Jugendmedium Handy - Daten und Fakten
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http://www.mediaculture-online.de Autorin: Wagner, Ulrike. Titel: Jugendmedium Handy – Daten und Fakten. Quelle: Anfang, Günther et al. (Hrsg.): Handy – Eine Herausforderung für die Pädagogik. München 2006. S. 9-15. Verlag: kopaed verlagsgmbh. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Ulrike Wagner Jugendmedium Handy – Daten und Fakten Das Mobiltelefon hat einen festen Platz im kommunikativen Alltag vieler Menschen gefunden und vor allem jugendliche Zielgruppen werden vom Markt bestens bedient. Die multifunktionalen Geräte, so vermitteln die Werbebotschaften der Mobilfunkanbieter und der Gerätehersteller, dienen zu weit mehr als zum Telefonieren, sie sind Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls, eines bestimmten Stils etc., etc. Was steckt nun hinter den angepriesenen, auf Hochglanz getrimmten Werbebotschaften und was davon kommt eigentlich tatsächlich bei den Nutzerinnen und Nutzern an? Der Beitrag verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Möglichkeiten des Geräts zu geben und ausgewählte Schwerpunkte aus der Forschung zu skizzieren. Das Handy als multifunktionales Gerät Die vielbeschworene Multifunktionalität des Mobiltelefons lässt sich in verschiedene Funktionen aufgliedern: Aus der Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer ist das Handy zunächst als Individualmedium zur Kommunikation als Telefon und via SMS bestimmt. Es ist aber ebenso ein Spielgerät und bietet darüber hinaus Möglichkeiten, eigene Medieninhalte zu produzieren, vor allem im Bereich der Fotografie ist dies auch schon weit verbreitet. Es steht damit also grundsätzlich nicht nur ein unter Jugendlichen weit verbreiteter Konsumartikel zur Verfügung, sondern auch ein Werkzeug, um mediale Inhalte selbst zu gestalten. 1
http://www.mediaculture-online.de Die Handys der neuen Generation1 bieten sich darüber hinaus als Schnittstelle zu anderen Medien an. Die technische Konvergenz ist im Bereich der mobilen Mediennutzung bereits - zumindest was die Möglichkeiten der Geräte betrifft - sehr weit fortgeschritten. In vielen Bundesländern sind Pilotprojekte zum Handy-Fernsehen2 gestartet und Mobilfunkanbieter werben in beträchtlichem Umfang für ihre Angebote zu Mobile TV. Was bedeutet dies für die Nutzerinnen und Nutzer? Sie können nun Informationen abrufen, z.B. aktuelle Fußballergebnisse, die nicht mehr nur als Text3 sondern auch als Bewegtbild empfangbar sind. Nicht zuletzt ist nun auch die Rezeption von Filmen, genauer gesagt Filmausschnitten bzw. Trailern oder Zusammenfassungen von Fernsehserien etc. möglich. Diese Geräte fungieren mit immer größeren Speicherkarten auch als Datenträger und kabellose Schnittstellen vereinfachen die Übertragung der Daten von Gerät zu Gerät, und zwar nicht nur von Handy zu Handy, sondern vor allem vom Internet oder dem stationären PC auf das Handy. Forschungsstand Die Datenlage zum Gegenstand der mobilen Kommunikation ist im Vergleich zum Forschungsstand zu anderen Medien als eher dürftig zu bezeichnen. Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass es sich um ein sehr junges Forschungsfeld handelt und in dieser kurzen Zeit wiederum vergleichsweise viele Arbeiten entstanden sind. Die Datenlage ist vor allem gekennzeichnet durch Zahlen zu Ausstattung und Nutzung. Studien, die über quantitative Zugangsweisen hinausgehen, sind eher randständig vertreten. Im Folgenden wird zunächst ein kurzer Überblick zu Ausstattung und Nutzung bei Kindern und Jugendlichen gegeben und im Anschluss daran werden ausgewählte Schwerpunkte der bisherigen Forschung zum Gegenstand skizziert. Ausstattung und Nutzung Betrachtet man zunächst die aktuellen Daten zur Ausstattung mit Mobiltelefonen wird sehr schnell deutlich, dass das Handy ein Jugendmedium ist, aber auch bereits bei Kinder durchaus verbreitet ist: Rund die Hälfte der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren (KIM 2005) 1 auch 3G-Handys für 3. Generation genannt; Stichwort: UMTS 2 In diesen Projekten werden verschiedene Übertragungsstandards (DMB und DVB-H) getestet. 3 über WAP bereits seit langem möglich, aber wenig genutzt 2
http://www.mediaculture-online.de und 92% der 12- bis 19-Jährigen haben ein eigenes Handy zur Verfügung (JIM 2005) (Abbildung 1).4 Abbildung 1: Ausstattung mit Handys Abbildung 2: Wichtigkeit einzelner Funktionen des Mobiltelefons 4 Die Formulierung „verfügen über ein eigenes Handy" führt etwas in die Irre: Rechtlich betrachtet sind die Eltern die Besitzer der Handys von den noch nicht volljährigen Heranwachsenden. Die Kinder und Jugendlichen wurden bei KIM und JIM gefragt: „Hast du ein Handy für dich alleine?" 3
http://www.mediaculture-online.de Wirft man einen Blick auf die einzelnen Altersgruppen, so zeigt sich ein sehr starker Anstieg vor allem von den 8- bis 9-Jährigen zu den 10- bis 11-Jährigen. Bei den 8- bis 9- Jährigen verfügt ein knappes Drittel über ein eigenes Handy. Bei den 10- bis 11-Jährigen ist es bereits über die Hälfte (58%) und bei den 12- bis 13-Jährigen verfügen 71% über ein eigenes Handy (KIM 2005). Bezüglich der Daten zur Ausstattung kommen die verschiedenen Studien durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen: Während z.B. Detering, Kleedörfer und Petzold (2006) zu ähnlichen Ergebnissen wie die KIM 2005 kommen, sind die Daten zum Handy-Besitz in der KidsVerbraucherAnalyse 2006 doch deutlich niedriger: Danach besitzen 10% der 6- bis 9-Jährigen und 54% der 10- bis 13- Jährigen ein Handy. Auch die Angaben zur Ausstattung von Jungen und Mädchen sind je nach Studie unterschiedlich.5 Im Trend allerdings bestätigen jene Studien, die sich der Zielgruppe Jugendliche annehmen, dass die Mädchen (noch) besser mit Mobiltelefonen ausgestattet sind als die Jungen (vgl. Tully/Zerle in diesem Band, JIM 2005). Aus verschiedenen Arbeiten liegen inzwischen Hinweise dazu vor, dass Kinder aus sozial schlechter gestellten Milieus besser mit Handys ausgestattet sind als Kinder aus sozial besser gestellten Milieus (vgl. z.B. Detering/Kleedörfer/Petzold 2006). Begründet wird dies damit, dass das Mobiltelefon in sozial schlechter gestellten Milieus häufiger als Statussymbol herangezogen wird. Diese Hinweise werden z.B. auch durch eine norwegische Studie bestätigt, die insbesondere für Jungen aus dem Arbeitermilieu diese Statussymbol-Funktion als wichtig ausweist (Skog 2002). Bei den drei wichtigsten Tätigkeiten in Bezug auf das Handy (Abbildung 2), steht das „Simsen" noch vor dem Telefonieren an erster Stelle. Danach folgt bereits die Möglichkeit, zu fotografieren. Für Mädchen ist diese Funktion noch wichtiger als für Jungen, zudem schätzen Mädchen die Funktion von SMS mehr als die Jungen. Döring (s. Beitrag in diesem Band ) erklärt dies damit, dass die diskrete SMS-Kommunikation es vor allem sozial stärker kontrollierten Mädchen erlaubt, sich Freiräume zu erobern. Zurückgegangen ist hingegen die Bedeutung von Spielen und das Interesse an Logos und Klingeltönen (vgl. JIM 2005). Wenn auch in der Wertigkeit nicht so hoch besetzt, ist die Funktion des 5 So sind z.B. bei der KidVerbraucherAnalyse 2006 bei den 6- bis 13-Jährigen die Mädchen besser ausgestattet als die Jungen (35% zu 30%) während die KIM 2005 für diese Altersgruppe feststellt, die Jungen wären besser ausgestattet. 4
http://www.mediaculture-online.de Handys als Spielgerät dennoch weit verbreitet: Über die Hälfte der mit Handys ausgestatteten Kinder geben an, zumindest ab und zu auf dem Handy Spiele zu spielen (KVA 2006). Die Veränderung in der Wichtigkeit einzelner Funktionen hat auch damit zu tun, dass viele Jugendliche bereits über technisch gut ausgestattete Handys verfügen. Über die Hälfte der Jugendlichen verfügt über Handys mit Kamerafunktion, die auch genutzt und geschätzt wird. Handys mit Infrarotschnittstelle, Bluetooth, Radio und mp3-Player sind bereits ebenfalls durchaus verbreitet (JIM 2005). Hier zeigt sich, dass die Angebote des Marktes von den Jugendlichen auch angenommen werden. Anders verhält es sich beim Internet-Zugang: Surfen im Netz spielt nur eine marginale Rolle, obwohl es technisch längst möglich ist und über zwei Drittel der Jugendlichen über WAP-Handys verfügen. Daten tauschen und Fernsehen über das Handy spielen ebenfalls nur eine sehr untergeordnete Rolle (JIM 2005). 2.2 Schwerpunkte in der Forschung zu mobiler Kommunikation Abseits von Ausstattungs- und Nutzungszahlen sind in der bisherigen Forschung zu mobiler Kommunikation eindeutige Schwerpunkte erkennbar, von denen nachstehend einige ausgewählte kurz skizziert werden. Eher wenig ist über den Umgang von Kindern bekannt,6 die Zielgruppen Jugendliche und junge Erwachsene stehen zumeist im Vordergrund, die als Mobile Consumers im Blick von Markt- und Meinungsforschung sind und als lukrative Einnahmequelle von den Anbietern gesehen werden. 2.2.1 Das Handy als Individualmedium Bisher konzentrierte sich die sozialwissenschaftliche Forschung primär auf die Perspektive des Handys als Individualmedium bzw. „persönliches Medium" wie es Höflich (2001) beschreibt. Die recht umfangreiche Forschung zür interpersonellen Kommunikation beleuchtet unterschiedliche Aspekte, z.B. die Funktion des Handys zur Beziehungspflege und in der Paarkommunikation (vgl. Döring 2004) oder auch zur Einbettung in soziale Netze und zur Organisation des Alltags. Insbesondere die Bedeutung und Funktionen von SMS stand dabei bisher im Mittelpunkt von Forschungsaktivitäten (vgl. Döring in diesem Band). 6 Eine Ausnahme bilden Detering/Kleedörfer/Petzold 2006 und die KIM-Studien. Darüber hinaus liegen hauptsächlich Daten aus der Markt- und Meinungsforschung vor (z.B. KVA 2005 und 2006) 5
http://www.mediaculture-online.de Standen in den 'Anfängen' der Handy-Forschung seine unmittelbaren kommunikativen Funktionen im Vordergrund, werden in der neueren Literatur stärker Fragen nach den Veränderungen des Alltagsleben durch mobile Kommunikation thematisiert: So legen z.B. Feldhaus (2003) und Selmer (2005) den Schwerpunkt auf die Einbindung mobiler Kommunikation in familiäre Zusammenhänge, wobei die Stichworte Erreichbarkeit und Kontrollfunktion eine wichtige Rolle spielen. Selmer thematisiert die Risiken mobiler Kommunikation in Bezug auf soziale Kontrolle und der „Verflüssigung fester Kommunikationsgrenzen", die in der Familie erst neu ausgehandelt werden müssen. Erst in der individuellen Nutzung, so ihr Fazit, zeigt sich, ob diese neue Kommunikationsform über das Handy neue Freiheiten oder auch neue Zwänge schafft (Selmer 2005, S. 28). Krause, Klimmt und Schneider (2004) verbinden in ihrer Untersuchung den kultursoziologischen Ansatz einer Analyse der Lebensstile von Jugendlichen mit deren Mobilfunknutzung. Ihre Ergebnisse leisten einen Beitrag zu einer differenzierteren Betrachtung der Gebrauchsweisen Jugendlicher in Bezug auf mobile Kommunikation, in dem sie Gruppen von Handyenthusiasten von jenen unterscheiden, die dem Handy eher nüchtern und pragmatisch gegenüberstehen. Sie liefern z.B. zur symbolischen- expressiven Funktion des Handy-Gebrauchs Daten, die die Sichtweise auf das Handy als Statussymbol ausdifferenzieren. So sind es überwiegend Mädchen, die das Handy als Teil ihres Outfits sehen und dies auch demonstrativ zeigen. Handys werden mit Aufklebern und Anhängern verziert, was deren Bedeutung als technisches Artefakt und modisches Accessoire noch verstärkt (vgl. dazu auch Döring 2006 bzw. zu weiteren Geschlechtsspezifika Schmidt in diesem Band). 2.2.2 Das Handy als Teil eines konvergenten Medienensembles Neben den kommunikativen Funktionen des Handys bieten die neuen Geräte auch jene Funktionen, die bisher den anderen Massenmedien vorbehalten waren (siehe Kapitel 1). Wenig gesichertes empirisches Wissen liegt bisher dazu vor, welche Rolle das Handy als Schnittstelle im Medienensemble spielt und welche Veränderungen die zunehmende Vermischung von individueller Kommunikation und (traditionell) massenmedial vermittelter Kommunikation in den Prozessen der Medienaneignung nach sich zieht. Wirft man hier einen Blick auf die Seite des Angebots, so wird schnell deutlich, dass es bislang wenig mediale Inhalte gibt, die ausschließlich für das Handy produziert werden. 6
http://www.mediaculture-online.de Eine Ausnahme bilden die Handy-Spiele, aber auch hier gibt es einige prominente Beispiele für „Ableger", z.B. das Spiel Die Sims. Die Angebote für das Mobiltelefon sind also zumeist „Abfallprodukte" aus Inhalten, die zunächst für andere mediale Kontexte produziert wurden. Unter dem Stichwort „Handy-TV" sind dies z.B. Zusammenfassungen von Nachrichten oder News-Tickern, einem Zusammenschnitt von Videospots auf MTV oder der Lieblingssoap für das Handy. Diese Angebote werden aber bislang nur in geringem Ausmaß von Jugendlichen genutzt, ein wesentlicher Grund dürfte in den hohen Kosten dieser Art von Angeboten liegen. Allerdings gilt es zu beobachten, wie sich hier die Nutzungszahlen entwickeln, da die technische Ausstattung mit UMTS-Handys, und damit der Möglichkeit, sich Videos anzusehen, stark im Steigen begriffen ist. Wie sehr das Mobiltelefon bereits mit anderen Medien verknüpft ist und auch von den Heranwachsenden selbst so wahrgenommen wird, verdeutlichen zwei Ergebnisse aus der Online-Befragung des Medienkonvergenz Monitorings7: • Auf die Frage, ob die Heranwachsenden Interesse an Angeboten fürs Handy zum Runterladen haben, die zu anderen Medienangeboten gehören, antworten fast ein Viertel (24%) mit ja. • In Bezug auf den Download von Klingeltönen sagen 15% der Befragten: „Ich lade mir Klingeltöne herunter weil sie zu anderen Angeboten gehören." Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass bestimmte Angebote des Marktes wahrgenommen und auch von Jugendlichen angenommen werden. Einen etwas anderen Schwerpunkt setzen jene Studien, die unter dem Stichwort der Mediatisierung8 von Alltagskommunikation diskutieren, wie neue Informations- und Kommunikationstechnologien jugendliche Lebenswelten strukturieren. Die Rolle, die das Handy dabei spielt, wird in diesen Arbeiten als Beleg für eine zunehmende Mediatisierung herangezogen (z.B. bei Goetzenbrucker 2005). Dieses Forschungsfeld, das den Blick auf das gesamte Medienensemble und die Rolle des Mobiltelefons in diesem Rahmen richtet, ist jedoch erst in Ansätzen erschlossen. 7 Report III, 1. Halbjahr 2005 des Medienkonvergenz-Monitorings (www.medienkonvergenz-monitoring.de). 8 Der Begriff wird von Krotz (2001) sehr differenziert dargestellt. 7
http://www.mediaculture-online.de Fazit Aus medienpädagogischer Perspektive lassen sich mit Blick auf den aktuellen Forschungsstand und auf aktuelle Entwicklungen auf Anbieterseite folgende Trends festhalten: 1. Mobile Kommunikation ist nicht nur für Jugendliche von Relevanz sondern immer häufiger auch für Kinder. Vor allem die Anbieter haben die Zielgruppe Kinder im Blick und es wird für Kinder wie auch für Eltern immer schwieriger, sich Mobilfunk-Angeboten zu entziehen, zumal auch sozialer Druck eine Rolle spielt. 2. Die Zuwendung zu medialen Inhalten und Tätigkeiten erfolgt zunehmend zeit- und orts- ungebunden. Wie exemplarisch beschrieben verändert mobile Kommunikation die Alltagskommunikation Heranwachsender, aber auch ehemals nur massenmedial verfügbare Inhalte werden zunehmend unterwegs genutzt. 3. Der Trend zu einer verstärkten Individualisierung des Medienerlebens und Medienhandelns betrifft nicht nur die mobile Mediennutzung, wird aber durch sie weiter forciert. Die Zusammenstellung individueller und möglicherweise auch einseitiger Medienwelten wird damit erleichtert. Als mögliches Risiko wäre in diesem Zusammenhang eine Zuwendung zu medialen Inhalten ohne ausreichende Kontextualisierung zu nennen, d.h. dass z.B. bei der Rezeption von Filmausschnitten auf dem Handy eine Art „Schnipselrezeption" erfolgt, in der der Gesamtzusammenhang eines Films nicht mehr nachvollzogen werden kann. Es gilt also verstärkt den Blick darauf zu richten, wie mobile Kommunikation in das gesamte Medienensemble eingebunden ist, das sich als weit verzweigt und zunehmend miteinander verknüpft präsentiert. Das Mobiltelefon bietet - neben seinen kommunikativen Funktionen - eben auch einen Mehrwert in Bezug auf andere mediale Inhalte und Tätigkeiten. In Teilen wird die Multifunktionalität des Handys bereits genutzt, in anderen Bereichen, z.B. beim Handy-TV steht die Entwicklung erst am Anfang und es bleibt abzuwarten, ob all die vom Markt angepriesenen Neuerungen auch wirklich dauerhaft bei den Nutzerinnen und Nutzern ankommen. Vor allem erscheint es aber zentral, die Schnittstellenfunktion des Handys zu anderen multifunktionalen Medien, vor allem dem Internet, zu analysieren. Aus medienpädagogischer Sicht ist vor allem danach zu fragen, welche Inhalte Heranwachsenden zugänglich sind, welche Medien dabei eine Zugpferd-Funktion übernehmen (z.B. die Fernsehwerbung bei den Klingeltönen) und welche Inhalte und Tätigkeiten mit welchen Medien verknüpft werden und wie in diesen Kontexten das Mobiltelefon eingesetzt wird. Erst damit wird es möglich, einen differenzierte Antwort 8
http://www.mediaculture-online.de darauf zu geben, welchen Stellenwert das Mobiltelefon im Medienalltag von Heranwachsenden einnimmt. Literatur Detering, Stephanie/ Kleedörfer, Daniela/ Petzotd, Matthias: Handynutzung im Grundschulalter. Eine empirische Pilotstudie. In: medien + erziehung, Jg. 50, Nr. 2 /2006, 5. 43-49. Döring, Nicola (2004): Wie verändern sich soziale Beziehungen durch Mobilkommunikation? Eine Analyse von Paar-, Familien- und Freundschaftsbeziehungen. In: Thiedeke, Udo (Hg.): Soziologie des Cyberspace. Medien, Strukturen, Semantiken. Wiesbaden, S. 240-280. Döring, Nicola (2005): Handy und SMS im Alltag. Ergebnisse einer Befragungsstudie. In: medien + erziehung, Jg. 49, Nr. 3, S. 29-34. Döring, Nicola (2006): HandyKids: Wozu brauchen sie das Mobiltelefon?. In: Dittler, Ulrich/ Hoyer, Michael (Hg.): Machen Computer Kinder dumm? Wirkung interaktiver, digitaler Medien auf Kinder und Jugendliche aus medienpsychologischer und mediendidaktischer Sicht. München, S. 45-65. Egmont Ehapa-Verlag (2006): KidsVerbraucherAnalyse 2006, verfügbar unter: http://www.ehapamedia.de/pdf, download/KVA06_Praesentation.pdf, Abrufdatum: 05.09.2006 Feldhaus, Michael (2003): Die Folgen von Mobilkommunikation für die Privatheit. Empirische Ergebnisse zur Beurteilung ubiquitärer Erreichbarkeit in der Familie. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 51, Nr 1/2003, S. 24-37. Höflich, Joachim R. (2001): Das Handy als "persönliches Medium". Zur Aneignung des Short Message Service (SMS) durch Jugendliche. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 2, 2001, Beitrag 1. Verfügbar unter: www.uni-frankfurt.de/fb03/K.G/B1 2001_Hoeflich.pdf, 05.09.2006. Krotz, Friedrich (2001): Die Mediatisierung kommunikativen Handelns. Wie sich Alltag und soziale Beziehungen, Kultur und Gesellschaft durch die Medien wandeln. Wiesbaden. Medienkonvergenz-Monitoring, Report III, 1. Halbjahr 2005, verfügbar unter: www.medienkonver genz-monitoring.de/fileadmin/Memo/dateien/R3-Mobilfunk220805.pdf, Abrufdatum: 05.09.2006. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.) (2005): KIM-STUDIE 2005. Kinder und Medien. Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Baden-Baden. 9
http://www.mediaculture-online.de Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.) (2005): JIM-STUDIE 2005. Jugend, Information und (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Baden-Baden. Selmer, Lena (2005): „Nicht nah, aber immer für dich da!" Erreichbarkeit im Familienalltag. In: merz medien + erziehung, Jg. 49, Nr. 3, S. 24-28. Skog, B. (2002): Mobiles and the Norwegian Teen: Identity, Gender and Class. In J.E. Katz/ Aakhus, M. (Hg.): Perpetual Contact. Mobile Communication, Private Talk, Public Performance. Cambridge: Cambridge Universitiy Press, S. 255-273. Tully, Claus J./ Zerle, Claudia (2005): Handys und jugendliche Alltagswelt. In: merz medien + erziehung, 49. Jg., Nr. 3/2005, S. 11-16. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Rechteinhabers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme weiterverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 10
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