WIRTSCHAFTSTRENDS ITALIEN - JAHRESWECHSEL 2015/16
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Italien - Jahreswechsel 2015/16 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 4 Investitionen 5 Konsum 7 Außenhandel 8 2 Branchen im Überblick 9 Maschinen- und Anlagenbau 9 Kfz-Industrie 10 Chemie 10 Bauwirtschaft 10 Elektrotechnik/Elektronik 10 Informations- und Kommunikationstechnik 11 Umwelttechnik 11 Medizintechnik 11 Tourismus 11 Nahrungsmittel 12 Transport und Logistik 12 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Italien - Jahreswechsel 2015/16 Mailand (gtai) - Die italienische Wirtschaft kommt wieder in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt wächst zum ersten Mal seit 2011 wieder. Die Erholung des Binnenmarkts ergänzt die anhaltend starke Exportnachfrage. Der Privatverbrauch, die Bruttoanlageninvestitionen und die Importe legen zu. Wirtschaftspolitische Reformbestrebungen und externe Faktoren haben dazu beigetragen, das Geschäftsklima zu verbessern. Insbesondere die Erholung der Industrie kommt den deutschen Exporteuren zugute. 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 ist auch die italienische Wirtschaft in eine Krise geraten. Nachdem zuerst der Außenhandel eingebrochen war, musste Italien 2011 Spar- maßnahmen einleiten und Steuererhöhungen durchsetzen, um der Verschuldung Herr zu wer- den. Bedingt durch diese Maßnahmen sind die öffentlichen und die privaten Konsumausgaben in den Jahren 2012 bis 2014 drastisch gesunken. Hinzu kam die zögerliche Investitionsbereitschaft der italienischen Industrie. Ende 2014 befand sich das Land noch in der Rezession. Voraussichtlich wird das Jahr 2015 mit einem erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,9% als das Wendejahr in die Geschichte eingehen. Das Wachstumsniveau wird aber nicht ausreichen, um vorausgegangene Rückgänge auszugleichen. Doch es gibt zahlreiche positive Entwicklungen: Das Verbrauchervertrauen lag im Oktober 2015 auf dem höchsten Niveau seit 2002 und der Privatkonsum steigt. Auch der Geschäftsklimaindex verzeichnet eine positive Ent- 4 Wirtschaftstrends
wicklung, das betrifft eine breite Branchenpalette, vom verarbeitenden Gewerbe über die Bauwirt- schaft bis hin zum Einzelhandel. Für 2016 erwartet die EU-Kommission eine Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 1,5%. Wichtige Wachstumstreiber sind externe Faktoren: Der schwache Eurokurs beflügelt die Export- wirtschaft, hinzu kommt die hohe Nachfrage aus den Vereinigten Staaten. Auch die gesunkenen Öl- und Gaspreise unterstützen die positive Entwicklung. Gleichzeitig hat die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank für billiges Geld gesorgt. Nicht zu unterschätzen sind auch die Reformen der italienischen Regierung. Die Arbeitsmarktre- form, die unter anderem den Kündigungsschutz gelockert hat und unbefristete Beschäftigungs- verhältnisse fördert, wurde 2015 abgeschlossen. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 Vergleichsdaten Deutschland 2014 BIP (nominal, Mrd. Euro) 1.607 1.614 2.904 BIP pro Kopf (Euro) 26.496 26.546 35.237 Bevölkerung (Mio.) 59,7 60,8 80,9 Quellen: ISTAT, Statistisches Bundesamt Investitionen Die Investitionen sind seit 2008 deutlich zurückgeschraubt worden. Für 2015 wird ein Anstieg von 1,2% erwartet. Auch diese Entwicklung ist positiv, reicht aber nicht aus, um die Rückgänge der Krisenjahre auszugleichen. Die Bauinvestitionen waren 2014 noch rund 25% geringer als vor dem Ausbruch der Krise. Insbeson- dere in den Jahren 2012 und 2013 waren starke Rückgänge zu verzeichnen. Der Bausektor gehört zu schwächsten Branchen und wird sich langsamer als andere Sparten erholen. Auch bei den Ausrüstungsinvestitionen sind in den vergangenen Jahren erhebliche Rückgänge zu verzeichnen, im Jahr 2012 lag das Minus bei 13,6%, bis 2014 mussten weitere Rückgänge verbucht werden. Für das Jahr 2015 erwartet die EU-Kommission ein Plus von 4,5%, für 2016 und 2017 einen noch stärkeren Anstieg. Interessant ist vor allem die Erholung der italienischen Industrie: Großunternehmen wie Fiat aber auch kleine Hersteller investieren wieder in neue Maschinen und Anlagen. Gründe sind der erheb- liche Nachholbedarf sowie die zunehmende Nachfrage aus dem In- und Ausland. Diese Trends wer- den durch gezielte Fördermaßnahmen flankiert. Ein Programm zur Vergabe von zinsvergünstig- ten Krediten für Investitionen in Maschinen und Anlagen hat sich als erfolgreich erwiesen. Für 2016 kommt ein neues Förderpaket hinzu, das die Abschreibungsmöglichkeiten auf Produk- tionsgüter erhöht. Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Italien - Jahreswechsel 2015/16 Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investition- Projektstand Anmerkung ssumme (Euro) Brenner-Basistunnel 8.800 Fertigstellung www.bbt-se.com (55,4 km) Ende 2025 Eisenbahnachse 8.600 Fertigstellung www.ltf-sas.com Turin-Lyon (250 km) 2029 Hochgeschwindigkeits- 8.000 Fertigstellung www.palermocataniamessina.it strecke Palermo-Catania- 2023 Messina Hochgeschwindigkeits- 6.200 Fertigstellung www.napolibari.it strecke Neapel-Bari 2023 Hochgeschwindigkeits- 6.200 Fertigstellung www.terzovalico.it strecke Giovi Genua- 2020 Tortona (53 km, davon 37 km Tunnel) Flutschutzwehr MOSE 5.493 Fertigstellung www.mosevenezia.eu Venedig 2017 Autobahn Pedemontana 4.118 Fertigstellung www.pedemontana.com Lombardei 2020/2021 Autobahn Pedemontana 2.258 Fertigstellung www.commissariopedemontana.it Venetien Ende 2019 Autobahn Livorno 3.800 Fertigstellung www.tirrenica.it Civitavecchia (Toskana- 2017 Latium 206 km) City Life Mailand 2.100 Fertigstellung www.city-life.it 2023 U-Bahn M4 Mailand 2.665 Fertigstellung www.metropolitanamilanese.it (Lorenteggio-Linate) 2021 Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 6 Wirtschaftstrends
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Italien exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Konsum Die Jahre nach 2011 waren vor allem durch einen Einbruch der Konsumausgaben gekennzeichnet. Die Erhöhung der Steuern und Abgaben im Zuge der Eurokrise und die Verschlechterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt haben die Kauflust der Italiener gedämpft. Im Jahr 2014 kamen mit einer Zunahme des Privatverbrauchs um 0,4% die ersten Zeichen der Erholung. Für 2015 und 2016 erwartet die EU-Kommission eine weitere Zunahme von 0,8 beziehungsweise 1,4%. Besonders positiv hat sich der Index, der das Verbrauchervertrauen misst, entwickelt. Wie das na- tionale Statistikamt ISTAT mitteilt, ist er 2015 stark gestiegen, insbesondere seit Juli. Nach den letz- ten Ergebnissen von Oktober hat der Index nunmehr seinen höchsten Stand seit 13 Jahren erreicht. Die Italiener sind davon überzeugt, dass sich die Wirtschaftslage verbessert hat. Sie erwarten, dass dieser Trend anhält. Auch die Einschätzung der Lage am Arbeitsmarkt ist optimistischer geworden. Der öffentliche Konsum verzeichnet seit einigen Jahren starke Rückgänge. Bereits seit 2010 wurden die staatlichen Ausgaben aufgrund der extremen Staatsverschuldung zurückgeschraubt. Die Ent- wicklung des Staatsverbrauchs wird nach Angaben der EU-Kommission bis 2017 schwach bleiben. Germany Trade & Invest www.gtai.de 7
Italien - Jahreswechsel 2015/16 Außenhandel Die hochentwickelte Exportwirtschaft Italiens bleibt ein wichtiger Wachstumstreiber. Die Export- nachfrage ist auch in den Krisenjahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2015 wird voraussichtlich ein neuer Rekordwert bei den Ausfuhren erreicht werden. Die lange Krise der Binnennachfrage hat eine Konsolidierungswelle unter den Unternehmen ausgelöst. Dabei sind aber die exportstar- ken Unternehmen Italiens, die vor allem im Norden des Landes ihren Sitz haben, deutlich besser als ihre Konkurrenten durch die Krise gekommen. Der italienischen Exportwirtschaft ist es in den vergangenen Jahren immer besser gelungen, ihren Absatz ins außereuropäische Ausland auszuweiten. In den letzten Jahren standen dabei die auf- strebenden Märkte in den Schwellenländern im Fokus. In diesem Jahr rücken die USA 2015 wieder in den Blickpunkt. Auch die Ausfuhren in die EU sind im Berichtsjahr 2015 wieder gestiegen. Deutschland, Frankreich und die USA sind die wichtigsten Abnehmerländer italienischer Waren, wenngleich die VR China, Russland, die Türkei und Korea (Rep.) in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Nicht zuletzt ist dafür die steigende Nachfrage nach Luxuswaren, Lebensmitteln und Präzisionsmaschinen ausschlaggebend. Außenhandel Italien (in Mio. Euro; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) 2014 1. Halbjahr 2015 Veränderung 1. Halbjahr 2015/ 1. Halbjahr 2014 Importe 355.115 188.199 4,7 Exporte 397.996 206.653 5,0 Handelsbilanzsaldo 42.881 18.454 - Quelle: ISTAT Nach Schätzungen der EU-Kommission wird die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen von 2015 bis 2017 jährlich um circa 5% zulegen. Diese Entwicklung ist auf die Erholung der italienischen In- dustrie zurückzuführen, was die Nachfrage nach Maschinen und Maschinenteilen - insbesondere aus Deutschland - steigern wird. Doch auch der Privatverbrauch erhöht sich, so zum Beispiel die Nachfrage nach Pkw. Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2014 1.Halbjahr 2015 Veränderung 1. Halbjahr 2015/ 1. Halbjahr 2014 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 30.742 15.509 3,5 5 Chemische Erzeugnisse 55.017 30.327 6,6 .51 Organische Chemikalien 10.212 5.443 3,5 .54 Arzneimittel 18.559 10.752 14,2 .57 Kunststoffe in Primärformen 9.928 5.183 0,0 6 Vorerzeugnisse 53.997 29.852 6,8 .67 Eisen/Stahl 14.216 8.195 10,1 8 Wirtschaftstrends
Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2014 1.Halbjahr 2015 Veränderung 1. Halbjahr 2015/ 1. Halbjahr 2014 7 Maschinen und Fahrzeuge 85.432 49.449 16,2 .71 Kraftmaschinen 7.089 4.032 13,2 .72 Arbeitsmaschinen 4.878 2.785 19,8 .74 Maschinen für verschiedene 12.852 7.108 6,5 Zwecke .77 Elektrische Maschinen 14.197 7.969 11,5 .78 Kraftfahrzeuge 26.528 16.474 21,5 8 Fertigerzeugnisse 42.169 22.907 13,7 .87 Mess-, Prüf- und Kontrollin- 5.702 3.192 12,1 strumente, -apparate und -geräte Quelle: ISTAT 2 Branchen im Überblick Die schwache Binnennachfrage in den vergangenen fünf Jahren hat sich in unterschiedlichem Maße auf die Kernbranchen der italienischen Wirtschaft ausgewirkt, dabei sind die international ausgerichteten Sparten besser durch die Krise als ihre Konkurrenten. Das Exportgeschäft der soge- nannten „Vier A“ Branchen - Alimentazione (Nahrungsmittel), Abbigliamento (Bekleidung/Mode), Arredamento (Einrichtung/Design) und Automazione (Automatisierungstechnik/Maschinenbau) profitiert stark von dem hohen Ansehen der Marke „made in Italy“ sowie von der Kaufkraft in den Industriestaaten und Schwellenländern. Die italienischen Unternehmen in diesen Branchen bieten ihre Produkte überwiegend im Hochpreissegment an. Gute Ergebnisse kann außerdem die Zulieferindustrie für deutsche und französische Unternehmen verbuchen. Maschinen- und Anlagenbau Die starke Exportnachfrage nach italienischen Präzisionsmaschinen hält an, 2014 haben die Aus- fuhren einen neuen Rekordwert erreicht. Vor allem aus Deutschland, den USA und der VR China hält die Nachfrage an. Im Jahr 2014 ist auch die Binnennachfrage um 11% gestiegen, für 2015 wird ein ähnliches Wachstumsniveau erwartet. Dabei konnten die Importe, unter anderem aus dem wichtigsten Zulieferland Deutschland, um 8,5% zulegen. Die Fortführung eines Förderprogramms für zinsvergünstigte Darlehen sowie bessere Abschreibungsmöglichkeiten werden dem Markt 2016 Impulse verleihen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 9
Italien - Jahreswechsel 2015/16 Kfz-Industrie Die italienische Kfz-Branche lässt die Krise hinter sich. Nachdem sich die Nachfrage nach Pkw seit 2008 halbiert hat, steigt der Bedarf seit 2014 wieder an. Im Jahr 2015 werden Italiener circa 15% mehr Pkw als im Vorjahr anmelden. Die Produktion nimmt aufgrund der Erholung des Binnen- markts und der steigenden Exportnachfrage um 66% zu. Davon profitieren auch ausländische Zu- lieferer, die Importe sind im 1. Halbjahr um 18% gestiegen. Fiat hält am heimischen Markt einen An- teil von 28,5%, an zweiter Stelle liegt die Volkswagen-Gruppe mit 13%. Gut ein Viertel aller Kfz-Teile stammen aus Deutschland. Chemie Italien zählt mit einem Inlandsverbrauch von Chemieerzeugnissen im Wert von 60,6 Mrd. Euro im Jahr 2014 (zusätzlich circa 28 Mrd. Euro an Pharmazeutika) zu den größten Märkten in Europa. Nach einen schwachen Jahr 2014 wird die Binnennachfrage jüngsten Prognosen zufolge im Jahr 2015 mit einem Plus von 1,4% leicht zunehmen. Der Inlandsmarkt wird zunehmend durch Einfuh- ren bedient werden, die Importe folglich steigen, hier wird im Jahr 2015 ein Plus von 3,5% erwartet. Die italienischen Produzenten konzentrieren sich immer stärker auf ihre Exportmärkte. Insbeson- dere italienische Fein- und Spezialchemikalien sind im Ausland sehr gefragt, von 2010 bis 2014 sind die entsprechenden Ausfuhren um 25% gestiegen. Bauwirtschaft Die Bauwirtschaft - sowohl der Hoch- als auch der Tiefbau - ist die am stärksten von der langen Wirt- schaftskrise in Italien betroffene Branche. Von 2008 bis 2015 haben sich die Hochbauinvestitionen laut Branchenverband ANCE um 35% reduziert. Lediglich die Investitionen im Modernisierungsbe- reich steigen aufgrund von Steueranreizen, die für Renovierungen und Investitionen in die Ener- gieeffizienz gewährt werden, weiterhin. Die staatlichen Ausgaben für Infrastrukturprojekte sind aufgrund klammen öffentlichen Kassen erheblich gesunken, in Planung sind jedoch 30 Großpro- jekte mit einem Investitionswert von circa 71 Mrd. Euro. Elektrotechnik/Elektronik Mit einem Jahresumsatz von 55 Mrd. Euro (2014) und einem hohen Anteil an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben Italiens machen die Hersteller von Elektrotechnik und Elektronik einen wesentlichen Teil der italienischen Industrie aus. Die Branche hat einen im italienischen Vergleich niedrigen Exportanteil von 55% und hat daher stark unter der flauen Binnennachfrage gelitten. Die Produktionsvolumina liegen weit unter dem Vorkrisenniveau, die Umsätze am Binnenmarkt sollen 2015 um circa 1% steigen. Automatisierungstechnik und Sicherheitstechnik entwickeln sich positiv. 10 Wirtschaftstrends
Informations- und Kommunikationstechnik Die Umsätze der italienischen Informations- und Kommunikationsbranche (IKT) sind zwischen 2009 und 2014 geschrumpft. Das Marktvolumen lag Ende 2014 bei 64,2 Mrd. Euro und damit 1,4% unter dem Vorjahresniveau. Im 1. Halbjahr 2015 konnte der Markt um 1,5% zulegen. Im europäi- schen Vergleich hat Italien erheblichen Nachholbedarf, um die Ziele der digitalen Agenda für Europa bis 2020 zu erreichen. Der rasche Ausbau des Breitbandnetzes wird derzeit angestrebt. Die Digitalisierung des Bildungssystems, des Gesundheitswesens und der Justiz liefern Impulse. Umwelttechnik Italien ist eines der europäischen Vorreiterländer bei der Umstellung auf nachhaltigen Strom. Seit 2008 haben Fotovoltaik und Windkraft einen Boom erlebt. Die Kürzung der Förderung für erneu- erbare Energien hat das Ausbautempo jedoch gebremst, Herausforderungen im Smart-Grid bezie- hungsweise Energiemanagementbereich sind ähnlich wie in Deutschland und bieten daher Ge- schäftschancen. In der Entsorgungswirtschaft hat Italien Nachholbedarf. Die Mülltrennung entwi- ckelt sich positiv, allerdings mangelt es an Verbrennungs- und Deponiekapazitäten, sodass große Abfallmengen exportiert werden müssen. Die stetig wachsende Recyclingquote und der Bedarf an neuen Technologien können deutschen Unternehmen zugutekommen. Medizintechnik Die zunehmende Überalterung der italienischen Gesellschaft bietet Chancen, jedoch ist die Medi- zintechnikbranche durch den hohen öffentlichen Anteil an der Nachfrage vom Spardruck direkt betroffen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Binnennachfrage auch 2016 kaum steigen. In Italien gibt es zwar leistungsfähige Medizintechnikhersteller mit einem Jahresumsatz von insgesamt 7 Mrd. Euro - vor allem hochspezialisierte Hersteller von Nischenprodukten - allerdings werden gegenwärtig etwa 80% des Bedarfs importiert. Deutsche Firmen verfügen über eine starke Markt- stellung. Tourismus Die Italiener haben aufgrund der langen Wirtschaftsflaute ihre Tourismusausgaben zurückgefah- ren. Der Binnentourismus ist 2014 um 15% geschrumpft. Im gleichen Zeitraum sind jedoch die Aus- landsreisen gestiegen, vor allem aufgrund der Zunahme der Geschäftsreisen innerhalb Europas. Aus dem Ausland halten die Touristenströme an. Die Zunahme der Besucher aus östlichen Ländern hat die Tourismuslandschaft spürbar verändert. In vielen Orten sind Russisch- und Chinesisch- kenntnisse immer mehr gefragt. Die Weltausstellung hat positive Impulse verliehen, circa 20 Mio. Besucher aus dem In- und Ausland besuchten das Großereignis in Mailand. Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
Italien - Jahreswechsel 2015/16 Nahrungsmittel Die Nahrungsmittelbranche ist mit einem Gesamtumsatz von 132 Mrd. Euro im Jahr 2014 einer der Kernsektoren der italienischen Industrie. Nahrungsmittelausfuhren könnten jüngsten Schätzun- gen zufolge im Jahr 2015 einen neuen Rekordwert erreichen. Am Binnenmarkt sind die Konsum- ausgaben für Lebensmittel krisenbedingt eher gering, allerdings verzichten Italiener ungern auf Qualitätsprodukte. So steigt die Nachfrage nach höherpreisigen Bioprodukten und gleichzeitig die nach günstigeren Eigenmarken. Die Brancheneinfuhren haben im 1. Halbjahr 2015 um 3,7% zu- gelegt. Italien hat die höchste Zahl der von der EU geschützten Ursprungsbezeichnungen für Nahrungsmittel. Transport und Logistik Die italienische Logistikbranche hat bereits 2013 den Weg aus der Krise gefunden, im Jahr 2014 und im 1. Halbjahr 2015 hat sich die Lage dann noch weiter verbessert. Sowohl die Zahl der Speditionen als auch die Umsätze der Branche haben das Vorkrisenniveau wieder übertroffen. Die Transport- volumina konnten sich seit 2014 in den Segmenten Luft-, Straßen- und Eisenbahntransport erho- len, während sich der Seetransport uneinheitlich entwickelt hat. Motor der insgesamt guten Ent- wicklung ist neben dem Außenhandel der steigende Binnenkonsum. Das Wachstum im Online- handel dürfte der Branche weiterhin Impulse verleihen. Fedex investiert in einem Logistikdreh- kreuz am Mailänder Flughafen Malpensa. 12 Wirtschaftstrends
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Robert Scheid, Mailand Redaktion/Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/24993-356, E-Mail: barbara.kussel@gtai.de Redaktionsschluss: November 2015 Bestell-Nr.: 20465 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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