KLIMASCHUTZ: Wenn Kinder die Dinge in die Hand nehmen

Die Seite wird erstellt Felix-Stefan Bader
 
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KLIMASCHUTZ: Wenn Kinder die Dinge in die Hand nehmen
blog.top50-solar.de                           http://blog.top50-solar.de/2015/02/klimaschutz-wenn-kinder-die-dinge-in.html

KLIMASCHUTZ: Wenn Kinder die Dinge in die Hand nehmen
Felix Finkbeiner ist Europäer des Jahres. Ein Preis, der
seit 1996 jedes Jahr von Reader's Digest vergeben wird.
Dieses Jahr finden wir, ist es allerdings ein ganz
besonderer Preisträger, denn Felix ist gerade mal 17
Jahre alt und bereits seit acht Jahren aktiver Klima - und
Umweltschützer.
Beeindruckend fanden wir das, als wir durch einen Artikel
über ihn, auf seine Person und seine Aktionen
aufmerksam wurden. So beeindruckend, dass wir es für
wichtig empfinden, diese Initiative weiter zu verbreiten und
zu unterstützen. In diesem Video erklärt er selbst.

Als er im Jahr 2007 in der Schule ein Referat zum Thema Klimawandel vorbereitete, kam dem damals
neunjährigen Jungen die Idee, die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet ins Leben zu rufen.
Das Ziel dieser Initiative ist es bei allen Menschen, Kindern und Erwachsenen ein Bewusstsein für den Klima- und
Umweltschutz zu schaffen. Durch die relativ einfache Aktion des Bäumepflanzens soll dies erreicht werden.

Jeder gepflanzte Baum wird von den Schülern zum Symbol für
Klimagerechtigkeit ernannt.
Mittlerweile beteiligen sich bereits Kinder aus 93 Ländern. Das Ziel ist weltweit
14 Milliarden Bäume zu pflanzen, wovon laut der Webseite www.plant-for-the-
planet.org bereits 13,02 Milliarden Bäume gepflanzt wurden und zusätzliche 1,08
Milliarden Bäume versprochen sind. Es sieht also ganz danach aus, dass das
Ziel erreicht wird. Na hoffentlich!

Ausserdem setzt sich Felix Finkbeiner für das Wahlrecht für Jugendliche ein.
Diese Generation muss auslöffeln, was die jetzige Erwachsenengeneration
ihnen einbrockt, darf sich aber nicht an Entscheidungen beteiligen. Von dem her
ist es lediglich eine gerechte Forderung, dass sich die jungen Menschen unserer
Gesellschaft an Entscheidungen, die ihre Zukunft bestimmen, beteiligen dürfen.

Wie schon 1986 ein bekannter deutscher Liedermacher gesungen hat:
Kinder an die Macht!

Um diesen Beitrag noch mehr Gewicht zu verleihen, haben wir Felix einige Fragen zugesandt. Er war so nett und
beantwortete diese persönlich.

Was hat dich mit schon mit 9 Jahren an der Idee so begeistert, Bäume zu pflanzen?

In der zweiten Januar-Woche 2007 mussten wir alle in der vierten Klasse ein Referat über die Klimakrise halten.
Ich hatte Weihnachten den Film "Eine unbequeme Wahrheit" gesehen und mit meinem Opa das gleichnamige
Buch durchgeblättert. Im Internet habe ich von Wangari Maathai gelesen, die zusammen mit vielen anderen
Frauen in Afrika in 30 Jahren 30 Millionen Bäume pflanzte. Am Ende des Referats sagte ich spontan: "Lasst uns
in jedem Land der Welt eine Millionen Bäume pflanzen!"

Wenn sich viele Menschen zusammen für ein Ziel einsetzen, dann können wir es auch erreichen. Wir wollen
erreichen, dass unsere Gesellschaft nachhaltig wird, denn nur so haben wir Kinder auch eine Zukunft.
Ein Moskito kann nichts gegen ein Nashorn ausrichten, aber Tausend Moskitos können ein Nashorn dazu bringen
die Richtung zu ändern.
KLIMASCHUTZ: Wenn Kinder die Dinge in die Hand nehmen
Wie denkst du, kann es alltäglich werden, dass man sich in diesem Alter Gedanken macht über die
Klimakrise?

Wenn wir verstanden haben, dass es um unser Überleben geht. Damit meine ich nicht nur das Überleben der
Menschheit, sondern bereits das Überleben von uns heute lebenden jungen Menschen.
Wir heute lebenden sind die erste und zugleich die letzte Generation, die die Herausforderungen kennt und die
Lösungen kennt. Wir müssen sie „nur“ umsetzen.
Allerdings verhandeln die Erwachsenen auf den Klimakonferenzen schon länger als wir alt sind. Sie können uns
nicht mehr erzählen, sie bräuchten mehr Zeit.
Wir sind übrigens 3 Milliarden junge Menschen unter 24 Jahren weltweit. Davon sind zwar erst 100.000 Kinder
und Jugendliche bei Plant-for-the-Planet aktiv, aber es werden jeden Tag mehr. Viele Millionen sind in anderen
Netzwerken engagiert. Mich begeistert, dass die Kinder aus allen Teilen der Welt sich gleichermaßen für ihr
Überleben einsetzen. Ja, wir nehmen unser Überleben in die eigenen Hände, wir pflanzen Bäume und halten
Vorträge.

Du hast vor den Vereinten Nationen gesprochen, im Europäischen Parlament, mit vielen prominenten
Personen ... wie konntest Du die Hemmungen überwinden, dies zu tun?

Vor jedem Vortrag bin ich aufgeregt. Als ich vor der UNO sprach wünschte ich mir, ich würde in der Schule sitzen.
Auf dem Kirchentag 2011 habe ich im Stadion von Dynamo Dresden gesprochen. Ich war Co-Moderator der
Wise-Guys, einer Acapella-Band. Nach der allerletzten Zugabe, die Bühne war schon leer, fingen plötzlich die
Menschen an zu skandieren "Felix, Felix, Felix". Also musste ich wieder auf die Bühne und habe gerufen "Ich
kann doch nicht singen!".
Seit dem bin ich nach wie vor aufgeregt, aber froh, dass ich nicht singen muss.

Ich habe keine Hemmungen, mit Prominenten zu sprechen. Ich bitte sie ja nicht um einen persönlichen Gefallen
oder um eine Spende für einen „guten Zweck“ sondern wir sprechen um das Überleben und was sie dazu
beitragen können.
Sie sind uns Kindern und Jugendlichen sehr aufgeschlossen gegenüber. Die Medien erheben sie oft zu Stars,
aber sie sind Menschen wie wir und teilen unsere Sorgen, schließlich leben wir auf demselben Planeten.

Hattest Du Zeit, deine Kindheit zu genießen? Das sieht alles nach viel Arbeit und Energie aus, die da drin
steckt.

Ich gehe ganz normal zur Schule, chille mit meinen Freunden und habe Hobbys wie Skifahren, Snowboarden und
Mountainbiken. In keinem der acht letzten Schuljahre habe ich mehr als 20 Schultage gefehlt. Klar, war ich auch
oft am Wochenende unterwegs. Heute sind wir viele Tausend Kinder und Jugendliche, die Vorträge halten. Für
uns ist es ganz normal, dass wir uns um unsere Zukunft und um unser Überleben kümmern. Im Frühjahr schreibe
ich Abitur. Wenn wir diese großen Herausforderungen nicht sehen würden, würden wir glaube ich auch mehr
Fußball spielen.

Wie denkst Du, sieht die Zukunft dieser Erde aus?

Um die Erde müssen wir uns keine Gedanken machen, die wird weiter existieren. Eng werden könnte es für uns
Menschen, wenn wir nicht endlich handeln und zusammen arbeiten, um die Erderwärmung unter 2 Grad C zu
halten. Als ich mit 9 Jahren mein Referat über die Klimakrise hielt, nannte ich es "Das Ende des Eisbären". Meine
Tante hatte mir zu meinen fünften Geburtstag einen überlebensgroßen - also größer als ich damals - Stoffbären
geschenkt und ab diesem Zeitplan drehte sich alles um den Eisbären. Meine Freunde und ich hatten erst einige
Monate später verstanden, dass wir Menschen dabei sind unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören.
Die UNO sagt voraus, dass wir im Jahre 2050 200 Millionen Klimaflüchtlinge haben werden. Jeder dieser
Flüchtlinge hat ein Recht bei uns in Europa oder den USA zu leben, denn wir sind verantwortlich, dass sie ihre
Länder verlassen müssen. Wir reagieren mit Mauern und Zäunen. Die gefährlichste Grenze der Welt ist die nach
Europa. Mehr als 2.500 Menschen sind im Jahr 2014 gestorben, weil sie nach Europa wollten. Stellen Sie sich
vor es werden hundert oder tausend Mal so viele Flüchtlingen in 35 Jahren sein.
Zusätzlich zu den Mauern und Zäunen reagieren wir mit „pegida“ und „podemos“. Wir Kinder und Jugendliche
haben in den letzten acht Jahren zwar viele Bäume gepflanzt, aber wenn wir verfolgen, wie wenig sonst i.S. Klima
passiert ist, dann müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen.

Warum reden die Erwachsenen immer so viel und handeln nicht?

Wir Kinder haben uns oft gefragt, warum so wenige Erwachsene Nachhaltigkeit umsetzen und kamen auf das
Beispiel der Affen: Wenn Du einen Affen wählen lässt, ob er jetzt ein Banane oder später sechs Bananen will,
dann entscheidet sich der Affe immer für die eine Banane jetzt.
Viele Erwachsene denken nicht, dass sie von der Klimakrise betroffen sind. Die Veränderungen, die die
Klimakrise jetzt auch schon in Europa mit sich bringt, nehmen sie nicht als solche wahr. Für sie ist es eine
wissenschaftliche Frage, um wie viele Meter der Meeresspiegel ansteigen wird. Dass es für ihre Kinder oder
Enkel eine Frage des Überlebens sein wird, verdrängen sie.

Wie habt Ihr es geschafft weltweit so viele Kinder zu bewegen?

2 hoch 33 ist 8 Milliarden. Wenn zwei Menschen zwei andere begeistern und diese vier dann wieder vier andere
und so weiter, dann teilt nach 33 Multiplikationen die gesamte Menschheit dasselbe Ideal. Deswegen halten wir
Kinder Vorträge. Wir erreichen damit gleichaltrige, aber wir erreichen auch viele Erwachsene. Wer könnte
glaubwürdiger über Nachhaltigkeit, über Enkeltauglichkeit sprechen als wir Kinder?

Mich begeistert, dass die Kinder aus allen Teilen der Welt gleich reagieren. Egal in welchem Land ich einen
Vortrag halte und mit den Kindern diskutiere, ob in China, Japan, Südkorea, USA, Mexiko oder Europa, überall
die gleiche Reaktion: Ja wir machen mit, wir nehmen unsere Zukunft in die eigenen Hände, wir pflanzen Bäume.
Die Kinder trauen sich sofort zu, auch in ihrem Land selbst Vorträge zu halten und Pflanzaktionen zu
organisieren.

Jeden Tag werden es mehr Kinder, die mitmachen. In manchen Gegenden gibt es in wenigen Monaten facebook-
Gruppen mit hunderten und tausenden von Kindern.

Wie können sich andere Länder und einzelne Kinder dieser tollen Aktion möglichst einfach anschließen
und somit ihren Teil dazu beitragen?

Kinder können sich kostenlos zur nächsten Akademie in der Nähe anmelden. Dort lernen sie viel über Klima und
Gerechtigkeit, selbst Vorträge zu halten und Erwachsene und Kinder zu motivieren. Alle Termine stehen auf
www.plant-for-the-planet.org. Wenn es noch keine Akademie in dem Land gibt, schreiben Sie bitte an info@plant-
for-the-planet. Die Mitabeiter vom Team International werden sich dann mit Vorschlägen und Ideen melden.
Außerdem kann jeder, auch Erwachsene, auf unserer Webseite, virtuelle Bäume pflanzen. Zehn Bäume kosten
zehn Euro und wir pflanzen zehn echte Bäume in den Ländern des Südens. Damit schaffen wir auch
Arbeitsplätze, wo die Armut am größten ist und der Baum am schnellsten wächst und am meisten CO2 bindet.
Kinder und Erwachsene können auch Mitglieder werden. Das alles finden Sie auf www.plant-for-the-planet.org

Was war für dich persönlich Dein größter Erfolg, den Du mit der Stiftung Plant-for-the-Planet erreicht
hast?

Inzwischen haben sich 100.000 Kinder weltweit an Plant-for-the-Planet beteiligt und dazu beigetragen, dass
knapp 13 Milliarden Bäume gepflanzt wurden. Diese Bäume haben natürlich nicht wir Kinder alleine gepflanzt,
sondern Regierungen Unternehmen und Bürger aus fast allen Ländern der Welt. Wir Kinder haben mehr als
30.000 andere Kinder in 48 Ländern in unsere Akademien zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit ausgebildet.
Diese tragen nun die Idee weiter, dass jeder etwas gegen die Klimakrise unternehmen kann. Wir haben erreicht,
dass uns mehr und mehr Erwachsene ernst nehmen, das zeigt allein die Zahl der Vortragsanfragen, die wir von
Städten und Gemeinden, Unternehmen und anderen Organisationen bekommen.

Vielen Dank, Felix für diese interessanten Antworten, die ganz klar darstellen, dass wir alle im gleichen
Boot sitzen, egal ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Prominente oder Politiker!

Wir wünschen Dir für Dich und für die Zukunft aller Kinder und Jugendlichen dieser Erde alles Gute und viele
Bäume!
Wie wäre es für den nächsten (Kinder-) Geburtstag mit einem nachhaltigen Geschenk, das auch gleich zum
Nachdenken anregt?
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