlassen. So engagierte         ten Jugend- und Soziokulturarbei-
sich die akademisch ausgebildete        ter sowohl als Geschäftsführer als
Jugend- und Soziokulturarbeiterin       auch als langjähriger Mitarbeiter
in der Stadtgemeinde Knittelfeld        immer ein wichtiges Anliegen.
– wo sie von 2008 bis 2019 die          Ohne sein Mitwirken und ohne sei-    turarbeit und für die Offene Ju-
Leitung des Referats Kinder, Ju-        nen Kampfgeist wäre das Jugend-      gendarbeit spiegelt sich nicht nur
gend und Familie über hatte – in        kulturzentrum, welches bereits       als Geschäftsführer im Explosiv,
zahlreichen Aktivitäten und Projek-     sein 30-jähriges Bestehen feierte,   sondern auch in seiner vielschichti-
ten, bis hin zur Umsiedelung des        wahrscheinlich nicht das „Explo“,    gen und intensiven ehrenamtlichen
Jugendzentrums zone4u ins Haus          das in der Jugendkulturszene über    Tätigkeit wider.
der Vereine im Jahr 2018.               die Grenzen hinaus bekannt ist.      Als Obmann des Steirischen Dach-
Amra Haller initiierte das Netzwerk     Als Musiker und Mitglied verschie-   verbands der Offenen Jugendarbeit
„Jung sein in Knittelfeld“, ein Netz-   dener Bands liegt ihm auch die       vertrat er zehn Jahre mit gro-
werk für Kinder, Jugendliche und        Musikszene und die Förderung         ßem Engagement das Arbeitsfeld.
Erwachsene, mit Angeboten in            von Nachwuchsbands sehr am
den Bereichen Beratung, Bildung         Herzen.                              Die Stärkung und das Vorantrei-
und Freizeit. Zusätzlich war sie        Neben seiner Arbeit im Explosiv      ben der Qualitätsentwicklung der
bei der Errichtung von zahlreichen      ist auch seine Referententätigkeit   steirischen Offenen Jugendarbeit
Kinder- und Jugendplätzen in Knit-      u.a. für die ARGE Jugend gegen       und nicht zuletzt das Lobbying für
telfeld wie Funcourt, Pump Track,       Gewalt und Rassismus mit vie-        die in der Offenen Jugendarbeit
Freeletics Park, Dirtbikepark und       len Workshops zu Themen wie          Tätigen setzten Amra Haller und
von zahlreichen Spielplätzen aktiv.     Jugendkulturarbeit, Musik und        Rene Molnar mit voller Tatkraft und
Auch im KinderRat und Jugendbei-        Gewalt, Rechtsextremismus und        mit Leib und Seele um. Dafür sei
Rat war sie aktiv beteiligt und war     Menschenrechtsbildung zu er-         beiden ein herzliches Dankeschön
für viele Kinder- und Jugendsom-        wähnen. Er begeistert mit seinem     ausgesprochen.
meraktivitäten und für die Schul-       fundierten Wissen und seine Pra-
informationsmesse verantwortlich.       xiserfahrung sowohl Jugendliche      Wir wünschen Amra und Rene alles
Regional und bundesweit vertrat         als auch Mitarbeiter*innen aus       liebe und Gute!
Amra Haller die Offene Kinder- und      der Jugendarbeit. Sein Einsatz für
Jugendarbeit voller Engagement.         Jugendliche, für die Jugendkul-      Foto: Steir. DVOJA

                                                                                                                       9
                                                                                               jugend inside Nr. 2/20
Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
RJM – Regionales Jugendmanagement
                            Infos aus den Regionen

In jeder der sieben steirischen Regionen gibt es eine   Nach dem großen Erfolg im Vorjahr setzt Jugend-
zentrale Stelle zur Koordinierung und Abwicklung        managerin Martina Haßler in der östlichen
von Kinder- und Jugendthemen: Das Jugendma-             Obersteiermark auch heuer auf Jugendinformation
nagement. Auch im heurigen Sommer konnten viele         in Form eines Schulkalenders. 15.000 Stück der
Aktivitäten gesetzt werden. Hier ein paar Einblicke:    coolen Sketchnote-Bücher wurden in zwei Varianten
                                                        (Kinder und Jugend) gemeinsam mit der Bildungs-
In Voitsberg tut sich was für die Jugend: Mit 04.       direktion zu Schulbeginn verteilt. Jugendthemen am
Juni 2020 öffnete der neue Jugendtreff „TimeOut“         Puls der Zeit – von Nachhaltigkeit bis Demokratie
seine Türen. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde      und Frieden – wurden gemeinsam mit Partner*innen
bei mehreren Jugendbeteiligungsveranstaltungen          aus dem Fach-Netzwerk kinder- und jugendgerecht
deutlich, dass sich junge Menschen in Voitsberg         aufbereitet und mit regionalen Informationen er-
jugendgerechte Aufenthaltsorte wünschen. Bürger-        gänzt. Gemeinsam mit den neuen Spielplänen für das
meister Mag. (FH) Bernd Osprian nahm sich dieses        SCHATZREISE-Spiel sind dies weitere Elemente des
Anliegens an. Gemeinsam mit Jugend am Werk              Projekts JugendREGION. Finanziert im Rahmen des
– Streetwork Voitsberg, Jugendlichen und Nora           Steiermärkischen Landes- und Regionalentwicklungs-
Arbesleitner, Regionales Jugendmanagement               gesetzes, setzt das Projekt vor allem auf Information
Steirischer Zentralraum, entstand so Schritt für        von Jugendlichen und Multiplikator*innen. Aktuelle
Schritt das „TimeOut“.                                  Jugendanliegen, Förderungen, Methoden und Wei-
                                                        terbildungen finden sich auf der Jugend-Website
                                                        www.jugendregion.at. Jugend-Events sind über
                                                        die App Gem2Go, Kanal Obersteiermark abrufbar.

                                                        Hunderte Jugendliche und Multiplikator*innen können
                                                        im Herbst die kostenlosen (Online)Workshops zum
                                                        Thema „Sicherer Umgang mit digitalen Medien“ nut-
                                                        zen. Anmeldungen für Schulen, Jugendzentren und
                                                        Vereine sind noch möglich! Das Netzwerk JugendRE-
                                                        GION tagt zum Thema Jugendrechte im November.

                                                        Auf Initiative von Tamara Schober, Regionales
                                                        Jugendmanagement in der Region Südoststei-
                                                        ermark, Steirisches Vulkanland fand am 04.06.2020
                                                        ein Online-Impuls zum Thema „Jugend & Ge-
                                                        meinderatswahl“ statt. Hier wurden (zukünftigen)
                                                        Gemeinderät*innen, Jugend-Ansprechpersonen und
                                                        Interessierten Möglichkeiten und Tipps präsentiert,
                                                        wie sie Jugendliche in ihrer Gemeinde bestmöglich
                                                        über die Gemeinderatswahl am 28.06. informieren
                                                        und dazu motivieren, ihre Stimme zu nutzen. be-
                                                        teiligung.st, die Fachstelle für Kinder-, Jugend- und
                                                        BürgerInnenbeteiligung, sowie LOGO jugendmanage-
TimeOut_bepart. Foto © Jugend am Werk–Streetwork
Voitsberg
                                                        ment als Expert*innen rund um Jugendinformation
                                                        und -kommunikation gaben spannende Einblicke in
                                                        die Denk- und Entscheidungswelten von Jugendli-
Auch ein LEADER-Projekt mit und für Jugendliche         chen. Die Teilnehmer*innen aus neun südoststeiri-
wird von Jugend am Werk umgesetzt. Im Projekt           schen Gemeinden hatten außerdem die Möglichkeit,
#bepart – Maßnahmen für eine jugendgerechte             konkrete Beispiele aus ihrer Gemeinde zur Diskus-
Stadtgemeinde Voitsberg, das vom Regionalen Ju-         sion zu stellen und Anregungen für die Umsetzung
gendmanagement begleitet wird, werden u.a. in           mitzunehmen.
Upcycling-Workshops Möbelstücke hergestellt und
aufbereitet sowie der neue Jugendtreff ausgestattet
und gestaltet. Junge Menschen aus der Region sollen     Der Jugendkalender des Regionalmanagements
dadurch nicht nur Möglichkeiten zum Austausch, der      Obersteiermark West soll jungen Leuten in Murau
Freizeitgestaltung und gesellschaftlichen Teilhabe      Murtal helfen, ihre Schulzeit zu organisieren und die
bekommen, sondern auch zur Beteiligung an Ent-          Wochenenden mit großartigen Aktivitäten und Events
wicklungsprozessen und zum freiwilligen Engagement      zu füllen. Jugendliche sollen durch die Benützung
ermutigt werden.                                        des Kalenders ihre Heimat näher kennenlernen –

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jugend inside Nr. 2/20
RJM – Regionales Jugendmanagement
                            Infos aus den Regionen

Informationen über die Region und all ihre Stärken
werden darin übers ganze Jahr hinweg bespielt.
Des Weiteren wird Schüler*innen eine breite Palette
an regionalen Karrieremöglichkeiten aufgezeigt.
Für die jüngere Zielgruppe wurde ein Sticker-
album über die Region Murau Murtal erstellt.
Im Sammelalbum der Region Murau Murtal werden
starke Ausflugsziele, starke Firmen und deren Pro-
dukte, starke Rekorde sowie weitere starke Infor-
mationen über die Region abgebildet. Wusstest du
z.B., dass die schnellste Frau aus dem Bezirk Murau
kommt? Nicole Schmidhofer ist mit 217 km/h die
schnellste Frau auf Skiern. „Also los: Ran ans Sam-
meln!“, rät Jugendmanagerin Julia Schlacher.

Bereits im Herbst 2019 konnten junge Menschen in
der Region Liezen in Begleitung von Jugendmana-         Regionales Jugendmanagement. v.l.n.r.: Griesebner, Muhr,
gerin Carina Griesebner bei einer Online-Be-            Schlacher, Langerwisch, Arbesleitner, Schober, Haßler.
fragung und Foto-Challenge mitmachen, welche            Foto: Haßler
in weiterer Folge mit einem Jugendteam genauer
bearbeitet wurden. Unter dem Motto „Wie´s wird
wann´s supa wird! – 30 x 30 Ideen für Liazn             gung ist als offizielle Fortbildung des Landes Stei-
2030“ kannte die Kreativität der Jugendlichen keine     ermark – A6 Fachabteilung Gesellschaft anerkannt.
Grenzen.                                                Das detaillierte Programm sowie die Anmeldemöglich-
                                                        keit sind unter www.oststeiermark.at zu finden.
Von humoristischen Einsendungen, die plakativ die
Veränderungsbedarfe des Bezirkes aufzeigten, illus-
trierten Zwiegesprächen zwischen einer Biene und        Bereits im März 2019 wurde das LEADER Projekt
einer Hummel zum Thema Insektenschutzmaßnah-            „make IT safe“ in der Südweststeiermark mit
men bis hin zu Songtexten und Erzählungen aus der       der Regionalmanagement Südweststeiermark
Sicht des Grimmings reichten die Ideen. Die Texte       GmbH als Projektträgerin initiiert. Es handelt sich
werden demnächst in einer Broschüre zum Download        dabei um Schulungsmaßnahmen, die Jugendliche
zur Verfügung stehen. Das Regionalmanagement            sicherer im Umgang mit sozialen Netzwerken, Handy
Liezen unter der Leitung von Dr.in Eva Stiermayr prä-   und Internet machen sollen. Erreicht wird das durch
mierte mit einer fachkundigen Jury 10 Texte, welche     den Einsatz einer „Peer-2-Peer“ Methode, durch die
besonders hervorstachen. In einem Schreibworkshop       Jugendliche verantwortungsvollen und eigenverant-
wurden aus Ideen klar formulierte Zukunftsprojek-       wortlichen Umgang mit dem „Internet“ erlernen,
te, die in das Entwicklungsleitbild der Region Liezen   damit diese sich selbst und Gleichaltrige gegen Miss-
aufgenommen werden.                                     brauch und Gewalt im Netz schützen können. Ergänzt
                                                        wird dieser Ansatz um eine Coaching Ausbildung für
                                                        Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten. Damit wird
Die Regionalentwicklung Oststeiermark mit der           die nachhaltige Etablierung innerhalb der Südwest-
Regionalen Jugendmanagerin Julia Muhr und der           steiermark garantiert.
Regionalen Koordination für Bildungs- und Berufs-
orientierung Bettina Mandl lädt am Jahresende zur       Um interessierte Jugendliche zu erreichen, wurden
Fachtagung „JUNG, GEBILDET UND TSCHÜSS?“                von Jugendmanager Michael Langerwisch rund
am 04. November 2020 ins forumKLOSTER Gleisdorf         150 Jugendliche in Infoveranstaltungen angesprochen
ein. Spannende Vorträge und Projektpräsentation         und über die Schulungsmaßnamen informiert. Diese
warten neben Diskussionsrunden und Workshops            starteten im Februar, abgeschlossen wird die Ausbil-
auf Sie! Von Studienpräsentationen zur Landflucht,      dung der neuen Peers und Coaches im Juni 2021.
Erkenntnissen aus der Jugendkulturforschung bis
hin zu Projekten aus dem In- und Ausland und Initi-
ativen aus der Wirtschaft wird ein breites Spektrum
geboten. Unter anderem wird Prof. Mag. Bernhard         Informationen:
Heinzlmaier zum Thema: „Wie tickt die Jugend –          Regionales Jugendmanagement
Auf der Jagd nach intensiven Erlebnissen und auf        www.jugendreferat.steiermark.at/cms/ziel/597996/DE
der Suche nach Sicherheit“ vortragen. Die Fachta-

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Demokratiebewusstsein fördern –
             Kontakt zwischen Jugend und Politik herstellen

„Ich habe mich noch nie so informiert gefühlt über
Politik wie nach dem heutigen Abend – No Joke!“

Dieses Zitat stammt von der 16jährigen Schü-
lerin Alma. Sie war Teilnehmerin bei einem ALT
GENUG Polit-Talk vor der steirischen Gemein-
deratswahl im Jugendzentrum Fürstenfeld.
Alma hat gemeinsam mit anderen Jugendlichen die
Gelegenheit genutzt, mit Spitzenkandidat*innen ins
Gespräch zu kommen. Die Jugendlichen konnten ihre
Fragen an die Gemeindepolitiker*innen stellen und
Antworten aus erster Hand erhalten. Durch diese
Antworten konnten sich die Jugendlichen ein Bild
über die zur Wahl stehenden Parteien und Personen
machen.

Im Rahmen des Projekts ALT GENUG wurde in meh-
reren steirischen Jugendzentren ein solcher Polit-Talk
organisiert: Das Team von beteiligung.st stellte das
Konzept zur Verfügung und moderierte die Veran-
staltung. Das Jugendzentrum vor Ort lud Jugendliche
und alle zur Wahl stehenden Spitzenkandidat*innen
zu diesem Abend ein.
                                                         Im Rahmen einer Studie zur Nationalratswahl 2017
Herkulesaufgabe „Jugendliche politisch inter-            wurden Erstwähler*innen zwischen 16 und 18 Jahren
essieren“                                                unter anderem zu Aktivitäten rund um politische Bil-
                                                         dung befragt. Erstwähler*innen, die an vier solchen
Jugendarbeiter*innen, die ein solches Zusammen-          Aktivitäten teilgenommen haben, gaben zu 75% an,
treffen von Jugend und Politik bereits organisiert,      ein hohes politisches Interesse zu haben. 70% der
haben wissen: Jugendliche davon zu überzeugen,           befragten Jugendlichen gaben an, Spaß an diesen
drei Stunden ihrer Freizeit dem Thema Politik und        Aktivitäten gehabt zu haben. Hier zeigt das Ergebnis:
Austausch mit Politiker*innen zu „opfern“, kann zu       Je mehr Aktivitäten Jugendliche rund um Politische
einer Herkulesaufgabe werden. Denn nach wie vor          Bildung absolvieren, desto größer ist das Interesse
haben viele junge Menschen eine große Scheu, direkt      an Politik. Ebenso gilt: Jugendliche, die Spaß an den
mit Politiker*innen in Kontakt zu treten.                politischen Aktivitäten haben, zeigen auch ein deut-
                                                         lich größeres Interesse an Politik2.
Die Erfahrung mit dem Format Polit-Talk und
ähnlichen Veranstaltungen mit Jugendlichen und           Auch wenn sich die abgefragten Aktivitäten auf die
Politiker*innen zeigt: Sind Jugendliche erst einmal      Schule bezogen haben, lässt sich hier ohne weiteres
vor Ort und lernen die politisch handelnden Personen     auf außerschulische Aktivitäten schließen. Für uns
im direkten Gespräch kennen, sind sie überzeugt:         Menschen in der Jugendarbeit bedeuten diese Er-
Das bringt‘s.                                            gebnisse einen klaren Auftrag: Lebendige politische
                                                         Bildungsangebote für Jugendliche zu schaffen und
Obwohl es oftmals einigen Überzeugungsaufwand            möglichst niederschwellig den Kontakt zu Politik zu
braucht, Jugendlichen eine solche Veranstaltung          ermöglichen.
schmackhaft zu machen, zahlt es sich dennoch aus.        _____________
Denn: junge Menschen sind politisch interes-             1
                                                          Vgl. https://www.demokratiemonitor.at/ergebnis/lebendi-
siert. Das Interesse an politischen Themen hat in den    ge-demokratie-unter-jungen/
letzten Jahren bei den Jungen sogar zugenommen.          2
                                                          Vgl. Kritzinger, Sylvia, Wagner, Markus und Glavanovits,
Das zeigen bspw. die Ergebnisse des österreichi-         Josef (2018): Wählen mit 16 – ErstwählerInnen bei der
schen Demokratie-Monitors: Junge Leute zwischen          Nationalratswahl 2017. Wien
16 und 26 Jahren äußern ein starkes Bedürfnis an
politischer Bildung und geben an, zu wenig darüber       Informationen:
zu wissen, wie politische Debatten geführt werden,       www.beteiligung.st
welche Rechte sie als Bürger*in haben und wie man        www.altgenug.st
sich beteiligen kann. Und: der Anteil derer, die NIE
mit Freund*innen und Familie über Politik reden, ist     Foto: beteilgigung.st
in den letzten Jahren stark gesunken1.

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