KO STENOPTIMALER AUSBAU DER ERNEUERBAREN ENERGIEN IN DEUTSCHLAND - STUDIE EIN VERGLEICH MÖGLICHER STRATEGIEN FÜR DEN AUSBAU VON WIND- UND ...
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Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Ein Vergleich möglicher Strategien für den Ausbau von Wind- und Solarenergie in Deutschland bis 2033 sTuDIe agora_optimStudie_0513_USE.indd 1 16.05.13 21:07
Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Impressum Studie Begleitkreis Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Wir danken den Mitgliedern des Begleitkreises für ihren Energien in Deutschland Input. Die Verantwortung für die Ergebnisse liegt aus- schließlich bei Agora Energiewende und den beteiligten Ein Vergleich möglicher Strategien für den Ausbau von Instituten. Wind- und Solarenergie in Deutschland bis 2033 Im Begleitkreis waren vertreten: ■ B undesministerium für Umwelt, Naturschutz und Erstellt von Reaktorsicherheit Agora Energiewende ■ B ayerisches Staatsministerium für Umwelt und Rosenstraße 2 | 10178 Berlin Gesundheit Projektleitung: Daniel Fürstenwerth ■ M inisterium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft daniel.fuerstenwerth@agora-energiewende.de Baden-Württemberg ■ M inisterium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Redaktion: Nikola Bock Mittelstand und Handwerk Nordrhein-Westfalen ■ M inisterium für Energiewende, Landwirtschaft, Durchführung der Studie Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein Consentec GmbH Grüner Weg 1 | 52070 Aachen Projektkoordination: Dr. Bernd Tersteegen Modellierung der Erzeugung aus Wind- und Solarenergie Fraunhofer IWES | Kassel Königstor 59 | 34119 Kassel Projektkoordination: Dr. Carsten Pape Satz: UKEX GRAPHIC, Ettlingen Korrektorat: Infotext GbR, Berlin Druck: Oktoberdruck, Berlin Titelbild: Eigene Darstellung 014/04-S-2013/DE Gedruckt auf 100% Recycling Naturpapier Veröffentlichung: Mai 2013 FSC® Circleoffset Premium White agora_optimStudie_0513_USE.indd 2 16.05.13 21:07
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Betrachtet wurden dafür verschiedene Szenarien bis 2033, ausgehend von dem Leitszenario der Bundesnetzagentur für die Energiewende muss bezahlbar sein. Beim weiteren Aus- den Netzentwicklungsplan 2013. Neben den Kosten für den bau der Erneuerbaren Energien stellt sich eine Reihe von Ausbau der Erneuerbaren Energien wurden auch die Kosten Fragen, die wichtig sind für die zukünftigen Kosten unseres für Netze, Speicher und die konventionelle Stromerzeugung Stromsystems: betrachtet. ■ o sollten Wind- und Solaranlagen gebaut werden - eher W Die Ergebnisse sind höchst spannend und bieten einige an den besten Standorten oder eher in der Nähe der Ver- auch für Experten überraschende Erkenntnisse. Um eine braucher? weitergehende Diskussion zu unterstützen, sind die ver- ■ Muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien auf den wendeten Annahmen auf der Website von Agora Energie- Ausbau der Netze warten? wende veröffentlicht. ■ Was passiert bei einem Durchbruch von Photovoltaik- und Batteriesystemen und brauchen wir dann noch Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Netze? Ihr Diese Fragen hat Agora Energiewende von Consentec mit Rainer Baake Unterstützung des Fraunhofer IWES untersuchen lassen. Direktor Agora Energiewende Die Ergebnisse auf einen Blick Die Politik hat einen großen Handlungsspielraum beim Ausbau von Onshore-Windkraft und 1. Photovoltaik. Auf die Kosten des Gesamtsystems hat die regionale Verteilung der Anlagen keinen wesentlichen Einfluss. Beim Ausbau von Offshore-Windkraft kommt es auf die richtige Balance an. 2. Um Technologieentwicklung einerseits und Kostenbegrenzung für die Stromkunden andererseits zu ermöglichen, sollte der Ausbau fortgeführt werden, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als bislang vorgesehen. Der Netzausbau ist eine wichtige Voraussetzung für die Energiewende. 3. Unter reinen Kostengesichtspunkten ist ein um wenige Jahre verzögerter Bau der Trassen des Bundesbedarfsplangesetzes nicht kritisch. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren muss auf diese Trassen nicht warten. Ein starker Fokus auf dezentrale Photovoltaik-Batteriespeicher-Systeme ist aktuell nicht 4. erstrebenswert. Erst bei einer Reduktion der Kosten solcher Systeme um 80 Prozent in den nächsten 20 Jahren wäre solch ein Szenario unter Kostengesichtspunkten sinnvoll. 1 agora_optimStudie_0513_USE.indd 3 16.05.13 21:07
Inhalt Teil I: Kurzfassung für Entscheidungsträger (Agora Energiewende)3 1. Fragestellung und Vorgehen 4 2. Ergebnisse 7 3. Schlussfolgerungen 17 4. Methodik und Annahmen 19 Teil II: Endbericht (Consentec)21 1. Szenarienbeschreibung 23 1.1 Basisszenario 23 1.2 Beschreibung der optimierten Szenarien 24 1.3 Sensitivitätsszenario PV-Battery-Breakthrough 31 2. Methodisches Vorgehen, Modelle und Verfahren, wesentliche Annahmen 33 2.1 Überblick zum methodischen Vorgehen 33 2.2 Methodik und Parametrierung der Marktsimulation 34 2.3 Methodik Verteilnetze 37 2.4 Methodik Übertragungsnetz 40 2.5 Generierung netzknotenscharfer EE-Einspeisezeitreihen 43 2.6 Kostenpfade für den EE-Ausbau 46 2.7 Wesentliche Annahmen zu konventionellen Kraftwerken und Nachfrage 47 3. Ergebnisse 49 3.1 Vorbemerkungen zur Ergebnisdarstellung 49 3.2 Ergebnisse der Untersuchung für den Betrachtungszeitpunkt 2023 51 3.3 Ergebnisse der Untersuchung für den Betrachtungszeitpunkt 2033 59 3.4 Bewertung der Sensitivität PV-Battery-Breakthrough66 4. Wesentliche Datenquellen 71 2 agora_optimStudie_0513_USE.indd 4 16.05.13 21:07
Teil I: Kurzfassung für Entscheidungsträger 3 agora_optimStudie_0513_USE.indd 5 16.05.13 21:07
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland 1. Fragestellung und Vorgehen Sollten Windkraft- und Solaranlagen in technik (Fraunhofer IWES) auf Basis historischer Wetter Zukunft eher an den Standorten mit den daten modelliert. besten Wind- beziehungsweise Sonnenver- hältnissen oder eher bei den Verbrauchs Ausgangspunkt der Studie ist das Leitsze zentren gebaut werden? nario der Bundesnetzagentur für den Netz- entwicklungsplan 2013, das mit optimierten Diese Frage wird in der aktuellen Diskussion um den wei Szenarien verglichen wurde teren Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) in Deutsch- land kontrovers diskutiert. Es gibt zwei unterschiedliche Der Ausgangspunkt der Studie ist der von der Bundes- Sichtweisen: Die eine Seite argumentiert, Windkraft- und netzagentur genehmigte Szenariorahmen für den Netzent- Solaranlagen sollten an den jeweils besten Standorten ge- wicklungsplan 2013. Das Basisszenario enthält daher die baut werden, das heißt Windkraftanlagen in Norddeutsch- Festlegungen der Bundesnetzagentur zu dem Ausbau von land und Solaranlagen im Süden, da dort Strom zu den Windkraft- und Solaranlagen in den Jahren 2023 und 2033 geringsten Kosten produziert werden könne. Die andere aus dem Leitszenario des Netzentwicklungsplans. Davon Seite hält dagegen, der Ausbau von Windkraft- und So- ausgehend wurden zwei alternative Szenarien betrachtet: laranlagen sollte verteilt in ganz Deutschland erfolgen mit eine eher „verbrauchsnahe Erzeugung“ und ein stärker an Schwerpunkt in der Nähe der Verbrauchszentren, da dies den „besten Standorten“ orientierter Ausbau. Die Summe des zu Einsparungen bei den Netzen und Speichern führe. Eine aus Erneuerbaren Energien produzierten Stroms in Tera- fundierte, gesamthafte Betrachtung wurde bislang nicht ge- wattstunden (TWh, vor Abregelungen) ist dabei in allen be- tätigt. trachteten Szenarien gleich, wozu je nach Technologie und Standort in den Szenarien eine unterschiedliche Anzahl von Entscheidend sind die Kosten des gesamten Anlagen ausgebaut werden muss. Um realistische Optimie- Stromsystems, also die Kosten der Erneuer rungsszenarien und nicht theoretische Extremszenarien zu baren Energien, die Kosten der Stromnetze berechnen, wurde sowohl bei der Photovoltaik als auch bei und die Effekte auf das restliche Stromsystem der Offshore-Windkraft ein Mindestausbau angenommen.1 Um die eingangs gestellte Frage beantworten zu können, Das Szenario „verbrauchsnahe Erzeugung“ hat im Ver- hat Agora Energiewende die Auswirkungen unterschied- gleich zum Basisszenario deutlich weniger Strom aus licher Optimierungsstrategien auf die Kosten des Strom- Offshore-Windkraft, da dieser fern von den Verbrauchs- systems untersuchen lassen. Neben den Kosten für die zentren produziert wird. Dieser Strom wird durch Onshore- Stromerzeugung wurden die Kosten für Übertragungs- und Windkraftanlagen ersetzt. Zudem findet der Ausbau von Verteilnetze sowie die indirekten Effekte auf den residua- Windkraft- und Photovoltaikanlagen stärker verteilt in len Kraftwerkspark betrachtet. Die Untersuchungen wurden ganz Deutschland statt, während das dem Netzentwick- von dem Beratungsunternehmen Consentec GmbH durch- lungsplan zugrunde liegende Szenario eine Konzentration geführt. Betrachtet wurden das Stromsystem in Deutsch- von Windkraft im Norden und Photovoltaik im Süden ent- land sowie der marktgetriebene Austausch mit dem be- hält. nachbarten Ausland. Die zeitlich und räumlich detaillierte Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie wurde vom 1 Für Photovoltaik mindestens 52 GW in den Jahren 2023 und 2033, Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystem- für Offshore-Windkraft 5 GW im Jahr 2023, 9 GW im Jahr 2033 4 agora_optimStudie_0513_USE.indd 6 16.05.13 21:07
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie im Jahr 2023 Abbildung 1.1 in TWh Ausgangspunkt optimierte Ausbaupfade Realistische 58 21 30 Optimierung Onshore-Windkraft 63 >F okus auf 64 54 Onshore-Windkraft Photovoltaik (kostengünstigste 123 Technologie) 160 160 > Mindestausbau Offshore-Windkraft von PV und verteilt in ganz an besten Offshore-Windkraft Deutschland Standorten Leitszenario „verbrauchsnahe „beste Standorte“ Netzentwicklungsplan Erzeugung“ Eigene Darstellung Das Szenario „beste Standorte“ fokussiert auf die güns- ten berechnet: Einerseits unter der Annahme eines um etwa tigste erzeugbare Kilowattstunde aus Erneuerbaren Ener- zehn Jahre verzögerten Netzausbaus,2 andererseits unter der gien. Dementsprechend wird die erzeugte Strommenge aus Annahme eines an den jeweiligen Erneuerbare-Energien- Offshore-Windkraft- und Photovoltaikanlagen im Ver Ausbau angepassten, schnellen und vollständigen Netzaus- gleich zum Basisszenario reduziert und durch die günstigste baus. Verglichen werden diese Szenarien jeweils mit dem Technologie, also Onshore-Windkraft, ersetzt. Der Zubau Basisszenario, dem die Festlegungen der Bundesnetzagentur von zusätzlichen Windkraftanlagen konzentriert sich dabei zugrunde liegen und bei dem angenommen wird, dass sich auf die besten Standorte, das heißt vor allem Windkraft im der Netzausbau um etwa zehn Jahre verzögert.3 Norden. Was passiert bei einem massiven Ausbau Muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien von Solar- und Batteriesystemen für den auf den Ausbau der Netze warten? Eigenverbrauch? In Zeiten von viel Wind werden in manchen Gegenden Bereits heute liegen die Vergütungssätze des Erneuerbare- Norddeutschlands bereits heute Windkraftanlagen ab- Energien-Gesetzes für neue Photovoltaikanlagen (PV-An- geregelt, weil nicht genug Netzkapazitäten zur Verfügung lagen) weit unter dem Strompreis für Haushaltskunden. Die stehen. Ob und gegebenenfalls in welcher Höhe Verzöge rungen beim Netzausbau Auswirkungen auf die Kos- 2 Dabei wurde angenommen, dass das Startnetz aus dem Netzent ten der Stromerzeugung insgesamt haben, wurde bislang wicklungsplan (das heißt im Wesentlichen die Trassen des nicht systematisch untersucht. Die vorliegende Studie geltenden Energieleitungsausbaugesetzes) erst bis 2023 und die Maßnahmen, die im Bundesbedarfsplangesetz bis geht dieser Frage nach, insbesondere um herauszufinden, 2022 vorgesehen sind, erst 2033 realisiert werden. ob eine Verzögerung beim Netzausbau einen Einfluss auf 3 Ein Szenario „Ausbau Erneuerbare Energien und Netze gemäß die Vorteilhaftigkeit des einen oder anderen optimierten Leitszenario der Bundesnetzagentur“ wurde nicht untersucht, Ausbaupfades hat. Dazu wurden Kosten des Stromsystems da dies derzeit von den Übertragungsnetzbetreibern erstellt in den optimierten Ausbaupfaden in jeweils zwei Varian- wird und insofern eine unnötige Dopplung dargestellt hätte. 5 agora_optimStudie_0513_USE.indd 7 16.05.13 21:07
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Differenz resultiert aus gesparten Umlagen, Abgaben und Steuern. Dadurch ist es finanziell vorteilhaft, den in PV- Anlagen produzierten Strom selbst zu nutzen. Ein Problem stellt die Ungleichzeitigkeit von Stromproduktion und –ver- brauch dar. Durch den Einsatz von dezentralen Speichern ließe sich der Eigenverbrauch erhöhen. Die technischen und ökonomischen Effekte eines massiven Ausbaus von Solar- und Batteriesystemen in Deutschland wurden bislang nicht untersucht. In dieser Studie wurde deshalb eine zusätzliche Sensitivi- tät betrachtet: ein Ausbau von 150 GW Photovoltaikanlagen mit 40 GW Batteriesystemen bis zum Jahr 2033. Der Fokus dieser zusätzlichen Untersuchung lag dabei nicht auf den Gesamtkosten des Stromsystems, die in einem solchen PV- Battery-Breakthrough-Szenario reine Spekulation wären. Vielmehr wurde hier die Frage gestellt, wie stark die Kosten solcher Systeme sinken müssten, damit die Gesamtkosten der Stromversorgung mit denen der anderen Szenarien ver- gleichbar werden. 6 agora_optimStudie_0513_USE.indd 8 16.05.13 21:07
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland 2. Ergebnisse Jährliche Gesamtkosten und Einsparungen gegenüber dem Basisszenario im Jahr 2023 Abbildung 2.1 in Mrd. € Basis „verbrauchsnahe Erzeugung” „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad verzögert verzögert schnell verzögert schnell Annahmen zu Netz- ausbau 81 circa 2 bis 2,5 Mrd. € Einsparungen pro Jahr -2,4 -1,9 -2,4 -2,4 Eigene Darstellung 1. Im Jahr 2023 können durch einen optimier- Insbesondere die Verlagerung des Ausbaus von Wind- ten Ausbau von Windkraft- und Solaran- kraftanlagen auf dem Meer hin zu Windkraftanlagen lagen in Deutschland rund zwei Milliarden an Land spart Kosten Euro pro Jahr eingespart werden Der wesentliche Effekt bei der Kostenreduktion sind die ge- Die gesamten Kosten der Stromerzeugung sind in den op- ringeren Investitionskosten der erneuerbaren Technologien timierten Ausbaupfaden in allen betrachteten Szenarien (minus 1,9 bis minus 2,4 Milliarden Euro, in Abbildung 2.2 erheblich geringer als in dem Basisszenario4. Die jährlichen mit „A“ gekennzeichnet). Einsparungen im Jahr 2023 variieren je nach Szenario zwi- schen 1,9 und 2,4 Milliarden Euro. Darin sind die Unter- Aufgrund der hohen Annahmen für die installierte Leistung schiede in den Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren bei der Offshore-Windkraft im Leitszenario des Netzent- Energien, der Übertragungs- und Verteilnetze sowie für den wicklungsplans (14 GW gegenüber heute 0,3 GW) gibt es unterschiedlichen Einsatz der residualen Kraftwerke ent- hier erhebliche Optimierungspotenziale. In den beiden op- halten.5 timierten Ausbaupfaden werden wesentliche Anteile der Stromproduktion aus Offshore-Windkraft durch Onshore- Windkraft ersetzt. Dazu müssen zwar aufgrund der gerin- 4 Als Basisszenario wurde hier der Ausbau der Erneuerbaren Energien gemäß dem Leitszenario des Netzentwicklungsplans 2023 entspricht dies einer Einsparung von zwei bis drei Prozent. unter Annahme eines verzögerten Netzausbaus angenommen. Die gesamten Kosten der Stromerzeugung im Basisszenario im Jahr 2023 werden auf etwa 81 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. 5 Bezogen auf die gesamten Kosten der Stromerzeugung im Jahr 7 agora_optimStudie_0513_USE.indd 9 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Kostenvergleich aller Differenzkosten der Szenarien Abbildung 2.2 in Mrd. € Basis „verbrauchsnahe Erzeugung” „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad verz. verzögert schnell verzögert schnell Annahmen zu Netz- ausbau 81 AInvestitionskosten Windkraft und PV 80 79 78 B Verteilnetz C Residuale Erzeugung D Übertra- gungsnetz jährliche Gesamtsystemkosten im Basisszenario resultierend Einsparung EE-Ausbau inkl. Offshore-Netz Verteilnetz residuale Erzeugung Übertragungsnetz Eigene Darstellung geren Strommenge je installierter Leistung (Volllaststun- Der Einfluss der indirekten Effekte von verschiedenen Aus- den) mengenmäßig mehr Windkraftanlagen an Land gebaut baupfaden der Erneuerbaren Energien auf die Kosten des werden, durch die großen Unterschiede bei den Investiti- restlichen Stromsystems ist im Verhältnis zu den Unter- onskosten (je GW) ergibt sich jedoch in Summe eine erhebli- schieden in den Ausbaukosten der Erneuerbaren gering. che Kostenersparnis.6 Demgegenüber ist der Unterschied in den Ausbaukosten zwischen Windkraftanlagen im Norden Die drei wesentlichen indirekten Effekte wurden im Detail und Windkraftanlagen im Binnenland (im Binnenland mehr untersucht: installierte Leistung für gleiche Stromproduktion erforder- lich) gering. →→ Durch den Anschluss an unterschiedlichen Netzebenen ändern sich die Ausbaukosten im Verteilnetz (circa mi- Die indirekten Effekte auf das restliche Stromsystem nus 0,1 Milliarden Euro, in Abbildung 2.2 mit „B“ gekenn- haben 2023 einen relativ geringen Einfluss auf die Er- zeichnet). gebnisse der Optimierung →→ Durch die Unterschiede in der zeitlichen Einspeisung in Abhängigkeit von Technologie und Standort (gleichmäßi- 6 Die Ergebnisse legen nahe, dass ein ähnliches Ergebnis bei dem gere Einspeisung von Offshore-Windenergie, lastprofil- Ersatz von Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen durch nähere Einspeisung von Strom aus Photovoltaik, zeitlich Onshore-Windkraft zu erwarten wäre. Aufgrund der relativ ge versetzte Einspeisung von Windenergie im Süden) sowie ringen Differenz zwischen den Annahmen zum Ausbau von durch den unterschiedlichen Ausbau der Übertragungs- Photovoltaik im Leitszenario (61 GW gegenüber circa 32 GW heute) gegenüber dem angenommenen Mindestausbau von 52 netze ändern sich die Kosten der residualen Stromerzeu- GW ergeben sich hier jedoch kaum Optimierungspotenziale. gung, inklusive für den Ersatz von abgeregelten Strom- 8 agora_optimStudie_0513_USE.indd 10 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland mengen (circa minus 0,6 bis plus 0,2 Milliarden Euro, in baupfade zeigt, dass sich dabei zwei gegenläufige Effekte in der Abbildung 2.2 mit „C“ gekennzeichnet). etwa ausgleichen: Die Kosten für den Ausbau der Erneuer- baren Energien sind im Ausbaupfad „beste Standorte“ etwas →→ In den Szenarien mit schnellem und vollständigem Netz- geringer, die indirekten Kosten dafür etwas höher als bei der ausbau kommen gegenüber den Szenarien mit verzöger- „verbrauchsnahen Erzeugung“. tem Netzausbau Kosten für die Übertragungsnetze hinzu (circa plus 0,7 Milliarden Euro, in der Abbildung 2.2 mit Die Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien „D“ gekennzeichnet). sind im Szenario „beste Standorte“ etwas geringer 2. Eine Optimierung hin zu einer eher „ver- Die geringeren Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren brauchsnahen Erzeugung“ führt in etwa zu Energien in dem Ausbaupfad „beste Standorte“ sind vor den gleichen Einsparungen wie eine Opti- allem dadurch bedingt, dass weniger Windkraftanlagen mierung hin zu den „besten Standorten“ an Land gebaut werden müssen, um die gleiche Menge an Strom zu produzieren: Zusätzliche Windkraftanlagen wer- Die beiden untersuchten Optimierungsstrategien führen zu den an windreichen Standorten im Norden gebaut und eine etwa gleichen Kostenreduktionen gegenüber dem Basissze- einzelne Anlage produziert mehr Strom als eine einzelne nario. Bei einer Optimierung hin zu den „besten Standor- Anlage im Süden (höhere Volllaststunden). ten“ können dabei etwa 0,1 Milliarden Euro pro Jahr mehr gespart werden als bei einer eher „verbrauchsnahen Erzeu- Um die gleiche Menge an Strom zu erzielen, müssen im gung“. Der detaillierte Vergleich der Kosten der beiden Aus- Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeugung“ hingegen etwas Jährliche Mehrkosten/Einsparungen im Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen im Jahr 2023 Abbildung 2.3 in Mrd. €/a „verbrauchsnahe Erzeugung” „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad 0,1 -4,2 2,0 Mehrkosten 1,6 -1,0 ggü. Basis szenario Einsparungen ggü. Basis szenario -1,9 -3,1 -2,5 Onshore- PV Offshore- gesamt Onshore- PV Offshore- gesamt Windkraft Windkraft Windkraft Windkraft inkl. Netz inkl. Netz Eigene Darstellung 9 agora_optimStudie_0513_USE.indd 11 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Notwendige Abregelung im Jahr 2023 Abbildung 2.4 in TWh Basis „verbrauchsnahe Erzeugung” „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad schnell schnell Annahmen und voll- und voll- zu Netz- verzögert verzögert ständig verzögert ständig ausbau 14,1 10,2 2,9 2,5 2,3 Eigene Darstellung mehr und teurere Windkraftanlagen im Binnenland zuge- Wesentlichen durch Stromerzeugung aus Windkraftanla- baut werden (circa 20 Prozent höhere zusätzlich installierte gen im Binnenland ersetzt und durch einen größeren Anteil Leistung). Hinzu kommen zusätzliche Kosten je Anlage, da an Photovoltaik ergänzt (im Vergleich zu dem Ausbaupfad an sogenannten Schwachwindstandorten anders ausgelegte „beste Standorte“ werden zehn TWh mehr Photovoltaik und Anlagen zum Einsatz kommen (höhere Masten und größere zehn TWh weniger Offshore-Windenergie erzeugt). Die Rotoren pro installiertem GW Leistung). Verteilung der Windkraftanlagen in ganz Deutschland und der höhere Anteil an Photovoltaik führen zu einem „Portfo- Darüber hinaus spiegelt sich der unterschiedliche Beitrag lioeffekt“: Die Einspeisung erfolgt räumlich und zeitlich di- von Photovoltaik (elf GW mehr bei „verbrauchsnaher Er- versifiziert und damit in Summe weit stetiger. Das erleich- zeugung“) und Offshore-Windkraft (2,3 GW mehr bei „beste tert die Integration in das Stromsystem, und die Abregelung Standorte“) auch in den jeweiligen Investitionskosten wider. von Erneuerbaren Energien wird vermieden. Da bei diesen beiden Technologien jedoch die Stromerzeu- gungskosten, das heißt die Investitions- und Betriebskosten Während im Basisszenario (mit verzögertem Netzausbau) für die Erzeugung einer bestimmten Menge an Strom, sehr etwa zehn TWh Erzeugung abgeregelt werden, werden hier ähnlich sind, hat diese Verlagerung keine relevanten Aus- nur zwei bis drei TWh Erzeugung abgeregelt, selbst bei ei- wirkungen auf die Ausbaukosten. nem verzögerten Netzausbau.7 Vorteile der „verbrauchsnahen Erzeugung“ (insbeson- Die Kosten für die residuale Erzeugung sinken gegenüber dere vermiedene Kosten für die Abregelung von Erneu- dem Basisszenario um 0,35 Milliarden Euro pro Jahr (bei erbaren Energien) wiegen die höheren Kosten für den verteilten EE-Ausbau fast auf 7 Die verbleibende Abregelung von 2,5 bis 3,0 TWh ist im Wesentlichen bedingt durch den angenommenen kos- teneffizienten Ausbau der Verteilnetze. Dabei wurde ein Im Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeugung“ wird die Kostenoptimum zwischen Abregelung der Erneuerbaren Stromerzeugung aus Windkraftanlagen auf dem Meer im Energien und Ausbau des Verteilnetzes grob ermittelt. 10 agora_optimStudie_0513_USE.indd 12 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland verzögertem Netzausbau) bis zu 0,6 Milliarden Euro pro Jahr nario bereits angenommenen erheblichen Menge an Wind- (bei schnellem und vollständigem Netzausbau). kraftanlagen im Norden. In dem Ausbaupfad „beste Standorte“ werden im Vergleich Dadurch kommt es hier bei einem verzögerten Netzausbau zu dem Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeugung“ die zu- zu erheblichen Abregelungen in der Höhe von circa 14 TWh sätzlichen Windkraftanlagen an Land nicht im Süden, son- (vier TWh mehr als im Basisszenario) und zu entsprechen- dern im Norden hinzugefügt. Zudem wird im Vergleich zum den Mehrkosten in der residualen Stromerzeugung (um die Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeugung“ etwas mehr Strom abgeregelten Strommengen zu ersetzen). Die Abregelun- aus Windkraftanlagen auf dem Meer (plus zehn TWh) und gen und die damit verbundenen Mehrkosten können durch weniger Strom aus Photovoltaik (minus zehn TWh) erzeugt schnellen und vollständigen Netzausbau vermieden werden, (vgl. Abbildung 1.1). was in dem hier betrachteten Szenario in Summe zu ähnli- chen Gesamtkosten führt. Durch die Verlagerung der Windkraftanlagen vom Meer auf die Küste wird der Strom zwar weiterhin im Norden, aller- 3. Während der Ausbau der Netze langfristig dings mit einem weniger stetigen Erzeugungsprofil erzeugt wichtig ist, ist ein verzögerter Netzausbau (circa 2.600 bis 2.900 Volllaststunden bei Windkraftanla- bei alleiniger Betrachtung der Kosten bis gen an Land im Vergleich zu circa 4.100 Volllaststunden bei 2023 nicht kritisch Windkraftanlagen auf dem Meer). Zudem erzeugen diese Anlagen Strom weitgehend zeitgleich mit der im Basissze- Einsparungen und Mehrkosten bei schnellem Netzausbau im Jahr 2023 Abbildung 2.5 in Mrd. €/a Basis „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad verz. verzögert schnell Annahmen zu Netz- ausbau 81 > Einsparungen in der residualen Erzeugung (-0,57 Mrd. €/a ggü. Basisszenario, -0,77 Mrd. €/a ggü. verzögertem Netzausbau) 80 > Mehrkosten für Übertragungsnetze (+0,74 Mrd. €/a ggü. verzögertem Netzausbau) 79 +0,2 0 +0,74 jährliche Gesamtsystemkosten im Basisszenario -0,57 EE-Ausbau inkl. Offshore-Netz 78 > Mehrkosten für residuale Erzeugung (inkl. Ersatz für 14 TWh abgeregelte Windenergie, Verteilnetz 4 TWh mehr als im Basisszenario) > keine Mehrkosten für Übertragungsnetze residuale Erzeugung Übertragungsnetz Eigene Darstellung 11 agora_optimStudie_0513_USE.indd 13 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Die Betrachtung der einzelnen Kostenblöcke in dem Aus- eines in ganz Deutschland verteilten Ausbaus von Wind- baupfad „beste Standorte“ zeigt die Auswirkungen von ei- kraft- und Solaranlagen mit der Realisierung der Maßnah- nem verzögerten Ausbau der Übertragungsnetze auf die men des Startnetzes des Netzentwicklungsplans bis 2023 Kosten der Stromerzeugung. Bei einer Verzögerung um etwa reichen hier bereits aus, um größere Mengen an Abregelung zehn Jahre (für 2023 wird lediglich das Startnetz des Netz- zu vermeiden. Ein schneller und vollständiger Netzausbau entwicklungsplans als realisiert angenommen) kommt es ermöglicht in diesem Szenario zwar einen kosteneffizien- zu erheblicher Abregelung vor allem von Windkraftanla- teren Einsatz des residualen Kraftwerksparks und führt gen im Norden. In Summe werden etwa 14 TWh oder etwa dadurch zu geringeren residualen Erzeugungskosten (minus sieben Prozent der möglichen Erzeugung aus Windkraft- 0,25 Milliarden Euro pro Jahr). Dem stehen jedoch die Kos- anlagen nicht in das Stromsystem integriert. Diese verlore- ten für den Netzausbau gegenüber, die im betrachteten Jahr nen Strommengen müssen durch fossile Kraftwerke ersetzt 2023 die Einsparungen durch Netzausbau übertreffen (plus werden, was zu einer Kostensteigerung bei der residualen 0,7 Milliarden Euro pro Jahr).9 Erzeugung führt. 4. D ie wesentlichen Ergebnisse haben auch In der Grafik dargestellt sind diese Mehrkosten gegenüber im Jahr 2033 Bestand dem Basisszenario (ebenfalls mit verzögertem Netzausbau), in dem eine Abregelung von etwa zehn TWh auftritt. Ausgehend von dem Leitszenario des Netzentwick- lungsplans wurden für 2033 mit der gleichen Logik wie Durch einen schnellen und vollständigen Netzausbau kann für das Jahr 2023 die optimierten Erneuerbare-Ener- fast der gesamte Windstrom integriert werden, das Aus- gien-Ausbaupfade untersucht maß der Abregelung wird auf etwa zwei TWh reduziert. Dadurch sinken im Vergleich zu dem Fall des verzögerten Neben den Untersuchungen für 2023 wurde auch das Jahr Netzausbaus die Kosten im residualen Erzeugungssystem 2033 betrachtet. Die Gestaltung der Szenarien folgt der glei- um 0,8 Milliarden Euro pro Jahr. Erkauft wird diese Reduk- chen Logik wie der für 2023. Entsprechend der Annahmen tion der Abregelungskosten jedoch durch den Ausbau des aus dem Leitszenario des Netzentwicklungsplans für 2033 Übertragungsnetzes, der etwa 0,7 Milliarden Euro pro Jahr sind die Mengen des aus Windkraft- und Solaranlagen er- an Mehrkosten verursacht.8 zeugten Stroms jedoch höher. Je verteilter der Ausbau von Windkraft- und Solaran- In den Szenarien mit verzögertem Netzausbau wird ange- lagen in Deutschland, desto später treten erhebliche nommen, dass die Netzausbauprojekte, die im Bundesbe- Abregelungs-Strommengen auf und entsprechend spä- darfsplan enthalten (und zur Realisierung vor 2022 vor- ter wird ein voll ausgebautes Netz benötigt gesehen) sind, zwar verzögert, aber bis 2033 vollständig realisiert werden. Damit ist für diese Szenarien ein verzö- Bei einem eher an der „verbrauchsnahen Erzeugung“ ori- entierten Ausbau der Erneuerbaren führen die hier ge- 9 Dabei ist jedoch zu betonen, dass in der Untersuchung nicht troffenen Annahmen zum verzögerten Netzausbau im Jahr ein kostenoptimales Maß an Netzausbau bestimmt werden konnte (welches vermutlich zwischen den hier betrachteten 2023 sogar zu geringeren Gesamtkosten als in dem Fall des Szenearien „verzögerter Netzausbau“ und „schneller und voll- schnellen und vollständigen Netzausbaus. Die Kombination ständiger Netzausbau“ liegt). Außerdem ist zu beachten, dass der Netzausbau stets diskret erfolgen muss, das heißt, bei einer 8 In diesem Vergleich der harten Kosten nicht betrachtet sind Leitungsüberlastung ist der gleiche Netzausbau erforderlich, un- Aspekte, die sich in ihrem monetären Wert kaum quantifizie- abhängig davon, ob die Leitung nur gelegentlich und moderat oder ren lassen, wie Maßnahmen zur Änderung der Betriebsführung häufig und stark überlastet ist. Im ersteren Fall besitzt das Netz und Einsatzsteuerung, um das Stromsystem trotz unvoll- nach dem Ausbau mehr „Luft nach oben“ als im letzteren Fall. ständigem Netzausbau sicher betreiben zu können. 12 agora_optimStudie_0513_USE.indd 14 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie im Jahr 2033 Abbildung 2.6 in TWh Ausgangspunkt optimierte Ausbaupfade Onshore-Windkraft 104 Realistische 37 57 Optimierung Photovoltaik 67 >F okus auf 74 54 Onshore-Windkraft Offshore-Windkraft (kostengünstigste 190 250 250 Technologie) > Mindestausbau von PV und Offshore-Windkraft verteilt in ganz an besten Deutschland Standorten Leitszenario „verbrauchsnahe „beste Standorte“ Netzentwicklungsplan Erzeugung“ Eigene Darstellung gerter, aber dennoch signifikanter Netzausbau unterstellt, Meer hin zu Windkraftanlagen an Land (im Norden oder im der – wie die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen – be- Binnenland). reits eine wichtige Anpassung der Netze auf die neue Er- zeugungssituation darstellt. In den Szenarien mit „schnellem Auch im Jahr 2033 führt eine Optimierung hin zu „ver- und vollständigem“ Netzausbau wurde in den optimierten brauchsnaher Erzeugung“ zu vergleichbaren Ein- Ausbaupfaden jeweils ein weiterer, angepasster Netzausbau sparungen wie eine Optimierung hin zu den „besten unterstellt. Standorten“ Im Jahr 2033 können durch einen optimierten Ausbau Wie im Jahr 2023 führen die beiden untersuchten Optimie- von Windkraft- und Solaranlagen in Deutschland drei rungsstrategien zu ähnlichen Kostenreduktionen. Die Ein- bis vier Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden sparungen in dem Ausbaupfad „beste Standorte“ sind dabei mit 3,4 bis 3,8 Milliarden Euro pro Jahr etwas höher als die Die Ergebnisse der Untersuchungen für das Jahr 2033 spie- Einsparungen in dem Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeu- geln die oben dargestellten Ergebnisse für 2023 wider. Auf- gung“ (jeweils drei Milliarden Euro pro Jahr). Wie im Jahr grund des steigenden Beitrags der Wind- und Solarenergie 2023 liegt der wesentliche Unterschied zwischen den bei- an der Stromerzeugung (in allen Ausbaupfaden in Summe den Ausbaupfaden in den Investitionskosten der Erneuer- 361 TWh im Jahr 2033 gegenüber 244 TWh im Jahr 2023) baren: Durch die Wahl der verbrauchsnahen Standorte, ins- steigen jedoch die Differenzbeträge. Die mögliche Kostener- besondere bei Windkraftanlagen, erhöhen sich die Kosten sparnis durch einen optimierten Ausbau der Erneuerbaren um etwa 0,9 Milliarden Euro pro Jahr gegenüber dem Szena- beträgt im Jahr 2033 zwischen drei und vier Milliarden Euro rio „beste Standorte“. Dem wirkt der Effekt der räumlich und pro Jahr. Der wesentliche Treiber dieser Kostenersparnis zeitlich stärker verteilten Einspeisung entgegen. Im Fall ei- liegt weiterhin in den Investitionskosten der Erneuerbaren nes verzögerten Netzausbaus macht dieser Unterschied, der Energien (2,8 bis 3,7 Milliarden Euro pro Jahr), insbesondere sich in den Kosten der residualen Erzeugung widerspiegelt, der Verlagerung des Zubaus von Windkraftanlagen auf dem etwa 0,6 Milliarden Euro pro Jahr aus (Vorteil des Szenarios „verbrauchsnahe Erzeugung“ gegenüber „beste Standorte“). 13 agora_optimStudie_0513_USE.indd 15 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Jährliche Gesamtkosten und Einsparungen gegenüber dem Basisszenario im Jahr 2033 Abbildung 2.7 in Mrd. € Basis „verbrauchsnahe Erzeugung” „beste Standorte“ EE-Aus- baupfad verzögert verzögert schnell verzögert schnell Annahmen zu Netz- ausbau 84 circa 3 bis 4 Mrd. € Einsparungen pro Jahr -3,0 -3,0 -3,4 -3,8 Eigene Darstellung Anders als im Jahr 2023 ergeben sich jedoch im Vergleich zu 5. Das PV-Battery-Breakthrough-Szenario ist dem Ausbaupfad „beste Standorte“ um 0,2 Milliarden Euro aus heutiger Sicht keine kosteneffiziente pro Jahr höhere Kosten für die Verteilnetze, da die Menge an Alternative installierter Leistung höher ist. Als Sensitivität wurde ein PV-Battery-Breakthrough-Sze- Netzausbau führt in allen Szenarien im Jahr 2033 zu nario modelliert: Hier wird davon ausgegangen, dass es bis geringeren Kosten 2033 zu einem massiven Zubau von Photovoltaik-Batte- riespeicher-Kombinationen kommt (150 GW Photovol- Durch den höheren Anteil an Stromerzeugung aus Wind- taik kombiniert mit 40 GW Batteriespeichern). Im Gegen- und Sonnenenergie steigen die Auswirkungen auf das zug wurden etwa 20 GW weniger Windkraftanlagen als im restliche Stromsystem in Deutschland, und die Menge an Basisszenario im Jahr 2033 angenommen, damit die aus Abregelung steigt in allen Szenarien. Der Ausbau der Über- Erneuerbaren Energien produzierte Strommenge konstant tragungsnetze über die im „verzögerten“ Netzausbau für bleibt. Die Simulation hat gezeigt, dass ein Stromsystem mit 2033 bereits angenommenen Ausbaumaßnahmen (entspre- 150 GW Photovoltaik und 40 GW dezentralen Speichern chend dem aktuellen Entwurf des Bundesbedarfsplans) hin- unter rein technischen Gesichtspunkten möglich ist und aus reduziert diese Abregelung in den beiden Ausbaupfaden kein grundsätzliches Risiko für die Sicherheit der Strom- erheblich: im Ausbaupfad „verbrauchsnahe Erzeugung“ von versorgung in Deutschland darstellt. 37 auf 25 TWh, im Ausbaupfad „beste Standorte“ von 48 auf 28 TWh. In Summe können durch den zusätzlichen Netz- Es wurde daher der Frage nachgegangen, auf welches Kos- ausbau über 0,3 Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden. tenniveau ein typisches System aus PV-Anlage und Batte- rien sinken müsste, damit solch ein Szenario kostenmäßig mit den anderen vergleichbar würde. 14 agora_optimStudie_0513_USE.indd 16 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Erforderliche Kostenreduktionen für ein typisches Photovoltaik-Batterie-System bis 2033 Abbildung 2.8 in € ~ 11.000 -80 % ~ 2.000 2013 2023 2033 Batteriespeicher (2 kW, 6 kWh) PV-Modul (4 kW Aufdachanlage) Eigene Darstellung Bei den indirekten Kosten können wesentliche mit circa 35 Millionen Euro pro Jahr nur etwa ein Prozent Einsparungen in der residualen Erzeugung erreicht der Einsparungen in der residualen Erzeugung aus. werden, jedoch ist ein ähnliches Maß an Netzaus- bau erforderlich Die Kosten eines typischen PV-Batterie-Systems müssten bis 2033 um mehr als 80 Prozent gegenüber Um die Frage nach den „erlaubten Kosten je System“ zu be- heute sinken, damit ein solcher Ausbaupfad zu ähnli- antworten, wurden zuerst die indirekten Kosteneffekte ei- chen Gesamtsystemkosten führt nes solchen Ausbaupfades betrachtet. Der dominante Effekt ist dabei der auf die Kosten der residualen Erzeugung. Die Damit ein solcher Ausbaupfad mit einem Fokus auf PV- Einsparungen betragen 2033 über 1,5 Milliarden Euro pro Batterie-Systemen zu den gleichen Kosten für das Gesamt- Jahr, ein Vielfaches der Einsparungen in den anderen Sze- system wie die optimierten Ausbaupfade führen würde,10 narien. Die Gründe dafür sind folgende: Zum einen erfolgt müssten die Kosten für ein typisches System für ein Eigen- die Einspeisung aus Erneuerbaren Energien in diesem Sze- heim (Vier-Kilowatt-Photovoltaikanlage plus Batterie mit nario vorwiegend tagsüber, wenn die Last am höchsten ist einer Anschlussleistung von zwei kW und einer Kapazität und daher Kraftwerke mit höheren Grenzkosten verdrängt von sechs kWh) auf etwa 2.000 Euro sinken.11 Die Kosten werden. Zum anderen trägt die große Menge an Speichern dazu bei, dass weniger Abregelungen auftreten und dadurch 10 Als Vergleichsmaßstab wurde hier der Mittelwert der Kosten der vier betrachteten Szenarien herangezogen. insgesamt weniger Strom in konventionellen Kraftwerken erzeugt werden muss. Damit können zusätzlich Brennstoff- 11 Dies impliziert auch eine zusätzliche Reduktion bei den Kosten für PV-Module in gleicher Höhe. Bei der Abschätzung kosten in erheblichem Umfang eingespart werden. Einspa- des notwendigen Kostensenkungspfades wurde der ge- rungen durch einen geringeren erforderlichen Ausbau des samte PV-Zubau – also auch Anlagen ohne zusätzliches Übertragungsnetzes sind ebenfalls möglich – machen jedoch Batteriesystem – mit dieser Kostendegression bewertet. 15 agora_optimStudie_0513_USE.indd 17 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland für ein solches System liegen heute um ein Vielfaches da- rüber – gemäß den hier getroffenen Annahmen Ende 2013 bei etwa 11.000 Euro.12 Eine Reduktion der Kosten um etwa 80 Prozent wäre erforderlich, damit ein solches Szena- rio mit den optimierten Szenarien im Zeitraum bis 2033 kostenmäßig vergleichbar wäre. Die Ergebnisse unterstützen die Robustheit der be- trachteten optimierten Ausbaupfade: Sowohl Wind- kraftanlagen als auch Netze sind in jedem Fall erfor- derlich Aus heutiger Sicht erscheint eine Kostenreduktion von PV- Batterie-Systemen um 80 Prozent bis 2033 als sehr un- wahrscheinlich, allerdings auch nicht als unmöglich. Würde man heute auf einen solchen Durchbruch bei den Kosten setzen und den Ausbau in Richtung 150 GW PV-Anlagen und 40 GW Batteriespeicher massiv vorantreiben, ginge man das Risiko ein, die Gesamtkosten der Stromerzeugung in Deutschland deutlich zu erhöhen. Die Untersuchung hat zudem gezeigt, dass auch bei diesem Szenario ein erheblicher Ausbau des Übertragungsnetzes erforderlich ist und dass der deutliche Zubau von Wind- kraftanlagen notwendig ist, um die eingeschränkte Strom- erzeugung von PV-Anlagen in den Wintermonaten zu er- gänzen. Die Sensitivitätsbetrachtung unterstützt damit die Robustheit der Ergebnisse bezüglich der beiden optimierten Ausbaupfade. 12 Bei den hier unterstellten Kosten für solch ein System im Jahr 2013 entfallen circa 53 Prozent der Kosten auf die Batterie. Aktuelle Preise von Batteriesystemen (April 2013) sind noch deutlich höher als die hier unterstellten Kosten. 16 agora_optimStudie_0513_USE.indd 18 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland 3. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse des auf die Gesamtsystemkosten fokus- 3. Der Netzausbau ist eine wichtige Voraus- sierten Vergleichs verschiedener regional differenzierter setzung für die Energiewende. Das soge- Ausbaupfade im Bereich der Erneuerbaren Energien lassen nannte Startnetz des Bundesbedarfsplans folgende Schlussfolgerungen zu: (Trassen des EnLAG) wird dringend ge- braucht. Unter reinen Kostengesichtspunk- 1. Die Politik hat einen großen Handlungs- ten ist ein um wenige Jahre verzögerter spielraum bei der Frage des regiona- Bau der weiteren Trassen des Bundesbe- len Ausbaus von Onshore-Windkraft und darfsplangesetzes aber nicht kritisch Photovoltaik Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss nicht darauf Die Kostenunterschiede zwischen verschiedenen regio- warten, bis die (über das Startnetz hinausgehenden) Tras- nalen Ausbaupfaden von Onshore-Windkraft und Photo- sen des Bundesbedarfsplangesetzes realisiert sind. Denn ein voltaik sind sehr gering (circa 0,1 Milliarden Euro jährlich verzögerter Netzausbau führt in den betrachteten Szenarien im Jahr 2023), sodass aus wissenschaftlicher Sicht weder zwar zu höheren Abregelungen, die aber durch vermiedene dem Pfad „beste Standorte“ noch dem Pfad „verbrauchs- Investitionskosten in Netze bis 2023 in etwa aufgewogen nahe Erzeugung“ ein Kostenvorteil zugebilligt werden werden. Die Optimierung der gesamten Systemkosten muss kann. Im Vergleich zu dem Basisszenario, dem die Annah- bei der zukünftigen Netzplanung stärker berücksichtigt men des Netzentwicklungsplans zugrunde liegen, führen werden. Der Ausblick auf 2033 zeigt, dass ein vollständiger beide Ausbaupfade zu jährlichen Einsparungen von circa und rechtzeitiger Netzausbau langfristig bis zu 0,5 Milliar- zwei Milliarden Euro. Diese resultieren vor allem aus einem den Euro pro Jahr einsparen kann. Zudem ist zu beachten, langsameren Zubau von Offshore-Windkraft und einem dass das Szenario „verzögerter Netzausbau“ durch die an- stattdessen schnelleren Zubau von Onshore-Windkraft. genommene Realisierung der 24 Vorhaben des Energielei- tungsausbaugesetzes („Startnetz“) bis 2023 bereits einen 2. Um einen kosteneffizienten Ausbau der beträchtlichen Netzausbau beinhaltet. Insofern gilt: Die Erneuerbaren Energien zu realisieren und Energiewende braucht den Netzausbau; es geht nicht um gleichzeitig Lerneffekte zu ermöglichen, das Ob, sondern um das Wann. sollte der Ausbau der Offshore-Windkraft weitergeführt werden, allerdings auf einem 4. E in Stromsystem mit sehr hohen Anteilen im Vergleich zu den Zielen der Bundesre- von dezentralen Photovoltaik-Batteriespei- gierung niedrigeren Niveau cher-Kombinationen (150 GW PV und 40 GW Speicher) wäre technisch möglich, aber öko- Durch eine Verlagerung des Zubaus von Windkraftanlagen nomisch nur sinnvoll, wenn es bis 2033 zu auf dem Meer hin zu Windkraftanlagen an Land (im Norden einer Kostensenkung von 80 Prozent kom- oder Süden) können erhebliche Kosten eingespart werden men würde. Aus heutiger Sicht ist eine sol- (gut zwei Milliarden Euro jährlich im Jahr 2023). Gleichzei- che Kostensenkung sehr unwahrscheinlich, tig gilt es, das noch erhebliche Potenzial an Technologie-In- allerdings auch nicht unmöglich. novationen und Kostensenkungen bei der Offshore-Wind- kraft zu realisieren. Ohne weiteren Ausbau ist dies nicht Würde man heute auf einen solchen Durchbruch bei den möglich. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden. Kosten setzen und den Ausbau in Richtung 150 GW PV- Anlagen und 40 GW Batteriespeicher massiv vorantreiben, 17 agora_optimStudie_0513_USE.indd 19 16.05.13 21:08
Agora Energiewende | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland ginge man das Risiko ein, die Gesamtkosten der Strom erzeugung in Deutschland deutlich zu erhöhen. Der auch in diesem Szenario bestehende, ähnlich hohe Netzausbaubedarf sowie der große Bedarf an Windenergie im Winter unterstützen aus heutiger Sicht das Verfolgen der anderen optimierten Ausbaupfade. Die Ausbauplanung sollte so gestaltet werden, dass sie flexibel auf mögliche technologische Durchbrüche in den kommenden Jahrzehn- ten reagieren kann. 18 agora_optimStudie_0513_USE.indd 20 16.05.13 21:08
Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland 4. Methodik und Annahmen Betrachtung der gesamten Kosten des den aktuellen Entwicklungen beim Zubau von Windkraft- Stromsystems durch Consentec anlagen wurden für den Ausbau an Schwachwindstand- orten (Standorte, an denen auf Nabenhöhe eine mittlere In der Untersuchung wurden alle Kosten der Stromerzeu- Windgeschwindigkeit von 8,5 Metern pro Sekunde nicht gung betrachtet und von Consentec detailliert modelliert: erreicht wird) unterschiedliche Windkraftanlagenkonfigu- Kosten für die Stromerzeugung aus Windkraft- und Solar- rationen im Binnenland angenommen. Die Mehrkosten ge- anlagen (im Wesentlichen Investitionskosten), Kosten für genüber Windkraftanlagen an Starkwindstandorten wurden die restliche Stromerzeugung (andere Erneuerbare und resi- berücksichtigt. duale Kraftwerke in Deutschland und Europa) sowie Kosten für den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze. Der Netzentwicklungsplan als Ausgangspunkt aller Annahmen Die Kosten des Ausbaus der Übertragungsnetze wurden in Abhängigkeit des jeweiligen Ausbaus der Erneuerbaren Ausgangspunkt der Untersuchung und aller wesentlichen ermittelt beziehungsweise in den Szenarios mit unterstell- Parameter waren die im Szenariorahmen für den Netzent- tem verzögertem Netzausbau gemäß den fixen Annahmen wicklungsplan 2013 von der Bundesnetzagentur benannten angesetzt. Die Kosten des Ausbaus der Verteilnetze wurden beziehungsweise, wo dort nicht festgelegt, von den Übertra- in Abhängigkeit des Ausbaus der Erneuerbaren auf Basis gungsnetzbetreibern im Netzentwicklungsplan 2012 ver- eines vereinfachten Modells bewertet. Die Kosten der resi- öffentlichten Annahmen. Wo keine Annahmen vorhanden dualen Stromerzeugung in Deutschland und Europa wur- waren oder wesentliche Herausforderungen in der Plausibi- den in einem kraftwerksblockscharfen Modell des gesamten lität der Annahmen bestanden, wurden von Consentec und Europäischen Strommarktes in stundengenauer Auflösung Agora gemeinsame realistische Annahmen getroffen (zum modelliert. Beispiel bezüglich des Ausbaus der Erneuerbaren Energien in den Nachbarländern). Alle relevanten Annahmen werden Hochaufgelöste Einspeisezeitreihen für Wind- im Endbericht detailliert veröffentlicht. kraft- und Solaranlagen in Deutschland von Fraunhofer IWES Investitionskosten von Windkraft- und Solar- anlagen auf Basis der BMU-Leitstudie Die räumlich und zeitlich hochaufgelöste Stromerzeugung aus Windkraft- und Solaranlagen wurde durch das Fraun- Die Kosten für den Ausbau von Onshore-Windkraft, Off- hofer IWES erarbeitet. Basierend auf den realen histori- shore-Windkraft und Photovoltaik im Zeitraum bis 2033 schen Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes für das basieren auf den Annahmen der BMU-Leitstudie Erneu- Jahr 2011 (basierend auf Reanalyse-Daten des COSMO-EU- erbare Energien (2012). Zur Aktualisierung wurden diese Modells unter Berücksichtigung von Windmessungen an Annahmen mit aktuellen Marktpreisen verglichen und über 200 Stationen in Deutschland) und auf Annahmen zu diese neueren Erkenntnisse insofern einbezogen, als dass der zukünftigen technischen Auslegung von Windkraft- die erwartete Degression der Kosten je Technologie ent- und Solaranlagen in den Jahren 2023 und 2033 wurden sprechend vorgezogen (um fünf Jahre bei der Photovol- Einspeisezeitreihen erstellt. Für die unterschiedlichen Aus- taik) beziehungsweise verzögert (um drei Jahre bei der baupfade wurden die installierten Leistungen je Technologie Offshore-Windkraft) angesetzt wurde. Die Mehrkosten für auf die etwa 360 Netzknoten in Deutschland entsprechend Schwachwindanlagen gegenüber Starkwindanlagen sowie der jeweiligen Szenariologik verteilt und stundenscharfe Photovoltaik-Aufdachanlagen gegenüber Photovoltaik- Einspeisezeitreihen je Netzknoten erstellt. Entsprechend Freiflächenanlagen wurden entsprechend berücksichtigt. 19 agora_optimStudie_0513_USE.indd 21 16.05.13 21:08
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Teil II: Detaillierte Ergebnisse von Consentec 21 agora_optimStudie_0513_USE.indd 23 16.05.13 21:08
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Studie | Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland 1. Szenarienbeschreibung Die zentrale Fragestellung, die mit den vorliegenden Un- werkspark, zu dem EE-Ausbau im europäischen Ausland tersuchungen beantwortet werden soll, ist die nach den sowie zu relevanten Kostenannahmen unterscheiden sich Auswirkungen verschiedener Ausbaustrategien für Er- zwischen den Szenarien nicht. neuerbare Energie (EE) auf die Gesamtkosten des Strom- versorgungssystems. Um diese Frage auch quantitativ mit 1.1 Basisszenario entsprechenden Untersuchungen beantworten zu können, ist es erforderlich, geeignete Szenarien zu definieren, die Als Referenz für die vergleichende Bewertung dienen die unterschiedliche EE-Ausbaustrategien abbilden. Durch EE-Ausbauszenarien, die die deutschen Übertragungsnetz- eine vergleichende Bewertung der je Szenario ermittelbaren betreiber (ÜNB) als Grundlage für die Ermittlung des Netz- Gesamtsystemkosten lässt sich bewerten, ob sich durch be- entwicklungsplans (NEP) verwendet haben. stimmte Ausbaustrategien Kostenvorteile realisieren lassen. Die ÜNB sind gesetzlich verpflichtet, einmal jährlich einen Um die Anzahl notwendiger Berechnungen handhabbar NEP zu erstellen, der alle wirksamen Maßnahmen zur be- und deren Bewertung und Interpretation überschaubar zu darfsgerechten Optimierung, Verstärkung und zum Ausbau halten, ist eine kluge Szenariendefinition notwendig, die des Netzes beschreibt, die in den jeweils nächsten zehn Jah- es erlaubt, mit möglichst wenigen, aber prägnanten Sze- ren für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erfor- narien grundsätzlich sinnvolle und realistische EE-Aus- derlich sind. Darüber hinaus soll auch mit einem Szenario baustrategien zu bewerten. Hierzu hat Agora Energiewende die Netzentwicklung für einen Zeithorizont von 20 Jah- ausgehend von einem Referenz- oder Basisszenario vier ren beschrieben werden. Nach Prüfung durch die Bundes- Szenarien entwickelt, die für jeweils zwei unterschiedliche netzagentur (BNetzA) stellt der NEP die Grundlage für den Betrachtungszeitpunkte untersucht werden, um so die Wir- sogenannten Bundesbedarfsplan dar, der vom deutschen kungen unterschiedlicher Ausbaustrategien auch im zeit- Bundestag beschlossen wird. Für die darin enthaltenen lichen Verlauf, insbesondere verbunden mit einem jeweils Netzprojekte wird auf diese Weise deren energiewirtschaft- unterschiedlichen Fortschritt im EE-Ausbau, bewerten liche Notwendigkeit und vordringlicher Bedarf festgestellt. zu können. Die so definierten Szenarien sollen optimierte Aufgrund der somit herausgehobenen Stellung des NEP EE-Ausbaustrategien beschreiben mit dem Ziel möglichst und Bundesbedarfsplans sind auch die energiewirtschaftli- geringer Gesamtsystemkosten. Dabei handelt es sich aber chen Annahmen, die Grundlage der Berechnungen der ÜNB nicht um eine Optimierung im strengen mathematischen sind, von besonderer Bedeutung. Wesentliche Annahmen, Sinne, sondern vielmehr um heuristisch abgeleitete Sze- beschrieben im sogenannten Szenariorahmen 1, sind daher narien auf Basis von Experteneinschätzungen. Zusätzlich Gegenstand einer Genehmigung durch die BNetzA. So- wurde ein Sensitivitätsszenario definiert, das die Robust- mit stellen diese Annahmen und die hieraus resultierenden heit der ermittelten Ergebnisse bezüglich eines technologi- Wirkungen auf die Gesamtsystemkosten eine gute Referenz schen Durchbruchs von Photovoltaik-Batterie-Systemen für die Bewertung alternativer, optimierter EE-Ausbausze- analysiert. Explizit kein Unterschied besteht dabei zwi- narien dar. schen den betrachteten Szenarien hinsichtlich der Ausbau- geschwindigkeit bei der EE-Erzeugung. Dies bedeutet, dass die EE-Erzeugung, also die mit dem jeweils angenommenen EE-Park bei voller Ausnutzung des jeweiligen Dargebots 1 www.netzausbau.de/SharedDocs/Downloads/DE/ maximal erzeugbare Menge elektrischer Energie, über alle Szenariorahmen/Genehmigung%20des%20Szenariorahmens%20 Szenarien hinweg je Betrachtungsjahr gleich bleibt. Auch zum%20NEP%202013.pdf;jsessionid=2A5C3859CD3C die Annahmen zum vorhandenen konventionellen Kraft- BA6A52C0822EF641734B?__blob=publicationFile 23 agora_optimStudie_0513_USE.indd 25 16.05.13 21:08
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