WIRTSCHAFTSTRENDS ITALIEN - JAHRESWECHSEL 2015/16

Die Seite wird erstellt Nils Reichert
 
WEITER LESEN
WIRTSCHAFTSTRENDS ITALIEN - JAHRESWECHSEL 2015/16
WIRTSCHAFTSTRENDS
ITALIEN
JAHRESWECHSEL 2015/16
WIRTSCHAFTSTRENDS ITALIEN - JAHRESWECHSEL 2015/16
Italien - Jahreswechsel 2015/16

          1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick                                              4
          Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts                                           4
          Investitionen                                                                   5
          Konsum                                                                          7
          Außenhandel                                                                     8

          2 Branchen im Überblick                                                        9
          Maschinen- und Anlagenbau                                                       9
          Kfz-Industrie                                                                  10
          Chemie                                                                         10
          Bauwirtschaft                                                                  10
          Elektrotechnik/Elektronik                                                      10
          Informations- und Kommunikationstechnik                                        11
          Umwelttechnik                                                                  11
          Medizintechnik                                                                 11
          Tourismus                                                                      11
          Nahrungsmittel                                                                 12
          Transport und Logistik                                                         12

                                                    Germany Trade & Invest www.gtai.de    3
Italien - Jahreswechsel 2015/16

                  Mailand (gtai) - Die italienische Wirtschaft kommt wieder in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt
                  wächst zum ersten Mal seit 2011 wieder. Die Erholung des Binnenmarkts ergänzt die anhaltend starke
                  Exportnachfrage. Der Privatverbrauch, die Bruttoanlageninvestitionen und die Importe legen zu.
                  Wirtschaftspolitische Reformbestrebungen und externe Faktoren haben dazu beigetragen, das
                  Geschäftsklima zu verbessern. Insbesondere die Erholung der Industrie kommt den deutschen
                  Exporteuren zugute.

                  1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

                  Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
                  Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 ist auch die italienische Wirtschaft in
                  eine Krise geraten. Nachdem zuerst der Außenhandel eingebrochen war, musste Italien 2011 Spar-
                  maßnahmen einleiten und Steuererhöhungen durchsetzen, um der Verschuldung Herr zu wer-
                  den. Bedingt durch diese Maßnahmen sind die öffentlichen und die privaten Konsumausgaben in
                  den Jahren 2012 bis 2014 drastisch gesunken. Hinzu kam die zögerliche Investitionsbereitschaft der
                  italienischen Industrie. Ende 2014 befand sich das Land noch in der Rezession.

                  Voraussichtlich wird das Jahr 2015 mit einem erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP)
                  von 0,9% als das Wendejahr in die Geschichte eingehen. Das Wachstumsniveau wird aber nicht
                  ausreichen, um vorausgegangene Rückgänge auszugleichen. Doch es gibt zahlreiche positive
                  Entwicklungen: Das Verbrauchervertrauen lag im Oktober 2015 auf dem höchsten Niveau seit
                  2002 und der Privatkonsum steigt. Auch der Geschäftsklimaindex verzeichnet eine positive Ent-

4      Wirtschaftstrends
wicklung, das betrifft eine breite Branchenpalette, vom verarbeitenden Gewerbe über die Bauwirt-
schaft bis hin zum Einzelhandel. Für 2016 erwartet die EU-Kommission eine Beschleunigung des
BIP-Wachstums auf 1,5%.

Wichtige Wachstumstreiber sind externe Faktoren: Der schwache Eurokurs beflügelt die Export-
wirtschaft, hinzu kommt die hohe Nachfrage aus den Vereinigten Staaten. Auch die gesunkenen
Öl- und Gaspreise unterstützen die positive Entwicklung. Gleichzeitig hat die Niedrigzinspolitik
der Europäischen Zentralbank für billiges Geld gesorgt.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Reformen der italienischen Regierung. Die Arbeitsmarktre-
form, die unter anderem den Kündigungsschutz gelockert hat und unbefristete Beschäftigungs-
verhältnisse fördert, wurde 2015 abgeschlossen.

Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator                                           2013                2014   Vergleichsdaten
                                                                                  Deutschland
                                                                                          2014
BIP (nominal, Mrd. Euro)                           1.607               1.614             2.904
BIP pro Kopf (Euro)                               26.496              26.546            35.237
Bevölkerung (Mio.)                                  59,7                60,8              80,9
Quellen: ISTAT, Statistisches Bundesamt

Investitionen
Die Investitionen sind seit 2008 deutlich zurückgeschraubt worden. Für 2015 wird ein Anstieg von
1,2% erwartet. Auch diese Entwicklung ist positiv, reicht aber nicht aus, um die Rückgänge der
Krisenjahre auszugleichen.

Die Bauinvestitionen waren 2014 noch rund 25% geringer als vor dem Ausbruch der Krise. Insbeson-
dere in den Jahren 2012 und 2013 waren starke Rückgänge zu verzeichnen. Der Bausektor gehört zu
schwächsten Branchen und wird sich langsamer als andere Sparten erholen.

Auch bei den Ausrüstungsinvestitionen sind in den vergangenen Jahren erhebliche Rückgänge zu
verzeichnen, im Jahr 2012 lag das Minus bei 13,6%, bis 2014 mussten weitere Rückgänge verbucht
werden. Für das Jahr 2015 erwartet die EU-Kommission ein Plus von 4,5%, für 2016 und 2017 einen
noch stärkeren Anstieg.

Interessant ist vor allem die Erholung der italienischen Industrie: Großunternehmen wie Fiat aber
auch kleine Hersteller investieren wieder in neue Maschinen und Anlagen. Gründe sind der erheb-
liche Nachholbedarf sowie die zunehmende Nachfrage aus dem In- und Ausland. Diese Trends wer-
den durch gezielte Fördermaßnahmen flankiert. Ein Programm zur Vergabe von zinsvergünstig-
ten Krediten für Investitionen in Maschinen und Anlagen hat sich als erfolgreich erwiesen.
Für 2016 kommt ein neues Förderpaket hinzu, das die Abschreibungsmöglichkeiten auf Produk-
tionsgüter erhöht.

                                                       Germany Trade & Invest www.gtai.de          5
Italien - Jahreswechsel 2015/16

                   Ausgewählte Großprojekte
                   Projektbezeichnung       Investition-                       Projektstand     Anmerkung
                                               ssumme
                                                 (Euro)
                   Brenner-Basistunnel            8.800                        Fertigstellung www.bbt-se.com
                   (55,4 km)                                                   Ende 2025
                   Eisenbahnachse                 8.600                        Fertigstellung www.ltf-sas.com
                   Turin-Lyon (250 km)                                         2029
                   Hochgeschwindigkeits-          8.000                        Fertigstellung www.palermocataniamessina.it
                   strecke Palermo-Catania-                                    2023
                   Messina
                   Hochgeschwindigkeits-          6.200                        Fertigstellung www.napolibari.it
                   strecke Neapel-Bari                                         2023
                   Hochgeschwindigkeits-          6.200                        Fertigstellung www.terzovalico.it
                   strecke Giovi Genua-                                        2020
                   Tortona (53 km, davon
                   37 km Tunnel)
                   Flutschutzwehr MOSE            5.493                        Fertigstellung   www.mosevenezia.eu
                   Venedig                                                     2017
                   Autobahn Pedemontana           4.118                        Fertigstellung   www.pedemontana.com
                   Lombardei                                                   2020/2021
                   Autobahn Pedemontana           2.258                        Fertigstellung   www.commissariopedemontana.it
                   Venetien                                                    Ende 2019
                   Autobahn Livorno               3.800                        Fertigstellung   www.tirrenica.it
                   Civitavecchia (Toskana-                                     2017
                   Latium 206 km)
                   City Life Mailand              2.100                    Fertigstellung www.city-life.it
                                                                           2023
                   U-Bahn M4 Mailand                                 2.665 Fertigstellung www.metropolitanamilanese.it
                   (Lorenteggio-Linate)                                    2021
                  Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

6      Wirtschaftstrends
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Italien exportieren wollen, sollten bei ihrer
Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit
verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:

Konsum
Die Jahre nach 2011 waren vor allem durch einen Einbruch der Konsumausgaben gekennzeichnet.
Die Erhöhung der Steuern und Abgaben im Zuge der Eurokrise und die Verschlechterung der
Situation auf dem Arbeitsmarkt haben die Kauflust der Italiener gedämpft. Im Jahr 2014 kamen mit
einer Zunahme des Privatverbrauchs um 0,4% die ersten Zeichen der Erholung. Für 2015 und 2016
erwartet die EU-Kommission eine weitere Zunahme von 0,8 beziehungsweise 1,4%.

Besonders positiv hat sich der Index, der das Verbrauchervertrauen misst, entwickelt. Wie das na-
tionale Statistikamt ISTAT mitteilt, ist er 2015 stark gestiegen, insbesondere seit Juli. Nach den letz-
ten Ergebnissen von Oktober hat der Index nunmehr seinen höchsten Stand seit 13 Jahren erreicht.
Die Italiener sind davon überzeugt, dass sich die Wirtschaftslage verbessert hat. Sie erwarten, dass
dieser Trend anhält. Auch die Einschätzung der Lage am Arbeitsmarkt ist optimistischer geworden.

Der öffentliche Konsum verzeichnet seit einigen Jahren starke Rückgänge. Bereits seit 2010 wurden
die staatlichen Ausgaben aufgrund der extremen Staatsverschuldung zurückgeschraubt. Die Ent-
wicklung des Staatsverbrauchs wird nach Angaben der EU-Kommission bis 2017 schwach bleiben.

                                                           Germany Trade & Invest www.gtai.de         7
Italien - Jahreswechsel 2015/16

                  Außenhandel
                  Die hochentwickelte Exportwirtschaft Italiens bleibt ein wichtiger Wachstumstreiber. Die Export-
                  nachfrage ist auch in den Krisenjahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2015 wird voraussichtlich
                  ein neuer Rekordwert bei den Ausfuhren erreicht werden. Die lange Krise der Binnennachfrage
                  hat eine Konsolidierungswelle unter den Unternehmen ausgelöst. Dabei sind aber die exportstar-
                  ken Unternehmen Italiens, die vor allem im Norden des Landes ihren Sitz haben, deutlich besser als
                  ihre Konkurrenten durch die Krise gekommen.

                  Der italienischen Exportwirtschaft ist es in den vergangenen Jahren immer besser gelungen, ihren
                  Absatz ins außereuropäische Ausland auszuweiten. In den letzten Jahren standen dabei die auf-
                  strebenden Märkte in den Schwellenländern im Fokus. In diesem Jahr rücken die USA 2015 wieder
                  in den Blickpunkt. Auch die Ausfuhren in die EU sind im Berichtsjahr 2015 wieder gestiegen.
                  Deutschland, Frankreich und die USA sind die wichtigsten Abnehmerländer italienischer Waren,
                  wenngleich die VR China, Russland, die Türkei und Korea (Rep.) in den vergangenen Jahren an
                  Bedeutung gewonnen haben. Nicht zuletzt ist dafür die steigende Nachfrage nach Luxuswaren,
                  Lebensmitteln und Präzisionsmaschinen ausschlaggebend.

                   Außenhandel Italien (in Mio. Euro; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
                                                           2014     1. Halbjahr 2015          Veränderung
                                                                                         1. Halbjahr 2015/
                                                                                          1. Halbjahr 2014
                   Importe                              355.115              188.199                    4,7
                   Exporte                              397.996              206.653                    5,0
                   Handelsbilanzsaldo                    42.881               18.454                      -
                  Quelle: ISTAT

                  Nach Schätzungen der EU-Kommission wird die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen von 2015
                  bis 2017 jährlich um circa 5% zulegen. Diese Entwicklung ist auf die Erholung der italienischen In-
                  dustrie zurückzuführen, was die Nachfrage nach Maschinen und Maschinenteilen - insbesondere
                  aus Deutschland - steigern wird. Doch auch der Privatverbrauch erhöht sich, so zum Beispiel die
                  Nachfrage nach Pkw.

                   Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
                   SITC Warengruppe                             2014 1.Halbjahr 2015        Veränderung
                                                                                       1. Halbjahr 2015/
                                                                                        1. Halbjahr 2014
                   0 Nahrungsmittel/lebende Tiere             30.742           15.509                 3,5
                   5 Chemische Erzeugnisse                    55.017           30.327                 6,6
                   .51 Organische Chemikalien                 10.212            5.443                 3,5
                   .54 Arzneimittel                           18.559           10.752               14,2
                   .57 Kunststoffe in Primärformen             9.928            5.183                 0,0
                   6 Vorerzeugnisse                           53.997           29.852                 6,8
                   .67 Eisen/Stahl                            14.216            8.195               10,1

8      Wirtschaftstrends
Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
SITC Warengruppe                            2014 1.Halbjahr 2015        Veränderung
                                                                   1. Halbjahr 2015/
                                                                    1. Halbjahr 2014
7 Maschinen und Fahrzeuge                  85.432          49.449               16,2
.71 Kraftmaschinen                          7.089            4.032              13,2
.72 Arbeitsmaschinen                        4.878            2.785              19,8
.74 Maschinen für verschiedene             12.852            7.108                6,5
Zwecke
.77 Elektrische Maschinen                  14.197            7.969              11,5
.78 Kraftfahrzeuge                         26.528          16.474               21,5
8 Fertigerzeugnisse                        42.169          22.907               13,7
.87 Mess-, Prüf- und Kontrollin-            5.702            3.192              12,1
strumente, -apparate und -geräte
Quelle: ISTAT

2 Branchen im Überblick
Die schwache Binnennachfrage in den vergangenen fünf Jahren hat sich in unterschiedlichem
Maße auf die Kernbranchen der italienischen Wirtschaft ausgewirkt, dabei sind die international
ausgerichteten Sparten besser durch die Krise als ihre Konkurrenten. Das Exportgeschäft der soge-
nannten „Vier A“ Branchen - Alimentazione (Nahrungsmittel), Abbigliamento (Bekleidung/Mode),
Arredamento (Einrichtung/Design) und Automazione (Automatisierungstechnik/Maschinenbau)
profitiert stark von dem hohen Ansehen der Marke „made in Italy“ sowie von der Kaufkraft in den
Industriestaaten und Schwellenländern. Die italienischen Unternehmen in diesen Branchen
bieten ihre Produkte überwiegend im Hochpreissegment an. Gute Ergebnisse kann außerdem die
Zulieferindustrie für deutsche und französische Unternehmen verbuchen.

Maschinen- und Anlagenbau
Die starke Exportnachfrage nach italienischen Präzisionsmaschinen hält an, 2014 haben die Aus-
fuhren einen neuen Rekordwert erreicht. Vor allem aus Deutschland, den USA und der VR China
hält die Nachfrage an. Im Jahr 2014 ist auch die Binnennachfrage um 11% gestiegen, für 2015 wird
ein ähnliches Wachstumsniveau erwartet. Dabei konnten die Importe, unter anderem aus dem
wichtigsten Zulieferland Deutschland, um 8,5% zulegen. Die Fortführung eines Förderprogramms
für zinsvergünstigte Darlehen sowie bessere Abschreibungsmöglichkeiten werden dem Markt
2016 Impulse verleihen.

                                                       Germany Trade & Invest www.gtai.de      9
Italien - Jahreswechsel 2015/16

                Kfz-Industrie
                Die italienische Kfz-Branche lässt die Krise hinter sich. Nachdem sich die Nachfrage nach Pkw seit
                2008 halbiert hat, steigt der Bedarf seit 2014 wieder an. Im Jahr 2015 werden Italiener circa 15%
                mehr Pkw als im Vorjahr anmelden. Die Produktion nimmt aufgrund der Erholung des Binnen-
                markts und der steigenden Exportnachfrage um 66% zu. Davon profitieren auch ausländische Zu-
                lieferer, die Importe sind im 1. Halbjahr um 18% gestiegen. Fiat hält am heimischen Markt einen An-
                teil von 28,5%, an zweiter Stelle liegt die Volkswagen-Gruppe mit 13%. Gut ein Viertel aller Kfz-Teile
                stammen aus Deutschland.

                Chemie
                Italien zählt mit einem Inlandsverbrauch von Chemieerzeugnissen im Wert von 60,6 Mrd. Euro im
                Jahr 2014 (zusätzlich circa 28 Mrd. Euro an Pharmazeutika) zu den größten Märkten in Europa.
                Nach einen schwachen Jahr 2014 wird die Binnennachfrage jüngsten Prognosen zufolge im Jahr
                2015 mit einem Plus von 1,4% leicht zunehmen. Der Inlandsmarkt wird zunehmend durch Einfuh-
                ren bedient werden, die Importe folglich steigen, hier wird im Jahr 2015 ein Plus von 3,5% erwartet.
                Die italienischen Produzenten konzentrieren sich immer stärker auf ihre Exportmärkte. Insbeson-
                dere italienische Fein- und Spezialchemikalien sind im Ausland sehr gefragt, von 2010 bis 2014 sind
                die entsprechenden Ausfuhren um 25% gestiegen.

                Bauwirtschaft
                Die Bauwirtschaft - sowohl der Hoch- als auch der Tiefbau - ist die am stärksten von der langen Wirt-
                schaftskrise in Italien betroffene Branche. Von 2008 bis 2015 haben sich die Hochbauinvestitionen
                laut Branchenverband ANCE um 35% reduziert. Lediglich die Investitionen im Modernisierungsbe-
                reich steigen aufgrund von Steueranreizen, die für Renovierungen und Investitionen in die Ener-
                gieeffizienz gewährt werden, weiterhin. Die staatlichen Ausgaben für Infrastrukturprojekte sind
                aufgrund klammen öffentlichen Kassen erheblich gesunken, in Planung sind jedoch 30 Großpro-
                jekte mit einem Investitionswert von circa 71 Mrd. Euro.

                Elektrotechnik/Elektronik
                Mit einem Jahresumsatz von 55 Mrd. Euro (2014) und einem hohen Anteil an den Forschungs- und
                Entwicklungsausgaben Italiens machen die Hersteller von Elektrotechnik und Elektronik einen
                wesentlichen Teil der italienischen Industrie aus. Die Branche hat einen im italienischen Vergleich
                niedrigen Exportanteil von 55% und hat daher stark unter der flauen Binnennachfrage gelitten.
                Die Produktionsvolumina liegen weit unter dem Vorkrisenniveau, die Umsätze am Binnenmarkt
                sollen 2015 um circa 1% steigen. Automatisierungstechnik und Sicherheitstechnik entwickeln sich
                positiv.

10   Wirtschaftstrends
Informations- und Kommunikationstechnik
Die Umsätze der italienischen Informations- und Kommunikationsbranche (IKT) sind zwischen
2009 und 2014 geschrumpft. Das Marktvolumen lag Ende 2014 bei 64,2 Mrd. Euro und damit 1,4%
unter dem Vorjahresniveau. Im 1. Halbjahr 2015 konnte der Markt um 1,5% zulegen. Im europäi-
schen Vergleich hat Italien erheblichen Nachholbedarf, um die Ziele der digitalen Agenda für
Europa bis 2020 zu erreichen. Der rasche Ausbau des Breitbandnetzes wird derzeit angestrebt.
Die Digitalisierung des Bildungssystems, des Gesundheitswesens und der Justiz liefern Impulse.

Umwelttechnik
Italien ist eines der europäischen Vorreiterländer bei der Umstellung auf nachhaltigen Strom. Seit
2008 haben Fotovoltaik und Windkraft einen Boom erlebt. Die Kürzung der Förderung für erneu-
erbare Energien hat das Ausbautempo jedoch gebremst, Herausforderungen im Smart-Grid bezie-
hungsweise Energiemanagementbereich sind ähnlich wie in Deutschland und bieten daher Ge-
schäftschancen. In der Entsorgungswirtschaft hat Italien Nachholbedarf. Die Mülltrennung entwi-
ckelt sich positiv, allerdings mangelt es an Verbrennungs- und Deponiekapazitäten, sodass große
Abfallmengen exportiert werden müssen. Die stetig wachsende Recyclingquote und der Bedarf an
neuen Technologien können deutschen Unternehmen zugutekommen.

Medizintechnik
Die zunehmende Überalterung der italienischen Gesellschaft bietet Chancen, jedoch ist die Medi-
zintechnikbranche durch den hohen öffentlichen Anteil an der Nachfrage vom Spardruck direkt
betroffen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Binnennachfrage auch 2016 kaum steigen. In Italien
gibt es zwar leistungsfähige Medizintechnikhersteller mit einem Jahresumsatz von insgesamt
7 Mrd. Euro - vor allem hochspezialisierte Hersteller von Nischenprodukten - allerdings werden
gegenwärtig etwa 80% des Bedarfs importiert. Deutsche Firmen verfügen über eine starke Markt-
stellung.

Tourismus
Die Italiener haben aufgrund der langen Wirtschaftsflaute ihre Tourismusausgaben zurückgefah-
ren. Der Binnentourismus ist 2014 um 15% geschrumpft. Im gleichen Zeitraum sind jedoch die Aus-
landsreisen gestiegen, vor allem aufgrund der Zunahme der Geschäftsreisen innerhalb Europas.
Aus dem Ausland halten die Touristenströme an. Die Zunahme der Besucher aus östlichen Ländern
hat die Tourismuslandschaft spürbar verändert. In vielen Orten sind Russisch- und Chinesisch-
kenntnisse immer mehr gefragt. Die Weltausstellung hat positive Impulse verliehen, circa
20 Mio. Besucher aus dem In- und Ausland besuchten das Großereignis in Mailand.

                                                        Germany Trade & Invest www.gtai.de     11
Italien - Jahreswechsel 2015/16

                Nahrungsmittel
                Die Nahrungsmittelbranche ist mit einem Gesamtumsatz von 132 Mrd. Euro im Jahr 2014 einer der
                Kernsektoren der italienischen Industrie. Nahrungsmittelausfuhren könnten jüngsten Schätzun-
                gen zufolge im Jahr 2015 einen neuen Rekordwert erreichen. Am Binnenmarkt sind die Konsum-
                ausgaben für Lebensmittel krisenbedingt eher gering, allerdings verzichten Italiener ungern auf
                Qualitätsprodukte. So steigt die Nachfrage nach höherpreisigen Bioprodukten und gleichzeitig
                die nach günstigeren Eigenmarken. Die Brancheneinfuhren haben im 1. Halbjahr 2015 um 3,7% zu-
                gelegt. Italien hat die höchste Zahl der von der EU geschützten Ursprungsbezeichnungen für
                Nahrungsmittel.

                Transport und Logistik
                Die italienische Logistikbranche hat bereits 2013 den Weg aus der Krise gefunden, im Jahr 2014 und
                im 1. Halbjahr 2015 hat sich die Lage dann noch weiter verbessert. Sowohl die Zahl der Speditionen
                als auch die Umsätze der Branche haben das Vorkrisenniveau wieder übertroffen. Die Transport-
                volumina konnten sich seit 2014 in den Segmenten Luft-, Straßen- und Eisenbahntransport erho-
                len, während sich der Seetransport uneinheitlich entwickelt hat. Motor der insgesamt guten Ent-
                wicklung ist neben dem Außenhandel der steigende Binnenkonsum. Das Wachstum im Online-
                handel dürfte der Branche weiterhin Impulse verleihen. Fedex investiert in einem Logistikdreh-
                kreuz am Mailänder Flughafen Malpensa.

12   Wirtschaftstrends
Kontakt

          Impressum

          Herausgeber: Germany Trade and Invest
          Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH
          Villemombler Straße 76
          53123 Bonn
          Tel.: +49 (0)228/24993-0
          Fax: +49 (0)228/24993-212
          E-Mail: info@gtai.de
          Internet: www.gtai.de

          Hauptsitz der Gesellschaft:
          Friedrichstraße 60, 10117 Berlin

          Geschäftsführung:
          Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer
          Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer

          Autor: Robert Scheid, Mailand

          Redaktion/Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/24993-356,
          E-Mail: barbara.kussel@gtai.de

          Redaktionsschluss: November 2015

          Bestell-Nr.: 20465

          Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher
          Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt.

          Layout: Germany Trade & Invest

          Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses
          des Deutschen Bundestages.
Sie können auch lesen