FÜR HAUSKATZEN DIE STERILISIERUNGSPFLICHT - v Antworten auf 9 häufig gestellte Fragen v - Gaia

Die Seite wird erstellt Michelle Weis
 
WEITER LESEN
FÜR HAUSKATZEN DIE STERILISIERUNGSPFLICHT - v Antworten auf 9 häufig gestellte Fragen v - Gaia
DIE STERILISIERUNGSPFLICHT
     FÜR HAUSKATZEN

v Antworten auf 9 häufig gestellte Fragen v
FÜR HAUSKATZEN DIE STERILISIERUNGSPFLICHT - v Antworten auf 9 häufig gestellte Fragen v - Gaia
1.   Ist die Sterilisierung von Hauskatzen Pflicht oder nicht?

         Ja, sie ist inzwischen in ganz Belgien verpflichtend.

In Brüssel: Seit dem 1. Januar 2018 müssen alle Katzen vor Erreichen des Alters von 6
Monaten sterilisiert sein.
In der Wallonie: Die nach dem 1. November 2017 geborenen Katzen müssen vor Erreichen
des Alters von 6 Monaten sterilisiert sein. Die vor dem 1. November 2017 geborenen Katzen
müssen bis spätestens 1. Januar 2019 sterilisiert sein.
In Flandern: Nach dem 1. April 2018 geborene Katzen müssen vor Erreichen des Alters von 5
Monaten sterilisiert sein. Die zwischen dem 1. September 2014 und dem 31. März 2018
geborenen Katzen müssen bis spätestens 1. Januar 2020 sterilisiert sein.

         2. Ist die Sterilisierung der Katzen wirklich notwendig?
       Ist das nicht gegen die Natur?

Laut der letzten föderalen Statistik wurden im Jahr 2013 insgesamt 32.315 Katzen in 119
belgischen Tierheimen aufgenommen, die an der Befragung des Ministeriums teilgenommen
haben. Von diesen Tieren mussten mehr als 10.574 eingeschläfert werden, und zwar deshalb,
weil für sie keine Adoptionsmöglichkeit bestand. Hinzu kommt noch die unmöglich
abzuschätzende Zahl der Katzenbabies aus „unerwünschten“ Würfen, die vorzugsweise
zuhause „entsorgt“ werden (z. B. durch Ertränken). Außerdem die Katzen, die beim Tierarzt
euthanasiert oder einfach auf die Straße geworfen werden.

Insofern sie nicht schon bei Geburt getötet oder hinterlassen werden, führen die
Streunerkatzen ein elendiges Leben. Oft leiden sie Hunger und sind der Kälte, Krankheiten
und Katzenfeinden ausgesetzt. In Anbetracht ständiger Gefahren durch Vergiftungen und
Unfälle ist die Lebenserwartung der Streuner relativ gering. Kurzum: Wir haben es mit einem
ernsten Problem der Überbevölkerung von Katzen zu tun, und die ersten Opfer sind die Tiere
selbst.

„Der Natur freien Lauf lassen“ hieße letztlich, dass aus einem einzigen Katzenpaar binnen 16
Monaten 36 weitere Katzen entstehen können. Das bedeutet für die meisten Katzen das
vorzeitige Todesurteil.
Demgegenüber bietet die Sterilisierung seriöse Vorteile für das (Über)Leben des Tieres. So
bleibt ein kastrierter Kater weiterhin unternehmungslustig; er wird allerdings sozialer und
anhänglicher. Er streunt weniger umher und markiert sein Territorium nicht mehr mit seinem
Urin. Auch neigt er weniger dazu Kämpfe mit Artgenossen auszutragen, was oft zu
Erkrankungen führt. Ein sterilisiertes Weibchen ist ruhiger, wird nicht mehr rollig und das
Risiko an Brustkrebs zu erkranken ist für sie geringer.

         3.   Sind die Kosten für eine Sterilisierung nicht eine zu große Investition?

Seine Katze sterilisieren zu lassen heißt nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung zu erfüllen,
es ist auch ein Zeichen von Bürgersinn. Die einmaligen Kosten hierfür sind überschaubar:
rund 70 € für einen Kater und 120 € für ein Weibchen. Im Verhältnis zu anderen Tierarztkosten
und zum Aufwand für die lebenslange Fütterung des Tieres sind die Sterilisierungskosten
eigentlich minimal. Und nicht zuletzt verursacht die Überbevölkerung der Katzen Kosten für
die Gesellschaft: Alleine in der Wallonie und in Brüssel beläuft sich das Budget der
öffentlichen Hand für die Sterilisierung von streunenden Katzen (die von nichtsterilisierten
Hauskatzen abstammen) auf 200.000 Euro im Jahr.

         4.   Besteht nicht die Gefahr,             dass     die   Hauskatze      durch    die
         Sterilisierungspflicht verschwindet?

Das Ziel, das mit dem Gesetz zur Sterilisierungspflicht verfolgt wird, ist die Lage bei der
Katzenschwemme zu verbessern. Zurzeit ist das Ungleichgewicht tragisch: 10.000 Katzen
müssen alleine aus Mangel an Platz euthanasiert werden. Es ist also illusorisch anzunehmen,
die Rasse der europäischen Hauskatze könnte durch diese Maßnahme verschwinden. Es ist
durchaus denkbar, die Gesetzgebung entsprechend abzufedern, sollte man feststellen, dass
auf Dauer sich das Gleichgewicht zwischen aufgegebenen und aus Tierheimen adoptierten
Katzen einpendelt.

         5.  Wird die verpflichtende Sterilisierung der Hauskatze nicht doch zu einer
         genetischen Verarmung der Hauskatzenpopulation führen?

Die Vermutung, dass die Katzenpopulation stark zurückgehen und dadurch ein kritisches
genetisches Niveau entstehen könnte, wodurch verwandte Individuen sich notwendigerweise
untereinander fortpflanzen müssten, ist unbegründet. Die minimale Anzahl Tiere, die
erforderlich ist um die genetische Vielfalt zu gewährleisten (höchstens einige Tausend
Exemplare) entspricht nur einem kleinen Teil der Katzen, die momentan in Tierheimen
zurückgelassen werden. Ganz zu schweigen von der ohnehin großen Anzahl Katzen (nahezu
zwei Millionen), die sich auf belgischem Grundgebiet befinden.

Außerdem führt die genetische Verarmung als solche nicht zu Krankheiten. Es ist die Inzucht,
die Krankheiten verursacht. Bei Rassehunden hingegen sind die Ursachen zahlreicher
medizinischer Probleme und die genetische Verarmung nicht etwa durch die geringe Anzahl
Vertreter einer bestimmten Rasse bedingt, sondern durch die beabsichtigte Inzucht, wodurch
Krankheit leichter ausbrechen können. Diese Situation gilt nicht für Katzen, die keinem
Rassestandard angehören und welche sich nicht mit artverwandten Individuen reproduzieren.

Einige neue Katzenrassen, die vor mehr als 50 Jahren „künstlich“ ausgewählt wurden, haben
weiterhin eine genetische Vielfalt; vergleichbar mit der von (rasselosen) Hauskatzen,
ungeachtet der künstlichen Auswahl, der geringen Anzahl Exemplare und der Inzucht.
Offensichtlich besteht durch die verpflichtende Sterilisierung keinerlei Gefahr für die
genetische Vielfalt der Katzen. Im Gegenteil: Die genetische Vielfalt und Integrität der wilden
Katze bleibt in besonderem Maße gewährleistet. Darauf wird auch in zahlreichen Studien
hingewiesen.

           6. Weshalb soll ich meine Katze sterilisieren lassen, wenn mir nicht der Sinn
           danach steht? Wieso will man alle Katzenhalter dazu zwingen? Ich habe
           ohnehin einen Kater; bin ich überhaupt betroffen?

Auf Grund ihrer Überbevölkerung sind die Katzen eigentlich die ersten Opfer der
Haustierwerdung. Sämtliche Tierheime und Akteure vor Ort beklagen die tragischen
Bedingungen unter denen Tausende und Abertausende (streunende) Katzen vegetieren
müssen. Seit jeher führt GAIA wie auch andere Vereinigungen Sensibilisierungskampagnen
durch, um die Verantwortlichen zu bewegen, ihr Haustier sterilisieren zu lassen. In Anbetracht
der offiziellen Statistiken sind diese Anstrengungen offensichtlich ungenügend um das
Problem tatsächlich lösen zu können.

Um Zehntausenden Tieren ein erbärmliches Leben und einen frühen Tod zu ersparen, war es
unerlässlich ein Gesetz zu verabschieden, das die Sterilisierung von Hauskatzen verpflichtend
vorschreibt. Es ist wichtig, diese Maßnahme als eine ethische Bürgerpflicht zu betrachten, die
verantwortungsbewusste Halter von Katzen ebenso erfüllen sollten wie die tierärztliche
Pflege, die sie ihren Tieren zuteil kommen lassen. Das gilt ebenso für den Eigentümer eines
Katers: Weil er nicht mit einem unerwünschten Wurf konfrontiert ist, heißt das nicht, dass er
keine Verantwortung zu übernehmen braucht.

Weil es die einzige Maßnahme ist, die zu einem lebensfähigen Gleichgewicht der
Katzenbevölkerung führen kann ist diese ganz im Geiste des Rahmengesetzes von 1986 über
den Schutz und das Wohlbefinden der Tiere. Sie kann mit dem Gesetz verglichen werden,
welches die Identifizierung aller Hunde in Belgien zur Auflage macht.

        7.   Weshalb verabschiedet man ein Gesetz, dessen Anwendung man nicht
        kontrollieren kann?

Es versteht sich wohl von selbst, dass man nicht jedes Haus überprüfen kann, ob die Katzen
gemäß den gesetzlichen Bestimmungen auch tatsächlich sterilisiert worden sind. Allerdings
schmälert dies keineswegs die Signalwirkung der Maßnahme als solche. Niemand erwartet,
dass 100 % der Katzen sterilisiert werden können, am allerwenigsten in den ersten Monaten
nach Verabschiedung des Gesetzes. Das war übrigens auch der Fall mit dem Gesetz, das die
Identifizierung von Hunden verpflichtend einführte, wie auch alle anderen verbindlichen
Maßnahmen, welche schwierig zu kontrollieren sind. Dennoch führen Sie schrittweise zu einer
Veränderung der Gepflogenheiten und sie werden zur Norm, wobei die soziale Kontrolle
natürlich eine positive Rolle spielt.

Auch die Besuche beim Tierarzt werden unweigerlich dazu beitragen, dass die
Sterilisierungspflicht für Hauskatzen respektiert wird. Neben dieser Verpflichtung ist
festzuhalten, dass jede Katze von nun an ebenfalls identifiziert werden muss und zwar mittels
eines Chips, auf welchem alle Informationen in einer nationalen Datenbank gespeichert sind.

       8.     Ich habe gehört, die Sterilisierung einer jungen Katze könnte gefährlich
       für das Tier sein.

Manche äußern Befürchtungen gegen die sogenannte „frühzeitige Sterilisierung“ von Katzen.
Diese Frage ist bereits Gegenstand gründlicher wissenschaftlicher Studien. Sie beweisen die
Unbedenklichkeit der Operationen zur Sterilisierung junger Katzen. Ganz davon abgesehen,
wird sie schon seit Jahrzehnten in vielen Ländern praktiziert.

Im Rahmen des Projekts „Sterycat“ haben Forscher der Universität Gent eine Langzeitstudie
über die Auswirkungen frühzeitiger Sterilisierung auf die Gesundheit der Katzen durchgeführt.
So wurden zwischen April 2010 und August 2012 insgesamt 800 Katzen aus Tierheimen
sterilisiert. 2/3 davon waren sehr junge Katzen (zwischen 8 und 12 Wochen alt) und ein Drittel
etwas ältere (zwischen 6 und 8 Monaten). Die Tiere wurden übrigens später adoptiert und ihre
Entwicklung während 24 Monaten von Tierärzten beobachtet.

Ergebnis: Solange vor und nach dem Eingriff einige einfache Maßnahmen getroffen werden
(Fütterung vor und nach der Operation; Vorhandensein einer Wärmequelle für die
Stabilisierung der Körpertemperatur); schafft die Betäubung keinerlei Probleme – weder bei
jungen noch bei erwachsenen Katzen. Des Weiteren haben die Forscher keine wesentlichen
Unterschiede in punkto Wachstum, Allergien, Körpergewicht Ausscheidungen oder etwa
Verhalten feststellen können. Zu guter Letzt sollte man nicht vergessen, dass auch die
Sterilisierung von jungen Katzen eine äußerst gängige Operation ist. Vor allem in den
Vereinigten Staaten wird sie schon seit Jahrzehnten praktiziert.

       9.     Heißt es nicht, eine Katze sollte wenigstens ein Mal in ihrem Leben
       trächtig gewesen sein?

Diese Aussage entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Im Gegenteil: Leider trägt sie
sogar zum Problem der Überbevölkerung der Katzen bei.
Für weitere Infos:

  www.gaia.be

Galerie Ravenstein 27
    1000 Brüssel

    info@gaia.be

    02/245 29 50
Sie können auch lesen