Konzeption im Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung" - Stand: 11/2018 - Bünde
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Konzeption im Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ Stand: 11/2018 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 1
________________________________________________ Inhalt 1. Vorwort des Ersten Beigeordneten 4 2. Einleitung 5 3. Leitidee/Bild vom Kind 7 4. Ausgangslage 9 5. Bedarfsanalyse 11 5.1 Zielgruppen 12 5.2 bestehende Angebote 14 5.3 Zugangshindernisse und Bedarfe 17 6. Leitziele 19 7. Umsetzung 20 7.1 Personal 20 7.2 Angebote/Handlungsziele 21 7.3 Vernetzung 22 8. Zusammenfassung 23 8.1 Fazit 23 8.2 Visionen 25 8.3 Schlusswort 26 9. Anlagen 27 9.1 Kooperationsvereinbarung 27 9.2 Karten Katasteramt Kreis Herford 30 9.3 Flyer „Bundesprogramm: Kita-Einstieg“ 33 Impressum 37 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 3
________________________________________________ 1. Vorwort des Ersten Beigeordneten Liebe Projektbeteiligte, liebe Fachkräfte, liebe Bürgerinnen und Bürger, der Besuch von Angeboten der Kindertagesbetreuung wirkt sich nachweislich positiv auf die Start- und Bildungschancen von Kindern aus. Obwohl alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, machen nicht alle Eltern von diesem Anspruch Gebrauch. Gerade für Kinder, die in naher Zukunft eingeschult werden, ist jedoch der Besuch einer Kindertagesstätte wichtig. Die Kinder lernen hier z.B. das Zurechtfinden in größeren Gruppen und eignen sich bereits die ersten Grundlagen für den zukünftigen Schulbesuch an. An dieser Stelle setzt das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ an. Mit diesem werden verschiedene Angebote gefördert, die den Zugang zur Kindertages- betreuung vorbereiten, Hürden abbauen und die Aufnahme in eine Kindertagesstätte begleiten. Gemeinsam mit allen fünf Trägern von Familienzentren nimmt die Stadt Bünde seit dem 01.09.2017 am Bundesprogramm teil. Mit viel Engagement erarbeiten die von den Trägern der Familienzentren eingestellten pädagogischen Fachkräfte niedrigschwellige Angebote für Familien mit Kindern im nicht- schulpflichtigen Alter, um diesen den Weg in die frühe Bildung zu erleichtern. Mein Wunsch ist es, dass möglichst viele Familien mit Kindern, die bislang keine Kinder- tagesstätte besuchen oder einen Platz in der Kindertagespflege haben, diese Angebote nutzen. Diese Konzeption vermittelt einen ersten Einblick in das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ und in die bisherige Arbeit der Projektgruppe. Der Projektgruppe spreche ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank aus. Gemeinsam ist es Ihnen gelungen, trägerübergreifend diese Konzeption zu erarbeiten; Ihre Ideen tragen maßgeblich zum guten Gelingen des Bundesprogramms bei! Freundliche Grüße (Günther Berg) Erster Beigeordneter Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 4
________________________________________________ 2. Einleitung Mit dem Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend niedrigschwellige Angebote, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten, begleiten und Hürden abbauen. Die Angebote richten sich gezielt an Familien mit Kindern im nicht-schulpflichtigen Alter, die bisher nur unzureichend von der Kindertagesbetreuung als Form der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung erreicht werden. Dabei sind die Angebote in einem umfassenden Sinne zu verstehen und können auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen: auf der Ebene der Kinder, der Familien, der (pädagogischen Fachkräfte in der) Kindertagesbetreuung sowie des lokalen Wirkungsfeldes. Um Zugänge zu bestehenden Angeboten zu erleichtern, können u.a. niedrigschwellige Angebote geschaffen werden, die Kontakte zu Eltern bzw. Familien von Kindern herstellen, die bisher vom Regelsystem noch nicht erreicht werden. Im Rahmen dieser Projekte wird über die Möglichkeiten der frühen Bildung in Deutschland aufgeklärt, es werden erste Einblicke in das System der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege vermittelt, Fragen geklärt und ggf. vorhandene Vorbehalte abgebaut. Weiter können frühpädagogische Angebote additiv zu bestehenden Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsangeboten für die Kinder und ihre Familien entwickelt, erweitert und erprobt werden. Diese Angebote zeichnen sich dadurch aus, dass sie niedrigschwellig und von der Angebotsseite verlässlich sind. Sie richten sich zugleich an die Kinder und ihre Eltern und sind ressourcenorientiert und kultursensibel angelegt. Mit dem Ziel, den Weg in das Regelangebot der Kitas zu ebnen, sind diese Angebote für die Nutzergruppen in der Regel zeitlich befristet angedacht. Darüber hinaus können im Programmverlauf pädagogische Fachkräfte sowie weitere Akteure unterstützt und qualifiziert werden, um qualitativ hochwertige Angebote aufzubauen und um diese umsetzen zu können. In seiner Sitzung am 20.06.2017 hat der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bünde beschlossen, dass der Antrag auf Teilnahme am Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ gestellt werden soll. Dieser Antrag wurde vom Bundesministerium positiv beschieden; seit dem 01.09.2017 gehört die Stadt Bünde zu einem der aktuell 153 Förderstandorte bundesweit. Um die beschriebenen Angebote erfolgreich umsetzen zu können, wird ein gut funktionierendes Netzwerk benötigt, welches durch eine geregelte, gut koordinierte und konstruktive Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen und Institutionen getragen wird. Dem Netzwerk „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ gehören neben der Stadt Bünde als öffentlichem Träger der Jugendhilfe alle Träger von Familienzentren in Bünde an: - Ev. Kirchenkreis Herford o Ev. Familienzentrum Kita Lortzingstraße o Ev. Familienzentrum im Verbund: Kita Dustholzstraße und Kita Ellersiekstraße o Ev. Familienzentrum im Verbund „Holsen-Ahle“: Kita Regenbogen und Kita Arche Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 5
- AWO Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. o AWO-Familienzentrum Kita Spradow - DRK Kreisverband Herford-Land e.V. o DRK-Familienzentrum Kita „Kieselstein“ - Ev. Kleinkinderschule e.V. o Familienzentrum Kindergarten am Markt - WuB Wohnen und Begleiten gGmbH o Kita „Kinderparadies“ Familienzentrum Ennigloh Die Koordinierungs- und Netzwerkstelle ist bei der Stadt Bünde im Jugendamt angesiedelt. Am 03.07.2018 haben alle beteiligten Träger und die Stadt Bünde eine Kooperations- vereinbarung hinsichtlich der gemeinsamen Teilnahme am Bundesprogramm unterzeichnet (s. Anlage, Ziffer 9.1). Die finanzielle Beziehung zwischen der Stadt Bünde und den Trägern ist durch sogenannte Weiterleitungsbescheide geregelt worden. Demnach sind an die Träger in Summe rund 420.000 € als nicht rückzahlbare Zuschüsse aus Bundesmitteln und kommunalen Mitteln der Stadt Bünde für die Projektlaufzeit vom 01.09.2017 bis 31.12.2020 weitergeleitet worden. Dem Ev. Kirchenkreis Herford ist dabei die höchste Zuwendung zuteil geworden, da von diesem drei Familienzentren im Projekt „bedient“ werden müssen. Aus den Zuwendungen können Aufwendungen für Personal und Projektmittel refinanziert werden. Umgesetzt werden die eingangs beschriebenen Angebote durch fünf zusätzliche pädagogische Fachkräfte, die bei den Trägern angestellt und in dem jeweiligen Familien- zentrum/ in den jeweiligen Familienzentren tätig sind. Dabei werden die pädagogischen Kräfte des DRK Kreisverband Herford-Land e.V., des Vereins Ev. Kleinkinderschule und der WuB Wohnen und Begleiten gGmbH seit dem 01.02.2018, die pädagogische Kraft der AWO OWL seit dem 01.03.2018 und die zusätzliche Kraft des Ev. Kirchenkreises Herford seit dem 01.06.2018 beschäftigt. Vonseiten der zusätzlichen Kräfte fließen seit dem 01.06.2018 insgesamt 81,4 Stunden wöchentliche Arbeitszeit in das Projekt. Zwischen den zusätzlichen Kräften und der Netzwerkkoordinatorin findet mindestens einmal monatlich ein Austausch statt, um eine gute Absprache der Angebote und eine enge Vernetzung zwischen den Trägern zu gewährleisten. Darüber hinaus trifft sich vierteljährlich die sogenannte Steuerungsgruppe, bestehend aus Trägervertretern, den Kita-Leitungen der Familienzentren, den zusätzlichen Kräften, der Fachberaterin Kindertagespflege, einer Flüchtlingssozialarbeiterin und weiteren Mitarbeiterinnen des Jugendamtes der Stadt Bünde. Der Steuerungsgruppe obliegt dabei die strategische Planung; sie entscheidet beispiels- weise gemeinsam über den Einsatz von Projektmitteln. Auch wurde diese Konzeption trägerübergreifend von Mitgliedern der Steuerungsgruppe erarbeitet. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 6
________________________________________________ 3. Leitidee/Bild vom Kind Die Kindertagesstätten in der Stadt Bünde fungieren als Anlaufstellen für Familien, stellen Kontakte her, vermitteln und unterstützen. Durch unterschiedliche Aktionen und Angebote entwickeln sich die Einrichtungen als ein Ort der Begegnung und der Kommunikation für alle Generationen. In den Kitas werden Kinder unterschiedlichster Nationalitäten betreut bzw. Familien mit und ohne Migrationshintergrund. Die Kitas bieten jedem Kind die Chance, sich in ihren Räumen und Angeboten wiederzufinden. Die Familien erfahren in den Einrichtungen die Achtung ihrer Kultur und Sprache. Die Grundhaltung der pädagogischen Fachkräfte ist geprägt von Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung. Die Kräfte stehen für Integration und wenden sich gegen Ausgrenzung. In den Kitas sind Kinder aller Nationalitäten und Konfessionen willkommen, alle Familien sollen sich angenommen und geborgen fühlen. Selbstvertrauen ist die Grundvoraussetzung, um offen und tolerant gegenüber anderen Menschen und ihren Kulturen zu sein. Selbstvertrauen können Kinder entwickeln, wenn ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird. Das Miteinander in einer Kindergruppe bietet eine Vielzahl von unterschiedlichen Bedürfnissen und ist der Grundstein für soziale Erfahrungen wie Gemeinschaft, Demokratie, Freundschaft und Solidarität. Alle Kinder mit unterschiedlichem sozial-kulturellen Hintergrund und/oder körperlich-geistigen Einschränkungen sind in das Alltagsgeschehen der Kindertageseinrichtung integriert. Die Kinder sollen einen selbstverständlichen Austausch zwischen den Kulturen erleben, einen selbstbewussten und angstfreien Umgang mit der Vielfalt von Sprachen und ein gleichberechtigtes Zusammenleben erfahren. Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit steht das KIND. Das Kind wird als eigenständige Persönlichkeit geachtet. Das Ziel ist es, jedes einzelne Kind in der Einrichtung individuell und gemäß seiner persönlichen Entwicklung zu begleiten. Kinder müssen vor schädlichen Einwirkungen geschützt werden, damit sie sich gut entwickeln können. Die pädagogischen Fachkräfte schaffen anregende und vorbereitete Umgebungen, in denen das Kind ideale Möglichkeiten findet, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und unterschiedliche Spiel- und Lernformen zu erfahren. Dabei lernt das Kind Freundschaften zu schließen, selbstständig und in geborgener Atmosphäre die Welt zu erforschen und das Vertrauen zu neuen Bezugspersonen aufzubauen. Kinder haben Potenziale und Fähigkeiten in sich und steuern ihre Entwicklung selbst in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Die Erziehenden sind begleitend und unterstützend tätig. Kinder sind eigenaktive Konstrukteure ihrer Entwicklung. Die betreuten Kinder, auch schon die Kleinsten, werden aktiv an vielen Entscheidungs- prozessen beteiligt. Durch dieses hohe Maß an Selbstbestimmung entwickelt sich Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Kinder machen häufig die Erfahrung, dass für sie gedacht, geplant und entschieden wird. Die pädagogischen Fachkräfte achten und schätzen die Kinder als eigenständige und gleichwertige Persönlichkeiten, die das selbstverständliche Recht haben, bei allen Dingen, die sie betreffen, mit zu reden und mit zu gestalten. Deshalb geben sie den Kindern unabhängig ihres Alters vielfältige Möglichkeiten, ihre Interessen, Wünsche und Gefühle zu erkennen, auszudrücken und mit ihnen umzugehen. Durch aktive Beteiligung sollen die Kinder befähigt werden, sich mit anderen Kindern zu verständigen und ihre Ideen allein oder gemeinsam zu verwirklichen. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 7
In den Kitas wird den Kindern und Familien die Möglichkeit gegeben, sich mit vergangenen und gegenwärtigen Erlebnissen und Erfahrungen auseinanderzusetzen und diese zu verarbeiten, erst dann sind sie in der Lage, sich neuen Situationen zu öffnen. Die pädagogischen Kräfte bieten Eltern eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit an und freuen sich sehr über ein aktives Miteinander. Jedes Kind hat ein Recht zu lernen, zu spielen, zu lachen, zu träumen, zu lieben, anderer Ansicht zu sein, vorwärtszukommen und sich zu entwickeln. (Hall-Denis Report) Die Einrichtungen bieten einen Ort für Jungen und Mädchen (Gender). Jungen und Mädchen sollen geschlechtstypisch spielen und geschlechtsrollenerweiterndes Verhalten ausprobieren dürfen. Dieses Selbstverständnis wird von den Fachkräften vorgelebt. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 8
________________________________________________ 4. Ausgangslage Die Analyse der lokalen Bedarfe und Ressourcen stellt die Grundlage für die Planung der Kita-Einstieg-Angebote dar. Sie ist wesentlich für die Entwicklung und Erprobung von Angeboten für den Kita-Einstieg. Für die gesamte Projektlaufzeit (01.09.2017 bis 31.12.2020) sieht das Bundesprogramm eine fortlaufende Erhebung der Bedarfe und Ressourcen durch die Netzwerkkoordinatorin vor. Im Stadtgebiet Bünde stellen insgesamt 20 Kindertageseinrichtungen aktuell 1.478 Plätze (Stand: 11/2018) für die Betreuung von Kindern im nicht-schulpflichtigen Alter zur Verfügung: Summe Versorgungs- Summe Versorgungs- Plätze Plätze Ortsteil Kinder quote U3 Kinder quote Ü3 U3 Ü3 U3 in % Ü3 in % Bustedt 33 12 36,36 41 32 78,05 Bünde-Mitte 271 85 31,37 256 279 108,98 Dünne 103 12 11,65 78 96 123,08 Ennigloh/ 215 63 29,30 240 241 100,42 Muckum Holsen/Ahle 161 24 14,91 141 134 95,04 Hunnebrock/ Hüffen/ 210 40 19,05 183 160 87,43 Werfen Spradow 138 44 31,88 140 129 92,14 Südlengern 129 29 22,48 114 98 85,96 gesamt 1.260 309 24,52 1.193 1.169 97,99 Diese Kita-Plätze teilen sich wie folgt auf: - Kinder U3: 309 Plätze (Versorgungsquote: 24,52 %) - Kinder Ü3: 1.169 Plätze (Versorgungsquote: 97,99 %) Da die Kinderzahlen im Stadtgebiet Bünde weiter steigend sind, sollen durch zahlreiche Bauvorhaben zum Kindergartenjahr 2019/2020 und zum Kindergartenjahr 2020/2021 weitere 124 Kita-Plätze U3 und Ü3 geschaffen werden. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 9
Darüber hinaus werden aktuell 142 Kinder von 46 Tagespflegepersonen betreut (davon 35 Tagespflegepersonen in Bünde; Stand: 11/2018). Bei den Kindern in Tagespflege ergibt sich die folgende Altersstruktur: - 96 Kinder im Alter von 0-2 Jahren - 46 Kinder im Alter von 3-6 Jahren Auch bei der Kindertagespflege ist in den nächsten Jahren ein weiterer Ausbau der Betreuungsplätze geplant. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 10
________________________________________________ 5. Bedarfsanalyse Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse einer durchgeführten Bedarfsanalyse aus 05/2018. Dabei sind Kinder mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit als deutsche Kinder erfasst worden: Anzahl Kinder ohne Geburtszeitraum Einschulung Kinder gesamt Kita oder Tagespflege 01.10.2012 bis 30.09.2013 2019 370 23 01.10.2013 bis 30.09.2014 2020 368 37 01.10.2014 bis 30.09.2015 2021 421 74 01.10.2015 bis 30.09.2016 2022 447 156 01.10.2016 bis 30.09.2017 2023 401 278 Ortsteil 2019 2020 2021 deutsch ausländisch Ahle 0 2 0 2 0 Bünde-Mitte 7 9 20 27 9 Bustedt 2 1 1 4 0 Dünne 0 0 1 1 0 Ennigloh 4 7 16 19 8 Holsen 0 2 3 5 0 Hüffen 0 3 4 7 0 Hunnebrock 2 3 9 8 6 Muckum 1 1 0 2 0 Spradow 6 4 8 16 2 Südlengern 1 5 10 7 9 Werfen 0 0 2 2 0 Gesamt 23 37 74 100 34 Die Entwicklung der vielfältigen „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“- Angebote basiert grundlegend auf der obigen Bedarfsanalyse. Im Weitergehenden verfolgt die Bedarfsanalyse die Intention, tiefergehende Erkenntnisse darüber zu erlangen, - wie die Zielgruppe im Sozialraum definiert ist, - inwieweit bestehende Regelangebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern bzw. Familien mit Zugangshürden genutzt werden, - welche Zugangshindernisse für diese Gruppen identifiziert werden und welche Bedarfe sich daraus vor Ort ergeben. Im Folgenden wird auf die oben genannten Punkte ausführlich eingegangen. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 11
5.1 Zielgruppen im Sozialraum Mit dem Bundesprogramm ,,Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ werden gezielt Familien mit Kindern im nicht-schulpflichtigen Alter angesprochen, die bisher noch unzureichend von der Kindertagesbetreuung als Form der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung erreicht werden. Um Zugänge zu bestehenden Angeboten zu erleichtern, können u.a. niedrigschwellige Angebote geschaffen werden, die Kontakte zu Eltern bzw. Familien von Kindern herstellen, die bisher vom Regelsystem noch nicht erreicht werden. Im Rahmen dieser Projekte wird über die Möglichkeiten der frühen Bildung in Deutschland aufgeklärt. Es werden erste Einblicke in das System der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege vermittelt, Fragen geklärt und ggf. vorhandene Vorbehalte abgebaut. Aus dem Bildungsbericht 2016 geht hervor, dass bestimmte Lebenslagen mit besonderen Zugangshürden die Teilhabe an früher Bildung behindern können. Dies kann unter anderem Kinder mit Fluchterfahrungen betreffen, die aus verschiedenen Gründen bislang nur schwer Zugang zu den Angeboten einer Kindertagesbetreuung gefunden haben. Ein Besuch einer Kindertageseinrichtung oder Tagespflegestelle kann jedoch dazu beitragen, die Kinder und deren Familien in dieser besonderen Lebenssituation zu stabilisieren und die gesell- schaftliche Integration zu erleichtern. Neuzugewanderte Kinder lernen durch das Miteinander mit anderen Kindern schnell die deutsche Sprache und knüpfen Kontakte.1 Die primäre Zielgruppe im Bundesprogramm sind daher Familien mit Fluchterfahrungen, Migrationshintergrund, in ökonomischen Risikolagen und/oder stark belasteten Lebenslagen wie Sozial- und Wohnverhältnissen, die bislang noch keinen Kontakt zu Kindertages- einrichtungen/Kindertagespflege oder zur frühkindlichen Bildung hatten und denen das frühkindliche Bildungssystem noch fremd ist. Zur sekundären Zielgruppe zählen hingegen Familien, die sich mit dem System frühkindlicher Bildung auseinandersetzen, jedoch aufgrund des Mangels an Kita-Plätzen in der Stadt Bünde keinen Betreuungsplatz erhalten. Durch die vom Katasteramt ausgefertigte Karte hat die Stadt Bünde eine Anzahl der Kinder im nicht-schulpflichtigen Alter erhalten, die bislang noch keinen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen. Weiterhin ist es durch Aushändigung der Karte möglich, zielgruppenorientierte Angebote in den entsprechenden Familienzentren zu implementieren (s. Anlage, Ziffer 9.2). 1 vgl. https://www.erzieherin.de/bundesprogramm-kita-einstieg-bruecken-bauen-in-fruehe-bildung.html Oktober 2018 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 12
Zudem ergibt sich aus der hier aufgeführten Bedarfsanalyse (Stand: 05/2018) eine Übersicht der verschiedenen Nationalitäten für das Bundesprogramm ,,Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“: 01.10.2012 bis 01.10.2013 bis 01.10.2014 bis 30.09.2013 30.09.2014 30.09.2015 Nationalität Gesamt Einschulung Einschulung Einschulung 2019 2020 2021 deutsch 20 31 56 107 EU: belgisch 0 0 1 1 griechisch 0 1 1 2 britisch 0 1 1 2 italienisch 1 0 3 4 kroatisch 1 0 0 1 litauisch 0 0 1 1 polnisch 0 2 4 6 rumänisch 2 0 1 5 Nicht EU: brasilianisch 0 1 0 1 kosovarisch 0 0 1 1 moldauisch 0 0 1 1 russisch 2 1 2 5 serbisch 0 1 1 2 türkisch 1 6 8 15 ukrainisch 0 0 1 1 Flüchtlinge: eritreisch 0 0 2 2 irakisch 0 2 1 3 libanesisch 0 0 1 1 somalisch 0 0 1 1 syrisch 1 0 1 2 davon 5 10 17 32 Doppelstaatler Ungeklärt 0 2 5 7 Gesamt 23 37 74 134 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 13
5.2 Bestehende Angebote Die Eltern-Kind- Angebote sind in das bestehende Netzwerk der Stadt Bünde eingebunden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie niedrigschwellig, ressourcenorientiert, kultursensibel und von der Angebotsseite verlässlich sind. Mit dem Ziel, eine Brücke in das Regelangebot der Kindertageseinrichtungen zu bauen, ist die Angebotsvielfalt für die Zielgruppe in der Regel zeitlich begrenzt und in mehreren Stadtteilen zu finden. Die Angebote werden kontinuierlich weiterentwickelt. Darüber hinaus geht die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte vor Ort mit der Vernetzung unterschiedlichster Akteurinnen und Akteure einher2. Zu den Akteurinnen und Akteuren zählen unter anderem: - Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen - Familienzentren - Träger von Kindertageseinrichtungen - Jobcenter und Agenturen für Arbeit - Stadtteilbüros/Welcome-Center - Träger von Integrationskursen - Fortbildungseinrichtungen und Qualifizierungsträger - Lokale Bündnisse für Familien Im weiteren Verlauf wird der aktuelle IST-Stand der bestehenden Angebote beschrieben. Die pädagogischen Fachkräfte haben bedarfsorientierte Angebote für Familien der primären und sekundären Zielgruppe in den entsprechenden Anker-Kitas erarbeitet. Aus dem Projekt heraus sind folgende Angebote der fünf Träger entstanden: Wochentag/Zeit Träger/Kita Angebot Zielgruppe Montag niedrigschwellige primäre und 09:00 Uhr – WuB Kinderparadies Angebote für sekundäre 10:30 Uhr Familien Zielgruppe Dienstag niedrigschwellige Ev. Kleinkinderschule/ primäre 14:00 Uhr – Angebote für Kindergarten am Markt Zielgruppe 16:00 Uhr Familien Dienstag Ev.Kita/Familienzentrum niedrigschwellige sekundäre 15:00 Uhr – Arche/Regenbogen Angebote für Kinder Zielgruppe 16:30 Uhr Mittwoch Krabbelgruppe für sekundäre 10:30 Uhr – WuB Kinderparadies Kinder ab 8 Monate Zielgruppe 12:00 Uhr 2 vgl.: https://kita-einstieg.fruehe-chancen.de/programm/ueber-das-programm/ 13.11.2018 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 14
Mittwoch Ev.Kita/Familienzentrum niedrigschwellige sekundäre 15:00 Uhr – Ellersiekstraße Angebote für Kinder Zielgruppe 16:30 Uhr AWO Kita Südlengern und Mittwoch niedrigschwellige primäre und DRK Familienzentrum 15:00 Uhr – Angebote für sekundäre Kieselstein 16:00 Uhr Familien Zielgruppe Donnerstag niedrigschwellige Ev. Kleinkinderschule/ primäre 14:00 Uhr – Angebote für Kindergarten am Markt Zielgruppe 16:00 Uhr Familien Ev.Kita/Familienzentrum Freitag niedrigschwellige Lortzingstraße und DRK primäre 09:30 Uhr – Angebote für Familienzentrum Zielgruppe 11:00 Uhr Familien Kieselstein Freitag niedrigschwellige Ev.Kita/Familienzentrum primäre 15:00 Uhr – Angebote für Dustholz Zielgruppe 16:30 Uhr Familien (vgl. Flyer Bundesprogramm ,,Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ der Stadt Bünde; s. Anlage, Ziffer 9.3)3 Nachkommend werden die Angebote und Einrichtungen aufgeführt, welche in der Stadt Bünde fest initiiert sind: Stadtteilbüros In den zwei Bünder Stadtteilbüros werden die ankommenden Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe der Unterkünfte begrüßt und betreut. Darüber hinaus hat die Stadt Bünde dort Räume für Integrationsangebote und Begegnungen eingerichtet. Hauptamtliche sowie auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer können die Räumlichkeiten für ihre Flüchtlingsarbeit nutzen. Spielgruppen und Eltern-Kind-Gruppen für Eltern und Kinder mit Fluchterfahrungen, die die Stadt Bünde in Kooperation mit dem DRK Kreisverband Herford-Land e.V. und dem Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Bünde e.V. anbietet. Der Verein International Bünde e.V. unterhält seit 2014 ein Café International als Treffpunkt und Begegnungsstätte für Flüchtlinge und einheimische Bürgerinnen und Bürger. Geöffnet ist das Café einmal pro Woche am Donnerstagnachmittag. Atlantis, Kinder- und Jugendzentrum Spielmobil; das Spielmobil fährt in den Monaten Juni bis September jeweils wochentags in der Zeit von 16.00 bis 18.00 Uhr verschiedene Spielplätze der Stadt Bünde an. Waldschlösschen der Ev. Jugendhilfe Schweicheln 3 Aufgrund der sich immer wieder neu ergebenen Bedarfe wird der Flyer regelmäßig überarbeitet. Dies bedeutet, dass sich die Angebote und auch die Angebotszeiten verändern können. Die aktuellen Angebotszeiten können im Internet auf der Homepage https://www.buende.de/Kita-Einstieg nachgelesen werden. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 15
Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Bünde e.V. Bündnis der Tagesmütter Spielgruppen in der Stadt Bünde4: Name der Gruppe Träger Pandas (Alter von 2-4 Jahren) Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Bünde e.V. Sport im Hort (Alter von 2-3 Jahren) Bünder Turnverein Westfalia v. 1862 e.V. Sternenkinder (Alter von 2-3 Jahren) Verein ,,Sternenkinder“ Weitere Angebote können eingesehen werden unter https://www.buende.de/ und https://www.fruehehilfen-online.nrw.de/kreis-herford.suche 4 Vgl. Grund- und Strukturdaten der Jugendhilfe in der Stadt Bünde 2017 Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 16
5.3 Zugangshindernisse und Bedarfe Zugangshindernisse Im weiteren Verlauf werden die Zugangshürden erläutert, die der primären und sekundären Zielgruppe den Einstieg in eine Kindertageseinrichtung erschweren: - Viele Familien mit Fluchterfahrungen haben einen unsicheren Aufenthaltsstatus unterschiedlicher Art, was bedeutet, dass ihr Leben in Deutschland nicht gesichert ist. - Auch scheinen sprachliche und kulturelle Besonderheiten Barrieren darzustellen, die sich auf die Kommunikation und Interaktion an der Teilhabe unserer Gesellschaft und der des frühkindlichen Bildungssystems auswirken können. - Traumatisierungen; Familien, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, können bis zu ihrer Ankunft einen sehr leidvollen Weg gegangen sein. Die erlebten Situationen können bei den Familien enorme Gefühle der Angst, Wut und Trauer hervorrufen.5 - Geringe kulturelle, soziale und ökonomische Ressourcen im Elternhaus können als zusätzlicher Faktor für die unzureichende Teilhabe an der frühkindlichen Bildung und in Kindertageseinrichtungen genannt werden. - Menschen in einer ungünstigen sozialen Lage nehmen Angebote der frühkindlichen Bildung teilweise unzureichend in Anspruch. Sie sehen sich Barrieren gegenüber, unabhängig davon, ob sie einen Migrationshintergrund haben oder nicht. Dazu zählen eine geringere Ausstattung finanzieller Ressourcen, z. B. für die Zahlung von Eigenanteilen, aber auch mangelnde Bildungsressourcen, z. B. geringere Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem. - Auch kulturelle und familiäre Traditionen scheinen die Entscheidung für den Besuch einer Kindertageseinrichtung zu beeinflussen. Denn häufig sind dieses auch Familien mit anderen Glaubensansätzen, die für die Betreuung ihrer Kinder eigenständig zu Hause aufkommen wollen und die Betreuung in einer Kindertageseinrichtung nicht wahrnehmen möchten. - Ferner scheinen die nicht ausreichend zur Verfügung stehenden Kita-Plätze für Familien der sekundären Zielgruppe eine bedeutende Rolle zu spielen. ,,Eine Untersuchung des Sachverständigenrates Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), die in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland entstanden ist, stellt große Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Zuwanderergeneration fest: Während die erste Generation ein- und zweijährige Kinder überwiegend zuhause betreut, entscheidet sich die zweite Generation fast genauso häufig für eine Betreuung in der Krippe wie Eltern ohne Migrationshintergrund. Fast die Hälfte (48,6 %) der Familien der zweiten Generation und der binationalen Familien nutzt einen Krippenplatz für ihre Kleinkinder, wenn ein Elternteil Abitur hat. Bei den Familien ohne Migrationshintergrund sind es 51,3 Prozent. “Ob sich Eltern mit Migrationshintergrund für eine Kindertagesbetreuung entscheiden, hängt maßgeblich von ihrem Bildungsstatus ab”, sagte Dr. Jan Schneider, Leiter des Forschungsbereichs beim SVR. “Damit zeigt sich bei der Kindertagesbetreuung das gleiche Muster wie im Schulbereich: Die Bildung der Eltern wirkt sich massiv auf die Startchancen von Kindern aus.”6 5 Vgl. Willkommen in unserer Kita Spiele und Methoden für eine gelungene Integration 6 (vgl. https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=395&catid=137&showall=&start=1 13.11.2018) Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 17
Bedarfe Für die fortlaufende Erhebung von Bedarfen der Zielgruppe ist es wichtig, mit den Familien in Kontakt zu kommen, um die bereits vorhandenen Ressourcen in bestehende Netzwerke oder neue Netzwerke aufzubauen. Für die weitere Umsetzung des Bundesprogramms ,,Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ in der Stadt Bünde wird vorgesehen, dass die pädagogischen Fachkräfte einen Fragebogen für die Familien erstellen, um mit diesem gezielt die Wünsche und Bedarfe der Familien zu ermitteln. Zudem soll ein Fragenkatalog erstellt werden, der eruiert, aus welchem Grund Familien das frühkindliche Bildungssystem der Kindertageseinrichtungen nicht nutzen möchten. Der Fragebogen wird im Anschluss evaluiert und kann mögliche Anregungen für eine weitere Umsetzung von niedrigschwelligen Angeboten für die Zielgruppe aufzeigen. Ein weiterer Bedarf liegt derzeit in der aufsuchenden Arbeit vor Ort: Familien aus Flüchtlingsunterkünften, zu denen bereits erste Kontakte geknüpft werden konnten, werden zum Teil persönlich von den pädagogischen Fachkräften abgeholt und zu den einzelnen Angeboten in eine Kita/ein Familienzentrum begleitet. In Zukunft wird angestrebt, den Erstkontakt zwischen Personen der primären Zielgruppe und den pädagogischen Fachkräften bei den Familien zu Hause herzustellen. Zu diesem Zweck werden die Familien der primären Zielgruppe angeschrieben; ihnen wird ein Hausbesuch der pädagogischen Fachkräfte angeboten. Im Rahmen des Hausbesuches werden das Bundesprogramm und die verschiedenen Angebote in den Familienzentren vorgestellt. So ist es möglich, eine erste Vertrauensbasis zu schaffen, um die Familien dann gegebenenfalls in eine der naheliegenden Kindertageseinrichtungen einzuladen und dorthin zu begleiten. Durch die derzeit bestehenden Angebote hat sich herausgestellt, dass die Familien auch gerne Unterstützung und Begleitung zu verschiedenen Einrichtungen - wie etwa das Jobcenter - annehmen würden. Dies ist ein weiterer Aspekt, der in die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte miteinfließen könnte, um eine lebensweltorientierte Beratung und Unterstützung zu gewährleisten. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 18
________________________________________________ 6. Leitziele - Die vorliegende Konzeption soll dazu dienen, die oben genannten Zielgruppen an alle im Sozialraum bereits bestehenden Angebote der frühkindlichen Bildung heranzuführen. - Es sollen darüber hinaus Möglichkeiten entwickelt werden, Bedarfe und Interessen der Zielgruppen zu erfassen und inhaltlich in bestehende oder neu zu schaffende Angebote umzusetzen. - Bereits im Sozialraum bestehende Netzwerke zur frühkindlichen Bildung sollen intensiviert und erweitert werden. - Es sollen Instrumente entwickelt werden, die eine dauerhafte Vernetzung sowie die Anpassung aller Angebote an sich verändernde Bedarfe gewährleisten. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 19
________________________________________________ 7. Umsetzung 7.1 Personal Jeder Träger von Familienzentren in der Stadt Bünde beschäftigt eine Fachkraft mit unterschiedlichen Stundenanteilen. Eine Besonderheit in der Stadt Bünde ist, dass alle Fachkräfte eine pädagogische Qualifikation besitzen. Die Fachkräfte vernetzen sich untereinander und arbeiten ressourcenorientiert. Im wöchentlichen Alltag stehen der Fachkraft ausreichend Ressourcen für Selbstreflexion und Evaluation in Teamsitzungen zur Verfügung. Die Fachkräfte nehmen ggf. an den in den jeweiligen Anker-Kitas stattfindenden Dienstbesprechungen teil. Außerdem finden Dienstbesprechungen auf der Ebene der Fachkräfte und der Netzwerkkoordinatorin statt. Die Fachkraft hat die Möglichkeit, an den unterschiedlichen Qualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen und sich im Hinblick auf Vielfalt und kultursensible Entwicklungsprozesse individuell weiterzubilden. Die Aufgaben der Fachkraft setzen sich aus sehr unterschiedlichen Aufgabenfeldern und Tätigkeitsbereichen zusammen: - bedürfnisorientiertes Umsetzen der wöchentlichen Angebote, je nach Klientel ist dies individuell zu gestalten (Durchführung der Angebote mit den Familien) - ständige Überarbeitung (Anpassung) und Weiterentwicklung der aktuellen wöchentlichen Angebote - Zusammenarbeit mit dem Team der jeweiligen Anker-Kita und die Bereitschaft zur trägerübergreifenden Arbeit - Ansprache und Aktivierung der Zielgruppe (Information, Beratung, Begleitung, aufsuchende Arbeit) - Zusammenarbeit und Unterstützung der Koordinierungs- und Netzwerkstelle - Präsentation der aktuellen Arbeit, Darstellung in verschiedenen Gremien der Stadt Bünde - transparentes Arbeiten - Berichtspflicht: Angebotssteckbriefe / Berichte online erstellen - administrative Aufgaben, Flyer erstellen etc. - als Netzwerkpartner im Sozialraum tätig zu sein Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 20
7.2 Angebote Die Angebote beinhalten folgende Handlungsziele: - die Bildungseinrichtungen kennenzulernen, sich mit ihr vertraut zu machen und den Familien niederschwellige Angebote anzubieten - den Weg in die Kita durch wohnraumnahe Angebote erleichtern, so dass diese für jeden leicht zu erreichen ist - Integration und Partizipation; von jedem, der Interesse an Bildung hat (findet sich auch unter Ziffer 2 „Leitidee/Bild vom Kind“ wieder) - Menschen mit besonderen Zugangshürden sollen gewonnen, Hemmschwellen abgebaut werden für Menschen, die sich scheuen in die Kita zu kommen - Chancengleichheit für Kinder, deren Eltern sich noch nicht für die Kita entschieden haben - durch die Angebote Kontakte zur primären und sekundären Zielgruppe erstellen Dies sieht in der praktischen Umsetzung wie folgt aus: Mehrmals in der Woche finden bedarfsorientierte und niederschwellige Angebote für die Familien in den Anker-Kitas statt. Diese sind im ganzen Stadtgebiet von Bünde angesiedelt. Es gibt praktische Angebote in den Bereichen Musik, Bewegung, Kreativität, Wahrnehmung und Sprache. Während der Angebote lernen die Kinder und Eltern die Tagesabläufe, Regeln und Strukturen in den Kitas kennen. So soll eine vertraute Ebene entstehen, die den Familien den Weg in die Bildungseinrichtung erleichtert. Die Angebote können auch die Schwerpunkte Beratung, Unterstützung und Begegnung umfassen, z.B. in Form einer Elternberatung (ggf. in „leichter Sprache“). Ein gemeinsames Ziel der Träger mit Vernetzung aller Fachkräfte liegt darin, öffentliche Angebote zu planen und zu gestalten. Ideen dazu sind z.B. Kinder- und Familienfeste, Stadtrallys, Waldtage, interkulturelles Frühstück in einer Kita o.ä. Diese Angebote sollen dann an einem zentralen Ort stattfinden, so dass möglichst viele Familien einen Zugang zu ihnen finden können. Des Weiteren gibt es ein Angebot in Form von „aufsuchender Arbeit“. Die Fachkräfte planen Angebote wie „Kita im Rucksack“ oder den Besuch von Spielplätzen, um den Familien auf diese Weise das Projekt vorzustellen und einen leichten, unkomplizierten Zugang zu schaffen. Eine zusätzliche Idee ist die Begleitung der Familien mit Flucht- oder Migrationshintergrund bei Sprachkursen. Hier können die Eltern den Kurs besuchen und die Kinder nehmen in dieser Zeit an einem Angebot mit einer der Fachkräfte teil. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 21
7.3 Vernetzung Die Vernetzung beinhaltet folgende Handlungsziele: - nachhaltige Vernetzung von allen Trägern der Stadt Bünde - Ressourcen sollen ergänzt werden - aus Zusammenarbeit soll kollektive Synergie entstehen Die Projektgruppe gibt den Familien die Möglichkeit, sich in ihrem Sozialraum mit Hilfe unterschiedlicher Stellen zu vernetzen. Durch die Teilnahme am Projekt ist eine Kooperation mit einer Kindertagesstätte, den Familienzentren, Schule und Jugendhilfe, Welcome Center sowie der Stadt Bünde möglich. Die einzelnen Anker-Kitas kooperieren individuell mit VHS, Sportvereinen, Sprachkursen usw. Zwischen den zusätzlichen Fachkräften und der Netzwerkkoordinatorin ist eine enge Zusammenarbeit entstanden. Diese besteht darin, dass sich die zusätzlichen pädagogischen Fachkräfte bei den wöchentlichen Angeboten trägerübergreifend unterstützen und öffentliche Veranstaltungen planen und gemeinsam durchführen. Es findet ein regelmäßiger Austausch untereinander und mit dem Jugendamt Bünde (Netzwerkkoordinatorin) in wöchentlichen oder monatlichen Dienstbesprechungen statt. Des Weiteren gibt es eine Steuerungsgruppe, die die Fachkräfte, Trägervertreter, Kindertagespflege, Stadt Bünde, Flüchtlingssozialarbeiter und öffentliche Stellen der Stadt vernetzt. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 22
________________________________________________ 8. Zusammenfassung 8.1 Fazit Alle Kooperationspartner begrüßen, dass es der Stadt Bünde erfolgreich gelungen ist, sich für das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ zu bewerben. Die Ziele und Leitideen werden von allen Beteiligten als wichtige Bausteine für Integration, Chancengleichheit und Bildung betrachtet. Die Etablierung des Projektes in Bünde erforderte einen hohen Aufwand: Klärung Versicherungsschutz Alle Beteiligten gingen davon aus, dass Teilnehmer der durchzuführenden Angebote des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“ den Versicherungsschutz der Landesunfallkasse genießen. Da dies leider nicht zutrifft (nicht einmal für andere Maßnahmen der Familienzentren), mussten sich die Träger der Familienzentren um einen zusätzlichen Versicherungsschutz kümmern. Hier empfiehlt es sich für die Träger Gruppenversicherungen abzuschließen, die aus Projektmitteln finanziert werden. Fehlende Abstimmung mit dem Landesjugendamt Unverständlich erschien, dass das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ nicht im Detail mit dem Landesjugendamt abgestimmt ist. Einige Unsicherheit brachte, dass sogar die Betriebserlaubnis der Einrichtungen in Frage gestellt wurde; diese bezieht sich schließlich auf die Anzahl der angemeldeten Kinder. Die diesbezügliche Klärung und stetige Absprachen mit dem Landesjugendamt kosteten Zeit. Trägerübergreifende Zusammenarbeit Die, zum Vorteil für die Zielgruppe, trägerübergreifende Vernetzung kam nur schleppend voran. Vorbehalte dazu mussten abgebaut werden. Eine enge, kooperative Zusammenarbeit ist „Neuland“ in Bünde und muss sich erst etablieren. Dies sehen die Projektbeteiligten allerdings als Chance für Bünde. Zunächst scheiterte trägerübergreifendes Arbeiten an Fragen wie „Weisungsbefugnis“. Eine Aufarbeitung in der Steuerungsgruppe brachte Klärung; alle Träger zeigen sich nun mit enger Zusammenarbeit und Vernetzung einverstanden. Die Fachkräfte können jetzt gemeinsame Aktivitäten planen und durchführen, Kooperationen eingehen und ressourcenorientiert arbeiten. Klärung der Zuständigkeiten Zuständigkeitsfragen zwischen der Steuerungsgruppe und den Fachkräften waren lange nicht abschließend geklärt. So wurde eine Planung der Fachkräfte (gemeinsames Fest) bei einem Treffen mit der Steuerungsgruppe gekippt. Hintergrund hierfür war die Sorge, eine Einrichtung könne sich besonders herausstellen (Ort der Veranstaltung). Inzwischen ist geklärt, dass das operative Geschäft den Fachkräften obliegt. Einsatz der zusätzlichen Fachkräfte Leider ist es einem Träger von Familienzentren erst spät gelungen, eine Fachkraft für das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ einzustellen. Diesem Träger war die pädagogische Fachkraftstelle mit 33,2 Std. zugesprochen worden; die anderen vier Träger erhielten jeweils 11,2 Std. für die zusätzlichen Kräfte. Als die pädagogische Fachkraft dieses Trägers beginnen konnte, hatten sich die anderen Kräfte schon als Team gefunden und Ideen entwickelt. Dieser Fachkraft ist es jedoch schnell gelungen, zum Team zu finden. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 23
Anfangsschwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den zusätzlichen Kräften und den Anker-Kitas konnten weitgehend ausgeräumt werden. Reibungspunkte waren z.B. Räumlich- keiten und die Betreuung der Projektteilnehmer während Ausfallzeiten der zusätzlichen Fachkräfte. Akquise der Familien aus der Zielgruppe/Datenschutz Bisher konnten noch nicht im erwarteten Maße Familien akquiriert werden – die Warteliste der Kitas diente bislang als einzige Datenquelle. Die dort erfassten Familien gehören im Sinne des Projektes der sekundären Zielgruppe an, da sie sich bereits um einen Kindertagesstättenplatz bemüht haben. Darüber hinaus verhindern Datenschutz- bestimmungen den Zugriff auf offizielle Meldedateien. Angebotsstruktur Hier musste viel ausprobiert und den Möglichkeiten der jeweiligen Familienzentren angepasst werden. Offene, unverbindliche Angebote, für Kinder unterschiedlichen Alters, scheinen Familien der Zielgruppe gut entgegen zu kommen. Verwaltungsaufwand Alle beteiligten Kooperationspartner sehen hohe bürokratische Hürden und einen immensen Verwaltungsaufwand! Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 24
8.2 Visionen Die Kooperationspartner wünschen sich eine dauerhafte, finanzielle Sicherung des Projektes. Wie diese ausgestaltet werden kann, hängt maßgeblich davon ab, ob das Bundesprogramm „Kita- Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ womöglich über das Projektende hinaus fortgeführt wird. Darüber hinaus werden die Stadt Bünde und die Träger der Familienzentren ins Gespräch kommen müssen, wie die Nachhaltigkeit des Projektes gesichert werden kann. Ergebnisse dieser Ideen und Überlegungen werden in die weitere Konzeptarbeit einfließen. - Schaffung von Strukturen, die Leitideen und Ziele des Bundesprojektes nachhaltig etablieren. - Trägerübergreifende Zusammenarbeit zum Wohle der Zielgruppe etablieren. - Die zusätzlichen Fachkräfte bilden sich stetig weiter und fungieren als Multi- plikatoren/Multiplikatorinnen in der Kita-Landschaft - Die Problemlage der Menschen aus der Zielgruppe findet verbreitet Verständnis. - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichsten öffentlichen Einrichtungen agieren kultursensibel. - Strategien zur Akquise von Familien aus der Zielgruppe werden stetig den Bedingungen angepasst und optimiert. - Der Zugang zu Familien wird durch Dolmetscher/Sprachmittler gefördert - Texte werden übersetzt und in leichter Sprache verfasst. - Angebote der zusätzlichen Fachkräfte orientieren sich am tatsächlichen Bedarf der Familien. - Gezielte Planung zur Gestaltung von Integrationsaufgaben bietet gute Teilhabe von Familien aus der Zielgruppe. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 25
8.3 Schlusswort Aller Anfang ist schwer! Viele Hürden und Stolpersteine konnten inzwischen beseitigt werden. Die Zusammenarbeit im Team der Fachkräfte hat sich konsolidiert. Die Netzwerkkoordinatorin versteht es, eng mit den Trägern der Kindertages- einrichtungen, den zusätzlichen Fachkräften, dem Jugendamt und der Verwaltung der Stadt Bünde zusammenzuarbeiten. Sie hält Kontakt zur Servicestelle „Kita-Einstieg“ und sorgt für die Abwicklung der Verwaltungsaufgaben. Die trägerübergreifende Vernetzung ist einen guten Schritt vorangekommen; die gemeinsame Erstellung einer Konzeption ist gelungen. Als Kritikpunkte bleiben die hohe Bürokratisierung und der Verwaltungsaufwand. Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 26
________________________________________________ 9. Anlagen 9.1 Kooperationsvereinbarung Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 27
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9.2 Karten Katasteramt Kreis Herford Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 30
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9.3 Flyer Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 33
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________________________________________________ Impressum Herausgeber: Stadt Bünde Stand: November 2018 Mitwirkende: Konzeption „Kita-Einstieg“ Seite 37
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