Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung

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Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Klimaschutz:
Das Man on the Moon Projekt –
  eine Standortbestimmung
        Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard F. Hüttl
                        Vizepräsident acatech
           Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V.

         Wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender
   Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum - GFZ

              ENERGIE.CROSS.MEDIAL - Berlin, 10. März 2020
Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Man on the Moon

25. Mai 1961                                             20. Juli 1969

                                 Bilder: NARA , Neil Armstrong, NASA

                                       2
Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Satellitenmissionen                                       Mini-
                                                                           Satelliten
GFZ 1
(1995-
                 mit GFZ-Beteiligung
1999)

   CHAMP
   (2000-2010)                                                    EnMAP
                                                                  (2021)

         GRACE                                              GRACE-FO
         (2002-2017)                                        (2018)

                                                   Swarm
                       GOCE
                                                   (2013)
                       (2009-2013)

                              TerraSAR-X (2007),
                               TanDEM-X (2010)                    3
Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
„Potsdamer Schwerekartoffel“

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Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Globale Meeresspiegeländerungen (03/1993 bis 05/2018)
     von Topex-, Jason-1- und Jason-2-Satellitenaltimetrie

                                   Globaler Trend (von 60°S bis 60°N):
                                         3,1 mm/Jahr ±0,4 mm

                                                                       El-Niño-Event
                                                                       2014/2015

                                                                La-Niña-Event
                                                                2010/2011

     (Quelle: S. Esselborn, GFZ)

                                                                5
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Glaziale Isostasie
1

2

(V. Klemann, GFZ)                  aus GRACE-Daten (I. Sasgen, GFZ)

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Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Klimadynamik
Anthropogene Faktoren            Natürliche Faktoren

          Klimawandel heute und in Zukunft

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Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Klimafaktor Mensch

CO2-Variationen über 400 000 Jahre

          (Abb. NASA; Credit: Vostok ice core data/J.R. Petit et al.; NOAA Mauna Loa CO2 record)

                                                                                       8
Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
CO2-Emissionen aus fossiler Energienutzung und
             Zementproduktion
             420
                   CO2-Konzentration in der Atmosphäre                                                                                        40
             400                                                                                                         Gt CO2
                                                                                                                                              35
             380                                                                                      Zement-
CO2 in ppm

                                                                                                                                              30
             360                                                                                     produktion
                                                                                                                                              25
             340
                                                                                                                                              20
             320                                                                               Erdgas
             300                                                                                                                              15
               1950 1965 1980 1995 2010
                                Jahr                                                                                                          10
                                                                                Erdöl
                                                          Kohle                                                                               5

                                                                                                                                              0
                               1750      1775      1800   1825    1850      1875       1900      1925       1950       1975       2000

                                                             Daten: Boden et al.(2016); Carbon Dioxide Information Analysis Center, U.S. Department of Energy

                                                                                                                                9
Klimaschutz: Das Man on the Moon Projekt - eine Standortbestimmung
Klimawandel beeinflusst Jetstream

•   durch Klimawandel erwärmt
    sich Arktis schneller als
    andere Regionen

•   Folge: Temperatur-
    unterschied nimmt ab

•   Jetstream wird schwächer und
    beginnt stärker zu
    mäandrieren

                                               10
Hitze- und Trockenjahr 2018
2018 in Deutschland: Ein Jahr der Extreme
• heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (1881)

• sonnigstes Jahr seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen
  (1951)

• eines der drei trockensten Jahre seit 1881 (586,3 mm)

• acht der neun wärmsten Jahre seit 1881 fallen ins 21.
  Jahrhundert

Auch in Brandenburg Rekorde
• heißestes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

• trockenstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn (390,4 mm)

• mehr als 400 Waldbrände (>1300 ha Waldbrandfläche)

• Ernteeinbußen (z. B. schlechteste Kartoffelernte seit der
  Wende)

                                                                11
Weltweite Folgen des Klimawandels

                                   
Erwärmung       Eismassenänderung       Meeresspiegelanstieg       Extremereignisse
                                                                                     (?)

                                                                    12
Forschung:
               Klima im
             System Erde

Mitigation
                +      Adaptation

                                    13
Globaler energie- und klimapolitischer Rahmen
   Klimarahmenkonvention und Agenda 2030 der Vereinten Nationen

                                         ‣   Begrenzung der Erderwärmung
       COP-3               COP-21            auf deutlich unter 2°C

       Kyoto                Paris        ‣   keine weitere Belastung der
                                             Atmosphäre durch Treibhausgase
                                             in der zweiten Hälfte des
                                             Jahrhunderts
                                         ‣   Hilfe für die ärmsten Länder bei
                                             der Bewältigung durch
                                             Klimawandel verursachter
                                             Schäden
                                         ‣   nachhaltige Entwicklung
                                             (Sustainable Development Goals)

1990       2000     2010        2020     2030               2040                2050

                                                                      14
Das globale Energiewachstum übertrifft die Dekarbonisierung
Trends von 2000-2018 und Wachstumsraten (CAGR) zwischen 2013-2018

  Globale CO2-Emissionen durch Verbrennung                                       Globaler durchschnittlicher Energieverbrauch
          fossiler Energieträger (in Gt)                                               nach Brennstoffquelle (in EJ/yr)
 40                                                                             250
         0.6%
 35                                                                                              1.4%

                                                                                200
 30                                                                                     -0.5%

                                                                                                             2.7%
 25                                                                             150
                   1.3%
 20

 15                                                                             100
                            -0.4%                                                                                                      2.0%
 10                                  -0.9%
                                                      1.9%                       50                                      1.6%
                                             0.8%              -0.7%     1.8%                                                                     14.7%
  5

  0                                                                               0
      Global     Asia      North    Europe   CIS    Middle    S.&C.    Africa         Coal      Oil         Gas       Nuclear        Hydro      Other
                Pacific   America                    East    America                                                                          Renewables

                                                                                                      Daten: BP Statistical Review of World Energy 2019

                                                                                                                                15
Importabhängigkeit der deutschen Energieversorgung
                             Primärenergieverbrauch 2018

     Deckung Energiebedarf              Anteile Primärenergieträger am Gesamtverbrauch

Inlandsanteil                                     Mineralöl                                                        34,3%

                                                    Erdgas                                        23,7%
                                                                  Wind=3,1%
       30%                            Erneuerbare Energien                        14,0%
                                                                Solar=1,5%
                                               Braunkohle                    11,3%
            12,963 PJ
                                                Steinkohle                 10,0%

                    70%                        Kernenergie            6,4%

                                                  Sonstige     1,8%

                   Importanteil        Stromaustauschsaldo    -1,4%

                                                                      Daten: Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2018, AGEB

                                                                                                  16
Anteile erneuerbarer Energien (EE) am
                         Endenergieverbrauch in Deutschland (1990-2018)
                          3000

                          2500
Terrawattstunden (TWh)

                                 Endenergieverbrauch Verkehr                                               EE-Anteil Verkehr:
                                                                                                                5,6 %
                          2000

                          1500                                                                              EE-Anteil Wärme:
                                 Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte
                                                                                                                14,4 %

                          1000

                                                                                                             EE-Anteil Strom:
                           500
                                 Bruttostromverbrauch                                                           37,8 %

                             0
                             1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

                                                                                                   Daten: AGEE-Stat, Dezember 2019

                                                                                                    17
Außenhandelsbilanz Deutschland
                                                Fossile Energieträger 2018

      Außenhandelssaldo                                                  Rohölimporte Deutschlands
in Mrd. Euro (Importe ./. Exporte)                                  nach Ursprungsländern (∑= 85,2 Mio. t)

     Gas*                           Kohle, Koks             Russland                                                      36,8%
                                    und Briketts
                                                           Norwegen                   11,8%
                 19,2                                         Libyen             8,5%
                                4,9                       Kasachstan            8,0%
                                                       Großbritannien           7,8%

                   67,8                                       Nigeria

                                                                 Irak     3,6%
                                                                               6,4%

                                                       Aserbaidschan      3,6%
                                                             Ägypten    1,3%
                      43,7                                   Algerien   0,8%
                                           Erdöl,       übrige Länder                 11,9%
                              Erdölerzeugnisse &
* Einschließlich Transitmengen verwandte Waren

                                                                                         Daten: Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2018, AGEB

                                                                                                                     18
Außenhandelsbilanz Deutschland
                                                  Fossile Energieträger 2018

       Außenhandelssaldo                                                    Gasimporte Deutschlands
 in Mrd. Euro (Importe ./. Exporte)                                nach Ursprungsländern (∑= 1.773,2 Mrd. kWh)

     Gas*                               Kohle, Koks
                                        und Briketts
                                                         Russland und GUS                                                               65,0%
                    19,2
                                    4,9
                                                                Norwegen                17,0%

                      67,8                                  Niederlande
                                                          (enthält Gas aus             15,9%
                                                          Großbritannien)

                          43,7                            übrige Länder
                                                                             3,3%
                                                       (Belgien, Dänemark)
                                             Erdöl,
                                 Erdölerzeugnisse &
* Einschließlich Transitmengen    verwandte Waren

                                                                              Daten: Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2018, AGEB; Bundesnetzagentur

                                                                                                                             19
Außenhandelsbilanz Deutschland
                                                  Fossile Energieträger 2018

       Außenhandelssaldo                                                       Deutsche Steinkohleneinfuhren
 in Mrd. Euro (Importe ./. Exporte)                                           nach Lieferländern (∑= 39,9 Mio. t)

     Gas*                               Kohle, Koks               Russland                                                             40,2%
                                        und Briketts
                                                                      USA                               20,9%
                    19,2
                                                                 Australien                   12,3%
                                    4,9
                                                                Kolumbien              7,5%

                                                                     Polen        3,9%

                      67,8                                         Kanada        3,6%

                                                                 Südafrika     1,8%

                                                                Tschechien    0,7%

                          43,7                         Sonstige Drittländer     2,8%

                                             Erdöl,      Übrige EU-Länder             6,3%
                                 Erdölerzeugnisse &
* Einschließlich Transitmengen    verwandte Waren

                                                                                                 Daten: Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2018, AGEB

                                                                                                                             20
Ausstieg aus der Kohle bis 2038
                                                                                       Installierte Kraftwerkskapazitäten in Megawatt
                                                                                            und Zahl der Braunkohlekraftwerke*
                                                                                      17 170
                                                                                       MW
                                                                    Abschaltung
                                                                    2020 bis 2022                           14 350
                                                                    2820 MW                                  MW
                                                                                                                          Abschaltung
                                                                    8 Kraftwerke                                         2025 bis 2029
                                                                                                                             5700 MW
                                                                                                                         11 Kraftwerke
                                                                                                                                  8650
                                                                                                                                  MW
                                                                                                                                                 Abschaltung
                                                                                                                                                2034 bis 2039
                                                                                                                                                    8650 MW
                                                                                                                                                11 Kraftwerke

                                                                                         30                   22                   11
                                                                                        Kraft-               Kraft-               Kraft-
                                                                                        werke                werke                werke
                                                                                                                                                      0 MW
             Summe der Leistungen aus allen Gesetzen:                                 Kapazität     Kapazität     Kapazität                            Von
                                                                                    2020 bis 2022 2025 bis 2029 2034 bis 2038                        2039 an

                                                 50 Mrd. €                           * 2026 und 2029 soll bezüglich des Stilllegungsplans geprüft warden, ob der
                                                                                    Stilllegungszeitpunkt für die Kraftwerke nach dem Jahr 2030 jeweils drei Jahre
                                                                                         vorgezogen und damit das Abschlussdatum 2035 erreicht warden kann

Das Braunkohlekraftwerk Boxberg in der Lausitz                                       Quellen: Bundesregierung; Foto Imago/F.A.Z-Grafik Walter (vom 17. Januar 2020)

                                                                                                                         21
Weltweite Expansion von Kohlekraftwerken
 Kapazitäten in der Pipeline (angekündigt, genehmigt und im Bau befindlich)

Pipeline (GW)
100 – 200
20 – 100
5 – 20
1–5
0.5 – 1
0 – 0.5
Keine Pipeline
                             ∑=574,2 GW                   Quelle: Kalkuhl et al. (2019); Nature energy 4

                                                                           22
Energieträger im künftigen Energiesystem
    Stellungnahme des Akademienprojekts “Energiesysteme der Zukunft“

‣   Ein systemübergreifender Ansatz und eine viel stärkere Kopplung der Sektoren sind notwendig, um die
    Klimaziele zu erreichen (integriertes Energiesystem)
‣   Strom wird zum dominierenden Energieträger. Durch neue Anwendungen in den Wärme- und
    Verkehrssektoren wird der Strombedarf zukünftig voraussichtlich stark ansteigen (bis zu 1.000 TWh; aktuell
    598 TWh)
‣   Wind- und Photovoltaikanlagen müssen stark ausgebaut werden, um diesen Bedarf klimaneutral zu
    decken. Die fünf- bis siebenfache Kapazität von heute könnte dafür notwendig sein (500 – 600 GW)

‣   Der gezielte Einsatz von Biomasse sowie ein Ausbau der Geo- und Solarthermie können beitragen, den
    Ausbau an EE zu begrenzen und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende zu sichern

‣   Synthetische Brenn- und Kraftstoffe werden voraussichtlich unverzichtbar sein (Langzeitspeicher,
    Einsatz im Schiff- und Flugverkehr, auch Automobilität (insbes. LKW) und in speziellen Industrieprozessen)

‣   Wasserstoff kommt aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (Verkehr, Wärmeversorgung,
    Stromspeicher) eine zentrale Rolle zu
‣   Zentrales Steuerungselement ist ein sektorübergreifender, einheitlicher und wirksamer CO2-Preis

                                                                                             23
Power-to-X
                        Umwandlung von elektrischem Strom in chemische Energie

Stromerzeugung                                                                    Umwandlung                                   Anwendung
                                                      Direct Air Capture
                                                      CO2 - Abscheidung
                                                                                     CO2
                                                                                                    Methan           Klimaneutrale Kraftstoffe
                                                   (Strom, Industrie, Biomasse)                                       (Mobilitäts- / Wärmesektor)
     Schwankend                                                 Synthese                                             Chemische Rohstoffe
                                                               Methanisierung
                                                                                                   Methanol          Rückverstromung
      Solar (PV)                                                                                                     Methan als Energieträger für
                                                                           Power-to-Fuels
          Wind                                                                                  Fischer-Tropsch       Wasserstoff
                                           Elektrolyse

                                              O2                                                                     Direkter Einsatz in Brennstoffzellen,
                                                          H2           Power-to-Hydrogen         Wasserstoff          Kraftwerken, etc.
    Kontinuierlich                                                                                                   Chemischer Rohstoff
                                               H2O                                Haber-Bosch
      Geothermie
                                                                                                                     Düngemittel
     Wasserkraft
                                                         Stickstoff aus Luft                                         Chemischer Rohstoff
       Biomasse                                                                       N2          Ammoniak
                                                                                                                     Energieträger für H2 oder direkte
                                                                       Power-to-Ammonia                               Energienutzung
Quelle: Basierend auf BDI,Siemens (ohne Power-to-Heat)

                                                                                                                                24
Power-to-Gas einziger nationaler Langzeitspeicher
                                      Jahresstrombedarf   Musterhaushalt         Dorf                       Stadt: Regensburg     Großstadt: Berlin
                                      der Haushalte*       (2 Personen)    (100 Einwohnern)                  (150.000 Einw.)    (3,5 Mio. Einwohner)

                                                                                                                                                              Untergrundspeicher
                                                            2,9 MWh/a         145 MWh/a                        217 GWh/a             5,1 TWh/a

                    1 Jahr
                                                                                                                                                          Einzige Einzelspeicher
                   1 Monat                                                                                                                                 im TWh-Bereich
                   1 Woche
                                                                                                                                                          Gewährleistung der
Ausspeicherdauer

                     1 Tag
                                                                                                                                                           Versorgungssicherheit
                     1 Std.
                                                                                                                                                          Saisonale Speicherung
                                                                                              chemisch                                                     (CH4, CO2, H2)
                    1 Min.                                                                    thermisch

                                                                                                                                                       
                                                                                              mechanisch
                                                                                              elektrochemisch                                              Speicherung chemischer Energie
                                                                                              elektromagnetisch

                     1 Sek
                                                                                              elektrisch
                                                                                                                                                           wird auch im zukünftigen
                                                                                      * ohne Industrie und GHD; Strombedarf pro Person: 1,45 MWh/a
                                                                                                                                                           Energiesystem eine
                   100 ms                                                               Die Datenwolken geben Bereiche an, in denen sich einzelne
                                                                                        heute bereits realisierte Anlagen in Deutschland bewegen           entscheidende Rolle spielen

                              1 kWh                   1 MWh                          1 GWh                           1 TWh
                                                          Speicherkapazität                                                                                              Modifiziert nach Sterner (2015)

                                                                                                                                                                         25
Geologische Speicherung als Teil der Energiewende

      Georessourcen für die Energiewende und eine Hightech-Gesellschaft
                                                                          26
Geothermische Technologien in Ballungsräumen
                   Ein Beitrag zur Wärmewende und zum Klimaschutz
    Ziel der Stadtwerke München:
                                                  Fernkälte                                        Fernwärme
‣   Energiewende im Wärmemarkt mit                Gewinnung „natürlicher                           Ziel bis 2040: 100 % aus
    Geothermie als klimaneutrale                  Grundwasserkälte“                                Erneuerbaren Energien
    Grundlast für Fernwärme                       Grundwasser-Dükeranlagen (U-                     Tiefe Geothermie als
                                                  Bahninfrastruktur) kann dazu                     Grundpfeiler
‣   Bis 2040 erste deutsche Großstadt             genutzt werden
    mit Fernwärmeversorgung zu 100
    Prozent aus regenerativen
    Energiequellen

    Technische Herausforderungen:
‣   Entwicklung von                                                      Entnahme von 13 °C
                                                                         kaltem Wasser
    Erkundungsmethoden in urbanen
    Gebieten                            Rückführung des                                                                       Entnahme von
                                                                                 Rückführung des
‣   Umstellung des Fernwärmenetzes
                                        aufgewärmten
                                        Wassers
                                                                                 aufgewärmten
                                                                                                                              ca. 100°C
                                                                                                                              heißem
    (800 km) für die Einspeisung                                                 Wassers
                                                                                                                              Wasser
    geothermischer Wärme

                                                                                                                  27
Rolle der Elektromobilität

Die Rolle der Elektromobilität im Energiesystem wird zunehmen

‣ Gründe:            hohe Effizienz beim Energieeinsatz;
                     direkte Verwendung des Stroms aus EE
‣ Risiken:
              Aufbau und Betrieb eines Verteilnetzes:
                 „Ladenetz“/Ladesäulen/Ladeinfrastrukturen
                Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe für Batterieproduktion
                hoher CO2-Footprint bei der Batterieproduktion
                CO2-freier/-armer Strommix notwendig
                schadstofflastiges Batterie-Recycling
                Konkurrenz alternativer Antriebstechnologien

                                                                                28
Rolle synthetischer Kraftstoffe

‣ Nicht in allen Anwendungen sind rein elektrische Lösungen
  absehbar (Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr).
    synthetische Kraftstoffe (Wasserstoff, Methan, Designer-
      Kraftstoffe) aus klimaneutraler Produktion

   Contra:   Produktion auf Basis von Strom aus erneuerbaren Energien mit
             Effizienzverlust verbunden

   Pro:      Nutzung synthetischer Kraftstoffe einschl. Wasserstoff fügt sich
             nahtlos in bestehende Wertschöpfungs- bzw. Infrastrukturketten
             ein; blauer Wasserstoff, grüner Wasserstoff

                                                                                29
Potenzielle Herkunftsländer für grünen Wasserstoff
                               Exportpotenzial 2050 von Nicht-EU-Ländern

                                                              Norwegen
                                                                                      Russland
                      Kanada                        Island

                                                                               Kasachstan
                      USA                                         Ägypten
                                         Marokko                               Iran

                  Mexiko                 Algerien

                                                                                  Oman
                                                                                 Saudi-Arabien
                                                    Nigeria
                                   Brasilien                                     Äthiopien
                                                                                 Kenia

                                                       Namibia
                           Chile                                                                             Australien
Höchstes Potential

Gutes Potential
                                       Argentinien                 Südafrika

                                                                                                 Daten: dena, GIZ, Navigant, adelphi - Oktober 2019

                                                                                                                       30
Wasserstoffproduktion aus Erdgas mit CCS

                         ‣   Sleipner West (in Betrieb seit 1996)
                             Abtrennung und Speicherung
                             (offshore) von ca. 1 Million Tonnen CO2
                             jährlich aus Erdgasgewinnung in der
                             norwegischen Nordsee

                                  Blauer Wasserstoff
                                                        Quelle: Equinor 2019

                                                   31
Wasserstoffspeicherung
                                                                                          Kavernenspeicher
‣ Interkontinentale Wasserstoff-Wertschöpfungsketten
 erfordern längerfristige und große Speicher zur
     Überbrückung saisonaler Veränderungen bei
       der Stromversorgung oder der Wärmenachfrage
     Gewährleistung der Systemstabilität
‣ Geologische Speicherung ist die beste Option für eine groß
 angelegte und langfristige Lagerung                                                       Porenspeicher

                                             Quelle: IEA (2019): The Future of Hydrogen

 Potentialabschätzung Salzkavernenspeicherung* in Deutschland:

          1,5 PWh für die Speicherung von Wasserstoff (Heizwert)

                                                      * InSpEE Sachbericht, BGR, 2016

                                                                                           32
CCS-Technologie und CO2-Kreislaufwirtschaft (CCU)

                  Minderung von Emissionen im Industriebereich ist technisch und
                  wirtschaftlich anspruchsvoll
                  Priorisierung:
                  1.   Vermeidung (Effizienz, Elektrifizierung, Material- &
                       Prozesssubstitution)
                  2.   CCU (Verlängern der stofflichen Nutzung)
                  3.   CCS (dauerhafte Speicherung restlicher, anderweitig nicht
                       vermeidbarer CO2-Mengen)
                      Chancen, Risiken und Grenzen von CCU und CCS
                       jetzt prüfen und bewerten
                      Breite gesellschaftliche Debatte führen; Einsatz von CCU und/oder CCS
                       für maßgebliche CO2-Mengen erfordert Befürwortung durch große Teile
Quelle: BfS            der Zivilgesellschaft, Industrie, Politik und Verbände

                                                                              33
Hochtechnologiemetalle für die Energiewende
     Nachfrage wird nicht durch Recycling gedeckt

                                                    34
Circular Economy Initiative Deutschland
     Mitglieder der Initiative und Zuordnung

                                               35
CO2-Produktivität der zehn größten CO2-Emittenten
                     Stand 1990 und 2017 im Vergleich (in US$/CO2-kg)

       4,6

                                                                                     CO2−Produktivität =
                    4,0
                                3,7
                                                                          Wert erstellter Güter und Dienstleistungen
                                                                                        (CO2−Emission)
                                            2,9
              2,7
                                                        2,5
                                                                                             1990        2017

 1,7

                                      1,3
                          1,2                     1,2               1,2
                                                                                    1,1              1,1
                                                                                                                       0,9
                                                                              0,6
                                                                                               0,5
                                                                                                                                 0,4
                                                              0,2

Deutschland    Japan        USA       Kanada      Sürkorea     China        Saudi-Arabien       Indien          Russland            Iran

               Deutschland ist internationaler Benchmark                                  Quelle: Nachhaltiges Produktivitätsmanagement, ifaa (2019)

                                                                                                                      36
Fazit
Rolle der Wissenschaft: Eröffnet evidenzbasierte Handlungsoptionen als Beitrag in
gesellschafts-/ unternehmenspolitischen Entscheidungsprozessen

„Science is global – Akzeptanz ist lokal“
z. B. Carbon Capture & Storage (CCS) oder Fracking

Klimaschutz:     Mitigation vs. Adaptation
                 Mitigation und Anpassung

Klimaneutralität: Robuste Definition realisiert?

Energie: - systemischer Ansatz notwendig (z.B. Sektorenkopplung)
         - jeweils Betrachtung des gesamten CO2-Fußabdrucks (z.B. Circular Economy)
         - Deutschland ist auch in Zukunft auf Energieimporte angewiesen

                                                                      37
Herzlichen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit!
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