Kindesmisshandlung Eva Möhler

 
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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Kindesmisshandlung

       Eva Möhler
Kindesmisshandlung Eva Möhler
Gliederung
             • Definition Kindesmisshandlung
             • Epidemiologie
             • Anzeichen, Dokumentation
             • Kinderpsychiatrische Folgen: Posttraumatische
               Belastungsstörung
             • PTSD-Diagnostik und Intervention
             • DFG-Studie zum ‘cycle of abuse’

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Definition

             Kindesmisshandlung ist
             -Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche
             -Verletzung des Kindeswohls
             -Formen: physische oder psychische Gewaltakte,
             sexueller Missbrauch , Vernachlässigung
             - in den meisten westlichen Industrieländern strafbar.
             - Täter häufig die Eltern oder andere nahestehende
               Personen

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Kindesmisshandlung nach WHO

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Epidemiologie global

       • Hohe globale Prävalenzraten (Barth et al., 2012; Pereda et al., 2009b; Stoltenborgh et
         al., 2016; Stoltenborgh et al., 2013 ):
            • bis zu 20% für sexuellen Missbrauch
            • bis zu 23 % für physischen Missbrauch
       • Kindesmisshandlung als „Major Public Health Problem“ (Norman et al., 2012)

                                  Stoltenborgh et al., 2011, Child Maltreat                       5
Kindesmisshandlung Eva Möhler
Misshandlungszeichen

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Misshandlungsarten

             • Stumpfe Gewalt:

             • Thermische Gewalt:

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Misshandlungszeichen

             Strangulation/Würgemale:

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
Gliederung

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Kindesmisshandlung Eva Möhler
In der KJP: Screening auf Misshandlung
         • Einseitiger ‚CAN‘ (Child Abuse and Neglect)-
           Fragebogen :
         • 9 items Ja/Nein
         • Möglichkeiten der Beantwortung durch:
            • Eltern/Bezugspersonen (Fremdbericht)
            • Kinder ab 8 Jahren
         • Leichte Auswertung
            • Einmal Ja = Hinweis auf CAN
         • Aufwand für Kind/Eltern/Bezugsperson: ca. 5 - 15min
;
Dokumentation
             • Meldepflicht für Fälle von Kindesmisshandlung und
               Kindesmissbrauch gibt es in Deutschland nicht, wohl
               aber stehen Ärzte gegenüber dem gefährdeten Kind in
               einer Garanten-(Beschützer-)stellung.

             • Ärzte haben eine höhere Verpflichtung, aktiv der
               Kindeswohlgefährdung entgegenzutreten als ein Laie.

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Dokumentation

             • Problem dabei: Für Ärztinnen und Ärzte gilt die
               Schweigepflicht (§ 203 StGB, § 9 MBO-Ä) . Die
               ärztliche Schweigepflicht kann aber unter dem
               Gesichtspunkt des rechtfertigenden Notstands (§ 34
               StGB) durchbrochen werden.
             • Deshalb gilt: Sowohl die Gründe für die Einhaltung
               der ärztlichen Schweigepflicht als auch Argumente für
               deren Durchbrechung sollen sorgfältig dokumentiert
               werden.
             • Rechtssichere Dokumentationsbögen z.b. unter
               www.kindesmisshandlung.de oder die Ärztekammern
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Folgeprobleme

                 Psychische Schul-
                  Probleme probleme
  Medizinische
   Probleme                                             Hilfen zur
                                                        Erziehung

   Sorgerecht/
VormundssSchaft/                                           Etc.
 Umgangsrecht            Thorben Wengert / pixelio.de

                                     Gerichts-
   Stafrechtliche      Unterbringung verfahren
Verfolgung der Täter

             Niemand kann alles abdecken!
Diagnostik und Intervention: Netzwerk unverzichtbar!!

                               Jugendämter/              Schulpsycho-
   Jugendhilfe-
                               Landratsämter                logen
   einrichtungen
                                                                             Allgemeinärzte

                                             Gericht
                     Polizei
                                                            Beratungs-
                                                              stellen
                                                                                 Kinder-
Pflegekinder- &
                                                                                Psychiater
Adoptionsstellen                Familen-
                               hilfe, SPFH

                                                     Opfer-
                                                 schutzverbände
           Kinderschutz-                                                   Psycho-
               bund                                                      therapeuten
Fokus im Folgenden

                                                         Schul-
  Medizinische                                          probleme
                   PSYCHISCHE
   Probleme         Probleme                               Hilfen zur
                                                           Erziehung

   Sorgerecht/
VormundssSchaft/                                               Etc.
 Umgangsrecht            Thorben Wengert / pixelio.de

                                     Gerichts-
   Stafrechtliche      Unterbringung verfahren
Verfolgung der Täter

             Niemand kann alles abdecken!
Intervention: Netzwerk unverzichtbar!!

                               Jugendämter/              Schulpsycho-
   Jugendhilfe-
                               Landratsämter                logen
   einrichtungen
                                                                             Allgemeinärzte

                                             Gericht
                     Polizei
                                                            Beratungs-
                                                              stellen
                                                                                 Kinder-
Pflegekinder- &
                                                                                Psychiater
Adoptionsstellen                Familen-
                               hilfe, SPFH

                                                     Opfer-
                                                 schutzverbände
           Kinderschutz-                                                   Psycho-
               bund                                                      therapeuten
Psychopathologische Folgen

Höhere Raten von:
      • Depression (Chapman, Whitfield, Felitti, Dube, Edwards & Anda, 2004; Spertus, Yehuda,
        Wong, Halligan & Seremetis, 2003, Springer, Sheridan, Kuo & Carnes, 2007)
      • Angst (Spertus, Yehuda, Wong, Halligan&Seremetis, 2003; MacMillan et al., 2001;
        Beitchman, Zucker, Hood, DaCosta, Akman & Cassavia, 1992)
      • Posttraumatischen Belastungsstörungen (Paolucci, Genuis & Violato, 2001, Widom,
         1999)
      • Essstörungen (Rayworth,Wise, & Harlow, 2004; Kendler, Bulik, Silberg, Hettema, Myers &
         Prescott, 2000)
      • Dissoziation (Nash, Hulsey, Sexton, Harralson & Lambert, 1993; Chu & Dill, 1990)

11/09/2013                                                                                       18
Typische Merkmale einer Posttraumatischen
Belastungsstörung (ICD 10, F 43.1)

• wiederholtes Erleben des Traumas in sich
  aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen,
  Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, andauerndes
  Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit

• Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die
  Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten
Typische Merkmale einer Posttraumatischen
Belastungsstörung
(ICD 10, F 43.1)
 • vegetative Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer
   übermäßigen Schreckhaftigkeit und
 • Schlafstörung
 • Suizidgedanken
 • Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige
   Wochen bis Monate dauern kann.
 • Die Mehrheit der Betroffenen erfüllt ebenfalls Kriterien
   für andere Diagnosen:
   Depression, Suchterkrankungen, Panikstörung,
   Zwangsstörung, Essstörung, Borderline-Störung
PTSD-Diagnostik
             z.B. mit Child and Adolescent Trauma Screening
             Fragebogen (CATS)
             • Erreicht das Kind im CATS einen Score über 19 ist,
               weiterführende Diagnostik erforderlich:
             z.B. durch ‘Interview für Belastungsstörungen im
             Kindes- und Jugendalter’ (IBS-KJ)
             • Gibt klare Aussage, ob und wodurch PTSD vorliegt.

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Therapie

             Beste Evidenzen für:

             Narrative Exposure Therapy (Kid-NET, TF-CBT) auf
             kognitiv-verhaltenstherapeutischer Basis

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Was macht ein Ereignis traumatisch?

        Traumatisches Ereignis

           unerwartet, plötzlich,
      unvorhersehbar, unkontrollierbar
            Lebensbedrohung,
    Bedrohung der körperlichen/seelischen
            Gesundheit/Integrität

     Nicht traumatisches Ereignis
Wie kommt es zur Traumatisierung?

Traumatische
   Situation

                  Nicht schützen können
                  Nicht wehren können
                   Nicht fliehen können

  Inadäquate emotionale
       Verarbeitung

 Fragmentierte Speicherung            Steckengebliebene traumatische
in verschiedenen Hirnarealen                 Situation wird mit
                                   dazugehörigen Gefühlen, Denkmuster,
                                            Reaktionsmuster ins
                                        weitere Leben mitgenommen
• Schrecken einer traumatischen Situation können vielfach sein: Man weiß im Geschehen oft nicht genau, was passiert,
  warum es passiert und womit man es zu tun hat. Man kann die Belastung nicht steuern, Unvorhersehbares und das
  Schlimmste können plötzlich geschehen. Verletzungen und/oder der Tod werden sichtbar. Man ist den Geschehnissen
  hilflos ausgeliefert.
• Die traumatische Situation ist voller Reize: Es kann sehr laut, sehr heiß, sehr hell sein, es kann stark riechen. Geräusche,
  Stimmen, Schreie, gesprochene Worte, Gerüche, Gegenstände …, die in einer traumatischen Situation wahrgenommen
  werden, können als "Stressoren" – das sind Stress-Auslöser – erlebt werden.
• Im Gehirn werden dann unter Umständen der Hippocampus und der cingulärer Cortex durch die vermehrte Ausschüttung
  von Stresshormonen gehemmt und sie können ihre "Filterfunktion" nicht mehr erfüllen. Das heißt: Sinneseindrücke
  werden nicht mehr kategoral „zeit-räumlich“ erfasst und geordnet, sondern als chaotische und zusammenhangslose
  Sinnesfragmente erfasst und im Gedächtnis „eingefroren“.
• Werden sie zu einem späteren Zeitpunkt durch ähnliche Reize, sogenannte "Reminder", das sind Erinnerungs-Reize, neu
  stimuliert, kehren sie als „Intrusionen“ - das sind unkontrollierbare Erinnerungen - immer wieder. Intrusionen werden als
  „aktuell bedrohlich“ erlebt und können nicht gesteuert werden. Der Traumatisierte erlebt die Situation wieder, so als wäre
  sie aktuell bedrohlich
Pathophysiologie

                   Schema :
                   Blau: der normale Weg der
                   Reizverarbeitung.
                   Orange: pathologische
                   Veränderungen bei
                   Patienten mit PTBS.
Pathophysiologie
     Hippocampus und cingulärer Cortex
         Werden durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen gehemmt
         können ihre "Filterfunktion" nicht mehr erfüllen
             Sinneseindrücke werden nicht mehr kategoral „zeit-räumlich“ erfasst
             und geordnet
              chaotische und zusammenhangslose Sinnesfragmente werden im
             Gedächtnis „eingefroren“
              werden sie zu einem späteren Zeitpunkt durch ähnliche
             Reize, sogenannte "Reminder" oder „Trigger“ neu stimuliert
             „Intrusionen“ = unkontrollierbare Erinnerungen
    Intrusionen werden als „aktuell bedrohlich“ erlebt, können nicht gesteuert
    werden.
    Der Traumatisierte erlebt die Situation wieder, so als wäre sie aktuell bedrohlich
Physiologische Veränderungen                   Biochemische Veränderungen

Erhöhtes allgemeines autonomes „arousal“      gesteigerte noradrenerge Aktivität mit
   (sympathikoton) mit abnormer                  erhöhtem Metabolitenspiegel
   Schreckreaktion, langsamerer                  (Katecholamie) in Blut und Urin
   Habituation an wiederholte Reize

erhöhtes spezifisches „arousal“ für mit dem   Unterfunktion der Hypothalamus-
   Trauma assoziierte Reize (z. B. Fotos         Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
   oder Geräusche des Geschehens),               mit vermindertem Kortisol-spiegel in Blut
                                                 und Urin
reduzierte Muster kortikaler evozierter
   Potentiale auf neutrale Stimuli,           Dysregulationen im System endogener
                                                 Opiate (z. B. Endorphine), mit einer.
Veränderungen in der Schlafphysiologie           Senkung der Schmerzschwelle unter
                                                 Ruhebedingungen und Anhebung der
                                                 Schmerzschwelle unter Streß
                                                 (streßinduzierte Analgesie)
Trauma-Mechanismus
• Traumatische Zange
  • Überflutende Angst
  • Hilflosigkeit (nicht fliehen können!)
  • Ohnmacht (nicht dagegen ankämpfen können!!)
  • Blockade der Reaktionsmöglichkeiten
  Überforderung der Anpassungsmöglichkeiten des psychischen Systems
  Dissoziation
Symptome nach Traumatisierung
Mental/Kognitiv           Emotional               Körperlich               Interpersonell

Konzentrationsstörung     Angst                   Müdigkeit                Sozialer Rückzug
Erinnerungsstörung        Panik                   Erschöpfung              Mangelnde
Verwirrung                Ärger                   Zittern                  Impulskontrolle
Intrusionen               Schuld                  Schlafstörung            Entfremdung von
                                                                           Anderen
Flashbacks                Hoffnungslosigkeit      Psychovegetative
                                                                           Beziehungsprobleme
Vermeidung                Emot. Betäubung         Übererregung
                                                                           Scham
Unsicherheitsgefühl       Trauer                  Schreckhaftigkeit
Erschütterte                                      Körperliche
Grundannahmen                                     Schmerzen
Dissoziation                                      Dissoziative
                                                  Bewegungsstörungen

Bei einem Großteil aller Betroffenen gehen diese Symptome mit zunehmendem Abstand zum
Ereignis wieder zurück. Sie können aber auch chronifizieren und für Tage, Wochen, Monate und
Jahre anhalten.
Hauptkriterien + Symptomcluster

Traumaereignis + Zeitkriterium > ein Monat
+ 3 Symptomcluster:

              B. Intrusives Wiedererleben des Traumas

              C. Vermeidungsverhalten/Emotionale
              Betäubtheit

              D. Hyperarousal/psychovegetative
              Übererregung
Intrusionen

         Sie werden im HIER und
         JETZT erlebt
         = Erinnerung

                                     Intrusionen
      Sensorische Eindrücke
      visuell
      auditiv
      olfaktorisch
      gustatorisch                Intrusionen werden durch
      Körperempfindungen
                                  Hinweisreize ‚getriggert‘
                                  traumaassoziierte Reize
                                  generalisierte Reize
                                  symbolische Trigger
Vermeidung
   Aktive Vermeidung
   von angstauslösenden
   Situationen oder Triggern
                                                        Emotionale Taubheit
                                                        Dissoziation
                                                        Gefühl der Gefühllosigkeit
                                Vermeidung
   Sicherheitsverhalten
    kontrollieren
    mehrmals abschließen
    nicht alleine weggehen

                                                 Emotional
                                                 Vermeiden der Gefühle durch
                     Kognitiv                    Alkohol/Drogen
                     nicht daran denken wollen   Abwehren von Ohnmacht
                     grübeln                     durch Affekte von Ärger,
                     ablenken                    Wut, Schuld
                     nicht darüber reden
Hyperarousal

    Schlafstörungen
                                              Hypervigilanz/
                                              Überwachheit
                            Hyperarousal
        Reizbarkeit/
        Aggressivität

                                       Konzentrations- /
                   Schreckhaftigkeit   Gedächtnisstörung
Traumafolgestörung (im engeren Sinne) :

1.   Akute Belastungsstörung/akute Belastungsreaktion
        (ICD-10: F43.0; DSM-IV 308.3)
                                                        CAVE:    Traumatische
                                                        Ereignisse können
2.   Posttraumatische Belastungsstörung                 aber auch zu anderen
                                                        Störungen führen !!!
        (ICD-10: F43.1; DSM-IV 309.81)

3.   Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
        (nur nach ICD-10; F62.0)

4.   Komplexe PTSD (DESNOS) nach Judith Hermann, 1992
Traumaereignis (A-Kriterium)

      DSM IV / DSM-IV-TR                      ICD-10
      Die Person erlebte oder beobachtete     Die Betroffenen sind einem kurz
      oder war mit einem oder mehreren        oder lang anhaltenden Geschehen
      Ereignissen konfrontiert,               von außergewöhnlicher Bedrohung
                                              oder
      (1) die den tatsächlichen oder
                                              katastrophalem Ausmaß ausgesetzt,
      drohenden Tod,
                                              das
      eine ernsthafte Verletzung oder
                                              nahezu bei fast jedem eine
      eine Bedrohung der körperlichen
                                              tiefgreifende
      Unversehrtheit der eigenen oder von
                                              Verzweiflung hervorrufen würde.
      anderen Personen beinhalten.

      (2) Die Reaktion auf das Ereignis war
      verbunden mit starker Angst,
      Hilflosigkeit oder Entsetzen.
                                              Was wären nach diesen
                                              Definitionen Beispiele für
                                              Traumaereignisse?
Diagnostik ICD-10: F43.1

A. Die Betroffenen sind einem kurz- oder langhaltenden [!] Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit
     katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde
B. Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen (Flashbacks), lebendige
     Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr in
     Zusammenhang stehen.
C. Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden. Dieses
     Verhalten bestand nicht vor dem belastenden Erlebnis.
D.     Entweder 1.
               Teilweise o. vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu                  erinnern.
     oder 2. Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht        vorhanden vor der Belastung) mit zwei
     der folgenden Merkmale:
              (a) Ein- und Durchschlafstörungen    (b) Reizbarkeit oder Wutausbrüche (c) Konzentrationsschwierigkeiten                  (d)
     Hypervigilanz                                              (e) erhöhte Schreckhaftigkeit
E. Die Kriterien B, C und D treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf.
  (In einigen speziellen Fällen kann ein späterer Beginn berücksichtigt werden, dies sollte aber gesondert angegeben werden).
Diagnostik DSM-IV 309.81
A.     Die Person wurde mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert, bei dem die beiden folgenden                      Kriterien
     vorhanden waren.
              (1) die Person erlebte, beobachtete oder war mit einem oder mehreren Ereignissen
              konfrontiert, die tatsächlichen oder drohenden Tod oder ernsthafte Verletzung oder eine Gefahr
              der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen beinhalteten.
              (2)      Die Reaktion der Person umfaßte intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen.
              Beachte: Bei Kindern kann sich dies auch durch aufgelöstes/agitierendes Verhalten äußern.

     B.       Das traumatische Ereignis wird beharrlich auf mindestens eine der folgenden Weisen                         wiedererlebt:
             (1) Wiederkehrende und eindringliche belastende Erinnerungen an das Ereignis, die Bilder,                   Gedanken oder
     Wahrnehmungen umfassen können.
              Beachte: Bei kleinen Kindern Spiele, in denen wiederholt Themen oder Aspekte des Traumas     ausgedrückt
              werden.
              (2) Wiederkehrende, belastende Träume von dem Ereignis.
              •     Beachte: Bei Kindern können stark beängstigende Träume ohne wiedererkennbaren Inhalt auftreten.
             (3) Handeln oder Fühlen, als ob das traumatische Ereignis wiederkehrt (beinhaltet das        Gefühl, das
Ereignis wiederzuerleben, Illusionen, Halluzinationen und dissoziative Flashback- Episoden, einschließlich solcher, die
beim Aufwachen oder bei Intoxikationen auftreten).
              Beachte: Bei kleinen Kindern kann eine traumaspezifische Neuinszenierung auftreten.
             (4) Intensive psychische Belastung bei der Konfrontation mit internalen u. externalen                       Hinweisreizen,
die einen Aspekt des traumatischen Ereignisses symbolisieren oder an Aspekte desselben erinnern.
              (5) Körperliche Reaktionen b. Konfrontation mit internalen/externalen Hinweisreizen,                            die    einen
              Aspekt des traumatischen Ereignisses symbolisieren o. an Aspekte desselben erinnern.
Diagnostik PTSD DSM-IV 309.81
•   C.   Anhaltende Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma verbunden sind, oder eine Abflachung             der allgemeinen Reagibilität (vor
    dem Trauma nicht vorhanden). Mindestens drei der folgenden            Symptome liegen vor:
               (1) bewußtes Vermeiden von Gedanken/Gefühlen/ Gesprächen, die mit dem Trauma in
               Verbindung stehen
               (2)   bewußtes Vermeiden von Aktivitäten, Orten und Menschen, die Erinnerungen an das
               Trauma wachrufen
               (3)   Unfähigkeit, einen wichtigen Aspekt des Traumas zu erinnern,
               (4)   deutlich vermindertes Interesse oder verminderte Teilnahme an wichtigen Aktivitäten,
               (5)   Gefühl der Losgelöstheit oder Entfremdung von anderen,
                 (6) eingeschränkte Bandbreite des Affekts (zB. Unfähigkeit, zärtliche Gefühle zu empfinden)   (7)   Gefühl einer eingeschränkten
Zukunft (z. B. erwartet nicht, Karriere, Ehe, Kinder oder
                     normal langes Leben zu haben).

•   D.   Anhaltende Symptome erhöhten Arousals (vor dem Trauma nicht vorhanden). Mindestens zwei               der folgenden Symptome liegen vor:
               (1)    Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen,
               (2)    Reizbarkeit oder Wutausbrüche,
               (3)    Konzentrationsschwierigkeiten,
               (4)    übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz),
               (5)    übertriebene Schreckreaktion.
Diagnostik PTSD DSM-IV 309.81

• E.     Zeitkriterium
         Das Störungsbild (Symptome unter Kriterium B, C und D) dauert länger                als
1 Monat an
• F        Das Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder
           Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen
           Funktionsbereichen.

• Bestimme, ob:
       • Akut: Wenn die Symptome weniger als 3 Monate andauern.
       • Chronisch: Wenn die Symptome mehr als 3 Monate andauern.

• Bestimme, ob:
       • Mit verzögertem Beginn: Wenn der Beginn der Symptome mindestens 6 Monate nach dem
         Belastungsfaktor liegt.
Veränderungen DSM 5
    • Bisher nur auf englischer Sprache

    • Eigenes Kapitel für Trauma- und Stressorbezogene Störungsbilder (zuvor
      Angsterkrankungen)
            • A-Kriterium: subjektive Schwere fällt weg
                 • Direkt, beobachtend, indirekt
            • B-Kriterium bleibt unverändert
            • C-Kriterium - Vermeidung
            • D-Kriterium – negative Veränderung von Gedanken und Stimmung (kogn.
              Affektive Elemente: Angst, Wut,Scham, Schuld)
            • E-Kriterium + selbstzerstörerisches und rücksichtloses Verhalten

    • Neu : dissoziativer Subtyp
Differentialdiagnose
      1. Akute Belastungsreaktion: Wenn die Symptome aufgrund eines Ereignisses nur wenige
         Stunden oder Tage (höchstens 4 Wochen) anhalten und dann wieder verschwinden /Akute
         Belastungsstörung DSM

      2. Anpassungsstörung: Bei der Anpassungsstörung finden sich typischerweise nicht alle
         Symptome der PTBS (posttraumatischen Belastungsstörung) erfüllt. Häufig entsteht diese
         Störung nach Ereignissen, die ein weniger „katastrophales“ Ausmaß haben (meistens nach
         Trennungen, Trauerfällen oder schweren körperlichen Erkrankungen) (Ebenso können auch
         schlimmste Katastrophen zur Anpassungsstörung führen.)

      3. Trauerreaktion: Trauerreaktionen sind völlig normal. Falls Sie jedoch über einen gewissen
         Zeitraum hinaus (6 Monate) nicht abklingen, spricht man von einer „abnormen
         Trauerreaktion“. Diese fällt unter die Anpassungsstörungen.

      4. Anhaltende Persönlichkeitsänderung: In der Folge von langanhaltenden oder wiederholten
         traumatischen Erlebnissen (Missbrauch, Folter, Gefangenschaft etc.) kann es zu dauerhaften
         Veränderungen der Grundpersönlichkeit kommen.
AKUTSITUATION
        Schutz und Sicherheit geben
        Aktuelle Bedürfnisse befriedigen
        Informationen weitergeben
        Über mögliche Belastungsfolgen informieren !!!CAVE: Vorsicht
        Soziales Netz aktivieren und Zugang zu professioneller weiterer
      Versorgung ermöglichen
       Struktur vorgeben, ruhig bleiben und einfühlsam auf die Schilderungen
      des Betroffenen reagieren
       Keinesfalls eine Konfrontation mit dem Erlebten erzwingen!!!

        Ziel dieser Maßnahmen: „Selbstwirksamkeit“ wiederherstellen!
          „Auffangmöglichkeit“ in natürlicher sozialer Umgebung

        Inanspruchnahme von Hilfe nur auf freiwilliger Basis!

      CAVE: Menschen ohne soziales Netz müssen besonders versorgt
      werden!
Traumatherapie
    • Ziele
        • dem Patienten Kontrolle über sein Erleben zurückgeben

        • Integration der Erinnerungsfragmente herbeiführen

        • eine Zeitperspektive aus der präsentischen Unmittelbarkeit, der Zeitlosigkeit der
          Traumasymptome eröffnen

    • Kriterium für erfolgreiche Traumatherapie: Der Betroffene kann mit
      Emotionen, ohne affektive Überwältigung und ohne Dissoziation, über
      Traumaereignis und –erlebnis reden
      („kann“: ... oder es bleiben lassen).
Therapeutische Grundprinzipien

   • Stabilisierung
   • Traumabearbeitung
   • Reintegration
Prüfen
• Herstellen einer sicheren Umgebung (Verhinderung weiterer
  Traumaeinwirkung)

• Organisation eines psychoszialen Helfersystems

• Aufklärung(„Psychoeduktion“) bezüglich traumatischer
  Symptome

• Hinzuziehung eines in der PTBS-Behandlung erfahrenen
  Psychotherapeuten

• Evtl. symptomorientierte Pharmakotherapie (SSRI)
Behandlungsphase I: Stabilisierung
     ► Sicherheit, soziales Eingebundensein
     ► äußere und innere Sicherheit = wesentliche
      Therapieziele

• Körperlich: außer Lebensgefahr; keine Suizidalität, kein selbstverletzendes Verhalten
          • Suizidalität: psychiatrisch, ggf. medikamentös behandeln
          • Selbstverletzungen: Skills-Techniken (z.B. Zufügen eines starken Körperreizes wie
            Chilischote, Eispack, Ammoniak, Fishermens Friends, Tabasco etc.)

• Sozial: nicht von existentiellen Krisen bedroht, „kein Täterkontakt“

• Psychisch: Pat. kann spontan auftretende intrusive oder Beunruhigungszustände
  selbst stoppen.

► „ Erst die Fähigkeit, heftige Affekte zu regulieren, ermöglicht den
  Patienten eine konfrontative Auseinandersetzung mit Traumainhalten“
Stabilisierung - Imaginationstechniken
      • Entwicklung eines „sicheren inneren Ortes“ in der Vorstellung
      • Patienten sollen sich dort völlig sicher und geborgen fühlen
Behandlungsphase I: Stabilisierung
      • Tresorübung
              • Alle Bilder u. Gedanken die stören
                in einen Tresor packen

      • Baumübung
              • Auftanken, sich öffnen für gute äußere Einflüsse

      • Techniken des Dissoziationsstopps
              • Inneres Video des traumatischen
                Ereignisses wird mit einer imaginativen
                Fernbedienung angehalten und zurückgespult

              ► Flashbacks im Ablauf gestört
Andrea Dixius & Prof. Dr. Eva Möhler

                Autorinnen
                                                              START
                                          Stress, Traumasymptoms, Arousal-
                                                Regulation, Treatment

Andrea Dixius      Prof. Dr. Eva Möhler

                                          Manual zur Stabilisierung und Arousal-Modulation
                                          bei posttraumatischem Stress von unbegleiteten
                                          minderjährigen Flüchtlingen

                                                mit CD Materialien übersetzt in 4 Sprachen

                                                                                             50
Behandlungsphase II: Exposition

       • Ziel: Abgespaltene traumatische Erinnerungen und Empfindungen ins
         Bewusstsein holen und integrieren

       • Traumafokussierte Kognitiv-behaviorale Therapie

       • EMDR (Eye Movement Desensibilisation and Reprocessing)
Behandlungsphase II: Exposition
      Exposition in sensu (Imaginatives Nacherleben)

      • Pat. sitzt bequem und schließt ggf. die Augen

      • Er visualisiert das traumatische Ereignis und dem Ziel, möglichst ähnliche Emotionen,
        Kognitionen und Reaktionen hervorzurufen wie während des Traumas

      • Er berichtet über das was er erlebt so, als würde es gerade geschehen

      • Am Ende auswerten, welche Erwartungen/ Befürchtungen des Patienten eingetroffen
        sind, welche nicht

      • Wichtig: Patient hat Kontrolle über Inhalte, Dauer und Geschwindigkeit

      • Ergänzung: Anhören der eigenen Traumaschilderung von Tonband, Schreiben darüber
Behandlungsphase II: Exposition
     Exposition in vivo
                                                                                    10
     • Vorgehen: Erstellen einer Angsthierarchie, d.h. verschiedene
       Expositionsübungen zusammen mit dem Patienten erstellen
       und nach Schwierigkeit (1-10) einstufen
                                                                                         4
                                                                                             3
     • Beginn mit den einfacheren Übungen, z.B.
                                                                                                 2
             •   Bilder von Hunden betrachten (1)                                                    1
             •   Vorstellung, wie Hund gestreichelt wird (2)
             •   In größerer Entfernung an einem Hund vorbeigehen (3)
             •   Konfrontation mit kleinen Hunden (4)

             • Damit Habituation eintritt, darauf achten, dass möglichst lange in
               der Angstsituation verharrt wird (mind. 30 Minuten)
Behandlungsphase II: Exposition
    EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

    Logik:
    • Durch bilaterale Stimulation im Zustand des Trauma-states des Patienten wird ein
      beschleunigter Verarbeitungsprozeß in Gang gesetzt, innerhalb dessen aus nicht
      kontextualisierten Erinnerungs-bruchstücken („Intrusionen“) Erinnerung wird.

                                                          Vom wissenschaftlichen
                                                          Beirat Psychotherapie als
                                                          wissenschaftliche
                                                          Methode anerkannt
                                                          seit 6. Juli 2006
Therapieprogramm aus den USA
J. Cohen & A. Mannarino, Pittsburgh, PA

     http://tfcbt.musc.edu
J., 4 Jahre
A., 12 Jahre – schlimmster Moment - ergänzt
Behandlungsphase III: Reintegration

• Akzeptanz der nicht mehr rückgängig zu machenden Erlebnisse
• Aufbau neuer Lebensperspektiven
• Rückfallvorbeugung
S., 8 Jahre
„…Jetzt gibt es bei uns keine
Gewalt mehr ...

Ich habe noch ein bisschen
Angst, dass es wieder
passiert. Aber gegen die Angst
helfen mir die
Entspannungsübungen, und
dass ich an etwas Schönes
denke oder daran, dass uns
die Polizei hilft.
…
Ich wünsche mir, dass ich
auch mal Polizist werde und
dass ich nicht so Alkohol
trinke wie mein Vater und
nicht rauche. „
Literatur
•   Bailey, H. N., DeOliveira, C. A., Wolfe, V. V., Evans, E. M., & Hartwick, C. (2012). The impact of childhood maltreatment history on parenting: A
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12.05.2020                                                                                                                                                    60
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12.05.2020                                                                                                                                                         61
Wer führt TreatChildTrauma durch?
Das     Projekt    TreatChildTrauma     wird
deutschlandweit       an    8     Standorten       Klinik für Kinder- und Jugend-
durchgeführt und ist vom Bundesminis-              psychiatrie und -psychotherapie Klein-
terium für Bildung und Forschung gefördert.        blittersdorf
In Saarbrücken wird die Studie von der Klinik      Waldstr. 40
für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -
psychotherapie Kleinblittersdorf der SHG           66271 Kleinblittersdorf
Kliniken unter der Leitung von Frau Prof Dr.
                                                   www.shg-kliniken.de
Eva Möhler durchgeführt. Alle behandelnden
Therapeuten      sind    speziell   in   der
Durchführung und Anwendung dieses
therapeutischen Ansatzes geschult.

Projektleitung
                                                                                             Therapie für
Prof. Dr. Eva Möhler
SHG Kliniken Sonnenberg
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
                                                http://tfcbt.musc.edu                       traumabelastete
und
 -psychotherapie Kleinblittersdorf
                                                                                                Kinder
Sonnenbergstraße 10
66119 Saarbrücken
Tel.: 06805 /928223
E - Mail: e.moehler@sb.shg-kliniken.de

Ansprechpartner / Kontakt

                                                                                                IN ZUSAMMENARBEIT MIT
Was ist ein traumatisches                    Was ist TreatChildTrauma (TCT)?                    Wer kann an TreatChildTrauma
          Ereignis?                                                                                    (TCT) teilnehmen?
                                           TCT bietet eine spezielle Psychotherapie für Kinder,
                                           die nach einem traumatischen Ereignis sehr belastet    Teilnehmen können Kinder und ihre
• Ein Ereignis, bei dem Leben in Gefahr    sind                                                   Bezugspersonen, wenn…
  ist
                                           TCT hilft, belastende Erinnerungen an das
                                                                                                  …das Kind zwischen 7 und 14 Jahre alt ist
• Ein Ereignis, bei dem die seelische      traumatische Ereignis und damit verbundene Gefühle     … das Kind nach dem Alter von 3 Jahren
  Gesundheit bedroht ist                   zu verarbeiten
                                                                                                  ein traumatisches Ereignis erlebt hat und
• Ein Ereignis, das extreme Angst,         TCT hilft bei Problemen, die nach dem Erleben eines
                                                                                                  das mind. 3 Monate her ist
  Entsetzen und Hilflosigkeit hervorruft   traumatischen Ereignisses auftreten können, wie        …das Kind nach diesem traumatischen
                                           Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und
• Ereignisse wie Unfälle, körperliche                                                             Ereignis belastet ist
                                           Reizbarkeit,
  Gewalt, sexueller Missbrauch,
  Naturkatastrophen, Kriege
                                           TCT wird von geschulten Therapeuten durchgeführt
                                                                                                   Wo kann man sich anmelden?
                                           TCT ist vollkommen kostenlos
                                                                                                  Für ein erstes Gespräch und weitere
                                           TCT ist eine wissenschaftliche Studie                  Informationen wenden Sie sich bitte an
    Ein Ereignis kann auch dann                                                                           Dipl. Psych Andrea Dixius
                                           TCT unterliegt strengen Datenschutzbestimmungen
traumatisch sein, wenn man es nicht
                                           und sichert den Teilnehmern einen uneingeschränkt
selbst erlebt, sondern es beobachtet                                                                     unter Tel.: 06805/929237
       hat oder davon erfährt!             verantwortungsvollen Umgang mit deren Daten zu.
Understanding and Breaking the
Intergenerational Cycle of Abuse-
Konsortium

         • Forschungsverbund des BMBF:
           Förderschwerpunktes zu Verhaltensstörungen im
           Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung,
           Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und
           Jugend

         • Mechanismen intergenerationaler Transmission
           von Kindheitsbelastungen

         • Untersuchung von Mutter-Kind-Dyaden
           unterschiedlicher Altersgruppen und im
           Tiermodell.
Psychologische
            MRT-       Untersuchungen
           Studien     bei Müttern und
                           Kindern

                                         Mutter-Kind-
                                          Interaktion
Intervention

   (Epi-)genetik
                     Tiermodelle         Hormone        65
Teilprojekt Möhler et al.
                         Heidelberger Teilprojekt UBICA
                          Stichprobe aus DFG-Studie

Mutter-Kind- Interaktion
• Mütterliche Sensitiviät , Strukturierung,
  Intrusivität und Feindseligkeit (EA-Skalen)       Mütter:
• Synchronie in Kortisolaufwachreaktion
                                                    • Bindungsstil (VASQ)
                                                    • Hormone
                                                ELM      Oxytocin
                                                         Haarkortisol und Kortisol-
                                                          Aufwachreaktion
                                                    • fMRI: Neuronale Korrelate der
                                                      Affektregulation

Kinder T5: 5 Jahre, T6 12 Jahre alt
• Lebensqualität (KIDSCREEN-27),
• Traumabelastung (CATS) Haarkortisol
12.05.2020   67
Stressresilienz stärken für Familien

Seit 2019: START: Multicenter-
Evaluationsstudie
Zusammenfassung & Fazit

     • Misshandlungen sind häufig

     • Posttraumatische Störungen (PTBS) sind häufige
       Folge, auch andere Störung treten auf

     • Misshandlungsfolgestörungen sind behandelbar,
       sobald die Misshandlung gestoppt wurde und das
       Kind einen sicheren Ort hat.
Zusammenfassung & Fazit II
     • Anpassungsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens,
       Ausscheidungsstörungen, Angststörungen sind häufige
       psychische Belastungsphänomene
     • Beginn innerhalb eines Monats, Dauer bis ca. 6 Monate
     • Bei leichterer Ausprägung kurze supportive Interventionen
       (PSOM Grundversorgung)
     • Bei schwerer Ausprägung Indikation zur Kurzzeittherapie
     • Misshandlungsfolgestörungen sind die bei weitem häufigsten
       (Faktor 6)! psychischen Beeinträchtigungen i.B. der Kinder-
       und Jugendpsychiatrie und beeinträchtigen die gesamte
       Entwicklung (Filitti et al., 2010-2020, ACE-Studie)
Vielen Dank für ihre
 Aufmerksamkeit!

                       71
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Sie können auch lesen