Jugend JUGEND und JUGENDARBEIT in "ZEITEN von CORONA" - Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
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JUGEND und JUGENDARBEIT in „ZEITEN von CORONA“ Jugend inside Zeitschrift des Steirischen Dachverbands der Offenen Jugendarbeit Ausgabe 2/2020, erscheint halbjährlich 1 jugend inside Nr. 2/20
Vorwort für mich mehr denn je wichtig, stein für eine qualitätsvolle Ju- das Wohlergehen von Jugendlichen gendarbeit in der Steiermark legen ins Zentrum zu stellen und über zu können. die Außerschulische Jugendarbeit Angebote und Aktivitäten zu set- Als neue Referatsleiterin des Re- zen, die Ausgleich und Normalität ferats Jugend werde ich mich, der sozialen Beziehungen fördern wie bisher im Bereich Schulsozi- und Entlastung und Durchatmen alarbeit, ganz besonders in allen ermöglichen. Es ist notwendig, den Feldern der Jugendarbeit einsetzen Jugendlichen einen besonderen und freue mich auf eine gute und Platz in der Gesellschaft zu geben. fruchtbringende Zusammenarbeit Es geht darum, die Bandbreite für unsere Jugend in der Steier- der jugendlichen Lebenswelt, mark. die Vielfalt ihrer Interessen und Bedürfnisse zu sehen und für sie Mag.a Kerstin Dremel Foto: © steiermark.at/Streibl bedarfsgerechte Maßnahmen zu A6-FA Gesellschaft, Leitung Refe- setzen. rat Jugend In einer von steten Veränderungen Inhalt geprägten Gesellschaft birgt insbe- Die Außerschulische Jugendarbeit sondere die jugendliche Lebens- kann hier mit professionell be- welt eine Vielzahl an individuellen, treuten, qualitätsvollen Angeboten gesellschaftlichen oder sozialen ein Baustein der Entlastung von Anforderungen. Innerhalb dieser jungen Menschen sein. Gerade Seite ohnehin schon komplexen Phase der niederschwellige Zugang zur - Jugend und Jugendarbeit in „Zei- des Erwachsenwerdens müssen Offenen Jugendarbeit kann hier ten von Corona“ 3 Jugendliche lernen, ihren eigenen eine besondere Wirkung erzielen. - Neues vom Sterischen Dachver- Weg zum selbstbestimmten Er- Mit ihrem jugendpolitischen, pä- band der Offenen Jugendarbeit 9 wachsenenleben zu finden. Daher dagogischen und soziokulturellen - Regionales Jugendmanagement 10 ist es eine große Verantwortung Auftrag werden junge Menschen - beteiligung.st 12 und Aufgabe der A6-Fachabteilung dort abgeholt, wo sie stehen, und Gesellschaft, Referat Jugend, jun- lebensweltorientiert begleitet. - VIVID 13 ge Menschen mit allen Bereichen - LOGO JUGEND.INFO 14 der Kinder- und Jugendarbeit auf Die Covid-19-Situation hat darüber - Die Krise war gestern!? Blitzlich- diesem Weg bestmöglich zu be- hinaus aber auch aufgezeigt, dass ter aus der Online-Reflexion 15 gleiten. Seit Mai 2020 darf ich, als in der Jugendarbeit alternative - JUKUZ Spektrum Leoben in neu- ausgebildete Sozialpädagogin mit Handlungswege möglich und zum em Glanz 16 langjähriger Berufserfahrung in Teil auch notwendig sind. Die Di- - JuKuZ HOT: HOTGarten 16 der Kinder- und Jugendhilfe und gitalisierung in der Jugendarbeit – - Jugendzentrum Ausseerland: Me- Jugendarbeit, das Referat Jugend welche die direkte Arbeit natürlich mes and Vines – wie sich Jugend leiten und damit meine Fachex- nicht ersetzen, sondern nur ergän- heute ausdrückt 17 pertise in die Ausrichtung und zen kann – hat in dieser Zeit einen - „Parkzone“ Gratwein-Straßengel 17 Umsetzung der Jugendarbeit in der großen Schritt getan. Der Aufbau Steiermark einbringen. einer digitalen Austauschplattform - Aufwachsen in alkoholbelasteten für die gesamte Jugendarbeit Familien – kein Honigschlecken 18 Kinder und Jugendliche stellen die in der Steiermark, mit all ihren - Termine 20 Zukunft unserer Gesellschaft dar Handlungsfeldern und Strukturen, und ich sehe es daher als meine besondere Aufgabe, für diese eine wird daher als logische Konse- quenz, neben einem verstärkten Impressum Grundlage zu schaffen, damit sie Fokus auf Präventionsarbeit, ein Zeitschrift auf ihrem Weg des Erwachsen- kommender Schwerpunkt in der Eigentümer, Herausgeber, Verleger: werdens und in ihrer Entwicklung Arbeit des Referats Jugend sein. Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit optimale Bedingungen vorfinden. Jugendarbeit soll dadurch besser Karmeliterplatz 2, 8010 Graz vernetzt werden, voneinander Tel.: 0316/90 370 121 Gerade das Jahr 2020 hat uns da- profitieren können und somit eine E-Mail: office@dv-jugend.at www.dv-jugend.at; ZVR-Zahl: 531839399 bei alle mit der Covid-19-Pandemie professionelle, bedarfsgerechte Redaktion: Arlt, Pommer, Wölbitsch vor noch viel größere Herausforde- Angebotslandschaft für junge Men- Titelbild: Bernhard Schindler rungen gestellt. Speziell Jugendli- schen in allen Regionen schaffen. che sehen sich in der Krise nicht Ich hoffe damit, seitens der A6- richtig wahrgenommen und leiden Fachabteilung Gesellschaft, Refe- unter der Situation. Daher ist es rat Jugend, einen weiteren Bau- 2 jugend inside Nr. 2/20
Jugend und Jugendarbeit in „Zeiten von Corona“ Es gibt die ersten Diagnoseangebote und Publikationen, die „Zeiten von Corona“ und „Generation Corona“ im Titel tragen und mit denen versucht wird, die Corona-Zeit in gegenwärtige und längerfristige gesellschaftliche Wandlungsprozesse einzubinden. Sie sind mit dem Interesse verbunden, die durch die Pandemie verursachten vielschichtigen Veränderungen und Beschleunigungen, Folgen und Herausforderungen sozialwissenschaftlich auch als gesellschaftliche Krise und mit einem neuen „Jugendtypus“ zu beschreiben und zu diagnostizieren (Bering/Eichenberg 2020, Volkmer/Werner 2020, Besand 2020, FAZ 2020). Für diesen Diagnoseblick ist zu konstatieren, dass die unterschiedlichen und noch anhaltenden Phasen der „Zeiten von Corona“ seit März mit der – national unterschiedlich akzentuierten – Lockdown-Phase zu- nächst und vorübergehend das öffentliche Leben weitgehend stillgelegt haben, Grundrechte außer Kraft gesetzt und die allgemeine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurden. Es war und ist aufgetragen, soziale bzw. physische Distanz (Social and Physical Distancing) zu wahren und Abstand zu halten. Es waren und sind – dann mit dem Abebben der Pandemie allmählich gelockerte und aufgehobene – Maßnahmen ohne Beispiel in vielen europäischen Ländern und weltweit. Diese hatten und haben für alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen auch gravierende ökonomische, soziale und psychische Folgen und Konsequenzen. Im Folgenden soll Mitte des Jahres 2020 ein vorläufiger und bilanzierender Blick auf „Jugend und Jugend- arbeit“ in der Corona-Zeit – für die nicht abzuschätzen ist, wie lange sie andauern und mit welchen Phasen sie noch verbunden sein wird – geworfen werden. Benno Hafeneger Lockdown – „Generation heiten und sozialen Kontakte unter Corona“ Gleichaltrigen (zu Freund*innen, peers, Gruppen, Kulturen) mehr; Mit dem Begriff „Generation Co- ein öffentliches Jugendleben in rona“ wird auf Merkmale, Erfah- Orten und Zeiten des jugendlichen rungen und Herausforderungen Umgangs fand kaum mehr bzw. verwiesen, die – verbunden mit sehr begrenzt statt. Das galt für unterschiedlichen Ausprägung- alle Formen der Jugendarbeit und en und Umgangsformen – als für den vor allem von der jungen gemeinsame Generationserfah- Generation getragenen politischen rung typisch und bedeutsam sind Diskurs, das zivilgesellschaftli- bzw. werden können (Hafeneger che Engagement im öffentlichen 2020). Auf einige Dimensionen in Raum – u. a. im Rahmen von der ersten Phase – im Lockdown Demonstrationen, Kundgebungen – soll hier hingewiesen werden: und Aktionsformen wie z. B. von Fridays for Future oder die Ausei- 1. Für die junge Generation be- nandersetzung mit Rassismus und Foto: privat deuteten die Folgen zunächst, dass Rechtsextremismus. Kitas, Schulen und Hochschulen, zeit durchaus und wiederholt mit Jugendeinrichtungen und Freizeit- 2. Zu den materiellen Folgen Sorgen und Ängsten, mit Unge- treffs (über einen längeren Zeit- zählten und zählen, dass für wissheit und Unsicherheit sowie raum) geschlossen waren und z. T. Schüler*innen und Student*innen existenziellen Fragen konfrontiert. noch sind; ebenso Kneipen, Clubs, die vielen Jobs (u. a. in der Gas- Diese gehören geradezu konstitu- Sportplätze, Schwimmbäder, Dis- tronomie, bei Messen) wegfallen, tiv zur adoleszenten Lebens- und kotheken und Shisha Bars. Reisen die für die Finanzierung des Lebens Erfahrungswelt sowie zur medial war nicht mehr möglich und das und des Studiums bedeutsam sind. vermittelten Wirklichkeit. gesellige Leben – das „Herumtrei- Und es sind auch Erlebniswel- ben“ und sich Bewegen, sich mit ten wie spontane oder geplante Neu ist die Erfahrung, mit einem anderen Treffen – in Jugendräu- Reisen an Wochenenden, in den übermächtigen Themen- und Re- men, im öffentlichen Raum und auf (Semester-)Ferien, im Übergang alitätsdruck umzugehen, der alle der Straße fand weitgehend nicht von Abitur ins Studium oder in die Aufmerksamkeit auf sich zieht mehr statt. Es lockerte sich dann Zeit des Bundesfreiwilligendiens- und quer zu den adoleszenten ab Juni, in und nach der Ferienzeit tes, die nun nicht möglich und mit Dynamiken und Themen liegt, die sukzessive hin zu einer „neuen“ Enttäuschungen verbunden waren immer auch an eine gestaltbare, und mit Auflagen verbundenen und sind. positiv besetzte Zukunft und an Normalität. differenziert auslebbare soziale Es gab bis Ende Mai keine gemein- 3. Jugendliche und junge Erwach- Welten und Gefühlswelten gebun- samen Face-to-face-Treffgelegen- sene sind in ihrer Entwicklungs- den sind. 3 jugend inside Nr. 2/20
Die Krise hat(te) Ernstcharakter, sie bunten Protest-Publikum – so u. fahrungen zu organisieren. war und ist nicht draußen und weit a. in Stuttgart und Berlin – neben • Zweitens waren es Spazieren- weg, sondern betrifft uns alle und verunsicherten und „verärger- gehen und der individuali- direkt, sie war und ist omnipräsent ten“ Bürger*innen vor allem Ak- sierte Sport wie Radfahren und reicht(e) bis in die kleinsten teur*innen aus dem rechtspopulis- und Joggen in der Natur, in Verästelungen der Gesellschaft. tischen und -extremen Lager, dann Parks und an Flussläufen. Die junge Generation wurde – wie Prepper*innen, Esoteriker*innen, • Drittens waren es neue Arran- alle anderen Generationen – über Reichsbürger*innen, autoritäre An- gements im privaten Leben, einen längeren Zeitraum auf ein tiliberale und Impfgegner*innen, wie die Nutzung von Räumen einziges Ereignis fokussiert. Auch Anhänger*innen der Anthroposo- für Hobbys, Kultur und Sport. Jugendliche waren und sind dem phie tonangebend (Eichel 2020, • Dann war es viertens die mehr „Informationsrummel“ rund um Hafeneger 2020a). verbrachte gemeinsame Zeit die Coronakrise unterworfen. Sie und Mithilfe in der Familie bzw. wurden mit einer Krisenerfahrung, 5. Bei der Frage, wie Jugendliche in familiären Beziehungen. mit Risiken und Ungewissheiten in und junge Erwachsene mit dieser einem neuen Alltag konfrontiert, die sie so noch nicht erlebt haben, für die es in einem „Schleier des Unwissens“ (J. Rawls) keine Blau- pause gibt, und die sie vor allem auch emotional bewältigen muss- ten. Und wir wissen nicht, welchen Ausgang (und welche Wellen über welche Zeiträume) die Krise nimmt, und welche materiellen, sozialen und psychischen Folgen sie (noch) hat bzw. haben wird. 4. Die junge Generation war mit den eigenen und im sozialen Nah- bereich erlebten sowie medienver- mittelten Gefühlswelten wie Angst und Ungewissheit konfrontiert; weiter mit den rationalen und irra- tionalen Deutungsangeboten (bis hin zu Desinformationslandschaf- ten und kruden Verschwörungs- welten), die seit Pandemiebeginn auf dem kaum noch überschau- baren Deutungsmarkt und mit einem medial und öffentlich aus- getragenen Kampf um (emotio- nale) Narrative verbunden waren. Dabei gab es auch rassistische, Situation – einer komplexen und Dabei ist generell zu konsta- antisemitische, antifeministische unberechenbaren Pandemie – tieren, dass Jugendliche in ih- und demokratieverachtende Fake umgegangen sind, und wie sie ihr rer Zeitverwendung – unter den News, Krisendeutungen und kru- ungewöhnliches – jetzt jenseits eingeschränkten Bedingungen de – alte und neue – Mythen in von Übertaktung und Routine – – zunächst ihren Gewohnheiten, einer vorübergehend verschwö- Zeitbudget im Lockdown genutzt Routinen und ihren Kompetenzen rungsideologisch aufgeladenen haben, zeigten sich im Alltag und dann auch ihren Optionen Öffentlichkeit bei sogenannten neben der langen Zeit für Home- und ihrem kreativen Potential fol- „Querdenken-“, „Hygiene“-De- schooling (und dann phasenwei- gen. Die Gefühlswelten pendeln monstrationen/ -Kundgebungen sem Präsenzunterricht) sowie dem zwischen Stress und Langeweile, und in Sozialen Netzwerken; digitalisierten Studium zunächst Ohnmachtsgefühlen und Kontroll- dies wurde auch mit dem Begriff vor allem vier Beobachtungen: verlust, Einsamkeit und Entspan- „Corona-Rassismus“ versehen. nung, produktiven Aktivitäten und Corona wurde und wird geleugnet • Es waren erstens die Medi- Alleinsein sowie Entschleunigung. und verharmlost, mit Begriffen en und digitalen Welten der wie „Merkel-Regime“, „Sklaven- Rezeption, der Musik, der Zeit der Lockerungen maske – Maulkorb“, „DDR 2.0“, Filme und des Spielens, dann „gekaufter WHO“, dann mit Namen der Kommunikation, mit der Mit den Lockerungen zeigten wie Bill Gates, George Sorros oder Möglichkeit mit Freund*innen sich in zweiten Phase im Juli und den Rothschilds verbunden – be- und ihren Netzwerken in August (in der Ferienzeit) einige schworen wird der „Untergang der Verbindung zu bleiben und Phänomene sowohl in größeren Demokratie“. Hier waren in einem digitale Gemeinschaftser- Städten als auch im ländlichen 4 jugend inside Nr. 2/20
Raum: Jugendliche und junge Er- matisiert – die Unsicherheit über auf die in vielen Bereichen hohen wachsene treffen sich auf öffentli- die eigene Zukunft. Es ist der Zufriedenheitswerte zusammen- chen Plätzen, in Parks, an Flüssen schwierig gewordene Berufsein- fassend: „Es zeigt sich aber auch, oder in Weinbergen zum gemein- stieg und Übergang in die Arbeits- dass trotz guter sozialer Beziehun- samen Feiern (Partymachen) in welt; viele junge Absolvent*innen gen und Kontakte die persönliche großer Zahl. Viele Kommunen aus den Hochschulen und Schul- Situation von jungen Menschen waren überrascht vom Ausmaß, abgänger*innen, die eine Ausbil- oftmals mit Einsamkeitsgefühlen, vom Alkoholkonsum und dem Müll, dungsstelle, ein Praktikum oder Verunsicherung und Überforde- auch von Sachbeschädigungen eine Beschäftigung suchten, sind rung einhergeht“. Nach der im sowohl in Großstädten als auch hart von der Krise betroffen und Juli vorgestellten Studie der DAK im ländlichen Raum; vereinzelt erleben plötzlich und unerwartet (2020) haben in der Zeit des Lock- kam es auch – so in Stuttgart und ein böses Erwachen. Galten sie downs die Zeiten für Online-Spiele Frankfurt/M. – zu Auseinanderset- vorher als gesuchte Fachkräfte und und Social Media-Aktivitäten zu- zungen mit und aggressivem Ver- beruflicher Nachwuchs, waren und genommen: Im Vergleich zum halten gegenüber der Polizei. Vor sind sie jetzt mit unsicheren Über- Herbst 2019 haben die Spielzei- allem an Wochenenden wurde bis gängen, durchkreuzten Plänen und ten bei Kindern und Jugendlichen spät in der Nacht „Party gemacht“. enttäuschten Erwartungen, mit werktags um 75 % zugenommen; Dieses Phänomen verweist vor Arbeitslosigkeit und hoher Kon- bei fast 700.000 sei das Gaming allem auf sieben Aspekte: kurrenz auf dem Ausbildungs- und riskant. Die Gamingzeiten stiegen Arbeitsmarkt, einer ungewissen von September 2019 bis Mai 2020 • Nach dem Eingesperrtsein im Arbeitsmarktentwicklung und einer Werktags von 79 auf 139 Minuten, Lockdown und der vorüberge- Wirtschaft in der Krise konfron- am Wochenende auf 193 Minuten hend stillgelegten Adoleszenz tiert; und der weitere mittel- und pro Tag; die Social Mediazeiten gab es einen regelrechten langfristige Verlauf der Krise bleibt stiegen von 116 auf 193 Minuten „Drang“ nach außen; ungewiss. Dies deutet für Teile der pro Tag. Als Motive für Gaming und • Gelebt werden sollte das Be- jungen Generation auch für ihr Social Media wurden angegeben: dürfnis nach Sozialem, nach weiteres Leben auf einen „Corona Langeweile bekämpfen, soziale Treffen und Kommunikation, Wealth Gap“ – eine Wohlstands- Kontakte aufbauen, Stress abbau- nach Bewegung und Action, lücke durch die Pandemie – hin. en und der Realität entfliehen. nach (Selbst-)Darstellung, Es wird für viele junge Menschen, Sehen und gesehen Werden. die 2020 und 2021 ins Berufsleben Nach der im Juli vorgelegten • Das warme Wetter hat die einsteigen wollen, einen soge- „COPSY“-Studie (2020) der Uni- Treffen draußen begünstigt nannten „Scarring Effect“ (einen versitätsklinik Hamburg-Eppendorf und dazu eingeladen. Narbenbildungseffekt) geben, weil (UKE) fühlten sich mehr als 70% • Es gab einen Nachahmungs- sie zu schlechteren materiellen der befragten Kinder und Jugend- effekt – Berichte in den Me- Bedingungen ins Berufsleben ein- lichen durch die Corona-Pandemie dien aus anderen Städten steigen und Zeiten der Erwerbslo- psychisch belastet; danach haben haben motiviert, auch sol- sigkeit und befristeten (schlecht Stress, Angst und Depressionen che öffentlichen Treffmög- dotierten) Verträgen erleben. zugenommen. Eine Anfang August lichkeiten im lokalen/regi- vom Universitätsklinikum Leipzig onalen Umfeld zu nutzen. Erste empirische Studien vorgelegte Studie (2020) zeigte zu • Innere Räume (wie Clubs, den psycho-sozialen Folgen, dass Bars, Discotheken, Offene Erste empirische Studien zum die Schulschließungen vor allem Jugendarbeit, verbandliche Umgang mit Corona und den Fol- bei Kindern und Jugendlichen aus Jugendräume) waren noch gen wurden im Juli und August den sozial schwächeren Schichten geschlossen und das ganze vorgelegt. Der Umgang mit der zu Verlusten der Lebensqualität Jugendleben verlagerte sich Corona-Zeit bzw. dem Lockdown, geführt haben. Mit dem Fehlen nach draußen, in die äußeren die Erfahrungen während der Co- der Tagesstruktur hätte die Nut- Räume. rona-Maßnahmen war und sind – zung elektronischer Medien zu- • Viele junge Leute und Familien das zeigen die ersten empirischen genommen und vermisst wurden waren nicht in Urlaub, mach- Befunde – unterschiedlich, weil es die Schule und die Gleichaltri- ten bzw. konnten – auch aus die Jugend als homogene Gruppe gen (FAZ, vom 4. August 2020). finanziellen Gründen – keine nicht gibt, sondern Jugenden im Reisen machen und die Gren- Plural mit allen ihren altersbezo- Die Anfang August vorgelegte zen waren z. T. noch dicht. genen, sozialen und kulturellen Studie des ifo-Institutes (FAZ, vom • Das jugendliche Bedürfnis nach Differenzierungen. Dazu zählen die 06. August 2020) zeigt in ihrer Unbekümmertheit und Unbe- unterschiedlichen sozialen Lebens- Elternbefragung eine deutlich ge- schwertheit hat vielfach auch und Wohnbedingungen, häuslichen ringere Lernzeit der Schüler*innen das Virus – das ja noch da war und materiellen Ressourcen sowie während des Lockdowns; vor und ist – ignoriert und bagatel- die Zeitbudgets von Erwachsenen Corona waren es pro Tag 7,4 lisiert; die AHA-Regeln wurden mit mehr oder weniger schützen- Stunden und in der Corona-Zeit weitgehend nicht eingehalten. den Umgebungen und sicheren 3,6 Stunden. Gleichzeitig wird Beziehungen. auf die stark angestiegenen Zei- Und eine weitere belastende Folge Dabei heißt es In der JuCo-Studie ten und passiven Aktivitäten wie wurde ab Juli sichtbar und the- (Andresen et al. 2020) mit Blick Fernsehkonsum, Computerspiele 5 jugend inside Nr. 2/20
und Handybenutzung (hier waren Formen der Kommunikation seiner Entwicklung von Sozialität es vor Corona 4 Stunden, dann und Interaktion – u. a. im und Identität gelingen soll, dann waren es 5,2 Stunden täglich) Spiel, im Sport und der Be- muss die Jugendzeit mit all ihren hingewiesen. Auch hier werden wegung mit den Komponen- Ambivalenzen und Suchprozessen die – so ein wiederholter Befund ten bzw. dem Mix aus Spaß, gelebt werden können. Dabei sind – signifikante Bedeutung von Lachen, Toben und Rennen, Jugendliche auf Spiegelung, An- Präsenzunterricht für die Chancen- in der Leistungsmessung und erkennung und Resonanz sowohl gleichheit und die sozialen Inter- im Wettbewerb – zusammen von begleitenden und Halt sowie aktionen unter Schüler*innen und sind; relative Sicherheit gebenden Er- mit Lehrer*innen hervorgehoben. • mit ihren Kulturen, ihren Orten wachsenen als auch von und unter und Zeiten – in denen sie sich Gleichaltrigen angewiesen. anerkennen, selbst bestätigen Bedeutung der Jugend- und realisieren sowie messen Nun waren und sind solch eine Ju- zeit und spiegeln können; gendzeit mit ihren Möglichkeiten, • mit denen sie streiten können Gelegenheiten und Erlebniswelten Mit Blick auf die Einschränkungen und lernen, die Jugendzeit sowie des Aktiv-sein-Könnens über in den Phasen der Corona-Zeit gemeinsam sinnvoll (für sich, mehrere Wochen bzw. Monate (und hier vor allem des Lock- mit anderen, für eine Sache) reduziert und z. T. stillgestellt. downs) ist zu vergegenwärtigen, zu verbringen. Das (Aus-)Leben der adoleszen- was die lange Jugendzeit aus- ten Dynamiken und die Routinen macht, und was es bedeutet, diese Weiter sind die Körperkommu- des Alltags waren vorübergehend einzuschränken. Sie ist mit adoles- nikation und das Körpererleben, (über politisch regulierte Phasen) zenten Dynamiken verbunden, die verbunden mit physischer Nähe unterbrochen und öffneten sich formell und organisiert in schuli- und Formen des körperlichen dann mit den Lockerungen suk- schen Zusammenhängen und Be- Kontaktes bzw. von Berührungen, zessive wieder. ziehungen in den Klassen, dann in das vertraute Unter-sich- und Freundschaften, Cliquen und auch Zusammen-sein von Bedeutung. im gemeinsamen Lernen und Tref- fen nach der Schule gelebt werden. Im außerschulischen Jugendleben in der Freizeit sind es die vielen freiwilligen, halb-formellen und informellen Gesellungsformen, die Jugend(verbands)gruppen, die Of- fene Jugendarbeit, die vielfältigen Bildungsangebote, der Sport- und Bewegungsbetrieb, die vielen Le- benswelten, die jugendkulturellen und politischen Zusammenhänge und in der Fankultur u. a. das – mit euphorischen Gefühlen verbun- dene – Fußballstadion, dann die Festival-, Musik- und Kinoevents. Die lange und differenzierte Ju- gendzeit ist eine besondere Ent- wicklungs- und Übergangszeit, Und es sind die unterschiedlichen Jugendarbeit in der Kri- in der die junge Generation ihre jugendlichen Lebenswelten, in senzeit adoleszente Dynamik und ihre af- denen man etwas unternimmt fektiven Bindungsbedürfnisse auf und in denen experimentiert wird; Für die Jugendarbeit hatten die dem Weg ins Erwachsenenleben in denen man Rituale lebt, seine Einschränkungen in der Hochphase ausleben und ihre Lebensthemen Körperlichkeit zeigt, Kräfte misst der Pandemie zunächst zur Folge, kommunizieren will und muss. und Grenzen (verbunden mit dass es mit dem Lockdown über Spannungssteigerungen und Er- mehrere Wochen bzw. Monate Damit die Entwicklungsheraus- regungssuche) ausgetestet sowie keine persönlichen Begegnungen, forderungen – letztlich die Her- erotisch-sexuelle Beziehungen Gruppenstunden und Treffmöglich- ausbildung einer stabilen und zu- (Verliebtheiten, Beziehungsleben) keiten gab, Seminare und Tagun- gleich reflexiven Identität – gelebt gesucht und gelebt werden. gen, internationale Begegnungen und gelingen können, brauchen und Ferienfreizeiten mussten Jugendliche neben Erwachse- Dies kann nur von Gleichaltrigen abgesagt werden; Einrichtungen nen immer auch Gleichaltrige, mit ihren Gesellungsformen und der Offenen Jugendarbeit und Bil- • mit denen sie ihre Lebensthe- in adoleszenten Räumen und Zei- dungsstätten waren geschlossen. men innerhalb ihrer Genera- ten erbracht und gelebt werden, tion kommunizieren können; Erwachsene können sie nicht er- Gleichzeitig entwickelte sich eine • mit denen sie in vielfältigen setzen. Wenn das Jugendleben in digitale Welt in der Jugendarbeit. 6 jugend inside Nr. 2/20
Sie wurde jetzt in vielen Bereichen hatte und hat Auswirkungen auf • ob die Jugendarbeit und das (Treffen, Gremien, Fortbildung, den gesamten Alltag und die Vereinswesen in der Lage Austausch, Projekte, Beteiligung) Lebenszufriedenheit, auf die Zu- waren, Jugendliche auch über digital und war mit Onlineange- kunftschancen der jungen Gene- die Pandemiezeit (als Ausnah- boten, Webinaren, Videokonfe- ration und auch die Arbeitsfelder mezeit und mit neuen digitalen renzen und digitalen Sitzungen der Jugendarbeit/ -bildung. Formaten und Angeboten) zu verbunden. Mit ihnen wurde – mit halten, einer kreativen und innovativen Aufgrund der Erfahrungen mit der • ob sie genug Bindungskraft Vielfalt, wie viele Beispiele zeigen Corona-Krise können – für den hatten und mit welchen Ver- – versucht, die Jugendarbeit in der Umgang mit zukünftigen Krisen werfungen die Zeit verbunden Krisenzeit aufrecht zu halten, zu und in Zeiten von Risiko- und Kri- ist, gestalten und zu meistern. Dieser senpolitik – auch erste Folgerun- • ob Kinder und Jugendliche Umstieg war für alle Beteiligten in gen für die Jugendarbeit/-bildung einfach wegbleiben und nicht der Jugendarbeit mit einem regel- gezogen werden. Dabei ist davon mehr kommen, ob in einigen rechten Technologisierungsschub auszugehen, dass wir in Zeiten Bereichen (z. B. dem Sport) verbunden. Zugleich heißt es in des Wandels spätmoderner Ge- gar ein Exodus des Nach- der JuCo-Studie (Andresen et al. sellschaften als Normalzustand wuchses droht (FAZ, vom 2020) zu den digitalen Kontakten leben, die generell von Risiken und 06.07.2020), und Formaten sowie den Grenzen Risikopolitik geprägt sein werden. • ob Bildungsangebote weiter digitaler Kommunikation u. a.: Die Corona-Krise wäre dann nicht so wie vorher angenommen „Junge Menschen verbringen einen als Ausnahmezustand, sondern als werden. Großteil ihrer Zeit in Organisatio- Beispiel von neuer abwägender nen, die außerhalb der schulischen (normaler) Risikopolitik als Dau- 3. Die zukünftige Jugendarbeit/- Bildung liegen – wie Sportvereine, ermodus zu verstehen. bildung wird – wie die gesamte Jugendverbände oder Jugend- Bildungs-, Lebens- und Arbeitswelt zentren, sie engagieren sich in 1. In der Pandemie wurden die der jungen Generation – auch eine Vereinen und haben Freund- Bedürfnisse und Interessen von digitale sein. Der digitale Wandel schaftsnetzwerke. Dies ist von Kindern und Jugendlichen, die Be- hat sich in Zeiten von Corona in jetzt auf gleich zum größten Teil deutung von Kinder- und Jugend- allen Bereichen beschleunigt und weggebrochen, oftmals kann eine arbeit sowie der außerschulischen auch in die Jugendarbeit sowie den Umorganisation in digitale Formate Bildungsorte/-angebote weitge- Bildungsangeboten Einkehr gehal- nicht stattfinden oder wird nicht hend übersehen, übergangen und ten. Hier einen klugen und kritisch als ausreichend wahrgenommen“. ignoriert. Deren soziales und bil- reflektierten Mix – begleitet von Corona war und ist eine Heraus- dendes Leben kam zum Stillstand einer regen Diskussion über Erfah- forderung für die Jugendarbeit, in und ihre Nöte und Sorgen besaßen rungen, Möglichkeiten, Probleme der – in digitalen Räumen – lebhaft mit den Schließungen von Einrich- und Grenzen – des virtuellen und diskutiert, experimentiert, Erfah- tungen und Kontaktverboten keine realen Raums, der Nutzung von rungen ausgetauscht und Bilanzen Priorität. Die außerschulischen digitalen Elementen und kommu- formuliert wurden und werden. Perspektiven von Kindern und Ju- nikativer Präsenz herzustellen, Weiter haben sich im Netz zahlrei- gendlichen sowie von Partizipation gehört zu den Herausforderungen che Foren mit Hinweisen, Empfeh- waren kein Thema. Hier braucht der zukünftigen Jugendarbeit/-bil- lungen und Beispielen auch für die die Jugendarbeit/-bildung zukünf- dung. Zugleich sind die durchgän- Kinder- und Jugendarbeit sowie die tig – für Krisenentwicklungen bzw. gige Erfahrung und Erkenntnis der außerschulische Bildungsarbeit he- Krisenzeiten – eine jugendpoliti- Pandemiezeit, dass Jugendarbeit/- rausgebildet (www.forum-transfer. sche und -pädagogische nachhal- bildung als Lebenswirklichkeit und de, Brenner 2020). Schließlich tige Positionsbestimmung, damit Erfahrungswelt vor allem physi- wurden dann ab Mitte des Jahres die Interessen und Bedürfnisse der sche Präsenz, Kommunikation und direkte Treffen und Präsenzan- jungen Generation – jenseits von Gemeinschaftserfahrungen sind. gebote (mit Einschränkungen) Schule, Ausbildung und Studium – wieder möglich und Einrichtungen nicht unter den Tisch fallen. Dazu Das Internet kann die Handlungs- – auch der Offenen Jugendarbeit zählen das Recht auf Angebote der räume der Jugendarbeit/-bildung, – konnten ihre Arbeit (mit Ein- Jugendarbeit – auf Gesellung, Bil- die Begegnungen und Aktivitäten schränkungen) wieder aufnehmen. dung und Spiel in der Freizeit – so- von Angesicht zu Angesicht nicht wie auf Partizipation gerade auch ersetzen; im Gegenteil, schnell in Krisenzeiten. Jugendliche dürfen hat sich – so eine weitere Er- Folgerungen für die Ju- nicht auf ihre Schüler*innenrolle kenntnis aus der Jugendarbeit/- gendarbeit/ -bildung oder auf ihren Status als Auszu- bildung – eine digitale Sättigung bildende, Beschäftigte und Studie- eingestellt und wurden viele Ju- Corona hat als Krisenzeit neue For- rende reduziert werden. gendliche nicht (mehr) erreicht. men der Lebensführung und neue Zeitstrukturen, viele Wochen der 2. In Krisenzeiten ist die sozi- Digitale Technik und Tools sind Einschränkung und eine hochgra- ale Bindungskraft der Jugend- zukünftig – so die positiven Er- dig ambivalente Entschleunigung, a r b e i t u n d Ve r e i n e f ü r K i n - fahrungen – praktische Ergän- dann Phasen der Lockerung und der und Jugendliche wichtiger zungen zu den klassischen For- Normalisierung erzwungen. Dies denn je. Abzuwarten bleibt, maten der Jugendarbeit/-bildung. 7 jugend inside Nr. 2/20
4. Krisenzeiten sind immer auch Phase(n) und Prozess(e) des Le- und Probleme, in: deutsche jugend, mit Fragen der (Zukunft der) re- bens mit Krisen, Paradoxien und Heft 7-8, S. 293 - 294. präsentativen und liberalen Demo- des Schwindens von Gewissheiten? DAK-Studie (durchgeführt am UKE) (2020): Gaming, Social Media & Coro- kratie – deren Stabilität, Krisener- Ob es eine „Generation Corona“, na: Mediensucht 2020, Hamburg. scheinungen und Herausforderun- d. h. eine jugendhistorisch be- Die Vergessenen, in: FAZ vom 06. Juli gen – verbunden (Hentges 2020). nennbare Generation mit typischen 2020. Hier kommt der Jugendarbeit als und gemeinsamen Generationser- Eichel, Chr. (2020): Der Corona-Effekt. demokratischem bzw. Demokratie fahrungen in der Denktradition von Zwischen Shutdown und Neubeginn, förderndem außerschulischen Le- Karl Mannheim (1964) gibt, bleibt New York. bens- und Bildungsort, kritischer abzuwarten. Weiter wäre für die Gänger, S./Osterhammel, J. (2020): Vernunft und humanistischer Jugendarbeit/-bildung der Frage Denkpause für Globalgeschichte. In: Merkur – Deutsche Zeitschrift für euro- Liberalität verpflichtet – so ihr von Beteiligung nachzugehen: Ob päisches Denken, Heft 855, Stuttgart, Selbstverständnis – eine heraus- für Jugendliche die Entscheidung- S. 79 – 86. ragende Bedeutung zu. Vor dem en transparent waren, ob sie sich Generation Corona. In: FAZ vom 04. Hintergrund der Corona-Krisen- gehört, gefragt und eingebunden Juli 2020. Zeit und den damit verbundenen gefühlt haben? Hafeneger, B. (2020): Adoleszente Dy- Grundrechtseinschränkungen ist namik in Zeiten von Corona. In: deut- über die Bedeutung der demokra- Unter globalhistorischer Perspek- sche jugend, Heft 7-8, S. 294 - 296. tischen und politischen Bildung tive ist interessant, der Geschich- Hafeneger, B. (2020a): Demokratie in Zeiten von Corona. In: Journal für neu nachzudenken. Sie als erleb- te und den Verläufen von sowie politische Bildung, Heft 3 (i. E.). bare persönliche und kollektive dem Umgang mit Pandemien und Hentges, G. (Hg.) (2020): Krise der Erfahrung, als lernende Ausein- Epidemien nachzugehen und zu Demokratie – Demokratie in der Krise?, andersetzung mit Gesellschaft und klären, welchen Erkenntnisgewinn Frankfurt/M. Politik zu akzentuieren, wäre ein sie für die heutige Situation haben. Ifo-studie corona (FAZ, vom 06. August ausgewiesenes Profilelement des 2020, abgerufen am 06. 08. 2020). Arbeitsfeldes. Dazu zählen sponta- Mit der „wechselwirkenden Welt“ Mannheim, K. (1964): Das Problem ne und anlassbezogene (informel- (Gänger/Osterhammel 2020) – der Generationen. In: ders.: Wissens- soziologie: Auswahl aus dem Werk, le) politische Gespräche, spezielle der zunehmenden Bewegung und Neuwied, S. 509 – 565. non-formale Bildungsangebote, Mobilität, Beschleunigung und Möller, K./Honer, O. (2020): Demokra- die Auseinandersetzung mit Vorur- Globalisierung, dem Handel und tische Bildung in der Offenen Kinder- teilen und Ressentiments, die viel- der Reisetätigkeit – gab es schon und Jugendarbeit sowie der Aufsuchen- fältigen formellen und informellen vor Corona mit der Cholera im 19. den Jugend(sozial)arbeit. In: deutsche Gelegenheiten der Partizipation Jahrhundert und der Spanischen jugend, Heft 7-8; S. 328 – 337. in den Einrichtungen (vgl. Möller/ Grippe am Ende des Ersten Welt- Neue Plattform für die Kinder- und Honer 2020). krieges wiederholt eine weltweite Jugendhilfe. Internet: https://www. forum-transfer.de (abgerufen am Verbreitung von Pandemien, die 08.07.2020). Angst vor Ansteckung und unter- Forschungsfragen schiedliche Strategien des Um- Universitätsklinikum Leipzig (2020): FAZ, vom 04.08. 2020 (Kinder und gangs mit Krankheiten und von Jugendliche leiden unter Schulschlie- Erste kurze Studien nach dem staatlichen Krisenpolitiken. Das ßungen). Lockdown über Jugend in der gilt aktuell mit Blick auf Corona Universitätsklinikum Hamburg-Ep- Corona-Zeit liegen vor, und für die für die vergleichende Frage, ob pendorf (UKE) (2020): COPSY-Stu- weitere sozialwissenschaftliche, und wie Demokratien und auto- die - Wie Kinderseelen durch Coro- pädagogische und psychoanaly- na leiden, Hamburg (abgerufen am kratische Herrschaftsformen in der tisch inspirierte Jugendforschung 12.07.2020). Lage waren und sind mit den Her- Volkmer, M./Werner, K. (Hrsg.) (2020): gehören u. a. die Fragen: Wie ausforderungen und krisenhaften Die Corona-Gesellschaft, Bielefeld. haben Jugendliche die „Corona- Entwicklungen umzugehen? Zeit“, ihre Phasen und deren Folgen – als Extremsituation und Benno Hafeneger, Dr. phil., Lockerungsprozess mit ihren Emp- Literatur Prof. (em.) findungen und Affekten, Gedanken Institut für Erziehungswissen- Andresen, S., et al. (2020): Erfah- und Verhaltensweisen – erlebt und schaft, Philipps-Universität Mar- rungen und Perspektiven von jungen praktisch (physisch, psychisch und Menschen während der Corona-Maß- burg. Lehr- und Forschungs- sozial) bewältigt? Wie blicken sie nahmen. Erste Ergebnisse der bun- schwerpunkte im Bereich „Jugend, danach – wenn die Krise und Zeit desweiten Studie JuCo, Hildesheim Jugendarbeit und außerschulische der Ungewissheit und Paradoxien (Universitätsverlag). Internet: https:// Jugendbildung“; weiter rechte überstanden sind und das ado- dx.doi.org/10.18442/120 (abgerufen Jugendkultur und extremistische leszente Leben mit seinen Locke- am 04.07.2020). Bering, R./Eichenberg, Chr. (Hrsg.) Orientierungen in der jungen Ge- rungen und seinem „Neustart“, neration. (2020): Die Psyche in Zeiten von Co- mit seinen Routinen individuell rona, Stuttgart. und sozial wieder aufgenommen Besand, A. (2020): Die Corona-Vorle- werden kann – auf diese zurück? sung. Sozialwissenschaftliche Perspek- Foto S. 4: zone4u – Jugendnetzwerk Wie vergegenwärtigen und katalo- tiven, Frankfurt/M. (i. E.). der Stadtgemeinde Knittelfeld gisieren sie diese Zeit nachträglich Brenner, G. (2020): Jugend in Zeiten Foto S. 6: JugendKulturZentrum HOT in ihrem Gedächtnis – auch als der Corona-Pandemie: Engagements Mürzzuschlag 8 jugend inside Nr. 2/20
Neues vom Steirischen Dachverband der Offenen Jugendarbeit Neue Obfrau im Dachverband Daneben engagiert sie sich in den verschiedensten Gremien Seit Juli 2020 ist Frau Mag.a Ma- der Sozialen Arbeit regional und rion Wölbitsch neue Obfrau des bundesweit. Seit 2016 ist sie Steirischen Dachverbands der Vorstandsmitglied und Steier- Offenen Jugendarbeit. Sie folgt markvertretung bei bOJA, dem Rene Molnar, der nach zehnjähri- bundesweiten Netzwerk Offene ger Tätigkeit sein Amt als Obmann Jugendarbeit und im Vorstand im niederlegte. Verein für psychosoziale und sozi- ale Lebensberatung. Marion Wölbitsch, die bereits von V.l.n.r. sitzend: Wölbitsch, Theißl; stehend: 2009 an Obmannstellvertreterin Das Amt der Obfraustellvertreterin Schöberl-Mohr, Ganster, Haring, Pöchhacker. Foto: Steirischer DVOJA im Dachverband war, schloss das des Steirischen Dachverbands der Studium der Erziehungs- und Bil- Offenen Jugendarbeit hat seit Juli dungswissenschaften in Graz ab. 2020 Mag.a Ursula Theißl, Ge- und Freizeit bei WIKI Kinderbe- Danach war sie in der Sozialpsy- schäftsführerin von LOGO jugend- treuungs GmbH sowie Schriftfüh- chiatrie und ehrenamtlichen Arbeit management, über. Weiters be- rer Wolfgang Haring, Geschäfts- mit Kindern tätig. steht der Dachverbands - Vorstand führer vom JUKO Köflach/JUKO Seit 2007 ist sie Geschäftsfüh- aus Kassier Christoph Pöch- Bärnbach und Schriftführerstell- rerin des Vereins Jugendzen- hacker, BSc., Leiter des Ju- vertreter DSP Volkmar Schö- trum Judenburg (JuZJu) und gendcafes Arena in Gratkorn und berl-Mohr, Leiter von AUSZEIT leitete von 2014 bis 2016 auch Kassierstellvertreter Christoph Jugend(sozial)arbeit Gleisdorf. das Jugendzentrum in Trofaiach. Ganster, Bereichsleiter Jugend Zwei engagierte Kolleg*innen verlassen den Vorstand Amra Haller beendet nach zehn- Rene Molnar leitete von 1995 bis jähriger Vorstandstätigkeit ihr Amt 2020 das Jugendkulturzentrum als Kassierin im Steirischen Dach- Explosiv in Graz. Einen lebendigen verband der Offenen Jugendarbeit. und offenen Ort für Jugendliche Ihr jahrelanger Einsatz für die Kin- und Jugendkulturen zu schaffen, der- und Jugendarbeit hat Wirkun- war dem akademisch ausgebilde- gen hinterlassen. So engagierte ten Jugend- und Soziokulturarbei- sich die akademisch ausgebildete ter sowohl als Geschäftsführer als Jugend- und Soziokulturarbeiterin auch als langjähriger Mitarbeiter in der Stadtgemeinde Knittelfeld immer ein wichtiges Anliegen. – wo sie von 2008 bis 2019 die Ohne sein Mitwirken und ohne sei- turarbeit und für die Offene Ju- Leitung des Referats Kinder, Ju- nen Kampfgeist wäre das Jugend- gendarbeit spiegelt sich nicht nur gend und Familie über hatte – in kulturzentrum, welches bereits als Geschäftsführer im Explosiv, zahlreichen Aktivitäten und Projek- sein 30-jähriges Bestehen feierte, sondern auch in seiner vielschichti- ten, bis hin zur Umsiedelung des wahrscheinlich nicht das „Explo“, gen und intensiven ehrenamtlichen Jugendzentrums zone4u ins Haus das in der Jugendkulturszene über Tätigkeit wider. der Vereine im Jahr 2018. die Grenzen hinaus bekannt ist. Als Obmann des Steirischen Dach- Amra Haller initiierte das Netzwerk Als Musiker und Mitglied verschie- verbands der Offenen Jugendarbeit „Jung sein in Knittelfeld“, ein Netz- dener Bands liegt ihm auch die vertrat er zehn Jahre mit gro- werk für Kinder, Jugendliche und Musikszene und die Förderung ßem Engagement das Arbeitsfeld. Erwachsene, mit Angeboten in von Nachwuchsbands sehr am den Bereichen Beratung, Bildung Herzen. Die Stärkung und das Vorantrei- und Freizeit. Zusätzlich war sie Neben seiner Arbeit im Explosiv ben der Qualitätsentwicklung der bei der Errichtung von zahlreichen ist auch seine Referententätigkeit steirischen Offenen Jugendarbeit Kinder- und Jugendplätzen in Knit- u.a. für die ARGE Jugend gegen und nicht zuletzt das Lobbying für telfeld wie Funcourt, Pump Track, Gewalt und Rassismus mit vie- die in der Offenen Jugendarbeit Freeletics Park, Dirtbikepark und len Workshops zu Themen wie Tätigen setzten Amra Haller und von zahlreichen Spielplätzen aktiv. Jugendkulturarbeit, Musik und Rene Molnar mit voller Tatkraft und Auch im KinderRat und Jugendbei- Gewalt, Rechtsextremismus und mit Leib und Seele um. Dafür sei Rat war sie aktiv beteiligt und war Menschenrechtsbildung zu er- beiden ein herzliches Dankeschön für viele Kinder- und Jugendsom- wähnen. Er begeistert mit seinem ausgesprochen. meraktivitäten und für die Schul- fundierten Wissen und seine Pra- informationsmesse verantwortlich. xiserfahrung sowohl Jugendliche Wir wünschen Amra und Rene alles Regional und bundesweit vertrat als auch Mitarbeiter*innen aus liebe und Gute! Amra Haller die Offene Kinder- und der Jugendarbeit. Sein Einsatz für Jugendarbeit voller Engagement. Jugendliche, für die Jugendkul- Foto: Steir. DVOJA 9 jugend inside Nr. 2/20
RJM – Regionales Jugendmanagement Infos aus den Regionen In jeder der sieben steirischen Regionen gibt es eine Nach dem großen Erfolg im Vorjahr setzt Jugend- zentrale Stelle zur Koordinierung und Abwicklung managerin Martina Haßler in der östlichen von Kinder- und Jugendthemen: Das Jugendma- Obersteiermark auch heuer auf Jugendinformation nagement. Auch im heurigen Sommer konnten viele in Form eines Schulkalenders. 15.000 Stück der Aktivitäten gesetzt werden. Hier ein paar Einblicke: coolen Sketchnote-Bücher wurden in zwei Varianten (Kinder und Jugend) gemeinsam mit der Bildungs- In Voitsberg tut sich was für die Jugend: Mit 04. direktion zu Schulbeginn verteilt. Jugendthemen am Juni 2020 öffnete der neue Jugendtreff „TimeOut“ Puls der Zeit – von Nachhaltigkeit bis Demokratie seine Türen. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde und Frieden – wurden gemeinsam mit Partner*innen bei mehreren Jugendbeteiligungsveranstaltungen aus dem Fach-Netzwerk kinder- und jugendgerecht deutlich, dass sich junge Menschen in Voitsberg aufbereitet und mit regionalen Informationen er- jugendgerechte Aufenthaltsorte wünschen. Bürger- gänzt. Gemeinsam mit den neuen Spielplänen für das meister Mag. (FH) Bernd Osprian nahm sich dieses SCHATZREISE-Spiel sind dies weitere Elemente des Anliegens an. Gemeinsam mit Jugend am Werk Projekts JugendREGION. Finanziert im Rahmen des – Streetwork Voitsberg, Jugendlichen und Nora Steiermärkischen Landes- und Regionalentwicklungs- Arbesleitner, Regionales Jugendmanagement gesetzes, setzt das Projekt vor allem auf Information Steirischer Zentralraum, entstand so Schritt für von Jugendlichen und Multiplikator*innen. Aktuelle Schritt das „TimeOut“. Jugendanliegen, Förderungen, Methoden und Wei- terbildungen finden sich auf der Jugend-Website www.jugendregion.at. Jugend-Events sind über die App Gem2Go, Kanal Obersteiermark abrufbar. Hunderte Jugendliche und Multiplikator*innen können im Herbst die kostenlosen (Online)Workshops zum Thema „Sicherer Umgang mit digitalen Medien“ nut- zen. Anmeldungen für Schulen, Jugendzentren und Vereine sind noch möglich! Das Netzwerk JugendRE- GION tagt zum Thema Jugendrechte im November. Auf Initiative von Tamara Schober, Regionales Jugendmanagement in der Region Südoststei- ermark, Steirisches Vulkanland fand am 04.06.2020 ein Online-Impuls zum Thema „Jugend & Ge- meinderatswahl“ statt. Hier wurden (zukünftigen) Gemeinderät*innen, Jugend-Ansprechpersonen und Interessierten Möglichkeiten und Tipps präsentiert, wie sie Jugendliche in ihrer Gemeinde bestmöglich über die Gemeinderatswahl am 28.06. informieren und dazu motivieren, ihre Stimme zu nutzen. be- teiligung.st, die Fachstelle für Kinder-, Jugend- und BürgerInnenbeteiligung, sowie LOGO jugendmanage- TimeOut_bepart. Foto © Jugend am Werk–Streetwork Voitsberg ment als Expert*innen rund um Jugendinformation und -kommunikation gaben spannende Einblicke in die Denk- und Entscheidungswelten von Jugendli- Auch ein LEADER-Projekt mit und für Jugendliche chen. Die Teilnehmer*innen aus neun südoststeiri- wird von Jugend am Werk umgesetzt. Im Projekt schen Gemeinden hatten außerdem die Möglichkeit, #bepart – Maßnahmen für eine jugendgerechte konkrete Beispiele aus ihrer Gemeinde zur Diskus- Stadtgemeinde Voitsberg, das vom Regionalen Ju- sion zu stellen und Anregungen für die Umsetzung gendmanagement begleitet wird, werden u.a. in mitzunehmen. Upcycling-Workshops Möbelstücke hergestellt und aufbereitet sowie der neue Jugendtreff ausgestattet und gestaltet. Junge Menschen aus der Region sollen Der Jugendkalender des Regionalmanagements dadurch nicht nur Möglichkeiten zum Austausch, der Obersteiermark West soll jungen Leuten in Murau Freizeitgestaltung und gesellschaftlichen Teilhabe Murtal helfen, ihre Schulzeit zu organisieren und die bekommen, sondern auch zur Beteiligung an Ent- Wochenenden mit großartigen Aktivitäten und Events wicklungsprozessen und zum freiwilligen Engagement zu füllen. Jugendliche sollen durch die Benützung ermutigt werden. des Kalenders ihre Heimat näher kennenlernen – 10 jugend inside Nr. 2/20
RJM – Regionales Jugendmanagement Infos aus den Regionen Informationen über die Region und all ihre Stärken werden darin übers ganze Jahr hinweg bespielt. Des Weiteren wird Schüler*innen eine breite Palette an regionalen Karrieremöglichkeiten aufgezeigt. Für die jüngere Zielgruppe wurde ein Sticker- album über die Region Murau Murtal erstellt. Im Sammelalbum der Region Murau Murtal werden starke Ausflugsziele, starke Firmen und deren Pro- dukte, starke Rekorde sowie weitere starke Infor- mationen über die Region abgebildet. Wusstest du z.B., dass die schnellste Frau aus dem Bezirk Murau kommt? Nicole Schmidhofer ist mit 217 km/h die schnellste Frau auf Skiern. „Also los: Ran ans Sam- meln!“, rät Jugendmanagerin Julia Schlacher. Bereits im Herbst 2019 konnten junge Menschen in der Region Liezen in Begleitung von Jugendmana- Regionales Jugendmanagement. v.l.n.r.: Griesebner, Muhr, gerin Carina Griesebner bei einer Online-Be- Schlacher, Langerwisch, Arbesleitner, Schober, Haßler. fragung und Foto-Challenge mitmachen, welche Foto: Haßler in weiterer Folge mit einem Jugendteam genauer bearbeitet wurden. Unter dem Motto „Wie´s wird wann´s supa wird! – 30 x 30 Ideen für Liazn gung ist als offizielle Fortbildung des Landes Stei- 2030“ kannte die Kreativität der Jugendlichen keine ermark – A6 Fachabteilung Gesellschaft anerkannt. Grenzen. Das detaillierte Programm sowie die Anmeldemöglich- keit sind unter www.oststeiermark.at zu finden. Von humoristischen Einsendungen, die plakativ die Veränderungsbedarfe des Bezirkes aufzeigten, illus- trierten Zwiegesprächen zwischen einer Biene und Bereits im März 2019 wurde das LEADER Projekt einer Hummel zum Thema Insektenschutzmaßnah- „make IT safe“ in der Südweststeiermark mit men bis hin zu Songtexten und Erzählungen aus der der Regionalmanagement Südweststeiermark Sicht des Grimmings reichten die Ideen. Die Texte GmbH als Projektträgerin initiiert. Es handelt sich werden demnächst in einer Broschüre zum Download dabei um Schulungsmaßnahmen, die Jugendliche zur Verfügung stehen. Das Regionalmanagement sicherer im Umgang mit sozialen Netzwerken, Handy Liezen unter der Leitung von Dr.in Eva Stiermayr prä- und Internet machen sollen. Erreicht wird das durch mierte mit einer fachkundigen Jury 10 Texte, welche den Einsatz einer „Peer-2-Peer“ Methode, durch die besonders hervorstachen. In einem Schreibworkshop Jugendliche verantwortungsvollen und eigenverant- wurden aus Ideen klar formulierte Zukunftsprojek- wortlichen Umgang mit dem „Internet“ erlernen, te, die in das Entwicklungsleitbild der Region Liezen damit diese sich selbst und Gleichaltrige gegen Miss- aufgenommen werden. brauch und Gewalt im Netz schützen können. Ergänzt wird dieser Ansatz um eine Coaching Ausbildung für Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten. Damit wird Die Regionalentwicklung Oststeiermark mit der die nachhaltige Etablierung innerhalb der Südwest- Regionalen Jugendmanagerin Julia Muhr und der steiermark garantiert. Regionalen Koordination für Bildungs- und Berufs- orientierung Bettina Mandl lädt am Jahresende zur Um interessierte Jugendliche zu erreichen, wurden Fachtagung „JUNG, GEBILDET UND TSCHÜSS?“ von Jugendmanager Michael Langerwisch rund am 04. November 2020 ins forumKLOSTER Gleisdorf 150 Jugendliche in Infoveranstaltungen angesprochen ein. Spannende Vorträge und Projektpräsentation und über die Schulungsmaßnamen informiert. Diese warten neben Diskussionsrunden und Workshops starteten im Februar, abgeschlossen wird die Ausbil- auf Sie! Von Studienpräsentationen zur Landflucht, dung der neuen Peers und Coaches im Juni 2021. Erkenntnissen aus der Jugendkulturforschung bis hin zu Projekten aus dem In- und Ausland und Initi- ativen aus der Wirtschaft wird ein breites Spektrum geboten. Unter anderem wird Prof. Mag. Bernhard Informationen: Heinzlmaier zum Thema: „Wie tickt die Jugend – Regionales Jugendmanagement Auf der Jagd nach intensiven Erlebnissen und auf www.jugendreferat.steiermark.at/cms/ziel/597996/DE der Suche nach Sicherheit“ vortragen. Die Fachta- 11 jugend inside Nr. 2/20
Demokratiebewusstsein fördern – Kontakt zwischen Jugend und Politik herstellen „Ich habe mich noch nie so informiert gefühlt über Politik wie nach dem heutigen Abend – No Joke!“ Dieses Zitat stammt von der 16jährigen Schü- lerin Alma. Sie war Teilnehmerin bei einem ALT GENUG Polit-Talk vor der steirischen Gemein- deratswahl im Jugendzentrum Fürstenfeld. Alma hat gemeinsam mit anderen Jugendlichen die Gelegenheit genutzt, mit Spitzenkandidat*innen ins Gespräch zu kommen. Die Jugendlichen konnten ihre Fragen an die Gemeindepolitiker*innen stellen und Antworten aus erster Hand erhalten. Durch diese Antworten konnten sich die Jugendlichen ein Bild über die zur Wahl stehenden Parteien und Personen machen. Im Rahmen des Projekts ALT GENUG wurde in meh- reren steirischen Jugendzentren ein solcher Polit-Talk organisiert: Das Team von beteiligung.st stellte das Konzept zur Verfügung und moderierte die Veran- staltung. Das Jugendzentrum vor Ort lud Jugendliche und alle zur Wahl stehenden Spitzenkandidat*innen zu diesem Abend ein. Im Rahmen einer Studie zur Nationalratswahl 2017 Herkulesaufgabe „Jugendliche politisch inter- wurden Erstwähler*innen zwischen 16 und 18 Jahren essieren“ unter anderem zu Aktivitäten rund um politische Bil- dung befragt. Erstwähler*innen, die an vier solchen Jugendarbeiter*innen, die ein solches Zusammen- Aktivitäten teilgenommen haben, gaben zu 75% an, treffen von Jugend und Politik bereits organisiert, ein hohes politisches Interesse zu haben. 70% der haben wissen: Jugendliche davon zu überzeugen, befragten Jugendlichen gaben an, Spaß an diesen drei Stunden ihrer Freizeit dem Thema Politik und Aktivitäten gehabt zu haben. Hier zeigt das Ergebnis: Austausch mit Politiker*innen zu „opfern“, kann zu Je mehr Aktivitäten Jugendliche rund um Politische einer Herkulesaufgabe werden. Denn nach wie vor Bildung absolvieren, desto größer ist das Interesse haben viele junge Menschen eine große Scheu, direkt an Politik. Ebenso gilt: Jugendliche, die Spaß an den mit Politiker*innen in Kontakt zu treten. politischen Aktivitäten haben, zeigen auch ein deut- lich größeres Interesse an Politik2. Die Erfahrung mit dem Format Polit-Talk und ähnlichen Veranstaltungen mit Jugendlichen und Auch wenn sich die abgefragten Aktivitäten auf die Politiker*innen zeigt: Sind Jugendliche erst einmal Schule bezogen haben, lässt sich hier ohne weiteres vor Ort und lernen die politisch handelnden Personen auf außerschulische Aktivitäten schließen. Für uns im direkten Gespräch kennen, sind sie überzeugt: Menschen in der Jugendarbeit bedeuten diese Er- Das bringt‘s. gebnisse einen klaren Auftrag: Lebendige politische Bildungsangebote für Jugendliche zu schaffen und Obwohl es oftmals einigen Überzeugungsaufwand möglichst niederschwellig den Kontakt zu Politik zu braucht, Jugendlichen eine solche Veranstaltung ermöglichen. schmackhaft zu machen, zahlt es sich dennoch aus. _____________ Denn: junge Menschen sind politisch interes- 1 Vgl. https://www.demokratiemonitor.at/ergebnis/lebendi- siert. Das Interesse an politischen Themen hat in den ge-demokratie-unter-jungen/ letzten Jahren bei den Jungen sogar zugenommen. 2 Vgl. Kritzinger, Sylvia, Wagner, Markus und Glavanovits, Das zeigen bspw. die Ergebnisse des österreichi- Josef (2018): Wählen mit 16 – ErstwählerInnen bei der schen Demokratie-Monitors: Junge Leute zwischen Nationalratswahl 2017. Wien 16 und 26 Jahren äußern ein starkes Bedürfnis an politischer Bildung und geben an, zu wenig darüber Informationen: zu wissen, wie politische Debatten geführt werden, www.beteiligung.st welche Rechte sie als Bürger*in haben und wie man www.altgenug.st sich beteiligen kann. Und: der Anteil derer, die NIE mit Freund*innen und Familie über Politik reden, ist Foto: beteilgigung.st in den letzten Jahren stark gesunken1. 12 jugend inside Nr. 2/20
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