Kartoffel-Sikkation mit Strom - crop.zone

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Kartoffel-Sikkation mit Strom - crop.zone
PFLANZENBAU

Kartoffel-Sikkation
mit Strom

Das effektive Krautvernichtungsmittel Diquat wird Mitte
2022 nicht mehr zugelassen sein. Alternativen zur Kraut-
bekämpfung in der Kartoffel sind gesucht. Hier kommt die
Applikation elektrischer Ladung der Crop.zone-Methode
ins Spiel. Dieses Verfahren wurde nun von Agroline, HAFL
und Strickhof unter Praxisbedingungen getestet.
Text und Bilder: Patrick Meyer

UFA-Revue   11 | 2021                10
Kartoffel-Sikkation mit Strom - crop.zone
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D
          as Herbizid mit dem Wirkstoff        scheiben verbaut. Der Applikationsbalken
          Diquat (Reglone) ist kostengüns-     besteht aus 16 Applikatoren, die je 75 cm
          tig und wirkt dabei zuverlässig      breit sind und eine Ausgangsleistung von
          und schnell. Für viele Kartoffel-    je sieben Kilowatt haben. Zusätzlich sind
produzenten ist es das Mittel der Wahl, wenn   Sensoren wie zum Beispiel ein Bewegungs-
                                               sensor zur Unterbrechung der Stromabga-
                                               be bei Stillstand verbaut. Um möglichst effi­
                                               zient Strom über die Staude zu leiten, wird
                                               eine biologische Leitsubstanz, das soge-
                                               nannten Volt.Fuel, mit einer Frontanbau-
                                               spritze vorgängig appliziert. In diesem Jahr
              Patrick Meyer                    konnte Agroline zwei Maschinen mit der
            Pflanzenbautrainee                 Crop.zone-Technologie in der West- und
                  fenaco                       der Deutschschweiz in Testbetrieb nehmen.
                                               Dabei wurde überprüft, ob sich die Strom­
es um die Sikkation der Kartoffelstauden vor   methode zur Kartoffel-Sikkation umsetzen
der Ernte geht. Ab dem 1. Juli 2022 verliert   lässt. Im Fokus stand zum einen die Frage,
Reglone seine Zulassung. Daher muss ab Mit-    ob ein Potenzial besteht, Aufwandmengen
te 2022 die Krautvernichtung bei den Kar-      chemischer Herbizide durch die Kombina-
toffeln mit Alternativen bestritten werden.    tion mit einer Strombehandlung zu redu-
                                               zieren. Zum anderen wurde untersucht, ob
Alternativen auf dem Prüfstand                 sich die Effizienz der Strombehandlung in
Mit Innovagri hat sich Agroline vorgenom-      Abhängigkeit der Sorten verändert. In einem
men, innovative Alternativen im Pflanzen-      letzten Schritt werden die Knollenqualität
bau und -schutz anzubieten. Dabei werden       sowie die Keimfähigkeit eruiert.
neue Technologien im Pflanzenschutz zu-
sammen mit renommierten Forschungsins-         Erste Erfahrungen wurden gemacht
tituten aus der Schweiz auf Herz und Nieren    Bei der Anwendung von Crop.zone konnte
geprüft. Mit Crop.zone versucht Agroline       beobachtet werden, dass die Wirkung von
das Kontaktherbizid mit der Wirkung von        Strom auf das Kartoffelkraut sehr ­effektiv
elektrischer Energie zu ersetzen. In diesem    war. Der Effekt des Stromes ist direkt nach
Jahr hat das Innovagri-Team an zwei Stand-
orten mit den Forschungspartnern HAFL
(Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebens-
mittelwissenschaften) und Strickhof ver-
schiedene Alternativen zu Reglone getestet,
darunter auch Crop.zone. Als Ersatz für Di-
quat werden wirksame Verfahren gesucht,
welche auch bezüglich Wirtschaftlichkeit          QUER gelesen
und Umweltwirkung besser abschneiden.
                                                  – Es wurde getestet, ob sich die
Die Ergebnisse der beiden Feldversuche
                                                    Crop.zone-Methode zum Abtö-
werden aktuell ausgewertet.
                                                    ten von Kartoffelkraut eignet.
Strom gegen Kartoffelstauden                      – Die Anwendung von Strom er-
Crop.zone zerstört die Kartoffelstaude mit          wies sich als effektiv in der Kraut-
elektrischen Ladungen. Dabei wird bei einer         vernichtung.
Arbeits- respektive Applikationsbreite von        – Schwachstellen zeigten sich in
zwölf Metern eine Dosis elektrische Ener-           der Handhabung der Maschine.
gie via Elektroden auf das Pflanzengewe-            Zudem ist die Methode in der An-
be übertragen. In der Crop.zone-Apparatur           wendung als Totalherbizid unter-
sind ein Generator, ein Hochspannungsrich-          schiedlich wirksam.
ter, ein Schaltschrank sowie zwei Erdungs-

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              «Die Wirkung des Crop.zone-Verfahrens
                war erstaunlich effektiv und schnell.
                Wenn die praktischen Nachteile wie
               Gewicht, manuelles Einklappen beim
              Wenden und Wirkungslücken zwischen
               den Dämmen noch minimiert werden
             können, erachte ich Crop.zone als valable
             Alternative zum Krautschlagen. Wie auch
                   beim Krautschlagen wird bei
               wüchsigen Beständen noch eine Zweit­
               behandlung chemisch oder thermisch
             notwendig sein, um Wiederaustriebe oder
                Spätverunkrautung zu verhindern.»
                                     Andreas Rüsch
                            Strickhof, Fachbereich Pflanzenbau

                                                                                            Am Standort Hindelbank (BE) konnte mit einer
                                                                                            Strombehandlung eine sichtbare Austrocknung
                                                                                            der Kartoffelstauden erzielt werden.

Applikation sichtbar. Das Kartoffelkraut      chenleistung von sechs Hektaren pro Stun-     oder Hagelunwetter die Kartoffelprodu-
verfärbt sich zuerst dunkel und verliert sig- de wurde nicht erreicht, da beim Wenden       zenten vor sehr grosse Herausforderun-
nifikant an Vitalität. Schon nach zwei Tagen der Zwölf-Meter-Balken jeweils eingefah-       gen. So waren auch bei den Testeinsätzen
lässt sich eine eindeuti-                                        ren werden musste.         von Crop.zone die Kartoffelstauden je nach
ge nekrotische Verfär-                                           Die Balkenkonstrukti-      Sorte und Parzelle sehr unterschiedlich im
bung und eine vermin-
                               Der Dieselverbrauch               on ist relativ schwach     Wuchs und Reifegrad. Teilweise noch un-
derte Bodenbedeckung           bei Crop.zone beläuft             gebaut, wird aber vom      befriedigende Ergebnisse lieferte die Ma-
von bis zu 70 Prozent                                            Hersteller überarbeitet.   schine in Parzellen, wo keine oder nur eine
feststellen. Nach einer
                                  sich auf ungefähr              Beim Zusammenklap-         reduzierte Unkrautbekämpfung stattgefun-
zweiten Anwendung             zwölf Liter je Hektare. pen muss für das Ein-                 den hat. Obwohl Strom von anderen Her-
von Crop.zone wurden                                             rasten der Balken von      stellern auch als Totalherbizid angepriesen
die noch überlebenden                                            Hand angehoben wer-        wird, zeigte die Maschine, je nach Unkraut-
Bestandteile der Staude in den Versuchen in den, was die Praxistauglichkeit des Proto-      art und anders, als dies beim Kartoffelkraut
wenigen Tagen nahezu komplett vernich- typs sowie dessen Flächenleistung negativ            der Fall ist, zu wenig befriedigende Ergeb-
tet. Das stellte auch Samuel Flury von Flu- beeinflusst hat.                                nisse. Es konnte auch festgestellt werden,
ry Lohnarbeiten AG fest: «Aus der Praxis                                                    dass bei krautigen Gewächsen Strom eine
können wir sagen, dass die Wirkung auf Einflussfaktoren und Wirksamkeit                     bessere Wirkung erzielte als bei grasarti-
das Kartoffelkraut sehr gut war». Der Die- Trotz vielerorts anfänglich optimalen Be-        gen. Ausschlaggebend für die Wirksam-
selverbrauch bei Crop.zone beläuft sich auf dingungen bei der Pflanzung und dem Auf-        keit des Stromes ist die Aufenthaltsdauer
ungefähr zwölf Liter je Hektare. Eine Flä- laufen stellten Starkniederschläge und/          des Stromes auf der vegetativen Masse so-

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                                                            Zeitpunkt der Krautvernichtung noch voll
                                                                 im Saft sind, war die Wirkung von
                                                                Crop.zone langsamer als bei Speise-
                                                           kartoffeln. Deshalb waren diese Knollen bei
                                                            der Ernte grösser. Nach zweimaliger Appli-
                                                             kation war die Wirkung vergleichbar mit
                                                             der chemischen Variante. Dies ist bei der
                                                           Fest­legung des Einsatztermins insbesondere
                                                              bei Pflanzkartoffeln zu beachten. Eine
                                                             offene Frage ist die Wirkung des Stroms
                                                            auf die Keimfähigkeit von Pflanzgut. Dazu
                                                                  laufen aktuelle Untersuchungen.»
                                                                                     Andreas Keiser
                                                                     Dozent für Ackerbau und Pflanzenzüchtung HAFL

wie das Verhältnis zwischen Elektroden-        den äussersten Elektrodenelementen. Diese     fen. Es besteht aber auch das Potenzial,
fläche und der Fläche des zu vernichten-       übten zu wenig Gegendruck auf die Stauden     Aufwandmengen chemischer Herbizide
den Krautes.                                   aus, was zu Beginn zu einer ungenügenden      in Kombination mit einer Strombehand-
                                               Krautvernichtung in der Talsohle geführt      lung zu reduzieren. Die Erfahrungen der
Die Crop.zone-Maschine in der Praxis           hat. Um die Stauden in den Talsohlen bes-     Saison 2021 waren extrem hilfreich, um
Der Generator alleine wiegt drei Tonnen        ser zu berühren respektive zu vernichten,     die Maschine gemeinsam mit dem Herstel-
und benötigt eine Leistung von umgerech-       wird für das Jahr 2022 eine federbelastende   ler für die Schweizer Bedingungen weiter-
net 150 PS für die Applikation von 112 kW.     Lösung in Betracht gezogen. Für eine weite-   zuentwickeln. Das Ziel für das Jahr 2022
Dies hat zur Folge, dass man für die Inbe-     re Optimierung der Applikationselemente       wird sein, die Crop.zone-Technologie an
triebnahme der zwölf Meter Arbeitsbrei-        und Anwendungsgebiete, auch ausserhalb        schweizerische Bedingungen anzupassen.
te respektive des Generators einen Traktor     der Kartoffel-Sikkation, wird eine modula-                                          n
von etwa 180 bis 200 PS benötigt. Insgesamt    re Lösung diskutiert, sodass die Applikato-
geht es um zehn Tonnen Gesamtlast mit der      ren einfach auszuwechseln sind.
Frontspritze inklusive Tank. Für das Jahr
2022 wird versucht, die Arbeitsbreite so an-   Mögliche Alternative mit Crop.zone?
zupassen, dass analog der Leistungsbedarf      Mit Crop.zone wird eine Alternative ange-                               Weitere Infos finden
sowie der Bodendruck minimiert werden.         boten, die den Wegfall von Reglone abfe-                                Sie hier:

Eine zweite Herausforderung war ein homo-      dern könnte. So wird eine potenziell her-
genes Applizieren des Stromes auf die Stau-    bizidfreie Variante zu den herkömmlichen                                qr.ufarevue.ch/
                                                                                                                       sikkation
den. Anfänglich gab es Schwierigkeiten mit     Verfahren zur Krautvernichtung geschaf-

                                                                  13                                                 UFA-Revue     11 | 2021
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