Kleiner Atlas des internationalen Genf 2019/2020 - Entwicklungen des internationalen Genf in Karten - Konrad ...
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Kleiner Atlas des internationalen Genf 2019/2020 Entwicklungen des internationalen Genf in Karten
8 Globale Gesundheit Durch die Corona-Pandemie rückte Genf als weltweit zentraler Standort für das Thema Globale Gesundheit in den Vordergrund – nicht zuletzt auch als Sitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Einen Überblick über einige wichtige Initiativen der WHO im Kampf gegen die Pandemie erhalten Sie in Kapitel 1. 16 Humanitäre Hilfe Genf gilt als Hauptstadt der Humanitären Hilfe. Bereits vor der Corona- Pandemie wurde 2020 als das Jahr der schlimmsten humanitären Katas- trophe seit dem zweiten Weltkrieg gehandelt. Welche Schritte ergriffen die UN-Organisationen, um die humanitären Folgen des COVID-19-Aus- bruchs abzufedern? Erfahren Sie mehr in Kapitel 2. 22 Welthandel Die Welthandelsorganisation (WTO) befasst sich mit der Regelung von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, dem Abbau von Handelshemm- nissen und der Konfliktschlichtung. Seit Dezember 2019 befindet sie sich in einer schweren Krise. Gleichzeitig spielt sie im Kampf gegen die Coro- na-Pandemie eine wichtige Rolle. Mehr in Kapitel 3. 34 Digitalisierung Kapitel 4 beschreibt das komplexe Ökosystem der multilateralen und nichtstaatlichen Organisationen, die sich in Genf mit digitalen Angele- genheiten befassen. Außerdem werden die wichtigsten Themen im Zu- sammenhang mit der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), der globa- len digitalen Kluft und Investitionen in digitale Technologien beleuchtet. 42 Menschenrechte Die Förderung und der Schutz von Menschenrechten gehört zu den Hauptzielen der Vereinten Nationen. Mit dem Sitz des Hochkommissa- riats für Menschenrechte und dem Menschenrechtsrat spielt Genf hier eine entscheidende Rolle. Zentrale Entwicklungen und Entscheidungen aus den letzten Jahren finden sich in Kapitel 5. Mit dem Sitz des UN-Füchtlingshilfswerk (UNHCR) und der Internatio- 70 Flucht und Migration nalen Organisation für Migration (IOM), gehört Flucht und Migration zu einem der bestimmenden Themen im internationalen Genf. Kapitel 6 gibt Einblick in wichtige Trends und Fluchtentwicklungen, wirft aber zugleich auch einen Blick auf die wichtigsten Geldgeber im weltweiten Vergleich. Angesichts einer zunehmend konfliktträchtigen globalen Großwetter- 86 Allianz für den lage gab es in den vergangenen Jahren wiederholt Bestrebungen von einzelnen Länderkoalitionen zur Unterstützung regelbasierter globaler Multilateralismus Zusammenarbeit. Eine solche Initiative ist die Allianz für den Multilate- ralismus, mehr dazu in Kapitel 7.
Kleiner Atlas des internationalen Genf 2019/2020 Olaf Wientzek Sarah Ultes Entwicklungen des internationalen Genf in Karten
Vorwort Nicht immer erhalten Genf und die über 45 hier ansässigen internationalen Organisationen den ihnen eigentlich gebühren- den Grad an Aufmerksamkeit. Dabei spiegeln sich viele aktu- elle Entwicklungen der internationalen Politik und des Multi- lateralismus im «internationalen Genf» wider, künftige globale Trends lassen sich hier oftmals bereits frühzeitig erahnen. Der «Kleine Atlas des internationalen Genf 2019/2020» möchte einige dieser Trends in den Bereichen Globale Gesund- heit, Menschenrechte, Handel, Digitalisierung, Humanitäre Hil- Bedeutung Genfs fe sowie Flucht und Migration mit Hilfe von Karten, die jeweils Unterschätzte einen Bezug zur Arbeit der Genfer Organisationen haben, illus- trieren und mithin dazu beitragen, oftmals komplexe Sachver- halte leichter verständlich zu machen. Dargestellt werden bei- spielsweise das Abstimmungsverhalten von Mitgliedstaaten, deren Bereitschaft zu politischer oder finanzieller Unterstüt- zung von multilateralen Gremien oder Initiativen, aber auch zentrale Erkenntnisse aus in Genfer Organisationen vorgestell- ten Berichten. Nicht zuletzt angesichts der Vielzahl der in Genf an- gesiedelten Organisationen kann ein solches Werk selbstver- ständlich nur vereinzelte Schlaglichter werfen und unmöglich den Anspruch erheben, Entwicklungen in den Genfer Gremien in ihrer gesamten Bandbreite abzudecken. Über die getroffene Entwicklungen Auswahl der dargestellten Vorgänge und Organisationen lässt Zentrale sich sicher streiten. Gleichwohl hoffen wir, dass der «Kleine Atlas des internationalen Genf 2019/2020» dazu beitragen kann, einige wichtige Trends der multilateralen Zusammenarbeit sichtbarer zu machen. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre! Dr. Olaf Wientzek, Direktor und Sarah Ultes, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Multilateraler Dialog Konrad-Adenauer-Stiftung Genf
Einleitung offener zu Tage hat treten lassen: Seien es die Schwächen na- tionaler Gesundheitssysteme, seien es Defizite im Menschen- rechtsbereich oder beim sozialen Schutz. Nicht zuletzt hat die pandemiebedingte Verlagerung von Kommunikation und Handel ins Virtuelle die «digitale Kluft» zwischen verschiede- nen Ländern noch einmal deutlicher zu Tage treten lassen. Beim Versuch, einige generelle Entwicklungen der multilatera- 4. Trotz vieler besorgniserregender Entwicklungen und der len Ordnung im Allgemeinen und der Arbeit der Genfer Organi- vielfach zu beobachtenden Tendenzen von Protektionismus sationen im Speziellen, in den vergangenen beiden Jahren nach- und nationaler Nabelschau während der Pandemie, gab es zuzeichnen, lassen sich grob vier Tendenzen feststellen: in den vergangenen beiden Jahren auch Hoffnungsschimmer zu verzeichnen. So haben in verschiedenen Organisationen 1. Eine zunehmende (Geo-) Politisierung der multilateralen Or- Gruppen von Mitgliedstaaten Initiativen lanciert, um Blocka- ganisationen in Genf, nicht zuletzt durch eine wachsende den zu lösen oder Überbrückungsmechanismen zu schaf- Hoffnungsschimmer Rivalität zwischen China und den USA. Zunehmend wurden fen. Auch die 2019 von Deutschland und Frankreich initiier- einige der Genfer Gremien zu einem Schauplatz wachsen- te «Allianz für den Multilateralismus» kann als ein Versuch der geopolitischer Spannungen. Ein Beispiel war das durch angesehen werden, in verschiedenen Politikbereichen neue Geopolitische Spannungen die US-Administration wiederholt ausgedrückte Misstrauen Impulse für die multilaterale Zusammenarbeit zu geben. Er- gegenüber der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ebenso mutigend ist auch, dass es offenbar nach wie vor Länder gibt, wie die Blockade der Streitschlichtungsfunktion der Welt- die nicht nur für einen regel-, sondern auch einen werteba- handelsorganisation (WTO). Gleichwohl bleibt festzustellen, sierten Multilateralismus eintreten und Menschenrechtsver- dass die USA auch unter Donald Trump trotz ihres Rückzugs letzungen – sei es durch Resolutionen im Menschenrechtsrat aus einigen und der Blockade anderer Foren in vielen Genfer oder auch durch öffentliche Stellungnahmen – anprangern. Organisationen ein zentraler Akteur blieben (siehe beispiels- Schließlich illustriert der Atlas auch einige Beispiele globaler weise die finanzielle Unterstützung für das UN-Flüchtlings- Solidarität, sei es im humanitären Bereich, sei es durch die hilfswerk (UNHCR)). breite Unterstützung der COVAX-Fazilität, die ab 2021 einen 2. Dieses teilweise Infragestellen multilateraler Foren durch weltweiten Zugang zu Impfstoffen gegen COVID-19 ermögli- die Trump-Administration wurde begleitet durch ein zuneh- chen soll. Doch auch diese beiden Initiativen zeigen, dass die Autokratische Staaten mend forsches Auftreten autoritärer Staaten, insbesondere Bereitschaft, politisches und finanzielles Kapital für multila- auf dem Vormarsch Chinas. Das zeigt sich im verstärkten finanziellen und perso- terale Lösungen und globale Güter aufzubringen, innerhalb nellen Engagement in vielen – wenn auch nicht allen – Genfer der Staatengemeinschaft ungleich verteilt und insgesamt be- Organisationen. Dieses zunehmende Selbstbewusstsein wird grenzt war. auch deutlich im Menschenrechtsbereich: dort versuchten autoritäre Länder wiederholt nicht nur unliebsame Resolu- Es bleibt abzuwarten, in welchem Maße eine dem internatio- tionen im Keim zu ersticken, sondern aktiv das Narrativ zu nalen Genf wohlgesonnene Biden-Administration zu einer an- Menschenrechten im eigenen Sinne zu verändern. haltenden Umkehr von sich seit Jahren abzeichnenden Trends 3. Durch die Bank wurden die multilateralen Organisationen führen wird. Mit Blick auf die kommenden Jahre steht zu erwar- Polypandemie durch die COVID-19-Pandemie und ihre Konsequenzen in ten, dass neben den bestehenden Herausforderungen die Frage Beschlag genommen. Einige Beobachter sprechen von einer nach den mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie auch «Polypandemie» und betonen nicht zu Unrecht, dass die Pan- digitalpolitische Themen quer durch alle Genfer Organisationen demie grundsätzliche Schwächen in vielen Politikbereichen wohl weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Inhaltsverzeichnis 64 Menschenrechtslage in Belarus nach Präsidentschaftswahlen ― Abstimmung 2020 66 Chinas Politik in Xinjiang und Hongkong ― Kritiker und Unterstützer 68 Einschüchterungsversuche für Kooperation mit UN zu Menschenrechten 70 Flucht und Migration 8 Globale Gesundheit 72 Menschen auf der Flucht ― Aufnahme- und Herkunftsländer 2018 10 WHA-Resolution für den Kampf gegen COVID-19 ― Unterstützer 74 Menschen auf der Flucht ― Aufnahme- und Herkunftsländer 2019 12 COVAX-Initiative ― Unterstützer 76 Beiträge für das UN-Flüchtlingshilfswerk 2019 in USD 78 Pro-Kopf-Beiträge für das UN-Flüchtlingshilfswerk 2019 in USD 16 80 UNHCR-Flüchtlinge ― pro 1000 Einwohner in der EU 2019 Humanitäre Hilfe 82 Globaler Pakt für Flüchtlinge ― Abstimmungsergebnis 2018 18 Global Humanitarian Response Plan ― Staatliche Geber / Zielländer 86 Multilateralismus 22 Welthandel 88 Allianz für den Multilateralismus ― Teilnehmer Auftakveranstaltung 2019 24 Mitglieder der Welthandelsorganisation 90 Humanitarian Call for Action ― Unterzeichner 26 Überbrückungslösung für WTO-Streitschlichtung ― Beteiligte Staaten 92 Paris Call für Vertrauen und Sicherheit im Cyberraum ― Unterzeichner 28 Initiative zum elektronischen Handel ― WTO-Mitglieder 94 Internationale Partnerschaft Information und Demokratie ― Teilnehmer 30 Offenhaltung von Nahrungsmittellieferketten ― Unterstützer 96 Klima und Sicherheit Initiative ― Unterzeichner 98 Gender at the Centre-Initiative ― Unterzeichner 34 100 11 Leitprinzipien zu letalen autonomen Waffensystemen ― Unterzeichner Digitalisierung 102 Kooperation im Kampf gegen COVID-19 ― Teilnehmer des Aufrufs 36 ITU Rat von 2019 bis 2022 ― Zusammensetzung 38 Investitionsgrad zu innovativen Technologien weltweit 42 Menschenrechte 44 UN-Menschenrechtsrat 2020 ― Zusammensetzung 46 UN-Menschenrechtsrat 2021 ― Zusammensetzung 48 Abstimmungsverhalten mit China ― UN-Menschenrechtsrat 2019 50 Abstimmungsverhalten mit der EU ― UN-Menschenrechtsrat 2019 52 Abstimmungsverhalten mit Deutschland ― UN-Menschenrechtsrat 2020 54 Abstimmungsverhalten gegen Deutschland ― UN-Menschenrechtsrat 2020 56 Resolution Chinas zur Rolle von Menschenrechten ― Abstimmung 2018 58 Resolution Chinas zur Rolle von Menschenrechten ― Abstimmung 2020 60 Untersuchungskommission für den Jemen ― Abstimmung 2019 62 Untersuchungskommission für Venezuela ― Abstimmung 2019
Globale Gesundheit ACT-Accelerator. Diese Initiative schafft einen Rahmen der sek- torenübergreifenden Zusammenarbeit für Regierungen, Ge- sundheitsorganisationen, Wissenschaftlern und Unternehmen, Koordinatorin um global die Entwicklung und Verteilung von COVID-19-Impf- WHO als stoffen, Behandlungen und Tests zu beschleunigen, damit die akute Phase der Pandemie bis Ende 2021 beendet werden kann. Mit Akteuren wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Sie wurde im April 2020, initiiert von der WHO und unterstützt Impfallianz Gavi und dem Globalen Fond zur Bekämpfung von u.a. von der Europäischen Kommission, ins Leben gerufen. AIDS, Tuberkulose und Malaria ist Genf die inoffizielle «Welt- Eine der drei Säulen des ACT-Accelerators ist die seit Globale Gesundheit hauptstadt» der Globalen Gesundheit. Gerade die WHO rückte Juni 2020 bestehende COVAX-Fazilität, deren beteiligte Län- im Zuge der COVID-19-Pandemie besonders in den öffentli- der in Karte 12 dargestellt sind. COVAX wird gemeinsam von Genf und chen Fokus. Zu welch umfassenden Umwälzungen die Pande- der Impfallianz Gavi, der WHO und der Coalition for Epidemic mie im Arbeitsprogramm der WHO führte, lässt sich an der Preparedness Innovations (CEPI) geleitet. Ziel ist es, die Ent- erheblichen Verschiebungen bei ihren Programmprioritäten wicklung und Verteilung von COVID-19-Impfstoffen global zu zwischen 2019 und 2020 ablesen. organisieren, um eine möglichst breite, weltweite Impfstoffab- COVAX-Fazilität Eine ihrer vielen Rollen bei der Bekämpfung der Pan- deckung zu erreichen. Somit sollen bis Ende 2021 2 Mrd. Dosen demie ist die einer Plattform für ihre Mitgliedstaaten: Im Rah- verteilt werden, damit mindestens 20% der Bevölkerungen aller men der Weltgesundheitsversammlung (WHA), dem höchsten Länder geimpft werden können, darunter insbesondere Perso- Dialogplattform Organ der WHO, kommen Vertreter aller Mitgliedsstaaten nen, die im Gesundheitssystem tätig sind und Risikogruppen. einmal jährlich zusammen. Dabei werden politische Ziele und Insgesamt beteiligen sich 188 Länder: einkommensschwächere WHO als Strategien formuliert, die anschließend vom Sekretariat, der Staaten, denen Mittel zugutekommen und einkommensstarke, WHO-Zentrale, umgesetzt werden. Bei der in 2020 virtuell ab- die sich selbst finanzieren, aber ebenfalls von einem garantier- gehaltenen WHA standen die Entwicklungen und Maßnahmen ten Zugang profitieren. Bemerkenswert ist, dass die USA und zur Bekämpfung von COVID-19 im Vordergrund. Dabei unter- Russland sich bis Anfang 2021 als einzige G20-Mitglieder (Stand: stützten 139 Länder eine wegweisende Resolution, welche die Dezember 2020) nicht beteiligten. Allerdings ist ein Beitritt zur Führungsrolle der WHO in der Krise betont, sowie Impfstoffe COVAX-Initiative zu einem späteren Zeitpunkt immer noch mög- Multilaterale und Behandlungen als globale öffentliche Güter anerkennt lich. Am 14. Januar kündigten die USA ihre Rückkehr in die WHO Hoffnung (Karte 10). Betont wird die Notwendigkeit einer inklusiven, und damit auch die Beteiligung an der COVAX-Initiative an. Der sektorenübergreifenden Kooperation staatlicher und privater Beitritt der USA ist von großer Bedeutung für die Finanzierung Akteure, um niemanden zurückzulassen, sowie errungenes dieses zentralen Instruments für globale Solidarität. Das Va- Wissen über COVID-19 zu teilen. Dabei sendet diese von der EU kuum, welches die USA im Jahr 2020 in der WHO hinterließen, initiierte Resolution, in erster Linie ein wichtiges politisches Si- musste nicht nur politisch, sondern auch finanziell von anderen gnal hin zu globaler Solidarität. Letztlich distanzierten sich die Akteuren aufgefangen werden. In beiden Bereichen versuchte USA von der Resolution, da die Formulierungen bezüglich se- vor allem Deutschland und die EU diese Lücke zu füllen. xueller und reproduktiver Rechte sowie der globalen Entwick- Beide Karten zeigen, bei allen nationalen Alleingängen, lung von Impfstoffen zu weitreichend waren, blockierten deren die in der Krise beobachtet werden konnten, zumindest zwei Annahme allerdings auch nicht. Lichtblicke für den Willen der Weltgemeinschaft zu Solidarität Während der Pandemie war, neben ihren zahlreichen und multilateralen Lösungen. anderen Funktionen, auch die Rolle der WHO als Koordinato- rin ausschlaggebend. Ein Beispiel war ihre Führungsrolle beim
WHA-Resolution 2020 für den Im Mai 2020 beschloss die Weltgesundheitsversammlung (WHA) eine Resolution zum Kampf gegen COVID-19. Eingebracht unter Kampf gegen COVID-19 UNTERSTÜTZER Führung der EU und von 139 Mitgliedsstaaten gestützt, wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Sie fordert u.a. einen fairen Zu- gang zu Impfungen und die Bekämpfung von Fehlinformationen. 10 Globale Gesundheit 194 Mitgliedsstaaten Die USA distanzieren sich in einem Statement von der Resolution. EU EU Luxemburg Luxemburg Monaco Monaco San San Marino Marino Malta Malta Zypern Zypern Kap Katar Katar Kap Verde Verde Jamaika Bahrain Bahrain Jamaika Mikronesien Marshallinseln Mikronesien Marshallinseln Mikronesien Marshallinseln El Salvador El Salvador Singapur Singapur Seychellen Nauru Nauru Kiribati Nauru Kiribati Seychellen Malediven Malediven São Tomé & Príncipe São Tomé & Príncipe Komoren Komoren AU AU Fidschi Fidschi Fidschi Tonga Tonga Tonga Cookinseln Mauritius Mauritius Cookinseln Lesotho Lesotho 139 Unterstützer 139 Unterstützer
COVAX-Fazilität Die COVAX-Fazilität will die Entwicklung und Herstellung von COVID-19-Impfstoffen beschleunigen und global für einen fairen BETEILIGTE STAATEN Zugang sorgen. Sie steht offen für die Beteiligung weiterer Staaten. COVAX wird von der WHO, der Impfallianz Gavi und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) geleitet. 12 Globale Gesundheit 7 einkommensstärkere Staaten, die Beteiligungen beabsichtigen 92 en Eink 89 aat o Deutschland St m he (u.a. EU-Länder) sind m schwac ensstarke S 188 der COVAX-Fazilität beteiligte über die EU beigetreten Staaten G20 ens und sind Teil des «Teams Europa». m Russland ist das einzige Mitglied der t aa om ten Eink G20, welches sich bisher nicht beteiligt. Die Türkei und Südafrika beabsichtigen eine Teilnahme, während Indien und die Vereinbarung abgeschlossen haben 7 Indonesien, ebenfalls G20-Mitglieder, über die COVAX-Fazilität Impfstoffe 89 einkommensstärkere Staaten, erhalten sollen. Die USA beteiligt sich an der COVAX-Initiative und tritt der WHO wieder bei. Die- Luxemburg Luxemburg se Änderungen wurden Monaco Monaco mit der Amtseinführung Andorra Andorra Joe Bidens zum Präsident Malta der Vereinigten Staaten Malta Zypern Zypern am 14.01.2021 möglich. Bahamas Bahamas St. Kitts & Nevis St. Kitts & Nevis denen die COVAX-Fazilität Zugang zu Impfstoffen ermöglicht Haiti Antigua & Barbuda Antigua & Barbuda Kap Kuwait Haiti Kap Kuwait Dominica Dominica Katar Verde Katar Belize St. Lucia St.Verde Lucia Bahrain Belize Jamaika Jamaika Barbados Bahrain Barbados Libanon Libanon St. Vincent St. Vincent & die Grenadinen & die Grenadinen Westbank Westbank Palau Mikronesien Marshallinseln Mikronesien Marshallinseln Palau Mikronesien Marshallinseln El Salvador El Salvador Grenada Grenada & Gaza & Gaza Palau Trinidad & Tobago Israel Israel Singapur Trinidad & Tobago Singapur Brunei Darussalam Brunei Darussalam ussalam Nauru Nauru Kiribati Malediven Nauru Kiribati Malediven Tuvalu Samoa Tuvalu Samoa São Tomé & Príncipe São Tomé & Príncipe Tuvalu Samoa Salomonen Salomonen Komoren Komoren Salomonen Osttimor Osttimor mor Fidschi Fidschi Fidschi Tonga Tonga Tonga Mauritius Mauritius Vanuatu Vanuatu Vanuatu 92 einkommensschwache Staaten, 8 weitere Volkswirtschaften beteiligten sich zusätzlich, die jedoch keine UN-Mitglieder sind (u.a. Taiwan). COVAX steht für COVID-19 Vaccines Global Access und möchte einen weltweit gleichmäßigen und gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen gewährleisten. Stand: 14.01.2021
WHO WHO 10 größte Beitragszahler (Organisationen und Länder) 5 wichtigste Programme 3,1% Europäische 3% Verschiedene Programm- Polio Bekämpfung: 26,5% Kommission 2018 – budget 2019 3,2% 2018 – 2019 Zugang zu besseren Gesundheits- Weltbank systemen und Ernährung: 12,1% 3,6% Vermeidbare Krankheiten Rotary International 15,2% durch Impfungen: 8,9% USA Interne Koordinierungsverfahren 4,8% 65% und Koordination verbessern: 6,1% OCHA des WHO-Budgets wird durch folgende Vorbeugung und Bekämpfung Beitragszahler finanziert 10,8% von Ausbrüchen: 6% Bill und Melinda Gates Stiftung 5,5% Deutschland Akute Gesundheitsnotlagen: 45,9% 2020 – 2021 Verbesserter Zugang zu besseren 8,1% Gesundheitssystemen: 13,6% 7,9% Vereinigtes Impfallianz Gavi Königreich Polio-Bekämpfung: 13,5% Vorbeugung von Epidemien Programm- und Pandemien: 4,4% budget 2020 – 2021 Vorbeugungsstrategien für Krankheiten mit Epidemie-Potential: 3,5% 2,5% OCHA 2,4% Verschiedene 2,8% Weltbank 11,8% Impfallianz Gavi Bill und Melinda Rekordzusagen 3% Gates Stiftung COVID-19 Zugesagte Beiträge für 2021 – 2025 an Beiträgen, die dazu beitra- Solidarity Funds gen werden, dass bis Ende 2025 300 Mio. weitere Kinder in den ärmsten Ländern der Welt gegen 15% Krankheiten wie Masern, Polio und 6,3% 61,3% Stiftungen, Diphtherie geimpft werden können. des WHO-Budgets wird Organisationen und Impfallianz Gavi durch folgende 11,8% Unternehmen Deutschland (1,8 Mrd. USD) Beitragszahler finanziert 6,7% Vereinigtes Königreich davon: 14% 85% Total Geberregierungen Bill und Melinda Gates 6,8% Stiftung 12,2 Mrd. USD und die Europäische Europäische 7,3% (1,7 Mrd. USD) Kommission Kommission USA (10,4 Mrd. USD)
Humanitäre Hilfe wird schätzungsweise um 15 – 25% ansteigen. Frauen hat es zu- dem besonders schwer getroffen: etwa 70% sind im informel- len Sektor beschäftigt und verfügen kaum über einen Zugang zu Sozialschutz. Je nach Land ist auch ein drastischer Anstieg geschlechtsbezogener Gewalt um 60 – 770% zu verzeichnen. Viele Organisationen warnen entsprechend vor «Hunger-Pan- Die Bedeutung des internationalen Genf ist v.a. im humani- demien», sozialen Unruhen, Konflikten und einer Zunahme zur Polypandemie tären Bereich sehr groß, zahlreiche internationale Organisa- verschiedenster Krankheiten, kurz: Entwicklungsgewinne von Von COVID-19 tionen sowie Nichtregierungsorganisationen haben hier ihren mehreren Jahrzehnten stehen möglicherweise bald zur Disposi- Sitz, allen voran das Internationale Komitee vom Roten Kreuz tion. Die Situation benötige daher dringend Aufmerksamkeit (IKRK) oder auch das Amt der Vereinten Nationen für die Ko- auf sicherheitspolitischer Ebene, so auch mehrere Behörden- ordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA). 2019 beging chefs. Sie verwiesen auf exponentiell steigende Kosten, würden Genf, Hauptstadt der die Stadt das 70-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Gen- die Auswirkungen der Pandemie nicht zeitnah gemildert. Den- Humanitären Hilfe fer Konventionen, welche mit ihren Zusatzprotokollen bis heu- noch gingen bis Dezember 2020 erst ca. 40% der benötigten Gel- te einen Meilenstein des humanitären Völkerrechts darstellen. der ein. Der Globale Humanitäre Reaktionsplan für COVID-19 Sie sollen den Schutz von Zivilisten und zivilen Einrichtungen in wurde im Jahr 2021 in den Humanitären Gesamtplan von OCHA bewaffneten Konflikten gewährleisten, geraten aber vermehrt überführt. Dieser wies dadurch ein neues Rekordhoch aus: in- selbst unter Beschuss. nerhalb nur eines Jahres sei die Zahl Bedürftiger um ganze 40% Aufgrund der Zunahme von Zahl und Dauer humani- auf insgesamt 235 Millionen gestiegen. Besonders dramatisch tärer Krisen, komplexer Konflikte und Naturkatastrophen ist gestaltet sich vor allem die Lage im Jemen, wo mit 24,3 Millio- der weltweite humanitäre Bedarf in den vergangenen Jahren nen Menschen ca. 80% der Bevölkerung auf lebensrettende Hil- stark gestiegen. Bereits vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie fe angewiesen ist. Aber auch die Lage in Äthiopien, der DR-Kon- wurde 2020 als das Jahr der schlimmsten humanitären Katast- go, Afghanistan, dem Sudan und Syrien bleiben angespannt. rophe seit dem Zweiten Weltkrieg angesehen. Da die Pandemie UN-Generalsekretär Guterres rief daher bereits zu Be- auch zahlreiche Regionen erfasste, welche sich ohnehin schon ginn der Pandemie zu einer weltweiten «humanitären Waffen- in einer äußerst prekären Lage befanden, bündelten im März ruhe» auf. Neben den Konfliktparteien selbst appellierte er vor Entwicklungen 2020 mehrere UN-Organisationen ihre Kräfte und stellten den allem an einflussreiche externe Akteure seinen Aufruf mit ro- Generelle Humanitäre Waffenruhe Globalen Humanitären Reaktionsplan (GHRP) zur Bekämpfung busten diplomatischen Bemühungen zu untermauern und ihm von COVID-19 in den am stärksten gefährdeten Ländern mit so Geltung zu verschaffen. Sein Appell blieb jedoch monatelang niedrigem und mittlerem Einkommen vor (Karte 18). weitgehend unbeantwortet. Obgleich ihm bis Mitte 2020 180 Innerhalb weniger Monate musste der Bedarf von 2 Staaten, regionale Partner, nicht-staatliche und religiöse Akteu- Mrd. auf 6,7 Mrd. und schließlich auf 9,5 Mrd. USD nach oben re beipflichteten, intensivierten sich in vielen Konfliktregionen korrigiert werden; auch 9 weitere Länder wurden aufgenom- die Kämpfe sogar. men, sodass der Plan insgesamt 63 Länder umfasste. Vor allem Eine entschiedene Antwort der internationalen Ge- durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, steigt die meinschaft auf die schlimmste humanitäre Krise seit einem extreme Armut seit 1990 derzeit erstmals wieder an. Allein we- halben Jahrhundert steht demnach noch immer aus. nige Monate führten zum größten Rückgang im Pro-Kopf-Ein- kommen seit 1870. Die akute Nahrungsmittelunsicherheit hat sich innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt. Allein die An- zahl von Kindern unter 5 Jahren mit schwerer Unterernährung
Globaler Humanitärer Reaktionsplan Im März 2020 initiierten verschiedene UN-Organisationen einen globalen humanitären Reaktionsplan, welcher 63 Länder COVID-19 STAATLICHE GEBER / ZIELLÄNDER im Kampf gegen humanitäre, gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Folgen von COVID-19 unterstützt. 18 Humanitäre Hilfe 9 zusätzliche Zielländer 9 zusätzliche Länder wurden innerhalb kürzester Zeit aufgenommen. Der Gesamtbedarf stieg von 2 Mrd. auf 9,5 Mrd. USD. > 100 54 ursprüngliche EU EU Zielländer Luxemburg Luxemburg Liechtenstein Liechtenstein Monaco Monaco Vatikan Vatikan Malta Malta Haiti Haiti Kuwait Kuwait Katar Katar 10 – 100 Aruba Curaçao Libanon Aruba Curaçao Libanon Trinidad & Tobago Trinidad & Tobago Pal. Gebiete Pal. Gebiete Größter Geldgeber ist bisland die USA, gefolgt von Deutschland, dem Vereinigten 1 – 10 Königreich und Japan. Staatl. Geber < 1 Mio. USD Logistikzentren 8 humanitäre Stand: 14.12.2020
Globaler Humanitärer 10 größten staatlichen Geldgeber Reaktionsplan COVID-19 64,7% > 100 Mio. USD Stand: 12.2020 Staatliche Beitragszahler Geber US 24,5% USA DE 11,5% 424 904 ist mit 904 Mio. USD 15,7% GB 6,5% 240 bislang der größte JP 5,2% 194 Zwischenstaatliche DK 2,4% 89 Geldgeber. Organisationen Eingegangene CA 1,7% 63 Gelder 3,6% SA 1,7% 63 Private Org. 3,7 Mrd. AE 1,5% 54 KW 1,1% 39 3,7 Mrd. USD Stiftungen USD CH 1,0% 38 Mio. USD Eingegangene Gelder 2,4% UN-Organisationen 39% 12,4% 1,2% Weitere NGOs Gesamtbedarf 11 Bio. USD umfassen zusammengerechnet 0,8% 9,5 Mrd. schätzungsweise die nationalen USD COVID-19-Hilfspakete der G20 und 90 Mrd. USD Beitragsempfänger 10% 76% der OECD-Staaten. also 0,8% wären ausreichend, UN-Organisationen um 10% der bedürftigsten Menschen weltweit vor den schlimmsten Folgen 5,8 Mrd. USD 0,4% des Virus zu schützen. nicht gedeckt Rotes Kreuz / Roter Halbmond 61% 0,3% Globale Humanitäre Verteilte Waffenruhe Private Org. Gelder 30. März Stiftungen 29. März Unterstützung seitens 53 UN- 3,7 Mrd. Unterstützung durch Mitgliedsstaaten, 0,03% USD Papst Franziskus darunter 24 europäischen Regierungen 20,8% 2020 NGOs 11.März 23.März 0,02% 2,3% Die WHO bezeichnete Dringender Aufruf des Zwischenstaatliche Weitere COVID-19 als globale UN-Generalsekretärs Pandemie zur Waffenruhe Organisationen 111 1. Juli Tage Resolution des UN-Sicherheitsrates 2532 (2020) Seit 1990 2. Juli Erst 111 Tage nachdem die erster Anstieg globaler Armut und Rück- WHO COVID-19 als globale 180 UN-Mitgliedsstaaten gang globaler menschlicher Entwicklung. Pandemie bezeichnete und unterstützen Aufruf, zudem 20 bewaffnete Gruppen und erst 3 Monate nach dem Aufruf über 800 zivilgesellschaftliche des UN-Generalsekretärs. Organisationen ca. 40% der 2021 Frauen Weltbevölkerung 58'000 besonders schwer betroffen, besitzt keine Möglichkeit 22. September Menschen Bis Ende 2020 ca. 70% in informellem Sektor sich zuhause die Hände UN-Generalsekretär Seit der Verabschiedung von 16 unilaterale, beschäftigt, kaum Zugang zu Sozial- mit Wasser und Seife zu Guterres erneuert Aufruf Resolution 2532 wurden bis 6 bi-/multilaterale schutz oder Sicherheitsnetzen. waschen. für globale Waffenruhe Ende 2020 58'000 Menschen in Waffenruhen Konfliktzonen getötet und 20 Updates
Welthandel Die WTO ist gleichwohl Plattform für ihre Mitglieder, um in be- stimmten Bereichen in «Koalitionen der Willigen» voranzupre- schen. Ein Beispiel ist das «Gemeinsame Statement» zum elekt- Verhandlungen ronischen Handel, dem inzwischen 86 Länder (Stand: November 2020) beigetreten sind (Karte 28). Ziel ist eine Einigung auf ge- meinsame Regeln für diesen zunehmend wichtigen Bereich. Be- 2019 und 2020 waren schwere Jahre für die Welthandelsor- merkenswert: Sowohl die USA, die EU als auch China sind bei ganisation (WTO), boten jedoch auch vereinzelte Hoffnungs- dieser Initiative an Bord. Zu den größten Skeptikern gehören schimmer: Seit Dezember 2019 ist die Streitschlichtungsfunk- Indien und Südafrika sowie das Gros der afrikanischen Länder – tion der WTO – einer ihrer tragenden Säulen – ausgehebelt, da zuletzt haben sich jedoch auch einige Länder des afrikanischen die USA seit Jahren die Neubenennung von Mitgliedern der Be- Kontinents der Initiative angeschlossen. Die Gespräche über ge- rufungsinstanz blockieren. Washington war zunehmend unzu- meinsame Regeln in diesem zukunftsweisenden Bereich gingen frieden mit einigen Schiedssprüchen der Instanz und auch mit mühsam voran. Streitschlichtung der Ausübung ihres Mandats. Die Blockade dient den USA zu- Die WTO spielte auch im Rahmen der COVID-19-Pande- dem als Hebel um ihren Forderungen nach einer umfassenden mie eine wichtige Rolle, u.a. durch Aufspürung der oft versteck- Blockierte Reform der WTO Nachdruck zu verleihen; viele WTO-Regeln sei- ten protektionistischen Maßnahmen ihrer Mitgliedstaaten. en veraltet und beispielsweise nicht angemessen, um auf staat- Gleichzeitig war sie auch eine zentrale Plattform für Initiativen COVID-19- Pandemie kapitalistische Praktiken Chinas eine Antwort zu finden. Auch von Mitgliedern, sich der gerade zu Beginn der Pandemie dro- Mitgliedstaaten (alle Mitglieder finden sich in Karte 24), welche henden Spirale des Protektionismus entgegenzustellen. Eine die Kritik der USA teilen, ging die Blockade der Berufungsins- davon war die Ankündigung von einer Gruppe von Ländern, tanz jedoch zu weit. Denn das zweistufige Streitschlichtungs- Nahrungsmittellieferketten nicht über Gebühr durch protektio- system der WTO gilt als zentrales Instrument zur Verhinderung nistische Maßnahmen zu torpedieren (Karte 30). einer Eskalation von Handelskonflikten. Entsprechend gab es Seit Mai 2020 war die WTO durch eine Nachfolgedis- unter gleichgesinnten WTO-Mitgliedern (u.a. der EU und Norwe- kussion für den zurückgetreten Generaldirektor Roberto Aze- gen) 2019 Überlegungen, eine provisorische Berufungsinstanz vêdo in Beschlag genommen. Auch zum Jahresende gab es noch zu schaffen. keine Lösung, da die Trump-Administration der nigerianischen Entgegen vieler skeptischer Prognosen gelang es der Kandidatin Ngozi Okonjo-Iweala ihre Unterstützung verweiger- Herausforderungen EU und 18 weiteren WTO-Mitgliedern, sich am 30. April 2020 auf te. Letztlich machte im Februar 2021 die Biden-Regierung den ein vorläufiges Berufungsverfahren für Handelsstreitigkeiten Weg frei für die erste Frau und erste WTO-Generaldirektorin Berufungsinstanz zu einigen. Unter den Beteiligten sind auch Länder (Karte 26), aus dem afrikanischen Kontinent. Diese steht nun vor zahl- Provisorische die durchaus häufig in Handelsdisputen verwickelt sind. Die reichen Herausforderungen. Ob durch die neue Leitung auch Lösung ist somit mehr als diplomatische Symbolik, auch wenn eine neue Dynamik in der WTO entfaltet werden kann, wird sich die Feuertaufe durch die Befassung mit konkreten Streitfällen unter anderem bei der im Dezember 2021 angesetzten 12. Mi- erst 2021 erfolgen wird. Die Abwesenheit der USA zeigt gleich- nisterkonferenz der WTO zeigen. wohl, dass es sich nur um ein zeitlich begrenztes Provisorium handeln kann. Umfassende Verhandlungsrunden bei der WTO sind derzeit unrealistisch und selbst Diskussionen zu sektori- ellen Vereinbarungen (z.B. zu Fischereisubventionen) waren 2020 äußerst schwierig.
Welthandelsorganisation MITGLIEDER Die Welthandelsorganisation (WTO) in Genf setzt Regeln für den globalen Handel. Sie hat 164 Mitglieder und 25 Beobachter, die ebenfalls Mitglieder werden wollen. Dabei müssen Mitglieder nicht zwingend unabhängige, anerkannte Staaten bezüglich ihrer Außenhandelsbeziehungen sein. 24 Welthandel 25 Beobachter EU EU Luxemburg Luxemburg Liechtenstein Liechtenstein Andorra Andorra Vatikan Vatikan Malta Malta Zypern Zypern Bahamas Bahamas St. Kitts & Nevis St. Kitts & Nevis Haiti Antigua & Barbuda Antigua & Barbuda Kap Haiti Kap Kuwait Kuwait Dominica Dominica Katar Hongkong Verde Katar Hongkong Belize St. Lucia St.Verde Lucia Bahrain Belize Jamaika Jamaika Barbados Bahrain Barbados Curaçao Libanon Macau Macau Curaçao St. Vincent & die Grenadinen Libanon Israel St. Vincent & die Grenadinen Israel El Salvador Grenada Grenada El Salvador Trinidad & Tobago Trinidad & Tobago Singapur Singapur Brunei Darussalam russalam Brunei Darussalam Seychellen Seychellen Malediven Malediven Samoa Samoa São Tomé & Príncipe São Tomé & Príncipe Samoa Salomonen Komoren Komoren Salomonen Salomonen Osttimor imor Osttimor Fidschi Fidschi Fidschi Tonga Tonga Tonga Mauritius Mauritius Vanuatu Vanuatu Vanuatu Turkmenistan ist als Beobachter gekennzeichnet, 164 Mitglieder allerdings wurden im Gegensatz zu anderen Beobachterstaaten noch keine Beitrittsverhandlungen aufgenommen.
Überbrückungslösung für Im April 2020 einigten sich 19 WTO-Mitglieder (u.a. auch die EU) auf ein vorläufiges Berufungsverfahren für Handelsstreitigkeiten. Es WTO-Streitschlichtung BETEILIGTE STAATEN stützt sich auf bestehende WTO-Regeln und soll nur so lange Anwendung finden, bis das Berufungsorgan wieder funktionsfähig ist. Dieser Schritt wurde im Januar bereits angekündigt. 26 Welthandel EU EU Luxemburg Luxemburg Malta Malta Zypern Zypern Hongkong Hongkong Singapur Singapur 19 beteiligte WTO-Mitglieder
Initiative zum 2020 haben 76 WTO-Mitglieder ihren Willen zur Stärkung des welt- weit zunehmenden elektronischen Handel erklärt. Seitdem haben elektronischen Handel WTO-MITGLIEDER sich 10 weitere Länder der Initiative angeschlossen. Trotz der wachsenden Bedeutung elektronischen Handels gab es für diesen Bereich bislang keine spezifischen WTO-Regeln. 28 Welthandel Luxemburg Luxemburg Liechtenstein Liechtenstein Malta Malta Zypern Zypern Kuwait Kuwait Katar Hongkong Hongkong Katar Bahrain Bahrain Israel Israel El Salvador El Salvador Singapur Singapur Brunei Darussalam Brunei Darussalam m 86 Länder nehmen aktuell an der Initiative Teil und decken zusammen über 90% des Welthandels ab. 86 WTO-Mitglieder Stand: 04.11.2020
Offenhaltung von Nahrungsmittel- Auf Initiative Kanadas unterzeichneten 1/3 der WTO-Mitglieder im April 2020 während der COVID-19-Krise eine Vereinbarung auf lieferketten UNTERSTÜTZER Exportrestriktionen von Nahrungsmitteln zu verzichten. 30 Welthandel EU EU Luxemburg Luxemburg Malta Malta Zypern Zypern Katar Hongkong Hongkong Katar Singapur Singapur Unterstützer der Initiative
Notifizierungen von den Handel WTO-Prognose für die Entwicklung betreffenden Maßnahmen bei der WTO des Welthandels von Gütern Stand: 1.2.2021 Stand: 31.03.2021 Exporte Die WTO achtet auf die transparente 7 GUS Exportbeschränkungen +4,4% Kommunikation von handels- -3,9% erleichternden und handels- 12 erschwerenden Maßnahmen, 10 Landwirtschaft Europa Weitere Maßnahmen die ihre Mitglieder im 18 +7,7% +8,3% Asien Zuge der Pandemie treffen. Marktzugang für Güter -8% -8,5% Nord- +0,3% +8,4% amerika +12.4% 59 -8,2% Mengenbeschränkungen 128 Naher Technische +8,1% Osten Handelsbeschränkungen -8,1% +3,2% 86 -4,5% Afrika Gesundheitspolizeiliche Süd- und und pflanzenschutz- Zentralamerika rechtliche Maßnahmen Voraussichtliche -5,3% Entwicklung 2021 ging der Welthandel Entwicklung 2020 10 wichtigste Importeure und Exporteure von im Kampf von Gütern 2020 zurück. gegen COVID-19 wichtigen medizinischen Produkten 27,4% China: 28,9% Importe Weltweite GUS Irland: 2,2% Exporte +5,7% 17% Malaysia: 2,3% Frankreich: 2,8% 2020 -4,7% wuchs Chinas Anteil an den Belgien: 3% USA: 12,3% Europa Exporten von 12% im Jahr 2019 auf 28,9% in 2020. Japan: 3,1% Mexiko: 3,3% +11,4% +8,4% Niederlande: 5,7% Deutschland: 9% -6,1% Asien Nord- -7,6% amerika +5,7% +7,2% -1,3% USA: 18,9% -11,3% 38,7% +5,5% Naher +8,1% -8,8% Osten -9,3% Weltweite Deutschland: 8,7% Afrika Süd- und Importe Zentralamerika 2020 China: 6,2% Frankreich: 5,3% 8% Belgien: 2,8% Wachstum für 2021 Kanada: 2,9% Japan: 5,2% prognostiziert, unter Italien: 3,1% Voraussichtliche Niederlande: 4,5% Vorbehalt eines neuen Vereinigtes Entwicklung 2021 COVID-19-Ausbruchs. Königreich; 3,7% Entwicklung 2020
Digitalisierung Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) können die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitsbereich eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur Erreichung des Ziels 3 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Gewährleistung ei- nes gesunden Leben für alle Menschen jeden Alters) spielen. Im Häufig übersehen wird die Bedeutung Genfs als zentraler Tätigkeitsbereich der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Standort für die Diskussion digitaler Fragen. Keine der hier an- hat die Digitalisierung entscheidende Auswirkungen für die Zu- für digitale Fragen Genf als Standort sässigen Organisationen bleibt von digitalen Fragestellungen kunft der Arbeit. unberührt: Zudem entwickelt sich im internationalen Genf auch zuneh- Die Entwicklung gemeinsamer Regeln für den elektronischen mend ein Netzwerk von Nichtregierungsorganisation mit Fokus Handel, welche sich u.a. in einer von 86 Ländern unterstütz- auf digitalen Fragestellungen. Beispiele sind die Geneva Inter- ten WTO-Initiative zeigt, ist ein Vorhaben von erheblicher wirt- net Plattform, ICANN oder die Internet Society. Der Privatsektor Nichtregierungsorganisationen schafts- und handelspolitischer Relevanz (Karte 28). Gleichzei- ist hingegen vergleichsweise wenig präsent (mit Ausnahme gro- tig ist Genf die Heimat mehrerer UN-Organisationen, in denen ßer US-Unternehmen wie Microsoft oder Facebook). Dennoch technische und politische Aspekte von digitalen Technologien nehmen Experten aus dem Privatsektor regelmässig an Sitzun- und Privatsektor diskutiert werden: gen von Arbeitsgruppen der in Genf beheimateten Standardi- sierungsorganisationen wie der Internationalen Organisation Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) hat drei Hauptverant- für Normung (ISO), der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) wortungsbereiche: Verwaltung des globalen Funkspektrums, und der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) Anbindung der Weltbevölkerung an Kommunikationsnetze und teil. Bemerkenswert: Facebook hat Genf als Hauptsitz ihres Vor- Entwicklung von ICT-Standards. Bemerkenswert ist die sehr ak- habens zur Entwicklung globaler digitaler Zahlungsverkehrs- tive Präsenz Chinas und chinesischer Akteure in der ITU – wo es systeme ausgewählt. So wurde der Libra Verein 2019 in Genf Standardisierung seit 2015 auch den Generalsekretär stellt - sowie in den zuge- gegründet, inzwischen wurde er in Diem Verein umbenannt. hörigen Arbeitsgruppen. Die Offensive Chinas in der ITU, Stan- dards für neue digitale Technologien zu entwickeln (z.B.: über Gerade in der Pandemie wird auch die Bedeutung einer moder- Gesichtserkennung oder Internet-Protokolle, die so genannte nen digitalen Infrastruktur deutlich. Die Daten der ITU zeigen «neue IP»), könnte beträchtliche Konsequenzen nicht nur für jedoch, dass es weltweit noch immer eine große digitale Kluft Digitale Kluft europäische Unternehmen, sondern auch für Menschenrechte gibt (siehe Dashboard 40/41). Blickt man etwa auf den von der haben. Deutschland ist eines von 48 Ländern, die im Rat der ITU Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) gemeinsam mit vertreten sind (Karte 36) und nach Japan und den USA einer der INSEAD und Cornell publizierten Global Innovation Index, so wichtigsten Geldgeber für das ITU-Budget. Zusammengerech- klafft der Grad der Investitionen in den Ausbau der innovati- net finanzieren die EU-Mitgliedstaaten circa 27% des Budgets. ven Informations- und Kommunikationstechnologien noch weit auseinander (Karte 38). Ein weiterer zentraler Akteur im internationalen Genf ist die Welt- organisation für geistiges Eigentum (WIPO); hier werden Fragen des internationales Schutzes von geistigem Eigentum für digitale Technologien (insbesondere Künstliche Intelligenz) erörtert.
ITU Rat von 2019 bis 2022 Der Rat der Internationalen Telekommunkationsunion (ITU) be- steht aus 48 Mitgliedern, die alle vier Jahre auf der Konferenz der ZUSAMMENSETZUNG Bevollmächtigten gewählt werden. Der Rat ist das leitende Organ der ITU. Die vierzehn größten Beitragszahler für das ITU-Budget sind auf der Karte angegeben. 36 Digitalisierung 5 Osteuropa / Nordasien 8 Westeuropa 9 Amerika Bahamas Bahamas Kuwait Kuwait El Salvador El Salvador 13 Afrika 30 Asien und Australasien 13 Mitgliedstaaten aus China 15 stellt derzeit den General- sekretär der ITU. Seit 2015 hat Houlin Zhao den Posten inne. 5 1 Einheit = CHF 318'000
Investitionsgrad zu innovativen Der Global Innovation Index zeigt den Investitionsgrad für den Aus- bau der innovativen Technologien in verschiedenen Staaten und Technologien weltweit vergibt einen Wert von 0 bis 100 (geringste bis größtmöglichste Digitalisierung). Die COVID-19-Pandemie birgt das Risiko, dass sich die Schere des digitalen Entwicklungsstandes weiter öffnet. 38 Digitalisierung 90 – 100 80 – 90 70 – 80 Luxemburg Luxemburg 60 – 70 Malta Malta Zypern Zypern Kap Kap Verde Kuwait Kuwait Hongkong Hongkong Verde Katar Jamaika Katar Jamaika Bahrain Trinidad & Tobago Bahrain Trinidad & Tobago Libanon Libanon 50 – 60 El Salvador El Salvador Israel Israel Singapur Singapur Brunei Darussalam Brunei Darussalam am 40 – 50 Mauritius Mauritius Keine Daten 0 – 30 30 – 40 vorhanden
Prozentsatz der Personen, Prozentualer Anteil der Haushalte mit Internetzugang die das Internet nutzen in städtischen und ländlichen Gebieten 2019 69% Jugendliche 37% 25% Welt 51% Gesamtbevölkerung Land Land 48% Frauen 55% Männer 72% 63% Welt Stadt Welt Stadt 51% der Zugang zu Zugang zu Internet Computer Weltbevölkerung nutzt das Internet. 40% Afrika 29% 20% 37% Arabische 67% Staaten 55% In Afrika 47% 61% sind nur 28% der Haus- 70% halte in Städten und 6% Asien der Haushalte auf dem und Pazifik 45% 41% Land an globale digitale 48% Netzwerke angeschlossen. 84% GUS 73% 38% 6% 72% 74% Land Land Europa 94% 74% 28% 83% Stadt Stadt 80% Arabische Afrika 85% Staaten 90% Nord- und Südamerika 77% 77% 76% 36% 66% Land Land 70% 81% Stadt Stadt 98% Asien und GUS Industrie- Pazifik länder 87% 86% 88% Entwicklungs- 66% länder 44% 40% 78% 50% 49% Land Land Am wenigsten 38% entwickelte 19% 88% 74% Länder 15% Stadt Nord- und Stadt 28% Europa Südamerika 40% Binnen- entwicklungs- 27% länder 21% 33% 67% Kleine Insel- 52% entwicklungs- 53% länder 52% GUS - Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
Menschenrechte das Abstimmungsverhalten zu strittigen Resolutionen im Men- schenrechtsrat im Jahr 2019, bei denen China und die EU-Staa- ten in der Regel unterschiedlich abstimmten, zeigt sich wieder- um welche Länder eher dem westlichen Verständnis oder der Auffassung Pekings nahestanden (Karten 48 und 50). Ein ähn- liches Bild zeichnet der Vergleich des Abstimmungsverhaltens Genf ist im Bereich Menschenrechte einer der zentralen Stand- der Ratsmitglieder mit demjenigen Deutschlands, welches für orte weltweit. Neben dem Sitz des UN-Hochkommissariats für 2020 bis 2022 in das Gremium gewählt wurde (Karten 52 und 54). Menschenrechte (OHCHR), steht v.a. der UN-Menschenrechtsrat Eine beispielhafte Auswahl von Einzelabstimmungen Menschenrechte als zwischenstaatliches Gremium im Fokus der Aufmerksamkeit. erlaubt noch einen schärferen Blick: Welche Länder stimmten Seine 47 Mitglieder werden direkt von der UN-General- gegen die Einsetzung, bzw. Verlängerung von unabhängigen und Genf Einzelabstimmungen versammlung für einen Zeitraum von drei Jahren mit dem Ziel Kommissionen zur Untersuchung von Menschenrechtsver- gewählt, den weltweiten Schutz, die Förderung und Weiterent- brechen im Jemen und Venezuela (Karten 60 und 62)? Welche wicklung von Menschenrechten zu gewährleisten. Für seine kritisierten die Menschenrechtslage in Belarus im Kontext der Zusammensetzung ist das Regionalprinzip der UN ausschlagge- Präsidentschaftswahl 2020 (Karte 64)? Trotz der Bandbreite an bend. Aus Afrika und Asien-Pazifik gehören jeweils 13 Staaten Resolutionen, schafften es einzelne Staaten, allen voran Saudi dem Rat an, aus Lateinamerika und der Karibik 8, aus Osteuropa Arabien, Ägypten oder China sich erfolgreich öffentlicher Kritik 6 und aus Westeuropa und den restlichen Staaten 7. Die Regio- zu widersetzen. So konnte etwa die Situation in Hongkong und nalgruppen sind bei der Aufstellung ihrer Kandidaten maßge- die Lage der Uiguren in Xinjiang bislang nur durch von verschie- UN-Menschenrechtsrat bend, ermöglichen jedoch oft keine Auswahl. Entsprechend fin- denen Ländern signierten Stellungnahmen und nicht durch Re- Zusammensetzung den sich auch Staaten mit zweifelhafter Menschenrechtsbilanz solutionen adressiert werden (Karte 66). im Rat. Wie setzte sich der Menschenrechtsrat 2020 und wie Im Zuge der Pandemie kam es vermehrt zu Angriffen 2021 zusammen? Welche Staaten konnten einen Sitz erringen auf Menschenrechte, etwa durch den Missbrauch von Ausnah- und welchen blieb die notwendige Mehrheit verwehrt (Karten 44 meregelungen oder Einschüchterung von Personen, die mit der COVID-19 als zentrale und 46)? Mit der Rückkehr der USA in den Menschenrechtsrat, UN im Bereich Menschenrechte zu kooperieren suchten (Karte Herausforderung sind im Jahr 2021 erstmals seit Langem wieder alle ständigen 68). Die Sonderberichterstatter, auch als «Augen und Ohren» Mitglieder des UN-Sicherheitsrates vertreten. Für Oktober 2021 des Menschenrechtsrates bezeichnet, überschlugen sich regel- kündigte die USA zudem an, sich erneut für eine Vollmitglied- recht mit Warnungen und Empfehlungen. UN-Hochkommissarin schaft im Rat aufzustellen. Michelle Bachelet verglich die Pandemie mit einer Wärmebild- Der Austritt der USA im Jahr 2018 hatte in den vergan- kamera, welche das systematische Versagen Menschenrechte genen Jahren ein Vakuum geschaffen, welches den Menschen- aufrechtzuerhalten, schonungslos aufdecke. Entsprechend sei rechtsrat zum Schauplatz eines Tauziehens um die zukünftige auch für die Beendigung sowie die Erholung nach der Pandemie Ausrichtung internationaler Menschenrechtsnormen machte. der Stellenwert menschenrechtsbasierter Prinzipien essentiell. Insbesondere autokratische Staaten traten sehr viel forscher auf als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war. Das zeigt Entwicklungen sich unter anderem an den andauernden Versuchen Chinas Trends und das Verständnis von Menschenrechten umzudeuten und be- stehende Standards aufzuweichen, etwa durch das erfolgreiche Einbringen von Resolutionen zu «vorteilhafter Kooperation» im Menschenrechtsbereich (Karten 56 und 58). Beim Blick auf
UN-Menschenrechtsrat 2020 Im Oktober 2019 wählte die UN-Generalversammlung 14 neue Mitglieder aus 5 Regionalgruppen für drei Jahren in den 47-Mitglieder ZUSAMMENSETZUNG starken UN-Menschenrechtsrat. Brisant ist u.a. die Aufnahme Venezuelas, ausgeschieden sind u.a. China, Saudi Arabien, Ägypten oder Kuba. Aufgenommen wurden die Niederlande und Deutschland. 44 Menschenrechte li c h e S t a a t e n Stimmen n d r es t uro pa u Anzahl ste We on Nicht gewählte 165 gi Re pa s teuro nO Re gio Kandidaten Bereits Mitglied waren der Irak, Republik Moldau und Costa Rica. In der afrikanischen und westeuropäischen Regionalgruppe war keine Auswahl unter Kandidaten vorgesehen, ein sog. «clean slate.» st liche Staaten n d re au r op eu st e W on gi Re 172 172 Neu gewählte 174 124 174 124 Mitglieder der 5 Regionalgruppen: 103 103 – Namibia, Sudan, Mauretanien, Libyen 144 144 – Indonesien, Südkorea, Marshallinseln 121 165 165 165 121 165 165 – Armenien, Polen Re Bahamas 168 – Venezuela Bahamas gio n 168 La Katar Katar – Deutschland, Niederlande te in 172 172 175 Bahrain Bahrain 175 Wiedergewählt am Marshallinseln Marshallinseln er 1 123 ik Marshallinseln 105 1 123 96 au 96 105 123 n dK 174 Venezuela 174 arib Ruanda Re Ruanda gi on ik 153 As ien erhielt ca. 1 Monat vor der Wahl 153 un Fidschi Fidschi d Pa Fidschi Konkurrenz von Costa Rica, z if i k welches seine Kandidatur als 175 175 Re Neu gi direkte Kampfansage (gegen- on Af rik über Venezuela) ankündigte, den a Einzug jedoch knapp verfehlte. Ausgeschieden Re gi n o W es te en ur opa ta at und restliche S gewählt Nicht
UN-Menschenrechtsrat 2021 Im Oktober 2020 wurden 15 neue Mitglieder für den Zeitraum von 3 Jahren in den UN-Menschenrechtsrat gewählt. Einzig für die ZUSAMMENSETZUNG Regionalgruppe Asien-Pazifik gab es eine Auswahl: China erhielt so wenig Zuspruch wie noch nie und Saudi Arabien schaffte es nicht in den Rat; gleichwohl wieder vertreten sind Russland und Kuba. 46 Menschenrechte li c h e S t a a t e n n d r es t Stimmen pa u uro ste Anzahl We on gi China 165 Re pa s teuro nO gio Re erhält 41 weniger Stimmen Bereits Mitglied als noch im Jahr 2016, die wenigsten seit Gründung des Neu gewählte Rates sowie die wenigsten unter allen neu gewählten Mitglieder der 5 Regionalgruppen: Mitgliedern für 2021. – Senegal, Côte d'Ivoire, Malawi, Gabon – Usbekistan, China st liche Staaten – Ukraine, Russland n d re au – Mexiko, Bolivien, Kuba r op eu – Frankreich, Vereinigtes Königreich st e W on gi Re 158 158 165 165 166 166 167 167 169 169 139 1 1 139 Re Bahamas 150 169 150 gewählt Bahamas gio 169 Wieder- n 90 175 La 90 175 te Katar 170 in Katar 170 Bahrain 188 Bahrain am 188 Marshallinseln Marshallinseln er Marshallinseln ik 182 au 182 ndK 176 176 arib Re gi on ik 180 180 As ien Fidschi un Fidschi Fidschi d Pa 172 z if i k 172 Re gi on Af rik Neu a Saudi Arabien geschieden schafft den Sprung mit nur 90 Stimmen in der Regional- Aus- Re gruppe Asien-Pazifik nicht in gi n o W es den Rat. te en ur opa ta at und restliche S gewählt Nicht
Abstimmungsverhalten mit China 2019 wurden 82 Resolutionen verabschiedet, 35 davon mit Ab- stimmung. Vor allem Kuba, die Philippinen, Eritrea und Ägypten UN-MENSCHENRECHTSRAT 2019 stimmten mit China; die EU-Länder, (außer Ungarn), Australien, Island und die Ukraine hingegen nie. Einige afrikanische Länder stimmten oft für keine der beiden Positionen. 48 Menschenrechte 90 – 100% Ungarn stimmt als einziges EU-Land 80 – 90% einmal mit China ab, wenn es in kontroversen Entscheidungen einen weitgehenden Konsens der Gegen China EU-Länder gibt. stimmen die EU-Länder, (außer Ungarn), Australien, 60 – 80% Island und die Ukraine. 45 – 60% 30 – 45% Bahamas Bahamas Katar Katar Bahrain Bahrain 1 – 15% 15 – 30% Ruanda Ruanda Fidschi Fidschi Fidschi Mit China stimmen vor allem Kuba, die Philippinen, Eritrea und Ägypten. 0%
Abstimmungsverhalten mit der EU 2019 wurden 82 Resolutionen verabschiedet, 35 davon mit Abstim- mung. Neben den EU-Mitgliedsstaaten stimmten v.a. Australien, UN-MENSCHENRECHTSRAT 2019 Island, Ukraine und Japan und einige lateinamerikanische Länder mit der EU; China und Kamerun nie. Einige afrikanische Län- der stimmten oft für keine der beiden Positionen. 50 Menschenrechte 90 – 100% Mit der EU stimmen am häufigsten Australien, Island, Ukraine und Japan. 80 – 90% 60 – 80% 45 – 60% 30 – 45% Bahamas Bahamas Katar Katar Bahrain Bahrain 15 – 30% Ruanda Ruanda Fidschi Fidschi Fidschi Gegen die EU stimmen China und Kamerun, wenn die EU eine gemeinsame 1 – 15% Position hat. 0%
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