Katzenernährung - wissenschaftliche Vertiefung

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Katzenernährung – wissenschaftliche Vertiefung

Besonderheiten der Ernährung bei der Katze

Wissenschaftliche Information

                                         Während der gesamten
                                         Entwicklungsgeschichte seit dem
                                         Eozän, also seit mindestens 35 Millionen
                                         Jahren, haben Katzen immer eine
                                         hochspezialisierte und hochverdauliche
                                         Kost genossen. Trotz der Jahrtausende
                                         zurückliegende Domestikation sind es reine
                                         Fleischfresser geblieben. Aus Pflanzen und
                                         Pflanzenteilen können sie nicht alle
                                         benötigten Nährstoffe gewinnen. Daraus
                                         ergeben sich einige Unterschiede zu
                                         Hunden, die man bei der Fütterung von
                                         Katzen beachten muss.

Energiebedarf

Ein Futter muss zunächst den Energiebedarf eines Tieres decken. Der Energiegehalt
eines Futters ist die Grösse, die zur Sättigung führt - bei gesunden Tieren, die nicht
durch Geschmacksstoffe im Futter überlistet werden, mehr zu fressen, als sie
brauchen. Der Energiegehalt ist aber auch die Grösse, anhand derer ein Halter den
Ernährungszustand seines Tieres beurteilt und ihm Futter zuteilt. Deshalb müssen
sämtliche Inhaltsstoffe eines Futters auf die Energiedichte abgestimmt sein. Das gilt
für Proteine, Vitamine, Mineralstoffe ebenso wie für essentielle Fettsäuren. Der
gesamte tägliche Energiebedarf eines Tiere ist die Summe aus

   •   der Stoffwechselrate in Ruhe.
       Sie stellt die Hauptmenge des Energiebedarfs eines Tieres dar. Sie wird von
       Physiologen bei nüchternen Tieren und bei Wohlfühltemperatur gemessen,
       wenn der Körper keine Energie für Verdauung und Wärmeregulation
       aufwendet.

   •   der nahrungsinduzierten Thermogenese.
       Bei der biochemischen Umsetzung der Nahrung und dem Aufwand, den ein
       Körper betreiben muss, um die Nahrungsstoffe zu absorbieren, geht Energie
       in Form von Wärme verloren. Der Verlust beträgt bei Kohlehydraten, Fett und
       Proteinen ca. 10%, ist aber von der Art des Futters abhängig.

   •   der willkürlichen Muskelbewegung.

   •   der Wärmeproduktion bzw. Schwitzen eines Tieres zur Erhaltung der
       Körpertemperatur.
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Der Energiebedarf wird in Kilokalorien oder in Joule (KiloJoule, MegaJoule)
gemessen. Die Nahrungsaufnahme eines Organismus wird hauptsächlich über den
Energiebedarf gesteuert. Bei Fleischfressern wird in der Tierernährung die im Futter
enthaltene Energie als metabolische Energie (ME) angegeben. Das ist die
Gesamtenergie (GE) des Futters, die man durch vollständige Verbrennung bestimmt,
minus die Energiegehalte von Kot, Gärgasen und Harn (Harnstoff ist sehr
energiereich), die zur Bestimmung ebenfalls verbrannt werden.

Mit einer grossen Zahl von Fütterungsversuchen hat man Durchschnittswerte für die
Energie der verschiedenen Nahrungsmittel gewonnen, von denen man heutzutage
bei der Gestaltung einer Ration ausgeht. Tatsächlich jedoch vernachlässigt man
heute die Energie im Harn und die Gärgase bei Fleischfressern meistens, weil deren
Messung zu unangenehm für die Tiere wäre. Weil der Energiededarf eines Tieres
sehr von der Grösse der fettfreien Körpermasse abhängig ist, benutzt man bei
Hunden zum Abschätzen des Bedarfs häufig das sogenannte metabolische
Körpergewicht (Körpergewicht in kg0,75). Es gibt aber noch weitere Schätzformeln).

Katzen schwanken im Körpergrösse und Gewicht nicht so stark. Deshalb kann man
den Energiebedarf ausgewachsener Katzen einfach schätzen:

   •   Ruhige Katze - 0,15 MJ ME/ kg KM(Körpermasse)
       Bedarf an verdaulicher Energie bei einer Katze von 3kg : 0,15MJ ME x 3 =
       0,45 MJ ME/ Tag
       sehr aktive Katze - 0,29 MJ ME oder 290 kJ/Kg KM

Diese einfache Methode führt aber bei fetten Katzen leicht zu einer Überschätzung
ihres Bedarfs. Deshalb wurden die Formeln für die Berechnung des metabolischen
Körpergewichtes angepasst:

   •   Normale Katze: 0,42 MJ ME/ kg KM0,67

   •   Fette Katze: 0,54 MJ ME/ kg KM0,4

Auch wenn die Rationsberechnung bei Fleischfressern auf der metabolischen
Energie beruhen soll, werden bei vielen Futtermitteln noch immer der Energiegehalt
in verdaulicher Energie (DE, digestive Energie) angegeben. Die ME entspricht
ungefähr 94% der DE.

Der tatsächliche Energiebedarf einer Katze schwankt natürlich mit der Länge und
Dichte des Fells, der Umgebungstemperatur, dem Alter, ihrer Kondition, dem
Aktivitätsgrad und der biologischen Individualität. Nicht jedes Tier verwertet Futter
gleich gut.

Wasserbedarf

Ein Heimtier sollte soviel ml Wasser aufnehmen, wie es Kalorien im Futter verzehrt
hat. Nach einer anderen Rechnung sollte es die dreifache Menge der
Trockensubstanz (TS; in gr) trinken. Trockenfutter enthält ca. 8% Feuchtigkeit. Es
wird kaum eine Katze geben, die tatsächlich soviel Wasser trinkt. Es wird vermutet,
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dass Katzen aus sehr trockenen Gebieten stammen. Jedenfalls nehmen sie die
meiste Flüssigkeit über ihr Futter zu sich und entwickeln kein starkes Durstgefühl. Bei
Fütterung von Trockenfutter kann es sein, dass sie in einen Flüssigkeitsmangel
geraten. Auch bei feuchtem Futter kann es sein, dass die Relation zwischen
Energiedichte, Mineralstoffgehalt und Feuchtigkeit nicht stimmt. Es gibt kommerzielle
Produkte, die Katzen zum Trinken anregen sollen. Ein Schluck Sahne in das Wasser,
ein kleiner (!) Schluck Fleischbrühe oder Fischlake oder etwas Hefe kann genauso
gut wirken.

Kohlehydratstoffwechsel Mäuse als Beute von Katzen sind nicht gerade als laufende
Glucosespeicher bekannt - in der Nahrung, an die Katzen sich im Verlauf der
Evolution angepasst haben, finden sie kaum Kohlehydrate (Zucker). Aber wie alle
anderen Warmblüter müssen auch sie einen Glucosespiegel im Blut
aufrechterhalten, um den Zellen, vor allem Erythrozyten und Nervenzellen, Glucose
zur Energieversorgung zu liefern. Ausserdem kann ein Organismus Aminosäuren
(AS), aus denen die Proteine aufgebaut sind, kaum speichern. Deshalb werden
bestimme Aminosäuren, die sogenannten glucogenenen AS, der aufgenommenen
Proteine in der Leber zu Glucose verstoffwechselt. Diese Glucose kann ins Blut
abgegeben oder in Form von Glycogen (sogenannte tierische Stärke) in der Leber
gespeichert werden. Aus dem Glycogen wird bei Bedarf Glucose wieder
abgespalten. Katzen waren anscheinend in ihrer Entwicklungsgeschichte nie dem
Zwang ausgesetzt, Proteine sparen zu müssen. Die Enzyme, die Proteine zur
Energiegewinnung verstoffwechseln und die Glucoseneubildung aus Proteinen
ermöglichen, arbeiten stets mit hoher Intensität. Dabei ist es gleichgültig, ob die
Katze Futter mit einem hohen Proteinanteil erhält oder mit nur geringem.

Kohlehydrate (KH) sind zusammengesetzte Moleküle. Sie müssen in ihre
Grundbausteine, die Einfachzucker, zerlegt - verdaut - werden, um vom Organismus
aufgenommen werden zu können. Das geschieht enzymatisch. Im Darm sind
spezielle Transporter vorhanden, um die Resorption zu erleichtern. Katzen benötigen
im Futter keine Kohlehydrate. Sie können sie aber verarbeiten, wenn auch weniger
gut als Hunde. Sie produzieren noch alle benötigten Enzyme im Pankreas
(Pankreasamylase, Maltase und Sacharase), auch wenn bei ihnen (wie auch beim
Hund) die Speichel-Amylase fehlt. Deshalb - und weil Kohlehydrate aus Pflanzen ein
guter Energielieferant sind und dabei deutlich billiger als Proteine, findet man sie in
jedem kommerziellen Futter.

Kommerzielle Futter haben Anteile von 30 - 60 % der TS bei Trockenfutter und 0 -
30% bei Feuchtfutter. Aufgeschlossene Stärke wird von Katzen gut vertragen. Dabei
ist die Verdaulichkeit abhängig von der Grösse der Stärkekörner und der
Wärmebehandlung. Gemahlene, gekochte Weizenstärke hat eine scheinbare
Verdaulichkeit von bis zu 100%. Wenn man selbst eine Ration zusammenstellt, sollte
die Menge an Stärke maximal 5gr Stärke/ kg KM betragen. Andernfalls kann es zu
Durchfall kommen. Quellen können gekochte Kartoffeln, Weissbrot oder Nudeln sein.
Kätzchen erhalten mit der Milch 3-5% Laktose. Das entspricht rund 20% der
umsetzbaren Energie. Jungtiere können diesen hohen Laktosegehalt verdauen, aber
die Laktase-Aktivitität (die Aktivität des laktosespaltenden Enzyms) sinkt mit dem
Alter der Welpen. Das ist ein genetisch fixierter Sparmechanismus, der sich in der
Evolution von Hunden und Katzen entwickelt hat, um unnötige Verluste von
Proteinen zu verhindern. Bei erwachsenen Tieren kann Milch in grösseren Mengen
Durchfall auslösen. Vertragen werden ungefähr 50 ml/kg KM.
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Faserstoffe sind KH und andere Verbindungen, die vom Säugetier nicht verdaut
werden können. In geringer Menge sollten sie im Futter enthalten sein, auch wenn
sie nicht lebensnotwendig sind. Sie erhöhen das Sättigungsgefühl, indem sie das
Volumen des Futters erhöhen, und verbessern die Passage des Nahrungsbreis im
Darm. Kommerzielle Futtermittel enthalten 3-6% Faserstoffe aus Zwischenprodukten
der Getreideverarbeitung oder von den verwendeten pflanzlichen Proteinquellen. In
geringen Mengen werden Faserstoffe von den Bakterien im Dickdarm verdaut.
Katzen haben keine Gärkammern in ihrem Darm wie etwa Pferde. Aber im gewissen
Umfang bilden auch bei ihnen diese Bakterien kurzkettige Fettsäuren (1-4
Kohlenstoffatome lange Moleküle), die wiederum von der Darmschleimhaut
aufgenommen werden. Diese flüchtigen Fettsäuren tragen zur Ernährung der
Mucosazellen bei.

Katzen haben keinen Bedarf an Fett per se. Sie benötigen bestimmte essentielle
Fettsäuren. Zusätzlich erhöht Fett die Energiedichte eines Futtermittels. Es ist die
Einzelkomponente mit der höchsten Verdaulichkeit und verbessert den Geschmack
und damit die Akzeptanz. Vor allem, wenn ein Tier höhere Leistungen erbringen
muss, wie während Wachstum und Laktation, kann durch eine Erhöhung des
Fettgehaltes das Futter energiereicher gemacht werden, damit das Tier überhaupt
genug fressen kann, um versorgt zu sein. Fette liefern essentielle Fettsäuren (EFA,
essential fatty acids). Es sind meist langkettige Moleküle, ungesättigte Fettsäuren mit
Doppelbindungen an bestimmten Stellen. Die für Katzen wichtigen EFA findet man
nur in tierischen Fetten.

Für Hunde ist nur Linolsäure essentiell, sie muss im Futter enthalten sein. Katzen
benötigen Linolsäure und Arachidonsäure, weil ihnen Enzyme für die Synthese der
Arachidonsäure fehlen. Arachidonsäure ist eine Vorstufe für Eicosanoide, die als
Entzündunsgsmediatoren und Gewebshormone wirken. Katzen, denen diese
Fettsäure in der Nahrung fehlt, zeigen eine Thrombozytopenie und eine gestörte
Thrombozytenaggregation. Sie können keine lebensfähigen Nachkommen gebären.
Erstaunlicherweise hat ein Mangel an Arachidonsäure bei Katern keinen Einfluss auf
die Fortpflanzung. Möglicherweise kann das Hodengewebe Arachidonsäure selbst
bilden. Weitere Symptome eines Mangel sind: schlechtes Fell, gestörte Wundheilung,
langsames Wachstum. Es können sich Hautläsionen entwickeln. Katzen benötigen
einen Anteil Arachidonsäure im Futter von etwa 0,04% der metabolischen Energie,
wenn das Futter sonst ausgewogen ist.

Linolsäure ist für die Hautfunktionen und die Regulation der Wasserdurchlässigkeit
der Membranen notwendig. Es ist auch die Vorstufe mehrerer weiterer Fettsäuren,
die für die Funktion der Zellmembranen, ein normales Wachstum, gesundes Fell und
den Transport von Fetten im Blut notwendig sind. Linolsäure sollte mindestens zu
1,0% der metabolischen Energie beitragen. (5,5 gr Linolsäure pro kg TS des Futters)
Weil sich die Aufgaben beider essentieller Fettsäuren überschneiden und vermehrt
Arachidonsäure gebraucht wird, wenn Linolsäure im Mangel vorliegt (und
umgekehrt), ist es schwer, den Bedarf konkret anzugeben. Generell zeigen Katzen
eine geringe Aktivität der Enzyme, die Doppelbindungen in Fettsäuren einführen.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass für Katzen weitere ungesättigte
Fettsäuren essentiell sind: Eicosapentaensäure und alpha-Linolensäure.
Arachidonsäure kommt nur in tierischen Organismen vor, in weichen tierische Fetten.
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In Nachtkerzenöl liegt gamma-Linolensäure vor, aus der auch Katzen
Arachidonsäure sythetisieren können. In Fischölen liegen hochungesättigte
Fettsäuren vor, die die Verwertung der Arachidonsäure stören können. Mängel an
EFA kommen bei kommerziellen Futtermitteln selten vor. Bei ihnen kann der alleinige
Zusatz von Fett zum Futter nur dann die Fellqualität verbessern, wenn es vorher
einen Mangel an EFA gab. Dann sollte man das Futter besser ganz wechseln.

Katzen können Fett gut verdauen. Ein zuviel führt - neben der Gewichtszunahme -
aber zu Fettstühlen, der sogenannten Steatorrhoe, und Durchfall. Das passiert meist,
wenn fettreiche menschliche Nahrung genossen wurde (z.B die Weihnachtsgans
oder Buttercremetorte von Grossmutters Geburtstag). Ist das Futter zu fettreich, ist
das Tier gesättigt, sobald der Energiebedarf gedeckt ist. Das kann zu einem Mangel
an notwendigen Nährstoffen und Vitaminen führen. Ein hoher Gehalt ungesättigter
Fettsäuren im Futter führt dazu, dass der Bedarf an Vitamin E ansteigt. Dieses
Vitamin wirkt als Antioxidans. Es fängt im Körper Radikale ab und verhindert so, dass
die Lipide der Zellmembranen geschädigt werden. Es wird bei diesem Vorgang
verbraucht. Ungesättigte Fettsäuren sind, chemisch gesehen, recht labile Moleküle.
Sie werden leicht oxidiert, sie werden ranzig. Vit. E ist noch labiler und zieht so
Radikale an (es übergibt seine Elektronen leichter. Sozusagen lebt Vit. E in einem
ständigem Spannungszustand. Wenn ein Radikal ansaust, ist das Vit. E erleichtert,
ein Elektron loswerden zu können). Wenn das Vit. E schon im Futter verbraucht wird,
kann es die ständig im Stoffwechsel anfallenden Radikale nicht mehr abfangen.
(Deshalb sollen Futtermittel dunkel und kühl gelagert werden. Chemische Reaktionen
laufen bei einer Temperaturerhöhung um 10º C doppelt so schnell ab, und
Lichtquanten bringen Energie, um Reaktionen zu starten.) Nachtkerzenöl ist günstig
wegen seines hohen Gehaltes an Vit. E.

Im Proteinstoffwechsel liegen die wichtigsten Besonderheiten der Katzen. Proteine
(Eiweisse) im Futter erfüllen zwei wesentliche Aufgaben. Sie liefern die essentiellen
Aminosäuren, also diejenigen, die ein Körper nicht bilden kann, und sie liefern den
Stickstoff, mit dessen Hilfe ein Organismus die nichtessentiellen Aminosäuren (AS)
selbst aufbauen kann. Katzen benötigen kein Protein, sondern nur Stickstoff und
essentielle AS. Im Futter liegen diese aber meist als (intaktes) Protein vor. Deshalb -
und weil in der Analyse, die in der Tierernährung die Konvention bildet, Protein
anstelle von AS bestimmt wird, wird üblicherweise nur vom Proteinbedarf
gesprochen. Ausgewachsene Tiere benötigen Proteine hauptsächlich, um Verluste in
Haut, Haaren, Verdauungsenzymen und Mucosazellen zu ersetzen. Es füllt ebenfalls
die Verluste an AS durch den normalen Zellstoffwechsel auf. Jungtiere haben einen
zusätzlichen Bedarf durch das wachsende Körpergewebe.

Ein Mangel an Proteinen in der Ernährung führt zu Abbau von Körpergewebe bzw.
geringerem Wachstum. Definitionsgemäss ist der Proteinbedarf die Menge an
Protein, die für optimale Leistung nötig ist. Gemessen wird er über die
Stickstoffbilanz und die Wachstumsrate. Die Stickstoffbilanz wird geschätzt, indem
man von der Menge an gefüttertem Stickstoff (chem. Symbol: N) den Stickstoffgehalt
im Kot und Urin abzieht. (Das ist eine Schätzung, weil man Verluste über Haare und
Hautschuppen und Gärgase kaum messen kann.) Die Menge an N kann man mit der
Gesamtproteinmenge ins Verhältnis setzen, weil Proteine durchschnittlich 16% N
enthalten. N-Bilanz = Aufnahme - Ausscheidung

Bei Wachstum eines Tieres ist die Bilanz positiv, im Erhaltungsstoffwechsel sollte sie
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rein rechnerisch ‚O’ ergeben. Das heisst, alles, was verbraucht wird, wird ersetzt,
ohne das sich das Gesamtprotein des Körpers ändert. Die N-Bilanz wird zur
Bestimmung des notwendigen Proteingehaltes im Futtermittel bei erwachsenen
Tieren benutzt, die maximale Wachstumsrate bei Jungtieren. Der tatsächliche
Proteinbedarf eines bestimmten Tieres ist schwer zu bestimmen. Er ist abhängig von
der Qualität des Proteins, dem Aminosäuremuster, der Verdaulichkeit und der
Energiedichte des Futters. Einflussfaktoren des Tieres sind Aktivitätsgrad, der
körperliche Zustand und seine biologische Individualität, mit der es das Futter
verwertet. Je verdaulicher das Protein ist und je hochwertiger in seiner AS-
Zusammensetzung, desto weniger Protein muss im Futter vorliegen. Ist das Futter
sehr energiedicht, muss der Proteinanteil entsprechend höher sein. In
minderwertigen kommerziellen Futtermitteln liegt die Verdaulichkeit oft bei nur 75%;
in hochwertigen schwankt sie zwischen 80-90%.

Katzen fressen ihre Beutetiere sozusagen mit Haut und Haaren, aber zumindest mit
kleinen Knochen und den Innereien. Eintagsküken und Mäuse wären die artgerechte
Ernährung für Katzen. Da aber die meisten Katzenhalter darauf verzichten werden,
ihre Tiere so zu füttern, muss durch eine Mischung verschiedener Proteinquellen ein
AS-Muster erreicht werden, das den Bedürfnissen von Katzen entspricht. Ein Futter
muss zunächst den Energiebedarf decken. Fette oder KH im Futter können auf diese
Weise Protein einsparen, das sonst zur Energiegewinnung verstoffwechselt würde.
Bei Katzen ist dieser Anteil im Vergleich zu Hunden allerdings gering. Junghunde
verwenden rund 33% des Proteins für den Erhaltungsbedarf und 66% für das
Wachstum. Bei wachsenden Katzen werden rund 60% für den
Erhaltungsstoffwechsel verwendet und nur 40% für das Wachstum. Die
Enzymsysteme von Katzen können sich nicht auf proteinarmes Futter einstellen.
Zusätzlich arbeiten die N-abbauenden Enzyme mit hoher Aktivität. Das sorgt dafür,
dass im Körper kein Protein als Vorrat angelegt werden kann. Um nicht in eine
gefährliche Untersorgung zu geraten, muss die Katze ständig hohe Menge an
Proteinen mit dem Futter aufnehmen.

Katzen können aber anscheinend nichtessentielle AS bevorzugt zur
Energiegewinnung benutzten und so essentielle AS einsparen. Ein "minderwertiges"
Protein kann also dazu beitragen, dass die Gesamtversorgung stimmt. Die Menge an
Protein, die in einem Futtermittel verdaulich ist, ist variabel und hängt von der
Proteinquelle ab (s.o.). Zusätzlich beeinflusst die Zubereitung die Verfügbarkeit
bestimmter AS.

Vorgeschlagen werden Mindestgehalte von:

   •   30% Protein in der Trockensubstanz bei einem Futter mit 4kcal/gr(17kJ/gr) für
       wachsende Tiere (das entspricht 26% der metabolischen Engerie des Futters)

   •   26% Protein in der Trockensubstanz bei einem Futter mit 4kcal/gr(17kJ/gr) für
       erwachsene Tiere; das entspricht 23% der metabolischen Energie

   •   10,4 gr verdauliches Rohprotein(vRp) für eine Katze von 3kg KM im
       Erhaltungsstoffwechsel. (4kg KM: 12,7gr vRp; 5kg KM: 14,7gr vRp) pro Tier
       und Tag.
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Katzen sind auf die Aufnahme der AS Arginin mit dem Futter angewiesen. Arginin ist
Bestandteil des Harnstoffzyklus, mit dem der im Stoffwechel anfallende Ammoniak
entgiftet wird. Eine einzige argininfreie Mahlzeit führt zu einer Hyperammoniumämie,
die zu Koma und Tod führen kann. Die Symptome sind Erbrechen, Ataxie,
Hyperästhesie und Krämpfe. Da Katzen so viel Protein aufnehmen und entsprechen
viel Ammoniak entgiften müssen, sind die Folgen eines Mangels bei ihnen so
ausgeprägt. (Bei Hunden ist Arginin ebenfalls essentiell, aber selbst wachsende
Hunde vertragen einen kurzfristigen Mangel). Arginin ist bei Katzen für Wachstum
und Entwicklung notwendig, und eben für den Harnstoffzyklus. Der Bedarf wird auf
ca. 1% eines Tockenfutters mit 17kJ/gr. geschätzt. Arginin ist in allen Proteinquellen
in genügender Höhe enthalten, Mangel tritt in der Praxis nicht auf.

Taurin ist eine Schwefel-Aminosäure, die, im Gegensatz zu anderen AS, in
Geweben frei vorliegt. Im Myocard und in der Retina wird Taurin bis zu
vierhundertfach gegenüber dem Blutplasma konzentriert. Taurin ist an zahlreichen
Stoffwechselvorgängen beteiligt, die wichtigsten (oder die am besten erforschten)
sind die Funktion der Herzmuskel- und Sehzellen und die Konjugation der
Gallensäuren. Gallensäuren werden benötigt, um die in der Nahrung enthaltenen
Fette zu emulgieren, also aus einem grossen Fetttropfen viele kleine Tröpfchen zu
machen, die im Darm resorbiert werden können. Gallensäuren sind kompliziert
aufgebaute Moleküle, deren Synthese sehr energieaufwendig ist. Katzen bilden
Gallensäuren ausschliesslich mit Taurin. Bei den meisten Lebewesen wird Taurin in
genügender Menge selbst synthetisiert, oder es gibt Möglichkeiten, auf andere
Stoffwechselwege umzuschalten. Katzen können das nicht, und weil sie auch nicht
die Gallensäuren vollständig aus dem Nahrungsbrei zurück resorbieren können, geht
ihnen ständig Taurin verloren. Ohne diese Gallensäuren aber geraten sie in einen
Mangel an essentiellen Fettsäuren und möglicherweise auch in einen Energiemangel
Taurin ist auch an der Regulation des Kalzium-Kalium-Ausstausches in der Sehzelle
beteiligt. Ohne Taurin werden die Zellmembranen brüchig und die Zellen sterben.
Nach Monaten taurinarmer Ernährung kommt es bei Katzen zu einer zentralen
Retinadegeneration (FCRD, feline central retina degeneration). Im
Elektroretinogramm kann man das schnell feststellen, Katzen kompensieren es
allerdings so gut, dass sie erst bei vollständiger und irreversibler Erblindung auffällig
werden.

Ausserdem stabilisiert Taurin die Membranen von Herzmuskelzellen. Bei Mangel
kommt es zu einer Schwäche der Zellen, die zu einer dilatativen Cardiomyopathie
(DCM) führt. Die Herzmuskelzellen können sich dabei weniger gut kontrahieren, und
die Herzkammern und Vorhöfe erweitern sich ballonartig, wobei die Muskelschichten
dünner werden. Schliesslich führt die DCM zum Herzversagen. Wenn der Mangel
rechtzeitig behoben wird, kann sich die DCM auch wieder zurückbilden. Die DCM
durch Taurinmangel war für eine lange Zeit die häufigste Herzkrankheit bei Katzen,
die mit kommerziellen Futtermitteln ernährt wurden. Inzwischen kommt die DCM aber
so gut wie nicht mehr vor.

Der Bedarf an Taurin im Futter hängt auch von der Menge der anderen
schwefelhaltigen Aminosäuren ab. Er sinkt, wenn die anderen vorhanden sind. Nach
neueren Schätzungen geht man von einem Bedarf von 1000mg Taurin pro kg
Trockenfutter bzw. 2500 mg pro kg Feuchtfutter aus. Der höhere Bedarf bei
Feuchtfutter liegt möglicherweise daran, dass die anders zusammengesetzte
Darmfauna einen höheren Bedarf hat oder an der Zubereitung des Futters. Taurin ist
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in allen tierischen Proteinen enthalten. Hohe Konzentrationen findet man in Geflügel
und Fisch (200-400mg/kg), und Extremwerte bei Schalentieren (bis 2500mgKg). In
pflanzlichen Proteinen ist kein Taurin enthalten. Deshalb ist Hundefutter, das als
Hauptproteinquelle Getreide enthält, vollkommen ungeeignet für Katzen. Taurin kann
auch als chemische Reinsubstanz gekauft werden, um bei selbsthergestellten
Rationen einen Mangel auszuschliessen. Eine unnötig hohe Versorgung sollte
keinen Schaden verursachen können, da Taurin dann einfach verstoffwechselt wird.

Weitere essentielle Aminosäuren bei Katzen Arginin, Histidin, Leucin und
Isoleucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin,Threonin, Tryptophan und Valin. Dabei
sind von praktischer Bedeutung für die Fütterung Lysin und die
Schwefelaminosäuren (Cystin und) Methionin. Der Lysingehalt muss im Futter bei
steigender Proteinmenge ebenfalls relativ ansteigen. Das liegt daran, dass es
Antagonismen und "Konkurrenz" zwischen den Aminosäuren gibt, die durch die
gleichen Transportmechanismen im Darm resorbiert werden. Ausserdem ist Leucin
durch eine zweite Aminogruppe, die nicht in die Proteinkette gebunden ist, sehr
empfindlich gegen Temperaturerhöhung. Es reagiert bei Erwärmung leicht mit
anderen Molekülen und wird damit schwer resorbierbar. Leucin ist (mit Tryptophan)
die limitierende Aminosäure in Getreideprodukten. In tierischem Proteinen ist es aber
in genügendem Mass enthalten.

Weil Methionin im Körper in Cystein umgewandelt werden kann, ist es sinnvoller,
von einem Gesamtbedarf an Schwefelaminosäuren zu sprechen. Katzen benötigen
ungefähr die 1,5-fache Menge im Vergleich zu Hunden und damit ungefähr 1,6 gr/
4000kJ Futter für wachsende Tiere. Schwefel-AS werden von Katzen zu Bildung
einer Substanz namens Felinin benötigt, die mit dem Urin ausgeschieden wird und
vielleicht mit der Reviermarkierung zu tun hat. Methionin ist im Stoffwechsel an sehr
vielen Reaktionen beteiligt. Das dichte Haarkleid von Katzen trägt ebenso zum
Bedarf bei wie der hohe Fettanteil im Futter. Methionin ist normalerweise die erste
limitierende AS in kommerziellen Futtermitteln. Eine weitere Besonderheit der Katzen
ist ihre Unfähigkeit, aus der AS Tryptophan Nicotinsäureamid zu bilden. Da aber in
jedem Futtermittel, sei es pflanzlicher oder tierischer Herkunft, genügend
Nicotinsäureamid enthalten ist, hat das keine praktischen Bedeutung.

Bedeutung des Gesamtproteingehaltes

Ist der Gesamtproteingehalt im Futter zu niedrig, kümmern die Jungtiere. Ihr
Wachstum verzögert sich. Im Extremfall kommt es, auch bei ausgewachsenen
Tieren, zu Gewichtsverlust. Erwachsene Katzen sind weniger fruchtbar, und sie
werden apathisch. Gewöhnlich tritt der Proteinmangel gemeinsam mit einem
Energiemangel im Futter auf. Dann tritt Lethargie auf, es mangelt an
Verdauungsenzymen (die ebenfalls Proteine sind) und das Tier ist für Infektionen
anfällig (Antikörper sind auch Proteine). Wenn der Plasmaproteinspiegel sinkt,
kommt es zu Ödemen oder Bauchwassersucht. Bei der üblichen Ernährung von
Hauskatzen kommt es so gut wie nie zu einem Proteinmangel. Nur wenn in Zeiten
hohen Bedarfs, wie Trächtigkeit, Laktation oder Wachstum, aus Spargründen ein
ungenügendes Futter gegeben wird, kommt es zu Mangelzuständen. Ausserdem
können Katzen einen Proteinmangel oder Taurinmangel entwickeln, wenn sie
Hundefutter erhalten, das auf Getreide basiert.
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Besonderheiten der Katze im Vitaminstoffwechsel und Mineralstoffwechsel

(Wenn es bei den Bedarfszahlen nicht anders dabeisteht, beziehen sie sich auf den
Bedarf pro kg Körpermasse. Angegeben wird der vom NRC 1986 definierte Bedarf,
nach dem sich die Futtermittelindustrie richtet.)

   •   Katzen können aus Carotin kein Vitamin A herstellen. Sie sind auf die Zufuhr
       angewiesen. Für den Erhaltungsstoffwechsel geht man von einem Bedarf von
       ca. 100 IE aus. Eine Untersorgung ist selten, wenn gelegentlich Leber
       gefüttert wird. Sie kann bei vegetarischer Ernährung eintreten, wenn keine
       Milch gefüttert wird, oder wenn nur Schlachtabfällen und Innereien gegeben
       werden. Bei langwährender Überversorgung, wenn die Katze z. B. nichts
       andere als Leber fressen will, oder wenn übermässig Vitaminpräparate
       gegeben werden, kommt es ebenfalls zu Skelettschäden. Meistens ensteht
       eine Ankylosierung der Halswirbelsäule.

   •   Mangel an Vitamin E (Tocopherol) kann bei Katzen auftreten, die sich für eine
       Diät auf Basis von Fisch entschieden haben. Vor allem Fischkonserven oder
       Bratfisch enthält sehr viele ungesättigte Fettsäuren, was den Bedarf von Vit. E
       als Zellschutz erhöht. Als üblicher Bedarf gilt 2 mg, der unter diesen
       Bedingungen aber deutlich erhöht sein kann. Vor allem, wenn die Fettsäuren
       durch Braten oder Ranzigwerden oxidiert sind, kann es zum sogenannten
       Yellow-fat-disease bei Katzen kommen. Dabei wird das Fettgewebe knotig
       verändert und sehr schmerzhaft. Bei toten Tieren sieht man eine gelbliche,
       bräunliche oder orange Verfärbung des Fettgewebes, wonach die Krankheit
       benannt ist. Die Symptome sind Fieber, Apathie, starke Bauchschmerzen und
       Appetitlosigkeit, also eher unspezifisch.
       Zur Diagnose ist eine Fütterungsanamnese notwendig. Labormedizinisch kann
       die Bestimmung des Tocopherolgehaltes im Plasma erfolgen. Eine
       hochdosierte Gabe von Vit. E hat aber nur im Anfangsstadium gute
       Aussichten auf Erfolg. Je länger die Krankheit dauert, desto schlechter wird
       die Prognose. Die wasserlöslichen B-Vitamine können im Körper, im
       Gegensatz zu den fettlöslichen (EDKA), kaum gespeichert werden. Ein
       Mangel macht sich deshalb schon nach wenigen Wochen bemerkbar.

   •   Von praktischer Bedeutung ist der Mangel an Thiamin (Vit.B1). Mit Quark,
       Fleisch, Reis und Kartoffeln wird der Bedarf der erwachsenen Katze zu kaum
       einem Drittel gedeckt. Enzyme (Thiaminasen) in rohem Fisch zerstören
       Thiamin. Auch Leber in der Ration mildert den Mangel nur, zumindest dann,
       wenn man nicht eine schädliche Überversorgung von Vit. A hinnehmen will.
       Hefe enthält die gesamte Gruppe der B-Vitamine, soll aber bei manchen
       Katzen Allergien auslösen können. Thiamin ist wärmelabil und zerfällt beim
       Kochen. In kommerziellen Alleinfuttermitteln wird es deshalb vor dem Erhitzen
       in so hoher Menge zugeben, dass auch nach dem Erhitzen noch genug
       vorhanden ist. Die Symptome eines Thiaminmangels sind zunächst
       unspezifisch: Appetitlosigkeit, Erbrechen, Abmagern. Sie werden von
       neurologischen Smptomen gefolgt: Ataxie, Krämpfe, ein herunterhängender
       Kopf und Herzrhythmusstörungen. Auch können Katzen auch im Sonnenlicht
       kein Vit. D in der Haut bilden. Bei Mangel kann Rachitis bei Jungtieren
       entstehen. (Vit. D ermöglicht die Calciumresorption aus dem Darm und erhöht
       die Freisetzung aus Knochen.) Der Erhaltungsbedarf liegt bei ca. 4IE, im
Katzenernährung – wissenschaftliche Vertiefung

    Wachstum steigt er auf bis zu 14 IE an. Einen Mangel an Vit. D bemerkt man
    nur bei sehr calciumarm-gefütterten Jungkatzen. Es kommt dann zu Rachitis.
    Andererseits wird die schon an sich seltene Rachitis bei Katzen hauptsächlich
    durch einen Kalzium-Mangel ausgelöst oder durch ein ungünstiges Verhältnis
    von Calcium zu Phosphor.

•   Mineralstoffe und Spurenelemente: Das Calcium-Phosphorverhältnis im Futter
    sollte zwischen 1 und 2:1 liegen. Eine erwachsene Katze im
    Erhaltungsstoffwechsel benötigt etwa 80 mg Ca und ungefähr 70 mg P pro kg
    KM. In der Praxis ist Calciummangel und der daraus resultierende
    Hyperparathyreoidismus noch immer die häufigste Mangelerscheinung der
    Katze. Das Problem beruht auf einem ungünstigen Ca/P- Verhältnis und
    zusätzlich oft auch zuwenig Ca. Die Symptome sind Lahmheiten und Ataxien
    bis zum Verlust der Stehfähigkeit, Druckschmerzhaftigkeit der Beine beim
    Abfühlen und sogenannte Grünholzfrakturen. Auf dem Röntgenbild sind die
    Knochen wegen ungenügender Mineralisation relativ zu dunkel, und ihre
    Kortikalis ist dünn. Ca-Mangel ist kaum zu bemerken, bevor Frakturen
    eingetreten sind, weil der Organismus den Blutspiegel von Ca/P immer
    sorgfältig reguliert und niemand bemerkt, dass der Katze etwas fehlt. Bei
    angemessener Versorgung bessert sich die Mineralisation der Knochen und
    damit ihre Stabilität wieder. Eine Überversorgung, um den Mangel
    auszugleichen, ist nicht sinnvoll. Es würde die Ca-Homöostase nur erneut
    stören. Auch die Überversorgung mit Vit. D ist nicht hilfreich. Das würde nur zu
    einer verstärkten Demineralisierung der Knochen kommen. Kommerzielle
    Alleinfuttermittel enthalten meist genügend Ca/P. Zum Mangel kann es
    kommen, wenn die Katze einen Grossteil ihres Futters über Ca-arme
    Leckerbissen deckt - was, vor allem wenn mehrere Katzen im Haus sind, gar
    nicht auffallen muss (bei Verdacht sorgfältig erfragen!).

    Einen Ca/P- Mangel kann es auch bei selbsthergestellten Rationen geben.
    Fleisch, Leber und Innereien sind arm an Calcium, ebenfalls Quark und
    Hüttenkäse. Knochen bekommen wenige Katzen. Die wenigsten Katzen
    fressen Gemüse, so dass auch darüber Ca nicht ergänzt werden kann, und
    sie vertragen nicht genügende Mengen an Milch (bei der maximalen Menge
    Milch fehlt noch ungefähr ein Drittel Ca für die erwachsene Katze). Auch
    Getreideprodukte und Kartoffeln enthalten nur wenig Ca. Wenn man nicht
    Eintagsküken und Mäuse füttern will, muss die Ration ergänzt werden.
    Futterkalk allein enthält nur Ca, aber nicht P und auch keine weiteren,
    ebenfalls benötigten Mineralien und Vitamine. Man kann nicht allgemein ein
    Mineralfutter empfehlen, sondern das Mineralfutter muss an die spezielle
    Ration angepasst werden.
    Es gibt sehr viele verschiedene Mineralfutter, aus denen man auswählen
    kann. Die Katze muss nicht auch jeden Tag genau die errechnete Menge
    Mineralien erhalten. Wenn über einen gewissen Zeitraum die benötigte Menge
    zusammenkommt, schadet eine unterschiedliche tägliche Zusammensetzung
    nicht. Eine leichte Überversorgung ist auch nicht bedenklich, wenn das
    Verhältnis der beiden Mineralien zueinander passend gehalten wird. Bei zu
    Harnsteinen disponierten Katzen, vor allem bei kastrierten Katern, wird ein
    erhöhter Gehalt an Ca/P im Futter aber mit der Bildung von Struvitsteinen in
    Verbindung gebracht.
Katzenernährung – wissenschaftliche Vertiefung

•   Ein Mangel an Magnesium, Mg, kommt bei Katzen kaum jemals vor.
    Experimentell ausgelöster Mg- Mangel zeigte sich mit langsamen Wachstum
    und Kümmern bei Katzenwelpen und bei erwachsenen Tieren mit
    Erregbarkeit, Muskelschwäche und Krämpfen. (Mg ist in jeder Zelle zur
    Stabilisierung von ATP nötig). Eine Überversorgung mit Mg sollte vermieden
    werden, da es auch zur Bildung von Struvitsteinen beiträgt. Bedarf ungefähr
    12 mg.

•   Kochsalz: Natrium und Chlorid (NaCl) wurde früher Trockenfuttern zugesetzt,
    damit die Katzen mehr trinken. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.
    Hausgemachten Rationen sollte etwas Salz zugegeben werden, auch wenn
    Katzen offensichtlich mit einer salzarmen Diät wenig Schwierigkeiten haben.
    Ein Übermass an Salz wird ebenfalls gut vertragen, nur bei nierenkranken
    Tieren kann ein Zusammenhang zwischen Na-Aufnahme und Bluthochdruck
    bestehen. Ausserdem kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung von Ca
    über den Harn, wenn viel Natrium ausgeschieden werden muss, was die
    Bildung von Harnsteinen fördert. Deshalb wurde bei den meisten
    Trockenfuttern der Gehalt an NaCl wieder reduziert. Der Bedarf liegt bei
    ungefähr 80mg Na und 120 mg Cl.

•   Kalium, K, (Bedarf erwachsener Tiere ungefähr 80mg) Kaliummangel wird bei
    gesunden Katzen und besonders bei Katzen mit Durchfall und Polyurie
    verschiedener Ursachen gefunden. Bei Nierenversagen, Diabetes mellitus und
    vor allem nach Diuretikaeinsatz kann es zu K-Verlusten kommen.
    Normalerweise enthält Katzenfutter jeder Art, wenn es auf Fleischbasis beruht,
    genügend K. (Bei Quark oder Hüttenkäse kann es einen leichten Mangel
    geben, den das gesunde Tier noch kompensieren kann. Auch manche
    Fertigfutter enthalten recht wenig K.) Symptome eines manifesten Mangels
    sind steifer Gang, Muskelschwäche und eine typische, heruntergebeugte
    Kopfhaltung.

•   Spurenelemente: Bei Katzen ist bislang ein Mangel an den Spurenelemente
    Eisen, Zink, Kupfer und Jod beschrieben worden. Eisen, Fe, (Bedarf im
    Erhaltungsstoffwechsel ca. 1,5mg) ist bei Fütterung von Fleisch und
    gelegentlich einer Zugabe von etwas Leber genügend enthalten. Wenn
    hauptsächlich Milchprodukte gefüttert werden, muss Fe ergänzt werden. Ein
    Mangel kann bei Blutverlusten auftreten, wie bei Befall mit Darmparasiten oder
    Geschwüren. Dann kommt es zu einer mikrozytären Anämie. Durch
    Hämoglobinmangel werden die Erythrozyten nicht regelrecht gebildet. Eisen
    kann recht gut ergänzt werden durch Eisen-Chelattabletten aus dem
    Reformhaus. Mangel an Kupfer, Cu, führt nach neueren Untersuchungen zu
    Fruchtbarkeitsststörungen. (Fascetti et al., 1998). Dabei ist sowohl die reine
    Menge an Cu wichtig als auch die Art, in der es, chemisch gesehen, vorliegt.
    Kupferoxid wird schlecht resorbiert. Die Kätzinnen nehmen schlecht auf, es
    kommt zu Missbildungen der Welpen (Gliedmassenstellung und Haarkleid)
    und teilweise werden die Welpen sogar aufgefressen. Bedarfsdeckend sind
    ungefähr 0,1 mg zur Erhaltung und 0,3 mg in der Trächtigkeit und Laktation.
    Der Mangel an Cu kann leider nicht über eine Blutprobe diagnostiziert werden,
    sondern nur durch eine Leberbiopsie. Zink, Zn, - Mangel wurde bisher nur
    unter Laborbedingungen bei wachsenden Tieren erreicht.
Katzenernährung – wissenschaftliche Vertiefung

In der Praxis mag es dazu kommen, wenn das Futter sowohl fast Zn-frei ist
und gleichzeitig sehr viel Ca enthält. Bei Hautkrankheiten wird manchmal Zn
ergänzt. In Dosen über 20mg/kg KM (das entspricht dem 20-fachen des
Erhaltungsbedarfs), kommt es zu Erbrechen und Gewichtsverlust, manchmal
auch zu Veränderungen am Pankreasgewebe. Kupfermangel kann bei
langfristiger Zink- Überversorgung wegen der Verdrängung ausgelöst werden.
Jod, J, wird in Deutschland inzwischen regelmässig dem Kochsalz
zugegeben. Auch kommerzielle Futter werben damit. Jod ist notwendig für die
Synthese der Schilddrüsenhormone. Es kann bei hausgemachten Futter in
Jodmangelgebieten Deutschlands tatsächlich zu einem Mangel an Jod
kommen. Die typischen Symptome sind Kropfbildung, Haarausfall und
Störungen im Ca-Stoffwechsel. Eine Überversorgung mit J kann bei Katzen
mit Hyperthyreose Vergiftungen hervorrufen. Gesunden Katzen schadet eine
leichte Überversorgung nicht. (Bedarf ca. 0,05 mg zur Erhaltung, toleriert
werden bis 5mg) Auch bei kommerziellen Futtermitteln kann der Jodgehalt im
Futter schwanken.
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