Kapitalmarktkompass Juni - Steht die 0? Langläuferrenditen der Bunds nehmen Kurs auf positives Terrain Erstellt am: 01.06.2021 10:26 - LBBW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
01.06.2021 Makro | Zinsen | Credits | Aktien Kapitalmarktkompass Juni Steht die 0? Langläuferrenditen der Bunds nehmen Kurs auf positives Terrain Erstellt am: 01.06.2021 10:26
Webkonferenz Sehr geehrte Damen und Herren, Webkonferenz-Termine: im Anschluss an die Veröffentlichung des Kapitalmarktkompass‘ präsentieren wir Ihnen um 14 Uhr die wesentlichen Inhalte in Form einer Webkonferenz. Dienstag, 15.06.2021, 14h – KMK-Update Dienstag, 06.07.2021, 14h Ab Juni 2021 setzen wir dabei auf einen neuen Dienstleister (Cisco Webex). Bitte nutzen Sie für die Einwahl am 01.06.2021 folgende neue Zugangsdaten: Dienstag, 20.07.2021, 14h – KMK-Update Dienstag, 03.08.2021, 14h Einwahl per Telefon: 1. Einwahlnummer: +49-619-6781-9736 oder +49-89-95467578 2. Zum Fortfahren in Deutsch drücken Sie: 1# 3. Geben Sie den Zugangscode / die Meeting-Nummer ein: 163 693 5643# 4. Sie brauchen keine Teilnehmer-Nummer. Um der Webkonferenz beizutreten, drücken Sie bitte die Rautetaste: # Link zur Webkonferenz: https://lbbw-meetings.webex.com/lbbw- meetings/onstage/g.php?MTID=e3f18ad0415ffcd7d570e05d6d50fd19b Event-Kennnummer: 163 693 5643 Event-Passwort: LBBW0621 Am komfortabelsten ist die Teilnahme über die Webex-App am PC oder am Mobilgerät. Sollten Sie die App nicht nutzen können oder wollen, wählen Sie bitte im Browser statt „Jetzt beitreten“ die Option „Per Browser beitreten (siehe Bild rechts). Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Mit freundlichen Grüßen Ihr LBBW Research-Team 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 2
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 3
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Finanzmärkte haben sich für den Moment etwas beruhigt, wie von uns erwartet. Die unmittelbarsten Inflationsängste sind wieder etwas in den Hintergrund getreten. Offensichtlichstes Indiz hierfür: Die Zehnjahres-US-Treasury-Renditen tendieren seit Beginn des zweiten Quartals seitwärts, nicht mehr aufwärts. Die Fed und die EZB vermitteln den Eindruck, durch die aktuelle Welle an Preisdruck „hindurchschauen“ zu wollen. Die Finanzmarktteilnehmer haben sich diesem Gleichmut angeschlossen: Die am Markt gehandelten Rentenpapiere berücksichtigen eine Inflation, die sowohl im Euroraum als auch in den Vereinigten Staaten in überschaubarer Zeit wieder zur Ruhe kommen wird. Bei alledem strebt der Goldpreis, häufig als Inflationsindikator herangezogen, weiter aufwärts. Agrarrohstoffe und Industriemetalle, starke Preistreiber in den vergangenen Monaten, versuchen sich demgegenüber in einer gewissen Konsolidierung. Wir im LBBW Research wollen in diesem Zusammenhang zwar nicht dramatisieren, glauben aber, dass speziell die Notenbanken wachsam sein müssen. Es ist an ihnen, dafür zu sorgen, dass sich der begonnene Preisdruck nicht verbreitert und nicht verstetigt. Ganz aktuell haben wir unsere Prognosen zur US-Inflation nach oben genommen. Eine Vier vor dem Komma, wie kürzlich in der Headline-Rate gesehen, dürfte in den kommenden Monaten noch ein paarmal gemeldet Dr. Thomas Meißner werden. Dann wird sich zeigen müssen, ob damit dann das zyklische Hoch erreicht sein wird. Auch haben wir Abteilungsleiter unsere Prognosen zu den Renditen der Langläufer dieser Tage weiter nach oben genommen, wenngleich nur Makro- und Strategy-Research +49 (0) 711 – 127 – 73 574 leicht. Noch ist die Messe in Sachen Preisauftrieb nicht gelesen. thomas.meissner@LBBW.de Eine einmal mehr ertragreiche Lektüre unserer Publikation „Kapitalmarktkompass“ wünscht Ihnen Ihr Dr. Thomas Meißner 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 4
Unsere Themen im Juni • 08.06.: Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt – wichtiger Stimmungstest • 10.06.: Neue Stabsprojektionen der EZB • 10.06.: Fortgesetzter Inflationsanstieg in den USA? • 16.06.: FOMC-Meeting – Neues „Wording“ zum Thema Inflation? Leiter Makro- und Strategy-Research Dr. Thomas Meißner +49 (0) 711 – 127 – 73 574 thomas.meissner@LBBW.de 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 5
Die wichtigsten Termine im Juni KW22 KW23 KW24 KW25 KW26 Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 4.6. US-Arbeitsmarktbericht Mai 4.6. Rating Review Italien (Fitch) 6.6. Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 10.6. EZB-Ratssitzung (mit neuen Projektionen) 10.6. US-Inflation Mai 11.-13.6. G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs 16.6. FOMC-Zinsentscheid (mit neuen Projektionen) 16.6. Gipfeltreffen Biden/Putin in Genf 17.6. Ecofin-Treffen 17.6. EZB: Zuteilung TLTRO III-Tender 24.6. OPEC-Treffen 24.6. ifo-Geschäftsklima Juni EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs 24./25.6. EWU-Inflation Juni 30.6. • Mit Blick auf die nächste Zinssitzung der EZB steigt die Spannung • Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wird zu einem ersten wichtigen an, während einige Notenbankvertreter bereits öffentlich über die politischen Test für Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Zukunft des Kaufprogramms PEPP diskutieren. Ein Impuls könnte • Die Staatengruppe der OPEC+ beraten darüber, wie es mit der von den neuen EZB-Stabsprojektionen diesen Monat ausgehen. Ölförderpolitik im zweiten Halbjahr weitergeht. • Bei der US-Notenbank steht ebenfalls keine unmittelbare Anpassung • Beim Treffen der G7-Staats- und -Regierungschef dürfte u.a. die des geldpolitischen Kurses an. Ob die Wortwahl zur Inflation Frage nach einer gemeinsamen Linie gegen das geopolitische Auf- angepasst wird, könnte u.a. von den vor der FOMC-Sitzung streben Chinas im Vordergrund stehen: unser Schwerpunktthema. veröffentlichten Preisdaten für den Monat Mai abhängen. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 6
Performance 2021 – Kein „Sell in May“ in diesem Jahr ausgewählte Assets in % Aktien Staaten Corporates Währungen Rohstoffe 20% 20% 15% 15% 10% 10% 5% 5% 0% 0% -5% -5% Performance 2021 YTD Performance im Mai * in Euro -10% -10% S&P 500* Senior Financial DAX Euro Pfandbriefe EURUSD USDJPY US Treasury* MSCI EM* Rohstoffe* Euro Corp HY Gold* Bundesanleihen Euro Peripherie Euro Corp IG Euro Stoxx 50 EURGBP Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 7
Graph des Monats: Märkte deuten Inflationsausbruch als vorübergehendes Phänomen USA und Euroraum: Teuerung aktuell erhöht; Erwartungen gedämpft Inflationsraten (J/J) sowie am Markt eskomptierte Entwicklung bis 2026 5,0 • Deutschland hat für Mai eine Teuerungsrate auf der Ver- braucherebene von 2,5 % in 4,0 der Jahresrate gemeldet. In den Vereinigten Staaten hat jüngst eine Vier vor dem Komma 3,0 aufgeleuchtet. Allerorten macht die Preisniveauentwicklung von sich reden. 2,0 • Die Märkte sehen‘s gelassen. Marktbasierte Schätzungen für die Inflation fünf Jahre in die 1,0 Zukunft sprechen im US-Fall von einem Rückgang Richtung 2 ½ %. Für den Euroraum 0,0 werden Werte um die 1 ½ % erwartet. -1,0 • Ein „Überschießen“ der Teue- 2015 2020 2025 rung in einem beginnenden Auf- schwung hat es schon öfters US-Inflation (Y/Y), Basis: CPI Mittelwert seit 2007 gegeben. Im Falle der Vereinig- Marktbasierte Inflationserwartungen USA EWU-Inflation (Y/Y), Basis: HVPI ten Staaten droht bei alledem ein erhöhtes Inflationsniveau, marktbasierte Inflationserwartungen Euroraum Mittelwert seit 2007 gemessen am Durchschnitt zu- Quelle: Bloomberg; Berechnungen der LBBW. rück bis zur Finanzkrise 2007. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 8
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 9
Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? • China ist zur größten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. • Auch technologisch strebt das Land an die Weltspitze. • China ist zwar deutlich innovationsfähiger geworden, aber noch längst nicht „technologisch dominant“. • Neues Ziel ist nun „technologische Autarkie“. • Damit entfernt sich China von seinem bisherigen Erfolgs- modell und geht einen großen Schritt zurück in Richtung „Planwirtschaft“. Matthias Krieger Senior Economist Tel: + 49 - (0)711 - 127 - 73036 matthias.krieger@lbbw.de 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 10
China ist zur größten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen Anteile am Welt-BIP mit IWF-Prognose in % (Basis: Kaufkraftparitäten) IWF-Prognose • Nach Kaufkraftparitäten ist China die größte Volkswirt- schaft der Welt. • Im Trend dürfte der Anteil China Chinas am Welt-BIP, nicht nur gemäß IWF- Prognose, weiter zulegen. USA Japan Deutschland Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 11
China hat bei alledem weiterhin großes Nachholpotenzial BIP pro Kopf in USD pro Kopf und Jahr • Gemessen am BIP pro Kopf und Jahr liegt China noch weit hinter Ländern wie z.B. Spanien, dem man kaum extremen Reichtum oder gar „weltwirtschaftliche Dominanz“ nachsagen würde. USA 63.400 • Würde die Volksrepublik morgen „nur“ das Pro-Kopf-Einkommens- USD niveau Spaniens erreichen, würde sich ihr BIP um den Faktor 2,6 erhöhen. • Da China anstrebt, von einem „Middle-Income Country“ zu einem „High-Income Country“ aufzusteigen und alle Voraussetzungen dafür mitbringt, wird sich auch der Anteil Chinas am Welt-BIP Spanien zweifellos weiter erhöhen, und zwar stark. 27.100 • Allerdings ist es noch kein Beleg für „weltwirtschaftliche Domi- USD nanz“, wenn es einem Land mit 1,4 Mrd. Menschen, einem im Weltmaßstab nur „mittleren“ Durchschnittseinkommen und regional 10.400 stark divergierenden Lebensverhältnissen gelingt, seine riesige und China USD in Teilen noch immer relativ arme Bevölkerung zunehmend besser mit Dingen des täglichen Lebens zu versorgen. • Dass der Anteil Chinas am Welt-BIP stark steigt, ist per se zunächst nicht bedenklich. • „Weltwirtschaftliche Dominanz“ entsteht erst dann, wenn China so fortschrittlich wird, dass es anderen Staaten Dinge vorschreiben oder vorgeben kann. Z.B., wenn die Weltwirtschaft von chinesi- scher Schlüsseltechnologie und (Vor-) Produkten aus China abhängig wäre. Diese Rolle teilen sich derzeit eher die USA Quelle: Refinitiv, LBBW Research mit wenigen anderen Staaten, und auch dies nur „sektoral“. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 12
Chinas „klassische“ Industriali- sierungsphase läuft aus Anteil: Beschäftigte in der Industrie in % aller Beschäftigten 34 32 Peak 2012 30 28 27,5% 26 24 22,5% 22 20 18 16 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Anteil Beschäftigter in Chinas Industrie (% aller Beschäftigten) • China ist kein absolutes Billiglohnland mehr. Einfache Fertigungen wandern in andere Staaten weiter. Die BIP-Wachstumsraten flachen vor diesem Hintergrund im Trend seit längerem ab. • China muss höherwertige Produkte bieten, um weiter wachsen zu können – und strebt dies auch an. Quelle: IW Trends 02/2019, Peterson Institute für International Economics, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 13
Chinas Innovationsfähigkeit ist stark gestiegen Transnationale Patentanmeldungen • Entscheidend für die weltwirtschaft- liche Bedeutung ist u.a., ob ein Land mit selbst entwickelten Produkten punkten und so die technologischen Standards der Zukunft setzen kann. • Nur Länder, die hierzu in der Lage sind, können Teile des Weltmarktes dominieren. • Steigende transnationale Patent- anmeldungen belegen, dass sich die VR China zu einem von eigenen Innovationen getriebenen Global Player entwickelt. • Eine technologische “Dominanz“ implizieren die steigenden Patent- anmeldungen derzeit nicht. • Zum einen ist nur ein Teil von Chinas Patenten wirklich hochwer- tig. Zum andern sind in der Patent- statistik auch andere Länder bzw. Ländergruppen sehr prominent ver- treten – z.B. die EU und die USA. Quelle: https://www.giga-hamburg.de/de/publikationen/22504031-united-states-china-decoupling-time-european-tech-sovereignty/, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 14
Wettbewerbsfähigkeit: China ist zwar gut, aber nicht dominant Transnationale Patentanmeldungen Global Competitiveness Index: Ranking Ranking (Datenbasis: European Patent Office 2017) Rang im Jahr 2019 • In acht als besonders zukunftsträchtig angesehenen Sektoren weist China eine hohe Anzahl transnationaler Patentanmeldungen auf. Das Land hat sich technologisch enorm entwickelt. • Allerdings halten andere Länder bzw. Regionen mit und weisen hier • Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit, gemessen am Global z.T. noch höhere Werte auf. Eine „Dominanz“ Chinas lässt sich Competitiveness Index des Word Economic Forum, lag China 2019 nicht erkennen. In keinem der betrachteten Sektoren weist China auf Rang 28 - unverändert zum Vorjahr. Der Index deckt eine den Spitzenplatz auf. große Bandbreite an Indikatoren ab. • China ist ein ernstzunehmender und konkurrenzfähiger • Andere Staaten sind hier signifikant besser. Anwärter auf zukünftige „High-Tech“-Produkte – allerdings einer unter vielen. Und: Konkurrenz belebt das Geschäft. Quelle: BMFT: Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (APRA) 2020, WEF Global Competitiveness Report 2019 & 2020 (Special Edition), 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 15
Chinas Streben nach der technologischen Führung “Made in China 2025”: Ziele für den einheimischen Marktanteil bis 2025 (in %) Main Steps Milestones 2025 "major manufacturing power" 2035 "global manufacturing power" 2049 "leading manufacturing power" • Nach den Erfahrungen mit Donald Trump lautet Chinas neues Ziel „technologische Autarkie“ • Diese zu erlangen und aufrecht zu erhalten, ist extrem teuer und wenig effizient. • Zudem bestimmt nun wieder stark der Staat, welche Sektoren – zulasten anderer – gefördert werden. • Bis dato war es den (vor allem privaten) Unterneh- men überlassen, attraktive Sektoren zu indentifizie- ren und rentable Investitionen durchzuführen • Der neue staatliche „Plan“, der nun auf staatliche Anweisungen hin umgesetzt werden soll, untergräbt eher Chinas bisheriges Erfolgsmodell. Quelle: MERICS Januar 2021 / MERICS & European Chamber of Commerce in China 01/2021: „Decoupling“, Semiconductor Industry Association (SIA) Factbook 2021, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 16
US-Hersteller und andere dominieren den Halbleitermarkt Anteile am Weltmarkt bei Computerchips nach Nationalität der Herstellerunternehmen in % (2020) • Die USA dominieren den weltweiten Chipmarkt. Es folgen Süd- korea, Japan und Europa. Chinesische Unternehmen stehen derzeit nur für 5 % der begehrten Halbleiter. • Die US-Regierung dürfte weiterhin alles daran setzen, den techno- logischen Aufholprozess Chinas u.a. im Digitalsektor zu bremsen. • Da die USA hier den Weltmarkt dominieren, werden sich wohl auch europäische Unternehmen in einigen Sektoren sicherheitshalber eher wieder ein Stück weit von China lösen, um nicht wegen (zu) enger China-Verbindungen auf US-Sanktionslisten zu landen und z.B. von US-Zulieferungen abgeschnitten zu werden. • China hat im Dezember 2020 nun seinerseits ein sog. „Exportkon- trollgesetz“ in Kraft gesetzt, durch das Ausfuhren aus China zum Zwecke der „nationalen Sicherheit“ unterbunden werden können und durch das Unternehmen sanktioniert werden können, die sich an (US-) Sanktionen gegen China beteiligen. • “…The U.S. industry … had regained its leadership position …, a position the industry continues to hold today. U.S. semiconductor • Europäische Unternehmen, die stark in China präsent sind, können firms have maintained their competitive edge in microprocessors so in eine üble Zwickmühle geraten. and other leading-edge devices, as well as leading in a range of • Dies legt nahe, zu überdenken, ob nicht Engagements in anderen other product areas. In addition, U.S. semiconductor firms maintain RCEP-Staaten (z.B. ASEAN) eine Alternative sind, um den chine- a leading position in R&D, design, and process technology. Today, sischen Markt zu beliefern – analog dem „Mexiko-Effekt“, d.h. der U.S.-based firms have the largest market share with 47 percent. Produktion in Mexiko zur zollfreien Belieferung des US-Marktes. Other countries’ industries have between 5 and 20 percent global • Dem Aufholprozess Chinas dürfte künftig jedenfalls wesentlich market share…” (Semiconductor Industry Association 2021) kräftigerer Gegenwind entgegenschlagen als bisher. Quelle: Semiconductor Industry Association (SIA) Factbook 2021, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 17
Die bisherigen Staatsoberhäupter der Volksrepublik China Chinas „rote Kaiser“ Nach Mao regierte zunächst niemand Jiang Zemin und Hu Jintao 2018 wurde unter Xi länger als eine Amtsperiode (5 Jahre). regierten beide zwei Amts- Jinping die Amtszeit- mit BIP pro Kopf und Jahr in USD real Deng Xiaoping war lange mit Abstand perioden und gaben dann begrenzung für den mächtigster Politiker Chinas. Er öffne- das Amt des Staatspräsi- Staatspräsidenten te das Land, führte eine (staats-) denten (i.d.R. = Generalse- aufgehoben. kapitalistische Wirtschaftsweise ein kretär bzw. Chef der KP) Mao Zedong war seit 1943 Vorsitzender der Der Absolutismus und verteidigte dennoch den totali- „friedlich“ an ihren jeweili- KP Chinas und herrschte ab Gründung der ist zurück. tären Charakter der VR. Er war aber gen Nachfolger ab. Volksrepublik (VR) 1949 ca. 27 Jahre totalitär nie Staatspräsident oder KP-Chef. über das Land. de facto: Mao Zedong Song Ye Li Yang Jiang Zemin Hu Jintao Xi Jinping Qingling Jianying Xiannan Shangkun ? 1943 1949: Gründung der VR 1976 1978 1983 1988 1993 2003 2013 reales BIP pro Kopf und Jahr in USD (2010er Preise): 263 307 423 694 998 2.254 5.711 2019: 8.242 Beginn der Öffnung Millionen starben damals an Hunger, in „Umer- ziehungslagern“ oder wurden Opfer seiner de facto: Deng Xiaoping Die nach Mao eingeführte Amtszeit- „Kampagnen“ („großer Sprung nach vorn“, begrenzung auf zehn Jahre erlaubte es, „Kulturrevolution“). Das BIP/Kopf Chinas düm- mit neuem Personal alte Fehler zu pelte auf einem der niedrigsten Werte der Welt. korrigieren. Jetzt aber kann Xi auf Lebenszeit regieren. Seine Machtfülle Quelle: Wikipedia, LBBW Research 1997 gleicht damit derjenigen Maos. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 18
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 19
Corona-Update • In Europa sind die Infektionszahlen auf breiter Front rückläufig. Viele Staaten weisen inzwischen eine Sieben- Tage-Inzidenz unter 100 auf. In Deutschland liegt die Inzidenz bei 35,2. In nur noch vier Landkreisen liegt die Inzidenz oberhalb von 100. 239 Landkreise weisen eine Inzidenz unterhalb von 35 auf. Damit gehen nun recht zügig Lockerungen der Corona-Maßnahmen einher. • Sorge bereitet die Virusvariante B.1.617, zuerst in Indien entdeckt. In Großbritannien verdrängt sie derzeit die Variante B.1.1.7, da sie offenbar noch ansteckender ist. Impfungen scheinen mehrheitlich zu wirken. • In Indien hat sich die Lage stabilisiert. Viele Staaten Asiens weisen allerdings noch sehr geringe Impfquoten auf und sind anfällig für einen Anstieg der Infektionen. • Im europäischen Vergleich weist Deutschland eine relativ hohe Quote an Erstgeimpften auf. Inzwischen werden die Erstimpfungen aber durch eine zunehmende Anzahl notwendiger Zweitimpfungen gebremst. • Die Impfstofflieferungen waren zuletzt zwar etwas geringer, dürften in den kommenden Wochen aber wieder Martin Güth, CQF zulegen. Mit Blick auf das dritte Quartal könnte es sich Senior Economist als problematisch erweisen, dass der Anteil an Vektor- Tel: +49 711 127–79603 impfstoffen zunehmen wird, die von der STIKO nur für martin.gueth@LBBW.de Menschen älter 60 Jahre empfohlen werden. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 20
Europa: Infektionszahlen fallen rapide! Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage • Die Situation entspannt sich weiter deutlich. • Aufgrund der Ausbreitung der sogenannten indischen Virusvariante stuft Deutschland Großbritannien als Virus- varianten-Gebiet ein. Diese Variante ist in UK vermutlich bereits stärker verbreitet als die sog. britische Variante, und sie scheint ansteckender zu sein. Impfungen sind bei alledem auch gegen diese Variante offenbar weitgehend wirksam. • In Deutschland ist der Anteil der indischen Varianten von 1,8% in KW 17 auf 2,3% in KW 18 gestiegen. Für KW 19 wird sie mit 2,2% angegeben. Aufgrund geringerer Fallzahlen unter- liegen die Angaben zunehmend gewissen Zufallsschwankungen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 21
Deutschland: Öffnungen schreiten voran Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage • Für Deutschland insgesamt liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 35,2. Dies teilt sich wie folgt auf die Landkreise auf: 4 Landkreise >=100 73 Landkreise =50 96 Landkreise =35 158 Landkreise =20 81 Landkreise • Dank gesunkener Infektionszahlen sind kaum noch Landkreise von den Regelungen der „Notbremse“ betroffen. Laut Regierung soll diese, wie im Gesetz vorgesehen, zum 30. Juni auslaufen. • Die Bundesländer vollziehen Öffnungsschritte in Eigenregie. Außen- und Innengastronomie sowie Läden und Hotels öffnen vielerorts, Schulen nehmen Regelbetrieb wieder auf. • Wirtschaftsminister Altmaier will die Homeoffice- und Test-Pflicht für Unternehmen lockern. Der DGB spricht sich dagegen aus. Finanzminister Scholz will bis zum regulären Auslaufen der Regelung Ende Juni an ihr festhalten. • Ab 7. Juni beginnen auch Betriebsärzte mit Impfungen. Die Priorisierungen werden ab dann ebenfalls komplett aufgehoben. Auch Jugendliche ab 12 Jahren können sich dann impfen lassen, wenngleich die Ständige Impfkommission (STIKO) für diese Quelle: RKI, tagesschau.de, LBBW Research Altersgruppe bislang keine allgemeine Impfempfehlung ausspricht. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 22
Asien: Indien auf dem Weg der Besserung, starker Anstieg in Malaysia Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage • Indien hat die Trendwende geschafft; deutlicher Anstieg der Neuinfektionen in Malaysia, zu einem gewissen Grad auch in Thailand. Malaysia beschloss nun einen Lockdown. • Japan mit Anzeichen der Stabilisierung. • Die Länder Asiens weisen noch relativ niedrige Impfquoten auf. Der Anteil der Bevölkerung mit zumindest einer erhaltenen Impfung beträgt z.B. in Indien: 12% Japan: 7% Malaysia: 6% (Schätzung) Südkorea: 11% Thailand: 4% • Die Entwicklung verdeutlicht einmal mehr, dass die Pande- mie ein globales Problem ist. Wirtschaftliche Verwerfungen durch gestörte Lieferketten Quelle: Refinitiv, LBBW Research erwarten wir nicht. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 23
Impfquote: Deutschland forcierte zuletzt die Erstimpfungen Impfquote (erste Impfung) Impfquote (vollständig geimpft) in % der Bevölkerung in % der Bevölkerung 60 25 50 20 40 15 30 10 20 5 10 0 0 • Wir hatten in der Vergangenheit argumentiert, dass es sinnvoll sei, einen Schwerpunkt auf die Erstimpfungen zu legen, da Erstgeimpfte bereits einen gewissen Infektionsschutz genießen. Es zeigt sich, dass Deutschland diese Strategie tatsächlich im internationalen Vergleich relativ erfolgreich betrieben hat. Lediglich Kanada und Finnland haben dies noch spürbar konsequenter umgesetzt. Kanada lässt zwischen erster und zweiter Impfung einen Abstand von bis zu 16 Wochen zu, obwohl es ebenfalls vor allem den Impfstoff von BioNTech/Pfizer verwendet. • Trotz der Beschleunigung der Erstimpfungen wies Deutschland in den vergangenen Monaten eine der höchsten Covid-19 Sterberaten unter den Industriestaaten auf. • Inzwischen wird auch in Deutschland das Tempo der Erstimpfungen spürbar durch die notwendigen Zweitimpfungen gebremst. Zudem scheint nun bei der indischen Virusvariante vor allem die zweite Impfung zum Immunschutz beizutragen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 24
Deutschland: Impfungen schreiten zwar voran, aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein Impfungen und bisherige Lieferungen Impfstofflieferungen im 2. und 3. Quartal je Kalenderwoche je Kalenderwoche 7.000.000 12.000.000 6.000.000 10.000.000 5.000.000 8.000.000 4.000.000 6.000.000 3.000.000 4.000.000 2.000.000 2.000.000 1.000.000 0 0 KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW MW MW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 restl. Q3** 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Q2* Durchgeführte Impfungen Summe Impflieferungen, 1W Vorlauf BioNTech/Pfizer Moderna AstraZeneca Johnson & Johnson • Die linke Grafik legt nahe, dass die Lieferungen von Impfstoffen einen Vorlauf von ca. einer Woche vor den durchgeführten Impfungen aufweisen. In jüngster Zeit fand nun wieder eine stärkere Vorratshaltung statt. Die zunehmende Dezentralisierung dürfte u.E. hieran einen Anteil haben. • Mit Beginn dieser Woche (KW 22) erhöhen sich die Lieferungen von BioNTech/Pfizer in den kommenden Wochen, im dritten Quartal werden sie aber wieder geringer ausfallen. Moderna soll in Q3 deutlich die Lieferungen steigern, zumindest bis KW 29 fallen die Steigerungen aber gering aus. Auch AstraZeneca und Johnson & Johnson sollen künftig deutlich mehr liefern. Letztere meldeten jüngst Lieferprobleme, die Zusagen für Q2 werden nicht eingehalten. Für die Impfkampagne dürfte zunehmend zum Problem werden, dass in Q3 vor allem mehr Vektorimpfstoffe geliefert werden. Diese empfiehlt die STIKO lediglich für Menschen älter als 60 Jahre. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Bereitschaft jüngerer Menschen für Impfungen mit AstraZeneca oder J&J anhält. Laut Minister Spahn haben Mitte Juli 90% der erwachsenen Impfwilligen eine Impfung erhalten. * Mittelwert der wöchentlichen Lieferungen, eigene Schätzung auf Basis der Lieferzusagen **Angaben aus https://www.zidatasciencelab.de/cov19vaccsim/ Quelle: Refinitiv, impfdashboard.de, Bundesministerium für Gesundheit, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 25
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 26
Makro • Vereinigte Staaten: Wirtschaft steht vor einer Überhitzung • US-Inflationsrate schnellt im April steil nach oben; Ausreißer sind für Inflationssprung mitursächlich • Auch ziehen in den Vereinigten Staaten die Löhne im Niedriglohnsektor an • US-Präsident Biden stärkt Gewerkschaften den Rücken • USA: Inflationsprognose angehoben. Dirk Chlench Tel: + 49 711 127–7 61 36 dirk.chlench@LBBW.de 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 27
Die US-Inflation erhebt ihr garstig Haupt Konsumentenpreisindex Veränderung ggü. dem Vorjahresmonat, in % • Die Konsumentenpreise sind im April 2021 um 0,8 % ggü. dem Vormonat angestiegen. Die zuvor von Reuters befragten Volkswirte hatten im Median einen Anstieg um 0,2 % auf ihrem Zettel. • Die Überraschung ist nicht so sehr auf die volatilen Güter- gruppen Energie und Nahrungsmittel zurückzuführen. Der Konsumentenpreisindex ohne Energie und Nahrungs- mittel schnellte um 0,9 % ggü. dem Vormonat in die Höhe, der größte Anstieg seit April 1982. • Im Vergleich zum Vorjahres- monat beläuft sich der Anstieg für den Konsumentenpreisindex auf 4,2 % und für den Konsumentenpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel auf 3,0 %. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 28
Ausreißer sind für US-Inflationssprung mitursächlich Konsumentenpreisindex nach Ausgabenkategorien Veränderung ggü. dem Vormonat, in % • Eine detaillierte Betrachtung Andere Dienstleistungen 0,0 der Konsumentenpreise bringt mehrere Ausreißer ans Licht. Die Preise für Gebrauchtwagen Erziehung und Kommunikation 0,1 gingen mit einer Monatsrate von 10,0 % „durch die Decke“, Erholung 0,8 die Preise für Flugtickets schnellten mit einer Monatsrate von 10,2 % empor, der Eintritt Transport 2,9 zu Sportveranstaltungen verteuerte sich um 10,1 % Medizinische Dienstleistungen 0,0 gegenüber dem Vormonat, und Hotelübernachtungen stiegen um 8,8 % im Preis. Wohnen 0,4 • Die Verteuerung dieser vier genannten Güter und Waren (ohne Nahrungsmittel und Energie) 2,0 Dienstleistungen haben zusammengenommen im April rund die Hälfte zum Anstieg des Energie -0,1 Konsumentenpreisindex beigetragen. Nahrungsmittel 0,4 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Quelle: BLS, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 29
US-Wirtschaft steht vor einer Überhitzung Produktionslücke und Kerninflationsrate Quartalswerte, in % • Die US-Wirtschaft wird 8 5,5 nach unserer Prognose im Jahr 2021 mit einer Rate von 6 5,0 7,5 % zulegen, im Jahr 2022 um 4,5 %. Da das Trend- 4 4,5 wachstum der US-Wirtschaft nach unserer Schätzung bei 2 4,0 1,8 % pro Jahr liegen dürfte, liegt es auf der Hand, dass bei 0 3,5 Bewahrheitung unserer Wachstumsprognose die US- -2 3,0 Wirtschaft in eine Überhitzung bislang nicht gekannten -4 2,5 Ausmaßes geraten wird. • Es verwundert nicht, dass auf -6 2,0 vorgelagerten Produktions- stufen die Einstandspreise in -8 1,5 die Höhe schießen und die Lieferzeiten immer länger -10 1,0 werden. Was läge in dieser Situation für die Unternehmen -12 0,5 näher, als ihre Verkaufspreise 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 zu erhöhen? BIP-Abweichung vom Trend Kerninflationsrate (Rechte Skala) Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 30
Höhere Löhne für angelernte Service-Tätigkeiten Durchschnittliche Stundenlöhne im Freizeit- und Gastgewerbe Saisonbereinigte Monatswerte • Der Beschäftigungsanstieg im April ist vornehmlich auf die Branche Freizeit und Gast- gewerbe zurückzuführen. • Während der durchschnittliche Stundenlohn in der Privatwirt- schaft bei rund 30 USD liegt, werden im Freizeit- und Gast- gewerbe Löhne von unter 18 USD bezahlt. • Dieser Mischungseffekt sprach an und für sich für fallende Stundenlöhne. Tatsächlich zogen die Stundenlöhne in der Privatwirtschaft im April um 0,7 % an. • Dies lag unter anderem daran, dass die Löhne in der Branche Freizeit und Gastgewerbe um 1,6 % in die Höhe gingen und damit überproportional anstiegen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 31
Präsident Joe Biden stärkt Gewerkschaften den Rücken Organisationsgrad Jahreswerte, in % 22 • Das Wahlkampfprogramm von Joe Biden enthielt eine Reihe 20 von Forderungen zur Stärkung der Verhandlungsposition der 18 Arbeitnehmer. • Anfang März stärkte US- 16 Präsident Joe Biden Arbeitern den Rücken, welche den 14 Versuch unternahmen, am Amazon-Standort im US- 12 Bundesstaat Alabama eine Gewerkschaft zu gründen: 10 • “Workers in Alabama – and all across America – are voting on 8 whether to organize a union in their workplace. It’s a vitally 6 important choice – one that should be made without 4 intimidation or threats by employers” 2 0 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 2016 2020 Quelle: U.S. Department of Labor, www.twitter.com, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 32
Ist die „Stille Reserve“ kleiner als allgemein angenommen? Beschäftigung und Erwerbsquote (Kohorte 55 Jahre+) Saisonbereinigte Monatswerte • Im April lag die US-Beschäfti- gung noch um gut 8 Mio. unter dem Vor-Corona-Niveau. Eine Knappheit am Arbeitsmarkt besteht so gesehen nicht. • Und doch: Die Erwerbsquote in der Alterskohorte 55+ ist mit Beginn der Pandemie abge- stürzt und hat sich seitdem – im Gegensatz zu den anderen Alterskohorten – nicht erholt. Es steht zu vermuten, dass viele ältere Arbeitnehmer die Pandemie als Anlass genom- men haben, gänzlich aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. • Die Hausse am Aktienmarkt wird den Schritt ins Renten- dasein sicherlich erleichtert haben. Diese Entscheidungen bedeuten, dass die sogenannte „Stille Reserve“ womöglich kleiner ist als vielfach angenommen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 33
Einige Dienstleistungspreise haben Aufholpotenzial Ausgewählte Dienstleistungspreise Saisonbereinigte Monatswerte, Index 1982=100 • Es steht zu erwarten, dass die Preise für Hotelübernachtungen und Flugtickets, trotz eines bereits erfolgten Preissprunges im April 2021, in den nächsten Monaten eine Aufholbewegung aufweisen werden. • Die Preise für Hotelübernach- tungen lagen im April 2021 noch immer um rund 16 % unter ihrem Niveau vom Februar 2020, Flugtickets sind rund 6 % billiger als im Februar 2020. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 34
US-Inflationsprognose angehoben Konsumentenpreisindex Veränderung gegenüber dem Vorjahr, in % 4,0 4,0 • Im Ergebnis erhöhen wir unsere US-Inflationsprognose für das 3,5 Jahr 2021 von 2,6 % auf 3,5 %, 3,5 3,5 für das Jahr 2022 von 2,6 % 3,0 auf 3,0 %. 3,0 3,0 • Ob dieser geänderte Inflationsausblick – sollte er 2,5 2,5 sich bewahrheiten – hin- reichend sein wird, um die US- Notenbank von ihrem ultra- 2,0 2,0 expansiven Kurs abzubringen, dürfte Gegenstand intensiver 1,5 1,5 Diskussionen werden. 1,2 1,0 1,0 0,5 0,5 0,0 0,0 -0,5 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 (P) 2022 (P) Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 35
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 36
Zinsen • In den USA steigen die langfristigen Inflationserwartungen sowohl am Rentenmarkt als auch unter den Verbrauchern weiter an. Die Notierungen am Treasurymarkt haben den- noch kaum auf den jüngsten „Inflationsschock“ reagiert. • Hauptgrund dürfte eine relativ entspannte Haltung der US- Notenbank sein. Die Fed beginnt zwar jetzt, über ein „Tapering“ zu sprechen. Sie bereitet den Markt jedoch nur in homöopathischen Dosen darauf vor. Kann sie diesen Kurs auch bei weiter steigender Inflation durchhalten? • Die 10-jährige Bundrendite ist aus der Handelsspanne der vergangenen anderthalb Jahre nach oben ausgebrochen. Nicht zuletzt sorgt eine dynamische Entspannung der Corona-Lage für ein rentennegatives Umfeld. • Eine kräftige Aufhellung des Konjunkturumfelds und die Aussicht auf weiter steigende Inflation sprechen für fortgesetzten Renditeaufwärtsdruck. Die gemäßigte Kerninflation begrenzt andererseits das Aufwärtspotenzial. • Wir haben unsere Bund-Renditeprognosen angehoben, Elmar Völker Tel: + 49 711 127–7 63 69 sehen nach dem Ausbruch nach oben jedoch eher die Elmar.voelker@LBBW.de Verschiebung in einen höheren Korridor (-0,30 % bis 0 % für 10Y Bund) als einen nachhaltigen, dynamische Trend. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 37
Thema Inflation beschäftigt sowohl Finanzmärkte als auch US-Verbraucher – droht „Entankerung“ der Inflationserwartungen? Langfristige Inflationserwartungen am USD-Zinsmarkt und unter US- Verbrauchern (Umfrage der Uni Michigan) 3,50 3,50 • Die US-Inflationsdaten für April haben erneut ein Schlaglicht 3,25 3,25 auf das Thema „Reflatio- nierung“ geworfen. 3,00 3,00 • Am US-Staatsanleihemarkt sind die langfristigen Forward- 2,75 2,75 Inflationserwartungen im Mai erstmals seit sieben Jahren 2,50 2,50 zeitweise über 2,5 % gestiegen. 2,25 2,25 • Die US-Verbraucher rechnen langfristig mit einem derart 2,00 2,00 hohen Inflationsdruck wie zuletzt vor zehn Jahren. 1,75 1,75 • Im längerfristigen Vergleich droht bei alledem in Summe 1,50 1,50 (!) noch (!) keine akute Gefahr einer „Entankerung“ der 1,25 1,25 Inflationserwartungen. 1,00 1,00 • Die Fed dürfte die bisherige Jan 04 Jan 06 Jan 08 Jan 10 Jan 12 Jan 14 Jan 16 Jan 18 Jan 20 Entwicklung eher als (willkommene) „Normalisierung“ Langfristige Inflationserwartungen, Uni Michigan Verbraucherumfrage sehen. Insbesondre die 5Y5Y Forward-Inflationserwartungen auf Basis von US-TIPS Entwicklung bei den Verbrauchern dürfte indes Quelle: Bloomberg, LBBW Research genau beobachtet werden. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 38
USD-Rentenmarkt: Entspannte Reaktion auf wachsende Inflationssorgen – Realrenditen nahe Allzeittief verankert Rendite 10-jähriger US-Treasuries und reale Rendite 10-jähriger inflationsgeschützter US-Staatstitel (TIPS) 3,0 6,00 • Der US-Rentenmarkt ist zuletzt ungeachtet der wachsenden Inflationssorgen im Konsoli- 2,5 dierungsmodus geblieben: Die 5,00 10-jährige Treasuryrendite 2,0 bewegte sich im Mai in einer relativ engen Spanne um die 1,5 4,00 marke von 1,60 %. • Woher rührt diese scheinbare 1,0 Resistenz gegen weiter stei- 3,00 gende Inflationserwartungen? 0,5 Die langfristigen Realrenditen reagieren bisher per Saldo 0,0 2,00 kaum auf die deutlich verbes- serten Konjunkturaussichten! -0,5 • Die Realrendite 10-jähriger US- 1,00 TIPS ist gegenüber Jahresbeginn 2021 nahezu -1,0 unverändert, und damit nur knapp über dem Allzeittief des -1,5 0,00 Jahres 2020. Jan 05 Jan 07 Jan 09 Jan 11 Jan 13 Jan 15 Jan 17 Jan 19 Jan 21 • => Bringt ein Tapering der Fed- 10Y Realrendite von US-TIPS 10Y T-Note Rendite (RS) Käufe mehr Bewegung in die Realrenditen, ähnlich dem Quelle: Bloomberg, LBBW Research „Taper Tantrum“ aus 2013? 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 39
USD-Rentenmarkt: Beschwichtigende Wortwahl der Fed zähmt Zinswende-Spekulation – wie nachhaltig wirkt dies? USD-Tagesgeldsatz mit Markterwartungen, FOMC-Leitzinsprojektionen und LBBW-Prognose 2,50 2,50 • Die Reaktion führender US- Notenbanker auf die jüngsten Inflationsdaten dürfte u.E. mit zu der entspannten US- 2,00 2,00 Rentenmarktentwicklung beigetragen haben. • Die Fed lässt sich einstweilen 1,50 1,50 nicht in ihrer Einschätzung beirren, wonach kurzfristig zwar (weitere) Inflationsschübe auftreten könnten, diese jedoch 1,00 1,00 nicht den Beginn eines anhaltenden Trends markieren. • Die beschwichtigenden Töne 0,50 0,50 haben Marktspekulationen auf einen zügigen Exit aus der ultra-lockeren Geldpolitik 0,00 0,00 gedämpft: Eine Leitzinswende Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Jan 22 Jan 23 Jan 24 wird gemäß der Terminsätze am Geldmarkt für Frühjahr Fed Funds Effective Rate 2023 eskomptiert (zwei Markterwartung aus Terminkursen (ab 2023: aus Libor-Futures) Anhebungen bis Ende 2023). LBBW-Prognose (aktuelles Hauptszenario) Im März war die Wende Median-Projektion der FOMC-Teilnehmer (Mrz 2021) zeitweise bereits für Ende 2022 Quelle: Bloomberg, LBBW Research in den Kursen eingepreist. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 40
USD-Rentenmarkt: „Tapering-Risiko“ vs. „Carry-Jagd“ ausländischer Anleger dürfte Ausblick für Treasuries bestimmen Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen und währungsgesi- cherte Rendite 10-jähriger US-Treasuries 3,00 3,00 • Sobald die Fed ein Tapering konkret in Aussicht stellt – wir halten eine Ankündigung im 2,50 2,50 Verlauf des Sommers für realistisch –, dürften die USD- 2,00 2,00 Langfristzinsen u.E. erneut unter Aufwärtsdruck geraten. • Begrenzt wird das Rendite- 1,50 1,50 aufwärtspotenzial einstweilen durch die relative Attraktivität 1,00 1,00 der Treasuries für internationale „Carry-Jäger: Für japanische Anleger hat die währungs- 0,50 0,50 gesicherte Treasuryrendite im März das höchste Niveau seit 0,00 0,00 gut fünf Jahren erreicht (Argu- ment gilt etwas abgeschwächt auch für Euro-Staatsanleihen!). -0,50 -0,50 • Seither gibt es erste Indizien, dass die japanischen Anleger -1,00 -1,00 angesichts dieses stark Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 gestiegenen Renditevorteils wieder verstärkt am Treasury- JGB 10Y JPY-gehedgte 10Y UST-Rendite Markt zugreifen. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 41
Euro-Rentenmarkt: Dynamische Corona-Entspannung spricht für fortgesetzten Renditeanstieg Kumulierte Corona-Neuinfektionen der fünf größten europäischen Staaten und Rendite 10-jähriger Bundesanleihen 180 -0,90 • Das jüngste dynamische Abebben der dritten Corona- 160 -0,80 Welle in Europa erhöht die Chance auf eine baldige nachhaltige Corona- 140 -0,70 Eindämmung, spätestens über Infektionszahlen mit Coronavirus den Sommer. 120 -0,60 • Dies spricht c.p. für weitere 100 -0,50 Kursrückschläge am Euro- Rentenmarkt, denn die EZB könnte ihre „dovishe“ Tonlage 80 -0,40 spätestens auf der Ratssitzung im September merklich 60 -0,30 abschwächen. • Der Renditeaufwärtsdruck 40 -0,20 könnte dann auf Basis der jüngsten technischen Impulse 20 -0,10 weiter steigen. 0 0,00 01.Feb 01.Apr 01.Jun 01.Aug 01.Okt 01.Dez 01.Feb 01.Apr 01.Jun Corona-Neuinfektionen Europa G5 (in Tsd.; Mittelwert über 7 Tage) 10Y Bund (RS; invertiert) BioNTech/Pfizer melden hohe Wirksamkeit ihres Corona-Impfstoffs Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 42
Euro-Rentenmarkt: Optimistische Konjunkturdaten untermauern rentennegatives Umfeld Rendite 10-jähriger Bundesanleihen und ifo-Erwartungsindex 105 1,00 • Die rentennegativen Argumente werden durch die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Euroraum untermauert. 100 0,50 • Die Einkaufsmanagerindizes signalisieren in Summe eine 95 0,00 deutliche Beschleunigung des wirtschaftlichen Expansions- tempos für den Monat Mai. 90 -0,50 • Das ifo-Geschäftsklima hat den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht, wobei die Erwartungskomponente sogar 85 -1,00 noch stärker zugelegt und den höchsten Wert der vergange- nen sechs Jahre markiert hat. 80 -1,50 • Die anhaltende Spekulation über eine Reflationierung wird durch diese Aussichten u.E. 75 -2,00 weiter angeheizt. Nach dieser Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Maßgabe ist der jüngste leichte Rücksetzer der Bundrendite ifo Erwartungen Bund 10Y (RS) eher ein „Luftholen“ vor einem weiteren Anlauf nach oben. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 43
EZB: Entscheidung über PEPP-Zukunft noch nicht auf der Agenda – „sanftes Tapering“ dennoch bereits ab Q3? EZB-Nettoanleihekäufe im Rahmen des PEPP (in Mrd. Euro) und Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen (verschoben) 40 0,00 • Das Versprechen der Euro- Währungshüter, das Tempo 35 0,25 ihrer Anleihekäufe im Frühjahr zu erhöhen, hat sich zuletzt mit 30 0,50 wöchentlichen PEPP-Netto- käufen von knapp 20 Mrd. Euro (4-Wochenmittelwert) deutlich 25 0,75 materialisiert. 20 1,00 • Für die Ratssitzung im Juni stellt sich die Frage, ob das 15 1,25 erhöhte Kauftempo im dritten Quartal beibehalten wird oder 10 1,50 ob die EZB eine Art „sanftes Tapering“ initiiert. 5 1,75 • Prinzipiell bietet das noch freie PEPP-Volumen u.E. b.a.w. 0 2,00 Spielraum für eine Fortsetzung des aktuellen Kauftempos: 03.01.20 28.02.20 24.04.20 19.06.20 14.08.20 09.10.20 04.12.20 29.01.21 26.03.21 21.05.21 16.07.21 Rechnerisch sind im aktuellen Rahmen Nettokäufe von 75 Mrd. Euro/Monat bis PEPP: Wöchentliche Nettokäufe (in Mrd. Euro) März 2022 möglich. Das 4-Wochen-Mittelwert jüngste Tempo liegt mit Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen (RS; invertiert; um sechs Wochen verschoben) gut 80 Mrd. Euro/Monat Quelle: Bloomberg, LBBW Research moderat darüber. 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 44
Euro-Rentenmarkt: Gemäßigte Kerninflation spricht für Begrenzung des Renditeanstiegs Rendite 10-jähriger Bundesanleihen und EWU-Kerninflation (Y/Y) 2,25 2,0 • Gegen einen spürbaren und nachhaltigen weiteren Anstieg 2,00 der EUR-Langfristzinsen spricht 1,8 1,75 u.E. einstweilen, dass die jüngsten Inflationsdaten aus 1,50 1,6 dem Euroraum (Monat April) die 1,25 These einer nur temporären 1,4 Beschleunigung der Teuerung 1,00 unterstützen. 0,75 1,2 • Die Kerninflation ist im April 0,50 zum dritten Mal in Folge 1,0 gesunken. Sie liegt mit 0,7 % 0,25 niedriger als vor Beginn der 0,8 Coronakrise. 0,00 • Die Aussicht auf eine Wieder- -0,25 0,6 abschwächung der Inflation im -0,50 Jahr 2022 stützt die Position 0,4 der Tauben im EZB-Rat. -0,75 • => Unter diesen Bedingungen -1,00 0,2 dürften 10-jährige Bundrenditen Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 um / über null die Investoren- nachfrage wegen eines 10Y Bund HVPI-Kernrate (Y/Y) Euroraum (RS) weiterhin hohen Anlage- drucks merklich beflügeln. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 45
Euro-Rentenmarkt: Fortgesetzte Schwäche im Juni, dann Konsolidierung im Sommer? Kumulierte Renditeveränderung 10-jähriger Bundesanleihen seit Jahresbeginn sowie idealtypische Verläufe 0,80 • Die Vorausschau auf den Monat Juni lässt am Euro- 0,60 Rentenmarkt sowohl nach Maßgabe des typischen 0,40 Saisonmusters als auch nach Maßgabe der Angebots- 0,20 konstellation eine Fortsetzung der Schwächephase erwarten. 0,00 • Der idealtypische Saisonverlauf für schwach gestartete Renten- -0,20 jahre legt ein Renditehoch um die Jahresmitte nahe. Im Juni -0,40 lastet zudem nochmals ein hohes Nettoangebot an Euro- -0,60 Staatsanleihen auf den Kursen. • Ab dem Sommer spricht der -0,80 idealtypische Renditeverlauf 1. Jan. 1. Feb. 1. Mrz. 1. Apr. 1. Mai. 1. Jun. 1. Jul. 1. Aug. 1. Sep. 1. Okt. 1. Nov. 1. Dez. für eine Konsolidierung. idealtypischer Verlauf der letzten 15 Jahre (Median der Veränderung seit Jahresbeginn) • Überdies dürfte das Netto- idealtypischer Verlauf in Jahren mit schwachem Januar angebot in Q3 nach unserer 2013 Schätzung lediglich rund 35 Mrd. Euro/Monat betragen, 2020 nach durchschnittlich 70 Mrd. Veränderung 10Y Bund seit Jahresbeginn 2021 Euro/Monat im ersten Halbjahr. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 46
Fazit: Bund-Renditeprognose zar angehoben – aber vorerst weiterhin keine nachhaltige Rückkehr über null erwartet US-Leitzins und Rendite 10-jähriger US- EZB-Leitzins und Rendite 10-jähriger Bunds Treasuries mit LBBW-Prognose mit LBBW-Prognose 3,5 3,5 2,5 2,5 3,0 3,0 2,0 2,0 2,5 2,5 1,5 1,5 2,0 2,0 1,0 1,0 1,5 1,5 0,5 0,5 1,0 1,0 0,0 0,0 0,5 0,5 -0,5 -0,5 0,0 0,0 -1,0 -1,0 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Jan 22 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Jan 22 Hauptrefisatz Euroraum LBBW-Prognose 10Y Bund Leitzins USA (Oberes Ende des Zielbandes) LBBW-Prognose 10Y UST LBBW-Prognose 10Y UST LBBW-Prognose 10Y Bund Einlagesatz Euroraum LBBW-Prognose • USA: Die Fed dürfte ihre Leitzinsen auf absehbare Zeit nahe null halten, auch nach Abflauen des Corona-Schocks. Tapering der Anleihekäufe beginnt im Jahr 2022. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries könnte zwar im Zuge anhaltender Reflationierungsspekulationen sowie hohen Angebotsdrucks zunächst weiter anziehen, angesichts der „dovishen“ Haltung der Fed bleibt das Aufwärtspotenzial aber nachhaltig begrenzt. • Euroraum: Die EZB belässt den Einlagesatz bis auf Weiteres bei -0,50 %. QE-Programm könnte nochmals aufgestockt werden, vorsichtiges Zurückfahren des Volumens beginnt gegen Jahresende 2021. Die Langfristzinsen befinden sich in einer ausgedehnten Bodenbildung. Erneute Rücksetzer sind weiterhin möglich, erst mittelfristig dürfte sich mit Abebben der Coronavirus-Pandemie ein nachhaltiger Wiederanstieg ausbilden. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 47
Agenda 01 Vorwort und Überblick Seite 03 02 Sonderthema: VR China – Durchmarsch zur weltwirtschaftlichen Supermacht? Seite 09 03 Corona-Update Seite 19 04 Makro Seite 26 05 Zinsen Seite 36 06 Credits Seite 48 07 Aktien Seite 55 08 Prognosen und Allokation Seite 65 09 Anhang Seite 73 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 48
Credits • Im Mai nur High-Yield-Bonds im Plus • Erträge nach gutem Q1 wieder auf Vorkrisen-Niveau • Rekordverschuldung deutlich abgebaut • Cash-Bestände weiterhin sehr hoch • Spreadniveau jetzt durch Frühindikatoren untermauert Matthias Schell, CFA Michael Köhler, CEFA Tel: +49(711)127-43666 Tel: +49(711)127-42664 matthias.schell@LBBW.de michael.koehler@LBBW.de 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 49
Im Mai nur High-Yield-Bonds im Plus Total Return für Fixed Income Monat Mai 2021, in % • Im Mai 2021 belastete ein leichter Anstieg der Bund- Renditen die EUR-Anleihen. • Nur den HY-Bonds gelang dank höherer Ausgangsrenditen in Kombination mit Spread- einengungen im Mai eine leicht positive Performance. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 50
Erträge nach gutem Q1 wieder auf Vorkrisen-Niveau Ertragsentwicklung im STOXX Europe 600 Median je Quartal, in Mio. Euro • In Q1/2021 lagen die Erträge 300 der europäischen Unternehmen insgesamt über den Konsens- 250 Erwartungen und erreichten auf EBIT-Ebene wieder das Vorkrisen-Niveau. 200 • Im Vergleich zu Q1/2020, das von der Corona-Krise stark 150 beeinträchtigt wurde, kletterte das EBITDA um 21%. 100 • Das EBIT sprang yoy um 61% nach oben (Median-Werte im Stoxx Europe 600). 50 • Damit bestätigte sich das Muster aus der Finanzkrise: 0 Nach vier Quartalen mit 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 rückläufiger EBIT-Entwicklung Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 ggü. den Vorjahresquartalen (yoy) gelang den Unternehmen EBITDA EBIT wieder eine Ertragssteigerung gegenüber der – relativ schwachen – Vorjahresbasis. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 01.06.2021 Kapitalmarktkompass Juni 2021. Makro | Zinsen | Credits | Aktien 51
Sie können auch lesen