Neuer Rückenwind für die Jugend Europas - Fakten und Reaktionen rund um die neue EU-Jugendstrategie
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2 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) Otto-Brenner-Straße 9 30159 Hannover Telefon: 0511 1215-0 Fax: 0511 1215-299 E-Mail: info@evangelische-jugend.de www.evangelische-jugend.de Text und Redaktion: Doris Klingenhagen, Katharina Theilen An dieser Publikation arbeiteten drei junge Ehrenamtliche aus der Evangelischen Jugend mit, die das Nachwuchstraining der Evangelischen Jugend im Rheinland für junge Journa- list(inn)en „News4You“ absolviert haben: Christina Hecking Jil-Madelaine Blume Mirko Plengemeyer Layout & Satz: Studio Prokopy Werbeagentur und Fotostudio, www.prokopy.de Bildnachweis: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), Nationalagentur JUGEND für Europa; die Fotos wurden z.T. der Foto-DVD „Blickwinkel”, die der Deutsche Bun- desjugendring im Rahmen von „Projekt P – misch dich ein” produziert hat, entnommen. Fotos: die- projektoren, agentur für gestaltung und präsentation | Journalistenbüro Röhr:Wenzel, Studio Prokopy Werbeagentur und Fotostudio, Potsdam. Bestelladresse für diese Publikation: info@evangelische-jugend.de Juni 2010 Diese Publikation wurde gefördert durch:
3 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Inhalt Einführung ...................................................................................................................... 4 Die neue EU-Jugendstrategie .......................................................................................... 6 Entschließung des Rates über einen erneuerten Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa (2010-2018) ........................................................ 6 Präsentation der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission ..............8 Meilensteine auf dem Weg zur neuen EU-Jugendstrategie ...................................................... 14 Der 1. Zyklus der Strategie ...................................................................................................... 15 „Wir müssen den Rückenwind nutzen.“ Positionen und Reaktionen auf die neue EU-Jugendstrategie ........................................ 16 Deutscher Bundesjugendring (DBJR) ...................................................................................... 16 Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) .............................. 17 Nationalagentur „JUGEND für Europa“ .................................................................................... 18 Die Sicht der Bundesländer .................................................................................................... 19 Die wichtigsten Instrumente der EU-Jugendstrategie .................................................... 21 Der Strukturierte Dialog .......................................................................................................... 21 Konzept für die Umsetzung eines Strukturierten Dialogs in Deutschland ............................ 22 Beispiel: „Europa geht weiter 2010 – Spurensuche in Sachsen Anhalt“ .............................. 25 Beispiel: „Bremen goes Europe“ und Europa-Talk................................................................ 25 Peer Learning .......................................................................................................................... 26 Förderprogramm JUGEND IN AKTION ...................................................................................... 27 Evidenzbasierte Jugendpolitik und Querschnittspolitik .......................................................... 29 Was heißt evidenzbasierte Jugendpolitik?............................................................................ 29 Einblicke in den 1. Europäischen Jugendbericht .................................................................. 29 „Was nicht ist, kann ja noch werden!“ – Eine kritische Einschätzung .................................... 31 Der bereichsübergreifende Ansatz – Was ist das? ................................................................ 33 „Jugendliche brauchen in europäischen Fragen ausreichende Mitwirkungsmöglichkeiten“ Dr. Bernhard Felmberg (EKD) kommentiert die neue EU Jugendstrategie ......................34 Von Leuchttürmen und Rückenwind – Stimmen zur neuen EU-Jugendstrategie ............ 39 Petra Kammerevert – Perspektive einer Abgeordneten des Europäischen Parlaments ............ 39 Interviews mit Teilnehmer(innen) der Fachtagung .................................................................. 40 „Ich kann nicht an den Erfolg eines Konzeptes, wie die EU-Jugendstrategie eines ist, glauben“ – Ein Statement von Jil-Madelaine Blume ................................................................................ 42 „Die EU-Jugendstrategie hat einen Stein ins Rollen gebracht“ – Ein Statement von Christina Hecking .................................................................................... 44 „Europas Zukunft liegt in den Händen der Jugend“ – Ein Statement von Katharina Theilen .................................................................................... 45 Literaturhinweise .......................................................................................................... 48 Adressen ........................................................................................................................ 49 Links .............................................................................................................................. 50
4 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Einführung In acht Handlungsfeldern will die neue Jugendstrategie der Europäischen Union (EU) dazu beitragen, dass Jugendliche in Europa mehr Chancengleichheit erfahren, in ihrem gesell- schaftlichen Engagement unterstützt werden und die Solidarität aller jungen Menschen ge- stärkt wird. Der Jugendarbeit wird eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung dieser Ziele zugewiesen. „Jugend und Europa“ tritt aus der europapolitischen Nische heraus und ist nicht mehr nur etwas für Spezialist(inn)en oder besonders Interessierte. Die Umsetzung der EU- Jugendstrategie wird laut der Deutschen Bundesregierung bei der Ausgestaltung einer ei- genständigen Jugendpolitik auf nationaler Ebene eine besondere Bedeutung haben. Diese Publikation soll daran mitwirken, dass die Themen, Inhalte und Instrumente der neuen EU-Jugendstrategie in allen Feldern der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der Evangelischen Kirche bekannt, diskutiert und ausgestaltet werden. „Strukturierter Dialog“, „Peer-Learning“, „EU-Jugendbericht“, „Prioritäten“, „Cluster“, „Evidenzbasierte Jugendpolitik“, „Indikatoren“ sollen keine europäischen Fremdworte bleiben, sondern aus den Erfahrungen und Erkenntnissen dieses Engagements gespeist und mit jugendlichem Leben gefüllt werden. Die Broschüre ist aus der Fachtagung „Im Praxistest: Die neue EU-Jugendstrategie und ihre Bedeutung für die Jugendarbeit“ entstanden, die die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), die Bundearbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozial- arbeit e.V. (BAG EJSA) und die Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugend- bildung unmittelbar nach dem Beschluss des EU-Rats zur neuen Strategie im Dezember 2009 gemeinsam durchgeführt haben. Sie stellt die Strategie und ihre wichtigsten Inhalte und In- strumente sowie Reaktionen und Einschätzungen von Teilnehmenden der Veranstaltung dar. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der Aufnahme der neuen Strategie durch die unter-
5 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas schiedlichen Strukturen der Jugendhilfe wie dem Deutschen Bundesjugendring (DBJR), den Bundesländern, der Nationalagentur „JUGEND für Europa“ und vielen anderen mehr. Auch wurden erste Überlegungen mit einer Vertreterin des Bundesjugendministeriums zur Umset- zung der Strategie diskutiert. Beim Druck dieser Arbeitshilfe lag die offizielle Position der Bundesregierung zur Umsetzung noch nicht vor. Ein junges Dokumentationsteam aus der Evangelischen Jugend hat die Beiträge der Fachtagung gesammelt und aufbereitet. Die Evan- gelische Jugend in Deutschland will mit dieser Publikation die neue Strategie in allen Feldern der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bekannt machen, Diskussionen über sie anregen und zur Einmischung in die Umsetzung aufrufen. In Kommentaren eröffnen die jungen Er- wachsenen ihre jugendspezifische Sichtweise auf die neue EU-Jugendstrategie. Dem Doku- mentationsteam gilt für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Broschüre ein besonderer Dank ebenso wie der Nationalagentur „JUGEND für Europa“ für die finanzielle Unterstützung der Tagung und dieser Publikation. Doris Klingenhagen Referentin für europäische Jugendpolitik Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) Klaus Waldmann Bundestutor Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung Hans-E. Steimle Referent für Grundsatzfragen und Europa Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA)
6 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Die neue EU-Jugendstrategie Entschließung des Rates über einen erneuerten Rahmen für die jugend- politische Zusammenarbeit in Europa (2010-2018) Mit der neuen EU-Jugendstrategie setzt die Europäische Union (EU) neue Schwerpunkte in der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich. Der Ratsentschluss vom November 2009 steht dabei in der Linie des Weißbuchs „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ (2001), des Europäischen Pakts für die Jugend (2005) sowie des Strukturierten Dialogs mit der Ju- gend (2006) und führt die bereits vorhandenen Ansätze fort und zusammen. Erstmals verab- schiedet die EU mit ihrer Jugendstrategie einen umfassenden jugendpolitischen Ansatz, der bereichsübergreifend angelegt ist und eine höhere Verbindlichkeit bei der Partizipationsför- derung junger Menschen einfordert. Auch wenn weitgehend offen bleibt, wie die neue EU-Ju- gendstrategie umgesetzt werden soll, handelt es sich um eine deutliche Aufwertung und Stärkung der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich, die den Jugendbelangen auf europäischer Ebene neuen Rückenwind liefern kann. Ein Kurzüberblick Ziele mehr Möglichkeiten und mehr Chancengleichheit für alle jungen Menschen im Bil- dungswesen und auf dem Arbeitsmarkt Förderung des gesellschaftlichen Engagements, der sozialen Eingliederung und der So- lidarität aller jungen Menschen Diese Ziele sollen durch ein zweigleisiges Vorgehen verwirklicht werden: durch konkrete ju- gendpolitische Initiativen und Maßnahmen (Ressortpolitik) und durch Initiativen zur Förde- rung eines bereichsübergreifenden Vorgehens (Querschnittspolitik). Arbeitszyklen Für eine effektivere Zusammenarbeit wurde der Zeitraum bis 2018 in Dreijahreszyklen unterteilt, wobei der erste Zyklus von 2010 bis 2012 reicht. Für jeden dieser Zyklen werden mehrere Priori- täten ausgewählt, die einen Beitrag zu den acht Aktionsfeldern der Strategie leisten sollen: Aktionsfelder Allgemeine und berufliche Bildung Beschäftigung und Unternehmergeist Gesundheit und Wohlbefinden Teilhabe Freiwilligentätigkeit Soziale Eingliederung Jugend in der Welt Kreativität und Kultur
7 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Bei allen Maßnahmen und Initiativen sollen die Förderung der Geschlechtergleichstellung, die Bekämpfung von jeglicher Form der Diskriminierung, die Berücksichtigung von Unter- schieden, die Förderung von jungen Menschen mit geringeren Chancen und die Anerkennung aller jungen Menschen als Bereicherung für die Gesellschaft und ihrer Rechte, an der Gestal- tung der sie betreffenden Strategien mitzuwirken, gewahrt bleiben. Methoden und Instrumente Prioritäten: Für jeden Arbeitszyklus wird eine Reihe von Prioritäten für die europäische Zusam- menarbeit ausgewählt, die einen Beitrag zu den festgelegten Aktionsfeldern leisten. Die Prioritä- ten werden vom Rat der EU und der Kommission in Abstimmung mit den Ratspräsidentschaften festgelegt. Die Prioritäten eignen sich entweder für eine Zusammenarbeit zwischen allen Mit- gliedstaaten oder für eine engere Zusammenarbeit zwischen einer begrenzten Zahl von Mitglied- staaten, die als „Cluster“ bezeichnet werden. Die Prioritäten für den ersten halben Arbeitszyklus sind Jugendbeschäftigung, Soziale Eingliederung, Jugendarbeit und Teilhabe. Durchführungsinstrumente: Erkenntnisgewinnung und auf gesicherten Erkenntnissen beruhende Jugendpolitik Voneinander lernen/Peer Learning Fortschrittsberichte Verbreitung der Ergebnisse Prozessverfolgung Konsultationen und Strukturierter Dialog mit jungen Menschen und Jugendorganisationen Einsatz von EU-Programmen und EU-Mitteln Definition von Jugendarbeit in der neuen EU-Jugendstrategie „Jugendarbeit ist ein breitgefasster Ausdruck, der ein breites Spektrum an Aktivitäten sozia- ler, kultureller, bildungs- oder allgemeinpolitischer Art umfasst, die von und mit jungen Men- schen und für diese durchgeführt werden. Diese erstrecken sich zusehends auch auf Sport und Leistungsangebote für junge Menschen. Die Jugendarbeit gehört zum Bereich der au- ßerschulischen Erziehung sowie der zielgruppenorientierten Freizeitbeschäftigung, die von professionellen oder freiwilligen Jugendleiter(inne)n durchgeführt werden, und beruht auf nicht formalen Lernprozessen und auf freiwilliger Teilnahme“. Auf der Grundlage der Jugendstrategie soll weiter untersucht und erörtert werden, in welcher Weise die Jugendarbeit zur Verwirklichung der genannten Ziele beitragen kann und wie sie un- terstützt und ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Leistung anerkannt werden kann. Zu den zu erörternden Aspekten gehören: angemessene Schulung der Jugendleiter(innen), An- erkennung ihrer professionellen Fähigkeiten mit geeigneten europäischen Instrumenten, För- derung der Mobilität der Jugendleiter(innen) und Förderung innovativer Angebote und Konzepte für die Jugendarbeit.
8 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Präsentation der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission „Wie ein Baum muss die Strategie erst wachsen.“ Anne-Marie Le Claire
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14 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Meilensteine auf dem Weg zur neuen EU-Jugendstrategie 2001: EU-Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ 2005: Europäischer Pakt für die Jugend 2006: Strukturierter Dialog mit der Jugend April 2009: Vorschlag der EU-Kommission „Eine neue Strategie für die Jugend – Investitionen und Empowerment“ November 2009: Erneuerter Rahmen für die jugendpolitische Zusammen- arbeit in Europa 2010-2018 – Die neue EU-Jugendstrategie
15 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Der 1. Zyklus der Strategie Los geht´s mit: Soziale Eingliederung – Jugendarbeit – Teilhabe Die Gesamtlaufzeit der neuen Strategie bis 2018 uerte Rahmen „Auch der erne itische e jug en dp ol ist in drei Arbeitszyklen eingeteilt. Der erste Zy- für di it in Europa, Zusammenarbe ndstrategie, klus umfasst die drei Jahre von 2010 bis 2012. Für ne ue EU -Ju ge die ustelle.“ jeden Zyklus wird eine Reihe von Prioritäten für die ist noch eine Ba europäische Zusammenarbeit ausgewählt, die Klaus Waldmann, gergruppe einen Beitrag zu den acht Aktionsfeldern leisten. Evangelische Träspolitische für ge se lls ch aft Die Prioritäten für den ersten Teil des Zyklus sind Jugendbildung bereits festgelegt und stehen unter der großen Überschrift „Jugendbeschäftigung“. Dieser Priorität sind wiederum drei Halbjahre zugeordnet mit je einem Aktionsfeld. So soll es von Januar bis Juni 2010 um das Aktionsfeld „Soziale Eingliederung“ gehen mit den Schwerpunkten der Stärkung des Europäischen Jugendpaktes in der Nach-Lissabon- Strategie, die jetzt „Europa 2020“ heißt, mit der sozialen Eingliederung benachteiligter jun- ger Menschen, der Rolle der lokalen und regionalen Behörden in der europäischen Jugendpolitik und der Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Ländern. Im zweiten Halbjahr 2010 steht das Aktionsfeld „Jugendarbeit“ im Mittelpunkt, mit den Aspek- ten von Zugänglichkeiten von Jugendarbeit und Aktivitäten für arme Kinder und Jugendliche sowie den Zugang junger Menschen zu Kultur. Das Halbjahr Januar bis Juni 2011 hat das Akti- onsfeld „Teilhabe“ mit den Schwerpunkten Bürgersinn und Teilhabe junger Menschen im Hin- blick auf die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe und die Menschenrechte sowie Freiwilligentätigkeit junger Menschen. Die Prioritäten eignen sich für eine Zusam- ung des Rates „Die Entschließ Union über menarbeit zwischen allen Mitgliedstaaten der Eu ro pä isc he n hmen für eine de n erneuerten Ra sammen- oder für eine engere Zusammenarbeit ol iti sc he Zu jugendp für die zwischen einer begrenzten Zahl von Mit- arbeit in Europa ist ht lie ds ta at en nic gliedstaaten in sogenannten Clustern. Die Mitgend, aber der Einfluss bind Ebene auf Prioritäten sollen auch auf der lokalen und der europäischen darf M itg lie ds ta at en regionalen Ebene, in den unterschiedlichen diennoch nicht unterschätzt de Formen und Settings mit Jugendlichen bear- werden“ beitet werden und Ergebnisse insbesondere Claire, Anne Marie Le durch den Strukturierten Dialog (siehe Seite EU-Kommission 22) wieder in europäische Diskussions- und Entscheidungsprozesse fließen.
16 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas „Wir müssen den Rückenwind nutzen.“ Positionen und Reaktionen auf die neue EU-Jugendstrategie Der Prozess bis zum EU-Ratsentschluss vom 27. November 2009 über die neue EU-Jugend- strategie wurde von den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland aufmerksam be- obachtet und mitgestaltet. Erste Positionierungen und Reaktionen einiger Träger geben einen Eindruck, wie der Ratsentschluss in Deutschland aufgenommen wurde. Deutscher Bundesjugendring (DBJR): „Junge Menschen unbedingt beteiligen“ Besonders wichtig für den Deutschen Bundesjugendring (DBJR) ist die Art, wie Jugendliche in der neuen EU-Jugendstrategie vorkommen. Junge Menschen dürfen nicht nur unter dem Aspekt ihrer Arbeitsmarktfähig- keit und Zukunftsfähigkeit betrachtet und so zum Objekt von Politik ge- macht werden, sondern sollen durch Beteiligungsmöglichkeiten an den europäischen jugendpolitischen Entwicklungen mitwirken können. In- dividuelle Entwicklung und Persönlichkeitsentfaltung gehören nicht in Jochen Rummenhöller, DBJR den Hintergrund einer EU-Jugendstrategie. Dennoch ist der EU-Ratsent- schluss eine gute Basis, um sich einer europäischen Jugendpolitik national anzunähern, betont Jochen Rummenhöller (Referent für internationale Aufgaben beim DBJR). Gerade im Vergleich zur vorangegangenen Kommissionsmitteilung vom April 2009 ist das nun vorliegende Dokument wesentlich konkreter und lesbarer geworden. In den Details der Umsetzung bleibt aber auch das neue Papier unkonkret. Eine zentrale Aufgabe der Ju- gendringe und Jugendverbände in Deutschland ist es, nun europatauglicher rauf an, dass „Es kommt da jetzt auch zu werden, fasst Rummenhöller zusammen. Europäische Jugendpolitik ist n die Jugendliche er an de r ne uen EU-Ju- schließlich alles andere als ein Selbstläufer und fordere Anstrengungen und stärk beteiligt wer- gendstrategie und Kinder Neuerungen von den Jugendhilfestrukturen. Die Arbeit der Jugendverbände he den. Jugendlic s Human- muss einerseits Nachhaltigkeit in den Beteiligungsstrukturen für junge Men- um so rg en de wie zu ndeln, ist kapital zu beha l.“ schen an europäischer Politik sichern und andererseits jungen Menschen inakzeptabe diese Partizipationsmöglichkeiten aufzeigen und nutzbar machen. Dass dafür hölle r, DB JR , auch langfristig finanzielle Mittel benötigt werden, liegt auf der Hand. „2011 Jochen Rummen nationale Re fer en t fü r int er werden wir spüren, dass die Regierung weniger Geld zur Verfügung hat. Die Aufgaben nationale Jugendförderung hat die Krise erst noch vor sich“, prognostiziert Rummenhöller und betont damit die Notwendigkeit, europäische Mittel ak- tiver auszuschöpfen. Die Stellungnahme des Deutschen Bundesjugendrings vom 01.07.2009 zur Mitteilung der EU-Kommission für eine EU- Jugendstrategie ist online einsehbar: www.jugendserver.de/uploadfiles/4_139_Stellungnahme_EU-Jugendstrategie.pdf.
17 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA): „Orientierung an der Praxis der Jugendarbeit“ „Europa und die Europäische Union müssen für junge Men- schen erlebbar und greifbar gemacht werden“, stellt Michael Fähndrich (Geschäftsführer der BAG EJSA) fest. „Vor zehn Jah- ren war Europa noch kein Thema für Jugendliche. Aber es be- wegt sich endlich etwas. Europa ist nicht länger nur für Michael Fähndrich, BAG EJSA politisch interessierte junge Menschen relevant.“ Durch das Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ (2001) und die vielfältigen EU-Förderpro- gramme rückt die Jugend zunehmend in das Bewusstsein der europäischen Gesellschaft. Die neue EU-Jugendstrategie zeigt, dass es möglich ist, einen gemeinsamen Kurs der 27 Mitglied- staaten zu finden und die Belange von Jugendlichen auch in den Fokus einer gemeinsamen Po- litik zu nehmen. „Dabei muss die Orientierung an der Basis stets den Vorrang haben“, fordert Fähndrich. Jugendpolitik müsse sich an den jungen Menschen orientieren und durch sie ge- staltbar sein. Der Jugendsozialarbeit liegt deshalb gerade die Verbesserung von Partizipation, Chancengleichheit und Mobilität im Hinblick auf Europa am Herzen. Noch sind seines Erachtens die im EU-Ratsbeschluss genannten Beteiligungsmöglichkeiten zu theoretisch und im Grunde nicht auf die konkrete Jugendarbeit bezogen. „Wichtig ist nun, die zukunftsweisenden Konzepte der neuen EU-Jugendstrategie in die Praxis umzusetzen.“ Das ‚Wie‘ dieser Umsetzung stellt al- lerdings für die nationale Ebene große Herausforderungen dar, die es nun zu bewältigen gilt, damit Jugendpolitik weiterhin in der Praxis der Jugendarbeit verankert werden kann. Fähndrich betont die Chancen, die im bereichsübergreifenden Ansatz „Es gibt im für die Jugendarbeit liegen. Hierfür müssten allerdings die Ziele und europäischen Kompetenzen der einzelnen Sektoren genauer gefasst werden: „Es geht Kontext nichts Wertvolleres schließlich nicht nur darum, wer welches Geld warum wohin gibt, son- als das dern auch darum, wer Arbeitskraft und Ressourcen zur Verfügung stel- Peer Learning.“ ich, len kann und wer die Verantwortung übernimmt.“ Es geht darum, Michael Fähndr er Kompetenzen und Wissen zu verknüpfen, um effektivere Jugendpolitik Geschäftsführ der BAG EJSA und Jugendsozialarbeit gestalten zu können. Der Übergang von Kinder- zu Jugendpolitik ist immer noch von großen Defiziten geprägt. Wäh- rend Kinder bis zum Schuleintritt und Jugendliche ab elf Jahren gute Förderungsmöglichkeiten zugeschrieben bekämen, eröffnet sich eine „Förderungslücke“ für Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren. Diese Altersstufen brauchen dringend eine Lobby. „Schule allein ist da überfordert.“ „Der nächste große Schritt ausgehend von der neuen EU-Jugendstrategie ist es nun, ein gemeinsames nationales Ziel zu finden“, resümiert Fähndrich, „und das kann nur eines sein, das auch innerhalb des ersten Dreijahreszyklus zu erreichen ist.“
18 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Nationalagentur „JUGEND für Europa“: „Wir brauchen eine nationale Strategie der Umsetzung“ Laut Hans-Georg Wicke (Leiter der Nationalagentur „JUGEND für Europa“) beeinflusst nicht nur die neue EU-Jugendstrategie selbst die Umsetzung des JUGEND IN AKTION-Programms, sondern auch, wie die Träger der Kinder- und Jugendhilfe diese aufnehmen. „Dar- aus können sich ganz neue Muster bei der Antragstellung ent- Hans-Georg Wicke, Nationalagentur wickeln.“ Vor 40 Jahren hat es die ersten Überlegungen zu einer JUGEND für Europa gemeinsamen Jugendarbeit auf europäischer Ebene gegeben. 20 Jahre später wurden die ersten europäischen Jugendprojekte umgesetzt. 2001 hat es dann endlich mit dem Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ eine inhaltliche Defi- nition dessen gegeben, was zu diesem Zeitpunkt auf EU-Ebene im Hinblick auf eine ge- meinsame Jugendpolitik für möglich erachtet wurde. Die neue EU-Jugendstrategie schließt Wicke zu Folge genau an diese Entwicklung an: „Heute wirkt die europäische Jugendpoli- tik endlich.“ Es handelt sich hierbei um ein stark verdichtetes Konzept, das durchaus in- haltlich an einigen Stellen zu kritisieren ist. Dennoch muss man würdigen, dass zum ersten Mal in einer derart konkreten Form Ziele für die europäische Jugendarbeit beschrieben wur- den. „Welche Bedeutung dieses Konzept für die Praxis haben wird, bleibt aktuell noch abzuwarten.“ National, regional und br au ch en , lokal muss der Ratsentschluss nun erst ankommen, bewertet „Was wir jetzt sige ist eine schlüs werden und dann im Rahmen des Sinnvollen und Möglichen um- utschland, Strategie für De uf man gesetzt werden. „Ob und was sich also jetzt in Deutschland ver- ra worin steht, wo Phase n sich in der erste und ändern könnte, ist gerade völlig unklar. Wir brauchen aber eine einstellen muss llen.“ nationale Strategie, die ein klares, erreichbares Ziel für den er- en wo was wir erreich sten Zyklus von drei Jahren beinhaltet.“ cke, Hans-Georg Wi für Europa - „Wir als Nationalagentur treten dabei als Förderer, nicht als Ent- Leiter JUGEND tur Deutsche Agen m scheider auf“, so Wicke. Durch die Beratung über die Ziele, gram für das EU-Pro TION JUGEND IN AK Möglichkeiten, Richtlinien und Schwerpunkte des EU-Pro- gramms JUGEND IN AKTION, Qualifizierung engagierter Men- schen und Einrichtungen bei der Planung, Durchführung und Weiterentwicklung ihrer Projekte und die Information über jugendpolitische Entwicklungen auf europäischer Ebene wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und Ausbau einer europäi- schen Jugendarbeit geleistet. Das Programm kann bei Weitem nicht alle Jugendarbeitsfel- der bedienen. Darum ist es besonders wichtig, Schwerpunkte bei der nationalen Umsetzung der neuen EU-Jugendstrategie zu setzen. „Ein Verständigungsprozess mit allen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und dem zuständigen Ministerium wird sicher nicht einfach werden, aber er ist unumgänglich!“
19 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Die Sicht der Bundesländer: „Die jungen Europäerinnen und Europäer sind die Zukunft der Gesellschaft“ und „Jugendarbeit muss sich selber ernst neh- men“, heißt es im Beschluss der Jugend- und Familienmini- ster(innen)konferenz (JFMK) vom Juni 2009. Deshalb zielen die jugendpolitischen Maßnahmen der EU darauf ab, auf die sich verändernden Erwartungen junger Menschen zu reagieren und sie gleichzeitig zu einem Beitrag zur Gesellschaft zu ermutigen. Werner Theisen, Ministerium für „Es geht um die Frage, wie ernst sich die Jugendarbeit in Gesundheit und Soziales Deutschland selber nimmt“, schließt Werner Theisen vom Mi- des Landes Sachsen-Anhalt nisterium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen- Anhalt sich an. „Endlich ist man auch in Europa sehr deutlich davon abgerückt, Jugend nur unter den Gesichtspunkten Schule und Bildung zu betrachten.“ Der EU-Ratsentschluss unter- streicht ganz deutlich den Stellenwert, den Jugendaktivität und insbesondere die Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit im Sinne eines sozialen Kompetenzerwerbs für die gesellschaftliche Ent- wicklung der EU haben. Gerade eine systematischere Berücksichtigung der Jugendperspektive in den Institutionen der EU und das Mainstreaming der Jugendbelange begrüßt Theisen im An- klang an den JFMK-Beschluss. „Junge Menschen rücken endlich wesentlich mehr in den Fokus der sie betreffenden politischen Belange.“ Die JFMK hält in ihrem Beschluss gleich eine Vielzahl von für die EU-Jugendstrategie grundle- genden Handlungsfeldern fest, die durch Träger der Jugendhilfe unterstützt werden können. Förderung der gesellschaftlichen und beruflichen Eingliederung junger Menschen, insbe- sondere von jungen Menschen mit sozialen Benachteiligungen und Migrationshintergrund Stärkung von körperlicher Gesundheit und psychischen Wohlergehen von Mädchen und Jungen Förderung des Ausbaus der nicht formalen und informellen Bildung in der Jugendarbeit sowie Ermittlung und Anerkennung der so erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen Förderung des bürgerschaftlichen Engagements junger Menschen auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene Förderung der Mobilität junger Menschen Verstärkung praxisbezogener Formen des transregionalen Erfahrungsaustauschs zwischen Fachkräften der Jugendarbeit und -politik mit Entscheidungsträgern lokaler, regionaler und nationaler Organisationen und Behörden Weiterentwicklung von Formen des Strukturierten Dialogs
20 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Die Umsetzung von Maßnahmen in diesen Bereichen soll unter Berücksichtigung folgender Aspekte erfolgen: Die Offene Methode der Koordinierung soll auf Grundlage der nationalen Zuständigkeiten zu einem vereinfachten und transparenteren Verfahren weiterentwickelt werden. Peer Learning-Aktivitäten zwischen den EU-Mitgliedstaaten sollen zu konkreten praxisrele- vanten Kernthemen stattfinden, die sich vorrangig an Akteure/Akteurinnen der lokalen und regionalen Ebene richten. Der praxisorientierte Erfahrungsaustausch von Fachkräften soll auf transregionaler Ebene in- tensiviert werden. Der EU-Jugendbericht soll die Lebenslagen junger Menschen kontinuierlich abbilden und vergleichbar machen. Die Verfahren zur Ausschreibung und Vergabe von Fördermitteln der EU-Förderprogramme sollen transparenter und leichter zugänglich gestaltet werden. Die neue EU-Jugendstrategie beinhaltet eine stärkere Zusammen- ssen alen Ebenen mü arbeit zwischen Jugendpolitik und anderen Politikbereichen wie Bil- „Von den region Inhalte über die Th em en un d hen dung, Beschäftigung, Integration und Gesundheit, so Theisen. „Wir e zur europäisc nationale Eben n werden. Ebene getrage rt das sollten Abschied nehmen davon, anderen Bereichen zu sagen, wo halt funktionie In Sachsen-An n schon gut.“ die Fehler liegen. Das macht es schwierig, diese Menschen als Part- in vielen Fälle ner(innen) bei der Bewältigung eigener Belange zu gewinnen.“ , Dieser bereichsübergreifende Ansatz der neuen EU-Jugendstrate- Werner Theisen r Ministerium fü gie könne zwar durch strukturell feste Zuständigkeitsbereiche und d Soziales Gesundheit un n-Anhalt -befugnisse gehemmt werden, allerdings habe man in Sachsen- chse des Landes Sa Anhalt bereits sehr gute Erfahrungen damit gemacht. „Man kann niemanden zu einem Prozess verdonnern“, hält Theisen fest, „aber wir als Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland müssen den Rückenwind nutzen!“ Das Beschlussprotokoll der Jugend- und Familienminister(innen)konferenz (JFMK) vom 4./5. Juni 2009 in Bremen ist unter folgender Adresse einsehbar: www.soziales.bremen.de/sixcms/media.php/13/Protokoll_neu_Endfassung_Internet.pdf
21 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Die wichtigsten Instrumente der EU-Jugendstrategie Dialog und Förderung Die wichtigsten Elemente der neuen EU-Jugendstrategie sind Dialog und Förderung. Heraus- ragende Bedeutung kommen dabei dem Strukturierten Dialog mit der Jugend, dem Peer Lear- ning, das die Gelegenheit bietet, Erfahrungen unter Fachkräften in vergleichbaren Positionen über die europäischen Ländergrenzen hinweg auszutauschen, und diversen Förderprogram- men der EU zu. Der Strukturierte Dialog Der Strukturierte Dialog wird in der neuen EU-Jugendstrategie als eines der Durchführungs- instrumente für die konkrete Umsetzung des Rahmens für die jugendpolitische Zusammen- arbeit definiert. Er soll als Plattform für den ständigen Gedankenaustausch über die Prioritäten und die Durchführung der jugendpolitischen Zusammenarbeit in Europa dienen und weiter ausgebaut werden. In einem eigens formulierten Anhang der Ratsentschließung wird die Durchführung des Strukturierten Dialogs konkretisiert. Der Strukturierte Dialog soll auf der Grundlage eines 18-monatigen Arbeitszyklus parallel zu den Teampräsidentschaften erfolgen. Für jeden Zyklus gibt es ein allgemeines Thema, das den Prioritäten der EU-Jugendstrategie entspricht. Daneben kann jede einzelne Präsident- schaft ein damit zusammenhängendes Schwerpunktthema bestimmen. Für den Zyklus 1.1.2010 bis 30.6.2011 heißt das Oberthema Jugendbeschäftigung. Die jewei- ligen Schwerpunktthemen für die drei Halbjahre sind: 1. Halbjahr 2010: Soziale Eingliederung 2. Halbjahr 2010: Jugendarbeit 1. Halbjahr 2011: Teilhabe Auf europäischer Ebene wird ein Lenkungsausschuss gebildet (mit Vertreter(inne)n der für Jugendfragen zuständigen Ministerien, der nationalen Jugendräte, der Nationalagenturen des Programms JUGEND IN AKTION, der EU-Kommission sowie des Europäischen Jugendforums), der die Gesamtkoordinierung des Strukturierten Dialogs übernimmt. Auf der Ebene der Mit- gliedstaaten werden unter Federführung der nationalen Jugendräte nationale Arbeitsgrup- pen einberufen, die den Partizipationsprozess sicherstellen sollen.
22 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Konzept für die Umsetzung eines Strukturierten Dialogs in Deutschland vom Deutschen Bundesjugendring und der Nationalagentur JUGEND für Europa Bei der Umsetzung des Strukturierten Dialogs auf nationaler Ebene weist die EU-Kommis- sion den Nationalen Jugendringen und den Nationalagenturen des Programms „JUGEND IN AKTION“ eine besondere Rolle zu. Aus diesem Grund haben die Nationalagentur und der DBJR früh die Zusammenarbeit gesucht und gemeinsam ein Konzept entwickelt, das Krite- rien für die erfolgreiche Umsetzung eines Strukturierten Dialogs in Deutschland beschreibt. Das Konzept besteht seit 2009 und bezieht sich schwerpunktmäßig auf die Aktion 5.1 des Förderprogramms JUGEND IN AKTION, das die derzeit einzigen Fördermittel für Maßnah- men in diesem Bereich bereitstellt. Dem DBJR und „JUGEND für Europa“ geht es dabei um die Entwicklung eines langfristig tragfähigen Konzeptes zur Umsetzung des Strukturierten Dialogs in Deutschland. Folgendes Modell einer gezielten Förderstrategie haben der DBJR und „JUGEND für Europa“ gemeinsam entwickelt : JUGEND für Europa fördert im Rahmen des EU-Programms JUGEND IN AKTION Projekte, die die folgenden Kriterien erfüllen. Die Antragsteller(innen) sollten dabei in ihrem jeweiligen Bundesland oder ihrer Region die Funktion einer Koordinierungsstelle für die Umsetzung eines Strukturierten Dialogs einnehmen. Der Projektträger ist in Kontakt mit den für Jugendfragen zuständigen Behörden seiner Re- gion und erhält deren aktive Unterstützung. Die Projekte können verschiedenartige Maßnahmen umfassen, sie sollten regionale Akti- vitäten (Jugendkonferenzen, Kampagnen, Konsultationen) mit lokalen Aktivitäten (z. B. lo- kale Informations- und Konsultationsevents, kommunale Runde Tische zu Jugend und Europa etc.) verbinden. Im Bundesland (bzw. bei großen Flächenstaaten in der Region wie etwa Regierungsbezir- ken o. ä.) wird ein breites Bündnis mit verschiedensten Partnern zur Koordinierung des Strukturierten Dialogs auf regionaler Ebene hergestellt. Eine möglichst große Zahl von Aktivitäten mithilfe von verschiedensten Partnern auf loka- ler Ebene wird initiiert und begleitet. Politiker(innen) der verschiedenen Ebenen (Kommune, Land, Bund, Europa) werden ein- gebunden, um so einen unmittelbaren Dialog zwischen Jugendlichen und jugendpolitisch Verantwortlichen zu ermöglichen.
23 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas ten Dialogs t des Strukturier „Das Instrumen ischen Jugendlichen und zw Die Aktivitäten werden insbesondere in Zu- als Austausch ider(inne)n en und Entsche t, den Akteur(inn) Politik ist durchaus geeigne sammenarbeit mit den Jugendverbänden n der europäische der Jugendstrategie in den te n t durchgeführt und zudem wird eine breite um die Prioritä en, wenn es gu n zu beeinfluss .“ nächsten Jahre entsprechend gestaltet wird Palette weiterer Partner in der Jugendarbeit d ausgestattet un und in anderen Sektoren gesucht und ein- tin gen, aej-Referen Doris Klingenha en dp oli tik bezogen (z. B. Schulen). Jug für europäische Die Beteiligung von möglichst vielen Jugendlichen an den Aktivitäten wird sichergestellt und Jugendliche werden bei der Vorbereitung und Durchführung aktiv einbezogen. Die Verbindung zu Medien und Verantwortungs- und Entscheidungsträgern in der Region wird hergestellt und Öffentlichkeitsarbeit auf regionaler Ebene betrieben bzw. auf lokaler Ebene unterstützt. Es wird nicht nur eine einmalige Veranstaltung/Konferenz vorgesehen, sondern eine Viel- falt von Maßnahmen werden geplant, um so die Kontinuität und Nachhaltigkeit des Dialogs zu fördern, d. h. einen dauerhaften und nicht nur einmaligen Dialog in der jeweiligen Re- gion sicherzustellen. In Vor- und Nachbereitungsmaßnahmen werden die Beteiligten informiert und qualifiziert und Transparenz über die laufenden Aktivitäten hergestellt. Die Projekte sollen thematisch offen sein und sich ausdrücklich an den Belangen und Be- dürfnissen der jungen Menschen orientieren. Gleichzeitig sollen und müssen sich die Pro- jekte auch an die ggf. vorhandenen thematischen Vorgaben und Fragestellungen der Agenda des Strukturierten Dialogs im Rahmen der europäischen Jugendpolitik halten. bei der Aufgabe der Koordinierungsstellen ist es „Es gibt Nachholbedarf indu ng jung er Men schen in Einb le Umset- das Gesamtprojekt federführend zu organisieren Hinblick auf die nationa g des Stru ktu rier ten Dialogs.“ zun und die verschiedenen Prozesse zu koordinieren. Mirko Plengem r, eye steam der aej Junges Dokumentation Maßnahmen zur Unterstützung der beteiligten Partner auf lokaler Ebene zu entwickeln und deren Aktivitäten aktiv zu begleiten. dafür Sorge zu tragen, dass die Ergebnisse an die entsprechenden Stellen in Land, Bund und EU transferiert werden. sich an Maßnahmen auf nationaler Ebene zur Auswertung der Aktion und des Konzeptes des Strukturierten Dialogs, zur Vernetzung der Projekte und Zusammenführung der Er- gebnisse sowie zur Verbindung mit der europäischen Ebene zu beteiligen,
24 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas die verschiedenen Aktivitäten gebündelt öffentlich darzustellen, zu dokumentieren und deren Ergebnisse dann auf übergeordneter Ebene (z. B. in einer regionalen Konferenz o. ä.) zusammenzuführen, ggf. jugendliche Teilnehmende für übergeordnete Maßnahmen des Strukturierten Dialogs (etwa landesweite Events oder Europäische Jugendkonferenzen) mit auszuwählen. das Gesamtprojekt bei JUGEND IN AKTION zu beantragen und abzurechnen und eine ent- sprechende Kofinanzierung sicher zu stellen. Die Finanzierung Mit der Aktion 5.1 des EU-Programms „JUGEND IN AKTION“ stellt „JUGEND für Europa“ ein di- rektes Finanzierungsinstrument zur Umsetzung des Strukturierten Dialogs zur Verfügung. Die Mittel der Aktion 5.1 reichen jedoch nicht aus, um flächendeckend in Deutschland Maßnah- men und Projekte im Rahmen des Strukturierten Dialogs zu finanzieren. Um zumindest eine si- gnifikante Anzahl von Projekten mit den Mitteln der Aktion 5.1 zu fördern, wird der Zuschuss zu den Projektkosten aus Mitteln des Programms auf 35.000 € begrenzt. Diese Summe darf max. 75 Prozent der Gesamtkosten des Projektes betragen. Die restlichen 25 Prozent müssen kofinan- ziert werden. Dies sollte durch die im Land, in der Region oder auf kommunaler Ebene für Ju- gendfragen zuständigen Stellen (Landesministerien, Landesjugendämter etc.) geschehen. Weitere Finanzierungsquellen können Stiftungen, Spenden- oder Sponsoringgelder, Eigenbei- träge sowie Sachmittel oder Personalleistungen sein. Sollen perspektivisch flächendeckende Aktivitäten durchgeführt werden, müssen dafür zusätz- liche Mittel aus anderen Bereichen bereitgestellt werden, z. B. des BMFSFJ, des Bundespresse- amts, des Auswärtigen Amts, der Bundesländer, Kommunen, Stiftungen etc. DBJR und „JUGEND für Europa“ hoffen, dass die Modellprojekte ausreichend Beispiel für die Sinnhaftigkeit und die Machbarkeit der Beteiligung von jungen Menschen an europäischer Po- litik geben. Die Perspektive In der neuen EU-Jugendstrategie ist die Implementierung von nationalen Arbeitsgruppen unter Federführung der Nationalen Jugendräte vorgesehen. Der DBJR hat für Deutschland die In- itiative ergriffen und wird die koordinierende Rolle im Prozess der Umsetzung des Struktu- rierten Dialogs übernehmen. Für den Sommer 2010 ist die Einberufung einer 1. Sitzung einer Nationalen Arbeitsgruppe, die u.a. auch die Nationalagentur sowie weitere zentrale Akteure aus dem Bereich der Politik, Verwaltung, Jugendverbände etc. umfasst, geplant. Darüber hin- aus besteht der Wunsch und die Notwendigkeit, eine zentrale Homepage zum Strukturierten Dialog in Deutschland zu entwickeln, die die Ergebnisse der durchgeführten Projekte und Maßnahmen bündelt sowie Informationen zum Prozess und den Themen bereitstellt.
25 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Beispiel: „Europa geht weiter 2010 - Spurensuche in Sachsen-Anhalt“ Sachsen-Anhalt gehört zu den Pionieren der Ausgestaltung des Strukturierten Dialogs. Die Arbeitsgruppe EXCHANgE Sachsen-Anhalt, die sich in Sachsen-Anhalt für internationale Ju- gendarbeit und europäische Jugendbildung engagiert, setzt bereits seit 2005 jährlich das Projekt „Europa geht weiter“ um. Die Veranstaltungsserie bietet jungen Menschen zu wech- selnden Themen die Möglichkeit, sich aktiv am europäischen Meinungsbildungsprozess zu beteiligen. 2010 steht das Projekt im Zeichen der Suche nach Spuren, die Europa in Sach- sen-Anhalt hinterlässt. Ob in der Schule oder am Wohnort – die Teilnehmenden sind auf- gefordert, europäische Spuren in ihrer Umgebung ausfindig zu machen. Dabei werden die Bereiche Kultur, Soziales, Politik, Bildung und Wirtschaft genauer betrachtet. Ziel der Spu- rensuche ist die Erarbeitung einer Präsentation, welche auf der zentralen Festveranstal- tung im Mai 2010 im Gesellschaftshaus in Magdeburg vorgestellt wurde. Die fünf besten Präsentationen wurden auf der Regionalkonferenz in Brüssel im Juni 2010 noch einmal vorgestellt. Weitere Informationen zu EXCHANgE Sachsen-Anhalt und Publikationen: www.exchange-lsa.de, exchange@jugend-lsa.de, 0391 2445162 Beispiel: „Bremen goes Europe“ und Europa-Talk Ein weiteres gutes Beispiel für die Umsetzung des Strukturier- ten Dialogs ist „Bremen goes Europe“. Der Bremer Jugendring e. V. setzte in der ersten Hälfte 2009 das Projekt um, dessen Hauptanliegen eine Informations- und Diskussionsveranstaltung von jungen Menschen für junge Menschen zur Europawahl war. Nach intensiver Vorbereitung durch das achtköpfige Projektteam fand am 15. Mai 2009 „Bre- men goes Europe“ mit rund 150 Schüler(inne)n und deren Lehrkräften in der Handwerks- kammer statt, um über Europa und die anstehende EU-Wahl zu informieren. Neben einem selbstentwickelten Europa-Quiz, einer Einführung zum Europäischen Pakt für die Jugend und der gemeinsamen Analyse von Wahlwerbung lag der Fokus auf dem direkten Austausch zwi- schen Jugend und Politik. Im Europa-Talk hatten die Schüler(innen) die Gelegenheit, mit pro- minenten Gästen aus Politik, Kultur und Sport über die EU-Wahl und die Bedeutung Europas für das eigene Leben zu diskutieren. Daran anknüpfend geht der Europa-Talk 2010 in die nächste Runde. Ziel ist es, den Struktu- rierten Dialog zwischen Jugendlichen und Expert(inn)en aus unterschiedlichen europäischen Bereichen weiter zu festigen und nun dauerhaft anzulegen. Der Bremer Jugendring tritt dabei vermittelnd zwischen Europa-Expert(inn)en und Jugendlichen aus Schulen und Jugendein- richtungen auf und bringt die beiden Gruppen gezielt unter Berücksichtigung der jeweiligen Interessenschwerpunkte und aktuellen Europa-Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Lehre/Wissenschaft zusammen.
26 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Die Dokumentation „Bremen goes Europe“: http://pages.jugendinfo.de/bjr/jring/downloads.php Informationen zum Europa-Talk gibt es unter folgendem Link: http://pages.jugendinfo.de/bjr/jring/europatalk.php Peer Learning r Die neue EU-Jugendstrategie greift einen „Strukturierte Di alo g und Peer wesentlichen Grundgedanken der Zusam- Learning sind menarbeit von Mitgliedstaaten – „ das Von- verknüpft! alität entsteht einander Lernen“ – neu auf, erklärt ihn zur Die QuVerknüpfung.“ in der Kernkomponente und ist gerade dabei, ihn eimle, konkreter für den Jugendbereich zu fassen. Hans St t für Referen Dazu wird der Begriff „Peer-Learning“ ein- Grundsatzfragen ropa geführt. Dieser meint auf europäischer und Eur BAG EJSA bei de Ebene nicht das selbstorganisierte Lernen von Jugendlichen untereinander, sondern das praktische Voneinander Lernen in einem kollegialen Rahmen. In sogenannten Clustern sollen sich Akteure und Akteurinnen der lokalen, regionalen, natio- nalen Ebene sowie Expert(inn)en anderer Politikbereiche - auch der Jugendforschung - sowie Vertreter(innen) der jungen Menschen durch direkten Kontakt und tatsächliche Kooperation austauschen. Wichtig ist dabei, dass jeweils die passenden Akteure aus den Mitgliedstaaten miteinander ins Gespräch kommen. Angedacht ist, dass sich in den Clustern interessierte Mit- gliedstaaten auf freiwilliger Basis vereinen. Dabei kann die eigene Praxis an hand konkreter Fragestellungen vorgestellt werden, einer kritischen Reflektion unterzogen werden und es können andere daran teilhaben, die bislang keine Praxis in dem Themenbereich haben. So soll das Peer Learning der Identifikation guter Praxis dienen, die sich zur Übertragung auf andere Mitgliedstaaten eignen könnte. Im Mittelpunkt soll dabei stets der Nutzen für die betroffenen jungen Menschen stehen. Dar- über hinaus sollen konkrete Anregungen entstehen, auch für die nationalen Jugendpolitiken und die politische Arbeit des Rates und der Kommission. Zur öffentlichen Darstellung könn- ten Erkenntnisse in den Europäischen Jugendbericht Eingang finden. Im Sinne einer möglichst zielorientierten Anwendung von Peer Learning sollten dessen Themen eng mit den Prioritäten der gesamten jugendpolitischen Zusammenarbeit verbunden sein. Naheliegend wären kon- krete Kernthemen, die sich auf die Arbeitszyklen und deren Prioritäten, auf das Zusammen- spiel der Triopräsidentschaften (drei aufeinander folgende Ratspräsidentschaften) oder den Schwerpunkt des europäischen Jugendberichtes beziehen.
27 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Förderprogramm JUGEND IN AKTION „JUGEND IN AKTION“ ist das Förderprogramm der Europäischen Union für alle jungen Men- schen. Bis einschließlich 2013 werden insge- samt 886 Millionen Euro für Jugendgruppen, gemeinnützige Vereine und Einrichtungen der Jugendarbeit in 31 Ländern zur Verfügung gestellt, um Bürgersinn und aktive Bürgerschaft, Solidarität und demokratisches Engagement unter jungen Menschen zu stärken und ihnen zu mehr Mobilität und Zusammenarbeit in Europa zu verhelfen. Von den 886 Millionen Euro des Programmetats bis 2013 fließen rund 80 Millionen Euro nach Deutschland. Pro Jahr wer- den damit rund 300 Jugendbegegnungen , 120 Jugendinitiativen und 1.200 Europäische Frei- willige gefördert. Insgesamt erhalten mehr als 100.000 junge Menschen aus Deutschland die Chance, interessante europäische Erfahrungen zu sammeln und sich gesellschaftlich zu engagieren. Folgende Ziele verfolgt das Programm „JUGEND IN AKTION“: Förderung einer aktiven (europäischen) Bürgerschaft junger Menschen Förderung von Solidarität und Toleranz unter jungen Menschen, um den sozialen Zusam- menhalt innerhalb der Europäischen Union zu stärken Förderung eines gegenseitigen Verständnisses zwischen jungen Menschen aus verschie- denen Ländern Qualitätsentwicklung in der europäischen Jugendarbeit Förderung der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich Gefördert werden Jugendbegegnungen, Jugendinitiativen sowie der Europäische Freiwilli- gendienst. „JUGEND IN AKTION“ unterstützt Projekte der partizipativen Demokratie und Pro- jekte mit benachbarten Partnerländern. Auch Trainings- und Vernetzungsmaßnahmen sowie Begegnungen junger Menschen mit Verantwortlichen für Jugendpolitik erhalten Fördermit- tel. Diese Vielfalt an Fördermöglichkeiten gliedert sich in fünf Aktionsbereiche: Aktion 1 - Jugend für Europa Aktion 2 - Europäischer Freiwilligendienst Aktion 3 - Jugend in der Welt Aktion 4 - Unterstützungssysteme für junge Menschen Aktion 5 - Unterstützung der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich
28 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Unter Aktion 5.1 werden Projekte gefördert, die Begegnungen junger Menschen mit Verantwort- lichen für Jugendpolitik ermöglichen. Dahinter verbirgt sich die Förderung des Strukturierten Dia- logs wie beispielsweise im Projekt „Europa geht weiter 2010 – Spurensuche in Sachsen-Anhalt“. Die deutsche Ansprechpartnerin für das EU-Programm „JUGEND IN AKTION“ ist die National- agentur „JUGEND für Europa“ in Bonn. Viele weitere Informationen zum Programm und den ein- zelnen Aktionsbereichen befinden sich auf der Programm-Homepage unter www.jugendfuereuropa.de. Neben dem Programm „JUGEND IN AKTION“ fördern u. a. die Programme Daphne III (Schutz von Kindern, Jugendlichen und Frauen vor Gewalt), Europa für Bürgerinnen und Bürger unter bestimmten Voraussetzungen Projekte der Jugendarbeit.
29 Neuer Rückenwind für die Jugend Europas Evidenzbasierte Jugendpolitik und Querschnittspolitik Evidenzbasierte Jugendpolitik und Querschnittspolitik sind zwei wichtige weitere Grundlinien bzw. Instrumente, die die zukünftige Europäische Jugendpolitik bestimmen sollen. Ein Teil der evidenzbasierten Jugendpolitik ist der erste Europäische Jugendbericht. Querschnittspo- litik wird häufig auch als bereichübergreifender Ansatz bezeichnet. Was heißt evidenzbasierte Jugendpolitik? Wenn Forschung auf Jugend trifft, nennt man das Jugendforschung. Treffen die Ergebnisse aus dieser Jugendforschung dann auf Politik und werden auf dieser Grundlage Entscheidun- gen getroffen, spricht man von evidenzbasierter Jugendpolitik. Basis für die politischen Ent- scheidungen sind dann die empirischen Daten aus den Untersuchungen, Evaluierungen und Auswertungen der Jugendforschung. Künftig soll die gemeinsame Jugendpolitik der EU durch Daten zur Lage und Lebenswelt jun- ger Menschen in den Mitgliedstaaten gestützt werden. Noch befindet sich die Evidenzbasie- rung für die europäische Jugendpolitik in den Kinderschuhen; sie ist kaum systematisch erschlossen. Der Diskurs und die Einigung der Akteure und Akteurinnen der Jugendarbeit, der Forschung und der Jugendpolitik auf ein geeignetes System zur Datengewinnung, müs- sen noch erfolgen. Auf einen kritischen Umgang mit Wirksamkeitsanalysen und -interpreta- tionen ist hier zu achten. Einblicke in den 1. Europäischen Jugendbericht Der erste Europäische Jugendbericht wurde zusammen mit dem Kommissionsvorschlag zur neuen EU-Jugendstrategie im April 2009 veröffentlicht. Er dient der Untermauerung der darin beschriebenen politischen Strategie. Der EU-Jugendbericht soll ein wichtiges Instrument bei der Umsetzung der neuen EU-Jugendstrategie sein und wird zukünftig alle drei Jahre er- scheinen. Teile des Berichts werden Fortschrittsberichte der Mitgliedstaaten zu den Prioritä- ten und Aktionsfeldern sowie Erkenntnisse aus Arbeitsprozessen des Peer Learnings sein. Der erste Europäische Jugendbericht stützt sich vor allem auf vorhandenes Datenmaterial von Institutionen und Quellen der EU, auf Ergebnisse unterschiedlicher jugendbezogener For- schungsprojekte aus dem Forschungsprogramm der EU und aus dem Bericht des Bureau of European Policy Advisers (BEPA) zur Stärkung und Förderung junger Menschen („Investing in Youth – an empowerment strategy“).
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