Katalysator für die Automobilindustrie
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Dezember 2018 Konkurrenz belebt das Geschäft, so heißt es im Volksmund. Für den Automobilzulieferer IFA Holding GmbH brachte sie eine neuartige Hoch- präzisionsreibschweißmaschine mit einem Potenzial von jährlich mehr als einer Million Schweißungen ins Haus. Den Weg hierfür ebnete das For- schungsteam um Prof. Dr.-Ing. Frank Trommer mit dem 2015 entwickelten Fügeverfahren des aufgleitenden Reibschweißens. Geschrieben von Katharina Remiorz 13
treffpunkt forschung Know-how für eine starke Wirtschaft: Im Industrielabor für Innovative Fer- tigungsverfahren entstehen Bauteile für die Automobilindustrie, den Maschinen- und Anlagenbau, aber auch künstliche Kniegelenke für die Medizintechnik. Schneller, besser, höher, weiter: Seit alle Kriterien in sich vereint und das ßen steht, verschiedene Werkstoffe Beginn der Globalisierung stehen hei- industrielle Fügen von Bauteilen mit verbinden“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Frank mische Unternehmen mehr denn je verschiedensten Materialkombinatio- Trommer. Doch die Vorteile gegen- unter Druck, sich mit ihren Produkten nen ermöglicht. über dem zuvor extern geführten und und Dienstleistungen am Markt zu be- damit logistisch aufwendigen Laser- haupten – mit mehr Vielfalt, kürzeren schweißen liegen auf der Hand: Das Entwicklungszeiten und einer hö- Rotationsreibschweißen, das auch im heren Qualität bei gleichbleibenden Reibschweißen Maschinen- und Anlagenbau an- Kosten. Auch Sachsen-Anhalts größter neu gedacht gewendet wird, gelingt ganz ohne Automobilzulieferer sah sich gefor- Schweißmittel, benötigt keine (kos- dert, nachzuziehen. Das Unternehmen Druck und Reibung bringen dabei zu- ten-)intensive Vorbereitung und steht suchte und fand Unterstützung im sammen, was zusammengehört – egal anderen Schweißverfahren in seiner Magdeburger Herrenkrug. In Koope- ob Aluminium, Titan, Stahl oder Guss- Präzision in nichts nach. „Das Laser- ration mit der Otto-von-Guericke-Uni- eisen. „Natürlich kann man auch mit schweißen birgt hingegen technolo- versität entwarf die Hochschule ein in- dem Laserschweißverfahren, das in gisch bedingt Nachteile wie den hohen novatives Reibschweißverfahren, das starker Konkurrenz zum Reibschwei- Reinheits- und Werkstoffanforderun- 14
Dezember 2018 am Schwingprüfstand, um die Para- meter aufs Äußerste zu testen. Die Otto-von-Guericke-Universität unter- stützte den Prozess u. a. mithilfe einer weltweit einzigartigen Reibschweiß- simulation, die sich inzwischen als Schlüsseltechnologie für die Verkür- zung der Entwicklungszeiten und die Minimierung der Kosten etabliert hat. Die Versuchsreihe mit Bauteilen eines Gleichlaufgelenks startete, glückte und ging in die finale Adaption. Zusammen mit der H&B Omega GmbH konstruierte der Forschungsverbund eine Hochpräzisionsreibschweißma- schine, an der jährlich über eine Mil- lion Bauteile entstehen. „Inzwischen wird das preisgekrönte Verfahren auch bei der Fertigung vier weiterer Bauteile eingesetzt“, freut sich Dr. Da- vid Schmicker, Abteilungleiter in der Vorentwicklung bei IFA. Das Unter- nehmen hält das alleinige Nutzungs- recht und konnte sich dadurch einen signifikanten Vorteil am weltweiten Markt verschaffen. „Das aufgleitende Reibschweißen hat uns Möglichkeiten eröffnet, die konstruktive Ausführung von Gelenken auf ganz neue Weise an- gehen zu können“, zieht David Schmi- cker sein Fazit. Aufrüsten für digitale Wege Für die Zukunft planen die Ingenieu- re, das Reibschweißverfahren zu di- gitalisieren und entsprechend den Anforderungen einer Industrie 4.0 zu gen an die Schweißbauteile, welche schweißen selbst an- und ineinander wappnen. In einem hochmodernen sich in erhöhten Kosten niederschla- aus. „Es galt, das technische Umfeld, Reibschweißzentrum sollen an der gen“, ergänzt der Ingenieurwissen- die Konzeptionierung der Spannmit- Hochschule Magdeburg-Stendal ganz- schaftler. tel und die Prüfbedingungen komplett heitliche Prozessketten entwickelt neu zu denken.“ werden. Auch eine additive Fertigung, Das IFA-Forschungsprojekt war eines sprich das Fügen von 3D-gedruckten der ersten, an denen Prof. Dr.-Ing. Bauteilen, steht auf dem Programm Frank Trommer, damals noch als Ver- des Industrielabors, verrät Prof. Dr.- tretungsprofessor, mitwirkte und erin- Vollgas für neue Ing. Frank Trommer. Darüber hinaus nert sich: „Eine wesentliche Herausfor- Serienproduktion wird 2019 eine moderne Reibschweiß- derung bestand in der konstruktiven maschine mit neuem Antriebskonzept Gestaltung der Fügestellen.“ Denn Sein Team leistete Pionierarbeit: Nach und höheren Drehzahlen in die Labor- während beim konventionellen Reib- und nach tastete es sich an die Pro- halle 17 auf dem Campus Herrenkrug schweißen die Stirnseiten miteinander blemstellung heran, experimentierte einziehen. Von den Fortschritten wird verbunden werden, richten sich die mit Dummys und simulierte hohe auch die Haldenslebener IFA Holding Werkstücke beim aufgleitenden Reib- Druck-, Zug- und Drehbelastungen GmbH profitieren. 15
treffpunkt forschung Mit jährlich mehr als einer Million Schweißungen birgt das aufglei- Das Projekt tende Reibschweißen ein enormes Anwendungspotenzial. An der „Aufgleitendes Reibschweißen“ Adaption auf weitere IFA-Bauteile arbeiten neben Prof. Frank Trommer Projektleitung Prof. Dr.-Ing. Frank Trommer (2. v. r.) auch Stefan Meißner, Frédéric Pohl und Matthias Neise. Projektteam Frédéric Pohl, Stefan Meißner, Matthias Neise Förderung IFA Holding GmbH Laufzeit seit Januar 2015 Ziel Überführung des aufgleitenden Reibschweißens für das Fügen von verschiedenen Gelenkbaukomponenten Webseite www.hs-magdeburg.de/innovative-fertigungsverfahren 16
Dezember 2018 Der Wissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Frank Trommer ist bereits seit 15 Jahren im Maschinenbau zu Hause. Während seines Studiums an der Hochschu- le Magdeburg-Stendal sowie nachfolgenden Tätigkeiten bei Daimler und der KUKA Sys- tems GmbH spezialisierte er sich auf die Wei- terentwicklung der Reibschweißtechnologie. Zusammen mit seinem Team konstruiert er im Labor für Innovative Fertigungstechnik Lösungen für die industrielle Herstellung von Bauteilkomponenten im Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau. Neben der IFA Holding GmbH gehören u. a. auch Firmen wie VW, Daimler, Audi, die thyssenkrupp Presta AG oder die SMS group GmbH zu stetigen Partnern. Von seinem Wissen, seinen Erfahrungen und Ideen partizipieren auch die Studierenden am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Industriedesign. Tel.: (0391) 886 47 73 E-Mail: frank.trommer@hs-magdeburg.de 17
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