KlimaRhön - Wassermanagement im Biosphärenreservat Rhön unter dem Einfluss des Klimawandels. Erste Ergebnisse eines transdisziplinären ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
KlimaRhön – Wassermanagement im Biosphärenreservat Rhön unter dem Einfluss des Klimawandels. Erste Ergebnisse eines transdisziplinären Forschungsprojekts Prof‘in Dr. Birgit Blättel-Mink, Institut für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main www.biosphaerenreservat-rhoen.de Team: Prof‘in Dr. Petra Döll und Laura Müller, M.A. - Institut für Physische Geographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main; Max Czymai, M.A. – Institut für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main 2. September 2021
Wassermanagement im Biosphärenreservat Rhön unter dem Einfluss des Klimawandels Hochwasser KW Wasserressourcen (Quantität/Qualität) in Grundwasser und Oberflächengewässern Nutzung durch Menschen Nutzung durch andere Lebewesen Wasserentnahmen In-situ Wassernutzung Aquatische Ökosysteme • Moore Öffentliche Private Wasservers. • Stromerzeugung • Bäche und Flüsse Wasserversorgung • Haushalte • Fischzucht • Teiche und Seen • Haushalte • Industrie/Gewerbe • Angeln • Quellen • Industrie/Gewerbe • Landwirtschaft • Tourismus • Grundwasser • Tourismus/Freizeit • Feuerwehr • Export außerhalb • Forstwirtschaft BRR 2. September 2021 3
Fragestellung im Projekt Wie können Wasserressourcen angesichts von nur unsicher quantifizierbarem Klimawandel und steigendem Nutzungsdruck von verschiedenen Akteuren nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem gemanagt werden? 2. September 2021 4
Transdisziplinarität „transdisziplinär“ = unter Beteiligung von Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen und von Stakeholdern verschiedener Sektoren Dabei geht es um die partizipative Integration von Wissen und Problemperspektiven 2. September 2021 5
Projektbeteiligte Stakeholder im BRR Die drei Verwaltungsstellen des BRR Hydrologie Prof. Dr. Petra Döll Laura Müller, MSc Soziologie Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink Goethe-Universität Max Czymai, MA Projektfinanzierung durch Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie 2. September 2021 6
Modell eines transdisziplinären Forschungsprozesses Gesellschaftliche Probleme Wissenschaftliche Probleme (Jahn et al. 2008) 2. September 2021 7
Projektziele 1. Entwicklung von Handlungsempfehlungen/Strategien zur Anpassung an den Klimawandel, basierend auf einer Risikobewertung (Stichwort: vielstimmige Strategien) 2. Erforschen und Verbessern des transdisziplinären Forschungsmodus (insbes. partizipative Risikobewertung und Strategieentwicklung; optimale Gestaltung der Integration von Wissen und Problemperspektiven sowie Bedeutung der kulturellen Weltanschauung) 2. September 2021 8
Stakeholder-Dialog: Geplante Workshop-Reihe Workshop 1 (5. Februar 2021): Kick-Off-Treffen zur Priorisierung der Anpassungsfelder Workshop 2 (21. Mai 2021): Zukünfte imaginieren (Szenarienentwicklung) Workshop 3 (13. Oktober 2021): Konkretisierung der Szenarien Workshop 4: Mögliche Handlungsoptionen und Hindernisse identifizieren Fokusgruppen Workshop 5: Konkrete Anpassungsmaßnahmen entwickeln Workshop 6: Handlungsempfehlungen auf Basis von BN, Stakeholder*innen-Expertise sowie Fokusgruppen und Evaluation 2. September 2021 10
Hydrologische Perspektive Abschätzung der unsicheren Gefahren des Klimawandels durch Multi-Modell-Ensembles (Döll et al. 2015) 1. Der Klimawandel führt zu Änderungen der Dynamik von Wasserflüssen und Wasserspeichern (Gefahren). 2. Diese Änderungen können mit Hilfe von hydrologischen Modellen, die durch Klimaszenarien angetrieben werden, abgeschätzt werden. 3. Die abgeschätzten Änderungen haben aufgrund der Komplexität des Erdsystems (und der „Unberechenbarkeit“ menschlichen Verhaltens) große Unsicherheiten. 4. Ein optimale Gefahrenabschätzung wird durch Multi-Modell-Ensembles erzielt, die „Wahrscheinlichkeiten“/Spannweiten potentieller Änderungen liefern (mehrere hydrologischen Modellen werden von den Klimaszenarien mehrerer Klimamodelle angetrieben). 5. Bei der Risikobewertung und der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen sollen die Gefahrenabschätzungen mit ihren Unsicherheiten berücksichtigt werden. 2. September 2021 11
Hydrologische Perspektive Risiken des Klimawandels im Wassersystem (Weltklimarat/IPCC) Risiko = Auswirkung Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Gefahr x Auswirkung Gefahren = potentielle Risiko = Verwundbarkeit/ Klimawandel gefährliche Potential für Vulnerabilität Änderungen im Auswirkungen/ gegenüber den physischen Schäden Gefahren Wassersystem Klimaschutz- maßnahmen Anpassungsmaßnahmen 2. September 2021 12
Wie wurden die Gefahren mit ihren Unsicherheiten abgeschätzt? • Multi-Modell Ensemble MME: 4 globale Klimamodelle 32 Modell- 8 globale hydrologische Modelle kombinationen • Emissionsszenarien: RCP 2.6 und 8.5 • Zeiträume: • 2021-2050 (2035) • 2070-2099 (2084) • Referenzperiode 1971-2000 (1985) • Räumliche Auflösung: 0,5° Abbildung verändert aus Van Vuuren et al. (2011) • Zeitliche Betrachtung: annuell, JJA, DJF 2. September 2021 13
In den Sommermonaten wahrscheinlich eher weniger, in den Wintermonaten eher mehr Grundwasserneubildung Potentielle Änderungen des mittleren Gesamtabflusses und der mittleren Grundwasserneubildung im BRR 2. September 2021 15
Fazit • Potentielle Zunahme des Niederschlags über das gesamte Jahr gesehen und in den Wintermonaten. Potentielle Abnahme des Niederschlags in den Sommermonaten. • 70% des Multi-Modell-Ensembles (MMEs) schätzen eine Abnahme der mittleren Grundwasserneubildung in den Sommermonaten in naher Zukunft um 2035 und ferner Zukunft um 2084 unter Representative Concentration Pathway (RCP)8.5 ab. • 70% des MMEs schätzen eine Zunahme der Grundwasserneubildung in den Wintermonaten in naher und ferner Zukunft unter beiden Emissionsszenarien ab. • Über alle Monate betrachtet erkennt man nicht, dass trockene Jahre noch trockener werden. • 70% des MMEs schätzen eine Abnahme der Grundwasserneubildung in den Sommermonaten „trockener Jahre“ ab. 2. September 2021 16
Soziologische Perspektive Risikowahrnehmung und Anpassungsbereitschaft der Bevölkerung im Biosphärenreservat Rhön sowie transdisziplinäre Wissensintegration und Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen im Biosphärenreservat Rhön 1. Wahrnehmung von Risiken des Klimawandels auf die Versorgung mit Wasser in der Bevölkerung der Rhön – Mittels standardisierter, online gestützter Befragung der Bevölkerung im Biosphärenreservat Rhön 2. Anpassungsbereitschaft an den Klimawandel in der Bevölkerung bzw. Bereitschaft, den Klimawandel durch veränderte Lebensführung abzuschwächen – Mittels Gruppendiskussionen mit ausgewählten sozialen Gruppen der Bevölkerung (z.B. nach Alter, nach Geschlecht, nach Familienform) 2. September 2021 17
Anteil der Befragten nach Bundesländern. 12.13% Anteil der Befragten zur Bevölkerung im jeweiligen Bundesland (Stand Dez. 2015)* Bayern: 0,15% Hessen: 0,19% 26.33% Thüringen: 0,10% 61.54% 1 Bayern (n=208) 2 Hessen (n=89) 3 Thüringen (n=41) n (gesamt): 338 2. September 2021 *Quelle: https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/unesco-biosphaerenreservat/lage-und-eckdaten/ 21
Was sehen Sie als besonders problematisch im Zusammenhang mit Klimaänderungen an? Häufige Perioden mit Bodentrockenheit (n=279) 82.50% Extremwetterereignisse (n=267) 79.00% Temperaturanstieg (n=260) 76.90% Austrocknung von Flüssen, Teichen und Seen (n=243) 71.90% Geringerer Sauerstoffgehalt des Wassers infolge höherer Temperaturen (n=177) 52.40% Steigende Bodenerosion (n=173) 51.20% Steigendes Hochwasserrisiko (n=142) 42.00% Stärkere Schwankungen des Grundwasserspiegels innerhalb eines Jahres (n=140) 41.40% Große Schwankungen des Wasserspiegels in Bächen und Flüssen (n=131) 38.80% Erhöhte Höchstwerte chemischer Komponenten in Gewässern durch geringeren Abfluss (n=119) 35.20% Kürzere Eisbedeckung von Gewässern im Winter (n=108) 32.00% Steigender Oberflächenabfluss (n=103) 30.50% Erhöhter Sedimenteintrag in Gewässern (z.B. infolge von Starkregen) (n=73) 21.60% Andere (n=55) 16.30% 0.00% 10.00% 20.00% 30.00% 40.00% 50.00% 60.00% 70.00% 80.00% 90.00% 100.00% 2. September 2021 22
Welche Bereiche sind Ihrer Meinung nach besonders vom Klimawandel betroffen? Land-/Forstwirtschaft (n=318) 94.10% Natur-/Artenschutz (n=281) 83.10% Gewässer-/Hochwasserschutz (n=254) 75.10% n (gesamt): 338 Raum-/Stadtplanung (n=104) 30.80% Energiewirtschaft (n=58) 17.20% Tourismus (n=52) 15.40% keine (n=3) 0.90% 0.00% 10.00% 20.00% 30.00% 40.00% 50.00% 60.00% 70.00% 80.00% 90.00% 100.00% 2. September 2021 23
85% der Befragten haben in den letzten drei Jahren eine Abnahme der mengenmäßigen Verfügbarkeit des Wassers im BRR wahrgenommen. Wenn Sie einmal an die mengenmäßige Verfügbarkeit des Wassers in den letzten drei Jahren im Biosphärenreservat Rhön denken, würden Sie sagen, dass... 13.60% …die Wasserverfügbarkeit stark abgenommen hat. (n=95) 28.11% …die Wasserverfügbarkeit mäßig abgenommen hat. (n=112) …die Wasserverfügbarkeit geringfügig abgenommen hat. (n=81) …die Wasserverfügbarkeit unverändert geblieben ist. (n=46) 23.96% …die Wasserverfügbarkeit geringfügig zugenommen hat. (n=2) …die Wasserverfügbarkeit mäßig zugenommen hat. (n=1) …die Wasserverfügbarkeit stark zugenommen hat. (n=1) n (gesamt): 338 33.14% 2. September 2021 24
49% aller Befragten geben an in ihrem Alltag unter großen oder sehr großen Einschränkungen infolge der (wahrgenommenem) Veränderung der Wasserverfügbarkeit zu leiden. Wie stark schätzen Sie die Einschränkungen durch die Veränderung der Wasserverfügbarkeit für Ihren Alltag ein? 1.8% 14.5% 16.4% gar keine Einschränkung (n=5) geringfügige Einschränkung (n=45) mäßige Einschränkung (n=90) große Einschränkung (n=95) sehr große Einschränkung (n=40) 34.5% n (gesamt): 275 32.7% 2. September 2021 25
Im Vergleich mit den bisherigen Einschränkungen gehen mehr Befragte von einer großen bis sehr großen Bedrohung für ihren zukünftigen Alltag durch eine Veränderung der Wasserverfügbarkeit aus. Wie stark schätzen Sie die Bedrohung durch die Veränderung der Wasserverfügbarkeit für Ihren zukünftigen Alltag ein? 2.1% 7.7% 19.3% gar keine Bedrohung (n=7) geringfügige Bedrohung (n=26) 26.1% mäßige Bedrohung (n=88) große Bedrohung (n=151) sehr große Bedrohung (n=65) n (gesamt): 337 44.8% 2. September 2021 26
22% der Befragten haben in den letzten drei Jahren eine Abnahme der Wasserqualität im BRR wahrgenommen. Wenn Sie einmal an die Qualität des Wassers in den letzten drei Jahren im Biosphärenreservat Rhön denken, würden Sie sagen, dass... 2.4% 8.0% 5.9% …die Wasserqualität stark abgenommen hat. (n=8) 14.5% …die Wasserqualität mäßig abgenommen hat. (n=20) …die Wasserqualität geringfügig abgenommen hat. (n=49) …die Wasserqualität unverändert geblieben ist. (n=227) …die Wasserqualität geringfügig zugenommen hat. (n=27) …die Wasserqualität mäßig zugenommen hat. (n=4) …die Wasserqualität stark zugenommen hat (n=3). n (gesamt): 338 67.2% 2. September 2021 27
Neben den Klimaänderungen werden seitens der Befragten insbesondere Privat- haushalte und die Landwirtschaft für die wahrgenommene Abnahme der Wasserverfügbarkeit verantwortlich gemacht. Wer oder was könnte Ihrer Meinung nach für die Abnahme der Wasserverfügbarkeit verantwortlich sein? Klimaänderungen/Klimawandel (n=271) 94.10% Privathaushalte durch zu hohen Wasserverbrauch (n=154) 53.50% Landwirtschaft durch Veränderungen der Landschaft (z.B. Drainagen) (n=147) 51.00% Landwirtschaft durch Bewässerungsmaßnahmen (n=126) 43.80% n (gesamt): 288 Kommunen durch das Aufschieben von notwendigen Sanierungsmaßnahmen der Kanalnetze (n=90) 31.30% Getränkeindustrie und anderes Gewerbe durch zu hohe Grundwasserentnahmen (n=85) 29.50% Kommunen durch Wasserüberleitungen in die umliegenden Gebiete des Biosphärenreservats Rhön (n=70) 24.30% Oberirdischer Bergbau durch Grundwasserabsenkungen und Umlegung von Gewässerläufen (n=60) 20.80% Tourismus durch hohen Wasserverbrauch (n=37) 12.80% 0.00% 10.00% 20.00% 30.00% 40.00% 50.00% 60.00% 70.00% 80.00% 90.00% 100.00% 2. September 2021 28
In der Wahrnehmung der Befragten hat die Wasserverfügbarkeit in den vergangenen drei Jahren in Thüringen am stärksten abgenommen. Wahrnehmung der Wasserverfügbarkeit in den vergangenen drei Jahren x Bundesland, in dem die Befragten leben Bundesland, in dem die Befragten leben Thüringen (n=41) 43.9% 36.6% 12.2% 7.3% Bayern (n=208) 29.3% 36.5% 21.2% 12.0% n (gesamt): 338 Hessen (n=89) 18.0% 23.6% 36.0% 20.2% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: signifikant (0,007) 1 starke Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 2 mäßige Abnahme d. Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsmaß: Cramers V 3 geringe Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 4 unveränderte Wasserverfügbarkeit 5 geringe Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 6 mäßige Zunahme d. Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsstärke: mittelstark (0,202) 7 starke Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 2. September 2021 29
Die Einschätzung der zukünftigen Bedrohung durch die Befragten unterscheidet sich zwischen den Bundesländern in einem geringeren Maße als dies auf die Wahrnehmung der Veränderung der Wasserverfügbarkeit zutrifft. Einschätzung der zukünftigen Bedrohung durch eine mögliche Abnahme der Wasserverfügbarkeit x Bundesland, in dem die Befragten leben Thüringen (n=41) 2.4% 22.0% 48.8% 24.4% Bundesland Hessen (n=88) 2.2% 8.0% 25.0% 46.6% 18.2% n (gesamt): 337 Bayern (n=208) 1.9% 8.7% 27.4% 43.3% 18.8% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: nicht signifikant (0,922) 1 gar keine Bedrohung 2 geringfügige Bedrohung 3 mäßige Bedrohung Zusammenhangsmaß: Cramers V 4 große Bedrohung 5 sehr große Bedrohung Zusammenhangsstärke: sehr schwach (0,069) 2. September 2021 30
Die Wahrnehmung der Wasserverfügbarkeit unterscheidet sich abhängig vom Wohnort der Befragten deutlich voneinander. Wahrnehmung der Wasserverfügbarkeit in den vergangenen drei Jahren x Wohnort der Befragten 36452 Empfertshausen (TH) (n=12) 25.0% 58.3% 8.3% 8.3% 97656 Oberelsbach (BY) (n=24) 37.5% 25.0% 25.0% 12.5% 36129 Gersfeld (HE) (n=23) 17.4% 21.7% 13.0% 39.1% 4.3% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: nicht signifikant (0,995) 1 starke Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 2 mäßige Abnahme d. Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsmaß: Cramers V 3 geringe Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 4 unveränderte Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsstärke: mittelstark (0,337) 5 geringe Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 6 mäßige Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 7 starke Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 2. September 2021 31
Die Einschätzung der zukünftigen Bedrohung durch eine mögliche Abnahme der Wasserverfügbarkeit variiert in Abhängigkeit zum Wohnort der Befragten. Einschätzung der zukünftigen Bedrohung durch eine mögliche Abnahme der Wasserverfügbarkeit x Wohnort der Befragten 36452 Empfertshausen (TH) (n=12) 8.3% 66.7% 25.0% 97656 Oberelsbach (BY) (n=24) 4.2% 8.3% 66.7% 16.7% 36129 Gersfeld (HE) (n=23) 17.4% 17.4% 60.9% 4.3% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: signifikant (0,000) 1 gar keine Bedrohung 2 geringfügige Bedrohung Zusammenhangsmaß: Cramers V 3 mäßige Bedrohung 4 große Bedrohung Zusammenhangsstärke: stark (0,444) 5 sehr große Bedrohung 2. September 2021 32
Wahrnehmung der Wasserverfügbarkeit in den vergangenen drei Jahren x Berufs-/Interessensgruppe der Befragten Forstwirtschaft (n=12) 33.3% 41.7% 16.7% 8.3% Flächeneigentümer (n=23) 34.8% 39.1% 17.4% 8.7% Lebensmittelwirtschaft (n=13) 30.8% 38.5% 15.4% 7.7% 7.7% Sonstige Wirtschaftszweige (n=133) 32.3% 36.8% 20.3% 10.5% Landwirtschaft (n=12) 16.7% 50.0% 25.0% 8.3% Naturschutzverbände (n=9) 33.3% 33.3% 11.1% 22.2% Wissenschaft / Forschung (n=11) 36.4% 27.3% 9.1% 27.3% n (gesamt): 338 Wasserwirtschaft (n=5) 40.0% 20.0% 40.0% Presse (n=11) 18.2% 36.4% 18.2% 27.3% Politik / Verwaltung (n=43) 18.6% 32.6% 32.6% 16.3% Tourismus (n=14) 14.3% 35.7% 21.4% 28.6% Tagebau / Rohstoffabbau (n=2) 50.0% 50.0% Heimatverbände (n=2) 50.0% 50.0% Bildung / Erziehung (n=40) 20.0% 20.0% 37.5% 17.5% 2.5% Regionale Entwicklungsprogramme (n=8) 37.5% 50.0% 12.5% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: nicht signifikant (0,351) 1 starke Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 2 mäßige Abnahme d. Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsmaß: Cramers V 3 geringe Abnahme d. Wasserverfügbarkeit 4 unveränderte Wasserverfügbarkeit Zusammenhangsstärke: mittelstark (0,209) 5 geringe Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 6 mäßige Zunahme d. Wasserverfügbarkeit 2. September 2021 33
Die Bedrohungseinschätzung der Interessensgruppen scheint mit der allgemeinen Einordnung der betroffenen Bereiche durch die Befragten insbesondere hinsichtlich Landwirtschaft, Natur-/Artenschutz sowie Tourismus übereinzustimmen. Erwartete zukünftige Bedrohung durch veränderte Wasserverfügbarkeit x Berufs-/Interessensgruppen der Befragten Naturschutzverbände (n=9) 11.1% 11.1% 11.1% 66.7% Lebensmittelwirtschaft (n=13) 7.7% 15.4% 69.2% 7.7% Regionale Entwicklungsprogramme (n=8) 12.5% 12.5% 37.5% 37.5% Landwirtschaft (n=12) 8.3% 16.7% 58.3% 16.7% Sonstige Wirtschaftszweige (n=133) 1.5% 8.3% 23.3% 49.6% 17.3% Bildung / Erziehung (n=40) 7.5% 27.5% 45.0% 20.0% Interessensgruppe Forstwirtschaft (n=11) 36.4% 36.4% 27.3% n (gesamt): 337 Flächeneigentümer (n=23) 4.3% 4.3% 30.4% 34.8% 26.1% Politik / Verwaltung (n=43) 4.7% 7.0% 27.9% 46.5% 14.0% Wissenschaft / Forschung (n=11) 9.1% 36.4% 36.4% 18.2% Presse (n=11) 9.1% 9.1% 27.3% 36.4% 18.2% Tourismus (n=14) 7.1% 42.9% 28.6% 21.4% Heimatverbände (n=2) 50.0% 50.0% Wasserwirtschaft (n=5) 60.0% 40.0% Tagebau / Rohstoffabbau (n=2) 50.0% 50.0% 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% 50.0% 60.0% 70.0% 80.0% 90.0% 100.0% Signifikanz: nicht signifikant (0,512) 1 gar keine Bedrohung 2 geringfügige Bedrohung 3 mäßige Bedrohung Zusammenhangsmaß: Cramers V Zusammenhangsstärke: mittelstark (0,202) 4 große Bedrohung 5 sehr große Bedrohung 2. September 2021 34
Wozu wären Sie persönlich bereit, um einen Beitrag zum Erhalt der Wasserverfügbarkeit zu leisten? Nutzung von Regenwasser (n=329) 97,30% Nutzen von wassersparenden Haushaltsgeräten (n=295) 87.30% Versiegelung von Flächen vermeiden bzw. durchlässige Flächenbeläge verwenden (n=269) 79.60% Nutzung von Grauwasser (für die Toilettenspülung) (n=255) 75.40% n (gesamt): 338 Reduzieren des eigenen Fleischkonsums (n=224) 66.30% Verringerung der Gartenbewässerung (n=185) 54.70% Zahlen von höheren Wasserentgelten, um Maßnahmen für eine bessere Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen (n=107) 31.70% Anderes (n=44) 13.00% 0.00% 10.00% 20.00% 30.00% 40.00% 50.00% 60.00% 70.00% 80.00% 90.00% 100.00% 2. September 2021 35
Fazit • Eine Abnahme der Wasserverfügbarkeit wird von deutlich mehr Befragten wahrgenommen, als dies auf eine Abnahme der Wasserqualität zutrifft. • Perioden mit Bodentrockenheit und die Austrocknung von Flüssen, Bächen und Seen werden von den Befragten als besonders problematische Folgen der Klimaänderungen beurteilt und können mit einer Wasserknappheit einhergehen. • In der Wahrnehmung der Befragten hat die Wasserverfügbarkeit in den vergangenen drei Jahren in Thüringen am stärksten abgenommen. • Die Wahrnehmung der Wasserverfügbarkeit sowie die Einschätzung der bisherigen Einschränkungen und der zukünftigen Bedrohung wird von Merkmalen wie dem Wohnort und der Berufs-/Interessensgruppe der Befragten beeinflusst. • Die Interessensgruppen Politik / Verwaltung und Wasserwirtschaft müssen eventuell in stärkerem Maße als die Interessensgruppen der Landwirtschaft sowie der Naturschutzverbände von einem nachhaltigem Wassermanagement überzeugt werden. • Die Trockenperiode der vergangenen drei Jahre scheint in der Bevölkerung ein „window of opportunity“ für Anpassungsmaßnahmen geöffnet zu haben. 2. September 2021 36
Partizipativer Prozess der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an den klimabedingten Wandel der Wasserverfügbarkeit und aquatischer Ökosysteme 2. September 2021 37
Anpassungsbedarfe im BRR Erläuterungen Problem Anpassungsbedarf Änderung der Verteilung von Niederschlag (Häufigkeit, Art) Änderung des Winterniederschlag kann das Defizit aus dem Sommer nicht ausgleichen. Niederschlags Weniger Schnee: weniger langsame Versickerung in den Boden, fehlendes Hochwasser durch Schneeschmelze Innerjährliche Gleichmäßigkeit der Abflüsse wie früher nicht mehr gegeben (z.B. fehlendes Stationarität nicht Fischbesatz Hochwasser durch Schneeschmelze) mehr gegeben Mehr Oberflächenabfluss, Hochwassergefahr, weniger Grundwasserneubildung, Starkregen- Hochwasserschutz Erosionsgefahr ereignisse Sinkende Grundwasserstände Wasserknappheit Aquatische Ökosysteme (Quellen, Bäche, Moore) könnten austrocknen Quellen: Schwankungen in Schüttung und Wasserqualität / Versiegen Einschränkungen in der (Trink-)Wasser- versorgung Niedrigwasserabflüsse Landwirtschaft: Futternot, größerer Wasser- bedarf durch verlängerte Vegetationszeit Trockenheit in Böden und Änderung der Wasserspeicherkapazität von Böden In-Situ Wassernutzung eingeschränkt: z.B. Wasserkraftanlagen, Fischteiche Zunahme der Trinkwasserversorgung von Gebieten außerhalb des BRRs Industrie: weniger Wasser zur Produktion Löschwasser Tourismus: reduzierte Ästhetik Erwärmung der Gewässer Schlechtere Fischsterben durch O2-Mangel Fehlender Aufwuchs (aufgrund Trockenheit z.B.): Auswaschen von Stickstoff Wasserqualität Grundwasserqualität 2. September 2021 38
World Café: Eine Einladung zur Sammlung und zum Austausch von Stakeholder-Perspektiven Auf welche zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels, die nur unsicher abgeschätzt werden können, wollen wir uns einstellen? Was sind in den verschiedenen Problemfeldern geeignete Anpassungsmaßnahmen? Auf welche Konflikte und Hindernisse könnten wir bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen treffen? 2. September 2021 39
World Café: Eine Einladung zur Sammlung und zum Austausch von Stakeholder-Perspektiven Bei der Frage nach möglichen Konflikten und Hindernissen bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen lässt sich grundlegend zwischen drei Bereichen unterscheiden 1. Politik und Verwaltung. In diesem Zusammenhang kritisierten die Teilnehmenden das Umsetzungsdefizit von Verordnungen, die Einbettung politischer Entscheidungen in ein Spannungsverhältnis aus Lobbyismus und wissenschaftlicher Evidenz und die hohen Kosten für die Umsetzung technischer Maßnahmen. 2. Stakeholder*innen. Hindernisse bei der Verhaltensänderung bzw. Maßnahmenumsetzung durch die Stakeholder*innen stellen den Teilnehmenden zufolge fehlende Beratung bzw. Informationen, mangelnde Unterstützung, fehlende finanzielle Mittel und unzureichende Handlungsanreize dar. 3. Landwirtschaft identifiziert. Als ein Hemmnis für Anpassungsmaßnahmen im Bereich Wasser in diesem Feld wurde die unzureichende Rentabilität von wassersparenden Kulturen angeführt. Der Wert von Naturschutz wird als unzureichend integriert gesehen. 2. September 2021 40
Anpassungsfelder Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft (vorwiegend aus Grundwasser) Modellgebiet: Streutal Erhalt der aquatischen Ökosysteme (Quellen und Fließgewässer) Modellgebiet: Einzugsgebiet der Ulster Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön (https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/) 2. September 2021 41
Rahmenbedingungen • Sommermonate Juni, Juli und August (JJA) • Nahe Zukunft: Zeitraum von 2021 bis 2050 • Änderung der Grundwasserneubildung • Änderung des Gesamtabflusses (gesamt verfügbare Wassermenge) Mittlere Sommermonate Trockene Sommermonate Median 90%-Perzentil 10%-Perzentil Median 90%-Perzentil 10%-Perzentil Grundwasserneubildung -10% -50% +20% -20% -80% +30% Der Gesamtabfluss ist die gesamt verfügbare Wassermenge in einem Gebiet. Beim Gesamtabfluss sieht man aber keine solche Entwicklung. Die Hälfte der Modelle simuliert eine Zunahme und die andere Hälfte eine Abnahme. Das heißt, im Gesamtabfluss wird keine klare Abnahme im Sommer simuliert. Man kann davon ausgehen, dass es eine höhere Variabilität der Wassermenge in Oberflächenwasser gibt. Also, dass Niedrigwasserabflüsse möglicherweise niedriger werden und dass hohe Abflüsse durch Starkregenereignisse höher werden. 2. September 2021 42
Szenarien Was sind normative Szenarien? • Konsistente Beschreibung eines zukünftigen, wünschenswerten Zustands (einer Vision) • Mögliche Wege, um den wünschenswerten Zustand (die Vision) zu erreichen Vorteile • Kennenlernen von Wahrnehmungen, Einschätzungen und Lösungsansätzen anderer Stakeholder*innen • Auseinandersetzung mit potentiellen Folgen, die aus einem Szenario resultieren 2. September 2021 43
Wasserversorgung Wie soll die Wasserversorgung im Streutal im • Wasserbedarfe Jahr 2040 im Sommer sichergestellt sein? • Bewässerungswasserbedarf Landwirtschaft • Weidewasserbedarf Landwirtschaft • Wie viel Wasser wird durch Haushalte / • Wasserbedarf Industrie Industrie / Landwirtschaft genutzt? • Wasserbedarf Haushalte • Wasserqualität • Wie werden Haushalte / Industrie / • Grundwassermenge Landwirtschaft mit Wasser versorgt? Und • Oberflächenwassermenge aus welcher Quelle? • Wassertransfers (Import und Export) • Wie haben sich Grundwassermenge und • Wasserrückhalt -qualität aufgrund des Klimawandels und • Akzeptanz für ökologische Maßnahmen anderer menschlicher Aktivitäten verändert? • Regulierung über Gesetze und Verordnungen • Wofür wird in Haushalten / Industrie / • Preise Landwirtschaft welches Wasser benutzt? • Subventionierung • Kommunikation • Kooperation 2. September 2021 44
Aquatische Ökosysteme (Quellen, Fließgewässer) In welchem Zustand sollen die aquatischen • Wasserqualität Ökosysteme (kleine Fließgewässer und • Gewässermorphologie Quellen) im Ulster-Einzugsgebiet im Jahr 2040 • Grundwassermenge im Sommer sein? • Oberflächenwassermenge • Wasserentnahme • Wie beeinflussen die Menschen im • Wasserrückhalt • Endemische Arten Biosphärenreservat Quellen und kleine • Klimaverlierende Arten Fließgewässer? • Nicht-heimische Arten • Wie viel Wasser gibt es wo in der Natur? • Mutterbett / Mühlgräben • Welche Arten leben in Quellen und kleinen • Akzeptanz für ökologische Maßnahmen Fließgewässern? • Regulierung über Gesetze und Verordnungen • Preise • Subventionierung • Kommunikation • Kooperation 2. September 2021 45
Szenariorandbedingungen Geringe Verringerung der Grundwasserneubildung ? Geringe Akzeptanz für Hohe Akzeptanz für ökolog. Maßnahmen ökolog. Maßnahmen ? Starke Verringerung der Grundwasserneubildung 2. September 2021 46
Szenario „Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft (vorwiegend aus Grundwasser)“ Abbildung 8: Durch die Stakeholder*innen entwickeltes, erstes Szenario unter den Rahmenbedingungen einer hohen Abnahme der Grundwasserneubildung und einer hohen Akzeptanz für ökologische Maßnahmen in der Bevölkerung. Die roten Punkte markieren die Unterschiede zum zweiten Szenario. 2. September 2021 47
Szenario „Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft (vorwiegend aus Grundwasser)“ Abbildung 3: Handlungen Abbildung 2: Handlungen (grün) und Visionselemente (grün) und Visionselemente (gelb), die unter den (gelb), die unter den Rahmenbedingungen durch Rahmenbedingungen durch die Handlung "Finanzielle die Handlung "Information Anreize schaffen (durch die der Bevölkerung" beeinflusst Politik)" beeinflusst werden. werden. 2. September 2021 48
Szenario „Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft (vorwiegend aus Grundwasser)“ Abbildung 9: Durch die Stakeholder*innen entwickeltes, zweites Szenario unter den Rahmenbedingungen einer geringen Abnahme der Grundwasserneubildung und einer geringen Akzeptanz für ökologische Maßnahmen in der Bevölkerung. Die roten Punkte markieren die Unterschiede zum ersten Szenario. 2. September 2021 49
Szenario: „Erhalt der aquatischen Ökosysteme (Quellen und Fließgewässer)“ Abbildung: Durch die Stakeholder*innen entwickeltes, Szenario unter den Rahmenbedingungen einer hohen Abnahme der Grundwasserneubildung und einer hohen Akzeptanz für ökologische Maßnahmen in der Bevölkerung (Teil 1) 2. September 2021 51
Szenario: „Erhalt der aquatischen Ökosysteme (Quellen und Fließgewässer)“ Abbildung: Durch die Stakeholder*innen entwickeltes, Szenario unter den Rahmenbedingungen einer hohen Abnahme der Grundwasserneubildung und einer hohen Akzeptanz für ökologische Maßnahmen in der Bevölkerung (Teil 2) 2. September 2021 52
Szenario: „Erhalt der aquatischen Ökosysteme (Quellen und Fließgewässer)“ Abbildung: Durch die Stakeholder*innen entwickeltes, Szenario unter den Rahmenbedingungen einer hohen Abnahme der Grundwasserneubildung und einer hohen Akzeptanz für ökologische Maßnahmen in der Bevölkerung 2. September 2021 53
Resümee des 2. Workshops – via Evaluation • Sowohl die entwickelten Visionen als auch die Szenarien werden von einem Großteil der Teilnehmenden als plausibel und erstrebenswert wahrgenommen • Die Wahrnehmung der Perspektiven der anderen Stakeholder*innen scheint auf Basis der Evaluationsergebnisse noch ausbaufähig zu sein Zielsetzung des nächsten (3) Workshops Reduzierung & Konkretisierung der entwickelten Szenarien in Hinblick auf die Modellgebiete 2. September 2021 54
Vielen Dank Kontakt: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de Homepage: https://klimarhoen.org/ 2. September 2021 55
Sie können auch lesen