Kinder, Medien und COVID-19 - WIE KINDER IN 42 LÄNDERN MIT DEM LOCKDOWN IN DER CORONAKRISE 2020 UMGEHEN - BR

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Kinder, Medien und COVID-19 - WIE KINDER IN 42 LÄNDERN MIT DEM LOCKDOWN IN DER CORONAKRISE 2020 UMGEHEN - BR
FORSCHUNG

Kinder, Medien und COVID-19
WIE KINDER IN 42 LÄNDERN MIT DEM LOCKDOWN IN DER
CORONAKRISE 2020 UMGEHEN
Maya Götz, Caroline Mendel1

In einer internationalen Studie                        das Jugend- und Bildungsfernsehen       schwankte je nach Land zwischen n=50
wurden Kinder in 42 Ländern dazu                       (IZI) in Kooperation mit der Stiftung   und n=698. In Deutschland nahmen
befragt, wie sie die Coronakrise er-                   PRIX JEUNESSE und in Zusammenarbeit     100 Kinder an der Befragung teil.3
leben, wie sie Medien zurzeit nutzen                   mit über 50 Wissenschaftler*innen und   Die Stichprobe und insbesondere die
und welches Wissen sie über das                        Produzent*innen weltweit. Im Folgen-    Teilstichproben können keinen Anspruch
Coronavirus haben.                                     den eine Zusammenfassung einiger        auf Repräsentativität erheben. Schon
                                                       Ergebnisse.                             durch die notwendigen Medien (Home-
Die COVID-19-Pandemie führte in                                                                computer mit Internetanschluss) und
vielen Ländern zu radikalen Ände-                                                              die benötigte Lesekompetenz werden
rungen im Alltagsleben von Kindern. METHODE                                                    Teile der Bevölkerung in den jeweiligen
Schulen und Kindertagesstätten                                                                 Ländern ausgeschlossen und Kinder aus
wurden geschlossen, Veranstaltungen Die Befragung fand mittels eines                           bildungsorientierten Milieus bevorzugt.
abgesagt, Ausgangssperren verhängt Online-Fragebogens für Kinder im
und Grenzen geschlossen. Was sonst Alter von 9 bis 13 Jahren statt.
den Alltag von Kindern bestimmt und Die Feldzeit der Datenerhebung lag ERGEBNISSE
strukturiert, wie Schulbesuch, Freizeit- zwischen dem 31. März und dem
unternehmungen oder das Treffen mit 26. April 2020 und umfasste damit in Die Situation von Kindern
Freund*innen, war plötzlich nicht mehr den meisten Ländern die Hochphase ­unter Lockdown-Bedingungen
möglich. Wie erleben Kinder weltweit der Lockdown-Maßnahmen.
diese Situation, was wissen sie zum Die endgültige Gesamtstichprobe »Ich bin schon lange nicht mehr draußen
                                                                                              gewesen und es ist ein komisches Gefühl,
Thema COVID-19 und welche Rolle umfasste 4.322 Kinder (n=1.968 Jungen rund um die Uhr eingesperrt zu sein.« (Jun-
spielen die Medien in ihrer Situation?      und n=2.306 Mädchen, 29 machten ge, Chile, 11 Jahre)
Erste Studienergebnisse zeigen, dass der keine Angabe und 19 gaben sich als di-
Medienkonsum deutlich anstieg (Dubit, vers an) in 42 Ländern (siehe auch Seite
2020) und viele Kinder Gefühle wie 10 in dieser Ausgabe)2 und mit einer Welche Veränderungen gab es?
Langeweile und Isolation erlebten (Save relativ ausgeglichenen Altersverteilung
the Children, 2020). Dabei sind Kinder, (d. h. zwischen 18 % und 21 % pro Die meisten der teilnehmenden Kinder
deren Schulen geschlossen und direkte Alterskohorte). Die Anzahl der Kinder berichteten, dass sie zum Zeitpunkt der
Kontakte mit Freund*innen einge-                                                                     Studie nicht mehr die Schule be-
schränkt sind, einerseits weltweit                                                                   suchten. 6 von 10 Kindern (59 %)
sehr ähnlich betroffen, und doch                                                                     gaben an, sie hätten Online-
sind die Herausforderungen sehr                                                                      Unterricht. Von denen, die dies
unterschiedlich, wie Fallstudien aus                                                                 nicht hatten, berichteten einige,
einer World-Vision-Studie (2020)                                                                     dass ihnen der Internetzugang
zeigen konnten. Wo Ähnlichkeiten                                                                     fehle, wie in Kuba, oder dass die-
und Unterschiede liegen, wie Kin-                                                                    ser teuer sei, wie in Südafrika und
                                      © steklo/123rf

der weltweit mit diesen Anforde-                                                                     der Demokratischen Republik
rungen umgingen, welche Bewäl-                                                                       Kongo. In wieder anderen Fällen
tigungsstrategien sie ent­wickelten Abb. 1: Kinder in 42 Ländern (9-13 Jahre) wurden befragt, wie    wurde kein Online-Unterricht
und wie sie in diesem Kontext sie die Coronakrise erleben, was sie über COVID-19 wissen              angeboten. Die meisten Kinder
Medien nutzten, untersuchte das und welche Rolle die Medien in dieser Situation spielen              gaben an, dass sie zu Hause
Internationale Zentralinstitut für                                                                   bleiben müssten und keine

4                            33/2020/1
FORSCHUNG

                                                                                              glieds, wie z. B. »Vater« oder »Mutter«,
                                                                                              wobei »Vater« weitaus häufiger als
                                                                                              »Mutter« genannt wurde. Ein 12-Jähri-
                                                                                              ger aus Österreich schrieb zum Beispiel:
                                                                                              »Mein Vater trinkt viel und ist jetzt nicht
                                                                                              mehr mit seinen Freunden unterwegs, son-
                                                                                              dern daheim.«
                                                                                              Eine weitere emotional schwierige
                                                                                              Herausforderung sind Auseinander-
                                                                                              setzungen mit Geschwistern.

                                                                                              Gefühle
Abb. 2: Die häufigsten Ängste der Kinder in Bezug auf das Coronavirus (n=4.200)
                                                                                              »Ich bin besorgt.« (Mädchen, Chile, 10 Jahre)
                                                                                              Die besondere Situation geht mit hohen
                                                                                              emotionalen Anforderungen einher (sie-
Freund*innen besuchen dürften – außer            10 Kindern (63 %) berichteten, dass die      he auch vom Orde in dieser Ausgabe).
in Kuba und Taiwan, wo dies nur auf              Umstände, unter denen sie lebten, ihre       Mehr als ein Drittel der Kinder (35 %)
wenige Kinder zutraf. Die Hälfte der             Situation nochmals verschärften. Über        nahmen ihre Eltern als »sehr besorgt«
Kinder (49 %) berichtete, dass ihre Eltern       ein Viertel dieser Kinder gab an, sie sei-   über die Situation wahr. Die höchsten
nicht mehr zur Arbeit gingen. Nur wenige         en Einzelkind ohne Geschwister zum           Anteile waren in diesem Zusammenhang
gaben an, sich selbst krank zu fühlen oder       Spielen. Dies war in unserer Stichprobe      in Brasilien (75 %) und Ägypten (68 %)
dass Freund*innen sich so fühlten.               besonders häufig bei den 9-Jährigen der      zu verzeichnen, die niedrigsten dagegen
Wenn sie frei beschreiben konnten,               Fall, von denen sich mehr als ein Drittel    in Dänemark (9 %) und Österreich (9 %).
was sich verändert hat, antworteten              (35 %) als Einzelkind bezeichnete.           Dies korrespondiert mit den Ergebnissen
Kinder häufig, dass sie sich langweilten         Mehr als eines von 5 Kindern erlebte sein    einer Untersuchung zum Stressniveau bei
und ihre Freund*innen vermissten. Sie            Zuhause als »sehr laut« und »sehr klein«     Erwachsenen in verschiedenen Ländern,
beschrieben aber auch Gefühle von                und gab an, dass es mit einer Person zu-     in der Dänemark sich unter den Ländern
Stress, Angst, Sorge und Frustration.            sammenwohnte, die einer Risikogruppe         mit dem nach Selbstauskunft niedrigsten
Ein Kind, das sich als nicht-binär/divers        angehört. Im Durchschnitt gab knapp          Stressniveau unter Erwachsenen befindet
bezeichnet, schrieb zum Beispiel zur             jedes fünfte Kind weltweit (19 %) an,        (Travaglino et al., 2020). In Deutschland
Frage, was sich in seinem/ihrem Leben            seine Eltern hätten Schwierigkeiten,         nahm jedes fünfte befragte Kind (20 %)
durch die Coronakrise verändert hat:             Lebensmittel zu kaufen. Die meisten          in unserer Studie seine Eltern als »sehr
»Ich habe Probleme mit Angstgefühlen und         Schwierigkeiten, in der Krise Lebens-        besorgt« wahr.
keine Freund*innen sind da, die einem helfen     mittel zu kaufen, zeigten sich – bedingt     Wir baten die Teilnehmer*innen, auf
könnten.« (Vereinigtes Königreich, 12 Jahre)     durch das US-Embargo – in Kuba (78 %),       einer 6-stufigen Skala anzugeben,
Einige Kinder fühlten sich gestresst,            die niedrigsten in Japan, Polen und im       wie beunruhigt sie persönlich waren.
weil sie so viele Dinge zu tun hätten,           Iran, wo kein Kind dies als Problem angab.   Mehr als die Hälfte der Kinder (52 %)
und andere, dass sie dem Stress zu               Der zweitniedrigste Wert zeigt sich in       bezeichnete sich als zumindest ein biss-
Hause nicht entkommen könnten:                   Deutschland mit 2 %.                         chen beunruhigt, während die andere
»Dass ich von daheim nicht flüchten kann,        Manche Kinder erwähnten bei der              Hälfte (48 %) angab, überhaupt nicht
wenn alles zu viel wird.« (Junge, Österreich,    Beschreibung der besonderen Heraus-          beunruhigt zu sein. Eines von 5 Kin-
12 Jahre)                                        forderungen, die sie erlebten, dass ihre     dern (20 %) bezeichnete sich als »sehr
                                                 Familie in einer schwierigen finanziellen    beunruhigt«.
Manche Kinder stehen vor be-                     Lage sei. Ein Beispiel: »Das Gehalt meiner   Dabei fielen deutliche Unterschiede
sonderen Herausforderungen                       Mutter wurde gekürzt, weil die Firma,        zwischen den Weltregionen auf:
                                                 in der sie arbeitet, weniger Einnahmen       Während in Subsahara-Afrika 4 von
»Wir sind eine große Familie und im Moment       hat.« (Mädchen, Taiwan, 13 Jahre)            10 Kindern nach eigener Einschätzung
sind alle zu Hause, da ist es schwierig, einen   Einige Kinder bezeichneten ihre Familie      »sehr beunruhigt« waren, traf dies nur
Platz zu finden, wo man von niemandem
                                                 selbst als »besondere Herausforde-           auf eines von 10 Kindern in Nordame-
gestört wird.« (Junge, Russland, 10 Jahre)
                                                 rung« und antworteten auf unsere             rika (8 %), Ozeanien (9 %) und Europa
Die Lebensumstände von Kindern                   diesbezügliche Frage lediglich mit der       (10 %) zu. Der höchste Anteil fand sich
sind verschieden und mehr als 6 von              Nennung der Rolle des Familienmit-           in Tansania (73 %).4

                                                                                              33/2020/1                                  5
FORSCHUNG

Die häufigsten Ängste                        Bereichen sehr dicht am weltweiten
»Eine meiner Schwestern hat Asthma, meine
                                             Durchschnitt. Sie haben Angst, dass ein     WELCHE MEDIEN WERDEN
Oma hatte zwei Lebertransplantationen und    Familienmitglied erkrankt (88 %), dass      WÄHREND DES LOCKDOWN
ist sehr empfindlich und ich habe Angst um   sie ihre Großeltern für lange Zeit nicht    MEHR GENUTZT?
meine Schwester.« (Mädchen, Vereinigtes      besuchen können (81 %) und Urlaubs-
Königreich, 10 Jahre)                        pläne gecancelt werden müssen (76 %).       Wie erste Studien zeigen (siehe auch
                                             Dies sind alles Ängste, die zumindest       vom Orde in dieser Ausgabe), nahm
Die größten Ängste der befragten             berechtigt sind. Wo sie weniger Angst       die Mediennutzung während des Lock-
Kinder bezogen sich darauf, dass ein         haben als Kinder in anderen Ländern der     down deutlich zu. Wir baten unsere
Familienmitglied krank werden würde          Welt, ist, dass ihre Haustiere krank wer-   Studienteilnehmenden, 3 Medien aus
und dass sie ihre Großeltern und andere      den könnten (weltweiter Durchschnitt        einer Liste mit 21 Optionen auszuwäh-
Verwandte über lange Zeit nicht würden       38 % vs. Deutschland 21 %), dass sie        len, die sie im Zuge der Coronakrise
besuchen können. Diese Ängste finden         niemals wieder zur Schule gehen kön-        verstärkt nutzten. Weltweit gab fast
sich in unserer Stichprobe weltweit in       nen (weltweiter Durchschnitt 55 % vs.       die Hälfte der Kinder (47 %) an, Fern-
sehr ähnlichem Ausmaß (Abb. 2).              Deutschland 29 %) oder dass sie sehr viel   sehen nun deutlich mehr zu nutzen.
6 von 10 Kindern gaben an, sie seien         Schulstoff verpassen (weltweiter Durch-     Besonders hoch war der Anteil in den
besorgt, selbst krank zu werden. Dieser      schnitt 62 % vs. Deutschland 46 %). Der     Weltregionen Subsahara-Afrika (79 %)
Prozentsatz variiert zwischen den Län-       deutlichste Unterschied liegt bei der       und arabisch/persischer Raum (61 %).
dern erheblich und liegt am höchsten in      Angst, selbst krank zu werden (weltwei-     Im Ländervergleich fand sich der höchs-
Japan (93 %) und Taiwan (86 %) und am        ter Durchschnitt 60 % vs. Deutschland       te Anteil in Kuba (91 %) und Tansania
niedrigsten in Neuseeland (31 %), Öster-     38 %). All dies sind Ängste, die als we-    (90 %), wo Fernsehen u. a. aus Mangel
reich (35 %) und Deutschland (38 %).         niger angemessen eingeschätzt werden        an kostengünstigen Internetverbindun-
Dies liegt vermutlich unter anderem          können. Insofern lässt sich hier sagen:     gen die erste Wahl für Kinder war.
an der Dauer, mit der ein Land mit der       Die befragten Kinder in Deutschland         Bei den in Deutschland befragten
Coronakrise lebt, und der Berichterstat-     schätzten die Gefahren im weltweiten        Kindern zeigte sich im Vergleich eine
tung. In Japan waren mehrere Kinder          Vergleich angemessener ein als Kinder       extreme Bandbreite von Medien, die
schwer erkrankt, worüber in Zeitungen        aus anderen Ländern.                        vermehrt genutzt wurden. Das Handy
ausführlich berichtet                                                                                    steht an erster Stelle
wurde. Weniger Kin-                                                                                      (34 %), gefolgt von Tablet
der hatten die Sorge,                                                                                    (30 %), YouTube (27 %),
ihr Haustier könnte                                                                                      Musik (25 %), Büchern
krank werden.                                                                                            (25 %) und WhatsApp
Kinder, die mit                                                                                          (21 %), erst dann folgt
besonderen He-                                                                                           das Fernsehen (19 %).
rausforderungen                                                                                          Es sind dabei vor allem
zure chtkommen                                                                                           die befragten Jungen, die
müssen, die bei-                                                                                         das Handy mehr nutzen
spielsweise mit                                                                                          (40 %), während bei den
mehreren Personen                                                                                        Mädchen WhatsApp
in beengten und                                                                                          ganz vorne steht (33 %).
lauten Verhältnissen
zusammenwohnen,
beschrieben sich als                                                                                     DIE FUNKTIONEN
beunruhigter als                                                                                         VON MEDIEN IN
Kinder, die für sich                                                                                     ZEITEN DES LOCK-
keine besonderen
                                                                                                         DOWN
Herausforderungen
in der Wohn- oder                                                                                        Die Kinder nannten
Familiensituation                                                                                        3 Hauptgründe, wes-
wahrnahmen.                                                                                              wegen sie sich während
Die in Deutschland                                                                                       des Lockdown Medien
befragten Kinder Abb. 3: Funktionen von Medien befragter Kinder in Deutschland vs. weltweit              zuwandten (Abb. 3):
liegen in vielen                                                                                         als Mittel gegen Lan-

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FORSCHUNG

geweile, um sich mit Freund*innen zu        Stress produzierenden Momenten des
unterhalten und gemeinsamen Inte­           Mediums zu finden.                            WISSEN ÜBER COVID-19
ressen nachzugehen und um Material
für die Schule zu recherchieren. 7 von      Medien als Informationsquelle                 Wo trat das Virus zuerst in
10 Kindern gaben an, sich mithilfe von                                                    Erscheinung?
                                            über das Coronavirus
Medien Informationen zu beschaffen
und sich ein Bild von aktuellen Ereignis-   Knapp 8 von 10 Kindern (78 %) hatten          Wir stellten den Kindern verschiedene
sen zu machen, und 6 von 10 Kindern         das Gefühl, im Internet alle notwendi-        Fragen zu ihrem Wissen über Corona/
nannten als Grund, sich vom aktuellen       gen Informationen über das Corona­            COVID-19. Die meisten Kinder (95 %)
Geschehen abzulenken (Eskapismus).          virus zu finden. Bei den in Deutschland       gaben an, sie wüssten, in welchem
Weniger Kinder nutzten Medien, um           befragten Kindern liegt der Anteil nicht      Land das Virus zuerst auftrat, und
einen Tagesplan zu erstellen oder sich      ganz so hoch (63 %). Gerade angesichts        die meisten davon (97 %) nannten
Freiraum abseits der Familie zu schaffen.   der vielen unrichtigen Informationen,         richtigerweise China. In Kuba gaben
                                            die sich im Netz finden, ist dies als nicht   5 Kinder die USA an, was vermutlich
Medien zur Emo­tionsregulation              unproblematisch einzuschätzen.                mit dem US-Embargo gegen Kuba
                                            Mehr als 6 von 10 Kindern (65 %) äußer-       zusammenhängt. Für Kinder könnte
Medien übernahmen eine Funktion             ten, dass sie gern aus den Kinder­medien      der Eindruck entstehen, die USA seien
bei der Regulation von Emotionen. Die       mehr über das Coronavirus erfahren            der Aggressor und schuld an allen
Hälfte der Kinder gab an, Medien zu         würden. Am höchsten lag der Anteil bei        Facetten ihrer derzeitig schwierigen
nutzen, wenn sie sich traurig fühlten.      den in Tansania (92 %) und der Domini-        Lebenslage. Die meisten der befragten
Fast 6 von 10 nutzten Medien, wenn sie      kanischen Republik (89 %) befragten Kin-      Kinder in Deutschland (95 %) meinten,
sich einsam fühlten, und mehr als ein       dern. Bei den in Deutschland Befragten        sie wüssten, wo das Virus das erste
Drittel bei Gefühlen von Angst. 8 von       würden 77 % der Kinder gerne mehr über        Mal aufgetreten ist, und liegen zum
10 Kindern berichteten, dass es sie beru-   Corona im Kinderfernsehen erfahren.           allergrößten Teil damit richtig (99 %).
hige, mit Freund*innen und Verwandten       Nahezu die Hälfte der Kinder in unse-
über soziale Medien (z. B. Instagram,       rer Studie gab an, von (Erwachsenen-)       Gefährdete Gruppen
WhatsApp) zu kommunizieren. Außer-          Nachrichten über das Coronavirus
dem half Fernsehen oder das Ansehen         genug zu haben, und dass sie darüber        In Bezug auf das Wissen über die durch
von YouTube-Videos den Kindern nach         nichts mehr sehen, hören oder lesen         COVID-19 am stärksten gefährdeten
eigener Einschätzung, Stress abzubauen.     wollten. Ebenso viele gaben an, dass        Gruppen wussten 9 von 10 Kindern
Studien zufolge können Medien eine          Nachrichten über das Coronavirus ih-        (92 %), dass Erwachsene ab 60 Jahren
große Rolle in der Identitätsarbeit von     nen Angst machten. 4 von 10 Kindern         als Risikogruppe gelten. Etwas weniger
Kindern spielen (Götz, 2014), sie können    gingen Nachrichten über COVID-19 da-        Kinder, jedoch immer noch die Mehr-
jedoch auch zu negativen Auswirkungen       her gezielt aus dem Weg. Kinder suchen      heit (76 %), wusste, dass Menschen
wie emotionalem Stress beitragen (z. B.     und wünschen sich Informationen zur         mit Lungenerkrankungen gefährdet
Abi-Jaoude et al., 2020; Hoge et al., 2017),Situation und Problemlage. Diese Infor-     sind. Allerdings wusste etwas weniger
dies insbesondere bei zu langer Nutzung     mationen sollten jedoch verständlich        als die Hälfte der Kinder, dass Perso-
(z. B. MacDool et al., 2016). Aus der Sicht und nicht beängstigend sein.                nen mit Diabetes stärker als andere
von Kindern sind diese                                                                                        gefährdet sind.
Effekte jedoch schwer                                                                                         Ein relativ gro-
zu erkennen. Für sie                                                                                          ßer Prozentsatz
sind Medien Informati-                                                                                        der Kinder
onsträger, ermöglichen                                                                                        (17 %) war der
Fernunterricht und                                                                                            Ansicht, Babys
bieten eine Möglich-                                                                                          seien in diesem
keit, mit Freund*innen                                                                                        Zusammen-
trotz Lockdown in Kon-                                                                                        hang besonders
takt zu bleiben. Hier ist                                                                                     gefährdet, und
dringend Medienkom-                                                                                           12 % sahen
petenz gefragt, um                                                                                            Erwachsene im
eine Balance zwischen                                                                                         Alter von 40 bis
den hilfreichen und Abb. 4: Richtige Antworten zu Fake News – Kinder in Deutschland vs. weltweit              59 Jahren als Ri-
den bei den Kindern                                                                                           sikogruppe an.

                                                                                          33/2020/1                            7
FORSCHUNG

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                                                                          decken«         mehrere Arten des Coronavirus gibt
                                                                          (21 %), »mit    und nur dieses spezielle Virus neu ist.
                                                                          den Händen      Insgesamt konnten viele Kinder Fake
                                                                          nicht in das    News als solche identifizieren. Von
                                                                          Gesicht fas-    den befragten Kindern erkannten
                                                                          sen« (18 %),    1.444 Kinder alle Fake-News-Items kor-
                                                                          »Menschen-      rekt (34 %). Weitere 1.421 Kinder gaben
Abb. 5: Anteil »sehr beunruhigter« Kinder im Verhältnis zu ihrem Wissen   mengen          eine falsche Antwort (34 %). 18 % (748
                                                                          meiden«         Kinder) gaben 2 falsche Antworten
                                                                          (18 %) und      und eine Minderheit beantwortete
Hauptsymptome                                    »nicht in die Nähe von kranken           3, 4 oder alle Fake-News-Items falsch
                                                 Menschen gehen« (15 %).                  (3=292; 4=148; alle=147).
Die meisten Kinder konnten die Symp­ Die konkreten Tätigkeiten »Hände                     Bei den in Deutschland befragten
tome von COVID-19 richtig nennen. waschen« und »zu Hause bleiben«,                        Kindern liegt der Anteil der Kinder,
9 von 10 setzten einen Haken bei die auch in allen Schulungsmaßnah-                       welche die abgefragten Fake News rich-
der Antwort »Husten« und etwa 8 men und Medien oft genannt werden,                        tig identifizieren konnten, besonders
von 10 nannten »Fieber« (83 %) und haben sich bei fast allen Kindern be-                  hoch (Abb. 4).
»Atemschwierigkeiten« (79 %) als sonders gut memoriert.
auffällige Symptome. Hier gab es kaum                                                     Wissen und Ängste
Altersunterschiede hinsichtlich des Fake News und Gerüchte
Wissens zu den häufigen Symptomen                                                         Werden die Daten zum Wissen in
»Husten« und »Fieber«, allerdings war In unserem Fragebogen präsentierten                 Bezug zu den Ängsten der Kinder
das Symptom »Atemschwierigkeiten« wir den Kindern 5 Aussagen – 4 Gerüch-                  gesetzt, zeigt sich eine deutliche
den 9-Jährigen etwas weniger (72 %) te und eine Tatsache – und fragten sie,               Tendenz: Die Kinder, die nach ihrer
und den 13-Jährigen besser bekannt ob die betreffenden Aussagen richtig                   Selbstbeschreibung »sehr beunruhigt«
(82 %). Die Hauptsymptome waren also oder falsch seien. Viele der Kinder konn-            waren, verfügten eher über geringeres
weitestgehend bekannt.                           ten die Fake News identifizieren. 87 %   Faktenwissen. Der Anteil von Kindern,
Mehr als eines von 5 Kindern (23 %) wussten, dass Ibuprofen kein Heilmittel               die »sehr beunruhigt« sind, ist unter
hielt »Niesen« für ein Hauptsymptom gegen COVID-19 ist, und viele (84 %)                  denen, die alle Fragen richtig beant-
von COVID-19. Besonders hoch ist der antworteten richtig, dass Knoblauch                  worteten, hingegen nur 15 %, und 35 %
Anteil in Neuseeland (36 %), wo »Nie- eine Infektion nicht verhindern könne.              unter denen, die keine Frage richtig be-
sen« auf den offiziellen Informations- Hierbei zeigen sich jedoch deutliche               antworteten (Abb. 5). Die signifikante
seiten des Gesundheitsministeriums als internationale Unterschiede. Von den               Tendenz: Kinder, die mehr wissen, sind
Symptom genannt wird.                            Kindern in der Türkei beispielsweise     weniger häufig stark beunruhigt.
                                                 wussten 30 % dies nicht. Berichte, wo-   Dieselben Tendenzen fanden wir
Wie man sich selbst und andere nach Knoblauch gegen das Coronavirus                       in Bezug auf das Wissen der Kinder
                                                 schütze, waren über Wochen durch die     über Fake News. Je mehr Gerüchten
schützt
                                                 Presse gegangen (Pembecioğlu et al.,     die Kinder Glauben schenkten, umso
Zur Frage »Wie schütze ich mich 2020). Auch hinsichtlich des Gerüchts,                    mehr gaben sie an, »sehr beunruhigt«
selbst und andere vor einer Infektion dass es helfe, sich am ganzen Körper mit            zu sein. Diese Korrelation bedeutet
mit dem Coronavirus?« boten wir Alkohol oder Chlor zu besprühen, um                       nicht automatisch eine Kausalität
den Kindern 14 Antwortmöglichkei- Viren abzutöten, die schon im Körper                    und andere Faktoren können hier be-
ten an, von denen 8 richtig waren. sind, wussten 8 von 10 Kindern, dass dies              deutsam sein. Dennoch lässt sich aus
Wir baten die Teilnehmer*innen, nicht stimmt. In einer ähnlichen Grö-                     diesem Muster die Hypothese ableiten,
3 Antworten auszuwählen. Die häu- ßenordnung liegt auch das Wissen, dass                  dass Kinder, die gut informiert sind
figsten Antworten waren »oft und das Coronavirus durch eine ausländische                  und über Wissen verfügen, weniger
gründlich Hände waschen« (90 %) Regierung als Waffe erschaffen wurde                      »stark beunruhigt« sind. Entsprechend
und »zu Hause bleiben« (70 %), mit – eine Vorstellung, die einem Thriller                 verwundert es auch nicht, dass die in
deutlichem Abstand gefolgt von gleicht und ein ständiges Bedrohungs-                      Deutschland befragten Kinder, die im
»Abstand halten« (38 %), »beim szenario hervorruft. Von den in der                        weltweiten Vergleich gut informiert
Husten und Niesen Mund und Nase Türkei befragten Kindern sieht nahezu                     sind, weniger unangemessene Ängste
mit einem Taschentuch oder dem jedes zweite (43 %) dies als Realität an.                  haben.

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FORSCHUNG

                                              telpunkt stellen und gezielt Unterstüt-
FAZIT: DIE NOTWENDIGKEIT                      zung anbieten, damit Heranwachsende
                                                                                                             LITERATUR
VON QUALITÄTSMEDIEN                           diese Zeit meistern können.                                    Abi-Jaoude, Elia, Naylor, Karline Treurnicht & Pignatiello,
                                                                                                             Antonio (2020). Smartphones, social media use and youth
                                                                                                             mental health. Canadian Medical Association Journal
Krisen finden statt, und wie diese Pan-                                                                      (CMAJ), 192(6), 136-141. Verfügbar unter: https://www.
demie zeigt, können sie Kinder welt-                                                                         cmaj.ca/content/cmaj/192/6/E136.full. pdf [18.5.20]
weit in eine Situation bringen, die sie        ANMERKUNGEN                                                   Dubit (2020). Kids and media in the time of corona. Un-
                                                                                                             veröffentlichter Bericht, 24. April 2020. London: Dubit.
so vorher noch nicht kannten. Medien
                                                                                                             Götz, Maya (2014). TV-Hero(in)es of boys and girls. Recep-
spielen insbesondere in dieser Zeit eine       1
                                                   In Zusammenarbeit mit Dafna Lemish, Nancy Jen-            tion studies of favorite characters. Frankfurt: Peter Lang.
                                                   nings, Rebecca Hains, Fatima Abdul, Meryl Alper,
wichtige Rolle, denn durch sie kommen              Hania Asgari, Hadiza Babayaro, Catherine Blaya,           Hoge, Elizabeth, Bickham, David & Cantor, Joanne
Kinder an Schulstoff und können mit                Dina Borzekowski, Sandra Cadavid, Anne-Linda Ca-          (2017). Digital media, anxiety, and depression in
                                                   merini, Beth Carmona, Cynthia Carter, Mussa Cha-          children. Pediatrics, 140(2), 76-80. Verfügbar unter:
Freund*innen kommunizieren und                     le, Mareike Düssel, Aldana Duhalde, Andria Gayed,         https://pediatrics.aappublications.org/content/140/
nicht zuletzt ihre Langeweile vertrei-             Patricia Núñez Gómez, Macarena García González,           Supplement_2/S76 [18.5.20]
                                                   Yuval Gozansky, Eileen Sanabria Herrera, Kirsten
ben. Medien werden gerade in dieser                Huang, Liselot Hudders, Yisra Al-Haj Hussein, Hayuki
                                                                                                             Liang, Leilei et al. (2020). The effect of COVID-19 on
                                                                                                             youth mental health. Psychiatric Quarterly, 21. April
Zeit aber auch gezielt zur Emotions-               Ishikawa, Ruchi Kher Jaggi, Colleen Russo Johnson,        2020. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/
                                                   Andreas Klempin, Jennifer Kotler, Cheryl Kotwal,
kontrolle eingesetzt. Umso wichtiger               Geoff Lealand, Sun Sun Lim, Thomas Enemark Lund-
                                                                                                             pubmed/32319041 [18.5.20]

ist es, dass den Kindern gerade unter              tofte, Mónica Maruri, Giovanna Mascheroni, Markus         MacDool, Emily, Powell, Philip, Roberts, Jennifer & Tay-
                                                   Mendel, Máire Messenger-Davis, Joél Mulongo, Diana        lor, Karl (2016). Social media use and children’s well-
diesen besonderen Bedingungen al-                  Nastasia, Sorin Nastasia, Christina Ortner, Grace Tor-    being. Bonn: Institute of Labor Economics (IZA). Ver-
tersgerechte Medien zur Verfügung                  res Panganiban, Nilüfer Pembecioğlu, Martina Peštaj,      fügbar unter: http://ftp.iza.org/dp10412.pdf [18.5.20]
                                                   Adrianna Ruggiero, Ulises Soto Ruiz, Isolde Stanczak,     Ohikere, Onize (2020). Tanzania’s troubling response
stehen, die achtsam mit ihren Sorgen               Jeanette Steemers, Fadi Taher, Sandra Téllez, Moses       to COVID-19 International. The country’s leadership
und Nöten, ihren Anliegen und Iden-                Tholley, Ekatarina Yakusheva, Andrew Zi Han Yee           faces criticism for its reaction to the pandemic. World.
                                                                                                             Verfügbar unter: https://world.wng.org/­content/
titätsthemen umgehen.                          2
                                                   Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien,
                                                                                                             tanzania_ s _ troubling _ response _ to_ covid_19
                                                   Chile, Dänemark, Demokratische Republik Kongo,
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass             Deutschland, Dominikanische Republik, Ecuador,            [18.5.20]
viele Kinder Informationen zur Situati-            Frankreich, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, Kana-   Pembecioğlu, Nilüfer, Uğur, Gündüz & Aydoğdu, Akin
                                                   da, Kolumbien, Kuba, Libanon, Malaysia, Mexiko,           (2020). Medya ve Bilgi Kirliliği. Bölüm 8, 1-36.
on in den Medien suchen. Das Internet              Neuseeland, Nigeria, Österreich, Philippinen, Polen,
                                                   Russland, Schweiz, Singapur, Slowenien, Spanien,          Save the Children (Hrsg.) (2020). Corona in Deutschland:
ist dabei für sie eine Quelle, sie erhoffen        Südafrika, Syrien, Taiwan, Tansania, Thailand, Tsche-     Was Kindern und Eltern Sorgen macht. 16.04.2020.
sich aber auch verstehbare und nicht               chische Republik, Türkei, USA, Vereinigtes Königreich     Verfügbar unter: https://www.­savethechildren.de/
                                                                                                             news/ corona-in-deutschland-was-­kindern-und-eltern-
beängstigende Erklärungen aus dem              3
                                                   Ausgehend von einer qualitativen Explorativstudie         sorgen-macht [18.5.20]
                                                   mit n=20 Kindern entwickelte ein internationales
Fernsehen. Konnten sie sich dann                   Team einen Online-Fragebogen (SoSci-Survey) mit           Travaglino, Giovanni, Lieberoth, Andreas & Coll Martín,
angemessenes Faktenwissen aneignen                 19 geschlossenen und offenen Fragen. Dieser wurde         Tao (2020). How is the COVID-19 Pandemic affecting
                                                   in 26 Sprachen übersetzt und online gestellt und          Europeans’ lives? A report of the COVIDiSTRESS global
und haben sie genügend Medienkom-                  in 53 Ländern gezielt beworben. Rekrutiert wurde          survey. Bericht zur Datensammlung 30.3.-20.4.2020.
petenz, um Fake News zu identifizieren,            nach dem Schneeballsystem, es wurden pädago-              World Vision (Hrsg.) (2020). Children’s voices in times
                                                   gische Institutionen angesprochen und in einigen
sind sie weniger »stark beunruhigt«.               Ländern wurde die Erhebung über die sozialen Me-
                                                                                                             of COVID-19. Continued child activism in the face of
                                                                                                             personal challenges. World Vision International. Ver-
Die in Deutschland befragten Kinder                dien beworben. Die mehrfach pre-getestete Dauer           fügbar unter: https://www.worldvision.de/sites/world-
                                                   des Ausfüllens lag bei 15 Minuten. Hinzu kam die
erweisen sich im weltweiten Vergleich              Einverständniserklärung von Eltern und Kindern. Die
                                                                                                             vision.de/files/pdf/WV_report_childrens_voices_
                                                                                                             in%20 times_of_COVID-19%20Final.pdf [18.5.20]
als gut informiert und haben weniger               nach der Erhebung errechnete Ausfüllzeit inklusive
                                                   Einverständniserklärung der Eltern und Kinder lag
unangemessene Ängste. Einer der                    bei 18:40 Min. Insgesamt begannen 9.563 Kinder den        DIE AUTORINNEN
Hintergründe ist dabei, dass ihnen                 Online-Fragebogen und 4.267 Kinder beendeten ihn.
                                                   Hinzu kamen 55 Kinder in Kuba, die ihre Antwor-
altersgerechte Informationen wie die               ten in ein PDF-Dokument eintrugen, da die meisten
Nachrichtensendung logo! zur Verfü-                Haushalte in Kuba keinen Internetzugang haben.
                                                   Für das endgültige Sample wurden nur Länder mit
gung stehen. In Ländern wie Malaysia               einer Stichprobengröße von mindestens n=50 Kin-
oder Tansania, wo dies nicht der Fall ist,         dern berücksichtigt. Es wurde ein automatisierter
                                                   Qualitätstest der Daten durchgeführt, woraufhin die
stehen Kinder unter einem sehr viel hö-            Daten eines Landes (Sierra Leone) wegen mangelnder
                                                   Datenqualität aus dem Sample genommen wurden.
heren emotionalen Druck. In Ländern                In der Auswertung wurden die Daten statistisch nach
mit einem hohen Anteil an Fake News                Geschlecht und Land gewichtet und in Rücksprache
                                                   mit lokalen Partner*innen in Weltregionen gruppiert.
im öffentlichen Diskurs müssen Kin-
                                               4
                                                   Hintergrund hierfür könnten u. a. widersprüchliche
der bedrohliche Gerüchte verarbeiten               Maßnahmen in Tansania sein. Beispielsweise wurden         Maya Götz, Dr. phil., ist Leiterin des IZI
und leiden dadurch unter besonders                 Schulen geschlossen und der internationale Flugver-
                                                                                                             und des PRIX JEUNESSE INTERNATIO-
                                                   kehr ausgesetzt, gleichzeitig gingen Erwachsene aber
starker emotionaler Belastung. Gerade              wie gewohnt zur Arbeit und nutzten dabei überfüllte       NAL, München.
der internationale Vergleich zeigt noch            öffentliche Verkehrsmittel; auch Gottesdienste und
                                                                                                             Caroline Mendel, M.A. Soziologie, Psy-
                                                   Beerdigungen fanden weiterhin statt. Die Regierung
einmal die Wichtigkeit von Medien,                 Tansanias bezweifelte offiziell die Wirksamkeit von       chologie und Ethnologie, ist freie Mitar-
die sich auf die besondere Situation               Schutzkleidung und gab bekannt, Gebete seien wirksa-      beiterin am IZI, München.
                                                   mer als das Tragen von Schutzmasken (Ohikere, 2020).
einstellen, das Kindeswohl in den Mit-

                                                                                                             33/2020/1                                                 9
FORSCHUNG

Kinder, Medien und COVID-19
TEILNEHMENDE LÄNDER UND WISSENSCHAFTLER*INNEN

     Ägypten                       Argentinien                  Australien                  Belgien                         Brasilien
     Fadi Taher                    Aldana Duhalde               Andria Gayed                Prof. Dr. Liselot Hudders       Beth Carmona

     Chile                         Dänemark                     Demokratische
                                                                                            Deutschland                     Deutschland
     Prof. Dr. Macarena            Prof. Dr. Thomas             Republik Kongo
                                                                                            Dr. Maya Götz                   Caroline Mendel
     García González               Enemark Lundtofte            Joél Mulongo

     Dominikanische                Ecuador                      Frankreich                  Indien                          Iran
     Republik                      Mónica Maruri                Prof. Dr. Catherine Blaya   Prof. Dr. Ruchi Jaggi           Hania Asgari
     Sandra Cadavid

                                   Italien                      Italien
     Israel                                                                                 Italien                         Italien
                                                                Prof. Dr. Giovanna
     Dr. Yuval Gozansky            Davide Cino                                              Prof. Dr. Nicoletta Vittadini   Prof. Dr. Piermarco Aroldi
                                                                Mascheroni

     Japan                         Kanada                       Kanada                      Kanada                          Kolumbien
     Hayuki Ishikawa               Adrianna Ruggiero            Kim Wilson                  Dr. Colleen Russo Johnson       Sandra Téllez

     Kuba                          Malaysia                     Mexiko                      Neuseeland                      Nigeria
     Eileen Sanabria Herrera       Fatima Abdul Kareem          Ulises Soto Ruiz            Prof. Dr. Geoff Lealand         Hadiza Babayaro

     Nigeria
                                   Österreich                   Philippinen                 Polen                           Russland
     Prof. Dr. Dina
                                   Prof. Dr. Christina Ortner   Grace Torres                Isolde Stanczak                 Ekaterina Yakusheva
     Borzekowski
     Schweiz                       Schweiz                      Schweiz
                                                                                            Singapur                        Singapur
     (deutschsprachig)             (französischsprachig)        (italienischsprachig)
                                                                                            Dr. Andrew Zi Han Yee           Prof. Dr. Sun Sun Lim
     Mareike Düssel                Prof. Dr. Catherine Blaya    Dr. Anne-Linda Camerini

                                   Slowenien                    Spanien
     Slowenien                                                                              Südafrika                       Syrien, Libanon
                                                                Prof. Dr. Patricia
     Martina Peštaj                Dunja Karlovšek                                          Cheryl Kotwal                   Yisra Al-Haj Hussein
                                                                Núñez Gómez
                                   Tansania                                                                                 Türkei
     Taiwan                                                     Thailand                    Tschechische Republik
                                   Prof. Dr. Dina                                                                           Prof. Dr. Nilüfer
     Dr. Kirsten Huang                                          Andreas Klempin             Jan Sedlák
                                   Borzekowski                                                                              Pembecioğlu

     USA                           USA                          USA                         USA                             USA
     Prof. Dr. Dafna Lemish        Dr. Diana Nastasia           Prof. Dr. Meryl Alper       Prof. Dr. Nancy Jennings        Prof. Dr. Rebecca Hains

                                                                Vereinigtes Königreich      Vereinigtes Königreich
     USA                           Vereinigtes Königreich
                                                                Prof. Dr. Jeanette          Prof. Emerita Dr. Máire
     Prof. Dr. Sorin Nastasia      Prof. Dr. Cynthia Carter
                                                                Steemers                    Messenger Davies

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