Perspektiven für Flüchtlinge schaffen - Die "Sonderinitiative Flucht" - Bundesministerium für ...
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Liebe Leserinnen, liebe Leser, wer zur Flucht aus seiner Heimat gezwungen ist, verliert, was das Leben bisher ausgemacht hat: ein Zuhause, Familie und Freunde, die vertraute Umgebung, die Arbeit und das Eigentum. Aktuell sind weltweit 82,4 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverlet- zungen. Die meisten von ihnen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt und großes Leid erfahren, um den Gefahren zu entkommen. Etwa die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Sie liegen mir besonders am Herzen: Wir dürfen nicht zulassen, dass Kriege und Konflikte ihnen alle Zukunftschancen rauben. Was vielen von uns gar nicht bewusst ist: Die meisten Menschen auf der Flucht bleiben als Binnenvertriebene in ihrem eigenen Land. Rund 86 Prozent der Flüchtlinge werden von Entwicklungsländern aufgenommen. Die meisten derer, die außer Landes gehen, bleiben in der Region und suchen in Nachbarländern Schutz. Diese Länder leis- ten Großartiges und stoßen dennoch immer wieder an ihre Grenzen: Wasser und Nahrungsmittel werden oft knapp, es fehlt an Unterkünf- ten, Arbeit und Unterrichtsplätzen. Oftmals können die Aufnahme- länder öffentliche Dienstleistungen nicht mehr ausreichend gewähr- leisten. Diese Situation können wir nicht tatenlos hinnehmen. Darum hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Sonder initiative Flucht ursachen bekämpfen – Flüchtlinge (re-)integrieren ins Leben gerufen. Seit ihrer Gründung Anfang 2014 konnten wir rund 15,5 Millionen Menschen unterstüt- zen – unter anderem im Nahen Osten und in Afrika, aber auch in den von Flucht und Vertreibung betroffenen Regionen Lateinamerikas,
| 1 Südostasiens und Südosteuropas. Und auch in der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig unsere Unterstützung im Fluchtkontext ist. Menschen auf der Flucht leiden besonders unter den akuten gesund- heitlichen Auswirkungen und den wirtschaftlichen Folgen des Vi- rus. Wir unterstützen Aufnahmeländer schnell und flexibel dabei, Gesundheitssysteme zu stärken und den Zugang für Flüchtlinge zu medizinischer Versorgung sicherzustellen. Auch in der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig unsere Unterstützung im Fluchtkontext ist. Neben diesen unmittelbaren Auswirkungen sind auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie weitreichend: In Camps wie beispielsweise im Irak steigen die Preise für Lebensmittel, während Einkommensmöglichkeiten wegfallen. Durch kurzfristige Finanzhilfen sichern wir Existenzgrundlagen. Ergänzend dazu haben wir unsere einkommensschaffenden Maßnahmen angepasst: In vielen Projekten stellen Flüchtlinge und Mitglieder der aufneh- menden Gemeinden Gesichtsmasken oder Gesichtsschutzschilder her und helfen so bei der Bewältigung der Pandemie. Wir unterstützen alle von akuten Fluchtsituationen Betroffenen – Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Menschen in den Aufnahme- ländern. Unser Ziel ist es, den Menschen vor Ort, in der Aufnahme- region, neue Perspektiven zu geben und ihnen eine Rückkehr in ihre Heimat – wo möglich – zu erleichtern. Ihr Dr. Gerd Müller, MdB Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
2 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht Syrischer Junge in einem Flüchtlingscamp in der Bekaa-Ebene im Libanon
Inhalt Auf der Flucht 5 Zahlen auf einen Blick 6 Wie hilft die „Sonderinitiative Flucht“? 8 Unsere bisherigen Erfolge 11 Nahost 13 Grüne Energie für Zaatari 14 Sicheres Lernen für Kinder im Libanon 15 „Beschäftigungsoffensive Nahost“ 16 Unternehmensgründung für einen erfolgreichen Neustart 17 Afrika 19 Sauberes Wasser für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden 20 Bessere Berufschancen für junge Menschen in Darfur 22 Eine Fußballschule für den Frieden 23 Asien 25 Unterstützung für Rohingya-Vertriebene und aufnehmende Gemeinden in Bangladesch 26 Lateinamerika 29 In Grenzregionen Chancen schaffen 30 Internationale Zusammenarbeit 32 Persönliches Engagement: Was kann ich tun? 33
4 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht Flüchtlinge mit Eselskarren im Flüchtlingslager Zaatari, Jordanien
| 5 Auf der Flucht Menschen auf der Flucht lassen alles hinter sich: Familie, Freunde, Nachbarn, Arbeitsplatz – alles, was ihnen bislang Stabilität gegeben hat. Die Geschichte von Yasmin und ihrer Flucht aus Aleppo in die Türkei rüttelt auf. Zugleich macht sie Mut, denn sie ist auch die Geschichte einer gelungenen Integration. Yasmin Holoubi lebte mit ihrer Familie in der syrischen Stadt Aleppo, als der Krieg die Stadt erreichte. Ihr Vater, Ahmed Holoubi, arbeitete als Arzt in einer Klinik. Unter den widrigsten Bedingungen operierten er und seine Kolleginnen und Kollegen im Bombenhagel weiter, um Menschenleben zu retten. „2013 griff der Krieg auf meine Heimatstadt über. Es war schrecklich: Man konnte nicht mehr auf die Straße gehen, überall wurde geschossen! Bomber flogen im Niedrigflug über die Stadt. Es gab kaum noch Wasser, Elektrizität nur unregelmäßig. Eines Nach mittags lernte ich in der Unibibliothek, meine Schwester arbeitete für das Rote Kreuz im Nachbargebäude. Plötzlich hörte ich lautes „Ich sah, dass ein Dröhnen und schaute aus dem Fenster vor Bomber auf das mir. Dort sah ich, dass ein Bomber auf das Gebäude nebenan Gebäude nebenan zuflog und dann vor meinen Augen eine Bombe abwarf. Das zuflog und war ein grauenhafter Anblick, ein Moment, vor meinen Augen in dem die Welt für mich stillstand. Ich has eine Bombe tete hinaus und lief dorthin, wo vor Kurzem noch ein Gebäude stand. Ich suchte und abwarf.“ weinte, aber ich fand meine Schwester nicht. Yasmin Holoubi hat nach ihrer Bis heute fühle ich diese Panik und Angst, Flucht aus Syrien in der Türkei einen Job bei einer Nichtregie- dass unser Leben jederzeit enden kann.“ rungsorganisation gefunden.
6 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht Yasmins Schwester hatte Glück, sie überlebte verletzt. Sie war Zahlen auf einen Blick schwer traumatisiert, weil sie die Bilder der Verletzten und •• 82,4 Millionen Menschen sind Toten nicht mehr losließen. weltweit auf der Flucht vor Gewalt, Krieg, politischer Verfolgung und Die beiden Schwestern ent- Krisen (Stand Ende 2019). schlossen sich, Syrien zu •• Davon haben mehr als 34,4 Millionen Menschen ihr Land verlassen. verlassen, um dem Krieg zu •• Über 48 Millionen leben als Binnen entkommen. Sie flohen über vertriebene im eigenen Land. die damals noch offene Grenze •• 42 Prozent der Menschen auf der in die Türkei. Der Vater blieb Flucht sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. zurück, er hilft weiterhin den •• 86 Prozent aller Flüchtlinge Menschen in seinem Land. Die werden von Entwicklungsländern beiden jungen Frauen leben aufgenommen. nun seit einigen Jahren im •• 73 Prozent aller Flüchtlinge bleiben türkischen Antakya, unweit in der Region und gehen in ein Nachbarland. der syrisch-türkischen Grenze. Dort haben sie sich ein neues Leben aufgebaut. Yasmin leitet mehrere Begegnungseinrich- tungen, die vom BMZ finanziert werden. In diesen Zentren ler- nen sich Menschen aus Syrien und der Türkei kennen und stellen gemeinsame Nachbar- schaftsprojekte auf die Beine. Kolumbien Venezuela Mit dem Vater telefonieren 5,1 Millionen 4 Millionen die Schwestern regelmäßig, F: 0,2 Mio. F: 0,2 Mio., zudem B: 4,9 Mio. 3,9 Mio., die vom wiedergesehen haben sie ihn UNHCR nicht als Flücht- linge und Asylsuchende bislang nicht. anerkannt sind
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht | 7 Hauptherkunftsländer Flucht und Vertreibung Syrien Irak Afghanistan 13,3 Millionen 1,6 Millionen 6,1 Millionen F: 6,7 Mio. F: 0,3 Mio. F: 2,6 Mio. B: 6,6 Mio. B: 1,2 Mio. B: 3,5 Mio. Myanmar 1,6 Millionen F: 1,1 Mio. B: 0,5 Mio. Nigeria Sudan 3,1 Millionen 3,1 Millionen Eritrea F: 0,4 Mio. B: 2,7 Mio. F: 0,8 Mio. B: 2,3 Mio. 0,5 Millionen F: 0,5 Mio. B: keine Angabe Jemen Somalia 3,7 Millionen 3,8 Millionen F: 0,03 Mio. B: 3,6 Mio. F: 0,8 Mio. B: 3 Mio. Äthiopien Südsudan 2,2 Millionen 3,6 Millionen F: 0,2 Mio. Zentral- F: 2,2 Mio. B: 2,1 Mio. B: 1,4 Mio. afrikanische Republik Demokratische 1,3 Millionen Republik Kongo F: 0,6 Mio. B: 0,7 Mio. 6,1 Millionen F: 0,8 Mio. B: 5,3 Mio. F = Flüchtlinge und Asylsuchende Quelle: UNHCR Global Trends 2020 B = Binnenvertriebene Quelle: IDMC Global Report On Internal Displacement 2021
8 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht Wie hilft die „Sonderinitiative Flucht“? Unsere zentralen Handlungsfelder sind: •• ie Unterstützung von Flüchtlingen, Binnenvertriebenen d und Rückkehrern, •• die Stabilisierung von Aufnahmeregionen und •• die Minderung akuter Fluchtursachen. Akuten Fluchtursachen wie Krieg, Unterdrückung und Verfolgung liegen meist strukturelle Ursachen zugrunde: Versagen der staat- lichen Institutionen, Armut, Ungleichheit, Perspektivlosigkeit und zunehmend auch die Folgen des Klimawandels. Die Minderung dieser langfristigen Fluchtursachen ist Kernanliegen der deutschen Entwicklungspolitik. Die Versorgung mit Trinkwasser für Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden gehört zu den Schwerpunkten der Unterstützungsleistungen der Sonder initiative Flucht.
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht | 9 Syrische Schulkinder in Jordanien – Unterricht in einer Extraschicht am Nachmittag Mit der 2014 ins Leben gerufenen Sonderinitiative Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge (re-)integrieren (kurz: Sonderinitiative Flucht) können wir in Ergänzung zu unserer klassischen, langfristig ausgerichteten Entwicklungszusammenarbeit flexibel und gezielt auf die Herausforderungen globaler Fluchtbewegungen reagieren. Besonders wichtig ist es uns, in akuten wie auch in lang anhaltenden Krisen die Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern und damit Bleibe- und Rückkehrperspektiven zu schaffen. Konkret leisten wir Unterstützung in verschiedenen Lebensbe reichen: bei der Wasser- und Stromversorgung, für Gesundheit, Bildung, Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten, bei der psychosozialen Begleitung traumatisierter Menschen, aber auch bei Versöhnung und Friedensförderung.
10 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Auf der Flucht Alle Projekte fördern gleichermaßen Flüchtlinge wie auch die einheimische Bevölkerung und die staatlichen Instit utionen der Aufnahmeregionen. Es ist wichtig, dass alle von der Situat ion betroffenen Gruppen in den Aufnahmeregionen von unseren Maßnahmen profitieren: um den sozialen Frieden zu wahren und um die Strukturen in den Aufnahmeregionen für ihre umfassen- den Aufgaben zu stärken. Regionale Schwerpunkte sind der Nahe Osten sowie Ost- und Zentral afrika. Weitere Projekte gibt es unter anderem in Afghanistan, Pakis- tan, Bangladesch, Myanmar, Kolumbien, Ecuador und der Ukraine. In Jordanien erhalten syrische Flüchtlinge und Mitglieder der Aufnahme gemeinden die Möglichkeit, eine Schreinerausbildung zu beginnen. Das Projekt wird durch die Sonderinitiative Flucht finanziert.
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost | 11 Unsere bisherigen Erfolge In rund 268 Projekten in 68 Ländern haben wir seit 2014 über 15,5 Millionen Menschen in Fluchtsituationen unterstützen können. Unter anderem durch: → Schulbildung für 2 Millionen Kinder → sauberes Trinkwasser und Sanitäranlagen für 6,5 Millionen Menschen → verbesserte Gesundheitsversorgung für mehr als 1,1 Millionen Menschen → b erufliche Aus- und Fortbildungen, Kurse zu Unternehmensgründungen und Stärkung von nationalen Bildungssystemen für über 500.000 Menschen → zusätzlich 413.000 Jobs durch die Beschäftigungsinitiative Nahost → psychosoziale Unterstützung für rund 445.000 Menschen
12 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost Syrische Flüchtlinge im Flüchtlingslager Zaatari, Jordanien
| 13 Nahost Seit fast einem Jahrzehnt herrscht in Syrien Krieg. 6,7 Millionen Syrerinnen und Syrer haben deshalb ihr Heimatland verlassen müssen. Die meisten von ihnen suchen in einem Nachbarland Schutz: 3,6 Millionen in der Türkei, 865.300 im Libanon und etwa 662.800 in Jordanien. Im Irak und im Jemen fliehen Hundert tausende innerhalb der Landesgrenzen vor Gewalt und Terror. Die lokale Infrastruktur und der Wohnraum reichen oft nicht für alle Menschen aus den aufnehmenden Gemeinden und Flücht linge aus. Die Arbeitslosigkeit ist in vielen Ländern der Region sehr hoch. Die politischen Systeme sind vielfach durch Kriege und Konflikte geschwächt. Dennoch leisten diese Staaten in der anhal tenden Krisensituation enorm viel, um Flüchtlingen zu helfen. Die Sonderinitiative Flucht unterstützt die Region in 109 Projekten mit 2,17 Milliarden Euro. 109 Projekte | 2,17 Milliarden Euro Türkei < 5 Mio. Euro 5–65 Mio. Euro Syrien 65–563 Mio. Euro Irak Iran Libanon Israel Palästinensische Gebiete Saudi-Arabien Jordanien Jemen Projektländer der Sonderinitiative Flucht in Nahost
14 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost Eine riesige Photovoltaikanlage versorgt mehr als 80.000 Menschen im Flüchtlingscamp Zataari mit Strom. Grüne Energie für Zaatari Das Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien ist mit nahezu 80.000 Flüchtlingen eines der größten der Welt. Wie in einer Stadt gibt es Schulen, Gemeinschaftszentren und eine Geschäftsstraße. Die Versorgung der Bewohner des riesigen Camps ist eine Herausforde- rung: Sie benötigen Wasser, Nahrung und Strom zum Leben. „Meine Kinder können Ilham aus Syrien lebt mit ihren die Zeit nach Einbruch drei Kindern im Lager und freut sich über den Strom, den der Dunkelheit jetzt sie für die Versorgung und Schul zum Lesen, Lernen und bildung ihrer Kinder nutzt. Spielen nutzen.“ Das BMZ hat in Zaatari eine 33 Fußballfelder große Solaranlage finanziert. Die Anlage liefert bis zu 14 Stunden Strom pro Tag. Der überschüssige Solarstrom, der in Zaatari nicht benötigt wird, fließt in das regionale Stromnetz. Dadurch sparen die Aufnahme gemeinden Strom aus fossilen Rohstoffen. Der CO2-Ausstoß des Landes wird zugleich um bis zu 15.000 Tonnen pro Jahr gesenkt.
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost | 15 Sicheres Lernen für Kinder im Libanon In keinem anderen Land leben so viele Flüchtlinge pro Einwoh- ner wie im Libanon. Die Flüchtlinge machen in etwa ein Achtel der gesamten Bevölkerung aus. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien und den palästinensischen Gebieten. Die bereits fragile Gesundheitsversorgung sowie der Arbeits- und Wohnungsmarkt stoßen mittlerweile an ihre Grenzen. Dies gilt ebenso für das Bil- dungssystem. Viele Schulen befinden sich zudem in Gebieten, wo viele Konflikte ausgetragen werden. „Unsere Schülerinnen und Schüler wissen nun, dass ihre Sicherheit in der Schule gewährleistet wird und wie sie sich im Notfall verhal ten müssen. Innerhalb des ersten Jahres des Projekts hat sich die Anzahl der Schülerinnen und Schü ler bei uns in der Schule bereits fast verdoppelt.“ „Die Sicherheit Raighda Shamsine, Direktorin einer in der Schule ist Schule in der Bekaa-Ebene, einer sehr unsicheren Region an der Grenze zu gewährleistet.“ Syrien Damit die Kinder auch in besonders unsicheren Gegenden des Landes weiter zur Schule gehen können, unterstützt das BMZ den Ausbau eines sicheren Lernumfelds. Dafür werden Schutzräume in Schulen errichtet und Erste-Hilfe-Trainings für Lehrkräfte angeboten. Durch regelmäßige Evakuierungsübungen lernen die Kinder, Gefahren früh zu erkennen und sich in Sicherheit zu brin- gen. So wird sichergestellt, dass sie trotz des schwierigen Umfelds weiterhin zur Schule gehen können.
16 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost „Beschäftigungsoffensive Nahost“ Einen Job zu haben ist wichtig für ein selbstbestimmtes Leben – gerade auch in lang anhaltenden Fluchtsituationen. Die Arbeits- losigkeit im Nahen Osten ist jedoch hoch. Die Vertreibung vieler Menschen durch den Krieg in Syrien verschärft die Situation weiter. Viele junge, motivierte Menschen suchen in der Region nach Aus- bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Deshalb haben wir Anfang 2016 die Beschäftigungsoffensive Nahost als Teil der Sonderinitiative Flucht ins Leben gerufen. Wir schaf- fen kurz- bis mittelfristige Beschäftigungsmöglichkeiten, durch die Flüchtlinge wie auch die bedürftige Bevölkerung vor Ort ein Einkommen erzielen können (Cash for Work). Damit erhalten sie die Möglichkeit, sich selbst und ihre Familien zu versorgen, die finan zielle Notlage der Menschen wird gemindert, und lokale Wirt- schaftskreisläufe werden angekurbelt. „Wenn mir der Geruch des Acker bodens in die Nase steigt, geht mir das Herz auf. Dieser Pflug hat unser Leben seit der Flucht in die Türkei stark verändert. Über einen Zuschuss vom BMZ konnte ich mir einen Pflug kaufen, den ich nun dank meiner landwirtschaftlichen Erfahrung ge „Ich kann wieder winnbringend einsetze. Jetzt kann ich für meine Familie wieder für meine Familie sorgen.“ sorgen.“ Ahmet, Olivenbauer aus Syrien Zwischen 2016 und 2020 wurden rund 413.000 Jobs für Menschen in der Region geschaffen. Sie arbeiten beim Bau von Straßen, Wohnungen und Schulen, bei der kommunalen Abfallbeseitigung
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Nahost | 17 „Durch die Glasmalerei erhoffte ich mir, neue Kunststücke herzustellen und für etwas Geld verkaufen zu können“, sagt die 42-jährige Manar kurz nach ihrer Flucht aus Syrien. Nachdem sie sich mit ihrer Familie in Hatay, Türkei, niedergelassen hatte, erhielt sie durch ein BMZ-gefördertes Projekt einen finanziel len Zuschuss. Jetzt kann sie sich die Materia „Ich wollte lien für die Glasmalerei leisten. Genau wie sie es sich erträumt hatte, verkauft sie nun ihre meiner Familie Werke und erzielt ein kleines Einkommen. helfen.“ Manar, Glasmalerin aus Syrien oder als Lehrkräfte, in der Krankenpflege oder als Ärztinnen und Ärzte. Die Beschäftigungsoffensive fördert auch Aus- und Weiter bildung sowie die Gründung neuer Unternehmen. So eröffnen wir Flüchtlingen und den Menschen in den Aufnahmegemeinden neue berufliche Perspektiven und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag für die Infrastruktur dieser Regionen. Unternehmensgründung für einen erfolgreichen Neustart Die Türkei nimmt mit 3,6 Millionen die meisten Flüchtlinge welt- weit auf. Vielen Menschen auf der Flucht fällt es schwer, einen Job zu finden. Auch wenn einige von ihnen eine Arbeitserlaubnis erhalten haben, sind Arbeitsmöglichkeiten, insbesondere für Flüchtlinge, in der Türkei sehr selten. Sprachbarrieren oder fehlen- des Startkapital behindern einen Neuanfang. Deutschland unter- stützt Menschen beim Einstieg in den lokalen Arbeitsmarkt in fünf türkischen Provinzen durch Beratung, Sprachkurse, Ausbildung und die Unterstützung bei Unternehmensgründungen. Flüchtlin- ge, die sich selbstständig machen oder ein Kleingewerbe aufbauen wollen, erhalten beispielsweise Zuschüsse.
18 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika Bauern pflanzen Reis in Suru, Nigeria.
| 19 Afrika Afrika ist ein Kontinent mit einer großen Vielfalt, geprägt von enormen kulturellen und wirtschaftlichen Unterschieden. Viele afrikanische Länder sind reich an Ackerflächen und Bodenschät- zen, haben eine dynamische, überdurchschnittlich junge Bevöl- kerung – aber die Wertschöpfung findet meist anderswo statt. Die Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren oder Überschwem mungen treffen die oft sehr arme Landbevölkerung besonders hart, der Hunger ist noch lange nicht besiegt. Lang anhaltende Kriege und Konflikte wie in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan oder in Somalia haben Millionen Menschen in die Flucht ge- trieben. Über 29,5 Millionen Menschen auf dem Kontinent leben als Flüchtlinge oder Vertriebene – der größte Teil von ihnen innerhalb ihres eigenen Landes. Die Sonderinitiative Flucht unterstützt die Region mit 557 Millionen Euro, die in 87 Projekte fließen. 87 Projekte | 557 Millionen Euro Tunesien < 5 Mio. Euro Marokko Libyen Ägypten 5–10 Mio. Euro 10–65 Mio. Euro Mali Niger Sudan Tschad Sierra Leone Südsudan Äthiopien Liberia Uganda Somalia Burkina Faso Kenia Nigeria Ruanda Burundi Kamerun Tansania Kongo Demokratische Republik Kongo Zentralafrikanische Republik Sambia Südafrika Projektländer der Sonderinitiative Flucht in Afrika
20 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika Sauberes Wasser für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden Über 365.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan leben in Äthiopien. Sie suchen dort Schutz vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland. Eine ausreichende und funktionierende Sanitär- und Abwasserversor- gung in den aufnehmenden Gemeinden und Flüchtlingscamps ist lebensnotwendig, um vor Krankheiten wie Cholera und Durchfall zu schützen. „Der Zugang zu sauberem Wasser hat unser Leben verändert. Dank der Pipe line müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, ob wir genug Wasser haben. Die Kinder müssen kein Wasser mehr aus weit entfernten Brunnen holen und können sich stattdessen auf die Schule konzentrieren. Sie werden auch weni ger krank als früher, weil das Wasser „Sauberes Wasser keine schädlichen Bakterien enthält.“ zu haben hat unser Nymal ist 2015 aus dem Südsudan Leben verändert.“ geflohen und lebt seit ihrer Flucht gemeinsam mit ihren Kindern in einem äthiopischen Flüchtlingscamp. Die Sonderinitiative Flucht unterstützt Flüchtlinge und auf- nehmende Gemeinden durch den Bau und die Instandhaltung von Brunnen und Pipelines sowie durch die Förderung lokaler Wasserunternehmen. Mehr als 230.000 Menschen haben jetzt dauerhaften Zugang zu sauberem Wasser und besseren Sanitär- a nlagen.
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika | 21 Flüchtlinge im äthiopischen Flüchtlingscamp profitieren vom sauberen Wasser aus der Pipeline.
22 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika Bessere Berufschancen für junge Menschen in Darfur Der Sudan befindet sich momentan im Umbruch. Seit Dezember 2018 hatte die sudanesische Bevölkerung infolge einer schweren Wirtschaftskrise friedlich gegen das Regime demonstriert. Nach einem Militärputsch wurde die Macht im August 2019 an den Sovereign Council (paritätisch besetzt zwischen Militär und Zivilis- ten) übergeben und ein ziviler Übergangspremierminister ernannt. Gleichzeitig ist das Land Transit-, Ziel- und Herkunftsgebiet von Migranten, Flüchtlingen und Binnenvertriebenen. Derzeit leben im Sudan über 1 Million Flüchtlinge – meist aus dem Nachbarland Südsudan – sowie 2,3 Millionen Binnenvertriebene aus dem eige- nen Land. Eine Region, die besonders betroffen ist, ist Darfur. „Seit mehreren Jahren repariere ich schon „Heute bin ich Handys und Smartphones – das habe ich qualifiziert und mir selbst beigebracht. Eines Tages kam verdiene genug, der Besitzer einer Werkstatt auf mich zu um zum Lebens- und fragte mich, ob ich bei ihm lernen wolle, wie man Haushaltsgeräte repariert. Es gebe unterhalt meiner ein Programm des Verbands der Kleinin Familie dustrie und des Handwerks, das berufliche beizutragen.“ Ausbildung fördert. Heute bin ich qualifiziert und verdiene damit genug, um ausreichend Batool, Auszubildende zum Lebensunterhalt meiner Familie bei in Nyala, Süddarfur zutragen.“ In Nyala, der Hauptstadt von Süddarfur, unterstützt das BMZ den Ausbau beruflicher Qualifizierungen für Flüchtlinge und bedürftige Menschen aus der Region. Hier geht es darum, Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote an die Bedürfnisse des lokalen Arbeits- markts anzupassen. So werden neue Jobs geschaffen. Das ist vor allem für den großen Anteil der jungen Bevölkerung wichtig.
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika | 23 Die Schülerin Naomi an der Fußballschule in Bangui, Zentralafrikanische Republik Eine Fußballschule für den Frieden Seit 2013 bekämpfen sich muslimische und christliche Milizen in der Zentralafrikanischen Republik. 682.000 Menschen wurden innerhalb des Landes bereits vertrieben, unter ihnen viele Kinder. In der vom BMZ finanzierten Fußballschule in der Hauptstadt Bangui kommen Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Reli- gionszugehörigkeiten zusammen. Dies fördert den Austausch und die Annäherung zwischen den christlichen und muslimischen Gemeinden im Land. Statt zu kämpfen, spielen die Kinder Fußball und gehen zur Schule. Regelmäßiger Sport und das sichere Um- feld der Schule schützen sie davor, von Milizen rek rutiert oder zur Prostitution gezwungen zu werden. In der Fußballschule finden sie Rückhalt und lernen Toleranz und Fairplay – Werte, die auch für ein friedliches Zusammenleben unerlässlich sind.
24 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Afrika Ein Junge steht im Flüchtlingslager Kutupalong für eine Schale Lebensmittel an.
| 25 Asien In Asien leben mehr als 4,6 Milliarden Menschen. In vielen Län- dern des Kontinents steigt der Lebensstandard stetig aufgrund zunehmender Wirtschaftsleistungen. Auf der anderen Seite leiden weiterhin zahlreiche Menschen in Asien unter Konflikten, Verfolgung, Armut oder den Folgen von Naturkatastrophen. Viele sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen, um woanders Schutz zu suchen. Ein über Jahrzehnte andauerndes Leben als Flüchtling oder Binnen- vertriebener ist in Asien keine Seltenheit. Zum Beispiel haben viele der rund 2,6 Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan ihr Land schon vor Jahrzehnten verlassen. Bis heute ist Afghanistan ein Land, das von der UN als sehr gefährlich eingestuft wird – insbesondere für die Zivilbevölkerung. 29 Projekte | 129,1 Millionen Euro < 5 Mio. Euro Afghanistan 5–10 Mio. Euro Nepal 10–65 Mio. Euro Iran Bangladesch Myanmar Philippinen Thailand Indien Kambodscha Pakistan Sri Lanka Projektländer der Sonderinitiative Flucht in Asien
26 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Asien Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) leben in Asien insgesamt 4 Millionen Flüchtlinge, 3,5 Millionen Binnenvertriebene und 2,3 Millionen Staatenlose. Die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan und Myanmar. Die Sonder initiative Flucht fördert in der Region 29 Projekte mit rund 129,1 Millionen Euro. Unterstützung für Rohingya-Vertriebene und aufnehmende Gemeinden in Bangladesch Das gewaltsame Vorgehen des myanmarischen Militärs gegen die muslimische Volksgruppe der Rohingya hat seit August 2017 mehr als 750.000 Menschen zur Flucht ins Nachbarland gezwungen. Die Lage in der Aufnahmeregion Cox’s Bazar ist schwierig: Innerhalb weniger Wochen und Monate entstand hier das größte Flücht- lingscamp der Welt – Kutupalong. In der ohnehin armen Region Cox’s Bazar haben sich durch die Aufnahme der Flüchtlinge die Lebensbedingungen in den Aufnahmegemeinden weiter ver- schlechtert. Das führte zunehmend zu Spannungen und Konflikten. Das BMZ unterstützt daher die aufnehmenden Gemeinden und die Flüchtlinge gleichermaßen. Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer sowie Kleinstunternehmen in den Gemein- den erhalten Beratung und Zuschüsse, damit sie ihr Geschäft auf- und ausbauen können. Mit der Schaffung kurzfristiger Jobs (Cash- for-Work-Maßnahmen) werden Gemeindeprojekte wie der Bau von Abwasserkanälen, Wasserleitungen und gut befestigten Stra- ßen gefördert. Viele der Flüchtlinge wurden durch die Vertreibung stark trauma tisiert; Drogenkriminalität, Konflikte und Gewalt nehmen stetig zu. Psychosoziale Unterstützung soll helfen, Traumata, seelische Probleme und Perspektivlosigkeit zu bewältigen. Schulungen zur
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Asien | 27 Die Gemeindemitglieder aus einem Dorf in der Region Cox’s Bazar haben sich versammelt, um gemeinsam besonders bedürftige Haushalte auszuwählen, die zukünftig von dem Projekt unterstützt werden. friedlichen Konfliktlösung sollen helfen, Spannungen zwischen den Mitgliedern aufnehmender Gemeinden und vertriebenen Rohingya zu mindern. Lokale staatliche und nichtstaatliche Akteure wie Dorf- und Ge meindeverwaltungen, die lokale Zivilgesellschaft sowie der Privat sektor und Handelskammern werden in der Erweiterung ihrer Dienstleistungsangebote an die Bevölkerung zu wirtschaftlicher und sozialer Teilhabe, inklusivem Katastrophenmanagement sowie zu Konzepten der lokalen Konfliktbewältigung und psycho- sozialen Unterstützung beraten und geschult.
28 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Asien Pablo Amaya aus Kolumbien hat sich mit deutscher Hilfe als Schuster selbstständig gemacht.
| 29 Lateinamerika Lateinamerika hat einen mühsamen Weg der politischen und gesellschaftlichen Transformation zurückgelegt. Der Sub kontinent befindet sich aber auch aktuell im Umbruch und immer wieder in Krisensituationen. Viele lateinamerikanische Länder sind wichtige Exporteure von Bodenschätzen und Agrarprodukten auf dem Weltmarkt. Dem ge- genüber stehen große gesellschaftliche Unterschiede: Einkommen und Vermögen sind in Lateinamerika oft sehr ungleich verteilt. Soziale Unterschiede fordern eine gerechtere Verteilungspolitik und weniger Raubbau an Bodenschätzen oder an der reichen bio- logischen Vielfalt. Bergbau, extensive industrielle Landwirtschaft und Entwaldung vor allem durch Brandrodung und Abholzung bedrohen das ökologische Gleichgewicht der Region. 29 Projekte | 69,8 Millionen Euro < 5 Mio. Euro Mexiko 5–10 Mio. Euro Guatemala Honduras 10–65 Mio. Euro El Salvador Venezuela Kolumbien Ecuador Peru Brasilien Projektländer der Sonderinitiative Flucht in Lateinamerika
30 | PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Lateinamerika Gleichzeitig steht der Kontinent vor großen Herausforderungen im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung. In Kolumbien leben durch einen seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikt weltweit die drittmeisten Binnenvertriebenen. Hinzu kommen die jüngsten Entwicklungen in Venezuela. Während das Land früher zu den reichsten Ländern in Lateinamerika gehörte, bestimmen heute Hyperinflation, Versorgungsengpässe und massive politische Unruhen das Land. Die Sonderinitiative Flucht fördert in der Region 29 Projekte mit 69,8 Millionen Euro. Carmen aus Maracaibo in Venezuela ist al leinerziehende Mutter von drei Kindern. Ihr jüngster Sohn Sebastián ist sehr krank, er leidet an einer schweren Mukoviszidose. Als die medizinische Versorgung in Venezuela immer schlechter wurde und Carmen kaum noch Geld für seine Medikamente zur Ver Carmen verkauft fügung hatte, entschloss sie sich, mit den Kindern nach Kolumbien zu gehen. In dem selbst gebackenes Grenzort Cúcuta hat sie eine Bleibe gefun Brot und kann den und kann ihren Lebensunterhalt durch ihren Sohn ein Projekt der Sonderinitiative Flucht bestreiten: Sie verkauft selbst gebackenes medizinisch Brot und kann ihren Sohn medizinisch betreuen lassen. betreuen lassen. Er erhält Medikamente Carmen, Maracaibo, und Aufbaunahrung, die er aufgrund seiner Venezuela Erkrankung dringend benötigt. In Grenzregionen Chancen schaffen Bewaffnete Konflikte zwischen Guerilla-Organisationen, Para militärs und wechselnden Regierungen prägen Kolumbien seit mehr als 50 Jahren. Mit 4,9 Millionen Menschen gehört Kolumbien zu den Ländern mit den meisten Binnenvertriebenen. Die politische
PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN Lateinamerika | 31 und ökonomische Lage im Nachbarland Venezuela hat zudem fast fünf Millionen Menschen dazu veranlasst, ihr Land zu verlassen – die meisten von ihnen sind nach Kolumbien oder Ecuador geflohen. Gerade Grenzregionen sind mit dem Zuzug einer großen Zahl von Neuankömmlingen überfordert. In Kolumbien, Ecuador und Peru unterstützt das BMZ aufnehmen- de Gemeinden bei der Schaffung von Unterkünften. Vertriebene erhalten Rechtsberatung, psychosoziale Betreuung und werden in Jobs vermittelt. Ada Espitia aus Venezuela hat in Kolumbien eine Stelle im Blumenanbau gefunden.
Internationale Zusammenarbeit Europäische Zusammenarbeit Das BMZ setzt sich dafür ein, dass die Mitgliedsstaaten der Europä- ischen Union (EU) ihr Engagement für Flüchtlinge ausbauen, zum Beispiel im Rahmen der jährlich tagenden internationalen Syrien- konferenz. Nur ein gemeinsames europäisches Engagement kann im Sinne der Verantwortungsteilung einen wirksamen Beitrag leisten. Weltweite Zusammenarbeit Partnerschaften mit UN-Organisationen verstärken die Wirkun- gen der Sonderinitiative Flucht: Mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und der Internationalen Arbeits- organisation (ILO) kooperieren wir zum Thema Förderung von Beschäftig ungsmöglichkeiten für Menschen auf der Flucht. Mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) stehen wir im Austausch zu den Themen psychische Gesundheit und psycho- soziale Unterstützung. Weiterhin arbeiten wir eng mit dem Flücht- lingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) an der besseren Verzahnung von humanitärer Hilfe und strukturbildender, lang- fristig orientierter Entwicklungszusammenarbeit. Wir kooperieren mit der Weltbank sowie mit zivilen Nichtregierungsorganisationen. Die Sonderinitiative Flucht leistet einen wichtigen Beitrag zum Globalen Pakt für Flüchtlinge (Global Compact on Refugees – GCR). Das Ziel ist, dass es staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren weltweit gemeinsam gelingt, Aufnahmeländer zu unterstützen, Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, wieder ein eigenständiges und würdevolles Leben zu führen, humanitäre Aufnahmeprogramme in sogenannten Drittländern – Staaten, die weder Herkunfts- noch direktes Aufnah- meland sind – zu fördern und die Bedingungen für eine Rückkehr in die Herkunftsregion in Sicherheit und Würde zu schaffen.
Persönliches Engagement: Was kann ich tun? Als Privatperson: Es gibt viele zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich in Deutsch- land für Flüchtlinge engagieren, zum Beispiel mit Deutschunter- richt oder Hausaufgabenhilfe. Fragen Sie bei Ihrer Kommune nach und helfen Sie mit! Sie können sich auch an die Mitmachzentrale der Servicestelle Engagement Global wenden. Als Kommune: Mit der Initiative Kommunales Know-how für Nahost fördert das BMZ Know-how-Partnerschaften deutscher Kommunen mit Kommunen im Nahen Osten durch gemeinsame Fachworkshops, befristete Experteneinsätze in Aufnahmekommunen und durch kommunale Projektpartnerschaften. Fragen dazu beantwortet die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unter der Telefonnummer 0228 20 71 76 70 oder wenden Sie sich per E-Mail an anfrage@service-eine-welt.de. Weitere Informationen zur Sonderinitiative Flucht finden Sie online auf der Homepage des BMZ https://www.bmz.de/de/themen/Sonderinitiative- Fluchtursachen-bekaempfen-Fluechtlinge- reintegrieren/index.html und in der Web-App, der Sonderseite zum Thema Flucht.
HERAUSGEBER Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Kommunikationsstab Öffentlichkeitsarbeit; Veranstaltungen REDAKTION BMZ, Referat 221 Fluchtursachen mindern; Beschäftigungsoffensive Nahost STAND Juli 2021 DRUCK BMZ Gedruckt auf Blauer-Engel-zertifiziertem Papier GESTALTUNG wbv Media, Bielefeld FOTOS Titelseite, S. 20, 21: UNICEF; Umschlag innen: Michael Gottschalk/photothek.net; S. 2: Thomas Trutschel/photothek.net; S. 4: Thomas Koehler/photothek.net; S. 5: SSG; S. 8, 24: Ute Grabowsky/photothek.net; S. 9, 10: Cannizzo/GIZ; S. 12, 19: Thomas Imo/photothek.net; S. 14: KfW; S. 15, 17, 27, 28, 30, 31: GIZ; S. 16: DRC; S. 23: Löffelbein/WHH KONTAKT poststelle@bmz.bund.de www.bmz.de Aktuelle Videos mit Ein drücken und Informationen zu einzelnen Projekten, Interviews mit Flüchtlingen sowie Menschen in aufnehmenden Gemeinden und vieles mehr finden Sie im Youtube-Kanal des BMZ. Die vom BMZ unentgeltlich herausgegebenen Broschüren sind nicht zum gewerb lichen Vertrieb bestimmt. Sie dürfen weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Das gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament.
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